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2.

6 Arbeitshilfe
Tragwerksplanung im Stahlbau,
geschweißte Verbindungen

Schweißverfahren Die Schutzgasglocke kann schon bei geringem Luftzug zerblasen


Das Schweißen ist ein Vorgang, bei dem Werkstoffe unter Verwen- werden, was insbesondere bei Baustellenschweißungen beachtet
dung von Wärmeenergie und/oder Druck derart verbunden werden, werden muss. Das Schutzgas kann aktiv sein, z. B. beim Metall-
dass sich ein kontinuierlicher innerer Aufbau der Werkstoffe ergibt. Aktiv-Gas-Schweißen (MAG) oder inert (reaktionsträge), z. B. beim
Man unterscheidet Schmelz- und Pressschweißverfahren. Im Metall-Inert-Gas-Schweißen (MIG) oder beim Wolfram-Inert-Gas-
konstruktiven Stahlbau sind die Schmelzschweißverfahren weit Schweißen (WIG). Zum Schweißen der unlegierten oder niedrigle-
verbreitet, insbesondere das Lichtbogenschweißen. gierten Baustähle wird in der Regel aktives Schutzgas eingesetzt.
Ihnen gemeinsam ist die Verwendung des Lichtbogens als Energie- Dieses kann beispielsweise reines Kohlendioxid (CO2) sein.
quelle, der zwischen zwei elektrischen Polen entsteht.
Der Lichtbogen brennt zwischen der Elektrode am Handstück des Übliche Schweißnahtarten und- ausführungen
Schweißgerätes und dem Werkstoff und schmilzt den Grundwerk- Übliche Schweißnahtarten im konstruktiven Stahlbau können
stoff sowie einen gegebenenfalls zugeführten Schweißzusatz auf. Bild 1 entnommen werden. Schweißnähte können prinzipiell über
Der Lichtbogen und das Schmelzbad müssen gegen die Atmo- ihre Länge durchgehend oder unterbrochen hergestellt werden.
sphäre geschützt werden, um die Aufnahme von Luftstickstoff und Unterbrochen geschweißte Kehlnähte sollten allerdings bei Kor-
Luftsauerstoff zu verhindern. Dazu werden beim Lichtbogenhand- rosionsgefährdung nicht zur Anwendung kommen. Unterbrochen
Schweißen (E-Hand) gasbildende Elektrodenumhüllungen und geschweißte Stumpfnähte sind in der Regel zu vermeiden. Für die
beim Metall- oder Wolframschutzgasschweißen aus einer Düse am unverschweißten Spaltlängen L1 oder L2 zwischen den einzelnen
Handstück austretende Schutzgase verwendet. Schweißabschnitten Lw einer unterbrochen geschweißten Kehlnaht
gelten die in Bild 2 dargestellten Anforderungen. Die wirksame
Nahtdicke sollte im konstruktiven Stahlbau a ≥ 3 mm betragen. Die
Definition der Kehlnahtdicke a ist in Bild 3 dargestellt.

Schweiß- Art der Verbindung


nahtart Stumpfstoß T-Stoß Überlappter Stoß

Kehlnaht

V-Naht HV-Naht

durchge-
schweißte Doppel V-Naht Doppel HV-Naht
Naht

U-Naht J-Naht

Doppel U-Naht Doppel J-Naht

nicht
durchge- Doppel Y-Naht
schweißte
Naht
Doppel HY-Naht
Doppel U-Naht

Bild 1 Im Stahlbau übliche Schweißnähte Bild 3 Definition der Kehlnahtdicke a

t b1
L1

F t,E d F t,E d 0,75 b


b t1 L we = min.
0.75 b1
Lw
L we t b1
L1 Zusammengesetzte zugbeanspruchte
Bauteile
F t,E d F t,E d
b t1
16 t
L 1 = min. 1 6 t 1
Lw
L we 200 mm
L2 Lw t b1

Zusammengesetzte druck - oder schub -


t1 beanspruchte Bauteile
F t,E d F t,E d
b
12 t
1 2 t1
L 2 = min.
0,25 b
L2 Lw L we 200 mm
Bild 2 Nicht durchgeschweißte Nähte
2.6
Tragfähigkeit von Schweißnähten Bei der Ermittlung der Tragfähigkeit unterbrochen geschweißter
Schweißnähte unter Verwendung der Gesamtlänge tot ist die
Kehlnähte Scherkraft für die Schweißnaht je Längeneinheit Fw,Ed mit Beiwert
Die Tragfähigkeit von Schweißnähten ist nach DIN EN 1993-1-8 (e+ ) / zu vergrößern, siehe Bild 5.
nachzuweisen. Die Regelungen der DIN EN 1993-1-8 zu Schweiß-
verbindungen beziehen sich auf schweißbare Baustähle, die den Stumpfnähte
Anforderungen nach DIN EN 1993-1-1 entsprechen und Erzeug- Die Tragfähigkeit von durchgeschweißten Stumpfnähten ist in der
nisdicken von 4 mm oder mehr aufweisen. Für Schweißnähte bei Regel mit der Tragfähigkeit des schwächeren der verbundenen
dünneren Erzeugnisdicken gilt DIN EN 1993-1-3. Zu Schweißnähten Bauteile gleichzusetzen. Dies trifft zu, wenn die Schweißnaht mit
von Hohlprofilen mit Blechdicken von 2,5 mm und mehr siehe Schweißzusätzen ausgeführt wird, die entsprechend Schweißgut-
Abschnitt 7 der DIN EN 1993-1-8. DN EN 1993-1-8 stellt für den Trag- prüfungen Mindestwerte der Streckgrenze und der Zugfestigkeit
fähigkeitsnachweis von Kehlnähten zwei Verfahren zur Verfügung: aufweisen, die nicht geringer sind als die für den Grundwerkstoff.
das Richtungsbezogene Verfahren und das Vereinfachte Verfahren. Die Tragfähigkeit von nicht durchgeschweißten Stumpfnähten ist in
Nach dem Vereinfachten Verfahren darf die Tragfähigkeit als aus- der Regel wie für Kehlnähte mit tiefem Einbrand zu ermitteln, siehe
reichend angenommen werden, wenn an jedem Punkt der Kehlnaht hierzu Abschnitt 4.5.2(3) der DIN EN 1993-1-8. Weitere Angaben
die Resultierende aller einwirkenden Kräfte pro Längeneinheit der zu nicht durchgeschweißten Stumpfnähten und T-Stößen sind
Schweißnaht Fw,Ed die Beanspruchbarkeit Fw,Rd nicht überschrei- Abschnitt 4.7 der DIN EN 1993-1-8 zu entnehmen.
tet, siehe auch Bild 4:
Fw,Ed ≤ Fw,Rd
Normen und Stahlsorte Korrelations-
DIN EN 10025 DIN EN 10210 DIN EN 10219 beiwerte β

S235
S235H S235H 0,8
S235W
S275 S275H S275H
S275N/NL S275NH/NLH S275NH/NLH 0,85
S275M/ML S275MH/MLH

S355
S355H S355H
S355N/NL
S355NH/NLH S355NH/NLH 0,9
S355M/ML
S355MH/MLH
S355W

S420N/NL
S420MH/MLH 0,88
S420M/ML
Bild 4 Spannungen im wirksamen Kehlnahtquerschnitt beim Vereinfachten Verfahren
S460N/NL
S460NH/NLH S460NH/NLH
S460M/ML 0,85
S460MH/MLH
S460Q/QL/QL1

Tabelle 1 Korrelationsbeiwerte β

Stahlsorte Nahtdicke a [mm]


3,0 4,0 5,0 6,0 7,0 8,0 9,0 10,0
S 235 6,2 8,3 10,4 12,5 14,5 16,6 18,7 20,8
S 275
S 355
7,0
7,9
9,3
10,5
11,7
13,1
14,0
15,7
16,4
18,3
18,7
20,9
21,0
23,6
23,4
26,2
e e
S 420 7,2 9,6 12,0 14,4 16,8 19,2 21, 6 24,0
S 460 7,5 10,0 12,5 15,0 17,5 20,0 22,4 24,9 tot
Anmerkung: Die angegebenen Grenzkräfte gelten für eine Zugfestigkeit
für Blechdicken t 40 mm.
Bild 5 Definition der Kerngrößen zur Ermittlung des Beiwertes (e+ ℓ)/ℓ bei nicht
Tabelle 2 Grenzkräfte FW,Rd in [kN/cm] einer Kehlnaht
durchgeschweißten Nähte
mit
Fw,Ed Bemessungswert der auf die wirksame Kehlnahtfläche Normen
einwirkenden Kräfte je Längeneinheit, • DIN EN 1993-1-1:2010-12, Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von
Fw,Rd Bemessungswert der Tragfähigkeit der Schweißnaht Stahlbauten – Teil1-1: Allgemeine Bemessungsregeln und Regeln für den Hoch-
je Längeneinheit; sie ist unabhängig von der Orientie- bau; Deutsche Fassung EN 1993-1-1:2005 + AC:2009
• DIN EN 1993-1-8:2010-12, Eurocode 3: Bemessung und Konstruktion von
rung der wirksamen Kehlnahtfläche zur einwirkenden Stahlbauten – Teil1-8: Bemessung von Anschlüssen; Deutsche Fassung EN
Kraft und ergibt sich wie folgt: 1993-1-8:2005 + AC:2009
Fw,Rd= fvw,d · a
mit
fvw,d Bemessungswert der Scherfestigkeit der Schweißnaht:
fu
fvw,d=
√3 · βw · γ M2
fu Zugfestigkeit des schwächeren der angeschlossenen
Bauteile,
βw Korrelationsbeiwert zur Berücksichtigung der Stahlsorte,
Überarbeitete Auflage 3/12

siehe Tabelle 1,
γM2 = 1,25, Teilsicherheitsbeiwert für Nachweis gegen
Bruchversagen.

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