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Motivation: Fuchs (2006)

Erklärungsmodelle der Sportteilnahme

- Verschiedene Modelle und deren Autoren nennen

Sozial-kognitive Theorie (Bandura, 2000)


Theorie des geplanten Verhaltens (Ajzen, 1991)
Health Belief-Modell (Rosenstock,1990)
Theorie der Schutzmotivation (Rogers, 1985)
Theorie der Zielorientierung (Nicholls, 1992)
Sport Commitment-Modell (Scanlan, Carpenter, Schmidt, Simons & Keeler, 1993)
MAARS-Modell aus der Berliner Arbeitsgruppe (Fuchs, 1997)

- MoVo-Prozess detailliert erläutern

Der MoVo-Prozess wird anhand des Rahmenkonzepts (Fuchs, 2005) behandelt. Siehe Skript.
Ausgangspunkt dieses Modells ist Motivation zum Sporttreiben, die ihren Ausdruck in der
Zielintention findet.
Die Stärke der Zielintention hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Den erwarteten
Vor- und Nachteilen des Verhaltens (Konsequenzerwartungen) und der perzipierten
Verhaltenskontrolle (Selbstwirksamkeitserwartungen)
Grundlegend für den Prozess der Initiierung und Verfestigung eines regelmäßigen
Sportverhaltens ist nicht nur die Existenz einer starken Zielintention, sondern auch eine
möglichst hohe Selbstkonkordanz dieser Zielintention. Es wird in vier Modi der
Selbstkonkordanz von Zielintentionen unterschieden. Einen externalen, introjizierten,
identifizierten und intrinsischen Modus.
Im intrinsischen Modus ist die Selbstkonkordanz am höchsten, und im externalen am
niedrigsten.
Damit aus einer Zielintention tatsächliches Handeln hervorgehen kann, bedarf es der
Generierung so genannter Implementierungsintentionen. In diesen legt die Person fest, wann,
wo und wie sie die beabsichtigte Handlung beginnen bzw. fortführen möchte.
Unterstützt werden Implementierungsintentionen durch situative Auslöser, die sich aus
bestimmten Situationsmerkmalen zusammensetzen, welche als Reiz dafür verwendet werden
bereitliegende Handlungsprogramme anzustoßen und umzusetzen. Z.B.: ich habe die Absicht,
am Dienstag um 18 Uhr an der Fitnessgymnastik teilzunehmen.
Doch auch sorgfältig gefasste Implementierungsintentionen können durch Barrieren und
Widerstände zum Scheitern gebracht werden.
In solchen Situationen steht die Person vor der Aufgabe, die intendierte Handlung gegenüber
konkurrierenden Handlungsoptionen abzuschirmen. Volitionstheorethiker sprechen deshalb
auch vom Prozess der Intentionsabschirmung.
Prozesse der Intentionsabschirmung sind z.B.: die Aufmerksamkeitskontrolle (Ausblenden
von Informationen, die konkurrierende Intentionen unterstützen würden), das
Stimmungsmanagement (mit eigenen Stimmungslagen so umgehen, dass die das beabsichtigte
Verhalten fördern), die kognitive Umstrukturierung (Neubewerten der Situation im Dienste
der aktuellen Absicht) und das Nachmotivieren (Situationen nachlassender Motivation
frühzeitig erkennen und sich explizit die positiven Folgen des Sporttreibens vor Augen
führen).
Je mehr eine Sporthandlung zur festen Gewohnheit wird, umso mehr können solche Prozesse
der Intentionsabschirmung in den Hintergrund treten.
Für eine wiederholte Ausführung dieser Sporthandlung werden die Konsequenzerfahrungen
mit den Konsequenzerwartungen verglichen. Entspricht oder übersteigt die
Konsequenzerfahrung die Erwartungen so entsteht die Motivation diese Sporthandlung weiter
auszuführen.

Hinweise für die Arbeit in der Praxis

-Unterschied zwischen motivationalen und volitionalen Strategien erklären

Motivationale Strategien fokussieren die Herausbildung einer starken und selbstkonkordanten


Zielintention.
Volitionale Strategien zielen auf eine Stärkung der Kompetenz zur Umsetzungsplanung und
Intentionsabschirmung.

-Beispiele für beide Strategien erläutern

Motivationale Interventionen:

Herstellen von Problembewusstsein (z.B.: Information und Aufklärung)


Induktion eines genau abgestimmten Bedrohungserlebens ( Beurteilung des eigenen
Infarktrisikos)
Abwägen der Vor- und Nachteile des alten und neuen Verhaltens (Entscheidungswaage)
Stärkung der Selbstwirksamkeitserwartung (Herstellen von Situationen in denen sich die
Person als kompetent und wirksam erlebt)
Prüfung der Selbstkonkordanz (Klärung der Frage, inwieweit die Zielintention verfolgt wird,
weil andere das wünschen oder weil man es selbst will)
Reflexion der Konsequenzerfahrungen (Welche Erfahrungen habe ich mit dem neuen
Verhalten bereits gesammelt? Haben sich meine Erwartungen erfüllt?)

Volitionale Interventionen:

Selbstbeobachtungstraining (Oft ist das bloße Monitoring und die einhergehende


Handlungskontrolle der erste Schritt zur veränderung)
Bewusstes Einsetzen von Implementierungsintentionen (kleine Was-Wann-Wo-Wie-Pläne)
Identifizierung der persönlichen relevanten Hindernisse, die das Ziel gefährden könnten
(Person weiß aus früheren Erfahrungen, dass sie oft schon nach wenigen Kursbesuchen keine
Lust mehr hat, weiter dabeizubleiben)
Entwicklung geeigneter Gegenstrategien (um mit Hindernissen so umgehen zu können, dass
sie nicht zum Verhaltensabbruch führen)

Lernen: Watson und Rayner (1920)

Experiment mit dem kleinen Albert

- Verlauf kurz skizzieren

Die Versuchsperson Albert B. ist zu Beginn des Experiments 9 Monate alt; er wird als
gesund, gleichmütig und unemotional beschrieben.
In einer Vorstudie wird Albert daraufhin untersucht, ob er Furcht zeigt vor lebenden Tieren,
wie z.B. einer weißen Ratte, einem Kaninchen, einem Hund, einem Affen, und vor
verschiedenen Objekten wie Baumwolle, menschlichen Masken mit und ohne Haaren,
brennenden Zeitungspapier. Es zeigt sich, dass dies nicht der Fall ist, dass Albert stets
neugierig danach greift, wie bei anderen unbekannten Gegenständen.
Andererseits kann man eine starke Furchtreaktion beobachten wenn man hinter ihm mit einem
Hammer auf eine Eisenstange schlägt.
Zwei Monate später beginnt das Experiment dessen zeitlichen Verlauf Watson und Rayner
durch Altersangaben von Albert dokumentieren:
11 Monate 3Tage: Aufbau konditionierter Reaktionen durch kombinierte Reizungen;
Eine weiße Ratte wird Albert dargeboten, und bei dem Versuch die Ratte zu berühren wird
hinter ihm die Stange geschlagen.
11 Monate 10 Tage: Es werden Reaktionstests mit darauffolgenden kombinierten Reizungen
durchgeführt. Als neutraler Reaktionstest dient das spielen mit Bauklötzen.
Die daraus folgenden Angst bzw. Furchtreaktionen lassen Watson und Rayner darauf
schließen, dass die Konditionierung erfolgreich war.

11 Monate 15 Tage: Überprüfung der Generalisierung.


Es werden Reaktionstests mit Hund, Kaninchen, Pelzmantel aus Seehundfell, Watte in
Papierpacket, Watsons Haaren, bärtigen Nikolaus und den Haaren der Assistentin
durchgeführt.
Nur bei den Haaren der Assistentin zeigte Albert keine negativen Reaktionen.
11 Monate 20 Tage: weitere Reaktionstests mit Ratte, Kaninchen und Hund – Furchtreaktion
verändert sich.
12 Monate 20 Tage: letztes Experiment, es wird die Ratte und alle generalisierten Reize noch
einmal getestet. Albert zeigt bei ihnen allen Furcht, wechselt allerdings bei Seehundmantel
und Kaninchen zwischen Annäherung und Rückzug.

Daraus schließen Watson und Rayner: ``Diese Experimente zeigen, dass direkt konditionierte
emotionale Reaktionen, ebenso wie solche, die durch Generalisierung entstanden sind, länger
als einen Monat anhalten, wenn auch mit einem gewissen Verlust an Intensität der Reaktion.
Unserer Ansicht nach bleiben sie ein ganzes Leben lang bestehen und verändern die
Persönlichkeit.

- Theoretische Basis erläutern

Als Basis dient Watson und Rayner das Prinzip des klassischen Konditionierens.
Eine Reaktion kann durch einen vormals neutralen Stimulus ausgelöst werden, wenn dieser
Stimulus zusammen mit dem eigentlichen Stimulus dargeboten wird.
Wichtig sind die zeitliche Nähe der beiden Stimuli, die Häufigkeit der gekoppelten
Darbietung, und es ist darauf zu achten, dass die Wirkung des so konditionierten Stimulus
nachlässt, wenn der Stimulus wiederholt allein dargeboten wird.

Das Experiment aus heutiger Sicht

- Kritische Einwände erläutern

1. Die fehlende Operationalisierung der Variablen


Die zu konditionierende Reaktion Furcht ist kaum operationalisiert und wird an äußerst
vagen Indizien abgelesen (verzieht das Gesicht, wimmert, fällt vorn über); damit ist die
Feststellung zentraler Variablen von subjektiven Interpretationen abhängig.
2. Die mangelnde Kontrolle der Variablen
Eine Reihe von Indizien legen nahe, dass es wohl immer Watson selber war, der die
Eisenstange geschlagen und die Gegenstände und Tiere dargeboten hat, während Rayner
neben Albert gesessen hat. Im Experiment zeigt sich, dass Albert nicht mit den Haaren
Watsons spielen möchte, wohl aber mit denen zweier anderer Personen. Dies legt die
Vermutung nahe, dass die Person Watson zum bedingten Reiz wurde.
Nun ist aber die Wirkung der neutralen Testobjekte, die, wie angenommen wird, eine
generalisierte Furcht auslösen soll, kaum noch von der Wirkung der darbietenden Person
Watson zu trennen. Die Generalisierungshypothese beginnt zu wackeln.

3. Die Zielgerichtetheit der Fakten-Interpretation


Die tatsächlichen Beobachtungen werden äußerst selektiv interpretiert und widersprüchliche
Fakten ignoriert.
Den hier naheliegenden Interpretationsversuch, dass durch das Eisenstangenschlagen die
Person Watson selber ein konditionierter Reiz geworden sein könnte, hat Watson erst gar
nicht gewagt. Oder noch schwieriger: Warum lernt Albert eine konditionierte Reaktion auf
den im Moment des Lärmmachens unsichtbaren Watson, nicht jedoch auf die sichtbar vor ihm
sitzende Rayner? – Oder ist vielleicht die Abneigung gegenüber dem Fremden Watson gar
nicht in diesem Experiment konditioniert worden.
Für die Interpretation als experimentelle Phobie sind die sehr schwachen Reaktionen in der
letzten Phase des Experiments äußerst unangenehm. Albert scheint hier, nach mind. 9
kombinierten Reizungen, in Bezug auf die Ratte immer noch höchstens zwischen Neugier und
leichtem Unbehagen hin und her zu schwanken.

4. Eine experimentelle Replikation misslingt


Weder intensive Beobachtungen natürlicher Situationen haben einen weiteren Nachweis der
Angstkonditionierung durch Lärm erbringen können, noch ist es Bregman (1934) in analogen
Experimenten gelungen, auch nur bei einem von 15 untersuchten Kindern durch Lärm eine
bedingte Furcht zu indizieren.

- Darstellung des Experiments in späteren Veröffentlichungen kritisch betrachten

Bei der Rezeption des Experiments entsteht der Mythos eines Standardexperiments, dessen
Details in der Rezeptionsgeschichte sukzessive immer glatter, unproblematischer und dadurch
beeindruckender dargestellt werden.
Es wird keine Eisenstange geschlagen, sondern ein Gong
Die weiße Ratte wird zu Alberts Spielkamerad
Das später furchtauslösende Kaninchen ist ein freundlicher Hase
Die Furcht wird übertragen auf: die Reizdimension Pelz oder pelzähnlich; andere Objekte, die
einer Ratte irgendwie ähnlich sehen; andere pelzige Objekte; rattenähnliche, pelzartige Tiere

Auf dem Hintergrund des Originalexperimentes lässt sich kaum auf eine eindimensionale
Generalisierung schließen; dies mindestens aus zwei Gründen:
Vergleicht man die neutralen Reize, auf die Albert Furcht zeigt, mit denen, wo er dies nicht
tut, so lässt sich zu allen vorgetragenen Hypothesen (z.B. Haariges, behaarte Lebewesen,
Pelzähnliches) schon innerhalb dieses Experiments immer mindestens ein
Gegenbeispielfinden.
Auf die Generalisierung einer einzigen Merkmaldimension lässt sich nur schließen, wenn es
sich um eine selektive Reaktion handelt. Da es außer Alberts Bauklötzen keine
Reizalternativen gibt, ist dieses Versuchsergebnis durch das Design erzwungen; die
postulierte Reizgeneralisierung auf ein Merkmal ist eine self-fulfilling prophecy des
experimentellen Designs.

Motorisches Lernen: Bund und Wiemeyer (2005)

Strategien selbstgesteuerten Bewegungslernens

- Theoretisch hergeleitete Strategien erläutern


Kognitive Lernstrategien haben das Verstehen und Behalten des Lernstoffs zum Ziel, dies
kann durch Organisation, Elaboration und Wiederholen des Stoffs erreicht werden.
Organisationsstrategien: Umfassen Lerntätigkeiten die dazu geeignet sind die Aufnahme
und Verarbeitung des Lernstoffs zu vereinfachen. Z.B.: durch Markierung von wichtigen
Textstellen, oder Textzusammenfassungen.
Elaborationsstrategien: werden Angewendet um neue Informationen mit bereits vorhandenen
Wissen oder Können zu verbinden.
Wiederholungsstrategien: zielen auf das schnelle Einprägen neuer Informationen ab und
umfassen alle Aktivitäten mit denen der Lernstoff in irgendeiner Form wiederholt wird. Sie
werden im StraBl in die Gruppe Motorische Lernstrategien integriert.

Metakognitive Lernstrategien: Gelten der Kontrolle des eigenen Lernens. Es wird in Planung,
Überwachung und Regulation unterschieden. Zur Planung einer Lernsequenz gehört z.B. das
Setzen von Zielen und die Feststellung der Aufgabenanforderung.
Überwachung dagegen umfasst Aktivitäten die den eigentlichen Lernprozess und die
erreichten Lernfortschritte kontrollieren.
Regulation bezeichnet alle Aktivitäten, die eine Anpassung des aktuellen Lernverhaltens an
die Aufgabenanforderung bedeutet.

Strategien der Nutzung interner Ressourcen: Betreffen die Investition von Anstrengung und
Aufmerksamkeit sowie den Umgang mit dem eigenen Zeitbudget.

Strategien der Nutzung externer Ressourcen: Potentielle externe Ressourcen sind


Lernumgebung, andere Personen oder Medien in jeder Form.

Motorische Strategien: (Motorisches Üben) Motorisches Üben wird als wiederholte


körperliche Ausführung der Bewegungsfertigkeit verstanden. Strategien beziehen sich auf die
Realisation einzelner Übungsversuche oder der Gestaltung der Übungsfolge.

- Beispielitems nennen
-
Kognitive Lernstrategien: Ich teile die Bewegung gedanklich in Phasen ein; ich versuche
mir die wichtigen Punkte der Bewegung klarzumachen; ich stelle mir vor wie ich die
Bewegung in einer bestimmten Situation anwende.

Metakognitive Lernstrategien: vor dem Üben lege ich fest wie weit ich heute kommen
möchte; ich versuche herauszufinden, welche Teile der Bewegung mir noch
Schwierigkeiten machen; schwierige Teile der Bewegung übe ich besonders sorgfälltig.
Strategien der Nutzung interner Ressourcen: ich übe so lange, bis ich sicher bin, dass ich
die Bewegung kann; wenn ich die Bewegung übe, konzentriere ich mich voll darauf; ich
lege bestimmte Zeiten fest, zu denen ich übe.

Strategien der Nutzung externer Ressourcen: ich gestalte meine Umgebung so, dass ich
möglichst effektiv üben kann; ich übe gemeinsam mit anderen; wenn ich übe achte ich
darauf, dass es in meiner Umgebung möglichst wenig Ablenkung gibt.

Motorische Lernstrategien: ich übe die Bewegung zunächst in vereinfachter Form; ich übe
mehrere Bewegungsvarianten abwechselnd

Entwicklung des StraBl

- Qualität des Fragebogens diskutieren

Grundsätzlich wurde der StraBl in Anlehnung an die deduktiven Instrumente des MSLQ
und dem LIST entwickelt. Es wurde allerdings auf die Entwicklung motivationaler
Lernstrategien verzichtet, und durch das Axiom der motorischen Lernstrategien erweitert.
Die Ergebnisse der Faktorenanalyse belegen dass sich der StraBl bei der Anwendung auf
das Bewegungslernen gut bewährt.
Jedoch gehören die Gründe für die nicht optimale Trennung zwischen den motorischen
Strategien einerseits und den metakognitiven und ressourcenbezogenen Strategien
andererseits noch diskutiert.
Es wird vermutet dass die Formulierung der Items den motorischen Aspekt der Tätigkeit
zu wenig akzentuiert.
Deduktive Fragebögen wie der StraBl haben zwei Probleme: Zum einem besteht
Unsicherheit über den Grad ihrer Realitätsbezogenheit. Zum anderen sind möglicherweise
die Selbstaussagen der befragten Person nicht kongruent mit ihrem tatsächlichen
Verhalten.
Darum wäre es wichtig ein Verfahren zur Erfassung induktiver bewegungsbezogener
Lernstrategien zu entwickeln.

- Perspektiven für die sportbezogene Lernstrategieforschung erläutern

In dem vorgestellten Verfahren wurden Strategien zum Bewegungslernen vorgestellt.


Weiters könnte mit diesem Verfahren geprüft werden wie die Bewegungsstrategien
variieren im Bezug auf Geschlechtsspezifik, Lernphasenspezifik oder Altersspezifik.
Weiters sollte untersucht werden wie Lernstrategien bei unterschiedlichen
Anforderungscharakteren angewendet werden. Wie z.B.: Zeitdruck, Präzisionsdruck…

Kognitionen: Munzart (2006); Raab und Plessner (2006)

Wahrnehmung und Aufmerksamkeit

- Aspekte der Aufmerksamkeit nennen

Begrenzt (Kapazitätsaspekt)
Selektiv (Selektionsaspekt)
Kann willentlich ausgerichtet werden

- Selektive Aufmerksamkeit (visuell) erläutern anhand der Scheiwerfer-Metapher

Die Metapher beinhaltet, dass ein Lichtkegel auf Dinge gerichtet wird, die besonders
relevant sind. Der Scheinwerfer kann eng fokussiert werden, er kann aber auch breiter und
diffuser eingestellt werden. Und er kann von einem Gegenstand zum anderen wandern.
Sie ist aber auch geeignet, Fehler bei der selektiven Aufmerksamkeit zu beschreiben.
Wie, fehlende Fokussierung auf das leistungsbestimmende Merkmal; Ablenkung durch
andere Reize, die nicht zur Aufgabenlösung beitragen; Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit
zwischen mehreren Merkmalen zu teilen bzw. zwischen diesen Merkmalen zu wechseln

- Advanced Cues anhand eines Beispiels erklären

Als Advanced Cues werden Merkmale bezeichnet, die ein Antizipieren von Ereignissen
ermöglichen. Beim Return im Badminton kann man zeigen, dass Informationen über den
potentiellen Auftreffpunkt im eigenen Feld bereits vor dem gegnerischen Treffpunkt des
Balles, also ohne jegliche Information über den Ballflug, aufgenommen werden können.
Es zeigt sich das Experten gegenüber Novizen vor allem Vorteile bei der frühen
Aufnahme der Informationen besitzen. Experten beobachten den Schläger und den Arm
des Gegners, während Novizen nur den Schläger beobachten.

Urteilen, Entscheiden, Problemlösen

- Hot-Hand Phänomen erläutern

Damit ist die Hot-Hand von Basketballspielern gemeint. Demnach sind Sportler, Trainer
und Zuschauer davon überzeugt, dass bei einem Spieler der zwei oder dreimal
hintereinander gepunktet hat, die Wahrscheinlichkeit, dass er den nächsten Wurf trifft,
höher ist, als wenn er vorher zwei- oder dreimal daneben geworfen hat. Statistisch lässt
sich diese Annahme nicht bestätigen, jedoch konnte nachgewiesen werden, dass die Hot-
Hand-Struktur als Hinweis für die schwer zu schätzende Trefferleistung von Spielern
genutzt werden kann.
Burns (2004) zeigte in Computersimulationen, dass Strategien die die Hot-Hand-Struktur
der Abspiele berücksichtigen, Strategien überlegen waren die diese ignorierten, und
interpretierte diese Befunde als adaptive Strategie von Spielmachern.

- Kampf- und Schiedsrichterentscheidungen: Ergebnisse einer experimentellen Studie


zu Elfmeterentscheidungen

Plessner und Betsch (2001) untersuchten in einer experimentellen Studie, ob sich


Schiedsrichter bei Elfmeterentscheidungen von ihren vorherigen Entscheidungen in
vergleichbaren Situationen beeinflussen lassen.
Dabei wurde festgestellt, dass die Entscheidungen bei zwei aufeinander folgenden
Strafraumszenen in vergleichbarer Konstellation (jeweils ein Foul von Team A an Team
B) tatsächlich negativ korreliert waren. Die Wahrscheinlichkeit für eine
Elfmeterentscheidung stieg in Relation zu einer Kontrollgruppe, wenn zuvor in einer
vergleichbaren Szene kein Elfmeter gegeben wurde.
Gab es hingegen ein Foul an Team A und ein Foul an Team B, so waren die
entsprechenden Elfmeterentscheidungen positiv korreliert, das heißt, die
Wahrscheinlichkeit, Team B einen Elfermeter zu geben stieg, wenn Team A bereits einen
Elfmeter erhalten hatte.
Interessant war, dass sich diese Effekte nur für die oftmals spielentscheidenden
Elfmetersituationen nachweisen ließen.

Motorische Entwicklung: Willimczik und Conzelmann (1999)

Annahmekern Motorische Entwicklung in Grundzügen skizzieren

- Leitorientierungen nennen
- Annahmen erläutern

Motorische Entwicklung als Lebenslanger Prozess:


Die menschliche Motorik verändert sich ein Leben lang, entsprechend ist sie über die
Lebensspanne hin zu betrachten. Keiner Altersstufe aus diesem Kontinuum kommt eine
Vorstellung zu.
Motorische Entwicklung als Gewinn und Verlust:
Motorische Entwicklung wird als Veränderung des Verhaltens und der
Verhaltensmöglichkeiten im motorischen Persönlichkeitsbereich über die Zeit verstanden.
Sie orientiert sich am Lebensalter. Veränderungen können sowohl positiv wie auch
negativ in Erscheinung treten.
Einfluss-Systeme auf die motorische Entwicklung (Kontextualismus)
Die Einflußfaktoren auf die motorische Entwicklung lassen sich einerseits in endogene
(anlagebedingte Personenmerkmale) und exogene Faktoren (die Umwelt im engeren
Sinne), und andererseits in altersbezogene (biologisch vorgegebene und von außen
herangetragene Erwartungen z.B.: Rollen), geschichtliche (historischer Wandel von
Gesellschaft und Kultur), und nicht-normative (exogene Faktoren, die nicht kalkulierbar
sind und keine besondere Bindung an Lebenszyklus oder die historische Zeit aufweisen)
Entwicklungseinflüsse differenzieren.
Multidirektionale Entwicklung motorischer Persönlichkeitsmerkmale:
Die einzelnen motorischen Merkmale (Fähigkeiten, Fertigkeiten) entwickeln sich
multidirektional. Dies bedeutet, dass der Grad der Zunahme bzw. Abnahme sowohl
zwischen als auch innerhalb der motorischen Merkmale in den einzelnen
Entwicklungsabschnitten (sehr) unterschiedlich, im Extremfall gegenläufig sein kann.
Plastizität der motorischen Entwicklung:
Die motorische Entwicklung ist durch eine hohe intraindividuelle Plastizität
gekennzeichnet. Entsprechend kommt dem Aspekt der Modifizierbarkeit motorischer
Entwicklungsverläufe durch die Variation exogener Bedingungen eine große Bedeutung
zu.
Einflußfaktoren auf die motorische Entwicklung:
Die relevanten endogenen und exogenen Einflußgrößen können in direkte und indirekte
Faktoren unterschieden werden.
Direkte Einflußgrößen können körperliche Belastungen in Beruf, Alltag und Training
sein; als indirekte anzusehen sind Persönlichkeitsmerkmale und das soziale Umfeld, die
Einfluss auf die direkten Faktoren nehmen können.
Es ist eine Interaktion zwischen den indirekten als auch zwischen den indirekten und
direkten Einflußgrößen anzunehmen.
Bei weiterer Differenzierung der exogenen Einflußgrößen kann zwischen intentionalen
und nicht-intentionalen unterschieden werden. Intentional sind Anpassungserscheinungen,
die auf Belastungen zurückzuführen sind, sowie das (sport)motorische
Fertigkeitsrepertoire, das auf gezielte Lernprozesse in Schule und Verein zurückgeht.
Nicht-intentional wirken vor allem die Alltagsbelastungen und Alltagserfahrungen im
weiten Sinne.

Stress: Stoll und Ziemainz (2003)

Historischer Abriss von Stressbewältigungsansätzen im Überblick

- Autoren und jeweiligen Ansatz benennen

Kognitivtransaktionaler Ansatz  Lazarus/Launier (1981)


Theorie der Ressourcenerhaltung – Multi-axialer Copingansatz  Hobfoll (1988; 1998)
Handlungskontroll-Theorien  Kuhl (1983); Schack (1997)
Proactive-Coping Theory  Schwarzer (2000)

- Thematische Schwerpunkte skizzieren

Kognitivtransaktionaler Ansatz:
Wiederherstellung des psychophysischen Gleichgewichts
• Differenzierung in emotionszentriertes und problemlöse-orientiertes Coping
• Copingerfolg orientiert sich am wiederhergestellten Gleichgewicht und nicht am
Wettkampferfolg

Theorie der Ressourcenerhaltung


Coping ist auf den Schutz des Ressourcenverlusts und auf die Optimierung von Ressourcen
ausgerichtet
• Differenzierung auf drei Achsen (direkt/indirekt, aktiv/passiv, prosozial/antisozial)
• Copingerfolg ist auf die Wiederherstellung des psychophysischen Gleichgewichts
ausgerichtet

Handlungskontroll-Theorien
Im Zentrum des Interesses steht weniger Coping im Sinne einer Wiederherstellung des
psychophysischen Gleichgewichts, sondern der motivational-volitionale Aspekt der
Überwindung von Schwierigkeiten, ausgehend von der Intentionsbildung bis hin zur
Handlungsausführung
• Handlungserfolg ist Outcome-Variable

Proactive-Coping Theory
Verbindung klassisch stresstheoretischer und handlungskontroll-thematischer Überlegungen
• Differenzierung in proaktives Coping, funktionalen Handlungsaufschub, kognitive
Bewältigung, strategische Planung, Suche nach emotionaler, sozialer Unterstützung
• Erfolgreiches Bewältigen zeigt sich in erfolgreichen Handeln

Stressbewältigung als Optimierung der Handlungskontrolle diskutieren


Dieser Aspekt findet seinen Ursprung in sportpsychologisch-leistungsthematischen Ansätzen.
Im Mittelpunkt bei der Bewältigung kritischer Wettkampfsituationen steht der motivational-
volitionale Aspekt der Überwindung von Schwierigkeiten, von der Intentionsbildung bis zur
Handlungsausführung im Mittelpunkt.
Den Stress wird in diesem Zusammenhang nicht nur als negative Belastungswirkung gesehen,
sondern als Phänomen, das ein optimales Wettkampfergebnis erst möglich macht und die
Voraussetzungen für ein solches schafft. Dabei wird dem durchaus positiven Aspekt der
negativen Belastungswirkungen des Stresses Rechnung getragen. Denn zur optimalen
Wettkampfdurchführung ist die Form des Provozierens negativer Belastungswirkungen
durchaus sinnvoll. Liegen allerdings dauernd negative Belastungswirkungen vor, so ist es
notwendig, diese so weit kontrollieren zu können, dass eine optimale Wettkampfdurchführung
möglich ist. Dieser Aspekt ist besonders im Leistungssport von Bedeutung.

Gruppen und Mannschaften: Willhelm (2006); Lau et al. (2008)

Stand der sportpsychologischen Gruppenforschung

- in Deutschland vs. USA abgrenzen

Wie in den Veröffentlichungen zur Kohäsion deutlich wird sind nur in den USA überdauernde
Forschungsaktivitäten zu verzeichnen.
In Deutschland liegt nach vielversprechenden Anfängen (Lüschen 1966; Conzelmann, Gabler
& Schlicht 1996; Eberspächer, Hahn, Kern & Schilling 1979) die sportwissenschaftliche
Forschung der Kleingruppe auf Eis.
Es fehlt eine übergreifende Theorie welche kognitive, emotionale und motivationale
Komponenten unterscheidet und mit dem beobachtbaren Verhalten verbindet.
Wilhelm (2001) hat den ersten Schritt zu einer komplexen Sichtweise unternommen,
zumindest die Kohäsion in eine sozial-motivationale Theorie einzubetten.
Auch Arnscheidt (1999) verfolgt einen fruchtbaren Ansatz um das individuelle,
kohäsionsabhängige Handeln zu erkunden.

- Methodische Probleme aufzeigen

Es besteht die Frage auf welcher Analyseebene Daten gesammelt und ausgewertet werden
sollen. Sollen die Prüfstatistiken auf der Grundlage von Personendaten oder von
Gruppendaten bestimmt werden.
Analysiert man auf der Personenebene, so sind bislang vier Mannschaften (60 Personen)
untersucht. Dadurch, dass bei einer Befragung die Antworten der einzelnen
Mannschaftsmitglieder in die Auswertung eingehen, stellt sich die Frage, ob es dadurch
Probleme gibt. Handelt es sich wirklich um sechzig unabhängige Urteile, oder sind diese
Urteile durch den Gruppenkontext konfundiert.
Hogg (1992) empfiehlt daher Gruppenphänomene auf Gruppenebene zu analysieren. Die
Untersuchungseinheit ist dann nicht mehr die Person, und sollten dennoch
Personenstichproben analysiert werden, so wäre die Gruppenzugehörigkeit als ein weiterer
Faktor zu bercksichtigen.

Kasseler Teampyramide
- Pyramidenstruktur mit Anordnung der Dimensionen skizzieren

Verantwortungsübernahme

Zusammenhalt

Aufgabenbewältigung

Zielorientierung

- Dimensionen erläutern

Zielorientierung:
Ziele und Anforderungen müssen klar formuliert sein. Jedes Teammitglied muss das Teamziel
kennen, akzeptieren und gegebenenfalls individuelle, entgegenstehende Ziele zurückstellen.
Es ist wichtig, dass die Ziele erreichbar scheinen. Unter Umständen müssen Zwischenziele
gesetzt werden bzw. die die Ziele angepasst werden.

Aufgabenbewältigung:
Die Teammitglieder können durch deutlich formulierte Ziele erkennen, welchen Beitrag jeder
einzelne zur Erreichung des Teamziels leisten kann und muss. Es ist wichtig, dass die
Aufgaben- und Rollenverteilung bekannt ist und die Prioritäten klar sind.

Zusammenhalt:
Gegenseitiges Vertrauen, Unterstützung und Respekt, entwickeln sich eher, wenn die Ziele
klar sind und die Aufgabenverteilung eindeutig ist. Dominieren Zielkonflikte, besteht
Unklarheit bezüglich der Prioritäten und werden die Anstrengungen nicht richtig koordiniert,
können Konkurrenz und Unverständnis die Folge sein und somit der Teamzusammenhalt
gestört werden.

Verantwortungsübernahme:
Hier geht es um das Verantwortungsgefühl und die Einsatzbereitschaft der Teammitglieder.
Aufbauend auf der Güte der drei vorhergehenden Faktoren steigt die Wahrscheinlichkeit einer
Verantwortungsübernahme der Teammitglieder für das Gesamtergebnis. In diesem Sinne ist
eine fehlende Verantwortungsübernahme nicht Ursache für Probleme im Team, sondern eher
Folge von Problemen auf den unteren Hierarchieebenen.

Zuschauer und Heimvorteil: Strauß (2002); Strauß und Bierschwale (2008)

Gründe für den Heimvorteil

- Faktoren und deren Wirkung zusammenfassend darstellen

Reisefaktoren:
Die Ergebnisse verschiedener Studien legen nahe, dass von keinem wesentlichen Einfluss der
Reisefaktoren wie der Länge der Anreise ausgegangen werden kann.
Einzig bei einer Reisedistanz von mehr als 4000 Kilometern, gibt es eine Abweichung der
sonst vorhandenen Heimspielquote.
Vertrautheit mit der Sportstätte/Bauweise der Sportstätte:
Auch die Vertrautheit mit der Sportstätte scheint nur in extremen Fällen für den Heimvorteil
relevant zu sein. Es ergaben sich Vorteile für Mannschaften der englischen Liga welche auf
Kunstrasen spielten. Weshalb es auch zu einem Verbot von Kunstrasen im englischen Fußball
kam.
Andere Untersuchungen ergaben, dass kein Zusammenhang zwischen gewohnten Feldgrößen
oder Hallen und der Heimsiegquote besteht.
Im Baseball und American Football wurde festgestellt, dass der Heimvorteil in überdachten
Stadien größer ist als in Stadien ohne Überdachung. Verglichen mit Fußball wo in der Regel
ohne Überdachung gespielt wird ist der Einfluss der Bauweise nicht sehr plausibel, da der
Heimvorteil im Fußball zu den höchsten zählt. Der Grund für den Einfluss der Bauweise ist
daher noch völlig unklar.

Aggressive Spielweise der Akteure:


Häufig wird besonders aggressives Verhalten der Akteure für den Heimvorteil verantwortlich
gemacht. Die Ergebnisse dazu sind allerdings völlig inkonsistent.
Einige Untersuchungen zeigen vermehrtes aggressives Spiel der Heimmannschaft, andere
eine erhöhte Aggressivität der Auswärtsmannschaft, und wieder andere Studien können keine
Unterschiede feststellen.
McGuire et al. (1992) ermitteln eine Interaktion zwischen Ort, Erfolg und Aggressivität:
Heimmannschaften wären aggressiver in gewonnenen Spielen und Auswärtsmannschaften in
verlorenen Spielen.

Schiedsrichter:
Die Entscheidungen und Urteile von Schiedsrichtern sind sehr störanfällig und unterliegen
vielfältigen Verzerrungsmöglichkeiten. Ein Grund ist, dass Schiedsrichter insbesondere vor
großen Zuschauerkulissen unter einem enormen Stress stehen (Teipel, 1999)
Ob dadurch eine Mannschaft bevorzugt wird oder nicht kann natürlich nicht vorausgesagt
werden.
Aus der Untersuchung von Greer (1983) ergibt sich, dass Zuschauer die Foulrate
beeinflussen, nicht jedoch die Leistung.
Festzuhalten ist, dass bisher keine Studie den Schiedsrichtereinfluss auf den Heimvorteil
zeigen konnte.

Soziale Erwartungen:
Dass Akteure mit einem Heim- und Auswärtsspiel unterschiedliche Erwartungen verbinden,
lässt sich aus einigen Untersuchungen ableiten, in denen Sportler hinsichtlich einiger
relevanter Faktoren befragt wurden. Vor Heimspielen fühlten sich die Spieler vitaler und
selbstbewusster, weniger ängstlich und weniger angespannt wie vor Auswärtsspielen.
Im Sinne eines Self-fulfilling-prophecy-Prozesses könnte angenommen werden, dass sich
Akteure, je nachdem, ob sie einen Heimvorteil bzw. Auswärtsnachteil kognizieren, in ihren
Leistungen unterscheiden, und dies auch dann, wenn aus objektiver Sicht überhaupt kein Vor-
oder Nachteil existiert.
Strauß (1999) hat dies geprüft, und hat festgestellt, dass tatsächlich Spieler denen suggeriert
wurde sie hätten einen Auswärtsnachteil, deutlich schlechter in ihren konditionellen
Leistungen abschnitten, als unter objektiv gleichen Versuchsbedingungen, in denen ein
Heimvorteil suggeriert wurde.
Den Erwartungen der Athleten könnte eine Schlüsselrolle bei der Aufdeckung der Gründe für
den Heimvorteil zukommen. Allerdings bedarf es weiterer kontrollierter Studien.

Zuschauer und der Heimvorteil:


Motorische Leistungen können zwar bereits durch die bloße Anwesenheit von Zuschauern
verändert werden (vgl. Srauß, 2002). Wegen der sehr geringen Effektstärken und weil
Sportzuschauer, zumindest in den Mannschaftssportarten, in der Regel nicht nur bloß
anwesend sind, kann dieser Forschungsbereich nicht zur Erklärung des Heimvorteils
herangezogen werden.

- 2 Thesen zum Einfluss von Zuschauern erläutern


• Soziale Unterstützung

Die klassische Annahme ist, dass höhere Zuschauerzahlen für die Heimmannschaft vorteilhaft
und für die Auswärtsmannschaft nachteilig sind (vgl. Agnew & Carron, 1994; Russel, 1983;
Schwartz & Barsky, 1977; Stollenwerk, 1996). Die Autoren argumentieren, dass eine hohe
Zuschauerzahl eine höhere soziale Unterstützung für die Heimmannschaft durch ihr
Heimpublikum bedeuten würde und gleichzeitig eine soziale Ablehnung für die
Auswärtsmannschaft entstehen würde.
Verschiedene Studien zeigen aber, dass die absolute Zuschauerzahl in einem Stadion nicht
oder nur sehr gering mit dem Spielausgang oder anderen Maßen korreliert.
Lediglich in einer häufig zitierten Studie von Nevill, Newell und Gale (1996) ergab sich ein
positiver Zusammenhang zwischen der Heimsiegquote und der Anzahl der Zuschauer. Die
Autoren verglichen die Anzahl der Heimsiege in den unteren Fußballligen Schottlands und
Englands mit denen in der Premier und First League. Kritisch anzumerken ist hier aber, dass
lediglich die Spiele einer Saison betrachtet wurden und dass die Autoren keine
nachvollziehbare Erklärung dafür geben können, warum die Heimsiegquote in der First
League verglichen mit der Premier League etwas höher, aber mindestens gleich ist, im Mittel
aber nur halb so viele Zuschauer in der First League anwesend waren. Gerade letzteres
Ergebnis spricht dafür, dass es keinen Zusammenhang zwischen absoluter Zuschauerzahl und
Heimsiegquote gibt.
Es wird oftmals behauptet, dass eine größere Zuschauerdichte für den Heimvorteil
verantwortlich zu machen sei, z.B. weil dann eher eine Hexenkesselatmosphäre entstehen
würde, die zu einer besonderen Heimstärke führen würde. Die Korrelationen zwischen
absoluter Zuschaueranzahl und Zuschauerdichte sind in der Regel sehr hoch.
Insgesamt zeigen sich in den bisherigen Studien nur geringe bis geringste Zusammenhänge
zwischen der Anzahl der Zuschauer bzw. der Zuschauerdichte und dem Heimvorteil. Die
wenigen Untersuchungen, die das Verhalten der Zuschauer untersuchen, können keinen
Einfluss zeigen. Die These der sozialen Unterstützung kann daher nicht durch empirische
Ergebnisse gestützt werden.

• Sozialer Druck

Mit der choking under pressure-Forschung wird untersucht, wie sich Sportler unter dem
sozialen Druck der auf sie einwirkt reagieren.
Unter choking under pressure versteht Baumeister (1984) Leistungsverschlechterungen unter
Druck, obwohl die Person grundsätzlich motiviert ist, optimale Leistungen zu erbringen.
Faktoren die Druck auf die Akteure ausüben können (pressure-Variablen) sind z.B. der
Wettkampf als solcher und dessen Bedingungen, die Anwesenheit von Zuschauern, die Höhe
der Belohnung, die Erwartung negativer Konsequenzen etc. Zu den pressure-Variablen
werden auch positive wie negative öffentliche Erwartungen gezählt.
Allgemeiner umschrieben verstehen Baumeister und Showers (1986) unter pressure-Variablen
solche Faktoren, die die eigene wahrgenommene Wichtigkeit einer guten Leistung in
bestimmten Situationen erhöhen. Als choking bezeichnen sie das Auftreten von suboptimalen
Leistungen unter diesen pressure-Bedingungen.
Die Wichtigkeit einer zu erbringenden Leistung ist in diesem Ansatz also das zentrale
Konzept. Um die wahrgenommene Wichtigkeit einer guten Leistung zu erhöhen, bedarf es
offenbar nicht viel: Kleine et al. (1988) erreichen dies beispielsweise, indem sie Probanden
vor Absolvierung einer Fahrradergometeraufgabe, in der maximale Leistung erbracht werden
sollte, lediglich darauf hinwiesen, dass das Ergebnis wichtig sei. Es zeigte sich dabei im
Vergleich mit der Untersuchungsbedingung ohne diesem Hinweis deutliche
Leistungseinbußen.
Betrachtet man die Ergebnisse der choking under pressure-Forschung, könnte auch
argumentiert werden, dass eine größere Anzahl von Zuschauern eher einen
leistungsmindernden Einfluss auf die Heimmannschaft habe. Gleiches könnte man natürlich
auch für das Anfeuern von Zuschauern vermuten.
Zusammenfassend betrachtet lässt sich aus den Ergebnissen zur choking under pressure-
Forschung schließen, dass insbesondere die Wichtigkeit eines Wettbewerbs zu
Leistungseinbußen führen kann und dass das Publikum zum einen ein Indikator dieser
Wichtigkeit sein kann und zum anderen auch diese Wichtigkeit erhöhen kann.

Heimvorteil im Hallenhandball

- Methodisches Vorgehen in der Studie

Insgesamt wurden die Resultate sowie weitere Kennwerte (wie Zuschauerzahlen,


Platzierungen vor dem Spiel, Fassungsvermögen der Halle) aller Spiele der 1.
Handballbundesliga der Männer seit deren Einführung im Jahr 1977 bis einschließlich der
Saison 1999/2000 erhoben. Es handelt sich um 5003 Spiele in 23 Spielzeiten. Die Daten
wurden aus der Zeitschrift Handballwoche des Deutschen Handball Bundes, dem
Handballmagazin und diversen Jahrbüchern entnommen.

- Generelle Erkenntnisse (Diskussion)

Der Heimvorteil in der Handballbundesliga mit einem absolutern Heimsieganteil von 66.2%
gehört zu den am höchsten weltweit gemessenen und ist vergleichbar mit dem im Basketball.
Anders als in anderen Mannschaftssportarten, sind keine systematischen Veränderungen des
Heimvorteils über den untersuchten Zeitraum feststellbar. Ein wesentlicher Grund wird in
dem vergleichsweise kurzen Untersuchungszeitraum von 23 Saisonen liegen.
Es gilt also abzuwarten wie sich der Heimvorteil in der Hallenhandballbundesliga im 21.
Jahrhundert, das hier nicht beachtet wurde, entwickelt und ob der vergleichsweise hohe
Heimvorteil nicht wie im amerikanischen Basketball oder englischen und deutschen Fußball
zukünftig sinkt.
Insgesamt ergeben sich keine relevanten Korrelationen zwischen den Leistungsmaßen und
den Zuschauermaßen. Dies fügt sich in das Bild ein, das verschiedene Studien und
Überblicksbeiträge in anderen Sportarten gezeigt haben.
Auch diese Studie in der Hallenhandballbundesliga liefert keine Hinweise dafür, dass
Zuschauer einen Anteil an der Entstehung des Heimvorteils besitzen.

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