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Der MoVo-Prozess wird anhand des Rahmenkonzepts (Fuchs, 2005) behandelt. Siehe Skript.
Ausgangspunkt dieses Modells ist Motivation zum Sporttreiben, die ihren Ausdruck in der
Zielintention findet.
Die Stärke der Zielintention hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Den erwarteten
Vor- und Nachteilen des Verhaltens (Konsequenzerwartungen) und der perzipierten
Verhaltenskontrolle (Selbstwirksamkeitserwartungen)
Grundlegend für den Prozess der Initiierung und Verfestigung eines regelmäßigen
Sportverhaltens ist nicht nur die Existenz einer starken Zielintention, sondern auch eine
möglichst hohe Selbstkonkordanz dieser Zielintention. Es wird in vier Modi der
Selbstkonkordanz von Zielintentionen unterschieden. Einen externalen, introjizierten,
identifizierten und intrinsischen Modus.
Im intrinsischen Modus ist die Selbstkonkordanz am höchsten, und im externalen am
niedrigsten.
Damit aus einer Zielintention tatsächliches Handeln hervorgehen kann, bedarf es der
Generierung so genannter Implementierungsintentionen. In diesen legt die Person fest, wann,
wo und wie sie die beabsichtigte Handlung beginnen bzw. fortführen möchte.
Unterstützt werden Implementierungsintentionen durch situative Auslöser, die sich aus
bestimmten Situationsmerkmalen zusammensetzen, welche als Reiz dafür verwendet werden
bereitliegende Handlungsprogramme anzustoßen und umzusetzen. Z.B.: ich habe die Absicht,
am Dienstag um 18 Uhr an der Fitnessgymnastik teilzunehmen.
Doch auch sorgfältig gefasste Implementierungsintentionen können durch Barrieren und
Widerstände zum Scheitern gebracht werden.
In solchen Situationen steht die Person vor der Aufgabe, die intendierte Handlung gegenüber
konkurrierenden Handlungsoptionen abzuschirmen. Volitionstheorethiker sprechen deshalb
auch vom Prozess der Intentionsabschirmung.
Prozesse der Intentionsabschirmung sind z.B.: die Aufmerksamkeitskontrolle (Ausblenden
von Informationen, die konkurrierende Intentionen unterstützen würden), das
Stimmungsmanagement (mit eigenen Stimmungslagen so umgehen, dass die das beabsichtigte
Verhalten fördern), die kognitive Umstrukturierung (Neubewerten der Situation im Dienste
der aktuellen Absicht) und das Nachmotivieren (Situationen nachlassender Motivation
frühzeitig erkennen und sich explizit die positiven Folgen des Sporttreibens vor Augen
führen).
Je mehr eine Sporthandlung zur festen Gewohnheit wird, umso mehr können solche Prozesse
der Intentionsabschirmung in den Hintergrund treten.
Für eine wiederholte Ausführung dieser Sporthandlung werden die Konsequenzerfahrungen
mit den Konsequenzerwartungen verglichen. Entspricht oder übersteigt die
Konsequenzerfahrung die Erwartungen so entsteht die Motivation diese Sporthandlung weiter
auszuführen.
Motivationale Interventionen:
Volitionale Interventionen:
Die Versuchsperson Albert B. ist zu Beginn des Experiments 9 Monate alt; er wird als
gesund, gleichmütig und unemotional beschrieben.
In einer Vorstudie wird Albert daraufhin untersucht, ob er Furcht zeigt vor lebenden Tieren,
wie z.B. einer weißen Ratte, einem Kaninchen, einem Hund, einem Affen, und vor
verschiedenen Objekten wie Baumwolle, menschlichen Masken mit und ohne Haaren,
brennenden Zeitungspapier. Es zeigt sich, dass dies nicht der Fall ist, dass Albert stets
neugierig danach greift, wie bei anderen unbekannten Gegenständen.
Andererseits kann man eine starke Furchtreaktion beobachten wenn man hinter ihm mit einem
Hammer auf eine Eisenstange schlägt.
Zwei Monate später beginnt das Experiment dessen zeitlichen Verlauf Watson und Rayner
durch Altersangaben von Albert dokumentieren:
11 Monate 3Tage: Aufbau konditionierter Reaktionen durch kombinierte Reizungen;
Eine weiße Ratte wird Albert dargeboten, und bei dem Versuch die Ratte zu berühren wird
hinter ihm die Stange geschlagen.
11 Monate 10 Tage: Es werden Reaktionstests mit darauffolgenden kombinierten Reizungen
durchgeführt. Als neutraler Reaktionstest dient das spielen mit Bauklötzen.
Die daraus folgenden Angst bzw. Furchtreaktionen lassen Watson und Rayner darauf
schließen, dass die Konditionierung erfolgreich war.
Daraus schließen Watson und Rayner: ``Diese Experimente zeigen, dass direkt konditionierte
emotionale Reaktionen, ebenso wie solche, die durch Generalisierung entstanden sind, länger
als einen Monat anhalten, wenn auch mit einem gewissen Verlust an Intensität der Reaktion.
Unserer Ansicht nach bleiben sie ein ganzes Leben lang bestehen und verändern die
Persönlichkeit.
Als Basis dient Watson und Rayner das Prinzip des klassischen Konditionierens.
Eine Reaktion kann durch einen vormals neutralen Stimulus ausgelöst werden, wenn dieser
Stimulus zusammen mit dem eigentlichen Stimulus dargeboten wird.
Wichtig sind die zeitliche Nähe der beiden Stimuli, die Häufigkeit der gekoppelten
Darbietung, und es ist darauf zu achten, dass die Wirkung des so konditionierten Stimulus
nachlässt, wenn der Stimulus wiederholt allein dargeboten wird.
Bei der Rezeption des Experiments entsteht der Mythos eines Standardexperiments, dessen
Details in der Rezeptionsgeschichte sukzessive immer glatter, unproblematischer und dadurch
beeindruckender dargestellt werden.
Es wird keine Eisenstange geschlagen, sondern ein Gong
Die weiße Ratte wird zu Alberts Spielkamerad
Das später furchtauslösende Kaninchen ist ein freundlicher Hase
Die Furcht wird übertragen auf: die Reizdimension Pelz oder pelzähnlich; andere Objekte, die
einer Ratte irgendwie ähnlich sehen; andere pelzige Objekte; rattenähnliche, pelzartige Tiere
Auf dem Hintergrund des Originalexperimentes lässt sich kaum auf eine eindimensionale
Generalisierung schließen; dies mindestens aus zwei Gründen:
Vergleicht man die neutralen Reize, auf die Albert Furcht zeigt, mit denen, wo er dies nicht
tut, so lässt sich zu allen vorgetragenen Hypothesen (z.B. Haariges, behaarte Lebewesen,
Pelzähnliches) schon innerhalb dieses Experiments immer mindestens ein
Gegenbeispielfinden.
Auf die Generalisierung einer einzigen Merkmaldimension lässt sich nur schließen, wenn es
sich um eine selektive Reaktion handelt. Da es außer Alberts Bauklötzen keine
Reizalternativen gibt, ist dieses Versuchsergebnis durch das Design erzwungen; die
postulierte Reizgeneralisierung auf ein Merkmal ist eine self-fulfilling prophecy des
experimentellen Designs.
Metakognitive Lernstrategien: Gelten der Kontrolle des eigenen Lernens. Es wird in Planung,
Überwachung und Regulation unterschieden. Zur Planung einer Lernsequenz gehört z.B. das
Setzen von Zielen und die Feststellung der Aufgabenanforderung.
Überwachung dagegen umfasst Aktivitäten die den eigentlichen Lernprozess und die
erreichten Lernfortschritte kontrollieren.
Regulation bezeichnet alle Aktivitäten, die eine Anpassung des aktuellen Lernverhaltens an
die Aufgabenanforderung bedeutet.
Strategien der Nutzung interner Ressourcen: Betreffen die Investition von Anstrengung und
Aufmerksamkeit sowie den Umgang mit dem eigenen Zeitbudget.
- Beispielitems nennen
-
Kognitive Lernstrategien: Ich teile die Bewegung gedanklich in Phasen ein; ich versuche
mir die wichtigen Punkte der Bewegung klarzumachen; ich stelle mir vor wie ich die
Bewegung in einer bestimmten Situation anwende.
Metakognitive Lernstrategien: vor dem Üben lege ich fest wie weit ich heute kommen
möchte; ich versuche herauszufinden, welche Teile der Bewegung mir noch
Schwierigkeiten machen; schwierige Teile der Bewegung übe ich besonders sorgfälltig.
Strategien der Nutzung interner Ressourcen: ich übe so lange, bis ich sicher bin, dass ich
die Bewegung kann; wenn ich die Bewegung übe, konzentriere ich mich voll darauf; ich
lege bestimmte Zeiten fest, zu denen ich übe.
Strategien der Nutzung externer Ressourcen: ich gestalte meine Umgebung so, dass ich
möglichst effektiv üben kann; ich übe gemeinsam mit anderen; wenn ich übe achte ich
darauf, dass es in meiner Umgebung möglichst wenig Ablenkung gibt.
Motorische Lernstrategien: ich übe die Bewegung zunächst in vereinfachter Form; ich übe
mehrere Bewegungsvarianten abwechselnd
Grundsätzlich wurde der StraBl in Anlehnung an die deduktiven Instrumente des MSLQ
und dem LIST entwickelt. Es wurde allerdings auf die Entwicklung motivationaler
Lernstrategien verzichtet, und durch das Axiom der motorischen Lernstrategien erweitert.
Die Ergebnisse der Faktorenanalyse belegen dass sich der StraBl bei der Anwendung auf
das Bewegungslernen gut bewährt.
Jedoch gehören die Gründe für die nicht optimale Trennung zwischen den motorischen
Strategien einerseits und den metakognitiven und ressourcenbezogenen Strategien
andererseits noch diskutiert.
Es wird vermutet dass die Formulierung der Items den motorischen Aspekt der Tätigkeit
zu wenig akzentuiert.
Deduktive Fragebögen wie der StraBl haben zwei Probleme: Zum einem besteht
Unsicherheit über den Grad ihrer Realitätsbezogenheit. Zum anderen sind möglicherweise
die Selbstaussagen der befragten Person nicht kongruent mit ihrem tatsächlichen
Verhalten.
Darum wäre es wichtig ein Verfahren zur Erfassung induktiver bewegungsbezogener
Lernstrategien zu entwickeln.
Begrenzt (Kapazitätsaspekt)
Selektiv (Selektionsaspekt)
Kann willentlich ausgerichtet werden
Die Metapher beinhaltet, dass ein Lichtkegel auf Dinge gerichtet wird, die besonders
relevant sind. Der Scheinwerfer kann eng fokussiert werden, er kann aber auch breiter und
diffuser eingestellt werden. Und er kann von einem Gegenstand zum anderen wandern.
Sie ist aber auch geeignet, Fehler bei der selektiven Aufmerksamkeit zu beschreiben.
Wie, fehlende Fokussierung auf das leistungsbestimmende Merkmal; Ablenkung durch
andere Reize, die nicht zur Aufgabenlösung beitragen; Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit
zwischen mehreren Merkmalen zu teilen bzw. zwischen diesen Merkmalen zu wechseln
Als Advanced Cues werden Merkmale bezeichnet, die ein Antizipieren von Ereignissen
ermöglichen. Beim Return im Badminton kann man zeigen, dass Informationen über den
potentiellen Auftreffpunkt im eigenen Feld bereits vor dem gegnerischen Treffpunkt des
Balles, also ohne jegliche Information über den Ballflug, aufgenommen werden können.
Es zeigt sich das Experten gegenüber Novizen vor allem Vorteile bei der frühen
Aufnahme der Informationen besitzen. Experten beobachten den Schläger und den Arm
des Gegners, während Novizen nur den Schläger beobachten.
Damit ist die Hot-Hand von Basketballspielern gemeint. Demnach sind Sportler, Trainer
und Zuschauer davon überzeugt, dass bei einem Spieler der zwei oder dreimal
hintereinander gepunktet hat, die Wahrscheinlichkeit, dass er den nächsten Wurf trifft,
höher ist, als wenn er vorher zwei- oder dreimal daneben geworfen hat. Statistisch lässt
sich diese Annahme nicht bestätigen, jedoch konnte nachgewiesen werden, dass die Hot-
Hand-Struktur als Hinweis für die schwer zu schätzende Trefferleistung von Spielern
genutzt werden kann.
Burns (2004) zeigte in Computersimulationen, dass Strategien die die Hot-Hand-Struktur
der Abspiele berücksichtigen, Strategien überlegen waren die diese ignorierten, und
interpretierte diese Befunde als adaptive Strategie von Spielmachern.
- Leitorientierungen nennen
- Annahmen erläutern
Kognitivtransaktionaler Ansatz:
Wiederherstellung des psychophysischen Gleichgewichts
• Differenzierung in emotionszentriertes und problemlöse-orientiertes Coping
• Copingerfolg orientiert sich am wiederhergestellten Gleichgewicht und nicht am
Wettkampferfolg
Handlungskontroll-Theorien
Im Zentrum des Interesses steht weniger Coping im Sinne einer Wiederherstellung des
psychophysischen Gleichgewichts, sondern der motivational-volitionale Aspekt der
Überwindung von Schwierigkeiten, ausgehend von der Intentionsbildung bis hin zur
Handlungsausführung
• Handlungserfolg ist Outcome-Variable
Proactive-Coping Theory
Verbindung klassisch stresstheoretischer und handlungskontroll-thematischer Überlegungen
• Differenzierung in proaktives Coping, funktionalen Handlungsaufschub, kognitive
Bewältigung, strategische Planung, Suche nach emotionaler, sozialer Unterstützung
• Erfolgreiches Bewältigen zeigt sich in erfolgreichen Handeln
Wie in den Veröffentlichungen zur Kohäsion deutlich wird sind nur in den USA überdauernde
Forschungsaktivitäten zu verzeichnen.
In Deutschland liegt nach vielversprechenden Anfängen (Lüschen 1966; Conzelmann, Gabler
& Schlicht 1996; Eberspächer, Hahn, Kern & Schilling 1979) die sportwissenschaftliche
Forschung der Kleingruppe auf Eis.
Es fehlt eine übergreifende Theorie welche kognitive, emotionale und motivationale
Komponenten unterscheidet und mit dem beobachtbaren Verhalten verbindet.
Wilhelm (2001) hat den ersten Schritt zu einer komplexen Sichtweise unternommen,
zumindest die Kohäsion in eine sozial-motivationale Theorie einzubetten.
Auch Arnscheidt (1999) verfolgt einen fruchtbaren Ansatz um das individuelle,
kohäsionsabhängige Handeln zu erkunden.
Es besteht die Frage auf welcher Analyseebene Daten gesammelt und ausgewertet werden
sollen. Sollen die Prüfstatistiken auf der Grundlage von Personendaten oder von
Gruppendaten bestimmt werden.
Analysiert man auf der Personenebene, so sind bislang vier Mannschaften (60 Personen)
untersucht. Dadurch, dass bei einer Befragung die Antworten der einzelnen
Mannschaftsmitglieder in die Auswertung eingehen, stellt sich die Frage, ob es dadurch
Probleme gibt. Handelt es sich wirklich um sechzig unabhängige Urteile, oder sind diese
Urteile durch den Gruppenkontext konfundiert.
Hogg (1992) empfiehlt daher Gruppenphänomene auf Gruppenebene zu analysieren. Die
Untersuchungseinheit ist dann nicht mehr die Person, und sollten dennoch
Personenstichproben analysiert werden, so wäre die Gruppenzugehörigkeit als ein weiterer
Faktor zu bercksichtigen.
Kasseler Teampyramide
- Pyramidenstruktur mit Anordnung der Dimensionen skizzieren
Verantwortungsübernahme
Zusammenhalt
Aufgabenbewältigung
Zielorientierung
- Dimensionen erläutern
Zielorientierung:
Ziele und Anforderungen müssen klar formuliert sein. Jedes Teammitglied muss das Teamziel
kennen, akzeptieren und gegebenenfalls individuelle, entgegenstehende Ziele zurückstellen.
Es ist wichtig, dass die Ziele erreichbar scheinen. Unter Umständen müssen Zwischenziele
gesetzt werden bzw. die die Ziele angepasst werden.
Aufgabenbewältigung:
Die Teammitglieder können durch deutlich formulierte Ziele erkennen, welchen Beitrag jeder
einzelne zur Erreichung des Teamziels leisten kann und muss. Es ist wichtig, dass die
Aufgaben- und Rollenverteilung bekannt ist und die Prioritäten klar sind.
Zusammenhalt:
Gegenseitiges Vertrauen, Unterstützung und Respekt, entwickeln sich eher, wenn die Ziele
klar sind und die Aufgabenverteilung eindeutig ist. Dominieren Zielkonflikte, besteht
Unklarheit bezüglich der Prioritäten und werden die Anstrengungen nicht richtig koordiniert,
können Konkurrenz und Unverständnis die Folge sein und somit der Teamzusammenhalt
gestört werden.
Verantwortungsübernahme:
Hier geht es um das Verantwortungsgefühl und die Einsatzbereitschaft der Teammitglieder.
Aufbauend auf der Güte der drei vorhergehenden Faktoren steigt die Wahrscheinlichkeit einer
Verantwortungsübernahme der Teammitglieder für das Gesamtergebnis. In diesem Sinne ist
eine fehlende Verantwortungsübernahme nicht Ursache für Probleme im Team, sondern eher
Folge von Problemen auf den unteren Hierarchieebenen.
Reisefaktoren:
Die Ergebnisse verschiedener Studien legen nahe, dass von keinem wesentlichen Einfluss der
Reisefaktoren wie der Länge der Anreise ausgegangen werden kann.
Einzig bei einer Reisedistanz von mehr als 4000 Kilometern, gibt es eine Abweichung der
sonst vorhandenen Heimspielquote.
Vertrautheit mit der Sportstätte/Bauweise der Sportstätte:
Auch die Vertrautheit mit der Sportstätte scheint nur in extremen Fällen für den Heimvorteil
relevant zu sein. Es ergaben sich Vorteile für Mannschaften der englischen Liga welche auf
Kunstrasen spielten. Weshalb es auch zu einem Verbot von Kunstrasen im englischen Fußball
kam.
Andere Untersuchungen ergaben, dass kein Zusammenhang zwischen gewohnten Feldgrößen
oder Hallen und der Heimsiegquote besteht.
Im Baseball und American Football wurde festgestellt, dass der Heimvorteil in überdachten
Stadien größer ist als in Stadien ohne Überdachung. Verglichen mit Fußball wo in der Regel
ohne Überdachung gespielt wird ist der Einfluss der Bauweise nicht sehr plausibel, da der
Heimvorteil im Fußball zu den höchsten zählt. Der Grund für den Einfluss der Bauweise ist
daher noch völlig unklar.
Schiedsrichter:
Die Entscheidungen und Urteile von Schiedsrichtern sind sehr störanfällig und unterliegen
vielfältigen Verzerrungsmöglichkeiten. Ein Grund ist, dass Schiedsrichter insbesondere vor
großen Zuschauerkulissen unter einem enormen Stress stehen (Teipel, 1999)
Ob dadurch eine Mannschaft bevorzugt wird oder nicht kann natürlich nicht vorausgesagt
werden.
Aus der Untersuchung von Greer (1983) ergibt sich, dass Zuschauer die Foulrate
beeinflussen, nicht jedoch die Leistung.
Festzuhalten ist, dass bisher keine Studie den Schiedsrichtereinfluss auf den Heimvorteil
zeigen konnte.
Soziale Erwartungen:
Dass Akteure mit einem Heim- und Auswärtsspiel unterschiedliche Erwartungen verbinden,
lässt sich aus einigen Untersuchungen ableiten, in denen Sportler hinsichtlich einiger
relevanter Faktoren befragt wurden. Vor Heimspielen fühlten sich die Spieler vitaler und
selbstbewusster, weniger ängstlich und weniger angespannt wie vor Auswärtsspielen.
Im Sinne eines Self-fulfilling-prophecy-Prozesses könnte angenommen werden, dass sich
Akteure, je nachdem, ob sie einen Heimvorteil bzw. Auswärtsnachteil kognizieren, in ihren
Leistungen unterscheiden, und dies auch dann, wenn aus objektiver Sicht überhaupt kein Vor-
oder Nachteil existiert.
Strauß (1999) hat dies geprüft, und hat festgestellt, dass tatsächlich Spieler denen suggeriert
wurde sie hätten einen Auswärtsnachteil, deutlich schlechter in ihren konditionellen
Leistungen abschnitten, als unter objektiv gleichen Versuchsbedingungen, in denen ein
Heimvorteil suggeriert wurde.
Den Erwartungen der Athleten könnte eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung der Gründe für
den Heimvorteil zukommen. Allerdings bedarf es weiterer kontrollierter Studien.
Die klassische Annahme ist, dass höhere Zuschauerzahlen für die Heimmannschaft vorteilhaft
und für die Auswärtsmannschaft nachteilig sind (vgl. Agnew & Carron, 1994; Russel, 1983;
Schwartz & Barsky, 1977; Stollenwerk, 1996). Die Autoren argumentieren, dass eine hohe
Zuschauerzahl eine höhere soziale Unterstützung für die Heimmannschaft durch ihr
Heimpublikum bedeuten würde und gleichzeitig eine soziale Ablehnung für die
Auswärtsmannschaft entstehen würde.
Verschiedene Studien zeigen aber, dass die absolute Zuschauerzahl in einem Stadion nicht
oder nur sehr gering mit dem Spielausgang oder anderen Maßen korreliert.
Lediglich in einer häufig zitierten Studie von Nevill, Newell und Gale (1996) ergab sich ein
positiver Zusammenhang zwischen der Heimsiegquote und der Anzahl der Zuschauer. Die
Autoren verglichen die Anzahl der Heimsiege in den unteren Fußballligen Schottlands und
Englands mit denen in der Premier und First League. Kritisch anzumerken ist hier aber, dass
lediglich die Spiele einer Saison betrachtet wurden und dass die Autoren keine
nachvollziehbare Erklärung dafür geben können, warum die Heimsiegquote in der First
League verglichen mit der Premier League etwas höher, aber mindestens gleich ist, im Mittel
aber nur halb so viele Zuschauer in der First League anwesend waren. Gerade letzteres
Ergebnis spricht dafür, dass es keinen Zusammenhang zwischen absoluter Zuschauerzahl und
Heimsiegquote gibt.
Es wird oftmals behauptet, dass eine größere Zuschauerdichte für den Heimvorteil
verantwortlich zu machen sei, z.B. weil dann eher eine Hexenkesselatmosphäre entstehen
würde, die zu einer besonderen Heimstärke führen würde. Die Korrelationen zwischen
absoluter Zuschaueranzahl und Zuschauerdichte sind in der Regel sehr hoch.
Insgesamt zeigen sich in den bisherigen Studien nur geringe bis geringste Zusammenhänge
zwischen der Anzahl der Zuschauer bzw. der Zuschauerdichte und dem Heimvorteil. Die
wenigen Untersuchungen, die das Verhalten der Zuschauer untersuchen, können keinen
Einfluss zeigen. Die These der sozialen Unterstützung kann daher nicht durch empirische
Ergebnisse gestützt werden.
• Sozialer Druck
Mit der choking under pressure-Forschung wird untersucht, wie sich Sportler unter dem
sozialen Druck der auf sie einwirkt reagieren.
Unter choking under pressure versteht Baumeister (1984) Leistungsverschlechterungen unter
Druck, obwohl die Person grundsätzlich motiviert ist, optimale Leistungen zu erbringen.
Faktoren die Druck auf die Akteure ausüben können (pressure-Variablen) sind z.B. der
Wettkampf als solcher und dessen Bedingungen, die Anwesenheit von Zuschauern, die Höhe
der Belohnung, die Erwartung negativer Konsequenzen etc. Zu den pressure-Variablen
werden auch positive wie negative öffentliche Erwartungen gezählt.
Allgemeiner umschrieben verstehen Baumeister und Showers (1986) unter pressure-Variablen
solche Faktoren, die die eigene wahrgenommene Wichtigkeit einer guten Leistung in
bestimmten Situationen erhöhen. Als choking bezeichnen sie das Auftreten von suboptimalen
Leistungen unter diesen pressure-Bedingungen.
Die Wichtigkeit einer zu erbringenden Leistung ist in diesem Ansatz also das zentrale
Konzept. Um die wahrgenommene Wichtigkeit einer guten Leistung zu erhöhen, bedarf es
offenbar nicht viel: Kleine et al. (1988) erreichen dies beispielsweise, indem sie Probanden
vor Absolvierung einer Fahrradergometeraufgabe, in der maximale Leistung erbracht werden
sollte, lediglich darauf hinwiesen, dass das Ergebnis wichtig sei. Es zeigte sich dabei im
Vergleich mit der Untersuchungsbedingung ohne diesem Hinweis deutliche
Leistungseinbußen.
Betrachtet man die Ergebnisse der choking under pressure-Forschung, könnte auch
argumentiert werden, dass eine größere Anzahl von Zuschauern eher einen
leistungsmindernden Einfluss auf die Heimmannschaft habe. Gleiches könnte man natürlich
auch für das Anfeuern von Zuschauern vermuten.
Zusammenfassend betrachtet lässt sich aus den Ergebnissen zur choking under pressure-
Forschung schließen, dass insbesondere die Wichtigkeit eines Wettbewerbs zu
Leistungseinbußen führen kann und dass das Publikum zum einen ein Indikator dieser
Wichtigkeit sein kann und zum anderen auch diese Wichtigkeit erhöhen kann.
Heimvorteil im Hallenhandball
Der Heimvorteil in der Handballbundesliga mit einem absolutern Heimsieganteil von 66.2%
gehört zu den am höchsten weltweit gemessenen und ist vergleichbar mit dem im Basketball.
Anders als in anderen Mannschaftssportarten, sind keine systematischen Veränderungen des
Heimvorteils über den untersuchten Zeitraum feststellbar. Ein wesentlicher Grund wird in
dem vergleichsweise kurzen Untersuchungszeitraum von 23 Saisonen liegen.
Es gilt also abzuwarten wie sich der Heimvorteil in der Hallenhandballbundesliga im 21.
Jahrhundert, das hier nicht beachtet wurde, entwickelt und ob der vergleichsweise hohe
Heimvorteil nicht wie im amerikanischen Basketball oder englischen und deutschen Fußball
zukünftig sinkt.
Insgesamt ergeben sich keine relevanten Korrelationen zwischen den Leistungsmaßen und
den Zuschauermaßen. Dies fügt sich in das Bild ein, das verschiedene Studien und
Überblicksbeiträge in anderen Sportarten gezeigt haben.
Auch diese Studie in der Hallenhandballbundesliga liefert keine Hinweise dafür, dass
Zuschauer einen Anteil an der Entstehung des Heimvorteils besitzen.