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Problematisierung des Humanitätsideals Kursheft 12/1 S. 68-71:


Züricher Literaturstreit, August E. Hohler, Imre Kertész,

Züricher Literaturstreit S. 70-71


 Beginn des Streits 1966 durch Danksagungsrede des Literaturwissenschaftlers
Emil Staiger: wollte das Wahre, Schöne und Gute gegen anstürmende neue,
junge Literatur verteidigen
 Inhalt der Rede: kritisiert/ diskreditiert zeitgenössische Literatur -> sie solle
sich nicht in den Dienst sozialer oder politische Ideen stellen, sie spiegele eine
falsche Realität wider, sie beschäftige sich nur mit den Abgründen des
Menschen, Werte und Normen (Sittliches) würden nicht behandelt, man könne
sich nicht mit Protagonisten identifizieren.
 Forderung: Literatur muss sich Respekt verdienen (Beispiele für große
Dichter seien Schiller, Goethe, Homer, Shakespeare, Rilke…), Rückkehr zur
Sittlichkeit Klassik wird gefordert
 Reaktion:
 Autoren äußern ihre Meinung in Zeitungen
 Doktorvater (Szondi) erwähnt Aufsatz von Staiger, indem er Liste von
zensierten Büchern durch Nationalsozialisten rechtfertigt
 Max Frisch fühlt sich durch die Rede an Stalinismus erinnert, zieht
Vergleiche zur sogenannten „entarteten Kunst“ in der NS-Zeit, wirft
Staiger vor, kein Unterscheidungsvermögen zu haben und zu pauschal
über die moderne Literatur zu urteilen
 Rede legt unfreiwillig Grundstein für Kultur von Rede und Wiederrede,
die Kunst alle Freiheit lässt, holt Kunst und Künstler aus dem
Unberührbaren und Ewigen, Glorifizierten ins menschliche Maß zurück

August E. Hohler: Goethes Weimar hat Buchenwald nicht verhindert. Bemerkung zu


einem Streit über moderne Literatur (Züricher Literaturstreit) (1967), S. 69-70

Inhalt
 Ist froh über die Debatte, die Staiger ausgelöst hat
 Weimarer Kultur war nur für eine kleine Elite erreichbar, den Menschen, denen es
schlecht ging, erreichte sie nicht
● Humanismus als Bildungsideal war keine Hilfe, selbst bei denen, die es erreicht hat,
keine Garantie für humanistisches Handeln
● „Weimar“ hat Buchenwald nicht verhindert (Buchenwald war ein KZ, nahe Weimar erbaut),
aber Goethe konnte die Zukunft (speziell den Nationalsozialismus, der zum Holocaust führte)
nicht voraussehen, kein Einwand gegen Goethe aber ein Vorbehalt gegenüber seiner absoluten
Autorität
● Moderne Literatur kann nach solchen Erfahrungen nicht positiv sein, Welt hat sich verändert
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● Man muss nach neuen Grundrissen suchen, auf denen ein neuer Humanismus errichtet werden
kann
 Auch ein neuer Humanismus könne Schlimmes nicht verhindern, aber das Ideal des
humanistischen Menschen sei wichtig
 Zivilisation hat sich stark weiter entwickelt in vielen Bereichen, Glück des Menschen ist zum
Greifen nahe, aber gleichzeitig gefährdet
 „Erbe der Vergangenheit“ ist weniger wichtig als Betrachtung der Gegenwart und Sorge um
die Zukunft

Imre Kertész: Der Spurensucher (1977), S. 68-69


Autor:
 Imre Kertesz (1929-2016) war ein ungarischer Schriftsteller jüdischer Abstammung
 Wurde 1944 mit 14 Jahren in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt
 Nach seiner Befreiung 1945 kehrt er nach Budapest zurück, wird freier Schriftsteller
 Erhielt 2002 den Literatur Nobelpreis

Inhalt
 „Abgesandte“ (Imre Kertesz) und seine Frau besuchen KZ-Gedenkstätte Buchenwald
 Beim Spaziergang durch Weimar findet die Frau in einer Buchhandlung das Drama
„Iphigenie auf Tauris“, sie beginnen darüber zu diskutieren
 Frau des Abgesandten hat eine positive Wahrnehmung/Erinnerung an das Drama, der
Abgesandte verbindet das Drama mit seinen Erfahrungen und bewertet es negativ
Wie bewertet der Abgesandte den "Iphigenie"-Stoff?
 „Gereimter Lug und Trug" (S.68, Z. 17): den Menschen wird etwas vorgemacht
 „Geschwätzige" und „wertlose" Romantik (S.68, Z. 14)
 Das Ende sei unrealistisch
 Stellt die ästhetische Erziehung und höhere Absichten in Frage (Bezug auf NS)
 Klauen der Statue ist eine Straftat, also kein humanistisches Handeln
 Verknüpft Drama mit dem NS, das „Kommando“ (NS-Truppen) „schändet“ und
„schlachtet“, König (Oberbefehlshaber) wartet bis das Elend nicht mehr
steigerungsfähig ist, dann bringen sie alle um
 Abends schauen sich NS-Truppen ein Stück über Humanität und Gnade an, obwohl
ihnen bewusst ist, dass sie Gegenteiliges tun (Z. 62-69)
 Im Grunde ist der Mensch böse und nicht human, keine ästhetische Erziehung möglich
 Der Abgesandte kann nicht gerecht sein, schämt sich offenbar dafür
 Warum:
 kann Drama und seine eigenen Erfahrungen nicht mehr voneinander unterscheiden
 Weil er sein Schicksal generalisiert und damit die guten Absichten von Menschen (Goethe)
herabwürdigt
 Glaubt nicht mehr an das Gute im Menschen

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