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DIE KLASSIK (1786 – 1805)

 Dichtung der Klassik – beginnt mit Goethes italienischer Reise (währenddessen – neue Ideale reiften)
 zum Teil ausgearbeitete Dramen (Egmont, Tasso) erfuhren Umarbeitungen im klassischen Sinne
 endet mit Tod Schillers
 lat. classicus – klassich
 einen zur ersten Steuerklasse Gehörigen – etwas Bevorzugtes
 allmählich gleichbedeutend mit auf ideellem Gebiet Mustergültigen
 in Neuzeit Bedeutung klassisch = antik oder „antikisch“ – „nicht zu übertreffen“
o INHALTLICH – bestimmtes Humanitäts- und Persönlichkeitsideal
o FORMAL – gebändigte Sprache mit hohem Niveau und gemäß antiken Regeln dichterische Formen

DER POLITISCHE HINTERGRUND

vor und kurz nach Jahrhundertwende – Französische Revolution und Auswirkungen auf übriges Europa

Aufstieg und Persönlichkeit Napoleons

Geisteshaltung weniger von politischen, vielmehr von philosophischen Gedankengängen bestimmt

Sehnsucht nach Harmonie und Humanität (Menschlichkeit) als Reaktion auf Zeitumstände (franz. Revolution)

KUNSTAUFFASSUNG – THEORIE

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

 neue Ideale
 Mensch sieht als richtungsgebend das Gute, Wahre, Schöne und glaubt an Selbstbestimmung und
Selbstvollendung
 erkennt große Mächte der Sittlichkeit und Kultur an
 philosophische Haltung enthebt ihn der kirchlichen Dogmen, ohne dass er zu ihnen in einen
ausgesprochenen Gegensatz tritt
 Natur: großartig geordnetes Reich ohne Willkür und Gewalt
 an Stelle des Rousseauschen Aufstandes gegen Kultur – neue Kulturverklärung
 klassische Mensch söhnt sich mit Gesellschaft und ihren Satzung aus
 Empörerindividuum – unterwirft sich höheren Gesetz der Natur, such das Typische, die Norm
 Sturm und Drang – wesentlich amoralisches Lebensideal
 Klassik – Humanitätsideal, sittlicher Idealismus
 KUNSTIDEAL – BÄNDIGUNG, FORMUNG, NORMUNG
 Wesen der Schönheit: Harmonie zwischen sinnlichem Trieb und Gesetzen der Vernunft
 Gegenstand und Inhalt der Kunst – Gesetzlichkeit des Lebens, Wahrheit
 Dichter müsse laut Goethe auch in der individuellen Gestalt den Typus erkennen lassen und dem Typus
durch die individuelle Gestalt leben verleihen

TEXTGATTUNGEN IN DER KLASSIK

DRAMA

 Ideendramatik
 Geschlossene Weltbild des Idealisten, das Menschen innerhalb einer größeren Ordnung sieht, stellt
individuelle Erleben in den objektiven Rahmen eines ethischen-religiös orientierten Ganzen
 Grundfragen und Konflikte des klassischen Dramas ergeben sich aus geistiger Wertewelt (Ideal) &
Wirklichkeit (Leben)
 Vollendete Lösung der Fragestellung in Goethes „Iphigenie“
 Demonstriert, wie sittliche Schuld abgetragen wird – Menschen ordnet sich ethischer Macht unter
 „Tasso“: Gesellschaft übernimmt Funktion und Recht dieser objektiven Ordnungsmacht
 Durch klaren und nachdrücklichen Willen Goethes, sich dem absoluten Gesetz und damit erlösenden
Prinzip einzuordnen, entfällt in Dramatik jede Tragik

SCHILLERS TRAGÖDIE

 durch Glauben an Weltmacht des Göttlichen – moralisches Drama


 Mensch, wie er im Widerstreit zwischen bedrohendem Schicksal und erhebender Macht des Göttlichen das
unabwendbar Scheinende sittlich überwindet
 HAUPTMOTIVE: AUS DER IDEE DER ANTITHESE
o Geist und Natur
o Freiheit und Schicksal
o Ideal und Leben
o Pflicht und Neigung
o Idealismus und Realismus

LYRIK

 Neigung der Klassik zum Typushaften, zu Ordnung und Maß – Bewirkt Abkehr von Formfreiheit des Sturm
und Drang
 Wesensmerkmale: Gedankliche, Ausgewogenheit, Harmonie des Ganzen Ziel
 Vorliebe für strengere antike Versformen spiegelt klassische Fragestellung von Freiheit (Individualität) in
der Beschränkung (durch das Allgemeingültige)
 THEMEN:
 Ordnung der menschlichen Gesellschaft
 Gesetzlichkeit des Lebens
 Sittliche Verantwortung des Menschen
 Geschichts- und kulturphilosophische Betrachtungen
 FORMEN:
 Elegie
 Ballade
 Lehrgedicht
 Sinngedicht

ROMAN

 nicht äußere Kämpfe, sondern inneres Wachstum seines Helden an der Begegnung mit der Umwelt, an
geistigen und menschlichen Erfahrungen zeigen
 Organismuslehre: Mensch einem biologischen Wachstumsgesetz folgend sein Menschentum
„verwesentlicht“ – so vollkommen wie möglich seine Anlagen ausprägt, nach dem Gesetz, wonach er
angetreten entwickelt
 Exemplarische Entwicklung eines Individuums aus Geist und Grundlage des klassischen Bildungsideals
 Meisters Lehrjahre – Goethe
DAS KLASSISCHE DRAMA
VORAUSSETZUNGEN

 Dichtung hinter Zufälligen, Wechselhaften und Besonderen des täglichen Lebens das Allgemeine,
Dauernde, Gültige, Gesetzhafte des menschlichen Lebens aufdecken und sichtbar machen
 Verkörpert in Form einer Handlung „Idee einer höheren Weltordnung“
 Bei allem Wissen um bedrohliche Abgründigkeit der Welt und menschlichen Lebens glaubt man doch an
Vorhandensein einer objektiv-gültigen, idealen Sens- und Wertordnung (Idealismus)

MERKMALE DES KLASSISCHEN DRAMAS

SPRACHE

 idealisierende, alltagsferne, wirklichkeitsenthobene Verssprache


 stilisiert Wirklichkeit, zum Edlen, Erhabenen, Schönen
 gedanklich, sentenziös (reich an Redewendungen), abstrakt
 lange Satzperioden
 ausgesprochene Bildungssprache
 keine sprachliche Differenzierung nach Ständen, Personen, Milieu, Charakter
 KLASSISCHE VERSMAẞ – BLANKVERS (FÜNFHEBIGER JAMBUS)

HANDLUNGSGESTALTUNG

 Allgemeines, Grundsätzliches, Beispielhaftes der religiösen, metaphysischen, sittlichen Weltordnung


sichtbar werden
 SPIELHANDLUNG: Modellfall menschlichen Handelns, seiner Bedingungen und Schwierigkeiten

AUFBAU

 festes Formgefüge
 jeder Einzelvorgang Teilglied einer zusammenhängenden Gesamtentwicklung
 logisch mit dem äußeren Handlungs- wie dem inneren Bedeutungsganzen verknüpft
 streng symmetrisch
 häufig ausgewogene Gruppenbildung

BAU DES KLASSISCHEN DRAMAS (NACH GUSTAV FREYTAG) – STARK SCHEMATISIERT

FÜNF AKTE

1. AKT: EXPOSITION
 Darlegung und Entwicklung der für den dramatischen Konflikt notwendigen Voraussetzungen
 Situation und wichtige Figuren bekanntmachen
 oft über Hauptfigur gesprochen, erscheint selbst noch nicht

2. AKT: STEIGERUNG
 auf „erregende“ Moment (Zuschauer Situation klar) folgt steigende Handlung – Verschärfung
3. AKT: HÖHEPUNKT MIT PERIPETIE
 weitere Zuspitzung – erreicht dramatischen Höhepunkt
 Wendepunkt (Peripetie) – unerwartete Wendung im Schicksal des Helden

4. AKT: RETARDATION – FALLENDE HANDLUNG


 Verzögerung der Handlungsentwicklung – Retardation
 Dient Erhöhung der Spannung
 Fallende Handlung zeigt Folgen der Tat und Ausweglosigkeit der Situation des Helden

5. AKT: KATASTROPHE ODER UNTRAGISCHE LÖSUNG


 Katastrophe
 tragische Held sühnt Tat mit Tod
 untragische „Lösungsdramen“: zeigt sich im glücklichen Ausgang Kraft des sittlichen Ideals, Gültigkeit der
sinnerfüllten Weltordnung

DIE FABEL

 einsträngig oder mehrsträngig


 einfache Reihung
 Kontrast der Episoden
 Verschiedene Ebenen (Adel, Bürgerliche)

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