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Wie der Begriff anzeigt, geht es dem Realismus um die Wirklichkeit, d.h. um das, was im 19. Jh. oft
unter Wirklichkeit verstanden wurde: die beobachtbare, durch die Sinne wahrzunehmende Wirklichkeit
des Menschen und der Natur. Eine solche Auffassung von Realität grenzte sich bewusst ab von
jeglichem Übernatürlichem (z.B. Religion), das man als Illusion, als "unwirklich" ansah.
Beispiele
Der Naturalismus (Gesamteuropäische Literaturströmung zwischen 1880 und 1900) ist dem
Realismus verwandt, beide haben dieselben geistigen und sozialen Wurzeln. Die Naturalisten
versuchten aber, die Grundideen des Realismus konsequent zu Ende zu denken, sie empfanden sich
als radikaler.
Die Naturalisten protestierten dabei gegen soziale Missstände, gegen den deutschen Obrigkeitsstaat,
waren aber prinzipiell von pessimistischer Grundhaltung, zeigten keine Lösung, vermittelten keine
Hoffnung. Sie verstanden sich trotz aller Nähe zu sozialen Themen, trotz aller Sympathie für die
Sozialdemokratie nicht als politische Bewegung mit Programm, konkreten Zielen und mit Strategien.
Der Naturalismus war in erster Linie eine bürgerlich-intellektuelle, vorwiegend literarische
Protestbewegung.
Formen
a. Die Ideen des Naturalismus wurden hauptsächlich in Zeitschriften verbreitet: „Die kritischen
Waffengänge" (Berlin), "Die Gesellschaft" (München.).
b. Die bedeutendsten Leistungen hat das Drama des Naturalismus aufzuweisen. Typische
Merkmale des naturalistischen Dramas sind:
o Beibehaltung der traditionellen Form (etwa: Tragödie, Komödie), andererseits
Tendenzen zur Episierung ("Die Weber");
o Aufnahme neuer, bisher tabuisierter Themen
o entsprechend der Thematik vieler Stücke: Bevorzugung des Dialekts, entsprechend
der Forderung nach Wirklichkeitsnähe: Wegfall des Monologs, entsprechend der
Milieutheorie: ausführliche Regieanweisungen;
c. Weniger bedeutsam sind der naturalistische Roman und die Lyrik.
Wichtige Vertreter
Kunst=Natur-x
Der naturalistische Sekundenstil
Am Beginn der literarischen Moderne steht der „Naturalismus“. Ein wichtiger, wenn auch zu
Lebzeiten nur wenig beachteter Naturalist war Arno Holz. Er behauptete, es sei Aufgabe der Kunst,
der „Natur“ (Wirklichkeit) möglichst nahezukommen. Holz erkannte allerdings, dass der Weg zum
konsequenten Realismus (Naturalismus) nicht nur eine Frage der Motivwahl war, sondern vor allem
die Frage der literarischen „Technik“, also des Schreibverfahrens. Wenn also im Kunstwerk „Natur“
möglichst exakt nachgebildet werden soll, muss der Künstler seine Subjektivität zurücknehmen. Dass
diese nicht zur Gänze möglich ist, wusste Holz, und so prägte er die Formel:
„Kunst= Natur-x“.
x ist der jeweilige Anteil an Subjektivität
Quelle: Christian und Ulrike Schacherreiter: Das Literatrbuch. Band 1. Linz 2007, Seite 233-
236.
Die Naturalisten glaubten daran, dass der freie Wille eingeschränkt, von
Vererbung und Milieu zerdrückt war= passiver Held. Dieses Denken
prägte den Begriff Determination= Bestimmtheit.