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Wortschatz

1. Wie kann man den Wortschatz im Fremdsprachenunterricht unterscheiden?

Im Fremdsprachenunterricht unterscheidet man zwischen dem


aktiven, dem passiven und dem potenziellen Wortschatz.
• Der aktive Wortschatz umfaßt die Wörter, die der Lernende
produktiv zu verwenden in der Lage ist.
• Der passive Wortschatz umfaßt die Wörter, die der Lernende
einmal gelernt hat, aber nicht produktiv beim Sprechen und
Schreiben verwenden kann, sondern die er nur wiedererkennt
und versteht, wenn er sie hört oder liest.
• Zum potenziellen Wortschatz zählt man alle abgeleiteten und
zusammengesetzten Wörter, die dem Lernenden vollkommen
neu sind, die er aber aufgrund ihrer Bildung erschließen kann,
wenn er Grundwort oder entsprechende Wortbildungsregeln
kennt. Dieser potenzielle Wortschatz ist für den Lernenden von
großer Bedeutung, da von ihm das Niveau seines Hör- und
Leseverständnisses abhängt.
2. Welche Dimensionen des Wortschatzes kennen Sie? Können Sie eine davon genauer
erklären? (5)
 Referenzielle Dimension
Sprachliche Zeichen verweisen auf die Welt, sie haben eine Referenz in der Welt.
z.B. die Wörter Abendstern und Morgenstern haben einen unterschiedlichen
sprachlichen Inhalt (Bedeutung), sie haben aber dieselbe außersprachliche Referenz,
nämlich den Planeten Venus.
Zwischen den sprachlichen Ausdruck und den Referenten in der Welt besteht keine
direkte Beziehung (nur bei lautmalenden Wörtern ist diese tendenziell vorhanden),
sodas ein oder derselbe Referent (z.B. Schrift) in verschiedenen Sprachen durch
unterschiedliche sprachliche Ausdrücke bezeichnet wird.
Die referenzielle Funktion des Wortschatzes betrifft die angemessene Verwendung
sprachlicher Zeichen in ihrem Bezug auf die außersprachliche Wirklichkeit.
Eine sprachlich korrekte Äußerung wie Der Berg dort ist hoch kann referenziell
durchaus angemessen sein, z.B. wenn es sich bei dem Gegenstand, auf den referiert
wird, um einen 15 Meter hohen Hügel handelt.
Die Äußeung Guten Morgen! hat mittags um 13 Uhr geäußert, eine falsche Referenz
in Bezug auf die Wirklichkeit und ist deshalb nicht angemessen.

Es ist eine vorkommunikative Übung, mit der der Aufbau der Assoziationen zwischen
einzelnen Wörtern und der realen Welt erreicht werden soll. Die Aufgabe der
Lernenden ist, Wörter den Bildern so zuzuordnen, die ihre entsprechenden Referenzen
in der realen Welt haben.
 Syntagmatische Dimension
Als die syntagmatische Dimension sprachlicher Zeichen werden die Beziehungen der
Wörter untereinander, ihr Miteinander-Vorkommen in der Abfolge der Äußerung,
bezeichnet. Die syntagmatische Dimension hat einen syntagtischen und einen
semantischen Aspekt.

Der syntaktischer Aspekt betrifft z. B. die Valenz des Verbs lernen im Beispiel
erfordert 2 Ergänzungen, eine Nominativergäzung (du) und eine Akkusativergänzung
(Sprachen).
Parallel gibt es syntagmatische Bedeutungsbeziehungen (Valenzen), so ist z.B. lernen
aufgrund seiner Bedeutung mit Sprache als Objekt der Handlung kompatibel, nicht
aber mit Haus, Möbel , Schönheit usw.
 Paradigmatische Dimension
Unter der paradigmatischen Dimension sprachlicher Zeichen versteht man die
Beziehung zu alternativen Zeichen. Paradigmatische Wortfelder konstituieren sich aus
semantisch zusammengehörenden Wörtern, z.B. das Wortfeld Gebäude: Schloss,
Haus, Villa, Hütte, … zwischen den Wörtern in paradigmatischen Wortfeldern
bestehen semantische Bedeutungsbeziehungen wie Synonymie (Schlips – Krawatte),
Über- bzw. Unterordnung (Gebäude – Haus), Gegensatz (groß – klein), usw.
Beispiele für Übungen, denen paradigmatische Relationen zugrunde liegen
z.B.

Bei dieser Übung müssen die Lernenden den Wortschatz entsprechend klassifizieren,
indem sie objektbezogenen Eigenschaften von Menschen angeben, was den
semantischen Zusammenhalt des vorgegebenen Wortfeldes herstellt und individuelle
Zuordnungen erlaubt und zum Schluss werden die Antonyme angegeben, wodurch die
Adjektive ganz genau und eindeutig verstanden werden sollen.
 Konnotative Dimension
Unter der konnotativen Dimension des Wortschatzes versteht man das mit Wörtern
verbundene mentale Assoziationsfeld. Die konnotative Bedeutung hat individuelle,
gruppenspezifische und kulturspezifische Aspekte.
Mit diesem Übungstyp sollen konnotative Vernetzungen des Wortschatzes gebildet
werden. Es geht darum, dass Lernende Wörter im vorgegebenen Rahmen individuell
zuordnen, was dann eine Basis für Äußerungen oder Diskussionen im Unterricht sein
kann.
z.B.
 Kontrastive Dimension
In den genannten vier Dimensionen unterscheidet sich der Wortschatz von Sprache zu
Sprache. Unter didaktischen Aspekten ist deshalb die kontrastive Dimension des
Wortschatzes besonders wichtig, d.h. die Unterschiede und somit häufig auch
Fehlerquellen zwischen den Wörtern der Muttersprache der Lernenden und der
Zielsprachen. Diese Dimension kann besonders in sprachlich homogenen
Lernergruppen mit Gewinn berücksichtigt werden.

3. Worauf sollten Sie achten, wenn Sie den Wortschatz für


einen Fremdsprachen-unterricht auswählen würden?
 Das erste im Unterricht geltende Prinzip ist, dass die Wörter, die eine konkrete
Bedeutung haben, in den ersten Etappen des Spracherwerbs zuerst vermittelt
werden. Die Wörter wie z.B. Tisch, Stuhl, Schultasche usw. gehören zu der
Wortliste für Anfänger, weil das eben die Bezeichnungen sind, die Lernenden
direkt um sich herum haben und die ganz leicht zu erklären sind. Die Wörter
wie z.B. Wohltätigkeit sind in dem Unterrichtsraum nicht vorhanden und aus
diesem Grunde können viel schwer erklärt werden. Andere Kriterien, die bei
Vermittlung von Wörtern verwendet werden, sind aber von
wissenschaftlichenm Charakter und als zwei wichtigsten gelten hier die
Anwendungshäufigkeit und der Anwendungsbereich der einzelnen
Spracheinheiten.
Das zweite Prinzip, nach dem man sich bei der Auswahl des Wortschatztes
richtet, ist die Häufigkeit. Auf dieser Grundlage, d.h. wie oft ausgewählte
Wörter von den Muttersprachlern verwendet werden, können wir entscheiden,
welche Wörter vermittelt werden sollen. Die am h

äufigsten benutzten Wörter stellen eben den Grundwortschatz dar, der in der
ersten Linie unterrichtet werden sollte.

 Im Gegensatz dazu gibt es die Meinung, dass die Entscheidung, welcher


Wortschatz gelehrt und gelernt werden sollte, wird dann auch stark durch
solche Faktoren beeinflusst wie das Thema, die Funktion und die Struktur des
Unterrichts oder die Beherrschbarkeit oder Bedürfnisse und Erwartungen der
Lernenden. Das sind:
- Brauchbarkeit – zu diesem Zweck bedient man sich einer
Bedürfnisanalyse, anhand derer festgestellt wird, was für eine Gruppe von
Inhaltswörtern den Bedürfnissen einer Zielgruppe entspricht.
- Verstehbarkeit – das Verhältnis von Muttersprache und Zielsprache
(Verwandtschaftgrad) und außerdem bezieht sich dieser Begriff auf die
Fragen des Kulturkontakts.
- Lernbarkeit – welche Wörter von bestimmten Lernenden leicht behalten
werden und nach diesem Kriterium sollen sie in den Grundwortschatz
aufgenommen werden.

 Die Auswahl des Wortschatzes, der den Lernenden vermittelt werden soll,
hängt von bestimmten Kriterien ab. Diese Kriterien sind:
- Lernbarkeit- hängt mit der Frage zusammen, welche leicht zu
lernende und schwer zu lernende Wörter sind
Leicht zu lernen sind:
+ Wörter, die in der Mutter- und Fremdsprache inhaltlich und formal
ähnlich sind
+ Wörter, zu denen sich der Lernende klare Situationsbezüge
vorstellen kann
+ Wörter, die inhaltlich und formal gut in Kontexte eingebettet sind
+ Wörter, deren Inhalt der Lernenden emotional ansprechen
+ Wörter, die sich der Lernende visuell darstellen kann

- Brauchbarkeit- hängt mit der Frage zusammen, zu welchen Zwecken


Lernende einen bestimmten Wortschatz brauchen.
Beispiel:
+ der Wortschatz fuer Touristen
+ der Wortschatz fuer Medizinstudenten
+ der Wortschatz fuer angehende Lehrer

- Verstehbarkeit- hängt mit der Frage zusammen, welche


Ähnlichkeiten zwischen der Muttersprache bzw. Kultur der Lernenden
und der Zielsprache vorhanden sind.
Beispiel:
+ verwandtschaftliche Beziehungen zwischen einzelnen Sprachen
(germanische, romantische, slawische Sprachen usw.)
+ kulturelle Beziehungen (Gewohnheiten, Auftreten in der
Oeffentlichkeit usw.)

4. Um welche Übungsform handelt es sich in der Übung? Begründen Sie Ihre Antwort,
indem Sie die Merkmale der Übungsform nennen.
4.1 Beispiel 1

Es handelt sich hier um vorkommunikative Übungen, in denen


Assoziationen zwischen Wörtern und der Realität aufgebaut
werden.
In dieser Übung werden Wörter/ Wortgruppen Bildern zugeordnet,
die für die Referenz in der realen Welt stehen, die Aktivierung des
visuellikonischen Subsystems des Gedächtnisses trägt zudem zu
einer verbesserten Speicherung der sprachlichen Einheiten bei und
erhöht den Behaltenseffekt.

4.2 Beispiel 2

Es handelt sich hier um bildgesteuerte Sprachverwendung.


Mit dieser Übung kann der Lehrende auch Ausdrücke und Wörter
vorgeben und ihre
Verwendung in der produktiven mündlichen oder schriftlichen
Sprachausübung stimulieren
wie Erfinden einer Geschichte anhand von Bilder.
5. Es gibt bei der Wortschatzarbeit 3 Phasen, mit denen man den Wortschatz einführen,
einüben und aktivieren kann. Nennen Sie für jede Phase 3 Übungsformen als Beispiel.

5.1. Einführen und verstehen des Wortschatzes


A, nonverbale Semantisierung
- Die visuellen Medien: Bilder, Fotos ...
- nonverbale Mittel: Gestik + Mimik + Körperteile ...
B,verbale Semantisierung
- Einbettung in einen semantisierenden Kontext, dabei kann der Lehrer aufgrund
seines allgemeinen Weltwissens die Bedeutung eines unbekannten Wort erschliessen.
Der semantisierende Kontext kann auch typische Situationen darstellen.
- Paraphrase (d.h. eine Umschreibung der Bedeutung mit anderen Worten)
+ die Paraphase in einen erlaeuternden Kontext
+ Eine spezielle Form der Paraphrase ist die Definition, die aus dem Überbegriff und
dem charakteristischen differenzierenden Merkmal besteht
- logisch-semantische paradigmatische Bedeutungsbeziehung
+ Angabe untergeordneter Woerter
+ Angabe von Synonymen, d.h. von bedeutungsgleichen oder bedeutungsähnlichen
Wörtern
+ Angabe von Wörtern mit gegensätzlicher Bedeutung (Antonyme)
+ Reihung von Woertern
- Analogie (Dreisatz)/ Gleichung
- Wortbildungsstruktur
- Internationalismen
5.2. Einüben und Behalten des Wortschatzes
- kognitive Wortschatzübungen:
+ Übungen auf der Basis paradigmatischer Relationen: Synonymie, Antonymie,
Zugehörigkeit zu einem paradigmatischen Wort- und Sachfeld, Analogieschlüssen...
+ Übung zur referenziellen Funktion des Wortschatzes: vorkommunikative Übungen,
(in diesen verbalen Beschreibungen Wortschatz desselben Wortfeldes verwendet
wird?)
+ Übung zur konnotativen Vernetzung: individuelle Bedeutungsstruktur aufbauen und
festigen, individuelle Zuordnungen (Assoziogramm)
- situativ- pragmatische Übungen:
Vertextungsübung, lexikalische Lückenübung, Realitätsgestalt der Übung,
Kettenübung...
5.3. Aktivierung des Wortschatzes
- kognitive lexikalische Speicherübungen (Assoziogramm, Stimulus, Reihenübung),
- Paralleltexte schreiben (Lückentext, freie Schreibaufgabe),
- situative oder thematische Dialogvariation,
- bildgesteuerte Sprachverwendung.

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