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Fell, Pelz und Kürschnerei

Siegfried und Kriemhild in Pelzumhang mit Hermelin1

Skriptum zum öffentlichen Vortrag des Tucson Chronicle


im Rahmen der Vortragsreihe

Die zweite Haut

Teil 2/2

Gehalten von AWRCATS Writer am 09.11.2016 (1867 in der RP-Zeitrechnung)


auf der SecondLife-WildWest-Sim AZ Arizona im Theater der Stadt Tucson
Inhalt TCV 15 – Die zweite Haut
Einleitung zum Vortrag „Die zweite Haut“............................................................................................. 1
Berufsbilder ............................................................................................................................................. 1
Jäger und Fallensteller ......................................................................................................................... 1
Kürschner vs. Gerber........................................................................................................................... 2
Zurichter und Gerber ........................................................................................................................... 2
Kürschner ............................................................................................................................................ 2
Saisonale Tätigkeiten .......................................................................................................................... 3
Felle und Kürschnerei ............................................................................................................................. 3
Pelz oder Fell ....................................................................................................................................... 3
Geschichte des Pelzes.......................................................................................................................... 4
Pelztiere ............................................................................................................................................... 5
Feh ................................................................................................................................................... 6
Nerz ................................................................................................................................................. 6
Zobel................................................................................................................................................ 6
Nutria ............................................................................................................................................... 7
Nordamerikanischer Waschbär, Schupp, Racoon ........................................................................... 7
Marderhund ..................................................................................................................................... 8
Biber ................................................................................................................................................ 8
Fuchs ............................................................................................................................................... 9
Hermelin .......................................................................................................................................... 9
Zupfen ................................................................................................................................................. 9
Färben und künstliche Bearbeitung ..................................................................................................... 9
Schönen ........................................................................................................................................... 9
Nachdunkeln.................................................................................................................................. 10
Drucken ......................................................................................................................................... 10
Musterungen .................................................................................................................................. 10
Aufteilung und Nähen von Pelzen..................................................................................................... 10
Werkzeuge des Kürschners ........................................................................................................... 10
Ausgewählte Begrifflichkeiten der Kürschnerei ........................................................................... 11
Pelz als Standessymbol ......................................................................................................................... 11
Pelzhandel ......................................................................................................................................... 12
Biberpelz ........................................................................................................................................... 12
Pelz als Flohfalle? ............................................................................................................................. 12
Fazit ....................................................................................................................................................... 13
Kahlauer oder Kalauer? ..................................................................................................................... 13
Die zweite Haut – Fell, Pelz und Kürschnerei
Einleitung zum Vortrag „Die zweite Haut“
So langsam dürften die meisten Gäste eingetroffen sein. Ich heiße Sie heute recht herzlich
Willkommen zu einem der Vorträge des Tucson Chronicle, Nummer 15 nach aktueller Zählung. Ein
paar der letzten Vorträge haben das Thema Fell schon angeschnitten. Heute präsentiere ich Ihnen den
zweiten Teil des Vortrages ‚Die zweite Haut‘ mit dem Kernthema der Pelze und dem damit
verbundenen Gewerbe, der Kürschnerei. Gerne begrüße ich hier und heute in Tucson, AZ Arizona
wieder neue Besucher aber auch alte Bekannte. Mein Dank geht wiederum an die Stadt Tucson, dass
wir hier im Theater zusammentreffen dürfen. Vielleicht führe ich Sie aber auch noch aus auf eine
‚wilde Jagd‘.2 Widmen wir uns heute erneut einem Teil der archaischen Geschichte der menschlichen
Kultur wie ich anfangs schon zum ersten Teil erwähnte, mit der Annahme, dass Felle und haltbar
gemachte Häute zu den ersten Errungenschaften der prähistorischen Menschen gehören dürften.
Sofern Voice funktioniert, stellen Sie die Lauscher auf, ansonsten gibt es natürlich den Vortrag auch
später zum Nachlesen. Wie zu den letzten Vorträgen habe ich einige Bilder und Materialien
gesammelt, welche Sie sich in einer Galerie zum Teil parallel zu Vortrag anschauen können und
sollten. Andere Quellen sind eher für eine nachträgliche Information außerhalb des Vortrags geeignet.
Gerne gebe ich Ihnen hier einen Zugang, wo Sie diese Galerie finden und verweise im Laufe des
Vortrags auf das eine oder andere Bild oder Schema. Sie finden dann im Vortragstext, dem Skriptum,
die Bezeichnung des Bildes in <<spitzen Klammern>> benannt. Wer mag, kann nun ein weiteres
Fenster aufmachen und unter https://sites.google.com/site/catsmorgue/Home/tc-vortrag die Galerie
schon mal öffnen. Der Link wird Ihnen aber auch benannt, wenn Sie das Bild meiner Installation links
an der Wand berühren oder hinter dem TC-Gebäude auf halber Treppe hinter die Klappe lugen.
Stellen wir uns heute erneut zur Einstimmung den ‚prähistorischen Menschen‘ vor. Bilder von
Menschen mit Stöcken und Steinen vor Augen hatten - und Menschen, die sich um ein schützendes
und wärmendes Feuer kauern, auf und mit Fellen in einer Höhle oder mit Fell behangen der Witterung
trotzen und Tiere ob deren Fleisch und Fell jagen. Inwiefern der Mensch ein ‚nacktes Tier‘ sei hatte
ich schon erörtert. Beim Menschen ist nennenswerter Haarwuchs im Wesentlichen auf den Kopf und
die Stellen beschränkt, wo die Gliedmaßen am Rumpf anschließen. Im Vergleich hierzu weisen viele
Tiere ein nahezu durchgehendes Fell auf. Und mancher dieser Felle macht sich der Mensch zu Nutze.
Der heutige Vortrag thematisiert diese Pelzlieferanten, die Menschen, die damit umgehen und die
Produkte, welche hieraus entstehen. Grundlegende Kenntnisse zum Thema Gerben und
Lederherstellung setze ich voraus. Sie können derlei Kenntnisse auch nachlesen - im Archiv finden Sie
hierzu das Skriptum zum Vortrag Nr. 14. Wir konzentrieren uns heute aber auf die fellerhaltenden
Prozesse und das dazugehörige Gewerbe: die Kürschnerei, welche sich prinzipiell aus und parallel zu
der Gerberei, also der Lederherstellung, entwickelt hat. Natürlich können Sie auch zum 15. TC-
Vortrag aus dem Archiv ein Skriptum entnehmen, welches ich Ihnen zum Erinnern auch anrate.

Berufsbilder
Jäger und Fallensteller
Der vom Jäger oder Fallensteller frisch erbeutete Balg wird zumindest in wärmeren Gefilden über
mehrere Tage in Salz eingelegt. In den kalten Regionen ist der Frost oftmals der Ersatz zum Salz. Der
Jäger muss seine Beute nur von anderen hungrigen Räubern, vor allem Bären, schützen.
Zuerst wird die Haut nur auf der Aasseite geschabt. Die Behandlung bedarf entsprechender Sorgfalt,
damit die Haare auf der Narbenseite erhalten bleiben. Die Aasseite wird dann mit Salz vollständig
eingerieben. Das Salz entzieht der Haut Feuchtigkeit und ermöglicht eine längere Lagerung des rohen
Felles. Die sich auf der Haut bildende Salzlake muss ablaufen können. Nach Möglichkeit wird das Fell
zum Trocknen zusätzlich gespannt. So lassen sich die trockenen Felle dann leichter stapeln.

TVC 15 – Die zweite Haut ~1~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Anweisung eines Anbieters für Gerberei und Rohfellverarbeitung: Beim Salzen, die Felle satt mit
Koch-, Streu- oder Viehsalz versetzen und ausgebreitet mindestens zwei Tage liegen lassen. Danach
eventuell nachsalzen und die Felle zusammenlegen, möglichst Fleischseite gegen Fleischseite. Bitte
beim Schlachten, Abziehen, Abschwarten oder Abbalgen darauf achten, dass keine Fleischreste an der
Haut vorhanden sind, da das Salz sonst nicht richtig eindringt und es zu Kahlstellen kommen kann.
Eine Faustregel besagt, dass man die Hälfte des Fellgewichts an Salz benötigt!3

Kürschner vs. Gerber


Die Spezialisierung in Pelzgewerbe ist alt. Jäger, Stückwerker und Tafelmeister haben seit der Neuzeit
ihre eigenen Aufgaben. Dass der Pelztier-Jäger seine Jagdbeute allenfalls in Salz einlegt und vielleicht
noch roh schabt und vor dem Transport spannt, ist wohl verständlich. Hiernach muss aber noch das
Gerben der Haut erfolgen. Der Kürschner ‚gerbt‘ jedoch seit langem nicht mehr. Das Zurichten hat um
1850 zu einer Trennung zwischen Zurichtung und eigentlicher Kürschnerei geführt.

Zurichter und Gerber


Rohfelle werden zu dauerhaften Pelzfellen ‚zugerichtet‘. Ziel des Zurichtens ist wie beim Gerben, ein
dauerhaftes Leder zu erhalten. Hierzu werden verderbliche Fette und Eiweiße mechanisch und
chemisch entfernt und die Struktur der Lederhaut stabilisiert. Die Rohfelle werden dann noch weiter
gesäubert, gestreckt, gespannt, geglättet und gefettet. Hierzu wird u. a. sauberes fließendes Wasser
zum Auswaschen benötigt.4 Als Beispiel sei hier der Vergleich zwischen Rohware <<Bild 01>> und
zugerichtete Fellen <<Bild 02>> anhand von Zobelfellen oder Silberfüchsen <<Bild 03 >>
aufgezeigt.5
Einige Werkzeuge sind beim Zurichten typisch, da hier u. a. auf den Erhalt der Haarseite geachtet
werden muss. <<Bild 04>>6 Historische Zuricht-Gerätschaften des Kürschners (1768) oder <<Bild
05>> (1782).

Kürschner
Die zugerichteten Felle werden vom Kürschner weiterverarbeitet. Die Tätigkeiten bestehen aus
Zuschneiden, Nähen und weiteren Bearbeitungen der Felle zumeist zu Kleidungsstücken oder
Modeaccessoires. Bislang ist das Nähen in der Kürschnerei reinste Handarbeit. In Entwicklung
befinden sich um 1870 Versuche, Felle maschinell zu nähen. Maschinelle Prozesse werden erst im 20.
Jhd. relevant und erweitern die Palette der verwendeten Felllieferanten wie auch die Palette der
Produkte der Kürschnerei (und der Pelzveredler)
Fellflächen werden zu ‚Tafeln‘ vernäht, welche dann besonders bei relativ kleinen Fellen in der
Herstellung der Pelzkleider eingesetzt werden. Unterschiedliche Fellpartien, aber auch
unterschiedliche Felle können so geschickt kombiniert werden. Die Bauchseite nennt man auch
‚Wamme‘. Das Fell der Wamme ist oft weicher, da dort weniger oder kaum Deckhaare, die
Grannenhaare wachsen. Das Leder ist dünner und somit prinzipiell geschmeidiger. <<Bild 06>> Das
Fell des Rückens ist hingegen oft kräftiger und dichter. <<Bild 07>>
Die Kürschner haben hierzu für jedes Fell Muster für den Zuschnitt erarbeitet, welcher die Herstellung von
Tafeln ermöglicht. <<Bild 08>> Unabhängig hiervon gibt es aber auch andere Zuschnitte, welche bestimmte
Formen und Musterungen für Pelzkleidung ermöglichen (z. B. für galonierte Pelze7 <<Bild 09>> oder
Schnittmuster für Fellboas)8 . <<Bild 10>>

Tafeln bestehen aus reinem Fell, während beim Galonieren Fellstreifen mit Streifen anderen Materials
(Leder Textilien oder auch nur Luft) kombiniert werden. Beispiele zum Galonieren folgen noch.
Um die Tafel für einen 100 cm langen Pelzmantel für eine durchschnittlich große Frau
(Konfektionsgröße 38, ca. 25.000 cm²) zu schneidern, sind je nach Tierart unterschiedlich viele Felle
erforderlich, da diese unterschiedlich groß sind und je nach Art auch unterschiedlich zugerichtet
werden.

TVC 15 – Die zweite Haut ~2~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Feh 350 cm² 80
Chinchilla 420 cm² 64
Zobel 450 cm² 58
Bisam 600 cm² 46
Kanin 700 cm² 38
Nutria 900 cm² 30
Nerz Females/Fähen 1.000 cm² 28
Nerz Males/Rüden 1.350 cm² 20
Rotfuchs 2.520 cm² 10
Luchs 3.150 cm² 9
Edelfuchs (Blaufuchs, Silberfuchs) 3.200 cm² 8

Saisonale Tätigkeiten
Das Pelzgewerbe ist oft saisonal geprägt. Die Verkäufe des Kürschners florieren besonders im Winter,
wenn wärmende Kleidung angefragt wird, in Europa vor allem zwischen Oktober und Dezember.
In den warmen Monaten bieten Kürschner daher auch an, Pelzwaren auszubessern, zu ändern und zu
pflegen (schwefeln und lüften), um diese u. a. gegen Schädlingsbefall haltbarer zu machen. Einige
Motten- und Käferarten können einen Pelz schaden. Die Haare werden dann oft an der Basis
angegriffen, was einen Pelz technisch wie auch optisch schädigt.
Auch das Zurichten (Gerben) der bevorrateten Rohware wird oft in den warmen Monaten erledigt,
während Jagd und Fallenstellerei teilweise nur in den kalten Wintermonate sinnvoll sind.

Felle und Kürschnerei


Pelz oder Fell
Pelz und Fell sind zwei Begriffe die, je nachdem wer davon spricht, synonym oder auch klar getrennt
sind. Wenn ich auch anfangs der Einfachheit halber von Fellen und Pelzen im Allgemeinen spreche:
ein Kürschner wird dem Begriff Pelz mehrere Qualitätsmerkmale zuordnen, welche ein Fell nie oder
noch nicht bietet.
Wie im Teil 1, TCV 14, schon erläutert, trägt die Haut als Produkt der Epidermis mehr oder minder
viele Haare, Federn oder Schuppen. Gemeinhin wird die behaarte Haut auf dem lebenden Tier auch als
Fell bezeichnet. Die frisch von der Jagdbeute abgezogene Haut, welche noch nicht gegerbt wurde,
bezeichnen wir genauer als Haut oder Blöße.
Verbleibt nach dem Gerben die haartragende Schicht auf dem Leder, sprechen wir von Fellen oder
Pelzen. Die Kürschnerei ist die neuzeitliche Handwerkskunst Felle, vor allem edle Felle, zu Kleidung,
dem Pelz im Sinne der Kürschnerei zu verarbeiten.
Im Winter neigen viele Tiere der kälteren Regionen dazu, ein spezielles Winterfell auszubilden. Daher
ist die Fallenstellerei und Jagd auf diese Lieferanten für die Pelzherstellung, die Pelztiere, gerade in
der Wintersaison lohnenswert.
Im Winterfell finden sich besonders viele weiche Flaumhaare, welche ein isolierendes Luftpolster
besser halten und Grundlage für ein sehr weiches Fell sind. Diese Haare sind empfindlich gegen
Feuchtigkeit und Schmutz. Sie werden daher oft von einer Schicht bedeckt, welche aus stärkeren und
längeren Haaren besteht.
Der Begriff ‚Rauchwaren‘ rührt nicht etwa davon her, dass diese Pelze geräuchert sind. Als Rauche
bezeichnet der Kürschner das dichte, nicht straff anliegende Haar, die Unterwolle, im Gegensatz zu
den starreren Grannenhaaren. Die sich hieraus ergebende Eigenschaft des weichen, wärmenden Pelzes
beschreibt er als ‚rauch‘ oder ‚Rauche‘.

TVC 15 – Die zweite Haut ~3~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Die langen, kräftigeren Grannenhaare sorgen für eine Deckschicht des Rauchs, welche bei vielen
Tieren auch durch Fette oder Öle wasserabstoßend gehalten wird, besonders bei Tieren, die am und im
Wasser leben (z. B. Robben, Seehunde, Nutria, Otter, Biber, Nerz).
Der Kürschner spricht zudem von Pelz nur ab einer Haardichte von über 400 Haaren pro cm². Felle
zeichnen sich für ihn durch 50 bis 400 Haare/cm² aus. Bei natürlich vorkommender geringerer
Behaarung spricht er nur von ‚haararmer Haut‘, ansonsten von Kahlstellen oder ‚Kahlauern‘.
Gegenüber den Bezeichnungen aus der Lederherstellung weist ein Kürschner dem naturbelassenen
Pelz weitere Fachbegriffe für die verschiedenen Bereiche auf <<Bild 11>> So die Extremitäten
komplett als Pfoten bezeichnet, außer beim Lamm (= Klauen, z. B. Persianerklauen).9

Geschichte des Pelzes


Felle wurden schon früh aus praktischen Erwägungen verarbeitet. In Sibirien fand man eine
Frauenfigur mit Pelzdarstellung aus einem Stoßzahn geschnitzt. Das Alter des Kunstwerks schätzt
man auf 12.000 Jahre. Hose, Jacke und Kapuze scheinen bei ihr aus Fell gearbeitet. Die Kleidung hat
Ähnlichkeit mit Pelztrachten, wie man sie sogar noch aus der Neuzeit kennt.
3.500 v. Chr. beschrieben die Ägypter in Aufzeichnungen ihre Lederherstellung und Fellverarbeitung.
In der Antike wurden Felle der Großkatzen von Herrschern und militärischen Würdenträger genutzt.
Hier repräsentierte der Träger die Kraft und Macht, welche symbolisch durch Aspekte der
gefährlichen Raubkatzen Ausdruck verliehen wurde. Agamemnon und Nestor trugen z. B. Löwenfelle,
Paris und Menelaos Leopardenfell10. Auf der Trajan-Säule werden römische Signiferi mit Löwenfell
dargestellt. <<Bild 12>>11
Einfachere Krieger nutzten weniger edle Pelze, z. B. Wolfspelz. Lt. Tacitus nutzten die Germanen
einen einfachen Fellüberwurf, den Reno, z. B. Schaf- oder Wolfsfelle. Komfortabler waren dann schon
geschneiderte Capes. 12 <<Bild 13>>
Felle und Pelze waren im Allgemeinen lange Zeit nur Gebrauchsgüter und selten Handelsware. Das
änderte sich im 11. Jahrhundert. Edler Pelz wurde zum Luxusgut und modischen Accessoire. Die
Entwicklung der Ständegesellschaft mag auch ihren Teil dazu beigetragen haben, sich optisch zu
differenzieren.
Hierdurch stieg der Kürschner selbst im Ansehen innerhalb der städtischen Gesellschaften. Trotz
seinem anfangs unreinen Gewerbe war er in der Stadt ratsfähig und angesehen. Der letzte Makel
wurde beseitigt, indem sich die Kürschnerei von der Gerberei abtrennte, das Zurichten als
vorgeschaltetes Gewerbe hinzukam und die Kürschnerei so nicht mehr zu den unreinen Gewerben
gehörte. Die Bankkürschner wurden zu Zurichtern (weiterhin ein unreines Gewerbe), aus den
Nadelkürschner entwickelten sich die Kürschner mit weiteren Spezialisierungen (Fabrikatehersteller,
Kürschner für fertige Pelzbekleidung Engros und Kürschner für fertige Pelzbekleidung Detail).
Das Wort Kürschner leitet man von althochdeutschen und altsächsischen Begriff aus dem 9. Jhd. für
den Pelzrock ab: ‚kursina‘.13 Die Handwerker dieser Zunft hießen daher anfangs ‚Kürsner‘ oder
‚Kursener‘. Emil Brass begründet die Etymologie 1911 über die Zunftbezeichnung Klirschner. Hierin
sei der mhd. Begriff Kliren (auswählen, sortieren) enthalten.14 ‚Pelzer‘ kümmerten sich meist um
einfache Lamm- und Ziegenfellpelze, deren Felle zur Isolation nach innen und das Leder nach außen
getragen wurden.
In einem Fenster der Kathedrale von Chartres, Frankreich, finden Sie die Darstellung eines Kürschners
mit zwei hellen Fellwammen aus der Zeit zwischen 1215-40. <<Bild 14>> Auch in Bourges gibt es
eine alte Darstellung des Kürschners. Andere Bezeichnungen dieses Berufes sind auch Buntfutterer15,
Pelzer, Wild- oder Grauwerker.

TVC 15 – Die zweite Haut ~4~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Die Rohware lieferten Jäger und Bauern, weshalb Weißgerber, Täschner, Handschuhmacher und
Pergamenter mit den Kürschnern um die Rohware konkurrierten. Kürschner und später Zurichter
errichteten ihr unreines Gewerbe wie die Gerber mir Vorliebe am Stadtrand an Fließgewässern.
Geruchs- und Lärmbelästigung (Klopfen) waren garantiert. Die Felle wurden zum Auswaschen in den
Fluss gehängt. Nun wissen Sie auch, woher der Spruch kommt: „Dem sind alle Felle
weggeschwommen!“.
In Einzelregelungen durften Kürschner einen Teil der Arbeitsschritte innerhalb der schützenden
Stadtmauern verrichten. Leipzig erlaubte dies z. B mit der Auflage, die Beize außerhalb der Stadt in
einem fließenden Gewässer zu entsorgen, damit in der Stadt ’kein groß Gestancke‘ gemacht werde.
Kürschner schlossen sich ab 1160 (Rouen) in Zünften zusammen. In ihren Zunftwappen werden oft
die typischen gekachelten Tafeln symbolisiert. <<Bilder 15-17>> Manche Zünfte fassten mehrere
Handwerke zusammen, z. B. in Braunschweig, wo Weißgerber und Handschuhmacher zusammen mit
den Kürschner eine Zunft bildeten oder in Basel, wo sich Schneider und Kürschner zusammentaten.
Die Wappen der Gerber zeigen meist die typischen zweihändig geführten Schab- oder Streicheisen.
<<Bild 18>>
Es gab aber auch weitere Spezialisierungen, wonach sich z. B. in den Seestädten und Niederländern
die ‚Zunäher‘ von den Oberländern oder Landstädter, den ‚Von-‚ oder ‚Abnähern‘ unterschieden.
Abnäher nähen von sich weg und von unten nach oben, während die Zunäher die Nadel zu sich hin
einwärts stechen und ein Kleidungsstück von oben nach unten nähen. Da konnte es sogar vorkommen
dass ein Meister über seine Zunft die Weisung bekam, einen andersnähenden Gesellen überhaupt nicht
zu beschäftigen! Frauen waren in den Werkstätten der Gerber und Kürschner (vielleicht bis auf die
Frau des Meisters) praktisch nicht existent – die Kürschnerei war trotz der Nadelkunst eine Domäne
der Männer.16
Während der Industrialisierung erfuhren auch die pelzverarbeitenden Gewerbe Neuerungen. Die
Wesentlichste war die Pelznähmaschine (1872), welche aber erst nach weiterer Perfektionierung
qualitativ ansprechende Ergebnisse lieferte. 17

Pelztiere
Seit der Bronzezeit werden Pelze für repräsentative oder modische Zwecke genutzt. Babylonier und
Phönizier handelten Pelze aus dem Norden Europas und Asiens. Rom bezog Pelze aus Gallien und
Afrika. Exotische Pelze zeigten den Reichtum und hohen Stand des Trägers an. Siegfried trägt lt. dem
Nibelungenlied eine Mütze aus Zobel, einen Pfeileköcher mit Pantherfell bezogen und ein Kleid aus
‚Ludem‘, wahrscheinlich Luchs oder Löwe18. Krimhild rüstet die Helden mit Hermelin aus und bzgl.
der Burgunder werden Zobel und Hermelin als zierendes Rauchwerk benannt. Auch in Parcival von
Wolfram von Eschenbach werden Rauchwaren benannt: Hermelin, Zobel. 19
Klassische Pelzlieferanten sind hunde- und katzenartige Landraubtiere sowie Nagetiere kalter
Regionen z. B. Wolf, Luchs, Waschbär, Kaninchen, Murmeltier, Eichhörnchen. Einige Felle zeichnen
sich aber auch durch ihre Färbung und Musterung aus, z. B. Feh und Hermelin im Winter oder etliche
Katzenarten. Felle werden daher neben der isolierenden Eigenschaften (Witterungsschutz: (Lammfell
und Persianer) auch aus anderen praktischen Gründen eingesetzt: Schaffließ beim Goldwaschen) oder
einfach wegen der modischen oder symbolischen Wirkung (Hermelin, Leopard, …).
In der Rauchwarenwirtschaft werden zeitweilig bis zu 180 Tierarten genutzt. Die meisten davon
gehören den Klassen der Raubtiere, der Nagetiere und der Huftiere an. In der Rauchwarenzurichtung
und -veredelung werden die Pelztiere nur in zwei Klassen eingeteilt: Wildware und Schafare.
Zur Wildware rechnen die Felle die vorwiegend aus der Ordnung der Raub- und Nagetiere stammen,
wie der in den meisten Zeiten mit am wertvollsten erachtete Zobelpelz und das weltweit verbreitete,
preiswerte Fellwerk Kanin.

TVC 15 – Die zweite Haut ~5~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Zur Schafware gehören die Felle aus der Ordnung der Huftiere, die alle Lammfellarten, zum Beispiel
das Persianerfell und auch alle Zickelarten mit einschließt. Kalbfelle und Fohlenfelle stammen zwar
von Huftieren, sie werden aber trotzdem in die Wildware mit eingereiht. Während die Wildware, bis
auf wenige Ausnahmen, von älteren, meist mehrjährigen Pelztieren stammt, kommt die Schafware, bis
auf die Schaffelle, in der Regel von wenige Tage bis Wochen alten Jungtieren. 20

Feh
Die ältesten in Europa gefundenen Pelzkleidungen bestehen aus Eichhörnchenpelz. Der dichte graue
Winterpelz der sibirischen Unterart des Eichhörnchens wird ‚Feh‘ genannt. Es gehört zu den ältesten
Pelzen, welche wir heute kennen. <<Bild 19>><<Bild20>>

Nerz
Als Nerzfell wird im Rauchwarenhandel heute das Fell des Nachkommen des Amerikanischen Minks
gehandelt, die Nachkommen des europäischen Nerzes sind durch die Bundesartenschutzverordnung
streng geschützt. Aus der Natur entnommene Tiere dürfen für den Handel nicht mehr eingeführt
werden. In Deutschland gehandelte Wildnerzfelle kommen in der Regel weiterhin aus Nordamerika,
obwohl der Mink, auch in Europa, insbesondere in Osteuropa, eingebürgert wurde. Schon früh wurden
Amerikanische Nerze ihres Felles wegen gejagt, das als besonders wertvoll gilt.
Erste erfolgreiche Zuchtversuche in Pelztierfarmen wurden um 1900 in den Vereinigten Staaten
begonnen. Daher wurden amerikanische Zuchtnerze auch in Europa eingeführt. In Großbritannien wo
die Nerz-Population auf Tiere zurückgeht, die in den 1950er Jahren aus Pelztierfarmen entkommen
sind, hat die Ausbreitung des Amerikanischen Nerzes eine empfindliche Wirkung auf das lokale
Ökosystem gehabt. <<Bild 21>> <<Bild 22>>
Für die Frühzeit der Menschheit ist über die Nutzung des Nerzes und seines Fells wenig bekannt. Zu
den im 14. Jahrhundert von den deutschen Kaufleuten bis hin nach Smolensk gehandelten Pelzen
gehörten auch die „Mynken“. Im Jahr 2002 wurde in Hallein (Land Salzburg) am Dürrnberg in einem
Salzbergwerk ein rund abgezogenes Nerzfell aus dem 5. Jahrhundert vor Christus (Eisenzeit)
gefunden. Für die Herkunft wurde „möglicherweise die Steppenzonen Eurasiens“ vermutet. Zumindest
seit dem Mittelalter wurde der Nerzpelz hauptsächlich für Innenfutter und Besätze verwendet. In der
Haltbarkeit (Tragfähigkeit) in Bezug auf Abriebfestigkeit und Lederstabilität wird der Nerz heute
neben guten Schaffällen als das dankbarste Fellmaterial angesehen.21
Im Spätmittelalter, insbesondere in der Renaissance tauchten in der Mode erstmals in Tierform
gearbeitete Pelzschals aus Fellen der Marderarten auf, die sogenannten Zibellini. Wahrscheinlich erst
nach dem vorläufigen Ende dieser Mode, zudem vermutlich auch zu Unrecht, nannte man sie
Flohpelze. Die Mode, der mittlerweile Pelzkolliers genannten, naturalisierten Fellschals fand ihren
Höhepunkt in der Zeit vor 1900 bis in die 1940er Jahre. Der Wildnerz hat im Gegensatz zum
Zuchtnerz kein bräunliches, sondern ein bläuliches Unterhaar. 22

Zobel
Der Zobel (Martes zibellina) ist eine Raubtierart aus der Gattung der Echten Marder (Martes), die eng
mit dem auch in Mitteleuropa heimischen Baummarder verwandt ist. Er ist hauptsächlich in der
asiatischen Taiga beheimatet. Bekannt ist er vor allem aufgrund des wertvollen Zobelfells. Das
Winterfell ist ausgesprochen lang und seidig, während es im Sommer kürzer, rauer und dunkler wird.
Der Körperbau des Zobels ist wie bei vielen Mardern durch den langgestreckten, schlanken Rumpf
und die eher kurzen Gliedmaßen charakterisiert. Die Färbung seines Fells variiert von hellbraun bis
schwarz. Der Kopf ist meistens etwas heller als der Rumpf. Brust und Kehle sind oft, aber nicht
immer, von einem auffälligen, orangefarbenen Fleck bedeckt. Bisweilen finden sich einzelne
weißliche oder gelbe Haare im Fell. <<Bild 23>>

TVC 15 – Die zweite Haut ~6~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Zobelfelle wurden bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. von skythischen Völkern bezogen und über das
Schwarze Meer in die griechische Welt verschifft. Später wurden Zobelfelle besonders in Russland zu
einem Statussymbol. So genannte Kronenzobel mussten als Tribut an den Staat abgeliefert werden; die
Krone der russischen Zaren war bis ins 17. Jahrhundert eine juwelenbesetzte Zobelfellmütze.
Unterworfene Völker Sibiriens pflegten Tribut in Zobelfellen zu entrichten.23 <<Bilder 01 und 02>>

Nutria
Die Nutria erreicht eine Körperlänge von bis zu 65 cm und wiegt erwachsen zwischen acht und zehn
Kilogramm. Ihr runder, schuppenbedeckter, kaum behaarter Schwanz hat zudem eine Länge von etwa
30 bis 45 Zentimetern. Die Tiere erreichen damit fast dieselbe Körpergröße wie ein Biber. Männliche
Nutrias werden generell etwas größer als die Weibchen. An den Hinterfüßen haben sie jeweils
zwischen den ersten vier Zehen Schwimmhäute. Auffällig ist bei erwachsenen Tieren auch die orange
Färbung der Nagezähne – diese wird durch Eiseneinlagerung hervorgerufen.
Die Fellfarbe ist rötlichbraun, an der Bauchseite leicht gräulich. Aus Pelztierzuchten entflohene Tiere
zeigen daneben eine Reihe farblicher Varianten. Bei ihnen kommen hellgraue, dunkelgraue, schwarze,
braune, rötliche, gelbliche oder fast weiße Fellfarben vor.
Die Zahnformel weicht von der der meisten Nagetiere dadurch ab, dass sie neben den Molaren noch
über jeweils einen Prämolar verfügt. Dies ist ein charakteristisches Merkmal der
Meerschweinchenartigen (Cavioidea). Die Felle sind vor allem wegen ihrer dichten und äußerst feinen
Unterwolle begehrt. Wegen des eher unattraktiven Oberhaars werden sie meist gerupft oder geschoren.
Ferner gilt Nutriafleisch als sehr schmackhaft, gelegentlich auch als „Biber“ (von Sumpfbiber
abgeleitet) auf den Speisekarten. Es ist vergleichbar mit Spanferkel. 24 <<Bild 24>>
Die Urheimat des Sumpfbibers ist Südamerika, über Freikommen aus Zuchten und durch bewusste
Auswilderung zur Pelzgewinnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist er heute auch in
Deutschland und weiten Teilen Europas, Asiens und Nordamerikas heimisch.25

Nordamerikanischer Waschbär, Schupp, Racoon


Ein Waschbärfell wurde früher als Schuppenfell bezeichnet, da der Waschbär (Procyon lotor) im
deutschen Schupp, pl. Schuppen, hieß. Der größte Kleinbär vom nordamerikanischen Kontinent
(Kanada bis Mexiko)26 liefert mit die robustesten langhaarigen Pelze, besonders die nördlichen und im
Winter erbeuteten Exemplare. <<Bild 25>>
Der angloamerikanische Name des Waschbären lautet Racoon. Finnracoon, Chinese Racoon oder
Russian sind hingegen Fellbezeichnungen für Pelze vom Marderhund. Raccoon, leitet sich vom Wort
„Aroughcun“ oder „Ahrah-koon-em“ ab, den die Algonkin dem Tier gaben, was so viel wie „der mit
den Händen kratzt“ bedeutet. In der indianischen Mythologie war der Waschbär das Thema
zahlreicher Sagen.
Viele Geschichten drehen sich um sein außergewöhnliches Geschick bei der Nahrungssuche. In
anderen Erzählungen spielt der Waschbär, ähnlich wie der Rotfuchs in mitteleuropäischen Sagen, die
Rolle des Tricksters, der andere Tiere wie Kojoten und Wölfe überlistet. Unter anderem glaubten die
Dakota Sioux daran, dass der Waschbär aufgrund seiner Gesichtsmaske, die der von ihnen bei
Ritualen getragenen Gesichtsbemalung ähnelte, über magische Kräfte verfügte. Die Azteken sprachen
übernatürliche Fähigkeiten vor allem den Weibchen zu.
Besondere Kennzeichen des Fells adulter Tiere sind die sich über Augen und Schnauze hinziehende,
weiß umränderte schwarze Maske sowie der geringelte Schweif mit fünf bis sieben Ringen, die Spitze
ist stets dunkel. Der Waschbär erreicht eine Größe von bis zu über 61 cm, hinzu kommt der Schweif
mit etwa 20 bis 25 cm.

TVC 15 – Die zweite Haut ~7~ Fell, Pelz und Kürschnerei


1801 wurden als Verwendung der Waschbärfelle, der Schuppbälge, Husarenmützen und Muffe
genannt, „die Schwänze trägt man um den Hals“. Die erste Verwendung größerer Fellmengen erfolgte
in Europa, vor allem für Besätze. Der Ursprungskontinent Nordamerika folgte erst später, als die
Mantelmode aufkam. Zirka 1895 kamen etwa 750.000 Felle auf den amerikanischen Markt, von denen
zwei Drittel nach Leipzig gingen um von dort aus weiter nach Russland exportiert zu werden, wo dann
Innenfutter für Herrenmäntel daraus gearbeitet wurden. 27 <<Bild 26>> <<Bild 27>>
David Crockett (eigentlich David de Crocketagne; * 17. August 1786 in Greene County, damals State
of Franklin, heute Tennessee; † 6. März 1836 in San Antonio, Texas) war ein amerikanischer Politiker
und Kriegsheld. Er vertrat den westlichsten Teil des Bundesstaates Tennessee im US-
Repräsentantenhaus und starb bei der Schlacht von Alamo. Im Rahmen der weiteren Verklärung in
den modernen Medien (1955 Walt Disney/Norman Foster, Frontierland sowie den beiden hieras
zusammengestellten Filmen Davy Crockett, König der Trapper/1956 Davy Crockett und die
Flusspiraten) entstand der Name ‚Davy’Crockett und präsentiert naiv-romantisch den Werdegang
Crockett vom Bärenjäger und Trapper zum Indianerfreund und Politiker 28

Marderhund
Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides) auch Tanuki oder Enok, seltener Obstfuchs genannt,
ähnelt äußerlich einer Mischform aus Mardern und Hunden oder eher Kleinbären und Hunden. Daher
erhielt er auch den deutschsprachigen Trivialnamen Marderhund. Er gilt aber als Mitglied der Familie
der Hunde, das durch konvergente Evolution einige Merkmale erworben hat, die denen der
Marderartigen ähnlich sind. Die sechs Arten sind vor allem in Südostsibirien, China, Korea und Japan
beheimatet. Als Neozon tritt er auch in Europa auf.29 <<Bild 28>>
Im Aussehen ähnelt der Marderhund dem Waschbären, unterscheidet sich jedoch insbesondere in der
geteilten Gesichtsmaske. Die adulte Kopfrumpflänge beträgt etwa 50 bis 68 Zentimeter, hinzu
kommen 13 bis 25 Zentimeter Schwanz. Bei einer Schulterhöhe von 20 bis 30 Zentimetern erreicht der
Marderhund eine Gesamthöhe von 38 bis 51 Zentimetern und ein Gewicht zwischen vier und zehn
Kilogramm.

Biber
Die Familie besteht heute aus einer einzigen Gattung, Castor, die sich in zwei Arten aufteilt: den
Europäischen Biber (Castor fiber), auch Eurasischer Biber genannt, und den Kanadischen Biber
(Castor canadensis). Ehemals galt der Biber wegen seines Fells im Handel als der „König der
Pelztiere“. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Biberfell in Nordamerika sogar als
Zahlungsmittel benutzt, alle Güter orientierten sich im Handel mit den Indianern am Wert eines
Biberfells. Der Biber war dort das Hauptobjekt des Pelzhandels. 30
Den hohen Wert machte viele Jahre lang nur das weiche Unterhaar des Bibers aus, aus dem die hohen
breitrandigen, so genannten Kastorhüte gefertigt wurden, und weniger das Fell insgesamt. Abgesehen
von der verschiedentlichen Nutzung durch die einheimische Bevölkerung werden die Felle etwa seit
1830 für Bekleidungszwecke verwendet, wo sie Eingang in die europäische Pelzwirtschaft fanden.
Aus den Drüsensäcken des Tiers wird das Bibergeil gewonnen, noch um 1850 ein häufiges und teuer
bezahltes Arzneimittel, heute vor allem ein Bestandteil einiger Parfüms.31
Mittelalterliche Erwähnungen lassen erkennen, dass Biberfelle damals, wenn auch in geringerer
Menge als die Felle einiger anderer Pelzarten, zu den, auch internationalen, Handelsartikeln zählten. In
der isländischen Heimskringla wird von der Fahrt von Thore Hund, Karli und 105 Genossen im Jahr
1026 zum Fluss Drina berichtet. Sie kauften dort zunächst auf einem „Markte“ viel Grauwerk, Biber-
(bjôrskinn) und Zobelfelle.

TVC 15 – Die zweite Haut ~8~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Fuchs
Ein Fuchs ist ein Vertreter der Familie der Hunde (Canidae). Im deutschen Sprachgebrauch ist damit
oft der Rotfuchs gemeint. Für Rauchwaren kommen diverse Fuchsarten in Frage, vor allem die im
Norden lebenden. Ein kleine Auswahl einige Arten, die in der Kürschnerei Verwendung finden:
Polarfuchs, Blaufuchs, Steppenfuchs (Korsak), Rotfuchs. 32 <<Bilder 31-33>>

Hermelin
In gemäßigten und südlichen Gegenden ändert diese Färbung nicht wesentlich ab; weiter nördlich
hingegen legt das Wiesel, wie sein nächster Verwandter, eine Wintertracht an und erscheint dann
weißbraun gefleckt, ohne jedoch die schöne, schwarze Schwanzspitze zu erhalten, welche das
Hermelin so auszeichnet. (Brehms Thierleben) <<Bild 34>> Wiesel und Hermelin im Sommerkleid
<<Bild 35>> Hermelin im Winterkleid

Zupfen
Pelze wurde schon früh veredelt, indem gezielt Haare gezupft oder geschert wurden, um ‚Samtpelze‘
zu erhalten. Dabei brechen z. B. bei der Nutria die Grannenhaare ab und hinterlassen „Stumpfen“. Erst
ab 1880 gibt es mechanische Prozesse zum rückstandslosen Entfernen der Grannenhaare
(‚Rumpeln‘)33

Färben und künstliche Bearbeitung


Rötliche Färbungen der haar kommen durch stärkere Einwirkung von Sonnenlicht, oftmals sind es
auch einfach Sommerfelle. Bläuliche und dunkle Felle werden daher als wertvoller erachtet. Das
Färben kann aber auch schlichtweg farblich attraktiver gemacht werden, z. b. Murmel. Durch
Färbungen werden die Farbstellungen einheitlicher, was durchaus im Interesse der Kürschner ist, wenn
aus vielen einzelnen Fellen eine Tafel zusammengenäht werden muss (z. b. Maulwurf oder Skunk).
Schon im alten Rom wurden Pelze mit Henna gefärbt. Die Verschönerung des Pelzes durch
Nachbessern der Farbe wurde lange als unehrlich betrachtet und streng geahndet. Kein Wunder, wenn
z. B. ein geringes Zobelfell nur einen Rubel und hingegen ein Zobel in Spitzenqualität 180 Rubel
einbrachte. Neuerdings sind aber auch ‚legale‘ Färbungen hinzugekommen. Das Färben übernimmt
heute ein Rauchwarenveredler.
Die Felle werden vorbehandelt, um Fette und Säuren aus der Zurichtung zu entfernen (‚Töten der
Felle‘). Hierzu kommen Chemikalien zum Einsatz (Soda, Ammoniak, Natronlauge, Kalilauge,
Weißkalk). Alternativ werden Metallbeizen mit Glyoxylsäure verwendet.
Bleichen wird nur im Notfall eingesetzt, da es die Haare brüchig macht. Daher werden vorwiegend
helle Pelze gefärbt. Beim Bleichen wird entweder Sauerstoff verwendet (Oxidationsbleiche) wobei die
oxidierten Farbstoffe ihre Farbigkeit verlieren. Für Grannenhaare wird auch die Bleiche mit
ammoniakhaltiger Wasserstoffsuperoxydlösungen genutzt.
Die Haare werden mit den Farbstoffen der Pelzfärbung beschichtet. Dann werden die Felle mit
Metallsalzen gebeizt. Dies fixiert die Farbstoffe, da die Metallsalze eine Bindung mit dem Haarmark
und der Rinde des Haares, teilweise sogar mit Eiweißsubstanzen eingehen und sich andererseits mit
den Farbstoffen verbinden, es entsteht der sogenannte ‚Farblack‘. So wird die Färbung licht- reib,
lager- und sublimierecht. Die sublimierechte Färbung bedeutet, dass sich Färbungen vor allem beim
langen Lagern nicht durch Verdampfen der Farbstoffe ändern. Als Salze kommen z. B.
Kaliumbichromat, Kupfer- oder Eisensulfat zum Einsatz.

Schönen
Bläuen
Beim ‚Schönen‘ werden vor allem helle oder vergilbte Pelze farblich angeglichen. Hier kommen
optische Aufheller oder das bläuen ins Spiel.

TVC 15 – Die zweite Haut ~9~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Reinforcing
Beim Reinforcing oder erzeugen der natural colour wird helle Unterwolle dem dunklen Deckhaar
farblich angepasst. Dass Leder bleibt hiervon verschont oder wird allenfalls elfenbeinfarbig (z. B. bei
russischen Nerzfellen, die in der Anfangszeit noch helle Unterwolle haben.)

Nachdunkeln
Naturell und Doppel-Reinforcing
Mit Ferrosalzen behandelte Nutriafelle betrachtet man als ‚naturell‘. Das ‚Doppel-Reinforcing‘ färbt
nicht nur die Unterwolle dunkler, auch das Leder wird nachgedunkelt.
Grotzieren
Moderne Verfahren erlauben weitergehende Veränderungen der Farben. Da werden Farben mit
Bürsten aufgetragen (Decken und Blenden), die dunklere Rückenlinie, die Grotze, welche beim
Bleichen ggf. verblasst ist, nachträglich wieder eingefärbt (‚Grotzieren‘). So können wertvollere Pelze
imitiert werden. Aus Murmel, Bisam oder Kanin entstehen, schmalstreifig ausgelassen, täuschend echt
aussehende Varianten, welche als Nerzmurmel, Nerzbisam oder Nerzkanin gehandelt werden.

Drucken
Werden Farben mit einem Druckverfahren aufgetragen (Drucken), entstehen z. B. Mumelfelle im
Jaguarlook.

Musterungen
Weitere Techniken sind das Scheren, Rupfen oder Lasern, um individuelle Musterungen zu erzeugen.
(Effektschur).
Spitzen
Beim Spitzen wurden vor allem in der Zeit 1910-1930 helle Haare nachträglich in dunkle Pelze
eingesetzt (Silberfuchsimitate).34

Aufteilung und Nähen von Pelzen


Oft werden mehrere Felle zusammengenäht. Hierbei achtet der Kürschner nicht nur auf den Strich,
also die Wuchsrichtung der Haare, sondern er richtet die Felle auch so zu, dass die Felle an den
Stoßkanten farblich und in Fellstruktur aneinander passen. <<Bild 36>> Fehtafel als
Halbfertigprodukt, Rückseite <<Bild 37>> Fehtafel als Halbfertigprodukt, Vorderseite
Alle Begrifflichkeiten und Fachtermini zu benennen sprengt den Rahmen dieser Veranstaltung,
immerhin dauert es seine Zeit bis aus dem Lehrling und dem Gesellen ein Kürschnermeister wird. 35

Werkzeuge des Kürschners


Zu den Werkzeugen gehören neben ‚normalem‘ Nähereibedarf diverse Messer, Scheren, Pinzetten,
Nadeln und Stechahlen, aber auch Hilfsmittel wie der gelbe Fettstift zum Anzeichnen auf das Leder.
Der Kürschner muss ja u. a. auf Fellmuster und –lage Rücksicht nehmen, auch wenn er auf der
Aasseite des Werkstücks arbeitet. Daher markiert er sich mit einer Stechahle die Fellmitte (Grotzen)
wonach diese feine Ahle auch Grotzenstecher heißt. Zum Übertragen von Fellmustern und
Zuschnitten nutzt er ein Kopierrad. Da die Pelze auch feucht aufgespannt und geglättet werden,
gehören Zwecknägel, Zweckzange und Zwecktisch (oftmals beheizbar und belüftbar) sowie Roll- und
Streckhölzer zum Inventar des Kürschners. Die eigentümliche Form des Kürschnermessers ermöglicht
das kraftvolle Schneiden und dennoch feinste Schnitte. Es wird bei Bedarf spitz nachgeschliffen.36
Eine Dreikantnadel gehört nicht zu den üblichen Utensilien des Kürschners Eine solche ‚grobe‘
Ledernadel zerschneidet nämlich das Leder im Stichkanal dreikantig, was für ganz dicke Leder
praktisch sein mag, wenn man keine Ahle sein Eigen nennt. Da die dreikantige Nadel aber nicht dehnt,
sondern schneidet, sind die hiermit erzeugten Nähte im feinen Leder nicht reißfest.

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 10 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Des Weiteren verwendet der Kürschner z. B. Kämme und Pinzetten, um Haare des Fells zu ordnen
oder aus den Nähten herauszuziehen. Das Reinigen der Pelze erfolgt oft mit Sägespänen und Holzmehl
in einer Läutertonne. In dieser können Pelze auch weichgeschüttelt werden. 37

Ausgewählte Begrifflichkeiten der Kürschnerei


Beim ‚Auslassen‘ wird das Fell mehrfach diagonal geschnitten und mit Versatz in länglicherer Form
wieder zusammengenäht. Beim ‚Einlassen‘ wird das Stück hingegen gestaucht zusammengenäht und
somit breiter, aber kürzer.
Geschnittene Pelzstreifen nennt der Kürschner ‚Galons‘, das Schneiden selbiger ‚Galonieren‘. Sehr
dichte Pelze können durch entsprechende Schnitte im Leder zu größerem Volumen gebracht werden.
Oft werden Leder- oder Textilstreifen mit Fellstreifen kombiniert (Galonieren, Federn). <<Bild 38>>
galonierter Seefuchs, Rückseite <<Bild 39>> galonierter Seefuchs, Vorderseite. <<Bild 40>> Muster
zum Quergalonieren eines Blaufuchsfelles
Schneidet man nur ein und zieht das Fell (meist netz- oder wabenartig) auseinander, bezeichnet man
dies als Luftgalonieren. Der Pelz fällt dann noch weicher.38 <<Bild 41>>
Die Lederstreifen, welche man zwischen die Galons näht, heißen Galonleder. <<Bild 42>>
Individuelle Galons werden mit dem Kürschnermesser geschnitten. <<Bild 43>> Moderne Maschinen
vereinfachen aber z. B. das Luftgalonieren. Besonders die luftgalonierten Pelze werden auf der
Aasseite noch gefüttert, z. B. mit einem weichen Stoff, ggf. auch mit zugentlastenden Textilien, um
die Form und Stabilität des Pelzes positiv zu beeinflussen (Pikieren).
Warme Wintermäntel weise oft auch innen ein Futter aus Pelz auf. Der Strich des Felles eines
Kleidungsstücks wird meist so ausgerichtet, dass beim späteren Tragen der Strich natürlich fällt und
möglichst nach unten weist. So kann das Fell am besten gegen Witterung schützen und verschmutzt
am geringsten im täglichen Gebrauch.
Wird das Fell innen und das Leder außen getragen, z. B. bei Jacken Ziegen- oder Lammfell, spricht
man von ’Nacktpelz‘.
Wegen der repräsentativen und praktischen Eigenschaften finden wir Pelze vor allem in der
Oberbekleidung (Mantel, Hut, Handschuhe, Umhang, Stola, Muff, ...), seltener als Unterbekleidung
(Katzenfell als Rheuma und Winterkleidung).

Pelz als Standessymbol


Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts bleiben Edelpelze per Gesetz dem Adel vorbehalten, z. B. Feh,
Zobel, Hermelin. Das winterweiße Wiesel mit der schwarzen Schwanzspitze ist nach dem Feh auch
ein wichtiges heraldisches Symbol. Luxusordnungen regelten den Einsatz bestimmter Pelze, welche je
nach Zeit unterschiedliche Pelze favorisierte. Feh wurde Ende des 14. Jhd. vom Marder abgelöst, im
15. Jhd. waren helle und weiße Felle in der Damenmode ‚top‘: Hermelin, weißes Wiesel und weißes
Lamm. Den niederen Ständen werden edle Felle verboten (1530 Augsburger Reichstag: Bauern dürfen
nur unverbrämtes Pelzwerk von Schafen, Lämmern und Ziegen tragen.
In Brems Thierleben findet sich zum Hermelin u. a. folgender Beitrag:
Das Fell des Hermelins gibt ein zwar nicht theueres, seiner Schönheit halber jedoch geschätztes
Pelzwerk. Früher wurde dasselbe nur von Fürsten getragen, gegenwärtig ist es allgemeiner geworden.
Nach Lomer gelangen jährlich etwa 400,000 Hermelinfelle im Gesammtwerthe von 300,000 Mark in
den Handel, die besten von Barabinsk und Ischim, minder gute vom Jenisei und Jakutsk. In
Südostsibirien wird das Hermelin, laut Radde, erst in neuester Zeit eifriger gejagt und seit 1856 zehn
bis fünfzehn Kopeken Silber für das Fell bezahlt, während man früher des geringen Preises halber das
Thier gar nicht verfolgte.39 40

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 11 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Pelzhandel
Verständlicherweise wurden Felle seit langer Zeit ferngehandelt. Zur Zeit des deutschen Ritterordens
etabliert sich die Stadt Thorn als Umschlagplatz für Felle. Die Hanse transportiere Edelpelze von
Nowgorod nach West- und Südeuropa.41 Von Britannien und Irland kommen vor allem Schaf- und
Ziegenfelle, vor allem Lammhäute. Im Gegenzug werden Salz und Tuchwaren gehandelt. Von Brügge
wurden viele Pelze nach Venedig verkauft. In Paris beherrschten nur knapp 10 Kürschner den
Luxusmarkt.
Sibirien, Alaska und Kanada werden für den Pelzhandel erschlossen. Hiermit verbunden sind Namen
wie Stroganow, die Russisch-Amerikanische Kompagnie oder die Hudson‘s Bay Company. 1671 fand
die erste Rauchwarenmesse der Welt statt (London, Hudson‘s Bay Company). In Deutschland
etablierte sich Leipzig (Brühl) zum Zentrum für die Kürschnerei und deren Werkzeuge und erlangte
internationalen Ruf.

Biberpelz
Der Biberpelz erlangte ausgehend von Schweden im 17. Jhd. an Bedeutung. Da Biber in den
klassischen Kleidervorschriften nicht gelistet war und sich Biberhaar gut verfilzen lässt, waren Hüte
aus Biberfilz im Adel wie im Bürgertum beliebt (Kastorhut)42. Zur Versorgung mit Biberfellen musste
Nordamerika erst erschlossen werden, die Hudson’s Bay Company wurde eigens hierzu 1669
gegründet. Jagdgebiete wurde abgesteckt und erschlossen, der Biber (Castor) teilweise nahezu
ausgerottet. Neben der HBC waren natürlich weitere Gesellschaften unterwegs, welche untereinander
oft konkurrierten, z. B. Rocky Mountain Fur Company oder die American Fur Company.43

Pelz als Flohfalle?


Flöhe waren und sind typische ‚Untermieter‘ von Warmblütern, vor allem von Säugetieren. Diese
blutsaugenden Insekten halten sich besonders gern in dichtem Fell auf, in welchem sie sich mit recht
hoher Geschwindigkeit fortbewegen können. Die nahezu unbehaarte Haut des Menschen ist daher
weniger attraktiv, auch wenn hier Blutnahrung vorliegt. Die Flöhe sind oft spezialisiert – so gibt es z.
B. Menschenflöhe oder Katzenflöhe. Ein Katzenfloh würde nur im Notfall oder aus Versehen seine
Blutmahlzeit beim Menschen suchen.
Um sich seiner Flöhe zu entledigen, hoffte man zeitweise (und erfolglos), einen dichten Pelz als Falle
für dieses Ungeziefer zu nutzen (Flohpelz). Flöhe sind als Insekten wechselwarm und werden von der
Körperwärme angezogen. Man nimmt aber auch an, dass sich Flöhe auch am Blutgeruch orientieren.
Das Pelzkollier oder Zibellino (‚Zobelchen‘) diente daher eher modischen Aspekten. Dafür spricht,
dass sämtliche Zibellino-Darstellungen weibliche Trägerinnen zeigen. Die Zibellinos aus Hermelin-,
Zobel-, Ilits- oder Marderfelll weisen oft auch Krallen oder Pfoten, ausgearbeitete Köpfe und
Schwänze auf. Der Zibellino aus Zobel der Herzogin von Ferrara war am Kopf mit 12 Rubinen, drei
Diamanten, drei Smaragden und vier Perlen verziert (16. Jhd.). <<Bild 44>> 44
Klassische Flohfallen waren in der Barock-Zeit mehr oder minder kunstvoll geschnitzte Behältnisse
mit kleinen Löchern oder Schlitzen, welche mit einem blutgetränktem Inhalt ausgestattet den Flöhen
eine attraktivere Nahrungsquelle bieten sollten. <<Bild 45>>
Solche Behälter wurden unter den Rock oder in den Busen gehängt. Da in der Barock-Zeit diverse
Krankheiten mit dem Besuch von Badehäusern in Verbindung gebracht wurden, galt es eine Zeit lang
als opportun, sich nicht dem scheinbar gesundheitsschädlichen Wasser auszusetzen – in der gehobenen
Gesellschaft war dies eine Zeit der Hochkultur für Puder, Parfüm aber auch Untermieter wie die Flöhe.
Der Dichter J. W. Goethe schrieb passend: „Willst du die Not des Hofes schauen: Da, wo dichs juckt,
darfst du nicht krauen.“. Und Wilhelm Busch kommentiert: „Froh hüpft der Floh, vermutlich bleibt’s
noch lange so.“45

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 12 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Fazit
Nach diesen Ausführungen hoffe ich, bei Ihnen mehr Verständnis für das Gewerbe und die Produkte
erreicht zu haben. Sie wissen nun, dass Leder und Pelz eine sehr lange Tradition aufweisen und als
Endprodukte mit entsprechender Pflege dauerhafte Accessoires für den Menschen sein können.
Fast jedes Leder benötigt ‚Nahrung‘ in Form von Fetten oder Ölen, damit es dauerhaft die ihm
zugedachte Funktion erfüllen kann. Leder, Felle und Pelze sind natürliche Produkte, derer sich der
Mensch nicht zu schämen braucht, solange er die Natur hierbei nicht über Gebühr ausbeutet oder
schädigt. Bei entsprechender Verarbeitung bedienen diese Produkte praktische wie auch ästhetische
Aspekte.

Kahlauer oder Kalauer?


Als Kahlauer benennt der Kürschner haarlose Stellen im Pelz, also Fellfehler. Der Kalauer ist
hingegen nach allgemeiner Meinung ein anspruchsloser Flachwitz, und sein Namen wird der Stadt
Kalau zugeschrieben, aus der sehr viele einfache Gesellen kamen sich auf der Arbeit einfacher Späße
bedienten. Diese auf Wortkombinationen, Auslassungen und Wechseln einzelner Buchstaben zu
anderen Begrifflichkeiten führende Technik der Wortspiele hat sich erhalten und verbreitet. Oftmals
sind es Fragen mit unerwarteten, zumeist unlogischen Antworten. Nun ja, auch zum Thema der Leder-
und Pelztiere gibt es ein paar davon, z. B.:
Was ist ein Cowboy ohne Pferd? Ein Sattelschlepper.
Was ist braun, zäh und fliegt nachts durch die Gegend? Eine Ledermaus.
Welches Tier ist wild und schlingt sich um andere Bäuche? Das Gürteltier.
Wieso haben Giraffen so einen langen Hals? Weil der Kopf so weit oben ist.
Was ist ein Pferd, wenn es regnet? Nass.
Was ist schwarz-weiß gestreift und berührt nicht den Boden? Ein Schwebra.
Was ist schwarz-weiss gestreift und kommt nicht vom Fleck? Ein Klebra.
Was stinkt und lebt in der Savanne? Ein Wassermüffel.
Welches Tier hat nur einen Buchstaben? Die Q.
Was ist das Gegenteil von Reformhaus? Reh hinterm Haus.
Wo lassen sich Rehe behandeln? In der Rehaklinik.
Was ist ein junges Reh im Winterwald? Ein Schneekitz.
Was kommt nach Elch? Zwölch.
Was bestellt ein Maulwurf im Restaurant? Ein Drei-Gänge-Menü.
Was ist schwarz, blind und weigert sich zu arbeiten? Ein Faulwurf.
Was hüpft über die Wiese und qualmt? Ein Kaminchen.
Was sitzt im Baum und trägt einen Turban? Ein Scheichhörnchen.
Welches Tier ist häufig erkältet? Das Niesel.
Was ist rot, hat lange Ohren und kommt aus der Nase? Hasenbluten.
Was ist groß, rot und gefährlich? Ein Himbär.
Was ist groß, braun und schreibt undeutlich? Ein Kritzlibär.

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 13 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Welches Nagetier hat einen Sprachfehler? Ein Stotter.
Was ist klein, pelzig und riecht nach Asphalt? Ein Teerschweinchen.
Warum meiden Kängurus belebte Plätze? Weil sie Angst vor Taschendieben haben.
Welchen Preis gewinnen besonders ruhige und brave Hunde? Den No-Bell-Preis.
Wie nennt man ein Rudel aggressiver Wölfe? Wolfgang.
Was lebt in der Savanne und ist immer sauber? Die Hygiäne.
Wer verrichtet sein Geschäft in die Prärie? Der Klojote.
Was ist grün und macht die Toilette sauber? Ein Klokodil.
Was ist rund, braun und riecht unangenehm? Ein Stuhlkreis.
Was schwimmt im Wasser, ist gefährlich und aus Schokolade? Ein Schokodil.
Warum haben Fische Schuppen? Damit sie bei Regen ihr Fahrrad unterstellen können.

Anhang
Nachfolgend ein paar allgemeine Webseiten und ein Bildnachweis. In den abschließenden Endnoten
befinden sich weitere indexierte themenspezifische Informationen und Hyperlinks.
Haut http://www.haut.de/haut/grundlagen/aufbau-der-haut/
http://www.auenlaender-wochenblatt.de/erfinderisches-aus-mittelerde-die-vielseitigkeit-der-baumrinde-teil-5/
Winterfuchs fachgerecht abbalgen: https://www.youtube.com/watch?v=C739eCSjbYg
Fuchs abbalgen (Tierpräparation): https://www.youtube.com/watch?v=Zj7K_YlwVoo
Fellgerberei https://www.youtube.com/watch?v=nQ0zqlV93o0
Biberjagd in Finnland https://www.youtube.com/watch?v=EwaBlCwhnMs
Gerben http://de.wikipedia.org/wiki/Gerben
http://selbstsorger.de/Handwerkliches/Gerben-2-wie%20gerbt%20man%20ein%20fell-
wie%20gerbt%20man%20leder-wie%20gerbt%20man%20ein%20hasenfell-gerben%20anleitung-
selber%20gerben-selbstversorger-selbstversorgung/index.html
Leder http://www.leder-info.de
http://www.lederpedia.de
Kürschner http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCrschner

http://www.kuerschner-innung.de/16-0-Geschichte-der-Kuerschnerinnung.html

Pelz http://de.wikipedia.org/wiki/Pelz

http://de.wikipedia.org/wiki/Rauchwaren

http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzarten

Tätigkeiten http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzzurichtung

http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzveredlung

http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzreinigung

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 14 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Bildnachweis (Galerie)
<<Bild 00>> Titelbild, Siegfried und Kriemhild in Hermelinumhängen und Pelzkleidung
Artist unknown. - Baker, Emilie Kip. 1914. Stories from Northern Myths. New York: The Macmillan Company.
Facing page 240. http://en.wikipedia.org/wiki/Nibelungenlied

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 15 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Faksimile aus dem Deutschen Rechtswörterbuch zur Krakauer Zunftordnung (S. XVII) :
Tafel XIV. Der Hofraum des Gerbers.
Der Meister in lichtblauem Pelzrocke
bearbeitet das Fell auf einem
Schabebaum, der Knabe in Graublau mit
rothem Kragen hat den halen zum
Festhalten der Felle beim Einweichen in
der Hand, vor ihm liegen Spielkarten. Im
Mittelgrund ein Arbeiter am Ziehbrunnen,
ein Hund, der seine Notdurft verrichtet.
jenseits der mauer an dem belebten Hafen
einer Stadt ein Feldlager, auf der Anhöhe
vor dem überhängenden Felsen der
Galgen. Lederfarbenes mit Gold gehöhtes
Rollwerk in den Eckstücken.

Quelle: http://www.rzuser.uni-
heidelberg.de/~cd2/drw/F3/krakzfto/g064t14.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Waschb%C3%A4rfell

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 16 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 01>> Zobel, Rohfelle
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/44/Zobel_Bargusinski_roh.jpg/1024px-Zobel_Bargusinski_roh.jpg

<<Bild 02>> Zobel, zugerichtete Felle


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/f/f4/Sable_skins_Bargusinski.jpg/1024px-
Sable_skins_Bargusinski.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 17 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 03>> Jahreskollektion von Silberfüchsen eines Forts der HBC um 1911 oder früher
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/fb/Emil_Brass%2C_Im_Reiche_der_Pelze%2C_Seite_449%2C_Jahres_K
ollektion_von_Silberf%C3%BCchsen_in_einem_Fort_der_Hudson%27s_Bay_Co.jpg

<<Bild 04>> Werkzeuge des Kürschners, (1768)


P. N. Sprengels - Richard Maria Franke: 25
Jahre - 250 Jahr - 2500 Jahre. Von den
Anfängen der Veredlung bis zur Schlüssel-
Industrie der Rauchwarenbranche. In: Felle
Farben Fantasie. Ein Porträt der deutschen
Pelzveredlungsindustrie. Rifra Verlag
Murrhardt, 1973, S. 13 / Sammlung G. & C.
Franke.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/ff/Die_Werkzeuge_des_K%C3%BCrschners%2C_P._R._Sprengels%2C_
1768.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 18 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 05>> Werkzeuge des Kürschners (1782), "Die Anzahl der vorzüglich einfachen Werkzeuge des
Kürschners" Kupferstich aus P. N. Sprengels Künste und Handwerke in Tabellen, 1782, Sammlung G. & C.
Franke. Aus: Die Pelzmotte,1977-02
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7c/Werkzeuge_des_K%C3%BCrschners%2C_Sprengel_1782.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 19 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 06>> Feh-Wammen-Tafel
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b4/Russian_squirrel_belly_skins.jpg/800px-
Russian_squirrel_belly_skins.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 20 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 07>> Feh-Rücken-Tafel
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d4/Russian_squirrel_back_skins.jpg/800px-
Russian_squirrel_back_skins.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 21 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 08>> Zuschnitt von Feh
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9e/Handbuch_Hanicke_32_%28Ausschnitt%29.jpg

<<Bild 09>> Individuelle Galonierschablonen für einen Mantel


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/d/d7/Furrier_is_cutting_-_The_pattern.jpg/1024px-
Furrier_is_cutting_-_The_pattern.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 22 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 10>> Zuschnitt für eine Boa aus zwei Waschbärfellen (Schuppen) http://de.wikipedia.org/wiki/Boa_(Schal)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0a/Handbuch_Hanicke_90_%28cut%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 23 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 11>> Deutsche Fellbezeichnungen in der Kürschnerei anhand eines Fawn Light (fawnlight) Fuchsfelles.
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Fellteile_beim_Fawn_light_Fuchsfell.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 24 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 12>> Zur Ausstattung aller signiferi gehörte ein Tierfell über dem Helm, das wohl die Stärke des Tieres
(meist Raubkatze, oft auch Bär) auf die Einheit übertragen sollte. Quelle: http://www.milites-
bedenses.de/signifer.htm http://cheiron.humanities.mcmaster.ca/%7Etrajan/images/med/2.84.m.jpg

<<Bild 13>> Symmetrisches Fell-Cape, Zeichnung nach einem Fund aus einem dänischen Moor (True,
Himmerlamd). Quelle: http://hiltibold.blogspot.de/2014/04/die-fellkleidung-der-germanen-ein-mythos.html
http://2.bp.blogspot.com/-8JaCVtkHcZA/U0PJMVUivpI/AAAAAAAADCI/Joy1eo7fERc/s320/Fell-Cape-LQ.png

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 25 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 14>> Glasfenster von Chartes (1215-1240) Medaillon von dem Fenster „St. Jakobus der Ältere“,
gestiftet von der Kürschner- Zunft von Chartres, in der Kathedrale von Chartres: Der Kürschner zeigt einem
Kundenpaar ein Fehwammenfutter. Rechts daneben der Lehrling mit einer Truhe mit Pelzen
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0d/Chartres_-_Vitrail_de_l%27Histoire_de_saint_Jacques_le_Majeur_-
_Fourreurs.JPG

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 26 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 15>> Zunftwappen der Kürschner
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/69/K%C3%BCrschner_P7100276a.JPG

<<Bild 16>> Zunftwappen der Kürschner


<<Bild 17>> Zunftwappen der Kürschner
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/50/Kuerschner_zunftwappen_mb.jpg/1280px-
Kuerschner_zunftwappen_mb.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 27 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 18>> ein Zunftwappen der Gerber
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/a9/Gerber_wappen.jpg/752px-Gerber_wappen.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 28 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 19>> Eichhörnchen im Winterfell (Brehms Tierleben Kleine Ausgabe 1927)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/87/Feh-painting.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 29 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 20>> Felle von Eichhörnchen (Sciurus vulgaris)
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b7/Sciurus_vulgaris_%28European_tree_squirrel%2C_Siberia%29
_fur_skins.jpg/1024px-Sciurus_vulgaris_%28European_tree_squirrel%2C_Siberia%29_fur_skins.jpg

<<Bild 21>> Europäischer Nerz (Mustela lutreola)


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/e4/Europ%C3%A4ischer_Nerz.jpg/618px-
Europ%C3%A4ischer_Nerz.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 30 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 22>> Amerikanischer Nerz, Mink (Neovison vison, früher Mustela vison) Von: Anna Wójtowicz -
plWiki, uploaded by Arturek28, CC BY-SA 3.0, http://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1610479
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/78/Kunawodna3.JPG/1024px-Kunawodna3.JPG

<<Bild 23>> Zobel (Martes zibellina) (aus: Brehms Thierleben)


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/6f/Zobel_%28Martes_zibellina%29.png

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 31 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 24>> Nutria, Biberratte, Sumpfbiber (Myocastor coypus) am Fluss Ljubljanica in Slowenien. Quelle:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Myocastor_coypus_02.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/88/Myocastor_coypus_02.jpg/1024px-Myocastor_coypus_02.jpg

<<Bild 25>> Nordamerikanischer Waschbär, Schupp, Racoon (Procyon lotor)


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f1/Procyon_lotor_qtl2.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 32 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 26>> Waschbärfell zum Trocknen gespannt, South Dakota 1938
http://sites.google.com/site/catsmorgue/_/rsrc/1473523680667/Home/tv-vortraege/tc-
vortrag/Waschb%C3%A4rfellgespanntZumTrocknen.png

Bildausschnitt nach Department of the Interior. Fish and


Wildlife Service. Minneapolis Regional Office. (1940 - 1970):
Pelts displayed on side of truck. Sand Lake NWR, South
Dakota., circa 1938. NARA's Central Plains Region (Kansas
City) (NREA), 400 West Pershing Road, Kansas City, MO,
64108. available in the holdings of the National Archives and
Records Administration, cataloged under the ARC Identifier
(National Archives Identifier) 283850

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/80/Pelts_displayed_on_side_of_truck._Sand_Lake_NWR%2C_So
uth_Dakota._-_NARA_-_283850_%28crop%29.jpg/721px-
Pelts_displayed_on_side_of_truck._Sand_Lake_NWR%2C_South_Dakota._-_NARA_-_283850_%28crop%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 33 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 27>> Kappe aus Waschbärpelz im Stil von "Davy" Crockett
http://sites.google.com/site/catsmorgue/_/rsrc/1473523535143/Home/tv-vortraege/tc-
vortrag/racoonfurcap%20DavyCrocket.png

<<Bild 28>> Marderhund, Tanuki, Enok (Nyctereutes procyonoides)


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/0a/Nyctereutes_procyonoides_4_%28Piotr_Kuczynski%29.jpg/80
0px-Nyctereutes_procyonoides_4_%28Piotr_Kuczynski%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 34 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 29>> Biberfelle
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/99/Imm-
074_Biber_kanadisch_westlich_%26_%C3%B6stlich.jpg/1280px-Imm-
074_Biber_kanadisch_westlich_%26_%C3%B6stlich.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 35 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 30>> aufgespanntes Biberfell
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/46/Castor_fiber_canadensis_%28Canadian_beaver%29_fur_skin_
%28cut%29.jpg/800px-Castor_fiber_canadensis_%28Canadian_beaver%29_fur_skin_%28cut%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 36 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 31>> Polarfuchs
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/19/Alopex_lagopus_%28Canada%29.jpg/800px-
Alopex_lagopus_%28Canada%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 37 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 32>> Blaufuchs
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/a/ae/Alopex_lagopus_%28Poland%29_fur_skin.jpg/320px-
Alopex_lagopus_%28Poland%29_fur_skin.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 38 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 33>> Korsak
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/78/Mongolian_fox_skins_%28cut%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 39 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 34>> Wiesel und Hermelin im Sommerkleid, Brehms Thierleben 2.A. 1881
http://www.zeno.org/Naturwissenschaften.images/I/bt02082a.jpg

<<Bild 35>> Wiesel und Hermelin im Winterkleid, Brehms Thierleben 2. A.1881


http://www.zeno.org/Naturwissenschaften.images/I/bt02083a.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 40 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 36>> Halbfertigprodukt aus Fehkehlen, Rückseite
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8d/Fehkehlen-Body%2C_Lederseite.jpg/1024px-Fehkehlen-
Body%2C_Lederseite.jpg

<<Bild 37>> Fehkehlen-Tafel, Vorderseite


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/07/Fehkehlen-Body%2C_Haarseite.jpg/1024px-Fehkehlen-
Body%2C_Haarseite.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 41 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 38>> galonierter Seefuchs, Rückseite
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/25/Galonierter_Seefuchspelz%2C_Lederseite.jpg/1024px-
Galonierter_Seefuchspelz%2C_Lederseite.jpg

<<Bild 39>> galonierter Seefuchs,Vorderseite


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/16/Galonierter_Seefuchspelz%2C_Haarseite.jpg/1024px-
Galonierter_Seefuchspelz%2C_Haarseite.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 42 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 40>> Muster zum Quer- galonieren eines Blaufuchses vor 1900
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4f/Handbuch_Hanicke_37_%28Blaufuchs_galonieren%29.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 43 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 41>> Luftgalonieren - hier: maschinell geschnittenes Seefuchsfell
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/e/ea/Tanukisjaal_08.jpg/800px-Tanukisjaal_08.jpg

<<Bild 42>> Galonleder


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/Furrier%27s_taping_leather.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 44 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 43>> div. Kürschnermesser
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d2/Messer2.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 45 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 44>> Zibellino "Flohpelz"
http://de.wikipedia.org/wiki/Flohpelz
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/12/Parmigianino03.jpg/800px-Parmigianino03.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 46 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


<<Bild 45>> Flohfalle: Flohfalle in Ei-Form, sog. „Floh-Ei“ (vermutlich aus Coquilla-Nuss, Ende 19.
Jahrhundert) http://de.wikipedia.org/wiki/Flohfalle
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/Floh_Ei_resized.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 47 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Endnoten zu TCV15
1 Titelbild, Artist unknown. - Baker, Emilie Kip. 1914. Stories from Northern Myths. New York: The Macmillan Company.
Facing page 240. http://en.wikipedia.org/wiki/Nibelungenlied
2 Aus zeitlichen Gründen haben wir davon abgesehen, jedoch werden im Archiv des TC zum TCV15 die entsprechenden

Lokalitäten in SecondLife mit Erläuterungen nachgereicht.


3 http://www.gerberei-haubold-kottke.de/rohfell-konservierung-trophaen-mecklenburg-vorpommern/
4 Details zur Pelzzurichtung: http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzzurichtung
5 Vergleich Zobel-Rohware und zugerichtete Zobel-Felle <<01>><<02>>

http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzzurichtung
6 P. N. Sprengels - Richard Maria Franke: 25 Jahre - 250 Jahr - 2500 Jahre. Von den Anfängen der Veredlung bis zur

Schlüssel-Industrie der Rauchwarenbranche In: Felle Farben Fantasie. Ein Porträt der deutschen Pelzveredlungsindustrie.
Rifra Verlag Murrhardt, 1973, S. 13 / Sammlung G. & C. Franke. <<04>>
Die Werkzeuge des Kürschners P. R. Sprengels, 1768 Bildunterschrift des Nachdrucks: Die Gerberbank (Fig. 1); die Fuchs-
oder Wolfscheide (2), über den man den Balg zog; die Sandpfanne (3), in der man Sand zum Entfetten der Felle erhitzte; die
Trampeltonne (4), in der man die Rohware wie in der Walke trat; der Tretstock (5), in dem man „Rauchwerk“ warm trat, um
weiches Leder zu bekommen; die Beiztonne (6) zum Beizen von Schaffellen; das Abstoßeisen (7); das Kämmbrett (8); der
Netzhaken [(9)] zum Packen der Felle und einige Kämme (10), mit denen vor allem Schafwolle dünngearbeitet wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzzurichtung#/media/File:Die_Werkzeuge_des_K%C3%BCrschners,_P._R._Sprengels,_1768.
jpg
7 http://de.wikipedia.org/wiki/Galonieren
8 http://de.wikipedia.org/wiki/Boa_(Schal)
9 Deutsche Fellbezeichnungen in der Kürschnerei anhand eines Fawn Light (fawnlight) Fuchsfelles.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/75/Fellteile_beim_Fawn_light_Fuchsfell.jpg
http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzarten <<11>>
10 (Il. 3.17/Il.10.30):

Quelle: Character, Narrator, and Simile in the Iliad von Jonathan L. Ready, Cambridge 2011
11 Römische Feldzeichenträger (signiferi) mit Löwenfell <<12>>

http://cheiron.humanities.mcmaster.ca/~trajan/images/med/2.84.m.jpg
Zur Ausstattung aller signiferi gehörte ein Tierfell über dem Helm, das wohl die Stärke des Tieres (meist Raubkatze, oft auch
Bär) auf die Einheit übertragen sollte. Quelle: http://www.milites-bedenses.de/signifer.htm
12 <<13>> Caesar schreibt in seinen Commentarii de Bello Gallico über die Germanen:

"... sie tragen nur Felle oder dürftige Pelzüberwürfe, wobei der größte Teil des Körpers nackt bleibt." (Buch VI, 21,5).
Nun ist es durchaus denkbar, dass Caesar diese Aussage deshalb tätigte, weil er - ganz in der Tradition des griechischen
Gelehrten Poseidonios - seinen Lesern so verdeutlichen wollte, dass die Germanen auf einer besonders niedrigen Kulturstufe
standen; sogar noch tiefer als die keltischen Gallier.
Zwar hat die Archäologie einerseits längst widerlegt, dass sich Germanen ausschließlich in Felle kleideten, doch andererseits
gibt es nicht zu vernachlässigende Hinweise darauf, dass Felle bzw. Leder, verglichen mit dem römisch-griechischen
Kulturkreis, trotzdem eine sehr große Bedeutung besessen haben dürften. Rund 50 Prozent der in dänischen Mooren
gefundenen Kleidungsfragmente germanischen Ursprungs bestehen beispielsweise aus Fellen. Hierbei muss freilich bedacht
werden, dass sich pflanzliche Textilien, wie Leinen, in Moorböden kaum erhalten.
Zum einschlägigen Fundgut zählen besonders häufig Unisex-Umhänge; siehe das oben abgebildete Beispiel, für das sechs(!)
Schafe ihr Leben lassen mussten. Dieses aus der germanischen Eisenzeit stammende "Cape" wurde mehr oder weniger
symmetrisch zusammengenäht - soll heißen, auf der linken und rechten Seite verwendete man Fellstücke, die jeweils gleich
zugeschnitten waren (es gibt jedoch auch asymmetrische Varianten). Schnittmuster und sorgfältige Machart legen den
Schluss nahe, dass der Umhang von einer handwerklich erfahrenen Person jemandem quasi auf den Leib geschneidert
wurden (obwohl Leder im Boden normalerweise nur wenig schrumpft, verzog es sich doch gerade so viel, dass die Umrisse
heute leider nicht mehr sehr ebenmäßig aussehen; auch Beschädigungen tragen das Ihrige dazu bei).

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 48 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


Ebenfalls aus Fell gefertigt sind Funde von Kappen, Wickeln, Tuniken, Gürteln und Schuhen - woran die vielfältige
Einsetzbarkeit dieses Materials abzulesen ist.
Quelle: http://hiltibold.blogspot.de/2014/04/die-fellkleidung-der-germanen-ein-mythos.html

13 Etymologisches Wörterbuch des Althochdeutschen, Göttingen 2014;


Hrsg.: Albert L. Lloyd, Rosemarie Lühr, Band 5: iba – luzzilo, S. 43
14 Die Gilden der Klirschner waren in Deutschland sehr alt. Dieselben führten übrigens verschiedene Namen. Am

gebräuchlichsten war der Name ,,Körsnar", über dessen Etymologie die verschiedensten Ansichten herrschen. Am
wahrscheinlichsten kommt derselbe aber von dem mittelhochdeutschen Wort Kliren, auswählen oder sortieren, das sich in
dieser Bedeutung noch beim Turnen erhalten hat, ,,Klirturnen", so wie in der Form ,,Kören" bei der Viehzucht,
,,Hengstkorschau", bei der die zur Zucht zugelassenen Beschaler in einem Bezirk gewählt werden.
Ausser dem Gesamtnamen ,,Körsnar" finden sich auch die Bezeichnungen ,,Bundmacher und Pelzer", die häufig zwei
verschiedene Innungen an demselben Platze bildeten, wobei die Bundmacher sich ausschliesslich mit dem
Zusammenstellen und Anfertigen von Pelzfuttern befassten.
Erhalten sind diese Namen noch heute als ,,Bundtmager" in Dänemark, während sie in Schweden meist als Korsnar
bezeichnet werden. In alten Urkunden findet man auch die Bezeichnung ,,Skinnarone", welches dem deutschen ,, Pelzer"
entspricht.
Quelle: Aus dem Reiche der Pelze, Geschichte des Rauchwarenhandels, Emil Brass, Berlin 1911
http://www.archive.org/stream/ausdemreichederp00brasrich/ausdemreichederp00brasrich_djvu.txt
15 http://de.wikipedia.org/wiki/Buntmacher

16Mit der Einführung der Pelznähmaschine und der damit ermöglichten Vergrößerung des Pelzabsatzes übernahmen ab etwa
1880 immer mehr Pelznäherinnen vorerst nur die Näharbeit der Kürschner. Erst vor 1931 legte Fräulein Rohlik in Berlin als
erste Frau die Prüfung als Kürschnermeister ab. Zu dieser Zeit gab es, wie eine Fachzeitschrift schreibt, 'immerhin schon'
zehn Kürschnergesellinnen. Etwa seit den 1970er Jahren ist das Geschlechterverhältnis bei den Gesellenprüfungen in etwa
ausgeglichen.

17 Die wesentlichste war die Erfindung der Pelznähmaschine um 1872 durch Joseph Priesner, sie ermöglichte es, Pelze
deutlich kostengünstiger zu fertigen und sie auszulassen. Auslassen bedeutet, das Fell in kleine Streifen zu schneiden. Diese
werden kaum sichtbar mit feinen Nähten wieder miteinander zu einem längeren, schmaleren Pelzstreifen in der Länge des
Kleidungsstücks verbunden. Das Fell wurde jetzt hauptsächlich mit der Haarseite nach außen getragen. Es entstand eine für
das Bürgertum und insbesondere bürgerlichen Frauen erschwingliche Pelzkleidung, die schnell zunehmenden Absatz fand.
Der Beginn der deutschen Pelzkonfektion war 1855, als N. Wolff in Etappen über Berlin, Hamburg und Holstein zum ersten
Mal fertig gearbeitetes Pelzwerk anbot. Ihm folgten bald andere Pelzhändler, die ebenfalls Fabrikanten wurden. Zunehmend
führten die Kürschnergeschäfte nun nicht mehr nur eigengefertigte Ware und der Pelzanteil in den Textilläden nahm rapide
zu.
Um 1900 wurde die Pelzmode neben den Pelzfuttern jedoch noch völlig von der Pelzgarnitur beherrscht. Pelzkolliers mit
ausgearbeiteten Köpfen wiesen ein Übermaß an Formen auf. Fellkragen und -muffs, anfangs meist aus Persianer, schon bald
aus den unterschiedlichsten Fellarten. Unter anderem Hermelin, Opossum, Susliki, Slinks und Grebes fanden großen Absatz.
Sie wurden von reisenden Engroshändlern in alle Teile Deutschlands und Europas gebracht.
Das Jahr 1900 wird jedoch auch als Geburtsjahr der Pelzmode im heutigen Stil angesehen, als auf der Weltausstellung in
Paris zum ersten Mal in größerem Ausmaß Teile ganz aus Fell, in moderner Verarbeitung mit dem Haar nach außen gezeigt
wurden.[57] Aufsehen erregte ein Nerzmantel, bei dem die hunderte Meter langen Auslassnähte. Die Arbeitszeit für den
Gesellen betrug 240 Stunden, für die Näherinnen 1400 Stunden. Die Pelznähmaschine war zwar bereits erfunden, erfasste in
den Nähten aber noch so viel Leder, dass sie nur für gröbere Arbeiten zu gebrauchen war.
In den Großstädten der westlichen Welt wuchs die Pelzkonfektion mit einer Vielzahl von Beschäftigten und
Unterauftragsnehmern, den Zwischenmeistern, rasant an. Etwa 10.000 Zwecker, (Pelz-)Schneider, Pelznäher, -strecker, -
finisher und -bügler demonstrierten 1938 während eines Streiks in New York für bessere Arbeitsbedingungen. Im Pelzviertel
Berlins waren zu dieser Zeit fast 500 selbstständige Kürschner oder Zwischenmeister ansässig.
Von Anfang des 20. Jahrhunderts bis Ende der 1970er Jahre fanden Persianer als Großkonfektion (Jacken und Mäntel), durch
den Aufbau der Zucht im damaligen Südwestafrika, heute Namibia, zunehmende Verbreitung. Gleichzeitig wurden frühe
Tierschutz-Proteste laut, denn das Fell wird von bis zu drei Tage alten Lämmern des Karakulschafs gewonnen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pelz

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 49 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


18

Siegfried's Departure from Kriemhild, by Julius Schnorr von Carolsfeld, ca. 1843, oil on canvas, 87,5 x 85,5 cm,
Nationalgalerie Berlin, Inv.-Nr. A II 369 s. a. http://en.wikipedia.org/wiki/Nibelungenlied
19 http://www.archive.org/stream/ausdemreichederp00brasrich/ausdemreichederp00brasrich_djvu.txt

Aus dem Reiche der Pelze; Brass, Emil; Berlin 1911


Noch mehr Pelzwerk wird im ,,Parcival"
Wolfram von Eschenbachs erwähnt, merkwürdigerweise aber nur Zobel und Hermelin. Die Schilde tragen Anker aus Zobel-
oder Hermelin-Fellen, auch die Panierfahnen sind von solchen geziert. Die Ruhelager sind mit Decken aus Zobelfellen
bedeckt, Gamuret trägt einen Schild von Hermelin mit ,,Zobelfellen weich und mild". Auch Hermelinbettdecken werden
erwähnt.
Parcival erhalt einen Rock mit Hermelinfutter, dessen Saume mit grauem und schwarzem Zobel geziert sind.
Auch der kranke Amfortas ist ganz in Zobel gekleidet:
,,Ein Pelzrock und ein Mantel lang,
der innen und aussen Zobelfell,
verbrämt erwärmend ihn umschlang;
köstlich reich erglänzte hell und schwarz
selbst der geringste Pelz.
Von gleichem Pelzwerk, teuer gait,
wollt man es kaufen, ein Barett
sein Haupt bedeckt . . . ."
20 http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzzurichtung
21 http://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Nerz
22 http://de.wikipedia.org/wiki/Nerzfell
23 http://de.wikipedia.org/wiki/Zobel
24 http://de.wikipedia.org/wiki/Nutria

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 50 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


25 http://de.wikipedia.org/wiki/Nutriafell
26 http://de.wikipedia.org/wiki/Waschb%C3%A4r
27 http://de.wikipedia.org/wiki/Waschb%C3%A4rfell
28 http://de.wikipedia.org/wiki/Davy_Crockett
29 http://de.wikipedia.org/wiki/Marderhund
30 http://de.wikipedia.org/wiki/Biber
31 http://de.wikipedia.org/wiki/Biberfell
32 http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzarten#F.C3.BCchse
33 http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzveredlung
34 http://de.wikipedia.org/wiki/Pelzveredlung
35 Einige Fachbegriffe Kürschnerei und Erläuterungen hierzu

 Abgleichen: Das Zuschneiden des gespannten Pelzteils


 Anbrachen: Das Reparieren der Schadstellen im Fell
 Auslassen: Das Verlängern der Felle auf Kosten der Breite durch V- bzw. A-förmige Schnitte (Gegensatz:
Einlassen)
 blau: Farbbezeichnung für die dunkelsten, blaustichigen Winterfelle, Gegensatz rot
 Bleichen: Das Aufhellen dunkler Farben, oftmals um die Felle anschließend andersfarbig einzufärben. Auch für das
zusätzliche Aufhellen bereits weißer Felle, in der Regel verbunden mit der Behandlung mit optischen Aufhellern.
Im Rahmen einer Modellneugestaltung u. U. auch bei vergilbten, getragenen Pelzteilen möglich
 Blenden: Nachdunkeln des Oberhaars durch nur leichtes Aufstreichen der Farbe, auch für das Dunkelfärben des
Fellleders. Letzteres dient dazu auf der Haarseite das Durchscheinen des weißen Leders zu verhindern
(Lederblenden; noch lange hielt sich in der Kürschnerei für das meist und universell verwendete, spirituslösliche
Anilin-Schwarz, eigentlich dunkelstblau, der Begriff „Nigrosin“)
 Body: Für die Verarbeitung eines Pelzteils vorbereitetes rechteckiges Fell(-stücken)teil, meist von Spezialbetrieben
aus kleinen Fellen oder aus Resten zusammengesetzt
 Eulanisieren: Allgemeine Bezeichnung für das insektensicher machen von Bekleidung oder Teppichen,
ursprünglich durch die Chemikalie Chlorphenylid (Markenbezeichnung Eulan) der Firma Bayer AG
 Färben: Häufig angewandte Veredlungstechnik, insbesondere um aktuelle Modefarben zu erzielen. Im Rahmen
einer Modellumgestaltung oft auch bei getragenen Pelzen möglich. Das Fell kann ohne vorheriges Bleichen in der
Regel nur dunkler als vorher gefärbt werden, in der Farbwahl sind durch die entstehenden Mischfarben die
Farbmöglichkeiten eingeschränkt. Einen bei neuem Material möglichen, vorhergehenden Bleichprozess werden alte
Pelze im Zusammenhang mit dem Färben eventuell nicht mehr aushalten.
 Federn: Das Zwischennähen von schmalen Lederstreifen (Oberbegriff → Galonieren) in V-Form, oft verbunden
mit dem → Auslassen
 Female: Das weibliche Kleinpelztier, vor allem beim Nerz (auch: Fähe)
 Finish: Die Endbehandlung fertig gearbeiteter Pelze z. B. durch Einstreichen und Aufrauen des Haares, durch →
Klopfen, → Läutern, Weichschütteln, Steamern des Haares mit Heißluftgebläsen, Bügeln des Haares mit speziellen
Pelzbügelmaschinen. Einzelne dieser Prozesse können auch zur Auffrischung und Pflege getragener Pelze
angewendet werden. Ausführung durch den Kürschner oder durch die Weitergabe an Spezialbetriebe
 Galonieren: Das Zwischennähen von Lederstreifen oder Textilbändern, dient vor allem zur Vergrößerung der
Fellfläche. Luftgalonieren: Hierbei wird das Leder bei langhaarigen, dichtbehaarten Fellen in kurzen Abständen
eingeschnitten und gitterförmig auseindergezogen fixiert. Das Ergebnis ist ein besonders duftiges, weich fallendes
Produkt bei gleichzeitiger Flächenvergrößerung.
 Geflochtene, gewirkte Pelze: Felle werden in, zumeist schmalstmögliche, Streifen geschnitten und als Fäden in
textile Schalnetze eingeflochten, in der Regel indem die Pelzfäden um die Netzfäden gewunden werden. Da als
Ergebnis ein Produkt mit Haaren auf beiden Seiten entsteht, ist diese Arbeitstechnik besonders für Kleinteile wie
Schals und Stolen geeignet, aber auch für Jacken (Strickjackenoptik) und Mäntel. Wegen des großen
Arbeitsaufwandes meist aus Billiglohnländern (China). Eine frühe Erwähnung findet 1962 der handgewebte Pelz
eines deutschen Herstellers als Kinderwagen-Lammfellgarnitur aus australischem Lammfell.
 Granne: Bei Fellen mit Oberhaar und Unterwolle das Oberhaar (z. B. alle Marderarten wie Nerz, Otter, Zobel usw.,
keine Unterwolle haben beispielsweise Lamm und Zickel)
 Grotzen: Der Fellrücken (meist am langgrannigsten, oft dunkler)
 Hülle: Der Übermantel für ein Pelzinnenfutter
 Kahlauer: Eine unbehaarte Stelle im Fell
 Klopfen: Das Entfernen des losen Schmutzes und eventueller Insektenlarven durch Ausklopfen von Hand mit Rohr-
oder Haselnussstöcken oder mit der Pelzklopfmaschine. Eine der Grundarbeiten des Kürschners im Rahmen der
Pelzkonservierung
 Konservierung: Die Pelz-Sommeraufbewahrung bei gleichzeitiger Pflege durch einen Pelzfachbetrieb
 Läutern: Das Reinigen der Pelze durch Holzmehl
 lederfertig: Der Zustand des fertig zugeschnittenen Pelzteils vor dem Aufbringen der Innenverarbeitung
 Male: Das männliche Kleinpelztier, vor allem beim Nerz (auch: Rüde)
 Mutationsfarben: Durch plötzliche, sprunghafte, natürliche vererbbare Farbveränderung entstandene neue
Fellfarben (insbesondere bei Nerz, Nutria)

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 51 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


 Nourkulemi: Extra zu verarbeitende Kehlstücken, vor allem bei Nerz und Zobel
 Nacktpelz: Alte, nur noch selten benutzte Bezeichnung für die mit der Lederseite nach außen zu tragenden Mäntel
oder Jacken aus Lamm- oder Ziegenfell, auch „wie gewachsen“. Häufig bestickt (Trachtenpelz)
 Pikieren: Das Aufnähen von textilen Zwischenstoffen (zwischen Pelz und Innenfutter) auf die Lederseite eines
zugeschnittenen Pelzes. Insbesondere bei stark dehnbaren oder leicht einreißenden Pelzen erhöht das Pikieren
Haltbarkeit und Formbeständigkeit des fertigen Kleidungsstücks.
 Pumpf: Das hintere Teil des Felles
 rauch: Bezeichnung für dichtes, nicht straff anliegendes Haar. Auch die Rauche
 Reinforcing: (= verstärken) Nachdunkeln der Felle durch die Behandlung mit Metallsalzen, insbesondere bei
hellerer Unterwolle. Die Felle gelten weiterhin als naturell, also nicht gefärbt (insbesondere bei Nerz und Bisam)
 rot: Gegensatz → blau
 Rupfen: Das Entfernen des Grannenhaars (Ergebnis z. B. Samtnerz, Samtnutria, Samtwiesel, früher auch
üblicherweise beim Haarseehund/Seal). Seit etlichen Jahren, soweit möglich, auch bei zertrennten, getragenen
Nerzpelzen angewendet
 Scheren: Das Kürzen des Haares durch Schermaschinen (Ergebnis z. B. Samtbisam, Samtnerzstücken, Biberlamm,
Sealkanin). Auch beim zertrennten, getragenen Pelz möglich
 Schnatte: Ein beim Entpelzen oder Zurichten entstandener Aufriss des Oberleders (Narbenbruch) auf der Fellseite
 Schönen: Nicht rein weiße oder vergilbte weiße Felle werden chemisch aufgehellt, entweder durch die Behandlung
mit optischen Aufhellern oder mit einem rotstichigen Blaufarbstoff
 Thiliki: Extra zu verarbeitende Bauchstücken, vor allem bei Nerz und Zobel
 Veredlung: Sammelbegriff für Veränderungen des Haares, z. B. durch Färben, Rupfen, Scheren oder der Lederseite
durch Färben, Nappieren, Veloutieren, Bedrucken
 Wamme: Die Bauchseite des Felles
 Zurichten: Das Gerben von Fellen für Pelzzwecke
 Zwecken: Das Glattspannen der auf der Lederseite angefeuchteten Pelzteile nach dem Zusammensetzen der Felle
vor dem Abgleichen (in die endgültige Form schneiden). Auch Vorzwecken (der Felle oder der Fellstreifen),
Umzwecken (in Form spannen zur Vermeidung von Abnähern) und Abzwecken

36 http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%BCrschnermesser
37 Handwerkszeug des Kürschners und Zurichters, aus der Enzyklopädie von Diderot und d’Alembert 1762–1777:
Handwerkszeug des Kürschners und Fell-Trockenraum. Aus "Encyclopédie, ou dictionaire raisonne des sciences, des arts et
des métiers" von Denis Diderot und Jean de Rond d'Alembert, Paris 1762-1777. IV. FOURREUR EXPLICATION Outils.
Fig.1. Couteau à habiller. A la lame. B le manche. 2. Gros ciseaux. AA les taillans. BB les anneaux. 3. Forces. AA les
taillans. BB le ressort. 4. Carrelets. AAA les tètes. BBB les pointes. C le piquet. 5. Chevalet. A le chevalet. B la gambette. C
le piquet.

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 52 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


6. Couteau à ècharner. A la lame. BB les Manches. 7. Dégraiffoir. A le tonneau. B le couvercle. C la manivelle. DD les
supports. 8. Fer de pelletier. A la lame. B les moufles. C le poteau. 9. Bane à tirer les peaux. A la perche. B la moufle. CC les
pallissoirs. DD leurs supports. EE, &c. les arcboutans. F la table. GG les treteaux. 10. Claie. 11. Pot de cuivre deltiné â faire
chauffer les drogues. 12. Élévation perspective de le`étuve à fecher les peaux. AA le poèles. BB, &c. peaux étandues fur des
cordes. 13*. Racloire. A la lame. B le manche. 13**. Paumelle.
Bildquelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Pelz#/media/File:Foureur_outils.jpg

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 53 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


38
http://de.wikipedia.org/wiki/Galonieren
39
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band:
Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 95.

40Im weissen Winterpelz fällt die schwarze Schwanzspitze des Hermelins besonders deutlich auf. Die Mauswiesel bleiben
dagegen im Winter braun, ausser in einigen Gebieten der Alpen, wo Populationen vorkommen, die die Fellfarbe ebenfalls
wechseln. Die kleinsten Wiesel lassen sich aber ohnehin nicht oft an der Oberfläche blicken. Sie jagen allenfalls unter der
Schneedecke nach Mäusen, wo es etwas wärmer ist. Auch das Hermelin wechselt nicht überall in seinem riesigen
Verbreitungsgebiet vollständig in sein weisses Winterfell. Der Farbwechsel wird durch Hormone gesteuert, deren
Konzentrationen von den Aussentemperaturen und der Tageslänge beeinflusst werden. In milden Wintern kann das Fell der
Hermeline deshalb teilweise braun bleiben.
Das schneeweisse, dichte Winterfell des Hermelins war bereits seit dem Altertum für die Verarbeitung zu kostbarem
Pelzwerk begehrt. Krönungsornate von Königen und Amtstrachten von anderen, auch kirchlichen Würdenträgern wurden mit
dem weissen Pelz dieser kleinen Tiere versehen. Dabei wurden die Schwänze mit den schwarzen Enden oft als besondere
Zier aufgenäht. Die Wiesel waren aber auch als Mäusejäger seit jeher beliebt und finden als solche reichlich Erwähnung in
Erzählungen. Bevor die exotische Hauskatze als Mäusejägerin allmählich beliebter wurde, lebten verschiedentlich Wiesel in
den Häusern der Menschen. Sie fielen aber durch gelegentliche Übergriffe auf die Lebensmittelvorräte und durch penetranten
Geruch auf, mit dem sie ihr Territorium markierten.
Quelle: http://www.nature-themes.ch/xml_1/internet/de/application/d25/f88.cfm

41 Die älteren Urkunden geben nicht an, auf welche Weise diese ausländischen Fellsorten nach Deutschland gebracht wurden.
Erst zur Zeit des deutschen Ritterordens wird Thorn als ein grosser Umschlagplatz erwähnt, wo die Polen Grauwerk, Zobel,
Hermelin, Füchse etc., sowie Honig und Wachs gegen deutsche Tuche und sonstige Fabrikate verhandelten.
Sehr wohl organisiert war der Rauchwarenhandel zur Zeit der Hansa. Von den Kaufhausern der Hansa in Nowgorod oder
Naugard, wie es damals hiess, in Russland und Bergen in Norwegen kamen grosse Rauchwarensendungen nach Lübek und
Hamburg und wurden von hier aus nach dem Stahlhof in London, sowie nach Brugge, Gent, Genua etc, weiter verfrachtet.
Auch hören wir, dass auf dem grossen Heringsmarkt in Schonen, wo die Hansen von König Waldemar das
Alleinhandelsrecht erhielten, die Nordländer auch edle Falken und kostbares Pelzwerk mitbrachten, das von den Lübeckern
gern gekauft wurde. England deckte damals seinen ganzen Bedarf an Rauchwaren durch die Hansa in London. Erst als Hugh
Willoughby zuerst den direkten Handel mit Nowgorod eröffnet hatte, erhielt die Moskovy-Company auch russische Pelze
direkt. Dies war aber erst, als der Stern der Hansa schon im Sinken begriffen war.
Quelle: Aus dem Reiche der Pelze; Brass, Emil; Berlin 1911
42
Kastorhut (reproduction inside the Big House at Fort Langley National Historic Site, Canada)

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 54 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/9e/Beaver-felt-hat-ftl.jpg/800px-Beaver-felt-hat-ftl.jpg Ab 1830
verdrängten seidene Zylinderhüte den Kastorhut.

43 Der Nutzen, welchen der Biber gewährt, gleicht den Schaden, welchen er anrichtet, fast aus. Man muß dabei festhalten, daß
er vorzugsweise unbevölkerte Gegenden bewohnt und am liebsten nur dünne Schößlinge von Holzarten fällt, welche rasch
wieder nachwachsen. Dagegen bezahlt er mit Fell und Fleisch und mehr noch mit dem Bibergeil nicht bloß den angerichteten
Schaden, sondern auch alle Mühen und Beschwerden der Jagd sehr reichlich.
Von Amerika her gelangen, laut Lomer, alljährlich etwa 150,000 Felle im Gesammtwerthe von 1,500,000 Mark in den
Handel; dagegen wird der Bibergeil immer seltener und kostbarer. Vor vierzig Jahren bezahlte man ein Loth desselben mit
einem Gulden, gegenwärtig kostet es bereits das Zwanzigfache. Laut Pleischl rechnet man den durchschnittlichen Werth der
Geilsäcke auf 180 Gulden, hat jedoch auch schon das Doppelte dieser Summe für einen Biber bezahlt.
Das Fell wird ebenfalls geschätzt, steht jedoch nicht hoch im Preise, weil es zu Pelzen zu schwer ist. Man rupft es vor dem
Gebrauche, d.h. zieht alle Grannenhaare aus und läßt bloß das Wollhaar übrig.
Das Fleisch gilt als besonders gut, wenn sich der Biber mit Seerosen geäst hat; den Schwanz betrachtet man als vorzüglichen
Leckerbissen, für welchen man in früheren Zeiten die sehr bedeutende Summe von 6 Gulden zahlte. Die Pfaffen erklärten
den Biber als ein »fischähnliches Thier« und deshalb geeignet, während der Fasten genossen zu werden, bezahlten daher auch
in der fleischarmen Zeit einen Biberbraten um so besser.
Von den vielerlei Verwendungen des Biberkörpers ist man mehr und mehr zurückgekommen, obschon der Aberglaube noch
immer seine Rolle spielt. Hier und da werden Fett und Blut als Heilmittel benutzt; die sibirischen Weiber betrachten die
Knochen als Schutzmittel gegen den Fußschmerz, die Zähne als ein Halsgeschmeide, welches das Zahnen der Kinder
erleichtert, die Zahnschmerzen benimmt usw.
Bei den amerikanischen Wilden steht der Biber in sehr hohem Ansehen. Sie schreiben ihm fast ebensoviel Verstand zu wie
dem Menschen und behaupten, daß das vorzügliche Thier unbedingt auch eine unsterbliche Seele haben müsse, anderer
Märchen nicht zu gedenken.
Quelle: Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band:
Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 325-326.
Permalink: http://www.zeno.org/nid/20007933053

44Ein Flohpelz oder Flohpelzchen, aus dem Italienischen auch Zibellino („Zobelchen“), war ein kleiner Pelz aus
Hermelinfell, Zobelfell, Iltisfell oder Marderfell mit ausgearbeitetem Kopf, Schwanz und Pfoten, häufig mit edlen Steinen
verziert, der im Spätmittelalter und insbesondere in der Renaissance in Mode kam. Sie wurden über die Schulter gehängt
getragen oder gelegentlich auch an einem Kettchen am Gürtel.

Die edelsten Exemplare wurden aus ganzen Fellen in Tierform über der Kleidung getragen, oft mit zusätzlichem Schmuck
versehen. Bereits 1476 wird der Flohpelz im Inventar von Karl dem Kühnen von Burgund erwähnt. Ein Gemälde von
Parmigianino zeigt eine italienische Patrizierin um 1540 mit einem Zibellino über der Schulter; insgesamt sind über dreißig
Abbildungen bekannt, davon keine von einem Mann mit Flohpelz. Die Herzogin von Ferrara besaß einen Zobel mit
goldenem Kopf mit 12 Rubinen, 3 Diamanten, 3 Smaragden und 4 Perlen. Im Nachlass der Katharina von Polen befand sich
ein ähnlicher Pelz, dessen Wert auf 750 Taler geschätzt wurde. Philippine Welser besaß eine Garnitur, die aus einem
goldenen Zobelkopf mitsamt den vier Tatzen bestand, daran 5 Rubine und 5 Smaragde, die Augen waren Granaten, im Maul
befand sich eine Perle, an den Tatzen Rubine und Smaragde.

Die Mode der sogenannten „Pelzkolliers“ mit ausgearbeiteten Köpfen und am Fell belassenen Pfoten und Schwänzen war
ohne den Hintergedanken an den Flohfang im neunzehnten Jahrhunderts sehr stark verbreitet und wird seitdem immer wieder
aufgegriffen. Bis in die 1960er Jahre war für einfellige Kolliers noch der Begriff Würger im Gebrauch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Flohpelz http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Paolo_Veronese_-
_Portrait_of_Countess_Livia_da_Porto_Thiene_and_her_Daughter_Deidamia_-_Walters_37541.jpg
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/12/Parmigianino03.jpg/800px-Parmigianino03.jpg
45 http://www.kugener.com/de/pflegegeraetschaften-en/diverses/70-artikel/1148-flohfalle.html

TVC 15 – Die zweite Haut ~ 55 ~ Fell, Pelz und Kürschnerei

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