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Die menschliche Stimme

Stimmerzeugung

• Luftreservoir (Lungen) um:


– einen Überdruck aufrechtzuerhalten
– Auslasskanal mit Verengungen, an der Luftstrom unterbrochen oder verändert
wird
– Resonanzraum durch den best. Frequenzen verstärkt werden

Anatomie

Die

Luftströmung kann durch die Stimmbänder (Stimmlippen) unterbrochen werden.

Die Öffnung zwischen ihnen wird als Stimmritze (Glottis) bezeichnet.

Für die Phonation schließen sich die Stimmlippen ganz oder fast. Die Lungen üben einen
Luftdruck auf sie aus.

Dieser Druck bringt die Stimmbänder zum Öffnen und zum schubweisen Einlassen von Luft
in den Vokaltrakt. Die Stimmbänder schwingen dabei mit einer Frequenz, die von der
Spannung ihrer Muskeln kontrolliert wird.
Frequenzvergleich

• Bei normaler Sprache


Männer: 70 bis 200 Hz
Frauen: 140 bis 400 Hz

Unterschied wird durch unterschiedliche Länge und Schwere der Stimme erklärt.

Spracherzeugung

• Phonem (=Elemente der Sprache)

– Plosivlaute (Verschlusslaute)
– Reibelaute (=Zischlaute)
– Andere Konsonanten (u.a. Nasallaute)
– Reine Vokale
– Diphthonge (=Doppelvokale)

Der Bernoulli-Effekt

Der Druck entlang einer Strömungslinie wird umso kleiner, je größer die
Strömungsgeschwindigkeit wird.

Wie kann die Schwingung zu großen Amplituden anwachsen und beliebig lange
beibehalten werden?

• Energiezufuhr
• Stimmbänder unterliegen auch anderen Kräften, die parallel zur Strömung wirken und
in den meisten Fällen stärker sind als die Bernoulli-Kräfte, zusammen ergeben sich
daraus rollende Bewegungen.
• Vokaltrakt nachgiebige Wände => Absorption eines großen Teils der
Schwingungsenergie
• Muskuläre Kontrolle
Die Formanten

Bei gegebenem Lungendruck, Stimmritzenöffnung und Stimmbänderspannung findet


praktisch immer die gleiche Schwingung statt, unabhängig von der Form des Vokaltraktes (so
lange er nur offen ist)
Also: durch den Kehlkopfapparat wird nicht nur die Frequenz der Stimmbänderschwingungen
fast ausschließlich bestimmt, sondern auch die Wellenform.
Die Erzeugung verschiedener Vokale durch Zungenbewegung muss also auf verschiedenen
Filterfunktionen beruhen, die auf ein und denselben von den Stimmbändern hervorgebrachten
Grundklang einwirken.
Die Schallwellen, die in den Vokaltrakt eintreten, würden unverändert einen „pfurzenden“
Klang haben, in etwa so wie die Lippen eines Trompeters (ohne Mundstück)
=eine Folge von Luftstößen; eher schwaches Geräusch: Stimmbänder nie ganz geschlossen,
Wellenform relativ geglättet
Meistens ist der Luftstrom für eine Teildauer jedes Zyklus vollständig unterbrochen.(bis zu
einem Drittel bei hohem Atemdruck und enger Ausgangsposition der Stimmritze)

Bild 1
Ungefähre Wellenformen der im Kehlkopf
erzeugte Schallwellen und ihr jeweiliges
Frequenzspektrum
Q= Durchflussmenge durch die Stimmbänder
in cm^3

a) weicher Klang, Stimmritze nie


geschlossen
b) typisch mittlerer Klang, allmählich
abnehmendes Frequenzspektrum
c) sehr lauter Klang, Stimmritze 1/3
jedes Zyklus geschlossen

Was ist ein Formant?


Ein Formant bezeichnet die Konzentration von akustischer Energie in einem bestimmten
Frequenzbereich. Aufgrund der Resonanzeigenschaften des Artikulationsraumes werden
gewisse Frequenzbereiche verstärkt. Die Formanten sind diejenigen Bereiche, bei denen die
relative Verstärkung am größten ist.

Der Vokaltrakt hat die ungefähre Form einer Röhre, ca. 17 cm, innen geschlossen und am
Mund offen ( siehe auch Rohrblattinstrumente)
a) Resonanzverhalten eines
perfekt zylindrischen
Vokaltrakts
b) Stärke der Teiltonfrequenz
eines Spektrums nach dem
Passieren des Vokaltrakts;
Grundfrequenz= 100 Hz
c) GF= 200 Hz

Oktave höher: Formante ident!! Das


Ohr erkennt die Lage dieser
Formantbereiche irgendwie fast
unabhängig davon, welche
Einzelfrequenzen diese Bereiche
bilden;
Hier wird eine weitgehend identische
Vokalfarbe ( etwas relativ neutrales, öö
oder ää....) gezeigt.

konisch zulaufende Röhre mit ca.


17 cm Länge
Beeinflussung des Klangs
besonders durch die Öffnungsweite
des Kiefers

Vokaltrakt: einander anschließende


Zylinderstücke
b) iii: Zunge oben vorne; Einfluss
durch die Form des
Zungenhauptkörpers
c) offenes ooo: Zunge hinten unten; E.
durch die Zungenspitze
Querschnitt des Vokaltrakts
Zunge vorne für i und e, hinten für u und a, oben bei i und u, unten bei e und a

Es gibt 4 Formantbereiche. Obwohl uns auch der 3. und 4. Formantbereich beim Erkennen
von Vokalen hilft, kann man sie größtenteils bereits anhand der ersten beiden
Formantbereiche unterscheiden.

a) Vokal a bei Grundton 150 Hz


b) A bei 90 Hz
c) U bei 90 Hz
a-b haben die gleichen Formanten, jedoch
unterschiedliche Tonhöhen; b-c haben
unterschiedliche Formanten aber die
gleiche Tonhöhe.
Sprachspektrogramm
Wichiges Mittel zur Analyse rasch folgender Phoneme

Frau: „Say bite again“


a) mit kurzer Pause zwischen den Worten
b) noprmale flüssige Sprache
c) Auf den schwarzen Stellen liegen die Formantbereiche

SO KANN MAN DIE AKUSTISCHEN EIGENSCHAFTEN DER SPRACHE


ANALYSIEREN, V.A. DIE ÄNDERUNGEN IN DEN FORMANTLAGEN, DIE DURCH
DIE BEWEGUNGEN DES VOKALTRAKTS BEWIRKT WERDEN.

Formantfrequenzen für reine Vokale, die beim Singen lange Zeit konstant bleiben würden,
bleiben in der Sprache nur selten länger ans eine Zehntelsekunde unverändert.

Vergleiche Bild 1:

Filterprozess der Formantgebung


2 Faktoren sind ausschlaggebend: Lautstärke
und Stimmlage

a) weicher Klang, einige Teiltöne


schwach, Filter kann nicht
ausgleichen- höhere Formanten haben
zu geringe Frequenzen
b) mittlerer Klang, Durchschnitt
c) sehr lauter lauter Klang- höhere
Formanten deutlicher
Vokalausgleich:

a) normale Formantlage des gezogenen uuu


(wie Uhu); Grundfrequenz 660 Hz (=e2)-
wenig erste Teiltöne
b) Formantbereich ist verschoben- statt uu singt
die Person ein ou= kräftigerer Klang weil +
ersten beiden Teiltöne

Schwach gesungene Vokale verfügen über wenig


spezifische Klangfarbe, während laut gesungene sehr deutlich unterschiedlich klingen.
Problem: hohe Lagen; höhere Frequenzen spreizen die harmonische Reihe so weit aus, dass
u.U. ein gegebener Formantbereich keinerlei Resonanz-Unterstützung im Vokalapparat findet.
Deshalb verschiebt man die Formantbereiche in den höheren Lagen, um ausreichend starke
niedrigere Teiltöne für einen musikalisch klangvollen Ton hat. (obwohl sie dadurch bewusst
unkorrekte Vokalfärbungen in Kauf nehmen). Verschiedene Vokale können dabei fast in ein-
und demselben Klang verschmelzen.

Tabelle 1: Gemittelte Formantlagen aus dem Vokaldreieck

Vokal-Formant-Zentren
deutscher Vokal IPA Formant f1 Formant f2
U u 320 Hz 800 Hz
O o 500 Hz 1000 Hz
å 700 Hz 1150 Hz
A a 1000 Hz 1400 Hz
ö ø 500 Hz 1500 Hz
ü y 320 Hz 1650 Hz
ä 700 Hz 1800 Hz
E e 500 Hz 2300 Hz
I i 320 Hz 3200 Hz

Tabelle 2: Typische spektrale Anhebung (Quint- bis Oktavbreite), die bei Gesang und
Instrumenten gezielt eingesetzt wird.

Praktische Pegelanhebungen
Hohe Amplitude bei Klangempfindung Bemerkung
200 bis 400 Hz sonor 1. Formant u
400 bis 600 Hz voll 1. Formant o
800 bis 1200 Hz markant 1. Formant a
1200 bis 1800 Hz näselnd 2. Formant ü
1800 bis 2600 Hz hell 2. Formant e
2600 bis 4000 Hz brillant 2. Formant i
8000 Hz spitz diffuse "Höhen"
über 10000 Hz scharf Oberton-"Glanz"
Spezielle Probleme der Sängerstimme
- Art und Weise, in der Stimmapparat gesungene Töne produziert, kann je nach Tonhöhe sehr
unterschiedlich sein
- großer Teil sängerischen Ausbildung besteht in Beherrschung und Ausnutzung zwischen
„Brust- und Kopfstimme“
- ganz offensichtlich wird dies beim Mann von der normalen Stimme zur Falsettstimme
Vokalfalten sind langgezogen und dünner, werden dadurch effektiv steifer, können mit
höheren Frequenzen vibrieren
Stimmritze (Glottis) bleibt dabei immer etwas offen – Wellenform relativ gleichmäßig und somit
Klangfarbe ziemlich rein und rund bleibt
Andauernde Öffnung der Simmritze trägt aber auch dazu bei, dass Luftvorrat des Sängers im
Falsett schneller erschöpft ist, als sonst
- Gesangslehrer gebrauchen Wörter, wie Resonanz oder Tragfähigkeit oder Stimmkraft
manchmal in vager Art und Weise – für Akustiker schwer nachzuvollziehen
- Resonanz bezeichnet besonders starke Schwingungserregung, die auftritt, wenn System mit
einer Frequenz angetrieben wird, die mit Eigenschwingungsfrequenz weitgehend
übereinstimmt
Es ist richtig, von sorgfältiger Kontrolle des Kiefers, Zunge und des Gaumens als Mitteln zur
Erzeugung besserer Stimmqualität infolge von Resonanzen zu sprechen aber nicht von
Resonanz im Brustkorb – irreführend
In psychologischer Hinsicht ist es hilfreich über Brustkorb zu denken, um gleichmäßigen, gut
beherrschenden Luftdruck an Kehle zu bekommen
Glottis isoliert Vokaltrakt von Lungen – schwammiges Lungengewebe ist eine
Körperregion, die alle auf- oder eintreffenden Vibrationen absorbiert, niemals
nennenswerte Wellen reflektiert
- in ähnlicher Weise kann Reden über Tragfähigkeit psychologisch, d.h. in Vorstellung des
Sängers mit Muskelkontrolle assoziiert sein, führt zu lauteren und gleichmäßigeren Klang
im Vokaltrakt und größere Mundöffnung
- Schallintensität wird jedoch immer mit Entferung nach gleichem Gesetz abnehmen
- Gerichtetheit der Schallabstrahlung wird vollständig durch Beugung bestimmt
- hörbare WELLENLÄNGEN:
→ Wellenlängen zwischen 15m – ca. 0,5m ( d.h. Frequnzen bis ca. 700Hz) breiten sich fast
gleichmäßig in alle Richtungen aus
Kopf, als Hindernis stellt keine Beeinträchtigung dar
→ bei höheren Frequenzen schallt Strahl weitgehend nach vorn ab, kaum nach hinten, aber
frontaler Halbkreis wird gleichmäßig beschallt
→ nur bei sehr hohen Frequenzen (etwa 6kHz oder mehr, Wellenlänge unter 6cm) könnte
Sänger einen Ton in bestimmte Richtung projektieren, indem er große Mundöffnung benutzt

solche Frequenzen könnten aber nur höhere Teiltöne sein


Grundton über c‘‘‘‘‘ zu singen, ist nicht möglich

- SUNDBERG
Erklärung, dass Sänger, z.B. Operntenor, durchaus zu hören ist, wenn Orchester ihn begleitet
Obwohl gesamte Schallabstrahlung des Sängers hinter Orchester bleibt, kann er trotzdem
gehört werden, weil er seine akustische Energie v.a. auf einen Frequenzbereich konzentriert,
indem Orchesterklang schwächer ist – Ergebnis kann Hörern dann als gute „tragfähige“
oder stimmstarke Stimme interpretieren
Sänger erreicht dies, dadurch, dass Kehle heruntergedrückt wird und somit Kehlraum
oberhalb vergrößert wird
Dadurch Diskontinuität im Übergangsbereich des Vokaltrakt, diese führt zur Ausprägung von
einigen stehenden Wellen in Kehle (fast unabhängig vom restliches Voaltrakt) , die erste hat
Frequenz von ca. 2500-3000 Hz
Resonanz stellt Formant der Sängerstimme dar, verbessert Hörbarkeit des Sängers aber
Verzehrung bei Vokalerzeugung mit sich führt
- Vibrato (Frequenzmodulation) ist Stimmeigenschaft, die bewusst gepflegt wird, wobei solche
Vorlieben sich oft ändern
man kann auch Tremolo (Amplitudenmodulation) erzeugen, manchmal fälschlich „Amplituden-
Vibrato“ genannt
beste Training für Sänger besteht wahrscheinlich darin, das Singen mit und ohne Vibrato zu
lernen
Vibrato also bewusst einsetzen kann, als besonderer Efekt, anstatt es ständig und bervtötend
zu kultivieren
- ES ERGEBEN SICH EINIGE FRAGEN
- Wie groß sollte eine Modulationsfrquenz sein?
Frequenzen zwischen etwa 5 und 7 Hz werden als überzeugend beurteilt
Weniger als 3 Hz und mehr als 10 Hz erfordern ein besonderes Training
- Wie stark sollte die Frequenz durch die Modulation verändert werden?
2% Frequenzabweichung gelten als musikalisch sinnvoll
Weniger als 1% werden kaum wahrgenommen
Mehr, als bereits ablenkend oder unschön
- Warum wird das Vibrato überhaupt so gefordert, nicht nur für die Stimme, sondern auch für
viele andere Instrumente?
Vibrato verleiht Ton gewisse Wärme
Kann Aufmerksamkeit auf Solostimme lenken
Guter akustischer Grund ist: viele kleine Vibrato-Beiträge in Ensemble führen zur Verstärkung
des Chorus-Effektes
Wenn zwei oder mehrere Stimmen gemeinsam singen, oder Klang einer Streichergruppe kann
besser ineinander verschmelzen
Problem: im entgegengesetzten Fall von genau fixierten Frequenzen trifft, betrachtet man
zwei Orgeln oder Klaviere, die man gleichzeitig hört, dann treten bereits sehr kleine
Stimmungsunterschiede sehr störend und scharf hervor
- Und warum soll eine Modulationsfrequenz von ca.6 Hz wünschenswerter sein als andere?
Mindestens 2 Theorien liegen vor, nach denen Modulation mit diesen Frequenzen am
leichtesten auszuführen sei – keine von beiden kann bewiesen werden
Einige Gehirnwindungen weisen ähnliche Frequenzen auf, vielleicht ist es daher für Gehirn
leichter, entsprechende Steuerbefehle an die im Vibrato/Tremolo beteiligenten Muskel im
Rhythmus dieser Frequenzen zu senden
Oder das aufgrund grober Schätzung der Körperrumpfmasse und der Luftelastizität in
den Lungen die Eigenfrequenz des Körpers näherungsweise 5 oder 6Hz beträgt – dies
erleichtert Aufrechterhalten eines guten Tremolosbei eben dieser Frequenz, deswegen
würden wir sie auch bevorzugen
Schließlich könnte auch im Wahrnehmungsmechanismus ein Grund liegen: Klänge oder
Ereignisse, die schneller als etwa eine Zehntelsekunde aufeinanderfolgen, werden bei
Verarbeitung im Ohr und Gehirn tendenziell miteinander verschmolzen – daher würden
Modulationsfrequenzen deutlich oberhalb von 5Hz zunehmend nicht mehr als Tremolo,
sondern als relativ rauher Klang wahrgenommen werden
Zusammenfassung
Menschliche Stimme kann 3 unterschiedliche Arten von Klängen bzw. Geräuschen erzeugen

→ konsonante Plosivlaute – Übergangsklänge – entstehen durch Schließen und plötzliches Öffnen


des Vokaltraktes

→ Frikativlaute - Zisch- und Reibelaute – entstehen durch Turbulenzen als Folge eines durch eine
enge Öffnung tretenden Luftstroms, bestehen aus kontinuierlichem Rauschen

→ Vokale, nur sie weisen periodische Wellenform auf, also eine bestimmte Tonhöhe – entstehen
durch der Stimmbänder, diese Schwingungen entsprechen Typ des Lippen-Rohrblatts und werden
durch Druckminderung unterstützt, die beim Passieren eines Luftstroms durch eine Verengung auftritt
(Bernoulli-Effekt)

Ein Formant verstärkt diejenigen Teiltöne, die innerhalb des Formantbereiches liegen

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