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Seit ein paar Tagen ergreift mich leichte Beklemmung, wenn ich
Zeitungen aufschlage oder Nachrichten höre. Sie geht über das
übliche Maß hinaus, und sie stellt sich immer dann ein, wenn ich
Nachrichten aus der Welt der Banken konsumiere. Sie fühlt
sich nach Déjà-vu an.
»Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist zwar
die Gefahr eines Flächenbrands fürs Erste gebannt – aber
damit ist längst noch nicht entschieden, ob die Krise gebannt
ist«, schreibt mir Christian. »Denn das Misstrauen in den
Märkten wächst, was daran abzulesen ist, dass Investoren
massenhaft Bankaktien abstoßen, was flächendeckend zu
Kursverlusten führt.«
Klingt nicht so richtig gut, finde ich. Und die Conclusio des
Kollegen macht mich nicht zuversichtlicher: »Auch für die
Schweiz ist das Bankenproblem alles andere als gelöst. Die
Schweizer Bundesregierung sieht sich nun einem neuen
Koloss gegenüber, dessen Pleite sie sich noch weniger leisten
kann. Muss der Staat erneut einspringen, wird die Rettung noch
viel teurer.«
Warum ich das erzähle? Weil mich einerseits immer eine leichte
Wehmut befällt, wenn ich von der »Gorch Fock« lese. Ich war
auch mal bei der Marine, habe es allerdings nie auf dieses
wirklich schöne Schiff geschafft. Das war Offiziersanwärtern
vorbehalten, während ich mich erst als Ober-, dann als
Hauptgefreiter der vornehmen Aufgabe widmen durfte, die
Messingglocke des Schnellboots »S 65 Sperber« zu putzen,
sobald wir im Hafen lagen. Weshalb ich es nicht leiden konnte,
im Hafen zu liegen. (Auf der »Gorch Fock« hätte ich es
allerdings erst recht nicht leiden können, man muss da ständig
in die Masten klettern, und ich habe fürchterliche Höhenangst.)
Wenn die »Gorch Fock« unterwegs ist, dann ist das erst mal ein
gutes Zeichen, für die Truppe und für den neuen
Verteidigungsminister, für Boris Pistorius. Viel mehr ist es aber
auch noch nicht, die eigentlichen Baustellen sind natürlich
größer, komplexer. Am 7. Juli wird das Schiff in Kiel
zurückerwartet, dann sind die 100 Tage Schonfrist lange
vorbei, die jeder neue Minister üblicherweise eingeräumt
bekommt. Ich bin gespannt, ob dann noch immer so freundlich
über ihn geschrieben und geredet wird wie derzeit.
• »Das ist alles Lüge, alles Show«: Auf einmal drehen sich
mehrere Männer um: Auf einem Video von Putins
Propagandabesuch in Mariupol ist aus der Ferne eine
Frauenstimme zu hören. Und die ruft etwas, das so gar nicht zur
Inszenierung passt.
Anlass war der Oscar, den der Song »Naatu Naatu« aus dem
indischen Film »RRR« kürzlich gewonnen hat. Zu diesem Song
tanzten nun Ackermann und sein Team – um damit, so schreibt
der Botschafter auf Twitter (wo auch das Video zu finden ist),
die Auszeichnung für den Filmsong zu feiern. »Deutsche
können nicht tanzen?«, fragt Ackermann. Und gesteht dann
immerhin ein, das Ganze sei zwar alles andere als perfekt. Aber
Spaß habe es gemacht.
• Scholz-Reise nach Indien: Wer ist hier noch mal der Bittsteller?
Die Lage