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Grundlagen
Wintersemester 2010/2011
Universität Augsburg
Lehrstuhl für Finanz- und Bankwirtschaft
Prof. Dr. Marco Willkens
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
0
Kapitel 0
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
1
0 Vorlesung
• Vorlesung Wertpapiermanagement:
– 2 SWS / 4 Credits
– Pflichtfach im Cluster Finance & Information
– Wahlfach im Cluster Economics & Information
– Klausur 4 CP, 60 Minuten
• Termine:
22.10.2010 1
29.10.2010 2
05.11.2010 3
12.11.2010 4
19.11.2010 5
26.11.2010 6
03.12.2010 7
10.12.2010 8
17.12.2010 9
Weihnachtsferien
07.01.2011 10
14.01.2011 11
21.01.2011 12
28.01.2011 13
Reading Week
Klausur
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
2
0 Übung
• Für die Teilnahme der Übung wird der Besuch der Vorlesung
vorausgesetzt!
• Die Übung erfolgt in zwei Gruppen jeweils am Dienstag 8.15 -9.45 in
Hörsaal WIWI 1004
• Am 2.11. 2010 und am 9.11.2010 wird jeweils die gleiche Übung
abgehalten, am 16.11. und am 23.11. jeweils die gleiche Übung und so
weiter..
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
3
0 Skripten, Übungsblätter und Klausuren
Skript:
Übungsblätter:
Klausuren:
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4
0 Pflichtliteratur
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
5
0 Weiterführende Literatur - Artikel
Dorfleitner, G.: Stetige versus diskrete Renditen, in: Kredit und Kapital
2/2002, S. 216-241.
Kruschwitz, L./Schöbel, R.: Duration – Grundlagen und Anwendungen eines
einfachen Risikomaßes zur Beurteilung festverzinslicher Wertpapiere, in:
WISU 1986, S. 550 ff., 603 ff.
Kruschwitz, L./Schöbel, R.: Eine Einführung in die Optionspreistheorie, in:
WISU 1984, S. 68 ff., 116 ff., 171 ff.
Steiner, M./Wallmeier, M.: Capital Asset Pricing Model, in: Enzyklopädisches
Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, hrsg. v. E. Cramer et al., 4.
Aufl., Bd. 1, Frankfurt 1999, S. 292-295.
Steiner, M./Wallmeier, M.: Portfoliomanagement: Theoretische Fundierung,
in: Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, hrsg. v.
E. Cramer et al., 4. Aufl., Bd. 2, Frankfurt 1999, S. 1445-1451.
Steiner, M.: Marktorientierte Unternehmensstrategien von Börsen, in:
Handbuch der Finanzdienstleistungen, hrsg. v. W. Brunner u. J. Vollath,
Stuttgart 1993, S. 409-430.
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6
0 Weiterführende Literatur - Lehrbücher
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7
0 Gliederung
4. Performance-Messung
4.1. Hintergrund
4.2. Traditionelle Performance-Maße
4.3. Probleme der klassischen Performance-Messung
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8
0 Gliederung
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10
1 Gliederung
1.1 Börsen
1.2 Börsenorder / Xetra
1.3 Aktienindizes
1.4 Anlegerschutz
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1.1 Einteilung und Formen von Börsen
Wertpapierbörsen in Deutschland:
Börse Frankfurt, Börse Stuttgart, Börse Berlin/Bremen, Börse Düsseldorf,
Börse München,Börse Hamburg/Hannover
Börsenträger:
stellen die personellen, finanziellen und sachlichen Mittel zur Verfügung.
– Öffentlich rechtliche Körperschaft:
Kammerbörsen (IHK)
– Verein bürgerlichen Rechts:
Vereinsbörsen
– Kapitalgesellschaften:
z.B. Deutsche Börse AG, Frankfurt
Börsenvorstand/Geschäftsführung:
obliegt die Leitung der Börse; Börsenordnung, Geschäftsbedingungen,
Gebühren, Hausrecht u. a.
Börsenaufsicht:
zuständige oberste Behörde des betreffenden Bundeslandes
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1.1 Komponenten der Transaktionskosten
eines Anlegers in Wertpapieren
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1.1 Beitrag der Wertpapierbörsen
zur Verringerung der Transaktionskosten
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1.1 Grundformen des Handelssystems und der
Aufbauorganisation von Wertpapierbörsen
Aufbauorganisation
PRÄSENZBÖRSE COMPUTERBÖRSE
physische Anwesenheit der Vertragsschluss über
Preisfindung Händler u. Makler Computer
COMPUTERBÖRSE
PRÄSENZBÖRSE
AUKTIONSPRINZIP mit Preisfindung nach
nach dem
open outcry dem
AUKTIONSPRINZIP
AUKTIONSPRINZIP
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1.1 Wertpapierhandelssysteme
Order-driven Quote-driven
Auktionsprinzip: Market-Maker-Prinzip:
Makler bzw. Computer ermittelt Market Maker stellen auf Anfrage
Kurs aus vorliegenden Kauf- verbindliche Geld- und
und Verkauforders. Briefkurse (Quotes) für ein
Mindestquotierungsvolumen.
Hybrides Handelssystem:
Kurs kommt sowohl aufgrund von Angebot
und Nachfrage als auch durch Quotes zustande.
(NYSE, Nasdaq, Xetra bei Small- und Mid Caps etc.)
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1.2 Verlauf einer Börsenorder
Bank B etc.
leitet Auf-
erteilt Auftrag trag weiter
Kunde Bank A Börse
Gegenwert
(Aktien, Geld)
• Ein- bzw. Ausbuchung •führt Kauf- bzw.
der Aktien ins/aus dem Verkaufsauftrag des
Depot des Kunden. Kunden aus
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1.2 Ausgestaltung von Aktienorders
Auftrag ohne Preislimit: Market-Order (Billigst-Order bei Kauf bzw. Bestens-Order bei
Verkauf)
• Stop-Loss-Order (Bei Erreichen des Kurslimits („Stoppkurs“) wird die Order automatisch
in eine Bestens-Order umgewandelt)
• Stop-Buy-Order (Bei Erreichen des Kurslimits („Stoppkurs“) wird die Order automatisch
in eine Billigst-Order umgewandelt)
Zeitliche Order-Limitierung:
• immediate-or-cancel (sofortige Ausführung der Order komplett oder nur teilweise; bei
teilweiser Execution wird nicht ausgeführter Teil der Order gelöscht) bzw. fill-or-kill
(sofortige Ausführung der kompletten Order oder Löschung des ganzen Auftrages)
• good-for-day, good-till-cancelled bzw. good-till-date
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1.2 Kurszusätze
b bezahlt
Alle unlimitierten und entsprechend limitierten Orders konnten ausgeführt werden
G Geld
Es lagen nur Kaufaufträge vor (Nachfrage)
(Häufig werden an der Börse Geldkurse ohne Umsatz gestellt, dies dient zur
Information, zu diesem Kurs könnte der Anleger die Aktie verkaufen)
B Brief
Es lagen nur Verkaufsaufträge vor (Angebot)
bG bezahlt Geld
Es konnten nicht alle Kauforders ausgeführt werden, zu diesem Kurs besteht weitere
Nachfrage
bB bezahlt Brief
Es konnten nicht alle Verkaufsorders ausgeführt werden, zu diesem Kurs besteht
weiteres Angebot
ebG etwas bezahlt Geld (Starker Nachfrageüberhang)
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1.2 Xetra - das vollelektronische Handelssystem der Deutschen
Börse
1997 ersetzte die Deutsche Börse das bereits sechs Jahre alte IBIS-System durch Xetra.
Xetra hat bei den DAX-Werten einen Umsatzanteil von ca. 95% und bei sämtlichen
deutschen Aktien von ca. 90%.
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1.2 Xetra-Handelsphasen
Er- Unter-
Schluss-
öffnungs- Fortlaufender Handel tägige Fortlaufender Handel
auktion
auktion Auktionen
Auktionsphase
Preis-
Aufrufphase ermittlungs-
phase
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1.2 Fortlaufender Handel und Auktionen
Fortlaufender Handel:
• Voller Einblick ins Orderbuch
• Price/Time-Priority:
Unlimitierte Aufträge bzw. Kaufaufträge (Verkaufsaufträge) mit den höchsten Limits (mit
den niedrigsten Limits) haben Priorität.
Gehen nacheinander zwei gleichlautende Aufträge ein, so wird das früher eingehende
Gebot zuerst ausgeführt.
• Problem: kein Umsatz bzw. keine Orderausführung, wenn Kauf- und Verkaufsgebote
stark divergieren. Dieser Zustand kann mit Hilfe von Auktionen abgemildert werden.
Auktionen:
• Aufrufphase: Marktteilnehmer können neue Orders eingeben oder bestehende
abändern. Indikativer Preis oder bestes Geld-/Brieflimit wird angezeigt. Aufrufphase hat
festgelegte Mindestdauer und endet zufallsbestimmt, um Preisbeeinflussungen zu
vermeiden.
• Preisermittlungsphase: Derjenige Preis wird festgesetzt, der zum höchsten
Gesamtumsatz führt (Meistausführungsprinzip). Ebenso findet die Price/Time-Priority
Anwendung. Die nicht oder nur teilweise ausgeführten Aufträge werden in den
Fortlaufenden Handel übernommen.
• Auktion bei Volatilitätsunterbrechung: Auktion soll zur Kursstabilisierung beitragen.
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1.2 Preisermittlung bei Fortlaufendem Handel
Das Xetra-System führt 1.000 Aktien zum Preis von 20,25 Euro aus.
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1.2 Preisermittlung bei Auktionen
Orderbuch
Preisermittlung
Nach dem Meistausführungsprinzip liegt
Kurs Nachfrage Angebot Umsatz Umsatz der Börsenkurs der Auktion bei 153 Euro,
Stück Wert da bei diesem Kurs die größten Umsätze
zustande kommen.
150 228 72 72 10.800
152 210 96 96 14.592
153 180 195 180 27.540
154 135 216 135 20.790
155 108 234 108 16.740
156 63 234 63 9.828
157 54 237 54 8.478
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1.2 Designated Sponsors/Market Makers
• Aktien mit geringerer Liquidität (Small- und Mid-Caps) sind nur dann zum fortlaufenden
Xetra-Handel zugelassen, wenn mindestens ein Designated Sponsor („Betreuer“) als
Liquiditäts-Provider verpflichtet wurde.
• Designated Sponsors haben die Pflicht, verbindliche Preislimits (Quotes) für den An-
und Verkauf der von ihnen betreuten Aktien zu stellen.
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Notierung von Wertpapieren an der Frankfurter
1.3
Wertpapierbörse
• Aktienindizes als Maßzahl für die Entwicklung des Wertes einer Gruppe von Aktien
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1.3 Wichtige Aktienindizes der Deutschen Börse
HDAX
(110) DAX
(30)
Midcap
Market
Prime Index
MDAX
All-Share- (80)
Index (50)
TecDAX CDAX
SDAX (30)
(50)
General Standard
• Der mit Abstand populärste Index am deutschten Aktienmarkt DAX umfasst die 30
deutschen Aktienwerte mit dem größten Börsenumsatz und der höchsten
Marktkapitalisierung.
• Die Zusammensetzung des DAX kann sich im Zeitablauf ändern. In der Regel erfolgt
einmal jährlich eine Überprüfung der Zusammensetzung. Beim DAX handelt es sich um
einen marktwertgewichteten Index, d.h. die Gewichtungen der einzelnen Werte im
DAX verändern sich entsprechend der Marktkapitalisierung (Kappung 10%).
• Erste Berechnung am 30.12.1987 mit einer Standardisierung (Basis) auf 1.000 Punkte.
• Seit kurzer Zeit bietet die Deutsche Börse AG eine Vielzahl von unterschiedlichen
Indizes an.
• Ziel ist es, verschiedene Investment-Strategien in Form von Indizes anzubieten, damit
Investoren über Zertifikate oder Investmentfonds an diese Strategien transparent
partizipieren können.
– Sonstige Indizes:
z.B. Volatilitätsindizes, Rentenindizes.
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1.3 Dow Jones Industrial Average
• Der US-amerikanische Dow Jones Industrial Average ist der weltweit wichtigste
Aktienindex (erste Berechnung im Jahre 1896). Der Dow Jones umfasst wie der DAX
die 30 bedeutendsten Unternehmen des Landes. Die Auswahl erfolgt von den
Redakteuren des Wall Street Journals.
• Im Gegensatz zum DAX ist der Dow Jones ein preisgewichteter Index, d.h. der
Indexstand basiert lediglich auf den jeweiligen Aktienkursen und entspricht dem
einfachen Mittelwert aus den Kursen der zugrunde liegenden Aktien:
1 ∑ Aktienkurset
Dow Jonest = ⋅
ct 30
c stellt dabei einen Korrekturfaktor dar, der im Falle von Aktiensplits sowie dem
Austausch von Indexmitgliedern einen Kurssprung des Dow Jones verhindert. Der
„Divisor“ (c x 30) entspricht momentan 0,122834016.
• Kursindex:
Der Dow Jones gibt lediglich die Kursänderungen der einzelnen Aktien wieder. Sonstige
Aktienerträge wie Dividendenzahlungen bleiben unberücksichtigt.
• Stand des Dow Jones Industrial Average am 26.05.1896 (erste Notierung): 40,94
Stand des Dow Jones Industrial Average am 11.09.2009: 9.605,41
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1.3 Aktienindizes der Deutschen Börse
Anz. Berech.
Index Basis Basisdatum Sektor Segment Kappung
Aktien Intervall
Tech &
DAX 30 1000 30.12.87 Prime 10,00% 1 Sek
Classic
Tech &
HDAX 110 500 30.12.87 Prime 10,00% 60 Sek
Classic
Midcap
Tech &
Market 80 500 30.12.97 Prime 10,00% 60 Sek
Classic
Index
Tech &
L-DAX 30 1000 30.12.87 Prime 10,00% 60 Sek
"Late"-Indizes
Classic
L-TecDAX 30 1000 30.12.97 Tech Prime 10,00% 60 Sek
L-MDAX 50 1000 30.12.87 Classic Prime 10,00% 60 Sek
L-SDAX 50 1000 30.12.87 Classic Prime 10,00% 60 Sek
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1.3 Weitere bekannte Indizes
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1.4 Anlegerschutz bei Wertpapiergeschäften (1)
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1.4 Anlegerschutz bei Wertpapiergeschäften (2)
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1.4 MiFID
• Kredit- und Finanzwirtschaft muss die MiFID bis zum 1. November 2007 umsetzen
• Themenstellungen:
¾ Best Execution: Aufstellung einer Order Execution Policy zur Auswahl des für den
Kunden günstigsten Ausführungsortes
¾ Kundenklassifizierung: Einordnung jedes Kunden in die Kategorien „Retail Client“,
„Professional Client“ oder „Eligible Counterparty“
¾ Transparenz:
Pre-Trade: Veröffentlichung fester Kurse
Post-Trade: Unmittelbare Veröffentlichung der Handelsdaten sowie Einrichtung von Systemen
zur verzögerten Veröffentlichung
¾ Organisation: Entwicklung/Überarbeitung geeigneter Vorgehensweisen
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Kapitel 2
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
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2 Gliederung
2.1 Unsicherheit
2.2 Stetige und diskrete Renditen
2.3 Wert- und zeitgewichtete Renditen
2.4 Risikomaße
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2 Drei Dimensionen des Investments
Rendite Risiko
Zeithorizont
Performance
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2.1 Unsicherheit, Risiko und Ungewissheit
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2.1 Wahrscheinlichkeitsdichte und Verteilungsfunktion der
Normalverteilung
( x-μ)
2
1 −
Dichtefunktion der Normalverteilung: fN(μ,σ ) ( x ) = e 2σ 2
; x∈R
2π σ
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2.2 Diskrete und stetige Renditen
Kt − Ks Kt
– Diskrete Rendite: R st = = −1
Ks Ks
⎛ Kt ⎞
– Stetige Rendite: rst = ln ⎜ ⎟ = lnK t − lnK s
⎝ Ks ⎠
bzw. Rt und rt als Renditen über die Periode t (von s bzw t -1 bis t).
• Zudem existieren zwei grundsätzliche Modelltypen:
– Zeitdiskrete Modelle: Zwei-Zeitpunkt-Betrachtungen
Portfoliotheorie, CAPM, APT, etc.
– zeitkontinuierliche Modelle: Derivate-Bewertung
Optionspreistheorie (Black/Scholes-Modell), Zeitreihenmodelle (z.B. GARCH), etc.
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2.2 Diskrete und stetige Renditen: Herleitung
⎛
m ⋅n
j ⎞ Rendite (Verzinsung) zwischen zwei Zeitpunkten s<t
Ks ⎜1+ ⎟ = Kt wobei j := unterjährige Verzinsung
bei m unterjährigen Verzinsungen über n Jahre
⎝ m⎠
K s (1 + R ) = K t Strikte Zwei-Zeitpunkt Betrachtung Öm=1 und n=1
ÖDiskrete Rendite
k
⎛ 1⎞
lim ⎜ 1 + ⎟ = e
k →∞
⎝ k⎠
⎛ j ⎞
m
⎛ 1⎞
k⋅ j
Grenzbetrachtung: m gegen unendlich für eine Periode
lim ⎜ 1 + ⎟ = lim ⎜ 1 + ⎟ = e j = er
m →∞
⎝ m⎠ k →∞
⎝ k⎠ (n=1) entspricht stetiger Verzinsung
m
wobei k =
j
!
K s (1 + R ) = K t = K s e r ⇔ (1 + R ) = e r Bei fixem Endwert Kt muss er gleich (1+R) sein
⇒ R = er − 1 und
⇒ ln(e r ) = ln(1 + R ) ⇒ r = ln(1 + R )
Kt
K t = K s er ⇒ er = Dies führt auch auf die Definition der stetigen Rendite
Ks
⎛K ⎞ Somit sind stetige und diskrete Rendite lediglich
r = ln ⎜ t ⎟ = ln K t − ln K s unterschiedliche Renditedefinitionen, die zum selben
⎝ Ks ⎠ Endwert führen
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2.2 Unterschiede zwischen diskreten und stetigen Renditen
0.4
0.2
0
-0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5
-0.2
-0.4
diskret stetig
-0.6
-0.8
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2.2 Renditeberechnung: Beispiel
Es sollen die diskreten und stetigen Aktienrenditen aus der folgenden Stichprobe
monatlicher Kurse ermittelt werden:
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2.2 Vor- und Nachteile von stetigen und diskreten Renditen
⎛ n
⎞
– nicht-linear bei stetigen Renditen: ln ⎜ ∑ w i exp(rti ) ⎟
n
⎝ i=1 ⎠
– linear bei diskreten Renditen: ∑ w iR it
i=1
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2.3 Wert- und zeitgewichtete Renditen von Wertpapierportfolios
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2.3 Wert- und zeitgewichtete Rendite
Renditedefinition
n Ut + A t Periodenrendite
∑Ct ⋅ (1+ i)
−n −t rt = −1 →
− P0 + Pn ⋅ (1+ i) + =0 U t −1 in Periode t
t=1
n
∏
kein Einfluss zwi-
rg = n (1+ rt ) − 1 ⇒ schenzeitlicher
t =1 Cash-Flows
P0 = Depot-/Portfoliovermögen im Zeitpunkt t = 0
Pn = Depot-/Portfoliovermögen am Ende des Anlagezeitraums
Ct = Saldo der Ein-/Auszahlungen in Periode t
i = interner Zinssatz
rg = geometrisch gemittelte Rendite einer Periode
Ut = Anteilswert in Periode t
At = Ausschüttungen in Periode t
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2.3 Wert- und zeitgewichtete Rendite: Beispiel
Investition in to: 50
Kursverfall in t1 auf: 25
zusätzl. Investition in t1: 30 gesamter in t1 investierter Betrag somit: 55
Kurswert in t2: 100
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50
2.4 Risikodefinitionen
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2.4 Stochastische Dominanz
Anlage A dominiert Anlage B genau dann, wenn die Wahrscheinlichkeit, ein bestimmtes
Renditeniveau zu übertreffen, bei Anlage A stets größer oder gleich dem entsprechenden
Wert von Alternative B ist.
F(R)
FB(R)
FA(R)
R
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2.4 Beurteilung der Stochastischen Dominanz
Vorteile:
• Risiko wird auf der Grundlage der gesamten Wahrscheinlichkeitsverteilung der
Renditen erfasst
• Kriterien nicht an eine bestimmte Form der Verteilung gebunden
• geringe Annahmen über die Risikoeinstellung der Investoren
Nachteile:
• Annahmen reichen i.d.R. nicht aus, um eine genaue Präferenzordnung der
Anlagealternativen herzustellen;
Stochastische Dominanz ermöglicht lediglich eine Vorauswahl durch Ausschluss
dominierter Anlagen
• Kenntnis der vollständigen Wahrscheinlichkeitsverteilungen notwendig
• falls kein einheitlicher Funktionstyp für die Wahrscheinlichkeitsverteilungen aller
Wertpapiere gilt, ist die Bestimmung effizienter Portfolios äußerst rechenintensiv
Konsequenz:
• Versuch, ein Risikomaß zu definieren, das auf einzelnen Momenten der Wahrschein-
lichkeitsverteilung aufbaut
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2.4 Risikomaße:
Standardabweichung bzw. Varianz der Rendite
1 n 1 n 2
Varianz bei diskreten, gleich σ = ⋅ ∑ (Ri − μ) = ⋅ ∑ Ri − μ2
2 2
wahrscheinlichen Renditen: n i=1 n i=1
n n
Dabei ist f (Ri) die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Rendite Ri eintritt.
+∞ +∞
−∞ −∞
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2.4 Parameterschätzung aus einer Stichprobe:
Erwartungswert und Varianz
• Stetige Renditen rt
1 n
– Erwartungswert E(rt) geschätzt durch: μˆ r = ∑ rt
n t =1
1 n
( )
2
– Varianz σ2r geschätzt durch:
σˆ = 2
r ∑
n − 1 t =1
rt − μˆ r
• Diskrete Renditen Rt
1 n
– Erwartungswert E(Rt) geschätzt durch: μˆ R = ∑ R t
n t =1
n
– Geometrisches Mittel:
• finanzmathematisch richtig R= n
∏ (1 + R ) − 1
t =1
t
• unterschätzt aber E(Rt)
1 n
( )
2
– Varianz σ2 R geschätzt durch: σˆ 2
R = ∑
n − 1 t =1
R t − μˆ R
• Es gilt: E (R t ) ≥ E ( rt )
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55
2.4 Parameterschätzung:
Annualisierung von Verteilungsparametern
• Umrechnung von Renditeverteilungsparametern:
– In der Regel finden jährliche Renditen bei der Angabe erwarteter Renditen und
Volatilitäten Verwendung.
– Schätzwerte können über kürzere Intervalle ermittelt werden (Wochen, Monate).
– Annahme:
• Es liegen m Teilperioden vor (Wochen m=52, Monate m=12).
• Die betrachteten Renditen sind identisch und unabhängig verteilt.
μˆ Ann
r = mμˆ r
σˆ2Ann
r = m σ
ˆ
2
r ; σˆ rAnn = mσˆ r
• Annualisierung von Verteilungsparametern für diskrete Renditen:
( )
m
μˆ Ann
R = 1 + μˆ R −1
m
(
= ⎡ 1 + μˆ R ) (
⎤ − 1 + μˆ
)
2 2m
σˆ 2Ann
+ σˆ 2
R ⎢⎣ R ⎥⎦ R
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2.4 Renditeverteilungen
0.025
• Die in Modellen häufig unterstellte
Normalverteilung der Renditen ist durch die 0.02
0.08
20 40
0.035
– fat tails/schwere Ränder: 0.03
positive Excess-Kurtosis 0.025
0.06
negative Excess-Kurtosis
0.015
0.01 0.02
0.005
Daten: EW jeweils 6%, Sigma 15% (außer light tails 5%),
Skewness +/-1, Kurtosis 5 bzw. 2,8 -40 -20 20 40 -40 -20 20 40
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2.4 Ausfallbezogene Risikomaße
τ
LPMq = ∫ (τ − R)q f (R)dR
−∞
wichtigste Spezialfälle:
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2.4 Berechnung der Downside-Risk-Maße: Beispiel
Umwelt-
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
zustand
Rendite
-20 -15 -10 -5 0 5 10 15 20 30
(in%)
Wahschein-
0,1 0,05 0,05 0,1 0,2 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1
lichkeit
Wahrscheinlichkeit
unterstellte Wahrscheinlichkeitsfunktion
für den festgelegten Zeithorizont
Höhere Wahrschein- α
lichkeit für extreme
Verluste VaR
α Konfidenz-
niveau c = 1 - α
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
60
2.4 VaR und CVaR
Beurteilung:
+ VaR in der Praxis weit verbreitet
- Sog. fat tails führen zu Verzerrungen in der Bewertung
- Verteilung linksseitig des VaR wird vernachlässigt
Ergänzung des VaR um die Betrachtung des Conditional Value at Risk (CVaR):
VaR
Der CVaR zum Niveau α ist der zu erwartende Verlust, welcher bei
einer Überschreitung des VaR zu erwarten ist.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
61
Kapitel 3
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
62
3 Gliederung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
63
3.1 Theorie der Wertpapiermischung
(Markowitz-Grundmodell)
• Annahmen:
– Einperiodigkeit
• Zentrale Aussagen:
– Aus Gründen der Risikoreduktion empfiehlt sich die Verknüpfung von Wertpapieren zu
Portfolios.
– Anleger halten effiziente Portfolios, die sich dadurch auszeichnen, dass es bei gleicher
Standardabweichung (Risiko) kein Portfolio mit einer höheren erwarteten Rendite gibt.
– Zentrale Bedeutung für das Portfoliorisiko besitzt das Ausmaß des Gleichlaufs der einzelnen
Wertpapiere im Portfolio (gemessen durch die Korrelation).
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
64
3.1 Erwartete Rendite und Risiko von Portfolios
n n
n
Summe der Anteilsgewichte: ∑ xi = 1
i =1
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
65
3.1 Risikoreduktion durch Diversifikation
Es lässt sich nachweisen, dass die Standardabweichung der Portfoliorendite geringer ist
als der Durchschnitt der Standardabweichungen der in diesem Portfolio enthaltenen
Aktien (Diversifikationseffekt), sofern die Korrelationen der Aktien kleiner eins sind.
Allgemein gilt:
n n
σp = ∑ ∑ xi ⋅ xj ⋅ Covij ≤ x1 ⋅ σ1 + x2 ⋅ σ2 + + xn ⋅ σn
i =1 j =1
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66
3.1 Portfoliolinien bei alternativen
Korrelationskoeffizienten im Zwei-Anlagen-Fall
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67
3.1 Effizienzlinie
Die Effizienzlinie ist der geometrische Ort aller μσ-Kombinationen, die nicht
durch andere Mischungsverhältnisse der gleichen Wertpapiere dominiert
werden.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
68
3.1 Verteilungsparameter:
Definitionen und Rechenregeln
μX = E[X]
σ X = Var[X] = E[X − E[X]]2
Cov[X,Y] = E[(X − μX )(Y − μY )]; Cov[X,X]=Var[X]
i< j
Aktien Renten
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70
3.1 Lösung (1)
Gleichung 1 in Gleichung 2
eingesetzt:
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71
3.1 Lösung (2)
dσp2 !
= 54,48μp − 2,868 = 0
dμ p
⇔ μp* = 0,0526 und σp* = 0,0375
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
72
3.1 Minimum-Varianz-Grenze im Beispiel
0,1
0,09
0,08
MVP
erwartete Rendite
0,07
0,06
0,05
0,04
0,03
0 0,02 0,04 0,06 0,08 0,1 0,12 0,14 0,16 0,18 0,2
Standardabweichung
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73
3.1 Ermittlung der Effizienzlinie
Nebenbedingungen:
∑xμ
i =1
i i = μp
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
74
3.1 Graphische Darstellung der Effizienzlinie
erwarteter
Portefeuilleertrag
μ
Effizienzkurve
∧
μ .
P
Menge der
.
realisierbaren
A Portefeuilles
μ0
σ
Portefeuille-
risiko
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
75
3.1 Graphische Bestimmung des präferenzoptimalen Portfolios
erwarteter Ertrag
μ
Indifferenzkurven
B
.
C
Risiko
σ
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
76
3.1 Two-Fund-Separation
Tangentialportfolio
Erwartete Rendite
Effizienzlinie
risikolose
Anlage
Standardabweichung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
77
3.1 Risikoreduktionspotential in Abhängigkeit von der
Portfoliogröße
diversifizierbares Risiko
Marktrisiko
5 10 15 20 25 30 Anzahl Aktien
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
78
3.1 Das Varianz-Paradoxon
Rendite Anlage A
Anlage B
Zeit
Varianz als Risikomaß Anlage A als riskanter eingestuft als Anlage B, obwohl die
niedrigste Rendite von A höher ist als die beste Rendite von B
Keine sofortige Entscheidung nach dem μσ-Kriterium möglich, weil A zwar eine höhere
erwartete Rendite, aber auch eine höhere Renditevolatilität aufweist.
Faktisch aber ist Anlage A der Anlage B eindeutig überlegen. Die Entscheidung für A fällt
unabhängig von der Risikoeinstellung eines Investors.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
79
3.2 Überblick über Kapitalmarktmodelle zur Bestimmung
erwarteter Aktienrenditen
Kapitalmarktmodelle
Standard- Multi-Beta- Varianten Traditionelle Gleichgewichts- insbes. Merton (1973) Vaga (1990)
CAPM CAPM des CAPM APT APT Steiner/Wittkemper
(1998)
Sharpe (1964) Sharpe (1977) Black (1972) striktes Faktor- approximatives Dybvig (1983)
Lintner (1965) u.v.m. modell Faktormodell Grinblatt/Titman (1983)
Mossin (1965) Connor (1984)
Wei (1988)
Ross (1976) Chamberlain/
Ross (1977) Rothschild (1983)
Huberman (1982) Ingersoll (1984)
Reisman (1988)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
80
3.2 Von der Portfoliotheorie zum Capital Asset Pricing Model (CAPM)
Portfoliotheorie
Risiko lässt sich durch die Mischung von Wertpapieren zum Teil eliminieren
(Diversifikation).
¾ Annahme der Existenz einer risikolosen Anlagemöglichkeit
Two-Fund-Separation
Alle rationalen Investoren halten Portfolios aus einer risikolosen Anlagemöglichkeit und
dem Tangentialportfolio.
¾ Annahme homogener Erwartungen
Kapitalmarktlinie
Alle Marktteilnehmer sehen die selben effizienten Anlagemöglichkeiten, welche sich aus
impliziert
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
82
3.2 Kapitalmarktlinie und präferenzoptimales Portfolio
Isonutzenkurven
E(RP)
Kapitalmarktlinie
E(RM) M
RF
σM
σP
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
83
3.2 Kapitalmarktlinie: Formale Darstellung
E (RM ) − RF
E (RP ) = RF + ⋅ σP
σM
Interpretation der Kapitalmarktlinie:
Sind Anleger bereit, Risiko zu tragen, so dürfen sie eine Risikoprämie in Höhe von
σ
⎡⎣E (RM ) − RF ⎦⎤ ⋅ P
σM
erwarten. Ändert sich das Risiko um eine Einheit, so führt dies zu einer veränderten
Renditeerwartung von
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
84
3.2 Wertpapierlinie (Capital Asset Pricing Model)
Die Wertpapierlinie stellt die Rendite eines Wertpapiers in Abhängigkeit des Risikos dar,
das diesem Wertpapier als Bestandteil des Marktportfolios zukommt.
Cov(Ri,RM ) σi
βi = = ki,M
2
σM σM
CAPM-Bewertungsgleichung = Wertpapierlinie:
E(R i ) = R F + ⎡⎣E(R M ) − R F ⎤⎦ ⋅ βi
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
85
3.2 Wertpapierlinie: Graphische Darstellung
E(Ri)
Marktportfolio
M
βM=1 βi
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
86
3.2 Beta von Portfolios
Das Portfolio p setzt sich aus den Aktien i (i=1,...,n) mit den Anteilen xi zusammen:
Das Beta des Portfolios entspricht dem mit den Kapitalanteilen xi gewichteten
Mittelwert der Betas der einzelnen Aktien:
Cov(Rp,RM )
βp =
Var(RM )
Cov(x1R1 + x2R2 + …+ xnRn,RM )
=
Var(RM )
x1Cov(R1,RM ) + x2Cov(R2,RM ) + …+ xnCov(Rn,RM )
=
Var(RM )
= x1β1 + x2β2 + …+ xnβn
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87
3.2 Betaschätzung mit dem Marktmodell
characteristic line
εit
αi
Indexrendite
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88
3.2 Alternative Alphafaktoren bei Aktien
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89
3.2 Überführungsbedingung Marktmodell - CAPM
Marktmodell: Ri = αi + βM
i ⋅ RM + εi
E(Ri ) = αi + βM
i ⋅ E(RM )
αi = (1− βi )Rf
M
Unter den bekannten Annahmen der linearen Regression ist das Marktmodell-Beta βi
ein erwartungstreuer und effizienter Schätzer (Best Linear Unbiased Estimator)
für das "wahre" CAPM-Beta.
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90
3.2 Empirische Tests des CAPM
Zweistufige CAPM-Tests
Annahmen:
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91
3.2 Die Kritik von Roll an den frühen Tests des CAPM:
Kommentare aus der Literatur (1)
„Using complex mathematics - which even William Sharpe, one of the fathers of the
CAPM, terms „sobering“ - Roll set forth a deceptively simple thesis: that it is virtually
impossible to test the validity of the capital asset pricing model“ (S. 23 f.)
„If Roll’s mathematics are correct, he has obviously tossed an enormous time bomb
into a large part of the investment industry. For it suggests that most of the basic
measures and methods used by managers who practice the new investment
technology are virtually useless.“ (S. 24)
„‘If Roll is right,’ says [an investment banker] flatly, ‘advanced mathematics will
become to investors what the Titanic was to sailing.“ (S. 30)
aus: A. Wallace, Is Beta Dead?, in: Institutional Investor, July 1980, S. 23-30
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92
3.2 Die Kritik von Roll an den frühen Tests des CAPM:
Kommentare aus der Literatur (2)
Daher kann nach Roll kein Test das CAPM überprüfen, sondern nur feststellen, ob der ver-
wendete Index effizient ist.
Marktportfolio Marktportfolio
effizient ineffizient Fehler
2. Art
Stellvertreter CAPM gültig; CAPM ungültig;
(Indexportfolio) Linearzusammen- Linearzusammen-
effizient hang bestätigt hang bestätigt
(Test positiv) (Test positiv)
Stellvertreter CAPM gültig CAPM ungültig
(Indexportfolio) Linearzusammen- Linearzusammen-
ineffizient hang abgelehnt hang abgelehnt
(Test negativ) (Test negativ)
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93
3.2 Annäherung an das Marktportfolio
Nach der Kritik von Roll ist der Versuch entscheidend, das Marktportfolio möglichst genau
anzunähern.
Theoretische Anforderungen an das Marktportfolio (Vgl. Steiner/Kleeberg (1991), S. 174)
Marktportfolio
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94
3.2 Einsatzbereich des CAPM: Unternehmensbewertung
Das Bild k ann zurzeit nicht angezeigt werden.
n
E(Überschuss t )
= lim ∑
n →∞
t =1 (1 + Kapitalkostensatz t ) t
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95
3.2 Fundamentale Betaschätzung:
Empirische Ergebnisse
• Verschuldungsgrad entgegen den theoretischen Erwartungen nur mit geringem
Erklärungsgehalt
• statistisch signifikante Einflussgrößen: Unternehmensgröße, verschiedene Formen
von Accounting Betas, z. T. Maschinenquote, z. T. Dividendenrendite
• aber: Kausalität der Zusammenhänge fraglich:
– Hinter den Accounting Betas steht möglicherweise als eigentlicher Einflussfaktor
die Unternehmensgröße (beide Variablen hoch korreliert).
– Für Bedeutung der Maschinenquote scheint Branchenstruktur verantwortlich
(Versorgerwerte mit hoher Maschinenquote und unterdurchschnittlichem Beta
drücken Regressionskoeffizienten; innerhalb der Versorger-Branche und im
übrigen Sample dagegen kein Zusammenhang erkennbar)
– Statistische Ergebnisse zur Unternehmensgröße sind wenig plausibel, weil
Nebenwerte am Aktienmarkt eher mit hohen Ertragsrisiken assoziiert werden.
– Signifikanz der Unternehmensgröße wohl primär durch Probleme der Ermittlung
aussagefähiger Risikomaße für kleine Unternehmen bedingt (verzerrte Betas
wegen geringer Marktliquidität).
• R2-Werte liegen je nach Untersuchungsdesign meist zwischen 10% und maximal 50%.
• insgesamt keine überzeugenden Anhaltspunkte für jahresabschlussbezogene
Risikoindikatoren
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
96
3.2 Alternativen zur quantitativen Risikoeinschätzung gemäß
CAPM
Qualitative Risikoeinschätzung
Die Risiken einzelner Geschäftsbereiche und Projekte werden über eine
Checkliste der Risikofaktoren bestimmt.
a) Scoring Modelle
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
97
Gliederung
3.3. Markteffizienzhypothesen
3.3.1. Informationseffizienz-Hypothese
3.3.2. Random Walk-Hypothese
3.4. Kapitalmarktanomalien und Überrenditeeffekte
3.4.1. Überblick über Renditeanomalien
3.4.2. Erklärungsansätze zu den Renditeanomalien
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
98
3.3.1 Informationseffizienz-Hypothese
"A market in which prices always fully reflect available information is called
efficient.„ Fama (1970): Efficient capital markets: a review of theory and empirical work, in: JoF, S. 383
Ein effizienter Kapitalmarkt liegt vor, wenn Wertpapierkurse zu jeder Zeit alle
verfügbaren Informationen vollständig reflektieren.
Bedingungen:
• Transaktions- und Informationskosten bestehen nicht.
• Alle Informationen sind für eine genügend große Anzahl von Marktteilnehmern
kostenlos verfügbar.
• Die verfügbaren Informationen werden von den Marktteilnehmern korrekt
interpretiert.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
99
3.3.1 Stufen der Informationseffizienz
nach Fama (1970)
• Schwache Informationseffizienz
– Sämtliche Informationen über vergangene
Kursentwicklungen sind im aktuellen
Marktpreis enthalten. strenge
Informations-
– durch Einsatz der technischen Analyse keine effizienz
Überrenditen erzielbar
halbstrenge
Informations-
• Halbstrenge Informationseffizienz effizienz
– Sämtliche öffentlich verfügbaren
Informationen sind im aktuellen Marktpreis
verarbeitet. schwache
Informations-
– durch Einsatz der Fundamentalanalyse keine effizienz
Überrenditen erzielbar
• Strenge Informationseffizienz
– Alle, auch öffentlich nicht zugängliche
Informationen (Insiderinformationen) sind im
aktuellen Marktpreis enthalten.
– Selbst Insider könnten keine Überrenditen
erzielen.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
100
3.3.1 Markteffizienz-Hypothese - Tests
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
101
Markteffizienz-Hypothese -
3.3.1
Überblick zu den Tests
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
102
3.3.1 Kursverlauf in effizienten Märkten (1)
Aus der Markteffizienz-Hypothese folgt, dass die Renditen eines Assets j einem „Fair Game“ gehorchen
und einen positiven Erwartungswert aufweisen (Submartingal). Bei einem Fair Game beträgt der
Erwartungswert der Überrendite εj,t+1 von t bis t+1 auf Basis der zum Zeitpunkt t verfügbaren Information
ηt gleich 0.
Fair Game-Modell:
Die obige Gleichung ist bereits mit Renditen formuliert. Wenn zusätzlich definiert wird
pi,t +1 − pi,t
ri,t +1 =
pi,t
dann kann die Gleichung umformuliert werden zu:
(
E ( ε i,t +1 ) = E ri,t +1 − E (ri,t +1 | ηt ) = 0 )
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
103
3.3.1 Kursverlauf in effizienten Märkten (2)
Martingal-Modell:
• Erwartungswert der Kursänderungen beträgt 0, d.h. der erwartete Preis in t+1 entspricht dem Preis in t
E ( pi,t +1 | ηt ) = pit
bzw.
E ( pi,t +1 | ηt ) − pi,t
= E (ri,t | ηt ) = 0
pi,t
• Statt Kursänderungen kann man auch Abweichungen vom risikolosen Zins verwenden
Submartingal-Modell:
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
104
3.3.2 Die Random Walk-Hypothese
Aktienkurse verlaufen so, dass ihre Änderungen nicht prognostiziert werden können.
Renditen sind in allen Zeitintervallen der gleichen Länge identisch und unabhängig normalverteilt mit
Erwartungswert 0: K j ,t +1 − K j ,t
= R j ,t +1 = et
K j ,t
E (R j ,t +1 ) = 0
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
105
3.3.2 Ein simulierter Random Walk-Prozess
Einjahreszeitraum mit täglichen Renditen
120
100
80
Kurs
60
40
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
106
3.3.2 Ein simulierter Random Walk-Prozess
Zehnjahreszeitraum mit täglichen Renditen
160
140
120
100
Kurs
80
60
1250
1500
1750
2000
2250
2500
250
500
750
0
Tage
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
107
3.4.1 Renditeanomalien: Systematisierung
Renditeanomalien
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
108
3.4.1 Ergebnisse Fama/French (1992) (1)
0.25
0.25
Annualisierte Rendite
Annualisierte Rendite
0.20
0.20
0.15
0.15
0.10
0.10
0.05
0.05 0.00
0.5 1 1.5 2 0.5 1 1.5 2
Beta Beta
Einteilung aller Aktien nach ihrer Markt- Karos: wie linke Grafik
kapitalisierung in 10 Portfolios; Kreise: PF mit kleinsten Firmen nochmals nach
positiver Beta-Rendite-Zusammenhang Beta unterteilt
für diese Portfolios (PF) Dreiecke: PF mit größten Firmen nochmals
nach Beta unterteilt
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
109
3.4.1 Ergebnisse Fama/French (1992) (2)
• Im Zeitraum 1941 bis 1990 schwach positiver Zusammenhang zwischen Betas und
durchschnittlichen Renditen.
• Positive Relation aber eher auf Einfluss von ‘Size’ zurückzuführen, weil innerhalb der
Größenklassen kein (positiver) Beta-Rendite-Zusammenhang erkennbar ist.
• Im Zeitraum 1963 bis 1990 verschwindet die Risikoprämie für Beta fast völlig.
• zentrale Aussage des CAPM nicht bestätigt
• In univariaten Tests signifikante Beziehungen zwischen Durchschnittsrenditen und
– Marktkapitalisierung (Size) (neg. Zusammenhang)
– Buchwert-Marktwert-Verhältnis des Eigenkapitals (pos. Zusammenhang)
– Earnings-Price-Relation (pos. Zusammenhang)
– Verschuldungsgrad (Richtung des Zusammenhangs davon abhängig, ob Buch-
oder Marktwerte verwendet werden)
• In multivariaten Tests besitzen vor allem das Buchwert-Marktwert-Verhältnis des
Eigenkapitals und (weniger stark) Size Erklärungskraft für durchschnittliche Renditen.
• Hypothese von Fama/French: BE/ME und Size spiegeln vielleicht Risikofaktoren
wider, die in der Theorie vernachlässigt werden.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
110
3.4.1Durchschnittliche Jahresrenditen eindimensional sortierter
Portfolios (Juni 1967 – Juni 1994)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
111
3.4.1 Kennzahlenbezogene Renditeanomalien
Kurs
• KCV = Kaufempfehlung für Aktien: Niedriger Kurs im
CashFlow Verhältnis zu den erwarteten Cash Flows.
Kurs
• KGV = Aktien sind dann kaufenswert, wenn sie im
Gewinn Verhältnis zu den erwarteten Gewinnen zu einem
niedrigen Kurs notieren.
Buchwert EK
• book − to − market = Je näher der Marktwert an den in der Regel
Marktwert EK niedrigeren Buchwert rückt, desto größer fallen im
Durchschnitt die nachfolgenden Renditen aus.
Buchwert FK
• V= Je größer der Verschuldungsgrad, desto höher
Marktwert EK sind die nachfolgenden erwarteten Renditen.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
112
3.4.1 Saisonalitäten: Januar-Effekt
„In light of Roll’s criticism of empirical tests of the CAPM, one might
argue the evidence only proves that the [...] market index is not on the
efficient frontier. But this critique does not go to the heart of the matter,
because there is no a priori reason to expect that the inefficiency
should be systematically related to an E/P effect.“
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
114
3.4.2 Messproblematik: Survivorship bias
• Problem:
– Nachträgliche Speicherung früherer Abschlüsse von neu aufgenommenen
Unternehmen ("look back bias")
– Da vorwiegend erfolgreiche Unternehmen neu aufgenommen werden, beruhen die
Ergänzungen für frühere Jahre auf einer einseitigen (nachträglichen) Auswahl.
• Folgerung:
– Von allen Firmen mit anfänglich hohem Buch-/Marktwert-Verhältnis sind in der
COMPUSTAT-Datenbank die erfolgreichen "survivors" überrepräsentiert.
– Ähnliche Verzerrungen gelten für die übrigen kurswertbezogenen Kennzahlen wie
das Gewinn-Kurs-Verhältnis.
– Bereinigungen um den "survivorship bias" schwächen die Signifikanz der
Anomalien ab, lassen sie aber nicht verschwinden.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
115
3.4.2 Messproblematik: Data Mining
Fischer Black:
Anomalien sind nichts weiter als Zufallsprodukte einer systematischen Suche nach
auffälligen Korrelationszusammenhängen in den verfügbaren Daten.
"This means that most so-called "anomalies" don't seem anomalous to me at all. They seem
like nuggets from a gold mine, found by one of the thousands of miners all over the world."
(Black, 1993, Financial Analysts Journal, S. 37).
Aber:
• Anomalien auch in Out-of-Sample-Tests bestätigt (Zeitraum und Untersuchungssample)
• an vielen internationalen Aktienmärkten ähnliche Befunde
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
116
3.4.2Weitere Erklärungsansätze: Kennzahlen als Proxy-variablen
für rational bepreiste Risikofaktoren
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
117
3.4.2Weitere Erklärungsansätze: Verhalten von Fondsmanagern
"Window Dressing"
(Umschichtungen hin zu einem eher
konservativen Portfolio vor den
Berichtsterminen, insb. am Jahresende)
Ansätze, um die Häufung der
Überrenditen im Januar zu
"Lock in-Strategien" erklären.
(Einfrieren eines einmal erreichten
Renditevorsprungs ggü. der Benchmark
durch Indexierung)
relativ enge Anlehnung an breitgestreute Indizes auch bei aktiv gemanagten Portfolios, da
ansonsten hohes - auch persönliches - Risiko
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
118
3.4.2 Weitere Erklärungsansätze:
Behavioral Finance - Überreaktionen (1)
De Bondt/Thaler: Verzerrte Erwartungsbildung vieler Anleger
hohe Wachstumserwartungen, die sich in niedrigem Gewinn-Kurs-Verhältnis
niederschlagen, oft überzogen
umgekehrt bei niedrigen Wachstumserwartungen oft zu pessimistische
Einschätzung
bei späteren Gewinnbekanntgaben Revision erforderlich
dadurch kehren Gewinn-Kurs-Verhältnis-Werte tendenziell zum Mittelwert zurück
Übersteigerte
Kurs Anpassung des
Kurses (Überreaktion)
Zeit
Quelle: Oehler (2000)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
120
3.4.2 Praktische Ausnutzung von Anomalien möglich?
besonders zu beachten:
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
121
Kapitel 4
Performance-Messung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
122
4 Gliederung
4.1 Hintergrund
4.2 Traditionelle Performance-Maße
4.2.1 Sharpe-Ratio
4.2.2 Treynor-Ratio
4.2.3 Jensen-Alpha
4.3 Probleme der klassischen Performance-Messung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
123
4.1 Karikatur des Portfoliomanagers
Erfolg
Können
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
124
4.1 Einordnung der Performancemessung in den Asset-
Management-Prozess
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
126
4.1 Anforderungen an eine gerechte Beurteilung der
Leistungsfähigkeit von Fondsmanagern
Risikoberücksichtigung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
127
4.1 Ausgewählte Benchmarks
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
128
4.1 Die Fähigkeiten des Portfoliomanagements
Diversifikation Selectivity
Portfolio-
management
Timing
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
129
4.1 Zerlegung der Portfoliorendite in aktive und passive
Komponente
Rendite eines
mit privaten Rendite der
Informationen risikolosen Anlage Asset Allocation
gemanagten
Portfolios +
Überschussrendite Passive
Komponente
+
Aktive Timing-
Komponente Performance
+
Selektions-
Performance
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
130
Moderne Verfahren erfassen die verschiedenen
4.1
Determinanten der Performance
Mehrfaktorenmodelle
Selectivity Gesamtperformance Timing Asset-Allocation-Modelle
Henriksson/Merton-Alpha Connor/Korajczyk-Alpha
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
131
4.1 Unterschiedliche Informationsanforderungen der Ansätze
zur Performancemessung
Performance-Analyse
auf der Basis der APT
Performance-Analyse
auf der Basis des CAPM
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
132
4.2 Klassische Performance-Maße: Sharpe-Ratio
Theoretische Basis:
• Kapitalmarktlinie
• Prämie für die Übernahme von Risiko in Form der Standardabweichung bzw.
Varianz von Renditen
• Sinnvolles Maß, wenn der Investor
– nur Präferenzen für Mittelwert und Varianz hat und
– nur das betrachtete Portfolio (und risikolose Anlagen) besitzt
Definition: Rp − Rf
Sp =
σp
R p = durchschnittliche Rendite des Portfolios p im Beurteilungszeitraum
R f = risikoloser Zins im Beurteilungszeitraum
σ p = Standardabweichung der Rendite des Portfolios p im Beurteilungszeitraum
Ein Portfolio mit einer Sharpe-Ratio über der des Marktes besitzt ein
positives Jensen Alpha (Umkehrung nicht immer erfüllt).
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
133
4.2 Graphische Darstellung des Sharpe-Maßes
16
Wertpapier C
14
12
Durchschnittsrendite
10
Benchmark
8
6
Wertpapier B
4
Wertpapier A
2
RF
0
0,00 2,00 4,00 6,00 8,00 10,00 12,00 14,00 16,00 18,00 20,00
Standardabweichung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
134
4.2 Klassische Performance-Maße: Treynor-Ratio
Theoretische Basis:
• Wertpapierlinie des CAPM
• Prämie für die Übernahme von systematischem Risiko in Form der Kovarianz
bzw. des Betas von Renditen
• Sinnvolles Maß, wenn
– der Investor nur Präferenzen für Mittelwert und Varianz hat und
– das betrachtete Portfolio nur einen kleinen Teil des voll diversifizierten
Gesamtportfolios des Investors darstellt.
Definition: Rp - R f
Tp =
β̂p
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
135
4.2 Graphische Darstellung des Treynor-Maßes
16
Wertpapier C
14
12
Durchschnittsrendite
10
Benchmark
6
Wertpapier B
4
Wertpapier A
2
RF
0
0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20
Beta
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
136
4.2 Klassische Performance-Maße: Jensen-Alpha
Theoretische Basis:
• Wertpapierlinie des CAPM
• Prämie für die Übernahme von systematischem Risiko in Form der Kovarianz
bzw. des Betas von Renditen
• Sinnvolles Maß, wenn
– der Investor nur Präferenzen für Mittelwert und Varianz hat und
– das betrachtete Portfolio nur einen kleinen Teil des voll diversifizierten
Gesamtportfolios des Investors darstellt.
Definition:
( ) (
Jp = Rp − R f − RM − R f ⋅ βp )
RM = durchschnittliche Rendite des verwendeten Aktienindexes als
Stellvertreter für das Marktportfolio
βp = geschätzter Betafaktor des Portfolios p
• Das Jensen Alpha wird nach obiger Formel aus Durchschnittsrenditen berechnet.
Alternativ kann das Jensen Alpha mittels linearer Regression bestimmt werden.
• Ein Portfolio mit einer Sharpe-Ratio über der des Marktes besitzt ein positives Jensen
Alpha (Umkehrung nicht immer erfüllt).
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
137
4.2 Graphische Darstellung des Jensen-Maßes
16
Wertpapier C
14
12
Durchschnittsrendite
10
Benchmark
6
Wertpapier B
4
Wertpapier A
2
RF
0
0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20
Beta
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
138
4.2 Zusammenhang Treynor-Maß und Jensens Alpha
Durchschnitts-
rendite
Portfolio A
Portfolio B
risikoloser Benchmark
Zins
Beta
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
139
4.3 Statistische Probleme der Performancemessung
0,02
t-Test: t = ⋅ T ≥ 1645
, ⇔ T ≥ 43,3
0,08
(unbegrenzte Zahl von Freiheitsgraden unterstellt)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
140
4.3 Probleme der klassischen Performancemessung
• Der µ-σ-Ansatz ist nur dann mit der Maximierung des Erwartungsnutzens
vereinbar, wenn gilt:
– Alle Renditen sind normal- bzw. lognormalverteilt.
– Investoren handeln nach einer quadratischen Nutzenfunktion – sind also
indifferent zwischen Up- und Down-Side-Risk.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
141
4.3 Alternative Performancemaße
Kraus/Litzenberger (1976):
– Erster Ansatz, um Skewness in die CAPM-Modellwelt zu integrieren..
– Kurtosis und höhere Momente besitzen ähnliche Effekte, werden hier aber nicht
berücksichtigt.
Leland (1999):
– Aufbauend auf einem Ansatz von Rubinstein (1976) werden alle Momente in die
CAPM-Modellwelt integriert und ein modifiziertes CAPM-Beta berechnet.
– Auch für Optionsstrategien (z.B. Covered Call) ist die CAPM-Gleichung damit wieder
erfüllt.
Alternative Performancekennzahlen:
Shadwick/Keating (2002): Omega-Performancemaß
∞
Ω(R) =
∫ R
(1 − F(x))dx
R
∫
−∞
F(x)dx
mit R = Zielrendite
Höhere Momente werden hier durch Einbeziehung der kompletten Portfolioverteilung
berücksichtigt.
Siehe auch: Schulz (2008), Performance-Messung und Copula-Funktionen, Berlin.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
142
Kapitel 5
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
143
5 Gliederung
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
144
5.1 Anleihen und ihre Bewertung (1)
Annahmen:
• Es existiert nur ein Marktpreis für einen bestimmten Betrag zu einem bestimmten
zukünftigen Zeitpunkt. Dieser Marktpreis gibt die kollektive Entscheidung aller
Marktteilnehmer wieder.
• Wir unterstellen bei der Bewertung, dass kein Ausfallrisiko des Schuldners besteht.
In der Realität sind für Anleihen mit höherem Ausfallrisiko Renditeaufschläge zu
beobachten (Credit Spreads).
• Es werden Anleihen mit jährlichen Zinszahlungen betrachtet.
Bewertung:
• Der Present Value (PV) eines Wertpapiers wird durch den PV aller zukünftigen
Rückflüsse aus dem Wertpapier bestimmt.
• Wir müssen daher den Zeitwert des Geldes zu verschiedenen Zeitpunkten in der Zukunft
kennen, um Anleihen mit einem gegebenen Zahlungsstrom bewerten zu können.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
145
5.1 Anleihen und ihre Bewertung (2)
Anleihen:
• Cash Flows von Anleihen werden komplett definiert durch:
– Nominalwert (face value)
– Zinssatz (coupon rate)
– Laufzeit (maturity date)
• Der Nominalwert ist der Wert, zu dem die Anleihe am Ende der Laufzeit zurückgezahlt wird.
• Aus Zinssatz mal Nominalwert kann die jährliche Kuponzahlung errechnet werden.
• Die Laufzeit gibt den Zeitpunkt der letzten Zinszahlung und der Rückzahlung der Anleihe an.
• Der aktuelle Kurs einer Anleihe wird in % (des Nominalwertes) angegeben.
• Hierzu ein Beispiel:
– Nominalwert: 1.000€
1050€
– Kurs: 101,42 % Æ Kaufpreis: 1.014,20€
– Zinssatz: 5%, zahlbar jeden 20.12.
– Restlaufzeit: 5 Jahre
– heute ist der 20.12.2009 50€ 50€ 50€ 50€
Der Zeitwert des Geldes kann durch Zerobonabzinsungsfaktoren (ZBAF) bzw. Diskontfaktoren
ausgedrückt werden.
Der Diskontfaktor oder ZBAF für einen Zeitraum (t) gibt den Present Value („heute“) für einen Euro
am Ende des Zeitraumes („Zeitpunkt t“) an. Bezeichnung: ZBAFt
Beispiel: ZBAF1=0,952 Æ ein Euro, zahlbar in einem Jahr ist heute 0,952€ wert.
Die Diskontfaktoren können aus aktuellen Anleihedaten berechnet werden.
Diskontfaktoren:
• Beispiel: ZBAF1 0,9523986
– Zerobond mit 5 Jahren Laufzeit ZBAF2 0,9088693
– Nominalwert 1.000€ ZBAF3 0,8674446
– Wie viel ist dieser Zerobond heute wert?
ZBAF4 0,8264993
ZBAF5 ⋅1.000€ = 787,98€ → ZBAF5 = 0,7879823 ZBAF5 0,7879823
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
147
5.1 Law of One Price/Arbitrage
• In der vorherigen Rechnung haben wir unterstellt, dass dieselben Diskontfaktoren für
verschiedene Wertpapiere benutzt werden können.
• Die Überlegung basiert auf dem „Law of One Price“. Wenn keine Verzerrungen
(Liquidität, Steuern, Kreditrisiken) vorhanden sind, müssen Wertpapiere mit denselben
Cash Flows denselben Preis haben.
• Durch Arbitragegeschäfte werden die Marktpreise der Wertpapiere wieder an das „Law
of One Price“ angenähert.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
148
5.1 Stripping/Additivität
Stripping:
• (Kupon-) Anleihen können in Zerobonds zerlegt werden.
• Jede Kuponzahlung und der Nominalwert werden zu eigenen Zerobonds.
• Beispiel: 100€
– Nominalwert 100€ t 0 1 2
– Laufzeit 2 Jahre Z1 6,67 7,00
– Verzinsung 7% Z2 6,36 7,00
7€ 7€
– Kurs 103,92 Z3 90,89 100,00
Anleihe 103,92 7,00 107,00 t(1) t(2) t(2)
Additivität:
• Durch Kombination mehrerer Zerobonds lassen sich alle zukünftigen Cash Flows
nachbilden.
• Der Wert der Anleihe entspricht dem Wert der Zerobonds.
• Wertadditivitätstheorem:
Der Preis eines Portfolios muss ebenso groß sein wie die Summe der Preise
aller Titel, welche in ihm enthalten sind.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
149
5.1 Kuponanleihen
Kurs
Kupon Laufzeit
(für nominal 100€)
• Aus der Kuponanleihe mit 1 Jahr Restlaufzeit kann aus dem Rückzahlungsbetrag (Nominalwert plus
Kupon) in einem Jahr und dem Marktpreis heute der Diskontfaktor für 1 Jahr ermittelt werden.
• Die Berechnung der weiteren Diskontfaktoren erfolgt mit den weiteren Kuponanleihen und den bereits
ermittelten Diskontfaktoren. So wird bspw. mit dem berechneten einjährigen Diskontfaktor und der
zweijährigen Kuponanleihe der Diskontfaktor für 2 Jahre ermittelt.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
150
5.1 Diskontfaktoren (1)
102,74
102,74 = (100 + 7,875) ⋅ ZBAF1 → ZBAF1 = =0,9523986
107,875
117,41 = 14,250 ⋅ ZBAF1 + 114,250 ⋅ ZBAF2 = 14,250 ⋅ 0,9523986 + 114,250 ⋅ ZBAF2 → ZBAF2 = 0,9088693
104,87 = 6,25 ⋅ ZBAF1 + 6,25 ⋅ ZBAF2 + 6,25 ⋅ ZBAF3 + 106,25 ⋅ ZBAF4 → ZBAF4 = 0,8264993
101,60 = 5,25 ⋅ ZBAF1 + 5,25 ⋅ ZBAF2 + 5,25 ⋅ ZBAF3 + 5,25 ⋅ ZBAF4 + 105,25 ⋅ ZBAF5 → ZBAF5 = 0,7879823
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
151
5.1 Diskontfaktoren (2)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
152
5.1 Diskontfaktoren (2)
Diskontfaktoren für Laufzeiten bis 30 Jahre (aus Anleihepreisen berechnet und interpoliert):
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
153
5.2 Spot Rates
Spot Rate:
• Spot Rates stellen die Effektivverzinsung von Zerobonds dar.
• Die Spot Rate für t-Jahre wird mit st bezeichnet. st gibt die jährlich verzinste Rendite
einer Investition in einen Zerobond wieder, der nach t Jahren fällig wird. Unter der
Annahme, dass der Nominalwert eines t Jahre laufenden Zerobonds 1€ beträgt lautet
die PV Formel:
1€
PV =
(1 + s t )t
• Die Spot Rate ist der am Markt verlangte Zins für einen Kredit mit einer Laufzeit von t
Jahren, bei dem der Kreditgeber dem Kreditnehmer Geld zum Zeitpunkt des
Vertragsabschlusses („heute“) gibt.
• Der Diskontfaktor ZBAFt entspricht dem Present Value
von 1€, der in t Jahren gezahlt wird. Diskontfaktor und
Spot Rate sind deshalb ineinander überführbar: Laufzeit Diskontfaktor Spot Rate
1 0,95240 4,998%
1 2 0,90887 4,894%
1 ⎛ 1 ⎞ t
ZBAFt = ⇔ s t = ⎜⎜ ⎟⎟ − 1 3 0,86744 4,854%
(1 + s t ) t
⎝ ZBAFt ⎠ 4 0,82650 4,879%
5 0,78798 4,881%
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
154
5.2 Spot Rates und Zinsstruktur
• Die Beziehung zwischen Spot Rates und Laufzeit wird als Zinsstruktur der Spot Rates (term
structure) bezeichnet.
• Jeder zukünftige (Anleihe-) Cash Flow wird daher zur Wertermittlung mit dem passenden
Zinssatz (Spot Rate) auf den heutigen Zeitpunkt abdiskontiert.
• Beispiel:
– Laufzeit 2 Jahre
117,41 = 14,25 ⋅ ZBAF1 + (100 + 14,25) ⋅ ZBAF2
– Kupon 14,250%
14,25 (100 + 14,25)
– Kurs 117,41% 117,41 = 1
+ 2
(1 + s1 ) (1 + s2 )
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
155
5.2 Forward Rates (1)
• Forward Rates geben die Terminzinsen, welche in der heutigen Zinsstruktur enthalten
sind, wieder.
• Ein „Forward Loan“ ist eine Vereinbarung zu einem zukünftigen Zeitpunkt Geld zu
leihen. Der Zinssatz, der zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses für den zukünftigen
Kredit vereinbart wird, ist die Forward Rate.
• Die Forward Rate ft-x,t gibt die jährlich verzinste Rendite eines Kredites über den
Zeitraum von t-x bis t an, wobei Zins- und Tilgungszahlung am Ende erfolgen.
St-x ft-x,t
st
0 t-x t
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
156
5.2 Forward Rates (2)
(1+ s1) ⋅ (1+ f1,2 ) = (1+ s2 ) da f0,1 = s1 folgt (1+ f0,1 ) ⋅ (1+ f1,2 ) = (1+ s2 )
1 2 2
t = 2:
t = 3: (1+ s2 ) ⋅ (1+ f2,3 ) = (1+ s3 ) (1+ f0,1 ) ⋅ (1+ f1,2 ) ⋅ (1+ f2,3 ) = (1+ s3 ) = (1+ s1) ⋅ (1+ f1,3 )2
2 3 3
allgemein: (1+ f0,1 ) ⋅ (1+ f1,2 ) ⋅ (1+ f2,3 ) ⋅ ... ⋅ (1+ ft−1,t ) = (1+ st )
t
(1 + s t-x ) ⋅ (1 + ft-x,t ) = (1 + s t )
t-x x t
St-x ft-x,t
1
⎛ (1 + s )t ⎞ x
ft-x,t =⎜ t
⎟ −1 st
⎜ (1 + s )t-x ⎟ 0 t-x t
⎝ t-x ⎠
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
157
5.2 Spot Rates und Forward Rates (2)
1
(1 + f0,1 ) ⋅ (1 + f1,2 ) ⋅ (1 + f2,3 ) ⋅ ... ⋅ (1 + ft −1,t ) = ZBAF = (1 + st )
t
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
158
5.2 Spot Rates und Forward Rates (2)
• Die Spot Rate st ist ein geometrischer Durchschnitt von st-x und ft-x,t.
1
• Die Zinsstrukturkurve steigt, wenn ft-x,t > st-x und sinkt, wenn ft-x,t < st-x.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
159
5.2 Effektivverzinsung (1)
(1 + i) − 1
T
T
c N N
P(c,T) = ∑ + ⇔ P(c,T) = c ⋅ +
(1 + i) (1 + i) i (1 + i) (1 + i)
t T T T
t =1
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
160
5.2 Effektivverzinsung (2)
• 3 mögliche Fälle:
– c/100 = i, Kurs gleich dem Nominalwert (par bond)
– c/100 > i, Kurs > als Nominalwert (premium bond)
– c/100 < i, Kurs < Nominalwert (discount bond)
• Dieser Effekt tritt umso stärker auf, je länger die Laufzeit ist. Gegen Ende der Laufzeit
nähern sich die Anleihen immer mehr ihrem Nennwert an (pull to par).
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
161
5.2 Näherungsweise Berechnung der Effektivverzinsung
d
c+
i≈ T ⋅ 100%
100 − d
i = Effektivverzinsung in Prozent
c = Nominalverzinsung in Prozent
d = Disagio (Differenz zwischen Rückzahlungsbetrag von 100
und niedrigerem Ausgabebetrag) bzw. Rückzahlungsbetrag minus aktueller Kurs
T = Laufzeit
3
4+
i≈ 6 ⋅ 100% = 4,64%
100 − 3
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
162
5.3 Zinsstrukturkurven
Die Effektivverzinsung ist ein gewichteter Durchschnitt der Spot Rates st. 5 4,881%
Zinsstruktur:
• Da die Effektivverzinsung i ein gewichteter Durchschnitt ist,
gibt es folgenden Zusammenhang zwischen
Spot Rates und Effektivverzinsung:
– Flache Zinsstrukturkurve:
Wenn s1 = s2 = s3 = s4, dann i = s1 = s2 = s3 = s4
– Normale (ansteigende) Zinsstrukturkurve:
Wenn s1 < s2 < s3 < s4, dann s1 < i < s4
(i kleiner als Spot Rate am Laufzeitende)
– Inverse (fallende) Zinsstrukturkurve:
Wenn s1 > s2 > s3 > s4, dann s1 > i > s4
(i größer als Spot Rate am Laufzeitende)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
163
5.3 Darstellung der Zinsstruktur (1)
5,000%
Laufzeit Par Yields
4,950% 1 4,998%
Par Yields 2 4,896%
4,900%
3 4,858%
4,850% 4 4,880%
Spot Rates 5 4,882%
4,800%
Forward Rates
4,750%
1 2 3 4 5
Laufzeit
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
164
5.3 Darstellung der Zinsstruktur (2)
• Die Darstellung der Zinsstruktur durch Renditen „normaler“ Anleihen ist nicht eindeutig
sondern hängt von der jeweiligen Kuponhöhe ab
5,000%
Renditen 1% Kupon
Renditen 20% Kupon
4,950%
4,900%
4,850%
1 2 3 4 5
Laufzeit
Laufzeit Rendite bei 1% Kupon Rendite bei 20% Kupon
1 4,998% 4,998%
2 4,894% 4,902%
3 4,855% 4,866%
4 4,879% 4,882%
5 4,881% 4,883%
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
165
5.3 Theorien zur Zinsstrukturkurve
• Segmentierungs-Theorie:
– Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Zinssätzen unterschiedlicher Laufzeit.
– Angebot und Nachfrage in jedem Segment sind unabhängig voneinander.
• Erwartungs-Theorie:
– Aus der Zinsstrukturkurve abgeleitete Forward Rates entsprechen den erwarteten
zukünftigen Spot Rates.
– E(s1,2) = f1,2
• Liquiditäts-Präferenz-Theorie:
– Risikoaverse Investoren fordern eine Zusatzrendite
(= Liquiditätsprämie) bei langen Laufzeiten.
Empirisch sind
– E(s1,2) < f1,2 , d.h. E(s1,2) +LP = f1,2 häufiger steigende
• Inflations-Theorie: Zinsen zu
– Kaufkraft hängt von der Inflationsentwicklung ab. beobachten
– Die Prämie für die ungewisse Inflation steigt für längere (normale
Laufzeiten an (zunehmende Inflationsprämie). Zinsstrukturkurve)
– E(s1,2) < f1,2 , d.h. E(s1,2) + IP = f1,2
• Ausgangspunkt:
Endwert einer 2-jährigen Anlage: (1 + s2 ) = (1 + s1 ) ⋅ (1 + f1,2 )
2
–
– Endwert zweier 1-jährigen Anlagen: (1 + s1 ) ⋅ (1 + E ⎡⎣s1,2 ⎤⎦ )
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
166
5.4 Anleihe-Variationen
Variationen
der klassischen
Festzinsanleihe
durch ...
Doppelwährungs- Optionsrecht
Zerobond Deep-Disc.-Anl. endfällig anleihe Wandelrecht
FRN ... in Raten ... Kündigungsrecht
... annuitätisch ...
...
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
167
5.4 Übersicht Staatsanleihen USA und Deutschland
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
168
5.4 Finanzierungsinnovationen des Bundes
Bundesanleihen Bundes-
obligationen
Umlaufrendite
• Durchschnittsrendite (durchschnittliche Effektivverzinsung) von Anleihen erster Bonität
(Bundesanleihen)
• Die Umlaufrendite ist damit ein Maß für das Zinsniveau am Rentenmarkt.
• Steigen die Zinsen, steigt tendenziell auch die Umlaufrendite.
Euro-BUND-Future
• Future: (unbedingtes) Termingeschäft
• Gibt den Terminkurs einer fiktiven 6%-Anleihe mit einer Restlaufzeit von 8,5 bis 10,5
Jahren wieder (z. B. Bundesanleihe, Anleihe des Fonds Deutsche Einheit).
• Einer der umsatzstärksten Futures-Kontrakte
• Eignet sich zur Absicherung von und Spekulation auf Kursänderungen von Anleihen
• Steigen die Zinsen, fällt tendenziell der Euro-Bund-Future (d.h. entgegengesetzte
Reaktion von Bund Future und Umlaufrendite auf Zinsänderungen).
Deutscher Rentenindex REXP (Performanceindex):
• Performanceindex für Anleihen, enthält 30 Anleihen (Gewichtung nach Marktanteilen)
• REXP misst den Anlageerfolg am deutschen Rentenmarkt (öffentliche Anleihen).
• Performancekomponenten: Kursveränderungen des REX und Kuponzahlungen
• REXP bildet die Entwicklung eines Staatsanleihe-Portfolios mit einer Laufzeit von 5,49
Jahren bei einem Kupon von 7,44 ab.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
170
5.4 Typischer Zusammenhang von …
…Umlaufrendite
…Euro-BUND-Future
• Einerseits verläuft die Kursbildung von Anleihen ähnlich wie bei Aktien:
– Kurse bilden sich grundsätzlich aufgrund von Angebot und Nachfrage.
– Spread: Kursdifferenz zwischen Geld- und Briefkurs
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
172
5.5 Börsenhandel vs. OTC-Handel
Börsenhandel: OTC-Handel:
Ca. 14.000 festverzinsliche Der Großteil des globalen
Wertpapiere sind zur Zeit an Anleihehandels wird over-the-
der Frankfurter Börse gelistet. counter über Telefonhandel
(Stand: Oktober 2009) abgewickelt.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
173
5.5 Funktion der Geschäftsbanken im Anleihehandel
Handelsmittler:
Privatanleger wie auch institutionelle Investoren
(Versicherungsgesellschaften, Investmentfonds, etc.) wenden sich
bei Anleiheaufträgen überwiegend an Geschäftsbanken und
betrauen diese mit der Durchführung der Orders. Für diese Aufgabe
stellen Banken ihren Kunden Provisionen in Rechnung.
Eigenhändler:
Geschäftsbanken erwerben bzw. veräußern Anleihen in eigenem
Namen und auf eigene Rechnung, um damit Gewinne zu erzielen.
Market Maker:
Banken stellen verbindliche Geld- und Briefkurse in den von ihnen
betreuten Anleihen. Auf diese Weise sorgen sie für einen liquiden
Sekundärmarkt. Die Spanne (Spread) zwischen An- und
Verkaufskurs dient der Entlohnung der Banken.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
174
5.5 Quotierung von Anleihen
Rentenhändler bestimmen zur Festsetzung des An- bzw. Verkaufskurses zunächst den
fairen Preis der Anleihe bei der gegebenen Zinsstruktur (Diskontfaktoren, Spot-/Forward-
Rates, Par Yield Coupon Rates)
Beispiel:
Barwert der Anleihe = 94,61 %; Spread = 38 Basispunkte (1 Basispunkt = 0,01 %)
19 BP 19 BP
Je größer der Spread ist, umso teurer ist die Anleihe beim Kauf und umso weniger Geld
fließt andererseits bei einem Verkauf an den Anleger zurück. In turbulenten
Handelsphasen (große Schwankung der Renditen) erhöhen Market Maker den Abstand
zwischen Geld- und Briefkurs.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
175
5.5 Stückzinsen
Zinssausschüttung t1 t2 Zinsausschüttung t3
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
176
5.5 Beispiel zur Stückzinsberechnung
Ausgangssituation: Laufzeit Anleihe: 09. Juli bis 29. Dezember des selben
Jahres; Nominalzins: 12 %; 10.000 € nominal
Kauf von 10.000 € nominal am 13. August zum Kurs von 102 %.
10.000 x 12 x 35
Stückzinsen: 9. Juli bis 13 August (= 35 Tage) = 115,07 €
100 x 365
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
177
5.6 Zinsänderungsrisiko
Das Zinsänderungsrisiko von festverzinslichen Wertpapieren setzt sich aus Endwert-
änderungsrisiko und Marktwertänderungsrisiko zusammen.
Marktwert (Kurswert) und Endwert einer Anleihe verhalten sich bei einer
Marktzinsänderung genau gegenläufig:
Marktzins- ⎛ n ⎞ ⎛ n ⎞
Kurswert ⎜B = ∑ Zt (1+ i)−t ⎟⎟
⎜ Endwert ⎜Bn = ∑ Zt (1+ i)n−t ⎟⎟
⎜
änderung ⎝ t =1 ⎠ ⎝ t =1 ⎠
Anleihe
• jährlicher Kupon:
Wert
259.37
i = 6%
10,00 % (in t1, ...,t10) 244.87
i = 8%
i = 10% 231.81
• Rückzahlung:
100,00 (in t10)
• Restlaufzeit: 10 Jahre
• Marktzins
i ∈ {6%; 8%; 10%}
129,44
113.42
100.00
D Zeit
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
179
5.6.1 Dollar value of a basispoint (DVBP/DV01)
Annahmen:
• flache Zinsstrukturkurve
• Marktzinsänderung verläuft parallel über die gesamte Zinsstrukturkurve
• Preis B der Anleihe hängt nur linear vom Zinssatz y ab, also B(y).
ΔB
Definition: DV01 = −
10000 * Δy
Beispiel:
Zinsanstieg um 2% führt zu einem Kursrückgang von 113,42 auf 100, d.h.
ΔB = - 13,42
ΔB − 13,42
DV01 = − =− = 0,0671
10000 ⋅ Δy 10000 ⋅ 2%
Bei einem Zinsrückgang um einen Basispunkt steigt der Kurs um absolut 0,0671.
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180
5.6.2 Duration (D)
Annahmen:
• flache Zinsstrukturkurve
• einmalige Marktzinsänderung (direkt nach dem Kauf)
• Wiederanlage zum Marktzinssatz i
Definition: n n
∑t⋅Z t ⋅ (1 + i) −t
∑t⋅Z t ⋅ (1 + i)− t
D= t =1
n
= t =1
B(i)
∑ Z t ⋅ (1 + i)− t
t =1
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181
5.6.2 Duration: Interpretation
Interpretation:
ΔB B ΔB i
Elastizität des Anleihepreises gegenüber dem Marktzins ε=− =− ⋅
Δi i Δi B
n
mit B(i) = ∑ Zt (1+ i)−t und
t =1
n
dB(i)
marginaler Änderung = − ∑ t ⋅ Zt ⋅ (1+ i)−t-1
di t =1
n
−∑ t ⋅ Zt ⋅ (1+ i)−t
i i
ergibt sich ε = − t =1
⋅ =D
1+ i n
1+ i
∑Z ⋅ (1+ i)
t =1
t
−t
1+ i ⎛ dB i 1+ i dB 1+ i ⎞
d.h. D=ε ⎜= − ⋅ ⋅ =− ⋅ ⎟
i ⎝ di B i di B ⎠
Vorgehen: Wähle die Gewichte im Anleiheportfolio so, dass die Duration der
Zeitspanne bis zum Endzeitpunkt entspricht.
Wert
259.37
i = 6%
244.87
i = 8%
i = 10% 231.81
129,44
113.42
100.00
D Zeit
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183
5.6.2 Beispiel zur Duration (1)
Planungshorizont: T = 5 Jahre
Marktzins: 8 % (flache Zinsstrukturkurve)
Anlagebetrag: 100.000 €
geplantes Endvermögen ohne Zinsänderung: 100.000 · 1,085 = 146.932,81
Anleihe A: Anleihe B:
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
184
5.6.2 Beispiel zur Duration (2)
Es ist ein Portfolio aus den Anleihen A und B zusammenzustellen, so dass dieses Portfolio
eine Duration von D = 5 aufweist.
Anleihe A: Anleihe B:
10
8 108 10 100
1⋅ + 2⋅ ∑ t ⋅ 1,08t + 10 ⋅ 1,0810
1,08 1,082 DB = t =1
DA = 10
10 100
8 108
+ ∑ 1,08t + 1,0810
1,08 1,082 t =1
192,59 789,98
DA = = 1,926 DB = = 6,966
100 113,42
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
185
5.6.2 Beispiel zur Duration (3)
Es ergibt sich ein Portfolio, das zu 39% aus Wertpapier A und zu 61% aus Wertpapier B
besteht.
39.000 61.000 5 10
⋅ (8 ⋅ 1,08 + 108 ⋅ 1,08 ) +
4 3
⋅ (∑10 ⋅ 1,08(5 − t )
+∑10 ⋅ 1,08−(t −5) + 100 ⋅ 1,08−5 ) = 146.932,81
KA KB t =1 t =6
mit: KB = aktueller Kurs der Anleihe B (113,42) (aktueller Kurs der Anleihe A: 100)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
186
5.6.2 Beispiel zur Duration (4)
39.000
⋅ (8 ⋅ 1,084 + 108 ⋅ 1,083 )
100
Anzahl der von Anleihe A Endwert in T=5 der
erworbenen Stücke (im Zahlungen von Anleihe
Nennwert von je 100) A
5 10
61.000
+
KB ∑ ∑
⋅ ( 10 ⋅ 1,08(5−t ) + 10 ⋅ 1,08−(t −5) + 100 ⋅ 1,08−5 ) = 146.932,81
t =1 t =6
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
187
5.6.2 Beispiel zur Duration (5)
39 .000 61 .000 5 10
⋅ (8 ⋅ 1,14 + 108 ⋅ 1,13 ) + ⋅ ( ∑ 10 ⋅ 1,1( 5 − t ) + ∑ 10 ⋅ 1,1−( t − 5 ) + 100 ⋅ 1,1− 5 ) = 147 .247 ,48
100 113 ,42 t =1 t =6
39.000 61.000 5 10
⋅ (8 ⋅ 1,06 + 108 ⋅ 1,06 ) +
4 3
⋅ (∑10 ⋅ 1,06 ( 5− t )
+∑10 ⋅ 1,06 −( t −5 ) + 100 ⋅ 1,06 −5 ) = 147.268,03
100 113,42 t =1 t =6
Endvermögen
in T = 5
146.932,81
8% Zins
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
188
5.6.2 Einflussgrößen auf die Duration
Zerobonds: D = RLZ
Endfällige Kuponanleihen:
- D < RLZ
über oder zu pari notierte Kuponanleihen (Kupon bei Emission > Marktzinssatz)
- c. p.: RLZ ↑ ⇒ D ↑
D
RLZ ↑ ⇒ ↓
RLZ
Bei unter pari notierten Kuponanleihen fällt die Duration ab einer bestimmten
Restlaufzeit wieder ab.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
189
5.6.2 Nachweis der Immunisierungseigenschaft
n
Endvermögen im Planungshorizont T: VT (i) = ∑Bt (1+ i)T−t
t =1
dVT (i)
Zu zeigen ist, dass =0 für T = Duration gilt (mit r als derzeitigem Marktzinssatz).
di i =r
dVT (i) n
⎡n n
⎤
= ∑Bt (T − t)(1+ r) T−t −1
= 0 ⇔ (1+ r) ⎢∑Bt T(1+ r) − ∑Bt t(1+ r)−t−1 ⎥ = 0
T − t −1
di i =r
t =1 ⎣ t=1 t =1 ⎦
T=
∑tB (1+ r) t
− t −1
=
∑tB (1+ r)
t
−t
=D
∑B (1+ r) t
− t −1
∑B (1+ r)
t
−t
2. Ableitung:
d2 VT (i) n
di2
= ∑
t =1
B t (T − t)(T − t − 1)(1 + i)T − t −2
d2 Vr (i) n
di2 i =r
= ∑t =1
Bt (T − t)(T − t − 1)(1 + r) T − t −2
>0
Produkt nur negativ, wenn genau einer der Faktoren negativ ist
Dies trifft nur bei T = t zu (2. Faktor = -1), dann aber 1. Faktor = 0.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
190
5.6.2 Zinsimmunisierung als dynamisches Konzept
⇓
Das ursprünglich geplante Endvermögen wird durch die Umschichtungen
gesichert.
Erweiterungen: - Teilimmunisierung
- nicht flache Zinskurve
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
191
5.6.3 Modified Duration (MD)
Definition: D dB 1 ε
MD = =− ⋅ =
1+ i di B i
Relative Änderung: dB
= −MD ⋅ di
B
Interpretation:
Die Modified Duration gibt an, um wieviel Prozent der Anleihekurs steigt (fällt), wenn
der Marktzins um ein Prozent fällt (steigt).
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
192
5.6.3 Beispiel Kurswertschätzung
Wert
259.37
i = 6%
244.87
i = 8%
Beispiel: Anleihe B (10% Kupon, 10 Jahre RLZ) i = 10% 231.81
mit i = 8%
B = 113,42
D = 6,966 129,44
113.42
MD = 6,450 100.00
D Zeit
Kurswert-
113,42 ⋅ (-6,45) ⋅ 0,02 = -14,63 113,42 ⋅ (-6,45) ⋅ (-0,02) = 14,63
schätzung mit
113,42 – 14,63 = 98,79 113,42 + 14,63 = 128,05
MD
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
193
5.6.4 Konvexitätsfehler
Anleihe-
kurs
Tatsächlicher
Kursverlauf
⇒ Es kommt zu
Konvexitätsfehlern.
Konvexitätsfehler
Kursverluste bei steigenden
Marktzinsen werden überschätzt.
Bei der Duration
Kursgewinne bei fallenden unterstellter
Kursverlauf
Markzinsen werden unterschätzt.
Marktzins
⇒ Bessere Kursschätzungen sind durch die sog. Konvexität möglich.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
194
Kapitel 6
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
195
6 Gliederung
6.1 Grundlagen
6.2 Wertober- und -untergrenzen (während der Laufzeit)
6.3 Put-Call-Parität
6.4 Optionspreismodelle
6.4.1 Binomialmodell und risikoneutrale Bewertung
6.4.2 Black-Scholes-Modell
6.5 „Greeks“ und Optionskombinationen
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
196
6.1 Derivate/Termingeschäfte
Ein Derivat ist ein Finanzinstrument, dessen Wert vom Wert einer anderen
zugrunde liegenden Variable abhängt. Diese Variablen sind beispielsweise
börsengehandelte Wertpapiere, Kapitalmarktindizes, Strompreise oder auch
Wetterereignisse.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
197
6.1 Überblick Termingeschäfte
Termingeschäfte
Optionen
Börsenhandel, da
standardisierte OTC-Handel
OTC-Handel
Verträge/Kontrakte z.B. Handel
an der Terminbörse EUREX
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
198
6.1 Grundlagen von Optionen
Begriff der Option:
Der Käufer einer Option erwirbt gegen Zahlung einer Prämie (Pr) das Recht,
– eine bestimmte Menge - Kontraktgröße
– eines bestimmten Gutes - Basiswert
– an oder bis zu einem bestimmten Zeitpunkt- Verfalltermin (T)
– zu einem im Voraus festgelegten Preis – Basispreis (X)
Grundpositionen:
Käufer Verkäufer
Long Call Short Call
Call - zahlt Optionsprämie - erhält Optionsprämie
- besitzt Kaufrecht - Stillhalter in Wertpapieren
Long Put Short Put
Put - zahlt Optionsprämie - erhält Optionsprämie
- besitzt Verkaufsrecht - Stillhalter in Geld
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
199
6.1 Optionen im Überblick
• Basiswert: DAX
• Settlement: Barausgleich
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
201
6.1 Annahmen und Notation
Annahmen:
• keine Transaktionskosten
• Leerverkäufe unbeschränkt möglich
• Mittel können zum risikolosen Zinssatz aufgenommen und angelegt werden
Notation:
Aktienkurs
bei Fälligkeit
0 0
Aktienkurs
bei Fälligkeit
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
203
6.1 Gewinn- und Verlustdiagramm: Call
Gewinn Gewinn
Long Call Short Call
Aktienkurs
X G max X+Pr
bei Fälligkeit
0 0
Vmax X+Pr Aktienkurs X
bei Fälligkeit
Verlust Verlust
Gewinn/Verlustprofil:
Long Call: max[S-X; 0]-Pr Short Call: -max[S-X; 0]+Pr
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
204
6.1 Zahlungsprofil: Put
Cash-Flow Cash-Flow
Long Put Short Put
Aktienkurs
bei Fälligkeit
0 0
Aktienkurs
bei Fälligkeit
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
205
6.1 Gewinn- und Verlustdiagramm: Put
Gewinn Gewinn
Long Put Short Put
Aktienkurs
X bei Fälligkeit X-Pr G max
0 0
X-Pr Vmax X Aktienkurs
bei Fälligkeit
Verlust Verlust
Gewinn/Verlustprofil:
Long Put: max[X-S; 0]-Pr Short Put: -max[X-S; 0]+Pr
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
206
Wertgrenzen während der Optionslaufzeit:
6.2
Wertobergrenzen für Calls und Puts
• Der Wert eines Call kann niemals höher sein als der Wert des Basispapiers, zu
dessen Erwerb die Option berechtigt:
c ≤ St und C ≤ St
• Ein europäischer Put hat bei Fälligkeit niemals einen höheren Wert als X, also:
p ≤ Xe−r(T−t)
P≤X
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
207
Wertuntergrenze für europäische Calls auf Aktien ohne
6.2
Dividendenzahlungen
• Portfolio A: europäischer Call + Zerobond im Wert von Xe-r(T-t) (Restlaufzeit T-t)
• Portfolio B: Aktie
Also: c + Xe−r(T−t) ≥ St
⇔ c ≥ St − Xe−r(T−t)
Außerdem: c≥0
Somit: [
c ≥ max St − Xe−r(T−t); 0 ]
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
208
6.2 Wertuntergrenze für amerikanische Calls auf Aktien ohne
Dividendenzahlungen
• Vorzeitige Ausübung des Calls in einer Welt ohne Arbitragemöglichkeiten niemals
sinnvoll, weil sie nur Nachteile bietet:
– Zinsverlust durch frühere Zahlung des Basispreises X
– Verlust der Sicherungswirkung
Formaler Nachweis:
• Portfolio A: amerikanischer Call + Zerobond im Wert von Xe-r(T-t) (Restlaufzeit T-t)
• Portfolio B: Aktie
• Wert von Portfolio A bei Halten bis zur Fälligkeit (s.o.): max [ST, X]
⇒ größer oder gleich Wert von Portfolio B
Also: vorzeitige Ausübung nicht sinnvoll; gleiche Wertuntergrenze wie für europäische Calls
[
C ≥ max St − Xe−r(T−t); 0]
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
209
6.2 Wertuntergrenze für europäische Puts auf Aktien ohne
Dividendenzahlungen
• Portfolio A: europäischer Put + Aktie
• Portfolio B: Zerobond im Wert von Xe-r(T-t) (Restlaufzeit T-t)
Also: p + St ≥ Xe−r(T−t)
⇔ p ≥ Xe−r(T−t) − St
Außerdem: p≥0
Somit: [
p ≥ max Xe−r(T−t) − St ; 0 ]
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
210
6.2 Wertuntergrenze für amerikanische Puts auf Aktien ohne
Dividendenzahlungen
⇒ Warten würde nur Zinsnachteile bringen, weil der Basispreis erst später zufließen
würde.
[
P ≥ max X − St ; 0 ]
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
211
6.2 Wertober- und -untergrenzen von Optionen während der
Laufzeit: Zusammenfassung
Optionen auf Aktien ohne Dividendenzahlungen während der Optionslaufzeit
(mit D=0 ergeben sich die Werte im oberen Abschnitt als Spezialfälle)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
212
6.2 Wertober- und -untergrenzen von Calls (ohne Dividenden)
5.0
4.5
4.0
3.5
3.0
Call-Preis
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Underlyingkurs
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
213
6.2 Wertober- und -untergrenzen von europäischen Puts (ohne
Dividenden)
Daten: X=10, risikoloser Zins=3%, Restlaufzeit=2 Jahre, Volatilität=20%
12.0
10.0
8.0
Put-Preis
6.0
4.0
2.0
0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Underlyingkurs
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
214
6.3 Put-Call-Parität (1)
• liefert einen Zusammenhang zwischen den Preisen von europäischen Puts und Calls
• kann aus dem Vergleich von zwei abgesicherten Portfolios ermittelt werden:
Portfolio 1: Aktie plus Put vs. Portfolio 2: Call plus Zerobond mit Rückzahlungsbetrag X
St + p = c + X ⋅ e−r⋅(T-t)
⇔ p = c + X ⋅ e−r⋅(T-t) − St
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
215
6.3 Put-Call-Parität (2)
Auszahlungsprofil: Aktie + Put Auszahlungsprofil: Call + Zerobond
Auszahlung Auszahlung
Call c
ST+p c+X
X X Zerobond X
Aktie ST
Put p
X ST X ST
St + p = c + X ⋅ e −r ⋅(T-t)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
216
6.4 Optionspreismodelle
Optionspreismodelle
Analytische
Analytische Modelle Numerische Modelle
Approximationsmodelle
Black-Scholes
Binomialmodell
und Erweiterungen
Trinomialmodell
Finite Differenzen
Monte Carlo
Simulation
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
217
6.4 Optionspreismodelle
Annahmen:
• Friktionslose Märkte für Optionen, deren Underlying und festverzinsliche
Wertpapiere:
– vollkommener (arbitragefreier) Kapitalmarkt ohne Transaktionskosten,
Marginzahlungen oder Steuern
– keine Leerverkaufs- oder Teilbarkeitsbeschränkungen
– es ist möglich in jeder Höhe Geld zum risikolosen Zins anzulegen oder
aufzunehmen.
• Der zukünftige Aktienkurs folgt einem Binomialbaum. Die Volatilität σ wird während der
Optionslaufzeit als konstant unterstellt.
Dies führt zu einer Binomialverteilung der Underlyingkurse zum Zeitpunkt T.
• Der risikolose Zinssatz ist konstant und nicht stochastisch.
• Während der Optionslaufzeit werden keine Dividendenzahlungen auf das Underlying
erwartet bzw. die Optionen sind dividendengeschützt
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
218
6.4.1 Baumverfahren
• zeichnen sich vor allem durch einen hohen Grad an Flexibilität aus,
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
219
6.4.1 Binomialmodell
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
220
6.4.1 Bewertung von Optionen bei binomialem
Aktienkursprozess: Einperioden-Modell
• Betrachtung eines Calls (es wird zwischen c und C nicht unterschieden).
• Die Bewertung von Puts verläuft analog oder kann über die Put-Call-Parity erfolgen.
• R ist der diskrete risikofreie Zins über die betrachtete Periode.
Cu = max (uS − X, 0 )
C
Cd = max (dS − X, 0 )
I) Cu =ΔuS + (1 + R ) B
II) Cd =ΔdS + (1 + R ) B
III) C =ΔS + B
Cu − C d
aus I) - II) Δ=
uS − dS
Cu − Δ ⋅ u ⋅ S
aus I) C u = Δ ⋅ u ⋅ S + (1 + R ) ⋅ B ⇔ B =
1+ R
Cu − C d
Cu − ⋅u⋅S
uS − dS u ⋅ C u − d ⋅ C u − uC u + u ⋅ C d
B= =
1+ R (1 + R )(u − d )
uC d − dC u
=
(1 + R )(u − d )
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
222
6.4.1 Gleichungssystem: Interpretation
⇒B < 0 (Kreditaufnahme)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
223
6.4.1 Gleichungssystem : Lösung II
Cu − Cd uCd − dCu C ⋅ (1+ R) − Cd ⋅ (1+ R) + u ⋅ Cd − d ⋅ Cu
C = ΔS + B = ⋅S + = u =
uS − dS ( )( )
1 + R u − d (1 + R) ( )
u − d
Cu
(1+ R) − d + C
u − (1+ R)
= u−d d
u − d = Cuq + Cd (1− q)
1+ R 1+ R
Cuq + Cd (1− q)
C = ΔS + B =
1+ R
mit
q=
(1+ R) − d
u−d
1− q = 1 −
(1+ R) − d = u − d − (1+ R) + d = u − (1+ R)
u−d u−d u−d
(1+ R) − d ⇔ q u − d = 1+ R − d ⇔
q= ( ) ( ) daher q, (1-q): risikoneutrale
u−d Wahrscheinlichkeiten, d. h. die erwartete
⇔ qu + (1− q) d = 1+ R Underlyingrendite, berechnet mit den
0 < q < 1, wenn u > 1+ R > d „Als-ob-Wahrscheinlichkeiten“, entspricht R
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
224
6.4.1 Bewertung von Optionen bei binomialem
Aktienkursprozess: Mehrperioden-Modell
2. Diskretes Mehrperiodenmodell
Idee Binomialmodell: num. Verfahren für sehr kleines Δt → sehr großer Baum
häufig: Aktienkurse und zugehörige Optionspreise zusammen in einen Baum eintragen
u2S
Cuu q definiert wie oben
uS
1
C = ⎡qCu + (1− q) Cd ⎤⎦
Cu 1+ R ⎣
S udS
C Cud 1
Cu = ⎡qCuu + (1− q) Cud ⎤⎦
dS 1+ R ⎣
Cd
1
d2S Cd = ⎡qCud + (1− q) Cdd ⎤⎦
Cdd 1+ R ⎣
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
225
6.4.1 Beispiel: Optionsbewertung
Call: S = 20 ; X = 21 ; u = 1,1 ; d = 0,9 ; R = 12% ; Δt = 0,25 Jahre, d.h. T-t = 0,5 Jahre
q=
(1 + R ) − d 1,120,25 − 0,9
= = 0,644 ; 1 − q = 0,356
24,2 u−d 1,1 − 0,9
3,2
1
22 Cu = ( 0,644*3,2 + 0,356*0 ) = 2,0023
1,120,25
2,0023
20 19,8 Cd = 0
1,253 0
18 1
C= ( 0,644*2,0023 + 0,356*0 ) = 1,253
1,120,25
0
16,2 ⎛ 1 ⎞
0 ⎜ 1,253 = C = 2*0,25
*0,644 2 * 3,2 ⎟
⎝ 1,12 ⎠
Cu − Cd 3,2 − 0
AnzahlAktien Δ= z. B. = 0,7273
uS − dS 1,1* 22 − 0,9 * 22
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
226
6.4.1 Beispiel: Arbitragemöglichkeit
24,2
Annahme: Option wird zu 2 € gehandelt ⇒ überbewertet 22
3,2
20 2,0023 19,8
0 0 0
-100% -50% 0% 50% 100% -100% -50% 0% 50% 100% -100% -50% 0% 50% 100%
Rendite Rendite Rendite
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
228
6.4.1 Konvergenzverhalten des Binomialmodells
Beispieldaten: Europäischer Call mit St=10, X=10, T-t = 2 Jahre, r = 3%, σ = 20%
Vergleichswert: Black-Scholes-Preis 1,4074
1.50
1.45
Call-Preis
1.40
1.35
1.30
1.25
2 6 10 14 18 22 26 30 34 38 42 46 50
Zahl der Baumstufen bzw. Zeitschritte
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
229
6.4.2 Black-Scholes-Modell
Zu Beginn der 70er Jahre entwickelt von Fischer Black, Myron Scholes und Robert Merton.
(Nobelpreis für Myron Scholes und Robert Merton im Jahr 1997 (Fischer Black verstarb 1995))
Annahmen:
• Friktionslose Märkte für Optionen, deren Underlying und festverzinsliche Wertpapiere:
– vollkommener (arbitragefreier) Kapitalmarkt ohne Transaktionskosten,
Marginzahlungen oder Steuern
– keine Leerverkaufs- oder Teilbarkeitsbeschränkungen
– es ist möglich in jeder Höhe Geld zum risikolosen Zins anzulegen oder aufzunehmen.
• Der zukünftige Aktienkurs folgt einer kontinuierlichen geometrischen Brown`schen
Bewegung. Die Volatilität σ wird während der Optionslaufzeit als konstant unterstellt.
Dies führt zu einer Lognormalverteilung der Underlyingkurse zum Zeitpunkt T.
• Der stetige risikolose Zinssatz ist konstant und nicht stochastisch.
• Während der Optionslaufzeit werden keine Dividendenzahlungen auf das Underlying
erwartet bzw. die Optionen sind dividendengeschützt.
• Es werden europäische Optionen betrachtet ohne die Möglichkeit einer vorzeitigen
Ausübung.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
230
6.4.2 Die Black-Scholes-Formeln für europäische Optionen
c = S t ⋅ N ( d1 ) − X ⋅ e ⋅ N ( d2 )
− r ⋅( T − t )
Call:
⋅ N ( − d 2 ) − S t ⋅ N ( − d1 )
− r ⋅( T − t )
Put: p = X⋅e
m it
⎛S ⎞
ln ⎜ t
X
(
⎟ + r + 0,5 ⋅ σ ⋅ ( T − t )
2
)
d1 = ⎝ ⎠
σ T−t
d 2 = d1 − σ T − t
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
231
6.4.2 Black-Scholes-Preis eines europäischen Call in
Abhängigkeit vom Underlyingkurs
4.0 Volatilität=20%
2.5
2.0
1.5
1.0
0.5
0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Underlyingkurs
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
232
6.4.2 Black-Scholes-Preis eines europäischen Put in
Abhängigkeit vom Underlyingkurs
8.0 Volatilität=20%
5.0
4.0
3.0
2.0
1.0
0.0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Underlyingkurs
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
233
6.5 Determinanten des Optionspreises
Volatilität
Kurs Underlying
Basispreis Optionspreis
Restlaufzeit
Zinssatz
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
234
6.5 „Greeks“
∂C
Vega = Call und Put: > 0 Einflussgröße Volatilität
∂σ
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
235
6.5 Implizite Volatilität
• Die Volatilität ist ein Maß für die Schwankungsbreite und stellt, neben dem Kurs des
Underlying, einen wichtigen Einflussfaktor auf den Wert einer Option dar.
• Die historische Volatilität wird aus historischen Kursen ermittelt, indem die
Standardabweichung der Renditen (täglich, monatlich, etc.) berechnet wird.
• Die so genannte implizite Volatilität wird aus am Markt beobachtbaren
Optionspreisen berechnet:
Volatilität
Kurs Underlying
Restlaufzeit
Optionspreis
Zinssatz
Kurs Underlying
Restlaufzeit
Zinssatz
• Anomalie: Werden aus Optionen mit versch. Basispreisen die impliziten Volatilitäten
berechnet, sind unterschiedliche implizite Volatilitäten zu beobachten (Volatility Smile)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
236
6.5 Beispiel: Optionskombination „Straddle“
Diese Optionskombination wird gewählt, wenn der Investor eine starke Bewegung in
der zugrunde liegenden Aktie erwartet (Anstieg der Volatilität), aber nicht weiß in
welche Richtung diese Bewegung gehen wird.
Dazu wird ein Call und ein Put mit identischem Basispreis und identischer Laufzeit
gekauft.
Auszahlung Gewinn/Verlust
X
ST
X ST
Auszahlung
Aktienkurs Auszahlung Call Auszahlung Put
Straddle
ST ≤ X 0 X – ST X – ST
ST > X ST – X 0 ST – X
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
237
Kapitel 7
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
238
7 Gliederung
7.1 Forwards
7.2 Futures
7.3 Futurespreis und Basis
7.4 DAX-Future
7.5 Bund-Future
7.5.1 Konversionsfaktoren
7.5.2 Fair Value Bestimmung
7.5.3 Physische Kontrakterfüllung und Cheapest-to-Deliver-Anleihe
7.6 Hedging mit Financial Futures
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239
7.1 Forward
• Der Forward Kurs ist der heutige Preis für einen Gegenstand, der zu einem
bestimmten zukünftigen Zeitpunkt geliefert und bezahlt wird.
• Der Forward Kurs unterscheidet sich vom Kassakurs (sofortiger Kauf bzw. Verkauf
eines Gegenstandes) und ist für verschiedene zukünftige Zeitpunkte unterschiedlich.
• Der Gewinn oder Verlust aus einer Position wird durch den Lieferpreis (X) und den
Kassakurs bzw. Spot Kurs (ST) zum Lieferzeitpunkt (T) bestimmt.
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240
7.1 Gewinn/Verlust einer Forwardposition
Gewinn Gewinn
0 0
X ST X ST
Verlust Verlust
Long Position Short Position
Gewinn/Verlust: Gewinn/Verlust:
ST - X X - ST
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241
7.2 Future (1)
Vereinbarung zwischen zwei Marktteilnehmern, ein bestimmtes Underlying
(Basiswert) zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt zu einem bestimmten
Preis (Future Kurs) zu kaufen oder zu verkaufen. Es ist möglich als Käufer (Long)
oder als Verkäufer (Short) zu agieren.
• Future Kontrakte werden an einer Börse gehandelt. Gegenpartei ist nicht direkt ein
anderer Marktteilnehmer sondern jeweils das Clearinghouse der Börse.
• Futures werden auf Waren (Commodities), wie z.B. Gold, Weizen, und auf
Finanzanlagen (Financials), wie z.B. Währungen, Aktienindizes, gehandelt.
• Ein exaktes Lieferdatum wird beim Future (anders als beim Forward) nicht angegeben,
Der Kontrakt wird durch seinen Liefermonat spezifiziert und die Börse bestimmt die
Lieferperiode in diesem Liefermonat. Der Inhaber der Short Position bestimmt wann er
innerhalb der Lieferperiode liefert. Normalerweise werden Kontrakte mit verschiedenen
Liefermonaten gleichzeitig gehandelt.
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7.2 Beispiel: Future-Kontrakte auf Weizen
Spezifikationen für Future-Kontrakte auf Weizen an der Warenterminbörse Hannover
• Terminkontrakt auf 50 Tonnen (t) Brotweizen
• Lieferbar ist Brotweizen aus EU-Herkunft, gesund und handelsüblich mit folgenden
Inhaltsstoffen bzw. Merkmalen:
– Protein min. 11%
– Feuchtigkeit max. 15%
– Fallzahl min. 220 Sekunden
– Hektolitergewicht min. 76kg/hl
– Besatz max. 2%
– Bruchkorn max. 5%
• Mögliche Lieferpunkte:
– Main zwischen Würzburg und Bamberg
– Mittellandkanal zwischen Magdeburg und Minden einschließlich seiner Stichkanäle
– Mosel zwischen Metz und Frouard
• Transaktionskosten: Euro 4,- pro Halfturn
• Handelszeiten: 10:05 Uhr bis 17:00 Uhr
• Initial Margin: Euro 200,- pro Kontrakt (auf Clearing Haus Ebene)
• Die Notierung erfolgt in Euro pro Tonne mit einer Tickgröße von EUR 0,10, dies
entspricht einem Wert des Ticks von EUR 5.- pro Kontrakt
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243
7.2 Future (2)
• Die meisten Future-Kontrakte führen nicht zur Lieferung, sondern werden vorher
glattgestellt.
• Zusätzlich stellt die Börse sicher, dass der Vertrag von beiden Parteien erfüllt wird.
Durch das Margining wird das Risiko reduziert, dass eine Partei sich weigert den
Vertrag am Ende der Laufzeit zu erfüllen bzw. nicht die finanziellen Ressourcen hat
dies zu tun.
– Der Broker verlangt von seinem Kunden einen spezifizierten Betrag (Initial
Margin) beim Eingehen der Position auf den Margin Account zu überweisen.
– Am Ende jedes Handelstages werden die Gewinne und Verluste aus der
Futuresposition dem Margin Account zugerechnet (Marking to Market).
– Der Investor darf alle Beträge über der Initial Margin abheben und muss Geld
nachschießen (Margin Call), wenn seine Position unter die Maintenance Margin
fällt. Falls er nicht nachschießen kann, wird seine Position zwangsweise
glattgestellt.
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244
7.2 Beispiel zum Margining
Ein Investor kontaktiert seinen Broker am 5. Juni, um zwei Gold-Future Kontrakte an der
New York Commodity Exchange (COMEX) zu kaufen. Der aktuelle Futureskurs beträgt $
400 je Unze, die Kontraktgröße beträgt 100 Unzen.
Die von der Börse festgelegte Initial Margin pro Kontrakt beträgt $ 2.000. Der Investor
muss also $ 4.000 beim Eingehen des Geschäftes auf seinem Margin Account deponieren.
Die Maintenance Margin beträgt $ 1.500 je Kontrakt. Bei Unterschreitung muss auf $2.000
je Kontrakt aufgefüllt werden.
Täglicher Kumulierter Margin
Futures Gewinn Gewinn Account Margin
Kurs Verlust Verlust Stand Call
Datum (US$) (US$) (US$) (US$) (US$)
400,00 4.000
5. Jun. 397,00 -600 -600 3.400 0
… … … … … …
13. Jun. 393,30 -420 -1.340 2.660 + 1.340 4.000
… … … … … … < 3.000
19. Jun. 387,00 -1.140 -2.600 2.740 1.260 4.000
+
… … … … … …
26. Jun. 392,30 260 -1.540 5.060 0
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245
7.2 Financial Futures an der Eurex Deutschland (Auswahl)
Zinsprodukte Indexprodukte
Kapitalmarktprodukte Geldmarktprodukte
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246
7.3 Bewertung von Forwards/Futures durch
Arbitrageüberlegungen (1)
Bewertung eines Forwards auf eine Aktie, die keine Dividenden ausschüttet:
(Hinweis: Wir berücksichtigen kein Einkommen durch Verleihen der Aktie. Es existieren
keine Transaktionskosten und Steuern, eine unbegrenzte Geldanlage- und –aufnahme
ist zum risikolosen Zinssatz möglich.)
Angaben:
– Der Kassakurs (K) der Aktie liegt bei 300 EUR.
– Der Forward Preis der Aktie am Markt (FM) für 1 Jahr beträgt 320 EUR.
– Die Finanzierungskosten (iFK) betragen 5% pro Jahr.
– Hier: T = 365.
– Gesucht: der faire Forward Kurs (F) für ein Jahr.
• Ermittlung des Fair Value durch Kauf der Aktie am Kapitalmarkt mit Kreditfinanzierung
über T Tage:
⎛ T ⎞
F = K ⎜ 1 + iFK ⋅ ⎟
⎝ 365 ⎠
F = 300(1,05 ⋅ 1) = 315
• Der faire Kurs für den Forward beträgt 315 EUR.
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247
7.3 Bewertung von Forwards/Futures durch
Arbitrageüberlegungen (2)
Feststellung: Der Preis für den Forward von 320 EUR für ein Jahr ist zu hoch.
• Die Arbitrage geht solange weiter, bis der faire Kurs erreicht ist.
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248
7.3 Determinanten des realen Futurepreises
Futurepreis
Rechnerisch fairer Futurepreis
Kassapreis Basis
Cost of
Futurepreis – Kassapreis = Basis Value
Carry
Basis
Basis
BASIS
• Die Basis und damit der Futurepreis können zusätzlich noch durch Transaktionskosten,
Steuern, usw. beeinflusst werden.
• Die Basis kann positiv oder negativ sein.
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249
7.3 Basis und Basiskonvergenz
Kassa-,
Futurepreis Futurekurs
Zeit
Fälligkeit Futurekontrakt
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250
7.3 Fair Value eines Futures
Futurepreis
Rechnerisch fairer Futurepreis
Kassapreis Basis
Fair Value Future = Kassapreis + Finanzierungskosten Cost of
- Finanzierungserträge Value
Carry
Basis
Basis
= Kassapreis + Cost of Carry
Zinsfuture = Kassakurs
+ Zinskosten (bei kreditfinanziertem Anleihekauf)
- Stückzinsen Underlying (Erträge aus der Anleihe)
Aktienindexfuture = Kassakurs
+ Zinskosten (bei kreditfinanziertem Kauf des Aktienindexes)
- Dividendenzahlungen
- Zinsen auf wieder angelegte Dividendenzahlungen
- Erträge aus Wertpapierleihe
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251
7.3 Fair Value von Aktienindexfutures
Bei Futures auf Performance-Indices wie z.B. DAX- oder Tec-DAX-Future (ohne
Berücksichtigung der Kosten einer eventuellen Wertpapierleihe):
⎛ T ⎞
Ft = K t ⋅ ⎜1 + iFK ⋅ ⎟
⎝ 365 ⎠
berücksichtigen:
⎛ T ⎞ T ⎛ T ⎞
Ft = K t ⋅ ⎜ 1+ iFK ⋅ - K ⋅ d ⋅ ⇔ F = K ⋅ 1+ (i − d) ⋅
365 ⎟⎠
t ⎜
365 ⎟⎠
t t FK
⎝ 365 ⎝
Kapitaldienst Kredit Dividendenerträge
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252
7.4 Kontraktspezifikationen des DAX-Future (FDAX)
• Basiswert: DAX
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253
7.4 Beispiel zur Notierung des FDAX
Quelle: www.eurexchange.com
• Der Kontrakt mit der aus heutiger Sicht kürzesten Restlaufzeit heißt Nearby- oder
Front-Future, die übrigen werden als Deferred-Futures bezeichnet.
• Traded Contracts gibt an, wie viele Kontrakte an einem Tag bis zur angegebenen
Zeit gehandelt wurden.
• Der Open Interest dient dazu, die Anzahl der noch offenen Future Kontrakte zu
messen.
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254
7.4 Hedging mit DAX-Futures (1)
Das Kursrisiko eines Portfolios aus DAX-Titeln, das am 19.01.2007 einen Wert
von 850.000 EUR besitzt, soll bis zum Verfalltermin des DAX-Future am 21.
September 2007 ausgeschaltet werden.
DAX (Xetra) am 19.01.2007: 6.747 Punkte
DAX-Future am 19.01.2007: 6.921 Punkte
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255
7.4 Hedging mit DAX-Futures (2)
Situation am 21.09.2007:
Kassaposition:
Fall 1:
DAX (Xetra): 8.000 Punkte gestiegener DAX
8.000 (8.000 Punkte)
Portfoliowert: 1.007.855,34 EUR = 850.000 ⋅
6.747
==> Gewinn aus Kassaposition: 157.855,34 EUR
Futuresposition:
Gesamtposition:
Situation am 21.09.2007:
Kassaposition:
Fall 2:
DAX (Xetra): 5.000,00 gesunkener DAX
Portfoliowert: 629.909,59 EUR= 5.000 (5.000 Punkte)
850.000 ⋅
6.747
==> Verlust aus Kassaposition: - 220.090,41 EUR
Futuresposition:
Gesamtposition:
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258
7.5.1 Konversions- oder Preisfaktoren (1)
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259
7.5.1 Konversions- oder Preisfaktoren (2)
Die von der Eurex verwendete Formel zur Bestimmung des Konversionsfaktors für Euro-
Kapitalmarkt Futures (Bund, Bobl, Schatz und Buxl) lautet:
1 ⎡ c δi c⎛ 1 ⎞ 1 ⎤ c ⎛ δi δe ⎞
KF = ⎢ ⋅ + ⎜1,06 − ⎟+ n⎥
− ⎜
⋅⎜ − ⎟⎟
1,06 f ⎣100 act 2 6 ⎝
n
1,06 ⎠ 1,06 ⎦ 100 ⎝ act 2 act1 ⎠
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260
7.5.1 Herleitung der Formel für den Konversionsfaktor
⎛ δ ⎞ 100 ⎛ δ ⎞ 1,06
n
−1 100
c ⋅ ⎜1 + i ⎟ + c ⋅ RBF + = c ⋅ ⎜1 + i ⎟+c⋅ + =
⎜ act ⎟ i,n qn ⎜ act ⎟ n n
⎝ 2⎠ ⎝ 2⎠ 1,06 ⋅ 0,06 1,06
⎛ δ 1 1 ⎞ 100 c ⋅ δi c ⎛ 1 ⎞ 100
=c⎜1 + i + − ⎟+ = + ⎜ 1,06 − n ⎟+ n.
⎜ act 0,06 1,06n ⋅ 0,06 ⎟ 1,06n act 0,06 ⎝ 1,06 ⎠ 1,06
⎝ 2 ⎠ 2
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261
7.5.1 Herleitung der Formel für den Konversionsfaktor
die taggenau ermittelte Zinszahlung zum nächsten Zinstermin dar, wobei die
Abweichung eines ersten unregelmäßigen Zinslaufs durch
δ
i
act
2
berücksichtigt wird. Liegt kein erster unregelmäßiger Zinslauf vor bzw. ist die erste
unregelmäßige Zinszahlung bereits erfolgt, vereinfacht sich der Term zu c.
• Der Term stellt dabei die taggenau ermittelten Stückzinsen (actual/actual) dar.
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262
7.5.1 Herleitung der Formel für den Konversionsfaktor
1 ⎡c ⋅ δ c ⎛⎜ 1 ⎞⎟ 100 ⎤ ⎛ δi δ ⎞
⎢ i + 1,06 − + ⎥ −c⋅ ⎜ −
e ⎟
f act ⎜ n⎟ n ⎜ act act ⎟
1,06 ⎢⎣ 2 0,06 ⎝ 1,06 ⎠ 1,06 ⎥⎦ ⎝ 2 1⎠
• Der Term ⎛ δi δ ⎞
c⋅ ⎜ −
e ⎟
⎜ act act ⎟
⎝ 2 1⎠
stellt dabei die taggenau ermittelten Stückzinsen (actual/actual) dar.
• Division durch 100, um den Preis je 1 EUR Nominalwert der standardisierten Anleihe zu
erhalten:
1 ⎡ c δ c ⎛⎜ 1 ⎞⎟ 1 ⎤ c ⎛⎜ δi δ ⎞
⎢ i ⎥− e ⎟
KF = ⋅ + 1,06 − + ⋅ −
f 100 act 6⎜ n⎟ n ⎜ act act ⎟
1,06 ⎢⎣ 2 ⎝ 1,06 ⎠ 1,06 ⎥⎦ 100 ⎝ 2 1⎠
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263
7.5.1 Beispiel zum Konversions-/Preisfaktor
Stückzinsen vom
25.05.2001 bis zum
Zeitraum zwischen Liefertag 11.03.2002
und nächstem Kupontermin
bezogen auf ein Jahr
(11.03.2002 - 04.07.2002)
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264
7.5.2 Fair Value Bestimmung bei Zinsfutures (1)
Erträge aus dem Halten der Kassaposition und der Futureposition müssen grundsätzlich
übereinstimmen, da sonst gewinnbringende Arbitrageprozesse möglich werden.
Ertrag Kassa = KT - Kt + SZ
mit: KT = mit Konversionsfaktor angepasster Kurs der CtD-Anleihe im
Verfallzeitpunkt,
Kt = angepasster Kurs der CtD-Anleihe im Betrachtungszeitpunkt,
SZ = Stückzinsen der am billigsten zu liefernden Anleihe
Ertrag Future = FT - Ft + r . Kt
mit: FT = Future-Kurs im Verfallzeitpunkt,
Ft = Future-Kurs im Betrachtungszeitpunkt,
r = laufzeitangepasste Verzinsung,
r . Kt = Zinskosten, die durch das Halten des Futures eingespart werden
FT - Ft + r . Kt = KT - Kt + SZ
1
F= ⋅ K + CoC
KF
1 ⎡
CoC = ⎢(K + SZ) ⋅ ⎛⎜iFK ⋅ T ⎞⎟ − ⎛⎜iCtD ⋅ NCtD ⋅ T ⎞⎟⎤⎥
KF ⎣ ⎝ 365⎠ ⎝ 365⎠⎦
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266
7.5.2 Fair Value Bestimmung bei Zinsfutures (3)
Berechnung des Fair Value von Zinsfutures mit dem prozentualen Satz per annum
der Cost of Carry = CC % p.a.:
1 ⎛ T ⎞
F= ⋅ K ⎜1+ CC ⋅ ⎟
KF ⎝ 365 ⎠
mit: CC = Cost of Carry Satz in % per anno:
1
[(K + SZ) ⋅ iFK − iCtD ⋅ NCtD] (K + SZ) ⋅ i − i ⋅N
CC = KF = FK CtD CtD
1 K
⋅K
KF
Eingesetzt ergibt sich:
1 ⎡ T T ⎤
F= ⋅ ⎢K + (K + SZ) ⋅ iFK ⋅ − iCtD ⋅ NCtD ⋅
KF ⎣ 365 365⎥⎦
1 1 T 1 T
= ⋅K + ⋅ (K + SZ) ⋅ iFK ⋅ − ⋅ iCtD ⋅ NCtD ⋅
KF KF 365 KF 365
K, F
Kassa
Futures
t
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268
7.5.2 Berechnung des Fair Value
Beispiel: Bund-Future (1)
Es soll der Fair Value des Bund-Futures am 20.01.2005 mit Fälligkeit September
(12.09.2005) bestimmt werden.
Fälligkeit = 04.01.2015
KCtD = 101,95
iCtD = 3,75 % Nominalzins
Restlaufzeit der CtD-Kassamarktanleihe am Verfalltermin des Future: 9 Jahre, 114 Tage
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269
7.5.2 Berechnung des Fair Value
Beispiel: Bund-Future (2)
Lösung:
1
F = ⋅ 101,95 − 1,18776246 = 119,7996
0,84265
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270
7.5.3 Physische Kontrakterfüllung und Ermittlung
der Cheapest-to-Deliver-Anleihe
• Am letzten Handelstag wird für den Future der Final Settlement Preis ermittelt. Daraus und aus der
zur Lieferung ausgewählten Anleihe kann der Andienungspreis ermittelt werden. Der Käufer eines
Zins-Futures hat diesen Andienungspreis für die Lieferung einer Anleihe zu bezahlen:
Andienungspreis = (Nominalwert des Futures ⋅ Pr eis des Futures ⋅ Konversionsfaktor der Anleihe ) + SZ
• Der Verkäufer hat die Auswahl zwischen den zulässigen lieferbaren Anleihen, wobei er die für ihn
günstigste Anleihe (Cheapest-to-Deliver CtD)) liefern wird.
Anleihen zur Wahl des Verkäufers für den September 2005 Bund-Future:
– 4,25% Bund, fällig am 04.07.2014, ISIN: DE0001135259
Konversionsfaktor: 0,882720,
Kurs am 12.09.2005: 106,35
– 3,75% Bund, fällig am 04.07.2015, ISIN: DE0001135267
Konversionsfaktor: 0,842651,
Kurs am 12.09.2005: 100,95
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
271
Beispiel physische Kontrakterfüllung und Ermittlung
7.5.3
der Cheapest-to-Deliver-Anleihe
1. Bund 4,25%, fällig am 04.07.2014, Kurs 106,35
==> Nachteil aus der Lieferung: 511,87 EUR (106.653,20 EUR - 107.165,07 EUR)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
272
Beispiel physische Kontrakterfüllung und Ermittlung
7.5.3
der Cheapest-to-Deliver-Anleihe
2. Bund 3,75%, fällig am 04.01.2015, Kurs 100,95
==> Vorteil aus der Lieferung: 83,85 EUR (103.612,62 EUR - 103.528,77 EUR)
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
273
Beispiel physische Kontrakterfüllung und Ermittlung
7.5.3
der Cheapest-to-Deliver-Anleihe
3,75% Bundesanleihe ist günstiger zu liefern, d.h. diese Anleihe ist die Cheapest-to-Deliver-
Anleihe in diesem Beispiel.
Der Käufer hat dem Verkäufer den Andienungspreis zu bezahlen und erhält dafür die 3,75%
Bundesanleihe zu nominal 100.000,-- EUR je Kontrakt.
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
274
7.6 Hedging mit Financial-Futures
Kursverlust Kursgewinn
Arten:
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275
7.6 Hedging mit Financial-Futures
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
276
7.6 Bestimmung von Hedge-Ratios für Zinsfutures (1)
Hedge-Ratio gibt die zur Absicherung erforderliche Anzahl von Futurekontrakten an.
A) Nominalwertmethode
Nominalwert Kassaposition
HR =
Nominalwert Futureposition
Nominalwert Futurekontrakte = Nominalwert der Kassaposition
Vorteil: Einfachheit
Nachteil: Keine Berücksichtigung unterschiedlicher Preissensitivitäten
B) Konversionsfaktormethode
Nominalwert Kassaposition
HR = ⋅ (KF der Kassaposition)
Nominalwert Futureposition
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
277
7.6 Bestimmung von Hedge-Ratios für Zinsfutures (2)
C) Basiswertmethode
Wertpapiermanagement WS 2010/2011
278