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Hochschule München Vorlesung Stahlbrückenbau

FK 02 Bauingenieurwesen Prof. Dr.--Ing. Christof Hausser

4. Werkstoffermüdung

4.1. Einführung

4.2. Abgrenzung und Begriffe


Auf einen Ermüdungsnachweis kann verzichtet werden für:
-- überwiegend statisch beanspruchte Konstruktionen
-- orthotrope Platten von Straßenbrücken die nach nach DIN--Fachbericht 103, Kap. IV ausgeführt werden
-- wenn die Spannungsschwingbreite begrenzt ist:
γ Ff Δσ ≤ 26∕γ Mf [N/mm2]
-- wenn die Zahl der Lastspiele begrenzt ist:
3

N ≤ 2 ⋅ 10 6  36∕γ Mf
γ Ff Δσ E,2

mit:
Δσ E,2 ... schadensäquivalente periodische Schwingbreite für 2 ⋅ 10 6 Lastspiele
Beim Ermüdungsnachweis darf die Streckgrenze nicht überschritten werden. Es gilt die Spannungsbe-
grenzungen:
Δσ ≤ 1, 5 ⋅ f y,k

Δτ ≤ 1, 5 ⋅ f y,k∕ 3
Für Ermüdungsnachweise sind die folgenden Sicherheitsbeiwerte anzusetzen:
γ Ff = 1, 0 für die Einwirkungen
Für Straßenbrücken gilt:
γ Mf = 1, 0 für sekundäre Bauteile (Bauteile, deren Versagen nicht zum Versagen der Brücke
führt)
γ Mf = 1, 15 für Haupttragelemente
Für Eisenbahnbrücken gilt:
γ Mf = 1, 35 für Haupttragteile
γ Mf = 1, 15 für Bauteile der Fahrbahnkonstruktion wie Fahrbahnblech, Längsrippen, Querträger

4.3. Nachweis der Ermüdungsfestigkeit


Der Nachweis der Ermüdungsfestigkeit lautet:
γ Ff Δσ E,2 ≤ Δσ C∕γMf
bzw. bei Schubbeanspruchung:
γ Ff Δτ E,2 ≤ Δτ C∕γMf
mit den Faktoren:
Δσ E,2 = λ Φ 2 Δσ P Grenzwert der Ermüdungsfestigkeit bei 2 ⋅ 10 6 Lastwechseln

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1, 0 für Straßenbrücken
Φ 2 = s. [B101 − IV, Abs.6.4.3.2] für Eisenbahnbrücken

Δσ P = | σ P,max − σ P,min | vorhandene Spannungsschwingbreite


λ = λ 1 ⋅ λ 2 ⋅ λ3 ⋅ λ4 ≤ λ max Anpassungsbeiwert für s. Abs. 4.4.
Δσ C aufnehmbare Spannungsschwingbreite nach der Kerbfalltabelle [103/Tab--II.L1--9]

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4.4. Anpassungsbeiwert λ
4.4.1. Straßenbrücken
Der Faktor λ = λ 1 ⋅ λ 2 ⋅ λ3 ⋅ λ4 ≤ λ max setzt sich aus folgenden Einzelfaktoren zusammen:
a) Spannweitenbeiwert λ 1

für Feldmomente für Stützmomente


Als Stützweite gilt im Feldbereich die Spannweite des Einfeld-- oder Mehrfeldträgers. Im Stützbereich
das Mittel der angrenzenden Stützweiten.
b) Verkehrsstärkenbeiwert λ 2
1∕5
Q
λ 2 = m1
NObs
Q0 N0
 
mit:
N Obs ... zu erwartende Zahl von LKW pro Jahr in den Schwerlaststreifen nach [101/Tab.4.5]
N 0 = 0, 5 ⋅ 10 6
Q 0 = 480 kN

⎧ niQ5i ⎫ 1∕5

Q m1 =⎪ ⎪ durchschnittliches Gesamtgewicht der LKW (Festlegung durch Behörde)


⎩  ni ⎭
c) Lebensdauerbeiwert λ 3
λ 3 = (t nd∕100) 1∕5
mit:
t nd ... Bemessungsnutzungsdauer (Festlegung erfolgt durch die Behörde)
d) Spurbeiwert λ 4
1∕5

λ 4 =⎪1 + 
N 2 η 2Qm2
5
N k η kQ mk ⎤
5
 +  + N1 η1Qm1 ⎪⎦
⎣ N 1 η1Qm1
mit folgenden von den Behörden festgelegten Faktoren:

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k ... Anzahl der Schwerlastspuren


Ni ... Anzahl der LKW pro Jahr pro Spur i
Qmi ... durchschnittliches Gesamtgewicht der LKW in Spur i
ηi ... Einflußlinie der maßgebenden Schnittgröße durch Belastung in der Mitte von Spur i
e) Beiwert der Dauerfestigkeit λ max

für den Feldbereich für den Stützbereich


4.4.2. Eisenbahnbrücken
Der Faktor λ = λ 1 ⋅ λ 2 ⋅ λ3 ⋅ λ4 ≤ λ max setzt sich aus folgenden Einzelfaktoren zusammen:
a) Spannweitenbeiwert λ 1
Der Spannweitenbeiwert λ 1 wird in Abhängigkeit der Brückenspannweite mit Hilfe der Tabellen
[103/Tab.II--9.3] für Zugtypen nach Fachbericht 101 ermittelt.

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b) Beiwert λ 2 zur Berücksichtigung des Verkehrsaufkommens nach [103/Tab.II--9.6]

c) Beiwert λ 3 zur Berücksichtigung der Bauwerkslebensdauer nach [103/Tab.II--9.7]

d) Beiwert λ 4 zur Berücksichtigung der Belastung auf mehrern Spuren nach [103/Tab.II--9.8]

e) Der Faktor λ ist nach oben begrenzt:


λ max ≤ 1, 4

4.5. Weitere Regelungen


a) Wird ein Bauteil sowohl durch zwei Belastungsarten belastet, z.B. durch globale Belastung eines
Hauptträgers und zusätzliche lokale Belastung durch eine Deckenplatte, so ist die resultierende Beanspru-
chung wie folgt zu ermitteln:
Δσ E,2 = λ locΦ loc Δσloc + λ gloΦglo Δσ glo
b) Der Einfluß der Wanddicke ist bei Blechstärken mit t > 25 mm zu berücksichtigen, falls eine Schweiß-
naht quer zur Beanspruchungrichtung verläuft:
0,25
Δσ E,2,t = Δσ E,2 25
t
 
c) Bei gleichzeitig auftretender Längs-- und Schubbenaspruchung ist deren kombinierte Wirkung durch
folgenden Nachweis zu berücksichtigen:
3 5

 γ Ff ⋅ Δσ E,2
ΔσC∕γ Mf
  +
γ Ff ⋅ Δτ E,2
Δσ C∕γ Mf
 ≤ 1, 0

Der Nachweis kann entfallen für:


Δτ E,2 ≤ 0, 15 ⋅ Δσ E,2

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5. Gebrauchstauglichkeit
Die Berechnungen im Grenzzstand der Gebrauchstauglichkeit (GZG) werden linear elastisch mit Brutto-
querschnittsgrößen durchgeführt, wobei die mitwirkenden Breiten nach [103/Kap.III] zu berücksichtigen
sind.

5.1. Spannungsbegrenzung
Die Spannungen in allen Bauteilen infolge charakteristischer Lastkombinationen sind wie folgt zu be-
grenzen:
fy
σ Ed.ser ≤ γ Der Index ser steht für Serviceability.
M,ser

fy
τ Ed.ser ≤
3 γ
M,ser

fy
σ2Ed.ser + 3τ2Ed,ser ≤ γM,ser
mit:
γ M,ser = 1, 0
Damit sollen auch bei Querschnitten der Klassen 1 und 2 unter charakteristischen Lasten keine plasti-
schen Verformungen auftreten. Für Querschnitte der Klassen 3 und 4 kann der Nachweis entfallen, da er
nicht maßgebend wird.

5.2. Stegblechatmen
Unter Stegblechatmen wird eine unter dynamischer Beanspruchung auftretende Verformung senkrecht
zur Blechebene verstanden. Diese Verformung tritt unterhalb der kritischen Beullast auf und kann zu Er-
müdungsschäden führen. Der Nachweis zur Begrenzung des Stegblechatmens lautet:

 σ x,Ed,ser
kσ σE
2
 + 1, 1 τk τ  ≤ 1, 15
Ed,ser
τ E
2

mit:
2
σE = π 2E t
12(1 − ν 2) b p
  = 189800
(b ∕t)
[N/mm ]
p
2
2

b p = min(a, b)
kσ ... nach [103/Tab.III--4.1]
kτ ... nach [103/III--A.3]
Der Nachweis kann entfallen für:
b∕t ≤ 30 + 4, 0 ⋅ L ≤ 300 für Straßenbrücken
b∕t ≤ 55 + 3, 3 ⋅ L ≤ 250 für Eisenbahnbrücken

5.3. Verformungen
Allgemein sind die Verformungen von Brücken im GZG so zu begrenzen, dass
-- das vorgeschriebene Lichtraumprofil eingehalten wird

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-- die Entwässerung der Brücke gewährleistet bleibt


-- keine Risse im Deckasphalt entstehen
-- keine Stoßbelastungen infolge abrupter Steifigkeitssprünge entstehen
Um den optischen Eindruck eines Durchhängens der Brücke zu vermeiden, sollte eine Überhöhung vor-
gesehen werden. Für die Festlegung der Überhöhung sollte die quasi--ständige Einwirkungskombination
zugrunde gelegt werden.
Um Resonanzeffekte zu vermeiden, muss nach [101/Abs.IV--6.4.3.1] die Eigenfrequenz n0 der Brücke
zwischen einer oberen und einer unteren Grenze liegen.

In [101/Anh.G3] sind detaillierte Angaben über maximale Verformungen von Eisenbahnbrücken angege-
ben, z.B. Grenzwerte für die Vertikalen Verformungen [101/Abb.G.3]:

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