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Mathematische Ergänzungen zur Experimentalphysik

2 Reihen und Exponentialfunktion


2.1 Folgen und Reihen
2.1.1 Unterscheidung Mengen und Folgen
Ein zentraler Begriff in der Analysis sind Grenzprozesse. Wie sieht etwas nach langer Zeit aus,
wenn es sich auf eine bestimmte Weise entwickelt? Wächst es über alle Grenzen oder wird es eine
gewisse Schranke niemals überschreiten? Ein einfaches Objekt, an dem man solche Grenzprozesse
untersuchen kann, sind Zahlenfolgen.
Grundsätzlich können Folgen Elemente aus beliebigen Mengen enthalten. Eine Menge fasst einzelne
Elemente zusammen, wobei es nur darauf ankommt, ob ein Element enthalten ist oder nicht – wenn
es mehrfach vorkommt oder man die Elemente umsortiert, macht das keinen Unterschied: {1; 3; 2; 2}
ist die gleiche Menge wie {3; 2; 1}. Wir beschränken uns auf Folgen deren Elemente aus der Menge
der reellen (oder komplexen) Zahlen sind. Folgen sind im Gegensatz zu Mengen geordnet, d.h. die
Folge (1; 3; 2) ist nicht die gleiche Folge wie (1; 2; 3) und Zahlen können auch mehrfach vorkommen,
etwa (1; 3; 2; 2; 3; 1). Die Folgenglieder können also durchnummeriert werden. Für Grenzprozesse
betrachten wir insbesondere unendliche Folgen, die also kein letztes Element haben und sich somit
beliebig weit fortsetzen.

2.1.2 Begriff
Eine (unendliche) Folge (ai ) ist eine geordnete Liste von Zahlen. Für jeden Index i aus den natürli-
chen Zahlen N muss also der Wert des zugehörigen Folgengliedes ai angegeben werden – dies kann
auf verschiedene Weise geschehen:
• Durch Angabe einer Funktionsvorschrift oder eines Algorithmus; so hat etwa die Folge der
natürlichen Zahlen

(ai ) = (0, 1, 2, 3, ...) (2.1)

die Funktionsvorschrift

ai = i (2.2)

während man die Folge der ungeraden Zahlen

(ai ) = (1, 3, 5, 7, ...) (2.3)

erhält durch

ai = 2i + 1 (2.4)

• Eine Folge (sn ) deren n-tes Glied als die Summe der ersten n+1 Glieder einer anderen Folge
(ai ) gegeben ist, nennt man Reihe. Die ersten Glieder lauten also

s 0 = a0
s 1 = s 0 + a1 = a0 + a1
s 2 = s 1 + a2 = a0 + a1 + a2 (2.5)

Kurz schreibt man oft:


n
X
sn = a0 + a1 + ... = ai (2.6)
i=0

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