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Mitteilungen aus dem

Institut für Maschinenwesen


der
Technischen Universität Clausthal
Nr. 28
(November 2003)

Herausgeber:
Prof. Dr.h.c. Dr.-Ing. Peter Dietz

Redaktion und Layout:


Dr.-Ing. Günter Schäfer
Dipl.-Ing. Hagen Birkholz

Anschrift:
Institut für Maschinenwesen
Technische Universität Clausthal
Robert-Koch-Str. 32
D-38678 Clausthal-Zellerfeld
Tel: (0 53 23) 72-22 70
Fax: (0 53 23) 72-35 01
E-Mail: info@imw.tu-clausthal.de
http//:www.imw.tu-clausthal.de

ISSN 0947-2274

Titelbild:

Das technische Denkmal des Instituts, das Schlagwerk eines Durchlaufhammerbrechers, repräsentriert die
bergbau- und verfahrenstechnische Ausrichtung des Clausthaler Maschinenbaus, welche in der deutschen
Hochschullandschaft einzigartig ist.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) I

Inhaltsverzeichnis

Vorwort ............................................................................................................................................................ 1

Dietz, P.:
Akkreditierung – und kein Ende ? .................................................................................................................... 3

Konstruktion und Berechnung von Maschinenelementen


Birkholz, H.:
Untersuchungen zum Beanspruchungsverhalten spielbehafteter Längsstiftverbindungen............................. 7
Schäfer, G.:
Auslegung und Gestaltung von Welle-Nabe-Verbindungen .......................................................................... 13
Grünendick, T.:
Exprimentelle Untersuchungen an innenhochdruckgefügten Pressverbindungen ........................................ 25
Hua, Q.; Schäfer, G.:
Kerbwirkung an Zahnwellenverbindungen mit Evolventenzahnprofil ............................................................ 33
Mupende, I.; Otto, St.:
Das Beanspruchungsverhalten mehrlagig bewickelter Seiltrommeln unter
nicht-rotationssymmetrischerBelastung ......................................................................................................... 39
Dietz, P.; Mupende, I.:
Druckkämme unter instationärer Axialkraftbelastung .................................................................................... 47

Konstruktionsmethodik und rechnerunterstützte Produktentwicklung


Düsing, C.; Müller, D.:
Nichts Wissen macht was - Potenzial und Perspektiven von Wissensmanagement .................................... 55
Düsing, C.; Schäfer, G.:
Konstruktionsmethodik als Exportschlager .................................................................................................... 61
Trenke, D.:
Selbsttragende Strukturen und deren Fertigung durch Rapid Tooling .......................................................... 65
Müller, D.:
EAPSTRA-EurAsian Network for Product Lifecycle Support & Training ....................................................... 67
Düsing, C.; Müller, D.:
PRIME-A Knowledge Management approach for the Extended Enterprise .................................................. 71
Goltz, M.:
Engineering Workflow - Integriertes Daten- und Prozessmanagement in
der unternehmensübergreifenden Produktentwicklung ................................................................................. 77

Experimentelle Methoden und Maschinenakustik


Backhaus, S.:
Maschinenakustik am Institut für Maschinenwesen....................................................................................... 85
Backhaus, S.:
Neues Schall- und Schwingungsmessgerät am IMW .................................................................................... 89
II IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Nsenga Biansompa, E.:


Simulation des dynamischen Verhaltens eines Wellenzapfen- Lager- Lagerstruktur-Systems
mittels FEM ..................................................................................................................................................... 91

Institutsbetrieb
Trenke, D.:
Erneut Informationsveranstaltung zum Thema Rapid Prototyping und Rapid Tooling .................................. 95
Sover, A.:
Dehnungsmessstreifen - Messtechnik Praktikum am IMW............................................................................ 97
Turan, H.-C.:
CATIA-Einführung am IMW ............................................................................................................................ 99
Backhaus, S.:
Vorstellung der Arbeit des Instituts für Maschinenwesen auf dem Gebiet der
Maschinenakustik auf der Hannover Messe Industrie 2003 ........................................................................ 101
Wächter, M.:
Kompetenzen, Lernziele, Wissenstiefe und Workload - Bausteine im Leistungspunktesystem
der Hochschulen?......................................................................................................................................... 103
Schäfer, G.:
Pressespiegel 2003 ...................................................................................................................................... 109

Hochschule und Kontakte


Schäfer, G.:
Internationalisierung des Studiums .............................................................................................................. 113
Dzik, S.; Wolny, S.; Siemieniec, A.:
Das Problem der inneren Kräfte in den Zugbändern der
Tragkonstruktion des Schachtfördergefäßes ............................................................................................... 117
Tepnadse, S. A.; Betaneli, A, J.; Apchaidse, A.A.:
Die Analyse der Gesetzmäßigkeiten der aerodynamischen Lärmerzeugung von Flugzeugen................... 123
Tepnadse, S. A.; Betaneli, A, J.; Apchaidse, A.A.:
Einfluss der Elektrisierung von Flugzeugen auf die Flugsicherheit.............................................................. 127
Zhang, L.:
Time-Frequency Analysis for Nonstationary Random Response of Vehicle ............................................... 131

Impressionen von der WGMK-Jahrestagung ............................................................................................... 137

Ausstattung etc.
Technische Ausrüstung, Kooperationsangebote und Forschungsschwerpunkte des Institutes.................. 141
Veröffentlichungen des Institutes seit dem 1.1.1999.................................................................................... 145
Autoren ......................................................................................................................................................... 149
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 1

Vorwort

Eigentlich hatte ich mir gedacht, dass ich bei dieser niversität Clausthal kommen, denn das Land Nie-
und eventuell der nächsten Ausgabe der Institut- dersachsen, das uns bisher aufgrund seiner Ver-
mitteilungen schon mit leicht altersverklärtem Blick antwortung für das Bildungswesen mit Mitteln zur
ein gewisses Resüme ziehen könnte über meine Durchführung der Aufgaben in Lehre und For-
Tätigkeiten am Institut – die gegenwärtige Situation schung versah, lässt uns verhungern. Abgesehen
in Niedersachsen und an unserer Universität von den Auswirkungen dieser erbärmlichen Lan-
scheint aber darauf hinzudeuten, dass gerade jetzt despleite verabschiedet sich das Land mit dem
eine Zeit des Überlebenstrainings kommt, in der neuen Hochschulgesetz auch aus seiner Sorgfalts-
das IMW sich beweisen muss. Also muss die Ver- pflicht bezüglich der Qualitätssicherung der Lehre.
greisung halt noch ein bißchen warten! Frau Kurz Bundesweit ist man der zwar unflexiblen, aber
wird das Institut weiter so führen wie bisher, so staatlich überwachten Prüfungsrichtlinien überdrüs-
dass man vielleicht gar nichts merkt. sig und ersetzt sie mit Schlagworten wie „Stärkung
Dem Land geht es nicht gut und das bekommen der Wettbewerbsfähigkeit“ oder „mehr Autonomie
auch die Universitäten zu spüren. Dass aber die an die Hochschulen“ durch ein System der Akkredi-
Technische Universität Clausthal rund 10% der ge- tierung – ich lasse mich hierüber in einem Artikel
samten Einsparmassnahmen im Universitätsbe- noch näher aus.
reich des Landes erbringen muss, ist gegenüber Umso mehr sind Einzelaktionen gefragt – und da
Hochschule und Region unverantwortlich. Aus den hat das Institut für Maschinenwesen wieder einiges
vielen mit dem Minister diskutierten Fragen möchte zu bieten. Bereichert durch das auf dem Um-
ich nur zwei Aspekte anmerken: schlagbild schon dargestellte Denkmal, das wir der
ƒ Hochschulen müssen sich strukturell erneuern Aktivität von Steffen Otto zu verdanken haben,
und dem Bedarf der Industrie als Abnehmer wenden wir uns auch wieder einigen Themen aus
unserer Alsolventen anpassen. Ich stelle ja gar dem Bereich der verfahrenstechnischen Maschinen
nicht in Abrede, dass wir auf engem Raum in zu. So soll eine neue Schneidmühle die Initialzün-
Südniedersachsen drei Hochschulen haben, dung für eine völlig neue Konzeption der Abfallent-
die gewisse Überlappungen haben und die sich sorgung sein (wir berichten erst später darüber,
auch in der Vergangenheit nicht genügend ab- weil wir noch nichts verraten wollen), und mit Ivon
geglichen haben. Aber ein derartiger Entzug Mupende versuchen wir seit letztem Jahr ein Pro-
von Mitteln unter dem gegebenen Zeitdruck jekt an Land zu ziehern, das sich mit der Aufberei-
führt zu Maßnahmen, die Neustrukturierungen tung von Maniok im Kongo befasst. Auch die Seil-
verhindern. trommeln warten mit Problemen, die eine erhebli-
che Vergrößerung des Einsatzbereichs erhoffen
ƒ Das Einsparpotential des nächsten Jahres
lassen.
kann durch Strukturmaßnahmen nicht aufge-
bracht werden, weil ein schneller Personalab- Natürlich haben die klassischen Themenstellungen
bau aus personalrechtlichen Gründen nicht darunter nicht zu leiden. Weiterhin sind mit Günter
möglich ist. Das heißt, auch die Gebiete, die Schäfer und Quinsong Hua die Zahnwellenverbin-
eigentlich nach dem Beschluss der Landesre- dungen einer der Schwerpunkte unserer For-
gierung gestärkt werden sollen – und da gehört schung, aber auch die neuen, die Stiftverbindung
der Maschinenbau dazu - , werden durch Ein- von Hagen Birkholz und die innenhochdruckgefüg-
stellungssperren, Hinauszögern von Investitio- ten Verbindungen von Torsten Grünendick, haben
nen, Berufungsmitteln oder normalen Haus- jetzt einen Forschungsstand erreicht, der eine si-
haltsmitteln so geschwächt, dass sie an die chere Auslegung zulässt. Und die Befassung mit
Grenze ihrer Arbeitsfähigkeit geraten. Wir ver- dem eigentlich alten Maschinenelement „Druck-
kaufen im nächsten Jahr unser gesamtes „Ta- kamm“ durch Ivon Mupende hat uns auf Möglich-
felsilber“ – und was dann? keiten der Anwendung solcher Ringe geführt, die
beim Lagerproblem nicht Halt macht.
Kreativität in der Führung dieser Universität ist an-
gesagt, wir müssen zu völlig neuen Methoden bei Ein Gebiet hat sich mit Hilfe von EU-Mitteln enorm
der Führung und dem Angebot der Technischen U- erweitert – Carsten Düsing, Dieter Müller und
2 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Günter Schäfer habe es in ihren Artikeln, z.B. Detlef Trenke lässt sich beim Rapid Tooling immer
„Konstruktionsmethodik als Exportschlager“ be- neue Tricks einfallen.
schrieben. Mittlerweile sind wir mit Hochschul- und Und schließlich wurde die Abteilung Maschinen-
Trainingsprogrammen zu diesem Thema weltweit akustik durch neue Einrichtungen und Vorhaben
vertreten, zum Teil laufen sogar gleichzeitig Semi- erheblich gestärkt. Stefan Backhaus stellt in einem
nare in Amerika und Asien. Artikel ein neues Großgerät zur Schallmessung vor,
Da wären wir natürlich wieder bei einem Lieblings- das wir in diesem Jahr eingeworben haben, seine
thema: Die Darstellung des Institutes in heißen und Arbeit ist zur Zeit geprägt von einem riesigen Prüf-
alkoholreichen Ländern! Nachdem unser Koopera- stand zur Ermittlung des Körperschalls durch Wälz-
tionsprojekt in Mexiko sich dem Ende zuneigte, und Gleitlager – zusammen mit Eli Nsenga. Die
wurden wir von der Ingenieurvereinigung VDI-Richtlinie 3720 ist jetzt druckreif, ihr wird als
CONACYT angesprochen, ob wir nicht ein neues wesentlicher Bestandteil das noch mit Frank Gum-
Studienprogramm für Maschinenbauer installieren mersbach entwickelte Buch zum Konstruieren
wollen, das nach deutschem Vorbild die abge- lärmarmer Produkte als CD beiliegen. Und im
stimmte Lehre von Werkstoffkunde, Fertigungs- nächsten Jahr wird es einen Kongress hierzu ge-
technik und Konstruktionselemente enthält. Auch ben, zu dem ich Sie bereits jetzt einlade.
unsere Kubaner, die uns jetzt in größeren Mengen Die diesjährige Exkursion in den Süden Deutsch-
besuchen , profitieren von unseren Lehrmethoden – lands kann durch ihre Reichhaltigkeit als voller Er-
hier gibt es aber noch viel im Sinne einer effektiven folg verbucht werden, der Flug mit dem Zeppelin
Studiengestaltung zu tun. Und schließlich haben wir wird noch lange in Erinnerung bleiben.
unsere freundschaftlichen Beziehung zu Tbilisi mit
Und dann gab´s da noch das Highlight des Jahres:
einem erneuten Besuch in diesem Jahr einschließ-
Die WGMK-Tagung fand in diesem Jahr in Claus-
lich der Einfuhr erheblicher Mengen von Tschat-
thal statt. 72 würdige Herrschaften wurden von un-
scha vertiefen können - Herr Kollege Betaneli ist
seren frisch gestylten Damen aus dem Sekretariat
mit fast 80 Jahren immer noch munter wie ein Fisch
freudig begrüßt, in Männlein und Weiblein aufgeteilt
im Borjomi-Wasser und hat zwei Artikel beigesteu-
und ihren speziellen Programmen zugeführt. Marti-
ert.
na Wächter und Carsten Düsing bespaßten die
Die Internationalisierung prägt unsere Studiengän- Damenriege und entdeckten neue Golf-Talente,
ge und das Institutsleben immer mehr. Durch die während die anderen sich vorwiegend wissen-
auf Spanien, Polen und – demnächst – Mexikound schaftlich gaben. Alles in allem ein toller Erfolg,
Ägypten erweiterten Doppeldiplom-Studiengänge auch an den Abenden im Salzbergwerk in Son-
begrüßt unser Sekretariat hereinkommende Studie- dershausen bei Jazzmusik und im Glückauf beim
rende vorsichtshalber schon mal dreisprachig um Tschärpern, wo es dann nicht mehr so würdig – a-
verstanden zu werden (am Georgischen üben sie ber viel lustiger – zuging.
aber noch ein bißchen). Und wir sind begeistert von
Wie immer möchten wir Ihnen mit dieser Broschüre
unseren ausländischen Studierenden, die nicht nur
zum Jahresende eine kleine Freude machen und
mit voller Kraft ihr Studium vorantreiben, sondern
unsere gegenwärtigen Arbeiten vorstellen. Ich wür-
sich auch sehr schnell in Clausthal integrieren und
de mich freuen, wenn Sie uns in diesen für unsere
untereinander und mit ihren deutschen Freunden
Universität nicht ganz einfachen Zeiten gewogen
wunderbare Feste feiern – Globalisierung ist doch
bleiben und wünsche Ihnen ein schönes Fest.
was Feines.
Die Konstruktionsmethodik als Forschungsthema
war in letzter Zeit etwas außer Mode gekommen, Clausthal, im November 2003
mit einigen neuen Projekten zur Integration von
Werkstoff und Gestalt, von der Verbindung von
Bauteilen aus Werkstoffen, die miteinander nicht
kompatibel sind und mit dem konstruktiven Gedan-
ken einer Nutzung von Körperschallsignalen zur
Maschinensteuerung greifen wir dies aber wieder
verstärkt auf. Michael Goltz schließt seine Gedan-
ken zum Engineering Workflow in Kürze ab und
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Akkreditierung – und kein Ende ?

Dietz, P.

Allmählich grassiert die Akkreditierung in den Me- Systeme entstanden sind, die zumindestens bei der
dien und in der Politik wie eine Krankheit – sind die Ingenieurausbildung weit an sachlichen Zielen vor-
Hochschulen überhaupt darauf vorbereitet? Und ist beigehen – zumal dieser unselige Krieg zwischen
das, was da entsteht, überhaupt ein wirksames Fachhochschulen und Universitäten dabei eine
Medium zur Qualitätssicherung in der Ausbildung? nicht unwesentliche Rolle spielt. Das Rad zurück-
Der Artikel enthält ausser Zweifeln auch Ratschlä- drehen können wir nicht – und sollten es meiner
ge, wie eine gute Technische Universtät sich ver- Meinung nach auch nicht. Aber wir sollten – und
halten sollte, um bei diesen neuen Methoden zwi- hier spreche ich besonders unsere Leser aus dem
schen Gleichmacherei und Ranking überleben zu Industriekreis an – diese Chance einer „Runder-
können. neuerung“ unseres Erziehungssystems nutzen, um
Accreditation in higher education is raising like a die Qualität unserer universitären Ingenieurausbil-
desease, at least in public discussions and the dung zu verbessern und den Erfordernissen der In-
press. The questions are: Are the higher education dustrie weiter anzupassen.
institutions well prepared, are these industrial in- Art der Einrichtung Zahl der Studenten
struments of quality assurance portable to educati- Universitäten 1.388.812
on systems? Beside a lot of doubts in the effectivity Fachhochschulen 487.286

this article contents some advice to manage the Hochschulen für Kunst und Musik 32,813
Total 1.908.911
problems in technical universities.
Institutionelle Aufsicht Zahl der Studenten
Staat 1.849.585
Nicht dass jemand gaubt, ich befasse mich jetzt nur Privat, staatlich anerkannt 34.838
noch mit diesen erziehungswissenschaftlichen Kirchlich, staatlich anerkannt 24.388
Themenstellungen und kümmere mich um die For- Total 1.908.911
schungsarbeit am Institut überhaupt nicht mehr! A-
Bild 1: Hochschultypen und Studentenzahlen in
ber gerade in diesem Jahr ist es so, dass durch
Deutschland (Quelle: www.higher-
viele Kongresse und vor allem durch die Tagung
education-compass.de)
der WGMK die allgemeinen Themen des Instituts
bereits hervorragend durch die Mitarbeiter aufbe- Abschluss (graduate) Anzahl Programme [%]

reitet wurden – was wir natürlich in unseren Mittei- Bachelor 749 8,0

lungen ausnutzen. Nur - von der Akkreditierung, zu Diplom 1.624 17,4


Diplom (FH) 1.700 18,2
der ich ja seitens der Hochschulrektorenkonferenz
Lehramt 2.972 31,8
berufen wurde, versteht sonst niemand vom Institut
Magister 2.044 21,9
etwas.
Staatsexamen 168 1,8
Ich werde also die Chance nutzen, um in den Insti- Andere 78 0,9
tutsmitteilungen einige Gedanken zu diesem admi- Total 9.335 100
nistrativen, langweiligen, aber für die Zukunft unse- Abschluss (postgraduate) Anzahl Programme [%]
rer Hochschulausbildung äußerst wichtigen Thema Abschlussprüfung 137 8,8
zu äußern. Dabei erscheint es mir besonders wich- Diplom 219 14,2
tig, dass dies neue System (das wir ja garnicht so Diplom (FH) 96 6,2
freiwillig akzeptieren, wie uns die Politiker und die Magister 80 5,2
Presse glaubhaft machen möchten) rundum ver- Master 789 51,1

standen und genutzt wird und nicht zu einem Zeit- Staatsexamen 119 7,6
Andere 105 6,9
punkt bekämpft wird, zu dem die politischen Ent-
Total 1.545 100
scheidungen bereits gefallen sind (vergl. Goethe:
Der Zauberlehrling). In vielen Gesprächen mit Kol- Bild 2: Hochschulabschlüsse und Studenten-
legen und in der Industrie habe ich nämlich den zahlen in Deutschland (Quelle s. Bild 1)
Eindruck, dass hier aufgrund politischer Aktivitäten
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bild 1 gibt eine Übersicht über die Hochschulland- • Harmonisierung der Ausbildung durch Vergleichbarkeit
schaft in Deutschland; Bild 2 zeigt eine Übersicht und Einführung des "Diploma-Supplement"
über die Abschlüsse (wobei hier schon nach gradu- • Einführung des zweizügigen Studiums (Bache-
ate und postgraduate unterschieden ist). Im we- lor/Master) mit jeweils berufsqualifizierenden Abschlüs-
sen
sentlichen ist daraus zu entnehmen, dass
• Einführung eines Creditsystems zur Bewertung der
ƒ die Zahl der Universitäten und die Zahl der uni- Studienleistungen, das hochschul- und länderübergrei-
fend aufgebaut ist.
versitären Abschlüsse bei weitem überwiegt,
• Mobilität der Studierenden
ƒ Deutschland praktisch nur über staatlich finan-
zierte und gelenkte Ausbildungsstätten verfügt, Bild 3: Grundzüge der Bologna-Erklärung
die Zahl der privaten und kirchlichen Hoch- sich europaweit für einen zweizügigen Studiengang
schulen ist verschwindend gering (Die Einfüh- (Bachelor und Master) entschieden hat. Das be-
rung von Qualitätssicherungsmaßnahmen im deutet für unsere Studiengänge eine vollständige
Hinblick auf private Hochschulen – wie in ande- Änderung, denn beide Studiengänge sollen berufs-
ren Ländern – lohnt also nicht) qualifizierend enden. Hierüber habe ich im letzten
ƒ die Zahl der Abschlüsse, die für den Staats- Jahr einige Ausführungen gemacht, mit dem darin
dienst qualifizieren, relativ klein, aber deutlich versteckten Problem der Modularisierung befassen
mit speziellen Forderungen versehen sind wir uns im Rahmen der Institutsmitteilungen auch
(Staatsexamen, Referendariat usw.). Im Be- schon einige Jahre (vergl. Aufsätze von Frau
reich der Diplomabschlüsse gibt es klare Re- Wächter).
gelungen für den Eintritt in den Staatsdienst, Dieser Wandel ist unumkehrbar und eine euro-
die mit der Besoldungsregelung der Innenmi- päische Entscheidung in der Bildungspolitik,
nisterien zusammenhängen (ich erwähne dies, die wir anerkennen müssen. Alles Sträuben un-
weil es ein besonderer „Juckepunkt“ in den williger Hochschulen wird nichts nutzen, die Minis-
Verhandlungen der Kultusministerkonferenz terien genehmigen keinen neuen Studiengang und
war und zu einer Lösung geführt hat, die mei- haben die Umstellung auf die zweizügigen Studien-
lenweit nach politischem Kompromiss riecht). gänge bis 2007 beschlossen.
ƒ die Studiengänge „einzügig“ sind, d.h. dass Das bedeutet:
z.B. beim Diplomstudiengang des Ingenieurs ƒ Dass die Industrie in Ihrer Einstellungs- und
es sich nach ca 5 bis 6 Jahren Studium erweist, Beschäftigungspolitik sich auf dieses System
ob man den Abschluss schafft. Ist dies nicht einstellen muss. Es gibt keine Unterscheidung
der Fall, sind diese Studienjahre im Sinne der mehr zwischen Fachhochschul- und Universi-
Erlangung eines Grades verloren. tätsingenieur, sondern die Unterscheidung in
Die Qualitätssicherung in diesem System leistet der den dreijährigen Bachelor-Studiengang und ei-
Staat durch die in der Kultusministerkonferenz der nen eventuell darüber hinausgehenden zu-
Länder ausgehandelten Rahmenprüfungsordnun- sätzlichen Masterstudiengang, die beide von
gen und die durch die Gesetzgebung der Länder beiden Institutionen angeboten werden können.
hieraus umgesetzten Prüfungsordnungen, denen Allein von der Studiendauer her ist der Master
sich jeder Studiengang durch Genehmigungspflicht damit dem Universitätsabschluss gleichzuset-
unterwerfen muss. Da bei diesem System die Fa- zen, der Bachelor studiert ein Jahr weniger als
kultätentage eine beratende Rolle spielen, ist die- der jetzige Fachhochschulingenieur (von Aus-
ses System in der Vergangenheit erprobt und führte nahmen eines vierjährigen Bachelorstudien-
zu einer international hohen Anerkennung des ganges abgesehen). Die große Aufgabe, an
deutschen Universitätsdiploms im Ingenieurwesen. der sich – bitte – auch die Industrie beteiligen
Warum – um Himmelswillen – soll von diesem möge, ist die Organisation eines Studiums, das
System, auf das wir ja alle so stolz sind, künftig ab- den Anforderungen der Industrie genügt (das
gewichen werden. Der erste und auch einsehbare Lieblingswort der Politiker ist „employability“).
Grund ist die Erklärung von Bologna, die mittler- Ich sehe zur Zeit mit Erschrecken, wie sich alle
weile von über 40 Staaten unterschrieben ist und möglichen Funktionäre (Industrieverbände,
deren Grundlagen in Stichworten in Bild 3 darge- Gewerkschaften, Vertreter der Innenministerien
stellt sind. Das Wesentliche ist dabei, dass man und sonstige Politiker, VDI, Studentenvertre-
tungen ...) mit diesem Thema befassen und
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

dort ihre Eigenin-


teressen manifes-
tieren, die „an-
wendende“ Indust-
rie selbst sich a-
ber sorgfältig zu-
rückhält und – wie
ich aus Gesprä-
chen mit Vertre-
tern auch sehr
großer Unterneh-
men weiss – dann
äußerst erstaunt
ist, was sich da so
entwickelt.
ƒ Dass die Hoch-
schulen völlig
neue Ausbil-
dungssysteme
entwickeln müs-
sen, die sich nicht
Bild 4: Beschäftigungsentwicklung in technischen Berufen
nur nach dem in-
ternationalen Standard zu richten haben, son- der produktschaffenden Industrie nicht mehr
dern bei dem wir auch sicherstellen müssen, den Stand wie noch vor 20 Jahren erreicht,
dass der „Deutsche Master“ gegenüber dem nimmt durch den Dienstleistungsbereich der
„Deutschen Universitätsdiplom“ keinen Quali- Bedarf an Ingenieuren ständig zu, während
tätseinbruch bedeutet. Dies ist eine Sysiphu- sich die Ausbildungszahlen verringern (Bild 4).
saufgabe, zumal in den nächsten fünf Jahren Es wird also eine Umstrukturierung im Ingeni-
die Diplomstudiengänge auch noch abgewickelt eurbereich geben, die Hochschulen müssen
werden müssen. Sysiphusaufgabe vor allem sich hierauf einstellen. Mit dieser zukunftsori-
deshalb, weil diese Entwicklung an der Mehr- entierten Betrachtung kann das Modell des
zahl der Hochschulprofessoren vorbeigegan- zweizügigen Studiengangs neue Potentiale für
gen, nicht bemerkt oder absichtlich nicht be- eine praxisgerechtere Ausbildung bieten.
achtet wurde und die Hochschulen vor der Auf- Wie soll nun die Qualitätssicherung des neuen
gabe stehen, erst einmal die eigenen Reihen Systems aussehen? Hier kommen wir zu einem
richtig einzuschwören. Es bedeutet Abkehr von Punkt, der neben der Bolognaerklärung oft herun-
liebgewonnenen traditionellen Abläufen („erst tergespielt wird: Die Zeit der Rahmenprüfungs-
einmal zwei Jahre Theorie, dann erst Anwen- ordnungen ist vorbei, der Staat übernimmt die
dungsfächer“), die Einführung und Organisation Verantwortung für die Qualität der Studiengän-
neuer Lehrformen zur Ergänzung/Ablösung des ge nicht mehr. Dies wird meist mit schönen Wor-
Frontalunterrichts, die Integration der Industrie- ten wie „Autonomisierung“ der Hochschulen oder
praktika in das Lehrprogramm, den internatio- „Stärkung des internationalen Wettbewerbs im Bil-
nalen Studierendenaustausch (der einer der dungsbereich“ verbrämt, in Wirklichkeit bedeutet
wesentlichen Punkte der Bolognaerklärung ist), dies aber, dass die Bildungspolitiker nach 32 Jah-
die Einführung von Leistungspunkten auf Basis ren (1968 bis 2000) Abstand nehmen von dem de-
von Workload der Studierenden und vieles mokratisch aufgebauten Hochschulsystem und den
mehr, von dem sich mancher heute noch im endlosen Diskussion in paritätisch besetzten Gre-
Elfenbeinturm sitzende Professor keine Vor- mien, deren kleinstmöglicher Entscheidungsnenner
stellungen macht. dann schließlich genehmigt wurde. Dieses System,
Dies muss man natürlich unter den Anforde- das meines Erachtens an der Verlängerung der
rungen und dem künftigen Bedarf der Industrie Studienzeiten einen erheblichen Beitrag geleistet
an Ingenieuren sehen. Obgleich der Bedarf in hat, weil es Konsens und nicht mehr Leistung als
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Prinzip hatte, wird abgelöst durch ein System der • 2 Universitätsvertreter


Akkreditierung und Evaluierung/Reakkreditierung, • 2 Vertreter der Fachhochschulen
wie wir es grundsätzlich aus ISO 9000ff. kennen –
• 4 Ländervertreter (Kultusministerkonferenz)
eingeschlossen die Erkenntnis, dass die Zertifizie-
rung am meisten den Zertifizierenden nützt. Ich • 1 zus. Vertreter der Innenministerien
möchte hier noch aus weiteren Querverbindungen • 2 Vertreter der Arbeitgeber
schließen: • 2 Vetreter der Arbeitnehmer
ƒ Die Zertifizierung untersucht und bezieht sich • 2 Studierende
auf den Prozess, das Produkt wird dadurch im • 2 ausländische Experten
allgemeinen nicht besser (Ausnahmen sind
Produkte, die vorher schon durch die Desorga- Bild 5: Zusammensetzung des Akkreditierungs-
nisation ihres Entstehungsprozesses beson- rats
ders schlecht waren.)
tiert werden muss. Dadurch entstehen
ƒ Die Zertifizierung muss unter strengen Regeln
erheblche Unterschiede im praktischen Ablauf
von hierfür akkreditierten Zertifizierern über-
einer Akkreditierung, so dass man vielleicht
nommen werden. Die Verantwortung hierfür ü-
sich in Zukunft nicht mehr fragen muss „An
bernehmen bei ISO 9001 zugelassene Zertifi-
welcher Hochschule studiere ich?“ sondern
zierungsgesellschaften (z.B. DQS), die schon
„Von wem wird die Hochschule akkreditiert?“
aus kommerziellen Gründen peinlich dafür sor-
gen, dass die Zertifizierung in ihrem Namen ƒ Natürlich gibt es ein Organ, das die Agenturen
mindestens formal einwandfrei durchgeführt und ihre Vorgehensweisen überprüft. Dies ist
wird und die auf ein umfangreiches Normen- der bei der Kultusministerkonferenz angesie-
werk hierfür zurückgreifen. delte Akkreditierungsrat, dessen Zusammen-
setzung in Bild 5 dargestellt ist. Allein an dieser
ƒ Zertifizierung kann nur einen Standard festle-
Zusammensetzung und der Tatsache, dass der
gen, Exzellenz wird durch andere Kriterien be-
Akkreditierungsrat selbst keine Entscheidungs-
stimmt.
befugnis hat, erkennt man (und ich kann das
Bezogen auf die Akkreditierung im Bildungswesen aus leidvoller Erfahrung bestätigen), dass man
lässt sich hierzu folgendes sagen: wieder ein paritätisches Gremium geschaffen
ƒ Das Akkreditierungssystem bezieht sich eben- hat, das in jedem Tagesordnungspunkt die ge-
falls auf den Prozess, die Qualität von Lehren- sellschaftspolitischen Probleme der Welt aus-
den und Lehrinhalten wird meist hinter formel- führlich hin- und herwälzt und nur sehr mühsam
len Voraussetzungen (Stundenzahl für ein zu ausführbaren Anweisungen kommt, die
Fach, Anzahl von Hörsälen, Anzahl von Rech- dann aber noch von Kultusministerkonferenz
nerarbeitsplätzen oder von Labors ...) erst an und Hochschulrektorenkonferenz beraten und
zweiter Stelle bewertet. Eine Systemverbesse- beschlossen werden müssen. Dem Akkreditie-
rung wird eventuell durch Beschreibung von rungsrat fehlt also die Entscheidungkraft einer
Profilen (praxisorientiert oder forschungsorien- Organisation wie in der Qualitätssicherung.
tiert) geschaffen. In keinem Falle wurde bisher ƒ Akkreditierung bedeutet eine Bescheinigung
eine outputorientierte Bewertung vorgenom- auf einem meist ziemlich unten liegenden und
men, die ja eigentlich für die Berufsfähigkeit zum Teil durch die Zielvorstellungen der bean-
maßgebend ist (Was muss der Ingenieur ei- tragenden Hochschule selbst festgelegten Le-
gentlich können?) vel, die Exzellenz einer Hochschule wird damit
ƒ Die Akkreditierung wird von im Wettbewerb nicht beschrieben. Meine Erfahrungen mit den
untereinander stehenden Agenturen unter- Vorgehensweisen der Agenturen lassen erheb-
nommen, die jede ihre eigene Akkreditierungs- liche Zweifel aufkommen, ob die gegenwärtigen
prozedur entwerfen und durchführen. Es gibt Prozeduren mit Selbstevaluation und Bewer-
hierzu eine Rahmenrichtlinie des Akkreditie- tung durch „unabhängige“ Peers das rechte
rungsrates von 2001, die so allgemein abge- Mittel im Sinne einer Qualitätskontrolle sind.
fasst ist, dass sie von den Agenturen interpre- Die Zeit wird zeigen, ob sich über der gegen-
wärtigen Organisation hinaus auf Betreiben der
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

ten Wettbewerb stehen


70
werden, der dazu führt,
63
61
dass
60 57 57
ƒ einige Hochschulen
50 47 entweder bei einge-
GER führten und akkredi-
42 41
40 40 AUT
40 37 SWE
tierten Studiengängen
35
33 34 34
SUI mangels Studenten
30
26 27 28
29 USA „aushungern“,
24 23 25 24 23 24 CAN
20 21 JPN ƒ oder dass durch
20
16 Verschärfung der Akk-
reditierung im Master-
10
bereich nur etwa 30%
der Studiengänge die
0 *
Akkreditierungshürde
Primarbereich Sekundarbereich Tertiärbereich Durchschnitt
überwinden.
*) bereits im Sekundarbereich enthalten BMBF: “Zur technologischen Leistungsfähigkeit
Beide Möglichkeiten
Deutschlands“, 2002 , S. 10
bergen die Gefahr,
Bild 5: Bildungsausgaben je Ausbildungsperson in % des BIP pro Kopf 1999 dass bei der Kurzfris-
tigkeit von Akkreditie-
Hochschulen selbst ein weiteres Zertifizie- rungsaktionen die eigentlich sehr langfristigen
rungsverfahren ergeben wird. Hochschulentwicklungen gelähmt werden. Man be-
Bei diesem ganzen Spiel der Studienreform gibt es denke nur, dass die Entscheidungen bei Akkreditie-
in der Entscheidung der Kultusministerkonferenz rungen schließlich auf die Berufungspolitik, auf die
(und die muss immer einstimmig sein und gilt für Beschaffung von Großgeräten und die Gestaltung
alle Länder) einen markanten Satz (§1) „In einem von Forschungsausrichtungen von erheblichem
System mit gestuften Studienabschlüssen ist der Einfluss sein können – und dass sich ein solcher
Bachelor der Regelabschluss eines Hochschulstu- Einfluss regulär eher negativ als positiv auswirken
diums“. Hieraus ist zunächst abzulesen, dass man kann.
sich in Deutschland rasant der Einführung von Stu- Es gibt bereits einige Vorstöße, dass man dies zu
diengebühren nähert und die Studiengebührenfrei- einer erneuten Entflechtung des Fachhochschul-
heit Schritt für Schritt aushebelt. Besonders delikat Universitätskomplexes nutzen könnte, aber ange-
wird dieser Satz, wenn man ihn mit der von den sichts der allgemeinen politischen Meinung zu die-
Politikern vertretenen Meinung in Zusammenhang sem Thema bedarf es schon entscheidender Über-
bringt, dass künftig etwa 70% der Studierenden mit redungskünste seitens der Industrie oder anderer
dem Bachelorgrad abgehen und nur 30% den Institutionen, dass dies auf politischem Wege pas-
Master erwerben werden. Dies bedeutet, dass man sieren kann und nicht über eine reine Beurteilung
auch nur etwa 30% der Hochschulen mit Master- der Qualität.
studiengängen ausrüsten muss – man kann näm-
Lassen Sie mich zum Abschluss zu einigen
lich dabei Geld sparen. Dabei nimmt Deutschland –
Schlussfolgerungen kommen, die ich den Hoch-
wie Bild 5 beweist, in der Bildungspolitik ohnehin
schulen – und natürlich besonders meiner Techni-
keinen sehr rühmlichen Platz ein.
schen Universität Clausthal – in das Buch schrei-
Bei konsequenter Fortführung eines solchen Bil- ben möchte, aus dem die Hochschulleitung ihren
dungspolitik, die sich aus offensichtlich monetären Handlungsbedarf für die Einrichtung und Akkreditie-
Gründen aus der Qualitätssicherung kann einem rung von Studiengängen herleitet:
schon „Angst und Bange“ werden. Dies kann zur
1. Da die Zeit der institutionellen Unterscheidung
Folge haben, dass die sogenannten Orchideenstu-
in Fachhochschul- und Universitätsstudiengän-
diengänge kaum eine Chance auf Förderung ha-
ge endgültig vorbei ist, stehen alle Hochschu-
ben. Alggemein bedeutet dies auch, dass die
len miteinander im Wettbewerb um eine Akkre-
Hochschulen in selbst in den als unkritisch anzuse-
ditierung sowohl der Bachelor- wie der Master-
henden Ingenieurbereichen in einem überaus har-
studiengänge.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

2. Es ist nicht empfehlenswert, Masterstudien- 6. Zur Exzellenz einer Hochschule gehört auch
gänge ohne die dazugehörigen Bachelorstu- die Forschungskompetenz, die sich besonders
diengänge anzubieten – höchstens, wenn man durch die Einwerbung von Drittmitteln aus-
„nur“ einen ganz bestimmten Weiterbildungsbe- drückt. Hier unterscheiden wir uns auch deut-
reich abdecken möchte. Beide Abgänge müs- lich von ausländischen Hochschulen, die das
sen „ehrlich“ berufsqualifizierend sein und nicht Prinzip der Einheit von Lehre und Forschung
einen verkappten Diplomstudiengang darstel- nicht so verinnerlichen wie die deutschen Uni-
len. Aber – im Sinne einer Stärkung des Profils versitäten. Auch hier besitzt die Technische U-
– nicht jeder Bachelorstudiengang muss zum niversität Clausthal aus der Vergangenheit ei-
Master führen. nen hervorragenden Ruf. Aktive Forschung
3. Der Masterstudiengang muss sowohl für die ei- kommt auch der Lehre zugute, weil sie meist
genen Bachelor als konsekutiver Studiengang gut ausgestattete laborative Einrichtungen und
zugänglich sein als auch für Absolventen ande- entsprechend ausgebildetes Personal im Mit-
rer Hochschulen des gleichen Studiengangs telbau eines Institutes mit sich bringt. Nicht zu-
(ebenfalls konsekutiv) oder Absolventen ande- letzt beeinflusst die Forschung entscheidend
rer Studiengänge (nicht konsekutiv) oder als die Rekrutierung der Hochschullehrer.
Weiterbildungsangebot (konsekutiv oder nicht 7. Die Aufstellung der Curricula bedarf einer be-
konsekutiv). Hierzu ist eine Ordnung für die sonderen Berücksichtigung der Belange der In-
Zulassung zum Masterstudiengang zu schaf- dustrie und muss durch ein Beratungsgremium
fen, die durchaus auch Brückenkurse oder Zu- abgestimmt werden, bei denen die Kuratorien
lassungsprüfungen enthalten kann und die mit der Hochschulen Hilfe leisten können. Hieraus
akkreditiert wird. entwickeln sich dann die Kriterien für die Dar-
4. Die Akkreditierung allein genügt nicht, eine stellung bei der Akkreditierung.
Hochschule muss darüber hinaus Exzellenz 8. Meiner Meinung nach sollte man auf typische
zeigen, die zu einer öffentlichen Anerkennung deutsche Merkmale der akademischen Ausbil-
(Rankings, veröffentlichte Drittmitteleinwer- dung nicht verzichten, obwohl der Trend zur
bung, Nobelpreisträger o.ä.) führt, damit der „Europäisierung“ stark in Richtung Verschulung
Studierende nach Verlassen der Hochschule zeigt. Dies sind:
mit Stolz „den Namen seiner Hochschule auf ƒ Das Prinzip der Eigengestaltung des Studi-
der Visitenkarte mitführt“. Mit dem Tod der ums durch Pflicht-, Wahl- und Schwer-
Gremienuniversität dürfen Worte wie „Exzel- punktsfächer
lenz“ oder „Elite“ auch wieder zur Beschreibung
ƒ Auch bei der – von mir positiv bewerteten –
der eigenen Angebote benutzt werden.
Einführung von studienbegleitenden Prü-
5. Exzellenz beweisen kann man durch eine aus- fungen die Entflechtung der Prüfungsleis-
gezeichnete Lehre, die besonders auf den Stu- tung vom Studienfortschritt. Die Prüfung
dierenden eingeht. Dies bedeutet gegenüber darf keinen „Versetzungscharakter“ haben
heute mehr Betreuungsaufwand, mehr Experi-
ƒ Das Studium generale als Bestandteil der
mente bei der Vermittlung des Wissens, die
Ausbildung
Nutzung der technisch zur Verfügung stehen-
den Möglichkeiten und vor allem die persönli- ƒ Die Freiheit des Studierenden zum Wech-
che Nähe von Lehrendem zu Lernendem. Dies seln des Studienortes oder zum internatio-
ist an kleineren Lehreinheiten leichter zu errei- nalen Austausch mit Anerkennung der er-
chen als an großen, die Technische Universität brachten Leistungen (ERASMUS-Prinzip)
hat auch in der Vergangenheit besonders im Ich persönlich glaube, dass die Technische Univer-
Maschinenbau einen ausgezeichneten Ruf. sität Clausthal die besten Voraussetzungen hat, um
Man darf dabei aber nicht verkennen, dass der sich in dem künftigen Konkurrenzkampf der Hoch-
dafür notwendige Personalaufwand gewähr- schulen durchzusetzen – dies erfordert aber neben
leistet sein muss, sei es durch staatliche Förde- den nicht zu unterschätzenden administrativen An-
rung, durch Einwerbung zusätzlicher Mittel oder strengungen ein besonderes Engagement bei
durch Beteiligung der Studierenden an diesen Hochschulleitung, Lehrenden und Studierenden.
Aufwendungen. Glückauf!
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 7

Untersuchungen zum Beanspruchungsverhalten spielbehafteter

Längsstiftverbindungen

Birkholz, H.
• QS = 0,125
Für den Festigkeitsnachweis spielbehafteter • QA = 0,65
Längsstift-Verbindungen existieren zurzeit keine • lf/DaI = 0,625 und lf/DaI = 1.
erweiterten Dimensionierungsgrundlagen, in der
Wellenwerkstoff: 42CrMo4
Fachliteratur werden lediglich einfachste Berech-
nungsgleichungen zur Auslegung gegen Flächen- Rm = 1100 N/mm2
pressung und Abscheren des Stiftes angegeben. Re = 900 N/mm2
Der Einfluss verschiedener Geometrieparameter
Nabenwerkstoff: CK45
bleibt dabei unberücksichtigt. Am Institut für Ma-
schinenwesen wurden umfangreiche Untersuchun- Rm = 850 N/mm2
gen zum Beanspruchungsverhalten drehmoment- Re = 450 N/mm2
belasteter Längsstiftverbindungen durchgeführt. Stiftwerkstoff: 115CrV5 Silberstahl
For the check of longitudinal pin connections with HC = 55
clearance no extended sizing bases are existing, in
Die Variation der Fügelänge wurde trotz identischer
the technical literature only simplest calculation
Probenkörper durch Ausmessen und nachfolgen-
equations are indicated. The influence of different
des Verschieben der Nabe auf der Welle auf das
geometry parameters remains unconsidered. At the
notwendige Maß realisiert. Es wurden sowohl für
Institut für Maschinenwesen extensive investigati-
nS=3 als auch für nS=4 Versuche für die Verhältnis-
ons were executed to find out the behavior of tor-
se lf/DaI = 0,625 und lf/DaI = 1 gefahren. Die Daten
que-loaded longitudinal pin connections.
für Verdrehwinkel und Lastmoment wurden elektro-
1 Stand der Technik nisch aufgezeichnet. Nach dem Start der Aufzeich-
Längsstiftverbindungen bestehen aus axial am nung erfolgte die Lastaufgabe. Das Drehmoment
Umfang angeordneten Stiften als Mitnehmerele- wurde bis zum Versagen der Verbindung durch
mente. Die Stifte können dabei nach Anzahl und Nachführung gesteigert, das Abschalten erfolgte
Anordnung variieren. Unterlagen zur Auslegung automatisch bei Überschreiten des Grenzdrehwin-
spielbehafteter Längsstiftverbindungen existieren kels. Bild 1 bis Bild 4 zeigen exemplarisch die
nicht. Es erscheint aber zulässig, die Angaben für durchgeführten Untersuchungen.
spielfreie Verbindungen als Anhaltspunkte zu ver-
wenden. Auch diese Auslegungshinweise fallen
aber sehr kurz aus. Am Institut für Maschinenwe-
sen wurden im Rahmen eines von der DFG geför-
derten Forschungsprojektes erste Dimensionie-
rungsgrundlagen für spielbehaftete Längsstiftver-
bindungen erarbeitet. Zur Absicherung der numeri-
schen Rechnungen wurden experimentelle Unter-
suchungen durchgeführt.

2 Experimentelle Untersuchungen
Zu Durchführung statischer Verdrehversuche wur-
den Verbindungen mit folgender Geometrie ausge- Bild 1: Abscheren der Stifte in der Verbindung
3W1_N15. nS = 3, lf/DaI = 0,625
wählt:
• DaI = 20mm
• nS = 3 und nS = 4
8 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

16 tätsgrenze Re = 900 N/mm2 der Welle deutlich,


14
1000
elastischer 900
12 Bereich
800
Drehwinkel [°]

10

Drehmoment [Nm]
700

8 600

500
6
400
4
300 lf/DaI=0,625 lf/DaI=1
2
200

0 100
0 200 400 600 800 1000 1200
0
Drehmoment [Nm]
nS=3, elastisch nS=3, maximal
Bild 2: Drehmoment-Drehwinkel-Verlauf des Prüf-
lings 3W1_N15. nS=3, lf/DaI = 0,625 Bild 5: gemittelte Drehmomente aus den Ver-
16 suchen für nS = 3
14
elastischer Bereich
damit liegt die Auslegung gegen die Wellenstreck-
12
grenze auf der sicheren Seite. Zu Berücksichtigen
Drehwinkel [°]

10
ist jedoch die Festigkeit der Stifte, bei zu geringer
8
Festigkeit kann es vor Erreichen der Wellenstreck-
6 grenze zu einem Versagen der Verbindung kom-
4 men.
2
Die Erfassung der am realen Bauteil auftretenden
0 Spannungen kann u.a. durch Dehnungsmessstrei-
0 200 400 600 800 1000 1200
Drehmoment [Nm] fen erfolgen. Zur Überprüfung der Ergebnisse der
FE-Rechnungen wurden zwei Verbindungen im
Bild 3: Drehmoment-Drehwinkel-Verlauf des Prüf-
lings 3W6_N3. nS=3, lf/DaI = 1 Prüfstand durch Drehmoment statisch belastet und
die Beanspruchungen ermittelt. Die Dehnungs-
messtreifen wurden u.a. im Bereich der Nabennut
auf die Stirnseite der Nabe am Verbindungsbeginn
an der Stelle der geringsten Nabenwandstärke
appliziert.
Im Gegensatz zu den in den numerischen Untersu-
chungen eingesetzten abweichungsfreien Geomet-
rien sind real ausgeführte Verbindungen immer mit
Abweichungen behaftet. Diese Tatsache ist bei der
Auswertung der Messungen zu berücksichtigen.
Die abweichungsbehaftete Verbindung wurde mit
einem Drehmoment T = 350 Nm belastet und die
Messwerte aufgezeichnet. Dies wurde für jede
Bild 4: Verbindung 3W6_N3. nS = 3, lf/DaI = 1 mögliche Einbaustellung durchgeführt, die Ergeb-
Allen getesten Verbindungen gemein war ein Setz- nisse sind in Bild 6 a-d für die einzelnen Einbau-
effekt im unteren Drehmomentbereich bis ca. 100 stellungen dargestellt.
Nm, der den Ausgleich der Abweichungen (Setzen Die Auswirkungen der Teilungsabweichungen las-
der Verbindung) darstellt. Ein komplettes Versagen sen sich durch Mittelwertbildung unterdrücken.
der Nabe (Aufreißen) konnte in keinem Fall beo- Gemittelt wurden die Umfangsspannungen auf der
bachtet werden. Bild 5 zeigt die aus den Versu- Stirnseite der Nabe für jede Einbaustellung. Dieser
chen gemittelten Werte für die elastische Grenze Wert stellt den mit "abweichungsfrei" bezeichneten
und das Maximalmoment. Grafen dar und symbolisiert einen für alle Einbau-
Die Rückrechnung der Wellenbeanspruchung für stellungen identischen Traganteil.
das elastische Grenzmoment unter Berücksichti-
gung der aus den Parameteruntersuchungen ge-
wonnenen Erkenntnisse überschreitet die Elastizi-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 9

1
2 "Gemessen" bezeichnet den real auftretenden
Spannungswert. Dieser Wert wurde auf den Wert
1,5
der abweichungsfreien Verbindung bezogen und
1
bildet den Traganteil Ta:
a
0,5
gemessener Wert
4 0 2 Ta = .
abweichungsfrei
Damit lassen sich Aussagen zur optimalen Einbau-
stellung treffen. Mit einem auf den abweichungs-
freien Zustand bezogenen maximalen Traganteil-
3 faktor Ta = 2 stellen Bild 6 a und Bild 6 c die un-
1 günstigste Einbaustellung dar. Die beste Einbau-
2
stellung ergibt sich nach Bild 6 b mit einem Wert
1,5
Ta ≈ 1,5.
1
b Die Ergebnisse der FE-Analysen konnten durch die
0,5 experimentellen Untersuchungen bestätigt werden.
4 0 2 Die ermittelten Einflussfaktoren liegen auf der si-
cheren Seite.
3 Weitere Untersuchungen
3.1 Wahl der geeigneten Passung
Die Frage nach einer Empfehlung für eine einzu-
3
haltende Passung für spielbehaftete Längsstift-
1
2 Verbindungen erfordert einige grundsätzliche Ü-
1,5
berlegungen. Anhaltswerte sind in der Literatur
lediglich für übermaßbehaftete Verbindungen zu
c
1
finden.
0,5

Grundsätzlich kommt für eine spielbehaftete


4 2
Längsstift-Verbindung nur eine Spielpassung in
0

Betracht. Zusätzlich ist die Frage der Zentrierung


der Welle zur Nabe von Bedeutung.
Für eine Passfeder-Verbindung ist eine einzuhal-
tende Passung P9 für die Passfeder angegeben.
3
Diese bezieht sich auf die Breite der Passfeder, die
in der Wellen- und Nabennut eingesetzt wird. Auf
1
2 Grund der Geometrie der Längsstift-Verbindung mit
gemessen ihrem kreisförmigen Stiftquerschnitt kann dieser
1,5 Traganteil Ta
abweichungsfrei Wert sowohl aus Montagegründen als auch aus
1
d Passungsgründen (P9 entspricht einer Presspas-
0,5
sung) nicht als Anhaltswert dienen. Für eine Pass-
4 0 2 feder mit Rückenspiel ist eine Passung zwischen
Welle und Nabe mit Passung Welle/Nabe H7/k6
[DIN_6892] angegeben. Damit erfolgt die Zentrie-
rung der Nabe auf der Welle über diese Passung.
Da jegliche spielbehaftete Verbindung eine Zentrie-
3 rung über das Mitnehmerelement ausschließt, wie
sie bspw. mit einer Flankenzentrierung bei Zahn-
Bild 6: Traganteile der einzelnen Stifte in den 4 welle-Verbindungen anzutreffen ist, wird auch für
verschiedenen Einbaustellungen. DaI = 32 spielbehaftete Längsstift-Verbindungen eine Pas-
mm; QA = 0,65; QS = 0,125, nS = 4 sung H7/k6 für die Verbindung Welle/Nabe emp-
fohlen.
10 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Zylinderstifte ungehärtet nach DIN EN ISO 2338, Stiftanzahl, wenngleich in deutlich geringerem Ma-
1998-02 bzw. gehärtet nach DIN EN ISO 8734, ße, beeinflusst. Je größer QS, desto höher die Ab-
1998-03 werden in den Passungen DSm6, DSh8 weichung von der Kreisform und damit die Beein-
und DSh11 gefertigt. Dies entspricht den genormten flussung des Spannungsverlaufs.
Toleranzfeldern für Zylinderstifte nach DIN 7. Bild 7 zeigt den Schubspannungsverlauf in Abhän-
Nach DIN 7157 wird eine Passung H7m6 als Treib- gigkeit vom Radius einer Längsstift-Welle.
sitz bezeichnet, der mittels Presse oder (schwer)
mit Handhammer zu fügen ist. Als Einsatzgebiet
werden einmalig aufzubringende Riemenscheiben,
DiI, max/2
Zahnräder sowie Kupplungsnaben angegeben.
Eine Passung H7m6 kommt für einen Einsatz im
Bereich spielbehafteter Längsstift-Verbindungen
demnach nicht in Frage.
Eine Kombination H7/h6 mit einem maximalen
Spiel von 22µm, bezogen auf den untersuchten Radius r
Wellendurchmesser mit DaI = 32mm sowie eine
Kombination H8/h9 mit einem maximalen Spiel
58µm wird nach DIN 7157 als Gleitsitz bezeichnet.
Die Teile sind von Hand verschiebbar. Passungen
H6/h8, H7/h8 sowie H8/h8 liegen innerhalb dieses
Schubspannung τ

Fensters. Für maximale Übermaße, resultierend


aus diesen Passungen, wurden Parameterrech-
nungen an ausgewählten Verbindungen durchge-
führt. Dabei konnte festgestellt werden, dass die
Vergleichsspannungen in der Welle mit steigendem
Spiel marginal absanken. Für die Nabe ergaben 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15
Radius r [mm]
sich minimal ansteigende Werte. Ein mit steigen-
Bild 7: Schubspannungsverlauf in Abhängigkeit
dem Spiel gering ansteigender Wert für die Flä-
vom Radius einer Längsstift-Welle
chenpressung in der Wellen- und Nabennut erklärt
sich mit der minimal geringer werdenden Anlageflä- Von Innen nach Außen wachsen die Schubspan-
che. Der Verdrehwinkel der Nabe nahm genau um nungen in einer torsionsbeanspruchten Welle pro-
den Betrag des realisierten Spiels zu. portional zum Radius, d.h. der Maximalwert der
Spannung tritt an der Außenseite der Welle auf.
Für eine Längsstift-Verbindung wird empfohlen,
Analog zu den Vorgängen in einer Zahnwellen-
eine Passung H6/h8, H7/h8 oder H8/h8 für das
Verbindung kann nun ein Grenzdurchmesser DiI, max
System Wellen-/Nabennut - Stift einzuhalten. Dies
definiert werden, ab dem die Spannungslinien in
bietet den Vorteil, nach DIN 7 genormte Stiftgrößen
einer genuteten Welle nicht mehr konzentrisch um
einsetzen zu können.
den Wellenmittelpunkt verlaufen. Bis dahin stimmt
3.2 Einfluss der Innenbohrung einer Welle auf der Verlauf der Schubspannungen in dieser Welle
das Beanspruchungsverhalten der Verbin- mit dem Spannungsverlauf in einer ungenuteten
dung Welle gleichen Flächenträgheitsmomentes überein.
Das Spannungs- und Verformungsverhalten einer Betrachtet man beide Wellen im Bereich
längsgenuteten Welle unter reiner Drehmomentbe- DiI < DiI,max, verhalten sich auch der Spannungsgra-
lastung hängt hauptsächlich von der Geometrie der dient und die Verdrillung beider Wellen konstant
Nuten ab. Im Inneren unterscheidet es sich nicht zueinander. Für DiI > DiI,max ändert sich der Span-
von der Beanspruchung eines zylindrischen Stabes nungsverlauf, der Spannungsgradient steigt an, bis
unter Torsion, die Linien gleicher Torsionsspan- die Spannung im Nutgrund ihren Maximalwert er-
nung laufen konzentrisch um den Mittelpunkt. Die- reicht (Bild 7).
ser Bereich wird bei den hier betrachteten Längs- Wenn von einem Torsionsstab hohe Festigkeit,
stiftwellen vom Radius der Stiftnut, mithin dem geringe Verdrehung und geringes Gewicht gefor-
Durchmesserverhältnis Stiftdurchmesser/Außen- dert werden, ist auf eine Hohlwelle zurückzugreifen.
durchmesser der Welle QS = DS/DaI, sowie der Bei ihr sind die achsnahen Werkstoffpartien, die zur
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 11

Festigkeit wenig, zum Gewicht aber viel beitragen, ren" Bereich dar, oberhalb der Kurve erfolgt ein
ausgespart. Versieht man also die Welle mit einer Ansteigen der Beanspruchungen in der Welle.
zentrischen Bohrung, deren Durchmesser die Be- 0.35

dingung DiI < DiI, max erfüllt, ist ein unverändertes


Beanspruchungsverhalten im Bereich der Nut zu 0.30

erwarten. Bild 8 zeigt eine längsgenutete Welle im 0.25


Beanspruchungen
beeinflusst

Übergangsbereich DiI ≅ DiI, max. Deutlich ist der be-

QS
ginnende nicht mehr konzentrische Verlauf der 0.20
Beanspruchungen
Schubspannungen in der Welle zu erkennen. unbeeinflusst
0.15

0.10
0.3 0.32 0.34 0.36 0.38 0.4 0.42
QI

Bild 9: Grenzwerte für QI bei zugehörigem QS


In Bild 10 ist der Anstieg der Vergleichsspannung
über QI,max hinaus bis zu einem Verhältnis QI = 0,5
dargestellt. Dieser Wert stellt eine sinnvolle
Einsatzgrenze für eine Hohlwelle in einer Längs-
stiftverbindung dar, weiterreichende Werte können
jedoch extrapoliert werden. Die Vergleichsspan-
nung σV,Hohl wurde auf den Wert der Spannung
σV,Voll bei QI,max (entspricht einer Vollwelle) bezogen.
1.3

Bild 8: Schubspannungsverlauf einer längsge-


1.2
nuteten Welle im Übergangsbereich
σV,Hohl / σV, Voll

1.1
Vergleiche der Beanspruchung an Längsstiftverbin-
dungen mit Voll- und Hohlewelle zeigen, dass die 1

Spannungsüberhöhung am Verbindungsbeginn 0.9

sowie die Torsionsspannungen im Bereich reiner


0.8
Torsion unabhängig vom Innendurchmesser der 0.3 0.35 0.4
QI
0.45 0.5 0.55

Welle sind, wenn die die Bedingung DiI < DiI, max QS=0.125 QS=0.1875 QS=0.25 QS=0.3125

eingehalten wird. Gleiches gilt für die Flächenpres-


Bild 10: Überhöhung der Vergleichsspannungen
sung am Verbindungsbeginn sowie die Beanspru-
am Verbindungsbeginn bei Überschrei-
chungen im Stift und in der Nabe.
tung von DiI,max bis zu einem Verhältnis
Zur Bestimmung des Grenzdurchmessers DiI, max QI = 0,5 für verschiedene QS.
wurde eine große Anzahl Parameterrechnungen mit
variirenden Stiftanzahl und Stiftdurchmesserver- 4 Auslegungshinweise
hältnis QS durchgeführt. Dabei konnte ermittelt
Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse
werden, dass der Einfluss der Stiftanzahl auf den
der Parameteruntersuchungen zum Drehmoment-
Grenzdurchmesser erheblich geringer ausfällt, als
übertragungsverhalten Ein- und mehrstiftiger Ver-
eine Änderung des Stiftdurchmesserverhältnisses.
bindungen zusammengefasst.
Aus diesem Grund erfolgt die Angabe des Verhält-
nisses QI, bis zu dem keine Beeinflussung des • Stiftdurchmesser/Stiftanzahl: Mit zunehmender
Beanspruchungsverhaltens der Verbindung festge- Stiftanzahl steigt die Vergleichsspannung im
stellt wurde, für eine 6-Stift-Verbindung. Diese An- Bereich reiner Torsion (vor Verbindungsbeginn)
gabe liegt auf der sicheren Seite, da sich Verbin- ebenso wie bei konstanter Stiftanzahl mit Zu-
dungen mit weniger Mitnehmerelementen bei kon- nahme des Stiftdurchmessers. Beide Parame-
stantem QS geringfügig günstiger verhalten. Bild 9 ter beeinflussen ebenfalls die Vergleichsspan-
zeigt den Verlauf der Grenze für QI bei zugehörigen nungsüberhöhung am Verbindungsbeginn. Ei-
QS. Der Bereich unter der Kurve stellt den "siche- ne Auswahlhilfe gibt Bild 11.
12 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

0.35 benbeanspruchung deutlich stärker. Bis zu


lÜ / DaI = 0,3 erfolgt ein Angleich der Beanspru-
0.3
chungen in Welle und Nabe, darüber hinaus
0.25 wird die Nabe erheblich stärker beansprucht.

QS

Hohlwelle: Bei Einsatz einer Hohlwelle gilt: Bei


0.2
DiI ≤ Dimax erfolgt kein Einfluss der Beanspru-
0.15 chungen (Bild 9). Bei Verhältnissen bis QI = 0,5
sind die Werte aus Diagramm (Bild 10) zu be-
0.1
0 1 2 3 4 5 6 7 rücksichtigen.
nS • Stiftform: kein negativer Einfluss bei Abrundung
am Verbindungsbeginn, positiver Einfluss auf
Bild 11: Verlauf der für die Wellenbeanspruchung
die Welle bei Verwendung nierenförmiger Stif-
optimalen Kombination Stiftdurchmesser-
te. Hier ist jedoch der Fertigungsaufwand zu
verhältnis QS und Stiftanzahl nS. Der
berücksichtigen.
Graph beschreibt einen Überhöhungsfak-
• weiches Stiftmaterial: Die Beanspruchungen
tor = 1.
lassen sich bei Verbindungen mit großen
• Verbindungsbreite: Für Stiftanzahlen nS = 1 bis Spannungsüberhöhungen vermindern.
nS = 3 ist ein erheblich größerer Einfluss auf die
Vergleichsspannungsüberhöhung in der Welle Zeichen und Benennungen
zu konstatieren als bei darüber hinaus gehen-
den Stiftanzahlen. Mit steigender Stiftanzahl DaA Außendurchmesser des Außenteils
sinkt auch das optimale Breitenverhältnis im- (Nabe) [mm]
mer weiter ab, bis es bei ca. lf/DaI = 0,625 einen DaI Außendurchmesser des Innenteils
konstanten Wert annimmt. Als Konstruktions- (Welle) [mm]
hinweis kann ein Bereich für die Verbindungs-
DiA Innendurchmesser des Außenteils
breite einer Längsstiftverbindung von (nS = 1)
(≈DaI) [mm]
1,5·lf ≥ lf,opt ≥ 0,6·lf (nS = 6) empfohlen werden.
Je nach Stiftmaterial können jedoch abwei- DiI Innendurchmesser des Innenteils [mm]
chende Verbindungsbreitenverhältnisse auf- Dimax maximaler Bohrungsdurchmesser einer
treten. Hohlwelle, bis zu dem keine Beeinflussung
• Nabenaußendurchmesser: Ab einem Naben- stattfindet [mm]
außendurchmesserverhältnis QA ≤ 0,5 ist für
DS Stiftdurchmesser [mm]
QS = 0,125 kein Einfluss mehr festzustellen. Mit
QS = 0,125 ist die Realisierung dünner Naben- lf Verbindungsbreite [mm]
wandstärken möglich. Der Einfluss einer ver- nS Anzahl der Mitnehmerelemente [-]
minderten Restwandstärke der Nabe auf die QA Durchmesserverhältnis des Außenteils
Nabenvergleichsspannung zeigt Bild 12. (= DiA/DaA) [-]
1,8

1,6
QI Durchmesserverhältnis des Innenteils
(= DiI/DaI) [-]
1,4

QS Durchmesserverhältnis Stiftdurchmes-
YQA,A

1,2
QA = 0.5
ser/Außendurchmesser des Innenteils
1
(= DS/DaI) [-]
0,8
YQA,A Einflussfaktor Nabenaußendurchmesser [-]
0,6
0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
σV Vergleichsspannung nach GEH [N/mm2]
QA
σV,I Vergleichsspannung nach GEH in der
Bild 12: Einfluss des Nabenaußendurchmessers Wellennut [N/mm2]
auf die Vergleichsspannung in der Naben-
τn,I Torsionsnennspannung der ungeschwächten
nut
Welle [N/mm2]
• Stiftüberstand: Ein Stiftüberstand am Verbin-
dungsbeginn führt zu einer leicht verminderten
Wellenbeanspruchung, jedoch steigt die Na-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 13

Auslegung und Gestaltung von Welle-Nabe-Verbindungen

Schäfer, G. et al.

Welle-Nabe-Verbindungen sind als leistungsüber- sung berücksichtigen das elastische Zusammen-


tragende Maschinenelemente nahezu in allen an- spiel von Welle und Nabe auf dem Lastleitungsweg
triebstechnischen Konstruktionen eingesetzt. Das nicht. Besondere Effekte der Lasteinleitung in sol-
Institut für Maschinenwesen (IMW) der TU Claus- che Verbindungen werden meist noch hinter die
thal ist spezialisiert auf Zahnwellen-Verbindungen, Betrachtung der ungleichmässigen Lastverteilung
Längsstift-Verbindungen und einige Sonderfälle über der Länge und dem Umfang dieser form-
von Pressverbindungen. schlüssigen Welle-Nabe-Verbindung gestellt. Cha-
In most of the constructions for drive technology are rakteristisch für die Lastverteilung ist das komplexe
shaft-hub-connections used. This area of machine Passungssystem der Zahnwellen-Verbindungen.
elements is the first topic in research work of the Die Dimensionierung von Zahn- und Keilwellen-
IMW. Either if it is a gearshaft or a press fit connec- Verbindungen erfolgt nach DIN 5466 auf zwei prin-
tion for special applications. zipiell verschiedene Ausfallursachen:
• Verschleiß und Gewalt- oder Dauerbruch, vgl.
1 Einleitung Bild 1. Das verschleißbedingte Abtragen von
Zahnflankenbereichen führt zu einer Spiel- und
Die von Dietz an der TU Darmstadt begonnen For-
Exzentrizitätsvergrößerung und damit zum 'Auf-
schungsarbeiten zur Berechnung von Zahn- und
brauchen' der Formschlußelemente.
Keilwellen-Verbindungen, wurden von ihm, nach
seiner Berufung an die TU Clausthal, in zahlreichen • Durch die geometriebedingten Kerben entste-
FVA- und DFG-Vorhaben engagiert weiterbetrie- hen Spannungsüberhöhungen, die bei stati-
ben. Als Ergebnis dieser, über jahrzehnte gewon- scher Last zum Gewaltbruch und bei dynami-
nenen Erkenntnisse, steht heute die Berechnungs- scher Beanspruchung zum Dauerbruch der
norm DIN 5466 für Passverzahnungen zur Verfü- Verbindung führen.
gung.
Für die weiteren am IMW untersuchten Welle-
Nabe-Verbindung sind entsprechende Berech-
nungsvorschläge erarbeitet worden, die im Rahmen
der Gemeinschaftsforschung entsprechend publi-
ziert werden.

2 Zahnwellen-Verbindungen
Zur Übertragung von Drehmomenten bei gleichzei-
tiger axialer Verschiebbarkeit von Welle und Nabe
werden häufig Zahnwellen-Verbindungen mit Profi-
len nach DIN 5480 eingesetzt. Die große Anzahl im
Eingriff befindlicher Formelemente (Zahnpaare)
ermöglicht die Übertragung hoher Drehmomente
bei geringen Nabenaußendurchmessern. Kosten-
günstige Anwendungen erschließen sich insbeson-
dere bei Herstellung großer Stückzahlen mittels
spanender und vor allem spanloser Herstellungs-
verfahren.
Bisherige – z.T. stark vereinfachte – Berechnungs- Bild 1: Verschleiß- und Torsionsdauerbruch-Schaden an
ansätze für Mitnehmerverzahnungen wie die Be- Zahnwellen-Verbindungen
rechnung auf Basis einer zulässigen Flankenpres-
14 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Die Analyse vieler Zahnwellenbrüche führte zu fol-


genden Ergebnissen:
• Bei Gewalt- und Dauerbrüchen beginnen die
Anrisse meist in der Kerbe im Zahnfuß direkt
am Verbindungsrand oder an einem Ort in un-
mittelbarer Nähe des Verbindungsrandes inner-
halb der Verbindung.
• Das Verformungsverhalten der Verbindung und
insbesondere der Steifigkeitssprung an den
Verbindungsrändern bewirken eine ungleichför-
mige Beanspruchungsverteilung über der Ver-
bindungslänge mit einer Lastüberhöhung am
Verbindungsanfang, vgl. Bild 3.
• Weitere Belastungsspitzen entstehen durch
verzahnungsgeometrisch bedingte Kerbwirkun-
200
gen am Zahnfuß von Welle und Nabe, vgl. Bild
180 Bereich der Überdeckung

2. An der Lasteinleitungsstelle resultiert aus der


160
Überlagerung der einzelnen Spannungsma-
140
xima ein komplizierter dreiachsiger Spannungs-
120
zustand, der den Dauerbruch fördern kann, kri- N/
m 100
tisch ist in diesem Fall der Verzahnungsaus- m²
80
lauf. Abhängig von dessen geometrischer
60
Gestaltung und Herstellverfahren sind hier Un-
terschiede im Formfaktor von ca. 2 zu erwar- 40

ten. 20

0
-150 -100 -50 0 50 100 150 200 250 300
mm
Lastflanke Freiflanke

Bild 3: Spannungsverteilung in einer Zahnwellen-


Verbindung

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind in


Form von Geometriekennzahlen in die Überarbei-
tung der Berechnungsvorschriften nach DIN 5466
eingeflossen.
In verschiedenen Untersuchungen wurde gezeigt,
dass sich mit Verwendung größerer Verbindungs-
breiten als b=0,5·dB die maximalen Zahnfußspan-
nungen nur noch unwesentlich reduzieren lassen.
Bild 2: Zahnwellendauerbruch mit Rißbeginn im Zahnfuß In Bezug auf die Wellenzahnfußbeanspruchung
liegt bei Drehmomentbelastung das optimale Ver-
hältnis Verbindungsbreite zu Bezugsdurchmesser
2.1 Beanspruchungsverhalten von Zahnwel- bei b/dB=0,6. Nach Kenntnisstand des Verfassers
len-Verbindungen werden in vielen Anwendungsfällen deutlich zu lan-
Zur Klärung des Spannungs- und Verformungsver- ge Verbindungen b/dB>1 gefertigt. Für die Ausnut-
haltens von Zahnwellen-Verbindungen unter Dreh- zung der Verbindungsbreite kann die von Herrn
momentbelastung wurden umfangreiche dreidimen- Huber vorgeschlagene Flankenlinienkorrektur ge-
sionale Finite-Elemente-Kontaktrechnungen durch- nutzt werden, die sich an der elastischen Verdrehli-
geführt. nie des Torsionsstabes orientiert. Durch diese ge-
ometrische Korrektur wird eine gleichmäßigere
Lastverteilung über der Verbindungsbreite erreich-
bar. Eine andere extreme Verzahnungsgeometrie,
die in großer Stückzahl produziert wird ist die In-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 15

nenverzahnung von Kupplungslamellen u.ä.. Die 3.1 Ermittlung von Torsionsformzahlen


Lastverteilung über der Verbindungsbreite ist in Auf Grund des Mangels an Erkenntnissen über die
diesem Fall gemäß Bild 4 deutlich günstiger. Für Gestalt- und Dauerfestigkeit von Wellen und Na-
die Welle bleibt aber das Problem der extremen ben, die durch eine bzw. mehrere halbkreisförmige
Spannungskonzentration am Verbindungsanfang Nuten in axialer Richtung geschwächt sind, kon-
erhalten. Hier sind spezielle Maßnahmen am Ver- zentrierten sich die Arbeiten zunächst auf die Er-
zahnungsauslauf der Wellenverzahnung notwendig. mittlung von Formzahldiagrammen für Welle und
Die Vergleichsspannung im Zahnfuß der Welle ist Nabe mit Hilfe der Finiten-Element-Methode. Dazu
für eine Verbindung mit mittlerer Zähnezahl wird die höchste, in der FE-Rechnung ermittelte
(dB=45mm, z=20) und Verbindungsbreiten von b/dB Kerbspannung zur analytisch berechneten Span-
= 0,05 und 0,5 in Bild 4 dargestellt. nung im ungestörten Querschnitt ins Verhältnis ge-
setzt:

maximale Kerbspannung aus FEM (1)


αK =
Nennspannung, rechnerisch

Diese Methodik wurde für die wellen- und naben-


seitige Nut bei verschiedenen Geometrievariationen
durchgeführt:
• Welle: Verhältnis von Stiftdurchmesser zu
Wellendurchmesser DS/DaI; Anzahl der Mit-
nehmerelemente nS

Bild 4: Vergleich der Zahnfußspannung in der Welle ü- • Nabe: Verhältnis von Nabenaußendurchmes-
ber der Verbindungsbreite für verschiedene Brei- ser zu Wellendurchmesser DaA/DaI bei ver-
ten/Bezugsdurchmesserverhältnisse b/dB schiedenen DS/DaI; Anzahl der Mitnehmerele-
mente
Zur Klärung der Einspann- und Lastbedingungen
3 Längsstift-Verbindungen
wurde zunächst für jeweils eine ungeschwächte
Längsstiftverbindungen bestehen aus axial am Geometrie analytisch und mittels FEM die Bean-
Umfang angeordneten Stiften als Mitnehmerele- spruchung ermittelt. Die gewählten Randbedingun-
mente, vgl Bild 1. Die Stifte können dabei nach An- gen in Anlehnung an hatten maximale Abweichun-
zahl und Anordnung variieren. gen zur analytischen Rechnung von < 1% zur Fol-
ge, d.h. es wurde eine ausreichend hohe Genauig-
keit sicher gestellt. Die Lage der Stifte wurde so
angesetzt, dass der Fugenradius zwischen Welle
und Nabe durch den Stiftmittelpunkt verläuft. An-
schließend erfolgten die Parameterrechnungen
unter Anwendung dieser Randbedingungen. Bild 6
zeigt das Formzahldiagramm der Welle für Torsion.
Bild 5: Längsstift als Mitnehmerelement in einer Welle- 3.6

Nabe-Verbindung 3.4
3.2
3

Unterlagen zur Auslegung spielbehafteter Längs- 2.8


αkt,I

2.6
stiftverbindungen existieren nicht. Es erscheint aber 2.4

zulässig, die Angaben für spielfreie Verbindungen 2.2


2
als Anhaltspunkte zu verwenden. Auch diese Aus- 1.8
1.6
legungshinweise fallen aber sehr kurz aus. Am In- 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35
QS
stitut für Maschinenwesen wurden im Rahmen ei- nS=1 nS=2 nS=3 nS=4 nS=5 nS=6
nes von der DFG geförderten Forschungsprojektes Bild 6: Torsionsformzahl für die Welle für verschiedene
erste Dimensionierungsgrundlagen für spielbehaf- Verhältnisse DS/DaI und verschiedene nS
tete Längsstiftverbindungen erarbeitet.
Es ist zu bemerken, dass, obwohl mit steigendem
Verhältnis DS/DaI der Kerbradius zunimmt und somit
16 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

günstiger ausfällt, ein Ansteigen der Formzahlwerte bindungsbreite einer Längsstiftverbindung


eintritt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der (nS = 1) 1,5 lf ≥ lf,opt ≥ 0,625·lf (nS = 6) empfohlen
Einfluss der verminderten tragenden Querschnitts- werden.
fläche den Einfluss des vergrößerten Radius der 3.3 Einfluss der Stiftanzahl auf die Beanspru-
Kerben überwiegt. chung der Verbindung
3.2 Einfluss der Verbindungsbreite auf die Berechnet man die Beanspruchung nach einer der
Wellenbeanspruchung in der Literatur angegebenen Gleichungen, stellt
Die wenigen verfügbaren Quellen geben als An- sich unmittelbar die Frage nach einer Erhöhung der
haltswert zur Dimensionierung einer Längsstiftver- Anzahl der Mitnehmerelemente. Auf diese Weise
bindung ein Verhältnis von Verbindungslänge zu ließe sich bspw. rechnerisch am einfachsten die
Wellendurchmesser lf/DaI von 1 bis 1,5 an. Umfang- auftretende Flächenpressung durch Erhöhung der
reiche Untersuchungen an Zahnwellen- übertragenden Fläche vermindern. Lasteinleitungs-
Verbindungen zeigten jedoch, dass ab einem Ver- effekte, welche sich lokal auf das Beanspruchungs-
hältnis b/dB > 0,6 (b: Verbindungsbreite, dB: Be- verhalten am Verbindungsbeginn bzw. im Bereich
zugsdurchmesser) die durch den Steifigkeitssprung reiner Torsion einstellen, bleiben jedoch dabei un-
am Verbindungsbeginn hervorgerufene maximale berücksichtigt.
Beanspruchung am Verbindungsanfang nicht mehr Bei Betrachtung der Vergleichsspannung der Welle
reduziert werden kann. Zu berücksichtigen ist je- (vgl. Bild 7) fällt die zunächst nur unwesentlich dif-
doch die Anzahl der Mitnehmerelemente, die im ferierende Spannung im Bereich ungestörter Torsi-
Fall der Längsstift-Verbindung mit nS = 1 beginnt. on auf. Die stark unterschiedlichen Ausprägungen
Aus dieser Überlegung heraus wurde das Para- der sich anschließenden Spannungsüberhöhung
meterfenster lf/DaI von 0,4 bis 1,5 gewählt. Bild 7 lassen sich mit der mit zunehmender Stiftanzahl
zeigt das Ergebnis für eine 1-Stift-Verbindung. sinkenden Querschnittsfläche erklären, welche eine
14
lf/DaI=0.4
höhere Steifigkeit bei kleiner Stiftanzahl zur Folge
12
lf/DaI=0.5 hat. Weiterhin ist zu erkennen, dass das Maximum
lf/DaI=0.625
lf/DaI=0.75 mit steigender Stiftanzahl aus der Verbindung her-
10
lf/DaI=1
lf/DaI=1.1 aus vor den Verbindungsbeginn wandert.
8
σV,I / τn,I

lf/DaI=1.25
lf/DaI=1.4 6
Verbindungsbreite
6 lf/DaI=1.5
5
4
4
σV,I / σV,n,I

2
3
0
0 0.2 0.4 0.6 0.8 1 2
z/lW
1
Bild 7 Verlauf der Vergleichsspannung im Nutgrund
der Welle für nS = 1 und verschiedene Verhältnisse lf/DaI; 0
0.35 0.45 0.55 0.65 0.75 0.85 0.95
QS = 0,125, QAI = 0,5 = const. z / lW
nS=1 nS=2 nS=3 nS=4 nS=5 nS=6
Man erkennt einen übereinstimmenden Vergleichs-
spannungsverlauf für alle Verhältnisse lf/DaI im un- Bild 8: Einfluss der Stiftanzahl auf die Wellenbeanspru-

gestörten Bereich der Welle, also vor dem Verbin- chung. QS = 0,125, lf/DaI = 0,625; QA = 0,5

dungsbeginn. Mit Verbindungsbeginn schließt sich Die Überhöhung nimmt mit zunehmender Stiftan-
ein Bereich deutlicher Spannungsüberhöhung an. zahl sichtbar ab, bis sich bei nS=6 nahezu ein
Mit Verlängerung der Verbindungsbreite kommt es Gleichgewicht zwischen dem Bereich ungestörter
zu einer deutlichen Reduzierung der Spannungs- Torsion und dem Verbindungsbeginn einstellt. Dies
überhöhung. Für Stiftanzahlen nS = 1 bis nS = 3 deutet auf eine gleichmäßige Beanspruchung der
konnte ein erheblich größerer Einfluss auf die Ver- Welle hin, was bei der Auswahl der Stiftanzahl be-
gleichsspannungsüberhöhung festgestellt werden rücksichtigt werden sollte. Zusätzlich ist in diesem
als für darüber hinaus gehende Stiftanzahlen. Mit Zusammenhang der Stiftdurchmesser zu berück-
steigender Stiftanzahl sinkt auch das optimale sichtigen, wie im Folgenden noch gezeigt wird.
Breitenverhältnis immer weiter ab, bis es bei ca.
lf/DaI = 0,625 einen konstanten Wert annimmt. Als
Konstruktionshinweis kann ein Bereich für die Ver-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 17

3.4 Einfluss des Stiftdurchmessers auf die nungsüberhöhung am Verbindungsbeginn. Ei-


Beanspruchung der Verbindung ne Auswahlhilfe gibt Bild 10.
0.35
Die Änderung der Stiftanzahl stellt nicht die einzige
Möglichkeit dar, bei konstantem Verbindungsbrei- 0.3

ten- sowie Nabenaußendurchmesserverhältnis das


Übertragungsverhalten zu beeinflussen. Eine Ver- 0.25

QS
größerung des Stiftdurchmessers bewirkt ebenfalls 0.2

einen direkten Einfluss auf die Verbindung. Im Fol-


genden werden die Untersuchungen zur Variation 0.15

des Stiftdurchmessers auf die Verbindung vorge- 0.1


stellt. 0 1 2 3 4 5 6 7
nS
Die wenigen in der Literatur angegebenen Hinweise
Bild 10: Verlauf der für die Wellenbeanspruchung opti-
zur Dimensionierung einer Längsstift-Verbindung
malen Kombination Stiftdurchmesserverhältnis QS und
gehen von einem Verhältnis Stiftdurchmesser zu
Stiftanzahl nS. Der Graph beschreibt einen Überhö-
Wellendurchmesser QS = 0,12 bis QS = 0,16 aus.
hungsfaktor = 1.
Ausgehend von dieser Empfehlung erfolgte eine
Untersuchung des Einflusses des Stiftdurchmes- • Für Stiftanzahlen nS = 1 bis nS = 3 ist ein er-
sers auf die Verbindung im Bereich QS = 0,125 bis heblich größerer Einfluss der Verbindungslänge
QS = 0,3125. Den Spannungsverlauf im Kerbgrund auf die Vergleichsspannungsüberhöhung zu
der Welle zeigt Bild 9. konstatieren als für darüber hinaus gehende
3
Verbindungsbreite Stiftanzahlen. Als Konstruktionshinweis kann
2.5 ein Bereich für die Verbindungsbreite einer
2
Längsstiftverbindung von (nS = 1)
1,5·lf ≥ lf,opt ≥ 0,6·lf (nS = 6) empfohlen werden.
σ V,I / σ V,n,I

1.5

0.5

4 Geschwächte Pressverbindungen
0
0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1
z / lf
Die zweite große Gruppe der Welle-Nabe-Verbin-
QS=0.125 QS=0.1875 QS=0.25 QS=0.3125 dungen sind die reibschlüssigen Verbindungen, zu
Bild 9: Einfluss des Stiftdurchmessers auf die Wellen- denen auch die noch nachfolgend behandelten
beanspruchung. nS = 4, lf/DaI = 0,625; QA = 0,5 IHF-Verbindungen und Druckkämme gehören. Das
erste Beispiel nach dem Prinzip des Reibschlusses
Durch die Erhöhung des Stiftdurchmessers wird auf
ist der Schrumpfverband der häufig durch konstruk-
der einen Seite die Spannungsspitze am Verbin-
tiv bedingte Diskontinuitäten, wie Radialbohrungen
dungsanfang abgebaut, gleichzeitig wird aber auch
(z.B. bei Pressölverbänden) oder exzentrische Axi-
der Querschnitt der Welle geschwächt, so dass die
albohrungen in Welle und Nabe (z.B. für Schmier-
Spannungen vor dem Kontakt deutlich steigen. Bei
und Druckmittelzufuhr bei Kupplungen, Flansch-
einem Verhältnis QS = 0,1875 kommt es bei einer
bohrungen, Schraubenbefestigungen bei Spann-
Verbindung mit 4 Stiften dazu, dass die Spannun-
ringverbindungen usw.), gestört ist. Diese Störun-
gen vor und im Kontakt nahezu gleich sind.
gen bedingen einerseits eine örtliche Spannungs-
3.5 Zusammenfassung zunahme und damit eine Begrenzung der übertrag-
Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse baren Lasten infolge Kerbwirkung, andererseits ver-
der Parameteruntersuchungen zum Drehmoment- ursachen diese Störungen eine Änderung des ela-
übertragungsverhalten Ein- und mehrstiftiger Ver- stischen Verhaltens beim Schrumpfverband - der
bindungen zusammengefasst. effektive Paßfugendruck sinkt gegenüber einer ro-
tationssymmetrischen Verbindung mit gleichem Ü-
• Stiftdurchmesser/Stiftanzahl: Mit zunehmender
bermaß und die Umstände, die zur Reibkorrosions-
Stiftanzahl steigt die Vergleichsspannung im
schädigung führen, werden ungünstig beeinflusst.
Bereich reiner Torsion (vor Verbindungsbeginn)
ebenso wie bei konstanter Stiftanzahl mit Zu-
nahme des Stiftdurchmessers. Beide Parame-
ter beeinflussen ebenfalls die Vergleichsspan-
18 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

dann eine Grenze, wenn die Restwandstärke einer


Bohrung so klein ist, dass es zu plastischen Verfor-
mungen kommt.
b) räumliche Probleme
Zu den bisher bekannten Abhängigkeiten kommen
bei den räumlichen Problemen noch die aus den a-
xialen Spannungen und Geometrieveränderungen
herrührenden Einflüsse, die sich infolge der dreidi-
mensionalen Spannungszustände mit Verfor-
mungsbehinderung kerbverschärfend auswirken.
Räumliche FEM-Untersuchungen ergaben, dass
die Beanspruchungen am Bohrungsrand (Naben-
stirnfläche) mit hinreichender Genauigkeit den Glei-
chungen des ebenen Ansatzes genügt, während
die Spannungen des Bohrerkegels mit dem Boh-
rungsinnenrand nahezu unabhängig von der Boh-
Bild 11: Geometrische Beziehungen an einer Pressver-
rungstiefe und immer kleiner als an der Stirnfläche
bindung mit axialen Schwächungen
sind. Die Kerbwirkung aufgrund der Geometrie des
Bohrerkegels bewirkt an der Spitze des Bohrerke-
4.1 Elastische Auslegung geschwächter gels ein sehr hohes Spannungsmaximum, das sehr
Pressverbindungen schnell abklingt und keine Beziehung zu den übri-
gen geometrischen Beziehungen hat.
Zur Ermittlung der Beanspruchungen und Übertra-
gungseigenschaften im elastischen Bereich sind
am IMW umfangreiche Untersuchungen durchge-
führt worden, deren Ergebnisse in Kennzahlendia-
grammen dargestellt sind.
Zur Auslegung der geschwächten Verbindung auf
Basis der bekannten Ansätze für rotationssymme-
trischen Verbindung wird die maximale Spannung
unter Einführung einer Formzahl αk berechnet. Für
die Bestimmung der Übertragungsfähigkeit eines
geschwächten Pressverbandes wurde die Übertra-
Bild 12: Übertragungsfähigkeit für Wellen mit Axialboh-
gungsfähigkeitskennzahl η abgeleitet.
rungen
4.1.1 Welle mit Axialbohrungen
Bei der Beurteilung der Übertragungsfähigkeit ist im
a) ebene Probleme räumlichen Fall auch die Veränderung der Fugen-
Die maximalen Bohrungsrandspannungen für Wel- pressung über der Tiefe der Nabe zu berechnen. In
len mit einer Axialbohrung liegen bei am zur Fugen- einem ingenieurmässigen Ansatz kann man dabei
fläche nächstliegenden Punkt des Bohrungsrandes unterscheiden zwischen einem ungestörten Be-
(vgl. Bild 11). Bei Wellen mit mehreren Bohrung reich, der von den Bohrungen nicht erfaßt wird, und
wird die Formzahl αk wesentlich durch den Boh- dem Bohrungsbereich. Die einfache Addition dieser
rungsabstand beeinflusst. Bei kleinen Bohrungsab- beiden Bereiche führt zur Übertragungsfähigkeit der
ständen liegen die maximalen Randspannungen axial ungleichmässig geschwächten Pressverbin-
am nächstliegenden Punkt zur Nachbarbohrung dung.
bzw. an den Verbindungslinien der Bohrungsmitten. 4.1.2 Nabe mit Axialbohrungen
Zahlreiche Untersuchungen ergaben bei ingenieur- Die an den Wellen mit Axialbohrungen gezeigten
mäßiger Vereinfachung, dass der durchschnittliche Zusammenhänge der Beanspruchungs- und Press-
Fugendruckp praktisch unabhängig von der Ex- fugendruckverteilung lassen sich von den physikali-
zentrizität eI und der Montagereibungszahl µmonta- schen Zusammenhängen her auch auf Naben mit
ge ist, er wird nur vom gesamten Bohrungsquer- Axialbohrungen für ebene und räumliche Frage-
schnitt nπrbI2 beeinflusst. Die Anwendbarkeit findet stellungen übertragen. Die maximalen Bohrungs-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 19

randspannungen der durch Axialbohrungen ge- Drehmoment T unabhängig von der Montagebedin-
schwächten Nabe liegen immer an dem zur Füge- gung sind.
fläche nächstliegenden Punkt des Bohrungsrandes. Erfolgt die Anwendung als Pressölverband, wird
Bei Vergrößerung des Bohrungsdurchmessers DbA durch das zugeführte Pressöl eine Druckbelastung
nimmt die Formzahl αk zu. in der Radialbohrung hervorgerufen, die mit einer
4.1.3 Nabe mit Radialbohrungen Aufweitung und einer ungünstigen Belastungswir-
Die maximalen Bohrungsrandspannungen liegen kung auf die Nabe verbunden ist. Die entsprechen-
immer bei dem zur Stirnfläche am nächsten liegen- de Festigkeitsberechnung muss daher den Bela-
den Punkt des Bohrungsrandes an der Fügefläche stungsfall der Nabe in gefügtem Zustand mit Öl-
(Bild 13, Punkt A). Ebenso wie bei Naben und Wel- druck in der Ölbohrung erfassen.
len mit Axialbohrungen spielt die minimale
Wandstärke tbs die entscheidende Rolle. Bohrun-
4.2 Teilplastische Auslegung geschwächter
gen nahe der Stirnfläche verursachen starke Span-
Pressverbindungen
nungserhöhungen am Bohrungsrand.
Zur Steigerung der Übertragungsfähigkeit werden
in vielen Fällen teilplastische Verformungen an Ma-
schinenelementen zugelassen, ohne dass durch
das Überschreiten der Elastizitätsgrenze mit einem
sofortigem Ausfall der Verbindung gerechnet wer-
den muss.
Da teilplastische Probleme nichtlinear sind, sind die
eingangs vorausgesetzten Bedingungen für eine di-
mensionslose Darstellung der Ergebnisse nicht
mehr gegeben. Für die teilplastische Auslegung
kann jedoch näherungsweise eine dimensionslose
Darstellung erreicht werden, wenn bei ausreichen-
der Stützwirkung der verbleibenden elastischen Ge-
biete die Verschiebungen und Verzerrungen der
plastischen Zone die gleiche Größenordnung wie
Bild 13: Geometrische Bezeichnungen an Naben mit
in der elastischen Zone aufweisen, die Untersu-
Radialbohrungen
chungen beschränken sich daher auf kleine plasti-
Bei der Übertragungsfähigkeit ist zu beachten, dass sche Verformungen.
die auf der Fügefläche auftreffenden Bohrungen
„Leerstellen" darstellen, die bei der Berechnung der
Übertragungsfähigkeitskennzahl η durch den Fu-
genleergrad λF berücksichtigt werden müssen.

Bild 15: Plastische Zonen einer Welle mit zwei Axialboh-


rungen ohne Montagereibung; rb/rf=0,2; e/rf=0,625;
QN=rf/ra=0,5

Bild 15 zeigt am Beispiel einer durch Axialbohrun-


Bild 14: Übertragungsfähigkeit von Naben mit einer Ra-
gen geschwächten Welle ohne Montagereibung die
dialbohrung
plastischen Zonen bei zunehmendem Übermaß.
Die vom Bohrungsrand mit der höchsten Spannung
Bild 14 zeigt die Übertragungsfähigkeit für Naben
ausgehende plastische Zone nimmt mit steigendem
mit zwei Radialbohrungen. Die Untersuchungen
Übermaß zu und erreicht schließlich im Grenzfall
führen auch hier zu der Erkenntnis, dass der durch-
die Fügefläche. Bei mehreren Bohrungen können
schnittliche Fugendruckp und das übertragbare
sich auch die plastischen Zonen treffen.
20 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Für das in Bild 15 abgebildete Beispiel zeigt Bild 16 bleiben fast unverändert im Vergleich zur rein ela-
den auf die Streckgrenze bezogenen durchschnittli- stisch beanspruchten Welle.
chen Fugendruckp in Abhängigkeit vom auf die e-
lastische Grenzdehnung εf bezogenen Übermaß ü.

5 Innenhochdruckgefügte-Verbindungen
Das Innenhochdruckfügen (IHF) im Apparatebau
bekannt unter dem Begriff des „hydraulischen Auf-
weitens“, ist eine Befestigungsmethode, um in
Wärmetauschern die Rohre (Welle) mit den Rohr-
scheiben (Nabe) zu verbinden. Mit der erfolgrei-
chen Anwendung des hydraulischen Aufweitens im
Apparatebau und seinen vielen Vorteilen, wie z.B.
die hohe Qualität und gute Reproduzierbarkeit der
Bild 16: Fugendruck-Übermaß-Verhältnis einer Welle mit
Verbindungen, ist ein Innovationstransfer auch auf
zwei Axialbohrungen ohne Montagereibung; rb/rf=0,2;
andere Gebiete der Technik erfolgt. So wird seit
e/rf=0,625; QN=rf/ra=0,5
wenigen Jahren dieses Verfahren zur Fertigung von
Hieraus kann folgendes abgeleitet werden: Pressverbindungen verwendet, die vorrangig zur
• Solange die maximale Bohrungsrandspannung Herstellung gebauter Nockenwellen für Verbren-
σvmax kleiner als die Streckgrenze Re ist, wird nungsmotoren dienen.
die Welle rein elastisch beansprucht (Bereich I, Dieses fertigungstechnisch neu hergestellte Ma-
Bild 16). schinenelement benötigt im Gegensatz zu den her-
• Mit σvmax wird die Welle teilplastisch bean- kömmlichen Pressverbindungen, bei denen ein Ü-
sprucht. Solange die dünnste Stelle der Boh- bermaß der Fügepartner die spielfreie Übertragung
rungswand zwischen Bohrung und Fügefläche hoher statischer und dynamischer Lasten gewähr-
oder zwischen Nachbarbohrungen nicht vollpla- leistet, keine speziell abgestimmten Toleranzen.
stisch beansprucht ist, weicht der durchschnittli- Damit sind die Geometrieanforderungen der Kon-
che Fugendruck p nur „geringfügig" von der Li- taktflächen durch ein zulässiges Fügespiel deutlich
nearität zum Übermaß ü ab (Bereich II). Durch geringer. Dies führt zu einer erheblichen Kosten-
die Stützwirkung der verbleibenden elastischen einsparung durch Verminderung des Fertigungs-
Zone behält die plastische Dehnung εpl am Boh- aufwandes und ermöglicht eine Verkürzung der
rungsrand die gleiche Größenordnung wie die Fertigungszeiten durch bessere Montage.
Dehnung an der Streckgrenze εf. Im Vergleich
zur rein elastischen Auslegung kann sich die Ü-
5.1 Prinzip des Innenhochdruckfügens
bertragungsfähigkeit in diesem Beispiel mit zu-
lässigen plastischen Verformungen um 40% ver- Das Prinzip des Innenhochdruckfügens ist erstaun-
größern. lich einfach. Die Hohlwelle wird in der Nabe ausge-
richtet. Das hydraulische Aufweitewerkzeug wird in
• Mit Erreichen der vollplastischen Durchverfor-
die Welle geführt und so positioniert, dass die auf
mung krümmen sich die Fugendruck-Übermaß-
der Sonde befindlichen Dichtungen mit den Naben-
Linien stärker mit abnehmendem Verfestigungs-
rändern abschließen. Dieser im Rohr abgedichtete
ersatzmodul Epl (Bereich III).
Ringspalt unterhalb der Nabe und zwischen den
Ingenieurmäßig von wichtiger Bedeutung ist der Sondendichtungen wird anschließend mit Druck
teilplastische Bereich zwischen der rein elasti- beaufschlagt, Bild 17-b.
schen Grenzbelastung und dem merklichen Ab-
weichen von der linearen Fugendruck-Übermaß-
Linie (Bereich II). Durch die ausreichende Stüt-
zwirkung der elastischen Zone wird die Ausnut-
zung der geschwächten Pressverbindung bedeu-
tend erhöht. Die Deformationen in den plastischen
Zonen haben etwa die gleiche Größenordnung
wie in den elastischen Gebieten; die Steifigkeiten
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 21

5.2 Numerische Simulationen


Neben der Abbildung des Fügeprozesses wurde im
zweiten Schritt das Übertragungsverhalten anhand
der zu erwartenden Pressung in der Fügefläche
bestimmt. Das fügespieltolerante Verhalten der
IHF-Verbindung ist in Bild 19 zu erkennen. Dies
erlaubt die Nutzung einfacher gezogener Rohre
und normal ausgedrehter Naben. Größere Rauhig-
keiten können sogar zu erhöhter Übertragungsfä-
higkeit führen.

Bild 17: Verformungsschaubild der Welle-Nabe-


Verbindung während des Innenhochdruckfügens

Bei Drucksteigerung weitet sich die Welle lokal un-


terhalb der Nabe elastisch und/oder plastisch auf,
Bild 17-1. Nachdem das Fügespiel überwunden ist,
legt sich die Welle an die Nabe an und beide Bau-
teile expandieren, Bild 17-2. Bei weiterer Druckstei- Bild 19: Mittlerer Passfugendruck bei Variation des Fü-
gerung und durch die gezielte Materialkombination gespiels
der beiden Fügepartner wird die Welle plastisch,
Der Kurvenverlauf in Bild 20 beschreibt den Ein-
die Nabe lediglich elastisch verformt, Bild 17-3.
fluss der Nabenwandstärke bei konstanter Wellen-
Nach dem Erreichen des max. Fügedrucks erfolgt
rohrwandstärke. Im Bereich dünner Naben
die vollständige Druckrücknahme. Welle und Nabe
(QA=0,35) erreicht die Nabe nahezu gleichzeitig mit
federn gemeinsam zurück, Bild 17-4. Durch die
der Welle die Plastizitätsgrenze. Die notwendige
unterschiedlichen Nachgiebigkeiten und aufgrund
Rückfederungsdifferenz für den Pressungsaufbau
der Streckgrenzenunterschiede der Fügepartner
in der Passfuge wird nicht erreicht. Je dickwandiger
ergibt sich ein unterschiedliches Rückfederungpo-
die Nabe ist, desto höhere Aufweitedrücke können
tential, das dazu führt, dass sich die Nabe auf die
gefahren werden, ohne das es zur Plastifizierung
Welle „schrumpft“. Die Rückfederungsbehinderung,
der Nabe kommt. Die Unabhängigkeit vom Fü-
verursacht durch die plastifizierte Welle, sorgt für
gespiel ist auch hier wieder gut zu erkennen. Die
einen festen Presssitz der Welle-Nabe-Verbindung,
Differenz zwischen den beiden Kurvenpaaren wird
Bild 18-c.
alleine durch die geänderte Drucküberstandslänge
Wird eine ungünstige Materialpaarung gewählt, bei hervorgerufen. Dies bedeutet, dass die Aufbringung
der das Rückferderungsverhalten der Nabe kleiner des Aufweitedrucks axial etwas über die Naben-
ist als das der Welle, kann sich ein Presssitz nicht breite hinaus zu deutlichen Steigerungen in der Ü-
ausbilden. bertragungsfähigkeit führt. Eine technisch sinnvolle

Bild 17: Verformungsschaubild der Welle-Nabe-Verbindung während des Innenhochdruckfügens


22 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Grenze wird hier durch den starken Anstieg des Bild 23 illustriert ein aktuelles Einsatzbeispiel in der
Dichtungsverschleißes am Aufweitewerkzeug defi- Großsereienfertigung. Die gebaute Nockenwelle
niert. erlaubt die Realisierung sehr kleiner Schleifauf-
masse, da die Positionierung der einzelnen Nocken
sehr genau erfolgen kann. Die Fügezeit ist neben
der Zeit für die Nachbearbeitung eines der wesent-
lichen wirtschaftlichen Argumente für diese junge
Welle-Nabe-Verbindung.

Bild 20: Einfluss des Nabendurchmesserverhältnis QA


und der Drucküberstandslänge lü
Grundlage des Fügeprozesses ist die plastische
Aufweitung des Wellenrohres. Um dies zu unter-
stützen sollte die Streckgrenze des Rohrmaterials Bild 23: Gebaute Nockenwelle als Anwendungsbeispiel
nicht zu hoch gewählt werden. Grundsätzlich ist aus der Großserienfertigung
dies eine Paarungseigenschaft zwischen Wellen-
und Nabenmaterial unter Berücksichtigung der Ge-
ometrie. 6 Druckkämme
Für die Erfüllung der Anforderungen an moderne
Getriebekonstruktionen hinsichtlich Lebensdauer,
Betriebssicherheit und Leistungsdichte bei gleich-
zeitiger Reduzierung der Geräuschemissionen, des
Bauraumes und des Gewichtes stellt die Schräg-
verzahnung seit jeher eine Standardlösung dar. Der
Einsatz der Schrägverzahnung erfordert jedoch ge-
eignete konstruktive Maßnahmen für die Aufnahme
der ihr inhärenten Axiallasten. Außer den üblicher-
weise verwendeten Axiallagern stellt der Druck-
Bild 21: Einfluss der Wellenstreckgrenze ReH kamm eine weitere Lösungsvariante dar. Die ersten
konstruktiven Ausführungen sind im Bereich der
In Bild 22 ist exemplarisch die Fügefläche einer
Hochleistungsgetriebe für Kraftwerksanlagen reali-
IHF-Verbindung nach erfolgtem Torsionsdauer-
siert worden. Bild 24 stellt den Einsatz eines Druck-
schwingversuch zu sehen.
kammes in einem Turbogetriebe dar.

Druckkamm

Bild 22: Reibkorrosionsspuren im Dauerschwingversuch


bei: dyn. Lastziffer Tdyn/Tl1 = 2,35 (18,7 Mio. LW) Bild 24: Druckkamm in einem Turbogetriebe
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 23

Aufgrund seiner Vorteile (z.B. kurze Kraftleitungs- eingesetzte Prüfstand wird im Folgenden kurz vor-
wege, Reduzierung der Gehäusewandstärke) er- gestellt.
weitert sich der Anwendungsbereich dieses Ma- Der am Institut für Maschinenwesen konstruierte
schinenelementes zur Axialkraftaufnahme kontinu- und gefertigt Prüfstand ermöglicht die Beobachtung
ierlich auch auf Anwendungen in Fahrzeuggetrie- des Beanspruchungsverhaltens eines Druckkam-
ben. mes unter statischer und umlaufender exzentri-
Der kritische Punkt an diesem Maschinenelement scher Axialkraft bzw. Biegemoment. Der Prüfstand
ist die Welle-Nabe-Verbindung, die durch umlau- erlaubt die Messung der Belastungen im Klaffpunkt.
fende Stülpmomente belastet ist. Als Folge davon Die Eckdaten des Prüfstandes sind: Axialkraft von
wandert der Druckkamm bei Überlastung in axialer 0 bis 500 kN; Wellendurchmesser DF bis 90 mm;
Richtung entlang einer Schraubenlinie. Die Ursache Nabendurchmesser DaA bis 200 mm; Antriebsleis-
dafür ist die im Eingriffsbereich lokal reduzierte Fu- tung 15 kW; Variable Drehzahl von 0 bis 39 U/min
genpressung, vgl. Bild 25.

F 1

3
4
5

Bild 26: Prüfstand; (1)Druckzylinder; (2)Kraftaufnehmer;


Bild 25: Spannungsverteilung im Druckkamm unter sin- (3)Wegaufnehmer; (4)Prüfling; (5)exzentrische Kraftauf-
gulärer Axiallast nahme; (6)Druckaufnehmer für die Überwachung des
Klaffens
Im Rahmen des dazu von der DFG geförderten
Projektes wurden Berechnungsgrundlagen zur Be-
stimmung der Tragfähigkeit des Druckkamms erar-
beitet. Dabei bildete die Untersuchung der Ver-
bindung zwischen Druckkamm und Welle unter
umlaufender und exzentrisch angreifender Axial-
kraftbelastung den Schwerpunkt. Neben der in
Bild 25 dargestellten Befestigungsart wurden auch
weitere in der Praxis übliche Befestigungsarten a-
nalysiert und verglichen. Es konnte festgestellt
werden, dass die Klaffkraft – also jene Kraft, die
zum Ablösen des Druckkamms von der Welle führt
– bei üblichen Geometrien ca. 20% der axialen
Rutschkraft beträgt. Grundsätzlich gilt, dass die
Tragfähigkeit der Verbindung umso höher ist, je
genauer die Kopplung zwischen Welle und Druck-
kamm einer festen Einspannung entspricht. Die
Forschungsarbeiten beinhalteten analytische, nu-
merische und experimentelle Untersuchungen. Der
24 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 1

Experimentelle Untersuchungen an
innenhochdruckgefügten Pressverbindungen

Grünendick. T.

Der Beitrag zeigt Verfahrensanwendungen aus Mit der erfolgreichen Anwendung des hydrauli-
dem Apparatebau und beschreibt sowohl die Fü- schen Aufweitens im Apparatebau und seinen vie-
getechnik als auch Ergebnisse experimenteller len Vorteilen, wie z.B. die hohe Qualität und gute
Untersuchungen an dieser innovativen Welle-Nabe- Reproduzierbarkeit der Verbindungen, ist eine Wie-
Verbindung. derentdeckung auch auf andere Gebiete der Tech-
The contribution shows a process application from nik erfolgt. Obwohl eine Patentierung bereits 1973
apparatus construction and describes the joint erfolgte, wird erst seit wenigen Jahren dieses Ver-
technology as well as the results of experimental fahren zur Herstellung gebauter Nockenwellen für
investigation on these innovative shaft-hub connec- Verbrennungsmotoren verwendet. Weitere Anwen-
tions. dungen aus dem Automobilbau sind innenhoch-
druckgefügte Lenksäulen, Kettenräder und Aus-
gleichswellen.
1 Einleitung
Dieses fertigungstechnisch neu hergestellte Ma-
Das Innenhochdruckfügen (IHF), im Apparatebau schinenelement benötigt im Gegensatz zu den her-
bekannt unter dem Begriff des „hydraulischen Auf- kömmlichen Pressverbindungen, bei denen ein Ü-
weitens“, ist eine Befestigungsmethode, um Rohre bermaß der Fügepartner die spielfreie Übertragung
(Welle) mit Rohrplatten (Nabe) zu verbinden. Die hoher statischer und dynamischer Lasten gewähr-
Verbindung zwischen Rohren und Rohrplatten ist leistet, keine speziell abgestimmten Toleranzen.
im Apparatebau ein Fertigungsprozess von großer Damit sind die Geometrieanforderungen der Kon-
sicherheitstechnischer und verfahrenstechnischer taktflächen durch ein zulässiges Fügespiel deutlich
Bedeutung. Insbesondere für die Herstellung von geringer. Dies führt zu einer erheblichen Kosten-
Wärmetauschern (Bild 1) in konventionellen und einsparung durch Verminderung des Fertigungs-
kerntechnischen Kraftwerken wird diese Verbin- aufwandes und ermöglicht eine Verkürzung der
dungsart verwendet. Fertigungszeiten durch bessere Montage.

Bild 2: Sonde zum Fügen einer Nockenwelle, /4/

2 Prinzip des Innenhochdruckfügens


Das Prinzip des Innenhochdruckfügens (IHF) ist der
Technologie des Innenhochdruckumformen (IHU)
Bild 1: Rohrbündel eines Wärmetauschers, /1/ sehr ähnlich. Im Gegensatz zum IHU, bei dem bei-
spielsweise ein Rohr gegen eine Werkzeugwand
expandiert wird und einen Körper mit komplizierter
1929 wurde zum ersten Mal in der Arbeit von Jant-
Geometrie ergibt, werden beim IHF Welle und Na-
scha /2/ das hydraulische Aufweiten diskutiert. Vom
be kraftschlüssig miteinander verbunden. Die
Pioniergeist geleitet, brachten Podhorsky und Krips
Hohlwelle wird in der Nabe ausgerichtet. Das Auf-
dieses Verfahren 1973 zum Patent. Bis heute ist es
weitewerkzeug (Sonde, Bild 2) wird in die Welle
eines der wichtigsten Verfahren zum Verbinden von
geführt und so positioniert, dass die auf der Sonde
Rohr-Rohrplattenverbindungen im Apparatebau
befindlichen Dichtungen mit einem genau definier-
geblieben, /3/.
ten Drucküberstand seitlich der Nabenränder
2 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bild 3: Verformungsschaubild der Welle-Nabe-Verbindung während des Innenhochdruckfügens, /3/

Ausgangszustand Fügeprozess Endzustand

Maximale Aufweitung Bleibende Aufweitung

Nabe
a b c

Welle pFluid

Fügespiel Dichtung
Keine Aufweitung

d
Rückfederung der Welle und Nabe gleich
• pFluid = pGrenz

Rückfederung der Welle größer als die der Nabe


e
• ungünstige Werkstoffpaarung oder

Bild 4: Phasen des Fügeprozesses und mögliche Endzustände

abschließen. Dieser im Rohr genau abgedichtete Nabe elastisch oder teilplastisch verformt, Bild 3-3.
Ringspalt unterhalb der Nabe und zwischen den Nach dem Erreichen des max. Fügedrucks und
Sondendichtungen wird anschließend durch ein Halten des Drucks für einen bestimmten Zeitraum
Hydromedium mit Druck beaufschlagt. Dieses Me- erfolgt die vollständige Druckrücknahme. Welle und
dium gelangt durch eine Sondenbohrung in den Nabe federn gemeinsam zurück, Bild 3-4.
Ringspalt. Durch die unterschiedlichen Nachgiebigkeiten und
Bei Drucksteigerung weitet sich die Welle lokal un- aufgrund der Festigkeitsunterschiede der Füge-
terhalb der Nabe elastisch und/oder plastisch auf, partner ergibt sich ein unterschiedliches Rückfede-
Bild 3-1. Nachdem das Fügespiel überwunden ist, rungspotential, das dazu führt, dass sich die Nabe
legt sich die Welle an die Nabe an und beide Bau- auf die Welle „schrumpft“. Die Rückfederungsbe-
teile expandieren, Bild 3-2. Bei weiterer Druckstei- hinderung, verursacht durch die plastifizierte Welle,
gerung und durch gezielte Materialkombination der sorgt für einen festen Presssitz der Welle-Nabe-
beiden Fügepartner wird die Welle plastisch, die Verbindung, Bild 4-c. Es ergibt sich ein Eigen-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 3

spannungszustand ähnlich dem eines Pressver- 3.1 3D-Koordinatenmessanlage


bandes oder nach einer Autofrettage, der das Rohr Das Institut für Maschinenwesen verfügt über ein
in der Bohrung festhält. Wird eine ungünstige Mate- 3D-Koordinatenmessgerät der Fa. Zeiss, Oberko-
rialpaarung gewählt, bei der das Rückfederungs- chen. Diese Anlage erlaubt nach einer rechneri-
verhalten der Nabe kleiner ist als das der Welle, schen Ausrichtung des Werkstücks die Messung
kann sich ein Presssitz nicht ausbilden, Bild 4-e. einfacher und komplexer geometrischer Körper im
Den Grenzzustand bei dem die Rückfederung der Dialog- und CNC-Betrieb. Sie ist ein komplett aus-
Nabe gleich der Rückfederung der Welle ist, wird in gestattetes Messzentrum mit integriertem Rund-
Bild 4-d dargestellt. Hier liegt also ein Zustand vor, tisch zur Messung von rotationssymmetrischen
der mindestens erreicht werden muss, damit sich Teilen und messendem Tastkopf für Scanning-
ein Presssitz bei Überschreitung des Grenzfü- Betrieb, Bild 5. Der Messfehler der UMM 550 ist
gedruckes einstellt. Bei der analytischen Betrach- kleiner als 1 o/oo. Gemessen wird in einem klimati-
tung der Verbindung ist dieser „Grenzzustand“ von sierten Raum bei einer Temperatur von 20 °C und
besonderer Bedeutung. einer relativen Luftfeuchte von 45 %.

3 Experimentelle Untersuchungen zum Ab-


dichtungsverhalten des Fügebereichs
Beim Innenhochdruckfügen begrenzen in axialer
Richtung Dichtlippen die Ausbreitung des Hydro-
mediums innerhalb der Welle. Die Verformung der
Welle bei gleichem Druck kann durch die Positio-
nen der Dichtung beeinflusst werden. Eine Ver-
schiebung der Lippen tritt auch ohne Beeinflussung
von außen auf und ist nicht zu verhindern. Ein ge-
naues Wissen über die Position ist aber eine
Grundvorrausetzung für ein realistisches FE-
Modell. Je größer der Drucküberstand ist, desto
stärker ist die Ausbeulung der Welle. Damit wächst
auch der nach dem Fügen entstandene Kontakt-
druck und somit die mechanische Belastbarkeit. Bei
einem sehr großen Drucküberstand, kann es pas-
sieren, dass die Welle eine Wulst neben dem Na-
benrand bildet. Bild 5: Messung der IHF-Prüflinge mit der 3-D-
Koordinatenmessanlage UMM 550 der Fa.
Damit das FE-Modell, welches unter anderem den
Zeiss
Fügevorgang nachvollziehen soll, zu realitätsnahen
Ergebnissen kommt, müssen die Drucküberstände
bekannt sein. Hierzu werden die im Versuch ver- Vor Messung der Welle und Nabe wird festgelegt,
wendeten Welle-Nabe-Verbände vorher mit einer in welchem Punkt der Werkstücke das Koordina-
Koordinatenmessmaschine ausgemessen. Da hier- tensystem und deren Ursprung liegen soll. Mit die-
bei die Objekte nicht zerstört werden sollten, wird sem sog. Werkstückkoordinatensystem (WKS) ist
der Verlauf des Welleninnenradius im Fügeberei- die rechnerische Ausrichtung des Werkstücks und
che ermittelt. Mit diesen Daten und einem zweidi- das unmittelbare Ablesen der Tasterkugelmittel-
mensionalen FE-Modell werden die wahrscheinli- punkte möglich. Die Längsachse der IHF-PV wird in
chen Drucküberstände ermittelt. Auf diese Weise z – Richtung der Koordinatenmessmaschine gelegt.
soll verhindert werden, dass eine schlecht sitzende Anhand der oberen planen Nabenflanschfläche
Dichtung eine Messung verfälscht und bei der an- wird das Bauteil Rechtwinklig in x, y – Richtung
schließenden FE-Berechnung keine übereinstim- ausgerichtet, so dass ein exaktes Anfahren der zu
menden Ergebnisse erzielt werden können. Die Er- scannenden Messpunkte ermöglicht wird.
gebnisse zum Verhalten des Dichtungssystems und Die Aufnahme der Wellen- und Nabendurchmesser
der Aufweitung werden im Folgenden ausführlich erfolgt berührend ohne Drehtischbetrieb. Der mes-
beschrieben. sende Tastkopf der 3-D-Koordinatenmessmaschine
4 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

lF

Hydro-
medium
lü,0 lü,1

x
lF
Bild 6: Verwendete Aufweitesonden im Apparatebau und Prinzipskizze der Ringspaltabdichtung, /5/, /6/

fährt die Scanning-Linien im positiven Umlaufsinn Die von Hölzl theoretisch mittels der FEM ermittel-
nacheinander ab und speichert die Koordinaten mit ten Ergebnisse liefern wertvolle Erkenntnisse über
entsprechendem Antastvektor. Die Schrittweite der die Auswirkung der Dichtung und damit hilfreiche
Antastungen beträgt 0,2 mm. Neben den Innen- Grundlagen für die Simulation des Fügeprozesses.
und Außendurchmessern wird die radiale Verfor- Um diese numerischen Ergebnisse mit den in der
mung der Innenkontur der Welle in Längsrichtung Praxis durchgeführten Fügeprozesse zu verifizie-
aufgenommen und die Rechtwinkligkeit der Welle- ren, wird mit der 3-D-Koordinatenmessanlage die
Nabe-Verbindung bestimmt. Verformung des Aufweitebereichs der Welle nach
3.2 Simulation der Abdichtung des Füge- dem Fügevorgang aufgenommen. Im Gegensatz zu
bereiches Hölzl wird nun nicht die Dichtung unter bestimmten
Annahmen simuliert, sondern durch systematische
Im Apparatebau werden zum Fügen von Rohr-
Änderung des Drucküberstands (Aufweitebereich)
Rohrplatten-Verbindungen O-Ringdichtungen ver-
im FEM-Modell die aus der Simulation ermittelte
wendet. Bei einem größeren zu überbrückenden
Verformung variiert bis sie mit der gemessenen
Fügespalt werden zusätzlich Stahlfederringe zur
Verformung übereinstimmt. Das Ergebnis ist ein
Unterstützung des O-Ringes in die Sonde einge-
wirksamer Aufweitebereich, der das Verhalten der
baut. Zum Fügen beispielsweise von Nockenwellen
Dichtung während des Fügeprozesses berücksich-
verwendet die Automobilindustrie spezielle Kunst-
tigt. Die genaue Abbildung der Drucküberstands-
stoffdichtringe. Bild 6 zeigt verschiedene Aufweite-
länge ermöglicht eine effektive numerische Simula-
sonden zur Ringspaltabdichtung.
tion. Die Abweichungen infolge fehlerhafter Son-
Hölzl hat in seinen Arbeiten den Einfluss der Dich- denpositionierung werden ebenfalls im Mittel er-
tungen während des Fügeprozesses untersucht. sichtlich.
Dabei konnte er die vermuteten Lastspitzen nach-
Zur vergleichenden Untersuchung des Abdichtver-
weisen, die durch das Hineindrücken der Dichtung
haltens wird das rotationssymmetrische FEM-
zwischen Aufweitesonde und Rohr infolge des In-
Modell mit Flansch verwendet. Die geometrischen
nendrucks entstehen. Die daraus resultierende
Abmessungen sind identisch mit den experimen-
Spannungsüberhöhung im Bereich des Dichtungs-
tellen Versuchsproben. Die Eckdaten des FEM-
kontaktes lässt sich durch eine Hyperbelfunktion in
Modells und der Versuchproben sind Tab. 1 zu
Abhängigkeit des Fügedrucks gut beschreiben. Für
entnehmen.
hohe Fügedrücke nähert sich die Funktion aller-
dings asymptotisch an eins an, so dass für mehrere Es zeigt sich, dass der im Versuch und in der FEM-
hundert bar Fügedruck eine Vernachlässigung die- Simulation verwendete Fügedruck und die im Zug-
ser überhöhten Kontaktspannungen zulässig ist, versuch ermittelten Werkstoffeigenschaften eine
/7/. Der axiale Druckanlagebereich vergrößert sich gute Übereinstimmung in Bezug auf das Verfor-
entsprechend um die von der Dichtung eingenom- mungsverhalten haben. Damit ist die Variation des
mene Fläche.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 5

wirksamen Aufweitebereichs als Parameter ausrei- tert sich, um die von der verformten Dichtung ein-
chend. genommene Fläche. Diese einnehmende Fläche
Drucküber- Drucküber- der Dichtung muss in der Simulation entsprechend
stand stand aus berücksichtigt werden. Aus Bild 7 ist weiterhin er-
Versuch FEM sichtlich, das eine unsymmetrische Verteilung der
pFluid lü,0/lü,1 lü,0 lu,1 Drucküberstandslänge eine axial unsymmetrische
Probe QA
[bar] [mm] [mm] [mm]
1 0,64 2813 1,5/1,5 2,8 3,2 Steifigkeit, verursacht durch eine Flanschanbin-
2 0,64 2813 1,5/1,5 2,5 2,5 dung, ausgleicht. Damit lässt sich eine gleichförmi-
3 0,73 2819 1,5/1,5 2,7 3,0 ge radiale Wellenaufweitung genauso wie eine
4 0,73 2816 1,5/1,5 2,0 3,2 gleichförmige Passfugendruckverteilung durch ge-
5 0,56 2819 1,5/1,5 1,7 3,3 zieltes Einstellen der jeweiligen Drucküberstands-
6 0,56 2819 1,5/1,5 2,5 2,0 länge erzielen.
Tab.1: Eckdaten der Geometrie der untersuchten
Proben, QI = 0,75 Die Untersuchungen haben ergeben, dass die Pro-
ben mit einem um ∆(lü,0 + lü,1) = +1 bis +3 mm grö-
ßeren wirksamen Aufweitebereich gefügt wurden.
Bild 7 zeigt exemplarisch für alle untersuchten Der Stellfehler der Sonde lag hier bei ∆lü,i = ±0,5
Proben die Auswirkung der Variation der Druck- mm. Die ermittelten Lösemomente Tl und die Ver-
überstandslänge auf die Radialaufweitung der suche zur Ermittlung des Klaffmoments bestätigen
Welle. Der Vergleich der Verformungsmessung mit ebenfalls diesen stark erweiterten Aufweitebereich.
den numerischen Ergebnissen belegt, dass der Das Verhalten der Werkstoffe, der Deformationen
wirksame Anlagebereich des Fluiddrucks über den
und der Fließvorgänge aufgrund des Fügevorgangs
eingestellten Abstand der Dichtung zur Nabenkante
sowie Steifigkeitsunterschiede durch den Flansch
hinausgeht. Die Dichtung wandert radial nach au- werden indirekt mit berücksichtigt. Diese Faktoren
ßen und presst sich an die Welleninnenseite. Die
haben sicherlich einen Einfluss, dennoch zeigt der
Umfangsspannungen behindern zwar die radiale
Wechsel der Dichtung bei gleichbleibenden Rohr-
Ausdehnung, die axiale Verschiebung kann jedoch werkstoff (gleiches Los) einen markanten Unter-
ungehindert bis zur Begrenzung (Stahlring oder
schied im Verformungsverhalten der IHF-PV.
Kunststoffverstärkung) erfolgen. Durch Füllen mit
Grundlegend kann also als Ergebnis festgehalten
dem Hydromedium und der Druckbeaufschlagung werden, das die Fläche, die die Dichtung berührt
presst sich die Dichtung in den Spalt zwischen der
sowie die Positionierungsgenauigkeit durch Wan-
axiale Begrenzung (Stahlring/Kunststoff) - die e-
dern oder Stellfehler berücksichtigt werden müs-
benfalls ein gewisses Maß nachgibt - und der Wel- sen. Werden andere Dichtungen verwendet, ist ihr
le. Damit wird der axiale Druckanlagebereich ver- Verhalten genau zu prüfen.
größert, d.h. die belastete Rohrinnenfläche erwei-

0.16

0.14

0.12
Wellenverformung in mm

0.10

0.08 3-D-Messkurve
lü,0 lü,1
0.06 FEM: 4 mm 5 mm

0.04 FEM: 3.5 mm 4 mm

FEM: 2 mm 3.2 mm
0.02
FEM: 3 mm 3 mm
0.00
-45.0 -40.0 -35.0 -30.0 -25.0 -20.0 -15.0 -10.0 FEM: 2 mm 2 mm
axiale Laufvariable in mm

Bild 7: Radiale Verformung der Innenkontur der Welle bei unterschiedlichen Drucküberstandslängen
6 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

3.3 Schiefstellung rium für die Übertragbarkeit der IHF-


Ein weiterer Aspekt ist die mögliche Schiefstellung Pressverbindung, sondern ist ebenso für die Er-
der Welle in der Nabenbohrung, der im Zusam- mittlung der Tragfähigkeitssteigerung bei dynami-
menhang mit der Plastifizierung der Welle zu ver- scher Belastung eine wichtige Bezugsgröße. Treten
muten ist. Messungen mit der 3D- in der Pressfuge keinerlei Relativbewegungen auf,
Koordinatenmessmaschine haben gezeigt, dass die so wird das Drehmoment schlupflos übertragen.
Rechtwinkligkeit zwischen der Wellenachse und Dieses schlupflose Grenzdrehmoment kann als
dem Nabenflanschblatt kleinen Abweichungen un- Versagenskriterium für die dynamische Drehmo-
terliegt. Ein direkter Zusammenhang mit der Plasti- mentbelastung aufgefasst werden. Liegt das dyna-
fizierung der Welle konnte nicht nachgewiesen mische Torsionsmoment unter dem Grenzdrehmo-
werden. Eine Abhängigkeit zur Nabenbreite wurde ment, so ist keine Reibkorrosion zu erwarten und
dagegen festgestellt, d.h. je kürzer die Nabenbreite, eine Dauerfestigkeit gegeben. Die Dauerfestigkeit
desto höher ist die Abweichung, vgl. hierzu Tab. 2. ist ebenfalls gewährleistet, wenn ein gewisser
Hier spielt sicherlich die exakte Ausrichtung der Schlupf zugelassen wird, der tribologisch zu keiner
Probe in der Fügeanlage und der Fügespalt (hier: Schädigung der Fügepartner führt. Damit kann mit
sF = 0,5 mm) eine entscheidende Rolle. In der Ta- einem tribologisch noch zulässigen Grenzdrehmo-
belle sind die Abweichungen in Grad der Recht- ment gerade noch die Reibkorrosion verhindern
winkligkeit der Wellenachse zum Flanschblatt dar- werden.
gestellt.
Rechtwinklig- Rechtwinklig- 4.1 Statische Durchrutschversuche
keit der keit der „IHF-
IHF-PV lF/DF Im Gegensatz zu den Stahl/Stahl IHF-
Nabenbohrung PV
in ° in ° Pressverbindungen steigt das Drehmoment der
1 0,55 0,02...0,05 < 0,35 Stahl/Al IHF-Pressverbindungen nach dem Lösen
2 0,79 0,02...0,05 < 0,18 der Verbindung sehr stark an, Bild 8. Die Tragfä-
3 1,18 0,02...0,05 < 0,10 higkeit wächst bis zu einem Verdrehwinkel von ca.
Tab. 2: Rechtwinkligkeit von IHF- 15 ° stetig an und verbleibt auf diesem Niveau.
Pressverbindungen nach dem Fügen Dieser Effekt konnte aus prüfstandstechnischen
Gründen nur bis zu einem Verdrehwinkel von 30°
Im Wesentlichen haben die experimentellen Unter-
beobachtet werden. Das langsame kontinuierliche
suchungen ergeben, dass die Güte der Rechtwink-
Durchrutschen der Verbindung führt jedoch dazu,
ligkeit durch breite Naben und eine Spielpassung
dass die harten Rauheitshügel der Welle in die
günstig beeinflusst werden können. Die Stellung
„weiche“ Al-Nabe eindringen und unterstützt von
der Dichtung sollte experimentell ermittelt werden,
adhäsiven Bindekräften zum erheblichen Rei-
um für die Simulation entsprechend exakte Rand-
bungswiderstand sowie zur Erhöhung des Reibko-
bedingungen zu definieren.
effizienten beitragen. Wird die Steigerung des
Rutschmoments im Bezug auf das Lösemoment im
4 Statische Drehmomentbelastung Verhältnis der Reibbeiwerte angegeben, so folgt für
Zur Beurteilung der Übertragungsfähigkeit von tor- Stahl/Al IHF-PV:
sionsbelasteten IHF-Pressverbindungen werden
µ ru
statische Drehmomentversuche durchgeführt. Die- ≈ 1,4....2
se Versuche dienen dazu, das schlupflose Grenz- µ lu
drehmoment Tsl, das statische Lösemoment Tl1 und Ein ähnliches Verhalten der Reibwertsteigerung ist
das Rutschmoment Tr1 experimentell zu bestim- bei der V2A/Stahl IHF-PV festzustellen.
men. Mit diesen Versuchswerten können dann un-
ter anderem Aussagen über die Tragfähigkeit der
4.2 Reibbeiwerte
Verbindung getroffen werden. Die Ermittlung dieser
Kennwerte erfolgt durch eine kontinuierliche Steige- Unter Berücksichtigung des axialen Verformungs-
rung des Drehmoments bis zum Durchrutschen der verhaltens der Dichtungen während des Aufwei-
Welle in der Nabe und dem gleichzeitigen Auf- teprozesses wurden die in Tab. 3 dargestellten
zeichnen der einander zugeordneten Verläufe von Reibbeiwerte ermittelt. Eingangsparameter sind das
Drehmoment und Verdrehwinkel. Das statische Lö- experimentell ermittelte statischen Lösemoment Tl1
semoment ist hierbei nicht nur ein Versagenskrite- und der aus der FEM-Analyse bestimmte Passfu-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 7

Rutschen

Torsionsmoment

Lösen

Schlupflose
Übertragung

Tl1

Tr1
Tsl

Verdrehwinkel 15°

Bild 8: Drehmoment-Verdrehwinkel-Verlauf einer trocken gefügten Stahl/Al IHF-PV mit deutlicher Ver-
festigung

gendruck. Das FEM-Modell entspricht geometrisch anteile am Besten eine geschliffene Pressfläche
und werkstofftechnisch den Prüflingen. Das Ver- anzustreben. Werden starke Drehriefen bei der
formungsverhalten der Dichtung wird bei den Un- spanabhebenden Bearbeitung der Nabenbohrung
tersuchungen mit berücksichtigt. vermieden, so ist kein direkter Zusammenhang der
Die Drehmomentübertragbarkeit der Pressverbin- Übertragungsfähigkeit und der Oberflächenrauhig-
dungen mit starken Drehriefen (Tiefe bis 500 µm) in keit der Fügepartner zu erkennen. Andere Einflüs-
der Nabenbohrung ist im Vergleich zu den ohne se, wie der kraftgesteuerte Aufweiteprozess, ver-
wesentlichen Riefen deutlich geringer. Die Riefen zerren diesen Zusammenhang, wobei eine leichte
führen während des Fügeprozesses zu starken Tendenz zwischen der Übertragungsfähigkeit und
plastischen Deformationen. Die Spitzen bohren sich der Rauhigkeit vorliegt. Dieses tolerante Verhalten
in den Fügepartner ein. Mit zunehmender Aufwei- der Oberflächencharakteristik der IHF-PV wurde
tung wird der Riefenspalt infolge der Querkontrakti- von Garzke und Hölzl ebenfalls festgestellt, /6/, /7/.
on schmaler. Nach Entlastung öffnet sich der Spalt Eine beeindruckende Übertragungsfähigkeit stellte
geringfügig und sorgt dadurch für eine Verminde- Garzke an IHF-PV mit kugelgestrahlten Nabenboh-
rung des Traganteils. Die übertragbaren Schub- rungen fest. Diese Steigerung begründet er mit ei-
spannungen sinken etwas und führen zu einer nem gekoppelten Mechanismus von Form- und
niedrigeren Drehmomentübertragung. Dies wird Kraftschluss, wobei der Einfluss der muldenförmi-
dann im geringeren Haftreibbeiwert deutlich. Au- gen Topografie mit höheren Passfugendrücken
ßerdem haben Nabenbohrungen mit starken Dreh- stärker zur Geltung kommt.
riefen größere Abweichungen in der Kreisform und IHF-Pressverbindungen mit galvanisch verzinkten
der Parallelität. Aus diesem Grund ist es empfeh- Wellen verfügen über eine höhere Übertragungsfä-
lenswert, gedrehte Pressflächen mit starken Dreh- higkeit als Verbindungen ohne Zwischenschicht.
riefen zu vermeiden und zur Erhöhung der Trag- Infolge der statischen Verdrehung kommt es zur
Relativbewegung, die eine Oberflä-
IHF-PV
Passfläche µlu µru chenaktivierung der Pressflächen
Welle/Nabe
St-52/42CrMoS4 gedreht 0,19 ... 0,25 0,15 ... 0,20 bewirkt. In der Pressfuge bilden sich
starke Dreh- lokale stoffschlüssige Verbindungen
St-52/42CrMoS4 0,15 ... 0,18 0,12 ... 0,14
riefen aus. Dadurch wird der übliche kraft-
St-52/42CrMoS4 verzinkt 0,28 ... 0,31 0,21 ... 0,23 schlüssige Übertragungsmechanis-
kugelge-
St-52/42CrMoS4 0,45 ... 0,53 0,43 ... 0,48 mus durch lokale Kaltpresslötungen,
strahlt
St-52/AlZnMgCu gedreht 0,19 ... 0,22 0,32 ... 0,38 Kaltpressschweißungen oder adhä-
V2A/42CrMoS4 gedreht 0,18 ... 0,20 0,31 ... 0,40 sive Bindekräfte unterstützt, /8/.
Tab. 3: Haftreibbeiwerte der IHF-PV
8 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

St 52 - AlMg; Form A; pFluid = 275 N/mm²

St 52 - AlMg; Form B; pFluid = 260 N/mm²

V2A - 42CrMoS4; Form B; pFluid = 275 N/mm²

St 52 - 42CrMoS4; Form B; kugelgestrahlt;


1 pFluid = 275 N/mm²; lui/DF = 0,075

St 52 - 42CrMoS4; Form B; pFluid = 275 N/mm²; lui/DF = 0,075

St 52 - 42CrMoS4; Form F; verzinkt;


pFluid = 275 N/mm²

St 52 - 42CrMoS4; Form F; pFluid = 275 N/mm²

0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500


statisches Lösemoment Tl und Rutschmoment Tr in Nm

Bild 9: Ausgewählte Versuchsergebnisse statischer Durchrutschversuche mit verschiedenen Pressflächen-


zuständen. (lüi/DF = 0,15)

Zusammenfassend ist in Bild 9 eine Auswahl von /2/ Jantscha, R.: Über das Einwalzen und Ein-
Versuchsergebnissen mit unterschiedlichen Press- pressen von Kessel-und Überhitzerrohren bei
flächeneigenschaften dargestellt. Die Stahl/Al IHF- Verwendung verschiedener Werkstoffe. Dis-
Pressverbindungen zeigen, dass entsprechend den sertation, TH Darmstadt, 1929
theoretischen Folgerungen durch kleinere Naben- /3/ Podhorsky, M.; Krips, H.: Hydraulisches Auf-
durchmesserverhältnisse eine Verringerung des weiten – ein neues Verfahren zur Befesti-
Fluiddrucks bei einem annähernd gleichen Passfu- gung von Rohren. VGB Kraftwerkstechnik,
gendruck möglich ist. Eine Reduzierung des Pass- 56, 1976, H. 7, S. 456-464
fugendrucks erhöht die Standzeit der Dichtung und /4/ N., N.: Die gebaute Nockenwelle - eine inno-
damit die Wirtschaftlichkeit. vative Systemlösung aus dem DaimlerCh-
rysler Werk Hamburg. Firmenprospekt, 2001
/5/ Podhorsky, M.; Krips, H.: New Design Possi-
5 Zusammenfassung
bilities for Heat Transfer Equipment using
Die Herstellung und Nutzung kraftschlüssiger Wel- Hydraulic Expansion. VGB Kraftwerkstech-
le-Nabe-Verbindungen mittels dem „Innenhoch- nik, 1984, S. 435-441
druckfügen“ hat bedingt durch seine geringere Ab- /6/ Garzke, M: Auslegung innenhochdruckge-
maßempfindlichkeit gegenüber den klassischen fügter Pressverbindungen unter Drehmo-
Fügetechniken (z.B. thermisches Querfügen oder mentbelastung. VDI 1 Nr. 350, Düsseldorf,
Längspressen) entscheidende Vorteile. Für einen 2001
technologisch-wirtschaftlichen Einsatz bietet die /7/ Hölzl, R.: Beanspruchungssimulation an hyd-
IHF-PV großes Entwicklungspotential, insbesonde- raulisch gefügten Rohr-Rohrplattenver-
re wenn unterschiedliche Werkstoffe zur Anwen- bindungen. VDI 20 Nr. 277, Düsseldorf, 1998
dung kommen oder die Passflächen durch Kugel- /8/ Gropp, H.: Das Übertragungsverhalten dy-
strahlen sowie Beschichtungen modifiziert werden. namisch belasteter Pressverbindungen und
die Entwicklung einer neuen Generation von
Pressverbindungen. Habilitationsschrift
6 Literatur
Technische Universität Chemnitz, Fakultät
/1/ Titze, H.; Wilke, H.-P.: Elemente des Appa- für Maschinenbau und Verfahrenstechnik,
ratebaues. 3. Auflage, Springer Verlag, Ber- 1997
lin, 1992
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 33

Kerbwirkung an Zahnwellenverbindung mit E-


volventenzahnprofil

Hua, Q.; Schäfer, G.

Zahnwellen-Verbindungen sind typische Maschi- sortes wird in der Praxis üblicherweise an der Last-
nenelemente für Übertragung von Drehmoment einleitungsseite der Welle dicht bei der Nabenkante
zwischen Welle und Nabe. Wegen der großen An- oder am Verzahnungsauslauf beobachtet, Bild 1.
zahl von Formschlusselementen (Zähne) hat die Die Ursache dafür kann aus einer Kerbbetrachtung
Zahnwellen-Verbindung eine höhere Tragfähigkeit erklärt werden. Zahnwellen-Verbindung unter gro-
als andere Verbindungen mit gleichem Durchmes- ßen Querkräften oder anderweitig verursachten ra-
ser. Anderseits verursachen die Zähne Kerbwir- dialen Achsverlagerungen zwischen Welle und Na-
kungen im Zahnfuß sowohl im Kontaktbereich als be haben den Verschleiß als maßgebende
auch im Bereich des Zahnlückenauslaufs. Die Versagensarten. Im Rahmen dieses Aufsatzes
durch die Kerbwirkung verstärkte Materialermüdung werden Zahnwellen-Verbindungen mit Schiebesitz
ist maßgebend die Ursache von Dauerbrüchen an betrachtet, die im wesentlichen mit reinem Dreh-
Zahnwellen. Zur theoretischen Abschätzung der moment belastet werden. Der Fall hoher Querkräfte
Dauerfestigkeit von Zahnwellen müssen die Ver- und der damit verbundene Verschleißschaden soll
zahnungsgeometrie, Oberfläche, Verzahnungsqua- hier nicht näher behandelt werden.
lität, Materialpaarung, und andere Faktoren be-
trachtet werden.
Connections with involute splines are one of the
most improtant machine elements for the transmis-
sion of torqure. Such connections have a higher
carrying capacity than other connections according
to the number of load leading geometry elements
(teeth). On the other side such a connection has a
stress concentration in the tooth feet due to notch
effect. For the theoretical estimation of fatigue re-
sistance ist necessary to regard the geometry, sur-
face, quality, material matching and other factors. Bild 1: Typischer Anriß (links) und Bruch (rechts)
im Auslauf an Zahnwellen
Die wichtigsten Maßnahmen zur Erhöhung der Le-
1 Einleitung
bensdauer von Zahnwellen-Verbindungen sind die
Für die Übertragung höchster Drehmomente findet geometrische Verbesserung der Verzahnung, z.B.
man im gesamten Maschinen- und Anlagenbau be- Form der Nabe und Welle speziell in den ange-
vorzugt Zahnwellen-Verbindungen, welche sich sprochenen Bereichen der Zahnfußausrundung
durch die größere Anzahl von Kraftleitungsele- und des Zahnlückenauslauf. Alle diese Maßnah-
menten gegenüber den anderen formschlüssigen men zielen auf eine Kerbspannungsreduzierung.
Verbindungen auszeichnen. Ihre herausragende
Bedeutung erklärt sich daraus, dass sie form-
schlüssig, lösbar, verschieblich und mit modernen 2 Kerbspannung im Bereich des Verzah-
Verfahren der Massenfertigung (Spanen, Kaltum- nungsauslaufs
formen) herstellbar sind.
Dauer- oder Gewaltbrüche und Verschleiß sind die 2.1 Dreidimensionale Beanspruchung
hauptsächlichen Versagensarten dieser Welle- Die Steifigkeiten von Welle und Nabe und insbe-
Nabe-Verbindungen. Mehrdimensionale Span- sondere der Steifigkeitssprung am Verbindungs-
nungskonzentrationen führen meist im Wellen- rand bewirken eine ungleichförmige Belastungs-
zahnfuß zur Materialermüdung und als Folge davon und Beanspruchungsverteilung über der Verbin-
zu Anrissen im Zahnfuß. Die axiale Lage des Anris- dungsbreite mit einer scharfen Lastüberhöhung am
34 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Verbindungsanfang. Bei kleinen Zähnezahlen tritt Die Flankenpressung kann für diesen Fall über der
das Spannungsmaximum schon kurz vor der Na- Flankenhöhe zu einer resultierenden Kraft zusam-
benkante außerhalb der eigentlichen Verbindung mengefasst werden. Durch die Anbindung des frei-
auf. Mit Steigender Zähnezahl wird ein ausgepräg- en Wellenverzahnungsbereiches sind auch dort
tes Spannungsmaximum am Verbindungsanfang Beanspruchungen wirksam. Die Biege- und Druck-
innerhalb des Nabenbereiches erkennbar (Bild 2), anteile sind sogar größer als im Nabenbereich. Für
wobei der Spannungsgradient auf der Zugseite das Berechnungsmodell werden daraus ein Er-
deutlich größer ausfällt als auf der Druckseite. In satzmoment und eine Ersatzkraft abgeleitet, Bild 4.
diesen Bereichen hoher Spannungskonzentratio-
nen kommt es unter dynamischen Lasten zur scha-
densrelevanten Werkstoffermüdung.

z=21
Kontaktbereich (Nabe)
2=24
z=16

Bild 4: Mechanisches Ersatzmodell des Zylinder-


sektors und des Zahnsektors
Die Spannung σxy im zylindrischen (unten links) und
verzahnten (unten rechts) Wellenbereich ist im Bild
5 dargestellt. Als Vergleich dazu sind die Bean-
Bild 2: Verlauf der Vergleichsspannung im Zahn- spruchungen eines ungestörten Zylinderstabes mit
fuß der Zugseite, Verzahnung nach DIN reibschlüssiger Lastübertragung im Nabenbereich
5480 , T=560Nm, Q=0N, Bezugsdurch- darüber dargestellt. Beim Zylinderstab liegt das
messer d B = 45mm Maximum der Spannungskomponent σxy nicht im
Verbindungsbereich sondern nahe der Einspann-
Die Spannungsspitze bei den Verbindungen mit ebene (linker Bildrand), wo der Spannungszustand
kleinen Zähnezahlen kurz vor dem Verbindungs- sehr kompliziert ist. In der Zahnwelle ist der Maxi-
anfang ist von der Geometrie des Verzahnungs- malwert von σxy kurz vor dem Verbindungsanfang.
auslaufs abhängig. Um das Spannungsmaximum Der Unterschied der beiden Geometrien in gleicher
im Zahnlückenauslauf zu bewerten, kann die axialer Position beträgt ∆σxy = 43 N/mm². Dies
Zahnwelle nicht mehr als tordiertes Prisma oder zy- bestätigt auch, dass die Zylinderbereiche als ein
lindrischer Körper angenommen werden. Es tritt ei- drehmomentbelastetes Prisma ohne Querschnitt-
ne Verwölbung der Querschnitte auf, wodurch die verwölbung angenommen werden können, woge-
Symmetrieebene der Zähne nicht eben bleibt, Bild gen der Zahnsektor diese Bedingung nicht erfüllt.
3. Beim Zahnsektor ergibt sich daraus eine zusätz-
liche Verformung in der Tangentialrichtung.

Nabe

Bild 5: Verlauf der Spannungskomponente σxy am


Bild 3: Unverformte und verformte Mittelebene des Zylinder und an der Zahnwelle, reine Torsi-
Zylinder- (links) und Zahnsektor (rechts) on T = 560 Nm
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 35

2.3 Einfluss der Zahnnabe


2.2 Einfluß des Auslaufs auf die Beanspru- Außer dem Verzahnungsauslauf hat auch die Form
chung der Nabe einen Einfluss auf die Beanspruchungs-
Der fertigungsbedingte Auslauf der Zahnlücken in verteilung in der Wellenlängsrichtung. Naben mit
der Welle kann durch zwei grundsätzliche Modelle kleinem Flansch am Verbindungsende erzeugen
dargestellt werden: Zahnwelle mit gebundenem durch den kleineren Steifigkeitssprung erwartungs-
Auslauf und Zahnwelle mit freiem Auslauf, Bild 6.
gemäß eine geringere Beanspruchungsüberhö-
hung. In diesem Fall ist der Spannungsgradient in
der Längsrichtung nur etwas größer als der von der
Verbindung mit einer Nabe ohne Flansch. Bild 8
zeigt die Spannungsverläufe in Zahnfuß der Zug-
seite, die Neigung der Kurve entspricht dem Span-
nungsgradienten. Verbindungen mit ausgeprägtem
Flansch (Flansch∅ = 2 * Nabenaußen∅) weisen
eine starke Änderung der Spannung im Zahnfuß im
Kontaktbereich am freien Wellenende auf.
180 Nabe ohne Flansch
Nabe mit Flansch
160

140 Nabe
120

100

80
Bild 6: Forme der Zahnlückenauslaüfe, gebunder
60
Zahnlückenauslauf (oben) und freier Zahn-
lückenauslauf (unten) 40

20
Für die Zahnwelle mit gebundem Verlauf ist die
maximale Vergleichsspannung im Auslauf von dem 0
0 10 20 30 40 50 60
Radius R abhängig. Erste entsprechende numeri-
sche Simulationen müssen noch weiter ausgewer- Bild 8: Verläufe der Vergleichsspannungen im
tet werden. Zahnfuß der Zugseite, Nabe mit/ohne
Die Verteilung der max. Vergleichsspannungen in Flansch, Verzahnungsgeometrie nach DIN
Abhängigkeit von den Radien der freien Ausläufe 5480 45X2X21, T=560 Nm
wird im Bild 7 dargestellt. Die maximale Ver-
gleichsspannung σxy = 384,62 N/mm² wieder vor
2.4 Lastaufteilung in der Umfangsrichtung
dem Nabenbereich ergibt sich für die minimale Ver-
rundung mit einem Radius r = 2mm . Oberhalb von Um die maximale Zahnnormalkraft unter Drehmo-
einem Radius r = 5 * m ist keine reduzierende Wir- mentbelastung zu berechnen, muss das Lastauf-
kung mehr zu erwarten. teilungsverhalten in der Umfangs- und Axialrichtung
450
bewertet werden. Die Lastverteilung über dem Ver-
400
max. Vergleichsspannung

350
bindungsumfang wird beeinflußt durch Flanken-
300 spiel, Teilungs- und Zahndickenabweichungen, e-
250
lastisches Nachgeben der Zähne unter Last sowie
200

150
den Flankenverschleiß. Durch Vereinfachung des
100 von Schäfer [4] entwickelten Ansatzes ergibt sich
50
die Gleichung zur Berechnung des Umfangsfaktors
0
0 2 4 6 8 10 12 14 16 kϕ für Zahnwellen-Verbindungen unter reinem
Verrundung des Auslaufs Drehmoment zu:
Bild 7: Maximale Vergleichsspannung im Auslauf  
in Abhängigkeit vom Radius r, freier Aus-  
2200Fp
lauf, T=560 Nm, dB=45mm, m=2, DIN 5480 k ϕ = 1 +   (1)
 7500 ⋅ T 
 p ⋅ 1 +  

  E ⋅ z ⋅ hw ⋅ b ⋅ rw  
Mit den Größen:
Fp Teilungs-Gesamtabweichung
36 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

p Teilung 2.6 Ansatz zur Berechnung der maximalen


T Drehmoment Zahnfußspannung im Auslauf
E Elastizitätsmodul
In Bild 10 ist der Zusammenhang zwischen an-
z Zähnezahl
greifender Zahnkraft und der Position sowie dem
hw Wirkhöhe
Betrag der für die Zahnfußtragfähigkeit relevanten
b Verbindungsbreite
maximalen Zahnfußnennspannungen in der Zahn-
rw Wirkradius
scheibe dargestellt (Bild links). Voraussetzung da-
Die Qualität der Verzahnung einer Welle oder einer
für ist, dass es in der Zahnwelle keine Verwölbung
Nabe wird nach der für Laufverzahnungen aufge-
stellten Norm DIN 3962 ermittelt, die eine tabellari- des Zahnquerschnitts gibt, bzw. keine Zug-
sche Beziehung zwischen Verzahnungsqualität und und/oder Druckspannungsanteile in der Axialrich-
Teilungs-Gesamtabweichung Fp angibt. Für normale tung. Die Vergleichsspannung im Zahnfuß berech-
Verzahnung gilt k ϕ,max ≤ z / 2 . net sich aus den auftretenden Biege-, Druck- und
Schubspannungen. Die schadenskritische Bean-
spruchung tritt auf der Zugseite in der Randfaser
2.5 Einfluss der Verzahnungsgeometrie
auf. Anderseits wird der Zahnfuß im Querschnitt
Der Verlauf der von der Axialkoordinate abhängi- des Auslaufsbereichs durch eine resultierende
gen maximalen Vergleichsspannung im Zahnfuß Zahnnormalkraft Fresul und ein zusätzliches Bie-
der Welle einer drehmomentbelasteten Verbindung gemoment M zu belastet, welches die Anteile der
wird beeinflusst durch: Zahnform, Verbindungs- Biege- und Druckspannungsanteile im Zahnfuß an
breite, Zahnüberstand, Nabenaußendurchmesser, dieser Stelle verursacht (Bild rechts). Durch die
Welleninnendurchmesser und andere geometrische beiden Erhöhungen der Spannungskomponenten
Faktoren. Da die Spannungsspitze im Zahnfuß wird die Vergleichsspannung im Zahnfuß des Ver-
liegt, ist eine Möglichkeit zur Reduzierung der zahnungsauslaufs vergrößert.
Kerbwirkung an dieser Stelle durch die Nutzung ei-
ner vollen Fußausrundung entsprechend der
DIN/ISO 4156 gegeben. Die DIN/ISO 4156 kennt
„flat“ und „fillet“ Zahnfußausbildungen, wogegen die
Verzahnung nach DIN 5480 lediglich die Variante
„flat“ vorsieht. Die Formzahl der beiden Verzah-
nungsgeometrien zeigt Bild 9. Die Zahnwelle mit
Verzahnung „ Flat-Zahnfuß“ hat speziell bei kleine-
ren Zähnezahlen eine größere Formzahl als die
Verzahnung mit „Fillet-Zahnfuß“.
3,0
fillet flat
Bild 10: Zahnfußspannung durch eine angreifende
2,5
Zahnnormalkraft
2,0
Die Zähne tragen die Zahnnormalkraft unter drei
Formzahl

1,5 Formen: Kopf-, Fuß- und Normaltragverhalten, Bild


11. Das Tragverhalten wird hauptsächlich durch
1,0
den Profilwinkel beeinflusst, daneben haben die
0,5 äußeren Belastungen/elastischen Verformungen
sowie Profilabweichungen einen Einfluss. Zähne
0,0
10 12 14 16 18 20 22 24 26
mit Kopftragverhalten haben einen größeren Bie-
Zähnezahl geanteil im Zahnfuß als solche mit Fußtragverhal-
ten, weil hier die resultierende Flankennormalkraft
Bild 9: Formzahl der Zahnwelle nach ISO 4156. einen kleineren Hebelarm hat.
reine Torsion T = 560 Nm , Teilkreis-
durchmesser, d = 42mm, m = 2mm, Fillet-
und Flatzahnfußausrundung

Bild 11: Tragverhalten eines einzelnen Zahnes


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 37

Die maximale Zahnkraft Ft,max im Zahnquerschnitt in σv = (σ b − σ d )2 + (α ⋅ τ m )2 (8)


Tangentialrichtung berechnet sich aus
Mit α = 2,5 nach Peeken.
T ⋅ Kϕ
Ft ,max = (2) Im Vergleich zu DIN 3990 haben die Zahnfußspan-
dB ⋅ ς
nung im Auslauf von einer Zahnwelle einen erhöh-
Mit T Drehmomentbelastung ten Zug- und Druckspannungsanteil, der wie folgt
ς Faktor für das Tragverhalten ( )
berechnet werden kann (σ b − σ d ) = β σ bs − σ ds . „s“
=1,0 Normaltragverhalten bedeutet hierbei eine Berechnungsebene innerhalb
=1,15 Kopftragverhalten der Nabe entsprechend den Ansätzen für Stirnrä-
=0,89 Fußtragverhalten der.

Die Lastverteilung in der Axialrichtung im Kontakt-


bereich ist wie beschrieben stark von der Form der 3 Experimentelle Ergebnisse aus dem
Nabe (mit oder ohne Flansch) und vom Nabenau- Schwings-Torsion-Prüfstand
ßendurchmesser abhängig, Bild 8. Ein Faktor für Die von Garzke durchgeführten Torsionsschwing-
die Lastüberhöhung am Verbindungsanfang wurde versuche an Zahnwellen-Verbindungen nach DIN
von Wesolowski /2/ ermittelt. Dieser wurde mit Fi- 5480 32X1,5X30X21 (Wellenwerkstoff C24 mit
nite-Elemente-Berechnungen zu folgendem Last- ReH=400 N/mm²) wurden mit einem Spannungsver-
verteilungsfaktor kα wie folgt weiterentwickelt: hältnis R=0,1 gefahren. Zahnwellen-Verbindungen,
Für Verbindung mit Nabenaußendurchmesser d 2 bei denen nach 107 Lastwechseln kein Bruch ein-
oder Durchmesser der Nabenschulter d2,s ≥ 2 *dB getragen war, gelten dabei als dauerfest und wer-
gilt, kα = 1,8 den als Durchläufer bezeichnet, Bild 12. Aufgrund
Für Verbindung mit d 2 , d 2,s kleiner als 2 × d B , der steifen Nabenausführung ( d 2 ≥ 2,5 d B ) erga-
kα = 1,15 − 1,5 ben sich an den Naben keine Schäden.

Die maximale Zahnkraft Ft,max,a am Verbindungs-


anfang berechnet sich nach
T ⋅ Kϕ ⋅ Kα
Ft ,max,a = (3)
dB ⋅ ς

Die maximale resultierte Zahnnormalkraft im Kon-


takt Bereich
Ft ,max,a
Fn,max,resul = (4)
cos α
Bild 12: Wöhlerdiagramm der Zahnwelle DIN 5480
Ergebnisse von FE-Rechnungen zeigen, dass die 32X1,5X30X20 (beste Einbaustellung) /1/
obigen Spannungsanteile im Zug- und Druckbe-
reich mit einem Faktor β etwa linearen wachsen.
Damit lassen sich die Zahnfußspannung im Ver- 4 Abschätzung der Dauerfestigkeit an
zahnungsauslauf mittels Ansätzen nach DIN 3990 Zahnwellen
neu entwickelt: Die theoretische Ermittlung der Dauerfestigkeit ei-
Biegespannung ner Zahnwelle erfordert neben der Berücksichti-
gung des Einflusses der Bauteilabsolutgröße und
Mb 6 ⋅ Fn,max,a ⋅ hF ⋅ cos α F
σb = =β⋅ (5) Bauteiloberfläche (Größenfaktor cD und Oberflä-
Wb b ⋅ sF
chenfaktor cO) die Kenntnisse des bezogenen
Druckspannung Spannungsgefälles als Maß für die Stützwirkung
Fn,max,a ⋅ sinα F benachbarter Bauteilzonen auf die höchstbean-
σd = β ⋅ (6) spruchte Stelle. Bei einer schnellen groben Ab-
b ⋅ sF
schätzung kann in der technischen Praxis die
Schubspannung Stützwirkung vernachlässigt werden. Die Abschät-
Fn,max,a ⋅ cos α F zung liegt dann auf der sicheren Seite. Die Vorge-
σb = (7)
b ⋅ sF hensweise bei der Bestimmung der Dauerfestigkeit
ist im Bild 13 zu sehen.
Vergleichsspannung
38 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

tigkeit an Zahnwellen bieten u.a. die geometrische


Variation der Verzahnungsgeometrie.

6 Literatur

/1/ Garzke; M.: Abschlußbericht zum For-


schungsvorhaben Zahnwellenfestigkeit Di
289/9-2. Institut für Maschinenwesen, TU
Clausthal 1998
/2/ Wesolowski, K.: Dreidimensionale Beanspru-
chungszustände und Festigkeitsnachweis
drehmomentbelasteter Zahnwellen-
Verbindungen unter elastischer und teilplas-
tischer Verformung. Dissertation. TU Claus-
thal 1996
/3/ Straßer, H.: Einflüsse von Verzahnungsgeo-
metrie, Werkstoff und Wärmebehandlung auf
die Zahnfußtragfähigkeit. Dissertation. TU
Bild 13: Vorgehensweise der theoretischen Ab- München 1984
schätzung der Dauerfestigkeit an Zahn- /4/ Schäfer, G.: Der Einfluß von Oberflächenbe-
wellen, in Anlehnung an /1/ handlungen auf das Verschleißverhalten
flankenzentrierter Zahnwellen-Verbindungen
5 Zusammenfassung und Ausblick mit Schiebesitz. Dissertation. TU Clausthal
1995
Zahnwellen-Verbindung besitzt durch ihre mehrfa-
chen Kerbwirkungen eine Spannungsspitze im Be-
reich des Verzahnungsauslaufs, welche durch die
von den Flankenkontaktbelastungen herrührenden
Beanspruchungen im Verzahnungsauslauf zusätzli-
che Biege- und Druckspannungsanteile erfahren.
Die Geometrie des Verzahnungsauslaufs und die
Form der Nabe sind zwei wesentliche Faktoren, die
die maximale Vergleichsspannung im Zahnlücken-
auslauf beeinflussen.
Die Kerbwirkung im Zahnfuß außerhalb des Na-
benkontaktbereichs ist mit den dort herrschenden
hohen Belastungen für die Dauerbrüche an Zahn-
wellen verantwortlich. An diesen Stelle treten auch
die max. dynamischen Spannung auf und verursa-
chen zusammen mit dem Spannungsgradient die
Materialermüdung, woraus dann die ersten Anrisse
entstehen und zum Dauerbruch des Bauteils füh-
ren.
Das Beanspruchungsverhalten im Zahnauslauf ist
kompliziert und eine Verbesserung der Ansätzen
zur Berechnung der maximalen Vergleichsspan-
nung ist dringend angezeigt, wobei eine Adaption
an die DIN 743 angestrebt wird. Der Schwerpunkt
kann zunächst in der Abschätzung des Faktors β
liegen. Möglichkeiten zur Erhöhung der Dauerfes-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 39

Das Beanspruchungsverhalten mehrlagig bewickelter


Seiltrommeln unter nicht-rotationssymmetrischer Belastung

Mupende, I.; Otto, St.

Die Auslegung mehrlagig bewickelter Seiltrommeln 2 Problemstellung


basiert bisher auf der Annahme rotationssymmetri- Die heute existierenden Berechnungsverfahren zur
scher Lastverteilungen. Jüngste Forschungsarbei- Dimensionierung mehrlagig bewickelter Seiltrom-
ten des Instituts für Maschinenwesen haben dem- meln (z.B. [1], [2] und [3]) basieren auf rotations-
gegenüber gezeigt, dass bei Seiltrommeln mit ei- symmetrischen Lastannahmen. Zu diesen Belas-
nem LeBus-Rillungssystem nicht-rotationssymme- tungen einer Seiltrommel zählen im Wesentlichen
trische Belastungen des Mantels und der Bord- der vom Seilpaket auf den Trommelmantel ausge-
scheiben auftreten. übte Wickeldruck p(x) und die Linienkräfte Fi(r) und
Der Artikel stellt ein Berechnungsmodell zur Er- Fj(r) der Seillagen auf die Bordscheiben (Bild 1).
mittlung der nicht-rotationssymmetrischen Druck-
belastung des Trommelmantels und der daraus re-
sultierenden Beanspruchungen vor.
So far, in the calculation of multilayered hoisting
drums rotationally symmetric load distributions are
assumed. Recently – based on our research in the
field of hoisting drums – it could be shown that the
LeBus winding system causes non-rotationally sym-
metric load distributions on the drum cylinder and
endplates. The article describes a load model for
determining the non-rotationally symmetric pressu-
re distribution at the drum cylinder and the resultant
stress distribution.

Bild 1: Rotationssymmetrische Druck- und Linien-


1 Einleitung
kraftverteilung als Grundlage für die Bean-
Das Bestreben der Industrie und Anlagenbauer spruchungsermittlung mehrlagig bewi-
immer voluminösere und schwerere Einzelkompo- ckelter Seiltrommeln [2]
nenten zu planen und vor dem Heben bereits am
Die Annahme rotationssymmetrischer Belastungs-
Boden zu montieren, zwingt die Kranhersteller da-
verhältnisse bildet jedoch die in der Praxis beob-
zu, mit ihren Konstruktionen größere Hakenlasten
achtete und experimentell nachgewiesene Um-
und Reichweiten zu garantieren. Weiterhin ist zu
fangslastverteilung auf Mantel und Bordscheiben
beobachten, dass sich das Nutzungsverhalten der
nicht exakt ab. Dies gilt insbesondere für Seiltrom-
Kranbetreiber, begründet durch veränderte Einsatz-
meln mit einer Mantelrillung nach dem LeBus-
szenarien, zunehmend wandelt. Für die Gestaltung
Prinzip. Das Rillungssystem nach LeBus ist durch
und Dimensionierung der Seiltrommeln bedeuten
vier Umfangsbereiche charakterisiert. Dies sind
die vorgenannten Punkte letztlich die Realisierung
zwei Parallelabschnitte (PB) und zwei Kreuzungs-
größerer Seilzuglasten und Seilspeicherlängen bei
abschnitte (KB), in denen des Seil jeweils um eine
gleichzeitiger Reduzierung des verfügbaren Bau-
halbe Steigungsbreite in Axialrichtung abgelenkt
raums.
wird (Bild 2). Die Winkelausdehnung des Parallel-
Vor diesem Hintergrund ist die Weiterentwicklung
und Kreuzungsbereiches und die Rillungssteigung
der Berechnungsverfahren zur beanspruchungsge-
variieren von Konstruktion zu Konstruktion. Sie sind
rechten Auslegung einer Seiltrommel von stetigem
vom Einsatzfall, dem Seildurchmesser, den Seilto-
Interesse für Kran- und Windenhersteller – insbe-
leranzen, den Trommelabmessungen und der Seil-
sondere auch deshalb, weil die Aktualität bisheriger
biegesteifigkeit abhängig.
Auslegungsgrundlagen der Norm fraglich erscheint.
40 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

sich mit zunehmender Bewicklung vergrößern. Bei


Vollbewicklung mit sieben Lagen weichen die mi-
nimalen und maximalen Tangentialspannungen um
ca. 30% voneinander ab. Zwischen dem höchst be-
anspruchten Parallel- und Kreuzungsbereich (PB 1
und KB 2 im Diagramm) ergibt sich eine prozentu-
ale Differenz von ca. 15%.

Bild 2: Anordnung der Seilwindungen im Parallel-


und Kreuzungsbereich
Durch die definierte Seilführung ist die Anordnung
der Seilwindungen für den Parallel- und Kreu-
zungsbereich fest vorgegeben. Bild 2 verdeutlicht
die sich verändernden Kontaktverhältnisse an drei
ausgewählten Schnitten des Mantelumfangs in ide-
alisierter Form. Eine Verschiebung der Kreuzungs-
bereiche von Seillage zu Seillage, wie sie in be-
grenztem Maße praktisch auftritt, wurde hier nicht Bild 3: Zeitlicher Verlauf der Tangentialspannun-
betrachtet. Es kann grundsätzlich unterschieden gen am inneren Umfang des Trommel-
werden zwischen: mantels auf einer Schnittebene (Die Tan-
- Mitte des Kreuzungsbereiches: Die Windungen gentialspannungen sind auf den Wert in
der oberen Lage erreichen ihren höchsten Punkt der Seillage 1 normiert.)
beim Überrollen der unteren Seilwindungen. Es Im Rahmen der Forschungsarbeit wurde der kau-
liegt eine säulenförmige Stapelung der Seilquer- sale Zusammenhang zwischen den experimentell
schnitte vor. festgestellten Beanspruchungsunterschieden und
- Mitte des Parallelbereiches: Die Windungen der einer nicht-rotationssymmetrischen Druckbelastung
oberen Seillage werden in den Lücken der unte- p(x,φ) des Trommelmantels durch das Seilpaket
ren Windungen geführt. Das Wickelbild ist in die- näher beleuchtet. Weitere Einflussfaktoren, wie lo-
sem Bereich durch eine pyramidale Stapelung der kale Wanddickeänderungen des Mantels oder der
Seilquerschnitte gekennzeichnet. Einfluss der Rillungssteifigkeit, konnten als Haupt-
- Beginn des Kreuzungsbereiches: Die oberen ursache für die nicht-rotationssymmetrische Bean-
Windungen werden durch die Vorgängerwin- spruchungsverteilung ausgeschlossen werden.
dungen oder durch Führungskeile an der Bord-
scheibe abgelenkt und beginnen die darunter lie- 3 Die nicht-rotationssymmetrische Belas-
genden Windungen zu überrollen. tung des Trommelmantels

Bild 3 zeigt beispielhaft das Ergebnis einer experi- 3.1 Einfluss des Wickelradienunterschiedes
mentellen Beanspruchungsanalyse an einer Seil- zwischen den Rillungsbereichen
trommel mit einem LeBus-Rillungssystem. Die Das Bewickeln der ersten Seillage erfolgt sowohl im
Messpunkte (KB1, PB1, KB2, PB2) waren bei die- Parallel- als auch im Kreuzungsbereich über dem
sem Versuch auf drei axial versetzten Schnittebe- gesamten Umfang mit einem konstanten Wickelra-
nen – jeweils mittig in den Rillungsbereichen – an- dius (rpb,1 = rkb,1). Ab der zweiten Seillage ändert
geordnet. Die Kurvenverläufe stellen den Anstieg sich der Wickelradius über dem Umfang des
der Tangentialspannungen bei konstanter Zugkraft Trommelmantels infolge des Überrollens der unte-
FS und zunehmender Lagenanzahl dar. Entgegen ren Windungen innerhalb des Kreuzungsbereiches.
der Erwartung eines nahezu gleichmäßigen Bean- Zwischen beiden Rillungsbereichen entsteht dem-
spruchungsverlaufes über dem Umfang des Man- nach ein Wickelradienunterschied ∆rl (Bild 4). Für
tels treten ab der zweiten Seillage deutliche Unter- den gesamten Umfang lässt sich unter Annahme
schiede in den Tangentialspannungswerten auf, die geometrisch idealer Verhältnisse, d.h. bei Ver-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 41

nachlässigung von Seilquerschnitts- und Mantel- geringer Streubreite stets unterhalb von 5%. Es
verformungen, durch Erweiterung der von Dietz [1] wird deutlich, dass der Seildurchmesser dS im Ver-
angegebenen Formel, nachfolgender Zusammen- gleich zur Lagenanzahl l einen zu vernachlässigen-
hang für den Wickelradius rl(φ) herleiten (Gl. 1). den Einfluss besitzt, weil die Relation zur Seilstei-
gung e für verschiedene Trommelgeometrien nahe-
 h 1  e2 2  zu konstant ist. Die Seilsteigung e wird im Allge-
rl (φ) = a + + d 1 + (l − 1) 4 − F  (1)
2  2  2 φ meinen, je nach der zu erwartenden Seiltoleranz,
S
 d 
 S 
durch einen prozentualen Zuschlag zum Seil-
mit: Fφ = 1 im Parallelbereich und durchmesser (ca. 5% bis 6% des Seildurchmes-
φ kb − 2φ sers) ermittelt. Aus Gl. 3 geht hervor, dass für ge-
Fφ = im Kreuzungsbereich ringe Seiltoleranzen mit entsprechend kleinen Seil-
φ kb
steigungen der Unterschied zwischen den Wickel-
radien Kr,l abnimmt. Der Einfluss ist aufgrund der
geringen Variationsbreite der Seilsteigung generell
aber sehr klein.

Trommelkonstruktion
1 2 3
dS 14 15 17
e 14,7 15.75 17,85
a 159,0 181,75 190,5
Bild 4: Unterschied ∆rl zwischen dem Wickelra- h 18,0 21,5 22,0
dius rpb,l im PB und rkb,l im KB
L 338,0 489,0 482,0
Mit der Voraussetzung, dass Beginn und Ende der φkb 54,0 55,0 55,0
Seilkreuzungen in jeder Lage mit den Vorgaben der
Rillungsgeometrie übereinstimmen, ergibt sich der Kr,1 1,000 1,000 1,000
maximale Unterschied zwischen den Wickelradien Kr,2 1,011 1,011 1,011
in der Mitte des Kreuzungsbereiches bei einer Win- Kr,3 1,021 1,020 1,021
kelposition von φkb/2. Mit der zusätzlichen Annah-
Kr,4 1,030 1,028 1,030
me, dass die Seilkreuzungen einer jeden Seillage
übereinander liegen, beträgt der maximale Radius Kr,5 1,037 1,036 1,038
rkb,l einer Seillage in der Mitte des Kreuzungsberei-
ches ausgehend von Gl. 1: Tab. 1: Übersicht ausgewählter Trommelkonstruk-
tionen mit den zugehörigen Kr,l -Werten für
 h  1 unverformte Seilquerschnitte
rkb,l = a +  + d S  l −  (2)
 2  2 Die Änderung des Wickelradius rl(φ) bewirkt eine
umgekehrt proportionale Änderung des radialen
Unter Verwendung von Gl. 1 und Gl. 2 kann somit
Wickeldruckes innerhalb einer jeden Lage (Gl. 4).
für das unverformte Seilpaket der maximale ver-
Mit den vorgenannten Erkenntnissen ist demnach
hältnismäßige Unterschied zwischen den Wickelra-
festzustellen, dass der Wickeldruck im Kreuzungs-
dien im Parallel- und Kreuzungsbereich mit Gl. 3
bereich – aufgrund des größeren Wickelradius –
ausgedrückt werden.
kleiner als der Wickeldruck im Parallelbereich ist.
 h  1 p max,l ⋅ rl
rkb,l (φ) a + 2  + d S  l − 2  σ φ,S =
K r ,l = =     (3) s
rpb,l (φ)  h 1  e2 
 a + + d 1 + (l − 1) 4 − 
2  2  rl = f (φ)
S
 dS2  mit: und
 
FS,l
σ φ,S = folgt:
Der maximale prozentuale Unterschied der Wickel- s2
radien wurde für eine Auswahl verschiedener
Trommelgeometrien (Tab. 1) untersucht. Die Ma- FS,l 1
p max,l = ⋅ (4)
ximalwerte liegen für eine fünflagige Bewicklung mit s rl (φ )
42 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Gl. 4 beschreibt den Zusammenhang zwischen der p pb,l p pb,max,l − ∆p pb,l


K P ,l = = (5)
Seilzugkraft FS und dem Wickeldruck in einfacher p kb,l p kb,max,l − ∆p kb,l
Weise. Der Einfluss der Seilelastizität und die Aus-
wirkung von Entlastungserscheinungen infolge von Durch Ausnutzung des Zusammenhangs zwischen
Seilquerschnitts- und Mantelverformungen werden Druckbelastung und Seillagenradius nach Gl. 4 so-
hiermit nicht erfasst. Der Druckbetrag pmax,l ent- wie des Verhältnisses der Wickelradien aus Gl. 3
spricht deshalb dem theoretischen Maximaldruck geht Gl. 5 in Gl. 6 über.
einer Seillage. Im Folgenden wird der Einfluss der
hier nicht berücksichtigten Entlastungsmechanis- ∆p pb,l
K r ,l −
men auf das Druckverhältnis zwischen Parallel- und p kb,max,l
K P ,l = (6)
Kreuzungsbereich abgeschätzt. ∆p kb,l
1−
p kb,max,l

3.2 Einfluss des Seilpaketsteifigkeitsunter- Die Abschätzung des Entlastungsanteils ∆pkb,l kann
schiedes zwischen den Rillungsbereichen unter Verwendung der Berechnungsmethode von
Dietz vorgenommen werden, womit eine Übertra-
Die Druckentwicklung auf den Trommelmantel re-
gung des von ihm angenommenen rotationssym-
sultiert aus einer Last-Verformungs-Kopplung, in
metrischen Belastungsmodells auf die Verhältnisse
der Belastungs- und Entlastungsmechanismen pa-
im Parallel- und Kreuzungsbereich verbunden ist.
rallel ablaufen. Wesentliche Einflussparameter bil-
Die gegenseitige Beeinflussung beider Bereiche,
den dabei die Seilpaketsteifigkeit und die Mantel-
welche Druckverlagerungen über dem Umfang des
verformungen. Beide Einflussgrößen ändern sich
Trommelmantels hervorruft, bleibt außer Acht. Das
nicht nur während des Wickelprozesses kontinuier-
von Dietz verwendete Säulenmodell der aufeinan-
lich, sie besitzen außerdem eine unterschiedlich
dergestapelten Seilwindungen (Bild 5) beschreibt
hohe Ausprägung im Parallel- und Kreuzungsbe-
die Kontaktverhältnisse und damit den Entlas-
reich. Aus experimentellen Untersuchungen ist bei-
tungsmechanismus im Kreuzungsbereich sehr gut.
spielsweise bekannt, dass der Querelastizitätsmo-
dul der pyramidalen Seilwindungsanordnung im Pa-
rallelbereich ca. 70% des Wertes für die Säulenan-
ordnung im Kreuzungsbereich beträgt [2]. Aufgrund
der daraus resultierenden unterschiedlichen Seilla-
genverformung ergeben sich im Parallel- und Kreu-
zungsbereich verschiedene Wickeldrücke. Im Fall
der nicht-rotationssymmetrischen Mantelverfor-
mung wird die Lastverteilung zudem durch das zu
erwartende beliebig gekrümmte Verformungsbild
des Mantels bestimmt, welches partielle Druckver-
lagerungen über dem Umfang hervorrufen kann.
Die Lösung dieser Last-Verformungs-Beziehung ist
allerdings noch offen. Im Folgenden wird deshalb
ein Belastungsmodell zur Einordnung des Wickel-
druckunterschiedes zwischen dem Parallel- und
Kreuzungsbereich entwickelt. Darin werden sowohl Bild 5: Abstraktion des Seilpaketes nach Dietz [1]
die unterschiedlichen Wickelradien als auch die va- Für den Entlastungsanteil im Kreuzungsbereich
riierende Seilpaketsteifigkeit in beiden Rillungsbe- ∆pkb,l gilt somit:
reichen berücksichtigt.
∆p kb,l = p kb,max,l − p dietz,l
Das Druckverhältnis KP,l zwischen dem Druck ppb
im Parallelbereich und pkb im Kreuzungsbereich ei-
∆p kb,l p dietz,l
ner jeden Lage l lässt sich allgemein mit Gl. 5 aus- = 1− = 1 − K e ,l (7)
p kb,max,l p kb,max,l
drücken. Darin erfolgte eine bereichsweise Auftei-
lung des Wickeldruckes in den Druck ohne Entlas-
Die unterschiedliche Anordnung der Seilwindungen
tung und den Entlastungsanteil selbst.
im Parallel- und Kreuzungsbereich mit den daraus
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 43

resultierenden Steifigkeitsunterschieden im Seilpa- chen bzw. pkb in beiden Kreuzungsbereichen be-


ket führt zu unterschiedlichen Entlastungsbeträgen schreiben (Bild 6).
in beiden Rillungsbereichen. Dieser Entlastungs-
unterschied wird mit der Einführung des lagenab-
hängigen Bereichsfaktors Kb,l beschrieben. Es gilt:

∆p pb,l = K b,l ⋅ ∆p kb,l (8)

Der Entlastungsbetrag steht in umgekehrt propor-


tionalem Zusammenhang mit dem Querelastizi-
tätsmodul des Seiles bzw. der Seilwindungsstape-
lung. Ausgehend von dem Sachverhalt, dass der
Querelastizitätsmodul der pyramidalen Seilanord-
nung ca. 70% des Wertes der Säulenanordnung im
Kreuzungsbereich beträgt, kann demnach für den
Bereichsfaktor Kb,l eine obere Grenze von 1,4 fest-
gelegt werden. Als untere Grenze für ein praktisch
Bild 6: Druckverteilung über dem Trommelman-
sinnvoll erscheinendes Untersuchungsintervall wird
telumfang mit unterschiedlich hohen Ni-
ein Bereichsfaktor von 0,7 definiert. Damit ist es
veaus im Parallel- und Kreuzungsbereich
möglich, Belastungsfälle in die allgemeine Be-
trachtung einzuschließen, bei denen der Entlas-
tungsanteil im Parallelbereich kleiner als im Kreu-
zungsbereich ist. In der ersten Seillage gilt neben 4 Das Beanspruchungsverhalten des
Kr,1 = 1 auch Kb,1 = 1, weil für beide Rillungsberei- Trommelmantels
che eine identische Seilpaketsteifigkeit anzuneh- 4.1 Voraussetzungen und Annahmen für das
men ist. mechanische Modell
Das Verhältnis zwischen dem Wickeldruck im Pa- Aus mechanischer Sicht stellt der Trommelmantel
rallel- und Kreuzungsbereich einer jeden Lage l einen geschlossenen, kreiszylindrischen, elastisch
kann mit Gl. 7 und der Definition des Bereichsfak- gelagerten und isotropen Körper dar, dessen Bean-
tors Kb,l (Gl. 8) in Form von Gl. 9 geschrieben wer- spruchungsverhalten mit Hilfe der linearen Biege-
den. theorie der Kreiszylinderschale beschrieben werden
kann. Für die Anwendung dieser Theorie gelten fol-
K r ,l − K b,l (1 − K e,l ) gende Annahmen und Voraussetzungen:
K P ,l = (9)
K e,l
1. Die Schalendicke h ist klein gegenüber den an-
Die Gesamtdrücke im Parallel- und Kreuzungsbe-
deren Hauptabmessungen der Schalenmitten-
reich ergeben sich aus der Summierung der Druck-
fläche (Anhaltswert: 0,05 ≤ h/a ≤ 0,15) und
anteile aller Seillagen. Mit dem Verhältnis der Be-
schwach gekrümmt. Die im Kranbau und weite-
reichsdrücke einer jeden Lage (Gl. 9) kann das Ge-
ren Bereichen der Hebetechnik eingesetzten
samtdruckverhältnis mit Gl. 10 berechnet werden.
Seiltrommeln erfüllen zumeist diese Vorausset-
Dabei bilden die nach Dietz ermittelten Druckbe-
zung.
lastungen den Bezugswert.
2. Die Verformungen sind klein gegenüber der
∑ p pb,l ∑ K P,l ⋅ p dietz,l Schalendicke h.
KP = l = l (10)
∑ p kb,l ∑ p dietz,l 3. Das Material wird als homogen, isotrop und li-
l l nearelastisch angesehen. Es gelte das HOOKE-
sche Gesetz.
Mit dieser Methode zur Einordnung der zu erwar-
4. Alle Punkte auf einer Normalen zur unverform-
tenden nicht-rotationssymmetrischen Belastung des
ten Mittelfläche liegen auch nach der Verfor-
Trommelmantels lässt sich die winkelabhängige
mung auf einer Normalen zur verformten Mittel-
Druckverteilung als Stufenfunktion mit einem kon-
fläche, d.h. alle Querschnitte bleiben eben (Ber-
stanten Druckniveau ppb in beiden Parallelberei-
noullische Normalenhypothese).
44 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

5. Die Normalspannung senkrecht zur Schalen- Krätzig [14] gibt einen umfassenden Vergleich und
mittenfläche nimmt Werte zwischen der Belas- zudem Bewertungsmaßstäbe für die verschiedenen
tung pn und Null an, sie kann im Vergleich zu Methoden an. Zur Ermittlung der Trommelmantel-
allen anderen Normalspannungen vernachläs- beanspruchungen unter der im Kap. 2 erläuterten
sigt werden. nicht-rotationssymmetrischen Druckverteilungsfunk-
tion wurde die FLÜGGEsche Theorie verwendet. Die
6. Die Schalendicke ändert sich bei der Belastung
Lösung des inhomogenen Systems partieller Diffe-
nicht. Somit kann die Dehnung senkrecht zur
rentialgleichungen nach FLÜGGE, welche hier nicht
Schalenmittenfläche zu Null angenommen wer-
explizit angegeben ist, erfolgte mit Hilfe von Rei-
den. Weiterhin wird vorausgesetzt, dass die
henansätzen für die Last- und Verschiebungskom-
Wanddicke über dem Umfang und der Länge
ponenten.
näherungsweise konstant ist.
Die Verbindung von Mantel und Bordscheiben ver-
Der Trommelmantel erfährt neben der radialen körpert für beide Elemente eine elastische Lage-
Druckbelastung pn(x,φ) eine Axialbiegung durch die rung der Berandungskurven. Die Steifigkeit der
Seilzugkraft und ein Torsionsmoment infolge des Mantel-Bordscheiben-Verbindung wird durch die
Antriebes. Diese beiden Lastkomponenten besit- Dicke der Bordscheibe und des Mantels sowie
zen, wie Dietz nachgewiesen hat, gegenüber dem durch die Kopplungsgeometrie selbst (z.B. Dicke
radialen Wickeldruck einen zu vernachlässigenden der Stützscheibe oder des Getriebeflansches) be-
Effekt auf die Beanspruchungen des Trommel- stimmt. Des Weiteren beeinflussen Stütz- und Zwi-
mantels. Die Beschreibung des nicht-rotations- schenscheiben häufig das Beanspruchungsverhal-
symmetrisch wirkenden radialen Wickeldrucks ten des Trommelmantels, indem die aktive Mantel-
pn(x,φ) basiert auf der in Kap. 2 hergeleiteten Stu- länge verkürzt wird. Für die Ermittlung spezieller
fenfunktion, welche über der Trommellänge als Lösungen des Differentialgleichungssystems wur-
konstant angesehen wird. Damit ist die Annahme den idealisierte Randbedingungen verwendet, wel-
verbunden, dass jede Seilwindung den gleichen che eine Fest-Los-Lagerung des Mantels mit einer
Druck auf den Mantel ausübt, also keine Zugkraft- ideal verdrehweichen (Bild 8, links) bzw. ideal ver-
änderung innerhalb einer Lage stattfindet. Bild 7 drehsteifen Mantel-Bordscheiben-Verbindung wi-
veranschaulicht die dreidimensionale Stufenfunk- derspiegeln (Bild 8, rechts). Im Vergleich zur Praxis
tion für die Druckbelastung des Trommelmantels in werden damit potentielle Grenzfälle beschrieben.
einer qualitativen Darstellung.

Bild 8: Idealisierte Mantel-Bordscheiben-Verbin-


dungen; links: verdrehweiche Verbindung,
Bild 7: Dreidimensionale Druckfunktion pn(x,φ)
rechts: verdrehsteife Verbindung

4.2 Das System partieller Differentialglei-


5 Auswirkungen der nicht-rotationssym-
chungen der Kreiszylinderschale
metrischen Druckbelastung
Für die Analyse des Beanspruchungsverhaltens ei-
Das in Kap. 2 vorgestellte Belastungsmodell er-
ner beliebig belasteten Kreiszylinderschale existie-
möglicht es dem Konstrukteur, die Beanspruchun-
ren in der Literatur zahlreiche voneinander abwei-
gen des Trommelmantels für die in der Praxis auf-
chende Theorien [4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13].
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 45

tretende nicht-rotationssymmetrische Lastverteilung 3. Die nicht-rotationssymmetrische Druckvertei-


zu ermitteln. Im Hinblick auf ein daran angepasstes lung wird u.a. vom Unterschied der Wickelra-
Design können die Erkenntnisse der durchgeführ- dien zwischen Parallel- und Kreuzungsbereich
ten Untersuchungen in Form nachstehender Hin- beeinflusst. Dieser kann minimiert werden, in-
weise resümiert werden: dem der prozentuale Zuschlag zum Seildurch-
messer für die Ermittlung der Rillensteigung
1. Bei Trommelkonstruktionen mit einem in Paral-
verringert wird.
lel- und Kreuzungsbereiche unterteilten Ril-
lungssystem treten gegenüber den Ergebnissen 4. Infolge des Druckunterschiedes treten zwi-
der bisher gültigen Berechnungsverfahren Be- schen dem Parallel- und Kreuzungsbereich a-
anspruchungsüberhöhungen auf, deren Betrag xiale Verschiebungsdifferenzen auf (Bild 10),
in Anhängigkeit der Rillungsgeometrie variiert. welche aufgrund der Verformungsbehinderung
Ursache dieses Effektes ist die bisher nicht be- durch die Bordscheibe zusätzliche Axialkräfte
rücksichtigte Biegespannung in Umfangsrich- im Anbindungsbereich bewirken. Diese Axial-
tung des Mantels. Bild 9 zeigt in diesem Zu- kräfte sind bei der Auslegung der Kopplungs-
sammenhang für eine exemplarisch ausge- geometrie bzw. der Bordscheibenverbindung
wählte Trommelgeometrie (h/a = 0,1; κL = 8) die (z.B. Schweißnaht, Verschraubung) zu berück-
Beanspruchungsüberhöhungen im Vergleich zu sichtigen.
einer rotationssymmetrisch belasteten Schale,
5. Die Stützwirkung des Seilpaketes behindert die
wenn eine freie radiale Mantelverformung ange-
freie Mantelbiegung in Umfangs- und Axial-
nommen wird. Für die in der Praxis üblichen Be-
richtung. Dies führt insbesondere bei der Ver-
reichseinteilungen von 2 ≤ φpb/φkb ≤ 3 ergeben
wendung steifer Seile zu Belastungs- und Be-
sich in diesem Fall Beanspruchungserhöhungen
anspruchungsverlagerungen über dem Mantel-
zwischen 10% und 30% im Vergleich zu den Er-
umfang, die mit dem erarbeiteten Berech-
gebnissen bisheriger Berechnungsmethoden,
nungsverfahren analytisch nicht determiniert
wenn Druckunterschiede zwischen 5% und 15%
werden. Die Stützwirkung des Seilpaketes be-
angenommen werden (z.B. bei ppb > pkb).
hindert ebenfalls das Ausbeulen des Trom-
melmantels. Der elastische Stabilitätskollaps
bleibt deshalb für übliche Trommelgeometrien
kein vordergründiges Versagenskriterium.

Bild 9: Verhältnis der inneren maximalen Tan-


gentialspannungen Bild 10: Axiale Verschiebungsdifferenzen zwischen
den Rillungsbereichen
2. Aus Bild 9 geht weiterhin hervor, dass für eine
gegebene Druckbelastung des Trommelman-
tels ein optimales Verhältnis zwischen der Win- 6 Literatur
kelausdehnung des Parallel- und Kreuzungsbe- [1] Dietz, P.: Ein Verfahren zur Berechnung ein-
reiches (φpb ≈ φkb) existiert, für welches die Be- und mehrlagig bewickelter Seiltrommeln, TH
anspruchungsüberhöhung minimal wird. Der Darmstadt, Dissertation, 1971
Konstrukteur sollte daher unter gleichzeitiger [2] Mupende, I.: Beanspruchungs- und Verfor-
Abwägung weiterer Aspekte (z.B. Spulungs- mungsverhalten des Systems Trommelman-
verhalten, Seilverschleiß u.a.) dieses Optimum tel-Bordscheiben bei mehrlagig bewickelten
anstreben.
46 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Seiltrommeln unter elastischem und teilplasti- Fi, Fj Axiale Linienkraft auf die Bord-
schem Werkstoffverhalten, TU Clausthal, Dis- scheiben N/mm
sertation, 2001 Fr Radiale Linienkraft auf den
[3] Neugebauer, H.-J: Berechnungsverfahren für Trommelmantel N/mm
ein- und mehrlagig bewickelte Seiltrommeln, FS Seilzugkraft N
TU Dresden, Dissertation, 1979
h Wanddicke der Zylinderschale/ mm
[4] Flügge, W.: Statik und Dynamik der Schalen. des Trommelmantels
3. Auflage. Berlin u. a.: Springer-Verlag, 1962
Kb Bereichsfaktor -
[5] Flügge, W.: Stresses in Shells. 2. Auflage.
Ke Entlastungsfaktor -
Berlin u. a.: Springer-Verlag, 1973
KP Wickeldruckverhältnis -
[6] Biezeno, C. B.; Grammel, R.: Technische Dy-
namik. Bd. 1: Grundlagen und einzelne Ma- Kr Wickelradiusverhältnis -
schinenteile. 2. Auflage. Berlin u. a.: Springer L Länge des Trommelmantels mm
Verlag, 1953
l Anzahl der Seillagen -
[7] Girkmann, K.: Flächentragwerke – Einführung
pmax auf den Trommelmantel wirken-
in die Elastostatik der Scheiben, Platten,
der maximaler Wickeldruck N/mm2
Schalen und Faltwerke. 6. Auflage. Wien:
Springer-Verlag, 1963 pdietz Seilpaketdruck nach Dietz N/mm2

[8] Wlassow, W. S.: Allgemeine Schalentheorie pn Radialkomponente des Mantel-


und ihre Anwendung in der Technik. Berlin: druckes N/mm2
Akademie Verlag, 1958 r Wickelradius, Lagenradius mm
[9] Axelrad, E. L.: Leitfäden der angewandten s Breite des Seilersatzquer-
Mathematik und Mechanik. Bd. 45: Schalen- schnittes nach Dietz mm
theorie. Stuttgart: B. G. Teubner, 1983 ∆p Druckentlastung N/mm2
[10] Pflüger, A.: Elementare Schalenstatik. 5. Auf- ∆r Differenz der Wickelradien mm
lage. Berlin u. a.: Springer-Verlag, 1981
κ Abklingkonstante mm-1
[11] Donnell, L. H.: Beams, Plates and Shells.
φ Winkelkoordinate rad
New York: McGraw-Hill Book Company, 1976
φkb Winkel des Kreuzungsbereiches rad
[12] Sanders, J. L.: On Improved First-
approximation Theory for thin Shells. NASA φpb Winkel des Parallelbereiches rad
Techn. Report R24, 1959
[13] Rabich, R.: Ingenieurtaschenbuch Bauwesen.
Bd. 1: Statik der Platten, Scheiben, Schalen.
Edition Leipzig, 1964 Das Forschungsvorhaben wurde mit finanzieller
Förderung durch die Stiftung Industrieforschung,
[14] Yavuz, B.; Krätzig W. B.: Mechanik der Flä-
Köln, durchgeführt und von der Studiengesellschaft
chentragwerke. Braunschweig/Wiesbaden:
Stahlanwendung e.V., Düsseldorf, organisatorisch
Friedrich Vieweg und Sohn, 1985
begleitet.

7 Symbolverzeichnis

Symbol Bedeutung Einheit

a Mittlerer Radius der Zylinder-


schale/des Trommelmantels mm
dS Seildurchmesser mm
e Seilsteigung, Rillensteigung mm
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 47

Druckkämme unter instationärer Axialkraftbelastung


Forschungsvorhaben gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG

Dietz, P.; Mupende, I.

Für die Erfüllung der enorm gestiegenen Anforde- Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Laufver-
rungen an moderne Getriebekonstruktionen hin- zahnung erfolgt unter den beiden Aspekten „Re-
sichtlich der Erhöhung von Lebensdauer, Betriebs- duktion der Geräuschemission“ und „Steigerung der
sicherheit und Leistungsdichte bei gleichzeitiger Belastbarkeit“.
Reduzierung der Geräuschemissionen, des Bau- Nicht nur in der mobilen Antriebstechnik haben Ge-
raumes und des Gewichtes stellt die Schrägver- triebe durch ihre Aufgabe der Wandlung und An-
zahnung seit jeher eine Standardlösung dar. Der passung der benötigen Antriebsenergie ein breites
Einsatz der Schrägverzahnung erfordert jedoch ge- Einsatzfeld im Maschinen- und Anlagenbau gefun-
eignete konstruktive Maßnahmen für die Aufnahme den. Heute erstreckt sich ihr Anwendungsbereich
der ihr inhärenten Axiallasten. Außer den üblicher- von einigen Mikrowatt bis zu mehreren Megawatt,
weise verwendeten Axiallagern stellt der Druck- für den grundsätzlich die gleichen Anforderungen
kamm hier für eine weitere Lösungsvariante dar. bezüglich Leistungssteigerung und Geräuschver-
Der Artikel präsentiert einen Auszug der Ergebnis- halten gelten wie im Automobilbau. Bild 1 gibt ei-
se, die im Rahmen der Untersuchung des Bean- nen Überblick über den Einsatzbereich von Getrie-
spruchungsverhaltens dieses Maschinenelementes ben.
erarbeitet wurden.
Thrust collars are used in helical gear transmissi-
ons to support axial forces exerted by helical
gears. The investigation was aimed at the analysis
of the collars stress and deformation under axial
thrust and at the development of a comprehensive
calculation methods for determining the load-
carrying capacity of various thrust collar designs.
The article gives a short summary of investigation
results.

1 Einleitung
Im Zusammenhang mit den gestiegenen Anforde-
rungen an Getriebekonstruktionen bezüglich Le-
bensdauer, Betriebssicherheit, Geräuschemission,
Bauraum, Gewicht und Leistungsdichte stellt die Bild 1: Übliche Einsatzbereiche von Getrieben im
Schrägverzahnung eine Standardlösung für Getrie- Maschinenbau
be hoher Leistungsfähigkeit bei geringer Geräusch- Die Anwendung der Schrägverzahnung in Kombi-
entwicklung dar. Die Steigerung von Lebensdauer nation mit der Gewichtsreduzierung bei steigender
und Leistungsdichte der Getriebe hat ihre Ursachen Leistungsdichte verlangt geeignete Maßnahmen für
in der ständigen Weiterentwicklung von die Aufnahme der Axiallasten, weil das Gehäuse
• Werkstoffen höherer Festigkeit, nicht in der Lage ist, so hohe Belastungen zu über-
nehmen. Dieses Aufnahmeproblem der Axiallast
• Verfahren zur Oberflächenveredelung hinsicht-
hat sich in der Vergangenheit zunächst bei Hoch-
lich Verschleißreduzierung,
leistungsgetrieben (z.B. Schiffs- oder Turbogetrie-
• Fertigungsverfahren mit höherer Präzision, be) gestellt, zumal diese Getriebe oft einen zusätz-
• Schmierstoffe mit erhöhter Temperatur- und lichen (externen) Axialschub aufzunehmen haben.
Alterungsbeständigkeit sowie verbesserter In diesem Einsatzfeld wurden die ersten konstrukti-
Tragfähigkeit. ven Lösungen für dieses Problem geschaffen. So
ist das methodische Prinzip des Lastausgleichs ü-
48 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

ber Doppelschrägverzahnung oder Einfachschräg- 4. Äußere Axialkräfte werden durch den Druck-
verzahnung mit entsprechenden speziellen Axialla- kamm auf das Führungslager bzw. Schublager
gerungen aus dem Bereich der stationären Hoch- der langsamlaufenden Welle übertragen.
leistungsgetriebe bekannt. Für Getriebe mit kleinen 5. Es ist die Möglichkeit gegeben, Schrägungs-
und mittleren Leistungen haben sich diese Lösun- winkel über 15 Grad zu realisieren, sofern die
gen aufgrund der notwendigen Fertigungsgenauig- zulässige Pressung am Druckkamm eingehal-
keiten und den damit verbundenen Kosten bisher ten wird. Dadurch erhält man große Profil- und
nicht durchsetzen können. Sprungüberdeckungen (εα > 2; εβ > 4).
Der Hauptvorteil des Druckkammes liegt aber darin,
2 Druckkamm als Axiallastaufnahmeele- dass keine Axiallager an den schnelllaufenden
ment in der Getriebekonstruktion Wellen erforderlich sind. Dies ergibt geringere Ge-
Der Druckkamm wurde erstmals von der Firma triebeverluste und damit einen besseren Gesamt-
BBC im Jahr 1922 in einem stationären wirkungsgrad, insbesondere bei Getrieben mit ho-
Turbogetriebe für die Aufnahme des Axialschubes hen Leistungen (z.B. im Turbogetrieben). Gleich-
eingesetzt und patentiert /2/. Bild 2 stellt diese zeitig ist der Einsatz kleinerer Ölversorgungsanla-
konstruktive Lösung dar, welche bis heute gen möglich.
prinzipiell erhalten geblieben ist, obgleich Aufgrund der genannten Vorteile vergrößert sich
verschiedene konstruktive detailgestaltungen der Einsatzbereich des Druckkammes. Neben der
unterschieden werden können. ursprünglichen Anwendung in Turbogetrieben findet
er zunehmende Akzeptanz im Fahrzeuggetriebe-
bau.
Verschiedene konstruktive Ausführungen des
Druckkammes, wurden im Lauf der Zeit entwickelt
und den Betriebsbedingungen angepasst. Diese
unterscheiden sich hauptsächlich in der Befesti-
gungsart des Druckkammes auf der Welle.
Bild 3 stellt hinzu exemplarisch den Einsatz eines
Druckkamms in einem Verdichtergetriebe der Fa.
BHS dar. Aufgrund eines möglichen Drehrich-
tungswechsels werden stets beidseitig der Verzah-
nung Druckkämme angebracht.

Bild 2: BBC – Patent von 1922 zur Aufnahme


des Axialschubes von Schräg-
verzahnungen durch ein umlaufendes
„Druckglied“ (Druckkamm) /2/
Druckkämme

Der Einsatz eines solchen Druckkammes bietet fol-


gende Vorteile:
1. Entfall teurer und aufwendiger Axiallager bzw.
Entfall der zwar axialkraftfreien, aber teuren
und in ihrer Fertigung kritischen Pfeilverzah-
nungen.
2. Die Radpaarung benötigt wie bei der Doppel-
schrägverzahnung nur ein Führungslager, das
auf der Welle mit der geringsten Drehzahl an-
gebracht werden kann.
3. Durch die inneren Axialkräfte (Axialkräfte aus
der Verzahnung) tritt kein Kippmoment auf. Bild 3: Druckkämme eines Verdichtergetriebes
der Fa. BHS /3/
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 49
50 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

2.1 Druckkamm in Turbogetrieben und ande-


ren klassischen Getrieben
Turboverdichter (Bild 4) bzw. Turbogetriebe arbei-
ten meist in hohen Leistungsbereichen (s. Bild 1).
Der Leistungsbereich erstreckt sich von etwa
100 kW bei kleinen Einheiten bis etwa 15 MW, z.B.
bei großen Verdichteranlagen. Als Anwendungs-
beispiel wird bei Verdichtern die Antriebsdrehzahl
von 1500 U/min bzw. 3000 U/min durch ein einstu-
figes Stirnradgetriebe auf die Abtriebsdrehzahl ü-
bersetzt, die in einem Bereich von 10000 bis 50000 Bild 6: Kraftfluss bei der Gestaltungsvariante mit
U/min liegt. Absatz G1

Bild 7: Kraftfluss bei der Gestaltungsvariante mit


geteiltem Sicherungsring G2
Bild 4: Beispiel eines Turboverdichters: 1 Ver-
dichtergehäuse, 2 Stirnradgetriebe,
3 E-Motor /4/

Je nach Betriebsbereich wird der Druckkamm auf


der Welle unterschiedlich befestigt. Der einfache
Schrumpfsitz (Bild 5) ist geeignet für Anwen-
dungsfälle, bei denen der aufzunehmende Schub
und die Fliehkraftwirkung nicht allzu groß ist. Für
den Anwendungsfäffe mit hohen Schub- bzw.
Fliehkraftsbelastungen wird der Druckkamm mit
Zusatzelementen gegen axiales Wandern gesi- Bild 8: Kraftfluss bei der Gestaltungsvariante mit
chert. hinterem Absatz (bzw. mit geteilter unten-
liegender Hülse) G3

Bild 5: Kraftfluss bei der Grundgestaltung G0 Bild 9: Kraftfluss bei der geschweißten Gestal-
(Schrumpfsitz) tungsvariante G4
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 51

2.2 Druckkammtechnik im Fahrzeuggetriebe- methode, die neben der Erbringung des Tragfähig-
bau keitsnachweises auch eine Methode zur optimalen
Mit dem Ziel der Geräuschreduktion wurde im Jahr Gestaltung des Druckkammes für den jeweiligen
1996 erstmals von ZF Friedrichshafen die Druck- Einsatzfall anbietet. Die Berechnungsmethode
kammtechnik in schweren Nutzfahrzeuggetrieben muss ferner eine Abschätzung der Verformungen
eingesetzt. Der Druckkamm hat hier die Umstellung unter Last und Temperatur enthalten, weil zur Ge-
des ursprünglich geradverzahnten Planetengetrie- währleistung einer einwandfreien Kraftübertragung
bes auf Schrägverzahnung ermöglicht, damit in der Verzahnung, die Axialverformung des Druck-
konnte eine Geräuschreduktion im Mittel von 10 – kammes an der Kontaktstelle (je nach Verzah-
15 dB(A) erreicht werden. nungsqualität und maximalem Axialspiel) auf einen
minimal zulässigen Wert begrenzt werden muss.
Da der Kegelwinkel der Anlauffläche zwischen 0,5
und 2,5° liegen sollte, kann (aufgrund der üblicher-
weise hohen Drehzahlen, welche Umfangsge-
schwindigkeiten bis 200 m/s entsprechen) eine un-
zulässige axiale Verformung bereits zu Schwingun-
gen oder zu einem Zusammenbrechen des Dru-
ckes im tragenden Ölfilm führen. Als Orientierungs-
größen werden für die Auslegung minimale
Schmierspalte h0 von 5 bis 20 µm genannt und Ge-
samtspiele von ca. 10h0 bis 20h0 je nach Getriebe-
größe.
Die Tragfähigkeit und das Betriebsverhalten des
Druckkammes selbst wurde bisher wenig erforscht.
Trotz Untersuchungen von Peppler, Lundberg,
Bild 10: Druckkammeinsatz im Planetengetriebe Smetana und anderen Autoren bleibt die Bestim-
mit Schrägverzahnung; 1) Hauptwelle; mung der Klaffkraft wegen vieler vereinfachenden
2) Sonnenrad; 3) Druckkämme bzw. Axi- Annahmen noch fraglich. Das Ergebnis von Smeta-
alkraftaufnahme mittels Anlaufringen; 4) na repräsentiert das bisher beste mechanische Er-
Planetenrad; 5) Hohlrad /5/ satzmodell, es besitzt jedoch keine Allgemeingül-
tigkeit, da es sich auf die Lundberg-Theorie bezieht,
welche die Verformbarkeit von Nabe und Welle
3 Untersuchung am Grundmodell des
nicht eindeutig berücksichtigt.
Druckkammes
3.1 Stand der Technik
3.2 Analytische Untersuchung des Druck-
Der Druckkamm erfährt einen Axialschub durch die
kammverhaltens unter axialer Einzellast
Verzahnungskräfte bzw. zusätzliche, fremde Axial-
kräfte. Weiterhin tritt eine Belastung des Druck- Unter äußeren Belastungen findet jedes Volumen-
kammes durch Fliehkraftwirkung und durch Rei- element des Druckkammes nach entsprechender
bungswärme an der Kontaktstelle mit dem Rad auf. Verformung und Verdrehung einen neuen Gleich-
Diese bilden eine sehr komplexe Belastungssituati- gewichtszustand. Solange die Verbindung hält,
on, für welche bis heute keine allgemeingültige Be- müssen die bekannten Gleichgewichtsbedingungen
rechnungsmethode angeboten wird. Die Auslegung der Kontinuumsmechanik am Druckkamm, an der
erfolgt in der Regel nach internen Firmenrichtlinien Fügestelle und in der Welle erfüllt werden. Auf
aufgrund empirischer Erfahrungen an stationären jedes Volumenelement des Druckkammes sind die
Großgetrieben. Die Herausforderung besteht für Gleichgewichtsbedingungen nach der
den Konstrukteur darin, diese pauschalen und zur Kirchhoff´schen Theorie erfüllt. (Gl. 3-1)
Überdimensionierung führenden Auslegungsrichtli-
∇∇w( r ,ϑ ) = 0 (3-1)
nien zu ersetzen durch eine – die gegebenen Be-
Wobei w( r ,ϑ ) die Durchbiegung des Druckkam-
triebsbedingungen, die Geometrie, den Werkstoff
mes in Axialrichtung ist. Die an sich singuläre Ein-
und die Befestigungsart des Druckkammes berück-
zelkraft wird in Angleichung an den Beanspru-
sichtigende –mechanisch gestützte Berechnungs-
chungsansatz des Druckrings in eine Linienlast
52 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

transformiert. Diese Transformation erfolgt anhand Weiterhin ergibt die analytische Untersuchung,
einer Fourier-Entwicklung, welche zum zum Ergeb- dass das Biegemoment auf einem Winkel von ca.
nis in Gl. (3-2) führt: 115° wirkt und die Schubkraft qrz(r = rF) auf einem
Winkel von ca. 69°.
Fa 1 ∞

p( rL ,ϑ ) =  + ∑ Cos (n ⋅ ϑ ) (3-2)
π ⋅ rL  2 n =1 
3.3 Numerische Untersuchungen

Bild 11 stellt die Verteilung des Radialbiegemo- Anhand der FE Methode wurde das Verhalten des
mentes dar und das Bild 12 die Verteilung des Tor- Grundmodells unter axialer Belastung untersucht.
sionsmomentes im Druckkamm dar.

Bild 13: FE-Modell des Grundmodells des Druck-


kammes

Die numerische Untersuchung ergibt, dass eine


gefügte Verbindung mit einem Reibwert von ca.
0,2, belastet auf ca. 75% ihrer Höhe, bei einer Axi-
allast zwischen 17% bis 36% ihrer axialen Rutsch-
kraft klafft.
Bild 11: Bezogenes Biegemoment mr/Fa
0.2

-0.2

-0.4
[Sr/pF]

-0.6

-0.8

-1

-1.2
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8
Bezogene Axialkraft [Fa/FR]

Bild 12: Bezogenes Torsionsmoment mϕr/Fa QA = 0,4 QA = 0,45 QA = 0,5 QA = 0,6

Bild 14: Einfluss der Nabensteifigkeit auf die Klaff-


Die Bilder 11 und 12 zeigen, dass das Biegemo- kraft. (DF = 73 mm; lF/DF = 0,3; U/DF =
ment mr und das Torsionsmoment mϕr sich gegen- 2,2‰; µ = 0,2)
seitig in der Verteilung wechseln. Bei ϕ = 0 ist das
Torsionsmoment gleich Null und an dieser Winkel- Die Klaffkraft ist hauptsächlich von der Steifigkeit
position ist das Biegemoment maximal. des Druckkammes (Durchmesserverhältnis QA) ab-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 53

hängig. Ihr Verhältnis zur axialen Rutschkraft (Bild Die Zunahme der Verformung nach dem Klaffen ist
15) nimmt mit der Erhöhung des Übermaßes ab. auf eine Änderung der Randbedingungen von einer
Festeinspannung zur Loslagerung zurückzuführen.
0.4
Das Verhältnis des Biegemomentes an der Fü-
0.35 gestelle zur Axialkraft beim Klaffen liegt zwischen
0,32 und 0,5.
0.3
Eine Änderung der Verbindungsbreite ändert das
0.25 Verhältnis der Klaffkraft zur axialen Rutschkraft
(Fk/FR) maximal um max. 15%. Dies bedeutet, dass
[Fk/FR]

0.2
in erster Annäherung das Verhältnis Fk/FR unab-
hängig von der Breite für lF/DF bis 0,5 ist.
0.15
Die Klaffkraft ändert sich stark mit der Position der
0.1 Krafteinleitung. Eine Reduzierung der Position auf
25% der Nabenhöhe führt zu einer Erhöhung der
0.05
Klaffkraft bis zu 50% der axialen Rutschkraft.
0
0.4 0.8 1.2 1.6 2 2.4 2.8 3.2
Bezogenes Übermaß[U/DF in %0 ] 3.4 Experimentelle Untersuchungen
QA = 0,4 QA = 0,45 QA = 0,5 QA = 0,6
Es wurde ein universeller Prüfstand entwickelt und
in der Institutswerkstatt komplett gefertigt. Der Prüf-
Bild 15: Einfluss des Übermaßes U auf die Klaff-
stand ist universell, weil statische und dynamische
kraft Fk; (DF = 73 mm; lF/DF = 0,3; µ = 0,2)
Versuche ohne aufwendige Umstellungen durch-
geführt werden können – er ist also auch für die
Die Verformung der Nabe verläuft nicht linear mit Durchführung weiterer Untersuchungen zum Be-
der Axialkraft über den gesamten Belastungsbe- triebsverhalten des Druckkammes geeignet. Er
reich. Sobald die Nabe klafft, nimmt die Verformung wurde so entwickelt, dass die Axialkraft Fa, die
zu. Bei Einsetzen des Klaffens liegt die bezogene Durchbiegung der Nabe in axialer Richtung und die
Verformung wr/w0 bei ca. 1. Bei der analytischen Klaffkraft online gemessen werden können.
Untersuchung lag sie bei ca. 0,8 bei Ansatz einer
unendlich steifen Welle.

1.6 0.8

1.4

1.2 0.6
Bezogene Verformung [w r/w 0]

1
Verformung w r [mm]

0.8 0.4

0.6

0.4 0.2

0.2

0 0
0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7
Bezogene Axialkraft [Fa/FR]

(w r/w o)_0,9DF (w r/w o)_1DF w r_0,9DF w r_1DF

Bild 16: Verformung wr in Abhängigkeit der Axial-


kraft Fa; (DF = 73 mm; QA = 0,5; U/DF =
2,2‰; µ = 0,2)
Bild 17: Gesamte Ansicht des Druckkammprüf-
standes ohne Rechner
54 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Seine technische Eckdaten sind:


Axialkraft Fa von 0 bis 500 kN; Wellendurchmesser
DF bis 90 mm und DaA bis 200 mm. Antriebsleistung
15 kW, variable Drehzahl von 0 bis 39 U/min.
Während der Aufbringung der Axialkraft wird die
Durchbiegung mittels Wegaufnehmer registriert und
das Klaffen des Druckkammes anhand des in einer
Messbohrung der Welle applizierten Öldrucks ü-
berwacht.

Bild 19: Verformung wr in Abhängigkeit der Axial-


-0.1
kraft Fa; (DF = 73 mm, QA = 0,5)
-0.2

-0.3

-0.4
[mr/Fa]

-0.5

-0.6

-0.7

-0.8

-0.9
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25 0.3 0.35 0.4
Bezogene Axialkraft [Fa/FR]

QA = 0,4 QA = 0,45 QA = 0,5 QA = 0,6

Bild 20: Verformung wr in Abhängigkeit der Axial-


Bild 18: Klaffkraft Fk und Anschlussbiegemoment
kraft Fa; (DF = 73 mm, QA = 0,5)
mrF in Abhängigkeit von der Nabensteifig-
keit QA; DF = 73 mm, lF/DF = 0,3; QA = 0,5;
U/DF = 2,2‰
2.5

Die experimentellen Ergebnisse für die üblichen


Nabendurchmesserverhältnisse ergeben einen Be-
reich für die Klaffkraft von Fk = 0,17FR bis 0,26FR 2

und für das Biegemoment einen Bereich von


Bezogene Klaffkraft [F k/FkG0]

mrk = 0,31Fa bis 0,49Fa. Dieses Ergebnis ist kon-


form mit den Ergebnissen der numerischen Unter- 1.5

suchung.

3.4.1 Einfluss der Gestaltung auf das Verhalten


des Druckkammes
Die experimentellen Ergebnisse (Bild 21) zeigen 0.5

G0 G1 G2 G3 G4
auch eine Möglichkeit der Erhöhung der Klaffkraft
durch die Gestaltung des Druckkammes. Die vier Bild 21: Einfluss der Gestaltung auf die Klaffkraft;
Gestaltungsvarianten G1, G2, G3, G4 wurden nu- G0 = Grundgestaltung; G1 = Gestal-
merisch und experimentell untersucht. Bild 19 und tungsvariante mit Absatz; G2 = Gestal-
Bild 20 zeigen die Beanspruchungsverteilung zwei tungsvariante mit geteiltem Sicherungs-
exemplarisch ausgewählten Verbindungen an. Die ring; G3 = Gestaltungsvariante mit geteil-
Gestaltung mit einem geteilten Sicherungsring führt ter untenliegender Hülse; G4 = ge-
nahezu zu einer Verdopplung der Klaffkraft. schweißte Gestaltungsvariante
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 55

4 Dimensionierung des Druckkammes chung beitragen. Je nach Hülsenlänge kann die


Die Auswertung der rechnerischen und experi- Beanspruchung bis zu einem Faktor von ca. 1,2 re-
mentellen Ergebnisse erlaubt eine überschlägige duziert werden. Weiterhin stellt diese Untersuchung
Dimensionierung des Druckkamms nach folgender dar, inwieweit die Gestaltung der Verbindung des
Gleichung Druckkammes das Betriebsverhalten d.h. die Klaff-
kraft beeinflussen kann. Dabei wird eine Erhöhung
Fk = FR ⋅ k R ⋅ kξ ⋅ k P (4.1) der Klaffkraft um so mehr erreicht, je besser die
Befestigungsart eine feste Einspannung des Druck-
mrk = Fk ⋅ k Q (4.2) kammes abbilden kann. Die Gestaltungsvariante
Die entsprechenden Faktoren sind: mit einem axialen Sicherungsring ergibt nahezu ei-
ne Verdopplung der Klaffkraft im Vergleich zu der
FR = µ ⋅ π ⋅ DF ⋅ l F ⋅ p F (4.3) Grundgestaltung. Damit ist die Realisierung einer
hohen Betriebsdrehzahl möglich. Weiterhin konnte
k R = 0 ,6 ⋅ Q A − 0 ,05
festgestellt werden, dass im Fall eines geschweiß-
−0 ,25 ten Druckkammes die Schweißnaht bei ks= 1,5
U 
kξ = 1 ,24 ⋅   (ks = lsch/lF0; Position der Schweißnaht lsch zu der
 DF  Nabenbreite lF0) positioniert werden sollte, um die
U ist das durchmesserbezogene Übermaß in µm Biegespannungen an der Schweißnaht zu minimie-
−0 ,66
ren. Die Schweißnaht wird dann hauptsächlich
h  durch axiale Schubkräfte und Fliehkräfte belastet.
k P = 0 ,9 ⋅  L 
 h Wenn man mit geringen Sicherheitsfaktoren die
hL ist die Höhe des Lasteingriffes und h die Höhe Verbindung auslegen möchte, sollte der Übermaß-
der Nabe verlust an der Fügestelle durch die Wärmeeinwir-

k Q = −0 ,86 ⋅ (Q A − 1 )
kung berücksichtigt werden, welcher bei hohen Öl-
filmtemperatur (ca. 100°C) ca. 0,2‰ des Füge-
Der Vergleich der so abgeschätzten Klaffkraft ergibt durchmessers betragen kann.
innerhalb des Untersuchungsraumes dieser Arbeit Die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Un-
eine Abweichung von 0,8% zu den Messwerten und tersuchungen in den abgeschätzten Formeln
eine Abweichung von 2,6% zu den FE-Werten. (Gl. 4.1 und Gl. 4.2) ermöglicht es dem Konstruk-
teur, die Belastungen an der Fügestelle besser zu
bestimmen und damit eine beanspruchungsge-
5 Zusammenfassung rechte Dimensionierung des Druckkammes vorzu-
Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes haben nehmen.
gezeigt, dass die Klaffkraft Fk eines Axialkraft-
belasteten Druckkammes ebenso wie die axiale
6 Literatur
Rutschkraft FR eines klassischen Pressverbandes
von seiner Radial- bzw. Biegesteifigkeit abhängig /1/ Dietz, P.; Mupende, I.: Druckkämme unter
ist. Aufbauend auf diesem Sachverhalt kann die instationärer Axialkraftbelastung, Abschluß-
Klaffkraft üblicher Druckkämme im Verhältnis zur bericht zum Forschungsprojekt DFG, Di
zugehörigen Rutschkraft FR angegeben werden. 289/24-1, Juli 2003
Für gängige geometrische Abmessungen, wie sie in /2/ AG Brown, Boveri & Cie in Baden, Schweiz:
den Untersuchungen betrachtet wurden, ergibt sich Stirnrädergetriebe mit einseitiger Schrauben-
eine Klaffkraft von ca. 0,17FR bis 0,35FR. Die zuge- verzehnung, P: 401652, 1922
hörigen Radialbiegemomente an der Fügestelle lie- /3/ BHS Werk Sonthofen.; Technische Informa-
gen zwischen 0,3Fa und 0,5Fa, wobei Fa die Axial- tion: BHS – Turbo – Stirnradgetriebe mit
kraft repräsentiert. Druckkamm
/4/ Theissen, J.; Tenbrock, S.: Rechnereinsatz
Im Moment des Klaffens ergibt sich an der auflie-
bei Konstruktion von Turbogetrieben; An-
genden Nabenkante einer Erhöhung der Beanspru-
triebstechnisches Kolloquium, 1987
chung (Erhöhung der Vergleichsspannung) bis zum
/5/ ZF Friedrichshafen AG, Friedrichshafen: Fü-
ca. 2,3fachen der Spannungen durch die Montage.
her, G.; Osterloff, K.; Schreiner, F.: Plane-
Eine Gestaltung der Nabe mit zusätzlicher Hülse
tengetriebe, P: DE 42 16 397 A1, 1993
kann zu einem Abbau dieser Spitzenbeanspru-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 55

Nichts Wissen macht was


- Potenzial und Perspektiven von Wissensmanagement -

Düsing, C., Müller, D.

Die zunehmende Veränderung von Unternehmens- Modell einer Unternehmensstruktur. Es stellte die
strukturen verändert den Umgang mit Unterneh- hierarchische Struktur, eine klare Aufgabenteilung
mensressourcen. In der Zukunft wird das Wissens- sowie klar definierte Regeln und Prozesse vor. In
potenzial der Firma zunehmend auch als das Un- seinem Ansatz verknüpfte Weber die Stärke des
ternehmenskapital betrachtet werden. Dieser Artikel Managers mit dem Wissen, welches dieser innehat,
gibt einen Überblick über die Historie und den aktu- die so genannte „imperative Kontrolle“.
ellen Stand des Einsatzes von Wissensmanage- In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts
ment in der Industrie und einen Ausblick über zu- führte die enorme Expansion und die Entwicklung
künftiges Nutzungspotenzial. von Großkonzernen zu einem extensiven For-
The change of organisational structures deploys the schungsbedarf in den Bereichen Führung, Mana-
interaction with companies resources. In future the gement, Organisationstheorien und Kapitalismus
knowledge of a company will be in equivalence with /2/. Zahlreiche Modelle sprossen aus dem Boden
the capital of the Enterprise. This article illustrates der wissenschaftlichen Grundforschung in diesen
the history and actual status of applied knowledge Bereichen. Allen jedoch war gemeinsam, dass die
management and gives an outlook on the emerging Unternehmensstrukturen zunehmend dehnbarer
potential of usage. und arbeitnehmerfreundlicher definiert wurden.
Heutzutage werden die Wege immer kürzer, die
1 Historie von Unternehmensstrukturen und Unternehmen expandieren auch in horizontaler
Wissensmanagement Richtung, die Informations- und Kommunikations-
möglichkeiten überrennen uns und die Abhängig-
Der Erfolg der menschlichen Rasse in ihrer zehn-
keiten aller dieser und weiterer Faktoren nehmen
tausendjährigen Entwicklung ist im Wesentlichen
immer weiter zu. Erfolg und Misserfolg von Unter-
durch zwei Faktoren bestimmt: Die Effektivität ihrer
nehmen stehen auf den (tönernen?) Füßen von
Organisationsstrukturen und die Erfassung,
jahrzehntelang gewachsenen Strukturen. Um mit-
Verbreitung und der Einsatz von Wissen. Lange
einander in diesem hart umkämpften Umfeld kon-
Zeit wurden diese Faktoren unabhängig voneinan-
kurrieren und überleben zu können, muss das zu-
der betrachtet. Organisationssysteme und deren
meist technologische Potenzial der Firmen effizient
interne Strukturen und zugeordnete Rollen ermögli-
mit dem Potenzial des Wissens ihrer Mitarbeiter
chen eine effiziente Interaktion mit der Umgebung
verknüpft werden.
und eine optimierte Erreichung bestimmter Ziele.
Seitdem der Mensch als Jäger und Sammler auf Dieser Gedanke war der Anstoß eines Spiels na-
der Erde ist, kann er sich durch die Effizienz sol- mens Wissensmanagement, welches in den frühen
cher Organisationsstrukturen behaupten. Die zu- neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts Einzug
nächst sehr vage definierten Organisationssysteme hielt. Jedoch steckt diese Disziplin und insbesonde-
nahmen, abgesehen von religiösen Gemeinschaf- re ihre Anwendung, sowie der konsequent ersichtli-
ten, erst mit Beginn der industriellen Revolution che Nutzen für die Unternehmen immer noch in ih-
deutlich konkretere und genauer definierte Struktu- ren Kinderschuhen. In der Regel fehlt aber auch in
ren an. Die Entstehung großer Firmen in den Bran- vielen Unternehmen jegliches Verständnis für Wis-
chen Öl, Eisenbahn, Stahl und Automobile erfor- sensmanagement. Allzu oft wird dies mit dem fest-
derten die ersten genaueren Auseinandersetzun- stehenden Begriff des Knowledge Engineering ver-
gen mit den Strukturen der Organisationen und de- wechselt, in der Bedeutung ist meist jedoch nichts
ren Abbildung. anderes gemeint als ein Dokumentenmanagement
mit wenig erweiterten Funktionalitäten.
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts wurde
von Max Weber das so genannte „Bürokratische Wissensmanagement bedeutet im ursprünglichen
Modell“ entwickelt /1/. Dieses war das erste formale Sinne jedoch weit mehr. Es ist zum einen eine Phi-
losophie, die vom Unternehmen, insbesondere sei-
56 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

ner Führung, gelebt werden muss, um erfolgreich doch nach /4/ auch schon 85 % der Kosten eines
zu sein. Dies nennen wir das Wissensmanage- Produktes determiniert (Bild 1).
ment-Paradigma. Zum anderen bedingt es jedoch
auch durch seinen integrativen, aber allumfassen-
den Charakter eine Veränderung der unterneh- 100 %

mensinternen Strukturen und Philosophien. Dies ist


ein Schritt den viele Unternehmen auf Grund der Produktwissen

Kinderschuhe nicht zu beschreiten wagen. Diese Kosten


50 %

Umstrukturierung der Geschäftsprozesse (engl.:


Business Process Reengineering, BPR) wurde von
Michael Hammer als „die fundamentale Überarbei-
tung und radikale Neustrukturierung der Geschäfts-
prozesse um dramatische Verbesserungen in kriti- Produkt-
planung
Konzeption Entwicklung
Ausarbeitung
Prototyp
Fertigung
Fertigung
Vertrieb
Verwendung
Support
Produktablösung
Entsorgung

schen, aktuellen Leistungsfaktoren zu erreichen“ /3/


beschrieben.
Bild 1: Produktwissen und determinierte Kosten
/2/ haben diese Idee aufgegriffen und vor ihrem in Abhängigkeit vom Produktlebenszyklus,
geistigen Auge fortgeführt. Die konsequente Fort- nach /5/
setzung dieser Strategie führt zu einem vollständig
wissensbasierten Unternehmen, welches sie be-
reits für das Jahr 2020 prognostizieren. Die Haupt- Bezieht man jedoch in den Kontext der Leute die
faktoren eines solchen Unternehmens, Lernen, Wissen über ein Produkt erfahren, entsprechend
Wissen und Organisationsintelligenz, werden die- einer umfassenden Definition eines Produktlebens-
sen Firmen einen entscheidenden Wettbewerbs- zyklus auch die Kunden, Benutzer, Monteure oder
vorteil gegenüber den Mitstreitern liefern. Verkäufer mit ein, so ergibt sich ein erweitertes
Wissenspotenzial. Da dieses sich jedoch nicht di-
Nun mag der geneigte Leser den Zeitpunkt für die-
rekt auf aktuelle Produkte auswirken kann, ist der
se Prognose für deutlich verfrüht halten, doch so
Einfluß insbesondere bei der Konstruktion von Va-
stimmt er gewiss zu, dass der Inhalt der Aussage
rianten oder Nachfolgeprodukten zu sehen. Bei
später sicherlich zutreffen werde.
konsequenter Anwendung von Wissensmanage-
Somit bleibt für die Unternehmen die Herausforde- ment ist hier ein deutliches Potenzial zu erkennen,
rung den Einsatz gezielter Wissensmanagementlö- welches den Unternehmen entscheidend hilft die
sungen und in Konsequenz die Umstrukturierung Qualität zu verbessern, Entwicklungszeiten zu ver-
der Unternehmensstrukturen (engl.: BPR, business kürzen und in Folge die Kosten zu reduzieren.
process re-engineering) zum exakt richtigen Zeit-
Wird nun das Wissen der Mitarbeiter des Unter-
punkt, jedoch in jedem Fall vor dem Konkurrenten,
nehmens, der Benutzer, Verkäufer, Kunden usw.
zu propagieren und durchzuführen.
erfasst, so kann es in einer Art Wissensdatenbank
abgelegt, verwaltet und gezielt der Benutzung zu-
2 Das Potenzial eines Unternehmens ist geführt werden. Es ist natürlich nicht möglich, dies
sein Wissenspotenzial in einer infinitesimalen Granularität zu tun, so dass
Die Frage des Einsatzes von Wissensmanagement immer ein restliches Produktwissen in den Köpfen
in Unternehmen ist zunächst die Antwort auf die der Personen zurückbleibt. Das Wissen eines Un-
Frage nach der möglichen Kosteneffektivität, ohne ternehmens setzt sich folglich aus dem Individual-
andere Aspekte wie zum Beispiel Steigerung der wissen seiner Mitarbeiter und dem in der Wissens-
Qualität oder Verkürzung der Entwicklungszeiten datenbank vorhandenen Wissen zusammen.
mit einzubeziehen. Stellt man das Wissen über ein Wie groß mag jedoch der realistische Anteil des für
Produkt dem Produktlebenszyklus gegenüber, so die Entwicklung von Produkten relevanten Wissens
ist festzustellen, dass das Gros (ca. 80%) des Pro- in einer solchen Datenbank sein? Je nach Typ des
duktwissens in den Phasen der Produktentwicklung Unternehmens kann dies zwischen wenigen Zeh-
bis hin zur Fertigung liegt. Dies ist zumeist Exper- nerprozent bis über fünfzig Prozent variieren.
tenwissen von Entwicklern und Konstrukteuren aller Dieses Produktwissen stellt somit einen wesentli-
Fachrichtungen. Bis zu diesem Zeitpunkt sind je- chen Bestandteil des Unternehmenskapitals dar,
aus dem das Unternehmen schöpfen und mit dem
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 57

es effizient arbeiten kann. Dieser Wissensvor- folgender Argumente einen Wettbewerbsvorteil


sprung gibt den entscheidenden Vorteil gegenüber verschafft:
Mitbewerbern und befreit von der Abhängigkeit von • Verbesserung der Produktqualität
bestimmtem Personal (respektive deren Wissen).
• Verkürzung der Entwicklungszeiten
Wesentliche Vorteile ergeben sich somit bei der
• Effizienterer Einsatz des Personals
Nutzung des Wissenspotenzials in der Entwicklung
von Folgeprodukten. Die Entwicklung von Produk- • Frühere Prognostizierbarkeit der Kosten
ten auf einem verstärkt höheren Wissensniveau • Kostenreduktion und –einsparung
führt zu verkürzten Entwicklungszeiten und Opti-
mierung der Entwicklungsprozesse. Zusätzlich da-
zu wird ein kontinuierlicher Wissenszuwachs geför- 3 Der unternehmerische Einsatz
dert. Der Anteil des Individualwissens am Unter- Macht man sich Gedanken um den Einsatz von
nehmenswissen sinkt somit. Dadurch ist es mög- Wissensmanagement in Unternehmen, so scheint
lich, die Mitarbeiter in ihren persönlichen Stärken zu es unerlässlich sich exakter mit den domänenspe-
unterstützen und zu fördern und zielgerichteter ein- zifischen Begrifflichkeiten zu beschäftigen. Oftmals
zusetzen. ist die Interpretation der Begriffe sehr weitläufig. So
Es gibt zudem einen weiteren wesentlichen Faktor, wird in praxi die sich unter dem Namen Wissens-
die determinierten Kosten, welcher sich in Folge management aufgeführte Anwendung ausdehnen
der Anwendung von Wissensmanagement verän- von der Benutzung simpler, statischer Dokumen-
dert. Auf der einen Seite können die Kosten früher, tenarchive bis hin zur prototypischen Umsetzung
auf der anderen Seite deutlich exakter prognosti- kompletter wissensbasierter Unternehmen. Die
ziert werden. Dies bedeutet, dass das Unterneh- Wissenschaft, die sich mit dem Wissensmanage-
men zu einem früheren Zeitpunkt mehr Planungssi- ment beschäftigt, verlangt jedoch eine exakte Defi-
cherheit gewinnt, was als eindeutiger Wettbe- nition der Begriffe und Strukturen und ebenso de-
werbsvorteil zu bewerten ist. ren exakte Interpretation in der Anwendung umzu-
setzen.
/7/ definiert „Wissensmanagement wendet das ge-
meinsame Wissen und die Möglichkeiten der ge-
samten Arbeitskraft an, um spezifische Unterneh-
mensziele zu erreichen“. Diese Definition liefert die
eigentliche Motivation von Unternehmen für den
Einsatz dieser Disziplin:
Durch Steuerung des Potenzials ist eine Ver-
besserung der Produktivität zu erreichen.
Nun bedarf es aber auch neben der exakten Defini-
tion der Begriffe und Strukturen (Ontologie), zu-
sätzlich der Definition der strategischen, unterneh-
merischen Ziele, um Erfolg zu versprechen. Diese
Ziele liegen in den Bereichen Geschäftsprozesse,
Wettbewerb, Kundenbeziehungen und Kernkom-
Bild 2: Wertschöpfung aus Wissenskapital, aus /6/
petenzen. In

Bild 2 stellt den Zusammenhang zwischen ver- Bild 3 wird ein Beispiel für eine Festlegung der
schiedenen Einflussfaktoren und deren Abhängig- strategischen Unternehmensziele nach /8/ darge-
keiten zur Wertschöpfung aus dem Wissenskapital stellt. Der Einsatz und die Anwendung von Wis-
dar. Das Wissenskapital ist eine Kombination der sensmanagement hat sich entsprechend dieser
oben dargestellten Einflussfaktoren und kann somit Prioritisierung zu orientieren.
auch nicht explizit und sofort als monetäres Äqui- Die eigentlichen Probleme bei der Umsetzung ei-
valent angegeben werden. Entscheidend ist jedoch nes Wissensmanagementkonzepts in Unternehmen
zunächst, dass der Einsatz von Wissensmanage- liegen jedoch nicht im technischen Bereich.
ment in fertigenden Unternehmen diesen auf Grund
58 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

eingesetzt wird, ist hier insbesondere das Problem


der Redundanz und Inkonsistenz der Daten zu se-
hen. Ein Austausch von wissensrelevanten Daten
scheint auf Grund proprietärer Schnittstellen und
mangelnder Datenaustauschstandards in diesem
Bereich schier unmöglich.
Der Bedarf der Industrie an übergreifenden Schnitt-
stellenstandards, welche nicht nur auf dem Aus-
tausch von Dateien basieren, sondern den Einsatz
zentraler Datenbibliotheken ermöglichen, ist dem-
zufolge hoch. Aktuelle Forschungsvorhaben be-
schäftigen sich zunehmend mit dieser Thematik.
Verschiedene Referenzmodelle zur Beschreibung
unternehmensübergreifender Produktbeschreibun-
gen sind aktuell in der Entwicklung, jedoch be-
Bild 3: Schwerpunkte des Wissensmanagement- schränken sich diese Modelle zumeist auf be-
einsatzes, nach /8/ stimmte Domänen, wie zum Beispiel Maschinenbau
oder elektrische Anlagen.
Durch die Anwendung modularer Standards zur
Vielmehr haben die Firmen kulturelle oder organi-
Produktbeschreibung wird es möglich sein, spe-
satorische Barrieren zu überwinden, um das Wis-
zielle, produktbezogene Informationsmodelle zu
sen innerhalb und ausserhalb der eigenen Organi-
kombinieren, welche auch den Anforderungen für
sationsstrukturen zu erfassen, verwalten und ge-
ein unternehmensübergreifendes Wissensmana-
zielt zu verbreiten.
gement entsprechen.
Aus rein technischer Sicht werden aktuell viele un-
terschiedliche Produktwissensmanagementsysteme
in der Industrie eingesetzt. Diese sind jedoch in der 4 Umsetzungsproblematik
Regel sehr spezifisch und in ihrer Anwendung sehr Die Einführung von Wissensmanagement in erwei-
eingeschränkt. Ein wirklicher, unternehmensüber- terte Unternehmen ist nicht einfach mit der Einfüh-
greifender Einsatz scheint gar nicht möglich. rung von zum Beispiel neuen Softwaresystemen zu
Die meisten dieser Systeme sind nichts anderes als vergleichen. Es kommen hier vermehrt andere As-
Daten- beziehungsweise Informationsverwaltungs- pekte zum tragen, welche neue Probleme der Um-
systeme auf statischer oder dynamischer Basis. So setzung in den Unternehmen hervorrufen könnten.
werden zwar Informationen des Unternehmens er- Die Erfolg versprechende und konsequente Umset-
fasst, aber die eigentlichen Wissenszusammen- zung in einer Firma beginnt mit einer Änderung der
hänge fehlen. Damit bleibt der unternehmerische Unternehmensphilosophie. Die Leitung der Firma
Nutzen stark eingeschränkt und Potenzial wird ver- muss den „Wissensmanagementweg“ vorleben und
schwendet. bis in die untersten Strukturen übertragen – das
Andere Systeme, wie zum Beispiel aktuelle CAx- Wissensmanagement-Paradigma. Dadurch wird die
Anwendungen, haben sich in den letzten Jahren Akzeptanz und Motivation bei den Mitarbeitern er-
vermehrt den Begriff des Wissensmanagements reicht und gefördert.
auf die Fahnen geschrieben. Jedoch ist bei diesen Es ist zudem unerlässlich in den Firmen neue Posi-
Systemen die eigentliche Umsetzung meist auf die tionen zu schaffen, welche den Wissensmanage-
Verwaltung von Informationen beschränkt. Es han- menteinsatz einführen, durchführen und repräsen-
delt sich dabei somit um spezielle Anwendungs- tieren. Positionen dieser Art sind zum Beispiel die
systeme mit Produktdatencontainern erweiterter eines Hauptwissensmanagers. Inzwischen ist in
Funktionalität. Selbst wenn hier der wissensba- vielen Großunternehmen eine solche Position
sierte Ansatz immer stärker in den Vordergrund schon besetzt, wenn auch oftmals unter anderen
rückt, so handelt es sich gerade bei diesen Syste- Bezeichnungen. Diese repräsentieren die Kern-
men immer nur um Insellösungen. Da gerade im kompetenzen des Wissensmanagement im Unter-
Bereich der Produktentstehung eine überabzählbar nehmen und generieren die Konzepte zur Ein- und
große Anzahl von Produkten und deren Derivaten Durchführung.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 59

Weitere Positionen wie zum Beispiel die des Wis- • Unterstützung des Produktlebenszyklus (Das
sensingenieurs werden benötigt, um die eigentli- Wissen soll nicht auf eine Phase beschränkt
chen administrativen Aufgaben des Wissensmana- sein, sondern den gesamten Lebenszyklus
gement durchzuführen. Sie kooperieren mit allen umfassen)
Abteilungen des erweiterten Unternehmens und
stehen den Mitarbeitern als Ansprechpartner zur
5 Ziele und Anforderungen
Verfügung. Sie stellen in Zusammenarbeit mit den
technischen Abteilungen die Infrastruktur zur Ver- In Anbetracht des letzten Kapitels scheint sich der
fügung. Leser die Frage zu stellen, ob eine Umsetzung von
Wissensmanagement in Unternehmen überhaupt
„Think big – start small“ – Die Einführung eines sol-
rentabel, praktikabel und durchführbar ist und ob es
chen Konzepts sollte immer in kleinen, dedizierten
überhaupt hält, was es einem verspricht?
Bereichen beginnen, ohne jedoch die Übersicht ü-
ber das Gesamtkonzept zu verlieren. Diese Einfüh- Diesbezüglich sollte die zukünftige Aufgabenstel-
rungsbereiche können entsprechend der Ausrich- lung klar definiert werden als: "Die Erstellung eines
tung des Unternehmens industriell anwendbaren, produktlebenszyklusüber-
( greifenden Produktwissensmanagementkonzepts
für erweiterte Unternehmen“.
Bild 3) ausgewählt werden. Dementsprechend ist Die Umsetzung eines solchen Systems erzwingt
aber auch die Einführung und Umsetzung von Wis- dann jedoch folgende Hauptaufgaben, welche als
sensmanagement in Unternehmen stets als lang- Kernanforderungsliste für die Systemspezifikation
fristiger Prozess zu betrachten. Dies gilt insbeson- zu verstehen sind:
dere in Bezug auf das Return on Investment. Es ist
• Definition der Grenzen des Wissensmanage-
nicht sofort nach der Einführung eine direkte Aus-
mentsystems als eine industriell praktikable
zahlung zu erwarten. Jedoch sollte bereits nach ei-
Anwendung
nigen Monaten bis Jahren eine Steigerung der
Qualität und somit in Konsequenz auch eine Re- Ziel dieser Aufgabe ist es, die Bereiche des zu
duktion der Kosten zu erkennen sein. entwickelnden Wissensmanagementsystems
exakt zu definieren. Der Kompromiss zwischen
Was aber ist mit den über Jahre gewachsenen und
übergreifender Abdeckung des Produktwissens
optimierten Geschäftsprozessen der Firma? Die
und genügend genauem Detaillierungsgrad
Devise ist: Unterstützen, nicht verhindern! Ein
muss hier gefunden werden. Nur so ist es mög-
Kernpunkt der Umsetzung ist somit immer eine
lich, bei einer großen Funktionalität die An-
Eingliederung in die Geschäftsprozesse derart,
wendbarkeit durch den Benutzer beizubehal-
dass diese durch die Benutzung von Wissensma-
ten.
nagement gezielt gefördert werden können.
• Definition der Kernbegriffe und Aussagen
Das wesentliche Problem bei der Umsetzung von
Wissensmanagement in Unternehmen ist aber der Die zur Zeit oftmals mangelhafte Umsetzung
Mangel an Möglichkeiten das Wissen innerhalb der eines Wissensmanagementkonzepts ist bedingt
Struktur eines erweiterten Unternehmens zu erfas- durch die Mehrdeutigkeit und Fehlinterpretatio-
sen und gezielt zu verbreiten. Gründe dafür sind: nen von Kernbegriffen. Somit ist es nur möglich
ein solch komplexes Konzept auf die Füße ei-
• kulturelle Aspekte
ner exakten Begriffsdefinition zu stellen, wel-
• Aspekte der Sicherung von Wissen als Unter- ches bindend ist für das gesamte erweiterte
nehmenskapital (IPR, engl.: Intellectual Pro- Unternehmen, und dessen Beachtung explizit
perty Rights) bestimmt werden muss, um Erfolg gewährleis-
• Zugänglichkeit von Wissen (einfache Speiche- ten zu können.
rung und Bereitstellung) • Definition der Rollen des Konzepts
• Verwaltung des Wissens (Erfassung, Siche- In großen Betrieben sind Workflow- und Pro-
rung, Archivierung, etc.) zessmanagementsysteme weit verbreitet. Auf
• Möglichkeiten der Verknüpfung des Wissens der bereits bekannten Systematik der Verwen-
mit unternehmesinternen Systemen und Pro- dung von Rollen seien für das Wissensmana-
zessen gementkonzept Rollen von Akteuren definiert,
welchen die verschiedensten Aufgaben des
60 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Wissensmanagement exakt zugeordnet wer- 7 Literatur


den. /1/ Kieser, A.: Max Webers Analyse der Büro-
• Definition der Spezifikationsmodelle zur Imple- kratie, Organisationstheorien, S. 39-64, he-
mentierung rausgegeben von A. Kieser. Stuttgart 1999.
Zur Entwicklung und Implementierung ist es /2/ Bennet, D., Bennet, A.: The Rise of Know-
unerlässlich Spezifikationsmodelle zu ent- ledge Organisation, The Catalyst for Electro-
wicklen, welche die Struktur und Aufgaben des nic Government, Wien, VA: Management
zukünftigen Systems definieren. In diesem Auf- Concepts 2001
gabenfeld müssen Modelle zur Produktbe- /3/ Hammer, M., Champy, J.: Reengineering the
schreibung, zum Wissensmanagement und zur Corporation, New York, Harper-Collins Publi-
Organisationsstruktur eines erweiterten Unter- sher, 1993
nehmens entwickelt werden. Diese Modelle /4/ Gebhardt, Andreas: Rapid Prototyping, Carl
müssen in geeigneter Art und Weise miteinan- Hanser Verlag, 1996
der verknüpft werden. /5/ Dietz, P., Penschke, S., Ort, A.: Strategies
• Schutz des geistigen Eigentums for Product Knowledge Management and
Feedback to Design – Application Examples,
Eine zentrale Wissensdatenbank, in der das
Workshop Product Knowledge Sharing and
Wissen verschiedenster Personen, Abteilungen
Integration, 17.-18.4.1997 Sophia Antipolis
und Unternehmen zusammenläuft, bedingt
zwangsweise, dass dieses Wissen im Sinne /6/ Teece, D. J.: Knowledge and Competence as
geistigen Eigentums besonderen Schutz be- Strategic Assets, in Handbook on Knowledge
darf. Neben vertraglichen Festlegungen ist hier Management 1, Seiten 129-152, Springer
auch insbesondere die technische Seite ge- Verlag, 2002
fragt, welche die entsprechende Infrastruktur /7/ Plunkett, P., T. (Editor): Managing Knowled-
zur Verfügung stellen muss, damit das Eigen- ge@Work, Information paper of the U.S. Ge-
tum gesichert werden kann, denn dies ist das neral Services Administration, 2001
zukünftige Kapital der Unternehmen. /8/ Dederichs, J.: Wissensmanagement – Chan-
cen und Herausforderungen für KMU, 3. IuK
6 Zusammenfassung Tage M-V, Rostock, 13.-15. Juni 2001

Dieser Kurzartikel hat die Frage beantwortet warum


nichts Wissen was macht. Ohne dediziertes und
erfolgreiches Wissensmanagement wird das Unter-
nehmen der Zukunft nicht existieren können. Es
wurde aber auch dargestellt, dass die Unternehmen
zur Zeit noch immer mit Problemen konfrontiert
werden, wenn Sie ein übergreifendes Wissensma-
nagementkonzept einführen wollen. Es gilt nun,
sich diesen Problemen zu stellen und sie eventuell
entsprechend der vorgestellten Kernanforderungs-
liste zu lösen.
Nur so werden wir, mit kleinen aber bestimmten
Schritten, den Weg zum vollständig wissensba-
sierten Unternehmen beschreiten können.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 61

Konstruktionsmethodik als Exportschlager

Düsing, C., Schäfer, G.

Im Rahmen des von der Europäischen Union ge- strasse mit Hilfe einer virtuellen Robotersimu-
förderten Netzwerkprojektes APoST kooperiert das lation durchgeführt. In Malaysia wurde ein
IMW mit der University of Wales (UWC), Cardiff praktischer Anwendungsfall der Lasersinter-
und der University of Patras (UP), um asiatische methode Rapid Prototyping in Zusammenar-
Staaten im Bereich der Konstruktionsmethodik zu beit mit der UWC und dem IMW durchgeführt.
unterstützen. Dieser Bericht beschreibt die Zu- • Anhand dieser Beispielanwendungen konnte
sammenarbeit im Projekt sowie die Durchführung das Bewusstsein asiatischer KMU´s für die
eines Abschlussworkshops in Thailand und Malay- Möglichkeiten dieser Methoden und deren
sia. praktische Anwendbarkeit gesteigert und de-
The Institute for mechanical Engineering, Clausthal, monstriert werden. Ebenso kann dadurch das
(IMW) is collaborating with the University of Wales Potenzial dieser Methoden explizit illustriert
(UWC), Cardiff and the University of Patras (UP) werden.
within the context of the EC funded network project Das Projekt wird gegen Ende des Jahres 2003 en-
APoST in order to support Asian countries in design den und schließt mit jeweils zwei Workshops in
methodology. This article describes briefly the col- Thailand und Malaysia, auf denen die Ergebnisse
laboration within the project and the performance of vorgestellt und Wissen in der Konstruktionsmetho-
one of the final project workshops held in Thailand dik verbreitet werden soll. Im September wurden
and Malaysia. die ersten beiden dieser Workshops, je einer in
Thailand und Malaysia durchgeführt. Der folgende
1 Einleitung Absatz soll kurz darüber berichten.

Neben den bereits im Abstract erwähnten europäi-


schen Universitäten nehmen in dem Projekt APoST 2 Durchführung der Workshops
die King Mongkutt University of Technology, Die Ziele des Förderprogramms der Europäischen
KMUTT, Thailand, sowie die University of Techno- Union, Asia IT&C, sind sehr stark fokussiert auf die
logy, Johore Bahru, Malaysia teil. Einführung und Anwendung von Informations- und
Während der inzwischen zweijährigen Projektlauf- Telekommunikationstechnologien in Asien /1/. E-
zeit wurden innerhalb des Kooperationsprojektes benso ist das APoST Projekt sehr stark technolo-
mehrere der angestrebten Ziele bereits erreicht. gielastig in den Bereichen des Virtual Manufactu-
Diese sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. ring und des Rapid Prototyping. Die wesentliche
• In Bangkok und Johore Bahru wurden jeweils Frage, welche sich einem dabei jedoch offenbart ist
ein TDC (Technology Demonstration Center) die, ob gerade mit hochtechnologischen Disziplinen
errichtet. Dort werden Machbarkeitsstudien von nicht am eigentlichen Ziel, der Weiterbildung der a-
Virtual Manufacturing (VM)– und Rapid Proto- siatischen Partner und der Erschaffung von Koope-
typing Projekten innerhalb der entsprechenden rationen mit den asiatischen Staaten, vorbeige-
Länder durchgeführt. Sie dienen als Anlauf- schossen wird. Da das IMW schon seit jeher inten-
stellen für kleine und mittelständische Unter- sive Auslandsbeziehungen pflegt, zum Beispiel mit
nehmen sowie für andere akademische Ein- China, Mexiko, Panama und Guatemala, wurde uns
richtungen. Diese können sich dort mit Rat und sehr schnell bewusst, dass der hier gewählte An-
Information über die zuvor erwähnten, fort- satz, mit hochtechnologischen Kanonenkugeln auf
schrittlichen Konzepte über Produktentwicklung Spatzen zu schießen, eigentlich nicht zu dem er-
und –fertigung versorgen. wünschten Erfolg führen kann. Des weiteren stellt
sich hier auch die Frage der Nachhaltigkeit, die in
• Während der Projektlaufzeit wurden zwei Pi-
sofern nicht gegeben zu sein scheint. Demnach
lotanwendungen in den oben angegebenen
müsse es viel sinnvoller sein, zunächst die Grund-
Bereichen durchgeführt. In Thailand wurde mit
lagen für ein methodisches Konstruieren zu schaf-
Hilfe der UP eine Konzeptstudie zur Verbesse-
fen, bevor man mit den technologischen Anwen-
rung und Erweiterung einer Fahrradlackier-
dungen operiere.
62 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Mit diesem Vorsatz, flog die Delegation des IMW, werden. Ein solches, eher passives Verhalten der
Dr. Günter Schäfer und Carsten Düsing, nach Teilnehmer, veranlasst die Vortragenden, ihre bis-
Bangkok, um den Partnern in Thailand und Malay- herige Definition von Workshop als eine interaktive
sia die Grundzüge des methodischen Konstruierens Lehrveranstaltung mit praktischen Übungen der
näher zu bringen. Mit einer großen Anzahl an Fo- Teilnehmer, nochmals zu überdenken. Spannend
lien zu diesem Thema sollten die beiden wird es insbesondere, wenn man geplant hat, dy-
Workshops bereichert werden. Es wurden jeweils namische Gruppenübungen, wie zum Beispiel
zwei parallele Sessions durchgeführt: Die eine Brainstorming, oder ähnliches durchzuführen. Dies
Session beschäftigte sich mit Virtual Manufacturing scheint besonders schwierig, wenn man keinen der
und Rapid Prototyping, in der parallelen Session Teilnehmer dazu bewegen kann, ein Wort zu sa-
wurde über die Konstruktionsmethodik referiert. gen, geschweige denn eine Idee öffentlich Kund zu
Durch die Aufteilung der Workshops in Technolo- tun. Es scheint somit, dass man, falls man plant
gie- und Grundlagensessions wurde jedem der an- solche Veranstaltungen des Öfteren durchzuführen,
wesenden Teilnehmer die Möglichkeit gegeben sich den Charakter des Vortrages dementsprechend zu
entsprechend zu entscheiden. ändern, dass dieser an die kulturelle Mentalität der
Schon während der Vortragsreihen ist ein klarer Teilnehmer angepasst wird. Wie schön die Idee der
Unterschied zwischen Thailand und Malaysia fest- interaktiven Lehre von unserer Position auch zu
zustellen. Ob dieser kulturell bedingt ist, oder sich sein mag, so inpraktikabel scheint sie auf einmal in
nur zufällig so darstellt, sei dahin gestellt. Zunächst Thailand zu werden. Hier bietet es sich definitiv an,
einmal kann man bei den ca. 60 Teilnehmern der bei den klassischen Methoden der Lehre zu blei-
Konstruktionsmethodiksession in Thailand nur noch ben, einem richtigen Vortrag und eventuell einer
von einer Art Vorlesung klassischer Art sprechen. anschließenden (vielleicht schriftlichen) Überprü-
Die wichtige eigene Aktivität der Teilnehmer, die ei- fung des Erfolges und der Wissenserfassung in
nen Workshop charakterisiert, kam dabei zu kurz. Folge des Vortrages. In jedem Falle ist eine solche
Bild 1 zeigt eine Übersicht über die Vortragenden Veranstaltung ein Schritt in die richtige Richtung,
des Thailand Workshops. und mit jedem dieser Schritte kommen wir der tat-
sächlichen Zusammenarbeit ein wenig näher, mehr
jedoch durch gegenseitiges Verständnis der ande-
ren Kulturen als durch die Lehre in hochtechni-
schen Gebieten.
Diese hier gemachte Erfahrung erstaunt einen je-
doch umso mehr, wenn man es mit dem entspre-
chenden Workshop in Malaysia vergleicht. Länder,
die so nah beieinander liegen und von der westeu-
ropäischen Perspektive zunächst auch kulturell ei-
nem sehr ähnlich erscheinen, weisen doch erhebli-
che kulturelle und soziale Unterschiede auf, die
somit auch eine andere Strategie der Lehre bedin-
gen. Zunächst einmal fand die Veranstaltung in ei-
nem deutlich kleineren Rahmen von ungefähr 15
Bild 1: Vortragende des Thailand-Workshops Teilnehmern statt. Fast alle dieser Teilnehmer wa-
ren graduiert. Einige waren Vertreter der lokalen
Industrie Kuala Lumpurs, andere Absolventen oder
Alle Teilnehmer des Workshops sitzen in Reih und
Professoren der lokalen Hochschulen. Der Ablauf
Glied und lauschen den, zum Teil simultanüber-
dieses Workshops lief tatsächlich wie erwartet ab,
setzten, Worten der Vortragenden. Den Gesichtern
das heißt ähnlich einer solchen Veranstaltung in
ist nicht eine Regung zu entnehmen, ebenso wenig
Deutschland. Die Teilnehmer sind ebenfalls sehr
erfüllt gelegentlich ein Räuspern den Raum, es sei
aufmerksam und fallen früh durch Zwischenfragen
denn von den Vortragenden selber. Somit ist es
auf, sollten sie etwas nicht verstanden haben. Die
schier unmöglich, einen solchen Vortrag auf ein di-
Arbeit in Gruppen erfolgt recht ruhig und koordiniert
rektes Feedback aufzubauen. Es konnte nur im
und mit respektablen Ergebnissen. Insbesondere
Nachhinein ein Feedback von den teilnehmenden
gegen Ende der Veranstaltung kommen immer öf-
Universitätsprofessoren in Diskussionen erreicht
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 63

ter Anforderungen, den bearbeiteten Stoff mit prak- klein wenig ist der Aufenthalt immer mit dem Begriff
tischen Beispielen aus der Industrie zu erläutern. In des Sightseeing verbunden, dem Erfahren und Er-
Summe kann man sagen, dass es gelungen ist, die leben eines Landes, von dem hier nur in aller Kürze
Grundlagen des methodischen Konstruierens, be- berichtet werden soll.
ginnend mit der Anforderungsliste, über Funktions- Zunächst einmal rebellieren die Atemorgane des
strukturen und –hierarchien bis hin zu ersten Me- Mitteleuropäers bei der Landung in Bangkok, denn
thoden der systematischen Lösungsfindung, durch- die gefühlten 35°C und 100% Luftfeuchtigkeit in
aus positiv zu vermitteln. Kombination mit einem dauernden Smog und dem
Auf dieser Grundlage wird in den folgenden Jetlag machen die Bewegung an der freien Luft
Workshops, die im Dezember 2003 in Thailand und nicht zur Freude. So ist es einem umso mehr ver-
Malaysia statt finden werden, aufgebaut werden. ständlich, dass sich viele Thailänder in der Haupt-
Dabei wird zu beachten sein, diese Vorträge und stadt, wenn möglich in klimatisierten Gebäuden
Beispiele länderspezifisch, entsprechend der loka- aufhalten. Sollte man jedoch einmal die Gelegen-
len Lernkultur aufzubereiten und vorzutragen. heit finden, sich für einen oder zwei Tage aus der
Hauptstadt Thailands zu entfernen, und sich in das
Hinterland zu wagen, so kann dieses Land mit aus-
3 Landschaft, Klima, Sehenswürdigkeiten
sergewöhnlichen Reizen aufwarten. Der Besuch
und Kulinaria
der alten Stadt mit Ihren unzähligen Tempeln und
Buddhastatuen (Bild 2) übt einen ungewöhnlichen
Reiz aus. Auch der Umgang mit Kirche und Religi-
on ist deutlich anders als bei uns. Man kann in den
Tempeln sich vielfach aktiv betätigen, und auch ei-
nem Ausländer und Nichtgläubigen ist es erlaubt,
sein Schicksal mit Glücksstäbchen zu erlosen, den
Gong zu schlagen, ein paar Worte mit seinem per-
sönlichen Buddha zu wechseln („ ..meiner ist der
liegende Buddha.“), Goldblättchen auf 40 m langen
Buddhastatuen zu verteilen, oder einfach nur zu
relaxen und den anderen Leuten zuzusehen. Man
kann sich hier aber auch Tiere ansehen, deren
Nutzen in Deutschland daraus besteht, demonstra-
tiv in zoologischen Gärten zu posieren, in Thailand
werden sie jedoch als Nutztiere angesehen. So
kann man seine knappe Zeit damit verbringen, ei-
nen Ritt auf einem Elefanten zu wagen, oder sich
aber in einem Krokodilpark über die Aufzucht dieser
Lebensmittel zu informieren und eventuell auch ei-
nen Bissen zu wagen. Natürlich hat Thailand noch
viel mehr zu bieten als diese kleine Auswahl und
sicherlich kann man sich in Bangkok monatelang
aufhalten und jeden Tag etwas neues besichtigen,
doch dafür reicht die Zeit meist nicht.
Eine andere Attraktion Thailands, die jedoch ge-
nauso auch für Malaysia zutrifft, sind die kulinari-
schen Genüsse, denen man sich nur allzu gern und
Bild 2: In einem Tempel der alten Stadt oft hingibt. Insbesondere die Lage der Länder zwi-
schen Indischem Ozean und südchinesischem
Meer lässt auf der Tafel niemals frische Früchte
Es liegt jedem Leser wohl nahe, dass diese Länder,
aus dem Meer vermissen. Es ist sicherlich sehr er-
mit ihren unterschiedlichen Kulturen und Einwoh-
strebenswert alle möglichen Gerichte auszuprobie-
nern sowie ihren exponierten Lagen auf dem Erd-
ren, aber eines soll hier besondere Erwähnung fin-
ball deutlich mehr zu bieten haben, als die Möglich-
den: Tom Yam Kung, oder zu deutsch Riesengar-
keit des Exports von Konstruktionsmethodik. Ein
64 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

nelensuppe ist wohl eins der bekanntesten Gerichte in diesem Park können die Vögel frei fliegen unter
Thailands und viele der Einheimischen verschlin- einem riesigen Netz und der Besucher kann zwi-
gen diese gerade zu höllisch scharfe Suppe mit schen diesen spazieren, während er genüsslich ei-
Genuss. Die mitteleuropäische Zunge wird dabei ne Kokosnuss ausschlürft. Ansonsten ist in Kuala
extrem gereizt und ist in der Regel jedoch mit viel Lumpur nicht der Bär los und nach einem Tag hat
Reis und seichten (nicht so extrem gewürzten) man schon nahezu alle Sehenswürdigkeiten hinter
Beilagen wieder sehr schnell zu beruhigen. Gene- sich. Es empfiehlt sich jedoch Kuala Lumpur als
rell gilt: Training ist alles. Wer schon morgens mit zentralen Luftverkehrsknotenpunkt anzusehen und
einem Hühnercurry beginnt, der ist abends garan- sich zum Beispiel einen Tag Shopping in Singapur
tiert nicht mehr aus seiner kulinarischen Fassung anzutun oder sich für eine Woche auf einer der
zu bringen. Vor einem sei jedoch gewarnt, dem Es- zahlreichen Inseln Malaysias, von den Langkawi
sen an den zahlreichen kleinen Fressbuden am wohl die bekannteste und Tioman die empfehlens-
Straßenrand. Die hygienischen Verhältnisse kön- werteste ist, zu relaxen.
nen dafür sorgen, dass sie mit einem gewissen
Herrn Montezuma sehr schnell auf „Du und Du“
4 Zusammenfassung
sind.
Im Dezember diesen Jahres wird in Bangkok und
Die Sehenswürdigkeiten Kuala Lumpurs sind deut-
Kuala Lumpur je ein finaler Workshop mit Beteili-
lich weniger zahlreich als beeindruckend. Insbe-
gung der entsprechenden Wissenschaftsministerien
sondere die Petronas Twin Towers, die auf der
und Repräsentanten der Europäischen Union statt
Welt größten Zwillingstürme, können vom Fern-
finden. Dieser wird aufbauend auf den bislang ge-
sehturm der Stadt, ebenfalls schon eine beeindru-
machten Erfahrungen weiter die Konstruktionsme-
ckende Höhe, bestaunt werden (Bild 3).
thodik nach Südostasien transferieren. Das Projekt
endet mit Ablauf des Jahres, jedoch ist mit dem
Anschlussprojekt EAPSTRA, über welches Dirk
Müller in dieser Institutsmitteilung referiert /3/, unter
leicht veränderter Ausrichtung für ein Fortbestehen
der Kooperation zwischen Asien und Mitteleuropa
gesorgt. So können wir gespannt sein, ob den Kol-
legen aus Thailand und Malaysia der Oberharzer
Winter im Januar genauso behagt, wie uns die tro-
pischen Temperaturen dort.

5 Literatur

/1/ http://www.asia-itc.org; EU Asia IT&C pro-


gramme web-site
/2/ http://www.apost-project.org; the project web-
site
/3/ Müller, D.: EAPSTRA - EurAsian Network for
Product Lifecycle Support & Training, Insti-
tutsmitteilungen des Instituts für Maschinen-
wesen der TU Clausthal Nr. 28, Clausthal,
2003

Bild 3: Petronas Twin Towers, Kuala Lumpur

Ebenfalls sehr beeindruckend und der Erwähnung


bedürftig ist der Vogelpark in Kuala Lumpur, denn
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 65

Selbsttragende Strukturen und deren Fertigung durch Rapid Tooling

Trenke, D.; Estrin, J.

Wissenschaftlern der TU Clausthal und der Univer- nen (bis zu über 50 %), die Gesamtintegrität der
sität von West-Australien ist es gelungen, aus ein- Struktur aber erhalten bleibt /1/.
zelnen Elementen zusammengesetzte Strukturen
zu entwickeln, die sich ohne Verbindungselemente
oder Bindemittel selbst tragen. Realisiert werden
diese Strukturen, in dem die Geometrie der einzel-
nen Elemente ihre Selbstverzahnung untereinan-
der und damit der Gesamtstrukturen bewirkt. Er-
setzt werden können hierdurch z. B. mittels Füge-
technik zusammengesetzte Strukturen.
Scientists from Clausthal University of Technology
and the University of Western Australia succeeded
in developing composed structures which are able
to support themselves without connectors or a
binder. These structures are produced by inter-
locking the individual elements of special geometry
which results in the coherence of the entire struc- Bild 1: aus Würfelelementen bestehende Struktur
ture. Hereby it is possible to replace the conven-
tional joining techniques.
2 Fertigung der Strukturen
Zur Herstellung der komplexen Geometrien eignet
1 Prinzip der selbsttragenden Strukturen sich insbesondere (und teilweise ausschließlich)
In Zusammenarbeit des Instituts für Werkstoffkunde das Fertigungsverfahren des Rapid Toolings, wel-
und Werkstofftechnik mit dem Institut für Maschi- ches am Institut für Maschinenwesen angewendet
nenwesen wurden an der TU Clausthal aus einzel- und weiterentwickelt wird.
nen Elementen zusammengesetzte Strukturen ent- Durch das schichtweise, generierende Lasersintern
wickelt, bei denen die Geometrie der Elemente ihre der Strukturelemente ist es möglich, die am Com-
topologische Selbstverzahnung in der Gesamt- puter entwickelten und konstruierten Bauteile un-
struktur bewirkt. mittelbar in reale Elemente umzusetzen. Hierdurch
Diese selbsttragenden Strukturen können daher lassen sich kostengünstig und innerhalb kürzester
ohne Verbindungselemente oder Bindemittel auf- Zeit die verschiedensten Geometrien fertigen.
gebaut werden. Äußeren Halt erfahren die lose an- Durch die Wahl der Sinterparameter und Sinter-
einander anliegenden Elemente durch einen Rah- werkstoffe werden die Eigenschaften der selbstra-
men, der die Gesamtstruktur umschließt. Durch die genden Strukturen ebenfalls gezielt beeinflusst.
Vorspannkraft des Rahmens kann die Biegeelasti- Hierzu zählen z. B. die Porosität, Oberflächenrau-
zität der Struktur gezielt beeinflusst werden (siehe higkeit, Festigkeit und Elastizität der einzelnen
Bild 1). Bausteine.
Des Weiteren können die Eigenschaften der Als Sinterwerkstoffe werden am Institut für Maschi-
Strukturen durch das Einsetzen von geometrisch i- nenwesen verschiedenste Metallpulver wie z.B.
dentischen aber aus verschiedenen Materialien be- Bronze, Stahl, Kupfer, usw. aber auch Keramiken
stehenden Elementen gezielt variiert werden. Die eingesetzt.
Geometrie der Elemente kann z. B. rohrförmig, po-
Zudem ist es möglich, die Strukturelemente als
lyederförmig oder osteomorph sein.
Verbundstrukturen aus unterschiedlichen Material-
Eine weitere Besonderheit dieser Strukturen ist, kombinationen (z.B. Metall/Keramik) durch das La-
dass bei bestimmten Elementgeometrien einzelne sersintern herzustellen /1/.
Elemente aus dem Verbund entfernt werden kön-
66 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

In Bild 2 sind beispielhaft lasergesinterte Struktur- handelt, ist die Anwendung zunächst ohne die An-
elemente dargestellt, deren Geometrie aus einer schaffung von neuen Geräten oder Fertigungsanla-
„verdrehten“ Rohrform bestehen. gen möglich. Im Vordergrund steht die Übertragung
und Implementierung der Technologie in bereits
vorhandene Industriezweige (z. B. Fügetechnik).
Weitere Einsatzbereiche ergeben sich, wenn es
möglich ist, die auf der makroskopischen Ebene
vorliegenden Strukturen auf die mikroskopische o-
der sogar molekulare Ebene zu übertragen.
Die bei der Herstellung der Strukturelemente ge-
wonnenen Erkenntnisse auf dem Gebiet des Rapid
Toolings (Beeinflussung von Bauteileigenschaften
durch modifizierte Sinterstrategien und Sinterwerk-
stoffe) lassen sich ebenfalls auf verschiedene An-
wendungen transferieren. Hierzu gehören der For-
menbau (verschleißbeständigere Kavitäten) oder
aber die Automobilindustrie (Herstellung von hoch-
festen Funktionsprototypen).
Durch das Fertigen von porösen Elementen ist
auch eine Anwendung im Anlagenbau (z. B. Filter-
Bild 2) lasergesinterte Strukturelemente
technik) und im Akustikbereich (Schwingungs-
Die einzelnen Elemente können unterschiedliche dämpfung, Schallabsorption) denkbar /1/.
Wandstärken besitzen, wobei eine dünnwandige
Ausbildung zur Schaffung einer großen Oberfläche
bei geringer Masse von Vorteil ist. Des Weiteren 4 Zusammenfassung
können die Elemente eine beliebige Gestaltung ih- Das von der TU Clausthal patentierte Verfahren /2/
rer inneren Oberfläche aufweisen und mit verschie- einer selbstragenden Struktur ermöglicht es, kon-
densten Wirkstoffen befüllt werden. ventionelle Füge- und Verbindungstechniken zu er-
Durch das beschriebene Verfahren des Rapid Too- setzen und erschließt gleichzeitig zahlreiche neue
lings lässt sich die Porosität der Elementwandun- Anwendungsgebiete. Dies gilt insbesondere bei der
gen gezielt einstellen und bei Bedarf eine hohe Herstellung der Strukturelemente durch das Rapid
Permeabilität erzielen. Tooling, da hierdurch Geometrien und Bauteilei-
genschaften möglich sind, die durch kein anderes
Durch Elemente unterschiedlicher Länge können
Verfahren gefertigt werden können.
auch gekrümmte Strukturen bzw. eine Verankerung
von übereinander liegender Strukturebenen erzeugt Das Prinzip der selbstragenden Strukturen und
werden /2/. Anwendungsbeispiele werden vom IMW und dem
IWW auf der Hannover Messe Industrie (2004) vor-
gestellt.
3 Anwendungsgebiete der Strukturen
Aufgrund des Wirkprinzips der sich selbsttragenden
5 Literatur
Strukturen kann diese Technologie die verschie-
densten Anwendung finden: das Spektrum reicht /1/ Trenke, D.; Estrin, J.: Exponatbeschreibung
dabei von der Bauindustrie (Fundamente, Gehweg- Hannover Messe 2004, Selbsttragende
platten, Tunnelbau usw.), über die Sicherheitstech- Strukturen aus selbstverzahnten Bausteinen
nik (Sicherheitstüren- und Wände) und der chemi- und deren Herstellung durch Rapid Tooling,
schen Industrie (Katalysatoren, Ölabscheider, usw.) IMW, IWW Clausthal 2003
bis hin zum Maschinenbau (Torsionselemente) und /2/ Patentschrift DE-10223796C1 „Aus Elemen-
der Luft- und Raumfahrt (Kachelbefestigung von ten zusammengesetzte Struktur und Verfah-
Raumfähren). ren zu seiner Herstellung“, TU Clausthal
2003
Da es sich bei den selbsttragenden Strukturen um
ein neu entwickeltes bzw. neu aufgestelltes Prinzip
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 67

EAPSTRA - EurAsian Network for Product Lifecycle Support & Training

Müller, D.

EAPSTRA, das bevorstehende Eurasische Projekt structure to cover additionally the domain of ad-
und Netzwerk zielt ab auf die Demonstration der vanced methods for the support and maintenance
Vorzüge, die mit dem Einsatz von hochentwickelten of a product throughout its life additionally to the
Technologien und intelligenter Fertigung zur Unter- APoST domain of Virtual Manufacturing and Rapid
stützung des Produkt-Lebenszyklus verbunden Prototyping technologies.
sind, wie z. B. Künstliche Intelligenz, Multimedia, The project consortium (Figure 1) consists of two
Computer-basiertes Training, Produkt-Lebenszyk- Asian partners from Malaysia (Universiti Teknologi
lus Management sowie weitere verwandte fort- Malaysia, Johor Baru) and Thailand (School of In-
schrittliche Konstruktionsmethodiken. Dadurch soll formation Technology, King Mongkut’s University of
besonders das Bewusstsein für moderne Methoden Technology Thonburi, Bangkok), as well as three
zur Unterstützung und Wartung eines Produkts European partners from Greece (University of Pa-
während seines Bestehens bei klein- und mittel- tras), United Kingdom (University of Wales, Cardiff)
ständischen Unternehmen, sowie Lehr- und For- and Germany (Institute of Mechanical Engineering,
schungsinstitutionen im asiatischen Raum (speziell Clausthal University of Technology). The IMW as
in Thailand und Malaysia) gesteigert werden. co-ordinator expects again a fruitful and successful
EAPSTRA, the forthcoming Eurasian project and collaboration during the project duration of 24
network aims to demonstrate the benefits associ- months, also as the composition of the consortium
ated with advanced technologies and intelligent is unchanged.
manufacturing for Product Lifecycle Support such
as Artificial Intelligence Tools, Multimedia, Com-
2 Objectives
puter Based Training, Product Lifecycle Manage-
ment and related progressive design methodolo- The main objective of this initiative is to provide
gies. Thereby increasing the awareness amongst support, know-how and training for the adoption of
Small and Medium Enterprises (SMEs) and re- advanced product lifecycle support technologies
search institutions in Asia (Thailand, Malaysia in within Asian SMEs, and to conduct pilot applica-
particular) of advanced methods for the support and tions to show how they may benefit from the utilisa-
maintenance of a product throughout its life. tion of advanced product lifecycle support and
training systems. As target regions for the imple-
mentation of the objectives, the project aims at the
1 Introduction countries of the involved Asian partners Thailand,
Based on the success of the Asia IT&C project and Malaysia, called Asian partners in the following.
APoST – Advanced Product Support Technologies The individual objectives are given below:
Network (ASI/B7-301/97/0126-15), it has been • To continue the successful co-operation of the
achieved to get the support of the European Com- Asia IT&C project APoST, that focused on Rapid
mission for a continuation of the co-operation of the Prototyping and Virtual Manufacturing, to cover
partners from Asia and Europe within the Asia IT&C also the different domain of advanced product
programme component. /1/ Currently under con- lifecycle support and training including AIT, MM,
tract preparation, EAPSTRA - EurAsian Network for CBT and PLM technologies; to create a new
Product Lifecycle Support & Training (ASI/B7- separated network of excellence. The predeces-
301/3152-94/71548) aims to introduce advanced sor APoST provides basic infrastructure, basic
technologies and intelligent manufacturing method- contacts and basic experiences to make sure
ologies for the Product Lifecycle Support such as that the additional target domain will be con-
Artificial Intelligence Tools (AIT), Multimedia (MM), veyed successful to the Asian partners’ aca-
Computer Based Training (CBT), Product Lifecycle demic and industrial community.
Management (PLM) and related progressive design
• To extend the Technology Demonstration Cen-
methodologies to the academic and industrial insti-
tres (TDCs) in Malaysia and Thailand; to do fea-
tutions of the Asian partner countries. The forth-
sibility study of advanced product lifecycle sup-
coming project will build up on the existing infra-
68 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Figure 1: EAPSTRA partner map


port and training techniques; to disseminate support can be applied within advanced tech-
knowledge about these techniques and under- nologies/ tools such as AIT, MM, CBT and PLM
lying progressive methodologies. The estab- systems to i.e. support the installation, usage
lishment of the TDCs has shown that they sup- and eventual disposal of a product, to increase
port the stabilisation of the Research and Tech- the awareness of SMEs in the Asian partners’
nological Development (RTD) potential in the countries of the capabilities of using these tech-
Asian partners’ academic and industrial com- niques. Artificial Intelligence Tools refer to an
munities, providing the training and updating advanced set of techniques for machine rea-
that is required by introducing and supporting soning often applied to fault diagnosis and
the implementation of advanced product lifecy- automated detection of equipment faults, to
cle support and training technologies, especially speed up fault location. Multimedia is the pres-
for SMEs. So, this approach will be followed up entation of graphics, text, moving images, sound
within EAPSTRA. and interactive features within a single applica-
• To develop two pilot applications, focusing on tion in a user-friendly manner, to create an effect
applying the related technologies to provide a greater than the sum of the parts. Computer
product lifecycle support and training system in- Based Training is an interactive instructional ap-
corporating a technical/ user manual and a CBT proach in which the computer takes the place of
system. Before the adoption of advanced prod- an instructor, providing a series of stimuli to the
uct lifecycle support and training systems can be user to assist them in learning how to use a
realised widely among Asian SMEs, it is impor- product, ensuring the appropriate use of a prod-
tant to gain their confidence in these technolo- uct. Product Lifecycle Management systems re-
gies. This will be achieved by conducting pilot alise both immediate and long-term operational
applications that will demonstrate the potential efficiencies within the products’ life. To use
of these technologies. During these pilot appli- these technologies efficiently, affiliated innova-
cations, valuable experiences will be acquired tive techniques will be conveyed for a better ac-
with regard to applying these technologies and ceptance and awareness of local Asian SMEs.
to the needs of SMEs in Malaysia and Thailand. • To enable SMEs in the Asian partners’ countries
• To demonstrate/ train how advanced IT tech- to estimate the benefits associated with the im-
nologies, i-Manufacturing and progressive meth- plementation of advanced product lifecycle sup-
odologies for an advanced product lifecycle port and training technologies; to establish and
expand contacts with European research activi-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 69

ties. The advanced support and training systems However, SMEs in the Asian partners’ countries
once implemented will be used to assist the face difficulties in relation to the adoption of these
maintenance and training for the use of the advanced PLCS methods and technologies. Prob-
products. The two pilot studies will specify pro- lems are often caused by the initial outlay in terms
cedures for compiling the content of the sys- of manpower and money required to implement
tems. Additionally, the content and media cre- these technologies and also a lack of knowledge
ated for the systems may be reused to create regarding their capabilities and benefits. Therefore,
publicity information for the products. The time these SMEs need to be able to obtain guidance
and cost savings achieved by applying these and assistance in implementing these technologies
technologies will be evaluated. The awareness in an efficient manner. Additionally, SMEs in the
of advanced technologies and creation of the target areas would benefit from being able to attend
network enables connections and contacts to trainings, seminars or workshops where they would
related current research activities, Networks of be able to learn about and estimate the benefits,
Excellence and Integrated Projects conducted in uses and implementation of these technologies.
Europe. Manpower related problems, in particular finding
suitably qualified personnel, will be assisted by the
transfer of knowledge to the universities who will
3 Fundamentals
then be able to utilise it in the teaching of students
During the last few years industrial companies in thereby producing a technologically aware
the local areas of the Asian partners Thailand and workforce.
Malaysia, especially SMEs, are being put under
So, EAPSTRA offers the possibility to the local
increasing pressure to meet customer demands
Asian SMEs to benefit directly by this co-operation
and compete successfully in global markets. The
from the technical/ knowledge transfer by the Euro-
current market trends are: increasing international
pean partners. The participating educational institu-
competition, reduced time of design and production,
tions will also benefit enormously, as the trainings
shorter product lifecycle, improved product lifecycle
and seminars that will be organised, and the estab-
support (training and maintenance), higher quality
lishment of a network of foreign and local experts
requirements and higher delivery reliability. In
will put them in a first class position of the academic
addition to these market trends, new technological
standards. These factors will provide academic staff
developments also play an important role offering
in Asian countries with up to date knowledge.
new opportunities for applying advanced IT
solutions, i-Manufacturing and innovative
methodologies for the advanced product lifecycle 4 Intended Implementation
support and user training. EAPSTRA is the continuation of the good experi-
The ability of Asian SMEs to adapt these advanced ences and approved relationships made within
technologies and methodologies for the improved APoST. The APoST project /2/ has shown that the
support of their products throughout its life and im- methods applied are successful. So, the EAPSTRA
proved user training facilities is vital in today’s dy- project will build on similar structures and activities.
namic global market. The application of IT tools and The already established infrastructure in Malaysia
i-Manufacturing for the PLCS and training increases and Thailand will be supplemented and extended,
the efficiency and competitiveness of the Asian as it is necessary for the new applied domain. The
SMEs. The integration of up to date technologies centres’ scope will expand to advanced product
and methodologies can give SMEs a major oppor- lifecycle support and training. To accelerate the
tunity to improve the quality of their products, re- creation of a separated, new network, a corre-
duce the costs throughout the products’ life and re- sponding circle of the target audience can be
duce support times and costs for their customers gained out of and with the support of this existing
resulting in a better maintenance and utilisation. APoST network.
Their customers will also benefit from the reduction Throughout the project, introductory seminars on
in time required to train a person to use the product. the technologies of the target domain will be held
The introduction of these new technologies can on site in Asia for industrial companies, especially
also help to improve the performance, reliability and SMEs, and educational establishments, like univer-
serviceability of a product. sities, by lecturers and researchers from the EU
70 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

and Asian partner institutions involved in the proj- covered fundamental sections of the PLCS. KARE
ect. Together with selected SMEs interested in aimed at the development of a knowledge based
adopting advanced technologies, two pilot applica- requirement engineering approach to support the
tions will be developed: one based in Malaysia, one highly knowledge intensive requirements engineer-
in Thailand. Upon completion of the pilot applica- ing process of complex products. Among others, a
tions, complementary seminars and workshops will prototype implementation has been realised within
be held to disseminate the results to a wider range a PDM-System as approach for SMEs. Sedres-2
of local Asian SMEs. The pilot projects will be man- concentrated on the development of a standardised
aged by the Asian partners and it will be their re- monolithic data model for the Systems Engineering
sponsibility during the setting up of the TDCs to find domain, that resulted in PAS 20542 of ISO 10303 -
suitable SME partners with whom to carry out the STEP AP233. SIMNET featured an approach of a
pilot project work. The concentration on single Parameter based Engineering Workflow for an im-
TDCs on site in Asia will offer the best possibilities proved and controlled product development. This
to transfer the necessary know-how and practice. has been implemented as demonstrator in a PDM-
Well-educated trainers who are familiar with the in- System.
novative technology and the customary practices The domain of AI has been dealt with i.e. in the
and languages have the best possibility to convince projects REHAROB - Supporting rehabilitation of
and to produce a new generation of local trainers disabled using industrial robots for upper limb mo-
that will further disseminate the related knowledge. tion therapy (IST-1999-13109), and SYNERAGH -
In addition, a network of interested parties will be Systems Neuroscience and Engineering Research
established, a regularly newsletter will be available for Anthropomorphic Grasping and Handling
for information about the progress of the project (BRITE-EURAM PROJECT BRPR980797). The
and current developments and applications related REHAROB project focussed on developing a sys-
to the EAPSTRA domain. The network will be open tem for upper limb motion therapy methodology for
to establishments taking part in EU (and nationally) the disabled, driven by industrial robots utilising in-
funded research projects whose results may be telligent identification of the required physiotherapy
relevant to EAPSTRA, and establishments and motions. This has been achieved by a robotic reha-
SMEs that have an interest in advanced product bilitation system called REHAROB. The aim of the
lifecycle support and training technologies. Espe- SYNERAGH project has been to create and control
th
cially the new instrument within the 6 framework, a robot arm which may be attached to a wheelchair
the Network of Excellence (NoE), wherein the EU and used by disabled people to automatically grasp
partners intend to be involved (i.e. I*Proms, Con- objects.
cordance – currently in evaluation phase), offer a
new and improved possibility to promote a network
of high-quality. Additionally, an information portal 5 Conclusion
will be installed. Such a portal makes only sense if EAPSTRA represents the ongoing university-co-
there is the possibility for interaction. Therefore, a operation with Asian institutions. EAPSTRA will
central database is necessary to enable the possi- mainly cover the domain of advanced product life-
bility to get in touch with innovative know-how and cycle support technologies and training. The inten-
to enable to exchange of information or to liaise for tion is to demonstrate/ train how i-Manufacturing for
new partnerships an advanced PLCS can be applied within advanced
The European project partners represent a high- technologies/ tools such as AIT, MM, CBT and PLM
grade of excellence in the applied area of systems to SMEs and educational institutions in
i-Manufacturing. In particular, as relevant for this Thailand and Malaysia. This should increase the
project could be mentioned the projects KARE – awareness on site of the capabilities of using these
Knowledge Acquisition and sharing for Require- techniques to improve their marketability.
ments Engineering (EP28916), SEDRES-2 – Sys-
tems Engineering Data Representation and Ex- 6 Literature
change Standardisation (EP20496), and SIMNET –
/1/ http://www.asia-itc.org; EU Asia IT&C pro-
Workflow Management for Simultaneous Engi-
gramme web-site
neering (EP26780), which had a major impact
/2/ http://www.apost-project.org; the project web-
within the IST programme component ESPRIT and
site
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 71

PRIME
A Knowledge Management approach for the Extended Enterprise

Düsing, C.; Müller, D.

Die Notwendigkeit für eine leistungsfähige Zusam- The European research project PRIME – Product
menarbeit im Rahmen eines Erweiterten Unter- Integrated Knowledge Management for the Ex-
nehmens (Extended Enterprise), die nicht nur auf tended Enterprise (Growth - GRD1-2001-40408) /1/
einen Hersteller beschränkt ist, sondern auch in intends to provide “a practicable product knowledge
den Produkt-Lebenszyklus involvierte Unternehmen management solution for the Extended Enterprise,
und Einzelpersonen mit einbezieht, bedingt eine which satisfies industrial requirements and meets
wesentliche Lösung des Problems der Aufnahme acceptability of all persons involved in the product
und Zuteilung von Produktwissen. Dieser Artikel life cycle”. The main objective of PRIME is to focus
beschreibt einen Lösungsansatz für ein „praktikab- on product related knowledge existing within the
les Produkt-Wissensmanagement für das Erwei- Extended Enterprise (EE), which can be used or
terte Unternehmen, unter Beachtung industrieller applied during the complete product life cycle (PLC)
Anforderungen und dem Begegnen der Akzeptanz from planning over product development to mainte-
aller am Produkt-Lebenszyklus beteiligten Perso- nance and disposal. Product knowledge is the core
nen“ auf Basis der PRIME Arbeitsbeschreibung. of an enterprise, as it is used for their actual activi-
The need for an efficient collaboration within the ties and developments. Such knowledge enables a
Extended Enterprise that is not limited only to the company to be able to realise product or process
manufacturer but also comprises all companies and innovations or further developments in a limited
individuals involved all along the product life cycle timeframe with an assured quality. In times where
leads to significant demands of resolving the prob- innovation is recognised as a central focus for
lems of product knowledge capturing and sharing. value-creation, and where the innovation cycles are
This article describes an approach to the desired becoming shorter, time becomes a determining
“practicable product knowledge management solu- factor. And the development, manufacture and
tion for the Extended Enterprise, which satisfies in- support for complex products is not restricted to
dustrial requirements and meets acceptability of all only one manufacturer, and it is also vital for im-
persons involved in the life cycle of a product” provements to include the customer of a product
based on the PRIME workbook. with all his experiences and suggestions into these
processes. In this context, it is indispensable for
enterprises to ideally manage the knowledge within
1 Introduction the EE. The aim is to make the product related
Knowledge management is based on knowledge. It knowledge generated throughout the PLC available
is important to differentiate between knowledge, as a common source of knowledge and enable it to
information, and data. A general classification of be shared, reused etc. by all actors in the EE, e.g.
these terms can be typified: Data becomes infor- suppliers, manufacturers, maintenance and service
mation when it is organised, information becomes personal.
knowledge when it is placed in actionable context. These requirements represent the defaults for the
Regarding knowledge, the grouping into the sub- PRIME system. The objective is to find a practical
classes explicit knowledge and tacit knowledge solution for the capturing of such product related
should be taken into account. In broadest terms, knowledge (both explicit and tacit), to structure
that classifies the knowledge that can be written captured information systematically according to
down (explicit) and the knowledge that cannot the life cycle of the product and to make knowledge
(tacit). Explicit knowledge can be processed by IT available and applicable to the users of the PRIME
systems, codified, recorded, archived and protected system to support efficiently their field of activity.
by the organisation. Tacit knowledge exists in peo- The pre-defined PLC within the PRIME context in-
ple’s heads. Tacit knowledge is extremely difficult to cludes six key phases common to the engineering
transfer, explicit easier. products as a whole i.e. feasibility, concept, defini-
tion, development, production and support.
72 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

The key idea behind the EE


Knowledge concept is to develop
Knowledge Management means supporting the col-
Processes/ Workflows lection of all useful knowl-
edge throughout the EE for
new and existing process
and product developments,
and to develop this knowl-
edge into a means of fos-
Product tering industrial innovations.
Innovation by combining the
ideas and feedback from all
parts of the product life cy-
cle, including customer in-
Extended Enterprise teraction with existing prod-
ucts and new product ideas
Persons
PLC and including maintenance
or service engineers, in-
Figure 1: PRIME methodology components cluding suppliers and in-
cluding pooling of knowl-
2 PRIME methodology components edge between multiple sites
(Figure 2). Innovation is a critical factor for the suc-
The PRIME methodology is not a development from
cess of industrial companies.
scratch. It integrates successful approaches, tech-
niques and methods to a new innovative approach The EE concept involves a lot of persons respec-
for the networked enterprise. What makes PRIME tively actors not organised within only one enter-
different from existing knowledge management ap- prise. Therefore, the PRIME users are assigned to
proaches and its competitors is the concept of tak- a general role model underlying to the methodol-
ing into account and integrating the following ogy, that intends to fulfil the following goals:
aspects: • To combine the tasks of the Knowledge Manag-
• Approach for the Extended Enterprise ers and Experts for the optimisation and utilisa-
tion of the knowledge management processes.
• Support of the entire product life cycle
• To build up small teams of Knowledge Manag-
• To use knowledge not data
ers and Experts who work closely with the busi-
• New way of working in the knowledge manage- ness units or the product.
ment world
• To create a hierarchical, organisational knowl-
• Encourages co-operative working and virtual edge management structure (responsibility, se-
team building curity, organisation).
In general, the PRIME methodol-
ogy is based on the individual Supplier
Supplier Maintenance/Service
Maintenance/ Service
components Knowledge, Knowl-
edge Management Processes/
Workflows, Product Life Cycle
(PLC), Persons and the Extended Extended
Extended
Enterprise, which have all a sig- Enterprise
Enterprise
nificant impact on a product, as
displayed in Figure 1. The inter-
action of these components to
Manufacturer
Manufacturer Customer
Customer
support the development of a
product up to its maintenance and
disposal within one interrelated Figure 2: Structure of an Extended Enterprise
concept is novel.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 73

PRIME System

Upstream Life cycle Downstream Life cycle

Feasibility Concept Definition Development Production Support

Product Development Management

Product Knowledge

Figure 3: PRIME common product life cycle

The PRIME methodology is designed to cover the To integrate all these components and the product
entire PLC. It is necessary to model business con- related knowledge effectively to the product devel-
cepts throughout the whole PLC so that different opment process, mature knowledge management
work teams can act in a compatible and exchange- processes organised and administered by knowl-
able way. The outcome of this is a common PLC edge management workflows are necessary. An
(Figure 3). The common PLC defines six life cycle appropriate approach has been developed within
phases. These are classified in two separated life PRIME methodology. The following section will de-
cycle stages: upstream and downstream life cycle. scribe the important vertices in detail.
The upstream life cycle contains the operational
procedures: 3 Knowledge Engineering Workflows
• Requirement investigation, The PRIME system approach intends to represent
• R&D, Planning, Detailed product design, and a flexible framework mainly having the function of
• Production organisation: Production Process an information system, from which a community of
Planning (P3), Production Resource Planning. actors belonging to the EE can extract information
and will also be able to add new knowledge.
Whereas the downstream life cycle comprises:
Thereby, the system framework is characterised by
• Material acquisition, transport, inventory and flexibility and interaction. The framework is de-
supply; signed by three basic functionalities: Knowledge
• Production preparation: equipment, devices, extraction, Knowledge replenishment, System Ad-
machines, tools; ministration. Figure 4 offers an overview of the
functional workflow components of the proposed
• Production: manufacturing, assembling, integra-
PRIME system.
tion:
As one main component, the System Administration
• Test, change, dispatch, stocking, installation;
represents the basic instrument to establish, or-
• Service/ maintenance. ganise and control a product knowledge related
project. The administra-
tion defines the complex-
ity, classification and allo-
PRIME Administration
cation of a project in re-
spect to the involvement
of partners. Generally, a
PRIME PRIME
Knowledge PRIME PRIME Evaluation mature concept and ad-
Elicitation & Formalisation Knowledge & ministration of a product
Capturing Browser Reporting related project is very im-
portant for the successful
Knowledge replenishment Knowledge extraction accomplishment.
The knowledge inside the
Figure 4: General workflow components covered by the PRIME system PRIME system is not
74 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

static, but will be added and updated during the and concept design, the system design, the deter-
complete PLC. Therefore, the component Knowl- mination and the strategy update or enhancement.
edge replenishment depicts a significant require- The administration tasks are only performed by the
ment of the overall system. This component in- Knowledge Management Officer (KO) and the
cludes two separate workflows: Knowledge Elicita- Knowledge Engineer (KE).
tion & Capturing, Formalisation. The Knowledge According to the guidelines of the PRIME system,
Elicitation & Capturing workflow covers the entry of the KO has to design the framework for the planned
knowledge in its original format (informal/ quasi- project, taking into account the schematic re-
formal) to the PRIME system. The entered knowl- sources culture, infrastructure, purpose, and strat-
edge can be new, complementary or corrective. egy. The global task of ‘Strategy & concept design’
The opportunity to feed the system with knowledge in the knowledge and EE context includes the sub-
is given within PRIME to the assigned actors of the tasks:
EE, this means also that this covers the complete
• Definition of the PLC
PLC. To support and improve the systematically
processing and reuse of knowledge, the entered • Definition of the roles of actors
information has to be converted into an explicit, • Definition of KM methods to be executed by KEs
model-based representation. This task is covered
• Definition of the KM plan
by the Formalisation workflow. Depending on in-
formal or quasi-formal knowledge, the formalisation By defining the framework, the KO generates a
procedure maps in detail the contained information productive system. In the following, the KE takes
components of the natural language based repre- over the design of the system. The sub-tasks that
sentation onto the related entities of an underlying are related to the system design are:
information model. • User and authentication management
The main power and benefit of a knowledge man- • Definition of product knowledge classes
agement system lies in the efficient (re-)use of the • Controlling user inputs
knowledge available within the system. For the
• Assisting users
Knowledge extraction, one can identify two sepa-
rate workflow components: Knowledge Browser, • Instantiating internal information model to en-
Evaluation & Reporting. The browsing workflow de- able creating the knowledge repository
scribes the proceeding of the knowledge search, The system design is not restricted to one certain
that is not only restricted to a simple free text stage during the PLC. In contrast, the administra-
search. It offers also the possibility to perform an tion of a running product related project within the
advanced search to improve the quality of the re- EE is a continuous procedure. It is necessary to
sults. Additionally, enhanced navigation, help and update on changes (user, partner, software, secu-
feedback features complete the basic functional rity etc.) or bugs, to monitor and control the system
range. The component Evaluation & Reporting cov- maintenance, react on a change within the lifecycle,
ers the report generation based on the system in- and to offer support to the users of the system. The
ternal knowledge and additional evaluation. Not instantiation of the internal information model of the
only the pure information facts are important to the PRIME system is one central aspect for the effi-
user, but to get also support from the system to ciency of the system, as this model represents the
gain knowledge, incorporating complete processes, common basis for the knowledge tasks.
structures, products etc. over the PLC. In the fol-
3.2 Knowledge Capturing & Elicitation
lowing, the single workflows will be described in
detail. It is obvious that a product knowledge related sys-
tem is only useful, when the system contains suffi-
3.1 System Administration
cient knowledge on the related area of expertise.
It is vital for the success of a project that its basic An empty or obsolete system makes no sense.
strategic, operational and conceptual orientation is Therefore, it is very important that the system offers
precise, elaborate and feasible. Within PRIME, ba- the facilities for the efficient and precise acquisition
sic tasks are pretended that are necessary for the of knowledge. Which method will be applied is not
implementation of the system within the EE, in- limited by PRIME. In a broader sense, the acquisi-
cluding the assignment of roles. The overall tion of knowledge can be divided into the tasks
workflow includes the components for the strategy Capturing and Elicitation.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 75

To acquire expert knowledge, it is first of all neces- malisation of explicit or tacit knowledge follows two
sary to identify the appropriate information and the main objectives:
sources for gaining relevant know-how. The knowl- • Transformation of natural language based
edge sources can be external (documents, manu- knowledge into an explicit description
als, catalogues etc.) or internal (expertise, know-
• Extraction of implicit knowledge
how). The type of the information is also not defi-
nite. Computer-accessible knowledge can be found The formalisation analyses the single conceptual
from a formal, quasi-formal to a very informal for- components of language, as there are i.e. func-
mat. The identification and entry of useful and nec- tions, properties, behaviour, physical and system
essary knowledge and its sources, including the architecture. The identified components will be
valuing and filtering, will be performed by experts. mapped onto the relevant instances of the underly-
Supported knowledge items are i.e. text, audio, ing information model, based on the “ISO/WD PAS
video (informal) or CAx, generic model-based files 20542 Industrial automation systems and integra-
(quasi-formal). The capturing of knowledge from tion – Product data representation and exchange:
outside that has been identified as useful and suffi- Systems engineering data representation” stan-
ciently valid should be accomplished carefully to not dard. Such a neutral representation permits a sys-
feed the system needlessly and to keep it concise. tematic processing, and the integration of a stan-
Beside the entries from the knowledge expert, there dard enables a possible greater compatibility with
exist methods to elicit know-how through different other tools. This finally offers the possibility for the
techniques (i.e. interviewing). Which techniques will adoption of PRIME in a larger domain.
be applied can be selected independently. This task To avoid extra effort and ambiguity, first the KE has
has to be performed by the KE. Also the organisa- to analyse the existing knowledge on possible re-
tion and management of the entered knowledge use. Double entries must be avoided to keep the
belongs to the KE. It is necessary to check the user repository consistent and explicit. Identified new,
inputs on consistency, quality, completeness and additional or corrective knowledge has to be proc-
adaptability and group the information for later re- essed by the KE. Starting from a natural language
lieved knowledge retrieval. Sub-tasks that has to be based representation, the formalisation leads to a
carry out are i.e. distilling, refining, orienting, pack- rigorous formalised information model representa-
aging and assembling. tion. The result can be checked on consistency to
The EE approach enables also users of the product ensure to have a qualitative, high-value knowledge
(i.e. maintenance or operative staff) to incorporate repository. The formalisation procedure of quasi-
product related knowledge. They can enter feed- formal knowledge is restricted to the incorporation
back on their experiences with the product and its of the respective files including a software refer-
installation/ operation. These information are in- ence. Audio-/video information as informal knowl-
tended to support and improve the re-design of edge will be handled similar. As “self-descriptive”
similar products. Also the expert will add, improve knowledge, the respective files will be just incorpo-
or correct his knowledge of the product and its re- rated and referenced.
lated processes based on his personal develop- 3.4 Knowledge Browser
ment process by experience and learning. Espe- A knowledge based system makes only sense,
cially here it is important to control, group and allo-
when the system offers mature facilities for the ex-
cate the information in respect to the related prod- traction or (re-)use of the contained knowledge. It is
uct. absolute necessary to find and access that knowl-
3.3 Formalisation edge that is required and requested. The PRIME
The knowledge that has been captured and organ- Knowledge Browser is designed to support the user
ised will be in a model or language dependent rep- and not complicate work.
resentation. Such formats are often tool dependent The browser supports two ways of searching. The
and will not be interpreted in the same way by dif- free text search belongs to the simplest way of
ferent users/ experts. To enable the independent searching, but delivers just direct connections. Input
processing of the acquired knowledge, and to from a set of identifying words associated with logi-
achieve an explicit, unambiguous, common inter- cal operators invokes a word-based search of the
pretation/ understanding of the information, it is repository and delivers as search result the in-
necessary to formalise the knowledge. The For- stances that contain the given words. As this
76 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

search method is limited, there exists the possibility port generation will be initiated by the user. He can
to carry out an advanced search. The indexing of specify/ select out of relevant knowledge mining
the knowledge instances by tags offers the possi- queries for evaluation, related to the repository
bility to enhance the search request. The input of structure. Based on the structured product informa-
free text in combination with tags promises a more tion of the knowledge repository, the system scans
accurate and advanced search result, as it is possi- and analyses the repository on matching knowl-
ble with this methodology to gain not just the direct edge items and references. The query result will be
link but also the referenced items of the product, controlled, grouped and organised by the system.
function, property, PLC etc. The user can specify By selecting a report structure, the system will gen-
several search criteria for one query within the ad- erate the report. If available, the query results of the
vanced search. The visual navigation of the knowl- evaluation will be graphically illustrated. Additional
edge repository and the search results is also fea- information will be textual-based. Before finalisa-
tured. A kind of knowledge index based on the tion, the user can check the outcome of his query.
categorising and grouping of the content of the re- The final report can be exported in supported for-
pository enables this. Starting from a basic search, mats.
the user can navigate following the knowledge type,
support information, or PLC state. These areas cor-
4 Methodology workbook
respond to the specific expertise of the EE. This
sort of visual navigation complies with the natural The PRIME workbook /2/ constitutes an informal
habits of humans. specification document on the PRIME methodology,
and aims at guiding the PRIME user, step by step,
The browser is not limited to a one-directional
to the PRIME solution. It comprises an introduction
communication to benefit from the knowledge con-
to KM, followed by EE methodologies, the knowl-
tained in the EE. A web-based forum for discussion
edge engineering workflows applied, the roles and
and troubleshooting enables the users to resolve
tasks assigned to the various actors, detailed de-
certain topics within an expert group. Very impor-
scription of the KM processes, and the proposed
tant is the establishment of the feedback area. The
product knowledge models that represent the
users will have the possibility to rank the specific
knowledge structure within the PRIME system.
knowledge instances and related documents/ files
on their usability and helpfulness and to comment
on the quality of the information. This enables the 5 Summary
possibility to correct wrong, out-of-date or insuffi-
The PRIME methodology provides an approach for
cient entries and references within the repository.
the management of product related knowledge
An inter-active ‘Request for Help’ service for the
generated throughout the entire life cycle of the
solution of operational, methodical or textual prob-
product. This knowledge will be shared within the
lems is available for the users. The internet-based
Extended Enterprise and therefore available to all
inquiry will be based on email or chat facilities, that
actors of a networked enterprise. It is expected, that
support the inter-active dialog for the solving of the
the adoption of this approach leads to an improve-
problem.
ment of the quality of a product and reduction of
3.5 Evaluation and report generation time spent on the development of a new product.
Besides the direct extraction of knowledge via the
browser, sophisticated functionalities for the user-
6 Literature
directed generation of reports based on the evalua-
tion of knowledge are offered. The purpose of the /1/ PRIME consortium: The PRIME Homepage,
report document is to illustrate a certain part of the http://www.prime-project.org
EE product knowledge (like technical specifications, /2/ PRIME consortium: The PRIME Homepage
work plan, guidelines,...). The reports and evalua- download area, http://www.prime-project.org/
tions can cover an enhanced domain during the deliverables.html, 2003
PLC. In the PRIME context, the evaluation of prod-
uct knowledge aims at the comparison, judgement
and trade-off of product related know-how taking
into account the three axes knowledge type, PLC
state or support information. The evaluation and re-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 77

Engineering Workflow – Integriertes Daten- und Prozessmanagement


in der unternehmensübergreifenden Produktentwicklung

Goltz, M.

Der vorliegende Artikel stellt einen neuen Ansatz Beispiel BMW-Formel-1-Motor


für das Management der unternehmensübergrei-
Der von BMW für die Saison 2003 entwickelte Formel-1-
fenden Produktentwicklung vor. Dabei stehen zwei Motor besteht aus rund 5000 Einzelteilen, davon sind
Aspekte im Mittelpunkt: erstens, die Koordinierung 1000 unterschiedlich. Während der Entwicklung wurden
ca. 1950 CAD-Zeichnungen angefertigt. Bis zum Sai-
des Entwicklungsprozesses in Bezug auf die Ab- sonende erfährt der Motor etwa 1400 Optimierungs-
stimmung von Entwicklungsergebnissen zwischen maßnahmen. Zu den Anforderungen, die bei der Ent-
den Projektpartnern und zweitens, das Manage- wicklung zu berücksichtigen sind, gehören u. a. die Be-
rücksichtigung einer Querbeschleunigung von 4 g in der
ment verteilter Produktdaten, um einerseits die 130R-Kurve in Suzuka oder eine Vollgasbelastung von
Transparenz über vorhandene Informationen zu er- 73 % in Monza. Trotzdem leistet der Motor über 900 PS
höhen und andererseits Partnern den Zugang zu bei einem Gewicht von unter 90 kg. Die Herstellung des
Motorblocks und Zylinderkopfs aus Aluminiumguss er-
lokalen Daten zu ermöglichen. folgt in einem speziellen Dünngussverfahren. /2/
The following article introduces a new approach for Dieses Beispiel zeigt recht anschaulich, wie komplex
the management of cross-company product devel- vermeintlich überschaubare Entwicklungsprojekte wer-
den können.
opment. In order to guarantee a successful co-
operation two aspects have to be considered: first,
the co-ordination of product development in terms Gerade die Forderung nach immer kürzeren Ent-
of how to agree on engineering results among the wicklungszeiten führt dazu, dass verschiedene Mo-
partners and secondly, how to make distributed in- dule des Produkts im Rahmen des Simultaneous
formation transparent and accessible to partners. Engineering parallel entwickelt werden. Bedingt
durch die hohe Anzahl von Beziehungen bedarf es
dabei mehrfacher Iterationen, bis alle Anforderun-
1 Besonderheiten der unternehmensüber-
gen erfüllt sind. Erschwert wird dieses dadurch,
greifenden Produktentwicklung
dass nicht alle Randbedingungen von Beginn an
1.1 Die Entwicklung komplexer Produkte bekannt sind, sondern sich erst in parallelen Ent-
Komplexe Produkte zeichnen sich durch ihre Viel- wicklungsschritten aus den erarbeiteten Lösung er-
zahl von Elementen und der zwischen ihnen auf- geben. Dieses führt dazu, dass Entscheidungen
tretenden Beziehungen aus (Bild 1). Während der aufgrund unklarer oder noch nicht abgesicherter
Entwicklung einzelner Elemente sind zahlreiche Informationen zu treffen sind. Eine rege Kommuni-
Randbedingungen zu berücksichtigen, die sich kation zwischen den parallel ablaufenden Entwick-
u. U. in ihrer Auswirkung gegenseitig ausschließen lungssträngen ist unabdingbar, um Fehlentwicklun-
können. Aufgabe multidisziplinärer Entwicklungs- gen zu vermeiden.
teams ist es, die miteinander konkurrierenden Op- Die Kommunikation wird in den meisten Fällen
timierungsziele der Einzelelemente so aufeinander durch die Konstrukteure selbst initiiert, entweder
abzustimmen, dass ein optimal am Kundennutzen weil sie eine bestimmte Information benötigen, oder
ausgerichtetes Gesamtprodukt zu möglichst gerin- um ein Entwicklungsergebnis weiterzugeben. Kon-
gen Kosten in möglichst kurzer Zeit entsteht. krete Vorschriften, wann unter welchen Umständen
wer zu informieren ist, existieren dabei in den we-
Komplexität nigsten Fällen. Das zeigt sich z. B. auch in der lü-
ckenhaften Dokumentation des Entwicklungspro-
zesses im Rahmen der ISO 9000.
Varietät Konnektivität
Mangelnde Kommunikation führt häufig dazu, dass
neue oder geänderte Anforderungen zu spät wei-
Arten von Anzahl der Arten der Anzahl der
Elementen Elemente Beziehungen Beziehungen tergeleitet und erzielte Ergebnisse zu spät abgegli-
chen werden. Die Korrektur dadurch auftretender
Bild 1 Komplexität von Systemen (nach /1/) Fehler verursacht einen erheblichen Zeitverlust und
78 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

zusätzliche Kosten. Im schlimmsten Fall treten die- versucht, dieses durch eine möglichst umfassende
se Fehler erst beim Kunden auf, wodurch ein zu- Prozessbibliothek zu erreichen. Dazu wurden für
sätzlicher Imageschaden entsteht. Aus diesem verschiedene Gruppen von Produktkomponenten
Grund muss eine effiziente Koordination des Ent- Referenzprozesse festgelegt, die danach zu einem
wicklungsprozesses darauf abzielen, notwendige Gesamtprozess kombiniert werden können. Aller-
Kommunikation zwischen parallelen Entwicklungs- dings hat sich gezeigt, dass entweder die Refe-
abläufen zu erkennen und gezielt anzustoßen. renzprozesse zu allgemein gehalten sind, um die
Die meisten der in den letzen Jahren auf dem Ge- tägliche Arbeit zu koordinieren, oder der Aufwand
biet des Prozessmanagements für die Produktent- zur Erfassung aller denkbaren Möglichkeiten in kei-
wicklung durchgeführten Forschungsprojekte haben nem Verhältnis zum zu erwartenden Nutzen steht.

Beispiel „Getriebeentwicklung“

Zahnradwerkstoff
Zähnezahlen Wellenwerkstoff Lagertyp Fertigungsart
Modul Absätze, Kerben Tragzahl Teilungsebene
Leistung
Drehzahl
Übersetzung Dokumentation
Zahnräder

Zahnrad-
berechnung
Hüllfläche
Drehzahlen LxBxH
A11 Breite
Aussendurchm.
Dokumentation
Nabenwerkstoff Lager
Zahnradbreite Lager-
Innendurchmesser
berechnung

Zahnkräfte Breite, Durch- A12


Torsionsmomente messer Lagersitz
Dokumentation
Gehäuse
Breite,
Innendurchm. Gehäusedesign

A15
Geometrische Lagerkräfte
Dokumentation
Restriktionen Wellen
Wellen-
berechnung
Absatzlänge
A13 Wellendurchmesser
Werkstoff Welle Passfedertyp
Äussere
Kräfte und
Momente Wellendurchmesser
am Zahnrad
Nuttiefe Welle
Passfederlänge
Wellendurchmesser,
Dokumentation
Länge Passfeder Passfeder- Passfeder
Nuttiefe Nabe berechnung

A14

KNOTEN: A1 TITEL: Getriebeentwicklung NR.: bsp-1

Das obige Diagramm zeigt eine mög- der Lagerberechnung sowie zwischen Eine deutliche Verkürzung der Ent-
liche Beschreibung für eine Getriebe- der Wellen- und Passfederberech- wicklungszeit ließe sich durch eine
entwicklung mit den wesentlichen nung notwendig. Parallelisierung der Entwicklungs-
Konstruktionsschritten sowie den not- Eine sequenzielle Bearbeitung der schritte erreichen. Um jedoch Fehl-
wendigen Informationsflüssen. Dieses einzelnen Teile würde zu erheblichen entwicklungen zu vermeiden, bedarf
vergleichsweise einfache Beispiel soll Verzögerungen führen, da eine Ab- es dazu eines wesentlich früheren
die Schwierigkeiten bei der Modellie- stimmung der Ergebnisse erst erfol- Informationsaustauschs.
rung eines Gesamtprozesses für die gen würde, wenn bspw. der Festig- So wäre es z. B. möglich, durch einen
Produktentwicklung illustrieren. keitsnachweis der Ritzelwelle ergibt, Vergleich des in der Zahnradentwick-
Betrachtet man dazu die Informati- dass diese den Belastungen nicht lung abgeschätzten Wellendurchmes-
onsflüsse zwischen der Zahnrad- und standhält. Zur Lösung des Konflikts sers mit dem aus der Vordimensionie-
der Wellenberechnung, fällt auf, dass wäre es denkbar, entweder einen rung der Welle erhaltenen Durchmes-
einige Größen, wie z. B. der Wellen- besseren Werkstoff einzusetzen oder ser frühzeitig einen Konsens zu er-
durchmesser, sowohl als Eingangs- den Wellendurchmesser anzupassen. zielen, der spätere Iteration aufgrund
als auch als Ausgangsgrößen auftre- Beide Varianten würden zu einer von Inkompatibilitäten überflüssig
ten. Dieses weist auf eine notwendige Überarbeitung der Verzahnung bzw. macht oder zumindest minimiert. Da-
Iteration hin, da der Wellendurchmes- der Passfeder führen. Eine Entschei- bei muss nicht jeder Entwicklungs-
ser einerseits Einfluss auf die Festig- dung, wie das Problem zu lösen ist, schritt bereits in allen Details bear-
keit der Welle hat, andererseits aber muss sich am konkreten Anwen- beitet werden. Eine Abschätzung ist
auch durch die Geometrie des Ritzels dungsfall orientieren und sollte nicht häufig ausreichend, um frühzeitig über
festgelegt wird. Weitere Abstimmun- starr durch einen Prozess vorgegeben eventuelle Alternativlösungen nach-
gen sind zwischen der Wellen- und werden. zudenken.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 79

Die Schwierigkeiten rühren im Wesentlichen daher, nehmen neuartige Formen der Zusammenarbeit
dass sich zwar für einzelne Konstruktionsschritte und dynamische Organisationsformen.“
Regeln zu deren Bearbeitung angeben lassen (Be- Die Bezeichnung einer Entwicklungskooperation als
rechnung eines Zahnrads, einer Passfeder, etc.). virtuelles Unternehmen betont die notwendige enge
Ob diese überhaupt benötigt werden, und wenn ja Verzahnung realer Unternehmen. Diese bezieht
in welcher Reihenfolge diese auf ein konstruktives sich sowohl auf übergreifende Geschäftsprozesse
Problem anzuwenden sind, kann nicht im Voraus als auch auf die Verknüpfung vorhandener eigener
bestimmt werden. Dies ergibt sich häufig erst im und im Rahmen eines Projekts neu entstehender
konkreten Anwendungsfall in Abhängigkeit der Datenbestände. Problematisch dabei ist die weiter-
verfügbaren Informationen (und deren Qualität1) hin bestehende Eigenständigkeit der Unternehmen,
sowie der zu verwirklichenden Optimierungskrite- d. h. jeder Projektpartner verfügt über eigene Da-
rien. tenmanagement- und CAX-Tools und definiert sei-
Ein weiterer Aspekt ist die bereits oben erwähnte ne Prozesse so, dass diese seinen Anforderungen
Komplexität. Gerade die Vielzahl der Abhängigkei- genügen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese
ten innerhalb des Produktmodells ist mit den Tech- Eigenständigkeit das spezielle Wissen und die
niken der Geschäftsprozessmodellierung nur unzu- Wertschöpfung des Partners ausmacht. Eine Ver-
reichend erfassbar. Bislang gibt es keine Möglich- einheitlichung der zu verwendenden Werkzeuge
keit, das Beziehungsgeflecht in der notwendigen und Abläufe wäre daher eher kontraproduktiv.
Gesamtheit in einer handhabbaren Weise zu do- Die bereits oben allgemein für den Entwicklungs-
kumentieren. Ob vorhandene Abhängigkeiten er- prozess skizzierten Probleme werden im virtuellen
kannt und bei notwendigen Entscheidungen hinrei- Unternehmen noch verschärft. Verträge zwischen
chend berücksichtigt werden, ist damit zu einem den Partnern können zwar die Ausgangsbedingun-
Großteil vom Wissen und der Erfahrung der Kon- gen und die erwarteten Ergebnisse erfassen, über-
strukteure abhängig. Zwar sind einige der Bezie- lassen aber die eigentliche Durchführung dem
hungen in den verschiedenen CAx-Systemen ent- Projektmanagement. Damit beschränkt sich die
halten (Geometrie/Topologie im CAD, Funktionen Kommunikation häufig auf einige Projekttreffen und
im FEM, usw.). Diese stehen jedoch nicht für eine den Austausch von Dokumentationen auf Anforde-
externe umfassende Analyse zur Verfügung. rung oder beim Erreichen bestimmter Projektmei-
lensteine. Häufig werden dadurch Informationen
1.2 Unternehmensübergreifende Produktent- über Änderungen gar nicht oder viel zu spät an den
wicklung im „Virtuellen Unternehmen“ Zulieferer weitergeleitet. Zudem klagen Zulieferer
oft darüber, viel zu spät in den Entwicklungspro-
Im Zusammenhang mit unternehmensübergreifen-
zess eingebunden zu werden, sodass ihr Spielraum
der Produktentwicklung wird häufig der Begriff „vir-
zur Entwicklung innovativer Lösungen bereits von
tuelles Unternehmen“ verwandt. Nach /3/ stellt „ein
vornherein sehr eingeschränkt ist.
virtuelles Unternehmen [...] ein dynamisches Netz-
werk von rechtlich selbstständigen Unternehmen Zusammenfassend erfordert ein effizientes Mana-
oder Teilen von Unternehmen dar, das auf Zeit für gement der unternehmensübergreifenden Produkt-
eine konkrete Aufgabenstellung, d. h. zur Ausnut- entwicklung
zung einer durch die einzelnen Unternehmen allein - das Erkennen des Kommunikationsbedarfs zwi-
nicht erreichbaren Marktchance, gebildet wird, um schen den Partnern unter Berücksichtigung aller
so vor allem die Kernkompetenzen der beteiligten wesentlichen Abhängigkeiten innerhalb des
Partner zu bündeln. Reale Unternehmen sind dann Produktmodells;
in der Regel zu einem bestimmten Zeitpunkt an - die klare Definition von Zuständigkeiten und An-
mehreren virtuellen Unternehmen beteiligt. Dieses sprechpartnern;
erfordert natürlich auch innerhalb der realen Unter-
- die Abstimmung/Synchronisation lokaler Pro-
zesse;
- das Zusammenführen lokaler Datenbestände
1
Qualität bedeute in diesem Zusammenhang, ob es sich zur Erhöhung der Transparenz bezüglich vor-
bei der Information um eine erste grobe Abschätzung handener Informationen und zur Vereinfachung
handelt, oder ob es bereits verifizierte Ergebnisse sind,
die in anderen Entwicklungsschritten weiterverwendet des Zugriffs auf diese.
werden.
80 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

2 Engineering Workflow auf der Basis Netzwerk aus Entwicklungsobjekten

vernetzter Entwicklungsobjekte Funktionsstruktur


Funktionsstruktur Eigenschaftsnetzwerk
Eigenschaftsnetzwerk
ist Eingangsgröße
Funktion Eigenschaft
2.1 Entwicklungsobjekte im Konstruktions- ist Ausgangsgröße
prozess
erfüllt hat
Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt be- Komponente

schrieben, stellen die vielfältigen Abhängigkeiten Produktstruktur


Produktstruktur
innerhalb der Produktstruktur ein wesentliches
Problem bei der Koordinierung des Entwicklungs- Bild 2 Beziehungen zwischen Entwicklungs-
prozesses dar. Nur wenn diese in ihrer Gesamtheit objekten
beherrschbar sind, lassen sich zeit- und kostenin-
tensive Fehlentwicklungen vermeiden. albezogene Merkmale (z. B. Werkstoffbezeichnung,
Der hier vorgestellte Ansatz basiert auf einem ob- -zusammensetzung) handeln. Im Regelfall wird ei-
jektorientierten Produktmodell, das einer Produkt- ne Produktkomponente oder Funktion durch mehre-
komponente die von ihr realisierten Funktionen und re Eigenschaftsobjekte beschrieben. Die Zuord-
Eigenschaften als beschreibende Elemente zuord- nung eines Eigenschaftsobjekts zu mehreren Pro-
net. Dabei werden Funktionen und Eigenschaften duktkomponenten oder Funktionen weist auf Ab-
als eigenständige Objekte behandelt, da diese das hängigkeiten zwischen diesen hin. Beziehungen
Ergebnis einer konstruktiver Tätigkeit sind und so- der Eigenschaftsobjekte untereinander spiegeln
mit ebenfalls für die Ablaufsteuerung relevant sind. technische Zusammenhänge wieder, wie sie sich
Gerade in den frühen Phasen der Produktentwick- bspw. aus Formeln, Tabellen oder Diagrammen er-
lung während der Konzipierung und Vordimensio- geben. Insgesamt ergibt sich so ein Netzwerk aus
nierung stehen Funktionen und Eigenschaften (wie miteinander verknüpften Entwicklungsobjekten,
z. B. Kräfte und Momente) im Mittelpunkt der Be- welches die Grundlage der Ablaufsteuerung in der
trachtung, ohne dass weitere Details zu den Bau- Produktentwicklung bildet.
teilen bekannt sind. Im Folgenden werden Kompo- Die Bearbeitung der Entwicklungsobjekte beginnt
nenten, Funktionen und Eigenschaften unter dem bereits mit der Anforderungsanalyse. Hierbei wer-
Begriff Entwicklungsobjekt zusammengefasst. den die natürlichsprachlichen Anforderungen des
Kunden in eine auf Entwicklungsobjekten basieren-
de Spezifikation überführt. Damit werden im We-
Definition Entwicklungsobjekt
sentlichen zwei Ziele verfolgt. Erstens ermöglicht
Ein Entwicklungsobjekt ist Gegenstand einer konstrukti- eine modellbasierte Spezifikation eine systemati-
ven Tätigkeit. Dabei kann es sich um ein reales oder
imaginäres Objekt eines technischen Systems, um eine sche Überprüfung der Anforderungen auf Eindeu-
von diesem System zu erfüllende Funktion oder um eine tigkeit, Vollständigkeit und Widerspruchsfreiheit.
das System oder eine Funktion beschreibende Eigen- Zweitens lässt sich durch die Verknüpfung der
schaft handeln. Die Gesamtheit der Entwicklungsobjekte
und ihre Relationen untereinander beschreiben den ak- Spezifikationsebene mit der späteren Realisie-
tuellen Entwicklungsstand des Systems. rungsebene eine Anforderungsverfolgung realisie-
ren.
In der Phase der Lösungsfindung wird die Spezifi-
Entscheidend für die Erfassung und Verwaltung
kation weiter ergänzt. Dazu werden die, für die Re-
von Abhängigkeiten sind die Beziehungen zwi-
alisierung des gewählten Lösungsprinzips notwen-
schen Entwicklungsobjekten. Bild 2 zeigt die mög-
digen Objekte in das Netzwerk eingebunden. Be-
lichen Beziehungstypen der Entwicklungsobjekte
nötigte Zusatzinformationen können vom Kunden
untereinander. Während die Produkt- und Funkti-
erfragt werden. Zur Durchführung der eigentlichen
onsstruktur hierarchisch aufgebaut sind, ergeben
Entwicklung wird das Spezifikationsnetzwerk
die Beziehungen zwischen Eigenschaftsobjekten
schrittweise in die realisierten Objekte überführt.
ein Netzwerk. Die Eigenschaftsobjekte dienen da-
Dabei wird das Netzwerk durch die zunehmende
zu, Merkmale einer Produktkomponente sowie Ein-
Detaillierung mit weiteren Entwicklungsobjekten er-
gangs- und Ausgangsgrößen von Funktionen mit-
gänzt, sodass am Ende der Entwicklung eine um-
hilfe eines Wertes und (so anwendbar) einer physi-
fassende Beschreibung des Produkts hinsichtlich
kalischen Einheit zu beschreiben. Dabei kann es
der Komponenten, erfüllten Funktionen und reali-
sich um geometrische (z. B. Länge, Durchmesser),
sierten Eigenschaften zur Verfügung steht (siehe
funktionale (z. B. Kraft, Leistung) oder auch materi-
Bild 3).
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 81

satz zur Koordinierung des


Anforderungen Spezifikation Realisierung Entwicklungsprozesses ge-
E
führt. Ausschlaggebend da-
E E
für war die, etwas überspitzt
F E
formulierte, Erkenntnis: „In-
A
AA genieure denken nicht in
E K
Geschäftsprozessen!" Viel-
K F
AA mehr ist ihr Handeln auf die
K K
Lösung eines bestimmten
K F
Problems und die Erlangung
F K
der dafür notwendigen In-
K
Formalisierung Realisierung formationen fokussiert.
Klassische Workflowtechni-
Klärung der Aufgabe/ Funktionsanalyse/ Detaillierung
Anforderungsanalyse Konzeptphase Ausarbeitungsphase ken sind dazu nur sehr be-
dingt geeignet. Entschei-
Konkretisierung/Detaillierung dend für die Art und Weise
wie ein konstruktives Prob-
Bild 3 Entwicklungsobjekte im Konstruktionsprozess lem zu lösen ist, ist für den
Konstrukteur die Kenntnis
der konstruktiven Randbe-
Hinsichtlich der Anzahl der zu verwaltenden Ent-
dingungen. Es ist davon auszugehen, dass Kon-
wicklungsobjekte ist anzumerken, dass das Netz-
strukteure sehr wohl wissen, wie bspw. eine Pass-
werk nicht alle möglichen Eigenschaften und Funk-
feder auszulegen ist und welche Informationen da-
tionen einer Produktkomponente darstellt, da deren
für benötigt werden. Allerdings mangelt es in vielen
Anzahl nicht mehr sinnvoll handhabbar wäre. Viel-
Fällen am Wissen, wann, wo und in welcher Quali-
mehr erfolgt eine Einschränkung auf diejenigen
tät die benötigten Informationen verfügbar sind, und
Objekte, die
wie die daraus abgeleiteten Ergebnisse verwendet
- explizit in Anforderungen angegeben werden; werden.
- Zusammenhänge innerhalb der Produktstruktur Die konstruktiven Randbedingungen werden durch
verdeutlichen, weil sie mehrere Komponenten die benachbarten Entwicklungsobjekte des be-
betreffen; trachteten Elements festgelegt. Umgekehrt wird
- zwischen Entwicklungspartnern abgestimmt dadurch auch festgelegt, wo die erarbeiteten Er-
werden müssen, um eine konsistente Gesamt- gebnisse weiterverwendet werden. Jede Beziehung
lösung zu erarbeiten. zwischen zwei oder mehr Entwicklungsobjekten
Damit reduziert sich die Zahl auf diejenigen Objek- stellt somit eine notwendige Kommunikation im
te, die bislang sowieso schon in irgendeiner Form Entwicklungsprozess dar.
implizit in der Dokumentation aufgeführt wurden (in Kern des Ansatzes für einen Engineering Workflow
Anforderungslisten, CAD-Modellen, Berechnungs- ist das im vorangegangenen Abschnitt eingeführte
unterlagen, etc.). Mit dem Konzept des Netzwerks Netzwerk aus Entwicklungsobjekten. Um dieses für
aus Entwicklungsobjekten werden diese Informati- eine Ablaufsteuerung nutzen zu können, muss es
onen explizit gemacht, sodass die komplexen Ab- um Informationen über Personen ergänzt werden,
hängigkeiten innerhalb der Produktstruktur transpa- die in die Bearbeitung der Entwicklungsobjekte ein-
rent werden und einer Analyse zugänglich sind. gebunden sind. Diese werden einem Entwicklungs-
objekt über verschiedene Benutzerkategorien zu-
geordnet, die den Status der Person hinsichtlich
2.2 Engineering Workflow
dieses Objekts festlegen. Damit wird sichergestellt,
Diskussionen mit Industriepartnern im Rahmen des dass bei notwendigen Entscheidungen die richtigen
EU-Projekts SIMNET2 über Abläufe in der Produkt- Personen miteinander kommunizieren.
entwicklung haben zu einem völlig neuartigen An-
Die eigentliche Bearbeitung der Entwicklungsob-
jekte wird durch fünf Härtegradstufen kombiniert mit
2
SIMNET – Workflow Management for Simultaneous einem Freigabe- und Genehmigungsworkflow reali-
Engineering Networks; gefördert mit Mitteln der Euro-
päischen Union siert. Mithilfe der Härtegrade I-V lässt sich die Qua-
82 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Benutzerkategorien (nach /4/) 3 Produktdatenmanagement im virtuellen


Unternehmen
Bearbeiter
• technisch verantwortlich für ein Entwicklungsobjekt 3.1 Anforderungen an die Datenverwaltung
• aktiv an dessen Entwicklung beteiligt
Eine effiziente Produktentwicklung erfordert nicht
Beteiligter
• aktiv an der Erarbeitung des Entwicklungsobjekts be- nur die Definition eines optimalen Prozesses son-
teiligt dern auch die bedarfsgerechte Bereitstellung der zu
Prüfer seiner Durchführung notwendigen Informationen.
• nicht aktiv an der Erarbeitung beteiligt Ein System zum Datenmanagement im virtuellen
• überprüft Entwicklungsergebnis hinsichtlich der Aus- Unternehmen muss daher folgende Merkmale auf-
wirkung auf eigene Tätigkeit
weisen:
Abonnent
• interessiert am Entwicklungsobjekt 1. Transparenz über verfügbare Informationen
• wird über Änderungen informiert Um gezielt auf Informationen zugreifen zu können,
Gesamtverantwortlicher muss der Benutzer wissen, ob und wo diese ver-
• gibt aktuellen Stand des Entwicklungsobjekts nach er-
fügbar sind, in welchem Status sie sich befinden,
folgter Genehmigung aus Projektsicht frei
• ermöglicht ein Vieraugenprinzip bei der Freigabe und wie die Informationen abgerufen werden kön-
nen. Dem gegenüber fehlen dem Ersteller von Da-
ten Informationen darüber, wer diese benötigt und
lität bzw. der Entwicklungsfortschritt eines Elements
evtl. über Änderungen zu informieren ist. Insbeson-
angeben - Härtegrad I entspricht einem Grobent-
dere bei verteilten Datenbeständen mangelt es an
wurf (z. B. Abschätzung einer Eigenschaft auf Basis
dieser Transparenz, da einerseits jedes lokale
des Erfahrungswissens eines Konstrukteurs), Här-
System eines Partners nur einen Teil der Daten
tegrad V stellt dagegen ein mit allen Partnern ab-
ohne Bezug zu anderen Systemen verwaltet. Ande-
gesichertes Entwicklungsergebnis dar. Änderungen
rerseits ist durch mehrfache Speicherung ein und
können ab diesem Zeitpunkt nur durch einen for-
derselben Information die Konsistenz der Daten
malen Änderungsantrag in die Konstruktion einge-
nicht mehr in jedem Fall zu gewährleisten.
bracht werden. Jedem Übergang zum nächsthöhe-
ren Härtegrad geht ein Freigabeworkflow voraus. 2. Gewährleistung der Datensicherheit
Die Workflowteilnehmer werden anhand der Benut- Dazu gehört, dass es dem Eigentümer der Daten
zerkategorien des zu genehmigenden Entwick- möglich sein muss, genau zu definieren, wer auf
lungsobjekts ermittelt. Dadurch ist sichergestellt, welche Informationen zugreifen darf. Ein unautori-
dass jeder den aktuellen Entwicklungsstand zur sierter Zugriff muss in jedem Fall ausgeschlossen
Kenntnis genommen und auf Kompatibilität zu sei- werden, da es sich bei Produktdaten um sensible
nen aktuellen Entwicklungsaktivitäten überprüft hat. Unternehmensinformationen handelt. Außerdem
Ausgehend von Entwicklungsobjekten, die bereits muss eine sichere Authentifizierung der Benutzer
durch Kundenanforderungen oder andere bekannte ermöglicht werden, um nachvollziehen zu können,
Randbedingungen (wie z. B. Standards) definiert wer wann auf Informationen zugegriffen oder diese
werden, kann auf diese Art und Weise das Netz- verändert hat.
werk schrittweise abgearbeitet werden. Dabei 3. Wiederverwendbarkeit der erstellten Daten
zwangsläufig auftretende Sackgassen oder Schlei-
Die während eines Projekts von jedem Partner er-
fen im Beziehungsnetz erfordern zusätzliche Kom-
arbeiteten Informationen stellen einen Teil seines
munikation zwischen den beteiligten Partnern, um
Know-hows dar. Daher ist es wichtig, die Daten
das weitere Vorgehen abzustimmen.
auch nach Projektabschluss in einer Form verfüg-
Im Falle von Änderungen an einem Entwicklungs- bar zu haben, die eine Wiederverwendung in ande-
objekt wird diese zunächst mit den direkt zugeord- ren Projekten ermöglicht. Diese stellt gerade bei
neten Benutzern abgestimmt. Anschließend wird zentraler Datenverwaltung ein Problem dar, da die
diese Änderung den „Bearbeitern“ und „Beteiligten“ Datenstrukturen des zentralen Systems nicht zwin-
der benachbarten Entwicklungsobjekte mitgeteilt, gend mit den lokalen Datenstrukturen übereinstim-
um die Auswirkung zu beurteilen und gegebenen- men. D. h. trotz vorhandener Standards wie z. B.
falls entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Auf STEP gehen Informationen verloren. Außerdem
diese Weise lässt sich das Netzwerk zur schrittwei- erfordert die Übertragung zusätzlichen Aufwand zu
sen Analyse der Änderungsfortpflanzung nutzen. einem Zeitpunkt, an dem das Projekt bereits been-
/4/
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 83

det ist, und die frei gewordenen Ressourcen bereits definierte Referenz dem Entwicklungsnetzwerk be-
für neue Projekte eingesetzt werden sollen. Zurzeit kannt gemacht. Der Verweis auf die lokalen Daten
werden in Bezug auf das Datenmanagement in der erfolgt durch die Angabe eines Links, der die Iden-
unternehmensübergreifenden Produktentwicklung tifikation und den Speicherort der Information bein-
zwei Ansätze verfolgt: haltet. Auf diese Weise verbleiben die Daten unter
- dezentrale Verwaltung in den lokalen PDM3- der direkten Kontrolle des Eigentümers. Bei Bedarf
Systemen, wobei bei Bedarf jedem Partner ein können diese von autorisierten Partnern über die
Zugriff eingerichtet wird; Kooperationsplattform direkt aus dem lokalen Sys-
tem abgerufen werden. Ein wesentlicher Vorteil
- zentrale Verwaltung aller Produktdaten in einem
dieser Lösung für den einzelnen Partner ist die
vom OEM installierten PDM-System oder so ge-
Möglichkeit, jederzeit den Zugang zu seinen Daten
nannten Projectplaces4.
nach seinen jeweils festgelegten Vorschriften kon-
Die folgende Übersicht zeigt die Vor- und Nachteile trollieren zu können. Bei Sicherheitsproblemen
der beiden Ansätze in Bezug auf die oben aufge- kann ein Partner selbst Zugangsberechtigungen
führten Anforderungen an die Datenverwaltung. entziehen oder sogar den gesamten Server vom
Netz nehmen, bis die Probleme geklärt sind.

Dezentrale Datenverwaltung Jeder Knoten enthält einen Verweis auf den lokalen
+ Wiederverwendbarkeit der Daten, da bereits lokal Speicherort der zugehörigen Daten. Kann eine In-
verfügbar formation von mehreren Partnern lokal verändert
- Inkosistenzen möglich, da Daten in unterschiedli- werden, so spiegelt sich dieses in mehreren Ver-
chen Systemen gespeichert sind
weisen auf lokale Systeme wieder.
- keine Transparenz, da auf mehrere Systeme verteilt
Beziehungen zwischen den Knoten dienen der
- Benutzer müssen sich in unterschiedlichen Syste-
men einarbeiten, um auf Informationen bei Partnern Strukturierung der veröffentlichten Informationen.
zugreifen zu können Die Knotenstruktur ist von jedem Projektpartner na-
- komplizierte Sicherung der Daten gegen unbefugten vigierbar. Damit ist es Anwendern möglich, gezielt
Zugriff (Owner/Group/World-Konzept, Zugriff nur ü-
nach Informationen zu suchen, auch wenn ihnen
ber Projekt)
nicht bekannt ist, wer diese erzeugt hat bzw. wo
Zentrale Datenverwaltung sich der aktuelle Stand befindet. Abhängig von den,
+ Konsistenz der Daten gewährleistet, da nur einmal durch den Besitzer definierten, Zugriffsrechten kön-
an zentraler Stelle gespeichert
nen dann die Daten über den zugeordneten Ver-
+ Transparenz vorhanden, da alle Daten in einem
System abgelegt werden weis vom lokalen System des Partners abgerufen
- Daten befinden sich nicht mehr unter direkter Kon- und in das eigene PDM-System übertragen wer-
trolle der Ersteller den. Diese Übernahme erfolgt bedarfsnah während
- Probleme bei Wiederverwendbarkeit durch Informa- der Projektlaufzeit und erfordert keinen zusätzli-
tionsverlust beim Export/Import chen Aufwand nach Projektende. Da der Zugriff auf
- hohe Netzwerkbelastung durch zahlreiche Online- lokale Daten nur über den Verweis auf der Koope-
zugriffe, hohe Bandbreite der Internetanbindung
notwendig rationsplattform erfolgen kann, ist von vornherein
ein Zugriff auf nicht veröffentlichte Daten ausge-
schlossen. Der Link ist für den Anwender nicht les-
3.2 Architektur der Kooperationsplattform bar, sodass es nicht möglich ist, durch gezielte Ma-
Der Grundgedanke der Kooperationsplattform ba- nipulation nicht öffentliche Daten abzufragen.
siert auf einer gezielten Veröffentlichung der Infor- Bild 4 zeigt die Architektur der Kooperationsplatt-
mationen, die für mehrere Partner von Interesse form. Informationen über Knoten und die zugehöri-
sind. Im Gegensatz zum zentralisierten Ansatz gen Verweise werden in einer zentralen Datenbank
werden dabei Daten nicht in ein zentrales System abgelegt. Der Zugriff erfolgt über ein Web-Interface.
kopiert, sondern nur durch eine als Knotenobjekt Die Kommunikation zwischen den lokalen Syste-
men und der Plattform erfolgt über CORBA-
Services. Der zentrale CORBA-Server dient dazu,
3
PDM - Produktdatenmanagement Veröffentlichungen, die in einem lokalen System
4
Diese werden von Serviceprovidern zur zentralen Ver- definiert werden, als Link in der zentralen Daten-
waltung von projektspezifischen Daten angeboten. Al- bank zu speichern. Nach der Speicherung wird die
lerdings reicht der Funktionsumfang nicht an den der
derzeit verfügbaren PDM-Systeme heran. Identifikationsnummer des Links dem lokalen Ob-
84 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Partner A Partner B on-Service der Kooperationsplattform.


Dieser informiert die Benutzer per E-
DB PDM/PLM DB PDM/PLM
mail über Änderungen bezüglich der
CORBA-Server CORBA-Client I-Browser CORBA-Server CORBA-Client I-Browser veröffentlichten Informationen. Durch
Abrufen zentraler
einen Link in der Email können die
Abfrage lokaler
Informationen Empfänger direkt auf die Daten auf der
Informationen Ergänzung, Änderung
zentraler Informationen Kooperationsplattform zugreifen.
Web-Server
CORBA-Client CORBA-Server
4 Zusammenfassung
Kooperations-
DB Server Das in diesem Artikel vorgestellte Kon-
zept eines Engineering Workflows er-
Kooperationsplattform
möglicht durch eine integrierte Be-
trachtung von Produkt- und Prozess-
Bild 4 Architektur der Kooperationsplattform
daten eine effiziente Koordinierung der
Produktentwicklung im virtuellen Un-
jekt hinzugefügt, um so zu kennzeichnen, dass es ternehmen. Ein Netzwerk aus Entwicklungsobjek-
sich um ein veröffentlichtes Objekt handelt. Wird ten bildet die Grundlage für eine gezielte Kommuni-
von einem Benutzer über das Web-Interface ein kation zwischen Entwicklungspartnern unter Be-
Link aufgerufen, so werden die dazugehörigen In- rücksichtigung der innerhalb der Produktstruktur
formationen von der Kooperationsplattform über auftretenden Abhängigkeiten. Der Freigabe- und
den lokalen CORBA-Server abgerufen und an- Genehmigungsworkflow ermöglicht die bedarfsge-
schließend im Web-Client dargestellt. rechte Abstimmung von Entwicklungsergebnissen,
wodurch eine erhebliche Steigerung in der Qualität
3.3 Kopplung der Engineering Workflows der Entwicklungsergebnisse erreicht wird.
über die Kooperationsplattform Der Zugriff auf die für die Produktentwicklung not-
Mithilfe der Kooperationsplattform und dem in Ab- wendigen Daten wird über eine Kooperationsplatt-
schnitt 2.2 vorgestellten Konzept eines Engineering form realisiert. Diese dient einerseits der gezielten
Workflows lässt sich ein systemübergreifendes Veröffentlichung von lokal vorhanden Daten, und
Prozessmanagement realisieren, bei dem die Ko- andererseits der Synchronisation lokaler Prozesse.
operationsplattform als Schaltzentrale zur Synchro- Der Zugriff auf die Originaldaten erfolgt durch einen
nisation der lokalen Prozesse fungiert. In Bezug auf Verweis auf den aktuellen Speicherort. Damit ist
die Kommunikation zwischen den Entwicklungs- gewährleistet, dass der Zugriff auf unternehmens-
partnern ist zu überprüfen, ob das Entwicklungs- kritische Informationen stets der Kontrolle des Ei-
objekt, das durch einen Knoten repräsentiert wird, gentümers unterliegt.
bei den zu informierenden Partnern auch als loka-
les Objekt vorhanden ist. In diesem Fall wird eine 5 Literatur
lokale Änderung über den zentralen CORBA-
/1/ Bruns, M.: Systemtechnik : ingenieurwissen-
Service an die Kooperationsplattform gemeldet.
schaftliche Methodik zur interdisziplinären Sys-
Dieses löst hier eine Funktion aus, die die Meldung
tementwicklung: Berlin [u.a.]: Springer, 1991
über die lokalen CORBA-Services an die betroffe-
nen Systeme weitergibt. Damit ist es den Partnern /2/ F1Total.com: BMW Formel-1-Motoren-
möglich, eigene Prozesse zur Behandlung von Än- entwicklung: Zahlen und Fakten.
derungen zu definieren. So lässt sich bspw. festle- www.f1total.com/news/03092203.shtml, 2003
gen, dass bei einem Freigabe- und Genehmi- /3/ Scholz-Reiter, B.: Regionalisierung und Globali-
gungsworkflow zuerst eine interne Abstimmung sierung - ein Gegensatz? In: Industrie Manage-
stattfindet. Erst wenn diese positiv ausfällt, wird der ment, Nr. 16/6/2000, S. 3
Abstimmungsprozess für die Partner über die Ko-
/4/ Schmitt, R.: Unternehmensübergreifender Engi-
operationsplattform initiiert.
neering Workflow : verteilte Produktentwicklung
Wird ein Knoten neu angelegt bzw. sind einem auf der Grundlage eines parameterbasierten
Knoten Partner zugeordnet, die keine lokale Kopie Daten- und Prozeßmanagements: Clausthal-
des Entwicklungsobjekts in ihrem System verwal- Zellerfeld: Papierflieger, 2001
ten, erfolgt die Kommunikation über den Notificati-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 85

Maschinenakustik am Institut für Maschinenwesen

Backhaus, S.
Aufgrund seines konstruktionsmethodischen Hin- Der Konstrukteur steht heute nicht mehr nur vor der
tergrunds beschäftigt sich das IMW vorwiegend mit Aufgabe eine Lösung für ein technisches Problem
der Erforschung von Konstruktionssystematiken zur zu finden, sondern muss zudem auch Randbedin-
Entwicklung lärmarmer Produkte, aber auch inten- gungen verschiedenster Art berücksichtigen. Er
siv mit der Untersuchung der Körperschallausbrei- muss sich um die ganzheitliche Beachtung aller
tung in Maschinenstrukturen. Forderungen bemühen.
The IMW is mostly active in the development of
methods for the low noise design of machines and
in the area of the propagation of structure-borne- 8% fundiert

noise.
1 Maschinenakustik am IMW 32% sehr gering

Wenn es am IMW um Maschinenakustik geht, ist


24% vertieft
einerseits von der Entwicklung von Konstruktions-
methodiken und Entwicklungswerkzeugen zur Kon-
struktion lärmarmer Maschinen die Rede, aber an-
dererseits auch von der systematischen Erfor-
schung von Schallentstehungsmechanismen, 36% einfach
Schallübertragungswegen und Schallabstrahlern
mit theoretischen und messtechnischen Methoden.
1.1 Konstruktion lärmarmer Maschinen
“Es ist die Aufgabe des Ingenieurs für technische Bild 2 Umfrage zum maschinenakustischen Wis-
Probleme mit Hilfe naturwissenschaftlicher Er- sensstand von Konstrukteuren /3/.
kenntnisse Lösungen zu finden und unter den je- In der Konstruktionsmethodik unterscheidet man
weiligen Einschränkungen stofflicher, technologi- dabei in Funktions- und Betriebsforderungen, ver-
scher und wirtschaftlicher Art in optimaler Weise zu gleiche Bild 1.
verwirklichen”. /1/
Da am Anfang der Produktentwicklung die zur
Verfügung stehenden akusti-
schen Informationen über
das zu entwickelnde Gerät
gering sind (Bild 3), die
Schallbeeinflussungsmög-
lichkeiten jedoch am größten,
hat die maschinenakustische
Unerfahrenheit der Kon-
strukteure (Bild 2), die häufig
akustisch ungünstige Verfah-
ren wählen oder technisch
günstige Verfahren akustisch
ungünstig auslegen meist
kosten- und zeitintensive
Nachbesserungen zur Folge,
da eine mögliche Lärmprob-
lematik erst in der Prototy-
penphase oder zur Markt-
Bild 1 Anforderungen an ein Produkt /2/ einführung erkannt wird.
86 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

nächst mit harter und dann mit weicher Spitze ge-


gen einen Gegenstand, so entsteht zunächst ein
sehr kurzer Stoß mit hoher Kraftamplitude, wohin-
gegen der Stoß des Hammers mit einer weichen
Spitze nur eine geringe Kraftamplitude erreicht aber
über die Zeit stark gedehnt wird.
Dies wirkt sich entsprechend im Frequenzspektrum
des angeregten Schalls aus. Die harte Spitze regt
höhere Frequenzen an und erzeugt einen höheren
Gesamtpegel.
Als Mitglied der internationalen Normungsgruppe
ISO TC 11866 konnte Professor Dietz maßgeblich
seine Erfahrungen in der Konstruktion lärmarmer
Bild 3 Verfügbare Schallschutzinformationen und Maschinen und der Anwendung von Konstrukti-
Schallbeeinflussungsmöglichkeiten während onsmethodiken bei der Festlegung und Normung
der Produktlebenszeit von Konstruktionsregeln und Vorgehensweisen zur
Gestaltung der Norm ISO 11688 "Akustik - Richtli-
Um dem Konstrukteur Hilfen bei der Entwicklung
nien für die Gestaltung von Maschinen und Gerä-
lärmarmer Produkte zu geben, gilt es zunächst die ten" einbringen. /5/
verschiedenen möglichen Geräuschmechanismen
Ausgehend von der ISO 11688 wurde am IMW im
der Maschinenstruktur zuzuordnen um ihm kon-
Auftrag der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und
struktive Beeinflussungsmöglichkeiten aufzuzeigen
Arbeitsmedizin (BAuA) eine Forschungsarbeit zur
(Bild 4). "Systematischen Zusammenstellung maschinen-
Ausgehend vom Gedanken der Schallenste- akustischer Konstruktionsbeispiele" durchgeführt
hungskette, bestehend aus und in der Reihe "Lärmarm konstruieren" der BAuA
veröffentlicht. Diese Veröffentlichung ist die um-
- der Schallquelle,
fangreichste Sammlung maschinenakustischer
- dem Schallüberträger, Konstruktionsbeispiele, die überhaupt verfügbar ist.
- dem Schallabstrahler Hier werden zu jedem Bereich der Maschinenakus-
tik Konstruktionsregeln als Lösungsmöglichkeit für
und den Medien Luft, Flüssigkeit und Festkörper in
Geräuschprobleme aufgeführt und anhand aktueller
denen sich Schall ausbreitet, werden abgeleitet von
Konstruktionsbeispiele aus Forschung und Industrie
den jeweils vorherrschenden physikalischen Wirk-
verdeutlicht. /6/
prinzipien maschinenakustische Konstruktionsre-
geln entwickelt (Bild 5). Bild 6 zeigt beispielhaft die Weiterhin ist das IMW immer bemüht, Konstrukteu-
unterschiedliche Auswirkung verschiedener Materi- ren und Entwicklern Werkzeuge an die Hand zu
alien auf die akustischen Eigenschaften eines Sto- geben, um ihnen die Lärmminderung an Produkten
ßes. so einfach wie möglich zu machen. Dazu wurde im
Rahmen eines Schwerpunktprogramms der Deut-
Schlägt ein Hammer mit gleicher Energie aber zu-
schen Forschungsgemeinschaft DFG ein maschi-

Geräuschmechanismus konstruktive
Maschinenstruktur
Beeinflußungsmöglichkeiten

Schallentstehung Quelle Quelle

Schallübertragung Maschinenstruktur, Medien Übertragung

Schallabstrahlung Oberfläche, Öffnungen Abstrahlung

Bild 4 Zuordnung von Geräuschmechanismen zu Maschinenstrukturen


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 87

gungsdynamischer Untersuchungen
zur Verfügung.
Dazu zählen unter anderem:
- ein schallarmer Messraum
- Oros Signalanalysatoren mit 4
und 32 Kanälen mit bis zu 102
kHz Bandbreite pro Kanal
- 3 Modalshaker (1kN, 200N, 10N)
- ein Laservibrometer zur
Erfassung rotatorischer und
translatorischer Schwingungen
- Intensitätsmesssonde
- Diverse akustische Sensoren
- Oros Signalanalyse Software
- Vibrant Me´Scope Modalanalyse
Software
- Matlab Software für Sonderfunk-
tionen
Bild 5 Zuordnung von Geräuschmechanismen zu Maschinen- - eine digitale Hochleistugstele-
strukturen metrie mit bis zu 20kHz Band-
breite pro Kanal
nenakustisches Informationssystem (MAKUSIS) mit Aktuelle Forschungsprojekte am IMW beschäftigen
Grundlagen der Akustik entwickelt sowie ein sich neben der Lärmmin-
Schallflussmodellierer, um dem Konstrukteur die derung von Maschinen mit der Erforschung der
Erstellung von Schallflussmodellen zu vereinfa- Körperschallausbreitung in Maschinenelementen.
chen.
Aktuelle Projekte untersuchen die Körperschallei-
tung durch und die Schall- und Schwingungs-
1.2 Messtechnische Grundlagenforschung dämpfung in Fügestellen dünner Stahlbleche. Ziel
Neben der theoretischen konstruktionsmethodi- ist die schall- und schwingungstechnische Optimie-
schen Forschung steht dem IMW eine hervorra- rung beispielsweise von Automobilkarosserien, um
gende messtechnische Ausstattung zur Durchfüh- den akustischen Fahrkomfort von modernen Auto-
rung verschiedenster akustischer und schwin- mobilen zu verbessern (Bild 7).

Bild 6 Unterschiedliche Auswirkung der Stoßwirkung verschiedener Materialien /4/


88 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Zusammenfassung
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das
IMW eine hervorragende Arbeit auf dem Gebiet der
konstruktionssystematischen Maschinenakustik und
der praktischen Körperschallforschung leistet.
Literatur
/1/ Pahl, G.; Beitz, W.: Konstruktionslehre: -
Methoden und Anwendung -; 4. Auflage;
Springer; Berlin 1997
/2/ Gummersbach, F.: Lärmarm konstruieren
XIX - Schalltechnische Informationen unter
konstruktiven Gesichtspunkten - Ein Beitrag
Bild 7 Querschnitt durch verschiedene Fügestellen zum systematischen Zugriff auf konstruktive
Lärmminderungsmöglichkeiten, Bremerha-
ven, Wirtschaftsverlag NW, 2001,
Darüber hinaus wird aktuell ein Prüfstand zur Be- /3/ Haje, D.; Gummersbach, F.; Schmidt, A.: In-
stimmung der Körperschallübertragung durch Lager quiry Results about Low Noise Design; un-
(Wälz- und Gleitlager) im akustisch relevanten Fre- veröffentlicht, Clausthal; 1994;
quenzbereich aufgebaut. Ziel ist es die Vierpolpa- /4/ VDI 3720 Blatt 7 Lärmarm konstruieren Hrsg.
rameter von Lagern zu bestimmen, um eine Über- Verein Deutscher Ingenieure. Ausg., Nov.
tragungsfunktion für die Leitung der beispielsweise 1980.
durch die Verzahnung eines Getriebes erzeugten /5/ DIN EN ISO 11688-1; Akustik - Richtlinien für
Körperschallschwingungen von der Welle in das die Gestaltung lärmarmer Maschinen und
Gehäuse besser simulieren zu können (Bild 8). Geräte
/6/ Dietz, P.; Gummersbach, F.: Lärmarm kon-
struieren XVIII - Systematische Zusammen-
stellung maschinenakustischer Konstrukti-
onsbeispiele, Bremerhaven, Wirtschaftsver-
lag NW, 2001

ÜÜ
Lager haben einen ÜQ ÜA
dB
entscheidenden dB
+ +
dB

Einfluss auf das


Geräusch f f
f

A
Ü

Bild 8 Schallfluss in einem Getriebe


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 89

Neues Schall- und Schwingungsmessgerät am IMW

Backhaus, S.
Nach langwierigen Verhandlungen innerhalb der räts ist ein OR38 Signalanalysator der Firma Oros.
Hochschule und dem Ministerium für Wissenschaft Er ist mit 32 hochabtastbaren (bis 102kHz pro Ka-
und Kultur in Niedersachen, einem Regierungs- nal, Summenabtastrate 3,2 Megasamples/s) Si-
wechsel in Niedersachen und einer damit verbun- gnalkanälen sowie zwei Tachokanälen ausgestat-
denen Auszahlungszurückhaltung zugesagter Mittel tet. Betrieben wird der Signalanalysator mit der ent-
ist es endlich geschafft. Zur Verbesserung der sprechenden Software NVGate der Firma Oros, die
Grundausstattung konnte das IMW im Rahmen ei- alle notwendigen Filterstufen (digital) zur Vorverar-
nes HBFG Großgeräteverfahrens ein Schall- und beitung der Signale und alle gängigen Analysever-
Schwingungsmessgerät auf dem neuesten Stand fahren wie beispielsweise:
der Technik beschaffen. · FFT
After long winded negotiations within the university · Oktav-Analyse
and the ministry for sience and culture, and linked · Synchrones Order Tracking
with the change of the government in Niedersach- · Constant Band Tracking
sen a stopped payment, it is done, the IMW has · Farbwasserfall- und Farbspektro-
been enabled to buy a new state of the art sound grammdarstellungen
and vibration measurement system.
zur Auswertung akustischer Signale zur Verfügung
stellt. Darüber hinaus kann der Analysator als
1 Ausstattung Standalone-Recorder oder über ein TCP/IP Netz-
werk betrieben werden. Alle Analysen können so-
Kernstück des Schall- und Schwingungsmessge-

Bild 1: Schematischer Aufbau für den Einsatz des Schall- und Schwingungsmessgeräts am Beispiel eines
schnell drehenden Prüfstands
90 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

wohl online als auch offline durchgeführt werden. HBFG erstattet der Bund dem Land 50% der durch
Die Auswerteeinheit unterstützt Modalanalysen mit ein Großgerät entstandenen Kosten. Die restlichen
Hammer oder Shaker, kann als Signalgenerator für 50% der Gesamtkosten muss das Land tragen. Im
Rauschen, Sinus, Swept Sinus usw. eingesetzt Fall des Schall- und Schwingungsmessgerätes ha-
werden und exportiert aufgenommene Analysen ben sich bei den Landesmitteln jeweils zu etwa
oder Zeitsignale in alle gängigen Formate. gleichen Teilen das Ministerium für Wissenschaft
und Kultur, die Technische Universität Clausthal
Komplettiert wird die Analyse-Software durch Vi- und das IMW selbst mit Eigenmittel an der Finan-
brant ME´scope, eines der derzeit leistungsfähig- zierung beteiligt. Das Gesamtvolumen des Schall-
sten Modalanalyse-Softwarepakete und VSI Rotate, und Schwingungsmessgerätes beträgt ca. 310.000
das besonders auf die Analyse von Drehschwin- EUR. An dieser Stelle sei allen an der Beantragung
gungsproblemen abgestimmt ist. und Finanzierung des Großgerätes Beteiligten für
ihren Einsatz gedankt.
Da das Schall- und Schwingungsmessgerät unter
anderem an schnell drehenden Prüfständen einge- 3 Anwendung
setzt werden soll, gehört eine acht-kanalige volldi- Der erste Einsatz für das Schall- und Schwin-
gitale Hochleistungstelemetrie mit bis zu 200kHz gungsmessgerät ist ein hochaktuelles Forschungs-
Übertragungsbandbreite pro Kanal der Firma Man- vorhaben der Forschungsvereinigung Antriebstech-
ner ebenso zu der Ausstattung, wie ein Rotations- nik e.V. (FVA), finanziert durch die Arbeitsgemein-
laservibrometer der Firma Polytec, das besonders schaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto
zur Erfassung von Rotationsschwingungen aber von Guericke" e.V. (AiF). Innerhalb des For-
ebenso als Einpunktlaservibrometer zur Messung schungsvorhabens soll die Körperschallübertra-
von translatorischen Schwingungen eingesetzt gung durch Wälz- und Gleitlager erforscht werden.
werden kann. Zur präzisen Erfassung von Drehwin- Dazu sollen als Übertragungsfunktion die Vierpol-
kel und Drehzahl werden hochpräzise Drehwinkel- parameter der Lager im akustisch relevanten Fre-
und Drehgeber der Firma Heidenhain eingesetzt. quenzbereich unter verschiedenen Randbedingun-
gen bestimmt werden. Um jedoch die Vierpolpara-
Zur gezielten Erregung von Modalschwingungen
meter eines Lagers bestimmen zu können, müssen
können ein Modalshaker der Firma RMS mit einer
Kräfte und Schnellen am Innen- und Außenring ei-
maximalen Amplitude bis zu 200N und bis zu 9kHz
nes Lagers mit einer Vielzahl von Sensoren erfasst,
Anregungsbandbreite oder Modalhämmer ver-
aufgezeichnet und analysiert werden, wozu das
schiedener Anregungsklassen eingesetzt werden.
neue Schall- und Schwingungsmessgerät hervorra-
Komplettiert wird die Ausstattung des Schall- und gend geeignet ist.
Schwingungsmessgerätes durch: 4 Zusammenfassung

· einen Intensitätsmesskopf, Durch die Genehmigung des im HBFG Großgerä-


· Freifeldmikrophone, teverfahren für Ausbildung und Forschung bean-
· Beschleunigungssensoren und tragten Schall- und Schwingungsmessgerätes
· Impedanzmessköpfe sowie konnte das IMW seine messtechnische Ausstattung
· Dehnungs- und unter Beteiligung erheblicher Eigenmittel auf den
· Kraftsensoren. neuesten Stand der Technik ausbauen und ist da-
mit auch für die Zukunft bestens auf die Erfor-
Alles in allem eine Ausstattung auf dem neusten schung von Schall- und Schwingungsproblematiken
Stand der Technik, mit der das Institut für alle Pro- und zur Entwicklung von Lärmminderungsmaß-
blemstellungen der Analyse von Schall- und nahmen an Maschinen und Anlagen sowie auf die
Schwingungserscheinungen an Maschinen und Ausbildung von hochqualifizierten Ingenieuren aus-
Anlagen und der Entwicklung entsprechender gerichtet.
Lärmminderungsmaßnahmen sowie zur Grundla-
5 Literatur
genforschung bestens ausgerüstet ist.
/1/ Oros GmbH: OR 36 und OR 38 Multianaly-
2 Finanzierung
satoren, http://www.oros-deutschalnd.com,
Beantragt und genehmigt wurde das Schall- und 2003
Schwingungsmessgerät nach Maßgabe des Hoch- /2/ Vibrant Technology, Inc.: ME´scope VES,
schulbauförderungsgesetz (HBFG) als Großgerät http://www.vibtech.com
für Ausbildung und Forschung. Per Definition des
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 91

Simulation des dynamischen Verhalten eines Wellenzapfen – Lager-


Lagerstruktur-Systems mittels der Finite- Elemente- Methode

Nsenga, E. B

Wie in der Literatur nachgewiesen wurde ist das häuse betrachtet. Als Beispiel werden Lager unter-
Gleitlager ein Körperschallübertrager. Die Übertra- schiedlicher Arten (Kreiszylinder, Taschen-, Zwei-
gung des Körperschalls durch Gleitlager wird durch keil- und Dreikeillager) unter festgelegten Betriebs-
Analyse des dynamischen Verhaltens der beteilig- bedingungen betrachtet, die eine bestimmte dyna-
ten Komponenten (Wellenzapfen, Ölfilm und Lager- mische Lagersteifigkeit und Dämpfung bestimmen
struktur) des Systems ermittelt. lassen /1/. Der Lagerdurchmesser D und das Brei-
Dazu wird mit Hilfe der FEM das dynamische Ver- tenverhälnis B/D wurden 120mm bzw. 0,5 genom-
halten von Getriebenlager unter verschiedenen Be- men. Die statische Last Fstat beträgt 9kN und 36
triebsbedingungen simuliert und ihre Einflüsse auf KN und die Ölviskosität bei 50°C ist 29. 10-3 NS/m.
das Schwingverhalten untersucht. Der Drehzahlbereich liegt bei 1000 min-1 bis 10000
min-1.
The journal bearing is a vibration transfer element
as proved in the literature. The vibration transmissi-
on through the bearing is determined by the analy-
sis of the dynamic behavior of its components
(journal, Oil film and bearing structure) involved in
the system. The dynamic behavior of gear bearing
is simulated by means of the FEM and its influence
on the vibrational behavior is investigated.

1 Einleitung
Es ist bekannt, dass der durch den Zahneingriff ei-
nes Getriebes entstehende Körperschall sich vom
Zahnradkörper über die Welle, Lager (hier Gleitla-
ger) in das Gehäuse verbreitet. Die Übertragung
des Körperschalls vom Wellenzapfen über den Öl-
Gleitlager
film in die Lagerstruktur, d.h das Körperschallü-
betragungsverhalten des Lagers, wird durch die A-
nalyse des dynamischen Verhalten der beteiligten
Komponenten des Systems ermittelt. Das Wellen-
Bild 1: Getriebentyp mit gleitgelagerten Wel-
zapfen als Anteil der Gesamtwelle, die Ölfilmeigen-
len und kastenförmigen Gehäuse
schaften im Betriebszustand und die Lagerstruktur
als Lagerschale- Gehäuseanteil gehören zu diesen
Komponenten. Die Simulation dieses Systems mit- 2.2 Modellbildung
tels eines Rechenmodells auf Basis der Finiten E- Das zu analysierende System, bestehend aus
lemente Methode ist hilfsreich zur Beurteilung der Wellenzapfen, Lagerölfilm, Lagerstruktur als Ge-
Einflüsse von Parametern wie Lagerstruktursteifig- samtheit aus Lagerschale und Gehäuseanteil, wird
keit und Betriebsbedingungen auf das dynamische durch Finite Elemente modelliert, Bild 2. Dabei
Verhalten. kann als FE-Modelle folgende verwendet werden :
- für das Wellenzapfen: ein 3D-FE-Modell oder
2 Vorgehensweise bei der Simulation ein FE-Massen-Modell. Der aus der Welle be-
teiligte Anteil wird als doppel der Lagerbreite
2.1 Betrachter Fall
genommen;
Es wird hier, wie im Bild 1, ein Zahnradgetriebetyp
- für die Lagerstruktur: ein Schalen- oder 3D-FE-
mit gleitgelagerten Wellen und kastenförmige Ge-
Modell, wobei der beteiligte Anteil des Gehäu-
92 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

ses als eine rechteckige Platte konstanter Den verschiedenen Betriebsbedingungen (statische
Breite und Höhe vorgenommen wird und deren Last, Drehzahl,...) werden für das Gleitlager die
Dicke als Parameter variiert wird. Diese Platte Sommerfeldzahl ermittelt und daraus die dynami-
wird an ihren Ränder festgehalten. Es wird eine sche Steifigkeits- und Dämpfungskoeffizienten be-
unendliche Steifigkeit zwischen Lagerschale stimmt /1/.
und Gehäuse angenommen, so dass beide Das dynamische Verhalten des Systems wird durch
Strukturen als eine Einheit abgebildet sind. eine Frequenzganganalyse ermittelt, wobei die An-
- für das Lager: lineare isotrope Feder- und regungskraft radial auf die Welle erfolgt und deren
Dämpferelemente, deren Anordnung wie in Amplitude für eine Betriebsbedingung konstante
Bild 3 erfolgt. gehalten wurde. Es wird hier für die Rechnung das
FE-Programm „Ansys“ verwendet.

Betrachteter
Y
Knote

Welle

Bild 3: Kopplung der beiden FE- Modelle mit


lineare Feder- und Dämpferelemente

3 Einige Ergebnisse
In den folgender Bilder sieht man die an einem
Bild 2: FE-Modelle der Wellenzapfen und Anteil Knote in der Lagerstruktur und an der Welle beo-
der Gehäusestruktur bachtende Amplitude der Schwinggrößen (Ver-
schiebungs- und /oder Beschleunigungsverläufe)
2.3 FEM-Rechnung über der Anregungsfrequenz für verschiedene Pa-
Um einen Überblick von Parametereinflussen wie rametervariationen, wobei keine Axialanregungs-
beispielsweise die Gehäusemasse bzw. Steifigkeit kraft betrachtet wird.
und die dynamische Lagersteifigkeit auf das In den Bildern 3 und 5 erkennt man den Einfluß
Schwingungsverhalten des Systemes erhalten zu der Lagersteifigkeit auf das dynamische Verhalten.
können, wird zunächst eine Parametervariation Besonders zu beachten ist die Tatsache, dass die
durchgeführt. Hierbei werden die Plattendicke Schwingungsamplitude in gewisser Grenze mit der
(15mm, 30 mm, 60 mm) und die auf die Bezugs- wachsender Lagersteifigkeit ansteigt.
struktursteifigkeit bezogene Lagersteifigkeit variiert. Im Bild 6 und 7 sieht man den Einfluß der Lager-
Die Lagersteifigkeit wird auf 1/100, 1/10, 1/1, 10, struktursteifigkeit, die hier durch Plattendickenvari-
100 mal variiert. Der Bezugswert der Steifigkeit ation geändert wird. Für eine sehr steife Kopplung
(Kstr) wird eine Plattendicke von 30 mm angenom- (K/Kstr von 100/1) zwischen der Struktur und dem
men, deren mittlerer Wert von 30.108 N/m durch ei- Wellenzapfen bewirkt die Änderung der Lagerstei-
ne statische FE-Rechnung ermittelt wird. figkeit fast kein Einfluß auf das dynamischen Ver-
halten des betrachteten System. Für eine steife
(1) Br.15 (2) Br.30 (3) Br.60
1E+05
93

Y-Beschleunigung (mm/s²)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
1E+04

Kopplung ( K/Kstr= 1/1) weichen die Schwingungs- 1E+03

verläufe voneinander nur sehr gering aus und bei 1E+02

sehr weiche Kopplung wird die Ausweichung grö- 1E+01

ßer. 1E+00

1E-01
Die Bilder 8, 9, 10 und 11 zeigen die Gegenüber-

0
0
0
0
0
0
0
10

50
80
10
40
70
00
30
60
stellung der Verläufe für verschiedenen Lagerarten

14
27
40
53
66
79
92
10
11
13
14
15
17
18
19
zu dem des Kreiszylinderlagers für den Fall einer Frequenz (Hz) K= Kstr

statischen Last von 9 kN und 36 kN. Die Drehzahl


bleibt konstante bei 10.000 U/min. Hier erkennt
man einen relativ kleinen Einfluß im betrachteten
Frequenzbereich. Bild 6: Amplitude der Schwingbeschleunigung des
betrachteten Knotens für verschiedene Plattendicke
(1)Welle-UY- K= 0,1.Kstr (2) Welle-UY- K= 0,01.Kstr
von 15, 30, 60 mm und für das Verhältnis K/Kstr von
(3) Knote-UY- K= 0,1.Kstr (4) Knote-UY- K= 0,01.Kstr
1/1, Fdyn von 3,6 kN.
1E+00
1E-01
1E-02
Verschiebung (mm)

1E-03
1E-04
1E-05
1E-06 Bild 7: Amplitude der Schwingbeschleunigung des
1E-07
1E-08 betrachteten Knotens für verschiedene Plattendicke
1E-09
1E-10 von 15, 30, 60 mm und für das Verhältnis K/Kstr von
1E-11
1/100, Fdyn von 3,6 kN.
10

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11
12
13
14
15
16
17
18
19

Frequenz (Hz)

(1) KZL (2) Dreikeillager


Bild 4: Y-Verschiebung der Welle und des be-
1E+03
trachteten Knotens für zwei Verhältnisse K/Kstr von
Y-Beschleunigung (mm/s²)

1/100 und 1/10. Plattendicke von 60 mm, Erreger- 1E+02

kraft Fdyn von 3,6 kN.


1E+01

1E+00

(1) K= 100.Kstr (2) K= 10.Kstr (3) K= Kstr


(4) K= 0,1.Kstr (5) K= 0,01.Kstr 1E-01
1E+05
10

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10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
Y-Beschleunigung (mm/s²)

1E+04 Frequenz (Hz)


1E+03

1E+02

1E+01

1E+00

1E-01 Bild 8: Vergleich der Schwingbeschleunigungen


1E-02
des betrachteten Knotens für das Kreiszylinderlager
10

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10
10
11
21
31
41
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61
71
81
91

und Zweikeillager, Fst: 9kN; Fdyn: 1 kN; Drehzahl n:


10
11
12
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14
15
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17
18
19

Frequenz (Hz)
10000 min-1
Bild 5: Y-Beschleunigung des betrachteten Kno-
(1) KZL (2) Taschenlager
tens für verschiedene Verhältnisse K/Kstr von 1/100,
1E+03
1/10, 1/1, 10/1, 100/1 und für eine Plattendicke von
Y-Beschleunigung (mm/s²)

30 mm, Fdyn von 3,6 kN.


1E+02

1E+01
(1) Br.15 (2) Br.30 (3) Br.60

1,00E+03
1E+00
1,00E+02
Beschleunigung (mm/s²)

10

0
0
0
0
0
0
0
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0
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10
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1,00E+01
Frequenz (Hz)

1,00E+00

1,00E-01

1,00E-02

1,00E-03
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1710
1810
1910

Frequenz (Hz) K/Kstr= 1/100


94 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bild 9: Vergleich der Schwingbeschleunigungen der Rechnungen verglichen werden, damit der Mo-
des betrachteten Knotens für das Kreiszylinderlager dellierungsgrad der Finiten Elemente ermittelt wer-
und Taschenlager; Fst: 9kN; Fdyn: 1 kN; Drehzahl den kann.
n: 10000 min-1

5 Literatur
/1/ Glienicke, J.: Feder- und Dämpfungskon-
1E+03
(1) KZL (2) Zweikeillager
tante von Gleitlagern für Turbomaschinen
und deren Einfluß auf das Schwingungs-
Y-Beschleunigung (mm/s²)

1E+02 verhalten eines einfachen Rotors. Diss. TH


1E+01
Karlsruhe, 1966
/2/ Nefske, D.J. ;Sung. S. H.: Engine Vibration
1E+00
and Noise Reduction Using a Crank-Block
1E-01 System Modell. SAE-Paper 891129, 1989
10

0
0
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10

/3/ Schönherr, C.: Geräuschentstehung durch


11
21
31
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10
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19

Frequenz (Hz)
die Interaktion Kurbelwelle und Motorblock-
Bild 10: Vergleich der Schwingbeschleunigungen struktur. Diss. TH Aachen 1995
des betrachteten Knotens für das Kreiszylinderlager /4/ Gasch, R .; Knothe, K : Strukturdynamik.
und Dreikeillager, Fst von 9kN, Fdyn von 1kN und Springerverlag, 1987
Drehzahl n = 10.000 min-1
/5/ Stelzmann, U.; Groth, C.; Müller, G.: FEM
für Praktiker- Band 2: Strukturdynamik. 2.
(1) KZL (2) Dreikeillager Auflage, 2001
1,00E+03
Y-Beschleunigung (mm/s²)

1,00E+02

1,00E+01

1,00E+00
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1410
1510
1610
1710
1810
1910

Frequenz (Hz) Fst: 36kN

Bild 11: Vergleich der Schwingbeschleunigungen


der betrachteten Knote für das Kreiszylinderlager
und Taschenlager, Fst von 36 kN, Fdyn von 3,6 kN
und Drehzahl n = 10.000 min-1

4 Ausblick
Eine Simulation des gekoppelten Wellenzapfen-
Lagerstruktur-System mittels der Finiten Elemente
Methode wird im Frequenzbereich bis 2kHz durch-
geführt, um eine Orientierungsaussage über die
Einflußparameter wie Lagersteifigkeit und Lager-
struktursteifigkeit auf das Schwingverhalten des
Systems treffen zu können. Die Ergebnisse zeigt
die Tendenz der Beeinflussungen, wobei die dyna-
mische Lagereigenschaften eine bedeutende Rolle
spielen. Zur Abdeckung des akustischen Fre-
quenzbereiches soll eine experimentelle Modal-
analyse durchgeführt und die Ergebnisse mit denen
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 95

Erneut Informationsveranstaltung zum Thema


Rapid Prototyping und Rapid Tooling

Trenke, D.

Im Juli 2003 fand am Institut für Maschinenwesen Teilnehmer der Veranstaltung und stellte das IMW
erneut eine Informationsveranstaltung zum Thema im Allgemeinen und speziell dessen Forschungs-
Rapid Prototyping und Rapid Tooling statt, an der und Entwicklungstätigkeiten im Bereich des Rapid
zahlreiche Vertreter aus der Industrie teilnahmen. Prototypings und Rapid Toolings vor. Hierzu zählt
Im Anschluss an verschiedenste Fachvorträge z. B. die Optimierung von Sinterparametern und
stellte das IMW seine Forschungs- und Entwick- Sinterstrategien, der Einsatz neuer Sinterwerkstof-
lungstätigkeiten auf dem Gebiet des Lasersinterns fen sowie das Erschließen neuer Anwendungsbe-
vor und gab Gelegenheit für Diskussionen in kleine- reiche (siehe Bild 1).
rem Rahmen.
Once more in July 2003 another information event
about Rapid Tooling and Rapid Prototyping took
place at the IMW, where numerous representatives
of different branches participated. Following diffe-
rent lectures the IMW introduced its research and
development activities in the field of laser sintering
and offered opportunities for further discussions.

1 Ziel der Informationsveranstaltung


Ziel der vom Institut für Maschinenwesen ausge-
richteten Veranstaltung war es, über den techni-
schen Stand und die industrielle Serienreife der La- Bild 1: Fachvorträge im Hörsaal des IMW
sertechnologie und insbesondere über die Herstel-
Danach informierte Dipl.-Ing. H. Büse (EOS GmbH)
lung von metallischen Prototypen, Funktionsbau-
über die neusten Sinterwerkstoffe und deren Ein-
teilen und Werkzeugen zu informieren.
satz beim Direkten-Metall-Laser-Sintern (DMLS).
Zudem wurden über die neuesten Entwicklungen
Anschließend referierte Dr. T. Hickmann (Eisenhuth
und Möglichkeiten der Rapid Prototyping und Rapid
GmbH KG) über Erfahrungen bei der praktischen
Tooling Technologie berichtet und die For-
Anwendung von Rapid Tooling Produkten im For-
schungstätigkeiten und das Leistungsangebot des
menbau für den Gummi- und Kunststoffspritzguss
IMW auf diesem Themengebiet vorgestellt.
sowie über den Einsatz von lasergesinterten Elekt-
Am Vormittag hielten hierzu das IMW, verschiede- roden beim funkenerosiven Abtragen.
ne Institute der TU Clausthal sowie Hersteller und
Prof. Dr.-Ing. V. Wesling (ISAF, TU Clausthal)
Anwender der Lasersintertechnik Fachvorträge, in
stellte in einem weiteren Vortrag seine For-
denen sie ihre Erfahrungen beim Einsatz der Rapid
schungsergebnisse zur angewandten Werkstoff-
Tooling Technologien darstellten.
und Schweißtechnik im Bereich des Rapid Prototy-
Am Nachmittag fanden dann praktische Ausführun- pings vor.
gen (Lasersinterbauprozess, Herstellung von
Über den Gebrauch von Rapid Tooling Einsätzen
Kunststoffteilen in gesinterten Formen usw.) sowie
beim Papierspritzguss berichtete als nächstes Dipl.-
Präsentationen von lasergesinterten Produkten
Ing. M. Bosse (PuK, TU Clausthal). Bei dieser Ver-
statt.
fahrensvariante wird gezielt ausgenutzt, dass durch
Rapid Tooling poröse Strukturen erzeugt werden
1.1 Fachvorträge zum Lasersintern können und so Filtereigenschaften realisierbar sind.

Als Gastgeber begrüßte Prof. Dr.-Ing. N. Müller


(IMW, TU Clausthal) zu Beginn der Tagung die
96 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Zum Abschluss der Vorträge wurde die Rapid Too- Hierzu zählt das Aufstellen von Konstruktionsrichtli-
ling Software „Magics RP“ von Dipl.-Betriebswirt M. nien für den Sinterbauprozess, der Aufbau von
Lebert (Materialise Software) vorgestellt. Stahl/Keramik-Verbundstrukturen, das Sintern von
Nach einer Mittagspause, in der die Teilnehmer und Elektroden für das funkenerosive Abtragen, und die
Referenten angeregt über die einzelnen Beiträge Optimierung der Rapid Prototyping bzw. Rapid
diskutierten (siehe Bild 2), wurde die Informations- Tooling Verfahrenskette (einschließlich der Pro-
veranstaltung in der Maschinenhalle des IMW fort- zessparameter und möglicher Nachbearbeitungs-
gesetzt. verfahren).
Der Hersteller von Lasersinteranlagen EOS (Ver-
treten durch Herrn Büse) stellte im Rahmen der
Ausstellung seine neuesten Entwicklungen auf dem
Gebiet der Sinteranlagen und Sinterwerkstoffen vor
und präsentierte verschiedene Sinterprodukte aus
Kunststoff, Metall und Formbausand.
Des Weiteren informierte die Firma Materialise die
Teilnehmer der Informationsveranstaltung über die
vielfältigen Möglichkeiten zur Datenaufbereitung
durch die Software „Magics RP“, welche auch vom
IMW eingesetzt wird.
Das Formbauunternehmen Eisenhuth (Vertreten
durch Herrn Dr. Hickmann) zeigte auf seinem Stand
Bild 2: Teilnehmer beim Erfahrungsaustausch verschiedene lasergesinterte Kavitäten und darin
gefertigte Gummi- und Kunststoffspritzgussteile.
1.2 Präsentation der Technologie
Im Rahmen der praktischen Präsentationen zum 2 Zusammenfassung
Thema Rapid Prototyping und Rapid Tooling (siehe Die hohe Anzahl an Teilnehmern aus Industrie und
Bild 3) erläuterte das IMW die Charakteristiken des Wirtschaft hat gezeigt, dass ein beträchtliches Inte-
Lasersinterprozesses auf der institutseigenen Sin- resse an der Rapid Tooling und Rapid Prototyping
teranlage „EOSINT M 250“ und stellte deren er- Technologie vorhanden ist. Dies gilt für kleine und
weiterten Möglichkeiten durch das im Jahr 2002 mittelständische Unternehmen, aber auch für grö-
durchgeführte Maschinenupgrade vor. Zudem wur- ßere Industriebetriebe.
de die industrielle Serienreife der Technologie an-
Angesichts der raschen Entwicklungen auf dem La-
hand von Bauteilen aus unterschiedlichen Sinter-
sersintersektor, der zunehmender Bedeutung der
werkstoffen (Bronze- und Stahlpulver) demonstriert.
Technologie für die Wettbewerbsfähigkeit von Un-
ternehmen und der positiven Resonanz auf diese
Tagung ist geplant, eine vergleichbare Veranstal-
tung in absehbarer Zeit erneut durchzuführen, um
über Fortschritte und neue Möglichkeiten zu be-
richten und Anwendern und Interessierten die Ge-
legenheit zum Wissens- und Erfahrungsaustausch
zu bieten.
Zudem bietet das IMW auf Anfrage Seminare und
Workshops an, in denen das Lasersintern ausführ-
lich behandelt wird.

3 Literatur
Bild 3: Präsentationen in der IMW-Maschinenhalle
/1/ Müller. N.; Trenke, D.: Rapid Prototyping und
Einen weiteren Schwerpunkt nahm die Vorstellung Rapid Tooling am Institut für Maschinenwe-
der Forschungstätigkeiten des IMW auf dem Rapid sen, Begleitband zur Informationsveranstal-
Prototyping/Rapid Tooling Sektor ein. tung, IMW Clausthal 2003
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 97

Dehnungsmessstreifen – Messtechnik Praktikum am IMW

Söver, A.

Überall dort, wo kleinste Verformungen an beweg-


ten oder unter mechanischer Spannung stehenden
Körpern zu messen sind, werden Dehnungsmess-
streifen (DMS) eingesetzt. Zusammen mit präziser
und schneller Elektronik ermöglichen sie höchste
Genauigkeit beim Bestimmen von Kräften und
Spannungszuständen. Für einen erfolgreichen Ein-
satz sind Schulungen und Beratungen erforderlich. Bild 1 Universal Folien-DMS für die Spannungs-
Im Wintersemester 02/03 wurde am IMW ein Prak- analyse
tikum über Dehnungsmessstreifen-Messtechnik
nach der Richtlinie VDI/VDE 2635 durchgeführt.
2 Praktikumsinhalt

To measure smallest deformations of components, Im Wintersemester 2002/2003 wurde am IMW


which underlie mechanical stress and vibration erstmals ein Praktikum über Dehnungsmessstrei-
strain gages are used. They enable highest preci- fen-Messtechnik nach der Richtlinie VDI/VDE 2635
sion in determining forces and load-conditions in durchgeführt. Es bestand auf folgenden Kursen:
combination with precise and fast electronic instru- Kurs 1: Installation von DMS
ments. For the correct application of strain gages Kurs 2: DMS-Instrumentierung
training and consulting are required. In winter se-
Kurs 3: Experimentelle Belastungs- und Beanspru-
mester 02/03 at the IMW a practical training about
chungsanalyse mit DMS
strain gage applications and strain gage measure-
ments was carried out according to VDI/VDE 2635 3a: Ingenieurgrundkurs
guideline. 3b: Ingenieuraufbaukurs
Das DMS–Praktikum wurde von Prof. Dr.-Ing. Ste-
1 Vorwort fan Keil, Leiter der Veranstaltung und anerkannter
Prüfer nach VDI/VDE/GESA 2636, gehalten.
Dehnungsmessstreifen (DMS) sind heute als Ba-
siselemente für Sensoren und Aufnehmer zum Er-
fassen mechanischer Größen in vielen Anwen- 3 Praktikumstage
dungsgebieten weit verbreitet.
Vor dem Praktikum wurden in einem viertägigen
Da die in Messobjekten auftretenden Dehnungen Seminar die Grundlagen, die Anwendbarkeit und
ein Maß für deren mechanische Beanspruchung die Theorie des DMS-Verfahrens und der Mess-
sind, werden DMS heute weitverbreitet zur Ermitt- technik vorgestellt.
lung und Überwachung der in Bauteilen auftreten-
Am ersten Praktikumstag wurden Ziel und Inhalt
den Belastungen und Beanspruchungen genutzt.
des Praktikums erläutert und die erforderlichen
Die DMS sind nahezu masselos und verursachen
Hilfsmittel und Werkzeuge vorgestellt. Das Prakti-
kaum Rückwirkungen auf das Messobjekt. Sie las-
kum wurde mit Unterstützung durch Multimedia-
sen sich leicht anbringen und sind für Langzeitmes-
Präsentationen durchgeführt. An den weiteren Ta-
sungen ebenso geeignet wie für das Erfassen zeit-
gen bestand die Aufgabe der Studenten darin, mit
lich veränderlicher Vorgänge mit hohen Frequen-
Hilfe von DMS die Beanspruchung in verschiede-
zen. Ihre Anwendbarkeit beschränkt sich nicht auf
nen Proben zu ermitteln.
das Labor, sie werden in großen Stückzahlen auch
an unter Betriebsbedingungen arbeitenden Mess-
objekten eingesetzt, um die dabei auftretenden
Bauteilbelastungen und Materialbeanspruchungen
zu ermitteln.
98 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

3.1 Vorbereitung der Messstelle Alle Schritte der Vorbereitung und Installation wur-
Alle erforderlichen Hilfsmittel, die vor den Installati- de in einer Multimedia-Präsentation vorgestellt, so
onsarbeiten vorbereitet werden müssen, wurden dass die Studenten sie anschließend selbst durch-
präsentiert. Für präzise Messergebnisse ist führen konnten.
höchste Sauberkeit bei der Installation der DMS 3.4 Signalverarbeitung mit Messverstärker
erforderlich. Mit Hilfe eines Messverstärkers wurde die Dehnung
Die Stelle an die der DMS geklebt wird, muss von des vorbereiteten Messobjekts bei einer bestimm-
Lack, Rost, Walzhaut usw. durch Schleifen oder ten Belastung ermittelt und anschließend die Span-
Bürsten gesäubert werden. Die Messfläche muss nung berechnet. Danach wurden die Ergebnisse
mit Hilfe einer chemischen Lösung fettfrei gemacht der Studenten untereinander verglichen.
werden.

Bild 2 Vorbereitung der Messstelle Bild 4 Signalverarbeitung mit Messverstärker

Jeder Student muss für das DMS Verfahren sein


eigenes Messobjekt vorbereiten. Am Ende über-
prüft der Betreuer alle Teile.

3.2 Vorbereitung des Dehnungsmessstreifens


Bevor der DMS und der zugehörige Lötstützpunkt
installiert werden können, müssen sie ebenfalls ge-
säubert werden. Den Studenten wurde beigebracht
wie die DMS für die Installation vorzubereiten sind.
Bild 5 Spaß am Praktikum
3.3 Durchführen der Installation
Die Installation der Dehnungsmessstreifen wurde 4 Zusammenfassung
mit folgenden Klebstoffen durchgeführt: Das Praktikum stieß bei den Studenten auf großes
- Schnellklebstoff Z 70 Interesse, weshalb es im nächsten Semester wie-
- X 60 Zweikomponenten- Kleber derholt werden soll. Für die Teilnahme erhalten die
Studenten einen Schein.
- EP 310 heißhärtender Zweikomponentenkleber
auf Epoxidharzbasis Für die Bereitstellung des Verbrauchsmaterials
möchte das Institut den Sponsoren nochmals herz-
lich danken. Besonders ist dabei Firma HBM Hot-
tinger Baldwin Messtechnik zu nennen, die durch
das gelieferte Material erst dieses Praktikum er-
möglichte.

5 Literatur
/1/ Keil, S.; Experimentelle Beanspruchungsermitt-
lung (mit Dehnungsmessstreifen), Manuskript zur
Vorlesung; Cuneus 2003
/2/ http://www.hbm.de/de/Products/ ProductDa-
Bild 3 Kleben mit X 60 Zweikomponentenkleber taSheet.asp/
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 99

CATIA-Einführung am IMW

Turan, H.-C.

Seit Anfang dieses Jahres steht die neueste Versi- aus Tools fürs Optimieren der Planlayouts,
on des feature-basierten High-End CAx-Systems Erstellen der Schaltplatten und Konstruieren von
CATIA V5 am Institut für Maschinenwesen zur strukturellen Produkten, z.B. Brennstoff- oder
Verfügung. CATIA zeichnet sich durch eine benut- Bremssysteme in der Automobilindustrie, Klima-
zerfreundliche Oberfläche und eine steile Lernkurve tisierungs- und Rohrleitungssystemen in Verfah-
aus. renstechnischen Anlagen und Schiffen (Bild 1).
Since begin of this year the latest version of CATIA
High-End CAx System is available at the Institut for
Mechanical Engineering (IMW). CATIA stands out
with its user-friendly interface and steep learning
curve.

1 Überblick
CATIA V5 ist ein integriertes Softwarepaket aus
CAD- (Computer Aided Design), CAE- (Computer
Aided Engineering) und CAM-Anwendungen (Com-
puter Aided Manufacturing) für die digitale Produkt-
definition und -simulation.
Die zur Verfügung stehenden Tools ermöglichen
die Integration von Methoden, Ressourcen und Mit- Bild 1 Equipment and Systems Engineering
arbeitern. Somit stellt CATIA eine unternehmens- /1/
übergreifende Plattform zur Erarbeitung 3D- ƒ Analysis: Diese Tools ermöglichen bequeme
basierter Lösungen dar. Anwendungsbereiche bzw. und schnelle strukturelle Analyse unterschied-
Komponenten des CATIA sind /1/: lichster Baugruppentypen. Wegen des wissens-
ƒ Mechanical Design: Im Bereich der Konstruktion basierten, integrierten Aufbaus von CATIA, ist
beschleunigen die CATIA-Tools die Kernaktivi- es möglich, die Optimierung des Produktes an-
täten der Entwicklung, vom Entwerfen bis zur hand dieser Ergebnisse voranzutreiben.
Detaillierung und Zeichnungserstellung. Diese ƒ Numerical Control (NC) Manufacturing Produkte
Produkte erfüllen auch die Anforderungen der bilden ein breites Spektrum von Tools zur NC-
Bereiche von Blechmetall- und Werkzeugher- Programmierung der modellierten Teile. Die
stellern. Dreh- und Fräsarbeiten können dadurch bis zu
ƒ Shape Design & Styling: Diese Disziplin liefert 5-Achsen CNC-gesteuert werden. Es stehen
die Tools zum Erzeugen und Bearbeiten von auch Tools zur Verfügung, welche zum Generie-
komplexen Funktions- und Freiformflächen. Die ren und Reparieren der STL-Dateien dienen.
Anwendungsgebiete variieren von Industriede- ƒ Infrastructure: Infrastructure beinhaltet alle Pro-
sign bis Luft- und Raumfahrt. dukte, die zusammen eine skalierbare Plattform
ƒ Product Synthesis Tools ermöglichen die Auto- für die unternehmensübergreifende Produktent-
matisierung und Validierung der Konstruktions- wicklung und Produktdatenverwaltung bilden.
und Fertigungsdaten und das Erfassen und Sie erleichtern beispielsweise den Datenaus-
Wiederverwenden des Unternehmenswissens. tausch zwischen verschiedenen Programmen
ƒ Equipment and Systems Engineering: Diese oder aber verschiedenen Abteilungen bzw. Fir-
Produktgruppe erlaubt ein gleichzeitiges Kon- men.
struieren bzw. Integrieren von mechanischen, ƒ Webbasierte Schulungslösung: Dieses webba-
elektrischen und strömungstechnischen Syste- sierte Lernmaterial ("Companion") ermöglicht
men in einer 3D-Mock-Up-Umgebung, um die zeit- und ortsunabhängiges Lernen. Der Kon-
räumliche Verteilung zu optimieren. Sie besteht strukteur kann sich anhand dieser Online-Hilfe
100 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

über die ihm unbekannten Befehle und Begriffe Die Rückmeldung von den Studenten waren zum
konstruktionsprozessbegleitend informieren. großen Teil positiv; die Studenten mit
ƒ Anwendungsentwicklung (CAA RADE) stellt Pro/ENGINEER-Erfahrung fanden das Program viel
Tools zur Verfügung, die zur Entwicklung eige- intuitiver als Pro/E. Unterstützt mit dem Companion,
ner Tools dienen. Dadurch ist eine höhere Ein- der Online-Hilfe von CATIA, konnten die fortge-
bindung zu vorhandenen Prozessen und Sys- schrittenen Studenten sich vertieft über Parametri-
temen möglich. sierung, Verrundungsmethodik, Katalogerstellung
usw. informieren. Die Studenten ohne jegliche Mo-
2 Das CATIA-Praktikum
dellierungskennnisse haben trotz der Anfangs-
Das Praktikum fand im SS 2003 mit insgesamt 47 schwierigkeiten das Praktikum erfolgreich absol-
Student|inn|en statt. Das Praktikum gliedert sich in viert.
folgende Hauptthemen:
CATIA wird auch im Rahmen eines PDM-Prak-
ƒ parametrische Volumenmodelierung tikums als eingesetzt.
ƒ parametrische Flächenmodellierung Wegen der positiven Rückmeldung wird im Vorle-
ƒ Baugruppenerstellung sungsfreien Raum mit den interessierten Studenten
ein Versuch gestartet, in dem ein direkter Einstieg
ƒ Digital-Mock-Up-Erstellung
in technische Zeichnung mit CATIA möglich ist.
ƒ Zeichnungserstellung
3 Zusammenfassung
Es wurden zuerst die Grundbegriffe der 3D-
CATIA ist ein vielseitiges Konstruktionssystem mit
Modellierung erläutert, CATIA-Bedienung und
einfacher und sicherer Bedienung. Die leistungsfä-
-Oberfläche vorgestellt. Nach vorbereitenden Ü-
higen Tools wie CATScript und die diversen Er-
bungsbeispielen wurden aus technischen Zeich-
weiterungsmöglichkeiten ermöglichen es, CATIA in
nungen zuerst die Bauteile einer Zitruspresse /2/ ,
die vorhandenen Prozesse einzubinden.
danach die Zusammenbauzeichnung erzeugt
(Bild 2). Die von IMW angebotenen Praktika verleihen den
Studenten die Grundlagen dieses wertvollen Werk-
zeugs.
4 Literatur
/1/ IBM Deustchland, http://www-5.ibm.com/
de/catia/produkte/catiav5.html
Anwendungsbereiche/Komponenten
/2/ Fachgebiet Datenverarbeitung in der Kon-
struktion: Webseite des CAD-Praktikums,
TU-Darmstadt

Bild 2 Zusammenbau der Zitruspresse


In diesem Zusammenbaumodell wurden die Ver-
bindungseigenschaften zwischen in Berührung
kommenden, beweglichen Teilen eingegeben (z.B.
Drehverbindung, Zahnrad- und Zahnstangenver-
bindung usw.). Dies führt zu einem DMU-Modell,
anhand dessen es möglich war , eventuelle Kon-
struktionsfehler früh zu erkennen, indem man eine
Kollisionenerkennung zusammen mit einer kinema-
tischen Untersuchung durchführte.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 101

Vorstellung der Arbeit des Instituts für Maschinenwesen auf dem Ge-
biet der Maschinenakustik auf der Hannover Messe Industrie 2003

Backhaus, S.

Im April diesen Jahres stellte das IMW auf dem und kostenintensive Nachbesserungen sind die
Gemeinschaftsstand „Innovationsland Niedersach- Folge.
sen“ im Rahmen der Hannover Messe Industrie die Diese Kosten lassen sich vermeiden oder zumin-
Arbeit des Institutes auf dem Gebiet der Maschi- dest vermindern, wenn schon bei der Entwicklung
nenakustik vor. Hierzu wurden eine vom Institut im des Produktes auf gewisse maschinenakustische
Rahmen einer Forschungsarbeit erstellte Beispiel- Grundregeln geachtet wird. Somit ist gerade für den
sammlung in Buch- und CD-Form sowie Beispiel- maschinenakustisch unerfahrenen Ingenieur eine
exponate zur Darstellung der praktischen Umset- gezielte und einfache Bereitstellung von maschi-
zung von Lärmminderungsmaßnahmen präsentiert. nenakustischem Grundwissen notwendig.
This year in April the IMW displayed the present re- Das Institut für Maschinenwesen entwickelt und
saerch work of the institute in the area of machine forscht seit vielen Jahren intensiv an der allgemei-
acoustics. The exposed examples were a book with nen Lärmminderung von Maschinen und Körper-
cd about a methodical compilation of machine schallübertragung innerhalb von Maschinenstruktu-
acoustic design examples. Additionally we pre- ren im Besonderen. Ergebnisse dieser Forschung
sented different design examples for the realisation sind unter anderem in Form von Konstruktionsme-
of low noise design of machines. thodiken in die aktuelle Fassung der ISO 11688
1 Einleitung eingeflossen.
Unter dem Begriff Maschinenakustik versteht man 2 Ausgestellte Exponate
im allgemeinen die Entwicklung und Konstruktion Zu den aufgeführten Forschungs- und Entwick-
lärmarmer Maschinen, wobei die gesamte Schall- lungstätigkeiten des IMW wurden auf der Hanno-
entstehungskette von der Schallquelle über den vermesse Exponate ausgestellt (siehe Bild 1), die
Schallübertragungspfand bis zum Schallabstrahler einen beispielhaften Einblick in die industrielle Um-
erfasst wird. setzung von angewandter Lärmminderung zeigen.
Aufgrund ständig steigender Kundenwünsche und
immer schärferer gesetzlicher Anforderungen und
Bestimmungen gewinnen maschinenakustische
Produktanforderungen für immer mehr Industrie-
unternehmern der Konsum- und Investititonsgüte-
rindustrie an Bedeutung.
Daraus ergeben sich direkt erhöhte Anforderungen
an die Konstruktionsabteilungen der Firmen, denn
der Konstrukteur legt während der Konstruktion die
Wirkprinzipien und damit die maschinenakustischen
Eigenschaften eines Produktes fest. Da die Ma-
schinenakustik in der klassischen Ingenieursausbil-
dung jedoch nur eine sehr untergeordnete Rolle
spielt werden aufgrund dieser maschinenakusti-
schen Unerfahrenheit bei der Konstruktion häufig
akustisch ungünstige Verfahren gewählt oder tech-
nisch günstige Verfahren akustisch ungünstig aus-
gelegt.
Die Folge davon ist, dass eine mögliche Lärm- Bild 1: Der Messestand des IMW
problematik meist erst in der Prototypenphase oder
gar erst bei der Markteinführung erkannt wird, zeit-
102 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Als Exponate zählten im Einzelnen: 3 Besucher und Feedback


• Buch und CD der auf Basis der in der ISO 11688 Neben Besuchern des IMW-Standes, die sich ganz
festgelegten Konstruktionsregeln am Institut für allgemein über die Maschinenakustische For-
Maschinenwesen im Rahmen einer Forschungs- schung des IMW informieren wollten, kam es zu
arbeit erarbeiteten "Systematischen Zusammen- zahlreichen Fachgesprächen mit Vertretern nationa-
stellung maschinenakustischer Konstruktionsbei- ler und internationaler Unternehmen. Dabei bekun-
spiele". Der Forschungsbericht stellt einen wich- deten vor allem kleine und mittelständische Firmen
tigen Teil der Forschungsarbeiten am IMW dar aber auch große Industrieunternehmen ihr interes-
und bietet dem maschinenakustisch unerfahre- sen a der Forschung des IMW. Die Akustik wird für
nen Konstrukteur Praxisbeispiele zur Lärmmin- viele Industrieunternehmen aufgrund immer weiter
derung an Maschinen (Bild 2). steigender gesetzlicher Anforderungen und vor al-
lem aufgrund der steigenden Anforderungen ihrer
Kunden immer mehr zu einem bedeutenden Ver-
kaufsargument.
4 Zusammenfassung
Die große Anzahl an Fachbesuchern auf dem Mes-
sestand des IMW und deren Interesse an den aus-
gestellten Exponaten, als auch an den Vorgestell-
ten Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten im
Bereich der Konstruktion lärmarmer Maschinen hat
gezeigt, dass in der Industrie den Bedarf an Infor-
mationen und einer Zusammenarbeit in der For-
schung und Produktentwicklung hat.
5 Literatur
/1/ Backhaus, S.; "Lärmarm Konstruieren", Aus-
stellerbroschüre „Hannover Messe 2003“,
Hannover, Clausthal-Zellerfeld, 2003
/2/ Jaeschke, B.: "Minensuche und Positionsbe-
stimmung - Harzer Unternehmen und die TU
Clausthal präsentieren sich auf der Hanno-
ver-Messe mit vielen innovatieven Ideen",
Goslarsche Zeitung vom 10.04.2003, Goslar
2003
Bild 2: Lärmarm konstruieren XVIII
/3/ Brinkmann, J.: "Leitfaden zur Auslegung lei-
• Anwendungsbeispiel zur Lärmminderung durch serer Maschinen veröffentlicht", Pressemit-
den Einsatz stark dämpfender Materialien aus teilung der Technischen Universität Clausthal
dem Bereich der innovatieven Leichtbauver- vom 25.03.2003, http://idw-
bundwerkstoffe. online.de/public/zeige_pm.html?pmid=60998,
• Anwendungsbeipiel umgesetzter Konstruktions- Clausthal-Zellerfeld, 2003
regeln zur Verminderung der Schallübertragung /4/ DIN EN ISO 11688-1; Akustik - Richtlinien für
und -abstrahlung bei kraftinduzierten Körper- die Gestaltung lärmarmer Maschinen und
schallschwingungen (Bild3). Geräte - Teil 1: Planung, 1995; Teil 2: Einfüh-
rung in die physikalischen Grundlagen lärm-
armer Konstruktion, 1998
/5/ Dietz, P.; Gummersbach, F.: Lärmarm kon-
struieren XVIII - Systematische Zusammen-
stellung maschinenakustischer Konstrukti-
onsbeispiele, Bremerhaven, Wirtschaftsver-
lag NW Verlag für neue Wissenschaft, 2001

Bild 3: Angewandte Lärmminderung zum anfassen


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 103

Kompetenzen, Lernziele, Wissenstiefe und Workload - Bausteine im


Leistungspunktesystem der Hochschulen?

Wächter, M.

Die Hochschulen befinden sich zur Zeit in einer 1 Kompetenz- und Lernzielbetrachtungen
tiefgreifenden Umstrukturierung, die in der Modul- Die Anerkennung von Studienleistungen auf natio-
arisierung des Studienangebotes und der flächen- naler und internationaler Hochschulebene ist eine
deckenden Einführung eines Kredit- bzw. Leis- unabdingbare Voraussetzung zur Steigerung und
tungspunktesystems mit Transfer- und Akkumulie- Realisierbarkeit der allgemein geforderten Studie-
rungskomponente begründet liegt. Diese Verände- rendenmobilität in einem globalen Umfeld. Ein vor-
rungen gehen in den Ingenieurwissenschaften ein- stellbares Werkzeug ist ein allgemein anerkanntes
her mit der Abkehr von einzügigen Diplomstudien- Leistungspunktesystem, das nicht nur den Umfang
gängen und Neuorientierung auf eine gestufte Stu- der jeweiligen Studienleistung in Abhängigkeit von
dienstruktur mit Bachelor- und Masterabschluss. den Semesterwochenstunden aufzeigt, sondern
Neben der beruflichen Erstausbildung spielt die den Arbeitsaufwand bis zum erfolgreichen Ab-
Weiterqualifikation oder Umorientierung in Form schluss der Studienleistung und die erworbene
des lebenslangen Lernens eine entscheidende Kompetenz sowie die entsprechende Wissenstiefe
Rolle. Die Anwendung eines Kredit- oder Leis- berücksichtigt.
tungspunktesystems auf Basis der Arbeitsbelastung
Die aus Fachvertretern der relevanten Hochschulen
der Studierenden ist dabei Voraussetzung zur Rea-
gebildete Expertengruppe ist mit studiengangsspe-
lisierung dieser Umstrukturierungen innerhalb der
zifischen Fragestellungen zur Erarbeitung einer
Hochschullandschaft. Die TU Clausthal beschäftigt
Anerkennungspraxis und Qualitätssicherung im
sich gemeinsam mit sieben Hochschulen im Rah-
Rahmen des Leistungspunktesystems betraut /1/.
men des Bund-Länder-Projektes "Entwicklung und
Diese Fachvertreter für den Studiengang Maschi-
Erprobung eines integrierten Leistungspunktesys-
nenbau haben auf ihrer letzten Arbeitssitzung die
tems in der Weiterentwicklung modularisierter Stu-
unterschiedlichen Auswertungsergebnisse zu den
diengänge am Beispiel der Ingenieurwissenschaf-
vorliegenden Modulbeschreibungen im Studien-
ten" mit dieser Problematik.
gang Maschinenbau diskutiert.
Die Einschätzung des jeweiligen Kompetenzer-
Universities are actually in a process of re- werbs in den einzelnen Modulen wurde für jede
engineering their structures. This is based upon a Hochschule zu einem Gesamtprofil zusammenge-
modularization of the studies and the introduction of tragen /2/. Die Auswertung basierte hochschulab-
a credit-point-system including transfer- and accu- hängig auf einer Datenmenge von 41% bis 100 %
mulationcomponents. Partially in engineering these der Pflicht- und Wahlpflichtmodule in der konstruk-
changes are accompanied by removing Diplom- tiven Studienrichtung des Studiengangs Maschi-
studies, which shall be substituted by Bachelor- and nenbau. Die Ausbildung der Fachkompetenz sollte
Masterqualifications. Apart of a first qualifying edu- 60 % des Wissenserwerbs abdecken /3/, für die
cation; the live-long-learning plays a significant role. Projekthochschulen schwankt dieser Kompetenzbe-
The application of a credit-point system based on reich zwischen 47% und 61%. Die Methodenkom-
the workload of the students is the basis for petenz (22% bis 35%) zeigt eine größere Abwei-
reengineering the universities structures. The chung vom Wunschwert mit 15%. Die Systemkom-
Clausthal University of Technology is participating petenz sollte 10% des Studiums ausmachen und
together with seven other German universities in a lässt sich in den Projekthochschulen mit Werten
national project focussing on this problems in engi- zwischen 11% und 17% ausmachen. Die Sozial-
neering. kompetenz (15%) weist mit 3% bis 13% durchweg
einen zu geringen Anteil am Ausbildungsprofil auf.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass
die Methoden- und Systemkompetenz einen zu ho-
hen Prozentsatz am Ausbildungsprofil erkennen
104 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

lassen, die Fach- (mit einer Ausnahme) und die als diejenige, die an 50 % der Hochschulen als
Sozialkompetenz dagegen unterrepräsentiert sind. Kenntnistiefe des Lernziels gefordert wurde.
Eine weitere Auswertung der Kompetenzzuordnung Eine Problematik, die sich bei dieser Vorgehens-
erfolgte nach Hochschultyp, dabei wurden die ent- weise ergab, lag in dem teilweise unvollständigen
sprechenden Kompetenzanteile jeweils für die drei Rücklauf der Modulbeschreibungen oder dem
Universitäten und Fachhochschulen gemittelt. Die Fehlen der Lernzielangaben begründet, so dass es
Systemkompetenz umfasst in beiden Studienprofi- möglich sein kann, dass Lernziele nicht bei den
len 14% des Kompetenzerwerbs, die Sozialkom- Mindestlernzielen aufgeführt sind oder die Kennt-
petenz ist mit 6% an den Universitäten geringer nistiefe von den erachteten Erfordernissen ab-
vertreten als an den Fachhochschulen. Die Metho- weicht. Es liegt ebenso eine Fehlerquelle bei der
denkompetenz liegt bei 24% zu 29% und die Fach- Umsetzung der verbalen Lernziele in die Lernziel-
kompetenz ist mit durchschnittlich 56% an den Uni- matrix vor, da nicht in jedem Fall eine eindeutige
versitäten und 49% an den Fachhochschulen ver- und aussagekräftige Lernzielbeschreibung zur
treten. Auswertung herangezogen werden konnte.
Ein zweites Standbein innerhalb des zu entwickeln- Diese Vorgehensweise zur Ermittlung der Mindest-
den Leistungspunktesystems wird in den Lernzielen lernziele mit der dazugehörigen Wissenstiefe wurde
der Module gesehen, dazu wurde der verbale Text während der Arbeitssitzung der Expertengruppe
zur Beschreibung der Lernziele jeder Hochschule in ausgiebig diskutiert und auf die oben angeführten
eine Matrix mit den Spalten "Kennen", "Verstehen", Fehlerquellen hingewiesen.
"Anwenden", "Analysieren" und "Bewerten" über- Der erwünschte Effekt, eine Diskussion zum Profil
führt, hierbei handelt es sich um eine Abwandlung des Studiengangs Maschinenbau mit dem Diplom-
der Lernzielkategorien nach /4/. abschluss zu initiieren, stellte sich zunächst in die-
ser Arbeitsgruppe und, wie Reaktionen zeigten,
Mathematische Methoden und Lösungsverfahren auch in den jeweiligen Projekthochschulen ein /2/.
verstehen und anwenden, systematisches Denken In der Expertengruppe herrscht Einvernehmen,
vermitteln, in der Lage sein Sachverhalte systema- dass zur gegenseitigen Anerkennung von Studien-
tisch zu analysieren und zu bewerten leistungen die Lernziele, Kompetenzen und die
Workload Berücksichtigung finden sollen. Die Er-
gebnisse zur Workload Erhebung standen zum
Zeitpunkt der Sitzung noch aus.
Kennen Verste- Anwen- Analy- Bewer-
Für die diskutierte Matrix mit den Mindestlernzielen
hen den sieren ten
wird eine Überarbeitung angeregt. Die Begriffe
Mathe- "Kennen" und "Verstehen" werden zu einer Spalte
matische X X X X zusammengefasst, die zweite Spalte wird durch
Metho- den Begriff "Anwenden" gebildet, die dritte Spalte
den wird durch "Analysieren" und "Bewerten" definiert
und als vierte Spalte soll der Begriff "Synthetisie-
Bild 1: Gegenüberstellung verbales Lernziel- ren" aufgenommen werden. Diese überarbeitete
Lernzielmatrix Matrix mit den Mindestlernzielen wird in den jewei-
ligen Hochschulen bewertet und um gegebenenfalls
weitere Mindestanforderungen für den Maschinen-
Diese Vorgehensweise wurde konsequent für jedes
bauingenieur ergänzt. Des weiteren überprüft jede
vorliegende Lernziel der Modulbeschreibungen an-
Hochschule die Umsetzung ihrer verbalen Lernziele
gewandt und anschließend wurden diese Auswer-
in die Matrix und kontrolliert, ob die angegebenen
tungen aller Projekthochschulen anonymisiert und
Lernziele das Profil des Studienganges an der je-
zu einzelnen Kernthemen zusammengetragen.
weiligen Hochschule widerspiegelt, dazu wurden
Ausgehend von dieser Matrix wurden Mindestlern-
den Vertretern der Hochschulen jeweils die hoch-
ziele herausgearbeitet. Als Mindestlernziel wurde
schuleigenen Daten ausgehändigt.
die Kernthematik aufgenommen, die an mindestens
drei der sechs beteiligten Hochschulen als Pflicht- In einem zukünftigen Schritt werden die Ergebnisse
bzw. Wahlpflichtmodul aufgeführt wurde. Die der einzelnen Hochschulen zu den Mindestanforde-
Kenntnistiefe des Mindestlernziels wurde festgelegt rungen zusammengetragen, ausgewertet und mit
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 105

den Ergebnissen der parallellaufenden Workload Die prozentualen Anteile der vier Kompetenzen,
Erfassung verknüpft. wie sie sich im Studiengang an der AGH Krakau
An der TU Clausthal erfolgte die Zuordnung, wel- widerspiegeln, decken sich im Wesentlichen mit
cher Kompetenzgewinn durch welche Lehrveran- denen der TU Clausthal. Auswertungsbasis waren
staltungen im Studium Maschinenbau erreicht wird, alle Pflicht- und Wahlpflichtveranstaltungen.
zum Einen durch die Lehrenden und zum Anderen Die Auswertung der Lernziele zeigte geringfügige
durch die Studierenden. Es zeigte sich, dass für Abweichungen bei der Wissenstiefe in einzelnen
den Anteil an Fachkompetenz identische Angaben Themenschwerpunkten, die sowohl in einer höhe-
vorlagen, bei der Bewertung, ob ein Modul die Me- ren als auch niedrigeren Wissenstiefe vorzufinden
thoden- oder Systemkompetenz fördert, herrschen waren. Die Themenschwerpunkte variierten in ein-
unterschiedliche Meinungen, die Summe dieser zelnen Bereichen, dies ist aufgrund des unter-
Kompetenzen ist aber annähernd deckungsgleich. schiedlichen Profils der Hochschulen zu erwarten
Der Anteil an Sozialkompetenz im Studium wird mit gewesen.
einer Abweichung von zwei Prozentpunkten einge- Die Escuela Politécnica de Ingeniería de Gijón
schätzt. Für die TU Clausthal lässt sich somit ein wurde als zweite europäische Referenzhochschule
Profil ableiten, das sowohl von Professoren als in die Betrachtungen einbezogen. Für die Auswer-
auch Studierenden gleichwertig eingeschätzt wird. tung der Kompetenzeinschätzung ergibt sich ein
Die Beurteilung, welche Mindestlernziele mit wel- erheblich höherer Anteil an Fachkompetenz als an
cher Wissenstiefe für den Diplomstudiengang Ma- den bisher betrachteten Hochschulen und damit
schinenbau an der TU Clausthal gefordert werden, einhergehend eine erheblich geringere Ausbildung
sollte durch Studiengangsverantwortliche wie in den Bereichen der Methoden- und Systemkom-
Fachbereichsdekan, Vorsitzender der Studien- petenz, wogegen die Sozialkompetenz kaum ab-
kommission, sowie Fachvertretern bestehend aus weicht.
Professoren und akademischen Mittelbau erfolgen. Dieses Ergebnis konnte auf Grund der umfangrei-
Die gestellte Aufgabe initiierte angeregte Diskussi- chen Grundlagenausbildung an der spanischen
onen um die Frage Hochschule erwarten werden und wurde durch die-
Was soll ein Absolvent des Diplomstudien- se Auswertung bestätigt. Aussagen zum Studien-
gangs Maschinenbau der TU Clausthal umfang sind jeweils in vorangegangenen Untersu-
nach Beendigung des Studiums in wel- chungen /3/ nachzulesen.
chem Maße können? Unumgänglich ist die Einführung des Diploma
Es herrschte innerhalb dieser hochschulinternen Supplement um ausreichende Informationen zu Ni-
Gruppe Einigkeit darüber, dass eine Auflistung der veau und Zweck einer Qualifikation in den sich
Mindestlernziele nur anhand einer Verknüpfung von weltweit ändernden Qualifikationssystemen und
Wissenstiefe und Inhalt möglich ist. Bildungsstrukturen zu erhalten. Originalzeugnisse
Für die Studienrichtung "Konstruktion, Fertigung, allein können diese notwendigen, detaillierten Er-
Betrieb" wurde für alle Pflicht- und Wahlpflichtmo- läuterungen zur Anerkennung einer Qualifikation
dule eine Untergliederung mit Schwerpunktsinhal- nicht geben.
ten erstellt. In einer erneuten Sitzung der hoch-
schuleigenen Fachvertreter erfolgte eine Zuord-
2 Workload Erhebung an der TU Clausthal
nung der geforderten Wissenstiefe zu den The-
menschwerpunkten, die anschließend zu den Min- Inwieweit die reale studentische Arbeitsbelastung
destanforderungen an einen Maschinenbauingeni- mit den Vorgaben der Kultusministerkonferenz /5/
eur aus Sicht der TU Clausthal zusammengefasst bzw. des Stifterverbands für die Deutsche Wissen-
wurden /2/. schaft /6/ im Einklang stehen, soll durch die
Workload Erhebung ermittelt werden.
Unter einem internationalen Gesichtspunkt wurden
die Informationen zu den Lehrveranstaltungen im In der Pilotphase wurde an verschiedenen Projekt-
Studiengang Maschinenbau an der AGH Krakau hochschulen im SS 02 eine Erhebung der Workload
(Polen) im Modulbeschreibungsvordruck des Pro- mit Fragebogen durchgeführt. Der Fragebogen zur
jektes erfasst und ausgewertet. Besonderes Au- Workload Erhebung war von der FH Aachen im
genmerk wurde dabei auf die Kompetenzeinschät- Rahmen des Tuning-Projektes erarbeitet /7/ und so
zung und die Lernziele gelegt. aufgebaut, dass zwischen studiumsbezogenen und
106 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

nicht studiumsbezogenen Zeiten (Freizeit, Jobben) Werkstoffwissenschaften 5 Teilnehmer feststellen,


unterschieden wurde. Das Studienjahr unterglie- dies reduziert sich bis zum Vorlesungsende auf 4
derte sich in Vorlesungszeit, Prüfungszeit und Studierende für den Maschinenbau bzw. auf 2 für
sonstige Zeit, eine Feingliederung unterschied in die Werkstoffwissenschaften und weiter für die
unterstütztes und nicht unterstütztes Lernen. vorlesungsfreie Zeit auf 3 bzw. 1 Teilnehmer, so
In Clausthal wurden für den Studiengang Maschi- dass auch bei der internetbasierten Workload Er-
nenbau charakteristische Lehrveranstaltungen des fassung keine statistisch abgesicherte Auswertung
zweiten, vierten und sechsten Semester ausge- möglich ist. Bei eingehender Betrachtung der Er-
wählt und dort der Fragebogen vor etwa 50 Studie- gebnisse lassen sich Trendaussagen für das zweite
renden vorgestellt und Hintergrundinformationen und sechste Semester im Studiengang Maschinen-
zur Workload Erfassung gegeben. Bis zu Beginn bau (wie auch bei der Erhebung in Papierform) ma-
des WS 02/03 erfolgte die Rückgabe von 5 Frage- chen.
bögen unter Erfassung auch der Arbeitsbelastung Die Auswertung der Daten zeigt keine gravierenden
während der Prüfungsphase. Leider untertraf der Unterschiede, ob diese in Papierform oder in elekt-
Rücklauf von lediglich 10 % die erhofften Erwartun- ronischer Form erfasst sind. Es zeigt sich bei der
gen um einiges. Unter den fünf Rückläufen befand kontinuierlichen Erhebung durch die Software IWIS
sich ein Fragebogen für den Studiengang Verfah- eine leichte Erhöhung der gemittelten Arbeitsbe-
renstechnik, der nicht näher in die Betrachtungen lastung je Modul.
einbezogen wurde. Die Gesamtarbeitsbelastung für das Sommerse-
Die verbleibenden vier Fragebögen spiegelten An- mester schwankt zwischen 711 h und 901 h. Die
gaben aus dem zweiten und sechsten Fachse- Schwankungsbreite ist dabei im zweiten Semester
mester wieder. Es lässt sich nicht von der Hand größer als im sechsten Semester. Die studiumsbe-
weisen, dass für diese Daten keine statistisch ab- zogene Zeit macht den Löwenanteil an der Ge-
gesicherte Auswertung möglich ist und dennoch samtarbeitszeit aus und ist unabhängig vom Stu-
sollen die Daten später etwas genauer beleuchtet dienfortschritt.
werden. Die Differenzierung der studiumsbezogenen Zeit in
An allen Projekthochschulen wird zum Sommerse- Vorlesungs-, Prüfungs- und sonstige Zeit zeigt für
mester 2003 mit der elektronischen Workload Er- das Grundstudium, dass die Arbeitsbelastung zu
fassung mit dem System IWIS in den Studiengän- vier Fünfteln während der Vorlesungszeit anfällt
gen Elektrotechnik, Maschinenbau und Werkstoff- und die sonstige Zeit als studienfreie Zeit zu Buche
wissenschaften begonnen /8/, für die TU Clausthal schlägt. Im Hauptstudium entfallen etwa zwei Drittel
in den Studiengängen Maschinenbau und Werk- der Arbeitsbelastung durch Lehrveranstaltungen in
stofftechnik. Durch Plakate wurde innerhalb der die Vorlesungszeit und die restliche Belastung in
Hochschule auf die Workload Erfassung hingewie- die Prüfungszeit. Dies entspricht etwa einem Drittel
sen und der Fachbereich informiert. Die Studieren- der gesamten studiumsbezogenen Workload. Inte-
den des Maschinenbaus und der Werkstoffwissen- ressant ist hier auch die Information, dass die Aus-
schaft wurden in den jeweiligen Pflichtveranstal- arbeitung einer Studienarbeit ein Drittel der ge-
tungen über das BLK-Projekt und die Workload samten studiumsbezogenen Arbeitsbelastung dar-
Erfassung durch Vorträge und Faltblätter informiert stellt, damit verursacht die Studienarbeit eine an-
und zur Mitarbeit angeregt. Es kann davon ausge- nähernd identische Workload wie Lehrveranstal-
gangen werden, dass auf diesem Wege etwa 300 tungen im Umfang von 26 SWS (Bild 2).
der 530 im SS 03 eingeschriebenen Studierenden Das Verhältnis der Workload im Bereich unter-
in diesen beiden Studiengängen erreicht wurden. stütztes Lernen zu nicht unterstütztem Lernen diffe-
Nach einer ersten Auswertung der Workload Erhe- riert, wie zu erwarten war, für die Zeiträume Prü-
bung Anfang Oktober 2003 durch die Projektpartner fungszeit und Vorlesungszeit stark. Macht das un-
aus Jena musste leider festgestellt werden, dass terstützte Lernen während der Vorlesungszeit den
die Resonanz der Studierenden in Form einer akti- Löwenanteil der Workload aus, so ergibt sich für die
ven Teilnahme auch hier nicht die erhofften Erwar- Prüfungszeit ein Anteil von ungefähr 10% unab-
tungen erfüllt hat. hängig vom Studienfortschritt bei ausschließlicher
Zum Semesterbeginn lassen sich für den Studien- Betrachtung der Lehrveranstaltungen. Die während
gang Maschinenbau 14 Teilnehmer und für die des Hauptstudiums angefertigte Studienarbeit liegt
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 107

900

Studiumbezogene Arbeitsbelastung in Stunden 800

700 140

250
600
115 250

500

400 196

184
633
300
506

200

291
248
100

0
Studierender A Grundstudium Studierender B Grundstudium Studierender C Hauptstudium Studierender D Hauptstudium

Vorlesungszeit Prüfungszeit Studienarbeit

Bild 2: Studiumsbezogene Arbeitsbelastung für Vorlesungszeitraum, Prüfungszeit und Studienarbeit

dagegen fast ausschließlich im Bereich des nicht renden die Priorität zur Mitwirkung an solch einer
unterstütztem Lernens. Maßnahme sehr gering ist. Zum Anderen drängt
Für die einzelnen Lehrveranstaltungen erfolgte eine sich die Annahme auf, dass das Werkzeug zur e-
Normierung des Arbeitsaufwandes in Stunden be- lektronischen Datenerfassung zu komplex und zu
zogen auf den Umfang in Semesterwochenstun- aufwendig ist.
den. Für das Grundstudium lassen sich Verhältnis-
se von 19 bis 42 h/SWS ermitteln, im Hauptstudium
liegt eine Schwankung zwischen 5 bis 40h/SWS
vor.
Einer Lehrveranstaltung mit dem Umfang einer
Semesterwochenstunde werden an der TU Claus-
thal gegenwärtig Kreditpunkte im Wert von 1,5
ECTS zugeordnet, dies entspricht bei einer Vorga-
be von 1800 Stunden pro Jahr und 60 ECTS pro
Jahr einer Arbeitsbelastung von 45 Stunden. Die
Auswertung zeigt, selbst wenn es sich um keine
statistisch abgesicherte Untersuchung handelt,
dass eine Vergabe der Leistungspunkte in Abhän-
gigkeit von den Semesterwochenstunden in keinem Bild 3: Einflussfaktoren auf Leistungspunkte
Fall gerechtfertigt ist.
Die Workload Erhebung mit dem Programm IWIS
wird auch im WS 03/04 fortgeführt, um aussage- Das hochgesteckte Ziel, eine Verknüpfung von
kräftige Ergebnisse zu erzielen. Eine Variation der Kompetenz, Workload, Lernziel und Anspruchsni-
Arbeitsbelastung zwischen Winter- und Sommer- veau bzw. Wissenstiefe innerhalb des Leistungs-
semester ist durchaus vorstellbar. punktesystems zu erreichen, ist nach wie vor gege-
ben und die bisherigen Ergebnisse sprechen für die
Die Teilnehmerquote an der Erhebung lässt zum
Notwendigkeit.
einen den Schluss zu, dass von Seiten der Studie-
108 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

3 Zusammenfassung /4/ Anderson, L.; Krathwohl, D.; et. al.: A Txo-


Ein Leistungspunktesystem mit Transfer- und Ak- nomy for Learning, Teaching and Assessing,
kumulierungskomponenten zu entwickeln, welches A Revision of Bloom´s Taxonomy of Educati-
auf der realen Arbeitsbelastung der Studierenden onal Objectives, Longman, New York 2001
basiert, sollte unter Mitwirkung von Studierenden /5/ Rahmenvorgaben für die Einführung von
und Lehrenden erfolgen. Gegenwärtig gestaltet sich Leistungspunktsystemen und die Modulari-
dieses Vorhaben schwierig. Bei der Ermittlung der sierung von Studiengängen, Beschluss der
studentischen Arbeitsbelastung oder Workload ist Kultusministerkonferenz, Bonn, 15. Septem-
die Resonanz von Studierendenseite in den Hoch- ber 2000
schulen leider erschreckend gering. Ein Standbein /6/ Stifterverband für die Deutsche Wissen-
des Projektes scheint auf wackligen Füssen zu ste- schaft: Credits an deutschen Hochschulen,
hen, so dass gegebenenfalls auf die Einschätzung Positionen November 2000
der Lehrenden zurückgegriffen werden muss oder /7/ BLK-Projekt: Entwicklung und Erprobung ei-
eine erste Einschätzung auf nicht statistisch abge- nes integrierten Leistungspunktesystems in
sicherten Daten erfolgen wird. Weitere Einflussgrö- der Weiterentwicklung modularisierter Stu-
ßen innerhalb des Leistungspunktesystems werden dienangebote am Beispiel der Ingenieurwis-
in der Kompetenz, dem Lernziel und der Wissens- senschaften, 1. Zwischenbericht AP1 Ver-
tiefe gesehen. Unter Qualitätssicherungsgesichts- knüpfung der organisatorische Bildung von
punkten wurde die Diskussion zur Festlegung der Modulen mit der Umstellung auf ein Leis-
Mindestlernziele initiiert. Die Ergebnisse können bei tungspunktesystem, 2002
neu zu strukturierenden Studiengängen als Hilfs- /8/ http://www.tu-ilmenau.de/lps/
mittel eingesetzt werden. Der nächste wichtige
Schritt sieht die Zusammenführung der bisherigen
Ergebnisse zu einem leicht handhabbaren Werk-
zeug vor, das eine Zuordnung der Leistungspunkte
zu den Modulen unter Berücksichtigung einer inter-
nationalen Hochschulkultur erlaubt.

4 Literatur und Internetadressen


/1/ BLK-Projekt: Entwicklung und Erprobung ei-
nes integrierten Leistungspunktesystems in
der Weiterentwicklung modularisierter Stu-
dienangebote am Beispiel der Ingenieurwis-
senschaften, 1. Zwischenbericht AP4 Inter-
nationalisierung, 2002
/2/ BLK-Projekt: Entwicklung und Erprobung ei-
nes integrierten Leistungspunktesystems in
der Weiterentwicklung modularisierter Stu-
dienangebote am Beispiel der Ingenieurwis-
senschaften, 2. Zwischenbericht AP4 Inter-
nationalisierung, 2003
/3/ BLK-Projekt: Länderübergreifende Entwick-
lung und Erprobung integrierter modularer
Studienangebote unter Einbeziehung infor-
mations- und kommunikationstechnischer
Medien am Beispiel der Ingenieurwissen-
schaften, Abschlußbericht AP4 Internationa-
lisierung, 2001
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 109

Pressespiegel 2003

Schäfer, G.; u.a.

Nach dem Motto "Tue Gutes und


berichte darüber" sind auf dieser
und den folgenden Seiten ver-
schiedene Artikel aus der lokalen
Presse wiedergegeben. Es han-
delt sich dabei um die "Goslarsche
Zeitung" bei deren Redaktions-
team sich das Institut für Maschi-
nenwesen für die engagierte Dar-
stellung der Hochschulaktivitäten
bedanken möchte.

Working in the Institut for Mechani-


cal Engineering is not a hidden job
far away from the people in our re-
gion. The cuttings taken from the
lokal newspaper will provide this.
110 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 111
112 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 113

Internationalisierung des Studiums

Schäfer, G.

Das Hochschulbildungssystem ist nicht zur Zemen- wortlich für den Studiengang und vergibt am Ende
tierung des Elfenbeinturms bestimmt, sondern ist das Abschlusszeugnis. Mehr oder weniger große
verantwortlich für die Ausbildung von Fachkräften Anteile des Studiums, genauer Module, können da-
die einen volkswirtschaftlichen Beitrag leisten. Die bei aber an anderen Hochschulen absolviert wer-
Randbedingung zunehmender Internationalisierung den. Module stellen dabei Lerneinheiten von 8 ± 2
darf dabei nicht übersehen werden. Semesterwochenstunden dar, die sich maximal ü-
The higher eduction system is in charge of the edu- ber zwei Semester erstrecken sollen. Diese Modul-
cation of specialists supporting the strength of nati- arisierung ist auch zwingend für die neuen Bache-
onal economics incorporating internationalisation. lor/Masterstudiengänge. Das Ziel ist es, den Studie-
renden die Möglichkeit einer eigenen Profilbildung
im Studium zu ermöglichen und dies in Kombinati-
1 Einleitung on mit dem Angebot ausländischer Hochschulen.
Die Internationalisierung des Studiums ist die logi- Mit diesem System wird eine eigenverantwortliche
sche Konsequenz der Entwicklung des Ingenieur- Internationalisierungstiefe im Studium möglich.
Arbeitsfeldes. Dieser Einsicht folgend, gibt es ver-
schiedene Ansätze zur Internationalisierung des
Studiums.
An erster Stelle stehen die schon seit vielen Jahren
an der TU Clausthal besonders intensiv gepflegten
Hochschulkooperationen und Austauschprogram-
me auf der Basis der europäischen Förderpro-
gramme SOKRATES und ERASMUS. Die TU
Clausthal liegt als Ergebnis dieser Aktivitäten mit
gut ¼ ausländischen Studierenden an einer der
Spitzenpositionen in Deutschland.
An zweiter Stelle der Internationalisierungsstrate-
gien steht die Einführung international vergleichba-
rer Studienabschlüsse nach dem Bachelor/Master- Bild 1: Institut für Maschinenwesen, TU Clausthal
System. Dieser spätestens im Jahre 2007 abge-
An vierter Stelle, ohne damit eine Reihung vorneh-
schlossene Umbau der Studiengänge führt einen
men zu wollen, sind die vom DAAD (Deutscher A-
vorgelagerten berufsqualifizierenden Abschluss
kademischer Austauschdienst) initiierten Doppel-
(Bachelor) ein und steigert mit dem Masterstudium
diplom-Studiengänge zu sehen. Die TU Clausthal
die Attraktivität der deutschen Hochschulen für
verfügt derzeit über drei aktiv laufende Doppeldip-
ausländische Studierende. Ebenso wird es natürlich
lom-Kooperationen, in der Werkstoffkunde mit der
auch den deutschen Studierenden erleichtert nach
Université de Metz (Frankreich) und im Maschinen-
dem Bachelor ein Masterstudium im Ausland zu
bau mit der AGH Krakau (Polen) (Bild 2) und der
absolvieren.
Universidad de Oviedo (Spanien). Diese Art der
An dritter Stelle ist die grundsätzliche Modularisie- Internationalisierung basiert zunächst auf den klas-
rung des Studiums, egal ob Diplom- oder Bache- sischen Diplomstudiengängen und ist auf das Stu-
lor/Master-Studium, derzeit im Rahmen eines BLK dium an zwei kooperierenden Hochschulen be-
(Bund-Länder-Kommission) Projektes in der Eva- grenzt. Für die Studierenden existiert ein festge-
luierung. An diesem Projekt ist das Institut für Ma- legter Studienplan, vergleichbar mit den Studien-
schinenwesen (Bild 1) stellvertretend für die TU plänen der nationalen Diplomstudiengänge. Nach
Clausthal beteiligt. Der Grundgedanke dabei ist, dem sechsten Semester ist der Wechsel von der
dass die Studierenden sich an einer Heimathoch- Heimathochschule an die Gasthochschule vorge-
schule einschreiben, diese Hochschule ist verant- sehen. Die folgenden vier Semester bis zur Regel-
114 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

studienzeit werden an der aufnehmenden Hoch- dienabschlusses und wird international schon häu-
schule mit der Diplomarbeit abgeschlossen, die je- fig angewendet. Das Studienprogramm für das
weils von einem Hochschullehrer der Heimathoch- Fach Maschinenbau ist in Bild 3 dargestellt. Das
schule und einem der Gasthochschule betreut wird. Doppeldiplomstudium kann an beiden Hochschulen
begonnen werden, sodass die Entscheidung für
dieses Studienangebot, abgesehen von den
sprachlichen Vorbereitungskursen erst im fünften
oder sechsten Semester getroffen werden muss.
Abschluß Abschluß
Diplom-Ingenieur Diplom-Ingenieur
TU Clausthal / TU Krakau TU Krakau / TU Clausthal

Diplomarbeit Diplomarbeit
(30 ECTS) (30 ECTS)
Betreuung und Bewertung durch Betreuung und Bewertung durch
Professo ren beider Hoch schulen Professo ren beider Hoch schulen

Studium an TU Clausthal oder Studium an TU Clausthal oder


TU Krakau TU Krakau

1 Semester 1 Semester
(30 ECTS) (30 ECTS)
Seminar Seminar
6 Wahlfächer (18 SWS) 6 Wahlfächer (18 SWS)

Indus trie- Studium an TUC


Studium an TU Krakau praktikum 2 Semester
2 Semester (8 - 13 Wochen) (60 ECTS)
(60 ECTS) 2 Pflichtfächer (6 S WS)
11 Wahlfächer (36 SWS) Indus trie- 2 Wahlpflichtfächer (6 SWS)
Fremdsprachenkurs (5 SWS) praktikum 6 Wahlfächer (18 SWS)
1 Projektarbeit
(6 - 8 Wochen) Praktika (6 SWS )
Deutschkurse (5 SWS )
1 Studienarbeit
Universität Clausthal
2 Semester
(60 ECTS) Universität Krakau
10 Pflichtfächer (30 SWS) 2 Semester
3 Wahlpflichtfach (9 SWS ) (60 ECTS)
Grundpraktikum (4 SWS ) 14 Pflichtfächer (48 SWS)
Bild 2: AGH Krakau (Polen) 1 Studienarbeit 1 Wahlpflichtfach (3 SWS )
1 Projektarbeit

Anlässlich des regelmäßig stattfindenden Arbeits- 1. und 2 . Jahr 1. und 2 . Jahr

treffens in Krakau wurde im Herbst 2003 vom Ver- Universität Clausthal


(120 ECTS)
Universität Krakau
(120 ECTS)

fasser die Gelegenheit genutzt zwei weitere Hoch-


Bild 3: Studienpläne Krakau/Clausthal
schulen, die bereits Beziehungen zur TU Clausthal
pflegen, zu besuchen und das Doppeldiplom- Die Anrechnung der Studienleistungen erfolgt
Programm vorzustellen. grundsätzlich nach dem ECTS-System (European
Credit Transfer System). Dieses Umwertungssys-
tem für die einzelnen Studienleistungen beschreibt
2 Die Doppeldiplom-Studiengänge den Umfang der Studienleistung und ist von allen
In diesem Aufsatz wird der Studiengang Werk- teilnehmenden Hochschulen anerkannt.
stofftechnik nicht genauer beschrieben, da es sich
nicht um ein Angebot aus dem Fachbereich Ma- 2.1 Fachliche Erweiterung
schinenbau, Verfahrenstechnik & Chemie (MVC)
handelt. Das Doppeldiplom-Studienprogramm Ma- Die an den beiden beteiligten Hochschulen bisher
schinenbau mit der AGH Krakau stellt das erste gemachten überaus positiven Erfahrungen mit die-
Doppeldiplom-Angebot des Fachbereichs MVC der sem Doppeldiplomprogramm, haben die Verant-
TU Clausthal dar. Es läuft inzwischen im dritten wortlichen veranlasst eine fachliche Ausweitung
Jahr und die ersten Absolventen haben inzwischen dieses Programms vorzubereiten. Entsprechende
ihren Abschluss erreicht. Die Studierenden erhalten „Memorandum of Understanding“ wurden im Herbst
in diesem Fall von beiden Hochschulen ein Diplom- 2003 unterzeichnet. Zusätzlich zu dem bereits e-
zeugnis und zusätzlich eine Bescheinigung über die tablierten Maschinenbau mit seinen beiden Vertie-
Teilnahme am Doppeldiplom-Studienprogramm fungsrichtungen „Konstruktion, Fertigung und Be-
sowie das Diploma-Supplement. Im Diploma- trieb“ sowie „Elektrotechnik und Systemautomati-
Supplement sind die gesamten Studienleistungen sierung“ werden zum nächsten Wintersemester die
mit kurzen inhaltlichen Erläuterungen dargestellt. Studiengänge „Verfahrenstechnik“ und „Energie-
Das Diploma-Supplement wird zukünftig auch bei systemtechnik“ angeboten. Großes Interesse bei
den normalen Masterabschlüssen zur Masterur- diesen Diskussionen erweckt auch der Studiengang
kunde hinzugefügt. Es dient grundsätzlich zur bes- „Informationstechnik“. Die Erweiterung auf diese
seren fachlichen Einschätzung des erreichten Stu- Studiengänge wird aufgrund der ähnlichen fachli-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 115

chen Struktur der beiden beteiligten Hochschulen Von den zehn in Wroclaw vorhandenen Faculties
mit geringem Aufwand möglich sein. Dabei ist die werden zunächst die drei „Faculty of Mechanical
Komponente der besonderen fachlichen Vertiefung, and Power Engineering“, „Faculty of Mechanical
so wie sie der Modularisierungsansatz (s. o.) ver- Engineering“ und „Faculty of Electrical Engineering“
folgt, durch die differenzierten Lehrangebote im in die Vorbereitung der Doppeldiplom-Angebote
Hauptstudium an den beiden Hochschulen gege- eingebunden.
ben. Als wesentlicher Modul des bisherigen Dop-
peldiplom-Ansatzes im Maschinenbau ist neben
den universitären Studienleistungen das charakte-
ristisch umfangreiche Industriepraktikum in
Deutschland zu nennen. Speziell dieses Anwen-
dungspraktikum soll bei den zusätzlichen Studien-
richtungen unbedingt beibehalten werden. Die Stu-
dierenden haben dadurch einen sehr intensiven
Kontakt zu den Arbeitsverhältnissen im Gastland.

2.2 Lokale Erweiterung


2.2.1 Polen
Die Technische Universität Clausthal pflegt, wie be- Bild 5: Politechnika Wroclawska, Wroclaw
reits eingangs erwähnt, umfangreiche Hochschul- Diese drei Faculties decken folgende Spezialisie-
kontakte im Ausland. Speziell in Polen bestehen rungsbereiche ab:
neben der Kooperation mit der AGH Krakau auch
• Refrigerating and crygenic engineering
Austauschabkommen mit der „Silesian University of
Technology“ in Gliwice (Gleiwitz, Bild 4) und der • Exploitation of devices and power systems
„Wroclaw University of Technology“ in Wroclaw • Thermal power engineering
(Breslau, Bild 5).
• Apparatuses for processes
• Ecology in power production
• Machanics and Machine Design
• Materials engineering
• Automation and Robotics in process and ma-
nufacturing systems and biomedical eng.
• Management in manufacturing engineering
• Control engineering and automation
Bild 4: Politechnika Slaska, Gliwice
• Electrical power systems
Von den zwölf in Gliwice vorhandenen Faculties,
• Industrial and municipial el. power engineering
entsprechend den Fachbereiche in Clausthal, wer-
den zunächst die drei „Faculty of Mechanical Engi- • Electrical drives and machines
neering“, „Faculty of Energy and Environmental Mit diesem polnischen Netzwerk aus den drei
Engineering“ und „Faculty of Electrical Engineering“ Hochschulstandorten wird in Verbindung mit
in die Vorbereitung der Doppeldiplom-Angebote Clausthal die Idee der flexiblen fachlichen Speziali-
eingebunden. In Gliwice wurde darüber hinaus der sierung im gesamten Bereich des Maschinenbaus,
Anstoß zu einem gemeinsamen Doppeldiplom- der Verfahrenstechnik und der Energiesystemtech-
Rahmenvertrag von drei polnischen Hochschulen nik auf internationaler Ebene in vorbildlicher Weise
gegeben. Dieser Vorschlag wurde sowohl in Krakau möglich.
als auch in Wroclaw positiv aufgenommen. Entge-
gen der in Deutschland bei den Bundesländern lie-
genden Verantwortung in Bildungsfragen bestehen 2.2.2 Spanien
in Polen zentrale Vorgaben. Dieser Umstand er- Parallel zu der in Polen betriebenen Ausweitung
leichtert die geplanten Entwicklungen einschließlich der Doppeldiplomaktivitäten wird derzeit an einem
des Rahmenvertrages. Model für die Doppeldiplomierung zwischen
116 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Clausthal und Oviedo/Gijon (Bild 6) oder Valencia 2.2.3 Ägypten


(jeweils Spanien) gearbeitet. Der historisch weltoffene Blickwinkel der Techni-
schen Universität Clausthal -unsere Bekanntheit
wächst mit der Entfernung- eröffnete im Sommer
2003 dann auch die ersten konkreten Diskussionen
über einen Doppeldiplom-Abschluss über die Gren-
zen Europas hinaus. Als Ergebnis davon soll im
Verlauf des Jahres 2004 ein Studienprogramm im
Bereich des Maschinenbaus und der Werkstoff-
technik mit der Ain Shams Universität in Kairo (Bild
7) ausgearbeitet werden, das auf den Studienan-
geboten in Kairo und unseren Ergänzungsstudien-
gängen basiert.

Bild 6: Universidad de Oviedo, Campus Gijon


Die Erstellung des Curriculums für diesen deutsch-
spanischen Doppeldiplom-Studiengang sieht neben
dem bereits bewährten Wechsel nach dem sechs-
ten Semester einen Sprach- und Projektarbeitsauf-
enthalt an der Gasthochschule im Vorfeld des Stu-
dienortwechsels zwischen dem zweiten und
sechsten Semester vor. Dabei sollen binationale
Lernteams gebildet werden, was das gegenseitige
Verstehen und gemeinsame Bearbeiten von Pro-
Bild 7: Ain Shams University, Kairo Ägypten
jektstudien erleichtert. Als weitere integrierende
Maßnahme dieser Sommer-Vorkurse sollen aus-
gewählte Lehrveranstaltungen doppelt, jeweils in 3 Ausblick
Deutsch und Spanisch, angeboten werden, die Die TU Clausthal hat sich einer weiteren Internatio-
auch einen ausgeprägten praktischen Übungsteil nalisierung der Studienmöglichkeiten langfristig
enthalten. Die Erstellung des gemeinsamen Curri- verschrieben. Dieser Zielsetzung folgend wurde in
culums zwischen Clausthal und Oviedo/Gijon soll den letzten Tagen auch schon ein Gespräch mit
nach dem ersten Entwurf im Dezember 2003 bis Vertretern der mexikanischen Hochschulen in Me-
Ende Januar einen Stand erreicht haben, der die xiko City und Guadalajara geführt. Neben all diesen
parallele Diskussion mit der Hochschule in Valencia bereits in den unterschiedlichen Konkretisierungs-
erlaubt, um bis März/April 2004 eine vertragsreife stufen laufenden Doppeldiplom-Programmen wurde
Beschreibung des deutsch/spanischen Doppeldip- vor einigen Wochen die Idee der Deutsch-
lom-Studiengangs mit beiden Partnerhochschulen Französischen-Hochschule aufgegriffen und ein tri-
abgestimmt zu haben. Auf dieser Basis könnten im nationales Hochschulnetzwerk zwischen der Hoch-
Sommersemester die noch fehlenden organisatori- schule in Le Mans (Frankreich) und der AGH Kra-
schen Maßnahmen getroffen werden und die ersten kau sowie der TU Clausthal konzipiert. Das Ziel
Studierenden zum Wintersemester 2004/05 in die- dieser Aktivität ist die Einführung trinationaler Stu-
sem Programm starten. Das Interesse der Studie- diengänge. Mit dem erarbeiteten Konzept hat die
renden ist auf beiden Seiten bereits sehr groß, was TU Clausthal sich für den Studienbereich Maschi-
nicht zuletzt durch die bereits seit Jahren angebo- nenbau/Werkstofftechnik an einer ersten Aus-
tenen intensiven Sprachkursangebote an den Part- schreibung beteiligt. Das Ergebnis der Evaluation
nerhochschulen gefördert wird. stand bei Drucklegen leider noch nicht fest.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 117

Das Problem der inneren Kräfte in den Zugbändern der


Tragkonstruktion des Schachtfördergefäßes

Dzik, S.; Wolny, S.; Siemieniec, A.

In dieser Abhandlung werden die Analyse des Ein- Sg, Sd: Kraft, die das obere und das untere Zug-
flusses von den die Konstruktion des Schachtför- band dehnt.
dergefäßes dehnenden Kräften sowie die Analyse
der Wechselwirkungen des Schachtfördergefäßes
und des Einstrichs auf den Wert der inneren Kräfte
durchgeführt. Außerdem werden die auf experi-
mentellem Wege mit Hilfe von tensometrischen
Messungen am realen Objekt ermittelten Kräfte mit
den Werten, die analytisch für das in der Abhand-
lung vorgeschlagene Berechnungsmodell ermittelt
werden, verglichen.
In the paper is presented the analysis of the effect
of forces tensioning the hoist stricture and the influ-
ence of mutual reaction between the hoist and the
shaft structure on the values of internal forces in
tension members. The values of forces determined
in experiment by strain gauge measurement in the
real object were compared with analytical values
resulting from the calculation model proposed in the
paper.

1 Analyse der Wechselwirkungen zwischen Bild 1: Schema der analysierten Konstruktion des
Schachtfördergefäß und Einstrich Schachtfördergefäßes
Bild 1 zeigt das Modell des analysierten Schach-
Hingegen beträgt die durch Seitenbelastung bei der
fördergefäßes, welches die die Konstruktion deh-
Berücksichtigung der Steifigkeit des Korbs gleich
nende Kraft berücksichtigt. Diese Kraft resultiert
EJs = αEJ (Bild 2) hervorgerufene Durchbiegung
aus dem Gewicht der Ausgleichsseile, welches um
im Inneren der Konstruktion des Schachtförderge-
das Gewicht des unteren Rahmens für Schnitt I-I
fäßes:
und um das Gewicht des Korbes des Schachtför-
dergefäßes und der Zugbänder für Schnitt II-II ver- pH 3  5 1 
yp =  −  (2)
größert wird. Der Wert der Durchbiegung im Inne- 192  4 4α 
ren dieser Konstruktion bei der Berücksichtigung
der Seitenbelastung und der erwähnten Dehnungs-
kraft beträgt [2]:
yp
ys = (1)
SH 2
+1
2 EJπ 2
mit: yp Durchbiegung aus der Seitenbelastung
des dargestellten Berechnungsmodells,
Bild 2: Schema der Konstruktion des Schachtför-
H Abstand zwischen Führungsschuhen ( Hx, dergefäßes, das die Steifigkeit der Lage-
Hy – entsprechend in die Richtung einer
rung berücksichtigt. EJ – Biegesteifigkeit
geringeren und größeren Steifigkeit),
der Zugbänder, αEJ – Biegesteifigkeit des
EJ Biegefestigkeit der Zugbänder ( EJx, EJy – Korbs des Schachtfördergefäßes.
entsprechend der Achse x und y ),
118 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bei der Analyse der Konstruktion eines Schachtför- 5 PH 3 P


dergefäßes mit der Tragkraft von 30 Mg in einem yp = + (4)
192 4 EJ k
der Schächte der polnischen Bergwerke (Bild 3)
ermittelte man αx und αy. Die Zahlenwerte dieser Nach Einsetzen von (3) in (4) erhält man:
Größen betragen entsprechend αx = 5460, αy= 123.
 5 H 3 K + 768 EJ  2 EJπ 2 
Deshalb kann man bei der Ermittlung der Durch- y s = P   (5)
2 
 192 EJ ⋅ 4k  SH + 2 EJπ 
2
biegung der Schachtfördergefäßkonstruktion den
Korb selbst als ein vollkommen steifes Element be-
trachten. Mit dieser Annahme lässt sich die Abhän- Von der Abhängigkeit (5) kann man die Kraft der
gigkeit ( 2 ) vereinfachen und nimmt folgende Ges- Wechselwirkung zwischen dem Schachtfördergefäß
talt an: und dem Einstrich ermitteln. Nach entsprechenden
Transformationen erhält man:
5 PH 3
yp = (3)  5H 3 K + 768 EJ  2 EJπ 2 
4 192 EJ P = y s   
2 
(6)
 192 EJ ⋅ 4 K  SH + 2 EJπ 
2

Wenn man die Steifigkeit des Einstrichs und der


Führungsschuhe ( K = ∞ ) nicht berücksichtigt,
dann lässt sich die Abhängigkeit (6) zu folgender
Form vereinfachen:

 
4  96S 192 EJ  1 

P = ys  2 +  (7)
5 π H H  1 +
3
768 EJ 
 
 3
5H K 

Mit der Annahme einer festen Steifigkeit der Kon-


struktion des Schachtfördergefäßes wird die Ab-
hängigkeit (7) die Form

4  96 S 192 EJ 
P = ys  +  (8)
5  π 2 H H 3 

annehmen.

2 Berechnung der Kräfte von Seitenbelas-


tungen des Schachtfördergefäßes nach
der Berücksichtigung der Steifigkeit der
Führungsschuhe
Die ermittelten Abhängigkeiten ( die Formeln 6,7,8 )
benutzend, bestimmte man die Werte der Seiten-
kräfte (der Wechselwirkungen zwischen dem
Schachtfördergefäß und dem Einstrich) in die
Richtung einer geringeren und einer größeren Stei-
figkeit der Konstruktion des Schachtfördergefäßes.
Die Werte dieser Kräfte für das oben genannte
Schachtfördergefäß wurden in der Tabelle 2 zu-
sammengestellt. Geometrische Parameter und die
Bild 3: Das analysierte Schachtfördergefäß mit ei-
ermittelten Längsbelastungen der Konstruktion des
ner Tragkraft von Q = 30 Mg
Schachtfördergefäßes wurden in der Tabelle 1 zu-
Wenn man außerdem die Steifigkeit des Einstrichs sammengestellt.
(der Führungsschuhe und der Träger) berücksich-
tigt, wird die gesamte Verschiebung der Konstrukti-
on des Schachtfördergefäßes betragen:
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 119

Tabelle 1: Ge- Schnitt I–I II - II


ometrische Pa- Jx
rameter und 162 225
[cm4]
Längskräfte des
Schachtförder- Jy
5832 15625
gefäßes [cm4]
Q = 30 Mg Hx
16,26 16,26
[cm]
Hy
14,86 14,86
[cm]
Kx
6 6,4 3,2
[10 N/m]
Ky
6 6,4 3,2
[10 N/m]

Anfang 615,00 775,00


Einfahrt
Ende 70,00 230,00
S [kN] Bild 4. Das zur Analyse angenommene Rah-
Anfang 70,00 530,00 menmodell des Schachtfördergefäßes.
Ausfahrt
Ende 615,00 1075,00 fc=Durchbiegung des Mittelpunkts des
Schachtfördergefäßes mit Tragkraft;
MA,D – Momente in Befestigungen,
Einfahrt P [kN] Ausfahrt P [kN] RA,D – Reaktionskräfte.
Schnitt Anfang Ende Anfang Ende Die Querkräfte in den Zugbändern bilden 1/8 des
Px Py Px Py Px Py Px Py Wertes der Kraft P. Die ermittelten Werte der Mo-
mente in diesen Zugbändern sind gleich:
I–I 6,62 6,49 0,83 4,38 0,83 4,38 6,62 6,49
P⋅h
II - II 6,92 6,32 2,28 5,36 4,84 5,88 9,57 6,85 M= (9)
16
Tabelle 2: Werte der Seitenkräfte während der
Ein– und Ausfahrt P – die Kraft der Wechselwirkung zwischen
dem Schachtfördergefäß und dem Ein-
Angenommen, dass die Steifigkeit der Konstruktion strich, die entsprechend angenommen wird;
des Schachtfördergefäßes fest und gleich der Stei-
Px – in die Richtung einer geringeren Steifigkeit,
figkeit des Korbs ist, ermittelt man die Werte der
Seitenkräfte auf dem Niveau von 80% der oben Py – in die Richtung einer größeren Steifigkeit,
ermittelten. h – die Länge der Zugbänder, entsprechend:
3 Innere Kräfte in den Zugbändern hg des oberen Teils, hd – des unteren Teils.
Für die Ermittlung der inneren Kräfte in den Zug- Das System der inneren Kräfte in den Zugbändern
bändern der Konstruktion des Schachtfördergefä- umfasst die normale Kraft S, statische Kräfte Tx und
ßes in den Schnitten I- I und II – II (Bild 1) wurde Ty sowie Biegemomente Mx und My. Diese Kräfte
das Rahmenschema des analysierten Systems an- wurden auf Bild 5 dargestellt.
genommen, in dem vorausgesetzt wurde, dass die
Steifigkeit des Korbs viel größer als die Steifigkeit
der Zugbänder ist. Bei dieser Voraussetzung wurde
die Konstruktion des Schachtfördergefäßes durch
deren Berechnungsmodell wie auf Bild 4 [ 4 ] er-
setzt.
Da es nötig ist, die Maximalwerte der Kräfte in den
Zugbändern zu ermitteln, wurde auf diesem Bild ei-
ne Hälfte der Konstruktion dargestellt.
120 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

dass ermöglicht wurde, die Spannungen zu ermit-


teln, die von in den Zugbändern auftretenden Mo-
menten kommen. Die Werte der Spannungen, die
auf experimentellem Wege ermittelt und mittels des
vorgeschlagenen Modells des Schachtfördergefä-
ßes berechnet wurden, sind in Tabelle 4 zusam-
mengestellt.
Spannungen σ [MPa]

Schnitt Berechnungs- Messspannungen


spannungen

Einfahrt Ausfahrt Einfahrt Ausfahrt

I-I
p.7-7`x–x 26 42 34,4 34,4
Bild. 5 Innere Kräfte im Schnitt des Zugbands des p.8-8` 18 26
Schachtfördergefäßes mit einer Tragkraft p.6-6`y–y 16 22 5,6 5,6
von Q = 30 Mg II II

Hingegen wurden die Werte der Kräfte für das frü- x–x 16 32 20,2 27,9
her genannte Schachtfördergefäß mit Tragkraft von p.1
Q = 30 Mg in der Tabelle 3 zusammengestellt. y–y - - 2,2 2,4
Tabelle 4: Werte der Berechnungs- und Mess-
Schnitt Innere Kraft Einfahrt Ausfahrt
spannungen von der Biegung der
(Anfang) (Ende) Zugbänder

S [kN] 615 615 Die Analyse der Spannungen, die mittels der theo-
retischen Überlegungen und des Experiments am
Tx [kN] 0,83 0,83 realen Objekt ermittelt wurden, zeigt, dass sie in
I–I Ty [kN] 0,84 0,81 den meisten Fällen miteinander übereinstimmen.
Die wesentlichen Unterschiede – in den anderen
hd = 4,5 Mx [kNm] 1,86 1,86 Fällen – sind eine Folge der Vereinfachung, die in
die Struktur des Modells eingeführt wurde.
My [kNm] 1,82 1,82
Um diese Ungenauigkeiten zu beseitigen, müsste
S [kN] 775 1075 man eine theoretische Analyse durchführen, die die
Tx [kN] 0,87 1,20 vernachlässigten Elemente des Einstrichs berück-
sichtigt.
II – II Ty [kN] 0,79 0,86
5 Zusammenfassung
hg = 3,5 m Mx [kNm] 1,51 2,09 Die oben dargestellten Überlegungen lassen fest-
My [kNm] 1,38 1,50 stellen, dass das vorgeschlagene Berechnungsmo-
dell der Konstruktion des Schachtfördergefäßes ei-
Tabelle 3: Innere Kräfte in den Zugbändern des ne gute Annäherung des realen Objekts ist, der für
Schachtfördergefäßes mit einer Trag- praktische Zwecke mit einer guten Genauigkeit die
kraft von Q = 30 Mg Werte der inneren Kräfte in den Zugbändern ermit-
teln lässt. Die Unterschiede zwischen den mittels
4 Berechnungswerte der Spannungen in der theoretischen Analyse ermittelten Werten der
den Zugbändern im Lichte des durchge- Kräfte und den Ergebnissen des Experiments in
führten Experiments. den dargestellten Schnitten der Konstruktion (Ta-
Während der Messungen, die am realen Objekt [1, belle 4) sind auf die Vereinfachungen in der Mo-
5] durchgeführt wurden, wurden tensometrische dellstruktur zurückzuführen. Dieses Problem bildet
Messungen der Verformungen in den Zugbändern zur Zeit den Gegenstand der Untersuchungen der
durchgeführt. Die Sensoren wurden in so befestigt, Autoren.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 121

Literatur

[1] Cichociński A., Dzik S., Wolny S.: Experi-


mentelle Untersuchungen des Spannungs-
zustands in den ausgewählten Tragelemen-
ten (Zugbändern) der Konstruktion des
Schachtfördergefäßes. Das XIX Symposium
experimenteller Mechanik des Festkörpers.
Warszawa 2000
[2] Dzik s., Wolny S., Siemieniec A.: Berech-
nungsmodell der Konstruktion des Schacht-
fördergefäßes im Lichte der Häufigkeit von
Eigenschwingungen, die auf experimentellem
Wege und mittels der Berechnungen ermittelt
wurden. Institut Maschinenwesen, Mitteilung
Nr. 27, TU Clausthal 2002.
[3] Wolny S., Dzik S., Cichociński: Kriterien der
Beurteilung der Tragkonstruktion der
Schachtfördergefäße in der Hinsicht der
Verlängerung deren sicheren Arbeit. Institut
der Materialfestigkeit und der Konstruktion.
Teil 2. AGH Kraków 2000.
[4] Dzik S., Wolny S.: Das Problem der Wech-
selwirkung des Schachtfördergefäßes und
des Einstrichs im Lichte des durchgeführten
Experiments. Das XX Symposium der expe-
rimentellen Mechanik des Körpers. Polanica
Zdrój 2002.
[5] Płachno M., Rosner Z.: Möglichkeiten der
frühen Aufdeckung der Ermüdungsprozesse
in den Zugbändern der Schachtfördergefäße.
Arbeitssicherheit und Umweltschutz im Berg-
bau. Monatszeitschrift WUG. Sonderausga-
be. Katowice 1997
122 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 123

Die Analyse der Gesetzmäßigkeiten der aerodynamischen Lärmerzeu-


gung von Flugzeugen

Tepnadse, S. A.; Betaneli, A. J; Apchaidse, A. A.

1 Einleitung einer Verringerung der Geräuschentstehung gleich-


P. Dietz und F. Gummersbach haben in Ihrer zeitig auch der Wirkungsgrad erhöht werden konn-
grundlegenden Monographie /1/ auf folgendes hin- te. Bei der Triebwerksform ohne Bypass strömt die
gewiesen. Luft durch das Triebwerk und wird nach der
Verbrennung als Freistrahl wieder ausgestoßen.
Bei der Entwicklung von Produkten muss der Kon-
Dabei kommt es zu einer typischen Geräuschanre-
strukteur ständig und in allen Konstruktionsphasen
gung eines Freistrahls, indem der heiße Abgas-
Entscheidungen mit dem Ziel treffen, die gegebe-
strahl mit hoher Geschwindigkeit auf die ruhige
nen Produktanforderungen zu erfüllen. Maschinen-
Umgebungsluft auftrifft, was zur Ausbildung eines
akustische Aspekte bleiben dabei, wie die Praxis
Potentialkerns und einer dahinterliegenden Vermi-
zeigt, oft unbeachtet, da der Konstrukteur keinen
schungszone führt.
einfachen Zugriff auf das relativ Komplexe maschi-
nenakustische Wissen hat. Die Minimierung der
Geräuschentwicklung stellt in der Regel keine
Hauptforderung dar, die eine hohe Aufmerksamkeit
erfährt, sondern ist eine - wenngleich immer be-
deutendere - Nebenforderung. Dies hat zur Folge,
dass eine mögliche Lärmproblematik erst in späten
Phasen des Konstruktionsprozesses oder sogar
erst bei Einführung des Produkts zutagetritt. Stellt
sich beispielsweise beim Prototyp heraus, dass ein
Produkt die maschinenakustischen Anforderungen
von Seiten des Gesetzgebers oder des Marktes
nicht erfüllt, so sind zeit- und kostenintensive Bild 1: Strahltriebwerk mit und ohne Bypass
Nachbesserungen nicht zu vermeiden. Oft sind
dann nur noch Isolations - und Kapselungsmaß- Durch eine Konstruktive Umgestaltung der Luftfüh-
nahmen möglich, obwohl die Wahl einer anderen rung wird nur ein Teil der Luft durch das eigentliche
Funktionsweise oder auch nur die Auslegung auf Triebwerk geleitet, der wie bei dem Triebwerk ohne
einen anderen Betriebspunkt wesentlich effektivere Bypass einen Freistrahl ausbildet. Der andere Teil
und einfachere Maßnahmen zur Geräuschminde- des Luftstroms (Mantelstrom genannt) wird am
rung bilden können. In der Monographie /1/ ist die äußeren Triebwerksmantel vorbeigeführt und um-
prinzipielle Vorgehensweise zur Konstruktion lärm- hüllt den Freistrahl, Bild 1 unten. Der außen vor-
armer Produkte beschrieben. Ausgehend von den beigeführte Luftstrom weist dabei eine kleinere
Anforderungen eines Konstruktionsobjektes kann Strömungsgeschwindigkeit auf, was zu einer her-
nach der Erstellung eines Konzeptes bzw. bei Be- abgesetzten Geschwindigkeitsdifferenz der Luft-
stehen einer Maschine ein Schallflussmodell erstellt ströme (zwischen Mantelstrom und Außenluft sowie
werden. Zur zielgerichteten Unterstützung des zwischen Freistrahl und Mantelstrom) führt. Da-
Konstrukteurs ist die Bereitstellung maschinen- durch wird die Wirbelbildung vermindert, welche
akustischer Lärmminderungsmassnahmen in Form mittels eines hohen Nebenstromverhältnisses noch
von Konstruktionsbeispielen ein sehr probates Mit- weiter reduziert werden kann. Moderne Triebwerke
tel, da es dem Konstrukteur direkt Lärmminde- weisen ein Nebenstromverhältnis von mindestens
rungsmassnahmen präsentiert /1/ Als ein gutes 1:5 auf (Bild 2).
Beispiel für lärmarmes konstruieren ist in der Mo-
nographie /1/ ein Mantelstromtriebwerk beschrie-
ben. Bei modernen Strahltriebwerken hat sich das
Mantelstromtriebwerk durchgesetzt, bei dem neben
124 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

schen Schwingungserzeugung. Die Zonen, die


Turbulenzbewegungen umfassen, erregen die
Schallschwingungen im nahe gelegenen Medium,
die sich noch in einer großen Entfernung fortpflan-
zen. Hierbei: je höher der Turbulenzgrad des Stro-
mes, desto mehr seiner kinetischen Energie wird in
akustische Schwingungsenergie umgewandelt. Es
sei außerdem auch jener Umstand angemerkt,
dass die Lokalisation solcher Turbulenzbewegun-
gen sogar in den Zonen der Wirbelbewegungen
erfolgt, die von diesen Zonen beim Entfernenvor-
gang auf das potentielle akustische Feld übergeht.
Bild 2: Lärmminderung in Abhängigkeit des Neben- Die Ursache besteht darin, dass die Wirbel großen
stromverhälnisses Maßes in Wirbel minderen Maßes umgewandelt
In diesem Zusammenhang wurden vom Institut für werden und entsprechend die stufenartige Über-
Flugwesen der Georgischen Technischen Univer- führung der Turbulenzenergie erfolgt. Das bedeu-
sität, theoretische und experimentelle Forschungs- tet, dass die Wirbel großen Maßes als Quellen der
arbeiten durchgeführt, die denen in der Monogra- akustischen Ausstrahlung in den Zonen wo sie sich
phie aufgeworfenen Ideen entsprechen und welche bilden, oder nah bei ihnen, nicht besprochen wer-
für die Flugsicherheit sehr wichtig ist. den können. Mit zunehmender Entfernungen erfolgt
ihre Transformation und sie wandeln sich in die
Die folgende Arbeit umfasst jenen Teil der durch-
effektiven Quellen des aerodynamischen Lärmes
geführten Untersuchungen, bei der die Gesetzmä-
um. Die Quellen der akustischen Ausstrahlungen
ßigkeiten der aerodynamischen Lärmerzeugung
werden nach den Mechanismen, mit denen die ki-
des Flugzeugs besprochen werden.
netische Vorschallenergie des Stromes in die akus-
2 Die Ursachen der aerodynamischen tische Energie übergeht, in Klassen geteilt. Unter
Lärmerzeugung diesen ist der Monopol am einfachsten (Bild 3.1).
Im Unterschied zu akustischen Tönen, die mit den Er entsteht in jenem Abschnitt des Stromes, wo die
Schwingungen der festen Körper zusammenhän- periodische Änderung des Wirbelumfangs oder der
gen, wird der aerodynamische Lärm durch die Tur- Gasmasse erfolgt. Quellen eines Monopols können,
bulenzstruktur der Luftstrombewegung bestimmt. Er die pulsfähige Strömung des Strahles von dem
entsteht bei hohen Reynoldszahlen ( Re > 10 ) im
5
Auspuffrohr des Motors, der Vorgang des pulsfähi-
Strom. Die Turbulenzbewegung des Stromes und gen Brennens der Mischung des Brennstoffes und
die von ihr hervorgerufene akustische Ausstrahlung der Luft und andere, sein. Der Dipol gehört zu ei-
werden als einheitliche makroskopische Bewegung ner komplizierteren Klasse der Ausstrahlungsquel-
im Medium besprochen. Die Gesetzmäßigkeiten, len (Bild 3.2), er ist eine Gesamtheit von Punkt-
die sich auf der Flugzeugoberfläche und auf seiner quellen, die zwei gleiche Leistungen haben und
Triebwerksanlage bilden und entwickeln, sind voneinander wenig entfernt sind. Noch komplizier-
höchst vielfältig. Die komplizierte Wechselwirkung ter ist der Quadrupol (Bild 3.3). Ihn können wir uns
der Turbulenzstrukturen der Strömungen bestimmt als zwei dipolische Quellen, die nicht weit vonein-
das gemeinsame akustische Feld des Einheitssys- ander entfernt bestehen, vorstellen. Solch eine
tems der Zelle und der Triebwerksanlage des Ausstrahlung ist für den Lärm des Turbulenzstomes
Flugzeugs. Turbulenzbewegungen, die solch ein und auch für den Lärm, der sich durch die Mi-
Feld bilden, sind in folgenden Zonen zu lokalisie- schung des vom Motor herausgeströmten Strahles
ren: bei Berührung mit der Flugzeugoberfläche; in und der Luft bildet, charakteristisch. Stromenergie
den inneren Kanälen des Motors; in den vom Motor in die akustische Energie umzuwandeln, ist im Fall
herausgeströmten reaktiven Strahlen; in den Wir- eines Dipols unwahrscheinlicher, als für den Mono-
belbewegungen, die sich hinter den Flügeln bilden pol und am unwahrscheinlichsten für den Quadru-
und hinter den Bestandteilen des Flugzeugs die ei- pol.
ne schlechte Windschlüpfigkeit haben. Die Wech-
selwirkung der Wirbel und akustischen Bestandteile
des Turbulenzstromes bestimmen die Gesetzmä-
ßigkeiten der Turbulenzstruktur und der akusti-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 125

Monopol, Dipol und Quadrupol entsprechend pro-


portional ist. Solch eine Verminderung der Wirk-
samkeit von Ausstrahlungsquellen wird in Verbin-
dung mit dem Zuwachs ihrer Kategorie dadurch
hervorgerufen, dass die aus den einzelnen Quellen
ausgestrahlten Wellen einander teilweise kompen-
sieren. Bei einer Zunahme der Bedeutungen der
Machzahl M, was eine Verminderung des kompen-
sationsfähigen Effekts von Wellenenergien hervor-
ruft, wird die Länge der Schallwelle λ und das Wir-
Bild 3: Quellen der akustischen Ausstrahlung: 1- belmaß L im gleichen Maß von den einzelnen
Monopol, 2- Dipol, 3- Quadrupol Quellen ausgestrahlt. Beim weiteren Zuwachs von
M, m>1 (nichtkompakte Quellen), erfolgt die akusti-
Wie bereits bekannt, ist die Kennzeichnung der
sche Ausstrahlung durch die einzelnen Quellen, die
Schallwelle die Länge ihrer Welle λ , aber die Tur-
weniger von der Struktur des Monopols abhängen.
bulenzbewegungen werden durch die Wirbel L cha-
rakterisiert. Die Forschung ergab, dass für die 3 Der von der Windschlüpfigkeit der Zelle
Ströme der Vorschallgeschwindigkeit, für deren hervorgerufene Lärm
Machzahl M=u/c<1 (wo u die durchschnittliche Ge- Wie wir schon erwähnt haben, ist eine der Quellen
schwindigkeit der Strombewegung ist, aber c- die des beim Flugvorgang des Flugzeugs entstehen-
Geschwindigkeit der Schallfortpflanzung), die Kom- den aerodynamischen Lärmes, der durch die Wind-
paktheit der aerodynamischen Lärmquelle kenn- schlüpfigkeit seiner Oberfläche hervorgerufene. Es
zeichnend ist. Die Schallschwingungsfrequenz, die ergab sich, dass der Einfluss bei der Bildung der
der Turbulenzstrom bildet, ist U/L. Deshalb ist die gemeinsamen Ursache von Lärm groß ist: Die
Länge der Welle λ= L/M, dabei gilt: λ>L, für die durch die Windschlüpfigkeit hervorgerufene Lärm-
Ströme, die Unterschallgeschwindigkeit haben. Für höhe der Zelle, der modernen Flugzeuge ist nur um
die Überschallbewegungen wird der Mechanismus 3- 7 EPN dB geringer, als die Höhe der Normativ-
der Ausstrahlung transformiert und die Schallquel- grenze, welche zulässig ist. Auf dem Bild 4 ist die
len werden nicht kompakt. Man bezeichnet die aerodynamische Lärmhöhe der Flugzeuge ver-
nichtkompakten Quellen des aerodynamischen schiedener Art beim Vorgang der Landung (schraf-
Lärmes als Wirbel der Turbulenzbewegung, deren fiertes Feld).
Massen größer, als die Länge der Schallwelle ist.
L> λ
Von uns wurde auch das Verhältnis der akusti-
schen Leistung der Schallwelle W zu den Parame-
tern des Turbulenzstromes untersucht. Die For-
schungen werden für die mono-, di-, und quadrupo-
lischen Ausstrahler in den Fällen der kompakten
und nichtkompakten Quellen durchgeführt. Die Er-
gebnisse sind in Tabelle 1 angegeben.
Schallquellen kompakt Nicht kompakt
Ausstrahler

Monopol W~ ρ 0 U3 L2M W~ ρ 0 U3L2M-1


Bild 4: 1- Aerodynamische Lärmhöhe der Flug-
Dipol W~ ρ 0 U3 L2 M3 zeuge bei der Landung; 2- zulässige
Grenzhöhe von Lärm nach gültiger Norma-
Quadrupol W~ ρ 0 U3 L2M5
tivakte
Tabelle 1 Der große Zuwachs des aerodynamischen Lärmes
bei der Landung ist dadurch bedingt, dass die ent-
Aus den Angaben der Tabelle 1 geht hervor, dass
sprechende Gestaltung von Fahrwerken, die Ab-
die Effektivität, wann mechanische Energie des
weichungen der Vorflügel und die Klappe mit genug
Turbulenzstromes in die akustische Energie um-
großen Winkeln berücksichtigt werden. Es ruft die
wandelt wird, zur Machzahl M, M3 und M5 für den
126 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Trennungen des Luftstromes beim Vorgang der kustische Energie beschreibt, für die Quellen
Windschlüpfigkeit und zusätzlich die Erzeugung der der Arten von Monopol, Dipol und Quadrupol zu
starken, nichtstationären Turbulenzwirbel hervor, M, M3 und M5 entsprechend proportional. Für
die seinerseits die Quellen des intensiven Lärmes die Ströme der Überschallgeschwindigkeit
sind. Es sei angemerkt, dass die Biegung der (M>1) und der schallnahen Geschwindigkeit
Stromlinien bei der Wechselwirkung des Turbu- (M ≈ 1), wenn die Länge der ausgestrahlten
lenzstromes mit der Oberfläche des Flugzeugs er- Welle von gleichem Maß oder mehr als das
folgt (sowohl in den ununterbrochenen als auch in Maß der Turbulenzwirbel (λ ≈ L oder λ>L) ist,
den unterbrochenen Fällen), was die nichtstationä- verringert sich das Verhältnis der akustischen
ren aerodynamischen Kräfte zusätzlich begünstigt. Leistung (W) bedeutend.
Dies gibt Grund zur Annahme, dass die Dipolaus- 3. Die größtes Quelle des Lärmes ist der aerody-
strahlung den Lärm von Flugzeugen dominiert. namische Lärm bei der Landung des Flugzeugs.
Die durch die Windschlüpfigkeit des Flugzeugs her- Der Biegungsgrad des Stromes vergrößert sich
vorgerufene Lärmhöhe kann durch die empirische unter dem Einfluss der Vorflügel, dem ausgefah-
Formel: renem Fahrwerk und der Klappe. Oft erfolgt die

[ ]
L = 10 lg (sin θ / R) 2 (v 6 S / λ4 ) + K , (1)
Trennung des Stromes hinter den herausgezo-
genen Bestandteilen. Dies ruft zusätzlich die
nichtstationären, aerodynamischen Kräfte her-
ausgedrückt werden. Wo θ ein Winkel ist, der
vor und vergrößert bedeutend die Höhe des a-
zwischen dem Vektor der Flugzeuggeschwindigkeit
erodynamischen Lärmes. Die Berechnungen
und jenem Vektor liegt, der die Entfernung vom
haben ergeben, dass die Lärmhöhe, die durch
Flugzeug bis zum Punkt der Beobachtung umfasst;
die Windschlüpfigkeit der Zelle der modernen
R- die Entfernung vom Flugzeug bis zum Punkt der
Flugzeuge hervorgerufen werden, durchschnitt-
Beobachtung; v - die Fluggeschwindigkeit; S- die
lich um 3-7 EPN dB weniger ist, als die zulässi-
Fläche des Flugzeuges; λ - die Flügelstreckung;
ge Grenzhöhe nach den Normativakten, in Ein-
K - experimentale Konstante, deren Bedeutung
zelfällen ist sie sogar höher.
von der Art des Flugzeugs abhängt.
4. Die Dipolausstrahlung dominiert in den Schall-
Die Experimente haben ergeben: K beträgt für die
wellen.
reaktiven Flugzeuge beim Vorgang des Kreuzer-
flugs 44 dB, aber für die Flugzeuge die Schrau- 5. Die Bedeutungen der empirischen Konstante K ,
benmotoren haben 49 dB. Die Lärmhöhen für Flug- die Formel (1) enthält, beträgt 43-44 dB beim
zeuge verschiedener Art sind bei der Landung un- Vorgang des Kreuzerfluges für die reaktiven
gefähr um 3-6 dB höher, als im Kreuzerflug. Flugzeuge, aber für die Flugzeuge, die Luft-
schraubenantrieb haben 48-49 dB.
4 Zusammenfassung und Ausblick
5 Literatur
1. Es wurde der Mechanismus der aerodynami-
schen Lärmerzeugung des Flugzeugs analy- /1/ P. Dietz, F, Gummersbach, Lärmarm Kon-
siert. Es wurde der Einfluss der Zellkonstruktion struieren XVIII: Systematische Zusammen-
und der Einfluss seiner Bestandteile auf den stellung maschinenakustischer Konstrukti-
Vorgang der Turbulenzwirbel im umströmten onsbeispiele, Dortmund/Berlin 2000;
Strom erklärt, die seinerseits die Erregung der /2/ Die Methoden der aerophysikalischen For-
Schallwellen im Medium hervorrufen. Es wurden schungen beim Flug, Moskau „Maschi-
die Gesetzmäßigkeiten, die den Übergang von nostroenie“, 1985,108 s;
der kinetischen Energie auf die akustische E- /3/ Lamli Dsh, Panowski G. A. Die Struktur der
nergie verdeutlicht, und die Eigentümlichkeiten Atmosphärenturbulenz. Moskau „Mir“, 1966,
der Quellen, die Schallschwingungen erregen, 64 s;
dargestellt. /4/ Apchaidse A.A, Iwanow A.A. Die Funk-
strahlforschung der Zone der vertikalen
2. Es wurde das Verhältnis der akustischen Leis-
Überbelastung der Flugzeuge in den Schicht-
tung der im Turbulenzstrom erregten Schallwel-
Regenwolken. „Gidrometeoisdat“ , 1989,
len zu den Parametern des Stromes festge-
Seiten 112-115.
stellt. Für die Unterschallgeschwindigkeiten des
Stromes (M<1) ist die Effektivität, die den Über-
gang von der mechanischen Energie auf die a-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 127

Einfluss der Elektrisierung von


Flugzeugen auf die Flugsicherheit

Tepnadse, S. A.; Betaneli, A, J.; Apchaidse, A.A.

Durch die technischen Möglichkeiten moderner 2 Quellen und begünstigende Vorgänge bei
Flugzeuge und die große Anzahl von Fliegern ho- der Elektrisierung von Flugzeugen
her Güte wird der Flug in Wolken und Niederschlä- Für die Elektrisierung von Flugzeugen gibt es drei
gen zum alltäglichen Ereignis. Es lag daher nahe, Ursachen:
die Wechselwirkungen zwischen Oberfläche des
1) Triboelektrische- bzw. Friktionsladungen, die
Flugkörpers und dem Strom der Hydrometeore
sich auf dem Rumpf durch Reibung und Zu-
(Wassertropfen, Schnee, Eiskristalle) weiter zu er-
sammenstößen von Teilchen aus Niederschlä-
forschen.
gen und Wolken, ansammeln.
2) Induktionsladungen, welche in den Forderteilen
1 Einleitung des Flugzeuges beim Flug im elektrischen Feld
entstanden sind, und
Durch die technischen Möglichkeiten moderner
Flugzeuge und die große Anzahl von Fliegern ho- 3) mit der Funktion der Motoren zusammen-
hängende Ladungen ( Bild 1).
her Güte wird der Flug in Wolken und Niederschlä-
gen zum alltäglichen Ereignis. Es lag daher nahe, 2
die Wechselwirkungen zwischen Oberfläche des
Flugkörpers und dem Strom der Hydrometeore
(Wassertropfen, Schnee, Eiskristalle) weiter zu er-
forschen. Diese Wechselwirkungen können, abge-
sehen von direkten mechanischen Einflüssen, wei-
tere gefährliche Folgen haben, wie z.B. das Einfrie- 3
ren von Flugzeugen. Dabei bildet sich eine dicke
Schicht von Eis auf den Vorderteilen des Rumpfes,
welche die aerodynamischen Parameter drastisch 1
verschlechtert und somit auch die hebende Kraft
des Flugzeuges verringert. Weit gefährlicher ist je-
3
doch die Elektrisierung von Flugzeugen. Die Wahr-
scheinlichkeit eines Blitzeinschlages, in elektrisch
aktiven Zonen, steigt durch die Elektrisierung deut-
lich und verschärft auch die Konsequenzen. Es sei
angemerkt, dass das infolge der Elektrisierung des
Flugzeuges gebildete eigene elektrische Feld oft
selbst die Entladung beim Aufeintreffen auf das 2

entsprechende Spannungsfeld provoziert. Zum


Verständnis der Elektrisierung von Flugzeugen und Bild 1: Quellen der Elektrisierung von Flugzeugen
1. Triboelektrizität, 2. Induktionsladungen, 3. mit der
der sie begünstigenden Vorgänge, aber auch zur
Funktion der Motoren zusammenhängende Ladun-
Bestimmung einer Verbindung zwischen gewöhnli- gen
cher (Auf)Ladung und den Parametern der Bewöl-
Die Analyse der experimentellen Daten hat erge-
kung, wurden vom Institut für Flugwesen der Geor-
ben, dass die triboelektrischen Ladungen vorherr-
gischen Technischen Universität theoretische und
schen und so den Grad der Elektrisierung des
experimentelle Forschungsarbeiten durchgeführt.
Flugzeuges bestimmen. Vernachlässigt man die E-
xistenz von Entladungsströmen, kann man das
beim Flug in den Wolken gewonnene Grenzpoten-
tial und die Bedeutungen der entsprechenden
Grenzladung Vgrenz folgenderweise durch eine For-
mel ausdrücken.
128 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Vgrenz = Vk . f (LF / r) (1) rithmischen Verteilung charakterisiert, die die


und Wahrscheinlichkeit der Gewinnung der Ladung be-
schreibt. In Kurve 1 ist die höchste Wahrscheinlich-
Qgrenz = Vk . f (L2 F / r2) (2)
keit der Gewinnung von Ladung gegeben (Konvek-
wo Vk- die Differenz der Kontaktpotentiale ist; LF- tionswolken Cu Cong), in Kurve 2 und 3 sind die
ein mit der Flügelspannweite und mit den Rumpf- Wahrscheinlichkeit für Ladungsgewinnung von
massen zusammenhängender Parameter und r- Haufen- und Regenwolken angegeben. Kurve 4
der durchschnittliche Radius der Wolkenteilchen gibt die Wahrscheinlichkeit in einer Schicht von Re-
(Hydrometeore). Das Grenzpotential moderner genwolken (Ns) an, die durch die größere Wässe-
Flugzeuge Vgrenz kann theoretisch Größenordnun- rigkeit und entsprechend durch die große Konzent-
gen von 107 – 108 Volt erreichen, wenn es keine ration der Teilchen charakterisiert ist, während die
freie Entladungen beim Flugvorgang gäbe. Experi- Wahrscheinlichkeit in Kurve 5 (Wolken vom Typ St,
mente haben ergeben, dass wegen dieser Entla- Sc, As, Ac) eher gering ist.
dungen das Potential und entsprechend die La-
dung, real um ungefähr 103 geringer ist. Dies kann
durch die folgende empirische Formel ausgedrückt
werden. 100
P, %
Q = A . n .W. V . r / C . λeffektiv (3)
wo A und C empirische Konstanten sind; n- die
1
Konzentration der von der Oberfläche des Flugzeu- 30
ges gestreuten Hydrometeore; W- die Geschwin- 2
digkeit des Flugzeuges, V- die reale Bedeutung
seines Potentials und λeffektiv - die effektive elektri- 10
sche Leitfähigkeit des umgebenden Mediums.

3
2.1 Zusammenhang zwischen gewöhnlicher 3
5
(Auf-)Ladung von Flugzeugen und den
4
Parametern der Bewölkung
Wie aus Formel (2) hervorgeht, wird die Intensität I
der Ladung bzw. der Elektrisierung des Flugzeuges 0 0,25 0,5 0,75 1,0 Q Millikulon
durch die Bedeutung der Potentialdifferenz Vk be-
stimmt und diese hängt vom Phasenzustand und
von der Form der Wolke ab. Diese theoretische Bild 2: Wahrscheinlichkeit der Gewinnung von La-
Meinung wurde durch die Experimente, die von uns dung zu Form der Wolke, für den Flugzeugtyp Yak
in den Jahren 1992-2000 in der Region des Tbilis- 40 angegeben 1 – Cu Cong; 2 – Cb mit Gewitter; 3
ser Flughafen durchgeführt wurden, bestätigt. Mit – Cb ohne Gewitter; 4 – Ns; 5. – St, Sc, As, Ac
Hilfe von speziellen Messgeräten am Boden von Die durchgeführten Experimente haben auch erge-
Reiseflugzeugen, wurden die maximalen Ladungen ben, daß der Strom (Ii) der Bilanzladung zur Ge-
bestimmt. Aus der Wetter- und Radarstation wur- schwindigkeit des Flugzeuges und zur durch-
den die Wolken zur Bestimmung ihrer Form, Pha- schnittlichen Fläche, auf welche die Hydrometeore
senzustands, Wässerigkeits- und Raumparameter wechselseitig wirken und die von der Konzentration
beobachtet. Die Analyse der experimentellen Daten dieser in den vorhergegangenen Wolken abhängig
hat ergeben, dass mit Zunahme der Wolkendicke ist, gerade proportional ist. Die Resultate der Beo-
auch die Ladung des Flugzeuges steigt. In Einzel- bachtungen sind in Tabelle 1 für verschiedene
fällen gewinnt das Flugzeug beim Flug in großen Flugzeugtypen, beim Flug in den verschiedenen
dichten Wolken, eine 10-12 mal höhere Ladung als atmosphärischen Verhältnissen, angegeben.
in dünneren Wolken gleicher Form.
Auf dem Bild 2 ist das Verhalten, für den Flug-
zeugtyp Yak 40, von Ladungsgröße zu Wolkenform
und Wolkenzustand angegeben. Die einzelne Form
der Wolken wird statistisch mit der normalen loga-
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 129

Flugzeugart Yak 40 Tu-134 Tu-154 4.Der Ladungsstrom eines Flugzeuges ist linear
Form der Wolken
proportional zur Geschwindigkeit des Fluges, zur
durchschnittlichen Fläche, auf welche die Hydro-
Flügel Wolken 350 - 420 400 - 480 450 - 500
meteore wechselseitig wirken und zu ihrer Konzent-
Schicht Wolken 500 - 700 550 - 900 650 - 950 ration in den Wolken. Deshalb hängt seine Größe
Schicht Regen Wol- 3000 3800 4000 im allgemeinen von den geometrischen Parametern
ken der Flugzeuge und von der Beschaffenheit der
Wolken ab.
Tabelle 1: Charakterisierende Bedeutungen (Ikenn-
zeichnung) der Ladungsströme des Flugzeuges in Mik- 5.Beruhend auf der operativen Radiolokations-
roampere beim Flug in den Wolken verschiedener Beobachtung der Bewölkung und der Resultate von
Form. Messungen, kann man das Flugrisiko für die kon-
Auf der Tafel ist angegeben, dass sich die cha- kreten Flugzeuge in den Zonen der angegebenen
rakterisierende Bedeutung des Ladungsstromes ei- elektrischen Aktivität schätzen und entsprechend
nes Flugzeuges in den Wolken mit ihrer Größe und ihre Sicherheit erhöhen.
Zunahme der Wässerigkeit erhöht. Zum Beispiel
beträgt die durchschnittliche Größe von I kenn-
4 Literatur
zeichnung beim Flugzeugtyp Tu-154 in den Flügelwol-
ken 475 Mikroampere, in den Schichtwolken 800 /1/ Tepnadse S, Apchaidse A. Eigentümlichkei-
Mikroampere, aber in der Schicht von Regenwolken ten der Wechselwirkung von Flugzeugen und
4000 Mikroampere. Analoges gilt für die Flugzeuge Atmosphäre beim Flug in den Zonen der ho-
vom Typ Yak-40 und Tu-134. hen elektrischen Aktivität. Werke der Georgi-
schen Technischen Universität, 1997, № 3
(414) Seiten 332-336.
3 Zusammenfassung und Ausblick
/2/ Imjanitow.I.M. Elektrisierung von Flugzeugen
Hervorgehend aus den Resultaten der durchge- in den Wolken und Niederschlägen. L:
führten Arbeiten können folgende Schlüsse gezo- „Gidrometeoisdat“ 1970, Seite 210.
gen werden: /3/ Apchaidse A.A, Amiranaschwili A.G, Bala-
1.Es gibt drei Ursachen für die Elektrisierung von wadse A.Sch. Gewisse Gesetzmäßigkeiten
Flugzeugen: Triboelektrisierung, die Ansammlung der Verteilung von Ozon, der natürlichen ra-
der Ladung auf dem Flugzeugrumpf infolge des Zu- dioaktiven und nicht radioaktiven Aerosole
sammenstoßens und der Reibung mit den Hydro- und des intensiven elektrischen Feldes in der
meteoren. Induktive Elektrisierung, beim Flug im unteren Troposphäre. Werke Allunionsbera-
elektrischen Feld und das mit der Funktion der tung über Ozon. M. ”Gidrometeoisdat“. 1980,
Motoren zusammenhängende (Auf)Laden. Der Seiten 181-189.
Vorgang der triboelektrischen Ladung, ist der vor- /4/ Apchaidse A.A, Balawadse A.Sch, Doreuli
herrschende Effekt. P.I. Gewisse Resultate radioaktiver For-
schung der Konvektionswolken im Rayon
2.Die empirischen Formeln für das Bestimmen der
des südgeorgischen Hochlandes. Werke der
Grenzpotentiale von Flugzeugen und der Bedeu-
Akademie für Wissenschaften von GSSrR
tungen der oberflächlichen Ladung wurden bestä-
T.44. Tbilissi “Mezniereba”, 1978, Seiten 38-
tigt. Die realen Größenordnungen des Grenzpoten-
46.
tials moderner Flugzeuge können 10 bis 100 Kilo-
watt betragen.
3.Die Intensität der Ladung (der Elektrisierung) des
Flugzeuges wird mit der Differenz der Kontaktpo-
tentiale bestimmt, die wiederum vom Phasenzu-
stand, von der Wässerigkeit und von den geometri-
schen Kennzeichen der Wolken abhängig ist. Der
Betrag der oberflächlichen Ladung eines Flugzeu-
ges ist in den vertikal entwickelten dichten Wolken
höher (≈10-12 mal), als in den dünneren Wolken
jener Formen.
130 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 131

Time-Frequency Analysis for Nonstationary Random


Response of Vehicle

Lijun Zhang; Tianxia Zhang; Hui He

In this paper the nonstationary random response of 2 Nonstationary Response of Vehicle


braking vehicle in time domain was first obtained by In general case, the function of road roughness is
using nonstationary road roughness model and ve- regarded as a stationary random process in space
hicle model with 5DOF. To obtain the result of domain. As a car is moving with constant velocity, it
nonstationary response in frequency domain, the is also a stationary random process in time domain.
maximum entropy method which had proved to ha- However road roughness is a non-stationary ran-
ve more advantages over traditional FFT method dom process in time domain while a vehicle is tra-
was used for processing nonstationary response of veling at variable speed. Therefore the vibration
braking vehicle in frequency domain. Finally, the caused by rough road surface should be also con-
three-dimensional transient maximum entropy sidered as a non-stationary random process. A
spectrum (MES) of response was given. state-space approach was presented to analyze the
response of a vehicle traveling on homogenous
1 Introduction rough road (Hammond and Harrison, 1981). In that
work, the dynamics were modeled by liner ordinary
It is known that most research works on Random
differential equations in time domain while the ex-
vibration of vehicle caused by the excitation of
citation process was modeled by a differential e-
rough road in frequency domain was based on two
quation in spatial domain. The variance of response
approaches. One approach is direct method in
was obtained by using so-called covariance equi-
which frequency characteristics can be obtained di-
valent modeling. Based on this work, an improved
rectly by using transfer function according to the
method with more computational efficiency was
theory of random vibration (Dokainish, M.A. and
proposed by using complex modal analysis
Elmadany, M.M, 1980). The other is an indirect
(Hwang, J. H. and Kim, J. S, 2000). There was a-
method in which the response of vehicle in time
nother method for solving this problem (Nigam and
domain is first obtained, and then the response of
Yaday, 1974; Fang, T., 1997), in which differential
vehicle in frequency domain can be obtained by u-
equations with variable coefficient were established
sing FFT method which is widely used for proces-
first in space domain, and then, the time changing
sing stationary signal (Brigham, E.O.1988; Welch,
covariance was computed. However, the amount of
P.D, 1967). While a car is traveling at variable
computation of this method is large. This section
speed such as starting, accelerating as well as bra-
mainly investigates a new time method by using the
king, the function of road roughness is a non-
nonstationary excitation model of a rough road.
stationary random process in time domain despite it
is stationary random process in spatial domain.
Therefore the response of vehicle to the excitation 2.1 Modeling
of rough road should be nonstationary random In this section, a new method of solving non-
process. It is not proper to use FFT to process input stationary vibration of a vehicle is mainly investi-
and response of braking vehicle, because FFT gated, which can be also used in various kinds of
vehicle models. Therefore, as an example, a vehi-
method is just suitable for processing stationary
cle model with 5 degrees of freedom (DOF) is es-
signals. In this paper, maximum entropy method in tablished. The vehicle model is shown in Figure 1.
which contains more information with less data is
used to obtain transient frequency characteristics. It
is necessary to point out that the nonstationary res-
ponse of vehicle in time domain should be given a
briefly statement first.
132 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

 Cs − Cs Csl1 0 0 
− C Cs + C f + Cr − Csl1 − C f l2 + Cr l3 − C f − Cr 
 s
[C] = Csl1 − Csl1 − C f l2 + Crl3 Csl12 + C f l22 + Crl32 C f l2 − Crl3 
 
 0 − Cf C f l2 Cf 0 
 0 − Cr − Cr l3 0 Cr 

[K ] -stiffness matrix
 Ks − Ks l1Ks − Kf 0 
− K K + K + K − K l − K l + K l K f l2 − Kr 
 s s f r s 1 f 2 r 3

[K] = l1Ks − Ksl1 − Kf l1 + Krl3 Ksl1 + K l22 + K3l32 Kf + Kl


2
f 2 − Kr l3 
 
 0 − Kf K f l2 K f + Ktf 0 
 0 K − K l 0 Kr + Ktr 
 r r 3

[F ] -excitation force matrix


0 0
0 0 

Fig. 1 Vehicle model with 5 degrees of freedom [F] =  0 0
 
Where: Ktf 0
Zs-vertical displacement of seat, 0 Ktr 

Zb-vertical displacement of vehicle body at center of
[Q] -excitation vector
gravity,
Zp-pitch angular displacement of vehicle body, [Q] = [q f q r ]T
Zf-bouncing displacement of unsprung mass of front
suspension, When a car is running at variable speed, functions
Ms-mass of human body and seat,
Mb-mass of vehicle body, of qf(t) and qr(t) are non-stationary in time domain,
Mp-moment of inertia of vehicle body around y axis, but it is noted that they are stationary in spatial do-
Ks-stiffness coefficient of seat, main.
Mf, Mr-unsprung masses of front and rear suspen-
sions, respectively,
Kf, Kr-stiffness coefficients of front and rear suspen-
sions, respectively, 2.2 State Equations
Ktf, Ktr-stiffness coefficients of front and rear tires, To obtain the results of equation (1) in time domain,
respectively,
Cs-damping coefficient of seat, state vectors are utilized as follows:
Cf, Cr-damping coefficients of front and rear suspen- [x1 x2 x3 x4 x5 ] = z s
T
[ zb zp zf zr ] (1-a)
sions, respectively,
qf(t), qr(t)-displacements of road input at front and rear
tires, respectively,
[x 6 x7 x8 x9 [
x10 ] = z& s
T
z& b z& p z& f z& r ] (1-b)
l1-distance from the center of gravity to seat,
l2, l3-distances from the center of gravity to front and Hence
rear tires, respectively,
L-wheelbase. [x&1 x& 2 x& 3 x& 4 x& 5 ] = [x 6
T
x7 x8 x9 x10 ] (1-c)
In this model, damping of tires is neglected, since it
is so small. The nonlinear damping and stiffness of [x&6 x&7 x&8 x&9 [
x&10 ] = &z&s
T
&z&b &z&p &z&f &z&r ] (1-d)
suspension can be also considered if necessary.
The differential equations for the vehicle model can Substituting these state vectors into Eq. (1), then
be described as follows: the following state equation can be obtained:
[M ]Z&& + [C ]Z& + [K ]Z = [F ]Q (1) X& = AX + BU (2)

where: where:
X -state variables
Z-output vector
Z = zs[ zb zp zf zr ]
T
X = [x1 x2 x3 x4 x5 x6 x7 x8 x9 x10 ]
T

[M ] -matrix of mass

M s 0 0 0 0 
  2.3 Simulation of Road Roughness
 0 Mb 0 0 0 
[M ] =  0 0 Mp 0 0  In general case, the power spectral density (PSD)
 
 0 0 0 Mf 0  of rough road in frequency domain can be ex-
 0 0 0 0 M r  pressed as:

[C] -damping matrix
S q (ω ) = S q (Ω 0 )v /(ω 2 + ω 0 )
2
(3)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 133

where, Sq (Ω0 ) is the coefficient of road roughness, of seat and vehicle body, relative displacement and
According to the classification of road, the values of pitch acceleration are all random processes. When
S q (Ω 0 ) can be obtained from some references. Ω 0 the braking time is at about t=6s, i.e., the velocity of
is the reference value of spatial angular frequency, vehicle is equal to zero, All the responses of vehicle
Ω0 = 1(rad / m) , v is traveling speed of vehicle, become free vibration, which can clearly reflects the
natural frequencies of response of vehicle.
and ω 0 is the lowest cut-off angular frequency.
Eq.(3) can be considered as a response of a first 0.01
Grade C
order linear system to white noise excitation. Based Ro a=-3.0m/s
V0=60m/s
2

ug
on the theory of random vibration, following rela- hn 0.005
ess
tionship is obtained OF
roa
d( 0
2
S q (ω ) = H (ω ) S w (4) m)

where H (ω ) is the transfer function, and S w is the


-0.005

PSD of white noise where normally S w = 1 . From -0.01

Eqs (3) and (4), H (ω ) is written by -0.015


0 2 4 6 8 10 12 14 16 18
Time(s)
S q ( Ω 0 )v
H (ω ) = (5) Fig. 2 Non-stationary road roughness
ω 0 + jω
-2
10

From Eq.(5), the differential equation about road


roughness is expressed as PSD of rough road(m /Hz)
10
-4

q& (t ) + ω 0 q (t ) = S q (Ω 0 )v w(t ) (6)


2

Grade C
a=-3m/s 2
-6
10 V0=60m/s
While a car is running with variable speed, despite
road roughness is stationary random process in 10
-8

space domain, it is non-stationary random process


in time domain. Note that 10
-10
-1 0 1 2
10 10 10 10

ω = 2πnv(t ) (7)
Frequec y(Hz)

Fig. 3 PSD of nonstationary road


where n is space frequency. Therefore, Eq.(6) be- Ms Mb Mp Mf Mr
comes as follows (kg) (kg) (kg.m2) (kg) (kg)
70 2100 3500 140 210
q& (t ) + 2πn0 v (t )q (t ) = 2π S q (n0 )n0 v (t ) w(t )
2
(8) Ks Kf Kr Ktf Ktr
(N/m) (N/m) (N/m) (N/m) (N/m)
where v(t ) = v0 + at , a is the deceleration of car 12200 74000 120000 520000 520000
braking, t is braking time. Cs Cf Cr
(Ns/m) (Ns/m) (Ns/m)
According to Eq.(8), the numerical simulation can 550 1800 1200
be carried out. The Figure 2 and Figure 3 repre- Table 1 Parameters of vehicle model with 5 DOF
sent the simulation consequence of nonstationary
acceleration of axle(m/s2) Acceleration of body(m/s )
Acceleration of seat(m/s2)

2 1
rough road and its PSD respectively. From Figure 1 0.5
2, it is concluded that with inreasing of time, the 0 0

amplitude of road roughness in time domain decre- -1 -0.5

ses in both low frequency and high frequency. -2


0 5 10
-1
0 5 10
Time(s) Time(s)
Pitch acceleration(rad/s 2)

1 20

0.5 10

2.4 Simulation of Nonstationary Responses 0 0

-0.5 -10

Inputting the values of road roughness into Eq.(2), -1


0 5 10
-20
0 5 10
the non-stationary responses of the vehicle system Time(s) Time(s)
Relative displacement(m)

0.02 2000
Dynamic load of tire(N)

to excitation of road roughness can be calculated. 0.01 1000

The model parameters representing 5 degrees of 0 0

-0.01 -1000
freedom are shown in Table 1. Figure 4 represents
-0.02 -2000
the responses of vehicle system to non-stationary 0 5
Time(s)
10 0 5
Time(s)
10

excitation, i.e., the responses of vehicle braking


Fig. 4 Nonstationary response of vehicle
with a=-3m/s V0=60km/h. It has been seen that at
(V0=60km/h, a=-3.0m/s2)
the beginning of braking, the vibration accelerations
134 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

3 Maximum Entropy Spectral Analysis Substituting Eq.(13) into Eq.(12), the following
Maximum entropy spectral analysis was first propo- equations are obtained.
sed by Burg in 1967, which has developed in the
 p
past twenty years. It is also called modern spectrum R
 x

( m ) + ∑ ak Rx (m − k ) = 0(m > 0)
compared with classical FFT method. Although the- k =1 (14)
 p
re were much more successful applications of FFT  R (0) + a R ( −k ) = σ 2 (m = 0)
to processing stationary signals, the frequency re-  x ∑k =0
k x w

solution ∆f is conflict with sampling time interval


Eq.(14) can also be written in terms of matrix
∆t in using FFT method. Furthermore the assump-
tion that there is no data beyond the sampling time  Rx (0) Rx (−1) L Rx (− p)   1  σ w 2 
 R (1)    
length T results in reduction of frequency resolu-  x Rx (0) L Rx (− p + 1)  a1   0  (15)
=
tion ∆f . Therefore it is not suitable to use FFT  M M M M  M   M 
     
method to process short time data. Maximum en-  Rx ( p) Rx ( p − 1) K Rx (0)  a p   0 
tropy spectral analysis is parameter estimation
While given sampled discrete series x(n) , autocor-
method in which a data model is first established
and then the estimation of PSD is carried out with relation Rx and covariance σ w 2 can be calculated.
model parameters. Therefore the frequency resolu- According to Eq.(15), model parameters can be
tion is not limited by length of data, and higher fre- obtained. So far there are many algorithms for
quency distinguishing ability can be obtained. computing model parameters among which Burg
algorithm is a fast algorithm similar to FFT. While
more data need to be calculated, this method is
much effective.
3.1 Modeling and Parameters Estimation
Given sampled discrete series x(n) , where n is
sampling number, n=1, 2 ,3, …N. Assuming that 3.2 Burg Fast Algorithm
x(n) is the response of a linear model subjected to Burg fast algorithm can obtain the model pa-
excitation of white noise. Therefore it can be ex- rameters directly with sampled data without calcu-
pressed as: lating the autocorrelation. It is noted that the values
obtained from Eq.(9) are the evaluated values of
p
x(n) = −∑ ak x( n − k ) + w(n) (9) ~

k =1
sampled data. Define x(n) as the evaluated val-
ues. Therefore, the forward error of data model with
where w(n) is white noise with zero mean and p orders is expressed as:
σ 2 w variance, p is the number of model orders,
~ p
and a k is model parameters, k = 1, 2, 3 p . Ac- e ( p)
fn = x(n) − x(n) = x(n) + ∑ ak( p ) x(n − k ) (16)
k =1
cording to the definition of autocorrelation
Similarly, the backward error of data model with p
Rx (m) = E[ x (n) x (n + m)] (10)
orders is written by
and considering Eq.(9), the following equation is
~ p
obtained ( p)
ebn = x(n) − x(n − p) = x(n) + ∑ ak( p ) x(n + k − p) (17)
k =1
  p 
Rx (m) = E  x(n)− ∑ ak x(n − k + m) + w(n + m) (11) The relationship between high order error and low
  k =1 
order error can be expressed as
Simplifying Eq. (11), and it can be expressed as
p
e (fnp ) = e (fnp−1) + ρ p ebn
( p −1)
−1 (18)
Rx (m) = −∑ ak Rx (m − k ) + E [x(n) w((n + m)] (12)
k =1 ( p)
ebn ( p −1)
= ebn + ρ p ebn
( p −1)
(19)
when m ≥ 1 x(n) is irrelevant to w( n + m)
where ρp is the reflecting coefficient. Define ES
Hence
as the sum of error square.
0(m > 0)
E [x( n) w(n + m)] =  2 (13) Hence
σ w (m = 0)
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 135

∑ {[e ] + [e ] }
N −1
( p) 2 ( p) 2 three dimensional transient maximum entropy
ES = fn bn
(20)
n= p spectrums of vehicle body acceleration, axle accel-
eration and pitch angular acceleration in braking,
∂E p
Let ( ) =0 (21) respectively. From Figure 9, it is concluded that
∂ρ p with the increasing of time i.e. the decreasing of
hence velocity, the amplitude of MES of vehicle body ac-

ρp = −
[
2 E e (fnp−1) ebn
( n −1)
−1 ] (22)
celeration has the tendency of reduction, and has
some fluctuations which reflect the wave shape of
Ee [ ( p −1) 2
fn ] + E [e ] ( p −1) 2
bn−1 rough road. Figure 10 illustrates the amplitude of
transient MES of axle acceleration decreases with
The relationship between model parameters and
increasing of time. Figure. 11 shows that transient
reflecting coefficients can be expressed as:
MES of pitch acceleration has two main peaks in
a (pp ) = ρ p (23) both low and high frequency. The peaks in in low
frequency reduces with the increasing of time, but
ak( p ) = ak( p−1) + ρ p a (pp−−k1) k=1,2,3...p (24) does not always reduce. The peak in high fre-
According to Eq.(22) and Eq.(24), the recursive cal- quency decreases with the increasing of time.
culation can be accomplished.
0.9

0.8

M E S of ac c eleration of body (m /s2 )


3.3 Maximum Entropy Spectral Estimation 0.7

Taking Z transform to both sides of Eq.(9), the dis- 0.6

0.5
crete transfer function is expressed as
0.4
X (z) 1 1 (25)
H ( z) = = = p 0.3
W ( z ) A( z )
1 + ∑ ak z −k 0.2
k =1
0.1
hence the PSD of the signal can be obtained 0
0 5 10 15 20
Frequency (Hz)
2 σw 2
(26)
Px (ω ) = H (e − jω ) σ w =
2
2 Fig. 5 MES of vehicle body acceleration
p
1 + ∑ ak e − jwk
1.4
k =1
PSD of acceleration of vehicle body(m/s2)

1.2
In Figure 5 is the processing result of vehicle body
acceleration by using maximum entropy method 1

with data of 32 points. It is seen that maximum en- 0.8


tropy spectral estimation well reflects two main
peaks with less sampled data. First peak repre- 0.6

sents resonant frequency of vehicle body, and sec- 0.4


ond peak is close to the resonant frequency of un-
sprung mass. Moreover the frequency resolution is 0.2

continuous. Figure 6 is the PSD of vehicle body 0


0 5 10 15 20 25
acceleration by using FFT method with same sam- Frequency (Hz)

pled data. It illustrates that FFT method cannot re-


Fig. 6 PSD of vehicle body acceleration
flect two main peaks, and the frequency resolution
is bigger. 600

1 1 1
∆f = = = = 6.25Hz 500
MES of acceleration of axle(m/s2 )

T N∆t 32 × 0.005
400

Therefore maximum entropy method has more ad-


300
vantage than FFT method in processing short time
data. Figure 7 and Figure 8 represent MES and 200

PSD of axle acceleration respectively. Data of 2000


100
points are used in both methods. It concludes that
maximum entropy method can give the resonant 0
0 5 10 15 20 25

frequency of axle exactly and FFT method cannot Frequency (Hz)

do. Figure 9, Figure 10 and Figure 11 are the Fig.7 MES of axle acceleration
136 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

700

MES of pitch accleration (m2/s 4/Hz)


600
0.8
PSD of acceleration of axle(m/s2)

500 0.6

400 0.4

300 0.2

0
200
30
20 25
100 20
15
10 10
5
0 Time(s) 0 0
Frequency(Hz)
0 5 10 15 20 25
Frequency (Hz)
Fig. 11 Transient MES of pitch acceleration
Fig. 8 PSD of axle acceleration

5 REFERENCES
4 CONCLUSIONS
/1/ Brigham, E.O. (1988). The Fast Fourier
This paper first performs numerical simulation of
nonstationary response of vehicle in time domain Transform and Its Applications, Prentice-
by using nonstationary excitation model of road and Hall, Englewood Cliffs,New Jersey
vehicle model with 5DOF. To obtain frequency /2/ Burg, J.P.(1967). Maximum Entropy Spectral
characteristics, maximum entropy method is used
Analysis, 37th Ann. Intern. Meet., Soc. Extlor.
to process nonstationary response in frequency
domain. The results show that maximum entropy Geophys., Oct.
method has more advantage than traditional FFT /3/ Dokainish, M.A. and Elmadany, M.M.(1980).
method in processing less data. The frequency Random Response of Tractor-semitrailer
resolution is successive. The MES method is suit-
System. Veh. Sys. Dyn. 9:87-112.
able for processing short time data, therefore the
instantaneous spectral characteristics can be ob- /4/ Fang, T., Sun, M.N. and Song, C.Q.(1997).
tain, which clearly reflects nonstationary charac- Non-Stationary Response to the Evolutionary
teristics of vehicle in braking. Random Excitation From A Same Source.
Chinese Journal of Applied Mechanics.
Vol.14.No.2: 7-13.
MES of accleration of body(m2 /s 4 /Hz)

2.5

2 /5/ Hammond, J.K.and Harrison, R.F.(1981).


1.5 Nonstationary Response of Vehicle on
1 Rough Ground-A State Space Approch,
0.5 Transictions of The ASME Vol. 103: 245-250.
0
30 /6/ Hwang, J.H. and Kim, J.S.(2000). On The
25
20
15
20 Approximate Solution Aircraft Landing Gear
10 10
0 0
5 Under Nonstationary Random Excitations
Time(s) Frequency(Hz)
KSME International Journal. Vol 14, No 9,
Fig.9 Transient MES of vehicle body acceleration 968—977.
/7/ Nigam, N.C. and Narayanan,S.(1994). ppli-
cations of random vibrations. Rajkamal Elect-
MES of accleration of axle (m2 /s 4 /Hz)

500
ric Press.
400
/8/ Nigam, N.C. and Yadav, D.(1974).Dynamic
300
Response of Accelerating vehicles to Ground
200
Roughness. Proc. Noise, Shock and Vibrati-
100
on Conference, Monash University:280-285.
0
30 /9/ Welch, (1967). The use of FFT for The Esti-
25
20
15
20 mation of Power Spectral-A method Based
10 10
0
5 on Time Averaging Over Short Modified peri-
Time(s) 0
Frequency(Hz)
odograms, IEEE Trans, AV-15.
Fig. 10 Transient MES of axle acceleration
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 137

Impressionen von der WGMK-Jahrestagung 2003

Bild 1: Prof. Dietz während seines Eröffnungsvortrages

Bild 2: Auditorium in der Aula der TU Clausthal


138 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bild 3: Fachgespräche während des Rundganges durch das Institut für Maschinenwesen an der Koordi-
natenmessmaschine,

Bild 4: ...am Druckkammprüfstand,


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 139

Bild 5: ...und am Seilprüfstand.

Bild 6: Gruppenbild der Tagungsteilnehmer vor der Aula der TU.


140 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Bild 6: Damenprogramm mit Golf-Schnupperkurs.

Bild 7: Gemütliches Abendessen im untertägigen Konzertsaal des Besucherbergwerks Sondershausen.

Bild 8: Musikalische Untermahlung durch "Mainstream Unlimited".


IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 141

Technische Ausrüstung, Kooperationsangebote und


Forschungsschwerpunkte des Institutes

Institut Das Labor für statische Spannungsoptik verfügt ü-


Die Lehre, Ausbildung, Forschung und Entwicklung ber Einrichtungen und Werkstattinfrastruktur für
am Fritz-Süchting-Institut für Maschinenwesen spannungsoptische Untersuchungen an Bauteil-
(IMW) deckt folgende Bereiche ab: modellen von mikroskopischer Größe bis zu einer
Größe von ca. 1 m. Die hierzu zum Teil notwendige
• Konstruktion und Berechnung von Maschinen-
eigenspannungsarme Bearbeitung von Modellma-
elementen und Maschinenteilen
terialien werden von der Institutswerkstatt ebenso
• Konstruktionssystematik sachkundig ausgeführt wie die aufgabenspezifische
• Rechnereinsatz im Maschinenbau Anfertigung von Belastungseinrichtungen. Die
technische Ausstattung des Labors für dynamische
• Konstruktion verfahrenstechnischer Maschinen
Spannungsoptik ermöglicht Messungen an
• Maschinenakustik hochfrequent belasteten Bauteilen. Mittels eines e-
• Experimentelle Beanspruchungsermittlung und lektrodynamischen Schwingerregers können Bau-
Spannungsoptik teile gezielt frequenzselektiven Belastungen bis zu
• Technische Normung einer Frequenz von 4 kHz unterworfen werden. Der
Einsatz optischer Ganzfeldmessverfahren ermög-
• Rapid Prototyping / Rapid Tooling
licht darüber hinaus auch die Visualisierung sich
Das interdisziplinäre Team am IMW besteht aus ca. einstellender Beanspruchungszustände, wie sie bei
15 wissenschaftlichen Mitarbeitern/-innen aus den Stoßanregungen auftreten.
Bereichen Maschinenbau, Technomathematik und
Das Akustiklabor am IMW ist mit umfangreichem
Geophysik. Weitere 11 Mitarbeiter/-innen und 8
Messequipment sowie einem schallarmen Raum
Auszubildende arbeiten in der Verwaltung, mecha-
zur Erfassung und Auswertung des von Maschi-
nischen und elektrotechnischen Werkstatt.
nenstrukturen abgestrahlten Schalldruck- und
Schalleistungspegels ausgestattet. Neben Schmal-
Technische Ausrüstung bandanalysen mittels eines FFT-Analysators bietet
ein verfügbarer Bandpassfilter die Möglichkeit der
Für die entsprechenden Forschungsschwerpunkte
Terz- und Oktavanalyse. Mittels eines Handschall-
verfügt das IMW über gut ausgestattete Labore
pegelmessers können auch schnelle Vorortmes-
(Spannungsoptik, Akustik, CIM), verschiedene ma-
sungen durchgeführt werden.
schinentechnische Prüfstände und die notwendige
Rechnerausstattung. Das CIM-Labor besteht aus zwei 4-Achsen-
Fräsmaschinen (MAHO MH700S/MH600), einer
Die Untersuchung von Maschinenelementen kann
Drehmaschine (Monforts MNC 5), einer Senkero-
auf zwei hydraulischen Verspannprüfständen, ei-
diermaschine (CHARMILLER ROBOFORM 505)
nem Torsions-Schwingprüfstand, einem Umlauf-
mit 3D-Bahnsteuerung, und einer ZEISS Koordi-
biege- und Torsionsprüfstand, einer statischen
natenmessmaschine mit NC-Rundtisch. Zur CAM-
Verspanneinrichtung sowie einer separaten Um-
Lösung der Firma DLoG gehören ein werkstattori-
laufbiegeprüfeinrichtung durchgeführt werden. Zur
entiertes NC-Programmiersystem, Einrichtungen
Prüfung fördertechnischer Elemente und An-
zur Direktübertragung von NC-Programmen an die
schlagmittel ist eine Zugprüfmaschine mit integ-
Maschinensteuerungen und Anwendungen zur Ma-
riertem Querprüfgerät und ein Seiltrommelprüfstand
schinen-/Betriebsdatenerfassung sowie zur Ma-
vorhanden. Eventuelle berührungslose Übertra-
schinenzustandsanzeige. Als CAD/CAM-System
gungen von Messwerten werden mit einer 64 Kanal
wird CATIA V5 und Pro/Engineer mit
Telemetrieeinrichtung bewältigt. Ein Schleuderprüf-
Pro/Manufacturing eingesetzt. Maschinenspezifi-
stand für schnell drehende Maschinenteile (z.B.
sche Postprozessoren erlauben eine durchgängige
Rotoren, Abweiseradwindsichter), ein Prüfstand für
CAD/NC-Verfahrenskette. Als PDM-System kommt
Feinprallmühlen und eine Reaktionsschwingmühle
axalant von EIGNER auf einer ORACLE8i-
ergänzen die Prüfeinrichtungen des IMW für Unter-
Datenbank zum Einsatz.
suchungen an verfahrenstechnischen Maschinen.
142 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Die Rechnerausstattung umfasst mehrere Server, • Konstruktion und Herstellung von metallischen
welche die insgesamt ca. 130 Rechner des Institu- Formen, Funktionsteilen und Prototypen durch
tes vernetzen. Diese umfassen u.a. verschiedene direktes Lasersintern (Rapid Tooling).
Internetserver (WWW/FTP), einen Windows Do- • Spritzgießen kleinerer Kunststoffteile (PE, PP) in
mänencontroller, einen Server für Datenbank- geringen Stückzahlen mit Hilfe einer Spritz-
dienste und einen Abteilungsserver SUN Enterprise gusspistole.
450 zum Betrieb der 60 SUN Workstations. Als
Standardsoftware stehen eine Vielzahl von Pro- Versuche, Messungen und Berechnungen
grammen zur Verfügung, u. a. die CAD-Pakete • Durchführung von komplexen Festigkeitsbe-
ProEngineer und CATIA V5 sowie die FEM- rechnungen und -nachweisen mit Hilfe der FEM
Programme MARC/MSC.PATRAN, ANSYS und (2D/3D),
ProMechanica.
• Erarbeitung von Berechnungsansätzen für Ma-
Das Institut für Maschinenwesen verfügt über eine schinenelemente
vollständige Rapid Prototyping bzw. Rapid Tooling
• Schadensfallanalysen
Verfahrenskette zum Lassersintern von metalli-
schen Bauteilen. Hierzu gehören im Einzelnen eine • Vermessung und Qualitätskontrolle auf der Ko-
Rapid Tooling Anlage EOSINT M 250 der Firma ordinatenmessmaschine,
EOS, zum Generieren von Prototypen, Funktions- • DMS-Messungen unter Betriebsbedingungen an
teilen und Werkzeugen (Formen und Elektroden), Maschinenteilen,
verschiedene Konstruktionsarbeitsplätze (ProE,
• Durchführung von maschinenakustischen Un-
CATIA V5), Software zur Rapid Tooling gerechten
tersuchungen und Optimierungen,
Aufbereiten der CAD-Daten (Magics RP), Appara-
turen und Geräte zum Infiltrieren und Beschichten • Durchführung von Verschleiß- und Festigkeits-
der Sinterbauteile mit Harzen und niedrig schmel- untersuchungen auf den Prüfständen.
zenden Metallen, eine Sandstrahlkabine für ver-
Beratung und Gutachten
schiedene Strahlmedien (Stahlkugeln, Keramikpul-
ver, Nussgranulat usw.) sowie Arbeitsplätze zur • Beratung, Untersuchung und Erstellung von
manuellen Nachbearbeitung der Rapid Tooling Er- Gutachten zur Bauteilfestigkeit,
zeugnisse. • Beratung, Untersuchung und Gutachten zur
Im Bereich der multimedialen Lehre verfügt das Konstruktion lärmarmer Maschinen,
IMW über mehrere Kamerasysteme zur Aufnahme • Beratung zu Konstruktions- und Patentfragen,
und Übertragung von Lehrveranstaltungen und • Beratung und Hilfestellung bei der Beantragung
praktischen Experimenten.In einem eigens errich- und Durchführung von nationalen und internati-
teteten Multimediaraum können Multimedialehrver- onalen Forschungsprojekten.
anstaltungen mit unter anderem einer 100“ Rück-
Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung wer-
projektionswand durchgeführt werden.
den im Institut auch Entwicklungsprojekte für kom-
Kooperationsangebote plette Maschinen und Steuerungen durchgeführt.
Das IMW arbeitet in einer Vielzahl von Projekten in Die Zusammenarbeit kann auch über Praktika,
enger Kooperation mit namhaften Industrieunter- Studien- und Diplomarbeiten erfolgen.
nehmen in allen Tätigkeitsbereichen zusammen: Neben den oben aufgeführten Angeboten bietet
das Institut für Maschinenwesen interessierten For-
Entwicklung, Konstruktion und Fertigung
schungseinrichtungen und Industrieunternehmen,
• Entwicklung neuer Konstruktionen (z.B. Prüf- insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen,
stände und Mühlen), Beratungen zu den europäischen Förderungsmaß-
• Gestaltung von Maschinenelementen und Ma- nahmen an. Dies beinhaltet neben der Beratung
schinenteilen, zur Einwerbung von Fördermitteln auch Hilfestel-
• Fertigungsmöglichkeiten für Prüfkörper und lung bei der Vorbereitung, der Durchführung und
Nullserien, der Partnersuche bei europäischen Forschungs-
projekten.
• Softwareentwicklung zur Simulation und Opti-
mierung von Fertigungsverfahren und zur Un-
terstützung des Konstruktionsprozesses.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 143

Forschungsschwerpunkte • der Simulation, Berechnung und Optimierung


Die Forschungsschwerpunkte gliedern sich in fol- von kinematisch komplexen Fertigungsverfah-
gende Bereiche: ren (Zahnkantenabdachungen, Wirbelfräsen),
• Fehlermöglichkeitseinfluss- und Störfallanaly-
Konstruktion und Berechnung von Maschinenele- sen,
menten
• dem fertigungsgerechten Konstruieren insbe-
Neben allgemeinen Fragen der Grundlagen des sondere an Bauteilen aus Feinblech.
Maschinenwesens wie Beanspruchungsermittlung,
Reibung, Verschleiß und Tragfähigkeit stehen fol- Konstruktion verfahrenstechnischer Maschinen
gende Maschinenelemente besonders im Vorder- Schwerpunkt der Untersuchungen und Entwicklun-
grund: gen von verfahrenstechnischen Maschinen unter
• Zahn- und Keilwellen-Verbindungen, besonderen mechanischen, chemischen und ther-
• Spielbehaftete Längsstift-Verbindungen, mischen Belastungen sind:

• Innenhochdruckgefügte und konventionelle • Entwicklung von Reaktionsmühlen,


Preßverbindungen mit geometrischen Schwä- • Untersuchung der Zusammenhänge beim
chungen (z.B. Axial- oder Radialbohrungen in Prallmahlen,
Welle und/oder Nabe), • Gestaltung schnell laufender Rotoren (Wind-
• Torsionssteife Doppelmembrankupplungen mit sichter/Prallmühlen),
Ausgleichsfunktion in radialer und axialer Rich- • chemisches Recycling von Kunststoffen,
tung,
• Niedertemperaturrauchgasentschwefelung,
• Seiltrommeln (ein- und mehrlagig bewickelt),
• Entwicklung lärmarmer, schnell laufender Müh-
• Stahldrahtseile, len.
• Bolzen-Lasche Verbindungen, Weitere Forschungsvorhaben beschäftigen sich mit
• Verbindungstechnik Metall-Keramik bei hohen KI-Systemen und der Konstruktionssystematik an
Temperaturen, Maschinen der Verfahrenstechnik und der Baurei-
• Verbindungselemente unter hohen mechani- henentwicklung.
schen und thermischen Belastungen.
Maschinenakustik
Weitere Forschungsprojekte beschäftigen sich mit
Im Rahmen der Maschinenakustik werden For-
der Beanspruchungsanalyse und Optimierung
schungsarbeiten zur Lärmminderung von Bauteilen
stoßbelasteter Maschinenteile, mit der elasto-
und Maschinensystemen durchgeführt. Für ex-
plastischen Beanspruchung von Maschinenele-
perimentelle Untersuchungen und Entwicklungen
menten und der Entwicklung von Berechnungs-
zu Körperschall, Schallemission und Körper-
software für Maschinenelemente.
schallimpedanz- und Dämpfungselementen steht
Konstruktionssystematik und Rechnereinsatz im entsprechende Messwerterfassungs- und Verar-
Maschinenbau beitungshard- und –software zur Verfügung. Ein
weiterer Schwerpunkt bildet die Entwicklung von
Die Entwicklung von Konstruktionsinformations-
Konstruktionssystematiken und von Beratungssys-
systemen zur Unterstützung des Produktentwick-
temen zur Konstruktion lärmarmer Maschinen.
lers unter Einbeziehung aller Produktlebensphasen
sind Gegenstand verschiedener Forschungspro- Rapid Prototyping / Rapid Tooling
jekte. Als Grundlage für ein phasenübergreifendes Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten auf
Arbeiten stehen insbesondere die Entwicklung von dem Gebiet Rapid Prototyping / Rapid Tooling um-
Schnittstellen und der Produktdatenaustausch fassen die gesamte Rapid Tooling Verfahrenskette.
(STEP ISO 10303/ISO 13584) im Vordergrund.
Weitere Projekte beschäftigen sich mit:
• dem Management kooperativer Produktent- Hierzu zählt im einzelnen:
wicklungsprozesse, • die Rapid Tooling gerechte CAD-Konstruktion,
• dem Qualitätsmanagement in der Konstruktion, • die Datenaufbereitung für den Sinterprozess,
• der Werkstoffauswahl in der Konstruktion,
144 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

• der Rapid Tooling Bauprozess einschließlich der


Untersuchung von neuen Sinterparametern und
Sinterwerkstoffen und
• die Nachbearbeitung bzw. das Finishen der
Sinterbauteile durch Beschichten und Infiltrie-
ren.
Weiterhin werden die Anwendungsgebiete der Ra-
pid Tooling Technologie betrachtet wie z. B. die
Herstellung von Elektroden für das funkenerosive
Abtragen und das Sintern von Formen für den
Gummi- und Kunststoffspritzguss oder Faserver-
bundkonstruktionen sowie das Generieren von
Funktions- und Einsatzteilen mittels neu entwickel-
ter Sinterwerkstoffe und Sinterstrategien.
IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 145

Veröffentlichungen des Institutes seit dem 1.1.1999

Veröffentlichungen 1999 chanical, thermical and chemical Conditions. 6th


Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr.h.c. International Design Conference DESIGN 2000,
Dr.-Ing. Peter Dietz. Institut für Maschinenwesen, 23.-26.5.2000, Cavtat/Dubrovnik, Kroatien.
TU Clausthal, Mai 1999. Dietz, P.; Haje, D.: Development of low noise Pro-
Dietz, P.; Haje, D.: Entwicklung lärmarmer Pro- ducts – Computer guidance for the Designer. 6th
dukte – Rechnergestützte Beratungshilfen für den International Design Conference DESIGN 2000,
Konstrukteur. Konstruktion 51 (1999), Heft 7/8. 23.-26.5.2000, Cavtat/Dubrovnik, Kroatien.

Schmidt, A.: Untersuchungen zur konstruktiven Birkholz, H.; Dietz, P.; Dehner, E.; Garzke, M.:
Einflußnahme auf die Körperschalleitung in ebenen TWINTORS-Diaphragm couplings for turbo machi-
Strukturen. Konstruktion 51 (1999), Heft 7/8. nes. 6th International Design Conference DESIGN
2000, 23.-26.5.2000, Cavtat/Dubrovnik, Kroatien.
Dietz, P.: Tragfähigkeitssteigerungen von Maschi-
nenelementen durch teilplastische Verformungen. Garzke, M.; Dietz, P.: Torque transmission capabi-
Konstruktion 51 (1999), Heft 10. lity oh internal high pressure assembled press fits.
6th International Design Conference DESIGN 2000,
Dietz P.; Grünendick T.: Reaktives Mahlen mit
23.-26.5.2000, Cavtat/Dubrovnik, Kroatien.
Hochleistungs-Schwingmühlen. Workshop Tribo-
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IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003) 149

Autoren

Backhaus, Stefan: Jahrgang 1975, studierte allge- senschaftler am IMW von Oktober 1996 bis Okto-
meinen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit ber 2000, seit November 2000 wissenschaftlicher
1.6.2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW. Mitarbeiter am IMW, Promotion im Januar 2001 ü-
backhaus@imw.tu-clausthal.de ber das Beanspruchungs- und Verformungsver-
Betaneli, Archil: Jahrgang 1925, Professur für Flug- haltendes Systems Seiltrommel unter elastischem
zeugbau an der Georgischen technischen Univer- und teilplastischem Werkstoffverhalten.
sität Tblissi (Georgien), im Rahmen der Kooperati- mupende@imw.tu-clausthal.de
on mehrfacher Gast am IMW. Nsenga Biansompa, Elie: Jahrgang 1967, studierte
Birkholz, Hagen: Jahrgang 1967, studierte allge- allgemeinen Maschinenbau an der Universität von
meinen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit Kinshasa, Demokratische Republik Kongo, seit
1.9.1997 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW. 01.04.2001 Gastwissenschaftler am IMW.
birkholz@imw.tu-clausthal.de Nsenga@ imw.tu-clausthal.de

Dietz, Peter: Jahrgang 1939, studierte Maschinen- Otto, Steffen: Jahrgang 1971, studierte allgemeinen
bau an der TH Darmstadt, wissenschaftlicher Assi- Maschinenbau an der TU Clausthal, seit 1.8.1998
stent am Lehrstuhl für Maschinenelemente und Ge- wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW, Promotion
triebe der TH Darmstadt, Promotion 1971 über die im Juli 2003 über das Beanspruchungsverhalten
Berechnung von Seiltrommeln, seit 1974 Leiter der mehrlagig bewickelter Seiltrommeln unter nicht-
Stabstelle Konstruktionssysteme der Pittler Maschi- rotationssymmetrischer Belastung.
nenfabrik AG, Langen, seit 1977 dort Leiter der otto@imw.tu-clausthal.de
Entwicklungsabteilung, seit 1.10.1980 Universitäts- Qingsong, Hua: Jahrgang 1975, studierte allgemei-
professor und Institutsdirektor des IMW. nen Maschinenbau an der TU Liaoning, VR China,
dietz@imw.tu-clausthal.de seit 01.04.01 Gastwissenschaftler am IMW.
Düsing, Carsten: Jahrgang 1972, studierte Geo- mwqh@imw.tu-clausthal.de
physik an der TU Clausthal, seit 1.2.1999 wissen- Schäfer, Günter: Jahrgang 1963, studierte allge-
schaftlicher Mitarbeiter am IMW. meinen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit
duesing@imw.tu-clausthal.de 1.11.89 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW, seit
Goltz, Michael: Jahrgang 1973, studierte allgemei- 1991 akademischer Rat, seit 2002 akademischer
nen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit Oberrat, Promotion im November 1995 über Ver-
1.4.1998 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW. schleiß und Berechnung von Zahnwellen-Verbin-
goltz@imw.tu-clausthal.de dungen.
schaefer@imw.tu-clausthal.de
Grünendick, Torsten: Jahrgang 1967, studierte
Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität der Siemieniec, Adam: Jahrgang 1929, Professor am
Bundeswehr München, von 1993 bis 1996 Fach- Lehrstuhl für Technische Mechanik der Bergaka-
gruppenleiter bei einem Luftfahrzeugtriebwerks - demie Krakau.
Instandsetzer in Erding, ab 1996 dort Leiter Quali- ad_siem@uci.agh.edu.pl
tätssicherung, seit 1.8.1997 wissenschaftlicher Mit- Sover, Alexandru: Jahrgang 1975, studierte Ma-
arbeiter am IMW. gruenen@imw.tu-clausthal.de schinenbau an der Nord-Universität BaiaMa-
Kamel, Nadia.: VDMA European Office. re/Rumänien, seit 18.08.2002 wissenschaftlicher
nadia.kamel@mcm.be Mitarbeiter am IMW. sover@imw.tu-clausthal.de

Müller, Dirk: Jahrgang 1969, studierte Technoma- Trenke, Detlef: Jahrgang 1969, studierte allgemei-
thematik an der TU Clausthal, seit 1.1.2000 wis- nen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit
senschaftlicher Mitarbeiter am IMW. 1.10.2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMW.
dmueller@imw.tu-clausthal.de trenke@imw.tu-clausthal.de

Mupende, Ilaka: Jahrgang 1964, studierte allge- Wächter, Martina: Jahrgang 1959, studierte allge-
meinen Maschinenbau an der Universität von Kin- meinen Maschinenbau an der TU Clausthal, seit
shasa, Demokratische Republik Kongo, Gastwis- 1.4.1985 wissenschaftlicher Mitarbeiterin am IMW.
waechter@imw.tu-clausthal.de
150 IMW - Institutsmitteilung Nr. 28 (2003)

Wolny, S.: Jahrgang 1949, Leiter des Lehrstuhls für


Technische Mechanik der Bergakademie Krakau.
stwolny@uci.agh.edu.pl
Stanislaw Dzik, S.: Jahrgang 1946, Lehrstuhl für
Festigkeitslehre und Konstruktion der Bergakade-
mie Krakau
Turan, H.-C.: Jahrgang 1976, studierte Maschinen-
bau mit dem Schwerpunkt Fahrzeugbau an der TU
Istanbul, Türkei, im Anschluss daran den Ergän-
zungsstudiengang Maschinenbau an der TU
Clausthal. Seit dem 01.07.2002 wiss. Mitarbeiter
am IMW. turan@imw.tu-clausthal.de
Zhang, L.: Jahrgang 1963, studierte Maschinenbau
an der Jilin University of Technology, Master 1990,
seit Mai 2000 Professor.

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