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Marmara Üniversitesi, İşletme Fakültesi

YBS (Almanca) Bölümü

WI1036.1 Makroökonomie

Blanchard, Olivier_ Illing, Gerhard - Makroökonomie


(2016, Pearson)

Dr. Öğr. Üye. Pınar Kaya Soylu


pinar.kaya@marmara.edu.tr
Makroökonomie

Kapitel 1
Eine Reise um die Welt
In der Makroökonomie geht es darum:
- Gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu beschreiben (Empirie)
- Gesamtwirtschaftliche Beziehungen zu erklären (Theorie)
sowie
- Vorschläge zur Problemlösung zu geben (Politik)

Wir betrachten die Herausforderungen nach der Finanzkrise

→ Instruktiv: Ein internationaler Vergleich kann Unterschiede und


Gemeinsamkeiten herausarbeiten

Werfen wir zunächst einen Blick auf die Daten verschiedener Regionen.
Wir beginnen mit einem Vergleich von Deutschland mit dem Durchschnitt
der OECD
Wir betrachten BIP Wachstum, Arbeitslosenquote, Inflationsrate und den
Leistungsbilanzüberschuss als Anteil am BIP
Z

Beispiel: Vgl. Deutschland und OECD – worauf sollten wir achten?


1.1 Die Entwicklung der Produktion (Reales BIP)
in den USA, Deutschland, dem Euroraum,
Spanien und Griechenland.
• Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist ein Maß für die Produktionsaktivität.
• In Kapitel 2 lernen wir, wie man das reale BIP berechnet.
• In den vorigen Abbildungen haben wir die Wachstumsrate (die Veränderungsrate des
realen BIP) betrachtet. Die folgende Abbildung verdeutlicht, wie sich das Niveau des
realen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 2000 bis 2013 entwickelt hat.
• Um die Entwicklung der Länder vergleichen zu können, wurde der Wert für das erste
Quartal 2000 bzw. 2007 für alle Länder auf 100 normiert.
• Zwischen 2000 und 2007 ist das BIP in Irland, Griechenland und Spanien stark
angestiegen. Deutschland und Italien dagegen stagnierten.
• Im Herbst 2008 ist das BIP in allen Ländern stark eingebrochen. Seitdem ist es in
Deutschland und den USA wieder leicht angestiegen und liegt dort mittlerweile
höher als vor der Krise.
• Im Euroraum insgesamt, vor allem in Spanien und Griechenland, ist die
Produktionsaktivität bis Sommer 2013 dagegen immer noch weiter gesunken. In
Griechenland ist es sogar auf das Niveau vom Jahr 2000 gefallen.
1.1 Die Entwicklung der Produktion (Reales BIP)
in den USA, Deutschland, dem Euroraum,
Spanien und Griechenland. Abbildung 23.8.
Für alle Länder ist der Wert für das erste
Quartal 2000 auf 100 normiert: 2000 Q1=100
1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

Wenn Makroökonomen sich mit einer Volkswirtschaft beschäftigen,


betrachten sie zunächst vor allem drei Variable:

 Die Produktion
Die Wirtschaftsleistung der gesamten Volkswirtschaft und
die Wachstumsrate der Produktion.

 Die Arbeitslosenquote (auch Erwerbslosenquote)


Der Anteil der Arbeitnehmer in der Volkswirtschaft, der in keinem
Beschäftigungsverhältnis steht, der aber auf der Suche nach Beschäftigung ist.

 Die Inflationsrate
Die Rate, mit der in der betrachteten Volkswirtschaft das
durchschnittliche Preisniveau aller Güter im Zeitverlauf zunimmt.
1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

Tabelle 1-1 Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten, Deutschland,


dem Euroraum und China, 1970-2013 (in Prozent)
1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

Erwerbslosenquote in den Vereinigten Staaten, Deutschland


Tabelle 1-2

und dem Euroraum, 1970-2013 (in Prozent)


1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

Tabelle 1-3 Inflationsrate in den Vereinigten Staaten, Deutschland,


dem Euroraum und China, 1970-2013 (in Prozent)
1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

Die Daten verdeutlichen folgende Aspekte :


 Die Wachstumsrate des BIP war sowohl in den USA wie im Euroraum im
letzten Jahrzehnt niedriger als in den Jahrzehnten zuvor;
in China (wie in anderen Schwellenländern) war sie dagegen sehr hoch.
Mit Ausbruch der Finanzkrise kam es zu einem starken Einbruch des
Wirtschaftswachstums. Viele Industriestaaten sind in eine tiefe Rezession
geraten
 Die Erwerbslosenquote hat sich in den USA nach Ausbruch der Finanzkrise fast
verdoppelt; allmählich geht sie dort aber wieder zurück. Dagegen steigt sie im
Euroraum insgesamt weiter stark an. In Deutschland war die Erwerbslosenquote
Anfang dieses Jahrzehnts sehr hoch; seitdem ist sie jedoch stark gesunken.
 Die Inflationsraten sind mit Ausbruch der Finanzkrise in den USA und im
Euroraum gesunken. Manche befürchten das Risiko einer Deflationsspirale. Andere
rechnen dagegen damit, dass die Inflationsraten mit einsetzender Erholung der Wirtschaft
wieder ansteigen werden.

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1.1 Ein Blick auf die makroökonomischen Daten

 Wann spricht man von einer Rezession ?


 Einer gängigen Definition zufolge spricht man von Rezession, wenn
die Produktion einer Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge im Vergleich zum
Vorjahr schrumpft.
 Das NBER (National Bureau of Economic Research) definiert Rezession als
signifikanten Rückgang der Wirtschaftsaktivität .
Gemäß dieser Definition befanden sich die USA seit Dezember 2007 in einer
Rezession.
 Auch der Rückgang der Inflationsrate (Tabelle 3) ist Anlass zur Sorge. Führt er zu
einer Deflationsspirale (einem länger anhaltenden Rückgang des Preisniveaus),
so erhöht dies die Schuldenlast von Schuldnern; Insolvenzen nehmen zu;
die Wirtschaft gerät aus dem Tritt.
 Die Zentralbank reagiert auf Deflation mit expansiver Geldpolitik.
Gelingt es ihr damit jedoch nicht die Deflation zu beenden, kann die die
Volkswirtschaft in eine Liquiditätsfalle geraten, in der Geldpolitik
wirkungslos wird.
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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre Folgen in der
kurzen Frist

 Die weltweite Rezession wurde von einer dramatischen Finanzkrise ausgelöst. Das
Problem begann mit einer großen Immobilien- und Kreditblase in den Vereinigten
Staaten.

 Im Lauf des letzten Jahrzehnts waren dort die Immobilienpreise als


Anteil am Einkommen stark angestiegen. Angesichts niedriger Zinsen und
steigender Hauspreise waren Immobilienfinanzierer bereit, Kredite selbst an Käufer
zu vergeben, die gar nicht in der Lage waren, sie jemals zurückzuzahlen, es sei
denn, die guten Jahre würden ewig weiter gehen.
Die massive Verfügbarkeit von Krediten erhöhte die Nachfrage nach Häusern
und trieb so die Preise noch höher.

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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre Folgen in der
kurzen Frist

Wert der
Anleihen steigt
an

Wert des
Immobilienpreise
Eigenkapitals
steigen
steigt

„Der Engelskreis“

Nachfrage nach
Banken weiten
kreditfinanzierte
Kreditvergabe
n Immobilien
aus
steigt

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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und
ihre Folgen in der kurzen Frist Fokusbox 16.3.
 Dies führte dazu, dass die Verschuldung der Haushalte als
Anteil am Einkommen stark anstieg:

1
• Als aber die Zinsen stiegen, gerieten immer
mehr Hausbesitzer in Schwierigkeiten.
Weil sie ihre Hypothekenkredite nicht mehr
zurückzahlen konnten, begannen die
Hauspreise zu fallen. Eine gefährliche
Abwärtsspirale – ein Teufelskreis
1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre Folgen in der
kurzen Frist
Sinkende Vermögenspreise + hohe Verschuldung:
Einschränkung der Kreditaufnahme
Vorsichtssparen → Einbruch der Konsumnachfrage
Sparparadox: Das Bestreben der Konsumenten, mehr zu sparen, kann
kurzfristig einen Einbruch der Produktion auslösen.

Finanzintermediäre reduzieren Kreditvergabe


Unternehmen werden pessimistischer über zukünftige Nachfrage;
zögern mit Neuinvestitionen.
→ Einbruch der Investitionsnachfrage
Scharfer Rückgang von Produktion und Beschäftigung →
→ Zahlungsausfälle
→ Finanzintermediäre geraten in größere Schwierigkeiten

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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre
Folgen in der kurzen Frist
Multiplikatoreffekte verstärken die Wirkung von Schocks:
Der Nachfragerückgang potenziert sich:
• Zunächst sind nur bestimmte Sektoren betroffen
(Finanzsektor, Bauwirtschaft; Autoindustrie)
• Nachfragerückgang breitet sich über Multiplikatoreffekte
schnell auf die gesamte Wirtschaft aus
• Starker Rückgang von Produktion und Beschäftigung im
Vergleich zum Produktionspotenzial!
• In der kurzen Frist wird Produktion von der Nachfrage
bestimmt wird. Bei einem plötzlichen Nachfrageeinbruch
sinkt die Produktion weit unter das
Vollbeschäftigungsniveau (die natürliche Rate der
Produktion)

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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre Folgen in der kurzen Frist
Internationale Auswirkungen

• A) Handelsströme
• Nachfrageeinbruch verbreitet sich weltweit.
• Haushalte in den USA reduzieren Nachfrage nach Importen
[Computer, Kleidung, Spielzeuge, Autos aus China/Japan,
Europa]
• Einbruch der Exportnachfrage in diesen Staaten:
Rückgang von Produktion und Beschäftigung.
• Rückgang der Nachfrage in anderen Sektoren und in anderen
Regionen der Welt
• Die ursprüngliche Wirkung verstärkt sich wieder wechselseitig
zwischen den Ländern (Multiplikatoreffekt). [In China und
Osteuropa geht auch die Nachfrage nach Maschinen aus
Deutschland zurück.]

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1.2 Die Entstehung der Finanzkrise und ihre Folgen in der kurzen Frist
Internationale Auswirkungen

B) Internationale Kapitalströme
beschleunigen globale Verbreitung der Krise.
• Globale Aktivitäten internationaler Geschäftsbanken
Verluste aus der US-Immobilienkrise → Banken droht Insolvenz
• Auch Handelskredite werden aus Furcht vor Insolvenz der
Geschäftspartner stark eingeschränkt.
• Umschichtungen internationaler Finanzanleger („Flucht in sichere
Anlagen“) → Abfluss von Kapital aus Schwellenländern und den
Krisenstaaten im Euroraum
• Beeinträchtigt die Fortführung langfristiger Investitionen, finanziert
durch Auslandskapital aus entwickelten Ländern
• Es kommt nicht nur zu Finanz-, sondern auch zu Wechselkurskrisen.
• Der Abzug von Kapital trifft die Krisenstaaten im Euroraum
besonders stark; dort kommt zu einem drastischen Einbruch der
Wirtschaftsaktivität (vgl. dazu ausführlicher Kapitel 23).

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1.2 Die kurze Frist
Betrachtet Konjunkturschwankungen, also
Zyklische Schwankungen um
Produktionspotential
Kurzfristige Analyse:
Schwankungen der Nachfrage sind der
wesentliche Bestimmungsfaktor

Wichtige Determinanten gesamtwirtschaftlicher Nachfrage:


Konsum, Investition, Staatsausgaben, Nettoexporte

2
Von der kurz- zur mittelfristigen Perspektive

Kurzfristig: Einbruch der Nachfrage


Produktion sinkt unter das Vollbeschäftigungsniveau
(Produktionspotenzial)
Mittelfristig: Sobald sich die Wirtschaft wieder erholt,
kehrt die Produktion wieder auf das Produktionspotenzial zurück
Langfristig bestimmt die Potenzial-Wachstumsrate das Produktionswachstum
Eine Aufgabe der Makroökonomie besteht in der Prognose über die
zukünftige Wirtschaftsentwicklung. So erstellt etwa die OECD jedes
Halbjahr Prognosen für alle Industrieländer (OECD Economic Outlook)
Dies erfordert Schätzungen sowohl über die Entwicklung der Nachfrage wie
des Produktionspotenzials

Für Prognosen zur Entwicklung der Nachfrage sind Einschätzungen über


Konsumentenvertrauen oder des ifo Geschäftsklimaindex hilfreich
Zur Abschätzung der Entwicklung des Produktionspotenzials müssen wir uns über
dessen Bestimmungsgründe Gedanken machen.
Von der kurz- zur mittelfristigen Perspektive

Quelle: Congressional Budget Office, Februar 2011


Von der kurz- zur mittelfristigen Perspektive

Wodurch wird das Produktionspotential


bestimmt?
 Mittelfristige Analyse: Produktionspotential
Angebotsseite als Hauptdeterminante (Teil 4)

Makroökonomische Produktionsfunktion: Y= A F(N, K)


verfügbare Ressourcen: Arbeit N und Kapital K;
verfügbare Technologie (technisches Wissen A);
Strukturelle Faktoren:
Monopolmacht auf Arbeits- und Gütermärkten

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1.3 Die mittelfristige Perspektive

Wovon wird das Produktionspotenzial bestimmt?


Vollauslastung aller Ressourcen (Arbeit, Kapital, Rohstoffe)
Bei flexiblen Arbeitsmärkten Anpassungsprozess an veränderte
Nachfrage
– USA: geringere Nachfrage nach Konsum, Bau- und Finanzleistungen;
höhere Ersparnis; mehr Exporte
– China/Deutschland: Sinkende Exportnachfrage
Gefahr: Politische Eingriffe (Handelshemmnisse, Schwächung
der Wettbewerbspolitik) und Störung des Finanzsektors
erschweren auch mittelfristig eine Erholung der Produktion.
Gefahr einer „säkularen Stagnation“?

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1.4 Die langfristige Perspektive
• Lange Frist:
Welche Faktoren beeinflussen die langfristige
Wachstumsrate (Trendwachstum des
Produktionspotentials)?
• Langfristige Analyse:
Was bestimmt Veränderungen des Trends?

Determinanten des Wachstums:


Sparrate, technischer Fortschritt (Innovationen)
– Patente, Investitionen in Humankapital

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1.4 Die langfristige Perspektive
• Langfristige Perspektive:
Gelingt es, zu hohem Produktivitätswachstum zurückzukehren?
• Produktivitätswachstum ist der Schlüssel für langfristige Prosperität
Innovation (Erfindung/Imitation neuer Technologien) steigert Produktion
selbst bei unverändertem Ressourcen.
• Kleine Änderungen der Wachstumsrate über längere Zeit
→ nachhaltige Effekte auf Lebensstandard!
• USA: Hohes Produktivitätswachstum 1995-2005
– - getrieben durch neue Informationstechnologien und dauerhafte Finanzinnovationen?
– - oder nur ein Resultat von Blasenbildung?
• Sofern die Wachstumserwartungen nach unten korrigiert werden müssen:
Notwendigkeit drastischer Anpassungen mit länger anhaltender Stagnation.

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1.4 Die langfristige Perspektive
Kernfrage: Wird das Produktivitätswachstum in den USA wieder auf das
hohe Niveau der 90er Jahre zurückkehren?
Abbildung 1.2.

Jährliche und durchschnittliche Wachstumsrate der Produktivität der Vereinigten Staaten.


Die durchschnittliche Wachstumsrate der Produktivität in den Vereinigten Staaten ist Mitte der
90er Jahre angestiegen. Sie schwankt aber von Jahr zu Jahr sehr stark.

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