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Fakultät für Maschinenbau

Institut: Product and Service Engineering


Lehrstuhl für Produktentwicklung
Prof. Dr.-Ing. B. Bender

Konstruktionstechnik B für MB - SoSe 2023


Lösung Hörsaalübung 6 - Auslegung von Schraubenfedern
Die Berechnungen erfolgen nach DIN EN 13906-1 – Zylindrische Schraubenfedern aus runden Drähten
und Stäben, Teil 1: Druckfedern sowie Kapitel 5 des Lehrbuchs Steinhilper/Sauer. Wenn in dieser
Lösung von „Norm“ gesprochen wird, ist DIN EN 13906-1 gemeint. Diese Lösung enthält den Rechenweg
für die in der Aufgabenstellung gegebenen Randbedingungen. Für die Klausur sollten Sie im Stande
sein, Schraubenfedern für die anderen in Norm DIN EN 13906-1 abgedeckten Randbedingungen ebenso
lösen zu können. Setzen Sie sich zur Klausurvorbereitung mit den Inhalten der Norm auseinander und
üben Sie die Berechnung für die darin abgedeckten Fälle.

Aufgabenteil a)
Für die Bestimmung der Federkonstante c einer Schraubenfeder wird der mittlere Durchmesser Dm , der
Drahtdurchmesser d, der Schubmodul G des Federmaterials sowie die Anzahl der federnden Windungen
n benötigt.

Anzahl der federnden Windungen n


Die Anzahl der federnden Windungen ist abhängig ob der Federstahl warm- oder kalt geformt wurde.
Zur Berechnung wird die Gesamtwindungsanzahl nges benötigt. Für kaltgeformte Stähle ergibt sich
mithilfe von Formel (12) in der Norm bzw. 5.108 im Lehrbuch:

n = nges − 2 = 10 − 2 = 8 (1)

Für warmgeformte Stähle gilt: n = nges − 1, 5 (Formel (13) in Norm)

Mitteldurchmesser Dm
Der mittlere Durchmesser Dm ist der Durchmesser, der zwischen dem Innendurchmesser Di und dem
Außendurchmesser Da liegt. Mit den gegeben Geometriewerten wird dieser wie folgt berechnet:
Da + Di
Dm = = Da − d = 16 mm − 3,5 mm = 12,5 mm (2)
2
N. B. (nota bene, lat. für „bemerke“): Korrekter wäre es den Durchmesser mithilfe des Steigungswinkel
αw zu berechnen. Die rechnerischen Unterschiede sind hier jedoch zu vernachlässigen)

Schubmodul G
Da Schraubenfedern durch die Torsionsbelastung hauptsächlich mit Schubspannungen beansprucht
werden, wird der Schubmodul G benötigt. Dieser lässt sich mithilfe der Querkontraktionszahl ν be-
rechnen. Für Stahl ergibt sich mit ν = 0, 3:
1 1
G= ·E = · 210 000 MPa = 80 769,23 MPa (3)
2 · (1 + ν) 2 · (1 + 0, 3)

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Federkonstante c
Da beide Federn gleiche Geometrie sowie gleiches Material aufweisen, lassen sich beide Federkonstanten
wie folgt mithilfe von Formel 5.106 aus dem Lehrbuch bzw. Formel (6) in der Norm berechnen:

c1 = c2 (4)
(G ·d4 ) 80 769,23 MPa · (3,5 mm)4
c1 = 3 = = 96,96 N/mm (5)
8 · (Dm ) · n 8 · (12,5 mm)3 · 8

Parallelschaltung der beiden Federn


Bei parallel geschalteten Federn teilt sich die Belastung auf beide Federn auf, die Verschiebung ist die
gleiche. Werden Federn in Reihe geschaltet erfährt jede Feder die gleiche Kraft, die Verschiebung ist
jedoch bei den Federn nicht gleich.

Allgemein errechnet sich die Gesamtsteifigkeit cges in Parallelschaltung mit:


n
X
cges = ci (6)
i=1

Und bei in Reihe geschalteten Federn mit:


n
1 X 1
= (7)
cges ci
i=1

In der Aufgabe sind die beiden Federn in einer Parallelschaltung verbaut und somit ergibt sich:

cges = c1 + c2 = 96,96 N/mm + 96,96 N/mm = 193,93 N/mm (8)

Aufgabenteil b)
Die Federn werden im ersten Zustand nur durch das Eigengewicht der Platte belastet. Im Messzustand
werden sie zusätzlich durch die Gewichtskraft der Probe belastet. Bei Federn mit linearen Kennlinien
gilt allgemein das Hook’sche Gesetz, bei dem die Federkraft F proportional mit der Verformung x
ansteigt:

F =c·x (9)

Minimale Belastung (Zustand 1)


Die Gewichtskraft errechnet sich wie folgt:

Fmin = FZustand1 = m1 · g = 10 kg · 9,81 m/s2 = 98,1 N (10)

Und die daraus resultierende Verformung:


Fmin 98,1 N
xmin = x1 = = = 0,51 mm (11)
cges 193,93 N/mm

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Alternativ kann auch mit der halben Gewichtskraft und der einzelnen Federkonstante gerechnet werden:
Fmin
xmin = = 0,51 mm.
2 · c1

Maximale Belastung (Zustand 2)


Gewichtskraft:

Fmax = FZustand2 = (m1 + m2 ) · g = (10 kg + 40 kg) · 9,81 m/s2 = 490,5 N (12)

Verformung:
Fmax 490,5 N
xmax = x2 = = = 2,53 mm (13)
cges 193,93 N/mm

Fmax
Alternativ: xmax = = 2,53 mm.
2 · c1

Blocklänge
Die Blocklänge Lc ist die Länge, auf die die Feder zusammengedrückt werden kann, bis die Windungen
auf „block“ gehen und die Feder „blockiert“. Für angelegte, bearbeitete (geschliffene) Federenden lässt
sich die Blocklänge mit Formel (15) aus der Norm berechnen:

Lc = nges · d = 10 · 3,5 mm = 35 mm (14)

Alle weiteren Fälle lassen sich mit den Berechnungsvorschriften im Abschnitt 9.10 in der Norm be-
stimmen (nt bezeichnet in der Norm nges ).

Mindestabstand sa
Zwischen den einzelnen Windungen muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Aus der Summe
dieser ergibt sich der Mindestabstand sa , welcher zusammen mit der Blocklänge die Mindestlänge einer
unbelasteten Feder ergibt.
Für kaltgeformte Federn errechnet sich dieser Abstand mit Formel (14a) in der Norm bzw. 5.110 im
Lehrbuch zu:
Dm 2 (12,5 mm)2
   
sa = n · 0, 0015 · + 0, 1 · d = 8 · 0, 0015 · + 0, 1 · 3,5 mm = 3,34 mm (15)
d 3,5 mm

Für warmgeformte Federn findet sich die Berechnungsvorschrift bei Formel (14b) in der Norm bzw. in
Formel 5.111 im Lehrbuch.
N. B.: In Norm wird angemerkt, dass sa im Fall dynamisch beanspruchter Federn um 1, 5 bis 2 mal
größer sein sollte. Dies wird hier vernachlässigt, da keine „richtige“ dynamische Belastung vorherrscht.

Mindestlänge der Feder


Die Mindestlänge einer belasteten Feder ergibt sich aus der Summe der Blocklänge, des Sicherheitsab-
standes und der maximal im Betrieb auftretenden Verformung.

L0min = sa + Lc + x2 = 3,34 mm + 35 mm + 2,53 mm = 40,87 mm (16)

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Neben der Mindestlänge gibt es auch eine maximale Länge, die eine Feder nicht überschreiten sollte
(Euler Knickung). Hier sei auf Abschnitt 9.14 in der Norm bzw. Kapitel 5.4.2.4 im Lehrbuch verwiesen.

Aufgabenteil c)
Zulässige Schubspannung bei Blocklänge
Die zulässige Schubspannung für kaltgeformte Federn ergibt sich nach der Norm mithilfe der Zugfes-
tigkeit in Abschnitt 10.1.1 zu:

τzul = 0, 56 · Rm = 0, 56 · 1000 MPa = 560 MPa (17)

(Bei warmgeformten Federn siehe Abschnitt 10.1.2 in Norm)

Schubspannung (Allgemein)
Eine zentral angreifende Kraft erzeugt mit dem mittleren Durchmesser ein Drehmoment, das um die
Drahtachse wirkt. Unter Vernachlässigung des Steigungswinkel αw ergibt sich hieraus die Schubspan-
nung im Drahtquerschnitt zu:
Dm
Mt 2 ·F 8 · F · Dm
τt = ≈ π·d3
= (18)
Wt π · d3
16

Nun lässt sich hiermit für beide Zustände die wirkende Schubspannung ermitteln. Die Schubspannung
im ersten Zustand wird mit Unterspannung, die im zweiten Zustand mit Oberspannung bezeichnet und
ergibt sich aus der jeweils wirkenden Belastung.

Fmin
Unterspannung mit 2

Für die Berechnung der Spannung wird jede Feder einzeln betrachtet. Bei parallelgeschalteten Federn
ist der Weg gleich und die Federkräfte werden berechnet. Im Falle der Aufgabe ist die Federkonstante
der verbauten Federn identisch, deswegen teilt sich die äußere Kraft gleichmäßig auf beide Federkräfte
auf. Da zwei Federn vorhanden sind, entspricht die Federkraft der halben äußeren Kraft.

98,1 N
8· · 12,5 mm
τtU = 2 = 36,42 MPa (19)
π · (3,5 mm)3

Fmax
Oberspannung mit 2

Die Federkraft entspricht hier aus denselben Gründen wie bei der Unterspannung der halben äußeren
Kraft.
490,5 N
8· · 12,5 mm
τtO = 2 = 182,08 MPa (20)
π · (3,5 mm)3

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Sicherheit gegen Bruch (statische Betrachtung)


Mithilfe der statischen maximal Belastung (hier τtO ) und der zulässigen Schubspannung lässt sich die
Sicherheit gegen Bruch ausrechnen.
τtzul 560 MPa
SBruch = = = 3,08 (21)
τtO 182,08 MPa
Die Sicherheit ist größer als 1, folglich hält die Feder den maximal auftretenden statischen Belastungen
stand.
N. B.: Der Nachweis im statischen Fall erfolgt ohne korrigierte Schubspannungswerte (siehe nächsten
Abschnitt).

Korrigierte Werte
Durch die Krümmung des Drahtes tritt in der Realität eine ungleichmäßige Spannungsverteilung über
den Querschnitt auf (siehe Abb. 5.31 im Lehrbuch). Um diesen Einfluss zu berücksichtigen, wird der
Korrekturfaktor κ (sprich: „kappa“) eingeführt.

Wickelverhältnis
Für die Berechnung von κ wird das Wickelverhältnis w benötigt. Dieses errechnet sich mit Formel
5.103 im Lehrbuch zu:
Dm 12,5 mm
w= = = 3, 5714 (22)
d 3,5 mm

Und ergibt somit den Korrekturfaktor κ (auch 5.103 im Lehrbuch und Formel (1) in Norm):
w + 0, 5 3, 5714 + 0, 5
κ= = = 1, 443 (23)
w − 0, 75 3, 5714 − 0, 75

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Korrigierte Spannungen
Durch einfache Multiplikation lassen sich die bereits errechneten Schubspannungen in korrigierte Schub-
spannungen umrechnen (Formel 5.119 im Lehrbuch).

τtkU = κ · τtU = 1, 443 · 36,42 MPa = 52,55 MPa (24)


τtkO = κ · τtO = 1, 443 · 182,08 MPa = 262,74 MPa (25)

Hubspannung (Formel 5.120 im Lehrbuch)


Die Differenz zwischen Ober- und Unterspannung ergibt die sogenannte Hubspannung τtkH .

τtkH = τtkO − τtkU = 262,74 MPa − 52,55 MPa = 210,2 MPa (26)

Zulässige Hubspannung
Die zulässige Hubspannung lässt sich mithilfe des Goodman-Diagramms bestimmen. Hier wird zunächst
auf der horizontalen Achse eine vertikale Linie durch die Stelle mit der Unterspannung τtkU eingetragen.
Diese wird mit der Linie des dazugehörigen Drahtdurchmessers (in diesem Fall a = d = 3,5 mm)
zum Schnitt gebracht. Nun lässt sich wie in der Grafik dargestellt die zulässige Hubspannung τtkHzul
zwischen dieser Linie und der 45◦ -Diagonalen ablesen. Das Ablesen aus dem Goodman-Diagramm
ergibt eine zulässige Hubspannung τtkHzul = 475 MPa.

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Bild 15 aus Norm: Dauerfestigkeitsschaubild, kaltgeformte Federn aus patentiert-gezogenem Federstahl


der Sorte DH nach EN10270-1, kugelgestrahlt (N = 107 )

Sicherheit gegen Dauerbruch (dynamische Betrachtung)


Die Sicherheit gegen Dauerbruch errechnet sich mit der zulässigen und der vorhandenen Hubspannung
zu:
τtHzul 475 MPa
SD = = = 2, 260 (27)
τtkH 210,2 MPa
Da beide Sicherheiten größer als eins sind halten die Federn sowohl im statischen, als auch im dyna-
mischen Fall.

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