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Sitzung 4

Sturm und Drang


Gliederung

1. Wiederholung MA., Barock, Aufklärung


2. Einführung Sturm und Drang und Aufgaben
3. SuD: Ideale, Merkmale, Motive
4. Arbeit mit einer typischen literarischen Form
5. Evtl. Besprechung von Goethes „Werther“
Bilden Sie zwei Assoziogramme mit diesen Wörtern!

Abhängigkeit - Abschaffung der Folter – Analphabetismus – Folter - Förderung von


Handel und Landwirtschaft – Frieden – Glaubensfreiheit – Unterdrückung -
allgemeine Schulpflicht – Kolonialismus -

rückschrittlich
fortschrittlich
Aufgabe

Fasst mit Hilfe der Assoziogramme und der Begriffe die wichtigen Ideale und
Neuerungen der Aufklärung zusammen.
Zusammenfassung Aufklärung

 Die Aufklärung setzt den Erneuerungsschub der Neuzeit


(Renaissance) verstärkt fort
 Der Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft mit den
Forderungen von Chancengleichheit, Freiheit des Denkens und
wirtschaftlichem Handeln findet statt
 Die Individualisierung der Neuzeit setzt sich fort mit dem Ideal
des freien Ich, des guten Menschen und der Förderung der
Tugenden
 Die Bürger sind selbstbewusst: nicht die Geburt/ das Blut
definiert den Wert des Menschen, sondern die individuelle
Entfaltung der intellektuellen, psychischen und physischen
Fähigkeiten (modernes Ich-Bewusstsein, selbstbestimmtes
Subjekt)
Der Sturm und Drang
(1767-1785/90)
Beschreiben Sie das Bild!
Was könnte Sturm und Drang bedeuten?
Daniel Chodowiecki:
Kupferstich zu Schillers „Kabale und
Liebe“ (1786)
„Willst du dein Maul halten? Willst
das Violoncello am Hirnkasten
wissen?“ (I, 2)
Bilden Sie nun zwei Assoziogramme zu den
Begriffen „Sturm“ und „Jugend“! Denken Sie
dabei auch an die Symbolik der Begriffe!

Jugend
Sturm
Sturm und Drang
 der Sturm und Drang ist eine Folge der Aufklärung
 der Begriff SuD leitet sich ab vom Titel eines Dramas von
Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831), dass ursprünglich
„Wirrwarr“ (=Durcheinander) hieß
 nach diesem Werk wurde die ganze Epoche benannt
Grundzüge des SuD
 der Sturm und Drang war eine literarische Protestbewegung und
eine Jugendbewegung
 der Protest richtete sich gegen:
die absolutistischen Regierungen in den deutschen Staaten
sowie gegen die Welt des Adels (= Aufklärung)
 das bürgerliche Berufsleben, das man für eng und unglücklich
hielt
die bürgerlichen Moralvorstellungen (z.B. seine Gefühle nicht
zeigen zu dürfen)
Grundzüge des SuD
keine Ablehnung der Aufklärung, sondern ihre Erweiterung und
Radikalisierung (die Idee von Freiheit u. Individualität), aber
nicht nur der Verstand ist wichtig, sondern auch das Gefühl und
die Leidenschaft
gerichtet gegen alte Traditionen in Kunst und Literatur (radikaler
als Aufklärung)
Motto: Der wahre Künstler ist nicht mehr nur Beherrscher von
Regeln und er imitiert nicht mehr nur die Welt, sondern er
schafft -wie Gott oder die Natur- aus sich selbst heraus
Kunstwerke.
 Der SuD wendet sich gegen die ausschließliche
Orientierung an der Vernunft und der moralischen
Belehrung
Was könnte folgender Satz bedeuten?
„Die Vernunft galt den jungen Stürmern und Drängern nicht mehr als
Befreiung, sondern als neues Gefängnis“
Sturm und Drang
 Die Subjektivität und Individualität und deren Gefühlsausdruck
stehen im Mittelpunkt
 [vs. Ideal der Aufklärung: Bildung, kühle Vernunft,
wissenschaftlicher Fortschritt, bürgerliche Ordnung und
Konventionen]
Ideale des SuD
 der Naturmensch (siehe Rousseau „Zurück zur Natur“)
 Reinheit / Ursprünglichkeit / Unschuld
 Originalität
 Gefühl / wildes Gefühl
Merkmale des SuD
 man verachtet die Verstandesbetontheit und die
Gefühlsfeindlichkeit der bürgerlichen Gesellschaft (≠Aufklärung)
 man schämt sich nicht mehr wegen seiner Gefühle, Empfindungen
und Emotionen
 man bewundert das Individuum, das sein Leben selbst gestaltet und
sich über gesellschaftliche Schranken und Zwänge hinwegsetzt
 man durchbricht die Normen der bisherigen Kunst besonders im
Hinblick auf die Sprache und die soziale Stellung der Protagonisten
Kurz gesagt sind die Merkmale der SuD-
Literatur:
• schöpferische Eigenständigkeit / Kreativität
• Individualität
• Regellosigkeit / Spontaneität
• Natur als Schauplatz
• subjektive Perspektive
• Ausdruck von Herz und Gefühl
• „Genie“
Kleiner Exkurs zum Begriff „Genie“:

 Was verbinden Sie mit diesem Wort?


 Was ist für Sie ein „Genie“?
Der Begriff des Genie
 Genialität kommt von etwas, was man rational und
sprachlich nicht fassen kann
 der Begriff bezeichnete ein neues Lebensgefühl, das
Standesgrenzen und traditionelle Einschränkungen
durchbrach
 die alles umfassende Persönlichkeit des Genies sollte
Individualität, Sinnlichkeit, Herz, Vernunft, Phantasie und
Gefühl zu einem „fruchtbringendem Chaos“ vereinen
Aufklärung Sturm und Drang
Unterschied SuD vs.alsAufklärung
● Vernunft/Verstand und
Basis ● Gefühle als Barock
Basis von
von Denken + Handeln Denken + Handeln
● wissenschaftliche ● Kulturpessimismus
Erkenntnis + (Rousseau) +
Fortschrittsoptimismus Naturbegeisterung
● Lernbarkeit von Kunst ● Talent, Genie, Begabung
● strenge Regeln ● Regellosigkeit
● Ideal einer toleranten, ● Individualität,
gleichen, freien Gesellschaft Subjektivität
● bürgerliche ● individuelle Freiheit im
Moral/Konventionen Konflikt mit bürgerlicher
Moral
● Erziehung, Bildung ●Gefühlsausdruck des
Einzelnen, Provokation
Motive und Themen des SuD

 Familie als Gesellschaft, Bruderzwist


(Bsp. „Die Räuber“ von Fr. Schiller)
 Der unlösbare Konflikt zwischen Naturgenie und
gesellschaftlichem Zwang ist das Thema dieser Bewegung
(siehe Goethes „Werther“)
 Gefühlsausdruck („wildes Gefühl“)
 Natur
Die Bedeutung des SuD

 Goethe und Schiller werden erstmals bekannt


 Die Romantik nimmt die Auseinandersetzung mit der
Aufklärung später wieder auf
 Einflüsse auf spätere Epochen wie Vormärz und
Expressionismus...
Literarische Formen I
• die traditionellen festen Regeln und Formen wurden
aufgehoben (Einheit von Ort, Zeit und Handlung;
ebenso die klare Trennung von Tragödie und Komödie)
• im Drama konnten die Ideen des Sturm und Drang am
besten verwirklicht werden
• die Hauptpersonen sind Verliebte, „Kraftkerle“ oder
Genies
• tragische und komische Elemente mischen sich in
einem Stück und es gibt häufige Wechsel in Ort und
Zeit.
Literarische Formen II

 Roman: der Schlüsselroman der Zeit ist der Briefroman „Die Leiden des
jungen Werthers“ (1774) von Johann Wolfgang Goethe
 es wurde zum Kultbuch des 18. Jahrhunderts
Goethe: Die Leiden des jungen
Werthers (1774) Aufgabe:
Lesen Sie die beiden Auszüge aus
Goethes „Die Leiden des
jungenWerthers“. Vergleichen Sie
die beiden Briefe! Welche Gefühle
hat Werther? Was könnte zwischen
den beiden Briefen passiert sein?
Spekulieren Sie!
Goethe: Die Leiden des
jungen Werthers
(1774)
Aufgabenblatt!
Literarische Formen III

 in der Lyrik spielt die „Erlebnislyrik“ des jungen Goethe


eine besonders wichtige Rolle
 den Gedichten liegen persönliche Erlebnisse zu Grunde,
die bei der Interpretation zu allgemeinen Aussagen
erweitert werden können
Literarische Formen III: Lyrik

 dabei bilden die Liebe, die Natur, der Mensch und das Göttliche eine
unlösbare Einheit
 Liebesleid und Liebesglück kommen gleichermaßen vor
 Liebe gilt als Quelle allen Lebens und Schaffens
Johann Wolfgang von
Goethe

Heidenröslein (1771)
Lexik

 Knabe
 Röslein
 Heide
 ich will`s nicht leiden
Sah ein Knab' ein Röslein steh'n,
Röslein auf der Heiden,
War so jung und war so schön
Lief er schnell es nah zu seh'n
Sah's mit vielen Freuden
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Knabe sprach: "Ich breche dich,
Röslein auf der Heiden."
Röslein sprach: "Ich steche dich,
Dass du ewig denkst an mich,
Und ich will's nicht leiden."
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
???
Goethes 3. Strophe

Und der wilde Knabe brach


's Röslein auf der Heiden;
Röslein wehrte sich und stach,
Half ihr doch kein Weh und Ach,
Musst es eben leiden.
Röslein, Röslein, Röslein rot,
Röslein auf der Heiden.
Aufgabe: Suchen Sie in dem Gedicht folgende
Merkmale und Motive des SuD!

 Individualität
 Gefühlsausdruck
 Natur als Schauplatz
 unlösbarer Konflikt zwischen Individuum und gesellschaftlichen Normen
 Bruch der bürgerlichen Moral

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