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Theodor Rättig, 1877, nach der Uraufführung der Sinfonie Nr. 3 von Anton Bruckner
Rezeption (2)
„Wir möchten dem als Menschen und Künstler von uns aufrichtig geehrten
Komponisten, der es mit der Kunst ehrlich meint, so seltsam er mit ihr umgeht,
nicht gerne wehtun, darum setzen wir an die Stelle einer Kritik lieber das
bescheidene Geständnis, daß wir seine gigantische Symphonie nicht
verstanden haben. Weder seine poetischen Intentionen wurden uns klar –
vielleicht eine Vision, wie Beethovens ‚Neunte‘ mit Wagner’s ‚Walküre‘
Freundschaft schließt und endlich unter die Hufe ihrer Pferde gerät – noch
den rein musikalischen Zusammenhang mochten wir zu fassen.“
„Wie helle Blitze leuchten hier vier, dort acht Takte in eigenartiger Schönheit auf;
dazwischen liegt wieder verwirrendes Dunkel, müde Abspannung und fieberhafte
Überreizung. Und all das zu einer Länge ausgedehnt, welche dem geduldigsten
Gemüth zur Qual wird. In Bruckners Compositionen vermissen wir das logische
Denken, den geläuterten Schönheitssinn, den sichtenden und überschauenden
Kunstverstand.“