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Empa

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CH-8600 Dübendorf
Materials Science & Technology
T +41 44 823 55 11
F +41 44 821 62 44
www.empa.ch

AWEL
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft
Abteilung Gewässerschutz
Weinbergstrasse 17
8090 Zürich

Prüfbericht Nr. 439’327

Prüfauftrag: Beurteilung Normenvergleich


Auftraggeber: AWEL, 8090 Zürich
Prüfobjekt: -
Kundenreferenz: Hans Häusermann
Ihr Auftrag vom: 14. Juli 2005
Eingang des Prüfobjektes: -
Ausführung der Prüfung: -
Anzahl Seiten: 10
Beilagen: -

Bitte beachten:
Die rechtsgültige Fassung dieses Prüfberichtes
ist die unterzeichnete Papierversion!

Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt


Dübendorf, 31. August 2005

Prüfleiter: Abteilungsleiter:
Sig. Christoph Czaderski Sig. Prof. Dr. Masoud Motavalli

Anmerkung: Die Untersuchungsergebnisse haben nur Gültigkeit für das geprüfte Objekt. Das Verwenden des Berichtes zu Werbezwecken,
der blosse Hinweis darauf sowie auszugsweises Veröffentlichen bedürfen der Genehmigung der Empa (vgl. Merkblatt). Bericht
und Unterlagen werden 10 Jahre archiviert.
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Auftraggeber: AWEL, 8090 Zürich Bericht-Nr. 439’327

1 Auftrag
Die Firma Hunziker hat einen Vergleich der alten und neuen Betonnormen in Bezug auf
Minimalbewehrung von Güllebehältern durchgeführt.
Die Empa erhielt den Auftrag diesen Vergleich zu beurteilen.

2 Referenzen
[1] Mitteilungen zum Gewässerschutz Nr. 12 (1993), Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft,
3003 Bern
[2] SIA Norm 162 (1989), Teilrevision 1993
[3] SIA Heft Nr. 22, 27.5.1993, „Norm SIA 162, Teilrevision“
[4] SIA Norm 262 (2003)
[5] SIA Dokumentation D 0182 „Betonbau, Einführung in die Norm SIA 262“

Mitteilungen zum Gewässerschutz Nr. 12 (1993):


Auszug aus Seite 5:

Auszug aus Seite 6:


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3 SIA Norm 262 (2003)


Auszüge aus der Norm:
4.4.2.2.3 Bezüglich Rissbildung wird unterschieden zwischen normalen, erhöhten und hohen
Anforderungen.
4.4.2.2.4 Normale Anforderungen genügen, wenn Risse toleriert und keine besonderen Ansprüche an
die Dichtigkeit und das Aussehen gestellt werden.
4.4.2.2.5 Erhöhte Anforderungen werden gestellt, wenn besondere Ansprüche an die
Funktionstüchtigkeit und das Aussehen bestehen und eine gute Rissverteilung angestrebt
wird.
4.4.2.2.6 Hohe Anforderungen werden gestellt, wenn eine Begrenzung der Rissbreiten für quasi-
ständige und häufige Lastfälle erwünscht ist.

4.4.2.3.3 Die Bemessung der Mindestbewehrung erfolgt für die gemäss Ziffer 4.4.2.2.3 gewählten
Anforderungen durch die Begrenzung der Stahlspannungen auf zulässige Werte.
4.4.2.3.4 In Tabelle 16 sind Ziele, Einwirkungen und Anforderungen aufgeführt. Die zulässigen
Spannungen können Figur 31 entnommen werden.

Gemäss [5] entsprechen die Kurven A, B und C in Figur 31 theoretischen Rissweiten von 0.7, 0.5 und 0.2
mm.

Tabelle 16:

Anforderungen
Ziel
normal erhöht hoch

Verhindern spröden Versagens beim Erreichen


1 A A A
von fctd

Begrenzung der Rissbreiten unter aufge-


2 zwungenen oder behinderten Verformungen A B C
(beim Erreichen von fctd)

Begrenzen der Rissbreiten für quasi-ständige


3 - - C
Lastfälle gemäss Norm SIA 260

Begrenzen der Rissbreiten für häufige Lastfälle


4 - fsd - 80 fsd - 80
gemäss Norm SIA 260

Ziel 1: Verhinderung plötzliche und unkontrollierte Rissöffnung bei Erstrissbildung


Ziel 2: Rissbreitenbegrenzung bei aufgezwungenen oder behinderten Verformungen
Ziel 3: Rissbreitenbegrenzung bei ständigen Einwirkungen
Ziel 4: Verhinderung der Plastifizierung des Bauwerks unter Gebrauchslasten
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normale Anforderungen:
Verhindern sprödes Versagen
Rissebeschränkung unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (Kurve A)

erhöhte Anforderungen:
Verhindern sprödes Versagen
Rissebeschränkung unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (Kurve B)
Verhindern Plastifizierung unter häufigen Lasten im Gebrauchszustand

hohe Anforderungen:
Verhindern sprödes Versagen
Rissebeschränkung unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (Kurve C)
Verhindern Plastifizierung unter häufigen Lasten im Gebrauchszustand
Rissbreitenbeschränkung unter quasi-ständigen Lasten (Kurve C)

Für ein Bauwerk, das dicht sein muss, kommt also nur „hohe Anforderungen“ in Frage, da nur hier eine
Rissbreitenbeschränkung unter quasi-ständigen Lasten vorkommt. Bei „erhöhten Anforderungen“ wird nur
ein Fliessen der Bewehrung im Gebrauchszustand verhindert, was unter Umständen grosse Rissweiten
zur Folge haben kann.
Von Fall zu Fall muss der Ingenieur festlegen, ob er aufgezwungene oder behinderte Verformungen
erwartet.

Beispiel 1:
- Wandstärke 250mm
- Beton C25/30
- Stababstand 150mm
- Annahme der Beanspruchung: Schwinden vorhanden und ständige Temperaturdifferenz (Winter-
Sommer) von 5°C in der Wand (reiner Zug)

normale Anforderungen
Ziel 1: Verhindern spröden Versagens beim Erreichen von fctd
fctd=1/(1+0.5*t)*fctm, Formel (83) und (84)
fctd=1/(1+0.5*0.25)*2.6=2.31N/mm2
As,min=fctd*Act/ s,adm
2
As,min=2.31*250*1000/435=1328mm /m

Ziel 2: Begrenzen der Rissbreiten unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (beim
Erreichen von fctd)
Schwinden vorhanden:
As,min=fctd*Act/ s,adm

As,min=2.31*250*1000/435=1328mm2/m
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Ziel 3: Begrenzung der Rissbreiten für quasi-ständige Lastfälle gemäss Norm SIA 260
Keine Vorgaben für die Gebrauchstauglichkeit.

Ziel 4: Verhinderung der Stahl-Plastifizierung unter Gebrauchslasten


Keine Vorgaben für die Gebrauchstauglichkeit.

erhöhte Anforderungen
Ziel 1: Verhindern spröden Versagens beim Erreichen von fctd
As,min=fctd*Act/ s,adm
2
As,min=2.31*250*1000/435=1328mm /m

Ziel 2: Begrenzen der Rissbreiten unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (beim
Erreichen von fctd)
Schwinden vorhanden:
As,min=fctd*Act/ s,adm

As,min=2.31*250*1000/400=1444mm2/m

Ziel 3: Begrenzung der Rissbreiten für quasi-ständige Lastfälle gemäss Norm SIA 260
Keine Vorgaben für die Gebrauchstauglichkeit.

Ziel 4: Verhinderung der Stahl-Plastifizierung unter Gebrauchslasten


As= T* *Ec*Act/ s,adm

As=5*10*10 *30’000*250*1000/355=1056mm2/m
-6

hohe Anforderungen
Ziel 1: Verhindern spröden Versagens beim Erreichen von fctd
As,min=fctd*Act/ s,adm

As,min=2.31*250*1000/435=1328mm2/m

Ziel 2: Begrenzen der Rissbreiten unter aufgezwungenen oder behinderten Verformungen (beim
Erreichen von fctd)
Schwinden vorhanden:
As,min=fctd*Act/ s,adm

As,min=2.31*250*1000/220=2626mm2/m

Ziel 3: Begrenzung der Rissbreiten für quasi-ständige Lastfälle gemäss Norm SIA 260
- Temperaturdifferenz von 5°C (reiner Zug)
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As= T* *Ec*Act/ s,adm


-6 2
As=5*10*10 *30’000*250*1000/220=1705mm /m

Ziel 4: Verhinderung der Stahl-Plastifizierung unter Gebrauchslasten


As= T* *Ec*Act/ s,adm

As=5*10*10 *30’000*250*1000/355=1056mm2/m
-6

Massgebend ist jeweils der höchste erforderliche Bewehrungsquerschnitt.

4 SIA Norm 162 (1989), Teilrevision 1993


Auszüge aus der Norm:
3 33 31 Bei normalen Anforderungen kann die Rissbildung durch konstruktive Massnahmen und
zweckmässige Anordnung der Bewehrung gezielt beeinflusst werden. In Bereichen, in denen
klaffende Risse zu erwarten sind, kann die Rissbreite durch Anordnung der
Mindestbewehrung gemäss Ziffer 3 33 4 begrenzt werden.
3 33 32 Bei erhöhten Anforderungen ist die Mindestbewehrung gemäss Ziffer 3 33 4 anzuordnen, und
zusätzlich ist ein Nachweis gemäss Ziffer 3 33 57 erforderlich.
3 33 33 Bei hohen Anforderungen ist ein Nachweis gemäss Ziffer 3 33 5 erforderlich, und die
Mindestbewehrung gemäss Ziffer 3 33 4 ist für die erforderliche Rissbreitenbeschränkung um
mindestens 30% zu erhöhen.

3 33 4 Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreiten


3 33 41 Die Mindestbewehrung ist so zu bemessen, dass sie in der Lage ist, mit der Fliesszugkraft
die bei der Rissbildung freigesetzte Betonzugkraft aufzunehmen. Zudem soll erreicht werden,
dass die Rissbreiten infolge behinderter bzw. aufgezwungener Veformungen und
Eigenspannungen begrenzt bleiben. Die konstruktive Mindestbewehrung ist in Kapitel 4
angegeben.
3 33 42 Die Mindestbewehrung bei Platten und Wänden von weniger als 1 m Dicke beträgt:
f ct A ct
A s, min
fy
= Beiwert für die Berücksichtigung des Einflusses der Stababstände gemäss Tabelle 7
= Beiwert für die Berechnung der Zugkräfte in der Zugzone des Betonquerschnitts unter
Berücksichtigung der Spannungsverteilung gemäss Figur 18
fct = Rechenwert der Betonzugfestigkeit gemäss Tabelle 6
Act = massgebende Zugzone des Betonquerschnitts im ungerissenen Zustand gemäss Figur
18
fy = Rechenwert der Fliessgrenze des Betonstahls, jedoch nicht grösser als 460 N/mm2

3 33 5 Begrenzung der Risse infolge von Lasten bei hohen Anforderungen


3 33 51 Der Rissnachweis bei Lastbeanspruchungen stützt sich auf die Begrenzung der
Stahlspannungen im Rissquerschnitt.
3 33 52 Die Stahlspannungen (…) werden aus den Schnittkräften infolge der Einwirkungen gemäss
Norm SIA 160 ermittelt. Normalerweise müssen die behinderten bzw. aufgezwungenen
Verformungen nicht berücksichtigt werden, ausser in speziellen Fällen, z.B. bei
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aufgezwungenen Auslenkungen von Brückenstützen, unterschiedlichen Stützensenkungen,


behinderten Verformungen aus Vorspannung u.a.
3 33 53 Die vorhandenen Spannungen (…) dürfen nicht grösser sein als die in Figur 20
zugegebenen, zulässigen Spannungen: …
3 33 57 Die vorhandenen Spannungen unter den Eigenlasten des Tragwerkes, der ständigen
Einwirkungen und einer Kurzzeit-Einwirkung gemäss SIA 160 dürfen nicht grösser sein als
die nachfolgend angegebenen zulässigen Spannungen. Dabei müssen die Einflüsse infolge
der aufgezwungenen bzw. behinderten Verformungen nicht berücksichtigt werden. …

SIA 162 (1993) dargestellt wie Tabelle 16 der SIA 262 (2003):

Anforderungen
Ziel
normal erhöht hoch

f ct A ct f ct A ct f ct A ct
1 Fliesszugkraft = Betonzugkraft (3 33 41) A s, min A s, min A s, min
fy fy fy

Rissbreitenbeschränkung infolge
f ct A ct Für spezielle
behinderter bzw. aufgezwungener A s, min
2 fy - Fälle: Figur 20,
Verformungen und Eigenspannungen
und As 1.3 As,min
(3 33 41 und 3 33 52)
Limitierung der zulässigen Stahlspann-
Figur 20 und
3 ungen aus Eigenlasten und ständigen - -
As 1.3 As,min
Lasten zur Rissweitenbegrenz. (3 33 53)
Limitierung der zulässigen
s 0.95fy-100
Stahlspannungen aus Eigenlasten, s 0.95fy-100
4 - MPa und
ständigen und Kurzzeit-Einwirkungen (3 MPa
As 1.3 As,min
33 57)

Ziel 1: Verhinderung plötzliche und unkontrollierte Rissöffnung bei Erstrissbildung


Ziel 2: Rissbreitenbegrenzung bei aufgezwungenen oder behinderten Verformungen
Ziel 3: Rissbreitenbegrenzung bei ständigen Einwirkungen
Ziel 4: Verhinderung der Plastifizierung des Bauwerks unter Gebrauchslasten

Der Gebrauchstauglichkeitsnachweis umfasst also nicht nur die Festlegung einer Minimalbewehrung,
sondern auch Spannungsnachweise. Siehe Tabelle oben. Die Begrenzung der Rissweiten infolge von
Lasten bei hohen Anforderungen nach 3 33 5 bezieht sich auf eine theoretische mittlere Rissweite von
0.15 mm und maximale Rissweiten von etwa 0.25 mm (siehe Referenz [3]).

Es kann also festgestellt werden, dass die Konzepte der alten und der neuen Norm sehr ähnlich sind, d.h.
bei „normalen Anforderungen“ sprödes Verhalten verhindern, bei „erhöhten Anforderungen“ fliessen der
Bewehrung im Gebrauchszustand verhindern und bei „hohen Anforderungen“ die Rissbreiten
beschränken.
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Beispiel:
- Wandstärke 250mm
- Beton B35/25
- Stababstand 150mm
- Annahme der Beanspruchung: Schwinden vorhanden und ständige Temperaturdifferenz (Winter-
Sommer) von 5°C in der Wand (reiner Zug)

normale Anforderungen
As,min= * *fct*Act/fy
As,min=1.1*0.85*2.5*250*1000/460=1270mm2/m
Temperaturdifferenz: kein Nachweis für Gebrauchstauglichkeit

erhöhte Anforderungen
As,min= * *fct*Act/fy
2
As,min=1.1*0.85*2.5*250*1000/460=1270mm /m

As= T* *Ec*Act/ s,adm

As=5*10*10 *30’000*250*1000/337=1113mm2/m
-6

hohe Anforderungen
As,min= * *fct*Act/fy
2
As,min=1.1*0.85*2.5*250*1000/460=1270mm /m

30% Erhöhung der normalen Minimalbewehrung:


As,min=1.3* * *fct*Act/fy
As,min=1.3*1.1*0.85*2.5*250*1000/460=1651mm2/m

Schwinden:
2
As=1.1*0.85*2.5*250*1000/150=3896mm /m

Temperatur:
As= T* *Ec*Act/ s,adm

As=5*10*10 *30’000*250*1000/150=2500mm2/m
-6

Massgebend ist jeweils der höchste erforderliche Bewehrungsquerschnitt.


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5 Zusammenstellung des Beispiels


Massgebende Bewehrung für obiges Beispiel
2
mm /m Anforderungen

Norm Ziel normal erhöht hoch

SIA 262 (2003) 1 1328 1328 1328

2 1328 1444 2626

3 - - 1705

4 - 1056 1056

massgebend 1328 1444 2626

SIA 162 (1993) 1 1270 1270 1270

2 1270 - 3896

3 - - 2500

4 - 1113 1113

massgebend 1270 1270 3896

Es muss bemerkt werden, dass je nachdem welche Beanspruchungen (Schwinden, Temperatur, Druck
aus Gülle usw.) vorhanden ist, andere Bewehrungsgehalte resultieren und somit der Vergleich anders
ausfällt.
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6 Zusammenfassung
Bei einem Vergleich der beiden Normen muss das ganze Konzept verglichen werden, d.h. nicht nur die
sogenannte Minimalbewehrung sondern auch alle Spannungsnachweise. Ein Vergleich ist schwierig, da je
nach Fall andere Bewehrungsgehalte resultieren. Der Ingenieur muss z.B. folgende Fälle und deren
Relevanz für sein Bauwerk beurteilen:
Ursachen von Rissen (nach SIA 262 Art. 4.4.2.1.1):
Zu rasches Austrocknen des Betons
Temperatureinwirkung, z.B. aus Hydratationswärme
Schwinden
Lasteinwirkung (z.B. Druck aus der Gülle)
Aufgezwungene oder behinderte Verformungen (z.B. Setzungsdifferenzen)
Frosteinwirkung
Der Ingenieur muss entscheiden, ob er z.B. behinderte Verformungen aus Setzungsdifferenzen oder
Schwinden in seinem Bauwerk erwartet oder nicht. Schwinden kann z.B. mit entsprechenden
Massnahmen wie Etappierung und/oder Nachbehandlung verringert oder ev. sogar verhindert werden.
Aufgrund von diesen Festlegungen muss dann die Bewehrung berechnet werden.
Grundsätzlich haben beide Normen ein ähnliches Konzept d.h. bei „normalen Anforderungen“ sprödes
Verhalten verhindern, bei „erhöhten Anforderungen“ fliessen der Bewehrung im Gebrauchszustand
verhindern und bei „hohen Anforderungen“ die Rissbreiten beschränken. Die Figuren mit den
Spannungsbegrenzungen und die Materialkennwerte haben leicht geändert. Es sollten somit bei gleicher
Anwendung der beiden Normen auch ähnliche Bewehrungsgehalte resultieren. Wegen der vielen
möglichen Fälle macht ein Vergleich der Bewehrungsgehalte wenig Sinn.
Der Vergleich der Minimalbewehrung im Bericht Hunziker ist unvollständig, da die Spannungsnachweise
nur erwähnt und nicht durchgeführt wurden. Es müsste die am Schluss der Bemessung resultierende
Bewehrung miteinander verglichen werden. Die Aussage im Bericht (z.B. Seite 13), dass Zwang keine
Last ist und deshalb der Nachweis entfällt, ist nicht richtig, da Zwang z.B. aus Temperatur auch als Last
interpretiert werden kann.
Die zugrunde liegenden theoretischen Rissweiten von Figur 20 der SIA 162 (1993) und von Figur 31 der
SIA 262 (2003) ist etwa gleich gross für die „hohe Anforderung“. Es besteht deshalb keine Veranlassung
die „hohe Anforderung“ herabzusetzen (z.B. auf erhöht). Auch muss festgehalten werden, dass für ein
Bauwerk, das dicht sein muss, nur „hohe Anforderungen“ in Frage kommt, da nur hier eine
Rissbreitenbeschränkung unter quasi-ständigen Lasten vorkommt. Bei „erhöhten Anforderungen“ wird nur
ein Fliessen der Bewehrung im Gebrauchszustand verhindert, was unter Umständen grosse Rissweiten
zur Folge haben kann.

7 Empfehlung
Gemäss Buwal-Richtlinie [1] müssen die Bauwerke nach dem neueste Stand der Technik geplant werden,
siehe Auszug auf Seite 2. Dies ist heute die Norm SIA 262 (2003), d.h. bereits heute muss somit gemäss
Buwal-Richtlinie mit der neuen SIA gearbeitet werden! Auf der Seite 6 wird noch auf die alten SIA Normen
hingewiesen. Falls das Dokument schweizweit neu herausgegeben wird, müssten entsprechende
Anpassungen, mit Hinweis auf die neuen Normen, vorgenommen werden.
Die Buwal-Richlinie [1] sollte, bis eine neue angepasste Version verfügbar ist, weiter benutzt werden.
Neben der richtigen Planung und Bemessung der Güllebehälter muss den ausführungstechnischen
Massnahmen (Betontechnologie wie z.B. Betonrezeptur, Nachbehandlung, Betonieretappen usw.)
höchste Aufmerksamkeit geschenkt werden, damit das Ziel, ein dichtes Bauwerk zu erhalten, erreicht
wird. Siehe dazu den Artikel „Damit die Gülle in der Grube bleibt“ von Hanspeter Olbrecht (Empa) in der
Zeitschrift Die Grüne 50/99.

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