Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Grammatik in Feldern
Grammatik in Feldern
Renate Freudenberg-Findeisen
Elke Forstreuter
Hermann Koch
Lutz Kuntzsch
VERLAG FÜR
DEUTSCH
Zur Grammatik in Feldern gehört ein Lösungsschlüssel
ISBN 3-88532-682-5
i. Auflage R
© 1998 VERLAG FÜR DEUTSCH
Max-Hueber-Str. 8,0-85737 Ismaning
Layout: Christiane Gerstung, München
Umschlag: Christiane Gerstung unter Verwendung einer
Grafik von Ralf Meyer-Ohlenhof
Druck: Druckerei Schoder, Gersthofen
Printed in Germany
ISBN 3-88532-681-7
VöfWOli
„Grammatik in Feldern" ist eine Inhaltsgrammatik, die nicht - wie die
einschlägigen Grammatiken - von den grammatischen Kategorien und
den entsprechenden Formen, sondern von Inhaltsbereichen wie Person,
Grund-Folge, Aufforderung, Vermutung usw. als Grundkategorien aus-
geht. Diese Inhaltsbereiche werden als Felder beschrieben, die nach
ihrer kommunikativ-semantischen Funktion im Sprachgebrauch abge-
grenzt und gegliedert sind und denen in systematischer, aber mehrfach
vermittelter Weise die grammatischen, lexikalischen und wortbilden-
den Formen als Sprachmittel entsprechen.
Bei einer Grammatik, die Lehrbuch- und Übungscharakter hat, ist
eine Auswahl auch in den Grundkategorien notwendig. Wir haben uns
auf eine Beschreibung der Felder konzentriert, die für die unmittelbare
Kommunikation in verschiedenen Lebensbereichen wesentlich sind.
Nach dem einleitenden Feld der Person mit reichhaltigem lexikalischem
Material zur Anrede und Bezeichnung der Kommunikationspartner
folgt die Darstellung der für die Argumentation in jeder Kommunika-
tionssituation grundlegenden Grund-Folge-Beziehungen. In diesen
Feldern - Begründung, Bedingung, Absicht, Folge, Widerspruch - spielen
die grammatischen Mittel eine besondere Rolle, während in den weite-
ren Feldern - Vergleich, Aufforderung und Vermutung - eher die Vielfalt
der lexikalischen und wortbildenden Mittel auffällig ist.
Als Lehr- und Übungsbuch wendet sich diese Grammatik an Deutsch-
lernende der Mittel- und Oberstufe, die über grammatische Grund-
kenntnisse verfügen und nun ihr Ausdrucksvermögen systematisch
erweitern wollen. Dem entspricht der Aufbau des Buches: Zuerst wird
zu jedem Feld eine inhaltsorientierte Gliederung nach Teil- und Unter-
feldern gegeben. Darauf werden die verschiedenen Sprachmittel mit
einer weiteren Systematisierung nach Satzformen, Wortgruppen, Wort-
arten und Wortbildungsformen ausführlich sowohl in ihren morpholo-
gisch-semantischen Eigenschaften als auch mit ihren kommunikativen
Verwendungbedingungen beschrieben. Im unmittelbaren Anschluss
daran erfolgt die Übung der einzelnen Sprachmittel mit thematisch und
situativ eingebetteten Übungen. In Komplexübungen wird abschlie-
ßend das Gelernte in typischen Verwendungskontexten aktiv angewen-
det.
Die „Grammatik in Feldern" ist kein Lehrbuch, das in der vorgege-
benen Reihenfolge „abgearbeitet" werden muss. Vielmehr ist es ein
Nachschlage- und Übungsbuch, das aus mehr oder weniger in sich
abgeschlossenen Feldern und Teilfeldern besteht, die einzeln erarbeitet
und geübt werden können. Querverweise machen auf Beziehungen
zwischen den Feldern aufmerksam.
Vorwort 3
Die „Grammatik in Feldern" eignet sich als (ergänzendes) Kursbuch
im Unterricht und für das Selbststudium. Der ausführliche Lösungs-
schlüssel, der alternative Lösungsmöglichkeiten wie auch Lösungsvor-
schläge bei freien Übungen angibt, bietet besonders Selbstlernern die
notwendige Kontrolle.
Bewusst verzichtet wurde auf einen Registeranhang, da sich durch
die lexikalischen Sprachmitel ein sehr umfangreiches (alphabetisches)
Wörterverzeichnis ergeben hätte, das nicht den notwendigen Infor-
mationswert besitzt. Stattdessen entscheiden wir uns für ein sehr aus-
führliches Inhaltsverzeichnis. Dieses Sachverzeichnis wie auch die
zu Anfang jeden Feldes und Teilfeldes angelegten Übersichten sollen
helfen, schnell bestimmte Formen aufzufinden.
Abkürzungsverzeichnis
Adj. Adjektiv
Adv. Adverb
Akk. Akkusativ
Dat. Dativ
etw. etwas
Gen. Genitiv
HS Hauptsatz
Ind. / Indik. Indikativ
Inf. Infinitiv
jmd. jemand
jmdm. jemandem
jmdn. jemanden
Konj. Konjunktiv
NS Nebensatz
Perf. Perfekt
PL Plural
Plusq. Plusquamperfekt
Präs. Präsens
Prät. Präteritum
PS. Person
Sg- Singular
um
§- umgangssprachlich
Abkurzungsverzeichms
Feld der Person
Allgemeinem 15
Д Anrede ig
l Nonverbale Anrede 20
1 Nonverbale Anrede bei unbekannten Partnern 20
2 Nonverbale Anrede bei vertrauten Partnern 20
U Verbale Anrede 21
1 Pronominale Anrede: du, ihr, Sie 22
2 Nominale Anrede: Lieber Herr... 23
2.1 VejWi > ndup£' «n;«;» • >л n 23
s 4
2.2 £i xil> }.4«-ht A ( i b f i ' ' i i * n g 28
B Bezeichnung 36
I Nonverbale Bezeichnung 37
II Verbale Personenbezeichnung 38
1 Pronominale Bezeichnung: er, sie etc. 39
2 Nominale Bezeichnung: Mann, Frau etc. 44
Inhaltsverzeichnis 5
Feld der Bedingung (Konditionales Verhältnis)
Allgemeines 79
A Potentielle Bedingung 80
Grammatische Sprachmittel 81
1 Satzgefüge 81
1.1 Nebensatz mit wenn 8l
1.2 Nebensatz mit falls 85
1.3 Nebensatz mit sofern 86
1.4 Nebensatz ohne Subjunkticn 87
1.5 Nebensatz mit яисл / selbst l so«?«» /
nicht einmal wenn 89
1.6 Nebensatz mit sollen jKon]. Prat.l 90
2 Satzverbindung 91
3 Wortgruppe: Präpositionen bei und ohne 92
Lexikalische Sprachmittel 94
4 Wortbildung 94
4.1 Suff ix-ЫЬ 94
4.2 Substm f i / j j i t' ?u - ititji ч ^ Ь и п р ., . _ 95
5 Wortarten 96
5.1 Verb öspM^fj'"??, öltwgef! 96
5.2 Substantiv: Bedmqunet Varaussetzunr 97
5.3 Adiektj,'/Aelvtrrb: feeding* 98
B Hypothetische Bedingung 99
Grammatische Sprachmittel 99
1 Satzgefüge 99
1.1 Nebensatz mit wenn (Konj. Prat.) 100
1.2 Nebensatz ohne Subjunktiem (Konj. Ры* ; 104
1.3 Nebensatz mit auch l selbst / soqar /
nicht einmal wenn (Кощ Piat.) 104
2 Satzverbindung 105
3 Wortgruppe 106
Lexikalische Sprachmittel 107
4 Wortbildung: Suffixe und Zusammensetzung 107
5 Wortarten: Verb, Substantiv und Adjektiv 107
€ Nicht mehr realisierbare Bedingung 108
Grammatische Sprachmittel 108
i Satzgefüge 109
1.1 Nebensatz mit wen« {Konj Plusci.) 109
1.2 «cbenbatzohne$ub]unkUrm (Konj Piusq ) 111
1.3 M)' пел sal z mit auch / <>elbi,t l sogar l
i->,(.ht i i 4tn11 IVPWW {/onj PJusq.) 112
6 Inhaltsverzeichnis
2 Satzverbindung 112
3 Wortgruppe 113
Lexikalische Sprachmittel 114
Inhaltsverzeichnis 7
Lexikalische Sprachmittel 149
5 Wortbildung 149
(
5.1 -,-iu ье Zb ammenoetzu .P,
t- ,f -»-.чы/ . ч 149
5.2 , * a-
i.B.ahittbugdn 150
6 Wortarten 151
6.1 - ло: tesuineien cnf etc. 151
6.2 ' ?t& i w Eifoh. 4£?,utat ers 152
Nichtrealisierte Folge 154
I Erwartete, aber nicht eingetretene Folge 154
Grammatische Sprachmittel 155
1 Nebensatz mit ohne dass 155
2 Infinitivkonstruktion mit ohne... zu 155
3 Satzverbindung 156
Lexikalische Sprachmittel 157
4 Wortarten 157
4.1 M o i f k t ' i ' *• TtAiftdz. s~'Q"! n 157
4.2 :• «Lbfantiv fnnf c^f. 158
II Nicht realisierbare Folge 158
Grammatische Sprachmittel 159
г Nebensatz mit als dass 159
2 Infinitivkonstruktion mit um ... zu 160
8 Inhaltsverzeichnis
Irrelevanter Widerspruch 183
I Ort, Zeit und andere Umstände sowie Personen- und Sachangaben
als unwirksame Gegengründe 184
II Intensität als unwirksamer Gegengrund 186
1 Satzgefüge: Nebensatz mit so 186
2 Satzverbindung 187
III Alternativen als unwirksame Gegengründe 188
i Satzgefüge: Nebensatz mit ob 188
Inhaltsverzeichnis 9
B Ungleichheit 226
I Verschiedenheit 226
Grammatische Sprachmittel 227
1 Satzgefüge: Nebensatz mit als 227
2 Wortgruppe: Präposition als 228
Lexikalische Sprachmittel 230
3 Wortarten: Verb abweichen etc. - Adjektiv abweichend etc. -
Substantiv e Abweichung etc. 230
II Gegensätzlichkeit 231
Grammatische Sprachmittel 232
1 Satzgefüge: Nebensatz mit während l wohingegen 232
2 Satzverbindung 234
2.1 Zweitsatz mit aber l doch /jedoch < *ot <- • • •
dagegen l demgegenüber 234
2.2. Zweitsatz ohne Veibindungswort 235
3 Wortgruppe: Präposition entgegen, Präpositionalphrase
im Gegensatz zu 236
Lexikalische Sprachmittel 237
4 Wortarten: Verb sich widersprechen etc. -
Adjektiv entgegengesetzt etc. - Substantiv r Gegensatz etc. 237
10
Inhaltsverzeichnis
2 Auffoiderungssatz, meist + Temporaladverb +
Partikel 251
3 Fragesatz ohne Fragewort + Modalverb
können l würden 251
:'• Ermahnung 253
I Nonverbale Ermahnung 253
II Verbale Ermahnung 254
1 Aussagesatz 254
1.1 fndiJ ativ A'<tiv P*v t ~ / 254
1.2 werrfpn-Passiv 254
2 Verkürzte Satzform 255
3 Aufforderungssatz, meist + Temporaladverb 256
4 Fragesatz ohne Fragewort, + Temporaladverb und / oder
wohl 256
С Bitte 257
I Kleine Bitte 257
1 Fragesatz 258
1.1 Fi ^e-^ * с'14 r * -. t л t > i
u:nd / orte? bitte 258
1.2 F ,> atz« ' - л » . t i • i
una ' с ie J i f f r 258
2 Feste Satzform: Selbstständiger konditionaler
Nebensatz 259
3 Aussagesatz: Modal- und Hilfsverbkonstruktion 259
4 Verkürzte Satzform: bitte + Substantiv im Akk. 260
5 Aufforderungssatz + mal l doch mal und / oder bitte 260
II Große Bitte 262
1 Fragesatz 262
1.1 H>i*tt»timp t r«agesAli" oh«» 1 Vi i WM t* . ^ .
können l Annen 262
1.2 ßcweitungsloimel + Hut'f at. t < i »
Mod ^verb ¥ mat 263
2 Einleitung + Aufforderungssatz + Partikeln und / oder
bitte 263
D Appell 265
1 Aussagesatz 266
1.1 Indikativ/ Konjunktiv 266
1.2 Modalverb: mus^i'n, i ' j r h r o i u / т 266
1.3 Verheil des „Appcliu u n i " 266
2 Verkürzte Satzform 266
3 Aufforderungssatz (du- / Sie-1 wir-Form) 267
Inhaltsverzeichnis u
t Vorschlag 269
1 Aussagesatz 270
1.1 > д. l Л >.i"1 l
< ^ - 270
2
1.2 ' ' 71
2 Aufforderungssatz: wzr-Imperative 271
3 Fragesatz 273
3.1 J <
273
3.2 .- 273
Angebot 274
1 Aussagesatz Indikativ Präsens Aktiv / Passiv 275
2 Verkürzte Satzform 276
3 Aufforderungssatz 277
Ratschlag 278
1 Aussagesatz 279
1.1 f'U ! i 279
12 Inhaltsverzeichnis
Feld des Wunsches
• 295
1 Aussagesatz 296
1.1 u *i> t 296
1.2 " «}f >? 1 i t" l 298
1.3 Л i-> . -' с . s ' ' П
l 298
1.4 L 299
1.5 ' 301
2 Selbstständiger Nebensatz im Konj. Prät. 301
3 Satzgefüge: Bewertungsformel + konditionaler Nebensatz
im Konj. Prät. 303
4 Feste Satzform: Wunschformel 305
Inhaltsverzeichnis 13
i. Zweifel 328
Grammatische Sprachmittel 328
1 Futur I / II + Modalwort 328
2 Modalverb dürfen (dürfte) + Modalwort +
Infinitiv I / II 328
3 Modalwort: kaum, schwerlich etc. 329
Lexikalische Sprachmittel 330
4 Wortart 330
4.1 • i t '< M|><» _,. ( h ' 330
4.2 ^;ij' iflr» 4'fifa»riM"f7/?rn, -r , 331
J
4 Inhaltsverzeichnis
derPerAflL
Wenn jemand den Begriff Person hört, bestehen oft konkrete Vor-
stellungen von den menschlichen Wesen, die uns umgeben und mit denen wir in ver-
schiedene Kontakte treten. Dazu ist es nötig, die Partner in verschiedenen Handlun-
gen anzureden oder zu bezeichnen.
Für das Feld der Person ergeben sich damit folgende Teil- und Unterfelder:
Person i: der Mensch als Wesen allgemein - der Streit um die Person Adalbert Stifters
Person 2: das Äußere des Menschen eine äußerst unansehnliche Person
Person 3: Gestalt im Schauspiel oder Roman - eine Person in Grass'neustem Werk
Person 4: (weibliches) Wesen - abschätzig - Das ist vielleicht eine Person!
Person 5: Träger von Rechten und Pflichten - eine juristische Person im Vertrag
Person 6: grammatische Kategorie 3. Person Singular
3. i Die Kategorie Person spielt auch in Geschichte, Politik und Kunst eine
große Rolle. Erkennen Sie diese berühmten Personen auf den Bildern?
Anreden richten sich direkt an jemanden oder eine Gruppe, die Personen
sind direkt anwesend (im Gespräch) oder gedacht anwesend (im Brief):
* Lieber Max, heute möchte ich dir endlich
einmal etwas über unseren Ausflug berichten. '
я Gestatten Sie, Herr Ministerpräsident, Ihnen , „ . . , , „ .. , .
.jetzt
, , das
, neue Programm
_ * т?
vorzustellen. (offizielles Gesprach)
r
'
* Du alter Klappskopp, kann man auch noch . .
.. ,,. .. ,. , , (privates Gesprach)
vr r
vernunftig mit dir reden? '
Bezeichnungen hingegen sagen etwas über jemanden oder eine
Gruppe, die Personen können anwesend sein, sind es normalerweise
aber nicht (mit gleichem Sprachmaterial wie bei der Anrede):
a Heute möchte ich dem (lieben) Max mal wieder schreiben.
Das neue Programm wird dem Minister Präsidenten jetzt vorgestellt.
f Mit diesem Klappskopp kann man kaum noch vernünftig reden.
Für Anreden ist typisch, dass sie sowohl verbal als auch nonverbal
realisiert werden können. In einigen Fällen kommt es auch zu einer
Kombination der Möglichkeiten.
1 Nonverbale Anrede bei unbekannten Partnern und solchen, die sich auf
unterschiedlichen sozialen Stufen befinden
Zunicken auf den Partner zugehen (intensiver) Blickkontakt Hand
heben Winken Hand geben mit der Hand auf jemanden deuten
(verstärktes) Zuwenden zum Partner Finger in die Luft strecken (sich
melden) Zulächeln
9
Welche nonverbalen Mittel können ausgewählt werden, um folgende
Anredeziele zu erreichen?
1. in der Gaststätte ausdrücken, dass man zahlen möchte
2. in einer Touristengruppe sich Gehör verschaffen
3. auf einer Versammlung ohne Störung jmdm. ein Zeichen geben
4. ein tiefes Liebesgefühl ausdrücken
5. jmdm. zeigen, dass er etwas auf der Straße verloren hat
6. jmdm.Trost spenden
7. jmdn. zu sich bitten
20
Feld der Person
- als Ersatz in bestimmten Situationen (Entfernung, Lärm u. Ä.)
* Ks Pst Eh He Äh
* schnalzen zischen sich räuspern hüsteln
(auf einen Gegenstand) klopfen
n г Welche Mittel der nonverbalen Anrede können Sie nutzen, wenn Sie
folgende Personen erreichen wollen?
1. Freund auf der Straße
2. in der Diskothek: Frau, die man kennen lernen möchte
3. Kind bei wiederholter Unaufmerksamkeit
4. unkonzentrierte Gruppe
5. Störender im Kino
6. unaufmerksamer Schalterbeamter
II
Verbale Anrede Mit den folgenden Sprachmitteln kann man Personen
anreden:
Pronominale Anrede
• du/ ihr
m Sie / Sie
Nominale Anrede
• Allgemeine Anredeelemente
• Namen
• Titel
• Ränge
• Berufe / Funktionen / Tätigkeiten / Handlungen
• Verwandtschaftsbezeichnungen
• Einrichtungen / Institutionen
• Lokale Elemente
Pronominale Realisierung:
» Das Fax habe ich dir doch gestern geschickt.
* Könnt ihr mir mal bitte zuhören.
Nominale Realisierung:
ш Herr Kapellmeister, darf ich bitten? (im Konzert)
« Liebe Mieterinnen und Mieter, ab i. 7. gelten die neuen Staffelmieten!
(Aushang)
Bei den folgenden Sätzen mit einer besonderen Absicht kann die Anrede
als Signal dienen:
Anordnung Frau Meier, Sie nehmen in dieser Woche keinen Urlaubstag.
Bitte Meine liebe Nachbarin, können Sie noch einmal meine Blumen gießen?
Drohung Ihr elenden Rasenlatscher, ist der Umweg denn so weit?!
Versprechen Meine liebe Mutti, es soll ja nicht wieder vorkommen.
Frage Herr Kollege, sind Sie morgen auch im Büro?
Warnung Freund Blase - soll ich erst böse werden?
Ernennung Herr Oberstleutnant, ich ernenne Sie zu meinem Stellvertreter!
Entschuldigung Liebes Tantchen, ich bitte um Verzeihung!
Erlaubnis Na Söhnchen, dann probier's mal 'ne Woche mit der anderen.
Widersprechen Aber, Kollege Abgeordneter, das lehne ich strikt ab.
Dank Sehr verehrte Geburtstagsgäste, mir fehlen vor Freude die Worte, um
mich bei allen richtig zu bedanken.
Gruß Liebe Bürgerinnen und Bürger von Dresden, ein herzlicher Gruß gilt
besonders Ihnen, die sich hier versammelt haben.
Ergänzungen können entweder vor, vor und nach oder nach der
Anrede stehen:
* Sehr geehrter Herr Bürgermeister,...
n Achtung, Jug endweihling!
* Du altes Schlitzohr,...
» Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Netzwerkprojekt, ...
* Bürger der Stadt Halle,...
!«; а Fügen Sie die Elemente zu möglichen Formen zusammen! Wo können Sie
verwendet werden?
Achtung Touristen von mdr-live
Hallo Mitstreiter und Mitstreiterinnen aus Dresden
Liebe(r) Hörerinnen und Hörer von SIEMENS
Sehr geehrte(r) Besserwisser des Kundendienstes
An alle / den / die Nutzer und Nutzerinnen der Hautklinik
Alte(r) Chef/Chefin von drüben
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Projekt
^ b Suchen Sie in der Gruppe weitere Beispiele für die Anrede mit einer
Wortgruppe.
ib Kombinieren Sie nun folgende nominale Anreden mit möglichen vor- und
nachgestellten Anredeergänzungen,
1. im Gasthaus ruft man a. Knallkopp
2. in der Beschwerde b. Mäuschen
3. zu einem Freund im Streit c. Käuferschaft
4. bei einer Gratulation zur d. Herr Ober
Silberhochzeit
5. im Supermarkt e. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
6. in einem Brief an die f. Jubelpaar
Geliebte
a. Allgemeine Anredeelemente
Allgemeine Anredeelemente braucht der Sprecher in allen Bereichen.
Im Deutschen werden im Kern dazu gezählt:
- Herr - Frau - Fräulein (im Singular, Fräulein ist veraltet)
Damen und Herren (im Plural)
Im Singular (und manchmal auch im Plural) werden diese mit dem
Familiennamen kombiniert oder mit Funktionen, Ämtern und Rängen:
• Sehr geehrte Frau Koller, Ihr Termin am Mittwoch muss leider
ausfallen.
m. Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Messeeröffnung
recht herzlich.
* Herr Vorsitzender, gestatten Sie eine Zwischenbemerkung.
» Damen und Herren Geschäftsträger, das kleine Bankett ist eröffnet.
Die allgemeinen Elemente (als Teile der Anredeformen) Bürger /Bür-
gerin Kollege/Kollegin Kamerad /Kameradin Freund /Freundin
Genösse/Genossin finden in einzelnen Bereichen Verwendung:
bei gleichgestellten Arbeitspartnern
• Meine sehr verehrten Kollegen Abgeordnete, hören Sie doch erst
einmal in Ruhe zu.
als Ausdruck von gemeinsamen Interessen und Sympathien
Achtung, Kleingartenfreunde! Die Tomatenpflanzen sind
eingetroffen.
- als Ausdruck gemeinsamer Überzeugungen bei einigen linken
Parteien
• Liebe Genossinnen und Genossen! Wir kommen jetzt zur Wahl
des Vorsitzenden.
b. Namen
Als weiteres Grundelement gelten verschiedene Namen. Hierunter
verstehen wir vor allem Vornamen, Familiennamen, Künstlernamen,
Übernamen (= die im Einzelfall schwer abzugrenzenden Kosenamen,
Spitznamen und Necknamen).
Generell werden bei einem Du-Verhältnis Vornamen und Ableitungen
davon mit semantischen Schattierungen gebraucht. Beim Sie sind Kom-
binationen der Familiennamen mit allgemeinen Anredebezeichnungen
möglich. Nur der Familienname ohne Anredebezeichnung als Anrede ist
in der Regel grob unhöflich.
* Ines, wie geht's dir denn nach der Geburt des Jungen? (Vorname)
* Heidilein, wie geht es deiner Tante? (Ableitung vom Vornamen)
* Herr Schneider, ich habe ein Fax für Sie. (Familienname)
In einigen Situationen wie zum Beispiel im Unterricht mit jugendlichen
Lernerinnen und Lernern können
als Ausdruck der Nähe Vornamen und
als Ausdruck der Achtung Sie-Formen gewählt werden.
* Alex, kommen Sie doch bitte mal zur Tafel.
Tierbezeichnungen
positive: Hasi Mein Mäuschen Meine Schnecke Äffchen, kleines!
negative: Du Affe! Du blöde Kuh! Du Vogel! Altes Schaf! Hund!
i i • i In folgendem Gedicht von James Krüss sprechen sich die Schüler mit
Schimpfwörtern an. Welche щ Tierbezeichnungen nutzen sie dafür?
Fassen Sie diese in einer Liste zusammen und schreiben Sie mögliche Formen
Ihrer Muttersprache daneben.
Ein Sperling, der von ungefähr Der Walter sprach zum dicken
zu einem Schulhof kam, Klaus: „Mach Platz, du fetter
erstaunte über das, was er Ochs!" Da rief der Klaus: „Du
auf diesem Hof vernahm. fade Laus, pass auf, dass ich
nicht box!"
.> • L Suchen Sie für verschiedene Situationen in der Schule alle möglichen
Anreden und vergleichen Sie mit dem Gedicht.
. ! Schauen Sie sich die Bilder an und deuten Sie die Anreden zur
Beschimpfung.
» 1 1 Was wird der stille Betrachter wohl denken? Kennen Sie weitere Formen?
24 Ordnen Sie folgende Anreden mit Titeln und Rängen den Bereichen
Diplomatie - Schule - Medizin - Polizei - Post - Bahn zu.
Sehr geehrter Herr / Sehr geehrte Frau ... / An den ...
Botschafter(in) Oberstleutnant Handelsattache(e) Feldwebel
Honorarkonsul(in) Pressesprecher(in) Bahnhofsmanager(in)
26 a Oft müssen Personen des öffentlichen Lebens mit ihren Berufen und
Funktionen angeschrieben werden. Um wen handelt es sich in folgenden
Fällen? Wie können diese Personen angeredet werden?
Schausteller 1. Wird vom Bundestag alle 4 Jahre gewählt.
Rektor 2. Steht in einem tariflichen Arbeitsverhältnis.
Dozent 3. Betreibt hauptamtlich ein Vergnügungsunternehmen.
Privatier 4. Unterrichtet eine Fremdsprache für Erwachsene.
Abgeordneter 5. Hat finanziell zur Gründung eines Unternehmens beigetragen.
Investor 6. Steht einer Universität vor.
Jobber 7. Arbeitet unbeständig hier und da.
Arbeitnehmer 8. Kann über seine Zeiteinteilung frei verfügen.
e. Verwandtschaftsbezeichnungen
Besonders im privaten Umfeld werden Verwandtschaftsbezeichnungen
als Elemente von Anreden verwendet.
' > Überlegen Sie, wer dort arbeiten kann und wie man diese Personen
anschreiben kann. Entwerfen Sie dazu Briefanfänge!
g. Lokale Elemente
Lokale Elemente ordnen Anreden in einen bestimmten Raum ein.
Sie werden oft als Ergänzung gewählt, können aber auch allein stehen.
o Wie heißen die Bürger im Bundesland Sachsen oder Bayern? Suchen Sie
die Bezeichnungen für die anderen Bundesländer. (Ein Hinweis: Bei Doppel-
namen wird meist nur ein Teil verwendet.)
Verwenden Sie diese in Anreden nun für Aufrufe wie z. B.
„Und deshalb appelliere ich an Sie, liebe Westfalen, lassen Sie sich die Aus-
wirkungen der Bonner Sparpolitik nicht länger gefallen."
3*. л Überlegen Sie bitte, wie sich die Partner in verschiedenen Situationen der
mündlichen und schriftlichen Kommunikation anreden können.
1. Chef und Sekretärin 4. Ehepaar im Streit
2. Freunde beim geselligen 5. Show-Master und Gast
Zusammensein 6. Professor und Studentin
3. Dame an der Rezeption 7. Minister und Staats-
und Hotelgast Sekretärin
• Ordnen Sie nun das gefundene Material zur Bezeichnung noch nach
Wortarten (Substantive, Pronomen) und deren Kombinationen.
a. Personalpronomen
Die Pronomen der 3. Person (Singular / Plural) werden für die Bezeich-
nung mit Ausschluss der Sprecher genutzt:
- Die neue Preiserhöhung hat sie l ihn fast erschlagen.
Der diesbezügliche Bescheid ist ihnen gestern zugegangen.
1
Setzen Sie die passenden Personalpronomen in den Sportbericht ein.
Die Olympischen Spiele vereinen Sportler vieler Nationen.... treffen sich
im Stadion und Freizeitpark. Ein Profi hat seine Teilnahme abgesagt,...
wurde zu wenig geboten. Eine bekannte Tennisspielerin hingegen hat zuge-
sagt, ... geht es ums Prestige. Beim Turmspringen überraschen die Chinesen,
... gewinnen fast alles, was man ... nicht zugetraut hätte. Viele Athleten rech-
nen sich keine Chancen aus-für... ist die Teilnahme entscheidend. Aber ge-
rade mit... macht das Sportereignis richtig Freude.
Pronomen der i. Person werden für die Bezeichnung mit Einschluss des
Sprechers verwendet.
b. Possessivpronomen
Eine weitere Möglichkeit zum Ausdruck der Beziehung zur Person
stellen die Possessivpronomen dar.
-•:s h Drücken Sie die Beziehungen nun im Genitiv aus, achten Sie genau
darauf, welche Personen gemeint sind.
1. der Profit der beiden Geschäftspartner
c. Indefinitpronomen
Die Indefinitpronomen können sich sowohl auf Gruppen (unterschied-
licher Stärke) als auch auf Einzelpersonen beziehen:
man //rau (wenn der Bezug zu Frauen eindeutig ist)
Wie kann man bei so einem Angebot nein sagen!
Über eine mögliche Schwangerschaftsunterbrechung sollte frau
schon selbst nachdenken.
jeder /jede /jedermann / irgendjemand / irgendeiner
Kann mir irgendjemand bitte mal erklären, was mit euch los ist.
Jedermann liebt den Samstagabend.
d. Relativpronomen
Auch mit einem relativen Anschluss können Personen bezeichnet
werden:
Wir wenden uns an die, die nach uns die Sauna nutzen.
42
Feld der Person
Nutzen Sie das Wortmaterial aus der vorangegangenen Übung und
stellen Sie relative Bezüge nachfolgenden Mustern her. Ergänzen Sie diese.
i. Derjenige, der von Computertechnik redet, sollte auch Ahnung
davon haben.
Der, der von Computertechnik redet,...
Dieser, der von der Computertechnik redet ...
Diese, die...
Jener, der...
Jene, die ...
Derjenige, der...
Diejenige, die...
Diejenigen, die...
Die Fachleute / die Spezialisten / die Personen, die ...
e. Demonstrativpronomen
Mit Demonstrativpronomen erhalten die Bezeichnungen eine besondere
hinweisende Ausdruckskraft:
Die dort drüben gehen uns schon lange auf den Geist.
» Diese dort drüben könnten mal herkommen.
i 1 Nehmen Sie folgenden Spruch auseinander und zeigen Sie die ent-
haltenen Personenbezeichnungen auf.
Die, die die, die die Dietriche erfunden haben, verdammen, tun Unrecht.
a. Allgemeine Personenbezeichnungen
•;:'. b Wie heißen die Personen, die zu den jeweiligen Gruppen gehören?
Beschreiben Sie die Tätigkeit dieser Gruppen und nutzen Sie dabei die
möglichen Personenbezeichnungen.
ь-> Wie heißen Leiterinnen und Leiter im Kloster, in der Kirche, beim Militär,
im Theater, im Rundfunk, in der Schule und in einem Unternehmen?
Alternatives Freizeitzentrum
bittet um Mithilfe beim Aufbau eines Wir suchen zur
neuen Kinderparks in der Sächsischen Festeinstellung:
Schweiz. Trockenbauer,
Wer hat mit seinen Kenntnissen Elektroinstallateur,
und Erfahrungen Vorschläge für eine Elektromonteure
interessante Tätigkeit? und Schweißer mit
und ohne Pass.
Funktionen und Tätigkeiten geben für die Zeit der Ausführung den
Personen ihre Bezeichnungen.
Bilden Sie von passenden Verben Partizipien und beschreiben Sie, was
die betreffenden Personen tun. Stellen Sie die Handlungen in konkrete Bezüge
zu Kommunikationssituationen.
e. Verwandtschaftsbezeichnungen
Wie auch bei den Anreden werden Verwandtschaftsbezeichnungen als
Personenbezeichnungen sehr häufig verwendet.
Gi Oberprüfen Sie Ihre Kenntnisse über das deutsche System der Verwandt-
schaftsbezeichnungen, indem sie die Sätze weiterführen.
1. Der Bruder meines Vaters ist mein ...
2. Die Mutter meiner Frau wird mit der Hochzeit meine ...
3. Ihr Mann ist dann von unseren Kindern der...
4. Meine Frau ist von ihm die ...
5. Die Mutter meines Vaters ist natürlich meine ...
6. Hat sie noch Geschwister kann ich sie meine ... oder mein ... nennen.
7. Unsere Kinder sind ihre ..., das heißt ihre ... und ...
8. Mein Bruder bekommt mit meinen Kindern ... oder... und sie mit
ihm einen ...
62 Bilden Sie Komposita mit folgenden Elementen und erklären Sie diese mit
kurzen Definitionen.
Eine DAAD-Lektorin ist eine Spezialistin für eine bestimmte Fachrichtung,
die für maximal 5 Jahre an einer Gasthochschule im Ausland arbeitet.
1. (Gast)Professor(in) 5. Sonderbeauftragte(r)
2. Dozent(in) 6. Schatzmeister
3. Vorsitzende(r) 7. Vorstandsvorsitzende(r)
4. Geschäftsführer(in) 8. Vertreter(in)
h. Mengenangaben
Wie bei den lexikalischen Mitteln für die Anrede können Mengen-
angaben zur Personenbezeichnung dienen. Hierbei gibt es folgende
Gruppierungen:
bestimmte Mengenangaben
Der deutsche Achter war bei den letzten Spielen erfolgreich.
Ein Oktett ist eine Musikervereinigung aus acht Personen.
Jeden Tag kann ein Dutzend an dem Posten abgefertigt werden.
unbestimmte Mengengaben
Eine Masse bewegt sich am Morgen auf den Aussichtspunkt zu.
Orientierungsangaben
Hunderttausende kamen um die Mannschaft zu begrüßen.
Prozentangaben
Die neue Krankheit kann schon ein Drittel sehr bald treffen.
Schauen Sie noch einmal auf Übung i des Kapitels - welche Bezeichnun-
gen finden Sie für Ihre eigene Person und für Freunde und Bekannte, die Sie
umgeben?
54
Feld der Begründung
der Beglwcnfflg(KausaIesVerhältnis)
Systematische Entsprechungen von Form und Bedeutung sind bei der Begründung
nur insofern gegeben, als es neben den kennzeichnenden Sprachmitteln mit rein kau-
saler Bedeutung (vor allem: weil, denn, wegen) noch zahlreiche andere Sprachmittel
mit besonderen oder Nebenbedeutungen gibt. Hier zwei Beispiele:
Mit der Subjunktion zumal wird die besondere Bedeutung des Zweitgrundes
gekennzeichnet:
m Wegen des schlechten Wetters fahren wir nicht weg, zumal wir auch keine
Unterkunft haben.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit weil, da
• Nebensatz mit zumal, umso mehr als
u Partizipialkonstruktion
Satzverbindung
M Zweitsatz mit denn, nämlich, doch
m Zweitsatz ohne Verbindungswort
Wortgruppe
• Kausale Präpositionen: wegen, aufgrund, infolge, zufolge u. a.
• Präpositionen mit kausaler Bedeutungsvariante: auf, aus, durch, von, vor
Lexikalische Sprachmittel
Wortbildung
• substantivische und adjektivische Zusammensetzung
• adverbiale Ableitung mit -halber
Wortarten
• Verb: auslösen, bewirken, hervorrufen, verschulden u. a.
• Substantiv: Grund, Ursache u. a.
Grammatische Sprachmittel
i Satzgefüge
i.i liCv:-.v •, • > . ... ( , , , r t ; ; ( . Die Subjunktionen weil und da kennzeichnen
gleichermaßen die Begründung ohne Nebenbedeutung (im voran- oder
nachgestellten Nebensatz) und sind deshalb gewöhnlich austauschbar:
Weil / da die Sängerin plötzlich erkrankt ist, muss das Konzert
ausfallen.
Der Ort ist sehr ruhig, weil / da er abseits der großen Straßen liegt.
1.2 ^t';c soi fni> ?л.1Гп~,1 л AU l i m « й«с°/<7чл Mit der Subjunktion zumal wird
ein Sachverhalt als Begründung gekennzeichnet, die einem vorgegebe-
nen Grund hinzugefügt wird (Zweitgrund, immer in einem nachgestell-
ten Nebensatz):
Weil unsere Freunde abgesagt haben (i. Grund), sind wir nicht zum
Segeln gefahren, zumal Sturm angesagt war (2. Grund).
In zahlreichen Fällen ist der Erstgrund vorausgesetzt und wird nicht
genannt oder nur angedeutet, so dass der Zweitgrund vergleichsweise
wichtig erscheint:
Er gewann immer mehr Vorsprung, zumal die Kräfte seines Verfolgers
offensichtlich nachließen.
Ein Zweitgrund kann auch mit der zusammengesetzten Subjunktion
umso mehr als angezeigt werden:
i« Sie hat es als allein stehende Frau mit zwei Kindern (i. Grund) sehr
schwer, umso mehr als sie oft krank ist (2. Grund).
Schließen Sie den Zweitgrund (mit zumal oder umso mein als) an.
1. Ich trinke meiner Gesundheit zuliebe keinen Alkohol,...
(Ich mag das Zeug auch gar nicht.)
2. Ines muss sich beim Training noch schonen,...
(Ihre Verletzung ist kaum ausgeheilt.)
3. Sie geht sehr gern ins Kino,...
(Sie hat keinen Fernseher auf ihrem Zimmer.)
4. Ihr Freund ist mit seiner neuen Arbeit sehr zufrieden,...
(Sie wird gut bezahlt.)
5. Er hat unsere Einladung gern angenommen, ...
(Er ist am Wochenende allein.)
60
Feld der Begründung
4- Weil die Rettungsmannschaften sehr schnell eintrafen, konnten sie
alle gefährdeten Personen bergen.
5. Weil mehrere Kinder mit unklaren Symptomen erkrankt waren, kamen
sie in die umliegenden Krankenhäuser.
6. Weil die Landesregierung Soforthilfe zusagte, gewann sie die Sympathie
der Bewohner.
s h Drücken Sie den Sinngehalt der Sprichwörter mit eigenen Worten aus.
Diskutieren Sie anschließend, inwieweit die Sprichwörter noch heute auf
Lebenssituationen angewendet werden können.
2 Satzverbindung
2.1 f \x> »t vtU i nl rti «'/•", rtf'm* .'», K'V» h Mit denn wird - wie mit weil und da -
die rein kausale Bedeutung (ohne Nebenbedeutung) gekennzeichnet.
Deshalb können oft die drei Einleitungswörter ohne Bedeutungsunter-
schied miteinander ausgetauscht werden:
Wir mussten den Wagen in die Werkstatt bringen,...
denn wir konnten die Reparatur nicht selbst ausführen.
weil / da wir die Reparatur nicht selbst ausführen konnten.
DerADAC warnt - Schließen Sie die Begründungen zuerst mit tff лн und
danach mit weil oder da an!
Zu viele Kinder werden im Auto verletzt,...
1. Sie werden nicht im Kindersitz transportiert.
2. Die Reboard-Sitze werden nicht lange genug verwendet.
3. Die Kindersitze sind falsch montiert.
4. Die Verbindungen zwischen Kindersitz und Fahrzeug sind schlecht.
Nicht so häufig sind Begründungen mit nämlich und doch. Die Zweit-
sätze mit diesen Partikeln unterscheiden sich auch durch besondere
Stellungsregularitäten von denn-Zweitsätzen:
Ich kann am Wochenende nicht zu deinem Geburtstag kommen,...
- einleitendes denn im Verb-Zweit-Satz:
denn wir fahren morgen zum Wintersport ins Erzgebirge.
- nämlich in Binnenstellung im Verb-Zweit-Satz:
wir fahren nämlich zum Wintersport ins Erzgebirge.
- doch in Binnenstellung im Verb-Erst-Satz:
fahren wir doch morgen zum Wintersport ins Erzgebirge.
62
Feld der Begründung
и a Geben Sie die Gründe nach obigen Muster mit denn-, nämlich- und
doch-Zweitsätzen an.
Theresas Abitur
1. Theresa ist glücklich,...
(Sie hat ihr Ziel erreicht und das Abitur mit Eins bestanden.)
2. Ihre Eltern sind erleichtert,...
(Sie hatten sich große Sorgen um Theresas Gesundheit gemacht.)
3. Ihre jüngere Schwester ist plötzlich ganz eifrig in der Schule,...
(Sie will es Theresa gleichtun.)
4. Der Großvater hat eine Überraschung vor, ...
(Er will Theresa zur Belohnung ein kleines Auto schenken.)
5. Die Mutter findet die Idee nicht gut,...
(Sie kennt die Begeisterung ihrer großen Tochter für schnelle Autos.)
л b Denken Sie sich noch andere Ideen und Meinungen in Theresas Familie
aus und geben Sie Begründungen dazu.
t i Mia - das ist Max' Ehefrau - unterbricht ihn immer. Welche der
folgenden Gründe akzeptieren Sie?
1. Sie weiß sowieso alles besser.
2. Sie spielt gern das „Spielverderber-Spiel".
3. Witzeverderben ist wie Tennis - ein Spiel für zwei.
4. Sie will ihre Gäste vor den Witzen bewahren.
5. Sie ist schon lange mit ihm verheiratet.
6. Sie kennt alle seine Witze.
6
4 Feld der Begründung
Die Gans saß also in ihrer Kiste und rührte sich nicht.
„Warum ist Gustje so still?", fragt Peter.
„Sie hält ihren Winterschlaf", erklärte ihm der Vater.
„Warum hält Gustje jetzt den Winterschlaf?"
„Sie muss ausruhen für den Frühling."
Als Auguste dann wieder aufgewacht ist, strickt man ihr einen Pullover
wegen der Winterkälte. Peter drückt sie abends im Bett liebevoll an
sich und fragt: „Warum hast du denn vor Weihnachten den Winterschlaf
gehalten?"
Gustje antwortet schläfrig: „Weil man mir die Federn rupfen wollte."
„Und warum wollte man dir die Federn rupfen?"
„Weil man mir dann einen Pullover stricken konnte."
„Und warum wollte man dir einen Pullover..."
Aber da geht es bei Peterle nicht mehr weiter, denn er ist glücklich ein-
geschlafen.
angesichts <„ x
anhand ,
anlässlich ; .j
dank ^ um... willen t
halber ^j + Genitiv zufolge * + Dativ
infolge jg zuliebe ^
kraft %
mangels «
vermöge ц»
wegen <*
+ Gemtlv
aufgrund (auch: auf Grund) i,
66
Feld der Begründung
rt Geben Sie Begründungen mit wegen oder aufgfi№> / ?ч} Grund an.
Das Freilandgemüse brachte hohe Erträge. Es regnete reichlich.
Das Freilandgemüse brachte wegen / aufgrund des reichlichen Regens
hohe Erträge.
Nahrung für die Menschheit
1. Europa hat günstige Bedingungen für den Ackerbau. Das Klima ist
mild und der Flachlandanteil ist hoch.
2. Urwaldböden verlieren bei unsachgemäßer Bearbeitung bald ihre
Fruchtbarkeit. Die organischen Bodensubstanzen werden rasch
mineralisiert.
3. 50% der Menschheit können sich nur ungenügend ernähren.
Die Anbauflächen werden nicht genügend für den Nahrungsmittel-
anbau genutzt.
4. In Afrika und Lateinamerika sind noch Landreserven vorhanden.
Die Besiedlung ist schwach.
5. Viele fruchtbare Bodenflächen liegen brach. Die Verkehrserschließung
ist mangelhaft.
6. Jede Kultivierung von Boden muss mit Sachkenntnis vorgenommen
werden. Das natürliche Gleichgewicht zwischen Klima, Boden und
Pflanze ist labil.
-iL Ein Reim auf wegen - Prüfen Sie, ob in Wilhelm Busens Geschichte von
den Hühnern der Witwe Balte wegen, weil und ds.nn - sinngemäß] - aus-
tauschbarsind.
Mancher gibt sich viele Müh'
mit dem lieben Federvieh;
einesteils der Eier wegen,
welche diese Vögel legen,
zweitens: weil man dann und wann
einen Braten essen kann;
drittens aber nimmt man auch
ihre Federn zum Gebrauch
in die Kissen und die Pfühle,
denn man liegt nicht gerne kühle.
68
Feld der Begründung
3. (erdrückende Last von Beweisen) gestand der Angeklagte den
Diebstahl.
4. (Foto) konnte er einwandfrei identifiziert werden.
5. (Geringfügigkeit des Schadens) wurde das Verfahren eingestellt.
6. Der Deutschlehrer hat die Regeln der Perfektbildung (eine Reihe von
Beispielsätzen) erläutert.
7. (nahender Tod der Großmutter) versammelte sich die ganze Familie.
21 Bei einigen Präpositionen ist die wörtliche Bedeutung Teil der kausalen
Bedeutung. Zeigen Sie an den Beispielsätzen aus dem Rennsportalltag das
Verhältnis von wörtlicher und übertragener Bedeutung.
1. Der Ferrari-Fahrer gewann das Rennen dank seiner großen Erfahrungen
in souveräner Weise.
2. Anlässlich des Sieges gab der Präsident des Klubs für die Mannschaft
ein Bankett.
3. Kraft seines Amtes konnte der Rennsportleiter nach dem Unfall den
Abbruch des Rennens erwirken.
4. Nach zwölf erfolgreichen Jahren hat der Rennfahrer seiner Frau zuliebe
seinen Beruf aufgegeben.
5. Vermöge seines Einflusses auf die Klubleitung hat der Trainer die
Verlängerung des Vertrages für den erfolglosen zweiten Fahrer durch-
gesetzt.
Und nun noch einige literarische Beispiele:
6. Wir entschuldigen nichts so leicht wie Torheiten, die uns zuliebe
begangen werden. (M. v. Ebner-Eschenbach)
7. So erwuchs Angela kraft einer edlen Natur zu einem widerstands-
fähigen Mädchen. (C. F. Meyer)
8. Es war dank dem eloquenten Zuspruch der Berta von Suttner, dass
ich damals anfing, gewisse fundamentale Tatsachen zu begreifen.
(K.Mann)
Multiple choice: Sie haben die Wahl. In welchem Satz wird mit der
Präposition die Begründung gekennzeichnet?
i. Vor zehn Minuten ist der Zug aus Dresden eingefahren.
Der Festumzug zog vor die Stadt auf die Festwiese.
Von der Ansprache konnte man vor Lärm kaum etwas verstehen.
70
Feld der Begründung
\3 Ь Erzählen Sie eine kleine Geschichte mit folgenden (und weiteren)
Wortverbindungen: aus Spaß « vor Lachen * aus Liebe « vor Glück A aus /
vor Neugier * aus / vor Begeisterung * aus / vor Übermut
2л a Eine Menge Beschwerden - Lassen Sie sich zu diesem Titel Situationen mit
von-Wortgruppen einfallen. Dazu noch zwei Beispiele zur Anregung.
1. Vom vielen Schreien waren die Fußballfans am Ende ganz heiser.
2. Vom Maschineschreiben tat der Sekretärin am Abend der Rücken weh.
3. ...
4. ...
5. ...
Mit Präposition von können auch Naturerscheinungen als Grund bezeichnet
werden. Auch dazu zwei Beispiele zum Thema Beschwerden als Anregung
für eine Fortsetzung:
6. Meine Erkältung habe ich mir von der Zugluft im Bus geholt.
7. Von der schwülen Hitze im Tropenhaus wurde dem kleinen
Mädchen übel.
8. ...
9. ...
Lexikalische Sprachmittel
4.2 riei! -mg mit -halben In Abschnitt 3.1 ist halber als Präposition in Nach-
stellung bei einigen Substantiven (z.B. der Form halber, der Einfachheit
halber) beschrieben.
Bei einer Reihe anderer Substantive bildet -halber als Zweitglied
Adverbien, die ebenfalls in stark verkürzter Sprachform eine externe
Begründung für einen Sachverhalt angeben.
r Der Sprachwissenschaftler hat studienhalber eine Reise in das
Dialektgebiet gemacht
= Der Sprachwissenschaftler hat, weil er Studien betreiben wollte,
eine Reise in das Dialektgebiet gemacht.
•Cs Erfinden Sie Situationen, die Sie mit den folgenden Ableitungen in einem
Satz beschreiben können,
1. anstandshalber
(z. B. die Eltern um Erlaubnis zum Disko-Besuch bitten)
2. vorsichtshalber
(z. B. in einer scharfen Kurve die Geschwindigkeit auf 30 herabsetzen)
3. sicherheitshalber
(z. B. sich beim Schaffner nach der genauen Ankunftszeit
des Zuges erkundigen)
4. kürzehalber
(z. B. das Protokoll von der Sitzung der Forschungsgruppe
in Stichworten schreiben)
5. interessehalber
6. krankheitshalber
7. ordnungshalber
8. schuldenhalber
9. spaßeshalber
10. umzugshalber
23 Setzen Sie in die erweiterten Sätze das passende Verb (mit Neben-
bedeutung) aus der kommentierten Liste ein.
Aus dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache
1. Das Tief über der Nordsee wird im Laufe des Tages zu örtlichen
Niederschlägen...
2. Eine alte Wetterregel besagt, dass neuer Schnee neue Kälte ...
3. Der Angriff des fliegenden Sperbers hat beim Sperling eine
sofortige Fluchtbewegung...
4. Dass der Kandidat die mündliche Prüfung nicht bestand, hatte
er selbst...
5. Durch sein gütliches Zureden hat der Onkel der Eheleute ...,
dass sie sich wieder aussöhnten.
6. Der Vorsitzende der Schlichtungskommission hat mit seinem
Geschick die Einigung der Tarif partner ...
7. Die Verhandlungsvorschläge des UNO-Vertreters haben in der
internationalen Presse ein lebhaftes Echo ...
52 b Gestalten Sie den Text als Spielszene und erweitern Sie dabei die Aussa-
gen der Personen um weitere Verbindungen mit Grund und Ui \ufiw aus dem
Wortmaterial in Übung 31.
76
Feld der Begründung
Beim Gebrauch der Substantive Grund und Ursache können die beiden
Sachverhalte die Form eines Satzes oder einer Wortgruppe haben.
Dadurch ergeben sich bis zu vier Varianten:
* Seine Verspätung war der Grund für ihren Streit
* Dass er sich verspätete, war der Grund für ihren Streit.
*. Seine Verspätung war der Grund (dafür), dass sie sich stritten.
Dass er sich verspätete, war der Grund (dafür), dass sie sich stritten.
5,4 Erklären Sie, warum in den Sprichwörtern einmal Gi und und ein ander-
mal Ursache und schließlich Grund und Ursache stehen.
1. Für Toren gibt es keine guten Gründe.
2. Zwei Gründe sind weniger als einer.
3. Wo es an Gründen fehlt, da gebraucht man die Fäuste.
4. Alles hat seine Ursache.
5. Kein Streit ohne Ursache.
6. Kleine Ursache, große Wirkung.
7. Wer ohne Ursache zürnt, der versöhnt sich ohne Grund.
8. Wo einerlei Grund und Ursache ist, da soll auch einerlei Recht sein.
Erzählen Sie mit Ihren Worten die Handlung der Geschichte und
kennzeichnen Sie dabei möglichst variabel - mit Sub- oder Konjunktionen,
mit Präpositionen oder Verben und Substantiven - die Ursachen und Gründe.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
* Nebensatz mit wenn
я Nebensatz mit falls
я Nebensatz mit sofern
л Nebensatz ohne Subjunktion
80
Feld der Bedingung
• Nebensatz mit auch /selbst / sogar / nicht einmal wenn
• Nebensatz mit sollen (Konj. Prät.)
Satzverbindung
Präpositionale Wortgruppe
• Präpositionen bei, ohne
Lexikalische Sprachmittel
Wortbildung
• Suffix -falls
• Zusammensetzung
Wortarten
• Verb: bedingen, abhängen
• Substantiv: Bedingung, Voraussetzung
• Adjektiv / Adverb: bedingt
Grammatische Sprachmittel
1.1 >«_ ;:_•"„ т i IT -i?«. Die Subjunktion wenn ist das in konditionalen Satz-
gefügen am häufigsten verwendete Sprachmittel. Sie schließt die Be-
deutung vonfalls und sofern mit ein.
Der Nebensatz steht oft als Vordersatz. In diesem Fall kann der Haupt-
satz mit dann oder (besonders in der Wissenschaftssprache, gehoben
bzw. poetisch) mit so eingeleitet werden:
Wenn sie sich Mühe gibt, (dann) kann sie ausgezeichnet arbeiten.
Wenn man Salzsäure mit Natronlauge mischt, (dann / so) entstehen
Kochsalz und Wasser.
Wenn man einen Menschen richtig beurteilen will, so frage man sich
immer: Möchtest du den zum Vorgesetzten haben? (Kurt Tucholsky)
4 ci Wenn man ganz höflich ist... - Bilden Sie Satzgefüge mit konditionalen
«,/ewi Nebensätzen.
Nebensatz Hauptsatz
Ich treffe einen viel älteren Bekannten zuerst grüßen: ich, er
Wenn ich einen viel älteren Bekannten treffe, (dann /so) grüße ich ihn zuerst.
1. Ein Herr betritt mit einer Dame ein Lokal den Vortritt lassen: er, sie
2. Ein Herr verlässt mit einer Dame ein Lokal den Vortritt lassen: sie, er
3. Jemand fragt mich:„Wie geht es Ihnen?" antworten mit: ich,„Danke, (gut / nicht
besonders / so leidlich)"
4. Ich trage Handschuhe und begrüße jemanden ausziehen: ich, der rechte Handschuh
5. Ich rufe jemanden an mich melden: nicht mit Herr/Frau, nur
Name
82
Feld der Bedingung
Sowohl beim konditionalen als auch beim temporalen wenn-Nebensatz
in Vorderstellung kann im Hauptsatz das Korrelat dann stehen:
m Wenn das Haus fertig ist, (dann) können wir einziehen.
Konditional: Unter der Bedingung, dass das Haus fertig ist,...
Temporal: An dem Tag, an dem das Haus fertig ist,...
Das Korrelat so ist dagegen nur im konditionalen Satzgefüge üblich:
« Wenn das Haus einen Keller haben soll, so / dann wird es wesentlich
teurer.
Der Mensch macht einen Plan, bedenkt dies und das - wenn das
passiert, mache ich das, klappt das nicht, habe ich noch das vorbereitet -
aber was macht er, wenn...?
8
4 Feld der Bedingung
8. „Womit soll ich ihn aber nass mach'n,
lieber Heinrich, lieber Heinrich?"
„Mit dem Wasser, liebe, liebe Liese;
liebe Liese, mit'm Wasser!"
9- „Womit soll ich denn Wasser holen,
lieber Heinrich, lieber Heinrich?"
„Mit dem Topp, liebe, liebe Liese;
liebe Liese, mit'm Topp!"
10. „... Topp ... Loch ...,
lieber Heinrich, lieber Heinrich?"
„Lass es sein, liebe, liebe Liese;
liebe Liese, lass's sein!"
1.2 Nt'hpvjyao; --nit /i?'/s Statt wenn kann man auch die Subjunktion/aHs
verwenden. Man erreicht damit, dass die Formulierung eindeutig kon-
ditional verstanden wird, d.h. eine temporale Interpretation ist ausge-
schlossen.
m Wenn sie nach Leipzig kommt, will sie das Völkerschlachtdenkmal
besuchen. = konditional / temporal
ш Falls sie nach Leipzig kommt, will sie das Völkerschlachtdenkmal
besuchen. = eindeutig konditional
Eindeutig konditional sind auch die Nebensätze mit der Subjunktion
sofern. Der Unterschied zwischen sofern und/aHs besteht darin, dass
eine Bedingung mit sofern als notwendige Voraussetzung (vgl. genauer
1.3 Webe 'catz rnu so^ivz Wie der Nebensatz mit falls wird der Nebensatz mit
sofern ohne Korrelat und nur selten mit dem Konjunktiv gebraucht. Die
Subjunktion sofern gibt dem Nebensatz gegenüber falls und wenn eine
stärker einschränkende (restriktive) Bedeutung. Nebensätze mit sofern
drücken sozusagen eine ausreichende Voraussetzung als Bedingung
aus:
Im Sommer mache ich eine Amerikareise, sofern ich noch genug
Geld habe.
Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn, sofern die Winde
wehn. (Schlager)
f-i falls, sofern oder wenn? Verwenden Sie nur einmal wenn (wo fnlh und
so'/eni nicht passen), ansonsten jttlh oder so/ew.
Elena und Ralph haben geheiratet. Sie ist Bulgarin, er Deutscher. Es gibt
immer mehr Partnerschaften zwischen Menschen verschiedener Nationa-
lität. Die einen gehen gut, die anderen nicht.
Welche Chancen haben Elena und Ralph?
1. Sie werden zusammenbleiben,... man ihnen Verständnis entgegen-
bringt.
2. Es könnte Probleme geben,... Elenas früherer Freund wieder auftaucht.
3. Sie werden es schaffen,... sie sich ständig bemühen, die Eigenheiten
des anderen zu verstehen.
4. Zu echten Schwierigkeiten kann es kommen,... einer oder beide keine
Arbeitsmöglichkeiten finden.
86
Feld der Bedingung
5. Sie werden einander immer besser verstehen lernen,... die Verwandt-
schaft sie in Ruhe lässt.
6. Komplizierter, aber auch schöner wird es für die beiden,... das erste
Kind geboren wird.
7. Beide sind Optimisten und überzeugt, dass alles gut geht,...
Zeigen Sie in dem Vierzeiler von 0. Erich die Sprachmittel der Bedingung.
Abstrakte Mädchen
Konkret ist alles, was man sehen und anfassen kann.
Mädchen sind meist nicht konkret:
Kann man sie sehen, so kann man sie nicht anfassen,
und kann man sie anfassen, so kann man sie nicht sehen.
88
Feld der Bedingung
>tr
1.5 ?-> -га'г, "vt andi wenn > seiosf «/гак / sw^r м'-гяи / , -j/ " - ^r > sr м
Die Besonderheiten dieser Kombinationen mit wenn bestehen darin,
dass es sich um feste Verbindungen handelt, die eine konzessive Neben-
bedeutung haben (vgl. S. 172 ff.).
auch wenn
Nebensätze mit auch wenn gibt es in zwei Bedeutungen:
1. Auch wenn das Kleid teuer ist, kaufe ich es.
(= auch dann wenn / auch unter der Bedingung, dass das Kleid
teuer ist)
2. Auch wenn das Kleid teuer ist - ich kaufe es.
(= Das Kleid ist zwar teuer, aber ich kaufe es trotzdem.)
Die beiden Varianten unterscheiden sich in der Bedeutung (i. kondi-
tional, Bedingung; 2. konzessiv, relativer Widerspruch) und in der
Stellung des finiten Verbs im Hauptsatz (Erststellung im konditiona-
len, Zweitstellung im konzessiven Satzgefüge).
selbst wenn
Mit selbst wenn werden gewöhnlich spezifische oder extreme Bedin-
gungen formuliert:
Selbst wenn man den Werkstoff überdurchschnittlicher Belas-
tung aussetzt, bleibt er stabil.
» Sie wollen sich unbedingt ein Haus kaufen, selbst wenn sie dafür
ein Leben lang verschuldet sind.
sogar wenn / nicht einmal wenn
Diese Wortkombination wird häufig als umgangssprachlicher Ersatz
für selbst wenn-benutzt. Mit sogar wenn wird das Ungewöhnliche
einer Situation hervorgehoben. Die negierte Variante von sogar
wenn lautet nicht einmal wenn.
m Er ist immer der Schnellste im Rechnen, sogar wenn die anderen
Schüler den Taschenrechner benutzen.
ч Die anderen Schüler sind nie so schnell wie er, nicht einmal wenn
sie den Taschenrechner benutzen.
;~ Tante Erna (E) macht das erste Mal eine Flugreise ins Ausland. Sie hat
viele Bedenken, aber ihre Kinder (K) beruhigen sie. Vervollständigen Sie den
Dialog nach dem Muster.
E: Ich werde krank. Was ist, wenn ich krank werde?
K: Arzt -du Solltest du krank werden, gehst du zum Arzt.
E: Ich vergesse etwas
K: nachschicken-wir
E: Mir wird schlecht im Flugzeug.
K: helfen-Stewardessen
E: Mich versteht niemand in dem fremden Land.
K: Wörterbuch-du
E: Ich vertrage dort das Essen nicht.
K: Schlankheitskur machen-du
E: Ich habe Heimweh.
K: ...?
3 Wortgruppe: Präpositionen bei und ohne Präpositionen, die nur zur Kenn-
zeichnung einer Bedingung dienen, gibt es im Deutschen nicht. Unter
denen, die neben anderen Beziehungen auch ein konditionales Verhält-
nis ausdrücken können, sind vor allem bei und - als Verneinung - ohne
von Bedeutung. Beide Präpositionen stehen vor Substantiven, mit denen
gewöhnlich ein Geschehen als Bedingung gegeben ist und die zumeist
ohne Artikel gebraucht werden.
Bei Barzahlung erhalten Sie 2 Prozent Skonto.
= Wenn Sie bar zahlen, erhalten Sie 2 Prozent Skonto.
Ohne Anzahlung werden Ihnen die Plätze nicht reserviert.
- Wenn Sie nichts anzahlen, werden Ihnen die Plätze nicht reserviert.
~ Formen Sie die Wortgruppen mit den Präpositionen w, ,<i und y,, < u » i n
vis ui-Nebensätze um und umgekehrt.
1. Wenn er etwas fleißiger ist, kann er die Prüfung schaffen.
2. Die Milch hält sich im Kühlschrank länger als sonst.
3. Wenn sie von ihrer Universität unterstützt wird, kann sie im Ausland
studieren.
4. Man soll sich unter Einfluss von Alkohol nicht ans Steuer setzen.
5. Wenn auf das Metall starker Druck ausgeübt wird, verbiegt es sich.
6. In schwierigen Situationen lernt man sich selbst kennen.
7. Sie sind, wenn Sie ein Mobiltelefon haben, überall erreichbar.
Lexikalische Sprachmittel
4 Wortbildung
4-1 ' Das Suffix weist auf besondere Bedingungen („Fälle") hin, die
durch das davor stehende Wort näher gekennzeichnet werden:
Ina ist krank, sie kann die nächsten Tage nicht arbeiten, schlimms-
tenfalls muss sie kurze Zeit ins Krankenhaus.
(= wenn der schlimmste Fall eintritt / im schlimmsten Fall)
Hierher gehören z. B. auch:
andernfalls äußerstenfalls gegebenenfalls notfalls widrigenfalls
5.2 l нЪьГеЛГп'
Bedingung
Auch das Substantiv Bedingung hat verschiedene Bedeutungs-
varianten:
1. Forderung, von deren Erfüllung etwas abhängt:
u* Ich borge dir das Geld unter der Bedingung, dass du es mir
bald zurückzahlst.
2. Bedingungen stellen oft bestimmte Umstände oder Verhält-
nisse als Grundlage bereits existierender oder potentieller Sach-
verhalte dar. In dieser Bedeutung wird das Substantiv gewöhn-
lich im Plural gebraucht:
n Die Bedingungen an den Universitäten sind sehr unter-
schiedlich.
, Mit der Versuchsreihe sollen die Bedingungen der Schwere-
losigkeit simuliert werden.
.»i Unter den Bedingungen der Gefangenschaft verhalten sich
die Tiere völlig anders als auf der freien Wildbahn.
Ein bedeutungsverwandtes Substantiv ist:
Voraussetzung
Ich borge dir das Geld unter der Voraussetzung, dass du es mir
bald zurückzahlst.
Der Bedeutungsunterschied zwischen beiden Substantiven besteht
darin, dass die Bedingung als Garantie verstanden wird, während
die Voraussetzung eher eine Erwartung kennzeichnet.
Regel
Spiel-, Verhaltens-, Verkehrsregeln u. a. sind Bedingungen, die von
der Gemeinschaft festgelegt und befolgt werden. Das Substantiv
wird zumeist im Plural gebraucht.
Da der Spieler gegen die Regeln verstoßen hatte, wurde er
disqualifiziert.
Bei Rot musst du stehn, bei Grün darfst du gehn.
(Verkehrsregel, Lernspruch für Kinder)
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit wenn imKonj.Prät.
• Nebensatz ohne Subjunktion
• Nebensatz mit auch / selbst / sogar / nicht einmal wenn
Satzverbindung
Wortgruppe
Lexikalische Sprachmittel
Wortbildung: Suffixe und Zusammensetzungen
Wortarten
100
Feld der Bedingung
Machen Sie Ihrem Nachbarn einen Vorschlag. Er soll ablehnen, aber Sie
dürfen nicht aufgeben, sondern sollen ihm immer weitere (hypothetische)
Kompromissvorschläge (mit Konj. Prät.) machen, die Sie Ihrem Ziel, den
anderen zu überreden, näher bringen.
1. Sie wollen Ihren Nachbarn überzeugen, Mitglied Ihrer Sportgruppe
zu werden.
2. Sie wollen Esperanto lernen, aber nicht allein. Nun wollen Sie Ihre
Freunde zu „Esperanto-Freaks" machen.
3. Am Wochenende würden Sie gern mit Ihren Freunden eine Bergtour
machen.
4. ...?
In vielen Liedern, Schlagern und auch Texten wird mit Hilfe des Konjunk-
tivs Präteritum eine Situation bezeichnet, die es nur in der Phantasie gibt.
Hier ein Beispiel.
Welche Bedeutung haben Konjunktiv und Indikativ in dieser Strophe des
Volksliedes? Was haben damit die verschiedenen Subjunktionen ь'тп und
weil zutun?
Wenn ich ein Vöglein war
Wenn ich ein Vöglein war und auch zwei Flügel hätt, flog ich zu dir; weils
aber nicht kann sein, weils aber nicht kann sein, bleib ich allhier.
, Den folgenden Text von Bertolt Brecht bringen wir als künstlerisches
Dokument. Er zeigt, wie produktiv der Konjunktiv Präteritum in der Bedeu-
tung der hypothetischen Bedingung sein kann.
„Wenn die Haifische Menschen wären", fragte Herrn K. die kleine Tochter
seiner Wirtin, „wären sie dann netter zu den kleinen Fischen?" „Sicher",
sage er. „Wenn die Haifische Menschen wären, würden sie im Meer für die
kleinen Fische gewaltige Kästen bauen lassen, mit allerhand Nahrung drin,
sowohl Pflanzen als auch Tierzeug. Sie würden sorgen, daß die Kästen im-
mer frisches Wasser hätten, und sie würden überhaupt allerhand sanitäre
Maßnahmen treffen. Wenn zum Beispiel ein Fischlein sich die Flosse ver-
letzen würde, dann würde ihm sogleich ein Verband gemacht, damit es
den Haifischen nicht wegstürbe vor der Zeit. Damit die Fischlein nicht trüb-
sinnig würden, gäbe es ab und zu große Wasserfeste; denn lustige Fisch-
lein schmecken besser als trübsinnige. Es gäbe natürlich auch Schulen in
den großen Kästen. In diesen Schulen würden die Fischlein lernen, wie man
in den Rachen der Haifische schwimmt. Sie würden zum Beispiel Geogra-
phie brauchen, damit sie die großen Haifische, die faul irgendwo liegen, fin-
den könnten. Die Hauptsache wäre natürlich die moralische Ausbildung der
Fischlein. Sie würden unterrichtet werden, daß es das Größte und Schönste
sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert, und daß sie alle an die Hai-
Vielleicht haben Sie auch Spaß daran, in ein paar Sätzen solche Ver-
gleiche auf andere Tierarten zu übertragen:
Wenn die Raubvögel Menschen wären,...
Wenn die Löwen Menschen wären,...
102
Feld der Bedingung
Die Runde könnte antworten: Der Mensch, von dem wir sprechen, wäre eine
Tanne, (ist immer grün, hat spitze Nadeln und erleuchtet die Menschen mit
ihrem Licht)
Weitere mögliche Fragen:
Wenn die Person ein Verkehrsmittel wäre...?
Wenn die Person ein Bauwerk wäre...?
Es werden die Fragen gezählt, bis der Mitspieler auf die richtige Person
kommt oder aufgibt.
Natürlich kann man auch lebende Personen, z. B. Politiker, Künstler, Sportler
oder Menschen aus der unmittelbaren Umgebung erraten lassen. Auch
der Tausch der Rollen ist denkbar (der Mitspieler antwortet auf die Fragen
der Runde). Das Spiel lässt sich auch als Mannschaftswettspiel arrangieren.
?„o Stammtischrunde
Manch einer geht abends mal in die Gaststätte ein Bier trinken, trifft dort
die anderen, erkundigt sich nach diesem und jenem und schon ist man bei
der großen Politik oder bei der Ehe des Nachbarn und und und ...
Natürlich weiß jeder alles besser als die anderen:
Wenn ihr mich fragt so was dürfte es gar nicht geben das müsste ganz
anders gemacht werden da könnte man doch...
1-3
Wenn mit diesen Nebensätzen hypothetische Bedingungen ausgedrückt
werden, stehen die Satzgefüge obligatorisch im Konj. Prät. oder in der
würde-Form. Dabei entsprechen die Bedeutungsunterschiede denen bei
den potentiellen Bedingungen.
Mit auch wenn werden besondere Bedingungen hervorgehoben:
Auch wenn das Kleid teuer wäre, würde ich es kaufen.
Mit selbst wenn wird eine spezifische oder extreme Bedingung
ausgedrückt:
Selbst wenn man das Werkstück überdurchschnittlicher
Belastungen aussetzen würde, bliebe es stabil
10
4 Feld der Bedingung
Mit sogar wenn und der Verneinung nicht einmal wenn lässt sich
eine ungewöhnliche Situation als hypothetische Bedingung kenn-
zeichnen:
Er wäre immer der Schnellste im Rechnen, sogar wenn die
anderen einen Taschenrechner benutzen würden.
Die anderen wären nie so schnell wie er, nicht einmal wenn sie
einen Taschenrechner benutzen würden.
3 Wortgruppe Wie bei der potentiellen Bedingung so sind auch bei der hypo-
thetischen Bedingung Wortgruppen mit Präpositionen ein häufig ver-
wendetes Sprachmittel. Der Unterschied zwischen beiden äußert sich
vor allem im Gebrauch des Konj. Prät. (bzw. der würde-Form), der für
hypothetische Bedingungen obligatorisch ist.
Bei Barzahlung bekämen Sie 2 Prozent Skonto.
(= Wenn Sie bar bezahlten, bekämen Sie 2 Prozent Skonto.)
Ohne Anzahlung würden Ihnen die Plätze nicht reserviert.
(- Wenn Sie nichts anzahlen würden, würden Ihnen die Plätze nicht
reserviert.)
106
Feld der Bedingung
Lexikalische Sprachmittel Da die lexikalischen Sprachmittel die gleichen wie
bei der potentiellen Bedingung sind und der Unterschied nur darin
besteht, dass bei der hypothetischen Bedingung der Konj. Prät. obligato-
risch zu verwenden ist, verweisen wir auf die Ausführungen im Teilfeld
„Potentielle Bedingung" (S. 94 ff.) und beschränken uns hier weitgehend
auf Umformübungen.
5 Wortarten Die gleichen Verben, Substantive und Adjektive wie für die
potentielle Bedingung können auch bei der hypothetischen Bedingung
verwendet werden.
Formen Sie die folgenden Sätze mit Hilfe des Konj. Prät. (bzw. mit der
w/i«de-Form) in hypothetische Bedingungen um.
1. Mehr Erfolg setzt mehr Fleiß voraus.
2. Ich borge dir das Geld nur unter einer Bedingung.
3. Ich kann dir das Geld nur unter einer Bedingung borgen.
4. Es gibt eine Bedingung: Du musst mir das Geld innerhalb von vier
Wochen zurückgeben.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit wenn
m Nebensatz ohne Subjunktion
• Nebensatz mit auch / selbst / sogar / nicht einmal wenn
Satzverbindung
Wortgruppe
Lexikalische Sprachmittel
Wortbildung
Wortarten
Zum Vergleich:
- Potentiell
Wenn Petra Zeit hat, kommt sie zu uns.
Hypothetisch
Wenn Petra Zeit hätte, käme sie zu uns / würde sie zu uns
kommen.
108
Feld der Bedingung
Nicht mehr realisierbar
'-' Wenn Petra Zeit gehabt hätte, wäre sie zu uns gekommen.
Durch den Konj. Plusq. wird das Gegenteil des gleichen Sachverhaltes in
den entsprechenden Vergangenheitsformen des Indikativs (Präteritum,
Perfekt, Plusquamperfekt) ausgedrückt:
Indikativ Prät. / Perf. / Plusq.
Sie besuchte uns nicht/hat(te) uns nicht besucht, denn sie kam
nicht in unsere Stadt.
Sie besuchte uns nicht /..., denn sie ist / war nicht in unsere Stadt
gekommen.
Konj. Plusq.
Wenn sie in unsere Stadt gekommen wäre, hätte sie uns besucht.
i Satzgefüge
i.i j"ö 'D -: o,.;;?te wit wenn
Wenn ich schon früher in Deutschland gewesen wäre, könnte ich die
Leute jetzt besser verstehen.
Ich hätte einen Schirm mitgenommen, wenn ich gewusst hätte, dass
es regnet.
/ Was wäre (jetzt), wenn man es (früher) anders gemacht hätte? - Bilden
Sie wenn-Nebensätze mit Konj. Plusq. Der Hauptsatz soll im Konj. Prät. oder
in der vmtde-Form stehen. Beachten Sie das Verhältnis von Verneinung und
Bejahung.
Ich kann die Vorlesung nicht verstehen. Ich habe kein Deutsch gelernt.
Ich könnte die Vorlesung verstehen, wenn ich Deutsch gelernt hätte.
1. Sie hat sich nicht richtig zugedeckt. Jetzt ist sie erkältet.
2. Er wohnt dort nicht mehr. Er hat seine Arbeit verloren.
3. Ich wusste nicht, dass du kommst. Ich kann dir jetzt nichts anbieten.
4. Der Patient hat das Medikament nicht regelmäßig genommen.
Er ist noch nicht geheilt.
5. Du hast keinen Lehrgang besucht. Du hast Probleme mit
dem Computer.
Schreiben Sie auf: Was haben Sie alles nicht gewusst, bevor Sie hierher
kamen? Was hätten Sie getan / nicht getan, wenn Sie es besser gewusst
hätten?
110
Feld der Bedingung
f., i Im Dialog kann sich die Infinitivkonstruktion sowohl auf nur einen als
auch auf beide Partner beziehen. Eindeutig ist der Personenbezug nur im
wenn-Satz. Formen Sie die wenn-Nebensätze in Infinitivkonstruktionen um
und umgekehrt.
Kleiner Ehestreit
Er: Es wäre schöner gewesen, nicht zu heiraten.
Sie: Das stimmt nicht, wir hatten die Kinder. Klüger wäre gewesen, wenn
wir damit ein bisschen gewartet hätten.
Er: Das ging nicht. Am besten wäre gewesen, ich hätte dich nie getroffen.
Sie: Damals hast du etwas anderes gesagt, da wäre ich gut beraten ge-
wesen, dir nicht zu glauben.
Er: Damals hab ich anders gedacht. Es wäre eben schöner gewesen, wenn
wir eine Wohnung gehabt hätten.
Sie: Es wäre nicht schöner, sondern vernünftiger gewesen, wenn wir eine
Wohnung anstatt der Kinder gehabt hätten, schöner wäre es umge-
kehrt gewesen oder?
Er: Okay, es wäre also nicht schöner gewesen, nicht zu heiraten, sondern
nur vernünftiger.
1.2 <:, u<;: е?~ле L*'b5tv- ! "'J7r Auch bei der nicht mehr realisierbaren
Bedingung kann die Subjunktion wegfallen. Dann steht das konjugierte
Verb am Satzanfang (Verb-Erst-Satz):
i- Hätte ich mehr Geld gehabt, hätte ich eine Weltreise gemacht
Wäre sie gesund gewesen, hätte sie arbeiten können.
: Nach dem Wettkampf- Susanne (S) und Andrea (A) machen Leicht-
athletik. Auf der gemeinsamen Heimfahrt vom Wettkampf, bei dem sie nicht
allzu gut abgeschnitten haben, unterhalten sie sich darüber, was warum
nicht geklappt hat.
Formen Sie die wenn-Nebensätze in subjunktionslose Nebensätze um und
umgekehrt.
S: Wenn ich gewusst hätte, wie schlecht ich heute bin, wäre ich zu Hause
geblieben.
A: Wärst du zu Hause geblieben, hättest du dich doch noch mehr geärgert.
Was soll ich da sagen, hätte mir einer erzählt, dass ich heute die Letzte
mache, den hätte ich für verrückt erklärt.
S: Hätte ich nicht so viel trainiert, war es ja halb so schlimm, aber so ...
A: Training ist nie umsonst, aber wenn wir gestern nicht so lange
gefeiert hätten,...
112
Feld der Bedingung
Charakteristisch für diese mit dann / da eingeleiteten Sätze ist, dass sie
die Modalverben müssen (Notwendigkeit, Empfehlung), sollen (Empfeh-
lung, Gebot), dürfen + Negation (Vorwurf) und können (Aufforderung)
enthalten:
Sie wollen im September noch ein Sommerkleid kaufen? Da hätten Sie
im Frühjahr kommen müssen / sollen! Da hätten sie bestimmt etwas
gefunden.
Du wunderst dich, dass du durchgefallen bist? Da / dann hättest du
nicht erst so spät mit dem Lernen anfangen dürfen!
Häufig werden auch nicht mehr realisierbare Bedingungen als Einfach-
sätze ohne Verknüpfungswort aneinander gereiht, der bedingte Sach-
verhalt ergibt sich aus der Situation oder aus dem Kontext.
A: Der Autofahrer hätte auf die Straßenbahn achten müssen!
B: Die Frau hätte nicht bei Rot über die Kreuzung gehen dürfen.
Tom ist seine Freundin Kathi weggelaufen. Seine Freunde, die immer
gute Tipps haben, geben ihm „kluge Ratschläge".
Bilden Sie Einfachsätze mit Konj. Plusq. Verwenden Sie die Modalverben
möjstH, sollen, dürfen, kennen.
1. Du hast sie viel zu oft allein gelassen!
2. Du bist zu wenig mit ihr ausgegangen!
3. Du hast ihr zu selten die Meinung gesagt!
4. ...
3 Wortgruppe
Wenn Sie bar bezahlt hätten, hätten Sie 2 Prozent Skonto bekommen.
= Bei Barzahlung hätten Sie 2 Prozent Skonto bekommen.
>.f Antworten Sie: Was würden Sie verändern, wenn Sie zaubern könnten?
(Beschreiben Sie die Situation, wie sie wirklich ist, und sagen Sie dann, wie Sie
sich die veränderte Situation vorstellen.)
Auch hinsichtlich der sprachlichen Ausdrucksform der Absicht unterscheiden sich die
beiden Teilfelder deutlich. Während man die Zielgerichtetheit von Handlungen vor-
wiegend durch syntaktische Mittel (Satzgefüge, Satzverbindung) zum Ausdruck bringt,
wird die Zweckbestimmtheit von Mitteln durch Wortgruppen und lexikalische Sprach-
mittel ausgedrückt.
118
Feld der Absicht
steht manchmal die Zielangabe zur Hervorhebung auch voran, bei Satz-
verbindungen mit kennzeichnenden dazu / dafür, hierzu / hierfür ist das
die einzige Stellungsmöglichkeit.
и Peter möchte sich eine Eigentumswohnung kaufen, dafür spart er seit
Jahren intensiv.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
ш Nebensatz mit damit
• Infinitivkonstruktion mit um ... zu
• Nebensatz mit dass
ш Feste Satzform mit auf dass
Satzverbindung
ш Zweitsatz mit dafür / dazu / hierfür / hierzu
• Zweitsatz ohne Verbindungswort
Präpositionale Wortgruppe: zu, zugunsten, zwecks, um ... willen, mit
Grammatische Sprachmittel
i Satzgefüge
i.i Kiebensatz mit damit Im finalen Satzgefüge enthält der Hauptsatz die
Handlung des wollenden Subjekts, die zur Erreichung des im Nebensatz
genannten Zieles dient.
Der Nebensatz wird mit der Subjunktion damit eingeleitet, in be-
stimmten Stilschichten auch mit dass und auf dass. Die Subjunktion
damit kann als finale Grundform gelten, da sie eindeutig und stilistisch
neutral ist und häufiger gebraucht wird.
Die Subjunktion damit wird sowohl bei gleichem als auch bei ver-
schiedenem Subjekt im Haupt- und Nebensatz gebraucht,
verschieden: Die Reiseleiterin spricht langsam und deutlich,
damit die ausländischen Touristen ihre Erklärungen
verstehen.
gleich: Wir bleiben in der Nähe der Reiseleiterin, damit wir
ihre Erklärungen gut verstehen können.
Nebensätze mit ck^ni! können als Zielangabe nach Appellen oder Auf-
rufen stehen. Wie wird in dem Gedicht der Zusammenhang von Aufforderung
und Ziel erklärt?
Josef Reding
Friede
„Bloß keinen Zank „Du, komm,
und keinen Streit." lass uns
Das heißt auf Englisch zusammen spielen,
ganz einfach PEACE zusammen sprechen,
und auf Französisch PAIX zusammen singen,
und auf Russisch MIR zusammen essen,
und auf Hebräisch SHALOM zusammen trinken
und auf Deutsch FRIEDE und zusammen
oder: leben,
damit wir
leben."
120
Feld der Absicht
T
1-2 <i fkoHSfrutaionmlt ?/>лт «ZK Die finale Infinitivkonstruktion
entspricht dem Finalsatz mit damit. Auch sie drückt das Ziel aus, auf
das die Handlung des Subjekts im Hauptsatz gerichtet ist. Sie wird
bevorzugt bei Subjektgleichheit von Haupt- und Nebensatz oder nach
passivischem Hauptsatz.
Er las den Text mehrmals, um sich den Inhalt genau einzuprägen.
Vom Notarzt wurde alles getan, um das Leben des Verunglückten
zu retten.
1.3 > 'ie vjy nU r4is Die finale Subjunktion dass hat die gleiche Bedeutung
wie damit und ist durch damit ersetzbar.
л Der Schüler muss sich große Mühe geben, dass (damit) er das Klassen-
ziel erreicht.
Während im offiziellen Sprachgebrauch damit dominiert, wird im
Alltagsgespräch des privaten Bereichs (besonders nach Imperativischen
Hauptsätzen) häufig dass als finale Subjunktion verwendet:
m Lies aufmerksam, dass du keinen Fehler übersiehst.
Literarische Texte des 18. /19. Jh. (z. B. Märchen der Gebrüder Grimm)
und Kinderreime zeugen vom ursprünglich häufigeren Gebrauch der
Subjunktion dass mit finaler Bedeutung.
9 Warum klingen die Kinderreime nicht mit modernem o«-, ,u< Nebensatz?
i. Hopp, hopp, ho!
Pferdchen frisst kein Stroh.
Muss dem Pferdchen Hafer kaufen,
dass es kann im Trabe laufen ...
122
Feld der Absicht
2. Trab, trab, trab,
Pferdchen jetzt geht's ab.
Werde dich zur Tränke bringen,
dass du kannst noch besser springen ...
3. Häschen verschwind, verschwind,
dass dich des Jägers Hand nicht find.
Find er dich, so schießt er dich,
piff, paff, puff.
1.4 %ste Satzfrom'i mit eufdess Finale Satzgefüge mit der zweiteiligen
Subjunktion auf dass sind auf den Sprachgebrauch der Bibel zurückzu-
führen. In der Gegenwart beschränkt sich ihre Anwendung auf die
Literatursprache,
m Er hatte Goldstück um Goldstück für sie gespart, auf dass es ihr
besser gehe. (Böll)
Aus finalen Satzgefügen diesen Typs entstand eine verkürzte Satzform,
die in der Allgemeinsprache der Gegenwart als Begrüßungsformel,
Glückwunsch oder Trinkspruch verwendet wird (vgl. Feld des
Wunsches).
12
4 Feld der Absicht
zu + Dat.
Die Präposition zu steht mit finaler Bedeutung vor Substantiven, die von
Verben abgeleitet sind (Deverbativa). Die Wortgruppe dient
zur Bezeichnung des gewünschten Erfolgs
Die Wirtin reicht uns zur Erfrischung Limonade.
* Dieser Beweis ist notwendig zur Rehabilitierung des
Angeklagten.
zur Bezeichnung der Teilnahme an einem Geschehen
Er fährt zum Training ins Stadion.
Das Heim sucht Schwestern zur Betreuung von Behinderten.
zugunsten + Gen.
Die Präposition zugunsten bedeutet zum Vorteil, zum Nutzen oder im
Interesse einer Person, einer Institution oder eines Vorhabens. Ihr Ge-
brauch ist auf wenige Verben und Substantive, die von Verben abgeleitet
sind, beschränkt.
Er trat zugunsten einer Frau von seiner Kandidatur zurück.
u Im Zweifelsfalle soll das Gericht zugunsten des Angeklagten
entscheiden.
zwecks + Gen.
Die Präposition zwecks wird vorwiegend in offiziellen Texten des
Geschäftslebens, der Justiz und der Politik verwendet. Die präpositionale
Wortgruppe wird ohne Artikel gebildet.
Der Antrag wurde vom Stadtrat zwecks nochmaliger Prüfung an den
Ausschuss zurückverwiesen.
weitere Abstrakta:
um der Gerechtigkeit willen um der / seiner / ihrer Ruhe willen
um der / seiner / ihrer Karriere willen um des Prinzips willen '
um der / einer guten Sache willen
Die Präposition um ... willen ist auch kausal interpretierbar (vgl. Feld
der Begründung, S. 68).
126
Feld der Absicht
-t 5 Setzen Sie das passende Abstraktum ein.
1. Um einer guten ... willen soll man weder Zeit noch Mühe sparen.
2. Um seiner... willen wünscht er keine Verwandtenbesuche.
3. Um ihrer... willen verzichteten sie auf Familienglück und eigene Kinder.
4. Um der ...willen muss das schwere Verbrechen unbedingt aufgeklärt
werden.
5. Um des... willen streitet er weiter mit dem Nachbarn, obwohl der
Gegenstand völlig unwichtig ist.
In Bezug auf Personen wird die Präposition um... willen im Sinne „mit
Rücksicht auf jemanden "verwendet. Die Person wird entweder durch
eine Personenbezeichnung oder durch Pronomen benannt.
Pronominale Benennungen: um meinet-, deinet-, seinet-, ihret-,
unsert-, euret- und ihretwillen
Um seiner kranken Mutter willen / um ihretwillen verzichtete er auf
einen Studienaufenthalt in Amerika.
mit (formelhaft)
Die formelhaft verwendeten präpositionalen Wortgruppen mit der Ab-
sicht, mit dem Vorsatz und mit dem Ziel sind annähernd bedeutungs-
gleich und können einander meist ersetzen. Sie haben aber unterschied-
liche Bedeutungsnuancen:
mif der Absicht: betont das gewünschte Ergebnis
mit dem Vorsatz: hebt die Planmäßigkeit des Handelns hervor
- mit dem Ziel: akzentuiert das Wollen
128
Feld der Absicht
Der Begriff „Mittel" ist weit gefasst. Wir verstehen darunter sowohl
Werkzeuge, Werkstoffe, Gebäude und Einrichtungsgegenstände als auch
Institutionen, Organisationsformen und Veranstaltungen, alles, was als
Hilfsmittel genutzt wird, um Absichten zu verwirklichen.
Grammatische Sprachmittel
- Präpositionale Wortgruppe
ш Wortgruppe mit als
m Wortgruppe mit für
m Wortgruppe mit zu
Lexikalische Sprachmittel
- Wortbildung
• Zusammengesetzte Substantive
Wortarten
• Substantiv: Aufgabe, Funktion, Zweck
• Verb: dienen, bestimmt sein, geeignet sein u. a.
Grammatische Sprachmittel
•tS Ordnen Sie den richtigen Verwendungszweck zu und bilden Sie Sätze
entsprechend dem Muster.
Glaswolle verwendet man als Isoliermaterial.
1. Kork Polstermaterial
2. Torf Verpackung
3. Plastikfolie Baumaterial
4. Holz Flaschenverschluss
5. Schaumgummi Heizmaterial
Lexikalische Sprachmittel
3 Wortarten
3.1 Substantiv Wenn man die Substantive Aufgabe, Funktion oder Zweck
zur Kennzeichnung der Zweckbestimmtheit von Mitteln verwendet, so
werden diese Mittel selbst am besten mit einer Infinitivkonstruktion
angeschlossen (stilistisch weniger gut sind dass-Satz oder Substantiv-
gruppe im Genitiv),
и Der Kochkursfür Diabetiker hat die Aufgabe, die gesunde Ernährung
zu fördern.
m Die Videokamera hat die Funktion, den Publikumsverkehr im
Schalterraum zu überwachen.
я Die neue Versuchsreihe hat den Zweck, die Ergebnisse der letzten
Versuche zu überprüfen.
A
Realisierte Folge:
• Der Fahrer ging sehr schnell in die Kurve, so dass er die Kontrolle über sein
Fahrzeug verlor.
Außer der Bedeutungsvariante im Sinne von „Ergebnis" hat das Wort Folge im alltags-
sprachlichen Gebrauch weitere Bedeutungen:
a. Folge im Sinne eines Nacheinander
b. Folge im Sinne von Rangordnung
c. Folge als Anordnung von Teilen
d. Folge als Teil einer Reihe
e. Folge im Sinne von Gehorsam
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit so dass
m Nebensatz mit dass
Satzverbindung
• Zweitsatz mit daher / darum / deshalb / deswegen
(sog. d-Wörter)
• Zweitsatz ohne Verbindungswort
Feste Satzform: Es / Das ist zum ... + Infinitiv
Präpositionale Wortgruppe mit zu
Lexikalische Sprachmittel
Wortbildung
• Verbale Zusammensetzung: sich gesundschrumpfen u. a.
• Verbindung mit Verb und Adjektiv: gesund pflegen u. a.
Wortarten
• Verb: sich ergeben aus, zurückzuführen sein auf,
hervorgehen aus u. a.
• Substantiv: Ergebnis, Erfolg, Resultat, Spätfolge, Wirkung,
Auswirkung u. a.
Grammatische Sprachmittel
Statt des Nebensatzes mit dass ist nach dem Korrelat genug auch die
Infinitivkonstruktion mit um ... zu möglich:
Wir haben noch genug Zeit, dass wir in Ruhe essen können.
Wir haben noch genug Zeit, um in Ruhe essen zu können.
Erklärungshilfen:
die Ellbogen gebrauchen: rücksichtslos gegen andere sein
von der Muse geküsst werden: künstlerisch produktiv werden
in die Schuhe sch\eber\:jemanden beschuldigen
den Mund vollnehmen: prahlen
2 Satzverbindung
2.1 ' '• ~ >v.it r'<\t,-t • ,1r-,t<,./ ? p*;-- i ,,,*':>',',','sii'-^qr-"> Die konsekutive Satz-
verbindung drückt - wie das konsekutive Satzgefüge - im Erstsatz den
ursächlichen Sachverhalt aus und gibt im Zweitsatz die Folge an.
Die Folgebeziehung wird bei der konsekutiven Satzverbindung durch
die Konjunktionaladverbien daher, darum, deshalb und deswegen
(sog. d-Wörter) gekennzeichnet. Das Verhältnis zwischen den beiden
Teilsätzen ist koordinativ. Vergleichen Sie:
Satzgefüge Sie war / lief schnell, so dass sie keiner überholen
konnte.
(subordinatives Verhältnis der Teilsätze, gekennzeich-
net durch Subjunktion)
Satzverbindung Sie war / lief schnell, daher konnte sie keiner überholen.
(koordinatives Verhältnis der Teilsätze, gekennzeichnet
durch Konjunktionaladverb)
9 Schließen Sie den Zweitsatz mit einem d-Wort und mit einem w- Wort an.
Pop-Konzert
1. Der Wetterbericht sagte Dauerregen voraus. Das Konzert wurde in die
Halle verlegt.
2. Das Interesse war noch größer als erwartet. Die Veranstaltung wurde
wiederholt.
3. Viele Besucher waren von außerhalb angereist. Zusätzliche Parkplätze
wurden eingerichtet.
Feste Satzform Formelhafte Sätze mit der Struktur Es / Das ist zum +
Infinitiv bezeichnen zwar eine Folge, sie dienen aber vor allem zur
emotionalen expressiven Bewertung von Situationen:
Es /Das ist zum Davonlaufen! (= Es ist so, dass man davonlaufen
möchte. /Es ist so, dass man es nicht ansehen kann. /Ich finde es zum
Davonlaufen.)
Äußerungen dieser Art sind situationsgebunden, die Bewertung ist
immer negativ, die Gefühlseinstellung aber sehr unterschiedlich.
Möglich sind: Ablehnung, Abneigung, Ekel, Fluch, Ironie, Langeweile,
Wut, Zorn, Ungeduld u. a.
13 Was passt? Die folgenden Substantive sind als Angaben von Folgesach-
verhalten in die nachstehenden Sätze einzusetzen.
Staub Programm Erntekranz Schale Mannschaft Hotel
1. Die Bäuerin bindet die Ähren zu-...
2. Wegen des wachsenden Touristenstroms wurde der Bauernhof zu-...
umgebaut.
3. Der Spielmeister stellte die Wettbewerbsbeiträge zu ein- attraktiven ...
zusammen.
4. Der Künstler formte das Material zu ein-...
5. Dem Trainer gelang es in kurzer Zeit, die Spieler zu ein- starken ... zu
formen.
6. Der Chemiker zerstößt die Kristalle im Mörser zu ...
" Kennen Sie die Redewendung? In welcher Situation könnte man sie
benutzen?
5 Wortbildung
5.1 verbale Zusammensetzung Zwischen beiden Teilen einer verbalen
Zusammensetzung kann ein konsekutives Verhältnis bestehen. Der erste
Teil gibt in adjektivischer Form die Folge an. Das Verb drückt den ur-
sächlichen Sachverhalt aus, der zur Folge führt. Die Verben sind trenn-
bar zusammengesetzt.
sich gesundschrumpfen = zur Gesundung schrumpfen, sich zur Ver-
meidung von Verlusten verkleinern
ш Der Betrieb hat sich gesundgeschrumpft.
Der Betrieb ist geschrumpft, so dass er (wirtschaftlich) gesund
geworden ist.
Es ist aber auch eine finale Interpretation möglich:
Der Betrieb ist geschrumpft, damit er (wirtschaftlich) gesund wurde.
Ebenfalls eine doppelte Interpretation erlauben Zusammensetzun-
gen miifest als erstem Bestandteil. Dazu gehören:
festbinden festkleben festmachen festnageln festschrauben
festschnallen feststampfen
• Er hat den Koffer am Gepäckträger festgeschnallt.
Er hat den Koffer angeschnallt, so dass er am Gepäckträger
fest ist. (konsekutiv)
Er hat den Koffer angeschnallt, damit er am Gepäckträger
fest ist. (final)
Nur konsekutiv zu interpretieren ist die Zusammensetzung sich
heiß laufen:
m Bei der langen Gebirgsfahrt hat sich der Motor heiß gelaufen.
(= Der Motor ist zu schnell gelaufen, so dass er heiß geworden ist.)
16 Was muss Peter beim Transport oder beim Umzug in die neue Wohnung
festmachen? Wählen Sie das richtige Verb aus.
festbinden feststampfen festnageln festschrauben festkleben
festschnallen
Umzug
1. Er muss den Korb mit Geschirr beim Transport...
2. Er muss den Kindersitz im Auto ...
3. Er muss die Gardinenstange an der Wand ...
4. Er muss den Besenstiel ...
5. Er muss ein Stück lockere Tapete an der Wand ...
6. Er muss an der Toreinfahrt lockeren Boden ...
Bei voll oder leer als erstem Bestandteil der Verbindung muss der Kon-
text entscheiden, ob eine finale Interpretation möglich und sinnvoll ist:
Er hat die Flasche leer getrunken,
= so viel getrunken, dass die Flasche leer wurde, (konsekutiv)
= so viel getrunken, damit die Flasche leer wurde.
(final sinnvoll oder nicht sinnvoll im Kontext?)
6 Wortarten
6.1 Verb Einige Verben können Folge-Beziehungen kennzeichnen. Dazu
gehören das Verb sich ergeben aus und die Synonyme resultieren aus,
zurückzuführen sein auf sowie das Verb hervorgehen aus.
m Die hohe Schuldensumme der Familie H. ergibt sich aus / resultiert
aus vielen kleinen Krediten.
m Die hohe Schuldensumme ist auf viele kleine Kredite zurückzuführen.
Das Subjekt drückt hier den Folge-Sachverhalt aus, das Verb kennzeich-
net die Folge-Beziehung und die präpositionale Wortgruppe gibt den
ursächlichen Sachverhalt für das Eintreten der Folge an.
Diese Ausdrucksmöglichkeit von Folgebeziehungen ist betont sachlich
und straffer als konsekutive Satzgefüge oder Satzverbindungen. Deshalb
eignet sie sich besonders für berichtende und offizielle Texte.
Zum Vergleich:
ш Die Familie H. hat viele kleine Kredite genommen, so dass sich daraus
die hohe Schuldensumme ergibt.
m Die Familie H. hat viele kleine Kredite genommen, daraus / daher
ergibt sich die hohe Schuldensumme.
Das Verb hervorgehen aus ist nur teilweise synonym mit den anderen
Verben. Es drückt außer der Folge-Beziehung auch Herkunft und Ent-
wicklung aus und kann nur in wenigen Kontexten Folge-Beziehungen
kennzeichnen.
ш Das Großunternehmen ist aus dem Zusammenschluss mehrerer
kleiner Betriebe hervorgegangen.
(= Mehrere kleine Betriebe haben sich zusammengeschlossen, so dass
ein Großunternehmen daraus hervorging.)
Die Substantive Erfolg, Ergebnis und Wirkung können auch die Folge-
Beziehung kennzeichnen und gleichzeitig den Folge-Sachverhalt aus-
drücken:
m Das Benefizkonzert war ein voller Erfolg.
* Der Spendenaufruf brachte ein gutes Ergebnis.
N Seine Argumentation erzielte große Wirkung.
m Er nahm mit großem Erfolg am Wettkampf teil.
Sätze dieser Art sind konzentrierte Informationen und auf umfang-
reichere Sätze mit konsekutiver Bedeutung zurückzuführen. Denkbar
wären bei den hier genannten Beispielen die Sätze:
W Das Benefizkonzert war gut vorbereitet / organisiert, so dass es
ein großer Erfolg wurde.
m Der Spendenauf ruf wurde von vielen Bürgern befolgt, so dass
er ein gutes Ergebnis brachte.
m Seine Argumentation war so gut / überzeugend, dass sie große
Wirkung erzielte.
ж Er war im Wettkampf so gut, dass er große Erfolge erreichte.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit ohne dass
m Infinitivkonstruktion mit ohne... zu
Satzverbindung
Lexikalische Sprachmittel
Wortarten
• Adjektiv: vergebens, vergeblich, umsonst u. a.
• Substantiv: Negation des Substantivs Folge und seiner
Synonyme durch ohne, kein, nicht
J
54 Feld der Folge
Grammatische Sprachmittel
i Nebensatz mit ohne dass Der Nebensatz mit ohne dass ist - wie der Neben-
satz mit so dass (man vergleiche dazu A.i) - dem Hauptsatz immer nach-
gestellt. Seine besondere Bedeutung eines Gegensatzes zum Nebensatz
mit so dass liegt im ersten Subjunktionsteil ohne (Verneinungspartikel);
als verstärkende Kennzeichnung des Unerwarteten können die Partikel
aber oder jedoch stehen. Manchmal wird im Nebensatz statt des Indi-
kativs der Konjunktiv verwendet, und zwar nach der Regel: Konj. Prät. =
Indik. Präs, und Konj. Plusq. = Indik. Prät. / Perf.
* Der Titelverteidiger startete als Letzter, ohne dass er (aber /jedoch)
diesen Vorteil nutzen konnte (hätte nutzen können).
3 Satzverbindung Alternativ zum Satzgefüge mit ohne dass ist auch eine
Satzverbindung möglich. Im Zweitsatz wird dann die nicht eingetretene
Folge durch Negation und die Partikeln aber oder jedoch gekennzeich-
net.
ч Der Titelverteidiger startete als Letzter, ohne dass er (aber /jedoch)
diesen Vorteil nutzen konnte.
< Der Titelverteidiger startete als Letzter. Er konnte aber /jedoch diesen
Vorteil nicht nutzen.
Lexikalische Sprachmittel
4 Wortarten
4.1 Adjaktiv Die nicht eingetretene Folge kann auch durch einige Adjektive
ausgedrückt werden. Das sind Ableitungen mit dem Suffix -los vom
Substantiv Folge und einigen seiner Synonyme, außerdem die Adjektive
vergeblich (attributiv und prädikativ) sowie vergebens und umsonst
(nur prädikativ möglich). Als Ausdruck für die nicht eingetretene Folge
werden die Ableitungen erfolglos, ergebnislos, folgenlos, fruchtlos und
wirkungslos gebraucht:
i« Die wochenlangen Verhandlungen der Konfliktparteien wurden
ergebnislos abgebrochen.
Die Gespräche der Tarifpartner waren bisher erfolglos.
;: Folgenlose Drohungen bewirken gar nichts.
ц Alle Bemühungen der Geschäftsleitung waren vergeblich / ver-
gebens/umsonst, weil der Konkurs der Firma nicht verhindert
werden konnte.
11 Die vergeblichen Bemühungen der Geschäftsleitung konnten den
Konkurs der Firma nicht verhindern.
Ein Vergleich mit dem konsekutiven Satzgefüge zeigt, dass die Aus-
drucksform durch Adjektive knapper und rationeller ist:
я Die Verhandlungen wurden ergebnislos abgebrochen.
! • Die Verhandlungen wurden abgebrochen, ohne dass Ergebnisse erzielt
worden sind.
4.2 Sufesteurstw Die nicht eingetretene Folge kann auch durch die Negation
des Substantivs Folge und seiner Synonyme (Ergebnis, Erfolg, Resultat,
Spätfolge, Wirkung, Auswirkung, Nachwirkung) ausgedrückt werden.
Die Negation ist durch die Präposition ohne sowie die Negationswörter
kein und nicht möglich:
ч Die schwere Krankheit blieb ohne Nachwirkungen.
' Die schwere Krankheit hatte keine Nachwirkungen.
ч Die schwere Krankheit hatte nicht die befürchteten Nachwirkungen.
Anstelle der Negationswörter kann auch das Verb ausbleiben stehen:
и Nachwirkungen der schweren Krankheit blieben aus.
II
Nicht realisierbare Folge Zum Teilfeld „Nicht realisierbare Folge" gehören
die folgenden Sprachmittel:
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit als dass + Modalverb können
(häufig im Konjunktiv)
• Infinitivkonstruktion mit um ... zu
i Nebensatz mit als dass Die nicht realisierbare Folge wird im Nebensatz mit
der Subjunktion als dass und dem Modalverb können als finitem Verb
gekennzeichnet. Im Hauptsatz wird das Übermaß einer Eigenschaft (zu
+ Adjektiv) oder das zu geringe Maß einer Eigenschaft (nicht + Adjektiv +
genug) genannt, das die Realisierung der Folge unmöglich macht.
Der Nebensatz ist dem Hauptsatz immer nachgestellt, das Modalverb
tritt häufig im Konjunktiv auf (nach der Regel: Konj. Prät. = Indik. Präs,
und Konj. Plusq. = Indik. Prät. / Perf.)
Übermaß
• Die Aufgabe ist zu schwierig, als dass sie von einem allein gelöst
werden kann / könnte. (Zeitstufe Gegenwart)
• Die Aufgabe war zu schwierig, als dass sie von einem allein gelöst
werden konnte / hätte gelöst werden können.
(Zeitstufe Vergangenheit)
Bei diesem Typ des konsekutiven Satzgefüges besteht Synonymie
mit den Satzgefügen, welche die realisierte Folge verneinen:
• Die Aufgabe ist so schwierig, dass sie nicht von einem allein
gelöst werden kann.
Der Bedeutungsunterschied ist sehr gering, nur eine Nuance:
• zu... als dass betont die Überschreitung des normalen Maßes,
• so... dass nicht betont das Erreichen und Überschreiten der
äußersten Grenze des Möglichen.
zu geringes Maß
ш Der Referent war nicht genügend (nicht gründlich genug)
vorbereitet, als dass er in der Diskussion bestehen konnte
(hätte bestehen können).
25 Bilden Sie aus den Satzpaaren Satzgefüge, die eine nicht realisierbare
Folge ausdrücken.
1. Er hat zu wenig Berufserfahrung. Er kann die schwierige Aufgabe nicht
ohne fremde Hilfe leisten.
2. Der Aufenthalt war zu kurz. Wir konnten uns nicht alle Sehenswürdig-
keiten anschauen.
3. Ihr Gehalt ist zu knapp. Sie kann sich keine so teure Urlaubsreise leisten.
4. Die Strecke bis zum Urlaubsort ist zu weit. Man kann sie nicht ohne
Zwischenhalt zurücklegen.
5. Sein Einkommen ist zu niedrig. Er kann sich keine so teure Nobelkarosse
leisten.
6. Sein Wagen ist zu schnell. Wir können ihn nicht mehr einholen.
- i Prüfen Sie, in weichen Sätzen anstelle der Nebensätze mit a/s cfes die
Infinitivkonstruktion mit um .„ zu möglich ist!
Der alternierende Gebrauch von um... zu ist auch bei unbestimmt-persön-
lichem Subjekt im Nebensatz und unbelebtem Subjekt im Hauptsatz möglich.
Petrus kann es niemand recht machen -jeder möchte ein anderes Wetter
1. Es war zu kühl, als dass man hätte auf der Terrasse zu Mittagessen
können.
2. Das Wasser war nicht warm genug, als dass man hätte darin baden
können.
3. Es war zu stürmisch, als dass die Paragleiter hätten starten können.
4. Der Sturm heulte zu laut, als dass man hätte auf dem Balkon Radio
hören können.
5. Es war zu heiß, als dass wir hätten die Wanderung machen können.
6. Es regnete zu stark, als dass man hätte ohne Schirm gehen können.
7. Sie bekommt zu leicht Sonnenbrand, als dass sie nachmittags am Strand
Volleyball spielen könnte.
160
Feld der Folge
Jfg«*- Verhältnis)
i Setzen Sie {-hwohl (für den Widerspruch) oder während (für den
Gegensatz) ein.
Gegensätze
Herr Klugmann kann nicht Auto fahren,... seine Frau wie ein Profi durch
die Stadt kurvt. Wenn er sich von ihr fahren lässt, meckert er ständig an
ihrer Fahrweise herum,... er keine Ahnung hat. Er ist ein guter und tüchtiger
162
Feld des Widerspruchs
Mann, aber... er von sich behauptet, ein ruhiger Mensch zu sein, ist er ein
unruhiger und nervöser Typ,... seine Frau die Ruhe selbst ist.... sie sich oft
streiten, sind sie schon zehn Jahre verheiratet,.... viele scheinbar harmoni-
sche Ehen unter ihren Bekannten geschieden wurden. Was kann der Grund
dafür sein, dass sie zusammen bleiben wollen,... sie so verschieden sind?
Vielleicht liegt die Erklärung in dem Sprichwort: Gegensätze ziehen sich an.
Wenn ausgedrückt werden soll, dass ein aktueller Sachverhalt von verschiedensten
Gegengründen unberührt bleibt, dann sprechen wir vom irrelevanten Widerspruch.
Die Gegengründe lassen eine Änderung des aktuellen Sachverhalts erwarten, die
jedoch nicht erfolgt. Der Sachverhalt bleibt konstant, die Gegengründe sind bedeutungs-
los und bleiben unwirksam.
Der hier gegebene Gesamtüberblick über das Feld des Widerspruchs zeigt, dass die inhalt-
lichen Teil- und Unterfelder durch zahlreiche unterschiedliche Sprachmittel ausgedrückt
werden. Der Formenreichtum lässt sich an einem besonders ausgewählten Beispiel illus-
trieren, mit dem jedoch die Bedeutungsunterschiede verdeckt werden:
Obwohl / Trotzdem sie viel beschäftigt ist, hilft sie mir immer.
Obwohl viel beschäftigt, hilft sie mir immer.
Wenn sie auch viel beschäftigt ist, sie hilft mir immer.
, hilft sie mir doch immer.
, so hilft sie mir doch immer.
Auch wenn sie viel beschäftigt ist, sie hilft mir immer.
Sie ist viel beschäftigt, trotzdem / dennoch hilft sie mir immer.
Sie ist zwar viel beschäftigt, hilft mir aber immer.
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit obwohl/obgleich /wo /trotzdem
Satzverbindung
• Zweitsatz mit trotzdem / dennoch / doch /jedoch /gleichwohl
Wortgruppe
M Präpositionen: trotz, zum Trotz, ungeachtet
Grammatische Sprachmittel
1б
б Feld des Widerspruchs
Achtung! Nicht verwechseln! Die Subjunktion trotzdem ist nicht
mit dem Konjunktionaladverb trotzdem (Betonung auf der ersten
Silbe) zu verwechseln, mit dem Zweitsätze in der Satzverbindung
angeschlossen werden:
• Er hat das Abitur nicht geschafft, trotzdem er Tag und Nacht
gelernt hat. (Subjunktion)
ш Sie hat kaum etwas für das Abitur gemacht, trotzdem hat sie es
bestanden. (Konjunktionaladverb)
3 Ersetzen Sie im folgenden Text einige Male obwohl durch (>'jy^« l/, > \,$
oder trotzdem, um stilistische Abwechslung zu erreichen.
Zwei Brüder
Tino kauft sich alle zwei Jahre ein neues Auto, obwohl er nur das Stipendium
hat. Neulich habe ich ihn wieder in einem schicken Mercedes gesehen,
obwohl er mir immer erzählt, dass er sich als Student keine großen Sprünge
leisten kann. Er scheint aber, obwohl er so ein teures Hobby hat, nie ohne
Geld zu sein.
Andreas ist ein ganz anderer Typ: Obwohl er gut verdient, hat er nie Geld,
weil er alles in Büchern anlegt. Er wandert gern, vor kurzem ist er dreißig
Kilometer durch den Wald marschiert, obwohl er doch gerade erst wegen
einer Fußverletzung aus dem Krankenhaus entlassen wurde! Er will sich kein
Auto kaufen, obwohl er das Geld dafür schnell zusammen bekäme. Ich habe
selten zwei junge Männer gesehen, die so verschieden sind, obwohl sie doch
Brüder sind.
2 Satzverbindung
Zweitsatz mit trotzdem / dennoch /gleichwohl
Wenn das konzessive Verhältnis mit einer Satzverbindung ausgedrückt
wird, erscheint der aktuelle Sachverhalt im Zweitsatz, der Gegengrund
im Erstsatz. Konzessive Verbindungswörter stehen, wenn sie nicht völlig
fehlen, meistens im. Zweitsatz.
trotzdem
Das Konjunktionaladverb trotzdem ist zumeist Einleitungswort des
Zweitsatzes. Mit ihm wird ein starker Kontrast des aktuellen Sach-
verhalts zu einem deutlich dargestellten (meist schwerwiegenden)
Gegengrund gekennzeichnet.
• Ines hat sich den Arm gebrochen und trägt ihn in der Schlinge.
Trotzdem will sie an der Exkursion teilnehmen.
Haben Sie die Übung i gemacht? Dann wird Ihnen die Umformung der
Sätze nach den beiden Mustern keine Mühe machen.
Herr Klugmann kritisiert die Fahrweise seiner Frau, obwohl er selbst
nicht fahren kann.
Herr Klugmann kann selbst nicht fahren. Trotzdem kritisiert er die
Fahrweise seiner Frau.
Während Frau Klugmann ein ruhiger Mensch ist, ist ihr Mann immer
ungeduldig.
Frau Klugmann ist ein ruhiger Mensch. Dagegen ist ihr Mann immer
ungeduldig.
168
Feld des Widerspruchs
dennoch
Mit dennoch wird vor allem auf den Fortbestand eines absoluten
Widerspruchs verwiesen. Das Konjunktionaladverb wird überwie-
gend im offiziellen Kommunikationsbereich verwendet.
Im diesjährigen Abitur erzielte unsere Schule eine gute Durch-
schnittsnote. Dennoch haben auch diesmal wieder einige Schüler
nicht bestanden.
Inzwischen wurden mehr als eine Million Arbeitsplätze geschaf-
fen, vor allem in mittleren Betrieben. Dennoch: Wir brauchen
Förderung und Hilfe auch in den nächsten Jahren.
(Rundfunkkommentar)
gleichwohl
Mit diesem Konjunktionaladverb, das in jüngster Zeit vor allem im
offiziellen Bereich immer häufiger verwendet wird, betont man den
aktuellen Sachverhalt als Gegengewicht für eine vorangehende
Feststellung.
Der Kunde hat den Kaufvertrag unterschrieben. Gleichwohl hat
er das Recht, bei Mängeln das Geld zurückzufordern.
Formulieren Sie auch diese Sätze mit trotz nach dem Muster „Olympiabär".
Obwohl die Ärzte warnen, ist der Griff zur Zigarette für viele noch eine
Selbstverständlichkeit.
Trotz...
Obwohl er mit seinen Abgasen die Umwelt belastet, wird der alte ost-
deutsche Trabi immer noch benutzt.
Trotz...
J
7z Feld des Widerspruchs
Sabine relativiert mit diesen Worten den Widerspruch zwischen dem
aktuellen Sachverhalt (Mantelkauf) und dem, was man nach Petras
Argumenten erwarten könnte (Verzicht auf den Mantel wegen der
Reise).
Der relative Widerspruch ergibt sich daraus, dass Gegengründe für
eine Alternative zum aktuellen Sachverhalt eingeräumt oder zugestan-
den werden.
Grammatische Sprachmittel
i Satzgefüge
1.1 mebt ivsaL/ «HI wa^'t ,t t<ic> 'twcn мснч t > *> *»••''" ./- Gemeinsam ist den
Formen wenn auch, auch wenn, wenngleich, dass es sich um Kombinatio-
nen der Subjunktion wenn mit Partikeln handelt.
Unterschiedlich ist dabei die Stellung der Partikel:
Bei wenn ... auch stehen meistens andere Wörter zwischen beiden
Teilen:
Wenn Sabine mit dem Geld auch eine Reise machen wollte, kauft sie
doch Jetzt erst den Mantel dafür.
wenngleich
Vor allem in wissenschaftlichen Texten, offiziellen Stellungnahmen
und im juristischen Sprachgebrauch wird wenngleich verwendet, wenn
man Gegengründe nennen will, die mit dem aktuellen Sachverhalt
vergleichbar sind. Der Nebensatz wird dem Hauptsatz vergleichend zur
Seite gestellt.
1.2 '• ..'_ sä r &\ а од-ые biifajuriko.o к. Die Subjunktion wenn ist weglassbar.
Das konjugierte Verb steht an der Spitze des Nebensatzes. Der Nebensatz
ist gewöhnlich Vordersatz:
ч Verdient er auch nicht viel, (so) hat er doch eine interessante Arbeit.
(= Wenn er auch nicht viel verdient,...)
In solchen Nebensätzen ohne wenn ist der Widerspruch nur durch die
Partikel auch gekennzeichnet.
2 Satzverbindung mit zwar... aber / doch /jedoch Einfache Sätze werden mit
zwar... aber / doch /jedoch zu einem konzessiven Verhältnis verknüpft.
Mit dem Konjunktionaladverb zwar wird im Erstsatz ein Gegengrund als
Fakt anerkannt. Er steht in relativem Widerspruch zum aktuellen Sach-
verhalt im Zweitsatz:
Sie hat zwar keine Kinder, aber sie ist sehr kinderlieb.
Zwar hat sie keine Kinder, aber sie ist sehr kinderlieb.
Die Konjunktion aber ist mit doch oder jedoch teilweise austauschbar.
Der Bedeutungsunterschied besteht darin, dass aber weniger den
Gegensatz betont als doch oder jedoch. Mit aber wird im aktuellen Sach-
verhalt (Zweitsatz) stärker etwas Gemeinsames mit dem Gegengrund
(zwar...) formuliert. Zweitsätze mit doch oder jedoch werden ohne zwar
vorwiegend adversativ verwendet. Im Allgemeinen gilt doch und noch
Für Sätze mit aber, doch und jedoch gibt es hier folgende Stellungs-
möglichkeiten:
Er hat » aber er ist ; er ist aber - ist aber i einauter
(zwar) nicht f1 doch er ist •- ; doch ist er - ^ Fachmann
studiert, ) (jedoch er ist) • er ist jedoch \jedochister ist jedoch t,
щ Drückt der Spruch einen Gegensatz oder einer Widerspruch aus? Begründen
Sie Ihre Meinung.
Der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach.
116 Es geht zwar niemanden etwas an, aber haben Sie einen tollen Freund /
eine tolle Freundin? Oder ist er/sie so toll nun auch wiedet fdch't? Klar,
wir sind alle nur Menschen. Wenn Sie wollen, erzählen Sie etwas über einen
Menschen, den Sie gut kennen: Er ist zwar, er hat zwai, aber.,.?!
J
8o Feld des Widerspruchs
In dieser übertragenen Bedeutung kann für mindestens auch
das Synonym zumindest stehen. Beide Wörter können verschie-
dene Positionen im Satz einnehmen:
M Frau Schmidt will sich mindestens / zumindest bei Ihrem
Nachbarn bedanken.
A Mindestens /Zumindest will sich Frau Schmidt bei ihrem
Nachbarn bedanken.
In dieser Bedeutungsvariante werden mit mindestens / zumin-
dest Sachverhalte genannt, die zwar der allgemeinen Erwartung
(dass man sich für Hilfe angemessen bedankt) entsprechen,
aber nur minimal.
wenigstens
Mit wenigstens werden im Gegensatz zu Variante i von mindestens
keine Zahlwörter verbunden, sondern nur Sachverhalte wie bei
mindestens / zumindest. So kann man nicht formulieren:
* Das Brett ist wenigstens 20 Zentimeter zu kurz.
Der Bedeutungsunterschied zwischen mindestens / zumindest und
wenigstens liegt darin, dass mindestens / zumindest die Untergrenze
einer möglichen Auswahl nennt, während mit wenigstens die Ober-
grenze einer bestimmten Teilerfüllung bezeichnet wird.
Wenn auch Frau Schmidts Nachbar kein Geld nehmen will, Frau
Schmidt ihm aber trotzdem in anderer Form danken will, könnte sie
ihn zum Beispiel fragen:
и Darf ich Sie dann wenigstens einmal zu einem schönen Essen
einladen?
Eine andere Variante mit wenigstens sind Sätze, in denen eine ge-
wisse Erleichterung ausgedrückt wird, wenn unangenehme Situa-
tionen zwar nicht völlig, aber doch teilweise positiv überstanden
wurden:
к Unser Auto ist von der Fahrbahn abgekommen. Wenigstens ist
niemand zu Schaden gekommen.
eigentlich
Mit eigentlich wird auf die ursprüngliche Bedeutung, den tieferen
Sinn, die ursprüngliche Absicht hingewiesen.
• Eigentlich wollte ich dich schon gestern besuchen, aber es
ging mir nicht gut.
(= Ich wollte dich zwar schon gestern besuchen, aber...)
m Wo wohnen Sie eigentlich? (= Obwohl wir uns schon so lange
kennen, weiß ich nicht einmal, wo Sie wohnen).
я A: Wollten Sie nicht mitkommen?
B: Eigentlich ja. (= Ich wollte zwar mitkommen, aber...)
l
Ort, Zeit und andere Umstände sowie Personen- und Sachangaben als
unwirksame Cegengründe
Nebensätze mit w-Fragewörtern: wo, wann, warum, wozu, wer, was,
mit wem, wogegen + oft Partikel auch / immer
(wie man's auch immer nimmt,) (egal, wie der Ball kommt)
die Hauptsache ist, ,
dass die Kasse stimmt! (egal, wie der Schuss fällt) -
derTheodor, der hält!
II
Intensität von Gegengründen Die hohe oder geringe Intensität von Gegen-
gründen wird mit Hilfe von Adjektiven, Adverbien oder Partizipien und
mit der vorangestellten Partikel so ausgedrückt. Das betrifft sowohl
Satzgefüge als auch Satzverbindungen.
J
86 Feld des Widerspruchs
24 Auch in Fachtexten wird die Kombination so + Adj. genutzt, um zu
zeigen, wie konstant bestimmte Sachverhalte gegenüber intensiven Gegen-
gründen sind.
Ersetzen Sie in den folgenden Beispielen den obwohl-Nebensatz durch
so + Adj.
Obwohl sich die Krebsforschung in den letzten Jahren positiv entwickelt hat,
gibt es noch viele ungelöste Probleme auf diesem Gebiet.
So positiv sich die Krebsforschung in den letzten Jahren (auch) entwickelt hat,
es gibt noch viele ungelöste Probleme auf diesem Gebiet.
1. Obwohl diese Hypothese naturgemäß ist, bleibt sie eine Hypothese.
2. Obwohl auf den ersten Blick diese Art der Diskontinuität sonderbar er-
scheint, ist man gegenwärtig zu ihrer Annahme gezwungen.
3. Obwohl diese Betrachtung formal ist und dem chemischen Verhalten
der Verbindungen wenig gerecht wird, gestattet sie, die Zahl der Stereo-
isomeren mit mehrfacher Bindung richtig vorherzusagen.
4. Obwohl nun gerade diese Verhältnisse für die uns augenblicklich be-
schäftigenden Probleme wichtig sind, muss ich es mir versagen, auf die
älteren Messungen einzugehen.
Ill
Alternativen als unwirksame Gegengründe
Komplexe Übungen
;.0 H Versuchen Sie hier einmal, Dinge zu nennen, die Ihren Widerspruch
hervorrufen! Sagen Sie, was Ihnen nicht gefällt, aber relativieren Sie Ihre
Äußerung, indem Sie auch nach Cegengründen suchen.
Die vielen Autos müssen zwar irgendwo parken, aber...
Das Fernsehen ist auf Massenpublikum angewiesen(o//e«/mgs ...
Gegen die Arbeitslosigkeit müsste mehr unternommen werden.
Wenigstens ...
Auch wenn klar ist, dass das Mensaessen nicht immer Spitze sein kann, ...
28 b Nennen Sie andere Dinge, die Ihnen gegen den Strich gehen!
Versuchen Sie objektiv zu sein und relativierende Cegengründe zu nennen!
Kennen Sie ähnliche Parolen? Fragen Sie die anderen, was sie dazu meinen!
', j . • Wie erscheint Ihnen dieses Foto auf den ersten Blick? Ist es normal /
komisch / absurd / lustig / verrückt / merkwürdig / bemerkenswert / bezeich-
nend / typisch oder..., wenn eine Frau, wie sie das Foto zeigt, Roller fährt?
b Ändert sich Ihre Meinung, wenn Sie den Bildtext genauer lesen?
33 Und wie ist ihr Kommentar dam? Besteht zwischen Jugendlichen und
alten Leuten ein absoluter Widerspruch? Ist „sanfter Tourismus" wirklich
„sanft"? Welche Assoziationen haben Sie beim Betrachten des „gesicherten"
Fahrradmacks?
Ein Schlagwerk
macht die toimdles
SanferToorismiss -
güibi ®§ das?
Zu A:
Gleichheit und Ähnlichkeit sind als ein gemeinsames Unterfeld zu sehen, da sie nur
verschiedene Grade der Übereinstimmung darstellen und ineinander übergehen.
Die Ähnlichkeit ist gegenüber der Gleichheit formal oft durch einschränkende Zusätze
wie/äst, annähernd, beinahe oder durch lexikalische Mittel wie ähnlich, gleichartig,
ähneln, sich nahe kommen, Ähnlichkeit gekennzeichnet.
*• Hans ähnelt seinem Vater sehr, sein Bruder Peter ist mehr der Mutter ähnlich.
Zu S:
Beim Teilfeld Ungleichheit ist nach dem Grad der Nicht-Übereinstimmung zu unter-
scheiden zwischen Verschiedenheit
.'. Die Fahrstrecke über die Landstraße ist länger als über die Autobahn, es gibt dort aber
weniger Staugefahr.
Eine weitere Differenzierung des Feldes des Vergleichs erscheint nicht sinnvoll, obwohl
man unter semantischem und stilistischem Aspekt auch noch Sachvergleich und bild-
haften Vergleich unterscheiden könnte. Sie konstituieren aber keine Felder und werden
nicht durch spezifische Sprachmittel ausgedrückt. Außerdem beschränken wir uns auf
den Vergleich im Sinne der vergleichenden Betrachtung. In den Fachsprachen der Justiz
und des Sports hat Vergleich spezielle Bedeutungen. Wir nennen sie hier, ohne dass wir
im Folgenden noch weiter auf sie eingehen.
Justiz:
In der Sprache der Justiz ist Vergleich ein Kompromiss zwischen streitenden Parteien,
eine gütliche Einigung in einem Zivilgerichtsverfahren bzw. in einem Streitfall.
Sport:
In der Sprache des Sports bezeichnet das Wort Vergleich einen sportlichen Wettkampf
zwischen Mannschaften gleicher Ebene (Kontinente, Länder, Städte, Regionen, Klubs) auf
Grund freier Vereinbarungen.
Übereinstimmung
i
Gleichheit und Ähnlichkeit Gleichheit und Ähnlichkeit kann man mit den
folgenden Sprachmitteln ausdrücken:
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge
• Nebensatz mit wie /so/ als (ob / wenn)
Satzverbindung
• Zweitsatz mit so / genauso / ebenso
Wortgruppe
• Präpositionen: wie, nach, entsprechend, gemäß
Grammatische Sprachmittel
Erzählen Sie die Geschichte weiter. Was war noch wie es schon zu Ihrer
Schulzeit / vor zehn Jahren gewesen war?
3 Sprichwörter
1. Wie man sich bettet, so schläft man.
2. Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen.
3. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es wieder heraus.
4. Wie man den Karren schmiert, so fährt er.
5. Wie der Koch, so der Brei.
6. Wie die Arbeit, so der Lohn.
7. Wie der Baum, so die Birne.
8. Wie die Saat, so die Ernte.
9. Wie gewonnen, so zerronnen.
•' Bilden Sie mit den Stichwörtern Sätze nach dem Muster.
Im Öko-Verein
So vielfältig die Interessen der Mitglieder sind, so abwechslungsreich ist auch
das Angebot an Veranstaltungen.
1. Vortrag des Referenten überzeugend - sicher in der Diskussion
2. Dia-Vortag interessant - positives Echo bei den Mitgliedern des Vereins
3. ungenügende Vorbereitung der Veranstaltung - geringer Erfolg
4. niedrige Mitgliedsbeiträge - begrenzte finanzielle Möglichkeiten des
Öko-Vereins
5. ideenreiche Arbeit der Ökozentrale - kontinuierliche Steigerung der
Mitgliederzahl
S Hier wurde einiges durcheinander gebracht Korrigieren Sie, indem Sie die
wie-Wortgruppen den entsprechenden Adjektiven und Verben zuordnen.
1. schwarz a. wie ein junger Gott
2. stark b. wie ein Reh
3- leicht c. wie ein Blitz
4- scheu d. wie ein Bär
5- schnell e. wie eine Feder
6. sich gleichen f. wie warme Semmeln
7. weggehen g. wieder Schnabel gewachsen ist
8. zusammenhalten h. wie die Nacht
9. sich fühlen i. wie ein Ei dem anderen
10. reden j. wie Pech und Schwefel
Hier zwei Minitexte über „sich wie ein fünftes Rad am Wagen fühlen"
und über„jmdn. wie ein rohes Ei behandeln":
i. Ich kam als Gast in eine Gesellschaft, wo ich fast niemanden kannte.
Man sprach über Themen, die mich überhaupt nicht interessierten und
über die ich auch kaum mitreden konnte. Ich fühlte mich wie das fünfte
Rad am Wagen.
i '\ Ь Die komparative Wortgruppe steht also am Satzanfang, sie kann aber
auch nach demfiniten Verb folgen. Formen Sie die obigen Sätze entsprechend
um.
4 Wortbildung
4.1 Г',а i сил r> i e л г ^ tzuHg:
Adjektivbildungen mit -artig und -förmig, -gemäß l -mäßig
und -gerecht
Diese verschiedenen Wortbildungsformen haben vergleichende Be-
deutung mit bestimmten Nebenbedeutungen. Sie treten reihenbildend
auf, sind außerordentlich gebrauchsaktiv und vor allem in den Fach-
sprachen üblich. Sie spielen z. B. eine wichtige Rolle bei der Beschrei-
bung von Krankheitssymptomen in der Medizin, von Bewegungsab-
läufen im Sport, von Materialien in den technischen Wissenschaften.
Bei der Umformung in komparative Wortgruppen mit wie (oder
entsprechend) wird die Vergleichsbeziehung deutlich:
blitzartig - wie ein Blitz
kugelförmig - wie eine Kugel
verfassungsgemäß - entsprechend der Verfassung
'-> b Berichten Sie über eine Hochzeitsfeier in Ihrer Heimat Verwenden Sie
möglichst viele Wortbildungen mit -cent&ß und -^etesht
г
Feld des Vergleichs °9
4. Nach dem Gewitter standen überall fuß- / mannshohe Pfützen.
5. Ein wolfs- / bärenstarker Mann hob das Auto ohne technische
Hilfsmittel an.
6. Die Frau trägt einen knie- / armlangen Rock.
7. Als die Flut kam, standen wir plötzlich abgrund- / knietief im Wasser.
8. Wir spannten eine papier- / fingerdünne Plastikfolie zum Schutz vor
Regen und Sonne auf.
Das Suffix -ig ist mehrdeutig. Meist drückt es das Vorhandensein von
Eigenschaften (mutig) oder Gegenständen (staubig) aus.
Viele Adjektive mit -ig sind umgedeutet (z.B. kernig, lumpig) und die
Bedeutungsvarianten Vorhandensein und Übereinstimmung sind in
manchen Fällen schwer abgrenzbar (z. B. bergig, eckig, lockig).
Das Suffix -Zieh kann nur in Ableitungen von einigen Substantiven Ver-
gleichsbeziehungen ausdrücken. Diese wenigen werden allerdings häu-
fig verwendet:
freundlich feindlich menschlich väterlich mütterlich kindlich
ein freundliches Lächeln eine feindliche Armee ein menschliches
Verhalten ein väterlicher Freund die mütterliche Zuneigung
kindliche Freude
II
Proportionalität Proportionalität wird fast ausschließlich durch gramma-
tische Mittel ausgedrückt. Lexikalische Mittel spielen nur eine unterge-
ordnete Rolle.
Die Sprachmittel, mit denen man Proportionalität ausdrücken kann,
sind:
Grammatische Mittel
Satzgefüge
• je... desto / umso
ш je nachdem
Feste Satzform: Sprichwort
Wortgruppe
Lexikalische Sprachmittel
Wortarten
• Adjektiv
i Proportionalsatzgefüge
- je... desto / umso
Mit je wird der Nebensatz (Verb-Letzt-Satz), mit desto oder umso
der Hauptsatz eingeleitet. Der Nebensatz ist gewöhnlich Vordersatz.
Auf je und desto / umso folgt jeweils unmittelbar ein Adjektiv /
Adverb in der Komparativform.
Mit der je ... desto- / umso-Verbindung treten zwei Sachverhalte
in ein Abhängigkeitsverhältnis, dem eine gleichmäßige (= propor-
tionale) graduelle Veränderung zweier Eigenschaften zugrunde
liegt und bei dem der Nebensatz-Sachverhalt bestimmend ist.
Je länger sie das Bild betrachtete, desto besser gefiel es ihr.
f, Je näher der Prüfungstermin rückte, umso größer wurde meine
Aufregung.
Der Nebensatz kann nachgestellt werden, wenn der Hauptsatz
nicht mit desto / umso eingeleitet wird, sondern vor dem Adjektiv /
Adverb (im Komparativ) immer steht oder das Adjektiv / Adverb
doppelt - mit und verbunden - erscheint.
Das Bild gefiel ihr immer besser, je länger sie es betrachtete.
v, Meine Aufregung wurde größer und größer, je näher der
Prüfungstermin rückte.
je nachdem
je nachdem steht entweder mit einer Alternativfrage (Nebensatz
mit ob) oder mit einer Ergänzungsfrage (Nebensatz mit w-Wort) in
fester Verbindung. Mit dieser Verbindung werden zwei alternative
Sachverhalte im Hauptsatz in ein Gleichheits- und Abhängigkeits-
verhältnis zum Nebensatz-Sachverhalt gebracht. Die Stellung des
Nebensatzes ist frei (Vorder-, Zwischen- oder Nachsatz).
Je nachdem ob es preiswerte Quartiere gibt oder nicht, wird die
Konferenz ein- oder zweitägig durchgeführt.
Wir werden, je nachdem wo wir ein komfortables Dreibett-
zimmer bekommen, nach Sylt oder Hiddensee fahren.
Wir bleiben auf dem Bahnhofoder machen einen Spaziergang
durch die Altstadt, je nachdem wie lange wir Auf enthalt haben.
21
Feld des Vergleichs 7
2 Feste Satzform In mehr als zweihundert Sprichwörtern ist eine ältere
Sprachform des Proportionalsatzgefüges lebendig geblieben. Sie wird
mit der Doppelform je ...je gebildet. Der Nebensatz steht als Vordersatz.
Die Sprichwortform ist meist elliptisch verkürzt und wird oft ohne
finites Verb gebraucht. In manchen Fällen tritt je.. desto als Variante
auf, nur selten je... umso.
•: Je bitterer die Schale, je süßer der Kern.
ш Je weniger einer weiß, je / desto höher trägt er die Nase.
>.; Je länger man sieht, je / desto / umso schärfer wird das Auge.
v-j Erläutern Sie den Sinngehalt der Sprichwörter mit Ihren Worten.
Wie ist Ihre Meinung über Gültigkeit und Anwendungsmöglichkeiten dieser
Sprichwörter in unserer Zeit?
1. Je sauerer verdientje süßer genossen.
2. Je mehr Gesetz,je mehr Übertretung.
3. Je leerer der Kopf, desto geschwätziger die Zunge.
4. Je kürzer die Rechnungje länger die Freundschaft.
5. Je größer die Stürme, desto fester wurzelt die Eiche.
Lexikalische Sprachmittel
Grammatische Sprachmittel
Satzverbindung mit das heißt, das bedeutet, das ist u. a.
Einfachsatz mit sein
Wortgruppe: Apposition
Lexikalische Sprachmittel
Wortarten
• Verb: sich decken, sich gleichen, übereinstimmen u. a.
• Adjektiv: gleich, identisch, kongruent u. a., Zusammensetzung
mit gleich-
et Substantiv: e Identität, e Übereinstimmung, r Gleichstand u. a.
Grammatische Sprachmittel
2 Einfachsatz mit sein Auch mit dem Einfachsatz kann eine Identitätsbe-
ziehung ausgedrückt werden. Die Identität besteht hier zwischen dem
Subjekt des Satzes und einem substantivischen Prädikatsnomen, die
durch eine finite Form von sein verbunden sind.
Herr Wagner ist unser neuer Abteilungsleiter.
Der Mont Blanc ist der höchste Berg Europas.
Vor allem in der mündlichen Kommunikation wird die Identitätsaus-
sage durch einen Neuansatz mit das verstärkt:
s Herr Wagner, das ist unser neuer Abteilungsleiter.
»' Der Mont Blanc, das ist der höchste Berg Europas.
Und in einem Aphorismus von Ernst von Wildenbruch:
• » Ein Rezensent, das ist ein Mann, der alles weiß und gar nichts kann.
?ч Wer ist wer? - Geben Sie Auskunft mit Identitätssätzen (ohne und mit
Neuansatz).
1. Philipp Reis a. Reformator und Begründer des
Protestantismus
2. James Watt b. deutscher Komponist
3. George Washington c. Entdecker Amerikas
4. Martin Luther d. Erfinder der Dampfmaschine
5. Georg Friedrich Wilhelm Hegel e. Erfinder des Telefons
6. Johann Wolfgang von Goethe f. deutscher Philosoph des
19.Jahrhunderts
7. Ludwig van Beethoven g. erster Präsident der USA
8. Heinrich Heine h. Begründer der Relativitätstheorie
9. Rudolf Diesel i. deutscher Maler der Reformations-
zeit
10. LukasCranach j. Autor des „Faust"
11. Christoph Kolumbus k. Konstrukteur eines Verbrennungs-
motors auf Ölbasis
12. Albert Einstein I. deutscher Lyriker des 19. Jahr-
hunderts
- > i Prüfen Sie Ihre Kenntnisse. Setzen Sie die richtige Apposition ein.
1. Das Versailler Schloss,..., ist Anziehungspunkt für viele Touristen.
2. „Die Schatzinsel",..., gilt als eines der klassischen Vorbilder für die
Abenteuerliteratur.
3. Der Wal,..., ist völlig dem Leben im Wasser angepasst.
4- Rügen reizt die Besucher durch die große Vielfalt an Landschafts-
formen und die reiche Flora.
41 b Verändern Sie die Sätze so, dass der Begriff mit der erläuternden
Apposition im Genitiv oder Dativ steht.
Vorschlag zu Satzi:
Von dem Versailler Schloss, dem heutigen französischen Nationalmuseum,
sind viele Touristen begeistert.
l
Verschiedenheit Zum Teilfeld „Verschiedenheit" gehören die folgenden
Sprachmittel:
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge mit als
Wortgruppe
Grammatische Sprachmittel
i Satzgefüge: Nebensatz mit als Der mit als eingeleitete Nebensatz ist immer
nachgestellt. Er enthält einen Sachverhalt, der mit dem Sachverhalt
des Hauptsatzes auf eine gemeinsame Eigenschaft hin verglichen wird.
Die gemeinsame Eigenschaft wird durch ein Adjektiv / Adverb bezeich-
net, das im Hauptsatz in der Komparativform erscheint und in Verbin-
dung mit als das unterschiedliche Maß der gemeinsamen Eigenschaft
zum Ausdruck bringt.
* Der Kenianer lief schneller, als alle seine Konkurrenten liefen.
Er ist klüger, als es seine Geschwister sind.
Bei Aussagen dieser Art wird der Nebensatz oft zur Wortgruppe
verkürzt:
i Der Kenianer lief schneller als alle seine Konkurrenten.
m Er ist klüger als seine Geschwister.
,, Und nun noch eine kleine Wiederholung zur Formenbildung: Die meisten
Adjektive bilden die Komparativform mit -er. Nur eine kleine Zahl einsilbiger
Adjektive hat zusätzlich eine Umlautkennzeichnung:
alt älter
nass nasser / nässer
Unter den folgenden Verbindungen sind alle Adjektive enthalten, bei denen
im Komparativ ein Umlaut notwendig oder möglich ist. Welche sind es?
der alte Mann die arme Frau das brave Kind die flache Uhr
das harte Metall die glatte Oberfläche der kalte Tag die klare Luft
das lange Boot der nasse Boden die rasche Entscheidung die sanfte
Behandlung die scharfe Lupe das schlanke Mädchen der schwache
Gegner der starke Kaffee die straffe Organisation der warme Tag
das zarte Grün die frohe Zeit die groben Bestandteile das große
Erlebnis der hohe Berg die rohe Behandlung das bunte Bild
das dumme Urteil die gesunde Ernährung der junge Bruder
die kluge Bemerkung der kurze Weg das stumpfe Messer
Lexikalische Sprachmittel
3 Wortarten
- Verb
Die Verben abweichen sich abheben differieren überragen
überschreiten übersteigen übertreffen sich unterscheiden
drücken entweder einen Unterschied zwischen zwei Vergleichs-
objekten aus oder einfach ein Anderssein.
« Die beiden Werkstoffe unterscheiden sich vor allem durch den
Grad der Elastizität.
ч Marina übertrifft ihre Mitschüler durch ihre spezielle mathe-
matische Begabung.
л Die Umweltschäden übersteigen die schlimmsten Erwartungen.
Adjektiv
Die Adjektive abweichend ander- unähnlich ungleich unter-
schiedlich überlegen verschieden drücken Unterschiedlichkeit
zweier (eventuell auch mehrerer) Vergleichsobjekte aus.
w Die beiden Brüder sind in ihrem Charakter sehr verschieden.
m Die Chancen für den Titelgewinn dieser Mannschaften werden
unterschiedlich beurteilt.
m Trotz anderer Vorgehensweise kam das zweite Forschungsteam
zum gleichen Resultat wie das erste.
Substantiv
Die Substantive e Abweichung e Differenz e Überlegenheit
e Ungleichheit e Unterlegenheit r Unterschied e Verschieden-
heit drücken die Ungleichheit verglichener Objekte aus. Diese
Substantive können semantisch unterschiedliche Formen der Un-
gleichheit kennzeichnen.
' Der Unterschied zwischen den beiden Entwürfen war gering.
(paariges Verhältnis, Ungleichheit zweier Vergleichsobjekte)
i Die Jahresbilanz ergab in einer Abteilung eine beträchtliche
Differenz im Warenbestand, (inneres Verhältnis, Vergleichs-
größen Soll und Haben bleiben ungenannt, müssen hinzuge-
dacht werden)
II
Gegensätzlichkeit Unter Gegensätzlichkeit verstehen wir eine Bedeutungs-
beziehung zwischen Aussagen oder Begriffen, die einen sehr hohen
Grad der Unterschiedlichkeit beinhaltet.
Der Gegensatz wird durch Sätze (gegensätzliche Aussagen) oder
Wörter bzw. Wortgruppen (gegensätzliche Begriffe, Antonyme) ausge-
drückt.
Gegensätzlichkeit setzt Vergleichbarkeit voraus, da nur zwischen
vergleichbaren Erscheinungen ein gegensätzliches Verhältnis bestehen
kann.
2
Feld des Vergleichs 3i
Zum Teilfeld „Gegensätzlichkeit" gehören die folgenden Sprachmittel:
Grammatische Sprachmittel
Satzgefüge: Nebensatz mit während l wohingegen
Satzverbindung
M Zweitsatz mit aber l doch /jedoch l sondern l dagegen l
demgegenüber
m Zweitsatz ohne Verbindungswort
- Wortgruppe: Präposition: entgegen l Präpositionalphrase:
im Gegensatz zu
Lexikalische Sprachmittel
Wortarten
• Verb: sich widersprechen u. a.
• Adjektiv: entgegengesetzt, gegensätzlich, umgekehrt u. a.
• Substantiv: r Gegensatz, r Widerspruch, s Gegenteil u. a.
Grammatische Sprachmittel
dagegen, demgegenüber
Die Satzverbindung mit dagegen wird in der Allgemeinsprache bevor-
zugt. Beide Konjunktionaladverbien bringen den Gegensatz in direkter
Weise (d. h. im wörtlichen Sinne: „gegen") und besonders stark zum
Ausdruck.
Die nächsten Schritte bei der Reform werden schwierig sein, dagegen
(demgegenüber) waren die bisherigen ein Kinderspiel.
Durch den syntaktischen Zusammenhang bedingt, stehen die Konjunk-
tionaladverbien auch im Satzinnern und sind manchmal nicht aus-
tauschbar.
v Über Europa liegt ein Hochdruckgebiet, über Afrika dagegen ein
Tiefdruckgebiet
Abweichungen
Unser Handeln und Verhalten ist durch Normen bestimmt, die in Gesetzen,
Verordnungen, Vorschriften, Anweisungen, Verträgen oder Sitten und
Bräuchen ihren Ausdruck finden. Auch Wünsche und Ratschläge anderer
Personen können unser Handeln beeinflussen. Aber der Mensch ist kein
Automat, immer wieder weicht er von solchen Vorgaben ab.
Abweichung vom Wunsch der Eltern, der Lehrer oder des Professors
Frank kein zweites Studienfach belegen
kein Praktikum im Ausland absolvieren
Studienort nicht wechseln
Studienzeit nicht verlängern
nicht promovieren wollen
keine Assistentenstelle annehmen
nicht ein Semester pausieren wollen
Lexikalische Sprachmittel
4 Wortarten
- Verb
Nur wenige Verben oder feste Verbverbindungen können Gegen-
sätzlichkeit ausdrücken:
(sich) widersprechen sich im Widerspruch befinden im Wider-
spruch stehen
Sein Verhalten widerspricht dem gesunden Menschenverstand.
Die Aussagen der beiden Zeugen widersprechen sich / stehen im
Widerspruch zueinander.
Seine Worte und Taten befinden sich in einem Widerspruch.
Adjektiv
Folgende Adjektive können Gegensätzlichkeit ausdrücken:
entgegengesetzt gegensätzlich widersprechend widersprüchlich
gegenteilig umgekehrt konträr oppositionell
Die Adjektive konträr / oppositionell sind im wesentlichen auf die
Kommunikationsbereiche Wissenschaft und Politik beschränkt.
Der Zug fuhr in die entgegengesetzte Richtung.
Die gegensätzlichen Standpunkte der beiden Parteien wurden
in der Diskussion deutlich.
Er vertrat eine gegenteilige Auffassung.
Mehrere oppositionelle Gruppen schlossen sich zu einer neuen
Oppositionspartei zusammen.
Komplexübung
•l >, Wohnungen auf dem Prüf stand - Vergleichen Sie die abgebildeten
Wohnungen nach
Gesamtfläche Anzahl der Zimmer
Mietpreis Möglichkeiten der Ausge-
Größe der Räume staltung
Anordnung der Zimmer
Mit dem Imperativ kann man im Deutschen raten, bitten, befehlen, appellieren,
warnen, drohen, anordnen, ermahnen, vorschlagen, anbieten und auch anleiten. Parti-
keln, Modalwörter, Satzstruktur und konkrete lexikalische Füllung sind verantwortlich
für die einzelnen Funktionen des Aufforderns. Daneben spielen aber auch die konkrete
Situation, das Verhältnis zwischen Sprecher und Adressaten und nicht zuletzt die Intona-
tion eine wesentliche Rolle. Das haben Sie bestimmt auch bei der Lösung von Aufgabe i
bemerkt.
Auffordern kann man im Deutschen aber auch mit vielen anderen sprachlichen Mit-
teln, so z.B. mit Modalverben, passivischen Konstruktionen, verkürzten Satzformen, dem
Indikativ, dem Fragesatz. Und obwohl der Imperativ als Grundform der Aufforderung
gilt, ist er in vielen Situationen nicht angemessen. Andere sprachliche Mittel werden be-
vorzugt verwendet, so z.B. der Fragesatz mit Modalverb für eine Bitte.
Im Weiteren werden die einzelnen Funktionen des Aufforderns mit den dazugehörigen
bevorzugten sprachlichen Mitteln in Teilfeldern beschrieben. Wenn man im Deutschen
eine Aufforderung formuliert, so hat diese immer den Charakter eines semantisch voll-
ständigen Satzes.
Deshalb werden die einzelnen Sprachmittel entsprechend ihrer Verwendung in den
Satzarten angeordnet.
Tragen Sie die gefundenen Formen in die Tabelle ein! Ergänzen Sie auch
die fehlenden Formen, dann erhalten Sie ein vollständiges Paradigma.
Infinitiv jDU'-Form . Ihr-Form • Sie-Form
Steigt ein!
sich ärgern
Gib aufl
г
Feld der Aufforderung 4*
2 с Sicherlich haben Sie bereits bemerkt, dass Sie die Formenbildung zum
Imperativ von bestimmten Verbgruppen wiederholt haben. Was muss
man bei der Bildung dieser Imperativformen jeweils beachten? Versuchen
Sie, Ihre Ergebnisse in kurzen Merksätzen zusammenzufassen.
1. Die starken Verben bilden ihre Imperativformen, indem ...
2. Bei den reflexiven Verben ist darauf zu achten, dass ...
3. Bei den trennbaren Verben ist zu beachten, dass ...
I II
Anordnung in der offiziellen Anordnung in der privat-mündlichen
Kommunikation Kommunikation
l
Anordnung in der offiziellen Kommunikation Zu den Sprachmitteln, die
besonders in der offiziellen Kommunikation (schriftlich und mündlich)
verwendet werden, gehören die folgenden:
Aussagesatz
• Verben des „Anordnens"
ш Wortfeld „verbieten"
m Modalverb: sollen, müssen, nicht dürfen
m sein /haben + zu + Infinitiv
• werden-Passiv / Passiversatzform: lassen + sich + Inf. /
-bar-Adjektive
• Indikativ Präsens Aktiv
- Verkürzte Satzform: Infinitiv, Partizip II, Adverb, Substantiv,
Präpositionale Wortgruppe
Aufforderungssatz, meist + bitte
Fragesatz ohne Fragewort + können, dürfen, wollen, würden + bitte
2
Feld der Aufforderung 43
i Aussagesatz
i.i </< . be «'i des, -* "O rä >t 5/45" Vor allem in der offiziell-schriftlichen Kommu-
nikation ist der Gebrauch nachfolgender Verben des „Anordnens"
gebräuchlich. Der Inhalt der Anordnung erscheint als Objekt (direktes
Objekt, Infinitiv mit zu, dass-Nebensatz). Die Reihenfolge der Verben
bringt eine zunehmende Intensität des Forderns zum Ausdruck; Nach-
druck kann darüberhinaus durch zusätzliche temporale Ausdrücke
wie jetzt, sofort, sogleich, auf der Stelle erreicht werden:
wünschen + dass-Satz
- jmdn. bitten + Infinitiv mit zu
jmdn. auffordern + Infinitiv mit zu l direktes Objekt
- fordern (von jmdm.) + dass-Satz l Infinitiv mit zu
- jmdn. ersuchen + direktes Objekt / Infinitiv mit zu
verlangen (von jmdm.) + dass-Satz / Infinitiv mit zu
<•'! Wozu kann man aufgefordert werden? Beantworten Sie die folgenden
Fragen.
Was wünscht das Finanzamt?
(die Abgabe einer Steuererklärung von jedem Bürger)
Das Finanzamt wünscht, dass jeder Bürger eine Steuererklärung abgibt.
1. Was fordert das Akademische Auslandsamt?
(Nachweis deutscher Sprachkenntnisse von jedem ausländischen
Studenten)
2. Was verlangt das Einwohnermeldeamt?
(Anmeldung eines jeden Bürgers)
3. Worum ersucht die Polizei den Unfallzeugen?
(genaue Schilderung des Unfallhergangs)
4. Was fordert die Bibliothek?
(fristgerechte Rückgabe entliehener Bücher)
5. Worum bittet das Hotel seine Gäste?
(Abgabe des Zimmerschlüssels an der Rezeption)
6. Wozu fordert der Asta auf?
(Teilnahme an Wahl der Studentenvertretung)
6 b Schreiben Sie den Text für unsere heutige Zeit um. Benutzen Sie dafür
Modalverben.
ч Aktiv oder Passiv? Formulieren Sie die folgenden Sätze mit müssen!
Aus Ordnungen
Hausordnung:
1. Der Mieter hat für die Reinhaltung seiner Wohnung zu sorgen.
2. Zu- und Eingänge sind frei zu halten.
3. Die durch Haustiere verursachte Verunreinigung hat der Tierhalter
sofort zu beseitigen.
2
46 Feld der Aufforderung
Badeordnung:
4. Geld- und Wertsachen sind zur Aufbewahrung abzugeben.
5. Schwimmer haben sich in den markierten Zonen aufzuhalten.
6. Den Anordnungen des Bademeisters ist unbedingt Folge zu leisten.
Straßenverkehrsordnung:
7. Hunde sind an der Leine zuführen.
8. Fußgänger haben Fahrbahnen auf dem kürzesten Weg zu
überschreiten.
9. Wird die Fahrbahn an Kreuzungen überschritten, so sind dort
angebrachte Fußgängerüberwege zu benutzen.
2
Feld der Aufforderung 47
1.6 Auch der Indikativ Präsens Aktiv kann für
Anordnungen verwendet werden. Der Indikativ drückt den Vollzug
der Handlung aus, dadurch wirken diese Formen betont streng,
i Jeder Schüler sorgt auf dem Schulhoffür Ordnung.
Abfälle gehören in die Mülltonnen. (Schulordnung)
2
48 Feld der Aufforderung
! Drücken Sie die folgenden Aufschriften mit Modalverb + man aus.
1. Schuhe abtreten 6. Fußgänger gegenüber-
2. Rauchen einstellen liegenden Gehweg
3. Nicht hinauslehnen benutzen
4. Einfahrt frei halten 7. Einbahnstraße
5. Beim Halten Motor ab-
schalten
2
Feld der Aufforderung 49
4 Fragesatz ohne Fragewort + können / dürfen / wollen / würden + bitte
Im offiziell-mündlichen Bereich wird der Fragesatz mit können, wollen
oder würden in Erststellung + bitte zur Realisierung einer Anordnung
sehr oft genutzt. Diese Formen sind formelhaft und höflich zugleich.
Ihren bindenden Charakter erhalten sie allein durch die Situation, d.h.
durch das konkret festgelegte Autoritätsverhältnis zwischen Sprecher
und Adressaten.
Können und dürfen werden im Ind. Präs, und Konj. Prät. gebraucht.
Der Konjunktiv gilt als etwas höflicher. Wollen wird nur im Ind. Präs.
verwendet.
« Würden / können / könnten Sie mir bitte Ihre Wagenpapiere zeigen?
t Dürfte / darf ich bitte Ihre Wagenpapiere sehen?
(Verkehrskontrolle, Polizist zum Fahrer)
Wollen Sie bitte hier unterschreiben? (Einwohnermeldeamt)
II
Anordnung in der privat-mündlichen Kommunikation Zu den Sprach-
mitteln für eine Anordnung im privaten Bereich zählen besonders:
Aussagesatz
m Indikativ Präsens / Futur Aktiv
• Modalverb: müssen, sollen
» werden-Passiv
Aufforderungssatz meist + Partikel + Temporaladverb
Fragesatz ohne Fragewort + Modalverb können oder würden
Die Verwendung von werden-Passiv, Indikativ Aktiv Präsens / Futur,
Modalverben müssen /sollen wie auch des Aufforderungssatzes kann
man als miteinander konkurrierende Varianten betrachten. Sie finden
v. a. dort Anwendung, wo ein Autoritätsgefälle vorherrscht.
i Aussagesatz
i.i " ii KV с : n . p.->,r o«- / i-t'injr Der Indikativ wirkt betont streng, ermah-
nend und nachdrücklich; v. a. die Futur-Form wird als besonders streng
empfunden. Temporaladverbien wie sofort, sogleich, jetzt, endlich, nun
(initial, zentral; kombiniert verwendet) steigern die Nachdrücklichkeit.
Du machst jetzt sofort deine Hausaufgaben.
Du wirst jetzt deine Hausaufgaben machen. (Eltern zum Kind)
2
5o Feld der Aufforderung
Hier sind auch die generalisierenden man-Sätze zu finden, mit denen
man v. a. im erzieherischen Bereich ein Gebot zum Ausdruck bringt:
Man steht auf, wenn man begrüßt wird.
Im privaten Bereich ist auch die folgende Form anzusiedeln, die als
indirekt formulierte Anordnung zu kennzeichnen ist. Es handelt sich
dabei um normale Aussagesätze, die nur durch die spezifischen situa-
tiven Rahmenbedingungen zu Anordnungen werden können.
Morgen früh werden die gelben Säcke abgeholt.
Der Mülleimer ist voll, (in der Familie)
1.3 \ f üen ^ncsw Durch die Verwendung des Passivs erhält die Anordnung
verallgemeinernde Bedeutung und wirkt recht bestimmend:
» Mein lieber Freund, das Spielzeug wird weggeräumt (in der Familie)
2 J
Feld der Aufforderung 5
n a Fußballspiel mit Folgen - Was hat sich zugetragen? Beschreiben Sie die
einzelnen Bilder der Geschichte!
II
Verbale Ermahnung Zum Teilfeld der Ermahnung gehören die folgenden
verbalen Sprachmittel:
Aussagesatz
• Indikativ Aktiv Präsens / Futur + Temporaladverb: jetzt, sofort,
gleich, in Zukunft u. a.
• Modalverb sollen
m werden-Passiv
- Verkürzte Satzform: Infinitiv, Partizip II, Anredeform, Präpositionale
Wortgruppe
- Aufforderungssatz + Temporaladverb: jetzt, sofort, gleich
- Fragesatz ohne Fragewort + wohl + Temporaladverb (sofort, endlich)
+ betontes bitte
\ Aussagesatz
i.i « • < ' 4 W /4, w Sr>-0'V' / ,4«; w. Aktivische Aussagesätze im Indikativ -
häufig durch zusätzlichen Gebrauch von Temporaladverbien und /
oder Anredeform noch verstärkt - wirken als sehr dringliche, strenge
und anordnende Ermahnungen. Die Futur-Form wirkt noch strenger,
bestimmter und eindringlicher als die Präsens-Form.
Du räumst jetzt dein Zimmer auf. /Du wirst jetzt dein Zimmer
aufräumen, (in der Familie)
Durch den Gebrauch von sollen im Indikativ wird eine zusätzliche
semantische Schattierung erreicht; der Sprecher macht auf ein Wieder-
holen des Gesagten aufmerksam und signalisiert dadurch Ungeduld:
Du sollst dein Zimmer aufräumen.
Z
Feld der Aufforderung 55
3 Aufforderungssatz, meist + Temporaladverb und / oder betontes bitte,
Anredeform Werden Ermahnungen mit dem Imperativ ausgedrückt, so werden
häufig zusätzliche Temporaladverbien {jetzt, endlich), ein betontes bitte
wie auch die Anredeform gebraucht. Dadurch wird die Nachdrücklich-
keit der Ermahnung verstärkt:
Paul, höre endlich mit dem Reden auf! (im Unterricht)
l
Kleine Bitte Eine kleine Bitte (oder Gefälligkeit) bereitet dem Adressaten
meist nicht viel Mühe bei der Erfüllung. Auch sind kleine Bitten da-
durch charakterisiert, dass sie sowohl vom Sprecher an den Adressaten
als auch vom Adressaten an den Sprecher gerichtet werden können.
Kleine Bitten werden v. a. in der mündlichen Kommunikation realisiert.
i Fragesatz Als wohl häufigste und höflichste Form, eine kleine Bitte zu reali-
sieren, gilt der Fragesatz ohne Fragewort mit / ohne Modalverb + mal
und / oder bitte. Diese Strukturform kann man als bereits konventiona-
lisiert für den Vollzug einer Bitte betrachten. Neben der Anredeform
können auch Bewertungsformeln wie z. B. so gut / nett / lieb /freundlich
sein zusätzlich verwendet werden; der Bittcharakter wird dadurch ver-
stärkt. Die Adjektive gut, nett und lieb wirken eher privat-vertraulich,
freundlich eher offiziell.
i.i и< '^esaJr', оЬл.: «•• igjw" "» f ti: »Могм^ч«**, -* тс 1 i**r - о * \
Als Modalverb wird können bzw. dürfen verwendet. Die Konjunktiv-
Präteritum-Formen der Modalverben werden als höflicher empfunden
als die entsprechenden Indikativformen (Präsens). Gesprächseinleitend
findet man im offiziellen Bereich oft ein Entschuldigung /Entschuldigen
Sie (bitte).
Entschuldigung /Entschuldigen Sie (bitte), könnten / können Sie mir
bitte mal einen Stift geben?
(Kunde, der einen Scheck ausfüllen will, zur Kassiererin)
Könnten Sie mal bitte so freundlich sein und mir die Speisekarte
geben? (Restaurant)
1.2
Kleine Bitten kann man auch mit einem Fragesatz ohne Modalverb
formulieren. Die finite Verbform kann im Indikativ oder Konjunktiv
(sehr oft würde-Form) verwendet werden; diese Formen liegen in
der Höflichkeitsskala etwas unter i.i:
Holst mir mal die Milch aus dem Kühlschrank?
Würdest du mir mal die Milch aus dem Kühlschrank holen?
(in der Familie)
5 Aufforderungssatz + mal / doch mal und / oder bitte Wird der Aufforde-
rungssatz zur Realisierung von kleinen Bitten genutzt, so stets in Ver-
bindung mit Partikeln (häufig mal bzw. doch + mal kombiniert, feste
Wortfolge!) und / oder einem expliziten bitte. Die Höflichkeitsformel
bitte kann vor, zwischen oder nach den Partikeln stehen, aber auch
satzeinleitend bzw. am Ende des Satzes; insofern gibt es mehrere gleich-
wertige, v. a. mündlich gebrauchte Varianten:
Leih mir mal einen Schirm!
Leih mir doch mal einen Schirm!
Leih mir bitte doch mal einen Schirm!
Leih mir doch bitte mal einen Schirm!
Leih mir doch mal bitte einen Schirm!
Bitte leih mir doch mal einen Schirm!
Leih mir doch mal einen Schirm bitte! (unter Freunden)
Bewertungsformeln - satzeinleitend und Imperativisch - können im
privaten Bereich verwendet werden, d.h. sie sind mit einer Du-Anrede
und einer gewissen Vertrautheit verbunden.
Die Partikel mal kann entweder in der Bewertungsformel oder im
Bittinhalt stehen.
Sei (mal) so gut / nett l lieb und leih mir (mal) einen Schirm!
Sie sind im Lesesaal der Bibliothek. Auf dem Tisch Ihres Nachbars liegt
das Wörterbuch, das auch Sie dringend benötigen. Bitten Sie ihn um das
Wörterbuch. Formulieren Sie Ihre Bitte mit dem Aufforderungssatz. Schreiben
Sie alle möglichen Varianten auf. Achten Sie dabei auf den Partikelgebrauch
und
" u n Sortieren Sie die angemessenen Varianten nach dem Grad der
Höflichkeit.
/ •» < Versuchen Sie nun einmal in Ihrer Lerngruppe die Szene 2 zu spielen.
Hinweis: Sie müssen sich noch überlegen, was die / der Angesprochene
antworten könnte.
II
Große Bitte Eine große Bitte (oder Anliegen) ist dadurch charakterisiert,
dass es dem Adressaten Anstrengungen bzw. Mühe macht, die Bitte
zu erfüllen. Das weiß auch der Sprecher. Deshalb wählt man im
Deutschen Formulierungsweisen, die recht ausführlich das Bitten
zum Ausdruck bringen. Auch scheinen Begründungen für eine
große Bitte angemessen.
l Fragesatz An erster Stelle sind auch hier die vielen Varianten zu nennen, die
der Fragesatz ohne Fragewort ermöglicht. Gebraucht wird er meistens
in Verbindung mit Einleitungen / Bewertungsformeln und / oder dem
Modalwort vielleicht (zusätzliche Unsicherheit seitens des Sprechers)
bzw. bitte. Die Anredeform ist bei allen Formen möglich. Sie spricht den
Adressaten direkt an, hat aber auch gesprächseinleitende Funktion.
i.i
Die Konjunktiv-Präteritum-Formen der Modalverben gelten auch hier
als höflicher als die entsprechenden Indikativformen (Präsens).
Einleitungen (eher im offiziellen Bereich) bringen das Bitten direkt
zum Ausdruck:
+ Fra
- eine (große) Bitte /Anliegen haben g esatz mit können /
würde
- jmdn. (gern) um etwas bitten + Fragesatz mit können
: Wen kann man worum bitten? Kreuzen Sie an! Vergleichen Sie mit Ihrem
Heimatland.
gute
Freunde/ Kommilli-
Familie tonen Nachbarn Lehrer
1. Bücher
2. Kassetten / CDs
3. Benutzung des PC
4. Geld (100 DM)
5. Bohrmaschine
6. Fahrrad
7. Auto
8. Um 5 Uhr morgens zum
Flughafen fahren
9. ...
Text B:
Appell der Universitätsleitung an alle Raucherinnen und Raucher
Die Universitätsleitung nimmt die Verpflichtung ernst, die nicht rauchen-
den Universitätsangehörigen vor den Gesundheitsgefahren des „passiven
Rauchens" zu schützen. Sie ist deshalb entschlossen, den Senatsbeschluss
durchzusetzen, nach dem das Rauchen in öffentlich zugänglichen Räumen
der Universität, das sind Lehrveranstaltungsräume, Aufenthaltsräume,
Flure, Cafeterien u.a., untersagt ist. Die notwendigen Maßnahmen werden
von AStA, Personalvertretung und Studentenwerk unterstützt. Leider muss
festgestellt werden, dass das Rauchverbot noch zu wenig beachtet wird,
denn die Klagen von nicht rauchenden Universitätsangehörigen mehren
sich. Zunehmend werden auch Vorschläge zur Durchsetzung des Rauchver-
botes unterbreitet. Sie reichen von verstärkter Aufklärungsarbeit über die
Schaffung von Raucherräumen, der Anwendung von Zwangsmaßnahmen
im Rahmen des Hausrechtes, sogar bis hin zur Installation von Rauchmelde-
und Signaltonanlagen.
Mit dem Aufruf an alle Raucherinnen und Raucher, auf ihre Mitmenschen
Rucksicht zu nehmen und das Rauchen zu unterlassen, wird zunächst an
VOrSCllldC Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sitzen mit ihren
Freunden zusammen, um. zu überlegen, wie Sie gemeinsam den Jahres-
wechsel feiern könnten. Sicherlich kann man dann Vorschläge folgender
Art hören:
Feiern wir doch zusammen im Studentenclub! oder Wir könnten
zusammen eine Party geben, oder Was haltet ihr davon, mal wieder eine
Party zu geben?
Ein Vorschlag ist also dadurch charakterisiert, dass der Sprecher den
Adressaten zu einer (gemeinsamen) Aktivität motivieren und auffor-
dern will, die sowohl im Interesse des Adressaten als auch im Interesse
des Sprechers liegt. Unterscheiden muss man zwischen Vorschlägen,
die von Sprecher und Adressat gemeinsam ausgeführt werden: Wir
könnten zusammen eine Party geben, und Vorschlägen, die nur an den
Adressaten gerichtet sind: Du könntest mal wieder eine Party geben.
Letztere können auch als Ratschlag empfunden werden; die Grenze
zwischen Ratschlag und Vorschlag ist bei nur adressatenbezogenen Vor-
schlägen fließend.
i Aussagesatz
i.i - i Verben und
Funktionsverbgefüge des „Vorschlagens" werden zur Realisierung
von Vorschlägen nicht selten genutzt. Der Inhalt des Vorschlags
wird syntaktisch als dass-Nebensatz, Infinitiv mit zu bzw. als Hauptsatz
angeschlossen:
- jmdm.etw. vorschlagen + Infinitiv mit zu / to-Satz
- jmdm. den Vorschlag machen
jmdm. einen Vorschlag machen , TTQ
einen Vorschlag haben
- mein Vorschlag ist/wäre/ , + Infinitiv mit zu
besteht darin / bestünde darin
Ich schlage vor, dass wir nachher zusammen einen Spaziergang
machen.
Ich habe einen Vorschlag: Wir machen nachher zusammen
einen Spaziergang.
Mein Vorschlag wäre, nachher zusammen einen Spaziergang
zu machen.
Durch möchte, wollen bzw. würde in Verbindung mit jmdm. etw. vor-
schlagen /jmdm. einen Vorschlag machen können zusätzliche seman-
tische Aspekte ausgedrückt werden.
Ich möchte / will / wollte / würde vorschlagen, dass wir nachher ...
2
?o Feld der Aufforderung
Ein Wochenende im Trierer Land - Ergänzen Sie die Vorschläge.
1. Ich schlage vor... (eine Radtour an der Mosel)
2. Ich habe einen anderen Vorschlag... (Besuch der Burg Eltz)
3. Mein Vorschlag wäre ... (eine Paddeltour nach Pfalzel)
4. Ich würde euch vorschlagen ... (Wanderung auf den Spuren der Römer)
5. Mein Vorschlag besteht darin ...
6. ...
1-2 ' =. i » < *c < ^м > - > j Das Modalverb können (Ind. / Konj. Prät)
ist besonders gut zur Realisierung von Vorschlägen geeignet, denn es
bringt schon durch seine objektive Bedeutung eine Möglichkeit zum
Ausdruck.
Vorschläge mit können in der i. PS. Pl. formuliert drücken eindeutig
einen Vorschlag aus:
Wir können / könnten doch mal wieder eine Radtour machen.
Andere Adressierungen sind als Vorschlag und / oder Ratschlag zu inter-
pretieren:
Du könntest mal wieder eine Radtour machen.
Auch das unpersönliche man kann verwendet werden, es betont das
Allgemeingültige des Vorschlags; Sprecher und Adressat werden nur
durch die Situation identifiziert:
Man könnte mal wieder ins Theater gehen.
Mit Modalverben:
können +1. PS. Pl. / man
Können / könnten wir nicht mal wieder zusammen grillen?
Kann / könnte man nicht mal wieder zusammen grillen?
(unter Freunden)
- wollen +1. PS. Pl. / adressatenbezogen (2. PS.)
Wollen wir am Sonntag nicht mal wieder grillen?
Willst du am Sonntag nicht mal bei uns vorbei kommen?
möchten (nur adressatenbezogen, 2. PS.)
Möchtest du nicht am Sonntag zu uns zum Essen kommen?
MngcDOl „Werbung ist die Kunst, auf den Kopf zu zielen und die Brief-
tasche zu treffen."
Wer kennt sie nicht, die mehrfarbigen Leuchtreklamen in den Schau-
fenstern, die bunten Poster vor den Geschäften, die farbigen Beilagen
der Tageszeitungen - Werbeanzeigen mit Angeboten aller Art, die uns
zum Kaufen einladen sollen.
Angebote kommen vor allem im kaufmännischen Bereich vor und
sind aufs engste mit der Sprache der Werbung verknüpft. Sie sind
dadurch charakterisiert, dass der Sprecher den Adressaten zu einer
(Kauf )handlung zu bewegen versucht, die für beide Seiten vorteilhaft
ist.
Angebote wollen Aufmerksamkeit erzielen, einprägsam sein und zum
Kaufen animieren. Dem entspricht in der Form meist eine knappe und
prägnante satzförmige Äußerung (Werbeslogan) bzw. ein kurzer Werbe-
text, unterstützt durch visuelle Bestandteile wie Schrift, Schriftgröße,
Schrifttyp, Papierfläche, Bilder, Fotos ...
Gerade bei Angeboten fällt auf, dass die Aufforderungsfunktion
direkt, oft aber auch indirekt realisiert wird.
2
74 Feld der Aufforderung
Zum Teilfeld „Angebot" gehören die folgenden Sprachmittel:
Aussagesatz ^
• Indikativ Präsens if + fast obligatorisch erscheinen
Aktiv / Passiv ^ Firmen- bzw. Produktnamen
Verkürzte Satzform: p + betonter Adressatenbezug
• Infinitiv, Partizip II !$ durch Pronomina und
Substantivische Wortgruppe ч Adverbien
Aufforderungssatz /т
Auffällig ist die häufige Verwendung expressiv gefärbter Sprachmittel
wie umgangssprachliche Lexik, Neologismen, Idiomatik und Stilfiguren
(Personifizierung, Polarisation, Gleichsetzung).
• i Wofür wird hier geworben? Was vermuten Sie? Tragen Sie die Angebote
entsprechend ihrer sprachlichen Form in die nachfolgende Tabelle ein.
1. Ytong - ökonomisch denken, ökonomisch bauen!
(Steigerung der Intensität durch Wiederholung)
2. Jetzt bestellen! Cinema
3. Anrufen statt aufgeben! Superkasko Provinzial
4. Beste Aussichten für Aufsteiger!
5. Gesehen. Geleast. Gestartet. Audi Leasing.
6. Fußfit in den Frühling! Poss
7. Jetzt Preise zum Zuschnappen!
2 8
? Feld der Aufforderung
Die Sprachmittel, die zum Teilfeld „Ratschlag" gehören, sind sehr viel-
fältig und formenreich. Aufzuführen sind insbesondere die folgenden:
Aussagesatz
M Modalverb sollen (Konj. Prät.) "\
• würde-Form + Sprecher-Subjekt i meist + Modalwort
• Indikativ Präs. / Fut. + Modalwort + i und / oder
Sachsubjekt > Partikel
• Verben / Funktonsverbgefüge des $ sowie
„Ratens" / entsprechende passivische Ü{ temporale
Formen: Etw. empfiehlt sich; ti Ausdrücke
etw. ist ratsam ч*
- Verkürzte Satzform: Kurzsat2 mit Infinitiv
- Aufforderungssatz
Feste Satzform: Sprichwort
i Aussagesatz
i.i . ' • < v<c'h _Aisob;.*ii ( t oiij.Prät.) Die so/tte-Form ist neben dem Imperativ die
gebräuchlichste Ausdrucksform zur Realisierung eines Rates. Sollen
drückt eine vom Sprecher unabhängig existierende Notwendigkeit aus
und eignet sich dadurch besonders gut zur Realisierung von Ratschlä-
gen. Beide Formen - Imperativ und sollen (Konj. Prät.) sind prinzipiell
austauschbar. Modalwörter, Partikeln, Temporaladverbien werden auch
hier oft zusätzlich gebraucht. Neben der du / Sze-Anrede werden das
generalisierende man sowie lexikalische Spezifizierungen für die 3. PS.
verwendet:
Sie sollten mal wieder Urlaub machen.
Auf Kaffee und Tee sollte man während der gesamten Kur
am besten verzichten.
Herzkranke sollten ihren Arzt konsultieren.
1Л
" ' ' ' "i^'f", SubjeJd. Die Form ich + würde /wäre wird für
mündliche Ratschläge nicht selten gebraucht; sie ist als irrealer Kondi-
tionalsatz zu interpretieren, die Handlungsweise des Sprechers wird
mit einiger Bestimmtheit empfohlen:
Ich würde zum Arzt gehen. /An deiner Stelle würde ich zum Arzt
gehen. / Wenn ich du wäre, würde ich zum Arzt gehen.
• * Was raten Sie den Genervten? - Formulieren Sie Ihre Empfehlungen mit
rwn : soti'n oderinderww(4K~Form.
Was im Alltag nervt
Es sind die Tücken des Alltags, die einem das Leben so richtig vermiesen.
„media control" hat 1200 Deutsche gefragt, was sie am meisten nervt
(Mehrfachnennungen waren möglich):
1. Wartezeit beim Arzt trotz Termin (35,5 Prozent)
2. Schlangen an der Supermarktkasse (30,0 Prozent)
280
Feld der Aufforderung
3. Unpünktlichkeit (29,1 Prozent)
4. Hundehaufen auf dem Gehweg (26,2 Prozent)
5. Parkplatzsuche (20,3 Prozent)
6. Unordnung anderer beseitigen müssen (19,6 Prozent)
7. nicht eingehaltene Zusagen (18,6 Prozent)
8. Stau (15,5 Prozent)
9. Drängier in einer Schlange (12,5 Prozent)
Man sollte sich ein Buch mitnehmen.
1.3 v-0," ' 3 , » i -£se.„s / tu\.№ * lAcdaiVrfori ^ is£cn-ujb]CKt Wird der Indikativ
(Präsens / Futur) für Ratschläge genutzt, begleiten ihn meist Modal-
wörter, Partikeln und / oder angeschlossene konditionale Nebensätze.
Dadurch wird die Verbindlichkeit des Indikativs abgeschwächt. Je
nach dem, ob eine adressatenbezogene oder gegenstandsbezogene
Ausdrucksweise gewählt wird, ist der Rat direkt bzw. indirekt.
mit Person (Adressat) im obliquen Kasus - direkt:
Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie mal Urlaub machen.
ohne Angabe der Person - indirekt:
n Ungekünsteltes Verhalten zahlt sich auf Dauer aus.
. 2 Verkürzte Satzform
Infinitiv
Der Infinitiv konkurriert als synonyme Variante mit dem Imperativ
und der so/Zre-Form. Der Infinitiv findet Anwendung, wenn Verhaltens-
weisen, bestimmte Handgriffe bzw. Vorgehensweisen notwendig sind.
Dieses Sprachmittel hat einen hohen Grad an Verbindlichkeit und wird
deshalb in Ratschlägen meist kombiniert mit Begründungen verwendet:
Telefonzellen meiden. In öffentlichen Fernsprechern kostet eine
Einheit 20 Pf. statt 12 Pf.
= Sie sollten Telefonzellen meiden, weil ...
Meiden Sie Telefonzellen, weil... („Die besten 100 Spar-Tipps")
ч
, i > Worauf sollten sie achten,
1. wenn sie in eine Familie eingeladen werden? (Pünktlichkeit, Geschenke)
2. wenn sie private Gespräche führen? (worüber wird nicht gesprochen?)
3. wenn sie abends zum Essen in ein Restaurant gehen? (Kleidung, allein
oder in Begleitung)
4. wenn sie Sehenswürdigkeiten besuchen? (Kirchen, Tempel, Moschee)
5. wenn sie ... ?
•„•A Was würden Sie Ihrem Freund / Ihrer Freundin in den folgenden
Situationen raten? Verwenden Sie den Imperativ mit Partikeln und / oder
Modalwort.
Achtung! Besonders in der gesprochenen Sprache werden oft mehrere
Partikeln kombiniert verwendet. Dabei ist auf die Wortfolge zu achten: feste
Wortfolge ß'oc»« + '»^.t; austauschbare Wortfolge Л'/;*£ -s- ка, / ем/йО -м.» Л
Einfache Lösungen gesucht
1. Ich werd'so schrecklich dick.
2. Ich bin völlig pleite.
3. Ich kann mich an das deutsche Essen in der Mensa einfach
nicht gewöhnen.
4. Ich glaub', ich platze gleich.
5. Wir haben kein sauberes Geschirr mehr.
6. Ich komme aus dem Feiern überhaupt nicht mehr heraus.
7. Ich glaub', ich habe einen Schwips.
8. Ich bin total überarbeitet.
;>, i Wählen Sie Sprichwörter aus und erklären Sie sie mit entsprechenden
Situationen.
Komplexe Übungen
; Stellen Sie sich vor, Sie sind Redakteur einer Jugendzeitung und
verantwortlich für die Kummerecke. Beantworten Sie die Kummerbriefe.
Ich komme mir so dumm vor
Wenn das Gespräch auf politische Themen kommt, weiß ich nicht, wie
ich mich „über Wasser halten" soll. Durch Zeitunglesen und Nachrichten-
hören bemühe ich mich zwar, informiert zu sein, aber es bleibt nichts
hängen. Manchmal gebe ich einfach zu, dass mich Politik nicht interessiert,
aber dann komme ich mir auch wieder dumm vor, keine eigene Meinung
zu haben. Gibt es vielleicht einen Trick, sich in solch einer Situation geschickt
aus der Affäre zu ziehen? Claudia, 27
Altmodisch?
Bin ich rettungslos altmodisch, wenn ich Wert auf Pünktlichkeit und Zuver-
lässigkeit lege? In meinem Bekanntenkreis scheint es fast schon als Tugend
Abnabeln
Eva (25): Eigentlich habe ich ein tolles Verhältnis zu meinen Eltern. Es gibt
nur ein Problem: Sie akzeptieren meinen Freund nicht, mit dem ich seit drei
Jahren zusammenlebe. Aber nicht nur ihn. Sie lehnen es prinzipiell ab, dass
ich mich in meinem Alter schon fest binde. Dauernd gibt es Diskussionen
deswegen.
i Aussagesatz
1Л
' < • '•>>< > Charakteristisch für
Anleitungen ist bei der Verwendung des Indikativs die Wortstellung
Verb - Personalpronomen. Dadurch wird der Adressat direkt angespro-
chen. Diese Ausdrucksweise wirkt vertrauter und persönlicher als die
infinitivische bzw. passivische Ausdrucksweise.
Deutscher Nudel-Wurst-Salat
Zutaten (für 4 Personen):
200 g Nudeln • Salz • 200 g Kirschtomaten • i Bund Lauchzwiebeln (300 g) •
je 200 g Bierschinken und Fleischwurst (in Scheiben) • i Mohre (150 g) • 100
g eingelegte rote Paprika • 1-2 Peperoni • 1 Bund Petersilie.
Für die Salatsoße: 2 Becher Vollmilchjoghurt (ä 150 g) • 4 Esslöffel
Tomatensaft • 4 Esslöffel Tomaten ketch u p • 4 Esslöffel Öl • 3 Esslöffel
Rotweinessig • Salz • Pfeffer • Zucker • Paprika.
Zubereitung:
1. Nudeln nach Packungsanweisung in gesalzenem Wasser bissfest
kochen. Abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken und abkühlen lassen.
2. Kirschtomaten waschen, putzen und halbieren. Von den Lauchzwiebeln
zwei Drittel des Grüns und die Wurzelansätze abschneiden. Lauch-
zwiebeln waschen und in sehr feine Ringe schneiden.
1.2 <• .t ' /-' 'i? n- " >e vassBrei'saxzfödKisii Passivische Ausdrucksweisen
finden in allen Arten von Anleitungen Verwendung. Sie rücken das
Geschehen, den Vorgang in den Mittelpunkt. Zusammen mit den
anderen Sprachmitteln dienen sie der stilistischen Varianz.
Sie haben in Omas altem Backbuch ein Rezept gefunden, das Sie für
Bekannte abschreiben wollen. Früher benutzte man oft die Form ягш? + Kon-
junktiv Präsens. Schreiben Sie das Rezept neu! Verwenden Sie den Infinitiv.
Theekränze.
i Pfund feines Mehl, 100 Gr. Butter, i Eßlöffel dicke Sahne, 70 Gr. durch-
gesiebter Zucker, 4 ganze Eier, 4 Gr. gestoßener Zimt und i Eßlöffel Orangen-
blütenwasser.
Dies alles verarbeite man zu einem festen Teig, rolle ihn einen Strohhalm
dick aus, steche mit einem weiten Bierglase Platten davon aus und mache
diese durch Ausstechen mit einem kleineren Glase zu fingerbreiten Ringen.
Diese lege man in eine Kasserolle mit kochendem Wasser, gieße, wenn es
aufzukochen beginnt, etwas kaltes hinzu, hebe den Kessel vom Feuer, lasse
die Kränze solange darin, bis sie schwimmen, und lege sie dann mit dem
Schaumlöffel auf ein ausgebreitetes Tuch. Sobald sie abgetrocknet sind,
werden sie auf ein mit Mehl bestäubtes Blech gelegt, mit Ei bestrichen und
in einem mäßig geheizten Ofen solange gebacken, bis sie von außen hell-
gelb und inwendig ganz hohl sind.
. Ein Rezept Ihrer nationalen Küche ist gefragt. - Wählen Sie ein Rezept
aus und geben Sie eine möglichst genaue Anleitung.
Warnung
Wovor soll hier gewarnt werden?
I II
Warnung in der offiziellen Warnung in der privaten
Kommunikation Kommunikation
г Verkürzte Satzformen
Infinitiv / negierter Infinitiv
Dacharbeiten. Fußgänger andere Straßenseite benutzen
Nicht berühren! Alarmanlage
Partizip II
Das Partizip II steht oft in Verbindung mit Nomen, die eine Gefahr
ausdrücken oder auf diese hinweisen:
Wildtollwut. Gefährdeter Bezirk
Substantive / Komposita
Die Substantive weisen entweder direkt durch ihre Semantik das
Warnen aus oder benennen Dinge, die eine Gefahr in sich bergen,
warnen dadurch indirekt:
Achtung! / Vorsicht! Rutschgefahr
Keine Winterstreuung
(Gefahr wird durch Verneinung ausgedrückt)
2
Feld der Aufforderung 9i
präpositionale Wortgruppe
Die präpositionalen Gruppen können konditional interpretiert
werden:
Bei Nässe Rutschgefahr!
(= Wenn es nass ist, besteht Rutschgefahr.)
II
Warnungen in der privaten Kommunikation In der privaten Kommuni-
kation ist es üblich, den Adressaten direkt anzusprechen. Die folgenden
Sprachmittel werden nebeneinander gebraucht:
Aussagesatz
• Indikativ Aktiv Präsens / Futur
Konditionales Satzgefüge
Aufforderungssatz
Feste Satzform: Sprichwort
2
Feld der Aufforderung 93
4 Feste Satzform: Sprichwort Sprichwörter können - wenn es die spezifische
Situation erlaubt - quasi als „Quintessenz" zum Ausdruck einer War-
nung genutzt werden. Es kommt ihnen dann verstärkende Bedeutung
ZU:
lass das Lügen. Du weißt doch: Lügen haben kurze Beine.
(Mutter zu ihrem Sohn)
2
94 Feld der Aufforderung
des Wunsches
„Ich war' so gerne Millionär, dann war' mein Konto niemals leer.
Ich war' so gerne Millionär, millionenschwer..."
2
Feld des Wunsches 95
Ein Wunsch kann sich beziehen
auf den Sprecher: Könnte ich den Vortrag nur zu Papier bringen!
auf den Adressaten: Hoffentlich bekommst du die Studienzulassung für Medizin.
wie auch auf Sprecher + Adressaten: Ich wünsche uns gutes Gelingen!
i Aussagesatz
i.i ' ' ' • Wünschen wird
sowohl mündlich wie auch schriftlich verwendet, schriftlich kommt es
meist in persönlichen Feststellungen, Glückwünschen oder Anzeigen
vor:
sich etw. wünschen
jmdm. etw. wünschen
Pädagogikstudentin, 24, hat wieder Lust auf Leben und Wohnen
in WG. Ich wünsche mir Gemeinsamkeiten wie: Spaß an Kultur...
(Wohnungsannonce)
Eine fröhliche Geburtstagsparty wünsche ich euch.
(Glückwunsch)
Wo bist du, Mann meines Herzens, der wie ich die Menschen liebt.
... Ich wünsche mir ein Leben zu zweit, in Zärtlichkeit, Freund-
schaft und Harmonie. (Kontaktanzeige)
Schauen Sie sich die folgenden Kontaktanzeigen an. Wie soll der zu-
künftige Partner sein? Welche Wünsche hat er / sie? Tragen Sie Ihre Ergebnisse
in die Tabelle ein.
„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,..."
Ich möchte meinem Leben eine Wende geben und wünsche mir dazu einen
Mann als Freund, Geliebten, Partner. Ich habe noch viele Träume, Pläne,
Interessen und den Wunsch nach Veränderung und Entwicklung.
Ich bin eher vielseitig als einseitig, sowohl neugierig als auch ängstlich,
eher dünn als dick.
60 J. (schon, dem Geburtsdatum nach, dem Aussehen und der Psyche um
einiges jünger), pädagogisch und beraterisch tätig und lebe im R. Erfurt.
Ich freue mich auf Post, auch von jüngeren Männern.
Es geht mir ausgesprochen gut, in (fast) jeder Beziehung - ich lebe ein
Leben, von dem andere nur trau men-aber-es fehlt der Austausch. Jung
geblieben, nicht nur äußerlich, auch im Kopf, neugierig auf Neues, offen
für die Zukunft, wünsche ich (1,63 / 53 kg, grau-grün-braune Augen, gut aus-
sehend, o. Wehwehchen, 2 erw. Söhne) einen feinfühligen, spritzigen Partner
(jugendl. schlanker Jeans-Тур) um die 50 J. jung, m. Niveau u. Persönlichkeit,
m. gefestigtem, aufrichtigen Charakter, d. m. beiden Beinen gerne i. Leben
steht,finanz. gefestigt ist u. wie ich diesen tollen Lebensabschnitt lebendig
gestalten u. genießen möchte auf vielfältige Weise u. i. Gemeinsamkeit
o. Enge, aber emotionaler Nähe. Ich bin gespannt!
1.2 >• <t i " » > ' -h-.<//><*«, / <ч ^L >jfr i Sowohl mit dem Modalwort hoffent-
lich als auch mit dem Verb hoffen + konjunktionsloser Nebensatz /
dass-Satz / Infinitiv mit zu kann ein Wunsch ausgedrückt werden. Beide
Formen sind gegenseitig austauschbar.
Hoffentlich bekomme ich die Studienzulassung.
Ich hoffe, ich bekomme die Studienzulassung.
Ich hoffe, dass ich die Studienzulassung bekomme.
i Ich hoffe, die Studienzulassung zu bekommen.
2
98 Feld des Wunsches
Ich hätte gern ein neues Fahrrad./Am liebsten hätte ich ein neues
Fahrrad.
Wir würden gern einen Tee trinken.
Wird eine Einleitung mit wie verwendet (wie + gern + hätte / wäre /
würde) bzw. die Partikel so gebraucht, weiß der Sprecher um die
Unerfüllbarkeit des Wunsches, gleichzeitig wird in emotional-expres-
siver Redeweise Bedauern ausgedrückt.
Wie gern hätte ich ein neues Fahrrad. / Wie gern wäre ich in Tirol.
Ich war' so gern(e) Millionär.
Sie sind nurfür kurze Zeit in Trier und möchten möglichst viel sehen und
erleben. Formulieren Sie Ihre Wünsche.
sich etw. wünschen ein Konzert im Amphitheater hören
etw. gern tun würden im Amphitheater spazieren gehen
etw. hoffen die Kaiserthermen und die Barbara-
hoffentlich thermen besuchen
einen Ausflug zur Römischen
Villa machen
eine Schiffsfahrt auf der Mosel
unternehmen
in den Weinhängen wandern gehen
das Karl-Marx-Haus besuchen
zur Mariensäule wandern
die Porta Nigra besichtigen
2
Feld des Wunsches 99
Setzen Sie das Modalverb mägen entsprechend ein. Welche Sätze drücken
einen Wunsch aus?
1. Am Wochenende ... ich gern mal wieder ins Konzert gehen.
2. Ich schenke meiner Freundin eine kleine schwarze Katze zum
Geburtstag, keine Fische. Fische ... sie noch nie.
3. Benjamin ...jetzt Gitarre (spielen) lernen. Eigentlich wollte er
Schlagzeug spielen lernen, aber seine Eltern waren dagegen.
4. Ina:„Ich kann Peter nicht ausstehen." Bärbel:„Ich ... ihn auch nicht.
Er ist immer so arrogant. Früher, als er noch nicht verheiratet war, war
er viel netter." Ina: „Ja, früher... ich ihn auch mehr."
5. Meine kleine Schwester... Pferde sehr. Nun ... sie ein Pony haben."
b. Zusätzlicher Modalverbgebrauch
Häufige Verwendung findet das Modalverb können (nur Konj. Prät), das
eine Möglichkeit ausdrückt. In Wunschätzen wird dadurch gerade der
Mangel dieser Möglichkeit beklagt.
Ach, wenn ich nur von ihm loskommen könnte!
Wenn ich euch nur helfen könnte!
Was würden Sie sich in den folgenden Situationen wünschen? Formulieren Sie
emotional-expressive Wünsche - wenn möglich - mit Modeherb,
3 Satzgefüge
Bewertungsformel + konditionaler Nebensatz im Konj. Prät.
Der Konditionalsatz wird gewöhnlich eingeleitet angeschlossen; im
mündlichen Sprachgebrauch dominiert die würde-Umschreibung.
Die sowohl in der Bewertungsformel als auch im Nebensatz verwen-
deten Konjunktive machen deutlich, dass der Sprecher eine Erfül-
lung des Wunsches eher ausschließt:
Es wäre schön, wenn die Temperaturen endlich steigen
würden / stiegen.
Ich wäre froh, wenn der Frühling endlich kommen würde / käme.
Ich würde mich freuen, wenn die Reise nach Amerika doch
noch klappen würde.
wollte / wünschte + uneingeleiteter Nebensatz im Konj. Prät.
Durch die Einleitung (Bezug auf die Vergangenheit) wie auch den
Nebensatz im Konj. Prät. wird ausgedrückt, dass der Sprecher eine
Erfüllung des Wunsches eher ausschließt.
Dieses Sprachmittel hat literatursprachlichen Charakter.
Ich wollte, ich wäre immer mit dir zusammen.
Ich wünschte, du wärst in Trier.
Mit welchen Sprachmitteln könnte man die Wünsche im Text auch aus-
drücken?
Wenn man etwas vermutet, dann formuliert man auf der Grundlage
bestimmter Tatsachen Annahmen. Diese Annahmen stützen sich meist auf Begrün-
dungen, die subjektiven und / oder objektiven Ursprungs sein können. Man denkt, dass
sich etwas in bestimmter Weise verhält. Man weiß es aber nicht genau. Eine Vermutung
drückt damit den Geltungsgrad einer Aussage aus.
Grundsätzlich haben wir einen Sprecher, der die Vermutung äußert, den Inhalt der Ver-
mutung und Sprachmittel, die die Aussage als Vermutung kennzeichnen (kursiv, fett):
Ich vermute, unser Freund steckt noch im Stau auf der Az.
An den folgenden Beispielen wird deutlich, dass dem Sprecher im Deutschen vielfältige
Ausdrucksmöglichkeiten für eine Vermutung zur Verfügung stehen:
(1) Unser Freund wird noch im Stau auf der A2 stecken.
(2) Unser Freund dürfte / müsste / könnte noch im Stau auf der A2 stecken.
(3) Unser Freund steckt vermutlich / vielleicht noch im Stau auf der A2.
(4) Meine Vermutung ist, dass unser Freund noch im Stau auf der A2 steckt.
(5) Ich nehme an, unser Freund steckt noch im Stau auf der Az.
Wenn man grammatische Sprachmittel wie Futur, Modalverb oder Modalwort zur
Kennzeichnung der Vermutung benutzt, ist der Sprecher immer implizit. Er ergibt sich
aus dem Redezusammenhang (vgl. Beispiel i, 2,3).
Benutzt man dagegen lexikalische Sprachmittel zur Kennzeichnung einer Vermutung
wie erw. vermuten, annehmen oder eine Vermutung haben, wird der Sprecher meist
explizit genannt (vgl. Beispiel 4, 5).
Mit lexikalischen Mitteln kann der Sprecher auch Vermutungen Dritter wiedergeben:
Meine Frau vermutet, dass unser Freund noch im Stau auf der A2 steckt.
FeldderVermutung 3°7
Inhaltlich betrachtet kann eine Vermutung einen hohen Grad an Sicherheit haben,
dann nimmt der Sprecher an, dass die Aussage richtig ist.
Klaus muss jetzt in Trier sein. Sicherheit
Der Sprecher kann aber auch eine unsichere Vermutung ausdrücken:
Vielleicht ist Klaus jetzt in Trier. Unsicherheit
oder auch bezweifeln, dass die Aussage richtig ist:
Ich bezweifle, dass Klaus jetzt in Trier ist. Zweifel
Zwischen „Sicherheit" und „Unsicherheit" bis hin zum „Zweifel" liegen viele Abstufun-
gen und Nuancen.
Als Feld der Vermutung werden alle Intentionen des Sprechers und die dazugehörigen
grammatischen und lexikalischen Sprachmittel verstanden, die den Geltungsgrad einer
Aussage von Sicherheit bis Zweifel zum Ausdruck bringen. Vermutungen werden meis-
tens als Aussagesätze in Form von Einfachsätzen ausgedrückt. Oft sind sie mit Begrün-
dungen verbunden.
iMCri6rriGll Der Sprecher ist sich sicher, dass der Inhalt einer Aussage
mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Dabei sind unterschiedliche Grade
an Sicherheit (sehr sicher, weniger sicher), aber auch verschiedene Be-
gründungen (subjektiv, äußerlich-sachlich, objektiv) für seine Annahme
möglich.
Grammatische Sprachmittel
Aussagesatz
• Futur I / II
Lexikalische Sprachmittel
- Wortart
• Verb: glauben, vermuten, annehmen u. a.
• Adjektiv: etw. ist klar / sicher
m Substantiv: der Annahme sein, aller Wahrscheinlichkeit nach
u.a.
Feste Wortverbindung: mein kleiner Finger sagt mir u. a.
Grammatische Sprachmittel
Oft wird werden in Verbindung mit wohl oder anderen modalen bzw.
temporalen Ausdrücken gebraucht. Das hängt damit zusammen, dass
besonders das Futur I in seiner Bedeutung mehrdeutig ist:
j, kann bedeuten: Zukunft
H Laura wird Tennis spielen. ' t kann bedeuten: Vermutung über
| Gegenwart
Die Dame im langen Kleid und der Herr in Lederhosen werden (bestimmt /
sicher/vermutlich / wahrscheinlich / wohl) aus Bayern sein.
Wie müsste / dürfte diese Arbeit sein und warum? Bilden Sie Sätze.
Die Arbeit einer Altertumsforscherin ...
Die Arbeit einer Altertumsforscherin dürfte spannend sein, weil man
Geheimnisse lüften kann.
1. Die Arbeit eines Priesters ...
2. Die Arbeit einer Journalistin ... spannend
3. Die Arbeit eines Mannequins ... gefährlich
4. Die Arbeit eines Krebsforschers ... aufregend
5. Die Arbeit einer Meeresbiologin ... langweilig
6. Die Arbeit einer Lehrerin ...
7. Die Arbeit ...
Kombinieren Sie.
Alltägliches und Nicht-Alltägliches
1. Der Fahrstuhl kommt nicht. eine Goldmine gefunden
2. Ich kenne Johann gar nicht. im 3. Stock stecken bleiben
3. Gestern abend wurde es
plötzlich überall dunkel dort heiraten
4. Mein Nachbar ist als
reicher Mann aus dem
Urlaub zurückgekehrt. Stromausfall
5. Maria bleibt in den USA. jmdn. verwechseln
6. ...
Der Fahrstuhl kommt nicht.
Er scheint im 3. Stock stecken geblieben zu sein.
Mir scheint, der Fahrstuhl ist im 3. Stock stecken geblieben.
Lexikalische Sprachmittel
8 Wortart
8.1 Auch mit Verben kann man eine sichere Vermutung ausdrücken.
Der Sprecher bzw. der Vermutende wird in diesen Ausdrucksweisen
meistens explizit genannt. Neben Verben des „Vermutens" werden
Verben des „Denkens und Fühlens" wie auch Verben des „Erwartens"
benutzt:
Schreiben Sie die Kurztexte um. Benutzen Sie anstelle der nominalen
Ausdrucksmittel der Vermutung verbale Ausdrucksmittel.
Zeitungssplitter l
1. USA, Connecticut
Der Amerikaner Robert Jordan, Anwärter auf den höheren Polizeidienst,
fiel beim Aufnahmetest an der Police Academy von Connecticut durch.
Nach Auffassung der Prüfer ist sein Intelligenzquotient zu hoch. Ihrer
Ansicht nach wird er sich im Dienst langweilen und folglich einen
miserablen Beamten abgeben.
2. Spanien, Madrid
Spanische Wissenschaftler haben Spuren von Urmenschen entdeckt.
Nach ihrer Überzeugung stammen diese Spuren vom ältesten bisher
bekannten Vorfahren des Menschen.
3. Belgien, Antwerpen
Kunstdiebe haben Vincent van Goghs Gemälde „Die Kartoffel-
sammlerin" aus dem Museum der Schönen Künste in Antwerpen
gestohlen. Nach Annahme der Museumsleitung sind die Täter
am Morgen mit einer Leiter in das Museum eingedrungen.
4. Deutschland, Frankfurt
Der Pleitegeier findet dieses Jahr mehr Opfer als je zuvor, so die
Handwerkskammer Frankfurt. Ihrer Überzeugung nach wird trotz
kräftiger Konjunktur die Zahl der Konkurse auf Rekordhöhe steigen.
5. Frankreich, Paris
Insgesamt 53 Menschen sind am Donnerstag bei einer heftigen
Explosion in einem Pariser Mehrfamilienhaus verletzt worden. Nach
Ansicht die Behörden waren durch ausströmendes Gas mehrere
Etagen in diesem Haus eingestürzt.
S Schreiben Sie die Kurztexte um. Benutzen Sie anstelle der substan-
tivischen Ausdrucksmittel der Vermutung adjektivische Ausdrucksmittel.
Zeitungssplitter II
1. USA, Pasadena
Nach Überzeugung der Nasa wird die gestartete Marssonde präzisere
Daten und Bilder als alle bisherigen Sonden zur Erde schicken.
2. Südafrika, Johannisburg
Die zuständigen Behörden haben die Vermutung geäußert, dass über
dem Atlantik vor der Küste Angolas zwei Flugzeuge zusammengestoßen
sind. Beide Maschinen mit 30 Menschen an Bord werden noch vermisst.
3. Luxemburg
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es zu einem pünktlichen Start der
europäischen Währungsunion kommen. Neben Luxemburg und Däne-
mark werden zwölf weitere EU-Staaten die Aufnahmekriterien erfüllen.
4. Niederlande, Amsterdam
Mit großer Sicherheit müssen niederländische Autofahrer ab dem
Jahr 2001 einen Stauzuschlag zahlen. Das vom Verkehrsministerium
entworfene Gesetz will damit die Autodichte senken.
5. USA, Los Angeles
Bei Bauarbeiten für den Tunnel der künftigen U-Bahnstation Universal
City ist man auf einen umfangreichen Fossilienfund gestoßen. Nach
Ansicht der Paläontologen handelt es sich dabei um versteinerte Über-
reste von Mastodonten, das sind urzeitliche Vorläufer des Elefanten.
8.3 ЬЧ« fcsvr*ntTO Bei den folgenden Substantiven handelt es sich meist um von
Verben (vgl. 6.1.) durch Suffigierung (meinen -> e Meinung, vermuten ->
e Vermutung) oder Stammableitung (annehmen -» e Annahme) abgelei-
tete Substantive.
Zu beachten ist dabei, dass sich mitunter Bedeutungsdifferenzierun-
gen zwischen Verb und abgeleitetem Substantiv ergeben haben, so
z. B. zwischen jmdn. überzeugen und der Überzeugung sein oder auf-
fassen und der Auffassung sein. Die Verben kennzeichnen hier keine Ver-
mutungsbedeutung.
Ansicht
. . , ' Auffassungy
nachimds. ".
Meinung
» Überzeugung
nach... + Gen.: nach Meinung der Presse, Verwaltung
(bes. für Institutionen)
Nach Ansicht der Experten ist die allgemeine wirtschaftliche
Situation Ursache der Probleme auf dem Arbeitsmarkt.
Ihrer Meinung nach müssen die Bedingungen für die Wirtschaft
insgesamt verbessert werden.
meines Erachtens (der Meinung sein, meiner Meinung nach)
Meines Erachtens sollte der Fremdsprachenunterricht schon in
der Grundschule beginnen.
Grammatische Sprachmittel
Aussagesatz
ш Futur I / II + möglicherweise, vielleicht, eventuell
• Modalverb: können, mögen + Infinitiv I / II
• Modalwort: möglicherweise, vielleicht, eventuell
Lexikalische Sprachmittel
- Wortart
• Adjektiv: etw. ist möglich, denkbar
Grammatische Sprachmittel
Lexikalische Sprachmittel
"6 a Diese Zeichnung stammt von Heinrich Zille, einem bekannten Berliner
Milieu-Zeichner der Jahrhundertwende, der in vielen seiner Arbeiten den Blick
auf soziale Probleme lenkte und so zum Chronisten des Berliner Proletariats
dieser Zeit wurde.
Beschreiben Sie zunächst die Zeichnung.
16 b Welche Vermutungen können Sie über den Lebensalltag und die Lebens-
umstände in dieser Zeit äußern?
Beschreibung Interpretation (Vermutung)
Es sind viele Kinder zu sehen. Die Familien waren vermutlich
kinderreich.
Grammatische Sprachmittel
Aussagesatz
• Futur I / II + Modalwort: kaum, schwerlich u. a.
• Modalverb: dürfen + Modalwort: kaum, schwerlich u. a. + Inf. I / II
• Modalwort: kaum, schwerlich, wahrscheinlich nicht
Lexikalische Sprachmittel
Wortarten
• Verb und entsprechende Funktionsverbgefüge:
an etw. zweifeln, etw. in Zweifel ziehen u. a.
• Adjektiv: es ist zweifelhaft u. a.
Grammatische Sprachmittel
< t • Lesen Sie zunächst den Text. Auf welchen volkstümlichen Aberglauben
bezieht sich der Autor? Tauschen Sie sich in Kleingruppen darüber aus, in
wieweit der geäußerte Aberglaube kulturspezifisch ist.
Die Wahrheit nach Marx
Der berühmte amerikanische Komiker Groucho Marx hat seine eigene Inter-
pretation für so manchen volkstümlichen Aberglauben bereit:
„Wenn einem die Nase juckt, so ist das ein Zeichen dafür, dass man sie
kratzen soll.
Läuft einem eine schwarze Katze über den Weg, so bedeutet dies, dass das
Tier irgendwohin geht.
13 an einem Tisch ist ein Unglück, sofern die Gastgeberin nur zwölf
Schnitzel hat.
Schütteln zwei Leute sich über den Tisch hinweg die Hand, so bedeutet
dies, dass die beiden zu faul sind aufzustehen.
Singt man vor dem Frühstück, so deutet das auf eine bevorstehende
Auseinandersetzung mit dem Nachbarn hin - sofern dieser gern ausschlafen
möchte.
Erkennt man irgendwo die Zahl 13, so ist das ein Zeichen dafür, dass man
die Schule besucht hat.
Findet jemand ein vierblättriges Kleeblatt, so kann man daraus schließen,
dass er auf Händen und Füßen herumgekrochen ist.
Steigt man auf der falschen Seite aus dem Bett, so deutet das darauf hin,
dass man am Abend zuvor zu viel getrunken hat.
Lexikalische Mittel
4 Wortart
4.1 Vc"fc
a. Verben und Funktionsverbgefüge des „Zweifels"
zweifeln an etw, (Dat.) / dass-, ob-Nebensatz ) = sich in Bezug auf etw. im Zustand
etw. (Akk.) anzweifeln / dass-, ob-Nebensatz ^ der Unsicherheit befinden
Der Inhalt des Zweifels kann als direktes Objekt / dass-Satz oder ob-Satz
angeschlossen werden:
r Ich zweifle an deiner Pünktlichkeit.
Ich zweifle (daran), dass / ob du pünktlich bist.
r Ich zweifle deine Pünktlichkeit an.
Ich zweifle an, dass /ob du pünktlich bist.
etw. (Akk.) bezweifeln l dass-Satz
skeptisch sein (kritisch zweifelnd) + ob-Satz
etw. (Akk.) in Zweifel ziehen l (seltener) stellen + dass-Satz
- (große) Zweifel / Skepsis haben (eher schriftl.-offizielle Komm.) + ob-Satz
etw. (Akk.) m Frage stellen + ob-Satz
p Ich habe große Zweifel, ob Michael im Recht ist.
Ich bin skeptisch, ob Michael im Recht ist.
4.2 ftcijeictiv In der Einleitung drückt das Adjektiv bzw. Modalwort + Adjektiv
das Zweifeln aus. Der Inhalt des Zweifels wird in einem angeschlosse-
nen dass- bzw. ob-Satz ausgedrückt:
es ist wenig wahrscheinlich /glaubhaft, |
es ist unwahrscheinlich, Г + dass-Satz
es ist kaum denkbar, J
- es ist zweifelhaft /fraglich } + ob-Satz
m Es ist wenig wahrscheinlich / unwahrscheinlich / kaum denkbar
..., dass es in diesem Jahr weiße Ostern gibt.
m Es ist zweifelhaft /fraglich, ob das Konzert trotz Krankheit des
Pianisten stattfinden wird.
Lesen Sie zunächst den Text und unterstreichen Sie alle Sprachmittel der
Vermutung.
Das Rätsel der Stein-Kreise
Megalithen,Tausende von Jahren alte, hochragende Steinbrocken, zeugen in
England, Schottland und Frankreich von riesigen Bauwerken der Steinzeit.
Steinstatuen, mehr als 20 Tonnen schwer, überragen die Vulkanlandschaften
FeldderVermutung 333
dessen Mitte sich die Menschen versammelten, um zum Beispiel das Sonn-
wendfest zu feiern.
Das glaubt auch der schottische Ingenieur Alexander Thom. Er hat ver-
schiedene Steinkreise systematisch vermessen und entdeckt, dass sie nach
einem ausgetüftelten Plan errichtet worden sein müssen: Vom Zentrum der
Anlage in Stonehenge konnte man zu bestimmten Zeiten die Sonne genau
zwischen zwei Steinen aufgehen sehen - zum Beispiel am Tag der Sonnen-
wende oder beim Beginn von Frühling und Herbst. War Stonehenge also vor
allem ein riesengroßer Kalender?
Möglicherweise waren die Megalith-Anlagen auch magische Orte. Noch
heute ranken sich um die alten Stätten Legenden und Sagen und Ruten-
gänger, die viele der alten Monumente untersuchten, berichten von geheim-
nisvollen „Erdkräften". Sie nehmen an, dass die Plätze in einem Netzwerk
unsichtbarer „Energielinien" miteinander verbunden waren. Handfester
klingt die Theorie, dass die Anlagen Orte der Machtausübung waren, dass
dort vielleicht sogar rituelle Menschenopfer stattfanden.
•a b Formulieren Sie den Text um, indem Sie alle lexikalischen Sprachmittel
der Vermutung mit grammatischen Sprachmitteln ausdrücken und umge-
kehrt.
22 ? Ost und West - Schauen Sie sich die beiden Karikaturen an. Beschreiben
Sie sie.
->.-£. b Wie wird das Ost-West-Thema dargestellt. Was vermuten Sie aufgrund
der Karikaturen über die Entwicklung des Verhältnisses der Ostdeutschen und
Westdeutschen zueinander?
Welche Ursachen könnte das haben?
Bildquellen
16 Süddeutscher Verlag Bildarchiv, München
(Bert Brecht: dpa; Willy Brandt: Waldemar Hauschild)
19 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
32 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
37 Thomas Stark, Isen
78 Erich Schmitt, Eulenspiegel Das Neue Berlin Verlagsgesellschaft,
Berlin
115 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
149 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
Quellen 335
igo oben: Jan Tomaschoff, Cartoon-Caricature-Contor, München
unten: AP, Frankfurt / M.
191 oben: AP, Frankfurt / M.
unten links: argus, Hamburg
unten rechts: Wolfgang Zeyen, Leipzig
238 Baywobau Leipzig
245 wölk GmbH, Wuppertal
252 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
253 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
272 Deutsche Telekom AG, Bonn
290 Eine Initiative von BMW
298 Mathias Murmann, München (4), Thomas Stark, Isen (i)
31 o Staatl. Mus eum für Völkerkunde, München
312 Thomas Stark, Isen
324 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
326 Ralf Meyer-Ohlenhof, München
327 Heinrich Zille, aus: Das dicke Zillebuch, 1991 Fackelträger-Verlag
Hannover, S. 130
334 links: Rudolf Schöpper, Münster
rechts: Gerhard Mester, Cartoon-Caricature-Contor, München
Wir haben uns bemüht alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig
zu machen. Sollten Rechteinhaber hier nicht aufgeführt sein, so wären
wir für entsprechende Hinweise dankbar.
ЗЗб Quellen