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In der Kurzgeschichte "Flitterwochen, dritter Tag" von Gabriele Wohmann, geht es um ein frisch

verheiratetes Ehepaar.

Die Kurzgeschichte beschreibt eine sich anbahnende Beziehungskrise.

Der erste Teil beschreibt, wie die Ich- Erzählerin und ihr Mann Reinhard am dritten Tag ihrer Flitterwochen
auf einer Bierkneipenterasse sitzen. Reinhard spricht die ganze Zeit über die gemeinsame Zukunft, wobei
es so aussieht, als ob diese einzig von ihm bestimmt und gestaltet wird.
Der zweite Abschnitt besteht aus den Gedanken der Ich- Erzählerin. Während ihr Mann über das
bevorstehende Zusammenleben redet, kann diese sich nur auf die Warze ihres Mannes konzentrieren.
Diese wird im Text ziemlich deutlich beschrieben. Die Kurzgeschichte beginnt unmittelbar im Geschehen.
Reinhard sitzt mit seiner Frau auf der Bierkneipenterasse. Während die beiden das Meer betrachten,
redet Reinhard über die gemeinsame Zukunft. Auffällig dabei ist der hohe Redeanteil von Reinhard.
Obwohl es um etwas Gemeinsames geht, redet nur er. Die Ich- Erzählerin fühlt sich scheinbar nicht sehr
behaglich in dieser Situation (Z. 3+4: „Ich kam aber nicht ganz dahinter, ob es mir richtig behagte.“). Das
Wetter steht sinnbildlich für die Atmosphäre zwischen den Eheleuten. Obwohl sie frisch verheiratet sind,
kann man im Text keine merkliche Gefühlsregung erkennen. Das kann man auch auf das Wetter
übertragen (Z.3: Es war fast windstill…).
Den hohen Redeanteil Reinhards kann man den ganzen Text entlang durch die Wiederholungen seines
Namens erkennen.
Reinhard ist derjenige, der anscheinend die ganze Zukunft plant und Entscheidungen übernimmt, ohne
seine Frau nach ihrer Meinung zu fragen. Er entscheidet alles über ihren Kopf hinweg (Z.: 2:“ Du wirst
deine Arbeit aufgeben.“). Alles soll später genauso sein, wie Reinhard es sich vorstellt. Die Wohnung wird
nach seinem Geschmack eingerichtet und der Tee von seinem Teegroßhändler gekauft (Z. 19-21). Die
Ich- Erzählerin scheint ziemlich desinteressiert zu sein. Sie nennt das Gespräch abwertend nur „Gerede
über alles“ (Z.27) und es scheint, dass ihr eigentlich alles gleichgültig ist. Für die Ich- Erzählerin ist das
ganze Gespräch mit ihrem Partner langweilig.
Das Einzige, worauf sie sich wirklich konzentriert, ist die Warze ihres Mannes seitlich vom Schlüsselbein.
Sie beschreibt diesen Makel sehr detailliert. Sie beschreibt ihn als „Polyp“ (Z.7) und als „Narrenkappe“
(Z.19). Sie steigert sich so hinein, dass sie für alle Worte ihres Mannes taub ist (Z.36+37: „…und ich habe
eine zeitlang nicht zugehört…). Durch dieses Desinteresse an ihrem Mann und dem Gespräch über die
Zukunft entfernt sich die Ich- Erzählerin auch auf der Gefühlsebene. Man erwartet von einem frisch
verheirateten Ehepaar, dass sie glücklich sind. Bei dem Ehepaar in dieser Kurzgeschichte scheint es sich
um das Gegenteil zu handeln. Sie gehen an keiner Stelle aufeinander ein, weder verbal noch emotional.

Das Meer scheint für beide eine Ablenkung zu sein. So etwas wie ein „Zufluchtsort“, um sich nicht auf den
Partner konzentrieren zu müssen (Z. 30+31: „Reinhard schützte wiedermal ein Schiff vor und starrte
durchs Fernglas runter auf den Strand.“). Die Ich – Erzählerin nennt diese Blicke „Seitensprünge durchs
Fernglas“ (Z.43) und zeigt dadurch, dass es sich um eine emotionale Entfernung handelt. Besonders
auffällig ist es, wie die Ich- Erzählerin über ihren Mann redet. Man hat das Gefühl, als ob sie über einen
Fremden spricht. Besonders in den letzten Zeilen wird das deutlich. Als Leser bekommt man dadurch das
Gefühl, als wenn es eine dritte Person in der Kurzgeschichte gibt. Erst in der letzten Zeile wird klar, dass
es sich bei dem Mann mit der Warze um Reinhard handelt (Z.54: „…mein Mann mit der Warze.“). Dadurch
lässt sich erkennen, wie fremd sich die Ich- Erzählerin und ihr Mann wirklich sind und wie weit sie sich auf
der Gefühlsebene voneinander entfernt haben.

Abschließend kann man sagen, dass Reinhard und seine Ehefrau ein starkes Kommunikationsproblem
haben. Keiner von beiden ist fähig auf den anderen einzugehen. Eine Lösung für dieses Problem könnte
sein, dass sie anfangen darüber zu reden, was sie wirklich wollen. Dadurch könnten sie gemeinsam ihre
Zukunft planen und wären sicherlich glücklicher. In einer funktionierenden Partnerschaft müssen die
Interessen beider Partner berücksichtigt werden, dabei ist es wichtig, diese dem anderen zu vermitteln,
also miteinander zu sprechen.

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