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Maßnahmen gegen die Gewalt ist eine Parabel aus der Sammlung [raccolta] Geschichte von Herrn

Keuner. Eines Tages hält Herr Keuner eine Rede gegen die Gewalt, aber wenn die Gewalt erscheint,
sagt er, dass er für die Gewalt gesprochen hat (er widerruft alles, genau wie Galilei).

Damit seine Schüler nicht denken, dass er feige [vigliacco] ist, erzählt er eine Geschichte, um sein
Benehmen [comportamento] zu rechtfertigen [giustificare].

In seiner Geschichte kommt ein Agent in die Wohnung des Herrn Egge (der gelernt hat, nein zu
sagen). Der Agent verlangt und bekommt Gehorsam [obbedienza] und fragt Herrn Egge, ob er ihm
dienen wird. Herr Egge antwortet nicht, er dient dem Agenten sieben Jahre lang, bis dieser stirbt. Nur
dann antwortet Herr Egge “nein“.

Herr Keuner und Herr Egge sind beide machtlos [impotenti] gegenüber der Gewalt und treffen
[prendono] die einzig mögliche Maßnahme [l‘unica misura possibile], die ihnen das Überleben
[sopravvivenza] garantiert. Ihr Zweck [scopo] ist, länger als die Gewalt am Leben zu bleiben.

Herr Keuner (der Denkende) und Herr Egge (der gelernt hat, nein zu sagen) verkörpern [incarnano]
also den Intellektuellen, der “in der Zeit der Illegälitat“ versuchen muss, am Leben zu bleiben, um
weiter kämpfen [continuare a combattere] zu können. Das Überleben ist also nach Brecht wichtiger als
das Opfer [sacrificio].

Man kann hier einen Parallelismus mit der Figur von Galilei sehen. Galilei widerruft seine Lehre,
einerseits [da una parte] weil er Angst vor den Folterinstrumenten hat, aber andererseits [dall‘altra parte]
auch, um weiter forschen [continuare a studiare] und seine Lehre verbreiten [diffondere] zu können.

Nota: Ovviamente l‘ultimo discorso vale, se rovesciato, anche per un commento a Galilei. Esempio:

In der Figur von Galilei kann man einen Parallelismus mit Herrn Keuner und Herrn Egge aus der
Geschichte Maßnahmen gegen die Gewalt sehen... dopodiché si commenta la parabola.

Leben des Galilei.

Das Drama Leben des Galilei, an dem Brecht zwanzig Jahre lang arbeitete, ist ein vortreffliches
Beispiel für das epische Theater dieses revolutionären Dramatikers.
Dieses Schauspiel in fünfzehn Bildern entstand 1938 unter dem Eindruck der damals gerade
entwickelten Theorie der Atomspaltung, die später zur Entdeckung der Atombombe führen sollte.
Brecht benutzte deswegen einen historischen Stoff, um eine aktuelle Problematik darzustellen. Es geht
nämlich um das Problem der Verantwortung des Wissenschaftlers im technischen Zeitalter.
Galilei hat die Exaktheit der heliozentrischen Theorie erkannt. Die neue heliozentrische Auffassung
kann aber das Machtmonopol der Kirche in ihren Grundfesten erschüttern. Aus diesem Grund wird die
neue Lehre von Galilei auf den Index gesetzt. Galilei wird von der Inquisition nach Rom geholt, wo der
Papst ihm mit Folterinstrumenten drohen lässt, bis er seine Entdeckungen widerruft. Auf die Frage
seines Schülers Andrea “Warum haben Sie dann widerrufen?“ antwortet Galilei; ,,Ich habe widerrufen,
weil ich den körperlichen Schmerz fürchtete. Man zeigte mir die Instrumente“. Vor der Inquisition hat
Galilei also seine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft vergessen.
Im Bild 13 hat Galilei eben widerrufen, und er wird von Andrea wegen seines Verrats angegriffen.
Andrea kommentiert: “Unglücklich das Land, das keine Helden hat“. Aber Galilei antwortet: “Nein,
Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“. Galilei meint, dass ein Land, in dem Friede und
Gerechtigkeit herrschen, keine Helden braucht.
Im Bild 14 besucht Andrea den alten Lehrer und entdeckt, dass er weiter geforscht und geschrieben
hat. Er versteht also den Grund für Galileis Widerruf: einerseits fürchtete er den körperlichen Schmerz,
aber andererseits musste (und wollte) er überleben, um seine Forschung fortzusetzen.
An die Nachgeborenen

An die Nachgeborenen ist ein politisches Gedicht, in dem der Autor seinen Zustand als Exildichter
beschreibt. Das Gedicht ist in drei Abschnitte eingeteilt: Abschnitt I ist im Präsens, II im Präteritum und
III vorwiegend im Futur gehalten. Im ersten Abschnitt findet man den berühmten Satz:
Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
Der Dichter wendet sich hier gegen diejenigen, die die “Untaten” des Nationalsozialismus
verschweigen, indem sie die traditionellen Themen der Lyrik immer noch pflegen, z. B. die
Naturdichtung. Für Brecht ist “das arglose Wort töricht” geworden: die Dichtung hat ihre Unschuld
verloren und muss nach neuen, aktuellen Themen und nach einer neuen Sprache suchen, die ihrer Zeit
angemessen ist.
Im Abschnitt II spielt Brecht auf die Kämpfe gegen die Nationalsozialisten in der Weimarer
Republik an.
Im Abschnitt III beschreibt Brecht, wie die Exildichter sich gegen das “Unrecht“ empörten, aber es
nicht verhindern konnten. Sie waren voller “Zorn” und konnten “nicht freundlich sein”. Dafür bittet der
Autor um “Nachsicht”. Er beschließt das Gedicht mit einer Vision von einer zukünftigen Welt, die von
Solidarität und Frieden bestimmt ist. Diese zukünftige Welt ist eine Welt, die Helden nicht nötig hat
(nach den Worten von Galilei) und in der die Dichter wieder die traditionellen Themen der Lyrik pflegen
können.

Das epische Theater

Als Dramatiker gilt Brecht als Schöpfer eines revolutionären, antiaristotelischen Theaters, d.h. des
epischen Theaters. Episch ist hier als Gegensatz zu dramatisch zu verstehen.
Das traditionelle, dramatische Theater wollte nach den Prinzipien von Aristoteles den Zuschauer
durch Mitleid und Furcht, Illusion und Suggestion zur Katharsis führen. Das Resultat war, dass er sich
nicht als Zuschauer einer Theateraufführung empfindet, sondern als jemand, der in ein reales Geschehen
verwickelt ist. Das traditionelle, dramatische Theater appellierte an die Gefühle und die Emotionen des
Zuschauers und verursachte so eine gemeinsame Hypnose, die die Wahrnehmung der Wirklichkeit
verfälschte.
Brecht will durch sein episches Theater einen neuen Zweck verfolgen. Er will die Wirklichkeit
wissenschaftlich darstellen, um sie zu verändern. Im Theater von Brecht soll der Zuschauer also nicht
mitfühlen und mitleiden, sondern betrachten, denken und verstehen. Sein Theater appelliert nicht mehr
an die Emotionen, es darf den Zuschauer nicht betäuben, es muss ihn aktivieren.
An die Stelle der Einfühlung setzt Brecht die Verfremdung. Der Zuschauer darf sich nicht mit den
Personen auf der Bühne identifizieren, er muss dagegen das Geschehen auf der Bühne aus kritischer
Distanz betrachten. Durch die Verfremdung wird der Zuschauer zu einem kritischen Betrachter und
Richter.
Als Verfremdungtechniken verwendet Brecht Unterbrechungen zwischen den Szenen durch Songs
und Monologe, Plakate, Transparente sowie Diaprojektionen, die einen antiillusionistischen Raum
schaffen und die Zuschauer zwingen, über die einzelnen Szenen nachzudenken.
Das Ergebnis ist das so genannte offene Drama, in dem die Szenen voneinander unabhängig bleiben
und das von den Zuschauern Stellungsnahmen erfordert.

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