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4.

Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken

Fachbereich ElT 73
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
Lernziele:

Einmalige Änderungen in Netzwerken, wie z.B. Schaltvorgänge, hervorgerufenen zeitlichen


Veränderungen von Strom oder Spannung werden über Differentialgleichungen bestimmt. Die
Differentialgleichung ergibt sich aus den Kirchhoff‘schen Gleichungen und den
Grundgleichungen für Widerstand, Kondensator und Induktivität.

Nach Abschluss dieses Kapitels sollten Sie in der Lage sein:


- Schaltvorgänge in Netzwerken mit einem Energiespeicher bei zeitlich konstantem oder
beliebigen periodischem Verlauf der Quellengröße zu berechnen
- den Begriff Zeitkonstante im RC- oder RL-Netzwerk zu erklären
- die Konsequenzen aus der Stetigkeitsforderung für die Schaltvorgänge zu beurteilen
- Differentialgleichungen für Netzwerke mit mehren Energiespeichern aufzustellen

Fachbereich ElT 74
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
Grundlegende Literatur:

- Albach M.; Grundlagen der Elektrotechnik 2; Pearson; 2. Auflage; 2011


Kapitel 10.1 – 10.5, 10.7, 10.8: Schaltvorgänge in einfachen elektrischen Netzwerken

Fachbereich ElT 75
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
4. Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken

Im Gegensatz zu den bisher betrachteten periodischen Vorgängen sind Schaltvorgänge einmalige


Vorgänge. Bei einem Schaltvorgang ändert sich zu einem bestimmten Zeitpunkt (in der Regel t = 0) an
einer bestimmten Stelle des Netzwerks (oft gekennzeichnet durch einen Schalter) die Spannung u(t) oder
der Strom i(t) sprunghaft. Diese Änderung wirkt Übergangsvorgänge hervor, bevor das Netzwerk erneut
einen stationären Zustand erreicht. Diese Übergangsvorgänge werden über Differentialgleichungen
beschrieben.

Lineares Netzwerk Gesucht:


Gegeben:
z.B.
R Ausgangsgröße
Eingangsgröße 1
O O

u C R
e 2 u
u e bzw.i e a u a bzw. i a
O O

ue ua
ua
ue
1
R2
1 ?
R +R
1 2 0
0 0
? 0
t
t
0 0
0 t 0 t

Bereich I Bereich II Bereich I Bereich II


Instationärer Bereich Stationärer Bereich Instationärer Bereich Stationärer Bereich
Einschwingvorgang Eingeschwungene Einschwingvorgang Eingeschwungene
Einschaltvorgang Vorgänge Fachbereich ElT Einschaltvorgang Vorgänge 76
Ausgleichsvorgang
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes Ausgleichsvorgang
4. Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken

Differentialgleichungen beschreiben das Verhalten des Netzwerks im Zeitbereich. Das Strom-Spannungs-


Verhalten der linearen, zeitinvarianten Grundzweipole R, C und L wird im Zeitbereich durch folgende
Gleichungen beschrieben:

1) Harriehausen T., Schwarzenau D.;


Moeller Grundlagen der Elektrotechnik; Fachbereich ElT 77
Springer Vieweg; 13. Auflage; 2013 Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
4.1 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Differentialgleichungen

dy
Differentialgleichungen (DGL) sind Gleichungen, welche Ableitungen enthalten:  y' y
dx
Die Ordnung n einer Differentialgleichung entspricht der höchsten vorkommenden Ableitung:
dy d2y
 y'  n = 1 (1.Ordnung)  y ''  n = 2 (2.Ordnung)
dt dt 2

Die Anzahl n der unabhängigen Energiespeicher eines Netzes bestimmt die Ordnung der
Differentialgleichung.

Eine Differentialgleichung 1. Ordnung heißt linear, wenn sie in der folgenden Form darstellbar ist:

y ' f ( x)  y  g ( x)

Die Funktion g(x) wird als Störfunktion bezeichnet.

Ist g(x) = 0 so spricht man von einer homogenen DGL:

y ' f ( x)  y  0
andernfalls von einer inhomogenen DGL:

y ' f ( x)  y  g ( x) Fachbereich ElT 78


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4.1 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Differentialgleichungen

Beispiel: Differentialgleichungen i  iR  iL
t
1 1
  u2    u2 dt  iL (t  0) sei 0
u1 R2 L o
i di 1 du2 1
    u2
R1 iR iL dt R2 dt L

u2  U  u1

u2
U

R2 L
 U  R1i

di 1 d U  R1i  1
    U  R1i 
dt R2 dt L
dU 1 di R1 1 R
     U  1  i
dt R2 dt R2 L L
1 di di R R
U    1  1  i
L dt dt R2 L
di  R1  R1
 1     i
dt  R2  L
di  R1  R2  R1
    i
dt  R2  L
U  R2  di 1 RR
   i  1 2
FachbereichLElT R  R L R1  R2 79
 1 2  dt
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4.1 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Differentialgleichungen

Aufgabe 1: Bestimmen Sie die Differentialgleichungen für folgendes RC-Netzwerk

uC (t  0)  0

u1 i  iR  iC
S i
1 du
  u2  C  2
R1 iR iC R2 dt

u2
u2  U  u1
U

R2 C
 U  R1i

d U  R1i 
i
1
R2 ?
 U  R1i   C 
dt
U R1 dU di
  i  C   R1C 
R2 R2 dt dt
U R di
 i  1  i  R1C 
R2 R2 dt
 R  di
 i 1  1   R1C 
 R2  dt
U  1 1  di
 i ? 
Fachbereich ElT R1 R2C  1
R C R2 C  dt 80
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4.1 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Differentialgleichungen

Beispiel: Differentialgleichung 2. Ordnung

U  u R  uL  uC
 i  R  L  di  uC
dt

duC 1
i C  uC    idt
dt C

1
U  i  R  L  di    idt Differenzierung nach dt
dt C
2
dU d i
 R  di  L  2  1  i
dt dt dt C
0  1  i  R  i ' L  i ''
C

Homogene, lineare
Differenzialgleichung 2. Ordnung

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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Randbedingungen

Die allgemeine Lösung einer homogene DGL kann über den Exponentialansatz gefunden werden. Die
allgemeine Lösung enthält noch n voneinander unabhängige Parameter (deshalb allgemein). Man spricht
von einer Lösungsschar. Die sog. spezielle oder partikuläre Lösung wird aus der allgemeine Lösung
gewonnen, indem man den n Parametern feste Werte zuweist. Dies kann über Anfangs- oder
Randbedingungen geschehen.

Im der Anwendung in der Elektrotechnik sind die Anfangs- oder Randbedingungen über den Zustand des
Netzwerks zum Zeitpunkt t = 0, vor dem Schalten, und im eingeschwungenen Zustand festgelegt. Diese
Zustände werden unabhängig vom Einschwingvorgang ermittelt.

Die Lösung einer inhomogenen DGL setzt sich aus der Lösung der entsprechenden homogenen DGL und
einer weiteren partikulären Lösung, die wieder über Randbedingungen gefunden wird, zusammen. Man
sagt die Lösung einer inhomogenen DGL setzt sich über eine Lösung für den flüchtigen Vorgang
(Einschwingvorgang) und einer Lösung für den stationären (eingeschwungenen Zustand) zusammen.

Für die Ermittlung der Randbedingungen sind die Eigenschaften der elektrischen und magnetische
Energiespeicher (C und L) zu beachten.

Fachbereich ElT 82
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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Induktivität

di
uind  L Induktionsgesetz
dt
Die induzierte Spannung in einer Spule (mit linearem Material) ist der
Stromänderung proportional

• L ist vom Material in der Spule abhängig


• L ist von der Geometrie der Spule oder dem Magnetkreis abhängig
• L ist von der Windungszahl (im Quadrat) der Spule abhängig

L
i
uind
Symbol für Induktivität L in der Schaltungstechnik

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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Induktivität

uind Lenzsche Regel

u
iL uind
u
t
i L  const .
uind  u
Lenzsche Regel:
Eine Spule versucht den bestehenden Strom und somit das Magnetfeld
bei einem Schaltvorgang beizubehalten.

Dies wird dadurch erreicht, das die äußere Spannungsänderung für einen kurzen
Zeitraum durch eine Induktionsspannung kompensiert wird, die den bestehenden
Strom aufrechterhält beim Schalten der äußeren Spannung

Fachbereich ElT 84
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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Induktivität

Beispiel: Randbedingungen: Induktivität: Spule versucht den Stromfluss aufrecht zu erhalten

u1 u1
S i S i

R1 iR iL R1 iR iL

u2
u2

U
U

R2 L R2 L

Randbedingungen Randbedingungen
für Einschalten bei t = 0:: für Ausschalten bei t = 0::

R2 U
u2 (t  0)  U  iL (t  0) 
R1  R2 R1
u2 (t  )  0 iL (t  )  0

i (t  0)  0 R2
u2 (t  0)  U 
U R1
i (t  )  u2 (t  )  0
R1
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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Kapazität

• Bei Anlegen einer Spannung wird auf einen Kondensator


+ - Ladung übertragen

• Kondensator speichert Ladung (Ladungsschwamm)

• Je größer die Platten, desto mehr Ladung wird gespeichert


uC
• Je höher die Spannung, desto mehr Ladung ist gespeichert
Q
Ladung proportional zur Spannung: Konstante wird C=Kapazität genannt

uC Q  C  uC
Strom durch Kondensator verursacht durch Ladungsänderung, d.h. Spannungsänderung

dQ d (C  uC ) duC Kapazität ist konstant, Strom abhängig von der Spannungsänderung


ic   C d.h. es fließ nur Strom bei Umladungen des Kondensators
dt dt dt

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4.2 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Kapazität

Aufgabe 2: Bestimmen Sie die Randbedingungen des folgenden RC-Netzwerk beim Ein- und Ausschalten:
Kapazität: Kondensator versucht die Spannung aufrecht zu erhalten
u1 u1
S i S i
R1 iR iC R1 iR iC

u2

u2
U

U
R2 R2 C

Randbedingungen Randbedingungen
für Einschalten bei t = 0:: für Ausschalten bei t = 0::

u2 (t  0)  0 R2
u2 (t  0)  U 
R1  R2
u2 (t  )  U  ?R 2
u2 (t  )  0
?
R1  R2

R2 1 1
iC (t  0)  U    U 
i (t  0) 
U
?
R1  R2 R2 R1  R2
R1
? iC (t  )  0
i (t  )  0
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4.3 Schaltvorgänge in elektrischen Netzwerken - Lösungsweg

Die Lösung der DGL im Zeitbereich erfolgt „nach Rezept“:

1. DGL aufstellen & Art der DGL identifizieren


2. Allgemeine Lösung mit unbestimmten Integrationskonstanten
3. Anfangs- und Randbedingungen einsetzen => spezielle (partikuläre) Lösung
4. Prüfen (auch auf Plausibilität)

Die allgemeine Lösung einer homogene DGL kann über den Exponentialansatz gefunden werden. Dabei
bedient man sich folgender Eigenschaft der Exponentialfunktion:

f ( x)  e ax
f '( x)  a  e ax

Die Vorgehensweise ist nachfolgenden beispielhaft aufgeführt.

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4.3.1 Einschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis
R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Einschalt-
vorgang

Uq

1. Aufstellen der Differentialgleichung

U q  uR ( t )  uL ( t )
di (t )
U q  R  i (t )  L  Inhomogene DGL mit Störungsgröße Uq
dt
2. Allgemeine Lösung der DGL

di (t )
0  R  i (t )  L  A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL
dt

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4.3.1 Einschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Einschalt-
vorgang

Uq
2A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL
di (t ) di (t ) R
0  R  i (t )  L      i (t )
dt dt L

Ansatz: Gesucht wird eine Funktion deren Ableitung wieder die Funktion ergibt multipliziert mit einer Konstanten,
Einzige Lösung: e-Funktion, aus Energieerhaltungsatz mit abklingendem Exponent

di (t ) R R
i ( t )  i 0  e C  t   C  i 0  e C t  C  i (t )    i (t )  C
dt L L
Allgemeine homogene Lösung R
 t
i h (t )  i 0  e L

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4.3.1 Einschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Einschalt-
vorgang

Uq
2B: Partikular- Lösung für die inhomogene DGL

di (t ) 
R
t
U q  R  i (t )  L   i inh  i h  i p , ip  k i inh (t )  i 0  e L
k
dt
Ansatz: Überlagerungssatz, Inhomogene DGL hat Lösung bestehend aus homogenem Anteil und
partikularer Lösung. Da Störterm konstant ist, wird part. Lösung als Konstante k angesetzt

3A. Bestimmung der Konstanten aus Anfangsbedingungen

i (t  0)  0 (Lenzsche Re gel )
R R
 t  0  t
i inh (t  0)  i 0  e L
 k  i0  k  0  k  i 0 i inh (t )  i 0  e L
 i0

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4.3.1 Einschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Einschalt-
vorgang

Uq

3B. Bestimmung der Konstanten aus Endbedingungen


di (t ) di (t   )
U L (t   )  L  0 mit 0
dt dt
 Uq  R  i (t )  0
R
Uq   t  Uq
 i (t   )   i0  e L
 i 0  i 0  i0  
R R
R R
4. Aufstellung der Lösung  t Uq  t
i inh (t )  i 0  e L
 i0  (1  e L
)
R

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4.3.1 Einschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Einschalt-
vorgang

5. Skizze der Funktion i(t) Uq

i(t)
Uq  5 Nach 5 ist Einschaltvorgang beendet

R 99 %

63 %

R t
Uq  t Uq  L Vs A
i inh (t )  (1  e L
) (1  e ) 
 [ ]
R R R AV

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Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 93
4.3.2 Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis

R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Ausschalt-
vorgang

Uq

1. Aufstellen der Differentialgleichung

0  u R ( t )  uL ( t )
di (t )
0  R  i (t )  L  homogene DGL
dt
2. Allgemeine Lösung der DGL

di (t )
0  R  i (t )  L  A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL
dt

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4.3.2 Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Ausschalt-
vorgang

Uq
2A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL

di (t ) di (t ) R
0  R  i (t )  L      i (t )
dt dt L

Ansatz: Gesucht wird eine Funktion deren Ableitung wieder die Funktion ergibt multipliziert mit einer Konstanten,
Einzige Lösung: e-Funktion, aus Energieerhaltungsatz mit abklingendem Exponent

C  t di (t ) C  t R R
i (t )  i 0  e   C  i 0  e  C  i (t )    i (t )  C
dt L L
Allgemeine homogene Lösung
R
 t
i h (t )  i 0  e L

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4.3.2 Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Ausschalt-
vorgang

Uq
2B: Partikular- Lösung für die homogene DGL

di (t ) 
R
t
0  R  i (t )  L   i inh  i h  i p , ip  0 i inh (t )  i 0  e L
dt
Ansatz: Überlagerungssatz, Inhomogene DGL hat Störterm 0, daher inhomogene Lösung = hom. Lösung

3. Bestimmung der Konstanten aus Anfangsbedingungen (unter Annahme das Schalter sehr lange geschlossen war)

Uq
i (t  0)  (Lenzsche Re gel )
R
R

R
t  0 Uq Uq  t
i inh (t  0)  i 0  e L
 i0  i0  i inh (t )  e L

R R

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Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 96
4.3.2 Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis R L

i(t)
uR ( t ) uL ( t )

Ausschalt-
vorgang

Uq
5. Skizze der Funktion i(t)

i(t)
Uq 
R

37 %

t
R
Uq  t
i (t )  e L
R

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4.3.3 Ein- und Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis
Berechnung von uL

R L
di inh (t )  Uq  t 
R
uL ( t )  L   L  d  (1  e L ) / dt
i(t) uR (t ) uL (t ) dt  R 
Uq R  RL t R
 t
 L(     e )  Uq e L Einschalten: Spannung
R L UL= Uq wird induziert

Uq

R L
di (t )  Uq  R  t 
uL (t )
uL ( t )  L   L  d  e L  / dt
uR (t )
i(t) dt  R 
Uq R  RL t R
 t
Ausschalten: Spannung
 L(    e )  Uq e L
R L UL= -Uq wird induziert

Uq
uL
Einschalten

t
Ausschalten

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4.3.3 Ein- und Ausschaltvorgänge - Induktivität im Gleichstromkreis
Aufgabe 3: Berechnen Sie den Strom i2 nach dem Einschalten. Stellen Sie dazu die DGL für den Strom i2 auf.

R1
R2

Uq R3

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4.3.4 Einschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis

R C
i(t) • Vor dem Einschalten Kapazität über R
uR (t ) uC (t )
kurzgeschlossen
• keine Ladung, uC = 0
Einschalt-
vorgang

Uq

1. Aufstellen der Differentialgleichung

Uq  uR (t )  uC (t )  R  i c  uC
duc (t )
Uq  R  C  uC (t ) Inhomogene DGL mit Störungsgröße Uq
dt
2. Allgemeine Lösung der DGL
duc (t )
0  R C  uC (t ) A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL
dt

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4.3.4 Einschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis
R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Einschalt-
vorgang

Uq

2A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL

duc (t ) duc (t ) 1
0  R C  uC (t )   uC (t )
dt dt RC
Ansatz: Gesucht wird eine Funktion deren Ableitung wieder die Funktion ergibt multipliziert mit einer Konstanten,
Einzige Lösung: e-Funktion, aus Energieerhaltungsatz mit abklingendem Exponent

duc (t ) 1 1
uc (t )  uC 0  e  k t   k  uC 0  e  k t  k  uc (t )    uc ( t )  k
dt RC RC
Allgemeine homogene Lösung
1 1 V As
uh (t )  uC 0  e

RC
t
 uC 0  e
 t
   RC [  s]
A V

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4.3.4 Einschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis C
R

i(t)
uR (t ) uC (t )

Einschalt-
vorgang

Uq

2B: Partikular- Lösung für die inhomogene DGL

duc (t ) 
1
t
Uq  R  C  uC (t )  uinh  uh  u p , up  k uinh (t )  uC 0  e RC
k
dt
Ansatz: Überlagerungssatz, Inhomogene DGL hat Lösung bestehend aus homogenem Anteil und
partikularer Lösung. Da Störterm Uq konstant ist, wird part. Lösung als Konstante k angesetzt

3A. Bestimmung der Konstanten aus Anfangsbedingungen

uc (t  0)  0 (Kondensator vollständig entladen )


1 1
 t  0  t
uinh (t )  uC 0  e RC
 k  0  uC 0  k  k  uC 0 uinh (t )  uC 0  e RC
 uC 0

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Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 102
4.3.4 Einschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis
R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Einschalt-
vorgang

Uq
3B. Bestimmung der Konstanten aus Endbedingungen
duc
iC (t   )  0  C  0  i (t )
dt
 Uq  R  i c (t )  uc (t )  Uq  uc (t )  0  uc ( t   )  U q
1
 t
uc (t   )  Uq  uC 0  e RC
 uC 0  uC 0  uC 0  Uq

1 1
4. Aufstellung der Lösung  t  t
uC (t )  uC 0  e RC
 uC 0  Uq (1  e RC
)

Fachbereich EIT
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 103
4.3.4 Einschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis
R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Einschalt-
vorgang

Uq
5. Skizze der Funktion uC(t)

uc(t)

Uq
 5 Nach 5 ist Einschaltvorgang beendet

99 %
V As
63 %   RC [  s]
A V
t

1 1
 t  t
uC (t )  Uq (1  e RC
)  Uq (1  e 
)

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Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 104
4.3.5 Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis

R C
i(t)
uR (t ) uC (t ) • Vor dem Ausschalten uC = Uq

Ausschalt-
vorgang

Uq

1. Aufstellen der Differentialgleichung

0  uR (t )  uC (t )  R  i c  uC
duc (t )
0  R C  uC (t ) Homogene DGL
dt
2. Allgemeine Lösung der DGL
duc (t )
0  R C  uC (t ) A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL
dt

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Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 105
4.3.5 Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Ausschalt-
vorgang

Uq

2A: Allgemeine Lösung für die homogene DGL

duc (t ) duc (t ) 1
0  R C  uC (t )   uC (t )
dt dt RC
Ansatz: Gesucht wird eine Funktion deren Ableitung wieder die Funktion ergibt multipliziert mit einer Konstanten,
Einzige Lösung: e-Funktion, aus Energieerhaltungsatz mit abklingendem Exponent

duc (t ) 1 1
uc (t )  uC 0  e  k t   k  uC 0  e  k t  k  uc (t )    uc ( t )  k
dt RC RC
Allgemeine homogene Lösung

1 1
 t  t V As
uh (t )  uC 0  e RC
 uC 0  e    RC [  s]
A V

Fachbereich EIT
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 106
4.3.5 Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Ausschalt-
vorgang

Uq

2B: Partikular- Lösung für die inhomogene DGL


1
duc (t )  t
0  R C  uC (t )  uC  uh  u p , up  0 uC (t )  uC 0  e RC
dt
Ansatz: Überlagerungssatz, Inhomogene DGL hat Lösung bestehend aus homogenem Anteil und
partikularer Lösung. Da Störterm =0 ist, ist partikulare Lösung = 0 und damit gilt homogene Lösung

3. Bestimmung der Konstanten aus Anfangsbedingungen

uc (t  0)  Uq (Kondensator vollständig geladen auf Uq)


1 1
 t  0  t
uC (t  0)  uC 0  e RC
 Uq  uC 0 uC 0  Uq uC (t )  Uq  e RC

Fachbereich EIT
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 107
4.3.5 Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Ausschalt-
vorgang

Uq

3. Da alle Konstanten bestimmt wurden Kontrolle der Endbedingungen


1
duc C  t
iC (t   )  i (t )  0  C  Uq   e RC
0
dt RC
 R  i c ( t )  uc ( t )  u c ( t )  0
1
 t
uc ( t   )  U q  e RC
0

1
4. Aufstellung der Lösung  t
uC (t )  Uq  e RC

Fachbereich EIT
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 108
4.3.5 Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis R C
i(t)
uR (t ) uC (t )

Ausschalt-
vorgang

Uq

5. Skizze der Funktion uC(t)


uC(t)

Uq

37 %

Fachbereich EIT
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes 109
4.3.6 Ein- und Ausschaltvorgänge - Kondensator im Gleichstromkreis

Aufladen Entladen

T2
T1
uab u2  uabe t 
tan

tab   RC
10%

u 2  u1(1  e t  )
Fachbereich ElT 110
Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
4.3.7 Schaltvorgänge in Netzwerken mit Wechselspannung

RL-Netzwerk an Wechselspannung

Zum Zeitpunkt t = 0 wird der Schalter S geschlossen. Die Speisequelle liefert eine Wechselspannung

uS  u R  u L
u s  sin t  u   R  i  L  di Inhomogene Differentialgleichung
dt
i (t )  i p (t )  ih (t )

Die Lösung setzt sich zusammen aus einer Lösung für den Eingeschwungenen Zustand ih(t) und einer Lösung für den
flüchtigen Vorgang ip(t).

Fachbereich ElT 111


Vorlesungsskript Grundlagen ET (EG2), Prof. Dr. J. Gerdes
4.3.7 Schaltvorgänge in Netzwerken mit Wechselspannung

RL-Netzwerk an Wechselspannung

i (t )  i p (t )  ih (t )

1. Partikuläre Lösung (eingeschwungener Zustand) 2. Homogene Lösung (flüchtiger Vorgang)


di
Z  R  j L 0  R  ih  L  h
dt
 Z  e j dih
  R  ih
dt L
Z  R 2   2 L2
f ( x)  e ax  R t
L try: ih  ic  e L
  arctan f '( x)  a  e ax
R

US u S  e ju u S j u   R
Ip    e  t R
Z Z  e j Z ic 
de L  t
  R  ic  e L
dt L correct
R
 t
u S  ih (t )  ic  e L
ip   sin t  u   
Z
3.
u S R
 t 4. v S R
 0
i (t )  i p (t )  ih (t )   sin t  u     ic  e L i (t  0)  0   sin   0  u     ic  e L
Z Z
v S
0   sin u     ic
Z
u S   t 
R v S
i (t )    sin t  u     sin u     e 
L  i    sin u    112
112
Fachbereich ElT c
Z
Z  
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4.3.7 Schaltvorgänge in Netzwerken mit Wechselspannung

RL-Netzwerk an Wechselspannung

Der Verlauf des Stromes ist vom


Einschaltzeitpunkt abhängig.

u S   t 
R
i (t )    sin t       sin      e L 
Z  

Fachbereich ElT 113


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