Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
1. Die Analyse
2. Die Interpretation
Ziel: Die Aufgabenstellung soweit möglich zerlegen und Umformulieren, sodass sie
verständlicher wird und du alle Begriffe kennst und verstehst.
Vorgehen: Das Ziel ist ja eigentlich "nur", die Aussage B zu zeigen. Daher sollte hierauf
zunächst der Fokus liegen. Dafür fragst du dich immer: "Wann bin ich fertig?". Die Antwort
auf diese Frage enthält oft unklare Symbole und Begriffe, erkennbar an der Frage: "Was heißt
das?". Die unklaren Begriffe und Symbole suchst du nun in deiner Vorlesung heraus (ja, auch
wenn es dauert, doch da führt kein Weg dran vorbei!). Anschließend ersetzt du die Begriffe
durch Ihre Definitionen. Damit hast du nun die Aussage B auf einfachere Begriffe
zurückgeführt und verständlicher gemacht. Wiederhole diesen Schritt, falls notwendig.
Danach widmest du dich der Aussage A (das Gegebene) und ersetzt auch hier unklare Dinge
durch Ihre Definition solange es nötig ist.
Am Ende solltest du eine gute Vorstellung von Aussage A und B haben.
Wichtige Fragen: Wann bin ich fertig? Was heißt das? Wie ist das definiert?
Darauf achten: Was sind die wichtigen Begriffe für die Aufgabe (tauchen z.B. einige
Begriffe nur in dieser Aufgabe und sonst in wenigen Sätzen auf?) und was ist weniger wichtig
(z.B. häufige Formulierungen zu Beginn vieler Sätze, die nur den "Rahmen" bilden)? Sind alle
Symbole klar? Unbedingt sehr aufmerksam und genau sein beim Umformulieren der Aufgabe!
Tipp: Verwende hierfür wirklich viel Zeit, denn das ist die eigentliche Lernarbeit bei der
Übungsaufgabe, daher lohnt es sich!
www.Math-Intuition.de
3. Die Beweis-Idee finden
Jetzt geht es endlich an den Teil, den der Professor eigentlich beim Stellen einer Aufgabe nur im Sinn
hat (Professoren, Übungsleiter und viele gute Mathestudenten finden - so mein Eindruck - nämlich den
ganzen Rest dieses Leitfadens als Selbstverständlichkeit bzw. als etwas, das jeder Student mit der Zeit
von alleine lernt!).
Ziel: Das Bindeglied zwischen dem Gegebenen und Gesuchten in Form der Beweis-Idee
finden.
Vorgehen: Schaue dir die umformulierten Aussagen A und B an und denke intensiv darüber
nach, wie du von A zu B kommst und was dir dafür fehlt. Das ist nun die eigentliche
Beweisfindung, bei der es wenig Anleitung gibt. Was hilft, ist das Suchen von Mustern und
Ähnlichkeiten. Dieser Schritt kann durchaus sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, denn im
Allgemeinen sind Übungsblätter harte Nüsse, an denen du dir die Zähne ausbeißen sollst.
Schau auch in deiner Vorlesung, ob es passende Sätze oder Aussagen für "dein fehlendes
Stück" gibt.
Wichtige Fragen: Wie hilft mir das Gegebene für mein Ziel? Sehe ich ein Muster oder
Ähnlichkeiten?
Darauf achten: Muster oder Ähnlichkeiten zwischen dem Gegebenen und dem Gesuchten zu
erkennen ist hier Gold wert!
Tipp: Unbedingt möglichst einfache Beispiele für deine Aussage machen! Verwende auch
dafür einige Zeit und überlege mit anderen, wie diese Beispiele aussehen können. Frage dich
dann, warum der Satz beim Beispiel funktioniert und woran das liegen könnte. Was ist das
zugrundeliegende Muster? Mach es dir immer einfacher, indem du dein Problem erst am
konkreten Beispiel untersuchst!
Was einem kaum jemand sagt: Wie man einen Beweis aufschreibt ist vom Vorgehen her oft völlig
verschieden vom Finden des Beweises. Denn: Während man beim Finden der Beweis-Idee (siehe
oben) erst auf das Gesuchte schaut und dieses umformt, danach auch das Gegebene und zum Schluss
nach dem Bindeglied sucht, so führst du beim Aufschreiben des Beweises den Leser nun stattdessen
"straight forward" vom Gegebenen (mit Hilfe deiner gefundenen Beweis-Idee) hin zum Gesuchten.
Und das ganze möglichst nachvollziehbar und verständlich.
Ziel: Den gefundenen Beweis nun kompakt, "straight forward" und für den Leser leicht
nachvollziehbar aufschreiben.
Vorgehen: Wie schreibst du den Beweis nun auf? Vom Gegebenen über die Beweis-Idee hin
zum Gesuchten! Und wie ausführlich musst du sein? Naja, die wesentlichen Gedanken zur
Beweisidee müssen natürlich vorhanden und gut nachvollziehbar sein. In der Regel brauchst
du dabei aber nicht ganz so ausführlich sein, wie bei der Interpretations-Phase und alles bis
aufs kleinste runterbrechen. Du darfst dem Leser insbesondere zutrauen, dass er viele
Definitionen zu deinen verwendeten Begriffen kennt. Am besten ist, wenn du hierbei einen
"guten Mathestudenten" mal drüberschauen lässt, ob du zu wenig begründet hast oder zuviel.
Meine Erfahrung als Übungsleiter hat jedoch gezeigt, dass die Studenten meist zu wenig
begründen bzw. ins Detail gehen. Und als Korrekteur liest sich das natürlich als Unsicherheit
und kann Punktabzug geben. Daher im Zweifelsfall lieber ausführlicher sein.
Wichtige Fragen: Versteht der Leser meinen Beweis? Greift jeder Schritt exakt und schnell
nachvollziehbar auf das vorhandene zurück?
Darauf achten: Ein Beweis muss immer 100% wasserdicht und leicht nachvollziehbar sein.
Wenn du dir in Schritten unsicher bist, dann werde dort genauer und beseitige deine
Unsicherheiten. Am Ende solltest du eine gut nachvollziehbare logische Kette haben.
Tipp: Zeig den Beweis mal einem Kommilitonen und lasse ihn laut denken. Dann siehst du
schnell, ob dein Beweis ausführlich genug ist.
www.Math-Intuition.de