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Fakultät VI
Institut für
Bauingenieurwesen
Fachgebiet Massivbau
Prof. Dr. sc. techn. M. Schlaich
lx
In genieu rmodel
"Einspringen de W ande cke " bw dm
Fcc,rcrit
Druckstrebe
sw<h
1
Fct,rcrit
Zugstrebe
sw<h
1 Que rkraftbereich
2 Durchsta nzbereich m
t
5d
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eingereicht von:
Dipl.-Ing. Markus Johow
im September 2008
Querkrafttragverhalten von Stahlbetonplatten
aus Normalbeton im Auflagerbereich der "Einspringen-
den Wandecke"
Experimentelle und numerische Untersuchungen zur Winkelplatte
Markus Johow
aus Münster
- Dr.-Ing. -
genehmigte Dissertation
Promotionsausschuss:
Berlin 2008
D 83
II
Vorwort
Die Studien zur vorliegenden Arbeit sowie die Konzeption und Durchführung der Versuche
entstammen meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Stahlbetonbau der
Technischen Universität Berlin.
Herrn Prof. Dr.-Ing. Manfred Specht für die Anregung zu dieser Dissertation, für die Betreu-
ung und die stete Ermunterung zur Fortführung der Arbeit.
Meinem Vater Herrn Dipl.-Ing. Friedrich Max Johow und meiner Mutter Heidi Johow,
Danken möchte ich meinen Kolleginnen, Frau Dipl.-Ing. Diana Richter und Frau cand.-Ing.
Heike Schalk für die Bereitschaft zum wissenschaftlichen Austausch und für weiterführende
Anregungen zur Arbeit, wie auch der Erich-Lübbert-Stiftung für die finanzielle Unterstützung
meiner Versuche und den Anstoß zur Fortführung meiner Arbeit durch die positive Beurtei-
lung des Forschungsberichtes.
Zusammenfassung
Im Stahlbetonbau führt die derzeitige Querkraftbemessung von Deckenplatten im Auflager-
bereich von Wandinnenecken, beispielsweise an Aufzugsschächten, Lichthöfen, Erkern oder
bei L-förmigen Gebäudegrundrissen zu unwirtschaftlichen Bewehrungsgehalten.
Die Ursache liegt nicht nur in der oftmals unzureichenden ingenieurmäßigen Auswertung der
Schnittgrößen an der Unstetigkeitsstelle, sondern auch an dem derzeitig gültigen Bemes-
sungsverfahren nach DIN 1045-1, Abschnitt 10.5, in dem der Sonderfall der Lagerung von
Flachdecken im Bereich von Wandinnenecke nicht gesondert geregelt ist.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung eines allgemeingültigen Ingenieurmodells für
das Tragverhalten von Flachdecken im Bereich der Wandinnenecke, auf dessen Grundlage
das Nachweisverfahren nach DIN 1045-1, Abschnitt 10.5.3, um den Sonderfall der „Einsprin-
genden Wandecke“ erweitert werden kann. Das Querkrafttragverhalten von Flachdecken im
Bereich der Wandinnenecke wird sowohl durch eigene experimentelle Versuche an Winkel-
platten, als auch durch eine umfangreiche Parameterstudie mit Hilfe der Finiten Elemente
Methode untersucht. Aufbauend auf den Ergebnissen der experimentellen Versuche kann
anhand der Auswertung der numerischen Varianzanalysen ein allgemeingültiges Ingenieur-
modell für das Tragverhalten von Stahlbetonplatten im Auflagerbereich der Innenecken ent-
wickelt werden.
In einem eigenen, auf Grundlage der DIN 1045-1, Abschnitt 10.5, modifizierten Nachweisver-
fahren zur Berechnung der aufzunehmenden Querkraft wird auf der Einwirkungsseite die
nichtrotationssymmetrische Beanspruchung der Flachdecke im Bereich der Wandinnenecke
durch die Erhöhung des Bemessungswertes der einwirkenden Querkraft um den Beiwert
ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 mit lx ³ ly und lx/ly £ 2,0 wirklichkeitsnah erfasst. Auf der Widerstandsseite
folgt die modifizierte Rundschnittlänge dem tatsächlichen resultierenden Querkraftverlauf
und berücksichtigt dadurch die Querkraftumlagerungen entlang der angrenzenden Wandbe-
reiche.
Abstract
At present the shear force design of flat slabs using reinforced concrete construction within
the support of internal corners, for example in lift shafts, lightwells, bays or at L-shaped
ground plans, leads to uneconomic reinforcement content.
The cause is not only the frequently insufficient engineering interpretation of the internal
forces due to the point of discontinuity, but also the current design procedure according to
DIN 1045-1, section 10.5, in which the special case of the support of flat slabs is not sepa-
rately regulated for interior corners.
In practice, when considering a rotationally asymmetric load on the critical round cut the cal-
culation of the value of the influencing shear force is simplified by increasing it by a factor
ß = 1,4. On the resistance side the determination of the critical round cut length also takes
place by following the shear force course of a point-supported flat slab at the free edge.
These input values to the design of the loadable shear force in the determining the round cut,
do not correspond to the actual load bearing behaviour of flat slabs within the support area of
"interior wall corners ".
The shear force load bearing behaviour of flat slabs in interior wall corners is examined both
by actual experimental research on angle slabs, and by an extensive parameter study using
finite element analysis. Using the results of the experimental research a generally applicable
engineering design model for the load bearing capacity of flat slabs for the support of interior
corners can be developed based on the evaluation of numerical analysis of variance.
Based on DIN 1045-1, section 10.5, a modified design method for the computation of the
shear force caused by a rotationally asymmetric load of a flat slab on an interior wall corner
is realistically captured by increasing of the calculation value of the influencing shear force by
a factor ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 with lx ³ ly and lx/ly £ 2,0. On the resistance side the modified
round cut length ucrit follows the actual shear force course and thereby restores the shear
force along the adjacent wall ranges.
In the future this practical calculation concept for the load-bearing parameters of flat slabs
without needing to compute the load-bearing resistance makes economic reinforced concrete
construction possible near the point of discontinuity caused by "interior wall corners ".
Inhaltsverzeichnis V
Inhaltsverzeichnis V
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis IX
Formelzeichen und Abkürzungen XVI
5.1 Einleitung........................................................................................................... 97
5.2 Vergleichsrechnungen zur Modellbildung mit der FE- Methode............................. 98
5.3 Vernetzung......................................................................................................... 99
5.4 Randbedingungen .............................................................................................. 99
5.5 Auswertung der Ergebnisse der FE- Berechnung............................................... 100
5.6 Untersuchungen der Einwirkungen und der Widerstandseite .............................. 101
5.6.1 Untersuchung der Einwirkungen .................................................................. 104
5.6.2 Schlussfolgerungen ..................................................................................... 109
5.7 Untersuchungen zur Querkrafttragfähigkeit........................................................ 110
5.7.1 Querkrafttragfähigkeit nach DIN 1045 (88) [14]............................................. 110
5.7.2 Querkrafttragfähigkeit nach DIN 1045-1 10.5.2 (2) [11] ................................. 112
5.7.3 Querkrafttragfähigkeit mit Rundschnitt in Analogie zur Randstütze ................ 114
5.7.4 Vergleich und Auswertung der Rundschnittführungen ................................... 116
5.7.5 Invarianz der integralen Schnittgrößen ......................................................... 122
9 Schlussbetrachtung.............................................................................................. 189
Abbildungsverzeichnis
Bild 1-1 Hauptspannungen und Verformungen einer Flachdecke, gestützt durch eine
„Einspringende Wandecke“ unter Gleichlast ......................................................1
Bild 2-1 Rissentwicklung auf der Plattenoberseite über einer Stütze, aus [36].................... 10
Bild 2-4 Modell nach Kinnunen und Nylander, aus [30] ..................................................... 11
Bild 2-8 Kritischer Rundschnitt nahe freien Rändern, aus DIN 1045-1 [13]......................... 14
Bild 2-11 vRd,ct [MN/m] in Abhängigkeit von ρ und fck [MN/m²] ............................................. 15
Bild 4-5 Verschiebungen w bei Berechnung mit der FEM, Ds = 0,0125 m; m = 0,37............ 50
Bild 4-8 Befestigung der Gewichte an der Platte mittels Stahlfäden ................................... 53
Bild 4-12 Aussparung des Modelltisches zum umpositionieren der Messfühler ................... 55
Bild 4-23 Bereich der unterschiedlichen Ausbildung der Einspringende Wandecke [mm] .... 62
Bild 4-24 Messrechner (Pentium III, 333MHz); mit dem DIAdem Softwarepaket ................. 63
Bild 4-31 a) Verformungsbild der Platte für Flächenlast a) und Linienlast b)........................ 68
Bild 4-46 a) Anheben und Drehen der b) Lagerung der Probekörper in einer ...................... 80
Bild 4-49 a) Messdose mit Lagerplatten und b) positionierte und ausgerichtete ................. 82
Bild 4-50 a) Lager nach Absetzen der Platte mit b) Mörtelfuge nach Abstreichen............... 83
Bild 4-64 a) Starke Rissbildung über der ein- b) völlig zerstörte Betondruckzone ............. 92
Bild 5-2 Invarianz der Schnittkraft Fm bei zwei Netzteilungen aus [7] ............................. 100
Bild 5-9 Auflagerkräfte in Abhängigkeit von der Translationssteifigkeit der Auflager ........ 107
Bild 5-10 Auflagerkräfte in Abhängigkeit von der Rotationssteifigkeit der Auflager ............ 108
Bild 6-1 Verlauf der res. Querkraft qr,d im Bereich der „Innenecke“.................................. 123
Bild 6-3 Verlauf des mod. Rundschnittes ucrit affin zu den Hauptzugspannungen s1 ........ 125
Bild 6-6 Schnitt durch das räumliche Fachwerkmodel im Bereich des krit. Rundschnitts.. 128
Bild 6-8 räumliches Fachwerkmodel für den Nachweis mit Durchstanzbewehrung .......... 130
Bild 6-10 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Translationssteifigkeit der Auflager ........ 134
Bild 6-11 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Rotationssteifigkeit der Auflager ............ 135
Bild 6-12 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Plattenstärke ........................................ 136
Bild 6-13 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Stützweite der Platten ........................... 136
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis XIV
Bild 6-14 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Betonfestigkeit ...................................... 137
Bild 7-3 Isoaffekte der resultierenden FEM - Querkraft qr,d [kN/m] .................................. 147
Bild 7-4 Ermittlung der Lasteinzugsflächen anhand des Querkraftverlaufes qr.................. 148
Bild 7-6 Bewehungsführung in der Innenecke nach eigenem Ingenieurmodell ................. 160
Bild 7-7 Netzdarstellung des Verlauf der res. Querkraft qr,d ............................................. 162
Bild 8-4 Mattenbewehrung in einem gekrümmten Schalenelement, ([12], S. 448.) ........... 169
Bild 8-5 Idealisierter s-k-Verlauf für normal- und hochduktilen Betonstahl, ([13], S. 71).... 170
Bild 8-7 Untere Lage der Bewehrung in der Platte .......................................................... 173
Bild 8-9 Lagerungsbedingungen der Platte und der anschließenden Wände für den Fall der
Zwischengeschossdecke ..................................................................................175
Bild 8-10 Draufsicht auf das FEM-Netz der Platte mit den Schnitten A-A und B-B, an denen
der Verlauf der Querkraft und Verformung untersucht wird ............................... 177
Bild 8-12 Querkraftlinie qr,d der Zwischengeschossdecke im Schnitt A-A ........................ 180
Bild 8-13 Querkraftlinie qr,d der Dachgeschossdecke im Schnitt B-B ............................... 180
Bild 9-1 Vorschlag zum Fachwerkmodel im Bereich einer „Einspringenden Wand“ ........... 193
Tabellenverzeichnis
Tabelle 4-1 Vergleich der vertikalen Verformung w [mm]................................................ 50
Tabelle 5-4 Bemessung nach DIN 1045-1 mit Rundschnitt in Analogie zur Randstütze 115
Tabelle 5-5 Bemessung nach eigenem Ingenieurmodell „Innenecke“ mit ß = 1,20 ........ 120
Tabelle 7-1 Vergleich der Ergebnisse für Platten ohne Durchstanzbewehrung .................. 151
Tabelle 7-2 Vergleich der Ergebnisse für Platten mit Durchstanzbewehrung ..................... 161
Tabelle 8-1 Vergleich des eigenen Nachweises mit der nichtlinearen FE- Berechnung ..... 181
Formelzeichen und Abkürzungen XVI
A: Fläche; Kraft
E: Elastizitätsmodul
F: Kraft
G: Schubmodul
M: Moment
V: Querkraft
d: statische Höhe
f: Festigkeit
g: Funktion
h: Deckendicke [cm]
t: Zeitpunkt
u: Umfang
Griechische Buchstaben:
a: Beiwert
e: Dehnung
g: Schubgleitung (Winkelverzerrung)
r: Längsbewehrungsgrad
n: Querdehnzahl
Formelzeichen und Abkürzungen XVII
s: Normalspannung
t: Schubspannung; Zeit
D: Differenz
Indizes:
0: Nullzustand
a: äußere
c: Beton; Druck
eff: effektiv
el: elastisch
f: fließen
ges: Gesamtwert
i: innere
k: charakteristisch
m: Mittelwert
pl: plastisch
s: Betonstahl; Schwinden
t: Zug; quer
u: Bruchzustand
v: verzögert elastisch
y: Fließ-, Streckgrenze
Dst: Stützendurchmesser
VRd: Querkrafttragwiderstand
Vb,k: Betontraganteil
bW: Wandbreite
rcrit: Rundschnittradius
Durch die „Evolution des Lebens“ würde an einer Stelle, an der lokal der Materialwiderstand
versagt, die aber keinen Einfluss auf die Existenz des Gesamttragwerks hat, ein Loch ent-
stehen. Dieses Naturprinzip wird im Stahlbetonbau bei der Bemessung von Deckenplatten
im Bereich "Einspringender Wandecken" nicht ausreichend berücksichtigt. Anstatt den Bau-
teilwiderstand im Eckbereich zu verringern, werden durch den Einbau hoch konzentrierter
Biege- und Querkraftbewehrungsgehalte die Kräfte angezogen.“
Bild 1-1 Hauptspannungen und Verformungen einer Flachdecke, gestützt durch eine „Einspringende
Wandecke“ unter Gleichlast
Als "Einspringende Wandecke" oder "Innenecke" wird der Auflagerbereich einer Stahlbeton-
platte bezeichnet, an der zwei Wandenden vornehmlich unter 90° zusammentreffen und de-
ren in ihrer Längsrichtung fortlaufenden Stützungen in beiden Richtungen unterbrochen sind.
Im allgemeinen Hoch- und Ingenieurbau finden sich solche Auflagerungen von Stahlbeton-
decken an Aufzugsschächten, Lichthöfen, Erkern und L-förmigen Gebäudegrundrissen.
1 Einleitung 2
L-förmiger Gebäudegrundriss
Innenhof/Lichthof
Treppenhauskern
Fahrstuhl-/
Versorgungsschacht
Erker
Um die Verwandtschaft des Sonderfalls der Innenecke mit der Nachweisführung für punkt-
gestützte Platten ohne und mit Durchstanzbewehrung nach DIN 1045-1, 10.5.3 herauszuar-
beiten, wird an einigen Stellen dieser Arbeit von Flachdecken gesprochen, obwohl das zu
entwickelnde Ingenieurmodell allgemeingültig für alle Stahlbetonplatten formuliert wird.
Die statische Berechnung des "geplanten Sonderfalls", der Auflagerung einer Flachdecke im
Bereich einer Innenecke, erfolgt derzeit durch einen Durchstanznachweis nach DIN 1045-1,
Abschnitt 10.5. Im Bereich der Innenecke erfordern die normativen Eingangsparameter für
den Nachweis ohne Durchstanzbewehrung nach 10.5.3(6) in der Regel eine unwirtschaftli-
che Erhöhung der Biegebewehrungsgehalte. Trotz wirtschaftlicher Bauteilabmessungen für
eine ausreichende Biegetragfähigkeit misslingt der Nachweis und erfordert somit den zusätz-
lichen Einbau von Durchstanzbewehrung. Für den Nachweis für Platten mit Durchstanzbe-
wehrung nach 10.5.3(7) ergeben die derzeitigen normierten Eingangsparameter eine erfor-
derliche Erhöhung des Materialwiderstands derart, dass sich in der Regel für die Baupraxis
unwirtschaftliche, oftmals nicht mehr einbaubare Querkraftbewehrungsgehalte ergeben.
nehmenden Querkraft vEd liegen. Es fehlt ein überzeugendes Ingenieurmodell, das eine bau-
liche Umsetzung der notwendigen Sicherheitszone ohne Angstzuschläge verbürgt. Eine übli-
che Ausführung ist in Bild 1-3 dargestellt. Die Folge ist ein erhöhter Materialbedarf an Biege-
und Querkraftbewehrung, der beim Einbau erhebliche Mehrkosten zur Folge hat.
Sowohl die derzeit gültige, als auch die alte Normung betrachten die in zwei Richtungen un-
terbrochene Stützung einer Linienlagerung im Bereich der Innenecke als Sonderfall einer
Punktlagerung.
Obwohl das Querkrafttragverhalten bei punktueller Lasteinleitung an Eck-, Rand- und Innen-
stützen Gegenstand vieler experimenteller und numerischer Forschungsvorhaben war [31],
wird das tatsächliche Tragverhalten von Platten im Auflagerbereich der „Einspringenden
Wandecke“ im normierten Durchstanznachweis unzureichend berücksichtigt. Im Gegensatz
zur Punktlagerung einer Flachdecke liegt bei Wandinnenecken grundsätzlich kein globales
Tragfähigkeitsproblem vor, da sich im Falle von hohen lokalen Einwirkungen die Querkräfte
zu den angrenzenden Wandbereichen umlagern.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Entwicklung eines Ingenieurmodels für die Innenecke mit
j = 90°, das die physikalische Wirklichkeit bei der Ermittlung der Eingangsparameter zur
Berechnung der aufzunehmenden Querkraft in besserer Näherung erfasst. Aufbauend auf
das räumliche Fachwerkmodell wird ein wirtschaftliches Bemessungskonzept für den Durch-
stanznachweis von Platten mit und ohne Querkraftbewehrung im Bereich der Wand-
innenecke abgeleitet.
1.2 Vorgehensweise
Ausgangspunkt der eigenen Untersuchungen ist die Ermittlung der aufzunehmenden Quer-
kraft u Ed (Gl.100) in DIN 1045-1 [11] und die Regelungen für die Durchstanzbemessung ohne
Durchstanzbewehrung (Gln. (105) und (113) in [11]).
β × VEd
ν Ed = (1.1)
u
Die DIN 1045-1,10.5.2(2), Bild 38 beschreibt für den geometrischen Widerstand gegen
Durchstanzen den Umfang u für den kritischen Rundschnitt, sofern kein genauerer Nachweis
geführt wird.
Auf der Einwirkungsseite wird durch Erhöhung des Bemessungswertes der aufzunehmenden
Querkraft vEd um den Beiwert b die nichtrotationssymmetrische Querkraftverteilung im Rund-
schnitt bei Rand- und Eckstützen berücksichtigt. Die DIN 1045-1, 10.5.3(2), Bild 44 gibt den
Beiwert b an, sofern kein genauerer Nachweis geführt wird.
Sowohl für die Einwirkungs- als auch für die Widerstandsseite besteht bei der Ermittlung des
Bemessungswertes der aufzunehmenden Querkraft im Bereich der Innenecke über die Re-
gelungen der DIN 1045-1 hinaus eine Forschungslücke [Bild 1-6]. Im Rahmen dieser Arbeit
wird der Fall der liniengelagerten einspringenden Wandecke untersucht. [Bild 1-5]
Aufbauend auf den gewonnenen Erkenntnissen der experimentellen Versuche führen dann
numerische, linear elastische Untersuchungen zu einem eigenen Ingenieurmodell. Abschlie-
ßend werden die für das entwickelte Ingenieurmodell getroffenen Annahmen und die daraus
resultierenden Ergebnisse des eigenen Nachweiskonzeptes für Platten mit und ohne Durch-
stanzbewehrung nochmals durch numerische, nichtlineare Berechnungen überprüft und ge-
gebenenfalls modifiziert.
1 Einleitung 6
Punktlagerung Linienlagerung
Einwirkungsseite Widerstandseite
1.1 Durchstanznachweis
b = 1,05
1.2 Durchstanznachweis
uk ist bekannt
2.1 Durchstanznachweis
uk ist bekannt
b = 1,50
2.2 Querkraftnachweis
3.1 Durchstanznachweis
uk ist bekannt
b = 1,40
3.2 Querkraftnachweis
4.1 Durchstanznachweis
uk ist bekannt
b=?
4.2 Durchstanznachweis
uk = ?
Über den Fall der Winkelplatte gibt es lediglich Untersuchungen, die sich mit der Ermittlung
der Schnittgrößen befassen und in der Regel nur auf liniearisierten Theorien beruhen. Be-
sonders zu nennen sind die, Mitte der 90er Jahre erschienenen, Veröffentlichungen von KA-
RI [28] und BRUCKNER [6], die als Tabellenwerke dienen sollen. Vorschläge für eine mögli-
che Bemessung und Bewehrungsführung werden darin jedoch ebenso wenig angegeben,
wie ein Hinweis zur Behandlung der auftretenden Singularitäten.
Im Jahre 1964 untersuchte erstmalig HAUCK [20] die Berechnung von eingespannten Plat-
ten mit einspringenden Ecken. Da aber die Berechnung von Platten, die um rechtwinklige
Ecken laufen, mit Hilfe der klassischen Plattenstatik keine baupraktisch brauchbaren Ergeb-
nisse ergaben, führte FRANZ [16] im Jahr 1968 experimentelle Modellversuche an Probe-
körpern aus Kunststoff bzw. Mörtel mit Drahtbewehrung an auskragenden Platten durch. Als
Ergebnis unterbreitet FRANZ einen Vorschlag zur Bewehrungsführung. Aufgrund des sehr
hohen Längsbewehrungsgehaltes und der Wahl des Umfangs des kritischen Rundschnitts
als ¾ Kreis waren nach seinem Modell keine Durchstanzbewehrungen erforderlich. Im Jahre
1971 untersuchte LUDEWIG [38] die um eine Ecke laufende Kragplatte nach dem Differen-
zenverfahren. Dabei zog er den Lagerungsfall nur zu Vergleichszwecken heran, rechnerisch
wurde der Fall von ihm aber nicht behandelt.
Mit dem allgemeinen Fall einer Platte über einer unterbrochenen Stützung, also beispiels-
weise einer Wandöffnung unterhalb der Platte, befasst sich ebenfalls der Eurocode 2 [15]
unter Bezug auf das Heft 240 des Deutschen Ausschusses für Stahlbetonbau [10]. Dort wird
vorgeschlagen, den ungestützten Plattenstreifen in der Wandachse wie einen deckenglei-
chen Unterzug zu bemessen. Die hierfür anzusetzenden Plattenbreiten sowie die Lastein-
2 Überblick über den Stand 8
Auch das Heft 525 [11] des DAfStb definiert für die Einwirkungsseite keinen Lasterhöhungs-
faktor, der die nichtrotationssymmetrische Querkraftbeanspruchung wirklichkeitsnah erfasst.
In der derzeitigen Anwendungspraxis erfolgt die Nachweisführung vereinfachend in Anleh-
nung an die Durchstanzbemessung ohne rechnerische Querkraftbewehrung einer am freien
Rand punktgestützten Flachdecke. Zur Berücksichtigung der nichtrotationssymmetrischen
Beanspruchung im kritischen Rundschnitt wird vereinfachend der Bemessungswert der ein-
wirkenden Querkraft mit dem Beiwert ß = 1,4 erhöht. Auf der Widerstandseite beruht die Er-
mittlung der kritischen Rundschnittlänge gemäß DIN 1045-1 [13], Abschnitt 10.5.2, Bild 38
ebenfalls auf den Annahmen zum Tragverhalten einer punktgelagerten Flachdecke.
Oftmals ergeben sich die sehr hohen Querkraftbewehrungsgehalte aufgrund einer bereits
unzureichenden ingenieurmäßigen Auswertung der Schnittkräfte an der Unstetigkeitsstelle.
Zur richtigen Interpretation singulärer Schnittgrößen bei der numerischen Modellierung mit
Hilfe der Finiten Elemente Methode gibt es zahlreiche aktuelle Veröffentlichungen (KEMM-
LER, RAMM [29]; RAMM, E., MÜLLER, J [43]; WERKLE [58]; KONRAD, WUNDERLICH
[33]; HOBST [21]; PALLACKS [41]; MEHLHORN [39]; ROMBACH [45]). Insbesondere
Kemmler, Ramm untersuchen die Veränderung von Momentenschnittgrößen bei Flachde-
cken im Bereich einspringender Wände unter Varianz numerischer Modelle.
Unter Verweis auf TOMPERT [54] empfehlen KEMMLER/RAMM [29], dass „Spannungsspit-
zen im Weiteren durch eine ingenieurmäßige Betrachtung interpretiert und konstruktiv umge-
setzt werden sollen“.
Die aktuellen SCHNEIDER BAUTABELLEN [49] geben für den Umgang mit Singularitäten
von Zugspannungen an einspringenden Ecken von Stahlbetonscheiben die gleiche Empfeh-
lung. Die Singularitäten werden als unbedenklich eingestuft, wenn der Ingenieur zur Ermitt-
lung der Einwirkung das Integral über die Spannungen bzw. die resultierenden Zugkräfte im
Eckbereich bildet. Das numerische Modell ist zwar nicht in der Lage, die physikalisch wirkli-
chen Verhältnisse in der Ecke wiederzugeben, allerdings erhält man stets eine ausreichende
Gesamtbewehrung, die in der Ecke sinnvoll konstruktiv zu verteilen ist.
Die Qualität der Abschätzung ist damit einer gewissen Subjektivität des Aufstellers und des
Prüfingenieurs unterworfen und von deren jeweiligen Erfahrungen als planende Ingenieure
abhängig. Leider führt dies in der Baupraxis derzeit oft zu unbefriedigenden Lösungen. In
2 Überblick über den Stand 9
den meisten Fällen werden für die rechnerisch hohen ermittelten Bewehrungsgehalte im Auf-
lagerbereich von Wandinnenecken zusätzlich zu einer erheblichen Erhöhung der Biegebe-
wehrungsgehalte sternförmig Doppelkopfbolzen oder Dübelleisten vorgesehen.
Den aktuellsten Beitrag zum Thema „Einspringende Wandecke“ liefert die Veröffentlichung
von BEUTEL/HEGGER/LINGEMANN [4]. Ihr Lösungsansatz beruht auf der Ermittlung der
Lasteinzugsfläche der Wandinnenecke anhand des Querkraftverlaufes. Aus Sicht der Auto-
ren ist die Festlegung des Lasterhöhungsfaktor mit ß = 1,4 ein konservativer Ansatz für eine
ingenieurmäßig ausgewogene Bemessung. Sie verweisen jedoch darauf, dass sie sich je
nach Anwendungsfall einen wirtschaftlicheren Faktor vorstellen können. Durch den gewähl-
ten, konservativen Lösungsansatz wird im Rahmen der Beispielrechnung die Einwirkungssei-
te über- und der Umfang des betrachteten Nachweisschnittes unterschätzt. Aufgrund der
Eingangsparameter zur Ermittlung der aufzunehmenden Querkraft vEd misslingt der Nach-
weis der Querkrafttragfähigkeit für Platten ohne Durchstanzbewehrung. Es zeigt sich, dass
die Ermittlung des Bemessungswertes der gesamten aufzunehmenden Querkraft über Ein-
flussflächen nicht ausreichend genau ist, um eine wirtschaftliche Bewehrung im Bereich der
Innenecke zu ermitteln. BEUTEL/HEGGER/LINGEMANN [4] weisen nach, dass sich die ho-
hen lokalen Beanspruchungen auf die angrenzenden Wandbereiche mit einer ausreichenden
Querkraftkapazität umlagern.
Obwohl die physikalische Wirklichkeit in diesem Fall im Sinne einer sicheren Bemessung
zutreffend beurteilt wurde, fehlt ein allgemeingültiges Ingenieurmodell, dass das Tragverhal-
ten von Flachdecken im Bereich der Wandinnenecke, insbesondere die Querkraftumlage-
rungen auf die angrenzenden Wandbereiche, ausreichend beschreibt, und somit eine wirt-
schaftliche Bemessung ermöglicht. Die DIN 1045-1 sieht in Abschnitt 10.5.3(2) die Möglich-
keit einer genaueren Ermittlung der Eingangsparameter zur Berechnung der im betrachteten
Nachweisschnitt aufzunehmenden Querkraft vEd vor. Diese für das Nachweisverfahren für
Platten ohne und mit Durchstanzbewehrung allgemeingültig, entsprechend dem Tragverhal-
ten der Stahlbetonplatte im Auflagerbereich der Innenecke herzuleiten, ist Gegenstand der
eigenen, im Rahmen dieser Arbeit unternommenen experimentellen und numerischen Unter-
suchungen.
2 Überblick über den Stand 10
Unter Durchstanzen versteht man das Querversagen einer Platte als Folge der Einleitung
einer örtlich konzentrierten Belastung (Auflagerlast, Auflast).
Mit zunehmender Belastung bilden sich annähernd rotationssymmetrische Risse auf der Bie-
gezugseite. Die ersten Risse entstehen bei ca. 20-40% der Bruchlast. Sie verlaufen radial,
da die tangentialen Dehnungen zunächst größer sind als die radialen Dehnungen. Bei Last-
steigerungen verlängern sich diese Risse, und es entstehen weitere. Bei ca. 60-80% der
Bruchlast bilden sich tangentiale Risse. Die ersten Tangentialrisse bilden sich im Bereich der
Lasteinleitung. Weitere Tangentialrisse mit größeren Radien treten auf. In [57] wird gezeigt,
dass bei ca. 75% der Bruchlast auch im Inneren der Platte Risse auftreten. Ab ca. 90% der
Bruchlast nimmt die innere Rissbildung deutlich zu.
Bild 2-1 Rissentwicklung auf der Plattenoberseite über einer Stütze, aus [36]
Aus den äußersten Tangentialrissen bildet sich der Bruchriss. Der Bruch tritt im Allgemeinen
ohne Vorankündigung auf. Aus der Platte wird der so genannte Durchstanzkegel herausge-
stoßen. Seine Grundfläche ist kreisförmig. Die Neigung des Kegels variiert zwischen 40-45°
bei gedrungenen Platten (z.B. Fundamente) und 30-35° bei schlanken Platten (z.B. Flachde-
cken). Die Oberfläche des Kegels ist gekrümmt. Die Neigung des Kegels ist in der Zugzone
flacher und in der Druckzone steiler.
2.1.2 Tragverhalten
Zur Erfassung der Vorgänge beim Durchstanzen existieren verschiedene mechanische Mo-
delle, von denen drei hier vorgestellt werden.
Entwickelten das erste mechanische Modell bezüglich des Durchstanzens, welches auf
Gleichgewichts- und Verformungsbeziehungen an einem Bruchkegelsektor beruht.
§ Betondruckfestigkeit
§ Lasteinleitungsfläche (i.A. Stützendurchmesser)
§ Statische Höhe der Platte
§ Bewehrungsgrad der Biegezugbewehrung
§ Streckgrenze der Biegezugbewehrung
Der gewählte empirische Ansatz beruht auf dem Model-Code 90. Zur Ermittlung der Quer-
krafttragfähigkeit wurden 604 Versuche an Stahlbetonbauteilen und 285 Versuche an
Spannbetonbauteilen durchgeführt. Es existiert eine Vielzahl von Bemessungsansätzen für
den Nachweis der Durchstanztragfähigkeit. In [34] werden verschiedene Ansätze mit Versu-
chen verglichen. Den Bemessungsansätzen und -vorschriften liegen nur teilweise mechani-
sche Modelle zu Grunde. Zumeist wurden die Bemessungsansätze empirisch aus Versuchen
gewonnen. Die meisten Bemessungsvorschläge und Vorschriften gehen von dem Standard-
fall der zentrisch belasteten Innenstütze aus. Sonderfälle werden durch Beiwerte berücksich-
tigt. Nachfolgend werden zwei Bemessungsvorschriften und zwei Bemessungsvorschläge
betrachtet:
VEd × b
v Rd,ct ³ v Ed = (2.1)
u
u Rundschnittlänge
Bild 2-8 Kritischer Rundschnitt nahe freien Rändern, aus DIN 1045-1 [13]
200 0,5
k = 1+ ( ) < 2,0 (2.3)
d
0.3
0.2
vRd ,ct
0.1
0
0.02 0.4
0.015 0.3
0.01
0.2
rho 0.005 dm
0.1
0
0.2
vRd ,ct
0.1
0
0.02 50
0.015 40
30
0.01
20
rho 0.005 fck
10
Qr
tr = < zult r1 (2.9)
u × dm
Qr Querkraft im Rundschnitt
u Rundschnittlänge
u = k × u0 (2.10)
Innenstütze: k = 1,0
Randstütze: k = 0,6
Eckstütze: k = 0,3
u0 u 0 = p × (D st + d) (2.11)
Dst Stützendurchmesser
zul tr1 = 1,3 × 1,4 × t011 × (100 × rl ) (für BSt IV) (2.13)
t 011 @ 0,0747 × fck0, 627 (t 011 nach Tabelle 13, Zeile 1b [13]) (2.14)
0,627 dm
Va = 1,3 × 1,4 × 0,0747 × fck × (100 × ρ l ) × k × π × (D st + d) × (2.16)
β
Im Heft 371 DAfStb [34] werden von Kordina und Nölting zahlreiche Versuche rechnerisch
überprüft. Es wird ein mechanisches Modell auf Grundlage des Betondruckbruches entwi-
ckelt. Als Resultat werden verschiedene Bemessungsvorschläge und Verbesserungen zu
der damals gültigen DIN 1045 angegeben. Einer dieser Bemessungsvorschläge ist der An-
satz G3. Mit diesem Ansatz wurde versucht, Verbesserungen innerhalb des Bemessungs-
konzepts nach DIN 1045 zu ermöglichen. Des Weiteren werden Änderungen für die Korrek-
tur der Rundschnittlänge (Rand- und Eckstützen), für Aussparungen und den Einfluss von
Biegemomenten angegeben. Dies wird hier jedoch nicht betrachtet.
tr £ t a (2.17)
d
Va = 0,23 × 3 (100 × rl ) × fck × k × p × (D st + d) × (2.19)
b
Vu,G,k Vb,k
VEd £ = (2.20)
gc k1 × gc
Vb,k Betontraganteil
2 Überblick über den Stand 18
k1 Beiwert
Dst Stützendurchmesser
Somit beträgt die max. aufnehmbare (charakteristische) Querkraft der zentrisch belasteten
Innenstütze für p / q = 1 / 3 (g = 1,40):
Für den Standardfall der zentrisch belasteten Innenstütze sind die aufnehmbaren Stanzkräfte
zusammengestellt. Die Einflüsse der einzelnen Parameter bezüglich des Bemessungsansat-
zes werden in den folgenden Diagrammen aufgezeigt. [Tabelle siehe Anlage A.2]
2 Überblick über den Stand 19
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
rho [/]
0,00
0,0000 0,0050 0,0100 0,0150 0,0200
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
50,00
fck [MN/m²]
0,00
15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00 45,00
Bild 2-13 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von der Betondruckfestigkeit mit r = 0,005
2 Überblick über den Stand 20
Va [kN]
700,00
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
fck [MN/m²]
0,00
15,00 20,00 25,00 30,00 35,00 40,00 45,00
Bild 2-14 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von der Betondruckfestigkeit mit r = 0,0125
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
Dst [m]
0,00
0,10 0 ,15 0,2 0 0 ,25 0,3 0 0 ,35 0,40
Bild 2-15 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von dem Stützendurchmesser mit r = 0,005
2 Überblick über den Stand 21
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
Dst [m]
0,00
0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40
Bild 2-16 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von dem Stützendurchmesser mit r = 0,0125
Va [kN]
700,00
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
d [m]
0,00
0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40
Bild 2-17 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von der statischen Höhe mit r = 0,005
2 Überblick über den Stand 22
Va [kN]
1200,00
1000,00
800,00
600,00
400,00
0,00
d [m]
0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 0,40
Bild 2-18 Aufnehmbare Stanzkraft in Abhängigkeit von der statischen Höhe mit r = 0,0125
Die aufnehmbaren Stanzkräfte nach DIN 1045-1 befinden sich im unteren Bereich der dar-
gestellten Werte. In Bild 2-12 ist der geringere Einfluss eines größeren Biege-
bewehrungsgrades bei Verwendung der DIN 1045-1 auffällig.
Die Lösungen nach DIN 1045 (88) und Heft 371 „G3“ weisen einen größeren Einfluss des
Stützendurchmessers auf. Beide Lösungen beruhen auf dem gleichen Rundschnittansatz mit
45° Stanzkegelneigung. Wegen der geringeren Lastausbreitung in der Platte ist der größere
Einfluss des Stützendurchmessers auf die Rundschnittlänge und somit auf die aufnehmbare
Stanzkraft elementar.
Bei einer erforderlichen Erhöhung der Querkrafttragfähigkeit besitzen die statische Höhe und
der Biegebewehungsanteil den größten Einfluss.
3 Einführendes Bemessungsbeispiel 23
Belastung:
Eigenlast: g1k = 0,30*25,00 = 7,50 kN/m²
Ausbaulast: g2k = 2,50 kN/m²
Ständige Last: gk = 10,00 kN/m²
Verkehrslast: pk = 5,00 kN/m²
3.1.1 Biegebemessung
Feldbereich 1:
asxu = asxug = 3,35 cm²/m > 1,7 cm²/m = max. erf. asxu
Grundbewehrung ausreichend !
Feldbereich 2 und 3: (Bereich des freien Randes wird hier nicht betrachtet)
Stützbereich 1: Inneneckbereich
Stützbereich 2:
aus Biegebemessung:
Stützbereich 3:
b = 1,00 m
aus Biegebemessung:
Die Grundbewehrung wird entlang der Plattenränder mit Steckbügeln Pos 14 Æ8/15
(3,35 cm²/m) eingefasst und verankert.
3.1.2 Querkraftbemessung:
Innenecke:
Biegemoment asxu
Biegemoment asxo
Auflagerkräfte: VEd
y
10 10
Rundschnitt u,crit
Querkraft qr,d
1,5 x dm (Platte)
Innenecke
Schnittkraft qr [kN/m]
y
10 10
Rundschnitt u,crit
3.2.1 Biegebemessung:
Feldbereich 1:
Grundbewehrung ausreichend !
Feldbereich 2 und 3: (Bereich des freien Randes wird hier nicht betrachtet)
aus Biegebemessung: max. erf. asxu = 8,51 cm²/m
aus Mindestmomenten: DIN 1045-1 (10.5.6)
Stützbereich 1: Inneneckbereich
Stützbereich 2:
aus Biegebemessung:
b = 1,00 m
aus Biegebemessung:
Die Grundbewehrung wird entlang der Plattenränder mit Steckbügeln Pos 14 Æ8/15
(3,35 cm²/m) eingefasst und verankert.
3.2.2 Querkraftbemessung
Innenecke:
= 0,237 MN/m
vRd,max = 1,5 · vRd,ct = 1,5 · 0,237 = 0,356 MN/m < 0,422 MN/m = vEd
Nachweis nicht erfüllt!
Anmerkung:
Auch bei Erhöhung der Biegezugbewehrung auf den maximal möglichen Wert
max.r = 0,0184 wird der Nachweis nicht erfüllt.
Vergleiche Abschnitt 3.5.1: vRd,max = 0,378 MN/m < 0,422 MN/m = vEd
Biegemoment asxu
Biegemoment asxo
Auflagerkräfte: VEd
y
10 10
Rundschnitt u,crit
Querkraft qr,d
1,5 x dm (Platte)
Innenecke
Schnittkraft qr [kN/m]
y
10 10
Rundschnitt u,crit
3.3.1 Biegebemessung
Feldbereich 1:
Grundbewehrung ausreichend !
3 Einführendes Bemessungsbeispiel 38
Feldbereich 2 und 3: (Bereich des freien Randes wird hier nicht betrachtet)
aus Biegebemessung: max. erf. asxu = 5,21 cm²/m
aus Mindestmomenten: DIN 1045-1 (10.5.6)
Stützbereich 1: Inneneckbereich
Stützbereich 2:
aus Biegebemessung:
b = 1,00 m
aus Biegebemessung:
Stützbereich 4: Normalbereich
erf. asxo @ 4,70 cm²/m
gewählt: Steckbügel Pos 14 Æ8/10 asxo = 5,00 cm²/m
asxo 5,00 cm²/m > 4,70 cm²/m = erf. asxo
3.3.2 Querkraftbemessung
Innenecke:
Biegemoment asxu
Biegemoment asxo
Auflagerkräfte: VEd
y
10 10
Rundschnitt u,crit
Querkraft qr,d
Schnittkraft qr [kN/m]
y
10 10
Rundschnitt u,crit
Auffallend ist die große Abweichung zwischen der FEM - Querkraft qr,d und der bemessungs-
relevanten Querkraft vEd in allen 3 Varianten. Es zeigt sich, dass das verwendete normierte
Nachweiskonzept nach DIN 1045-1 [13] das Tragverhalten der Innenecke nicht ausreichend
genug erfasst.
Dass die Schnittgrößen der Beispielrechnungen Variante 1 und Variante 2 aufgrund ihrer
ungünstigen Randbedingungen für eine wirtschaftliche Stahlbetonbemessung und der Ent-
wicklung eines wissenschaftlichen Tragmodells nicht geeignet sind, war unter Berücksichti-
gung des aktuellen Standes des Wissens zu erwarten.
Der Nachweis für Platten ohne Querkraftbewehrung in Variante 3 konnte nur mit einer sehr
hohen Biegebewehrungszulage erfolgreich geführt werden. Die erforderliche Zulage von
Æ20/9 cm behindert allerdings erheblich das fachgerechte Betonieren und widerspricht der
Vorstellung vom tatsächlichen Tragverhalten im Bereich der „Einspringenden Wandecke“. Es
wird vermutet, dass das für punktgestützte Platten auf Grundlage experimenteller Versuche
entwickelte Nachweiskonzept der DIN 1045-1, 10.5.3, den Sonderfall der Innenecke nicht
ausreichend genau erfasst. Die Querkraftumlagerungen auf die angrenzenden Wandberei-
che werden nicht berücksichtigt.
4 Experimentelle Versuche
4.1 Plexiglasmodell
Zur Dimensionierung der experimentell zu untersuchenden Winkelplatten aus Stahlbeton
wurde ein Versuchsstand mit einer Winkelplatte aus Plexiglas gebaut. Damit sollten die Ein-
flüsse aus Systemänderungen und unterschiedlichen Laststellungen abgeschätzt werden.
Die Untersuchungsparameter für die Versuchskörper aus Stahlbeton wurden auf der Grund-
lage dieser nahezu linear-elastischen Reaktionen festgelegt. Des Weiteren konnten alle er-
forderlichen Messeinrichtungen an dem Versuchsstand erprobt werden.
4.1.1 Versuchsaufbau
Eine Winkelplatte ist ein Plattentragwerk, welches zweiseitig randgestützt ist und in einem
90°-Winkel um eine Ecke verläuft. Das Modell der Winkelplatte wurde aus Plexiglas herge-
stellt, da dieses Material sich leicht verarbeiten lässt und elastische Materialeigenschaften
besitzt.
Um bei dem Versuch sinnvolle Ergebnisse zu erzielen, mussten im Vorfeld einige Überle-
gungen zur Geometrie und zur Dimensionierung des Modells angestellt werden. Das entwi-
ckelte Programm beschränkt sich auf die Berechnung von symmetrischen Winkelplatten.
Dies bedeutet, dass die Längen und Breiten der an den Ecken miteinander verbundenen
Plattenstreifen gleich groß sein mussten. Der symmetrische Aufbau des Modells hatte auch
den Vorteil, dass die Wegmessfühler (Bild 4-6) nur einseitig angebracht werden mussten.
Die aus Kostengründen begrenzt vorhandene Anzahl der Messfühler lieferte so ein Höchst-
4 Experimentelle Versuche 46
Die Linienlagerung der Platte erfolgte über 15 cm hohe, ebenfalls aus Plexiglas bestehende
Streifen. Diese simulierten näherungsweise die Wandscheiben, auf welchen üblicherweise
die im Hochbau vorkommenden Platten gelagert sind. Die Plexiglasstreifen wurden mit der
Platte verklebt. Um eine Einspannung realisieren zu können, kragte die Platte jeweils um 10
cm über die Auflager aus und wurde von Gewindestäben fixiert (Bild 4-7).
1,30
5 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 10 5
10 5
5 5
10
10
50
10
10
10 10
1,30
1,30
5 5
spannungsoptische Folie
10
Lasteinleitung
10
Messfühler
10
60
A A
10
5 10
5 5 50 5 5 60
1,30
Mehrere Berechnungen mit dem FEM- Programm InfoCAD dienten zur Festlegung der Ge-
ometrie. Die Breite der Plattenstreifen wurde aus Gründen der Handhabung auf 50 cm fest-
gelegt. Wichtig war es, die Kantenlänge so groß zu wählen, dass die Platte am freien Rand
ein einachsiges Tragverhalten aufwies, also nicht mehr im Sonderbereich der unterbroche-
nen Stützung lag. Es ergab sich eine Plattenlänge von 1,2 m.
4 Experimentelle Versuche 47
Dabei wurden folgende technischen Daten des verwendeten Plexiglases gemäß Hersteller-
angaben verwendet:
Als maximale Einwirkung wurde eine Flächenlast von 2,0 kN/m² gewählt. Durch die Berech-
nungen stellte sich eine Plattendicke von t = 5 mm als optimal heraus.
1
15
Zugstab
6 3
36
Stützweite l = 50 cm
3
6
Last in 4. Laststufe
3
absenkbare Platte
5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5
70
Zur Belastung des Modells wurde die Platte im Abstand von je 10 cm durchbohrt (Bild 4-8).
Durch diese Bohrungen wurden Fäden geführt, die zur Befestigung von Gewichten dienten,
die eine gleichmäßige Flächenlast simulierten (Bild 4-9). Die Gewichte hatten jeweils eine
Masse von 500 g und 1000 g (Bild 4-10). Sie können zur Laststeigerung miteinander ver-
schraubt werden. Zur gleichmäßigen Lastaufbringung wurden die Gewichte auf einer Platte
positioniert, die langsam abgesenkt werden konnte.
Die Messfühler wurden in variablen Abständen angebracht (Bild 4-13, Bild 4-15). So wurden
im Bereich der Auflagerungen und vor allem im Bereich der Innenecke geringere Abstände
4 Experimentelle Versuche 48
Die Wahl von Plexiglas als Versuchsmaterial erlaubt ergänzend das Sichtbarmachen von
Spannungen durch das Spannungsoptische Oberflächenschichtverfahren (Bild 4-17, Bild
4-18, Bild 4-19, Bild 4-20).
Es waren mehrere Versuchsdurchläufe nötig. So wurde bei den Versuchen zwischen den
Lagerungsarten „gelenkig gelagert“ und „fest eingespannt“ unterschieden.
Die über Gewichte simulierte Flächenlast wurde in vier Laststufen wie folgt aufgebracht:
Die vier Laststufen wurden gewählt, um das elastische Materialverhalten des Plexiglases zu
überprüfen. Da nur 30 Messfühler für 90 Messpunkte zur Verfügung standen, und die Fühler
je Lagerungsart und Laststufe zweimal umpositioniert werden mussten, ergeben sich 24
Versuchsdurchläufe.
4.1.3 Ergebnisse
Der Einfluss der Querdehnzahl wurde auf das Trag- und Verformungsverhalten im Bereich
der „Einspringenden Wandecke“ genauer untersucht. Im Gegensatz zur FE- Berechnung mit
4 Experimentelle Versuche 49
einer Querdehnzahl von m = 0 sind die Ordinaten der gemessenen Durchbiegung im Bereich
des Eckfeldes geringer, während die Werte an den freien Rändern der Plattenstreifen zu-
nehmen. Das ausgeprägte einachsige Tragverhalten (bei Vernachlässigung der Querkon-
traktion) trat im experimentellen Versuch am Plexiglasmodell in deutlich geringerem Maße
auf. Es ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Querdehnzahl von Plexiglas mit m = 0,37
fast doppelt so groß ist wie die von Stahlbeton, die allgemein mit m = 0,20 festgelegt wird.
Der Einfluss der Querdehnzahl auf das zweiachsige Tragverhalten von Stahlbetonplatten im
Auflagerbereich der Wandinnenecke wird in deutlich geringerem Maße zu erwarten sein.
4.1.3.1 Verformungen
Für den Vergleich zwischen den unterschiedlichen Tragverhalten der Winkelplatte wurden
neben der spannungsoptischen Betrachtung ausschließlich die vertikalen Verschiebungen
herangezogen, da nur diese bei dem experimentellen Versuchen am Plexiglasmodell be-
trachtet wurden.
0,1
-0,02-0,05
0,2
0,05-0,12
.
0,3 0,12-0,19
y-Koordinate [m]
0,19-0,26
0,4
0,26-0,33
0,5 0,33-0,4
0,4-0,47
0,6
0,47-0,54
0,7 0,54-0,61
0,8 0,61-0,68
0,68-0,75
0,9
0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
x-Koordinate [m]
3,60 e-9
2,05 e-1
4,11 e-1
6,16 e-1
8,21 e-1
1,03 e+0
1,23 e+0
1,44 e+0
1,64 e+0
1,85 e+0
2,05 e+0
2,26 e+0
2,46 e+0
Bild 4-5 Verschiebungen w bei Berechnung mit der FEM, Ds = 0,0125 m; m = 0,37
FEM Versuch am
Punkt x y Ds=0,0125 Plexiglasmodell
gelenkig eingesp. gelenkig eingesp.
2 0,3 0,3 1,62 0,58 0,75 0,65
3 0,3 0,5 1,43 0,47 0,62 0,53
4 0,4 0,4 1,18 0,43 0,55 0,49
5 0,4 0,5 0,82 0,25 0,34 0,29
Tabelle 4-1 Vergleich der vertikalen Verformung w [mm]
Bei dem Versuch mit der Lagerungsbedingung „fest eingespannt“ zeigte sich noch eine recht
gute Übereinstimmung mit den FE- Ergebnissen. Die Durchbiegungen des Modells sind etwa
10-15 % größer als bei der FEM- Berechnung mit der idealisierten, vollen Einspannung. Dies
liegt daran, dass man im Modellversuch eine 100 % Einspannung nicht realisieren konnte.
Der Versuch mit der Lagerungsbedingung „gelenkig gelagert“ ergab stark unterschiedliche
Ergebnisse. Die Versuchsergebnisse des Plexiglasmodells lagen deutlich unter denen der
FEM- Berechnung. Die Verklebung der Plattenstreifen mit den Auflagerwänden ergab noch
immer eine Teileinspannung, so dass ein direkter Vergleich zwischen Modell und Berech-
nung nicht möglich ist. Die Realisierung der gelenkigen Lagerungsbedingungen konnte am
4 Experimentelle Versuche 51
Plexiglasmodell auf Grund der geringen Höhe der Wände hw = 15 cm nicht umgesetzt wer-
den. Die Verformungsbilder zeigen bei der Verteilung der Durchbiegung dagegen eine sehr
gute Übereinstimmung (Bild 4-4, Bild 4-5).
Auf die Plexiglasplatte wurde im Bereich der Innenecke zusätzlich eine spannungsoptische
Beschichtungsfolie aufgeklebt. Dadurch konnte für die einzelnen Laststufen der jeweilige
Anstieg der Spannungen visualisiert werden (Bild 4-18; Bild 4-19; Bild 4-20). Trotz der Unge-
nauigkeit des experimentellen Versuches infolge der Unebenheit der Plexiglasplatte, lokalen
Ablösungen der spannungsoptischen Folie und der ausgebohrten einspringenden Ecke,
kann der Bereich der erhöhten Spannungen gut dargestellt werden. Mit dem nahezu linear
elastischen Werkstoffverhalten der Plexiglasplatte veranschaulicht der experimentelle Ver-
such das Auftreten singulärer Spannungsüberschreitungen in einem sehr kleinen Bereich.
Die Ergebnisse der linear elastischen FE- Berechnungen für eine nahezu eingespannte Plat-
te werden bestätigt.
4.1.4 Zusammenfassung
Ziel der experimentellen Untersuchungen war es, das Versuchsprogramm und die Dimensi-
onierung der Betonversuche zu erarbeiten. Die Eingangsparameter für die Winkelplatten aus
Stahlbeton konnten ausreichend genau ermittelt und die erforderliche Messtechnik erprobt
werden.
Die vertikalen Verformungen infolge einer simulierten Gleichflächenlast wurden in vier Last-
stufen gemessen. Dabei zeigte der Vergleich der experimentellen Versuchsergebnisse an
der Plexiglasplatte mit den numerischen FE- Berechnungen eine gute Übereinstimmung,
sofern die tatsächlich bei dem Plexiglasmodell realisierten Einspanngrade korrigierend ins
Kalkül gezogen werden.
4 Experimentelle Versuche 52
4.2 Stahlbetonversuche
Anhand von experimentellen Versuchen an Winkelplatten aus Stahlbeton soll das Riss-,
Bruch- und Verformungsverhalten im Bereich der Innenecke untersucht werden. Ziel ist es
darzustellen, in wieweit sich die lokal hohen Querkraftbeanspruchungen in der Innenecke auf
die angrenzenden Wandbereiche umlagern. Es wird vermutet, dass durch die Umlagerung
die Spannungsspitzen erheblich abgebaut werden und die Tragreserven der Querkraftkapa-
zität höher ausfallen als bisher allgemein anerkannt.
Weiterhin soll festgestellt werden, ob bei Massivdecken ein Durchstanzversagen ohne Vor-
ankündigung und damit ein verbundener plötzlicher „Reißverschlusseffekt“ an den unterbro-
chenen Stützungen in der Realität überhaupt auftreten kann, oder ob das Biegeversagen in
Feldmitte für das Tragfähigkeitsversagen der Platte maßgebend wird.
Wie die Voruntersuchungen belegen, hat der Einspanngrad einen erheblichen Einfluss auf
die Größe der Durchbiegungen der Platte und diese wiederum auf die Rotation des durch-
stanzgefährdeten Querschnitts in Nähe der Innenecke.
Durch die Varianz der konstruktiven Gestaltung (unbewehrt, bewehrt, Loch) und unterschied-
licher Lagerungen (Elastomer) im Bereich der Innenecke soll festgestellt werden, inwieweit
die Ausbildung der Innenecke sowie die Lagerungsunterschiede einen Einfluss auf das
Tragversagen des Gesamtsystems haben.
Dabei wurde besonders darauf geachtet, Systeme festzulegen, die in ihren Spannweiten,
Deckendicken und Auflagerungen dem allgemeinen Hochbau entsprechen.
Die Herstellung der Probekörper und die Durchführung der Versuchsreihen erfolgten im e-
hemaligen Betonlabor des Fachbereichs Massivbau auf dem TU-Stammgelände in der Har-
denbergstrasse.
4 Experimentelle Versuche 60
Im Einzelnen ist die Geometrie der Versuchsplatten in den folgenden vier Schritten ermittelt
worden:
Vorgewählt wurde eine Plattendicke von 5,0 cm, ausgehend von der Überlegung, dass eine
derartige Deckendicke mit entsprechender Bewehrung (einlagig 1,5cm< c <3,0 cm) noch mit
normalem technischen Aufwand realisiert werden kann. Die Deckenstützweiten wurden mit
Hilfe der nach DIN 1045 (88), 17.7 angegebenen Kriterien zur Beschränkung der Durchbie-
gung unter Gebrauchslast, wie in folgender Berechnung dargestellt, bestimmt.
a ×l h × 35
h= Þl = (4.1)
35 a
d = 5,0 cm; nom c = 2,0 cm; h ≈ 2,5 cm; a = 0,8 bis 1,0
2,5 × 35 2,5 × 35
= 87,5cm £ l £ 109,4cm =
1,0 0,8
Von diesen Grundwerten ausgehend erfolgte die Festlegung der Spannweiten der Ver-
suchsplatten mit ca. 1,00 m. Es ergeben sich folgende Stützweitenverhältnisse:
2,14
2,14
7 1,00 7 1,00
7 1,00 7 1,00
Stützweite l = 1,07 m
Stützweite l = 1,07 m
15
15
7
84
1,00
7 15
Detail
2,00
7 15
Detail
7
2,00
7
Stützweite l = 1,09 cm
Stützweite l = 93 cm
1,02
86
7
7
Bild 4-21 Grundriss 1 Bild 4-22 Grundriss 2
Das Tragverhalten der Versuchsplatten soll unter Varianz des Bauteilswiderstandes und der
Lagersteifigkeit im Bereich der Innenecke untersucht werden. Es werden fünf Probeplatten
mit unterschiedlicher Eckausbildung im Bereich des kritischen Rundschnitts der DIN 1045 - 1
hergestellt (Bild 4-23).
245
105 70 70
7070
245
105
Bild 4-23 Bereich der unterschiedlichen Ausbildung der Einspringende Wandecke [mm]
4.2.1.5 Versuchsprogramm
Grundriss 1:
Versuch 1.1 Biegebewehrungsgehalt: Betonstahlmatte Q 188
Versuch 1.2 Neoprenauflager im Bereich des kritischen Rundschnitts nach DIN1045-1, Q188
Grundriss 2:
Versuch 2.1 Aussparung im kritischen Rundschnitt nach DIN 1045-1
Versuch 2.2 Biegebewehrungsgehalt: Betonstahlmatte Q 188
Versuch 2.3 Bauteilquerschnitt ohne jeglichen Bewehrungsgehalt
4.2.2 Messtechnik
Das Auftreten der Risse sowie der Rissweiten wurde während des gesamten Versuchsablau-
fes mit Hilfe einer Risslupe dokumentiert. Nach Entlasten der Versuchskörper erfolgte die
4 Experimentelle Versuche 63
Bild 4-24 Messrechner (Pentium III, 333MHz); mit dem DIAdem Softwarepaket
Vom Grundprinzip her bestehen Kraftmessdosen aus einem Stahlzylinder, an dessen Aus-
senwandung zwei Dehnmessstreifen mit Zweikomponentenkleber aufgeklebt sind. Somit
kann eine durch Lasteinwirkung hervorgerufene Dehnung oder Stauchung des Zylinders
unmittelbar gemessen werden. Die selbstgebauten Kraftmessdosen berücksichtigen dabei
keine Temperaturkompensation. Da für den Werkstoff Stahl bei Belastungen unterhalb der
Streckgrenze der E-Modul nahezu konstant ist, kann für jede durch die Messstreifen gemes-
sene Dehnung sofort die zugehörige Spannung berechnet werden. Bei entsprechender Ka-
librierung der Messdosen ist der Nutzer also in der Lage, Kräfte unterhalb der Streckgrenze
des verwendeten Stahls sehr genau zu bestimmen.
Die verwendeten Kraftmessdosen wurden für eine maximale Belastung von 50,0 kN je Dose
mit einem Sicherheitsfaktor von g = 2,0 bemessen. Diese Werte erscheinen in Anbetracht
der geringen Belastung der Platten sehr hoch. Es war zu vermuten, dass sich die Belastung
der Dosen im unteren Drittel des Messbereiches bewegte. Dies wurde im Laufe der Ver-
suchsreihen zusätzlich bestätigt. Obwohl diese Diskrepanz schon in der Planungsphase er-
kannt wurde, beschloss man, die Dosen für diese hohe Belastung zu bemessen. Dadurch
wurde sichergestellt, dass die Messdosen auch für die später folgenden Großversuche ver-
wendbar sein werden. Für die Dehnmessstreifen wurde das Fabrikat Strain Gauges der Fir-
ma Tokyo Sokki Kenkyuio Co.; Ltd. aus Tokyo verwendet (Bild 4-27).
Die in der DIN 18800 für St 37 angegebene Streckgrenze beträgt bR = 215 N/mm².
100000 N
folgt erf A = = 456 mm ² ; ( 4.2 )
N
215
mm 2
Der Innenradius der Zylinder wurde mit ri = 12,50 mm vorgewählt. Damit ergibt sich für den
Außenradius:
A = π × (ra2 - ri 2 ) ( 4.3 )
r =
a
2
= = 304mm 2 ( 4.4 )
π π
ra = 17,44 mm
Der Außendurchmesser des Zylinders ergibt sich auf der Grundlage dieser Berechnung zu
da = 35,00 mm. Die Höhe des Zylinderschaftes im Bereich der Dehnmessstreifen wurde mit
4 Experimentelle Versuche 65
Die Kalibrierung der einzelnen Kraftmessdosen fand in der Institutswerkstatt statt. Nach
Einspannen der einzelnen Messdosen in eine Hydraulikpresse über einem Dynamometer
und verbinden mit dem Messrechner wurde über die Pumpe der Presse eine konstante Ein-
zellast auf die Kraftmessdose aufgebracht. Für die Initialisierung der Parameter erfolgte je-
weils durch eine Auflast von 10 kN. Die Größe der Einwirkung konnte jederzeit mit dem Dy-
namometer überprüft werden. Der Vergleich der von den Messdosen an den Messcomputer
gesendeten Daten mit den Einwirkungsgrößen war somit jederzeit möglich. Gegebenenfalls
konnte man korrigierend eingreifen. Nach der Kalibrierung zeigte jede Kraftmessdose in den
durchgeführten Tests die Größe der einwirkenden Kräfte richtig an.
4 Experimentelle Versuche 67
Die nachfolgenden Bilder zeigen die für die Kalibrierung verwendete Presse in Großaufnah-
me und die zu kalibrierende Kraftmessdose sowie das Dynamometer in Nahaufnahme. Das
verwendete Dynamometer ist nach einem Patent von E. Schmidt (Basel/ Schweiz) durch die
Firma proceg aus Zürich gefertigt worden. Die Maximallast bei diesem Gerät darf 100 kN
nicht überschreiten. Der Ablesefaktor für die Umrechnung der Anzeigenwerte in kN beträgt
laut Eichung des Gerätes F = 27,6.
4.2.4 Belastungskonzept
Die Simulation der laut DIN 1055 wirkenden Flächenlast auf Flachdecken erfolgte aus ver-
suchstechnischen Gründen durch Linienlasten, indem ersatzweise IPE – Stahlprofile auf die
Oberseite der jeweiligen Platten drückten. Hydraulikzylinder belasteten diese Stahlträger
anschließend mit vorab berechneten Einwirkungsgrößen. Besonderes Augenmerk fiel bei der
Vorbemessung der Lasteinleitung darauf, dass die resultierenden Verformungen und
Schnittgrößen, hervorgerufen einerseits durch Flächenlast und andererseits durch Linienlas-
ten, in einer linearen Bemessung nahezu identisch ausfielen (Bild 4-31). An dem im Bild
4-30a dargestellten Grundriss wird beispielhaft erläutert, wie bei der Berechnung der Angriff-
sorte und der Lastfaktoren der Linienlasten im Einzelnen verfahren wurde. Der erste Schritt
bestand in der graphischen Auswertung der in der Vorbemessung der Flachdecken berech-
neten Verformungen (Bild 4-31). Danach wurde ein neuer Lastfall kreiert, in dem Linienein-
heitslasten auf den durch die Flächenlast hervorgerufenen maximalen Verformungslinien
angreifen (Bild 4-30b).
4 Experimentelle Versuche 68
Bereits nach wenigen Iterationsschritten ergeben sich Lastfaktoren, mit denen die Linienein-
heitslasten zu multiplizieren sind, um die Gleichgewichtsbedingung zu erfüllen.
[mm]
Bild 4-31 a) Verformungsbild der Platte für b) Verformungsbild der Platte für
den Lastfall Flächenlast den Lastfall Linienlasten
Die weitere Bemessung der Platten für den neuen Lastfall erfolgte, nachdem der Ort und die
Größenordnung der Linienlasten feststanden. Es wird deutlich, dass die Bemessung der
Platten für beide Lastfälle (Linienlasten, Flächenlast) im Zustand 1 nahezu identische Ergeb-
nisse liefert.
Beim Bau der Lasteinleitung galt es, das in der Vorbemessung der Platten festgelegte Belas-
tungskonzept, bestehend aus Flächenersatzlasten (Linienlasten), praktisch umzusetzen. Die
auf der Plattenoberseite der Probekörper aufgestellten IPE 250 Profile aus ST 37 simulierten
4 Experimentelle Versuche 69
Im Planungsstadium der Versuchsreihen wurde davon ausgegangen, dass die Belastung der
Platte über drei unabhängig voneinander steuerbare Hydraulikzylinder erfolgt. Aus techni-
schen Gründen konnte jedoch während der Versuche nur ein Portal der Plattenbiegemaschi-
ne genutzt werden. Dadurch musste mit einer zusätzlichen Konstruktion sichergestellt wer-
den, dass alle Linieneinheitslasten durch die in der Vorbemessung berechneten Lastanteile
belastet werden.
Da die Ausrichtung der Zylinder der Plattenbiegemaschine aufgrund ihrer Geometrie nur in
einem bestimmten Mindestabstand zueinander möglich ist, konnte bei den Lasteinleitungen
für die Probekörper nur mit einem Hydraulikzylinder gearbeitet werden.
Bild 4-32 zeigt den Probekörper 1.1 mit den drei Linienlasten (IPE 250) und einer Stahlkon-
struktion, bestehend aus zwei aneinander gebolzten, gelenkig gelagerten Einfeldträgern
(HEM 250), zur Verteilung der Lastanteile. Die Berechnung des Angriffspunktes des Hydrau-
likzylinders wurde nach dem für Grundrisstyp 1 beschriebenen Prinzip durchgeführt. Durch
die Vorbemessung ergab sich die Gewichtung der Linienlasten zu GL1=GL2=3,0 und GL3= 4,5.
Die Längen der Linienlasten LL1 und LL2 sind der Skizze in Bild 4-33 zu entnehmen. LL3 lässt
sich aus den gegebenen Maßen berechnen.
Grundrisstyp 1:
L1
a1
L3 b1
L2
Im Bild 4-33a ist für den Grundrisstyp 1 die Verteilung der Linienlasten gezeigt. Die Lastein-
leitung erfolgt über einen Hydraulikzylinder und zwei gelenkig gelagerte Einfeldträger.
Daraus folgt für das Verhältnis der Linienlasten zueinander:
Bild 4-34 zeigt einen Balken auf zwei Stützen und das Prinzip zur Sicherstellung der Vertei-
lung der Auflagerlasten auf drei Linienlasten mit einem Hydraulikzylinder.
l2
b
a
F
F 1 A T 2
F 3
T 1
l1
F 2
A ×l
aus I) FZylinder = ( 4.6 )
b1
F3 × l
II) FZylinder = ( 4.7 )
a1
A b1
Þ = = 1,99 ( 4.8 )
F3 a1
Þ b1 = 1,99 × a1
Þ a1 = l/2,99
Þ a1 = 14,0cm
Grundrisstyp 2:
LL1
T2
T1 a2
LL3 b2
LL2
Im
Bild 4-35 ist für den Grundrisstyp 2 die Verteilung der Linienlasten gezeigt. Die Lasteinleitung
erfolgt über einen Hydraulikzylinder und zwei gelenkig gelagerte Einfeldträger.
A ×l
aus I) FZylinder = ( 4.10 )
b2
F3 × l
II) FZylinder = ( 4.11 )
a2
A b2
Þ = = 1,89 ( 4.12 )
F3 a2
Þ b 2 = 1,89 × a
Þ a 2 = l/2,89
Þ a 2 = 15,6 cm
Da die Linienlasten des Grundrisstyps 2 mit LL1= 84 cm und LL3= 98 cm stark unterschiedli-
che Längen hatten, wurde das Lager des Trägers T1 etwas außermittig mit Δl= 6 cm an den
Träger T2 angeschweißt. Dadurch ergeben sich die berechneten Lastfaktoren von 3,0 · L1
bzw. 3,0 · L2.
4 Experimentelle Versuche 73
Die Belastung der Probekörper erfolgte mit einem beziehungsweise zwei Hydraulikzylindern
entsprechend dem geschilderten Prinzip. Die Köpfe der Hydraulikzylinder der Plattenbiege-
maschine haben verhältnismäßig große Abmessungen und können nur von Hand ausgerich-
tet werden (Bild 4-36). Eine auf die Lasteinleitungspunkte aufgelegte und ausgerichtete
Lasteinleitungsplatte aus Stahl St 37, mit den Abmessungen 100 x 100 x 25 mm kompen-
sierte kleinere Abweichungen beim Ausrichten der Zylinder (Bild 4-37). An den Lagerpunkten
der Träger untergelegte Stahlplatten fixierten den Ort der Lagerung. Durch die beschriebene
Vorgehensweise wurde sichergestellt, dass das Verhältnis der Linienlasten für alle Probe-
körper dem vorab berechneten Wert entsprach.
Zur Lastbereitstellung wurde die Plattenbiegemaschine vom Typ SEIDNER verwendet (Bild
4-38a). Sie besteht aus zwei Portalen mit Querhaupt, welche unabhängig voneinander steu-
erbar sind. An jedem Portal befinden sich zwei Hydraulikzylinder.
Die insgesamt vier Hydraulikzylinder werden jeweils über eine eigene Steuerungseinheit
bedient. Die maximal erzeugbare Druckkraft je Zylinder beträgt 140 kN bei statischer und
100 kN bei dynamischer Last. Die Feldgröße der Plattenbiegemaschine beträgt 6,0m x 2,5m
bei maximal auseinander gefahrenen Portalen.
Ein vor Beginn der Versuchsreihe in die einzelnen Steuerungseinheiten (Bild 4-38b) imple-
mentiertes CNC-Programm steuerte automatisch die Hydraulikzylinder. Die in der Vorbe-
messung für den Probekörper 1.1 errechneten maximalen charakteristischen Belastungswer-
te bildeten die Grundlage zur Einstellung der Plattenbiegemaschine für den ersten Versuch.
Vorwegnehmend sei an dieser Stelle erwähnt, dass die tatsächlich erreichten Auflasten um
ein Vielfaches höher waren. Daher wurden die Laststufen für die darauf folgenden Versuche
noch einmal neu eingestellt, wobei die aus dem ersten Versuch erhaltenen Ergebnisse maß-
geblich waren und berücksichtigt wurden.
Die Probekörper werden in vier Laststufen, mit jeweils 30 Minuten Pause, bis zum Grenzzu-
stand der Tragfähigkeit belastet. Um die einzelnen Versuche untereinander vergleichen zu
können, wurden die Endwerte der ersten drei Laststufen vorher mit Fi = Fi-1 + 5,0 kN je Hyd-
raulikzylinder festgelegt. Die Umstellung der Zylinder vor der letzten Laststufe von Kraft- auf
4 Experimentelle Versuche 75
Weg-Steuerung war zur Dokumentation des Lastabfalls, hervorgerufen durch starke Rissbil-
dung und örtliches Versagen der Platten notwendig.
Als möglichen Reißverschlusseffekt wird das Abreißen der Stützbewehrung der Platte aus-
gehend vom Durchstanzkegel über die gesamte Länge der Stützungen bezeichnet. Es soll
untersucht werden, ob dieser Effekt im Bereich der unterbrochenen Stützungen der Probe-
körper auftritt. Das unten dargestellte Diagramm zeigt die Entwicklung der Belastung einer
Platte mit den Stillstandszeiten von ca. 30 min nach jeder Laststeigerung. Während der vier-
ten Laststeigerung versagt die Konstruktion vollständig und eine weitere Steigerung der Last
ist nicht mehr möglich. Die Steuerung der Hydraulikzylinder erfolgte mit Hilfe eines CNC-
Programms.
Zylinderkraft in kN
Versagen
20,0
in
N /m
9k
0,2
3. Laststufe
15,0
n i
/m
kN
29
0,
2. Laststufe
10,0
n
mi
N/
9k
0 ,2
1. Laststufe
5,0
n
mi
N/
Kraftsteuerung Wegsteuerung
9k
0,2
Die Fertigung der Probekörper geschah im Wochentakt, wobei montags das Zimmern der
Schalungen und der Einbau der Bewehrungseinlagen erfolgten. Dienstag wurde betoniert.
Am darauf folgenden Donnerstag wurden die Probekörper ausgeschalt und die Schalung
abgebaut und abgeputzt. Somit konnte am nächsten Montag wieder mit dem Schalungsbau
begonnen werden.
4 Experimentelle Versuche 76
Zur Herstellung der Probekörper kam eine Holzschalung aus Hartfaserplatten und Schalbret-
tern zur Verwendung. Die Dicke der Flachdecken betrug 5,0 cm. Da die Probekörper in ei-
nem Betoniervorgang hergestellt werden sollten, wurde die Schalung für die als Randaufla-
ger dienenden Wände vor dem Betonieren auf die Schalung der Flachdecken aufgesetzt.
Bild 4-40a zeigt die fertige Schalung für den Probekörper 1.1. Die Stabilisierung der über der
Platte hängenden Wandschalung der einspringenden Wand erfolgte durch Leisten (Bild
4-40b). Die an den Innenrändern der Schalung angeschraubten, flachen Leisten wirkten dem
hydrostatischen Druck des Frischbetons entgegen, und verhinderten somit das Herausdrü-
cken des Frischbetons aus den Wandschalungen in die Platten.
Die Feldbewehrung besteht aus einer einlagig eingebauten Matte (Q 188). Die verwendeten
Kunststoffabstandshalter gewährleisten eine Betondeckung von 25mm. Durch ein Drehen
der Probekörper nach dem Ausschalen, ergab sich die statische Höhe für die Feldbeweh-
rung zu d = 30 mm. Die Aufnahme der Stützmomente erfolgt durch konstruktiv an den Rand-
auflagern aufgebogene Bewehrungsstäbe Æ8/15. Die Zulagen wurden an die vorhandene
Bewehrungsmatte im Schutzgasschweißverfahren angeschweißt. Zusätzliche, an die Be-
4 Experimentelle Versuche 77
Für die Herstellung der Aussparung im Bereich des Durchstanzkegels kamen in die Scha-
lung eingelegte Polystyrol- Hartschaumplatten zur Verwendung. Ein zwischen der Platte und
dem Wandauflager einbetoniertes Neoprenkissen (Bild 4-41b) stellte die elastische Lagerung
sicher. Beim Probekörper 2.3 wurde im Bereich des zu erwartenden Durchstanzkegels die
Bewehrung mit einem Bolzenschneider ausgespart.
Sieblinienbereich: BC 8
Feinstsandanteil: 462 kg/m³
Mehlkornanteil: 374 kg/m³
I) Frischbeton
Wasserzementwert w/z = 0,70
w/(z+0,4f) = 0,65
Konsistenz KR Æ 10 = 505 mm
Æ 45 = 470 mm
Temperatur Luft 21°C
Beton 20°C
II) Festbeton
Druckfestigkeit bw 7 = 26 N/mm²
b w 28 = 36 N/mm²
Festbetonrohdichte 2 277 kg/m³
Bild 4-46 a) Anheben und Drehen der b) Lagerung der Probekörper in einer
Probekörper mit dem Portalkran geschlossenen Halle
Der zeitliche Ablauf der einzelnen Versuche sah pro Woche den Test eines Probekörpers
vor. In der folgenden Übersicht ist der Zeitplan für eine Versuchswoche wiedergegeben:
Montag – Aufheben und Ausrichten des neuen Probekörpers auf das Versuchsfeld
Freitag – Sichtung der Messdaten und Übertragung in das Netzwerk des Fachbe-
reichs Stahlbetonbau
Zur Messung der Auflagerreaktionen wurden die in Kapitel 4.2.2 beschriebenen Kraftmess-
dosen verwendet. Ein einheitlicher Abstand der Messdosen unter den Wandauflagern fand
bei dem Aufbau des jeweiligen Versuches besondere Beachtung. Bild 4-47 zeigt die genau-
en Abstände und den Positionsplan der Kraftmessdosen für die beiden Grundrisstypen.
Zu Beginn der Arbeiten wurde der Probekörper mit dem Portalkran auf das Versuchsfeld
gehoben. Die Lagerung der Platten erfolgte je nach Plattentyp auf vier bzw. drei Hydraulikzy-
lindern, da die Platten mit einer Masse von ca. 600 kg von Hand nicht ausgerichtet werden
konnten (Bild 4-48a). Das gleichmäßige Absenken der Platte auf die Lager stellten die über
ein hydraulisches Koppelstück verbundenen Zylinder sicher.
4 Experimentelle Versuche 82
Um die Kraftmessdosen an den Auflagern der Platte problemlos zu montieren, mussten nach
dem Absetzen der Platte die Hydraulikzylinder ausgefahren werden. Aus einer handelsübli-
chen Trockenmischung hergestellter Zementmörtel M II in plastischer Konsistenz bildete ein
Mörtelbett auf den Lagerplatten der einzelnen Kraftmessdosen (Bild 4-49a). Beim Zusam-
menbau der Lager war besonders darauf zu achten, dass die Stahlplatten im Montagezu-
stand nicht von den Lagern abrollen konnten (Kugellager). Zwischen den Lagerplatten einge-
legte, 5,0mm dicke Polystyrolstreifen stellten das sicher. Diese wurden nach dem Erhärten
des Mörtels wieder entfernt. Nach dem Ausrichten der Kraftmessdosen an den vorher ge-
kennzeichneten Lagerpunkten der Platte (Bild 4-49b) fand das Absenken der Probekörper
statt. Über die Steuerung der Hydraulikzylinder konnte die Geschwindigkeit variiert werden.
4 Experimentelle Versuche 83
Nach dem Absetzen der Probekörper auf die Lagerplatten drückte das Eigengewicht der
Platten den Mörtel an den Seiten leicht heraus (Bild 4-50a). Dies gewährleistete eine vollflä-
chige Mörtelfuge zur Stützung der Probekörper an jedem Lagerungspunkt der Wandauflager.
Nach nachträglichem Abstreichen des überschüssigen Mörtels (Bild 4-50b) betrug die Höhe
der Mörtelfugen je nach Größe der Unebenheiten an den Plattenrändern zwischen 0,5 cm
und 1,0 cm. Zum Aushärten benötigte der Mörtels drei Tage.
Bild 4-50 a) Lager nach Absetzen der Platte mit b) Mörtelfuge nach Abstreichen
hervorgequollenem Mörtel des überschüssigen Mörtels
Im nächsten Arbeitsschritt erfolgt die Montage der Lasteinleitung an den im Kapitel 4.2.4.2
dargestellten Orten. Zur Befestigung von vier Weggebern wurde mittels Rüststangen ein
Gerüst über dem jeweiligen Probekörper aufgebaut. Die mit Hilfe einer Klebepistole auf der
Plattenoberseite angeklebten Fäden laufen über Umlenkrollen und dienen zur Messung der
Verformungen (Bild 4-52). Bild 4-53 zeigt den komplett montierten Versuchsstand mit einem
Probekörper.
4 Experimentelle Versuche 84
4.2.10 Versuchsdurchführung
Während des Versuches belasteten die automatisch gesteuerten Zylinder der Plattenbiege-
maschine die jeweilige Platte. Die Dauer der Versuche von Beginn der ersten Rampe bis
zum Abschalten der Maschine nach Zerstörung der Platten lag je nach erreichter Endfestig-
keit zwischen drei und vier Stunden. Die Verlegung der Nachbereitung des Versuches auf
einen späteren Tag ist bedingt durch die erforderliche Zeitspanne für den Aufbau der Mess-
kette, das Ausrichten der Zylinder und den Nullabgleich aller Messkomponenten. Nach Ab-
schluss des Nullabgleichs aller Messkomponenten, wurden die Hydraulikzylinder auf die ge-
wünschten Punkte der Lasteinleitungen aufgestellt. Vor dem Start des Maschinenpro-
gramms, verspannt man das Portal und das Querhaupt der Maschine über eine automati-
sche Vorspanneinrichtung. Nach dem Start des Programms zur automatischen Zylindersteu-
erung bestand die Möglichkeit, den Versuch bei Bedarf über einen Notschalter per Hand
abzubrechen und die Zylinder zu entlasten. Da die Plattenbiegemaschine bei Überhitzung
oder Unterkühlung automatisch abschaltet, ist eine ständige Überwachung der Arbeitstempe-
ratur der Maschine während des Versuches erforderlich. Dazu besitzt die Maschine einen
automatisch gesteuerten Kühlkreislauf.
In den Rissprotokollen finden sich der Zeitpunkt des Auftretens eines Risses, seine Nummer
und seine Rissbreite zu verschiedenen Zeitpunkten. Zusätzlich wurden die Risse mit einem
schwarzen Edding nachgezeichnet und abfotografiert. Die Messungen aller Kraft- und Weg-
größen erfolgten weitestgehend automatisch über die in Kapitel 4.2.2 beschriebene Messket-
te.
Am Tag nach den jeweiligen Versuchen sind alle betreffenden Messdaten, Fotos und Proto-
kolle zu weiteren Auswertung in das elektronische Netzwerk des Fachbereiches Stahlbeton-
bau übertragen worden.
In der praktischen Nachbereitung der Versuche sind die Platten nach Abschluss der Rissdo-
kumentation auf der Plattenoberseite, gewendet worden. Das nunmehr auf der Plattenunter-
seite sichtbare Rissbild wurde ebenfalls nachgezeichnet und fotografiert.
Nachdem die Dokumentation des Rissbildes auf der Plattenunterseite beendet war, lagerte
die jeweilige Platte im Außenbereich des Geländes bis zur fachgerechten Entsorgung. Nach
der Säuberung des Testfeldes begann noch am selben Tag der Aufbau des Versuchsstan-
des für den nächsten Probekörper.
4 Experimentelle Versuche 86
Die Dokumentation der Versuche erfolgt sowohl graphisch, in Diagrammen, Fotos und Riss-
bildern, als auch tabellarisch. Die vom Messrechner im ASCII-Code bereitgestellten Messda-
ten wurden mit der Standartsoftware MS Excel aufgearbeitet und ausgewertet. Alle die Ver-
suche betreffenden Daten, wie beispielsweise die Ausgabedateien des Messrechners (Mes-
sung alle 3sec. auf bis zu 35 Kanälen), die in Form von MS Excel-Tabellen ausgewerteten
Messdaten, die Fotodokumentation und die Rissprotokolle, sind detailliert protokolliert. Auf-
grund der Datenfülle wurden im Rahmen dieser Arbeit lediglich die für den Erkenntnisgewinn
relevanten Ergebnisse auszugsweise dargestellt. Als Ergebnis ist zusammenfassend festzu-
stellen, dass die Rissbilder und die Belastungskurven der Probekörper gleichen Grundriss-
typs unabhängig vom Bewehrungsgehalt und den Lagersteifigkeiten nahezu identisch sind.
Unterschiedlich waren die jeweils erreichten Traglasten und Verformungen bis zum Bruch.
Weiterhin wird festgestellt, dass sich der Versagenszustand bei jeder der getesteten Kon-
struktionen lange vor dem eigentlich zu erwartenden Querkrafttragversagen durch deutliche
Rissbildung in Feldmitte und über den Stützungen ankündigte.
Die Erfassung der Rissbildung erfolgte während des Versuches protokollarisch und fotogra-
phisch. In den Rissprotokollen finden sich die Rissnummern, die Rissbreite und der Zeitpunkt
des Auftretens. Eine nähere Gegenüberstellung der ausgewerteten Messdaten und der
Rissprotokolle finden sich auf den folgenden Seiten. Das jeweilige Kraft-Zeit-Diagramm und
Weg-Zeit-Diagramm der Hydraulikzylinder und zwei Fotos des Rissbildes im Endzustand der
Tragfähigkeit werden für jeden Versuch dargestellt. An den Sprüngen der Lastkurve zu be-
stimmten Zeitpunkten in der Belastungsgeschichte erkennt man sehr anschaulich die Riss-
bildung und das am Ende des Versuches eintretende Versagen des Tragwerkes. Vergleicht
4 Experimentelle Versuche 87
man das zeitliche Auftreten eines Lastabfalls in der Belastungskurve mit dem im Protokoll
angegebenen Zeitpunkt für das Auftreten eines Risses, werden erwartungsgemäß Überein-
stimmungen deutlich. Dadurch können die visuellen und die elektronischen Messergebnisse
auf ihre Plausibilität überprüft werden.
Grundrisstyp 1
Versuchskörper 1.1
Versuchstag: 11.02.2002 Start:11.07.21 Uhr Ende: 15.19.29 Uhr
Versagensart: Zerstörung der Auflager im Bereich der einspringenden Wandecke;
Biegebruch aufgrund negativer Momente im Bereich der Wandecke
Bruchlast: FR= 46,50 kN @ 14,18 kN/ m2
50,00
3. Ram pe
45,00
Kraft [kN]
Weg [mm]
40,00
2. Ram pe
35,00
30,00
1. Ram pe
Zylinder 1
25,00
Weg 1
20,00
15,00
10,00
5,00
0,00
11:07:51 14:30:42 14:37:21 14:54:27 15:06:40 Uhrzeit
Versuchskörper 1.2
Versuchstag: 18.02.2002
Start: 13.29.59 Uhr
Ende: 16.46.44 Uhr
Versagensart: Zerstörung der Auflager im Bereich der einspringenden Wandecke;
Biegebruch aufgrund negativer Momente im Bereich der Wandecke
Bruchlast: FR= 44,55 kN @ 13,58 kN/ m2
50,000
Kraft 45,000
[kN]
3. Ram pe
Weg [mm]
40,000
35,000
2. Ram pe
30,000
Zylinder 1
25,000
1. Ram pe
Weg 1
20,000
15,000
10,000
5,000
0,000
Uhrzeit
59
00
04
00
56
10
17
01
02
39
01
08
01
9:
3:
4:
7:
8:
3:
3:
3:
3:
4:
6:
6:
3:
:2
:5
:3
:1
:3
:1
:1
:2
:3
:3
:3
:3
:4
13
13
14
15
15
16
16
16
16
16
16
16
16
Grundrisstyp 2
Versuchskörper 2.1
Versuchstag: 07.03.2002
Start: 10.24.37 Uhr
Ende: 13.38.21 Uhr
Versagensart: Zerstörung der Auflager im Bereich der einspringenden Wandecke;
Biegebruch aufgrund negativer Momente im Bereich der Wandecke
Bruchlast: FR= 33,15 kN @ 9,69 kN/ m2
50,000
3. Ram pe
45,000
Kraft [kN]
Weg [mm]
40,000
2. Ram pe
35,000
30,000
Zylinder 1
1. Ram pe
25,000
Weg 1
20,000
15,000
10,000
5,000
0,000
Uhrzeit
37
44
49
30
42
22
33
02
44
51
07
14
02
21
4:
9:
2:
4:
2:
8:
8:
1:
1:
1:
6:
6:
6:
8:
:2
:4
:3
:1
:4
:1
:1
:2
:2
:2
:2
:2
:3
:3
10
10
11
12
12
13
13
13
13
13
13
13
13
13
Aussparung im Eckbereich
(eingelegter Polystyrolstreifen)
Versuchskörper 2.2
Versuchstag: 11.03.2002
Versagensart: Zerstörung der Auflager im Bereich der einspringenden Wandecke;
Biegebruch aufgrund negativer Momente im Bereich der Wandecke
und positiver Momente in Feldmitte
Bruchlast: keine Aussage möglich
Die Messdaten des Versuches 3.2 für den Kanal 201 (Erfassungskanal für Last 1) müs-
sen verfälscht sein. Die Ausgabewerte weichen um ein Vielfaches von den Werten ab,
die von der Anzeigetafel der Steuerungseinheit der Hydraulikzylinder abgelesen wurden.
Darum ist eine Aussage über die erreichte Bruchlast nicht möglich. Angaben über den
Grenzzustand der Tragfähigkeit können daher nur aus den Rissbildern, den Messdaten
der Weggeber und der Kraftmessdosen gemacht werden.
Versuchskörper 2.3
Versuchstag: 18.03.2002
Versagensart: Zerstörung der Auflager im Bereich der einspringenden Wandecke;
Biegebruch aufgrund negativer Momente im Bereich der Wandecke
und positiver Momente in Feldmitte
Bruchlast: FR= 45,54 kN @ 13,32 kN/ m2
50,000
Kraft [kN]
Weg [mm]
3. Ram pe
45,000
2. Ram pe
40,000
35,000
30,000
1. Ram pe
Zylinde r 1
25,000
Weg 1
20,000
15,000
10,000
5,000
0,000
9
14
04
20
12
22
50
45
55
40
55
02
18
28
:2
:3
:1
:2
:0
5:
1:
5:
6:
6:
2:
1:
1:
0:
0:
1:
2:
2:
6
6
:5
:1
:4
:1
:3
:5
:5
:5
:5
:5
:1
:2
:2
:3
:3
:4
:4
:4
13
14
14
15
15
15
15
15
15
15
16
16
16
16
16
16
16
16
4.2.14.1 Rissbilder
Bild 4-64 a) Starke Rissbildung über der ein- b) völlig zerstörte Betondruckzone
springenden Wand in Feldmitte der Platten
sich die Durchstanzkegel bei allen getesteten Platten, wenn überhaupt, erst nach der Ein-
prägung von sehr großen Weggrößen ausbildeten. Die Rissbildung, das spätere Aufklaffen
der Risse, die Zerstörung der Betondruckzone in Feldmitte und die großen Verformungen
sind eindeutige Belege dafür, dass die Probekörper nicht auf Querkraft im Bereich der In-
nenecke sondern auf Biegung in Feldmitte versagten. Der Versagenszustand kündigte sich
durch große Verformungen und große Rissbreiten an. Bei allen Versuchskörpern kann von
einem Bruch mit Vorankündigung gesprochen werden.
4.2.14.3 Durchstanzkegel
Die Versuchsplatten wiesen während der Tests erhöhte Auflagerlasten in den Bereichen der
Innenecke auf. Dies führte jedoch nicht zwangsläufig zum Querkrafttragversagen der Platten
an den besagten Orten. Durch sich deutlich abzeichnende Durchstanzkegel und das gut ver-
nehmbare Geräusch des aneinander reibenden gerissenen Betons konnte der Zeitpunkt des
Schubrißbildung sehr gut bestimmt werden. Es war zu beobachten, dass zum Zeitpunkt der
Schubrißbildung der Übergang der Platten in den Zustand II vollständig abgeschlossen und
die Fließgrenze des Betonstahls in jedem Fall erreicht, beziehungsweise überschritten war.
Somit kann festgestellt werden, dass in keinem der getesteten Winkelplatten ein echtes
Querkrafttragversagen vorlag. Auch durch Einprägung großer Weggrößen konnte kein echter
Schubbruch in der Platte provoziert werden. Vielmehr war zu beobachten, dass die Wand-
auflager im Eckbereich durch die hohen Auflagerlasten der Decken zerstört wurden.
4.2.14.4 Lagerlinien
Die Lagerlinien werden auf den folgenden Seiten graphisch ausgewertet. Die Anordnung der
Kraftmessdosen kann dem Bild 4-47 entnommen werden. Anhand der Auflagerlinien konnte
keine Aussage getroffen werden, in wieweit die Platten durch Rissbildung Umlagerungsmög-
lichkeiten aktivieren und die Spannungsspitzen über der Wandecke abbauen. Aufgrund der
geringen Anzahl der Versuche und der starken Streuung der Lagerkräfte ist keine tragfähige
Aussage zum Einfluss der Varianz der Bauteilwiderstände innerhalb des kritischen Rund-
schnitts möglich.
Die Lagerlinien zeigen aber, dass sich zu Beginn der Versuche ein Druckbogen um das Eck-
auflager ausbildete. Dadurch wurden Auflagerlasten in den Eckbereichen der Deckenplatten
auf vier bis fünf Kraftmessdosen (ca. 30 cm um die einspringende Ecke herum) verteilt. Ein
echtes Maximum trat zu diesem Zeitpunkt bei keiner der Kraftmessdosen dieses Bereiches
auf. Erst nach der Zerstörung der dortigen Lager trugen die Platten einen erheblichen Teil
ihrer Lasten über die Ecken ab, wodurch sich ein Maximum der Auflagerkräfte im Bereich der
einspringenden Ecke einstellte. Die Stahlbetonplatten bauten bei intakter Lagerung die
4 Experimentelle Versuche 94
Spannungsspitzen im Eckbereich durch Umlagerung ab. Leider zeigen die Ergebnisse, das
der Versuchsaufbau zu komplex ist, um die Umlagerungseffekte experimentell genau genug
zu erfassen und zu vergleichen. Allerdings konnte trotz der starken Streuung der Ergebnisse
der Lagerreaktionen grundsätzlich festgestellt werden, dass die Steifigkeit der Lagerungen
und der Bewehrungsgehalt der Platten innerhalb des kritischen Rundschnittes prinzipiell kei-
nen Einfluss auf die Art des Versagens der Probekörper hatten. Bei den Probekörpern mit
Aussparung oder geringeren Bewehrungsgehalten in den kritischen Bereichen bildeten sich
bereits unter geringen Lasten vermehrt Risse und es traten verstärkt Umlagerungseffekte
auf. Das Konzept der Anordnung einzelner Lager entlang der angrenzenden Wandbereiche
hat sich als ungeeignet herausgestellt und sollte, insbesondere für einen Großversuch auf
dem Aufspannfeld der TU Berlin, nicht weiter verfolgt werden.
2 0 ,0 0
kN
15,0 0
10 ,0 0
5,0 0
0 ,0 0
- 5,0 0
KM D KM D
KM D 1 KM D 2 KM D 3 KM D 4 KM D 5 KM D 6 KM D 7 KM D 8 KM D 9 KM D 11
10 12
7 ,0 0
6 ,0 0
kN
5 ,0 0
4 ,0 0
3 ,0 0
2 ,0 0
1 ,0 0
0 ,0 0
KMD K MD KMD
K MD 1 KMD 2 K MD 3 KMD 4 K MD 5 K MD 6 K MD 7 K MD 8 KMD 9
10 11 12
1 3:18:04 Uhr 0,047 0,018 0,02 4 0,422 0,28 8 5,34 9 4,32 8 4,18 5 0,00 3 0,00 9 0 ,0 32 0,02 6
L agerlinien zu B egin n der 4.Ram pe
1 3:20:55 Uhr 0,051 0,016 0,03 0 0,716 0,05 2 5,11 5 3,11 3 6,01 4 0,02 5 0,01 3 0 ,0 30 0,02 2
L agerlinien m it Maxim um be i K MD 6 u nd 9
1 3:38:17 Uhr 0,563 0,022 0,04 2 0,006 0,02 3 2,40 6 4,39 9 3,95 8 0,14 2 0,01 5 0 ,0 41 0,03 5
L agerlinien im End zusta nd ku rz vor
V ersage n der P latte
5 ,0 0
kN
4 ,0 0
3 ,0 0
2 ,0 0
1 ,0 0
0 ,0 0
-1,00
K MD KMD KMD
K MD 1 KMD 2 K MD 3 KMD 4 KMD 5 K MD 6 KMD 7 KMD 8 K MD 9
10 11 12
1 3:18:04 Uhr 0,753 0,00 8 -0 ,0 02 0,006 -0,12 0 4,513 3,37 3 2 ,1 09 0,027 -0,00 2 0,000 -0,004
L age rlinie n zu B egin n der Rißb ildun g
1 3:38:17 Uhr 0,688 0,01 6 0,002 0,009 -0,11 4 4,507 3,14 1 1 ,5 52 0,025 0 ,0 02 0,004 0,00 2
L age rlinie n im End zusta nd
3 5,0 0
3 0 ,0 0
kN
2 5,0 0
2 0 ,0 0
15,0 0
10 ,0 0
5,0 0
0 ,0 0
-5,0 0
KM D KM D
KM D 1 KM D 2 KM D 3 KM D 4 KM D 5 KM D 6 KM D 7 KM D 8 KM D 9 KM D 11
10 12
4.2.15 Zusammenfassung
Grundsätzlich kann festgestellt werden, dass bei keinem der experimentellen Probekörper
ein Durchstanzversagen ohne Vorankündigung auftrat. Das Versagen der Stahlbetonplatten
kündigte sich durch zunehmende Rissbildung an und wurde vornehmlich durch Biegung her-
vorgerufen. Damit liegt die Vermutung nahe, dass Stahlbetondecken die Spannungskonzent-
rationen im Bereich von „Einspringenden Wandecken“ durch Umlagerung auf die angren-
zenden Wandbereiche abbauen. Wie die Versuche an den fünf verschiedenen Versuchsplat-
ten gezeigt haben, werden diese Umlagerungseffekte durch Rissbildung im Zustand II be-
günstigt. Anhand der Rissbilder und der Verformungen konnte nachgewiesen werden, dass
Stahlbetondecken durch ihre Plattentragwirkung im Bereich der Innenecke erheblich höher
zu bewertende Tragreserven besitzen, als bisher angenommen wurde. Aufgrund des ge-
wählten Versuchsaufbaus lassen sich durch die experimentellen Versuche leider keine wei-
teren brauchbaren Erkenntnisse ableiten. Der Maßstabsfaktor, der komplexe Versuchsauf-
bau der Einzellager und der Lasteintrag als Linienlasten führen zu keinen tragfähigen Er-
kenntnissen, auf die sich ein neues Ingenieurmodell ableiten ließe.
5.1 Einleitung
Die experimentellen Versuche im vorangegangenen Kapitel haben gezeigt, dass im Bereich
der Innenecke eine erheblich höhere Querkraftkapazität durch Umlagerung auf die angren-
zenden Wandbereiche besteht als gemäß dem Stand der Technik bei der Bemessung auf
Querkrafttragfähigkeit ohne Querkraftbewehrung berücksichtigt wird. Diese Schlussfolgerung
gilt auch dann noch, wenn berücksichtigt wird, dass normative Modelle in der Regel kein
Wissenschaftsmodell darstellen, sondern eine auf der sicheren Seite liegende Bemessungs-
aufgabe ermöglichen sollen. Geometrische und physikalische Imperfektionen werden ge-
wöhnlich über eine Sicherheitsbetrachtung mittels eines Sicherheitsbeiwertes abgedeckt. So
gehört es zur Aufgabenstellung dieser Arbeit aus einem zu entwickelnden Wissenschafts-
modell ein praktisches Ingenieurmodell abzuleiten. Ziel der folgenden numerischen Analyse
unter Varianz der Eingangsparameter ist es, mittels eines eigenen verbesserten Ingenieur-
models eine zutreffende und wirtschaftlichere Bemessung zu ermöglichen.
Die weiteren Untersuchungen zur „Einspringenden Wandecke erfolgen mit dem Programm
„InfoCAD“ der Firma INFOGRAPH GmbH unter Verwendung linear elastischer Werkstoffge-
setze für den Verbundwerkstoff Stahlbeton. Die Diskretisierung der „Winkelplatten“ erfolgt mit
reinen Weggrößenelementen mit Knoten in den Eckpunkten. Als Freiwerte treten jeweils die
vertikale Verschiebung w, sowie die Verdrehungen jx und jy auf. Die Ansatzfunktionen, die
die Verläufe der zu berechnenden Größen zwischen den Eckpunkten beschreiben sind
quadratisch. Die Ausgabe erfolgt linear.
Darauf aufbauend wurde das verwendete FE- Programmsystem „InfoCAD“ der Firma INFO-
GRAPH GmbH im Vorfeld dieser Arbeit anhand der experimentellen Versuchsergebnisse am
Plexiglasmodell (siehe Abschnitt 4.1) und der Nachrechnung der Modellversuche nach der
Finite-Differenten-Methode (FDM) kalibriert. Dazu erfolgte am Fachgebiet Massivbau die
Entwicklung und Programmierung eines eigenen Programms für die Berechnung von Winkel-
latten mit dem Differenzenverfahren. Die Ergebnisse der FE-Methode konnten für gelenkige
und eingespannte Lagerungen mit der FD-Methode verglichen und ausgewertet werden [44].
In Bild 5-2 werden die Vertikalverformungen ausgewählter Punkte in Abhängigkeit der Netz-
weite tabellarisch wiedergegeben, um das Konvergenzverhalten und die Lösungsqualität der
beiden verwendeten Methoden zu veranschaulichen.
Bild 5-2 Vertikale Verschiebungen in Abhängigkeit der Netzweite und des Berechnungsverfahren [44]
Es zeigt sich eine sehr gute Übereinstimmung der mit dem Differenzenverfahren und der
Finite-Element-Methode errechneten Werte. Bei der größten Netzweite liegen die Unter-
schiede bei maximal 10 %. Schon die Halbierung des Rasters auf Ds = 0,05 m führt zu einer
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 99
Annäherung der Ergebnisse auf 2,5 %, in der nächsten Stufe betragen die Abweichungen
deutlich weniger als 1 %. Darüber hinaus sind jedoch weitere Verfeinerungen notwendig. Bei
Ds = 0,05 m betragen die Veränderungen gegenüber der vorherigen Rechnung noch maxi-
mal 3,5 %, was als ausreichende Genauigkeit erachtet wird.
Bei den experimentellen Versuchen an der Plexiglasplatte traten zwar etwas größere Unge-
nauigkeiten auf, diese waren jedoch der technischen Umsetzung der idealisierten Auflager-
bedingungen im experimentellen Plexiglasmodell zuzuschreiben (siehe Abschnitt 2.1).
5.3 Vernetzung
Die Seitenverhältnisse der Elemente sollten >1/3 gewählt werden. Prinzipiell nähert sich die
FEM-Lösung mit wachsender Unterteilung an die analytische Lösung an. Als Richtwerte
können nach [2] etwa folgende Elementlängen gelten:
In Bereichen von Singularitäten sollte mit einer feineren Netzverdichtung gearbeitet werden.
Siehe hierzu auch [21]. Um die Singularität sehr fein herauszuarbeiten, wird ein sehr engma-
schiges Netz mit Elementlängen 10*10 cm verwendet. Hierdurch erübrigt sich eine weitere
Verdichtung im Eckbereich. Eine solch feine Unterteilung wird man in der Praxis nicht antref-
fen. Sie ist auch nicht nötig, dient hier jedoch dem besseren Abbilden der Lagerlinien und
Querkraftverläufe.
5.4 Randbedingungen
Um die Randbedingungen der geometrischen Gegebenheiten realitätsnah zu berücksichti-
gen, ist die Annahme einer elastischen Stützung sinnvoll. Die Federsteifigkeit für Translation
und Rotation der Wand werden vereinfacht wie folgt abgeschätzt:
Bild 5-3 Invarianz der Schnittkraft Fm bei zwei Netzteilungen aus [7]
Eine Bemessung auf die integrale Schnittgröße kann auch mittels spezieller Programme er-
folgen. Im Nachgang an die FEM- Berechnung lokalisiert ein Fehlerschätzer die singulären
Stellen. Der Benutzer gibt nun die Verteilungsbereiche ein, über die dann die Schnittkraft
integriert wird (vgl. [37] [7]).
Die errechneten FEM- Querkräfte unterliegen größeren Ungenauigkeiten als die Biegemo-
mente. Die Querkräfte sind die erste Ableitung der Momente für eine betrachtete Richtung. In
Abhängigkeit von der Elementkonfiguration kommt es hierdurch zu einer geringeren Lö-
sungsqualität. Wird für das Moment beispielsweise ein linearer Ansatz im Einzelelement ge-
wählt, verbleibt für die Querkraft nur noch ein konstanter Verlauf im jeweiligen Element. Dies
führt an Knoten, die zu mehreren Elementen gehören, zu einem Widerspruch. Dieser Wider-
spruch wird durch Mittelwertbildung an den Knoten bereinigt. Von wesentlichem Interesse ist
die resultierende Querkraft qr (auch Hauptquerkraft genannt). Diese entspricht der vom
Querschnitt aufzunehmenden Querkraft. Prinzipiell treten in einem Plattenelement die Quer-
kräfte qx und qy auf. Für eine beliebige Richtung n (mit t ┴ n) gilt:
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 101
Die resultierende Querkraft qr tritt unter dem Winkel φ0 auf, bei dem qn maximal wird und
qt = 0 ist.
tanφ0 = qx / qy ( 5.5 )
qr = √(qx2 2
+ qy ) ( 5.6 )
Generell ist im Hinblick auf die FEM- Berechnung von Querkräften größere Aufmerksamkeit
angezeigt. Zumeist, jedoch nicht immer, sind die FEM- Querkräfte größer als analytisch er-
mittelte. Durch eine feine Netzteilung können auch hier gute Ergebnisse erzielt werden.
Generell wird mit einer Flächengleichlast q k = 15 kN/m² gerechnet. Bei einer angenomme-
nen Lastverteilung von 10 kN/m² Eigenlast und 5 kN/m² Verkehrslast ergibt sich ein Sicher-
heitsbeiwert für die Belastung nach DIN 1045 von γ = 1,40. Hieraus folgt:
dm = h – 5 cm ( 5.8 )
Die zugehörigen FEM- Ausgaben der Auflagerreaktionen und ggf. der Querkräfte sind im
Anhang A.1 beigefügt. Die Bezeichnung der einzelnen Positionen wird wie folgt vorgenom-
men:
h Deckendicke [cm]
μ Querdehnzahl · 100
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 103
Die Größe und Verteilung der Auflagerreaktionen entlang der Innenränder wird in Abhängig-
keit unterschiedlicher Parameter untersucht. Hierzu werden die Auflagerreaktionen entlang
der Linienlagerung aufgetragen. Die Koordinate sWand läuft vom freien Ende des Innenrandes
1 über die einspringende Wandecke bei sWand = 6,0 m zum freien Ende des Innenrandes 2.
1600,00
1500,00
1400,00
1300,00
6/6 = lx/ly
1200,00
4/4 = lx/ly
900,00
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
100,00
0,00
-100,00
-200,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00
s,Wand [m]
33-30-30-3190-0-020 44-30-30-3190-0-020 55-30-30-3190-0-020 66-30-30-3190-0-020
1600 ,00
1500 ,00
1400 ,00
6/6 = lx/ly
1300 ,00
700 ,00
600 ,00
500 ,00
400 ,00
300 ,00
200 ,00
100 ,00
0,00
-100 ,00
-200 ,00
4 ,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 s,Wand [m] 8,00
Sofort auffällig ist die enorme Lastkonzentration an der einspringenden Wandecke, deren
singulärer Charakter schon in den einführenden Beispielen aus Kapitel 3 deutlich geworden
ist. Aus der oberen Abbildung ist zu ersehen, dass der Spitzenwert annähernd proportional
zum Quadrat der Spannweite bzw. der Biegeschlankheit der Platte ist, da die hier aufgeführ-
ten Positionen mit der gleichen statischen Höhen angenommen wurden.
320 0,00
300 0,00
280 0,00
h = 20 cm
260 0,00
240 0,00 h = 25 cm
220 0,00
h = 30 cm
200 0,00
180 0,00 h = 35 cm
160 0,00
h = 40 cm
140 0,00
120 0,00
100 0,00
80 0,00
60 0,00
40 0,00
20 0,00
0 ,00
-20 0,00
-40 0,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,5 0 s,Wand [m] 8,00
Mit zunehmender Plattendicke reduziert sich der singuläre Spitzenwert. Die Verteilung der
Auflagerkraft wird für den Querkraftnachweis im kritischen Rundschnitt günstiger. Bei starrer
Lagerung liegt der Nulldurchgang der Auflagerkraft bei zweifacher Plattedicke. Die Biege-
schlankheit der Platte hat einen großen Einfluss auf die Verteilung der Lagerkräfte im Be-
reich der Innenecke. Eine größere Plattendicke (und damit auch statische Höhe) verbessert
nicht nur die Widerstandsseite (vergleiche Kapitel 2.1) sondern führt auch zu günstigeren
resultierenden Querkräften auf der Einwirkungsseite.
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 106
1800,00
1600,00
1400,00
1200,00
1000,00
800,00
600,00
400,00
200,00
0,00
-200,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 s,Wand [m] 8,00
Der Einfluss der Betongüte auf die Verteilung der Auflagerkräfte in der Innenecke ist gering.
Bei höheren Betongüten reduziert sich der Spitzenwert der Auflagerkraft. In dem betrachte-
ten Bereich von C20/25 bis C40/50 weichen die Spitzenwerte maximal 11% voneinander ab.
Eine höhere Betongüte führt jedoch selbstverständlich zu einer merklichen Verbesserung auf
der Widerstandsseite beim Querkraftnachweis im kritischen Rundschnitt.
1800,00
1600,00
1400,00 Stahlbeton
1200,00
1000,00
Mauerwerk
800,00
600,00
400,00
200,00
0,00
-200,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 s,Wand [m] 8,00
Bild 5-10 Auflagerreaktion Rd,z [kN/m] in Abhängigkeit von der Translationssteifigkeit der Auflager
In dem oben dargestellten Diagramm erkennt man den Zusammenhang zwischen Auflager-
steifigkeit und Verteilung der Auflagerkraft. Bei weicheren Lagerbedingungen ergibt sich eine
breitere Verteilung der Auflagerreaktion mit einem reduzierten Spitzenwert.
Während der Unterschied zwischen den aufgeführten Stahlbetonwänden relativ gering ist
ergeben sich deutliche Abweichungen zu den Mauerwerkswänden. Der Spitzenwert der Po-
sition 66-30-30-300-0-020 (MW 4/IIa) beträgt nur ein Viertel des Spitzenwertes der Position
66-30-30-3450-0-020 (C40/50). Bei den deutlich weicheren Mauerwerkswänden ist auch kein
Durchschlagen (Nulldurchgang) der Lagerlinien festzustellen.
CR = bw3 ´ EWand / (4 ´ hw) = 0,303 ´ 31900 / (4 ´ 3,0) ~ 72,00 MNm/m vgl. (5.1)
Alle weiteren Rotationssteifigkeiten der einzelnen Positionen sind willkürlich gewählt. Gene-
rell wurden die jeweiligen Rotationssteifigkeiten in den einzelnen Positionen sowohl für die
Innenränder als auch für die gegenüberliegenden Außenränder angesetzt.
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 108
1600,00
1400,00
1200,00
keine Einspannung
1000,00
800,00
Dachgeschoßplatte
600,00
harte Einspannung
400,00
200,00
0,00
-200,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 s,Wand [m] 8,00
Bild 5-11 Auflagerreaktion Rd,z [kN/m] in Abhängigkeit von der Rotationssteifigkeit der Auflager
Bereits bei einer geringen Einspannung der Platte in die Wand tritt eine merkliche Verbesse-
rung der Verteilung der Auflagerkräfte ein. Die singulären Lastkonzentrationen werden er-
heblich abgebaut. Die angesetzten Einspannungen der Platte in die Wände verringern die
Auswirkungen der Singularität in einem so großen Maße, dass sie bei der Bemessung in der
Baupraxis aus wirtschaftlichen Gründen unbedingt berücksichtigt werden sollten.
1600,00
1400,00
1200,00
1000,00
800,00
600,00
400,00
200,00
0,00
-200,00
4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00
66-30-30-3190-0-000 66-30-30-3190-0-005
s,Wand [m]
66-30-30-3190-0-010 66-30-30-3190-0-015 66-30-30-3190-0-020
Für die linear elastische Ermittlung der Auflagerreaktionen im Bereich der Innenecke hat die
Querdehnzahl nur einen geringen Einfluss auf die Verteilung der Auflagerreaktion. Es erge-
ben sich maximal 3% Abweichung in den Spitzenwerten der untersuchten Positionen.
5.6.2 Schlussfolgerungen
Im Rahmen linear elastischer Berechnungen kann man den starken Einfluss der Singularität
durch Modellierung der Auflager mildern. Die günstigen Auswirkungen geringer Translations-
und hoher Rotationssteifigkeiten der Auflager wurden aufgezeigt. Insbesondere der Ansatz
von vorhandenen Einspannungen in die Wände führt zu deutlichen Verbesserungen. Bei
monolithischen Konstruktionen ist nahezu immer eine Einspannung in Wände vorhanden.
Gelenkige Lagerungen entsprechen am ehesten denjenigen auf Mauerwerkswänden. Hier
sind dann aber die Translationssteifigkeiten deutlich geringer, wodurch ebenfalls eine besse-
re Verteilung der Auflagerkräfte erreicht wird. Die ungünstige Kombination von hohen Trans-
lationssteifigkeiten und keiner ansetzbaren Rotationssteifigkeit bleibt somit auf einen kleine-
ren Anteil beschränkt. Denkbar wären hier z.B. Fertigteilkonstruktionen oder auch gleitend
gelagerte Dachdecken.
Im Kapitel 8 wird gezeigt, dass sich bei einer die FE- Berechnung unter Verwendung nichtli-
nearer Materialgesetze günstigere Lastverteilungen im Bereich der Innenecke ergeben. Die
Spannungskonzentrationen verschmieren sich über einen größeren Bereich, allerdings bleibt
auch hier der singuläre Charakter für die Maximalwerte erhalten.
Die breitere Verteilung bei zunehmender Einwirkung zeigte sich auch deutlich bei den expe-
rimentellen Versuchen an den Winkelplatten, Bild 4-66.
Für die wirtschaftliche Ermittlung der einwirkenden Querkraft VEd im kritischen Rundschnitt
müssen bei der Disketisierung mit Hilfe der FE- Analyse unter Verwendung linearelastischer
Werkstoffgesetze die Lagerbedingungen wirklichkeitsnah berücksichtigt werden. Die Ver-
wendung von singulären Einwirkungen als Eingangswerte für die Querkraftnachweise nach
DIN 1045-1 führen im kritischen Rundschnitt zu Bauteilbeanspruchungen, die dem tatsächli-
chen Tragverhalten nicht entsprechen. Aufgrund der örtlichen Rissbildung reduziert sich
nicht nur die Plattensteifigkeit sondern auch der Einspanngrad beim Übergang in Zustand II.
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 110
Die resultierende Querkraftbeanspruchung qr,d der FE- Berechnungen werden den Graphi-
ken [Anhang A] entnommen.
Position Rundschnitt FEM- Querkr. Bewehrung Widerstand Lasteinflussl. Auflagerkraft Rechn. Querkraft vEk / qrk vEk / max va
u qr,k =qr,d / g max r max va le,x = le,y VEk =VEd/g vEk
[m] [kN/m] [-] [kN/m] [m] [kN] [kN/m] [-] [-]
Variation der Spannweite (rotationssymmetrisch)
33-30-30-3190-0-020 0,715 39,29 0,0150 351,18 0,150 40,94 80,17 2,04 0,23
Tabelle 5-2
44-30-30-3190-0-020 0,715 78,57 0,0150 351,18 0,150 86,04 168,49 2,14 0,48
55-30-30-3190-0-020 0,715 135,71 0,0150 351,18 0,150 156,14 305,78 2,25 0,87
66-30-30-3190-0-020 0,715 207,14 0,0150 351,18 0,150 256,08 501,50 2,42 1,43
Variation unterschiedlicher Spannweiten (nicht rotationssymmetrisch)
65-30-30-3190-0-020 0,715 171,43 0,0150 351,18 0,150 201,07 393,78 2,30 1,12
64-30-30-3190-0-020 0,715 135,71 0,0150 351,18 0,150 152,03 297,73 2,19 0,85
63-30-30-3190-0-020 0,715 100,00 0,0150 351,18 0,150 108,00 211,51 2,12 0,60
66-20-30-3190-0-020 0,621 300,00 0,0150 210,71 0,150 452,89 1021,64 3,41 4,85
66-25-30-3190-0-020 0,668 250,00 0,0150 280,95 0,150 333,40 699,01 2,80 2,49
66-30-30-3190-0-020 0,715 207,14 0,0150 351,18 0,150 256,08 501,50 2,42 1,43
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen
66-35-30-3190-0-020 0,762 178,57 0,0150 421,42 0,150 203,65 374,16 2,10 0,89
66-30-30-3190-108-020 0,715 107,14 0,0150 351,18 0,150 117,39 229,90 2,15 0,65
66-30-30-3190-144-020 0,715 100,00 0,0150 351,18 0,150 108,64 212,75 2,13 0,61
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 112
Der maßgebende Rundschnitt kann nach DIN 1045-1 10.5.2 (2) angenommen werden.
Tabelle 5-3
33-30-30-3190-0-020 1,189 40,00 0,0200 259,58 0,150 57,31 67,48 1,69 0,26
44-30-30-3190-0-020 1,189 75,00 0,0200 259,58 0,150 120,45 141,82 1,89 0,55
55-30-30-3190-0-020 1,189 130,00 0,0200 259,58 0,150 218,59 257,37 1,98 0,99
66-30-30-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 358,51 422,11 2,11 1,63
Variation unterschiedlicher Spannweiten (nicht rotationssymmetrisch)
65-30-30-3190-0-020 1,189 165,00 0,0200 259,58 0,150 281,50 331,44 2,01 1,28
64-30-30-3190-0-020 1,189 130,00 0,0200 259,58 0,150 212,84 250,60 1,93 0,97
63-30-30-3190-0-020 1,189 100,00 0,0200 259,58 0,150 151,20 178,02 1,78 0,69
66-20-30-3190-0-020 0,773 350,00 0,0200 164,42 0,060 348,80 631,38 1,80 3,84
66-25-30-3190-0-020 1,031 260,00 0,0200 219,23 0,150 416,21 565,04 2,17 2,58
66-30-30-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 358,51 422,11 2,11 1,63
66-35-30-3190-0-020 1,307 165,00 0,0200 298,68 0,150 285,11 305,43 1,85 1,02
66-40-30-3190-0-020 1,425 140,00 0,0200 336,84 0,150 233,25 229,21 1,64 0,68
Variation der Betonfestigkeit
66-30-20-3190-0-020 1,189 205,00 0,0153 207,41 0,150 376,91 443,78 2,16 2,14
66-30-25-3190-0-020 1,189 205,00 0,0191 240,68 0,150 366,48 431,50 2,10 1,79
66-30-30-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 358,51 422,11 2,11 1,63
66-30-35-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 273,26 0,150 351,04 413,32 2,07 1,51
66-30-40-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 285,70 0,150 344,98 406,18 2,03 1,42
Variation der Auflagersteifigkeit
66-30-30-300-0-020 1,189 140,00 0,0200 259,58 0,150 111,08 130,79 0,93 0,50
66-30-30-700-0-020 1,189 160,00 0,0200 259,58 0,150 168,06 197,88 1,24 0,76
66-30-30-2880-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 340,94 401,43 2,01 1,55
66-30-30-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 358,51 422,11 2,11 1,63
66-30-30-3450-0-020 1,189 205,00 0,0200 259,58 0,150 372,53 438,62 2,14 1,69
Variation der Einspannung
66-30-30-3190-0-020 1,189 200,00 0,0200 259,58 0,150 358,51 422,11 2,11 1,63
66-30-30-3190-36-020 1,189 140,00 0,0200 259,58 0,150 225,81 265,81 1,90 1,02
66-30-30-3190-72-020 1,189 125,00 0,0200 259,58 0,150 184,72 217,49 1,74 0,84
113
66-30-30-3190-108-020 1,189 115,00 0,0200 259,58 0,150 164,35 193,51 1,68 0,75
66-30-30-3190-144-020 1,189 115,00 0,0200 259,58 0,150 152,09 179,07 1,56 0,69
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 114
Der Lasteintrag auf die einspringende Wandecke erfolgt näherungsweise über die Diagona-
le. Es wird ein „ideeller“ Plattenrand senkrecht zur Winkelhalbierenden der Innenwände defi-
niert. Der Rundschnitt wird in Analogie zur Randstütze nach DIN 1045-1 10.5.2 (7) geführt.
Die Einführung einer Vergleichsrundstütze mit Dst = 1,13 × bw wie in DIN 1045 (88) erweist
sich hier als sinnvoll.
Tabelle 5-4
44-30-30-3190-0-020 2,798 75,00 0,0200 259,58 0,770 225,38 112,79 1,50 0,43
FEM-Querkraft:
55-30-30-3190-0-020 2,798 130,00 0,0200 259,58 0,770 371,34 185,83 1,43 0,72
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 285,46 1,43 1,10
Variation unterschiedlicher Spannweiten (nicht rotationssymmetrisch)
65-30-30-3190-0-020 2,798 165,00 0,0200 259,58 0,770 460,60 230,51 1,40 0,89
64-30-30-3190-0-020 2,798 130,00 0,0200 259,58 0,770 358,59 179,45 1,38 0,69
63-30-30-3190-0-020 2,798 100,00 0,0200 259,58 0,770 262,70 131,47 1,31 0,51
66-20-30-3190-0-020 2,798 350,00 0,0200 164,42 0,558 676,28 467,20 1,33 2,84
66-35-30-3190-0-020 2,798 165,00 0,0200 298,68 0,876 539,66 237,36 1,44 0,79
66-40-30-3190-0-020 2,798 140,00 0,0200 336,84 0,982 518,04 203,24 1,45 0,60
Variation der Betonfestigkeit
66-30-20-3190-0-020 2,798 205,00 0,0153 207,41 0,770 573,87 287,19 1,40 1,38
66-30-25-3190-0-020 2,798 205,00 0,0191 240,68 0,770 571,98 286,25 1,40 1,19
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 285,46 1,43 1,10
66-30-35-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 273,26 0,770 568,80 284,66 1,42 1,04
66-30-40-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 285,70 0,770 567,34 283,93 1,42 0,99
Variation der Auflagersteifigkeit
66-30-30-300-0-020 2,798 140,00 0,0200 259,58 0,770 369,98 185,15 1,32 0,71
66-30-30-700-0-020 2,798 160,00 0,0200 259,58 0,770 455,38 227,90 1,42 0,88
qrd wird den Graphik in Anhang A abgelesen
66-30-30-2880-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 566,30 283,41 1,42 1,09
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 285,46 1,43 1,10
66-30-30-3450-0-020 2,798 205,00 0,0200 259,58 0,770 573,09 286,80 1,40 1,10
Variation der Einspannung
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 285,46 1,43 1,10
66-30-30-3190-36-020 2,798 140,00 0,0200 259,58 0,770 412,98 206,67 1,48 0,80
66-30-30-3190-72-020 2,798 125,00 0,0200 259,58 0,770 367,36 183,85 1,47 0,71
Bemessung nach DIN 1045-1 mit Rundschnitt in Analogie zur Randstütze ge-
66-30-30-3190-108-020 2,798 115,00 0,0200 259,58 0,770 346,05 173,18 1,51 0,67
115
66-30-30-3190-144-020 2,798 115,00 0,0200 259,58 0,770 333,95 167,12 1,45 0,64
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 116
Zu erkennen ist, dass der modifizierte kritische Rundschnitt entlang der Isoaffekte der resul-
tierenden Querkraft nach Abschnitt 5.6.3 zu deutlich geringeren Abweichungen zwischen
den nach DIN 1045-1 rechnerisch ermittelten Querkräfte vEd und den Querkraftbeanspru-
chungen qr,d der FE- Berechnung führen. Das Verhältnis von vEd/qr,d schwankt bei Verwen-
dung des modifizierten Rundschnittes entlang der Isoaffekte zwischen dem Faktor 1,31 bis
1,56. Theoretisch sollte der Faktor vEd/qr,d in allen Fällen mindestens 1,4 betragen. Für diesen
Fall wäre theoretisch, von noch zu bestimmenden Sicherheitsbeiwerten abgesehen, keine
Erhöhung der Querkraft mittels eines ß-Wertes erforderlich. Erst wenn der Quotient vEd/qr,d <
1,4 ausfällt, ist für die hier untersuchten Fälle ein Erhöhungsbeiwert erforderlich.
1,4
Erhöhungsbeiwert ß= ( 5-29 )
v Ed
q r ,d
Nach DIN 1045(88) (Tabelle 5-2) streut der Faktor der bemessungsrelevanten Rundschnitt-
querkraft vEd im Vergleich zu der FEM- Querkraft im kritischen Rundschnitt qr,d zwischen 1,18
bis 3,41, und nach DIN 1045-1 zwischen 0,93 bis 2,17. Die Ursache für die Abweichungen
kann den Graphiken (siehe Anlage A) entnommen werden. Die kritischen Rundschnitte nach
Abschnitt 5.7.1 und 5.7.2 folgen nur zu einem Teil der jeweiligen qr,d- Isoaffekte. Somit kön-
nen sie den tatsächlichen Kraftverlauf nur ungenügend abbilden. Die Rundschnitte nach Ab-
schnitt 5.6.3 passen sich gut den Isoaffekten an. Lediglich bei ungleichen Spannweiten und
bei geringeren Lastkonzentrationen (sehr geringe Auflagersteifigkeit, hohe Einspannsteifig-
keit) ergeben sich etwas größere Abweichungen.
Es sind aber auch bei den Rundschnitten nach Abschnitt 5.6.3 Unterschiede zwischen FEM-
Querkraft qr,d und bemessungsrelevanter Rundschnittquerkraft vEd feststellbar. Die Ergebnis-
se streuen um den in die Berechnung eingeführten Wert ß = 1,4 von 1,31 bis 1,56. Gründe
hierfür sind, die Ablesungenauigkeit der resultierenden Querkraft entlang der Isoaffekte und
die nicht berücksichtigte Flächenlast innerhalb Acrit.
Die Flächenlast innerhalb der kritischen Fläche A crit wird in vEd (vEk) nicht berücksichtigt. Aus
Gleichgewichtsgründen ist sie jedoch in qrd enthalten.
Nach DIN 1045-1 [13] berücksichtigt der Beiwert ß die nichtrotationssymmetrische Bean-
spruchungen im kritischen Rundschnitt, beispielsweise falls im Fall der „Einspringenden
Wandecke“ zwischen der Stahlbetonplatte und dem vertikal lastabtragenden Bauteil ein Mo-
ment Msd übergeleitet wird.
Wird der vergrößernde Momentenanteil Msd bei der Ermittlung von VEd nicht berücksichtigt,
muss der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft VEd um den Beiwert ß erhöht werden.
Dies ist der Fall, wenn bei Verwendung der FE- Methode die rotatorische Auflagerbedingung
durch die fehlende Disketisierung von Drehfedern nicht berücksichtigt wird, oder die einwir-
kende Querkraft VEd über Lasteinleitungssektoren ermittelt erfolgt.
Damit die rechnerische Querkraft vEd und somit der Durchstanznachweis ohne und mit
Durchstanzbewehrung unabhängig von der Methode der Ermittlung der einwirkenden Quer-
kraft VEd ist, wird der Beiwert ß auf der sicheren Seite liegend für den Grenzfall einer Vollein-
spannung CR = 144 MNm/m hergeleitet.
Bild 5-17 und Bild 5-18 zeigen den Verlauf der resultierenden Querkräfte qr,d für gleiche
Stützweiten lx = ly = 6,0 m. Die Stahlbetonplatte in Bild 5-16 ist gelenkig gelagert. In Bild 5-18
sind die Ergebnisse einer eingespannten Winkelplatte dargestellt. Aufgrund der unterschied-
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 118
lichen Lagerbedingungen verschiebt sich der Nulldurchgang der resultierenden Querkraft qr,d.
Im Falle der Einspannung (Pos. 66-30-30-3190-144-020) vergrößert sich die Lasteinzugsflä-
che um den Faktor 1,17 gegenüber einer gelenkigen Lagerung (Pos. 66-30-30-3190-0-020)
Für den Fall der „Einspringenden Wandecke“ wird der Beiwert ß als maximal möglicher Ver-
hältniswert der Einflussfläche einer voll eingespannten zu einer rein gelenkig gelagerten
Winkelplatte allgemeingültig definiert.
ucrit
A = 14,5m²
3,24
Bild 5-17 Verlauf der res. Querkraft qr,d bei der Position 66-30-30-3190-0-020
0,77
ucrit
A = 17,0m²
3,60
Bild 5-18 Verlauf der res. Querkraft qr,d bei der Position 66-30-30-3190-144-020
In Tabelle 5-5 wird der neue Beiwert ß = 1,20 zur Berechnung des Faktors vEd/qr,d und des
Durchstanznachweises vEd/max vRd,ct < 1,0 eingeführt.
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 119
Der Querkraftnachweis ohne rechnerisch erforderliche Durchstanzbewehrung ist für alle Va-
rianten, ausgenommen der Position 66-20-30-3190-0-020 mit einer Plattendicke von 20 cm,
der Position 66-25-30-3190-0-020 mit einer Plattendicke von 25 cm und Position 66-30-20-
3190-0-020 mit der Betondruckfestigkeit eines C20/25 erfüllt.
Der Faktor vEd/qr,d liegt bei den meisten Positionen über dem eingeführten Beiwert ß = 1,20
und erfüllt dadurch das angestrebte Bemessungsniveau. Ausgenommen sind die Position
66-20-30-3190-0-020 aufgrund der geringen Schlankheit, sowie die Position 66-20-30-300-0-
020 aufgrund der sehr weichen vertikalen Auflagersteifigkeit von 300 MN/m². Mit zunehmend
unterschiedlicher Stützweite reduziert sich der Faktor vEd/qr,d. Während das Ergebnis der
Positionen 64-30-30-3190-0-020 noch 1,18 beträgt, fällt der Faktor vEd/qr,d bei Position 63-30-
30-3190-0-020 auf 1,13 ab. Um für ungleiche Stützweiten in Etwa das gleiche Bemessungs-
niveau wie für gleiche Stützweiten zu erhalten, wird der Beiwert ß vom Spannweitenverhält-
nis abhängig formuliert.
(qr,d + Δqr,d )
erfβ¢ = 0,2 + [ ] mit ß = 1,2; Eingangswerte aus Tab. 5.5 ( 5-36 )
v Ed
ß
(200 + 5,73)
Position 66-30-30-3190-0-020: erfβ¢ = 0,2 + [ ] = 1,20
244,68
1,2
(165 + 5,73)
Position 65-30-30-3190-0-020: erfβ¢ = 0,2 + [ ] = 1,24
197,58
1,2
(130 + 5,73)
Position 64-30-30-3190-0-020: erfβ¢ = 0,2 + [ ] = 1,26
153,82
1,2
(100 + 5,73)
Position 63-30-30-3190-0-020: erfβ¢ = 0,2 + [ ] = 1,33
112,69
1,2
Für unverschiebliche Systeme kann der Beiwert ß unter Berücksichtigung der folgenden An-
wendungsgrenzen allgemeingültig ermittelt werden:
lx
ß = 0,1 × + 1,10 mit lx ³ ly, und lx/ly £ 2,0 ( 5-37 )
ly
Durch den Ansatz wird der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft VEd bei gleichen
Stützweiten mit lx/ly = 1,0 um den Beiwert ß = 1,2 und für ungleiche Stützweitenunterschiede
maximal bei einem Faktor lx/ly =2,0, um den Bewert ß = 1,3 erhöht.
Position Rundschnitt FEM- Querkr. Bewehrung Widerstand Lasteinflussl. Auflagerkraft Rechn. Querkraft vEd / qr,d vEd /
u qr,d max r max vRd,ct le,x = le,y VEd vEd =VEd x b / u max vRd,ct
[m] [kN/m] [-] [kN/m] [m] [kN] [kN/m] [-] v[-]
Tabelle 5-5
33-30-30-3190-0-020 2,798 40,00 0,0200 259,58 0,770 124,38 53,35 1,33 0,21
44-30-30-3190-0-020 2,798 75,00 0,0200 259,58 0,770 225,38 69,68 1,29 0,37
55-30-30-3190-0-020 2,798 130,00 0,0200 259,58 0,770 371,34 159,29 1,23 0,61
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 244,68 1,22 0,94
Variation unterschiedlicher Spannweiten (nicht rotationssymmetrisch)
ß = 1,20
65-30-30-3190-0-020 2,798 165,00 0,0200 259,58 0,770 460,60 197,58 1,20 0,76
64-30-30-3190-0-020 2,798 130,00 0,0200 259,58 0,770 358,59 153,82 1,18 0,59
63-30-30-3190-0-020 2,798 100,00 0,0200 259,58 0,770 262,70 112,69 1,13 0,43
66-20-30-3190-0-020 2,798 350,00 0,0200 164,42 0,558 676,28 400,46 1,14 2,44
66-25-30-3190-0-020 2,798 260,00 0,0200 219,23 0,664 614,10 305,52 1,18 1,39
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 244,68 1,22 0,94
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen
66-35-30-3190-0-020 2,798 165,00 0,0200 298,68 0,876 539,66 203,45 1,23 0,68
66-40-30-3190-0-020 2,798 140,00 0,0200 336,84 0,982 518,04 174,21 1,24 0,52
Variation der Betonfestigkeit
66-30-20-3190-0-020 2,798 205,00 0,0153 207,41 0,770 573,87 246,16 1,20 1,19
66-30-25-3190-0-020 2,798 205,00 0,0191 240,68 0,770 571,98 245,35 1,20 1,02
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 244,68 1,22 0,94
66-30-35-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 273,26 0,770 568,80 243,99 1,22 0,89
66-30-40-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 285,70 0,770 567,34 243,36 1,22 0,85
Variation der Auflagersteifigkeit
66-30-30-300-0-020 2,798 140,00 0,0200 259,58 0,770 369,98 158,70 1,13 0,61
66-30-30-700-0-020 2,798 160,00 0,0200 259,58 0,770 455,38 195,34 1,22 0,75
66-30-30-2880-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 566,30 242,92 1,21 0,94
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 244,68 1,22 0,94
66-30-30-3450-0-020 2,798 205,00 0,0200 259,58 0,770 573,09 245,83 1,20 0,95
Variation der Einspannung
66-30-30-3190-0-020 2,798 200,00 0,0200 259,58 0,770 570,42 244,68 1,22 0,94
66-30-30-3190-108-020 2,798 115,00 0,0200 259,58 0,770 346,05 148,44 1,29 0,57
66-30-30-3190-144-020 2,798 115,00 0,0200 259,58 0,770 333,95 143,25 1,25 0,55
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 121
Mit dem reduzierten Beiwert ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 mit lx > ly und lx/ly < 2,0 kann die physikali-
sche Wirklichkeit für eine wirtschaftliche Bemessung der Innenecke ausreichend genau be-
schrieben werden. Der Querkraftnachweis ohne rechnerisch erforderliche Querkraftbeweh-
rung wird nahezu für alle untersuchten Stahlbetonplatten erfüllt. Lediglich bei geringeren Be-
tonfestigkeiten und kleineren Deckendicken wird der zulässige Wert überschritten. Die klei-
neren Deckendicken (Pos. 66-20-30-3190-0-020, 66-25-30-3190-0-020) sind wegen der Be-
grenzung der Verformung ohnehin nicht herstellbar und somit eher theoretischer Natur. Wei-
terhin anzumerken ist, dass in den meisten praktischen Fällen eine Einspannung in die
Wände vorhanden ist (monolithische Bauweise) oder aber die Auflagerung auf (weicherem)
Mauerwerk erfolgt. Die Randbedingungen sind dann entsprechend zu modellieren. Hieraus
folgen dann gegebenenfalls geringere Lastkonzentrationen an der einspringenden Wand-
ecke (siehe Kapitel 5.6.1).
r,crit
t
bw
r,crit
t
r,crit = 1,5xdm
r,crit
t = 0,565xbw + r,crit
Eckstütze nach DIN 1045-1 Randstütze nach DIN 1045-1 Innenecke analog Randstütze Innenstütze nach DIN 1045-1
Auf Grundlage der Ergebnisse können das Ingenieurmodel, und das sich daraus ergebende
Nachweisverfahren für Platten ohne und mit Durchstanzbewehrung im folgenden Kapitel
allgemeingültig formuliert werden.
5 Numerische linear-elastisch Untersuchungen 122
Es ergeben sich nur geringen Abweichungen (maximal 0,41%) zwischen den einzelnen Er-
gebnissen. Es besteht Invarianz. Innerhalb des betrachteten Bereiches ist die Größe der
Bemessungsquerkraft VEd unabhängig vom Elementraster. Zur Ermittlung der Stanzkraft wä-
re auch ein Raster von 30·30 [cm] geeignet gewesen.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 123
Bild 6-1 zeigt den Verlauf der Isoaffekte der resultierenden Querkraft qr,d im Bereich der Ein-
springenden Wandecke. Augenscheinlich ergeben sich drei Sektoren mit unterschiedlichem
Schnittgrößenverlauf.
Während im 1. Sektor die Isoaffekte parallel zum Auflagerrand, in Analogie zu einer linienge-
stützte Platte, verlaufen, folgen sie im 2. Sektor radial der Innenecke, in Analogie zu einer
punktgestützten Platte an einem freien Rand.
Der 3. Sektor kann als Übergangsbereich oder auch Umlagerungsbereich zwischen dem
Spannungsverlauf einer punktgestützten zu einer liniengestützten Stahlbetonplatte bezeich-
net werden. Die Neigung der Isoaffekte variiert in diesem Sektor in Abhängigkeit vom Ab-
stand zur Innenecke. Im Bereich der „Einspringenden Wandecke“ laufen sie annähernd unter
45° auf die Lagerachse zu. Mit zunehmendem Abstand schwenken die Isoaffekte der resul-
tierenden Querkraft parallel zur Lagerache ein.
3
2
1
Bild 6-1 Verlauf der res. Querkraft qr,d im Bereich der „Innenecke“
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 124
Auch Bild 6-2 veranschaulicht anhand des Verlaufes der Hauptzugspannungen s1 an der
Plattenoberseite sehr deutlich den Spannungsverlauf und damit das Tragverhalten im Be-
reich der Innenecke. Der modifizierte Rundschnitt u sollte so konstruiert werden, dass er in
allen Sektoren den Isoaffekten annährend genau folgt.
3
1 2
Im Folgenden wird die Vorgehensweise zur Ermittlung der Rundschnittlänge u erläutert. Die
geometrischen Beziehungen können dem Bild 6-3 entnommen werden.
Zuerst wird für den Sektor 2 eine Vergleichsrundstütze mit dst = 1,13 × bw gemäß DIN 1045
(88) eingeführt. Die ideelle Stützenachse verläuft unter 45° durch den Schnittpunkt der La-
gerachse der sich unter 90 ° schneidenden Wände. Hierzu parallel ergibt sich der ideelle
Plattenrand in einem Abstand t.
Der Länge des Radius des kritischen Rundschnitts rcrit errechnet sich aus dem halben
Durchmesser der Vergleichsrundstütze und dem 1,5-fachen Abstands der mittleren stati-
schen Höhe dm.
Die Länge des kritischen Rundschnitts ucrit setzt sich aus einem halben Kreisbogen für den
Sektor 2 und der zweifachen Länge der Geraden t für die beiden Sektoren 3 zusammen.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 125
Die Umlagerung auf die angrenzenden Wandbereiche im Sektor 3 wird geometrisch durch
das gleichschenklige, rechtwinklige Dreieck mit den Kantenlängen t, rcrit und le,x bzw.
le,y = Ö2 × t annähernd genau genug erfasst.
Die Ermittlung der Rundschnitte u1 bis u1+i und den zugehörigen äußeren Rundschnitten ua
bis ua,1+i für den Querkraftnachweis mit Durchstanzbewehrung erfolgt analog.
3
Lagerachse
Lagerachse
Bild 6-3 Verlauf des mod. Rundschnittes ucrit affin zu den Hauptzugspannungen s1
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 126
Im Grundriss zeigt Bild 6-4 die Ausrichtung der Fachwerke für die jeweiligen Sektoren. Die
Druckkraft Fcc,rcrit in der Druckstrebe ist blau und die vertikalen Zugkraft Fct,rcrit in der Zugstre-
be ist durch kleine rote Kreise dargestellt. Der Abstand a vom Rand der stützenden Wand bis
zum jeweiligen Fachwerkknoten, in dem die Druck- und Zugstrebe mit der Linie der Isoaffek-
te zusammenfallen, ergibt sich wie folgt:
Sektor 1: a = dm ( 6.6 )
Sektor 2: a = 1,5 × dm ( 6.7 )
Sektor 3: dm < a < 1,5 × dm ( 6.8 )
Mindestbreite: lmin,x = lmin,y = 1,5 × dm + 1,0 × dm = 2,5 × dm ( 6.9 )
lx
bw dm
Fcc,rcrit
Druckstrebe
sw<h
1
L ag e ra chse
Fct,rcrit
Zugstrebe
sw<h
1 Querkraftbereich
2 Durchstanzbereich m
t
5d
1,
rc
sw<h
ri t
3 Umlagerungsbereich 3
=(
3d
w
m
an
*b
+1
nr
13
te
,1
le,y
1,
at
1,
3b
Pl
5d
w
r"
m
ll e
)/2
m
5d
ee
1,
" id
bw
Lagerachse
3
dm
1
se
lmin ,y
ch
na
2 u,crit
tz e
tü
"S
lle
ee
" id
ly
le,x lmin,x
Im Sektor 1 wird demgemäß der Bemessungswert der einwirkenden Querkraft nach DIN
1045-1,10.3.2 aufgrund der direkten Einleitung auflagernaher Lastanteile im Abstand d vom
Auflagerrand ermittelt. In diesem Regelbereich gilt die Querkraftbemessung nach DIN 1045-
1 auf Grundlage des erweiterten „mechanischen“ Fachwerkmodells.
Im 2. Sektor wird entsprechend dem Durchstanznachweis nach der DIN 1045-1 die maßge-
bende Querkraft aufgrund zahlreicher, experimenteller Versuche im Abstand 1,5dm von der
Auflagervorderkante ermittelt. An dieser Stelle durchdringt der rechnerische Bruchkörper die
obere Biegezugbewehrung. Die rechnerische Neigung des Durchstanzkegels und somit der
jeweiligen Druckstrebe beträgt 33,7°.
Im Sektor 3 verläuft die Druckstrebe in Nähe zum Sektor 2 ebenfalls unter 33,7°, um dann in
Richtung des Sektors 1 immer steiler bis schließlich 45° aufzusteigen. Dadurch wird im
Querkraftnachweis die Umlagerung auf die beiden angrenzenden Wandbereiche ausrei-
chend genau berücksichtigt.
In Bild 6-5 wird das räumliche Fachwerk mit der Ausrichtung der jeweiligen Druck- und
Zugstreben in den Sektoren 1, 2 und 3 dargestellt. Im Regelbereich außerhalb des Einfluss-
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 128
bereiches der „Einspringenden Wandecke“ ist der Querkraftnachweis gemäß DIN 1045-1 für
Platten im Abstand d zu führen.
Ringzugkraft Fs,Rad
Bild 6-6 zeigt einen Schnitt durch den Durchstanz- und Übergangsbereich. Es ist nachzuwei-
sen, dass die Zugkraft in der Zugstrebe im Abstand 1,5 × dm vom Auflagerrand kleiner ist als
der Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit.
1,5dm
j = 33,7°
Wand
bw
Bild 6-6 Schnitt durch das räumliche Fachwerkmodel im Bereich des krit. Rundschnitts
dm
Winkelbeziehung tanj = = 0,667 ® j = 33,7° ( 6.10 )
1,5 × dm
VEd × β
Zugstrebe: v Ed = £ VRd,ct ( 6.11 )
u crit
vRd, ct
Druckstrebe: Fcc,rcrit = £ v Rd,max ( 6.12 )
sin33,7°
VRd, ct
Ringzugkraft: Fs,Rad,rcrit = ( 6.13 )
tan33,7°
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 129
Man beginnt im kritischen Rundschnitt mit dem Nachweis der maximalen Querkrafttragfähig-
keit VRd,max der Druckstrebe. Diese muss mindestens 1,5-fach größer sein, als die aufnehm-
bare Querkrafttragfähigkeit vRd,ct längs des kritischen Rundschnitts ohne Durchstanzbeweh-
rung [5]. Nur wenn der Nachweis gelingt, kann die Platte mit Durchstanzbewehrung nachge-
wiesen werden. Nachfolgend werden die erforderlichen inneren Nachweisschnitte mit den
jeweils zugehörigen äußeren Rundschnitten nach DIN 1045-1 mit dem modifizierten Rund-
schnitt und dem Beiwert ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 geführt.
lx
"ä
bw dm
uß
sw<h
er
er
Ru
nd
sc
2.
hn
sw<h
R
it t
un
1
"
1.
ds
R
ch
Lagerachse
un
m
ni
ds
5d
tt
ch
1,
sw<h
ni
dm
tt
75
0,
1.
Ru
m
5d
nd
2.
bw
0,
sc
R
13
un
hn
1,
"ä
Fcc,rcrit
ds
it t
3
uß
ch
Druckstrebe
er
ni
dm
m
er
tt
5d
Fct,rcrit
75
R
0,
un
0,
Zugstrebe
ds
ch
m
ni
5d
tt "
1,
bw
Lagerachse
1 3
Querkraftb ereich 2
sw
lmin,y
Durchstanzb ereich
<1
,5
dm
ly
lmin,x
In Bild 6-7 und Bild 6-8 ist der 1. Rundschnitt in 0,5dm, der 2. Rundschnitt in 1,25dm und der
vom 2. Rundschnitt ausgehende so genannter „äußere Rundschnitt“ in 2,75dm Abstand dar-
gestellt. Der Nachweis für den „äußeren Rundschnitt muss ohne eine Querkraftbewehrung
erfolgen. Ansonsten sind weitere Rundschnitte (mit Querkraftbewehrung) im Abstand von
0,75dm zu untersuchen. (s. auch Abschnitt 6.4)
Basierend auf einem modifizierten Umfang u des zu betrachtenden Rundschnittes, der affin
zu den Isoaffekten der resultierenden Querkraft qr verläuft, wird ein räumliches Fachwerk
hergeleitet, das sich in zwei Sektoren unterschiedlich ausrichtet. Im Sektor 2 verlaufen die
Fachwerkebenen radial zur Innenecke, im Sektor 3 sind die Fachwerkebenen unter 45° pa-
rallel zur ideellen Auflagerachse. Dieser eigene Ansatz zur Berechnung der aufnehmbaren
Querkraft im betrachteten Nachweisschnitt berücksichtigt das tatsächliche Querkrafttragver-
halten im Auflagerbereich der Innenecke.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 131
Weiterhin wird mit dem Beiwert ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 mit lx > ly und lx/ly < 2,0 die nichtrotations-
symmetrische Querkraftverteilung im Rundschnitt ausreichend genau erfasst. Die Überein-
stimmung der rechnerisch aufzunehmenden Querkraft vEd im Nachweis mit der vorhandenen
Querkraft qr,d im betrachteten Rundschnitt ermöglicht auf diese Weise eine Verbesserung der
Wirtschaftlichkeit bei den erforderlichen Biege- und Querkraftbewehrungsgehalten.
nomc
Ringzugkraft
e
be
be
Zugstrebe
Zugstrebe
Zugstrebe
reb
tre
tre
k s
kst
dm
h
uc
ks
Dr
uc
uc
Dr
Dr
j = 33,7°
Platte
VRd,ct / Betonversagen auf Zug
2. Rundschnitt
6.3.1 Nachweisverfahren
Einspringende Wandecke
Nachweis ohne Durchstanzbewehrung
ri t
uc
vE
d
id
ee
le
rP
la
tte
bw
nr
an
d
id
1,
ee
5
dm
le
St
VE
üt
d
ri t
ze
uc
na
1,
ch
13
se
bw
vE
1,
d
1,
5
13
dm
bw
le,y
dm
h
a = 90°
r crit
bw
m
5d it
1, cr
r
u crit
t=
le,x
t
2
6.3.2 Parameterstudie
Anhand der graphischen Auswertung der Ergebnisse des Versuchsprogramms aus Tabelle
5-5 wird die Leistungsfähigkeit des entwickelten Nachweiskonzeptes dargestellt. Die nach
dem neuen Nachweiskonzept ermittelten Querkräfte vEd (blau) werden den rechnerischen
Querkräften nach DIN 1045-1 (grün) vergleichend gegenübergestellt. Zur besseren Ver-
gleichbarkeit wird der Querkraftnachweis nach DIN 1045-1 auch mit dem modifizierten Bei-
wert ß = 1,20 für lx/ly = 1,0 geführt (grün gestrichelt).
DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell qr,d max vRd,ct
vEd bzw. vRdct [kN/m]
500,00
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
100,00
50,00
mit: lx = ly = 6,0 m; fck = 30 MN/m², h = 0,30 m; bw = 0,30 cm, , CR = 0,00 MNm/m, mue = 0,02, max rho = 0,02 Auflagersteifigkeit CT [MN/m²]
0,00
300,00 800,00 1300,00 1800,00 2300,00 2800,00 3300,00
Bild 6-11 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Translationssteifigkeit der Auflager
In Bild 6-11 zeigt sich, dass sich bei einer weichen Lagerung zum Beispiel auf einer Mauer-
werkswand die Querkräfte nach dem eigenen Nachweiskonzept und dem Ansatz nach DIN
1045-1 nur geringfügig unterscheiden. Die Querkräfte sind kleiner als der Bemessungswert
vRd,ct und entsprechen den abgelesenen resultierenden Querkräften aus der FE-Berechnung.
Bei den Lagebedingungen auf einer Stahlbetonwand stimmen die rechnerisch nach DIN
1045-1 ermittelten Querkräfte nicht mehr mit der tatsächlichen Beanspruchung des Trag-
werks im kritischen Rundschnitt überein. Mit dem eigenen Ansatz kann der Nachweis bei
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 135
DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell qr,d max vRd,ct
vEd bzw. vRdct [kN/m]
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
100,00
50,00
mit: lx = ly = 6,0 m; fck = 30 MN/m², h = 0,30 m; bw = 0,30 cm, , CT = 3190 MN/m², mue = 0,02, max rho = 0,02 Einspannung CR [MNm/m]
0,00
0,00 25,00 50,00 75,00 100,00 125,00
Bild 6-12 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Rotationssteifigkeit der Auflager
Ohne Berücksichtigung einer Rotationsbehinderung (CR = 0,0 MNm/m), wie es bei der bau-
praktischen Berechnung oft erfolgt, ergeben sich nach DIN 1045-1 rechnerische Querkräfte
vEd, die die tatsächlichen Beanspruchungen in der Innenecke stark überschätzen. In Bild
6-12 zeigt sich, dass der eigene Ansatz die singulären Auflagerreaktionen sehr gut kompen-
siert, indem er sie über den modifizierten Rundschnitt, entlang der Isoaffekte der resultieren-
den Querkräfte, wirklichkeitsnah verschmiert. Mit zunehmender Rotationssteifigkeit nähern
sich die Ergebnisse der DIN1045-1 dem eigenen Bemessungsmodel an. Bereits bei einer
Berücksichtigung einer wirklichkeitsnahen Drehfedersteifigkeit von 72 MNm/m ist der Nach-
weis für Platten ohne Durchstanzbewehrung erfüllt.
In Bild 6-13 und Bild 6-14 zeigt sich, dass mit zunehmender Schlankheit (kleiner werdender
Plattendicke in Bild 6-12 und größer werdender Stützweite in Bild 6-13) die Differenz zwi-
schen der rechnerische Querkraft für den Nachweis für Platten ohne Durchstanzbewehrung
nach DIN 1045-1 und der tatsächlichen Beanspruchung des Querschnitts in der Innenecke
immer größer wird.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 136
Die Querkraft vEd des eigenen Nachweiskonzeptes folgt bei Varianz der einzelnen Eingangs-
parameter stets der resultierenden FE-Querkraft qr,d im kritischen Rundschnitt in fast glei-
chem Abstand (Abstandsfaktor gem. Tab. 5-5 Spalte vEd/qr,d von 1,13 bis 1,33).
v Ed bzw. vRdct [ k N/m ] DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell FEM-Querkr. qr,d max vRd,ct
700,00
600,00
500,00
400,00
300,00
200,00
100,00
m it : lx = ly = 6,0 m , fck = 30 MN/m ²; bw = 0,30 cm , CT = 319 0 MN/m ², CR = 0 ,0 0 MNm /m , m ue = 0 ,2, m ax rh o = 0 ,0 2 Deck endick e h [m ]
0,00
0,20 0,25 0,30 0,35 0,40
v Ed bzw. vRdct [ k N/m ] DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell qr,d max vRd,ct
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
100,00
50,00
m it: fck = 30 MN/m ²; h = 0 ,3 0 m; bw = 0,30 cm , CT = 31 90 MN/m ², CR = 0,00 MNm /m , m ue = 0,02, ma x rho = 0,02 S tüt zwe it e lx = ly [m ]
0,00
3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00
Bild 6-14 Querkräfte vEd in Abhängigkeit von der Stützweite der Platten
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 137
In folgenden beiden Graphiken 6-15 und 6-16 werden die rechnerischen Querkräfte vEd und
die graphisch aus der FE- Analyse ermittelten resultierenden Querkräfte qr,d unterschiedli-
chen Materialwiderständen gegenübergestellt. In Bild 6-15 wird die charakteristische Beton-
festigkeit eines C20/25 bis zu einem C40/45, und Bild 6-16 der Biegebewehrungsgehalt von
r = 0,00 bis max r = 0,02 variiert. Die vorhandene FE- Querkraft qr,d entlang des kritischen
Rundschnitts kann graphisch aus Anhang A mit 200,0 kN/m abgelesen werden. Die rechne-
rische Querkraft nach DIN 1045-1 ergibt sich unter Berücksichtigung einer charakteristischen
Betonfestigkeit von fck = 20 MN/m³ zu vEd = 450,00 kN/m, bzw. unter Verwendung des modi-
fizierten Beiwertes ß = 1,20 zu vEd = 380,00 kN/m. Der Nachweis ohne rechnerisch erforder-
liche Durchstanzbewehrung überschätzt die Einwirkung um den 2,25-fachen Wert, die sich
aus der FE- Berechnung ergibt. Nach dem neu entwickelten Bemessungskonzept gelingt der
Querkraftnachweis ohne Durchstanzbewehrung mit der Betonfestigkeit eines C35/45 und
einem Biegebewehrungsgehalt von max r = 0,02, selbst ohne die Berücksichtigung der Ein-
spannung in die vertikalen angrenzenden Bauteile. Die rechnerische Querkraft ergibt sich zu
vEd = 250 kN/m. Der Nachweis wird mit einer 1,25-fachen Sicherheit gegenüber dem Bemes-
sungswert der aufnehmbaren Querkraft ohne Durchstanzbewehrung vRd,ct geführt.
v Ed bzw. v Rdct [k N/m ] DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell qr,d max vRd,ct
500,00
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
100,00
50,00
m it : lx = ly = 6 ,0 m ; h = 0,30 m ; bw = 0 ,3 0 cm , C T = 3 190 MN/m ², CR = 0,0 0 MNm /m , mu e = 0,02, ma x rh o = 0 ,0 2 Bet onf es tigk e it fck [ MN/m ³]
0,00
20,00 25,00 30,00 35,00 40,00
v Ed bzw. vRdct [ k N/m] DIN 1045-1 DIN 1045-1 mit ß = 1,2 neues Ingenieurmodell qr,d max vRd,ct
500,00
450,00
400,00
350,00
300,00
250,00
200,00
150,00
100,00
50,00
m it : lx = ly = 6,0 m ; f ck = 30 MN/m ²; h = 0,30 m ; bw = 0,30 cm, CT = 3 190 MN/m ², CR = 0,00 MNm /m , m ue = 0,0 2 Biege bewehru ngs geh alt rho [ -]
0,00
0,0000 0,0050 0,0100 0,0150
Nach der Parameterstudie kann als Gesamtergebnis grundsätzlich festgestellt werden, dass
der Querkraftnachweis ohne Durchstanzbewehrung nach DIN 1045-1, 10.5.3 die tatsächlich
auf den Plattenquerschnitt im Bereich der „Einspringenden Wandecke“ einwirkenden Quer-
kräfte überschätzt.
Die Abweichungen zu den Querkräften qr,d aus der FE- Analyse nehmen mit zunehmend
steiferer Lagerung, und/oder größerer Schlankheit und/oder bei Abnahme der Rotationsstei-
figkeit zu. Bereits der Nachweis für die Betondruckstrebe kann in vielen Fällen nicht mit der
erforderlichen Sicherheit von vEd < 1,5 x vRd,ct erfolgreich geführt werden.
Das neue Nachweiskonzept verhält sich sehr robust gegenüber der Varianz der unterschied-
lichen Eingangsparameter. Selbst bei unzureichend genauer Berücksichtigung der Lage-
rungsbedingungen ergeben sich wirtschaftliche und der tatsächlichen Querkraftbeanspru-
chung im kritischen Rundschnitt entsprechende Ergebnisse. Durch die modifizierte Rund-
schnittführung entlang der Isoaffekte der resultierenden Querkraft qr,d werden die singulären
Querkraftspitzen in der Wandinnenecke wirklichkeitsnah verschmiert.
Unter Berücksichtigung des Beiwertes ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 mit lx > ly und lx/l y < 2,0 ergibt sich
für das gesamte Untersuchungsprogramm sowohl eine ausreichende Sicherheit gegenüber
der mit Hilfe der FE- Berechnung ermittelten resultierenden Querkraft qr,d, als auch eine wirt-
schaftliche Nachweisführung ohne Durchstanzbewehrung für die üblichen Schlankheiten und
Festigkeiten von Stahlbetonplatten im Bereich der Innenecke.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 139
Für die Berechnung der erforderlichen Durchstanzbewehrung und dem äußeren Nachweis-
schnitt ua ergibt sich in Anlehnung an DIN 1045-1, Bild 45 [13] und der Umfang umod für den
jeweiligen Nachweisschnitt nach Bild 6-17.
6.4.1 Nachweisverfahren
od
Einspringende Wandecke
m
a,
U
od
i,m
Legende
U
bw
od
1. Nachweisschnitt
m
3,
od
U
2. wirksame Breite
m
2,
einer Bügelreihe
od
U
1,
5d
m
1,
m
U
sw
sw
od
id
m
sw
e
1,
el
od
U
0,
e
VE
5d
m
St
2,
üt
od
U
ze
m
nac
3,
od
U
hs
0,
1,
i,m
e
5d
13
U
bw
sw
lui,mod,y
od
m
a,
sw
U
sw
vE
d
1,
5d
dm
m
r_Ui,mod
U1,mod
od
i,m
U
t_
od
U2,mod
m
a,
U
t_
U3,mod
Ui,mod
Ua,mod
lui,mod,x
modifizierte Nachweisschnitte
modifizierte Rundschnittlängen
Der modifizierte Umfang ui,mod geht als Eingangswert zur Bestimmung der erforderlichen
Durchstanzbewehrung in folgende Nachweise und Bemessungsgleichungen der DIN 1045-1
ein:
Zur Vermeidung eines Versagens außerhalb des durchstanzbewehrten Bereiches ist längs
des äußeren Rundschnittes nachzuweisen:
Erforderliche Durchstanzbewehrung
κ s × Asw × fyd
Erste Bewehrungsreihe v Rd,sy = v Rd,c + ( 6.39 )
u1,mod
κ s × A sw × fyd × d
weitere Bewehrungsreihen v Rd,sy = v Rd,c + ( 6.40 )
ui,mod × s w
vRd,c Betontraganteil, es darf vRd,c = vRd,ct nach Gleichung (105) der DIN 1045-1
angenommen werden
sw die wirksame Breite einer Bewehrungsreihe nach Bild 6-17 mit sw £ 0,75d
ks der Beiwert zur Berücksichtigung des Einflusses der Bauteilhöhe auf die
Wirksamkeit der Bewehurng gemäß DIN 1045-1, Gl. (110)
A sw
Mindestbewehrungsgrad ρw = ³ min ρ w ( 6.41 )
s w × ui,mod
In der Gleichung (111) der Norm, die im Falle des Einbaus von Schrägstäben nachzuweisen
ist, wird für den Umfang des Nachweisschnittes ebenfalls u durch ui,mod ersetzt.
Bei der Ermittlung des Bemessungswertes der gesamten aufzunehmenden Querkraft VEd
sind alle Auflagerreaktionen innerhalb des zu betrachtenden Rundschnittes zu berücksichti-
gen. Auf Grundlage der Erkenntnisse zum Querkrafttragverhalten ohne rechnerisch erforder-
liche Durchstanzbewehrung wurde der Querkraftnachweis mit rechnerischer Durchstanz-
bewehrung abgeleitet. In der folgenden Parameterstudie werden die rechnerischen Ergeb-
nisse der einzelnen Nachweisschnitte nach dem eigenen modifizierten Nachweiskonzept mit
den resultierenden Querkräften qr,d der FE- Analyse und den rechnerischen Nachweisen
nach DIN 1045-1 verglichen.
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 142
6.4.2 Parameterstudie
Die Ermittlung der Eingangswerte für die in den Graphiken dargestellten Berechnungsergeb-
nisse können detailliert dem Kapitel „Berechnungsbeispiele“ entnommen werden.
In Bild 6-18 und Bild 6-19 werden die im jeweiligen Nachweisschnitt aufzunehmenden Quer-
kräfte vEd entlang des zugehörigen Rundschnittes des eigenen modifizierten Ansatzes, und
die rechnerischen Ergebnissen nach DIN 1045-1 (gestrichelt) mit den resultierenden Quer-
kräften qr,d der FE- Analyse verglichen. Die Querkrafttragfähigkeit vRd,ct = 0,156 MN/m ergibt
sich unter Berücksichtigung eines Längsbewehrungsgehaltes von 10,89 cm²/m.
0,325
0,300
0,259
0,250
0,237
v Ed bzw. vRd [MN/m]
0,209
0,200
0,187
0,180
VRd,ct Abstand
Vsd (qr aus FEM) vom Anschnitt [m] Einwirkung Ed
DIN 1045-1 DIN 1045-1 Widers tand Rd
neues Modell Widers tand Rd neues Modell Einwirkung Ed 0,5dm 0,5dm +0,75dm
0,5dm +1,5dm 1,5dm
Unter Berücksichtigung der rotatorischen Einspannung ergibt sich im Abstand 0,5d sowohl
nach DIN 1045-1, als auch nach dem eigenen Nachweiskonzept eine rechnerisch erforderli-
che Durchstanzbewehrung. Nach dem neuen Ingenieurmodel ist für den zugehörigen äuße-
ren Rundschnitt im Abstand von 1,5d allerdings keine weitere Bewehrungsreihe erforderlich.
Im Abstand von 0,5dm + 1,5dm = 0,50 m, mit dm = 0,25 m vom Auflagerrand ist die Beanspru-
chung vSd kleiner als der Bemessungswert der Querkrafttragfähigkeit vRd,ct längs des kriti-
schen Rundschnitts. Analog zur DIN 1045-1, Abs. 13.3.3 (7) wird konstruktiv eine zweite
Reihe im Abstand 0,75sw mit Mindestbewehrung nach Gleichung (114) der DIN 1045-1 vor-
gesehen. Im Gegensatz zum eigenen Bemessungsmodel sind nach DIN 1045-1 eine dritte
und vierte Bewehrungsreihe im Abstand von je 0,75sw erforderlich, bis der Nachweis im zu-
gehörigen äußeren Rundschnitt im Abstand von 0,5dm + 3sw + 1,5dm = 1,0625 m erfolgreich
geführt werden kann. Der erhöhte Widerstand Rd in der 3. Bewehungsreihe ergibt sich auf-
grund des Einbaus der Mindestquerkraftbewehrung nach DIN 1045-1, Abs. 10.5.5 (5).
Grundsätzlich wird festgestellt, dass der Querkraftnachweis nach dem neuen Nachweiskon-
zept mit modifiziertem Rundschnitt und dem Beiwert ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1 (lx > ly und l x/ly < 2)
viel besser konvergiert. Betrachtet man die mit Hilfe der FE Methode ermittelten Querkraft-
beanspruchungen qr,d, liegt der modifizierte Nachweis auf der sicheren Seite und erfasst das
Tragverhalten in der Innenecke ausreichend genau. Die neue Bemessung führt zu geringe-
ren, einbaubaren Bewehrungsgehalten, und somit zu einer wirtschaftlicheren Bauweise, die
der tatsächlichen Beanspruchung der „Einspringenden Wandecke“ gerecht wird.
Ein weiterer Vorteil des neuen Ingenieurmodells ist, dass auch ohne Berücksichtigung der
rotatorischen Einspannung das Nachweisverfahren im Gegensatz zur DIN 1045-1 gut kon-
vergiert. In Bild 6-19 zeigt sich, dass der Nachweis mit zwei Bewehrungsreihen erfolgreich
geführt werden kann, wobei die zweite Reihe bereits nur konstruktiv erforderlich ist. Für die
Ermittlung der Querkrafttragfähigkeit vRd,ct = 0,209 MN/m wurde eine mittlerer Längsbeweh-
rungsgrad von 0,0044 berücksichtigt. Dies entspricht einer Betonstahlmatte Q335 als Grund-
bewehrung und einer Zulage von Æ12/15 cm.
Nach DIN 1045-1 ist die maximale Querkrafttragfähigkeit vRd,max =1,5 × vRd,ct selbst unter Ein-
bau eines zulässigen mittleren Längsbewehrungsgrades von 0,02 innerhalb des kritischen
Rundschnitts nicht ausreichend, um die Querkrafteinwirkungen vEd nach DIN 1045-1 rechne-
risch aufzunehmen. Demnach ist die Platte ohne Berücksichtigung der rotatorischen Ein-
spannung auch unter Anordnung einer Durchstanzbewehrung im Bereich der Innenecke
nicht nachweisbar.
vEd = 0,422 MN/m > 0,389 MN/m = 1,5 × 0,260 = 1,5 × vRd,ct nicht erfüllt
6 Eigenes Ingenieurmodel und Durchstanznachweis in der „Einspringenden Wandecke“ 144
Im Gegensatz dazu gelingt der Querkraftnachweis nach dem neuen Ansatz im Abstand 1,5d
und liegt über der einwirkenden Querkraft qr,d aus der FE. Analyse.
vEd = 0,209 MN/m < 0,234 MN/m = 1,5 × 0,156 = 1,5 × vRd,ct erfüllt
0,630
0,600
0,5505
0,500
0,462 0,460
vEd bzw. vRd [MN/m]
0,400
0,37 0,362
0,312
0,300 0,299
0,287
0,260 0,255 0,260 0,260 0,260 0,260
0,254 0,260
0,221
0,200 0,192
0,156 0,156 0,156
0,153 0,156 0,156 0,156
0,126
0,100 0,107
0,091
0,079
VRd,ct DIN 1045-1 VRd,ct neues Model VEd (qr aus FEM) DIN 1045-1 Einwirkung Ed
DIN 1045-1 Widerstand Rd neues Modell Widerstand Rd neues Modell Einwirkung Ed Abstand 1,5d
0,5dm 0,5dm+0,75dm 0,5dm+1,5dm
Das Nachweisverfahren nach DIN 1045-1 ist für den Sonderfall der „Einspringenden Ecke“
nicht für eine wirtschaftliche Bemessung geeignet, da das zugrunde liegende Ingenieurmo-
dell das Tragverhalten der Innenecke, insbesondere die Umlagerungsanteile auf die angren-
zenden Wandbereiche nicht wirklichkeitsnah berücksichtigt. Daher ergeben sich für die rech-
nerischen Einwirkungen VEd in den einzelnen Nachweisschnitten zu große Spannungen, die
im Bauteil so nicht auftreten.
Bei der Ermittlung der Schnittgrößen und Auflagerreaktionen mit Hilfe der FE- Methode ohne
ausreichende Berücksichtigung der Lagerbedingungen ergeben sich als Eingangswert zu
hohe Auflagerreaktionen aufgrund von Singularitäten im Eckbereich der Platte. Im Gegen-
satz dazu folgt der neue modifizierte Rundschnitt u den Isoaffekten der resultierenden Quer-
kraft und verschmiert dadurch die singulären Ergebnisse der FE- Analyse entlang der an-
grenzenden Wandbereiche.
7 Berechnungsbeispiele 145
7.1 System
1,5xdm = 37,5cm
u,crit
Querkraft im Rundschnitt:
Rundschnitt nach DIN 1045-1 10.5.2 (2) und Ergebnisausgabe der Isoaffekte der resultie-
renden FE-Querkraft entsprechend Anhang A, Seite A-46:
1,5xdm = 37,5cm
u,crit
Bild 7-3 Isoaffekte der resultierenden FEM - Querkraft qr,d [kN/m] und Rundschnitt nach DIN 1045-1
Die normierte Querkraft mit vEd = 217 kN/m nach DIN 1045-1, 10.5.3(2), stimmt mit der resul-
tierenden Querkraft der FE-Berechnung mit qr,d = 125 kN/m nicht überein.
h1 = 1,0 (Normalbeton)
(31,42)
r lx,ly = ×10- 2 = 0,0126
25
7 Berechnungsbeispiele 148
vRd,ct = [0,14 × 1,0 × 1,894 × (100 × 0,0126 30)1/3-0,0] × 0,25 = 0,222 kN/m
Nachweis erfüllt!
6,00
3,00 3,00
h1 = 1,0 (Normalbeton)
max r =0,40 fcd / fyd = 1,15 × 30 / (1,5 × 500) = 0,0184 < 0,02
gewählt Æ20/15cm
(20,94)
r lx ,ly = ×10 - 2 = 0,00838
25
vRd,ct = [0,14 × 1,0 × 1,894 × (100 × 0,00838 × 30)1/3-0,0] × 0,25 = 0,195 MN/m
Nachweis erfüllt!
Lasteinflusslänge
ly=lx → a = 45°
VEd = 76,8 + 2 × (53,9 +36,6 + 23,8 +14,8 +8,69 +4,75 + 2,42 + 1,21)
VEd = 369,14 kN
7 Berechnungsbeispiele 150
Querkraft im Rundschnitt:
h1 = 1,0 (Normalbeton)
(15,39)
r lx ,ly = ×10 - 2 = 0,00616
25
vRd,ct = [0,14 × 1,0 × 1,894 × (100 × 0,00616 30)1/3-0,0] × 0,25 = 0,175 kN/m
Nachweis erfüllt!
Im Folgenden werden die Eingangsgrößen und die Ergebnisse der Berechung der aufzu-
nehmenden Querkraft vEd entlang des betrachteten Nachweisschnittes ucrit tabellarisch ge-
genübergestellt.
Biegebewehrung
ß VEd Ucrit vEd vRd,ct
[/] [kN] [m] [kN/m] [kN/m]
erf.as gew.
[cm²] [Æ/cm]
FE-Analyse 125,0
Die rechnerisch aufzunehmende Querkraft vEd entspricht nach dem eigenen modifizierten
Nachweis mit 162,0 kN/m der tatsächlichen Beanspruchung der Platte entlang des kritischen
Rundschnitts. Die resultierende Querkraft qr,d ~ 125 kN/m wird den graphischen Ergebnissen
der FE- Berechnung aus Anhang A Seite A47 entnommen.
Rundschnitt nach Abschnitt 6.3: Rundschnitt nach DIN 1045-1 10.5.2 (2):
1,5xdm = 37,5cm
54
,5
cm
54
,5
cm
u,crit
u,crit
Durch den affinen Verlauf des modifizierten kritischen Rundschnitts ukrit entlang der Isoaffek-
te der resultierenden Querkraft mit qr,d = 125 kN/m, können die Eingangswerte für die Bere-
chung der aufnehmbaren Querkraft vEd annähend genau ermittelt werden. Den Bemes-
sungswertes VEd erhält man indem alle Auflagerreaktionen innerhalb des modifizierten
Rundschnittes je nach Ausgabeart der FE- Berechnung als Knotenlager addiert, oder als
Linienlager integriert werden. Für eine ausreichende Querkrafttragfähigkeit vRd,ct der Innen-
ecke ohne Durchstanzbewehrung müssen innerhalb des kritischen Rundschnittes ukrit. unter-
schiedliche mittlere Längsbewehrungsgrade eingebaut werden. Während der Nachweis nach
DIN 1045-1 einen mittleren Längsbewehrunggehalt von 31,42 cm²/m und die Berechung
nach Beutel 20,94 cm²/m erfordert, gelingt mit dem eigenen Ingenieurmodell der Nachweis
mit 15,39 cm²/m.
Im direkten Nachweisvergleich von Platten ohne Durchstanzbewehrung zeigt sich, das die
Eingangswerte nach DIN 1045-1 die physikalische Wirklichkeit des Tragverhaltens in der
Innenecke nicht ausreichend genau abbilden. Die nach derzeitiger Berechnungsvorschrift
einwirkende aufnehmbare Querkraft vEd = 217,0 kN/m ist viel höher als die tatsächliche Be-
anspruchung im Zustand I mit 125,0 kN/m. Der Ansatz über Einzugsflächen von Beutel,
Hegger, Lindemann [4] führt unter Verwendung des neuen Beiwertes ß = 0,1 · (lx/ly) + 1,1
mit lx > ly und lx/ly < 2,0 zu einer annähernd gleich großen aufzunehmenden Querkraft
vEd = 171,3 kN/m, und nähert sich damit dem eigenen Bemessungsansatz an.
Für die gängigen Schlankheiten von Stahlbetonplatten im allgemeinen Hochbau kann durch
das neue Bemessungskonzept der Querkraftnachweis ohne rechnerische Durchstanzbeweh-
rung für Normalbetone wirtschaftlich geführt werden.
Im Folgenden wird der Nachweis für Platten mit Durchstanzbewehrung nach DIN 1045-1 mit
dem eigenen Nachweismodell verglichen.
é 1
ù
v Rd ,ct = ê0,14 × h1 × k × (100 × rl × fck )3 - 0,12 × s cd ú × d m
ë û
mit:
200 200
k = 1+ = 1+ = 1,89 £ 2,0
dm 250
Bewehrungsgrad im Bereich des rechnerischen Durchstanzzylinders
(Rundschnitt mit Durchmesser dR)
(3,35 + 7,54)
r lx,ly = ×10- 2 = 0,00436
25
ì fcd 17,0
ï0,40 × f = 0,4 × 435 = 0,016
rl = r lx × r ly = 0,00436 × 0,00436 = 0,00436 £ í yd
ï0,02
î
fck = 30 N/mm²
s cd, x + s cd, y
s cd = =0
2
dm = 0,25 m
é 1
ù kN
v Rd ,ct = ê0,14 × 1,0 × 1,89 × (100 × 0,00436 × 30)3 ú × 0,250 = 156,1 < 217 kN = vEd
ë û m
erf . A sw = (v Ed - v Rd,ct ) ×
u
k s × fyd
dm - 400 ì³ 0,7
k s = 0,7 + 0,3 × í dm in mm
400 î£ 1,0
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 324,7
0,796 m
0,796
erf A sw = (0,3247 - 0,1561) × = 4,41 cm2
0,7 × 435
Mindestanzahl Bewehrungselemente:
u 0,796
nmin = = = 2,1
1,5 × dm 1,5 × 0,250
gewählt:
Doppelkopfbolzen, 5Æ 12 = 5,65 cm² > 4,41 cm²
lw
k a = 1 - 0,29 × ³ 0,71
3,5 × dm
7 Berechnungsbeispiele 155
0,5 × dm
k a = 1 - 0,29 × = 0,959 ³ 0,71
3,5 × dm
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 186,6
1,385 m
Nachweis nicht erfüllt. Es muss eine zweite Reihe mit Durchstanzbewehrung ange-
ordnet werden.
Hinweis: Wäre dieser Nachweis erfüllt gewesen, so hätte in jedem Fall eine zweite Beweh-
rungsreihe mit der Mindestbewehrung angeordnet werden müssen.
u
erf A sw = (v Ed - v Rd,ct ) ×
ks × fyd
dm - 400 ì³ 0,7
k s = 0,7 + 0,3 × í dm in mm
400 î£ 1,0
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 237
1,09 m
1,09
erf A sw = (0,237 - 0,1561) × = 2,90 cm2
0,7 × 435
Mindestanzahl Bewehrungselemente:
u 1,09
nmin = = = 2,9
1,5 × dm 1,5 × 0,250
gewählt:
Doppelkopfbolzen, 5Æ 12 = 5,65 cm² > 2,90 cm²
7 Berechnungsbeispiele 156
lw
k a = 1 - 0,29 × ³ 0,71
3,5 × dm
1,25 × dm
k a = 1 - 0,29 × = 0,896 ³ 0,71
3,5 × dm
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 153,8
1,68 m
Nachweis nicht erfüllt. Eine dritte Reihe mit Durchstanzbewehrung ist erforderlich.
u
erf A sw = (v Ed - v Rd,ct ) ×
ks × fyd
dm - 400 ì³ 0,7
k s = 0,7 + 0,3 × í dm in mm
400 î£ 1,0
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 187
1,385 m
1,385
erf A sw = (0,187 - 0,1561) × = 1,41 cm2
0,7 × 435
Mindestanzahl Bewehrungselemente:
u 1,385
nmin = = = 3,7
1,5 × dm 1,5 × 0,250
7 Berechnungsbeispiele 157
gewählt:
Doppelkopfbolzen, 5Æ 12 = 5,65 cm² > 1,41 cm²
lw
k a = 1 - 0,29 × ³ 0,71
3,5 × dm
2,0 × d m
k a = 1 - 0,29 × = 0,83 ³ 0,71
3,5 × d m
1,4 × 184,6 kN
v Ed = = 131,2
1,97 m
é 1
ù
v Rd,ct = ê0,14 × h1 × k × (100 × rl × fck )3 - 0,12 × s cd ú × dm
ë û
mit:
200 200
k = 1+ = 1+ = 1,89 £ 2,0
dm 250
Bewehrungsgrad im Bereich des rechnerischen Durchstanzzylinders
(Rundschnitt mit Durchmesser dR)
(3,35 + 7,54)
r lx,ly = ×10- 2 = 0,00436
25
7 Berechnungsbeispiele 158
ì fcd 17,0
ï0,40 × f = 0,4 × 435 = 0,016
r l = r lx × r ly = 0,00436 × 0,00436 = 0,00436 £ í yd
ï0,02
î
fck = 30 N/mm²
s cd, x + s cd, y
s cd = =0
2
dm = 0,25 m
é 1
ù kN
v Rd ,ct = ê0,14 × 1,0 × 1,89 × (100 × 0,00436 × 30)3 ú × 0,250 = 156,1 < 162 kN = vEd
ë û m
u1,mod
erf A sw = (v Ed - v Rd,ct ) ×
ks × fyd
d m - 400 ì ³ 0,7
k s = 0,7 + 0,3 × í d m in mm
400 î £ 1,0
Lasteinflusslänge
1,2 × 320,2 kN
v Ed = = 316,2
1,22 m
7 Berechnungsbeispiele 159
1,22
erf A sw = (0,3215 - 0,1561) × = 6,63 cm2
0,7 × 435
Mindestanzahl Bewehrungselemente:
u 1,22
nmin = = = 3,25
1,5 × dm 1,5 × 0,25
gewählt:
Doppelkopfbolzen, 7Æ 12 = 7,92cm² > 6,63 cm²
v Ed £ v Rd ,ct ,a = k a × v Rd ,ct
lw
κ a = 1 - 0,29 × ³ 0,71
3,5 × dm
0,5 × d m
k a = 1 - 0,29 × = 0,959 ³ 0,71
3,5 × d m
Lasteinflusslänge
VEd = 76,8 + 2 (53,9 + 36,6 +23,8 +14,8 + 8,69 + 4,75 + 2,42 + 1,21 + 0,77)
VEd = 370,68 kN
1,2 × 370,68 kN
v Ed = = 129,3
3,44 m
® Nachweis erfüllt.
7 Berechnungsbeispiele 160
Nach DIN 1045-1 muss in jedem Fall eine zweite Bewehrungsreihe mit der Mindestbeweh-
rung angeordnet werden.
Asw
rw = ³ 0,93 = min rw min rw gemäß DIN 1045-1, Tabelle 29
sw × U2,mod
rU2,mod = (dm + 1,13 × bw) / 2 + sw = (0,25 + 1,13 ×0,3) / 2 + 0,75 x 0,25 = 0,478m
gewählt:
Doppelkopfbolzen, 7Æ 12 = 7,92cm² > 4,29 cm²
od
,m
Ua
vE
bw
d
od
,m
U2
od
1,
5d
,m
m
U1
sw
sw
od
,m
sw
U1
od
0,
VE
5d
,m
d
m
U2
od
0,
,m
1,
5d
13
Ua
m
bw
sw
vE
sw
d
sw
1,
5d
h m
m
Bild 7-6 Anordnung der Durchstanzbewehrung in der Innenecke nach eigenem Ingenieurmodell
7 Berechnungsbeispiele 161
In der nachfolgenden Tabelle werden die Ergebnisse des eigenen entwickelten Nachweis-
verfahrens für Platten mit Durchstanzbewehrung dem normierten Bemessungsmodell nach
DIN 1045-1, 10.5.3(7) vergleichend gegenübergestellt.
Die Netzdarstellung in Bild 7-7 zeigt den Verlauf und das Abklingen der resultierenden Quer-
kraftbeanspruchung qr,d in der Innenecke mit einer Netzweite von 10 x10 cm.
Für den Sonderfall der „Einspringenden Wandecke entspricht das eigene Ingenieurmodel
wesentlich besser dem tatsächlichen Querkraftverlauf in der Innenecke als der derzeit nor-
mierte Nachweis. Der Umlagerungseffekt auf die angrenzenden Wandbereiche wird durch
den modifizierten Rundschnitt ausreichend genau erfasst, und gewährleistet somit im Regel-
fall eine wirtschaftliche Bewehrungsführung der rechnerisch erforderlichen Biege- und gege-
benenfalls Durchstanzbewehrungsgehalte.
8 Nichtlineare Untersuchung 163
8 Nichtlineare Untersuchung
Das in den vorangegangenen Kapiteln hergeleitete Ingenieurmodell und Bemessungskon-
zept beruht im Wesentlichen auf den Ergebnissen der experimentellen Versuche und der
linear-elastischen numerischen Berechnungen. Durch die nun folgende nichtlineare Untersu-
chung werden die getroffenen Annahmen nochmals überprüft.
8.1.1 Betonmodell
Das in den numerischen Untersuchungen dieser Arbeit verwendete Element und die be-
nutzten Materialmodelle werden im Folgenden kurz vorgestellt. Für eine weitergehende Her-
leitung der FEM wird auf die einschlägige Literatur verwiesen [3] [9] [22] [32] [35] [39] [53]
[59] [60]. Ein ausführliche Herleitung und Erläuterung der möglichen Materialmodelle für Be-
ton und Stahl können dem DIANA USER MANUAL [12] oder den Diplomarbeiten von ARND
[1], PÖHNER [42] und GAULKE [17] des Fachgebietes Massivbau der TU- Berlin entnom-
men werden.
Für die Untersuchung von Plattentragwerken aus Beton sind Plattenelemente (Plate Bending
Elements), flache Schalenelemente (Flat Shell Elements), gekrümmte Schalenelemente
(Curved Shell Elements) oder Volumenelemente (Solid Elements) geeignet.
Da die Verwendung von Volumenelementen sehr schnell überaus rechenintensiv wird, wur-
den für diese Arbeit gekrümmte Schalenelemente gewählt. Diese erreichen durch die Mög-
lichkeit, die Anzahl der Gaußpunkte in Dickenrichtung benutzerdefiniert festzulegen, eine
ähnliche Genauigkeit wie Volumenelemente. Da es sich bei Schalenelementen um Elemente
handelt, deren Dicke klein ist gegenüber der Länge der Seiten, muss bei der Elementierung
8 Nichtlineare Untersuchung 164
darauf geachtet werden, dass die Seitenlängen der einzelnen Elemente etwa die 1,5-fache
Elementdicke betragen. Unter diesen Bedingungen werden die Schnittgrößen genau genug
berechnet. Beträgt die Elementdicke die vierfache Elementlänge, so ergibt sich für die Quer-
kraft eine 23 %-ige Abweichung. Ist andererseits das Element siebenmal länger als dick, so
beträgt die Abweichung in den Schnittgrößen bis zu 18 %. Diese Angaben stammen vom
DIANA-Support nach Untersuchungen bei TNO.
Das Element CQ60S basiert auf einer Interpolation dritter Ordnung und einer Gaußintegra-
tion über die x-h-Fläche. Die Integration in Dickenrichtung z kann mit Gauß- oder Simpsonin-
tegration erfolgen. Das Polynom für die Verschiebung u kann wie folgt geschrieben werden:
ui (x, h) = a0 + a1 × x + a 2 × h + a3 × x × h + a 4 × x2 + a5 × h2 + a6 × x2 × h + a7 × x × h2
(8.1)
+ a8 × x3 + a9 × h3 + a10 × x3 × h + a11 × x × h3
Fi (x, h) = b0 + b1 × x + b2 × h + b 3 × x × h + b 4 × x2 + b5 × h2 + b6 × x2 × h + b7 × x × h2
(8.2)
+ b8 × x3 + b9 × h3 + b10 × x3 × h + b11 × x × h3
Für die Integration können über das gesamte Element bis zu 64 Integrationspunkte verteilt
werden. In der Fläche akzeptiert DIANA maximal 5 Punkte in x- oder h-Richtung, in der Di-
ckenrichtung z kann zwischen 2, 3, 5, 7, 9 und 11 Punkten gewählt werden. Die Gesamtzahl
von 64 Integrationspunkten je Element darf aber nicht überschritten werden. Werden in x-
und h-Richtung jeweils drei Punkte gewählt, so können in z-Richtung noch maximal 7 Punkte
8 Nichtlineare Untersuchung 165
gewählt werden (3 · 3 · 7 = 63 ≤ 64). Die Befehlszeile in der Datendatei von DIANA lautet für
diesen Fall unter Verwendung der Gaußintegration beispielsweise folgendermaßen (DIANA,
[12], Element Library S. 269 und 551 ff.):
' DATA'
1 NINTEG 3 3 7
NUMINT GAUSS GAUSS GAUSS
Wobei der Wert 1 das Material angibt, für das dieses Integrationsschema gelten soll und die
Werte 3, 3, 7 die Anzahl der Integrationspunkte in x-, h-, z-Richtung.
8.1.1.2 Materialmodelle
Die Wahl der Materialmodelle umfasst die Bereiche der linearen Elastizität, der nichtlinearen
Materialeigenschaften und der zeitabhängigen Materialeigenschaften. Im Rahmen der nichtli-
nearen Materialeigenschaften müssen ein Rissmodell, ein Trennkriterium und eine Beschrei-
bung des Entfestigungsverhaltens (tension softening) gewählt werden.
Die lineare Elastizität des Betons wird über den Elastizitätsmodul E und die Querdehnzahl n
beschrieben.
Um die nichtlinearen Materialeigenschaften des Betons zu beschreiben, muss als erstes ei-
nes von drei angebotenen Rissmodellen ausgewählt werden. Es besteht die Möglichkeit,
ohne ein Rissmodell zu arbeiten, das Modell der festen, nicht - orthogonalen verschmierten
Risse zu verwenden oder auf Rissmodelle zurückzugreifen, die mit einem totalen Dehnungs-
ansatz arbeiten, der das Zug- und Druckverhalten mit einer einzigen Spannungs-Dehnungs-
Beziehung beschreibt. Da nach DIANA, [12], Material Library S. 84 die Rissmodelle mit tota-
lem Dehnungsansatz nicht mit dem Modell für Kriechen und Schwinden kombiniert werden
können, wird für die folgenden Untersuchungen das Modell der festen, nicht - orthogonalen
und über das Element verschmierten Risse gewählt. Zum Rissmodell muss auch ein Trenn-
kriterium, die so genannte cut-off Bedingung, gewählt werden. Da es das wirkliche Material-
verhalten besser beschreibt, wird für die Analysen die lineare cut-off Bedingung verwendet.
Dabei ist die Betonzugfestigkeit auch von den Betondruckspannungen abhängig.
Für die Beschreibung des Materialverhaltens nach Überschreiten der Zugfestigkeit muss
eine Kurve gewählt werden, die das Entfestigungsverhalten des Betons angibt. Zur Auswahl
stehen Funktionen für einen Sprödbruch, lineares und nichtlineares Entfestigungsverhalten.
Untersuchungen am Fachgebiet Stahlbetonbau der Technischen Universität Berlin haben
8 Nichtlineare Untersuchung 166
gezeigt, dass die Realität am genauesten durch die Kurve nach Hordijk et al. wiedergegeben
wird, weshalb sie im Folgenden auch für die Berechnungen Verwendung findet. Als Para-
meter sind die Druckfestigkeit fcm, die Zugfestigkeit ft, eine eventuell abgeminderte Zug-
festigkeit, die Rissenergie Gf und die Rissbandbreite h, sowie die Parameter c1 und c2, die
den Verlauf der Kurve beeinflussen, anzugeben. Die Parameter c1 und c2 haben keine physi-
kalische Bedeutung, sondern können als Faktoren zur Anpassung an Versuche genutzt wer-
den. Für den Standardfall sind c 1 = 3 und c2 = 6,93, wie in DIANA, [12], Material Library
S. 331 f. beschrieben. Sie werden für die Untersuchungen in dieser Arbeit nicht verändert.
Die Rissbandbreite h berechnet sich nach DIANA, [12], Material Library S. 98 für zweidimen-
sionale Elemente höherer Ordnung – mit quadratischer oder kubischer Integration – zu:
h= A (8.3)
Zur Ermittlung der Rissenergie Gf kann die folgende Gleichung verwendet werden.
0,7
æf ö
Gf = Gf 0 × çç cm ÷÷ (nach [12], S.6)
è fcm 0 ø ( 8.4)
Bei großen Elementen sind die Ergebnisse nicht mehr unabhängig von der Netzgeometrie.
Da die Risse über das gesamte Element verschmiert werden, kann ein so genanntes „snap-
back“ Phänomen auftreten, bei dem die Rissenergie keine Konstante mehr ist (DIANA, [12],
Material Library S. 327). Um das zu vermeiden, muss für den Entfestigungsbereich die Zug-
festigkeit abgemindert werden, was durch die konstante Rissenergie allerdings zu einer hö-
heren Duktilität des Materials führt und deshalb nur angewandt werden sollte, wenn es nicht
möglich ist, kleinere Elemente zu verwenden. Die abgeminderte Zugfestigkeit berechnet sich
für das Tension-Softening nach Hordijk et al. zu (DIANA, [12], Material Library S. 332):
ì G ×E
ï 0,739 × f
ft,abgemindert = min í h (8.5)
ïf
ît
Aus dieser Gleichung lässt sich auch eine Bedingung für die maximale Rissbandbreite ablei-
ten, damit die Elementgröße von Beginn an so gewählt werden kann, dass keine Netzab-
hängigkeiten auftreten:
Gf × E
h £ 0,739 × (8.6)
ft2
8 Nichtlineare Untersuchung 167
Als letzter Wert zur Beschreibung der nichtlinearen Materialeigenschaften von Beton muss
noch der Shear-Retention-Faktor b festgelegt werden. Dieser gibt an, wieviel Prozent der
Querkraft im Vergleich zum ungerissenen Zustand noch über einen Riss übertragen werden
können. Dieser sollte für eine wirklichkeitsnahe Beschreibung so klein wie möglich gewählt
werden. Für Werte b ≤ 0,1 verschlechtert sich jedoch das Konvergenzverhalten beträchtlich,
weshalb b je nach Konvergenzverhalten zwischen 0,1 und 0,4 gewählt werden sollte.
Betonmodelle mit einem totalen Ansatz der Dehnungen beruhen auf den Formulierungen der
hypoelastischen Elastizitätstheorie (vgl. [42] S.17). Im Gegensatz zum oben beschriebenen
elasto-plastischen Modell werden die Dehnungen nicht mehr in ihren Riss- und Betondeh-
nungsanteil zerlegt, sondern die Spannungen als Funktionen der gesamten Dehnung defi-
niert. Hinsichtlich der Rissabbildung sind in DIANA verschiedene Modelle implementiert, die
entweder lediglich fixierte oder auch rotierende Rissrichtungen berücksichtigen können.
Die konstitutive Beziehung dieser Materialmodelle beruht folglich in einfacher Weise auf der
Vorgabe einer Spannungs-Dehnungsbeziehung sowohl für den Druck- als auch für den Zug-
bereich. In [12] ist eine solche für Thorenfeldt-Druck – und Hordijk- Zugcharakteristik darge-
stellt, außerdem können die Entlastungsgeraden, welche den Sekanten folgen, erkannt wer-
den.
Die Auswertung dieser Kurven erfolgt bei den rotierenden Rissmodellen für jede Ermittlung
der Steifigkeitsmatrix jeweils in Richtung der größten Hauptzugspannung, die Rissrichtung
8 Nichtlineare Untersuchung 168
verändert sich somit kontinuierlich mit der Änderung der Hauptspannungsachsen. Einmal
aufgetretene Risse prägen jedoch das Materialverhalten derart, dass nicht mehr von Isotro-
pie ausgegangen werden kann. Es bildet sich vielmehr ein Risskoordinatensystem aus, das
neu entstehende Risse in ihrer Richtung beeinflusst. Innerhalb der fixierten Rissabbildungen
wird dieses Koordinatensystem durch den ersten Riss eines jeden Gaußpunktes determi-
niert, die Auswertung der vorgegebenen Spannungs-Dehnungsbeziehungen erfolgt nur noch
senkrecht zu diesen ersten Rissen. Beiden Modellen ist dabei gemein, dass je Gaußpunkt
maximal drei Risse entstehen können, deren Rissdehnungsvektoren linear unabhängig sind,
also senkrecht aufeinander stehen.
Die Vorgabe der Zugentlastungskurve erfolgt für die Betonmodelle des totalen Dehnungsan-
satzes in gleicher Weise wie für die elasto-plastischen. Auch dabei stehen die angegebenen
Verhaltensweisen zur Verfügung. Weiterhin muss aber auch für das Druckverhalten eine
Spannungsdehnungsbeziehung gewählt werden, wobei in DIANA die in Bild 8-3 enthaltenen
Kurven vorgegeben werden.
Die Angabe eines shear-retention-factors β ist nur für die fixierte Variante notwendig, weil bei
dem rotierenden Ansatz aufgrund der Ausrichtung entsprechend der Hauptspannungen kei-
ne Schubspannungen senkrecht zur Rissrichtung auftreten können.
Beziehungen von Nöten. In DIANA existieren zwei Modelle, die diese Einflüsse abbilden sol-
len.
Zum einen kann mit Hilfe des so genannten lateral cracking behaviour die Herabsetzung der
Druckfestigkeit gerissenen Betons infolge von Querzugspannungen berücksichtigt werden.
Zum anderen bietet die Option des lateral confinements die Möglichkeit, die Erhöhung der
Druckfestigkeit infolge eines mehraxialen Spannungszustandes zu modellieren.
8.1.2 Stahlmodell
Die Bewehrung kann explizit oder eingebettet (embedded) modelliert werden. Die explizite
Modellierung eignet sich für die Modellierung von Spannstählen, die so auch extern geführt
werden können, sowie die Abbildung von Verbundeigenschaften zwischen Beton und Stahl.
Für den Stahl werden hierbei eigenständige Elemente definiert, denen die Materialeigen-
schaften des Stahls zugewiesen werden. Einzelheiten zu expliziter Bewehrung finden sich in
der Diplomarbeit von Sven PÖHNER, [42] am Fachgebiet Stahlbetonbau der Technischen
Universität Berlin.
8.1.2.1 Elementierung
Die eingebettete Bewehrung hat keine eigenen Elemente. Sie addiert ihre Steifigkeit zu der
Steifigkeit des Betonelementes, in dem sie eingebettet ist. Auf diese Weise hat sie auch kei-
ne eigenen Freiheitsgrade. Die Bewehrung kann als einzelne Stäbe (bars) oder als Matten-
bewehrung (grids) mit keinem oder vollständigem Verbund modelliert werden. Bars sind li-
nienförmig und können einer kubischen Funktion folgen, während grids Flächen sind, die
ebenfalls gekrümmt verlaufen können. Bars haben einen einaxialen und grids einen zwei-
axialen Spannungszustand. Damit die Bewehrung einem Betonelement zugeordnet werden
kann, muss sie das ganze Element durchqueren. Die Bewehrung kann auch exzentrisch zur
Schwerachse des Betonelementes angeordnet werden, muss bei gekrümmten Schalenele-
menten jedoch innerhalb deren Dicke verlaufen, wie es in Bild 8-4 dargestellt ist.
8.1.2.2 Materialmodelle
Für den Stahl müssen nur linear elastische und nichtlineare Materialmodelle gewählt werden,
da der Betonstahl keinen zeitabhängigen Einflüssen ausgesetzt ist.
Für die linearen Materialeigenschaften wird vom Programmsystem nur die Angabe des Ela-
stizitätsmoduls E erwartet. Zusätzlich kann noch der Korrosionseinfluss berücksichtigt wer-
den. Diese Daten müssen aus einer externen Datei eingelesen werden, worauf in dieser Ar-
beit jedoch verzichtet wird, da die betrachteten Systeme keinen extremen Umwelteinflüssen
ausgesetzt sind.
Die nichtlinearen Materialeigenschaften werden mit dem Plastizitätsmodell nach van Mises
modelliert, wie es in DIANA [12] Material Library S. 276 beschrieben ist. Für das Verhalten
nach dem Erreichen der Streckgrenze kann entweder ideal plastisches Verhalten oder eine
Verfestigung angenommen werden [42]. Die Verfestigung wird über die äquivalente plasti-
sche Dehnung k beschrieben. Die äquivalente plastische Dehnung kann entweder deh-
nungsabhängig (strain hardening) sein oder in Abhängigkeit von der geleisteten Arbeit (work
hardening) formuliert werden. Für die Plastizität nach von Mises machen diese beiden An-
sätze keinen Unterschied und führen zu exakt demselben Ergebnis. Standardmäßig wird von
DIANA das strain hardening Modell verwendet. Die Eingabe erfolgt über eine externe Datei,
in der die s-k-Beziehung als Kurve vorgegeben wird. Für die Erstellung dieser so genannten
Hardiadatei müssen die Streckgrenze und die Zugfestigkeit des verwendeten Stahls bekannt
sein. Für normale Betonstähle ist die s-k-Beziehung nach DIN 1045-1 im Bild 8-5 ange-
geben.
ss [N/mm²]
ft = 550
fy = 500
0,0225 k
Bild 8-5 Idealisierter s-k-Verlauf für normal- und hochduktilen Betonstahl, ([13], S. 71)
8 Nichtlineare Untersuchung 171
'MATERIALS'
1 YOUNG 3.190000E+10
POISON 2.000000E-01
TOTCRK ROTATE
TENCRV HORDYK
TENSTR 2.700000E+06
GF1 1.500000E+02
COMCRV THOREN
COMSTR 3.800000E+07
SHRCRV CONSTA
REDCRV VC1993
CNFCRV VECCHI
2 YOUNG 2.100000E+11
YIELD VMISES
HARDEN STRAIN
HARDIA 500000000 0,0
550000000 0,023
550000000
Für die Vergleichsrechnung einer punktgestützten Flachdecke [17] wurde der in den vergan-
genen Jahren bereits mehrfach nachgerechnete Plattenversuch aus dem Jahr 1971 von
JOFRIET und MCNEICE [24] verwendet. Zu dieser Platte lagen Berechnungen von KABIR
[26], aus dem Jahr 1976 und SCHAPER [47] aus dem Jahr 1982 vor.
8.3.1 Versuchsaufbau
Die untersuchte Platte ist eine quadratische Platte mit einer Seitenlänge von 18 m, die um-
laufend durch Wände gelagert ist. In der Mitte befindet sich eine quadratische Aussparung
mit der Seitenlänge 6 m, deren Berandung ebenfalls umlaufend durch Wände unterstützt ist.
Da das System zwei Symmetrieachsen aufweist, wird zur Vereinfachung der Rechnung nur
ein Viertel der Platte betrachtet. Die Zusammensetzung der unteren Bewehrungslage wird im
Bild 8-7 dargestellt. Sie besteht aus einer Lage Q 335 A-Matten mit zusätzlich kreuzweise
verlegten Eisen Æ 10-15, was insgesamt einem Bewehrungsquerschnitt von 8,59 cm²/m ent-
spricht. Die obere Bewehrungslage ist im
Sie besteht nur aus einer Lage Q 335 A-Matten, was einem Bewehrungsquerschnitt von
3,35 cm²/m entspricht. Im Bereich der einspringenden Wandecke ist zur Aufnahme der Ein-
spannmomente noch eine Zulagebewehrung aus Æ 20-10 angeordnet, was einem Beweh-
rungsquerschnitt von zusätzlich 31,42 cm²/m entspricht.
Die Zulagebewehrung erstreckt sich auf einen Bereich bis jeweils 2 m Entfernung von den
Innenwänden. Die Wände werden standardmäßig mit einer Bewehrung von 2 x Æ 12-15 ver-
sehen, was 2 x 7,54 cm²/m entspricht.
Die Belastung der Decke wird kraftgesteuert in einzelnen Lastschritten als Flächenlast über
die gesamte Decke aufgebracht.
Die maximale rechnerische Einwirkung für den Nachweis im Grenzzustand der Tragfähigkeit
beträgt:
q = 1,35 × 10,00 kN/m² + 1,5 × 5,00 kN/m² = 21 kN/m² (siehe Kapitel 3.1)
Der verwendetet Beton ist ein C 30/37 nach DIN 1045-1 mit folgenden Materialkennwerten:
N
Ecm = 31900
mm ²
N
fcm = 38
mm ²
N
fctm = 2,9
mm ²
n = 0,2
2 × A 2 × 1000 mm × 300 mm
h= = = 300 mm
U 2 × 1000 mm
Die Rissenergie wird nach CEB-FIP Model Code 1990, [8], S. 2-5 näherungsweise ermittelt
werden. Für einen Beton C 30/37 mit einem Größtkorn von 32 mm ergibt sich folgender Wert
für die Rissenergie:
0,7
æ 38 ö J
G F = 58 × ç ÷ = 150
è 10 ø m²
Der verwendete Bewehrungsstahl ist ein BSt 500 (A) mit folgenden Materialeigenschaften:
N
Es = 210000
mm ²
N
fy = 500
mm ²
N
ft = 550
mm ²
Als Zement wird aufgrund des frühen Ausschalzeitpunktes schnell erhärtender Zement RS
gewählt.
8 Nichtlineare Untersuchung 175
Die Platte wird in 288 Elemente des Typs CQ60S eingeteilt, wie er in Kapitel 8.1.1.1 be-
schrieben ist. Somit ist jedes Element quadratisch und hat eine Seitenlänge von 50 cm. Das
Verhältnis von Plattendicke zu Elementlänge beträgt 1,67 und liegt somit im Bereich um 1,5,
in dem der Elementfehler minimal ist. Daher ist aus der Elementgeometrie kein Fehler der
Schnittgrößen zu erwarten. Das Elementnetz der Platte ist im Bild 8-10 auf Seite 177 darge-
stellt. Die maximale Durchbiegung der Platte liegt im Bereich des Knotens 2065. Die linear
und nichtlinearen Verformungen werden entlang der Schnitte A-A und B-B gemäß Bild 8-10
ausgewertet.
Die Lagerungsbedingungen der Platte und der anschließenden Wände werden in einer drei-
dimensionalen Darstellung im Bild 8-9 abgebildet. An den Symmetrieachsen ist die Platte
gegen Verdrehung um die jeweilige Symmetrieachse gesperrt. Die Fußenden der nach unten
abgehenden Wände sind gegen Verschiebung in x-, y- und z-Richtung gesperrt. Die Kopf-
enden der nach oben aufgehenden Wände sind zur Vermeidung von ungewollten Zwängun-
gen nur in der x-y-Ebene gehalten. Für die Untersuchung der Dachdecke entfallen sämtliche
nach oben aufgehende Wände mit ihren Lagerungen.
Bild 8-9 Lagerungsbedingungen der Platte und der anschließenden Wände für den Fall der Zwischen-
geschossdecke
8 Nichtlineare Untersuchung 176
Die nichtlinearen Betoneigenschaften werden mit dem Rissmodell der festen, nicht-orthogo-
nal verschmierten Risse [12] und der Tension Softening Kurve nach Hordijk abgebildet. Als
Trennkriterium wird die lineare cut-off Bedingung verwendet. Die Rissbandbreite ergibt sich
zu:
Eine Überprüfung der verwendeten Elementgröße ergibt, dass die gewählte Elementgröße
nicht zulässig ist und die Zugfestigkeit abgemindert werden muss:
Das zeitabhängige Verhalten des Betons wird im Rahmen dieser Untersuchung nicht unter-
sucht. Für die nichtlinearen Materialeigenschaften des Stahls wird van Mises Plastizität an-
genommen und die Verfestigung eines normal duktilen Stahls berücksichtigt.
Als Integrationsschema werden in der Fläche je Richtung drei Gaußpunkte und in Dicken-
richtung sieben Gaußpunkte gewählt.
Als Iterationsverfahren wird die modifizierte Methode nach Newton-Raphson verwendet, wie
sie in DIANA Handbuch [12], Kap.29 beschrieben ist. Es werden maximal 100 Iterations-
schritte zugelassen, danach kann davon ausgegangen werden, dass das System nicht mehr
konvergiert. Als Abbruchkriterium werden, wie in der Vergleichsrechnung, das Kraftkriterium
DIANA Handbuch [12], Kap.29.1.4 und das Verschiebungskriterium verwendet. Es genügt,
dass eines der beiden Kriterien den Wert k = 10-3 unterschreitet.
In diesem Kapitel werden die Ergebnisse aus der linear-elastischen und nichtlinearen Be-
rechnung des Systems als Zwischengeschoss und als Dachgeschoss vorgestellt. Anhand
dieser nichtlinearen Ergebnisse wird das räumliche Fachwerkmodel, das dem eigenen Inge-
nieurmodell zugrunde liegt, überprüft. Die Spannungen und die Schnittgrößen der linearen
und nichtlinearen Berechnung werden direkt miteinander verglichen. Die Auswirkung der
8 Nichtlineare Untersuchung 177
Rissbildung auf das Tragverhalten in der W andinnenecke, und die damit verbundene Umla-
gerung der Schnittkräfte sowie der Abbau der linear-elastischen Maximalbeanspruchungen
soll untersucht werden. Abschließend wird die, mit Hilfe des eigenen Nachweiskonzeptes im
modifizierten kritischen Rundschnitt berechnete, aufzunehmende Querkraft mit den Ergeb-
nissen der nichtlinearen FE- Berechnung verglichen.
Bild 8-10 Draufsicht auf das FEM-Netz der Platte mit den Schnitten A-A und B-B, an denen der Verlauf
der Querkraft und Verformung untersucht wird
8.3.4.1 Momente
Es werden die Verläufe der Plattenmomente m yy dargestellt. Weil die Momente m xx spiegel-
bildlich den Momenten m yy gleich sind, wird auf ihre Darstellung verzichtet. Auf die Darstel-
lung der Drillmomente m xy wird ebenfalls verzichtet.
8.3.4.1.1 Zwischengeschossdecke
Im Bild 8-11 ist sowohl der linear als auch der nichtlineare ermittelte Momentenverlauf m yy für
die Grenzlaststufe 20,9 kN/m² dargestellt. Der Maximalwert der linear elastischen Berech-
nung beträgt -132 kNm/m. Das maximale Stützmoment unter Berücksichtigung nichtlinearer
8 Nichtlineare Untersuchung 178
Materialgesetze nimmt um ca. 15 kNm/m auf -117 kNm/m ab. Die erwartete Umlagerung in
den angrenzenden Wandbereich wird beim Vergleich der beiden Berechnungen sehr deut-
lich. Im maßgebenden kritischen Nachweisschnitt nach DIN 1045-1 beträgt die linear-
elastische Momentenbeanspruchung ca. 35 kNm/m gegenüber 20 kNm/m in der nichtlinea-
ren Berechnung.
130
90
70
myy [kNm/m]
50
30
10
-100,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
-30
-50
Distanz [m]
Die Umlagerungen resultieren aus der einsetzenden Rissbildung und Plastifizierung der Be-
wehrungseinlagen im Bereich der Innenecke. Die Rissbilder können dem Anhang B, Bild B-
25 bis Bild B-28, und die Stahlspannungen den Bildern B-29 bis B-36 entnommen werden.
8.3.4.1.2 Dachgeschossdecke
ca. 48 kNm/m und ist damit etwas größer als nach linearer Rechnung mit 45 kNm/m. Damit
liegen die Feldmomente der Dachgeschossdecke etwas höher als diejenigen des Zwischen-
geschosses.
8.3.4.2 Querkräfte
Die Querkraft wird in den Schnitten A-A und B-B ausgewertet. Die Lage der Schnitte ist im
Bild 8-10 angegeben. Der Radius rcrit des maßgebenden Rundschnittes ucrit ergibt sich wie
folgt:
1,13 × bw 30
rcrit = 1,5 × d m + = 1,5 × 37,5 + = 56,4 cm
2 2
Im Anhang B wird der Abstand 56,4 cm von der Innenecke bei der Auswertung der Quer-
kraftlinien dargestellt.
Bei dem betrachteten Tragwerk handelt es sich um eine Platte, die sowohl eine Querkraft vxz
besitzt die veränderlich in x-Richtung ist und in z-Richtung wirkt, als auch eine Querkraft vyz,
die in y-Richtung veränderlich ist und ebenfalls in Richtung z wirkt. Deshalb wird eine Ver-
gleichsquerkraft v betrachtet, die sich als Wurzel aus der Summe der Quadrate von vxz und
vyz berechnet:
8.3.4.2.1 Zwischengeschossdecke
In Bild B-7 und Bild B-8 sind die Isoaffekte der Querkräfte vxz und vyz der Zwischengeschoss-
decke für die maximale Bruchlast von 21,0 kN/m² dargestellt. Mit diesen Ergebnissen wurden
für die Schnitte A-A und B-B die Vergleichsquerkräfte v berechnet und im Anhang B, Bild B-5
und Bild B-6 mit Hilfe einer Tabellenkalkulation graphisch dargestellt.
Bild 8-12 zeigt den Verlauf der Vergleichsquerkraft im Schnitt A-A. Der maßgebende Rund-
schnitt bei rcrit = 0,564 m ist durch eine gestrichelte vertikale Linie gekennzeichnet. Die ma-
ximale Querkraft an der Unstetigkeitsstelle ist in der nichtlinearen Berechnung (~860 kN/m)
ca. 100 kN/m kleiner als die der linear elastischen Ergebnisse (~760 kN/m). Trotz der Umla-
gerungen bei der nichtlinearen Berechnung verändert sich im Abstand des kritischen Nach-
weisschnittes der Wert der einwirkenden Querkraft nicht zu der linear elastischen Berech-
nug.
8 Nichtlineare Untersuchung 180
600
500
V [kN /m]
400
300
200
100
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00
Distanz [m]
8.3.4.2.2 Dachgeschossdecke
In Bild B-47 und Bild B-48 sind die Isoaffekte der Querkräfte vxz und vyz für die Dachge-
schossdecke nach linearer Rechnung und nach nichtlinearer Rechnung für die Bruchlast von
21,0 kN/m² dargestellt. Die Auswertung der Vergleichsquerkraft v für die Schnitte A-A und
B-B erfolgt im Anhang B, Bild B-45 und Bild B-46.
450
400
V [kN/m]
350
300
250
200
150
100
50
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
Distanz [m]
Bei der Betrachtung der Ergebnisse für die Dachgeschossdecke wird in Bild 8-13 schon auf
den ersten Blick deutlich, dass wesentlich größere Umlagerungen auftreten. Die maximale
Querkraft an der Unstetigkeitsstelle beträgt aus der linearen Berechnung 680 kN/m. Im Ver-
gleich liegt das Ergebnis der nichtlinearen Berechnung mit 530 kN/m um 150 kN/m niedriger.
Die Umlagerung erfolgt in erster Linie in Richtung der angrenzenden Wandbereiche. In Rich-
tung Feld ergeben sich im Nachweisschnitt rcrit gering günstigere Werte, die aber bei einer
Bemessung irrelevant sind.
Nachweis ohne
Nachweis mit Durchstanzbewehung
Durchstanzbe-
wehung
Tabelle 8-1 Vergleich des eigenen Nachweises mit der nichtlinearen FE- Berechnung
8.3.4.3 Spannungen
Im Folgenden werden die Spannungen an der Oberseite der Platten näher untersucht. Die
Druckspannungen an der Unterseite der Decke können dem Anhang B, Bild B-11 und Bild
B-12 beziehungsweise Bild B-51 und B-52 entnommen werden.
8.3.4.3.1 Zwischengeschossdecke
In Bild 8-14 und Bild 8-15 ist die Verteilung der Hauptspannungen unter der Bruchlast darge-
stellt. Wie bereits an den Momentenverläufen zu erkennen war, gibt es bei der nichtlinearen
Berechnung eine Umlagerung von der Innenecke in die angrenzenden Wandbereiche und im
Feldbereich. Die sehr hohen Zugspannungen an der Plattenoberseite an der Unstetigkeits-
stelle bauen sich durch Rissbildung und Plastifizierung ab.
8.3.4.3.2 Dachgeschossdecke
Die Hauptspannungen in der Dachgeschossdecke sind in Bild B-49 bis Bild B-64 dargestellt.
Grundsätzlich entspricht das betrachtete Verhalten dem der zuvor untersuchten Zwischen-
geschossdecke. Der Unterschied der absoluten Werte beruht auf der geringeren Rotations-
steifigkeit der Lagerung infolge der fehlenden oben liegenden Wand.
8.3.4.4 Risse
Sowohl die Rissdehnung als auch die Rissrichtung ist für die Deckenober- und Unterseite
unter der Bruchlast von 21,00 kN/m² graphisch für die Zwischengeschoss und die Dachde-
cke dargestellt.
8.3.4.4.1 Zwischengeschossdecke
Im Bild 8-16 ergibt sich die Rissrichtung wie erwartet in Feldmitte senkrecht zur Stützweite.
An der Plattenoberseite in Bild 8-17 verlaufen die Risse sternförmig ausgehend von der In-
nenecke, während an der Plattenunterseite das Rissbild in der Diagonalen der Platte, auf-
grund der Einspannwirkung der Außenecke, unterbrochen ist.
8 Nichtlineare Untersuchung 184
In Bild 8-18 und Bild 8-18 sind die Rissdehnungen in der Innenecke erheblich größer als im
Feldbereich. Allerdings verschmiert sich die Rissbildung im Feld über einen wesentlich grö-
ßeren Bereich. Die Erkenntnisse der Umlagerungen der Schnittkräfte werden durch die aus-
gegebenen Rissbilder bestätigt.
8.3.4.4.2 Dachgeschossdecke
Die Darstellung der Rissbilder in der Dachgeschossdecke in den Bildern Anhang B, Bild B-65
bis Bild B-68 zeigen erwartungsgemäß im Feldbereich eine wesentlich stärkere Rissbildung
und im Stützbereich der Innenecke eine etwas geringere Rissbildung als im Zwischen-
geschoss, da hier die Einspannwirkung aufgrund der fehlenden aufgehenden Wand erheb-
lich geringer ist. Das Rissbild zeigt im Gegensatz zur Zwischengeschossdecke im Feldbe-
reich eine größere, und in der Innenecke eine geringere Rissdehnung auf.
8.3.4.5 Verformungen
Der Verlauf der Verformungen wird mit Hilfe einer Tabellenkalkulation in den Schnitten A-A
und B-B ausgewertet und graphisch dargestellt. Die Lage der jeweiligen Schnitte ist im
Bild 8-10 angegeben.
8.3.4.5.1 Zwischengeschossdecke
Die linearen und nichtlinearen Verformungen können dem Anhang B, Bildern B-37 bis B-40,
sowie in den Bildern B-77 und B-80 entnommen werden.
-0,05
-0,30
-0,55
-0,80
Verformung [mm]
-1,05
-1,30
-1,55
-1,80
Verformung linear, 21 kN/m²
-2,05 Verformung nichtlinear,21 kN/m²
Nachweisschnitt DIN1045-1
-2,30
3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
Distanz [m]
-0,25
-0,50
-0,75
Verformung [mm]
-1,00
-1,25
-1,50
-1,75
-2,00
Nachweisschnitt 1045-1
Verformung nichtlinear,21 kN/m²
-2,25
Verformungen linear, 21 kN/m²
-2,50
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50
Distanz [m]
Sowohl für die Zwischengeschoss- aus auch für die Dachgeschossdecke ergeben sich bei
der nichtlinearen Berechnung ca. 10 % größere Verformungen gegenüber dem linear elasti-
schem Ansatz.
8 Nichtlineare Untersuchung 188
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass durch die nichtlineare Untersuchung mit
dem Programmsystem „DIANA“ die Annahmen zur Entwicklung des eigenen Ingenieurmo-
dells (Kapitel 6) und die Eingangsgrößen zur Ermittlung der aufnehmbaren Querkraft vEd bes-
tätigt wurden. Die mit dem neuen Nachweis für Platten ohne und mit Durchstanzbewehrung
ermittelten aufzunehmenden Querkräfte entsprechen annähernd genau dem tatsächlichen
Tragverhalten im Bereich der „Einspringenden Wandecke“.
9 Schlussbetrachtung 189
9 Schlussbetrachtung
9.1 Zusammenfassung
Ziel der Arbeit war die Entwicklung eines allgemeingültigen Ingenieurmodells für die Quer-
kraftbemessung für den Sonderfall der „Einspringenden Wandecke“ bei Platten aus Stahlbe-
ton auf Grundlage der DIN 1045-1.
Ausgehend von einem Überblick über den Stand der Technik und deren Entwicklung im Be-
zug auf die experimentellen und numerischen Untersuchungen zum Querkrafttragverhalten
von Flachdecken im Auflagerbereich der „Einspringenden Wandecke“ wurden die verschie-
denen mechanischen Modelle von Kinnunen, Göricke und Nölting erläutet. Im Anschluss
wurden die maximal aufnehmbaren Stanzkräfte nach DIN 1045-1, der DIN 1045 (88), nach
Göricke und nach Nölting unter Varianz des Bewehrungsgehaltes, der Betondruckfestigkeit,
des Stützendurchmessers und der statischen Höhe vergleichend gegenübergestellt.
Anhand der einführenden Beispielrechnung zeigte sich, dass die translatorischen und rotato-
rischen Steifigkeiten der angrenzenden vertikalen Bauteile bei der Schnittgrößenermittlung
unbedingt berücksichtigt werden müssen, um das tatsächliche Tragverhalten genau genug
zu erfassen und die daraus resultierenden Beanspruchungen für die Bemessung entspre-
chend der physikalischen Wirklichkeit zu erhalten.
Zur Dimensionierung der experimentellen Winkelplatten aus Stahlbeton wurde ein Versuchs-
stand mit einer Winkelplatte aus Plexiglas gebaut. Der Aufbau und der Ablauf der Stahlbe-
tonversuche auf der Plattenbalkenmaschine konnten anschaulich vorbereitet und die erfor-
derliche Messtechnik erprobt werden. Die einzelnen Untersuchungsparameter des Ver-
suchsprogramms konnten unter Berücksichtigung von Systemänderungen und unterschiedli-
chen Laststellungen und Lasteinleitungen festgelegt werden. Zusätzlich wurde auf die Plexi-
glasscheibe im Bereich der Wandinnenecke eine spannungsoptische Beschichtungsfolie zur
Visualisierung des jeweiligen Anstiegs der Spannungen in den einzelnen Laststufen aufge-
klebt.
Aufbauend auf den Ergebnissen des Plexiglasmodells wurden die Stahlbetonplatten für die
experimentellen Versuche hergestellt, die erforderliche Messtechnik selber gebaut und kalib-
riert. Bereits an dem ersten der insgesamt fünf experimentellen Versuche an liniengestützten
Winkelplatten aus Stahlbeton konnte erkannt werden, dass kein Versagen durch Überschrei-
tung der Querkrafttragfähigkeit bei Flachdecken im Bereich der Wandinnenecke eintritt. Bei
allen Versuchen trat grundsätzlich der Bruchzustand durch ein Biegeversagen in Feldmitte
ein. Durch die Umlagerung der Querkräfte auf die angrenzenden Wandbereiche konnte ein
Durchstanzversagen im Grenzzustand der Tragfähigkeit ausgeschlossen werden.
9 Schlussbetrachtung 190
Bei keiner der Winkelplatten trat ein Durchstanzversagen ohne Vorankündigung auf. Das
Systemversagen der Platten kündigte sich durch Rissbildung an und wurde vornehmlich
durch Biegung hervorgerufen. Wie die Versuche an den fünf verschiedenen ausgeführten
Winkelplatten gezeigt haben, wurde die Größenordnung der Umlagerungseffekte vornehm-
lich durch Rissbildung im Zustand II begünstigt. Anhand der Rissbilder und der Verformun-
gen konnte nachgewiesen werden, dass Stahlbetondecken durch ihre Plattentragwirkung im
Bereich der Innenecke erheblich höher zu bewertende Tragreserven besitzen, als bisher
angenommen wurde.
Aufgrund des gewählten Versuchsaufbaus lassen sich durch die experimentellen Versuche
allerdings keine weiteren brauchbaren Erkenntnisse ableiten. Der Maßstabsfaktor, der kom-
plexe Versuchsaufbau der Einzellager und der Lasteintrag als Linienlasten führen zu keinen
tragfähigen Erkenntnissen, auf die sich ein neues Ingenieurmodell ableiten ließe. Von einer
maßstabsgetreuen Umsetzung auf dem Aufspannfeld muss an dieser Stelle abgeraten wer-
den. Es wird empfohlen, das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte experimentelle Versuch-
konzept zur Ermittlung von Querkraftumlagerung auf angrenzende Wandbereiche nicht wei-
ter zu verfolgen. Für zukünftige experimentelle Versuche zum Thema Querkrafttragverhalten
im Bereich von Sonderfällen der Plattenlagerung sollte sichergestellt werden, dass sich auf
Grundlage der Ergebnisse einzelne Querkrafttraganteile ableiten lassen. Als Ausgangspunkt
hierfür wird die Weiterentwicklung des Versuchsstandes von Göricke [18] empfohlen. Aller-
dings dürfte es auch bei einem vereinfachen, normierten Versuchsaufbau schwer fallen, den
Sonderfall der „Einspringende Wandecke“ anhand experimenteller Versuchsplatten wirklich-
keitsnah zu realisieren.
Rundschnittlänge ucrit folgt das neu entwickelte Modell nahezu genau den Isoaffekten der
resultierenden Querkraft qr,d. Daher entspricht der modifizierte Rundschnitt als Eingangswert
zum Nachweis von Platten ohne und mit Durchstanzbewehrung besser der physikalischen
Wirklichkeit.
Das hergeleitete Ingenieurmodell und Bemessungskonzept beruht zum Großteil auf den Er-
gebnissen der numerischen, linear-elastischen Berechnungen. Abschließend wurden die, für
das entwickelte Ingenieurmodell, getroffenen Annahmen und die daraus resultierenden Er-
gebnisse des Bemessungskonzeptes durch numerische, nichtlineare Berechnungen über-
prüft.
Weiterhin wurde nachgewiesen, dass der zu betrachtende Rundschnitt gemäß DIN 1045-1,
Bild 45 dem tatsächlichen Tragverhalten von Stahlbetonplatten im Bereich der Innenecke nur
unzureichend entspricht, und somit für den Querkraftnachweis ohne und mit Durchstanzbe-
wehrung im Bereich der „Einspringenden Wandecke“ zu ungünstig ist. Im Gegensatz zu
punktgestützten Platten verläuft der zu betrachtende Rundschnitt nach Bild 45 [13] im Be-
reich der Innenecke nicht affin zu den Isoaffekten der resultierenden Querkraft. Dies führt in
der derzeitigen Bemessungspraxis zu unwirtschaftlichen Biege- und Querkraftbewehrungs-
gehalten, die in der Regel bei den üblichen Bauteilabmessungen des allgemeinen Hochbaus
nur schwer einbaubar sind.
Durch das eigene, neu abgeleitete Nachweisverfahren wird auf der Einwirkungsseite die
nichtrotationssymmetrische Beanspruchung der Flachdecke im Bereich der Wandinnenecke
mit der Erhöhung des Bemessungswertes der einwirkenden Querkraft vEd um den Beiwert
b = 0,1 × (lxly) + 1,10 mit lx³ly, j = 90° [Bild 1-4] und der Anwendungsgrenze lx/ly £ 2,0 wirk-
lichkeitsnah erfasst. Für gleiche Stützweiten der an die „Einspringende Wandecke“ angren-
zenden Deckenfelder ergibt sich der Beiwert ß = 1,2. Bei ungleichen Stützweiten mit dem
Faktor lx/ly =2,0 ergibt sich ein erhöhter Beiwert ß mit 1,3. Auf der Widerstandsseite folgt die
modifizierte Rundschnittlänge ucrit annährend genau dem tatsächlichen Querkraftverlauf und
erfasst dadurch die Querkraftumlagerungen, die sich entlang der zusätzlich berücksichtigten
angrenzenden Wandbereiche ergeben.
Die experimentellen Versuche sollten eigentlich die Grundlage für einen zukünftigen experi-
mentellen Großversuch an einer Winkelplatte auf dem Aufspannfeld der TU Berlin darstellen.
Es hat sich aber leider herausgestellt, dass der Versuchsaufbau insgesamt sehr aufwendig
und komplex ist. Aufgrund der eigenen experimentellen Ergebnisse lassen sich nur unzurei-
chend Aussagen zu einzelnen Querkraftraganteilen ableiten. Selbst die Größenordnung des
Umlagerungsanteils ließ sich nicht ausreichend genau ermitteln.
Es wird empfohlen, dieses Konzept des experimentellen Versuchsaufbaus zur Ermittlung von
Querkraftumlagerung auf angrenzende Wandbereiche nicht weiter zu verfolgen. Für zukünf-
tige experimentelle Versuche zum Querkrafttragverhalten von Sonderfällen sollte vielmehr
der experimentelle Versuchsstand von Göricke für den jeweiligen Anwendungsfall weiterent-
wickelt werden [18]. Dabei können die für die eigenen Testreihen entwickelten Kraftmessdo-
sen weiter verwendet werden. Sie haben gut funktioniert und können gewiss auch zukünftig
wertvolle Ergebnisse liefern.
Aufbauend auf den Erkenntnissen dieser Arbeit kann sowohl experimentell als auch nume-
risch untersucht werden, in wieweit sich das neue Ingenieurmodell und das zugehörige Be-
messungskonzept auf den Sonderfall der „Einspringenden Wand“ übertragen lässt (Bild 1-3,
j = 0). Zu untersuchen wäre, ob unter Berücksichtigung der Umlagerungsanteile auf den
angrenzenden Wandbereich gleichfalls nennenswerte Tragreserven vorhanden sind, die zu
einer wirtschaftlicheren Querkraftbemessung am Wandende gegenüber den Ansätzen der
DIN 1045-1 führen.
Analog zu den eigenen Ingenieurmodell für den Querkraftnachweis im Bereich der „einsprin-
genden Wandecke“ zeigt Bild 9-1 die Isoaffekte der resultierenden Querkraft qr,d für den
Sonderfall der „einspringenden Wand“ sowie einen möglichen Lösungsansatz für ein Be-
messungskonzept.
9 Schlussbetrachtung 193
Ähnliches gilt für von j = 90° abweichende Wandwinkel (Bild 1-3). Auch unsymmetrische
Spannweitenverhältnisse der beiden Winkelplatten, über den Geltungsbereich des hier ent-
wickelten Ingenieurmodells hinaus, wären noch zu untersuchen.
Durchstanzbereich Umlagerungsbereich Querkraftbereich
Querkraftbereich
bw
1 1
Umlagerungs-
bereich
3 3
Durchstanzbereich
u,crit
2 Fcc,rcrit
Druckstrebe
Fct,rcrit
Zugstrebe
Bild 9-1 Vorschlag zum Fachwerkmodel im Bereich einer „Einspringenden Wand“ mit j = 0
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nugsmodelle, Abschlussbericht, TU-München, 1995
Anhang A A -1
A.1 Allgemeines
In Anhang A werden die Ergebnisse der linear-elastischen Untersuchungen mit dem Finite
Elemente Programm „Infograph“ dargestellt. Für das Untersuchungsprogramm werden alle
Auflagerreaktionen und maximal aufnehmbaren Querkräfte ausgegeben. Die Querkraftver-
läufe von Flachdecken im Bereich der „Einspringenden Wandecke“ werden für die kritischen
Rundschnittlängen ucrit der DIN 1045 (88), der DIN 1045-1 und dem eigenen neu entwickel-
ten Ansatz dargestellt.
Anhang A A -2
De-
ckendi- Druckfest- Beweh- Druckfest- Druckfest- Rund-
cke stat. Höhe Stützend. igkeit rungsgrad igkeit igkeit schnitt r ansetzbar aufn. V
h d=h-0,05 Dst f ck r f cm=f ck+8 f ck,cube k u rcal Va= maxVEd
1,4
[m] [m] [m] [MN/m²] [/] [MN/m²] [MN/m²] [/] [m] [/] [kN]
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0000 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0000 0,00
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0025 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0025 277,37
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0050 349,47
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0075 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0075 400,04
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0100 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0100 440,30
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0125 474,30
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0150 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0150 504,02
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0175 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0175 530,60
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0200 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0184 539,54
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0050 28,00 25,00 1,894 3,14 0,0050 305,29
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0050 33,00 30,00 1,894 3,14 0,0050 328,86
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0050 349,47
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0050 43,00 45,00 1,894 3,14 0,0050 367,90
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0050 48,00 50,00 1,894 3,14 0,0050 384,64
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0125 28,00 25,00 1,894 3,14 0,0123 411,75
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0125 33,00 30,00 1,894 3,14 0,0125 446,34
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0125 474,30
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0125 43,00 45,00 1,894 3,14 0,0125 499,31
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0125 48,00 50,00 1,894 3,14 0,0125 522,04
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 2,83 0,0050 314,52
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 2,98 0,0050 332,00
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0050 349,47
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,30 0,0050 366,94
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,46 0,0050 384,42
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 2,83 0,0125 426,87
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 2,98 0,0125 450,59
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0125 474,30
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,30 0,0125 498,02
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,46 0,0125 521,73
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 2,000 2,20 0,0050 154,96
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 2,000 2,67 0,0050 250,88
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0050 349,47
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,816 3,61 0,0050 462,43
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,756 4,08 0,0050 589,53
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 2,000 2,20 0,0125 210,31
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 2,000 2,67 0,0125 340,50
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,894 3,14 0,0125 474,30
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,816 3,61 0,0125 627,61
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,756 4,08 0,0125 800,12
Anhang A A -3
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0050 28,00 25,00 1,57 0,0050 246,99
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0050 33,00 30,00 1,57 0,0050 284,08
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,57 0,0050 318,49
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0050 43,00 45,00 1,57 0,0050 350,81
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0050 48,00 50,00 1,57 0,0050 381,44
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0125 28,00 25,00 1,57 0,0125 390,53
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0125 33,00 30,00 1,57 0,0125 449,17
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,57 0,0125 503,57
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0125 43,00 45,00 1,57 0,0125 554,67
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0125 48,00 50,00 1,57 0,0125 603,11
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,26 0,0050 254,79
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,41 0,0050 286,64
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,57 0,0050 318,49
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,73 0,0050 350,34
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,88 0,0050 382,18
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,26 0,0125 402,86
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,41 0,0125 453,22
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,57 0,0125 503,57
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,73 0,0125 553,93
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,88 0,0125 604,29
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,26 0,0050 152,87
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,41 0,0050 229,31
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,57 0,0050 318,49
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,73 0,0050 420,40
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 1,88 0,0050 535,06
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,26 0,0125 241,71
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,41 0,0125 362,57
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,57 0,0125 503,57
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,73 0,0125 664,72
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 1,88 0,0125 846,00
Anhang A A -4
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0050 28,00 25,00 320,60 0,6122 336,01
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0050 33,00 30,00 358,44 0,6449 348,55
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 392,65 0,6739 358,70
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0050 43,00 45,00 424,11 0,7000 367,11
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0050 48,00 50,00 453,39 0,7238 374,24
0,30 0,25 0,25 20,00 0,0125 28,00 25,00 435,12 0,4009 513,15
0,30 0,25 0,25 25,00 0,0125 33,00 30,00 486,48 0,4139 542,99
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 532,91 0,4256 568,01
0,30 0,25 0,25 35,00 0,0125 43,00 45,00 575,61 0,4360 589,41
0,30 0,25 0,25 40,00 0,0125 48,00 50,00 615,35 0,4455 608,00
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0050 38,00 37,00 314,12 0,6739 329,82
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0050 38,00 37,00 353,38 0,6739 344,26
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 392,65 0,6739 358,70
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0050 38,00 37,00 431,91 0,6739 373,13
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0050 38,00 37,00 471,18 0,6739 387,57
0,30 0,25 0,15 30,00 0,0125 38,00 37,00 426,33 0,4256 522,29
0,30 0,25 0,20 30,00 0,0125 38,00 37,00 479,62 0,4256 545,15
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 532,91 0,4256 568,01
0,30 0,25 0,30 30,00 0,0125 38,00 37,00 586,20 0,4256 590,87
0,30 0,25 0,35 30,00 0,0125 38,00 37,00 639,49 0,4256 613,74
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 188,47 0,6739 146,46
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 282,71 0,6739 241,11
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 392,65 0,6739 358,70
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 518,30 0,6739 499,20
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0050 38,00 37,00 659,65 0,6739 662,62
0,20 0,15 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 255,80 0,4256 231,92
0,25 0,20 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 383,69 0,4256 381,82
0,30 0,25 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 532,91 0,4256 568,01
0,35 0,30 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 703,44 0,4256 790,50
0,40 0,35 0,25 30,00 0,0125 38,00 37,00 895,28 0,4256 1049,29
Anhang A A -5
A.3 Versuchsprogramm
Pos. 33-30-30-3190-0-020
Pos. 44-30-30-3190-0-020
Pos. 55-30-30-3190-0-020
Pos. 66-30-30-3190-0-020
Pos. 65-30-30-3190-0-020
Pos. 64-30-30-3190-0-020
Pos. 63-30-30-3190-0-020
Pos. 66-20-30-3190-0-020
Pos. 66-25-30-3190-0-020
Pos. 66-35-30-3190-0-020
Pos. 66-40-30-3190-0-020
Pos. 66-30-20-3190-0-020
Pos. 66-30-25-3190-0-020
Pos. 66-30-35-3190-0-020
Pos. 66-30-40-3190-0-020
Pos. 66-30-30-300-0-020
Pos. 66-30-30-700-0-020
Pos. 66-30-30-2880-0-020
Pos. 66-30-30-3450-0-020
Pos. 66-30-30-3190-36-020
Pos. 66-30-30-3190-72-020
Pos. 66-30-30-3190-108-020
Pos. 66-30-30-3190-144-020
Pos. 66-30-30-3190-0-000
Pos. 66-30-30-3190-0-005
Pos. 66-30-30-3190-0-010
Pos. 66-30-30-3190-0-015
Pos. 66-30-30-starr-0-020
Pos. 66-30-30-3190-0-020.20
Pos. 66-30-30-3190-0-020.30
Pos.: 33-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 44-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -60
Pos.: 55-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -61
Pos.: 65-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 64-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -62
Pos.: 63-30-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-20-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -63
Pos.: 66-25-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-35-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -64
Pos.: 66-40-30-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-20-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -65
Pos.: 66-30-25-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-35-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -66
Pos.: 66-30-40-3190-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-30-300-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -67
Pos.: 66-30-30-700-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-30-2880-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -68
Pos.: 66-30-30-3450-0-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-30-3190-36-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -69
Pos.: 66-30-30-3190-72-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Pos.: 66-30-30-3190-108-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang A A -70
Pos.: 66-30-30-3190-144-020
resultierende Querkraft qr [kN/m]
Anhang B B-1
B.1 Allgemeines
In Anhang B werden die Eingabedaten und Ergebnisse der linear-elastischen und nichtlinea-
ren Untersuchungen mit dem FE- Programm „DIANA“ dargestellt. Für die Zwischenge-
schossdecke und für die Dachgeschossdecke werden die Schnittkräfte, die Spannungen, die
Risse und die Verformungen ausgegeben.
Anhang B B-2
B.2.3 Schnittgrößen
130
90
70
myy [kNm/m]
50
30
10
-100,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
-30
-50
Distanz [m]
200
Moment linear elastisch
Moment nichlinear
Nachweisschnitt 1045-1
150
100
m [kN/m]
50
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00
-50
Distanz [m]
Querkraft nichtlinear
600 Querkraft linear
Nachweisschnitt DIN1045-1
500
400
V [kN/m]
300
200
100
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
Distanz [m]
600
500
V [kN/m]
400
300
200
100
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00
Distanz [m]
B.2.4 Spannungen
B.2.5 Rissdarstellung
B.2.6 Bewehrung
B.2.7 Verformungen
-0,20
-0,40
-0,60
Verformung [mm]
-0,80
-1,00
-1,20
-1,40
-1,80
Distanz [m]
-0,25
-0,50
-0,75
Verformung [mm]
-1,00
-1,25
-1,50
Nachweisschnitt 1045-1
-1,75 Verformung nichtlinear, 20.9 kN/m²
Verformungen linear, 20.9 kN/m²
-2,00
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50
Distanz [m]
B.3.1 Schnittgrößen
130
Moment linear, 21 kN/m²
Moment nichtlinear,21 kN/m²
110 Nachweisschnitt DIN 1045-1
90
70
myy [kNm/m]
50
30
10
-100,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
-30
-50
Distanz [m]
200
Moment linear elastisch
Moment nichlinear
Nachweisschnitt 1045-1
150
100
m [kN/m]
50
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00
-50
Distanz [m]
Querkraft nichtlinear
600 Querkraft linear
Nachweisschnitt DIN1045-1
500
400
V [kN/m]
300
200
100
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
Distanz [m]
900
Querkraft linear elastisch
Querkraft nichlinear
800 Nachweisschnitt 1045-1
700
600
V [kN/m]
500
400
300
200
100
0
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00
Distanz [m]
B.3.2 Spannungen
B.3.3 Rissdarstellung
B.3.4 Bewehrung
B.3.5 Verformungen
-0,05
-0,30
-0,55
-0,80
Verformung [mm]
-1,05
-1,30
-1,55
-1,80
-2,30
3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50 9,00
Distanz [m]
-0,25
-0,50
-0,75
Verformung [mm]
-1,00
-1,25
-1,50
-1,75
-2,00
Nachweisschnitt 1045-1
Verformung nichtlinear,21 kN/m²
-2,25
Verformungen linear, 21 kN/m²
-2,50
0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 5,50 6,00 6,50 7,00 7,50 8,00 8,50
Distanz [m]
Aufbauend auf den Ergebnissen der experimentellen Versuche wurde anhand der Auswer-
tung der numerischen Varianzanalysen ein allgemeingültiges Ingenieurmodell für das Trag-
verhalten von Flachdecken im Auflagerbereich der Innenecken entwickelt.
In einem neuen, auf Grundlage der DIN 1045-1, Abschnitt 10.5, modifizierten Nachweisver-
fahren zur Berechnung der aufzunehmenden Querkraft wird auf der Einwirkungsseite die
nichtrotationssymmetrische Beanspruchung der Stahlbetonplatte im Bereich der Wandinne-
necke durch die Erhöhung des Bemessungswertes der einwirkenden Querkraft um den Bei-
wert b = 0,1 × (lx/ly) + 1,10 mit lx ³ ly und lx/ly £ 2,0 wirklichkeitsnah erfasst. Auf der Wider-
standsseite folgt der modifizierte Nachweisschnitt affin zum kritischen Rundschnitt. Die modi-
fizierte Rundschnittlänge verläuft entlang der tatsächlichen Isoaffekte der resultierenden
Querkraft im betrachteten Nachweisschnitt. Dadurch wird die Querkraftumlagerung entlang
der angrenzenden Wandbereiche der Innenecke entsprechend der physikalischen Wirklich-
keit berücksichtigt.