Sie sind auf Seite 1von 14

Torsen-

Ausgleichsgetriebe

Torsen-Ausgleichsgetriebe sind
Ausgleichsgetriebe mit selbstsperrender
Wirkung, die zur Gruppe der
Sperrdifferentiale gehören. Heute werden
sie vor allem als Zentraldifferential in
Allradfahrzeugen eingesetzt,
insbesondere bei den Audi quattro-
Modellen.
Der Name „Torsen“ leitet sich ab von den
englischen Wörtern für „Drehmoment“
(Torque) und „empfindlich“ (sensitive).
Dieses Kunstwort beschreibt die
drehmomentfühlende Eigenschaft dieser
Sperrdifferentiale.

Die prinzipielle Erfindung geht bereits auf


das Jahr 1918 zurück. Entwickler des
Typs A war Vern Gleasman, der das
Differential 1958 zum Patent anmeldete.
In Deutschland ist Torsen seit 1983 eine
eingetragene Marke der JTEKT
Corporation mit Sitz in Osaka (Japan).
Das Torsen-System kam erstmals 1983
im HMMWV auf den Markt. Ab 1986
Torsen-Differenzial Typ B

Torsen-Differenzial Typ C

Im Markt sind heute vor allem die ersten


beiden Torsen-Typen vertreten:

Beim Typ A sind die Ausgleichsräder


(Planetenräder) und die Seitenräder
(Abtrieb) als Schraubenräder
ausgebildet, das heißt die Verzahnung
steht um 45° schräg zur Achse und die
Achsen stehen senkrecht zueinander.
Die Gleitbewegung in der Verzahnung
und die einfache Lagerung
verursachen dadurch hohe
Reibungsverluste, welche die
gewünschte Sperrwirkung erzeugen,
falls auf der Abtriebsseite eine
Drehzahldifferenz auftritt.
Beim Typ B sind die Achsen aller Räder
parallel, daher wird es gelegentlich
auch „Parallelachsendifferential“
genannt. Die Verzahnung wird als
Schrägverzahnung
(Schraubenverzahnung) mit extrem
großen Schrägungswinkeln ausgeführt,
Auch hier entstehen in der Verzahnung
Kräfte, die die Stirnflächen der
Zahnräder gegen das Gehäuse drückt.
Dort entsteht ein großer Teil der
Reibung.
Der Typ C ist als Planetengetriebe
aufgebaut. Durch große
Schrägungswinkel der Zahnräder und
schräge Steckverzahnungen entstehen
im Differential große Axialkräfte, die
über Reibscheiben das gewünschte
Sperrmoment erzeugen. Der Typ C
lässt sich mit einem offenen
Differential zu einer kompakten Einheit
kombinieren. Beim Typ C ist die
Drehmomentverteilung nicht 50:50, wie
sonst bei anderen Achsdifferentiale
üblich; daher wird der Typ C
ausschließlich als Zentraldifferential
zwischen den Achsen (vor allem bei
Audi) eingesetzt.

Der Typ A erreicht weitaus höhere


Sperrwerte als der Typ B. Wie bei allen
drehmomentfühlenden Differentialen
wird, wenn kein ESP vorhanden ist, bei
einem angehobenen Rad kaum Vortrieb
erzeugt. Bei Fahrzeugen ohne ESP kann
dies Auswirkungen beim Anfahren
haben. Abhilfe schafft in solchen
Situationen eine leichte Betätigung der
Bremse, wodurch die Kraft auf alle Räder
verteilt wird. Von Vorteil ist die ESP-
Kompatibilität und der Einfluss auf die
Fahrdynamik im sportlichen Bereich.
Aufbau Typ A

An Stelle der vier Kegelräder bei einem


gewöhnlichen Differentialgetriebe wirken
beim Torsen mehrere Schraubenräder
mit ungefähr 45 Grad Steigung, die über
Stirnradpaare an den beiden Enden der
Schraubenräder aneinander gekoppelt in
die beiden schrägverzahnten
Antriebswellen eingreifen. Dadurch
können Drehzahldifferenzen
ausgeglichen werden; durch die den
Schraubenrädergetrieben eigene, hohe
Verlustleistung und durch zusätzliche
Reibscheiben entsteht die Sperrwirkung.

Einfluss auf die


Fahrdynamik
Torsen-Differentiale sperren abhängig
vom übertragenen Drehmoment. Man
kann bei Torsen-Differentialen (wie bei
allen drehmomentfühlenden
Sperrdifferentialen) mehrere
Betriebsmodi unterscheiden:

Im Zugbetrieb wird das Fahrzeug vom


Motor angetrieben. Überträgt eine
Achse weniger Antriebskräfte, liegt
also Traktionsverlust vor, wird durch
das Torsen-Differential automatisch
mehr Antriebskraft auf die sich
langsamer drehende Achse (also meist
jene mit mehr Traktion) übertragen. Ist
eine Achse oder ein Rad angehoben
(bzw. steht auf spiegelglattem Eis), so
bleibt die Sperrwirkung des
Torsendifferentials wirkungslos – das
Rad bzw. die Achse mit der geringsten
Bodenhaftung dreht durch. Abhilfe
kann hier eine Differentialsperre oder
eine Antriebsschlupfregelung
schaffen.
Im Schubbetrieb wird der Motor
geschleppt, also vom Fahrzeug
angetrieben. Geht man vom Gas,
kehren sich die Kraftflüsse im Torsen-
Differential um. Hat der Fahrer
ausgekuppelt, wirkt es wie ein offenes
(ungesperrtes) Differential, und die
Achsen sind weitgehend entkoppelt.
Damit ist der Eingriff des ABS und ESP
ungestört möglich.
Bei Kurvenfahrt verteilt das Torsen-
Differential immer mehr Antriebskräfte
auf die langsamer drehende Achse,
was zumeist die Hinterachse ist. Sollte
die Hinterachse Traktion verlieren,
sorgt das Torsen automatisch für mehr
Kraft auf der Vorderachse.

Anwendung
Bei den ersten Audi-Quattro-
Allradfahrzeugen ab der Einführung 1980
waren zunächst manuell sperrbare
Differentiale des konventionellen Bautyps
eingebaut, die dann im Zuge der
Modellpflege 1986 durch Torsen-
Differentiale vom Typ A ersetzt wurden.
Bei Audi- und VW-Allrad-Fahrzeugen, die
auf quer zur Fahrtrichtung eingebauten
Frontmotoren basierten, wurden Visco-
und Haldex-Kupplungen eingebaut.

Ab 1990 wurde im Rover 220 Coupé 2.0


Turbo ein Torsen-Getriebe verbaut.

In der dritten RX-7-Generation (FD) von


Mazda (1992–2002) ist ein Torsen-
Hinterachsdifferential eingebaut, ebenso
in die 1,9-l-Modelle des Mazda MX-5
(NB)sowie im Honda S2000. Auch der
durch Subaru und Toyota in Kooperation
entwickelte und 2012 vorgestellte Toyota
GT86 bzw. Subaru BRZ verfügen über ein
Torsen-Hinterachsdifferential.
Zu den frontgetriebenen Fahrzeugen, in
die serienmäßig ein Torsen-Differential
eingebaut wurde, zählen der Ford Focus
RS sowie die Sonderserie „Championship
White Edition“ des Honda Civic Type R.

Peugeot hat ein limited-slip Torsen-


Differential in seinem 2014
veröffentlichten RCZ R verbaut. Auch der
Peugeot 308 GTi verfügt über ein Torsen-
Differenzial.

Bis heute werden Torsen-Differentiale als


Mitteldifferential vor allem bei den Audi-
Fahrzeugen mit längseingebauten
Motoren als wichtiges Merkmal und
Imageträger verbaut.
Weblinks
Animation eines Torsen-Differenzial
Torsen Differential, How it works ?
(englisch)
Zeichnungen und Animation zum
Torsen A und zum Torsen B (Helical
LSD) (Funktioniert nicht in Opera)
Typologie und Bilder
Website des Markeninhabers JTEKT
Corporation

Abgerufen von
„https://de.wikipedia.org/w/index.php?
title=Torsen-
Ausgleichsgetriebe&oldid=184814743“
Zuletzt bearbeitet vor 8 Monaten v…

Der Inhalt ist verfügbar unter CC BY-SA 3.0 ,


sofern nicht anders angegeben.

Das könnte Ihnen auch gefallen