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Einführung in die Hydrologie

Herbstsemester 2012
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Organisatorisches zur Vorlesung

• Einführung in die Hydrologie 2KP / 12587-01


• Termin: Mittwochs, 10.15-12.00 Bernoullianum
Hörsaal 103
• Ziel der Lehrveranstaltung
- Die Komponenten des Wasserkreislaufs und dessen grundlegenden
hydrologischen Prozesse verstehen
- Schwerpunkt: Hydrologie der ungesättigten Zone und Abflussbildung
- ergänzt durch Übungen und einfache Arc-GIS Anwendungen
• Leistungsüberprüfung: Abgabe eines hydrologischen Berichtes
und kurze Vorstellung der Ergebnisse am 12.12.2012
- Arbeit in 5er Gruppen
• Fragen: 2 Termine sind als Übungs-und Fragestunden vorgesehen
+ Sprechstunde: Mittwochs 14 -15 Uhr oder nach Vereinbarung
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Literatur

- Introduction to Physical Hydrology, Martin R. Hendriks, Oxford University Press,


2010
- Hydro Script, M. Schöniger & J. Dietrich,
http://www.hydroskript.de/html/_index.html, 2008
- Principles of Hydrology, R.C. Ward and M. Robinson, McGraw-Hill, 2000
- Physical hydrology, S. Lawrence Dingman, Prentice Hall, 1994
- Hydrologie der Schweiz, M. Spreafico und R. Weingartner, Bundesamt für Wasser
und Geologie, 2005
- Lehrbuch der Bodenkunde, F. Scheffer & P. Schachtschabel. Spektrum
Akademischer Verlag, 2002
- Einführung in die Bodenphysik, Karl Heinrich Hartge und Rainer Horn, Enke 1999.
- Soil Physics, William A. Jury & Robert Horton, John Wiley & Sons Inc., 2004
- Methods of Soil Analysis SSSA Book Series 5, Part 1-4, American Society, of
Agronomy, Inc. Soil Science Society of America, Inc. Publisher
- Baumgartner, A. & Liebscher, H.-J. (Hrsg.) (1996): Allgemeine Hydrologie -
Quantitative Hydrologie. - In: Lehrbuch der Hydrologie Bd. 1, 2. Auflage, Gebr.
Borntraeger, Berlin-Stuttgart
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Symbole

A Fläche c Lichtgeschwindigkeit
E Emissivität cp Spez. Wärmekapazität der Luft bei konst. Druck [MJ kg-1 K-1]
Ea reale Evaporation d Distanz
ET Evapotranspiration ea aktueller Dampfdruck [kPa]
F Kraft es Sättigungsdampfdruck [kPa]
G Bodenwärmestrom [MJ m-2d-1] f Infiltrationsrate
I Interzeption g Erdbeschleunigung
I Strahlungsintensität h Höhe
K Wasserleitfähigkeit [m s-1] h Standrohrspiegelhöhe
L Länge n Porosität
P Niederschlag p Druck
Q Wasserfluss [m3 s-1] q Wasserflussdichte [m s-1]
R Abfluss r Radius
R Widerstand ra Aerodynamischer Widerstand der Bodenbedeckung [s m-1]
R Reflexion rs Oberflächenwiderstand der Bodenbedeckung [s m-1]
Rn Nettostrahlung [MJ m-2d-1] t Zeit
S Speicher v Geschwindigkeit
T Temperatur z geodätische Höhe
U Spannung
V Volumen
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Symbole

 Steigung der Sättigungsdampfkurve [kPa K-1]


 Permittivität
r relative Permittivität
Psychrometerkonstante [0.067 kPa K-1]
Winkel

dynamische Viskosität
Permeabilität
Latente Verdunstungswärme [2.45 MJ kg-1]
Wassergehalt
 Wasserstättigungsgrad
g gravimetrischer Wassergehalt
v volumetrischer Wassergehalt
 Dichte des Wassers
a Dichte der Luft
b Lagerungsdichte
w Dichte des Wassers
 Spannung
g Gaspotenzial
h hydraulisches Potenzial
m Matrixpotenzial
o osmotisches Potenzial
z Gravitationspotenzial
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Wasser – ein Thema der Zukunft?
Problem Wasserknappheit:
Weltbevölkerung wächst und der Wasserverbrauch hat sich versechsfacht.
Zudem führt der Klimawandel zu einer Wasserverknappung von ca. 20%
(Fischer Weltalmanach).
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Unterteilung des Wassers

dtv Atlas der Ökologie


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Unterteilung des Wassers

Wassermenge [km!] Anteil [%]

Gesamt 1 384 120 000 100


Salzwasser (Meer) 1 348 000 000 97.4
Süßwasser (gesamt) 36 020 000 100 2.6
Wasser in Polareis, Meereis,
Gletschern 27 820 000 77.2 2.0

Grundwasser, Bodenfeuchte 8 062 000 22.4 0.6

Wasser in Flüssen und Seen 225 000 0.6 0.02

Wasser in der Atmosphäre 13 000 0.04 0.001

Principles of Hydrology
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Wasser – ein Thema der Zukunft
Eine globale Betrachtung vermittelt einen falschen Eindruck:
Die jährlichen Niederschläge betragen 113.500 km3, verteilt auf 6,5 Milliarden
Menschen, ergäbe das für jeden einzelnen täglich 320 Badewannen
Wasser (W. Mauser, 2007).
Davon ist etwa ein Drittel „blauen Wassers“, das uns in Flüssen, Seen und im
Grundwasser zugänglich ist =>jährlich erneuernde Süßwasserreserven in
Höhe von 43.659 km3 zugänglich, von denen der Mensch derzeit 3.830 km3
nutzt (8,8 Prozent) (Fischer Weltalmanach).
 Das Problem ist nicht die Gesamtmenge des Wassers, sondern seine
extrem ungleiche räumliche wie jahreszeitliche Verteilung
(Regenzeiten, Dürren).
 Die ungleiche räumliche Verteilung wird durch den Klimawandel noch
verschärft, obwohl steigende Temperaturen weltweit mehr Niederschlag
bringen. Für viele Regionen wird sich die Trockenheit verstärken, etwa den
Nahen und Mittleren Osten, Indien, Afrika, China, das Innere von
Nordamerika und am Mittelmeer. Im Jahr 2000 waren 26 Länder, vor allem
im Nahen Osten und in Afrika, von Wassermangel betroffen. Für das Jahr
2025 rechnet man bereits mit 39 bis 46 wasserarmen Ländern (H. Gmelch,
2007).
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Wasserknappheit

Die Landwirtschaft hat mit 70% den weltweit höchsten Anteil am Wasserverbrauch. Auf
die Industrie entfallen 205, auf die Haushalte 10%. Der Wasserverbrauch der
Landwirtschaft hat allein seit 1960 um 60% zugenommen (Fischer Weltalmanach).
Zur Ertragssteigerung, werden vielerorts die Wasserreserven übernutzt. Innerhalb von
nur 1-2 Generationen wurde dem Ogallala-Aquifer (Grundwasserspeicher unter den
Staaten Nebraska, Kansas, Colorado, Oklahoma, Texas und New Mexico), so viel
Wasser entnommen, wie in 500 000 Jahren nachströmt (Jackson et al., 2001).
In Teilen Indiens, wo Tiefbrunnen zur Bewässerung eingesetzt werden, sank der
Grundwasserspiegel in einem Jahrzehnt um 30 Meter.
Großstädte, die auf wenig Raum viel Wasser benötigen sind problematisch: In Las Vegas
ist der Grundwasserspiegel in den letzten 50 Jahren um mehr als 90 Meter
gesunken, in Peking um 45 Meter. In Mexico City sackten ganze Stadtteile metertief
ab.
Ingenieuretechnische Lösungen für die Wasserknappheit ziehen oft auch Probleme nach
sich. Als Beispiel ist das Aralseeprojekt zu nennen. Der Zufluss wurde abgegraben,
um Baumwolle, Reis und Gemüse zu kultivieren. Der einst viertgrößte Süßwassersee
der Erde dampfte auf die Hälfte seiner Fläche ein und die Salzkonzentration im See
erhöhte sich. Und auch die bewässerten Gebiet leiden mittlerweile unter der
Versalzung (bedingt durch die starke Verdunstung).
In allen trockenheißen Klimazonen ist Versalzung ein grosses Problem. Die Versalzung
zerstört inzwischen mehr Land, als neues durch Bewässerung hinzukommt.
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Wasserknappheit

Lösungsansätze:
1) Handel mit „virtuellem Wasser“: Darunter versteht man das Wasser, das zur
Erzeugung eines Produkts aufgewendet wird.

Wasserarme Länder können Wasserdefizite ausgleichen, in dem sie


Nahrungsmittel verstärkt aus wasserreichen Ländern importieren und die eigenen
knappen Wasserressourcen für Sektoren mit höherer Wertschöpfung pro
Volumeneinheit Wasser verwendet werden können z.B: Handel zwischen Europa
und den Ländern Nordafrikas, bei dem Sonnenenergie aus der Wüste in Form von
Strom oder Wasserstoff getauscht wird gegen wasserintensive Nahrungsmittel aus
Europa.
ABER
setzt positive Zahlungsbilanzen bei Entwicklungsländern voraus!
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Wasserknappheit

2) Sanierung der Versorgungsleitungen


3) Wasserfond: die meisten Entwicklungsländer mit den hohen Kosten
überfordert. Finanziert durch die Industrienationen mit einem
Trinkwasserpfennig.
4) Vermehrung des Angebots: Zu diesem Zweck bieten sich beispielsweise
die Aufbereitung und Wiedernutzung von Abwasser, die Vermeidung von
Wasserverschmutzung, das Auffangen und Speichern von Regenwasser
(etwa in Zisternen) oder – wie in China – die Umleitung von großen Flüssen
in Trockengebiete an. => unübersehbaren ökologischen Folgen
Mit der Entwicklung des Leitbilds der nachhaltigen Entwicklung Ende der
1980er Jahre kam man von diesem angebotsorientierten Ansatz ab. Heute
ist man davon überzeugt, die Probleme nur durch ein integriertes
Wassermanagement in den Griff zu bekommen, dass ein komplettes
Wassereinzugs- bzw. Flusssystem umfasst.
Das Leitbild des integrierten Gewässermanagements ist auch die
Grundlage der Arbeit aller mit Wasserfragen beschäftigten UN-Organe
wie UNEP, UNDP oder WHO.
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Was macht man als HydrologIn?

=> Integrierte Sichtweise und Verständnis!


Wasserversorgung
• Trinkwassergewinnung und –aufbereitung
• Nahrungsmittelproduktion
Hochwasserschutz, Naturgefahren
• Vorhersage
• Schutzbauten
Energieversorgung
• Wasserkraftanlagen
Landwirtschaft
• Be- und Entwässerung
Schifffahrt, Industrie,
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Kleines hydrologisches Gutachten

• Wählen Sie selbst ein EZG innerhalb der Schweiz. Die Auswahl ist
abhängig von verfügbaren Daten und Ihren Kenntnissen/Interessen
für das Gebiets.
• Die Grunddaten werden Sie erhalten und teilweise selber
recherchieren.
• Sie sollen die hydrologischen Charakteristika Ihres Gebietes
analysieren und darstellen und sich mit der Quantifizierung des
Wasserkreislauf befassen.
• Die Ergebnisse der Gruppen sollen in der letzten Vorlesung kurz
präsentiert werden und in Form eines Berichts abgegeben werden.
• Für die Auswertung der Daten sind Grundkenntnisse in Excel und
ArcGIS erforderlich.
• Arbeit in 5er Gruppen
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Inhalt

Termine Thema Dozent


1 19.09.2012 Fakten zu Wasser & Wasserhaushaltsgleichung Meusburger
2 26.09.2012 Niederschlag und Schneehydrologie Huang
3 03.10.2012 Verdunstung und Interzeption Meusburger
4 10.10.2012 Übung+Fragen Meusburger
5 17.10.2012 Grundwasser und Grundwasserströmung Meusburger
6 24.10.2012 Bodenwasser+Messung Meusburger
7 31.10.2012 Abfluss Meusburger
8 07.11.2012 Abflussbildung+Inflitration Meusburger
9 14.11.2012 Stofftransport Meusburger
10 21.11.2012 Isotopenhydrologie Müller
11 28.11.2012 Übung+Fragen Meusburger
12 05.12.2012 Modellierung Meusburger
13 12.12.2012 Präsentation der Berichte Meusburger
14 19.12.2012 Frei -
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Wasserkreislauf

http://www.buffer.forestry.iastate.edu
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Wasserkreislauf

Wasserbilanz
• erfasst alle Wasserflüsse eines bestimmen Gebiets (durch
Messung und Herleitung aus anderen Komponenten des
Wasserkreislaufs)
Wasserhaushalt
• beschreibt die Wasseraufnahme und -abgabe in einem
bestimmen System
- Ozean
- Grundwasser eines Gebietes
- Versorgungsgebiet eines Wasserverbandes
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Wasserhaushaltsgleichung

Speicherung

!  %  "#  $
! Niederschlag (precipitation)
"# Verdunstung & Transpiration (evapotranspiration)
$ Abfluss (runoff)
% Wasservorratsänderung (change in storage)
Bild: Grip, H. and Rodhe, A., 2000,
Vattnets väg från regn till bäck, Hallgren & Fallgren, Uppsala
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Wasserhaushaltsgleichung
Speicherung: t t

 S(t )dt   P(t )  ET (t )  R(t )dt


0 0

%&'&( Zunahme des gespeicherten Wassers


%&)&( Abnahme des gespeicherten Wassers
langjähriges Mittel und global gesehen:
P= ET+R da es sich um ein geschlossenes System handelt

Hydrologisches Jahr
• Oktober bis September  %*(
- nur noch wenig Schnee in den Bergen
- Grundwasserspeicher auf geringstem Stand
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Speicherung und Verweilzeiten

Wasserspeicherung %&und mittlere Verweilzeit


• Schnee
• Bodenwasser 2 Wochen bis 1Jahr
• Oberflächengrundwasser 50-1400Jahre
• Seen ca. 17 Jahre
• Atmosphäre 10Tage
• Eis, Tiefengrundwasser 10000 Jahre
Die mittleren Verweilzeiten können über das Volumens V und den
Abfluss bzw. Wasserumsatz Q berechnet werden: t0=V/Q
(Bodensee 48km3, Qabfluss=ca. 600m3/s, Qzufluss=ca. 400m3/s , t0)
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Wasserbilanz der Schweiz

1458 mm/a
469 mm/a

991 mm/a

http://www.trinkwasser.ch
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Wasserbilanzen

Abfluss: hydrologische Fernwirkung der Alpen


winterliche Niederschläge (als Schnee und Eis gespeichert) fliessen im
Frühjahr und Sommer ab, wenn der Wasserbedarf der Landwirtschaft
gross ist

Wasserbilanz Europa:
P=600mm, ET=360mm, R=240mm.
Der Abfluss beträgt ca.40% des Niederschlags.

Arides Klima
P/ ET: 0.3: Arid, 0.3-0.6: Semiarid, 0.6-0.9: Subhumid
Humides Klima:
P/ ET: 0.9-1.5:; Humid, >1.5:Perhumid
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Einzugsgebiet

Ein Gebiet, in dem die gefallenen Niederschläge durch ein


Fliessgewässer an einem bestimmten Punkt entwässert
wird.
• wird durch eine ober- und unterirdische Wasserscheide begrenzt
- oberirdisch: verläuft meistens entlang Kammlinien; Reliefformen
wie Berge, Kämme, Sättel
- unterirdisch: Fallrichtung von wasserstauenden und
wasserleitenden Gesteinsschichten
• Wasserscheiden trennen Einzugsgebiete voneinander ab
• ein Einzugsgebiet beinhaltet alle flussaufwärts liegenden
Einzugsgebiete
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Einzugsgebiet

ober- und unterirdische Wasserscheide


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Einzugsgebiet

Typische EZG-
Parameter:
• Form und Grösse
• Hypsographische
Kurve
• Hangneigung
• Flussdichte
• Reliefenergie

http://www.thur.tg.ch
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Einzugsgebiet
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Einzugsgebietsparameter

Entwässerung (km/km2)
Schlecht 0-0.5
Mittel 0.5-2.5
Gut >2.5
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Flussordnung

Schema der Flussordnung nach Strahler


(Eagleson, 1970, S. 373)
weitere Systeme sind nach Horton und
Shreve
Vorsicht Massstabsabhängig
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Hydrologie-Fakten

Wieviel Wasser verbraucht ein Einwohner der Schweiz?

http://www.trinkwasser.ch
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Hydrologie-Fakten

Wieviel kostet Trinkwasser vom lokalen Wasserversorger


und wieviel in der Flasche am Kiosk?
~1.50 Fr. pro m3
Wieviel Wasser speichern die Schweizer Stauseen und die
Schweizer Gletscher?
• Stauseen: 4‘000 Mio. m3 (1.6% der gesamten gespeicherten
Wassermenge)
• Gletscher: 59‘000 Mio. m3 (24% der gesamten gespeicherten
Wassermenge)
Wie lange verbleibt Grundwasser durchschnittlich im
Untergrund?
Oberflächengrundwasser ~300 Jahre
Tiefengrundwasser ~5-10‘000 Jahre http://www.trinkwasser.ch
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Hydrologie-Fakten

Wieviel Wasser wird insgesamt benötigt, um ein Glas Bier


und 1kg Rindfleisch herzustellen?
• Bier: 300 Liter
• Rindfleisch: 15500 Liter
http://www.waterfootprint.org

Issues in Ecology - Technical Report


Water in a changing world
Robert B. Jackson et al.
Ecological Applications 11(4) 2001, pp. 1027-1045
Suche: http://apps.webofknowledge.com/
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Zusammenfassung

1. Aufgaben der Hydrologie


2. Wasservorkommen und Wasserkreislauf
3. Wasserhaushaltsgleichung
4. Einzugsgebiet und Einzugsgebietskennwerte

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