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Die2008
© Copyright spätantik-frühbyzantinischen
Walter de Gruyter · Berlin · befestigten
New York Höhenanlagen in Serbien 533
2 Für eine vorausgehende Auseinandersetzung vgl. -D. Stričević, Uvod u ispitivanje un-
utrašnjosti romejskog limesa u Iliriku. In: M. Grbić (Hrsg.), Limes u Jugoslaviji I. Zbornik
radova sa simposiuma o limesu 1960 godine (Beograd 1961) 177–184.
3 M. Milinković, Die byzantinische Höhenanlage auf der Jelica in Serbien – ein Beispiel aus
dem nördlichen Illyricum des 6. Jh. Starinar 51, 2001 (2002), 71–130.
4 Diese Fundstelle wird von M. Popović als die mittelalterliche Befestigung Ras gedeutet, so
daß sie unter diesem Namen in der Literatur zu finden ist. Allerdings wird auch in der glei-
chen Region der Platz Gradina-Postenje (Ras-Postenje) bei Novi Pazar mit Ras identifiziert
(siehe Anm. 1).
5 D. Mrkobrad, Ras-Postenje: Phases in the development of the fortress. Recueil des Tra-
vaux de l’Institut d’Études Byzantines 36, 1997, 203–219, hier 205 [Serb. mit engl. Zusam-
menfassung].
6 B. Bavant/V. Ivanišević, Iustiniana Prima – Caričin Grad (Belgrade 2003) 9–16.
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weise Einteilungen der Befestigungen nach ihrer Größe. Aber auch im Falle
einer gänzlich erschlossenen Ummauerung kann bei fehlenden flächendek-
kenden Ausgrabungen intra muros oder modernen geophysikalischen Un-
tersuchungen nicht automatisch anhand der Größe über die Bedeutung der
Anlagen geurteilt werden, denn die Vorstädte müssen nicht unbedingt be-
baut und ständig in Benutzung gewesen sein, wie es aus zeitgenössischen
schriftlichen Quellen und aus Grabungen hervorgeht. Der „Anonyme By-
zantiner“ schreibt um die Mitte des 6. Jahrhunderts: „The security of for-
ward walls is also to be considered. They are used to receive our own people
when they come in from the country to seek refuge behind the walls. This
relieves congestion in the city, and the refugees can also stand there and
fight against the enemy“.7 Demzufolge konnten die äußeren Mauergürtel
eine nur temporäre Funktion als Refugium für die lokale Landbevölkerung
haben, die nebenbei bemerkt in Zeiten der Gefahr wohl das wertvollste be-
wegliche Gut der Bauern mit sich führte: das Vieh, welches ebenso Platz
beanspruchte, während die ständigen Bewohner in ihren Wohnrevieren im
inneren Befestigungskreis blieben. Aus diesen Gründen ist bei einer Eintei-
lung der Höhenanlagen nach ihrer Größe immer Vorsicht geboten.
7 The anonymous Byzantine treatise on strategy. In: Three Byzantine military treatises,
hrsg. von G. T. Dennis. Corpus Fontium Historiae Byzantinae 25 (Washington D. C.
1985) 1–136, hier 35. Für die Datierung der Abhandlung in das Zeitalter Justinians I. siehe
ebd. 3.
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eher Räuber wie etwa die latrones Dalmatiae et Dardaniae der Grund ihrer
Entstehung gewesen und keine äußere Gefahr. Es ist fraglich, ob ihre Deu-
tung als Benefiziarierstationen gänzlich zutreffend ist und ob das Reich tat-
sächlich ein Bedürfnis hatte, seine inneren Gebiete im 3. Jahrhundert nach
einer immerhin länger andauernden Romanisierung in dieser Weise zu be-
festigen. Die erste archäologisch faßbare Fluchtbewegung der Bevölkerung
auf geschützte Höhenpositionen im 3. Jahrhundert verläuft parallel zu den
Einfällen verschiedener barbarischer Stämme (Goten, Heruler, Jazygen). Es
wäre verfrüht, hier umfassende Schlußfolgerungen zu ziehen, da die An-
zahl der untersuchten Anlagen noch zu klein ist. Erst nach weiteren Aus-
grabungen und nach vergleichenden chronologischen Analysen wird man
folgern können, welche Gründe für die Errichtung der einzelnen Höhen-
anlagen ausschlaggebend waren. Die Barbareneinfälle sollten dabei nicht
außer acht gelassen werden.
An dieser Stelle wird von der Darstellung anderer Höhenstationen aus
der Frühphase, wie zum Beispiel Mokranjske Stene im Hinterland des Do-
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17 Vgl. M. Sretenović, Mokranjske Stene. Site d’habitat stratifié. Cahiers des Portes de Fer 2,
1984, 226–230.
18 Fontes byzantini historiam populorum Jugoslaviae spectantes I, hrsg. von F. Barišić/
M. Rajković/B. Krekić/L. Tomić. Academia Scientiarum Serbica seorsum edita 241/Insti-
tutum Byzantinum 3 (Beograd 1955) 9–13 (Prisci Frg.).
19 Vgl. M. Vasić, Sites archéologiques de la basse antiquité à Tscatschak et dans ses environs.
Bogorodica Gradaљka u istoriji srpskog naroda. Nauљni skup povodom 800
godina Bogorodice Gradaљke i grada …aљka, nov. 1992 (…aљak 1993) 15.
20 Prokop, Bauten, hrsg. von O. Veh. Prokop Werke 5 (München 1977).
21 V. Beševliev, Zur Deutung der Kastellnamen in Prokops Werk „De aedificiis“ (Amsterdam
1970) 74.
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begonnen: Die XI. Novelle aus dem Jahr 535 bekundet die Neugründung
von Iustiniana Prima als bereits bestehenden Erzbischofssitz und betont aus-
drücklich, daß sich das Reichsterritorium auf beide Seiten der Donau er-
streckt, was eine Erneuerung des Limes voraussetzt.22 Prokops Listen bezie-
hen sich nicht auf das ganze Territorium des heutigen Serbien, da Moesia I
ausgelassen wird, sondern auf Dardanien, die Stadtgebiete von Naissus,
Remesiana und Ad Aquas in den Provinzen Dacia Mediterranea und Dacia
Ripensis sowie auf die Limesstrecke. Die letztere ausgenommen, erwähnt er
auf diesen Gebieten 41 neu erbaute, 105 erneuerte und 30 Befestigungen
ohne Spezifikation, insgesamt 176.23 Wenn man in Betracht zieht, daß
schon die 400 Anlagen des 6. Jahrhunderts aus dem kleinen Mazedonien,
auch wenn nicht alle sicher datiert sind, die Mehrheit von 654 Kastellen auf
dem Balkan ausmachen würden und man die Befestigungen aus anderen
Regionen des Balkans – Bosnien und Herzegowina, Dalmatien, Serbien,
Bulgarien, Albanien, Griechenland und Thrakien – noch hinzuzählen
müßte, so wird sofort ersichtlich, daß Prokop in diesem Falle kein Panegy-
riker war, als der er ansonsten oft dargestellt wird. Im Gegenteil, er hat nur
einen Teil der „Kastelle“ angeführt, obwohl er in der Einleitung für den die
Balkanhalbinsel betreffenden Teil seines Buches behauptet, alle Befestigun-
gen aufzählen zu wollen.24 Die Frage ist nun, ob er sich dabei an ein Aus-
wahlkriterium gehalten hat, wie manche meinen,25 oder ob er willkürlich
verfahren ist. Aufgrund der archäologischen Quellen läßt sich schlußfol-
gern, daß auf dem Balkan allem Anschein nach die Zahl der Befestigungen
vierstellig ist und sich in Serbien sicherlich Hunderte von Fortifikationen
des 6. Jahrhunderts befanden, die meisten von ihnen Höhenanlagen. Offen-
sichtlich konnten sie nicht alle einen rein militärischen Charakter besitzen,
dazu fehlten bekanntlich Ressourcen an Soldaten, Menschenkraft und auch
andere Mittel. Was waren dann diese Befestigungen und wieso hat sie Pro-
kop nicht erwähnt? Waren sie für ihn etwa nicht wichtig? Es ist unwahr-
scheinlich, daß er über ihr Bestehen nicht unterrichtet war. Es stellen sich
die Fragen, wer sie gebaut hat und wie, wer sie sie benutzt hat und wie lange.
Im 6. Jahrhundert änderte sich in Serbien das Siedlungsmuster schlag-
artig von Grund auf. Anstatt der Talpositionen wurden nun Höhenlagen
22 V. Kondić/V. Popović, Caričin Grad. Site fortifié dans l’Illyricum Byzantin (Beograd 1977) 371.
23 Fontes (wie Anm. 18) 53–70.
24 Prokop (wie Anm. 20) 193.
25 Vgl. M. Mirković, Villas et domaines dans l’Illyricum central (IV–VI siècle). Recueil des
Travaux de l’Institut, d’Études Byzantines 35, 1996, 70. Dort wird behauptet, daß Prokop
in Dardanien nur diejenigen Befestigungen erwähnt hat, die kaiserliche und vielleicht
kirchliche Domänen schützten, was so formuliert als eine wenig wahrscheinliche, zumin-
dest unvollständige Hypothese erscheint.
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vorgezogen, die leichter zu verteidigen waren und sich meistens über 500 m
über dem Meer befanden, manchmal sogar über 1500 m oder auf 1800 m
über dem Meer.26 Die Höhenanlagen wurden zur typischen Form des Woh-
nens im zentralen Balkangebiet im 6. und am Anfang des 7. Jahrhunderts.
Als unausweichliche Folge mußte das Verlassen der Tallagen eine Änderung
der Wirtschaftsform zugunsten der Viehzucht und des Bergbaus mit sich
bringen. Es ist hervorzuheben, daß die meisten untersuchten Anlagen nach
dem derzeitigen Bearbeitungsstand einphasig sind, also im 6. Jahrhundert
neu gebaut wurden. Einige Beispiele sollen die Positionen der im 6. Jahr-
hundert benutzten Befestigungen verdeutlichen: Postenje-Gradina (Abb. 9),
Pazarište-Gradina (Abb. 10), Ostrovica-Zlostup (Abb. 11 und 12), Djurdje-
vica-Djerekare (Abb. 13) und Lis-Ćava (Abb. 14).
Daß ihre innere Struktur ungenügend bekannt ist, wurde schon betont.
Immerhin gibt es Funde, die auf eine schlichte, häufig ohne Mörtel und
Glasfenster auskommende Bautechnik der Steinbauten hindeuten. Die Si-
27 S. Uenze, Die spätantiken Befestigungen von Sadovec (Bulgarien). Münchner Beiträge zur
Vor- und Frühgeschichte 43 (München 1992) 116.
28 V. Popović, Desintegration und Ruralisation der Stadt im Ost-Illyricum vom 5. bis 7. Jahr-
hundert n. Chr. In: D. Papenfuss/V. M. Strocka (Hrsg.), Palast und Hütte. Beiträge zum
Bauen und Wohnen im Altertum von Archäologen, Vor- und Frühgeschichtlern. Sympo-
sium Berlin 1979 (Mainz 1982) 545–566.
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Inner- und außerhalb der Mauern wurden bislang fünf Kirchen entdeckt,
eine davon mit Baptisterium und teilweise erhaltener Freskenmalerei
(Abb. 18). An den westlichen Hängen erstreckte sich das Friedhofsareal mit
typisch romanisch-christlichen Grablagen und Grabkammern. Offensicht-
lich handelt es sich hier um ein wichtiges kirchliches Zentrum des 6. Jahr-
hunderts; ob Pilgerheiligtum, Bischofssitz oder etwas anderes, ist noch
zu klären. In einem Fundzusammenhang fand man typisch germanisches
Bekleidungszubehör, germanische Keramik und Kinderschädel mit künst-
licher Verformung. Außerdem wurden in Gräbern aus dem Inneren der Kir-
che „A“ (Abb. 19) eine bronzene Schilddornschnalle (Abb. 20,3) und eine
bronzene Vogelscheibenfibel mit randständigen Raubvogelköpfen gebor-
gen (Abb. 20,2). Dazu kommt eine künstliche Schädeldeformation bei
einem etwa drei- bis vierjährigen Kind. Ein solcher Fundzusammenhang ist
auf dem Balkan bisher einmalig. Gegenüber den Romanen nicht nur im
ethnischen Sinne fremd sind auch die klaren Spuren künstlicher Schädel-
deformation im Kindergrab bei der Friedhofskirche „B“ (anthropologische
Analyse von Ž. Mikié, Phil. Fak. Beograd). Diese Grabfunde, die eine Se-
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nen gründlich durchgeführt worden zu sein, obwohl das nicht immer eine
lange Zäsur bedeuten mußte, wie die frühslawische Keramik von der Jelica
aus dem 7. Jahrhundert andeutet.31 Aber es brach eine neue Zeit an.
Interessant ist, daß das erwähnte Verhältnis von neugebauten zu bloß
rekonstruierten Befestigungen zur Zeit klar zugunsten der neuen (einphasi-
gen) ausfällt, was im Widerspruch zu Prokops Angaben steht, wonach von
176 Kastellen in Serbien 105 erneuert wurden – ein weiterer Hinweis darauf,
daß Prokop die meisten gar nicht genannt hat. Bevor der Grund für diese
Vorgehensweise gesucht wird, muß man versuchen festzustellen, wer die
Höhenanlagen überhaupt gebaut hat. Der allgemeine Rahmen innerhalb
Justinians Bauaktion ist bekannt, doch konnte das Imperium allein schon
aus finanziellen Gründen kaum Tausende Kastelle von Afrika bis zum
Balkan synchron von einem Zentrum aus errichten lassen. Von der fortifi-
katorischen und bautechnischen Seite aus betrachtet sind die meisten Hö-
henanlagen eher für den Schutz vor Angreifern ohne besondere Belage-
rungskenntnisse oder – möglichkeiten ausgerichtet. Sie sollten also in erster
Linie Sicherheit während der ersten, vielleicht vorübergehenden Angriffs-
welle bieten, ermöglichten aber kaum ein längeres Ausharren. Die Breite
der Mauern beträgt manchmal wenig mehr als einen Meter, in seltenen Fäl-
len sind Teile der Mauerzüge sogar ohne Mörtel errichtet. F. Wozniak
scheint teilweise Recht zu haben, wenn er besonders bei einfacheren Anla-
gen davon ausgeht, daß es die lokale Bevölkerung war, also Bauern, die sie
ad hoc erbaute.32 Daß in spätantiken Zeiten Dörfer als kollektive Bauherren
von Befestigungen ( ) auftreten können, ist durch Inschrif-
ten belegt.33 Dennoch ist bei näherer Betrachtung der einzelnen fortifi-
katorischen Lösungen offensichtlich, daß Fachkräfte mit militärischen
Kenntnissen anwesend waren, da die Mauerzüge mit variierenden Breiten,
die Verteilung der Türme und das Anlegen von Toren raffiniert den Gege-
benheiten des bewußt ausgewählten Geländes angepaßt wurden, so daß so
schnell und preiswert wie möglich, aber auch funktionsgerecht gebaut wer-
den konnte. Das war ohne Militärarchitekten unmöglich. 1983 im albani-
schen Byllis in Epirus Nova geborgene Inschriftenfunde bezeugen mehr-
31 Vgl. D. Bulić, Traces of Medieval material culture at the Gradina Site on Jelica Mountain.
Historical Review 50, 2003, 153–176.
32 F. E. Wozniak, The Justinianic fortification of interior Illyricum. In: R. L. Hohlfelder
(Hrsg.), City, town and countryside in the Early Byzantine Era. East European Mono-
graphs 120/Byzantine Series 1 (Boulder 1982) 199–209, hier 200.
33 Hauran in der Provinz Arabien, vgl. L. Di Segni, Epigraphic documentation on building
in the provinces of Palaestina and Arabia, 4th–7th c. In: J. H. Humphrey (Hrsg.), The Ro-
man and Byzantine Near East 2: some recent archaeological research. Journal of Roman
Archaeology Supplement 31 (Ann Arbor 1999) 150 Anm. 3.
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fach die Aktivitäten eines solchen Architekten namens Viktorinos, der den
Bau von Befestigungen in Moesien, Scythien, Illyricum, Thrakien und Byl-
lis selbst geleitet hat.34 Wenn man diesen Umstand mit der großen Anzahl
der Anlagen und dem ländlichen Charakter mancher Behausungen und
Kleinfunde in Verbindung bringt, bietet sich die Schlußfolgerung an, daß
die meisten Höhenanlagen – außer die mit zentralörtlicher Funktion, wie
Caričin Grad oder Jelica – eigentlich befestigte Dörfer waren, auch wenn an-
dere Funktionen im Bereich des Bergbaus und des Handwerks in vielen Fäl-
len ebenso wichtig waren. Hier wurde keine auf die Sicherheit der Straßen
oder etwa der Abwehrlinien ausgerichtete Verteidigungslogik angewandt,
sondern ein mikroregionales, den lokalen Bedürfnissen und Möglichkeiten
der Landbewohner entsprechendes und gewiß kein strategisch-überregio-
nales System. Auf dem Balkan gibt es abgesehen vom Limes an der Donau
keine großräumig angelegten frühbyzantinischen Abwehrlinien. Der Schutz
der Existenz auf mikroregionaler Ebene hatte wohl Vorrang vor den Reprä-
sentationsbedürfnissen und dem Wunsch nach einer Machtdemonstration.
Ausnahmen könnten vielleicht die größeren Anlagen von Jelica oder
Caričin Grad sein, wo an den dominantesten Stellen Kirchen standen – was
aber wiederum eher mit dem Glauben beziehungsweise dem christlichen
Gruppenbewußtsein als mit Repräsentation (besonders der Repräsentation
einer Einzelperson, zum Beispiel eines barbarischen Anführers) zu tun
haben wird. Der am besten geschützte Ort war sicherlich derjenige, der
von den Angreifern gar nicht gesehen wurde. In dieser Hinsicht konnte die
Feste in Ostrovica-Zlostup wahrscheinlich mehr Schutz bieten als die auf
der Jelica.
Daß Dorf- oder Lokalbewohner ihre Hacken, Sicheln und anderes
Gerät bei Bedarf mit Waffen tauschen konnten, zeigt das Beispiel vom grie-
chischen Thermopylae, wo lokale Bauernmilizen engagiert wurden, oder das
Beispiel der Stadtmiliz von Asemus.35 Es kann also gewagt werden, die
Höhenanlagen generell als befestigte Dörfer anzusprechen, und zwar als
Dörfer einer Viehzucht treibenden Population, die genau in denjenigen
Bergregionen des Balkans lebte, für die einige Jahrhunderte später mittel-
alterliche Quellen die romanisch sprechenden Wlachen erwähnen, welche
ihre Transhumanz und den Halbnomadismus bis in die moderne Zeit be-
trieben.
34 D. Feissel, L’architecte Viktôrinos et les fortifications de Justinien dans les provinces bal-
kaniques. Bulletin de la Société Nationale des Antiquaires de France 1988, 136–146.
35 Wozniak (wie Anm. 32) 201. In einer dezentralisierten Verteidigung und bei ungenügen-
dem Heeraufgebot ist bei privaten Domänen ebenso an die buccelaroi zu denken, die es
auch im Illyricum gab, vgl. ebd. 203.