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IDiffenfd1aft unb 23ilbung

<fin5eIbarftellungen aus allen <ßebieten bes Wiff ens


l1erausgegeben von privatbo3ent Dr. pauI l1erre
34 _ _ _ _ _ _- - - - l

~run~riti
~er muftfwiffenfcQaft
Von

Dr. phil. et mus. !)ugo niemann


profeffot bet !l1ufilwiffenfd}aft an !let Unhmfität t:eipsig

\908
Vedag von ~ue.IIe & n1eyer in {:eip5 i g
Jn~aIt+
Seite
<Einleitung: ~egriffsbeffimmung, a)iele, UrbeHsgebiete \- , 5
l)er3ei~nis ber wi~Hgften en3yfIopäbif ~en Werfe über· muft! ' 5 - ~ 8
A. Ufuftif . . . . . . . . . . . . \9-58
\. me~anif ber tronerjeugung . . . . . . • . '9
2. G:onbefHmmung unb tremperatur . • . . " 21
5. :Klangfarbe . . . . . . . . . . . . •• 5\
*. S~arrgef~winbigreit. Uormalffimmung. Saalafuffi! 5*
5. Die afufHf ~en p~änomene. . . . • . . 51
l)er3ei~nis ber wi~tigften >literatur ber Uruffif. 38-* ~
B. G:onp~Yfiologie (G:Oltpfy~oIogie). . . . . • • *2-56
\. Eeaftionen bes f?örorgans auf G:onrei3e . *2
2. tronverf~meI3Ult9 unb tronunterf~eibung 4:5
3. :Kompletive G:onurteile . . . • . . . 4:8
*. Dynamif unb Ugogif . . . . . . • 55
l)er3ei~nis ber wi~tigften >literatur ber tronp~yftologie 51-59
C. mufifäft~etif . . . . • . . . . . . . . . . . 60-16
\. <E Iemelttare Sartoren: meloMf, Dynamif, Ugogi! • 60
2. f?armonif . . • . 63
3. motivif~e <ßIieberung . . . . . . . . • . 65
*.E~yt~mus . • . . . . . . . . . . .. 67
5. Jn~aIt5äft~etif. . . • . . . . . . . . . 73
l)er3ei~ni5 ber wi~tigften >literatur ber mufifäft~em 76-78
D. Die mufifalif~e Sa~Ie~re (mufift~eorie) 19-\02
\. G:~eorie unb pratis • . . 7«}
2. fe~rformen . • . . . . 82
5. melobie. unb E~yt~mu5Ie~re 86
*. f?armoniefyfteme 0~
5. :Kontrapunft. . . . . . 96
6. Sormenle~re. . . . • . 97
1. l)ortrag51e~re . . . . . 99
U I leE e cf? t e vor b e q alt e n. l)er3ei~ni5 ber wi~tigften >literatur ber muftftqeorie 1,02- \01
IV

Seite
E. mn~'gefd?!d?t~. . ' , ' , ' . . . . . . . . . . . {OS- { ~~
Veflt1dpms ~er Wt~ttgftett allgemeinen mu~fgef~i~ts.
,!Verle . . . . . . . . . . . . {~O-{ \ \
{. ~ltefte 1{ulturvölfer uttb Uaturvölfer . {U - U 2 .
ltteratur. . . . . . . . . . . U 2-U.3
z. ~ie aItgrie~if~e mufiF. . . . . . U~-q5
ltterat~r • . . . . . . ' . . . . U5- U1 ~tnldtung.
3. ~er 9rtecqif~e unb römif~e 1{ir~engefang " US- {20
ltteratur . . . . . • . . . . . "
~. «:rouba~ours, minnefänger unb meifter~nger
. {20-{23
. \23 - {25
23egriffsveftimmung, ~iele, ~rveitsgeviete.
ltteratur • . . . . . . . . . . . . . . \25-{21
Wie alles fünftlerifche <ßeftaften tft auch <:las tonfünftlerifche
5. ~ie meqrftimmige mufiF bes mittelalters (bis {300) {21- X, 29
literatur; . . . . . \29-{30
in erfter (inie fubjeftiver ~us<:lrucf feeIifchen (frIebens,
alfo mitteilung, ein ~usfich~erausge~en, WiU ens emanation;
0 0 00 • • 0 • •

,. Der, beglettete VofalftiI ~er Jrüqrenaiffance ({ 300


• b15 ~41O) • . . . . . • . . . . . • . \30-{3\ in 3weiter (inie ein sorm en, 43il<:len, <:las <:lem 1{ünfUer felbft
!t,teratur . . . . 0 • • • 0 • 0 k3 \ - \ 32
• • • 0
als ein aus feinem Jnnern entäuuertes Q)bjeftivegegen.
1. lhe a cappella-polypqonie unb Me Unfänge ber übertritt, <:las feiner eigenen äft~etifchen 43etrachtung unterHegt
Jltftrumentalmu~f. . . . . 0 • \32-{33
• • • •
un<:l <:leffen Wo~lor<:lnung i~m felbft äft~etifchen <ßenuu bereitet;
literatur . . . . . . . . . . . t 3~- {35
0 0 0
erft in <:lritter (inie fann es auch gewollte na chbH<:lU ng ein es
8. ~as <BelteralbajheitaIter (k600 bis F50) . \35-X,36 objeftiv <ßegebenen fein, <:las aber nur <:lurch Verwan(){ung
ftteratur • . • . . . . . . . . . \36-{39
in ein mit <:ler cr:onp~antafte <ßefchautes, Vorgeftelltes, alfo
9· D.ie lteue ~eit (feit F50) . . \~O-{~t
. ltteratur . . . . . • . . . ,~{_~~~ <:lurch Subjeftlvierung, 'Durchtränfung mit in<:livi<:luellem
Ulpqabettfdies JltqaItsregifter . . . . . t ~5- {56 6:mpfin<:len in <:ler nad1ge~en<:lS erfolgen<:len proji3ierung als ein
neues Q)bjeftive 1{unftwert er~ä{t. (fine Nrefte nachbH<:lung
eines Q)bjeftiven o~ne folchen 'Durd1gang <:lurch <:las Subjeft
ift fünftlerifch un<:lenfbar. Selbft <:ler p~otograp~ läUt feinen
~pparat nicht bHn<:l arbeiten, fon<:lern macht feine ~ufna~men
mit fünftlerifcher Wa~l, <:l.~. er felbft fchaut erft <:las 43H<:l,
<:las <:ler ~pparat mechanifch feft~aften un<:l reprO<:lU3ieren foll.
Jn feiner 1{unft tft aber (wenigftens fcheinbar) <:las in fe~e
sormen gebannte ~bbH<:l <:les Vorgeftellten von Nefem felbft 1'0
verfchie<:len, 1'0 fern abHegen<:l, 1'0 gan3 an<:lersartig wie in <:ler
muftt Wä~ren<:l <:las <ßemäl<:le O<:ler Ne Statue <:lurch nach-
bH<:lung <:ler fi chtbaren sormen eines 'menfchenantfit;es bis
3ur vollen<:leten Jllufion <:lie J<:lentität von Q)riginal un<:l. UbbH<:l
vor3ufpiegeln vermag, ift <:lie mufff ausfchHeuHch auf <:lte
Wie<:lergabe· <:leffen angewiefen, was <:len <:larftellen<:len l<ünften
über~aupt im prin3ip un<:larftellbar tft, <:les l' e cl if ch e n (e ben 5,
un<:l 3war mittels eines materials, <:las 3war vermöge feiner
unbegren3ten 43H<:lbarfcit un<:l Schmiegfamfeit <:lcn unenNich
variieren<:len Wallungen un<:l 43ebungen <:les feeHfchen 6:mpfin<:lens
:Stemann, (ßrunbriu ber mujtrwiffenfd)aft.
<l:inleitung. t3egriffsbeftimmultg, asielc, Urbeitsgebictc. 3

v~rwanM ~rfef?eint aber boef? 3unäef?ft gar nief?t oqne weitere 1'ic !l1ufUwiffenfef?aft qat 3unäef?ft gan3 'allgcmeinbie
motivi~ru!1g als ber natürlid1e {[räger besf~Iben gerten rann. ~ufgabc, Ne fecHfef?cn ~usbrucfswertc ber primitiven <1:lemcntc
<frft bie Uberlegung, ban bas naef? mitteifung ringenbe in allcs mufHaIifef?cn <Beftartens 3U crgrünben, Ne meef?anifef?en
ber )3r~ft verfef?loffene <1:mpfinben Sormen anne~men n'tun, <1:ntftequngs. unb Verlaufsbebingungen ber {[öne unb iqre
welef?e fur anbere waqrneqmbar werben, ban es fief? entweber pqyfifaIifef?cn <1:igenfef?aften auf3uweifen, iqre Wirrungen auf
in fief?tbaren <B eften (im weiteften Sinne) ober qörbaren (auten bas <Beqörsorgan unb burch beffen Dermittdung auf bas
ausfpreef?en mun, füqrt 3U ber <1:rrenntnis bes <Brunbes, wie menfef?Hd1e <1:mpfinben unb l)orfteUen, alfo auf bas Seelenleben
b~r {[on 3um fpe3ififef?en Veqifd ber !l1itteHung fedifef?en an einfad1en grunbIcgenben {[atfaef?en 3U ronftaHeren unb bis in
<1:mpfinbens werben fann. ble fompIi3ierteften ~nwenbungen bes naef? ben verfef?iebenften
1'er ausfef?llenHef? auf Ne Uaef?bHbung bes Sief?tbaren !1ief?tungen wunberbar entwicferten 3U einer reief? gegIieberten
angewief ene biIbenbe l{ünftIer gibt nun aber feineswegs nur Wert für fief? geworbenen G:onmaterials 3U verfolgen. Sie fieqt
bie ftarren Umriffe bes l{örpers wieber, fonbern bannt Dielmeqr baqer einerfeits auf bem )3oben .ber etarten Wiffenfef?aften,
einen !l1oment ber iiunerung feeHfd1en (ebens in feinen ~us. ber U1a t q ematif unb med1 an if, anbererfeits aber auef? auf
brucfsformen auf Ne (einwanb ober in Ne (inktt bes Steins. . . bem ~~r reinen <Beifteswiff enf ef?aften, ber P q iI 0 f 0 l' q i e, (0 9 U
unb ~ ft q e tU, unb bie Ne <1:t treme verbinbettbe 23rücfe qaben
1'er !l1ufHer, beffen 1)arftellung bes (ebens fief? im 3eiHief?en
Verlauf abfpielt, vermag bagegen bas feeHfef?e <1:mpfinben, Ne pqyfiologie unb Pfyef?ologie 3U fef?lagen. ~ber aud1
foweit es fief? buref? (autäunerungen offenbart, als ein wirr. bie für bie ~usbi1bung ber G:onfünftIer im {[onfat; bereef?nete
lief?es <Befef?eqen 3U (geben, aber umgefeqrt unter gän3Iief?em {[ q eori eber !l1u f if (l{ omp of Hionsle qre), besgleief?en bie
Ver3id1t auf ben ~ppell an bas ~uge. 1'an eine Verbinbung mufifaIifef?e ~eief?en{eqre (Uotenfef?rifHunbe) unb bie Dor-
3weier l{ünfte 3U gemeinfamer 1'arftellung beibe Sormen ber tragsleqre, ja felbft bie <Befangleqre unb Ne mdqoNfef?e
!l1itteilung vereinigen fann, mag 3unäef?ft aunerqalb ber )3e- U nterweif u ng im Spiel ein3el ner J nftru mente, bie J n·
traef?tung bleiben. ftrumentierungsleqre unb bie ~nldtung 3um1'irigieren
1'ie, <1:rrlärung bafür, ban fpe3iell bas flüef?tige <1:lement müffen 3weifellos ber !l1ufHwiffenfcb.aft 3ugereef?nd werben, ba
bes {[ones 3ur 1'arftellungber Sluftuationen bes Seelenlebens biefelben fortgefet;t bie Verwenbung ber !l1ittel bes ~usbrucfs
nid1t nur befäqigt fonbern berufen ift, ergibt fief? alfo baraus, im 1'ienfte rünftlerifd1er Jbeen 3um <Begenftanbe qaben. <1:nbIich
ban bic me n f ef? 1i d1 e S ti m me ebenf0, ja in noef? vollfommenerer ift aber Ne!l1 u f if ge f ef? i ef? te, bie <1:rforf ef?ung ber qiftorif ef?en
Weife von bem, was bas Jnnere bes !l1enfef?en bewegt, l{unbe <1:ntwicfelung ber praftifef?en !l1ufHübung wie ber tqeoretifchen
3U geben vermag, wie bas <BebärbenfpieL ~ug{eief? ergibt flef? SormuIierung aller Ne !l1ufH angeqenben <1:rfenntniffe ber
aber bamit Ne weitere <1:rrenntnis, ban Ne !l1enfef?enftimme !l1ufirwiffenfef?aft befter {[eil, ber Nefelbe mit ber ~ref?äologic
bas prototyp aller anberen. !l1ittel ift, {[öne qervor3ubringen unb pa 1ä 0 9 rap q i e unb wegen ber Untrennbarfeif von
ban alle !l1ufHinftrumente als Uaef?bUbungen, als <1:rfat; be~ !l1ufH unb poefie buref? lange <1:poef?en auef? mit ber (Her atur.
!l1~nfef?enftimme an3ufeqen unb äftqetifef? 3U bewerten finb. ge f ef? i ef? tein innigen l{onnet bringt.
!.1ält man Nefen <Befief?tspunft feft, fo verfd1winbd ber fef?ein. <1:s ift gewin begreifIid1, ban bie fo 3aqlreid1e weite <Bebiete
bar fo grone ~bftanb ber let;ten funftmänigen <Beftartungen llmfaffenbe !l111fHwiffenfef?aft qllnberte, ja tallfenbe ernfter ~rbeiter
bes {[onmaterials 3.23. in ben Sympqonien unb Sonaten, von befef?äftigen mun, befd1äftigt qat llnb befd1äftigen wirb. 1'ie
ben Vorgängen im Jnnern bes !l1enfef?en, als beren ~bbHb ein3e1nen Sonbergebiete fteqen 3um {[eil einanber anfef?einenb
boef? auef? fie allein ~nfprud1 auf l{unftwert qaben. 1'ie ge. gan3 fremb nebeneinanber, fet;en grllnbverfd1iebene Ueigungen
famte !l1ufHäftqetif bafiert let;ten <1:nbes auf biefem bireften unb 23egabungen voraus; aber fie alle fef?Iient boef? bas ge·
~onnet 3wifef?en bem feelifd1en <1:mpfinbcn unb feiner fpontanen meinfame <1:nb3ie1, bie <1:rflärung ber Wunber ber !l111fH unb
~uuerung in (auten. iqrer natürlief?en Wur3dn 3U qöqerer <1:inqeit 3ufammen.
1*

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