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Wirtschaftspolitik
A. Grundlagen
1. 0. Einführung
• Gestaltung von Institutionen, die das Ziel haben die Wirtschaft zu beeinflussen
• Institutionen: Normen, Gesetze und Konventionen
o Lieferung von Anreizen und Beschränkungen für Personen → Beeinflussung von
Angebot und Nachfrage
o Ergebnis kollektiver Entscheidungen (Politik)
• Begrenzung auf:
o Arbeitsmarkt-/Beschäftigungspolitik
o Finanzwissenschaft (Ökonomische Analyse des Staates, E – A)
• Politik und Wirtschaft
1
Marktversagen: Überblick
• Mögliche Rechtfertigung für Staatseingriffe
• Markt führt unter bestimmten Bedingungen zu effizienten Ergebnissen
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• Bedingungen nicht erfüllt → Marktversagen
o Informationsprobleme
o Monopole
o Externe Effekte (Klimapolitik)
o Öffentliche Güter
o Entscheidungsfehler (Verhaltensorientierte Ökonomie)
Marktversagen: Öffentliche Güter
Private Güter Öffentliche Güter
• Ausschlussprinzip • Nichtausschlussprinzip
• Rivalität • Nichtrivalität
→ Offenbarung von Präferenzen: → Verhüllung von Präferenzen:
→ Markt funktioniert → Markt funktioniert schlecht/nicht
• Bei Verhandlung:
o Bei wenig und kooperativen Personen: Einigung
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o Verhandlungskosten: Steigen mit Gruppengröße und Komplexität des Gegenstands
o Strategisches Verhalten:
▪ Anreiz zu Trittbrettfahrer-Verhalten
▪ B behauptet geringere Zahlungsbereitschaft zu haben
▪ Möglicherweise Staat erforderlich für kooperative Lösung
Trittbrettfahrer-Probleme
• Filsharingsysteme:
o Viele Downloader, wenig Uploader
→ User-Rating
• Medien, Dokumentationen:
o YouTube: Nur Bruchteil der Nutzer zahlt (Kanäle, die sich über Förderer finanzieren)
→ Gebühren pro Haushalt
Marktversagen: Allmendegüter
Eigentumsreche lassen sich nicht exklusiv zuteilen
• Regenwälder
• Hochseefischerei
Einzelner nutzt Ressource – Reduzierung der Erträge Aller
→ Ressourcenübernutzung
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Was kann getan werden?
• Zutrittsbeschränkung
• Fangquoten
• Steuer
• Bedingungen für kooperative Lösungen
→ Potenzielle Rolle für den Staat
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Effizienz und Gerechtigkeit
Gerechtigkeitsnormen
• Pareto-Eigenschaft
W steigt mit 𝑈𝑗 : Wenn Nutzen einer Person steigt → Steigt Wohlfahrt
• Symmetrisch
Nutzen jeder Person hat gleiches Gewicht
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Erfordert: Nutzen ist kardinal messbar und interpersonell vergleichbar
• Konkav
Ist W(.) konkav in allen 𝑈𝑗 , sind die Isowohlfahrtskurven konvex
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• Vorliegen von Marktversagen: Erklärt, wie Staat handeln sollte, nicht wie er tatsächlich
handelt
• Wohlwollende Diktatur: Fiktion
• Es gibt Fälle von Marktversagen, wo Staat handeln sollte, es aber nicht tut
→ Politikversagen
• Staatsaktivität entsteht aus den Präferenzen von Individuen, die einen kollektiven
Beschluss fassen
Staatshandeln bei Marktversagen
• Mikroökonomische Methode anwenden auf Politik
o Wähler- und Politikerverhalten aus deren Präferenzen zu erklären
o Politische Ökonomie, Kollektive Entscheidungen (public choice)
• Ergebnis hängt von Entscheidungsregeln ab
o Einstimmigkeitsregel
▪ Möglich in kleinen Gruppen oder bei identischen Präferenzen
▪ Gewährleistet pareto-optimale Entscheidungen
o Mehrheitsregel
▪ bei heterogenen Präferenzen (praktischer, aber mit Problemen)
▪ Direkte oder repräsentative Demokratie
Einstimmigkeitsregel
Identische Präferenzen
• Tullock: Social Costs and Government Action (1969)
• Beispiel: Moskito-Plage in Illinois 1952 → Bekämpfung mit DDT
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Einstimmigkeitsregel
Identische Präferenzen
• Bei gleichen individuellen Präferenzen ist bei Marktversagen: Eingriff des Staates zu erwarten
→ einstimmiger Beschluss
• 100 % Wahlbeteiligung
• Separate Abstimmung über jeden Vorschlag
• Medianwähler entscheidet
• Gleichgewicht ist nicht notwendig Paretooptimum
• Es gibt keinen Mechanismus, der Präferenzen aggregiert und gleichzeitig folgende Bedingungen
erfüllt:
o Gilt für alle logisch möglichen Präferenzen der Personen
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o (Schwache) Pareto-Eigenschaft: Alternative, die alle besser finden, wird vorgezogen
o Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen (UiA): Aggregierte Reihung von x und y
hängt nur davon ab, wie viele Personen x und y reihen (keine weiteren Alternativen)
o Nicht diktatorisch
• Jede Partei hat gleich viel Stimmen und vertritt das gleiche Programm
• Welche Partei regiert → zufällig
• Gleichgewicht ist nicht notwendig (Paretooptimum: Wie bei Medianwähler-Gleichgewicht bei
direkter Demokratie)
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Erweiterungen:
• Mehrdimensionale Wahlprogramme
• Stimmenmaximierung bei Unsicherheit (Probabilistisches Wählerverhalten)
o Wähler sind unsicher über Politiker
o Parteien sind unsicher über Wähler
• Partisanenmodelle:
o Parteifunktionäre haben ideologische Präferenzen
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o Mehrheit für beide Projekte
o Beide haben Vorteil, z. B. für S gilt: + 500 (Freibad) -200 (Theater) = +300
o Umverteilung von den Anspruchslosen zu allen anderen
o Im Beispiel:
▪ Aggr. Wohlfahrt steigt: Nutzengewinn von S und K (+600) > Verlust von A (-400)
▪ Wohlfahrtsgewinn bei gleichzeitiger Umverteilung
o Bei anderen Werten auch Wohlfahrtsverschlechterung möglich
• Stabil
o Je kleiner, desto geringer die Gefahr von Trittbrettfahrern
o Homogen (Gruppeninteresse leichter definierbar)
o Exklusive und hinreichend hohe Vorteile
• Attraktiv (nach außen)
o Interessen begünstigen große Teile der Gesellschaft
o Gegenläufige Interessen sind schwach
• Bauernverband
o Subvention notwendig für gute Nahrungsmittel und Naturpflege
• Lehrervereinigung
o Schulbildung ist wichtig → Angemessene Löhne erforderlich
• Weitere Interessengruppen: Fahrschullehrer, Gewerkschaften, Hanwerkskammern, Ärzte-,
Apothekerverbände…
→ Regelungen und Öffentliche Güter, die scheinbar alle nutzen, als Instrument um
Gruppeninteressen zu befriedigen (Umverteilung von Mehrheit zu Minderheit)
→ Bändigung der Interessensgruppen durch Stärkung demokratischer Institutionen und mehr
Transparenz möglich
Marxistische Sicht (Foley 1978)
o Handeln des Staates: Endogen aus Klassengegensätzen zu erklären
o Staat wird nicht von gleichen Individuen gegründet, sondern:
Personen mit unterschiedlich viel Ressourcen und Einfluss
o Staatliches Handeln wird nur teilweise durch Wahlen bestimmt
→ Überwiegend: Durch Verwaltung (Belagert von mächtigen Interessensgruppen)
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Bsp.: Finanzkrise (Rolle des Lobbyismus durch Banken bei Deregulierung und Bankenrettung
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Einführung
• Alle Länder werden in gewissen Abständen von makroökonomischen Schocks getroffen
(=Rezessionen)
• Deutliche Unterscheidung: Wie stark in Folge der Schocks Arbeitslosigkeit steigt und wie schnell
sie wieder abgebaut wird
Warum unterscheidet sich die Arbeitslosigkeit zwischen den Ländern und ändert sich im Zeitverlauf?
Institutionen bestimmen, wie makroökonomische Schocks verarbeitet werden
Individuelles Arbeitsangebot
• Fragen: Wie reagiert das Arbeitsangebot,
o wenn der Stundenlohn sinkt?
o bei Änderungen des Steuer- und Abgabesystems?
o bei der Erhöhung von Transferzahlungen?
• Nutzenfunktion: U = U(C,F)
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C: Ausgaben für Konsumgüter in Euro
F: Freizeit in Stunden
(Konvexe Indifferenzkurven)
• Budgetrestriktion:
Zusätzlicher Konsum → Verzicht auf Freizeit
Individuelles Arbeitsangebot
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Reservationslohn:
Arbeit anbieten oder keine Arbeit anbieten?
• Vergleich
o Angebotener Lohn 𝑤: Exogen gegeben
o Reservationslohn 𝑤 𝑅 : Lohn, der mindestens überschritten werden muss, damit
Arbeit angeboten wird
• Entscheidungsregel:
Reservationslohn:
Ergebnis: Lohn, der überschritten werden muss, damit Arbeit angeboten wird
Reservationslohn
• Grenzrate der Substitution zwischen Freizeit und Konsum an der Stelle 𝐹 = 𝑇 bzw. ℎ = 0
• Am Arbeitsmarkt: Nur Menschen mit Reservationslohn < Marktlohn
• Abhängigkeit des Reservationslohns: Arbeitsunabhängigem Einkommen und Präferenzen
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Aggregiertes Arbeitsangebot
• Individuen haben unterschiedliche Nutzenfunktion
und arbeitsunabhängige Einkommen
→ Unterschiedliche Reservationslöhne
• Steigender Lohn → Steigende Zahl der Personen,
deren Reservationslohn überschritten wird
• Aggregierte Arbeitsangebotskurve:
Steigender Verlauf
Arbeitsnachfrage
• je geringer der Lohn → mehr potentielle Jobs
(deren Wert > Lohn)
→ Arbeitsnachfrage steigt mit sinkendem Lohn
• Bei vollständiger Konkurrenz und einer Periode:
Wert eines Jobs = Wert des Grenzproduktes
Arbeitsnachfrage
Warum sinkt die Arbeitsnachfrage bei steigenden Löhnen?
• Substitutionseffekt
o Kapitalintensivere Produktion wird rentabler
o Um die gleiche Menge an Gütern zu produzieren, werden mehr Maschinen und
weniger Arbeit eingesetzt
• Skaleneffekt
o Produktion wird teurer → Güterpreis steigt → Betrieb verkauft weniger und
reduziert Produktion → Arbeitsnachfrage sinkt
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Arbeitsmarktgleichgewicht
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Warum gibt es Arbeitsmarktinstitutionen?
• Mismatch-Arbeitslosigkeit
o Angebot und Nachfrage passen nicht zusammen
o Regionaler oder qualifikatorischer Mismatch
o Teilweise Folge des technischen Wandels
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o Nur von Dauer, wenn Löhne nicht hinreichend flexibel sind und Mobilität (regional und
qualifikatorisch) zu gering ist
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5.
B. Steuern
1. 4. Theorie der Besteuerung
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
Was sind Wohlfahrtskosten von Steuern?
• nicht identisch mit Steuerzahlungen
• im Partialmodell (ein Gut)
o Überschussbelastung, hervorgerufen durch eine gegebene Steuerzahlung
• Im allgemeinen Gleichgewichtsmodell (alle Güter)
o Effizienzverlust aufgrund neuer Allokationen von Ressourcen
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
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Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
Wohlfahrtskosten von Steuern
• Konsumentenrente sinkt stärker als Steueraufkommen steigt
1
• Überschussbelastung Ü = 2 ∆X ∙ ∆p
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
Partialmodell (ein Gut) ist Ausgangspunkt für Theorie der optimalen Besteuerung im
allgemeinen Gleichgewichtsmodell (viele Güter)
Wann sind Effizienzverluste am geringsten?
Wenn Akteure wenig auf Steuererhöhung reagieren können
Spezielle Konsumsteuer:
• Änderung relativer Preise → Nachfrage nach nicht besteuertem Gut steigt
Allgemeine Konsumsteuer:
• Freizeit wird billiger → Arbeitsangebot sinkt
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• Freizeit wird billiger → Arbeitsangebot sinkt
• Zinseinkommen sinkt → Ersparnisse (künftiger Konsum) sinken
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
Wohlfahrtswirkungen von Steuern
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
• Sollen auch Verteilungsziele verfolgt werden, ist ein Kompromiss zwischen Effizienz- und
Verteilungszielen erforderlich
• Da wir uns in einer second-best Welt befinden, werden in der Praxis Steuern erhoben,
die verzerrend sind
→ Gegeben, das Steuersystem ist verzerrend, was ist die am wenigsten verzerrende Steuer?
Wohlfahrtsökonomische Steuertheorie
Regeln optimaler Besteuerung in einer second-best Welt
• Breite Bemessungsgrundlage:
Da Effizienzverlust quadratisch mit Steuersatz steigt, ist niedrige Steuer auf viele Güter
besser als hohe Steuer auf wenig Güter
• Corlett-and-Hague-Regel:
Wenn Freizeit nicht besteuert werden kann, sollte man versuchen, komplementäre
Güter der Freizeit stärker zu besteuern
- Hoher Steuersatz z. B. für Fernseher, Kinoeintritt, Wander- und Skiausrüstung
• Ramsey-Regel:
Der Steuersatz eines Gutes soll umgekehrt proportional zur Preiselastizität der Nachfrage
des Gutes sein
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- d. h. Güter die wenig auf Preisänderungen reagieren sollen stark besteuert werden
- Kartoffeln → hoher Steuersatz
- Champagner → niedriger Steuersatz
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• Ausgangspunkt für Frage: Wie muss eine Verfassung (insb. Kontrolle der Exekutive)
aussehen, um Machtmissbrauch einzuschränken?
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2. 5. Steuer- und Transfersystem am Arbeitsmarkt
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Inzidenz von lohnabhängigen Abgaben
Ergebnis:
• Tatsächliche Traglast hängt nicht von formaler Belastung ab
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• Teilweise Überwälzung auf andere Marktseite möglich
• Grad der Überwälzung abhängig von Elastizität des Arbeitsangebots u. Arbeitsnachfrage
Einkommenssteuer
Einkommen als Indikator für
• Inanspruchnahme öffentlicher Güter (Gutverdiener: Höhere Zahlungsbereitschaft)
• Leistungsfähigkeit der Bürger
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Durchschnittssteuersätze (1958 – 2021) in Prozent
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Verteilungswirkung des Steuer- und Transfersystem
Motive für Umverteilung
• Große Rolle von Sozialversicherungsausgaben
o spricht für Versicherungsmotiv
• Steuern und Geldtransfers an Haushalte verteilen von Reich zu Arm
o Transfersystem verringert Ungleichheit (→ Rolle von Gerechtigkeitsnormen)
• Aber auch viele Subventionen für Gruppen der Mittel- und Oberschicht
o Einfluss von Interessensgruppen
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Geringverdiener und Sozialtransfers
Friedmans negative Einkommenssteuer
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Trilemma (Iron Triangle) des Wohlfahrtsstaates
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• Bei einer regulären Beschäftigung wird nicht der gesamte zusätzliche Lohn von den
Transfers abgezogen. Anrechnungsfrei:
o Die ersten 100 € vollständig frei
o Ab 100 € sind 20 % des Bruttoeinkommens frei
o Ab 1.000 € sind 10 % des Bruttoeinkommens frei
o Ab 1.200 € (mit Kind 1.500 €) volle Anrechnung
Reformoptionen im Niedriglohnbereich
IAB-Reformvorschlag für Hinzuverdienstmöglichkeiten
• Ziel: Vollzeitbeschäftigung für Niedriglohnverdiener attraktiver machen
• Neuer Tarifverlauf:
o Freibetrag nur noch 100 €
o Transferentzugsrate 90 % bei Einkommen bis 450 €, danach 60 %
• Einkommensschwelle, ab der keine Transfers bezahlt werden, steigt
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Reformoptionen
Reformoptionen
Reformoptionen
• Senkung des Niveaus der Grundsicherung (z. B. ifo-Modell (mehr Ungleichheit))
• Verringerung des hohen Abgabekeils (z. B. durch höhere Grundfreibeträge bei Steuer u.
Sozialabgaben im unteren Lohnbereich (teuer))
• Bedingungsloses Grundeinkommen: Teuer und verringert Arbeitsanreize
• Konditionierung der Sozialleistungen: Transfers nur, wenn Bezieher tatsächliche
Suchanstrengung nachweisen
→ Aktivierungspolitik
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C. Instrumente, die Einfluss auf Löhne nehmen
1. 6. Mindestlöhne
Anteil der Arbeitnehmer, die 2014 weniger als 8,50 € pro Stunde verdienten
38
Mindestlöhne
Gesetzliche Mindestlöhne in den meisten OECD-Ländern
Ziel: Armutsbekämpfung, Verhinderung des „Working poor“
• Seit 2015 in D.: 2015: 8,50 €
2017: 8,84 €
2019: 9,19 €
2020: 9,35 €
• Festgelegt durch Mindestlohnkommission
• Wirkung auf Arbeitsnachfrage?
Mindestlöhne am Konkurrenzmarkt
Monopson
• Konkurrenzmarkt
o Einzelne Firma ist relativ klein gegenüber allen anderen Firmen
o Jede Firma zahlt den gleichen Lohn und kann beliebig viele Arbeiter einstellen
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• Monopson: Monopol am Faktormarkt
o Beispiel: Eine große Firma dominiert eine Stadt
o Einzelne Firma sieht sich steigender Arbeitsangebotsfunktion gegenüber
o Damit ein zusätzlicher Arbeiter eingestellt werden kann, ist höherer Lohn
erforderlich
• Monopsonmacht auch möglich, wenn mehr Arbeitgeber existieren
o Begrenzte Mobilität der Beschäftigten wegen unvollständigen Informationen
→ Mobilitätskosten
Zwei Formen:
• Diskriminierendes Monopson
o Firma kann jedem Arbeiter einen anderen Lohn zahlen
o und kennt Reservationslohn eines jeden Arbeiters
• Nicht-diskriminierendes Monopson
o Jeder Arbeiter bekommt den gleichen Lohn
o Gesetzliche Vorschrift oder Firma kennt Reservationslohn nicht
Diskriminierendes Monopson
Nicht-diskriminierendes Monopson
• Keine Diskriminierung: Gleicher Lohn für alle
• Tabelle: Zusammenhang zwischen Lohn, Arbeitsangebot und Kosten ergibt sich aus
Angebotsfunktion
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Grenzkosten steigen doppelt so schnell wie der Lohn
Nicht-diskriminierendes Monopson
Mindestlohn im Monopson
Dualer Arbeitsmarkt
Zwei Arbeitskräfte bei vollständiger Konkurrenz: Legaler Sektor und Schwarzarbeitssektor
Ergebnis: Mindestlohn drängt legale Arbeit in
Schwarzarbeit, dort fällt der Lohn
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Mindestlöhne: Empirie
• Studien finden sowohl positive, als auch negative Wirkungen
• Abowd et al. (1999)
o Vergleich USA, Frankreich
o Individualdaten Jugendlicher
o Höherer Mindestlohn erhöht Wahrscheinlichkeit den Job zu verlieren
• Portugal, Cardoso (2006)
o Portugal
o Angebotseffekt: Jugendliche behalten Job mit größerer Wahrscheinlichkeit
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• Ab bestimmter Schwelle überwiegen negative Wirkungen
o Arbeitsmarkt befindet sich auf Nachfragekurve
→ Für Wirkung eines Mindestlohns ist die Höhe entscheidend
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• Bruckmeier/ Wiemers (2014): Untersuchung für Deutschland
o Mindestlohn hat kaum Einfluss auf Haushaltseinkommen, weil im fast gleichen
Maß, wie der Lohn steigt, die Sozialtransfers fallen
o Etwa 60.000 weniger Arbeitslosengeld-II-Aufstocker
o Viele Niedriglohnempfänger leben in Haushalten über der Armutsschwelle
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2. 7. Lohnverhandlungen und Gewerkschaften
Isogewinnlinien
46
Gewerkschaftliches Monopol
Right-to-manage-Ansatz
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Modell der effizienten Verhandlung
• Welcher Punkt auf Kontraktkurve realisiert wird → abhängig von Verhandlungsmacht
• Effizienzsteigerung im Vergleich zur Monopol- oder Right-to-Manage-Lösung
o Aber nicht Wettbewerbslösung (nur Second-best-Lösung)
o Beschäftigung steigt mit steigender Verhandlungsmacht
o Überbeschäftigung: Firmen beschäftigen mehr Arbeiter als in Wettbewerbslösung
(𝐿𝐸 > 𝐿𝐶 )
• Probleme:
o In Realität: Verhandlung nur über Lohn (implizit: Über Beschäftigung)
o Lösungen auf Branchenebene kaum implementierbar
→ Einzelne Firma: Anreiz von Lösung abzuweichen
• Für gesamte Branche unrealistisch, aber auf Betriebsebene implementierbar
o Modell anwendbar auf Beschäftigungsgarantien von Unternehmen für
Lohnverzicht (Öffnungsklauseln, Betriebliche Bündnisse)
o Spielte große Rolle während der Großen Rezession 2009
• Effizienzgewinne
o Arbeitsbedingungen sind öffentliches Gut
▪ Information über Risiken
▪ Durchsetzung von Standards
o Bei imperfekten Märkten
▪ Gegenmacht bei Monopsonmacht
▪ Versicherung von Risiken, die der Markt nicht absichern kann (z. B. Schutz
vor Lohnschwankungen)
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o Möglichkeit eines kollektiven Widerspruchs
▪ Abwanderung und Widerspruch
▪ Gewerkschaften geben Arbeitern eine Stimme (ohne → Abwanderung zu
anderen Betrieben)
→ Gewerkschaften/ Betriebsräte als Substitut für teure Fluktuationen
▪ In USA: Überwiegend Betriebsgewerkschaften
▪ In DE: Betriebsräte
Zentralisierungsgrad
Sektorale/ regionale Verhandlungen oder zentrale Verhandlungen?
Ausgangssituation: Verteilungsspielraum ist ausgeschöpft. Abwälzung der Erhöhung des
Nominallohns 𝑊𝑖 auf Preise
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Zentralisierungsgrad
Hoher Organisationsgrad und hohe Tarifdeckung müssen keine negative Auswirkung auf
Beschäftigung haben, wenn sie durch hohen Koordinierungsgrad kompensiert wird
Wie erreichbar?
• Zentrale Lohnverhandlungen
• Unabhängige Informationen: Sachverständigenrat
• Koordinierende Institutionen
o Gewerkschaftliche Dachverbände (DGB)
o Initiative durch Regierung (Bündnis für Arbeit)
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51
D. Instrumente, die Einfluss auf das Arbeitsangebot nehmen
1. 8. Migrationspolitik
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Anteil der Migranten – Wahrnehmung und Realität
Migration: Trends
• Zw. 1820 u. 1940: 60 Millionen Menschen aus Europa ausgewandert (2/3: USA)
• Derzeit Europa: Zuwanderungsregion (Zuwanderung Europa > USA)
• Innerhalb Europas:
o Zuwanderung nach: D, FR, GB
o Auswanderung aus: ESP, GR
• Märkte für Güter und Kapital werden immer internationaler
o Internationale Mobilität von Arbeit würde Effizienz ebenso erhöhen
o Im Vergleich zu Gütern und Kapital ist Arbeit vergleichsweise wenig mobil
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Theorie: Vollständiger Wettbewerb
Sehr elastische Arbeitsnachfrage
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o Migranten gehen dorthin, wo Löhne hoch sind (Selbstselektion)
o Reallokation von andren Beschäftigten
▪ Bsp.: Miami: Neue Zuwanderer verdrängte ältere Zuwanderergeneration,
für letztere beschleunigter Aufstieg in bessere Jobs (Unterschichtung)
o Anpassung der Technologie und des Outputs
▪ z. B. wenn mehr geringqualifizierte vorhanden sind, wird weniger
kapitalintensiv produziert
Lohn- und Beschäftigungseffekte
Studien finden häufig, dass der Lohn von Einheimischen bei Zuwanderung sogar steigt
• Einheimische und Zuwanderer als Komplemente
o Anpassung der einheimischen Beschäftigten (Spezialisierungsvorteile)
o Auch bei ähnlicher Produktivität (manuell vs. kommunikative Aufgaben)
• Produktivitätseffekte kultureller Vielfalt
• Neuzuwanderer konkurrieren eher mit früheren Zuwanderern
• Problem: Oft gibt es auch Verlierer. Wie Verlierer kompensieren?
Bsp.: Evaluation der Zuwanderung 2015 – 2018
• Geringqualifizierte: Aktuelle Kohorten verlieren etwas, spätere in Arbeitsmarkt
eingetretene gewinnen
• Mittel- und Höherqualifizierte gewinnen über alle Kohorten
56
Fiskalische Effekte
57
2. 9. Arbeitslosenversicherung
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Aktive Arbeitsmarktpolitik in Deutschland (Instrumente)
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Passive Arbeitsmarktpolitik in Deutschland
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Vollständige Konkurrenz am Arbeitsmarkt
Siehe Abschnitt 5 und Übung
Arbeitslosenversicherung beeinflusst Arbeitslosigkeit durch
• Partizipationseffekt: Arbeitslosengeld erhöht Reservationslohn.
Freiwillige Arbeitslosigkeit steigt
• Steuereffekt: Sozialversicherungsabgaben führen zu Keil zwischen Lohn-
kosten und Nettolohn
Suchfriktionen am Arbeitsmarkt
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Reservationslohn bei Suchfriktionen
Welcher Reservationslohn wird gewählt?
Reservationslohn ist umso geringer,
• je geringer die Arbeitslosenunterstützung
• je geringer die Chance, jeweils höhere Jobangebote zu erhalten (Verteilung der
Angebote)
• je höher die Gegenwartsvorliebe des Suchers (je stärker er zukünftige Löhne
abdiskontiert)
Erweiterung:
• je länger die bisherige Suchdauer: Anzahl noch nicht kontaktierter Firmen nimmt ab;
nach negativer Sucherfahrungen korrigiert Arbeitsuchender die Einschätzung seiner
Möglichkeiten
• hängt ab von Haushaltskontext (Alleinverdiener, Kinder etc.)
Suchfriktionen am Arbeitsmarkt
Weitere Schlussfolgerungen
• Es gibt immer ein bestimmtes Maß an Sucharbeitslosigkeit
• Beschäftigte mit gleichen Eigenschaften bekommen unterschiedliche Löhne
• Arbeitskraft wird nicht immer optimal eingesetzt (Beschäftigung zu einem Lohn unter
maximal erreichbarem w)
• Bessere Information über offene Stellen verringert Arbeitslosigkeit
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Wirkung einer Arbeitslosenversicherung
• Sucheffekt Höherer Reservationslohn verringert Suchintensität
• Lohneffekt Höhere Outside-Option der Beschäftigten erhöht Forderungen in Lohn-
verhandlungen
• Anspruchseffekt Bei dualem Arbeitsmarkt: Schwarzarbeit führt nicht zu Versicherungs-
anspruch (legale Arbeit wird attraktiver)
• Steuereffekt
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Brauchen wir eine öffentliche Arbeitslosenversicherung?
• Ähnliche Probleme wie bei Kranken- und Rentenversicherung
• Menschen sind risikoavers
• Eine private Versicherung gegen Arbeitslosigkeit bietet Markt nicht an, warum?
o Moral Hazard: Arbeitslosenversicherung erzeugt Anreiz arbeitslos zu
sein
o Adverse Selektion: Versicherer würde nur jene Gruppe versichern, die am
seltensten arbeitslos sind
• Öffentliche Arbeitslosenversicherung
o Löst Problem adverser Selektion,
o aber nicht Moral Hazard Problem (aber: kann durch öffentliche Hand besser
gemildert werden)
64
Was ist eine optimale Arbeitslosenversicherung?
• Suchdauer kann zu kurz sein
• Suche nach gutem Job erfordert Zeit
• Acemoglu, Shimer (2000): Studie für USA
65
Nach den Hartz-Reformen
66
E. Aspekte der Nachhaltigkeit
1. 10. Klimapolitik
Treibhauseffekt
67
Klimapolitik: 𝑪𝑶2 −Reduktionspfade
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Externe Effekte
liegen vor, wenn Handlung einer Person direkt den Nutzen o. Kosten einer anderen Person
beeinflussen
Treibhauseffekt:
Nicht nur regionale externe Effekte, sondern auch zwischen Generationen
• Kosten heutiger Emissionen tragen spätere Generationen
Externe Effekte
können positiv oder negativ sein
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Eigentumsrechte definieren
• z. B. Verschmutzungsrechte, Nutzungsrechte
• Es kommt zu Verhandlungslösung
• Das ist unabhängig davon, wer die Eigentumsrechte erhält
• Kein Staatseingriff erforderlich
• Zwischenstaatliches Beispiel:
o Zahlung an DDR und Frankreich zum Abbau der Flussverschmutzung
Eigentumsrechte definieren
Eigentumsrechte definieren
Coase Theorem
• Internationalisierung externer Effekte ohne Staatseingriff möglich
• Staat muss nur Eigentumsrechte definieren
Grenze: Hohe Transaktionskosten
• Verhandlungskosten
• Mehr Teilnehmer: Nutzen und Schaden schwer zuordenbar
• Informationsprobleme: Wahrer Nutzen und Schaden ist private Information
→ Bei hohen Transaktionskosten kann Pigou-Steuer die bessere Lösung sein
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Private Lösung: Präferenz für richtiges Verhalten
Staatliche Auflagen
• Bsp.: Bundesemissionsschutzgesetz
• Emissionsauflagen: Höchstwerte für Sickoxyde, Feinstaub …
o Kein Anreiz zu möglichst geringer Emission
• Inputauflagen: Verbot bestimmter Produktionsfaktoren (z. B. Schwefel- o.
Bleigehalt in Brennstoffen)
• Einfach umsetzbar und kontrollierbar
• Anpassung nach Stand der Technik
• Staat muss Kosten und technische Möglichkeiten kennen
• Informationsproblem: Unternehmen geben diesen nicht preis
• Effizient wäre: Je geringer die Vermeidungskosten einer Firma, desto mehr
sollte sie vermeiden. → Wird mit Auflagen nicht erreicht
Steuern
Staat erhebt Steuer auf jede Ledereinheit
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Steuern
Probleme einer Pigou-Steuer
• Soziale Kosten müssen bekannt sein
• Externe Kosten, nicht in Ausgangs- sondern in Endzustand relevant
→ nicht nur Höhe, auch Verlauf der sozialen Kosten muss bekannt sein
• Bei Änderungen von Präferenzen oder Technologien sind Anpassungen erforderlich
Standard-Preis Ansatz
Zertifikate
• Äquivalent zu Standard-Preis-Ansatz (1. Festlegung der Menge, dann Bildung des Preises)
• Festlegung der Menge an Emissionsrechten
• Zuteilung oder Verkauf von Rechten durch den Staat
• Handel der Rechte ist erlaubt → 𝐶𝑂2 -Preis muss nicht Staat festlegen, sondern wird von
Markt gefunden
• Je teurer Zertifikate sind, desto höher der Anreiz zu 𝐶𝑂2 -Minderung → Anreiz, zu 𝐶𝑂2 -
sparenden Innovationen
• Nachteil: Preisschwankungen (Steuersatz ist besser vorhersehbar als Zertifikatspreis)
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Zertifikate
• Wasserbetteffekt:
Zusätzliche Maßnahme eines Landes um 𝐶𝑂2 zu reduzieren, setzen Zertifikate frei, die
woanders genutzt werden → EU weit keine zusätzliche 𝐶𝑂2 -Reduktion
• Bsp.: Innereuropäischer Flugverkehr ist seit 2012 in EU-ETS integriert
o Steuer auf innerdeutsche Flüge würde 𝐶𝑂2 nicht verringern. Außer 𝐶𝑂2 -Zertifikate
werden in gleichem Maß verringert. Das passiert zT bei Stilllegung von
Kraftwerken
• China, Indien und USA nehmen nicht teil: Anreiz 𝐶𝑂2 Emission in andere Länder zu
verlagern
• Leakage-Effekt: Nachfrage aus EU sinkt → Preis fossiler Brennstoffe sinkt. Nachfrage aus
anderen Ländern steigt. Wenn Angebot unelastisch ist, ändert sich 𝐶𝑂2 -Emission nicht
→ Erforderlich, dass alle Länder sich beteiligen
Politökonomische Probleme
Internationaler 𝐶𝑂2 Zertifikate-Handel:
o Vorteil bei globalem System
o 𝐶𝑂2 würde zuerst da eingespart, wo Einsparkosten am geringsten sind
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Politökonomische Probleme: Internationale Aspekte
o SVR: Eigene Zusagen an die Zusagen anderer Länder koppeln
o Weitzmann (2014): Internationale Verhandlungen auf 𝐶𝑂2 -Mindestpreis konzentrieren
o Nordhaus (2015): Klimaclub der ambitionierten Länder
Dazu auch Schmidt (2021)
o Elinor Ostrom (2014) hebt Vorteile auf lokaler Ebene hervor (polycentric approach)
74
2. 11. Staatsverschuldung
Einführung:
Meist wurde von Ökonomen auf die Risiken zu hohen Staatsschulden hingewiesen:
75
Entwicklung der Staatsverschuldung
76
Entwicklung der Staatsverschuldung
• Staat mit hoher Verschuldung und hohem Primärdefizit
o In eine Rezession steigen Zinsen und sinkt Wachstum
→ Schulden explodieren
o Gefahr: Strikter Sparkurs kann Wachstum noch mehr dämpfen
→ Konsolidierungsauflagen für Griechenland waren vermutlich zu streng
• Staat mit geringer Verschuldung oder großem Primärüberschuss
o Rezession ist leichter zu verkraften
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Entwicklung der Staatsverschuldung: Historische Erfahrung mit Schuldenabbau
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Ricardianische Äquivalenz
Endlicher Zeithorizont
• Barro: Jedes Mitglied künftiger Generationen hat heute lebende Repräsentanten
• Aber:
o Nutzen der Kinder wird vermutlich dennoch geringer gewichtet als künftiger
eigener Nutzen
o Nicht jedes Mitglied der lebenden Generation hat künftige Repräsentanten
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Auswirkung der Staatsverschuldung
• Wie ernst sollen wir dann Ricardos Äquivalenz nehmen?
o Es gibt Mechanismen, die die Gültigkeit der ricardianischen Äquivalenz
einschränken
o Dennoch ist die ricardianische Anpassung der Haushalte zu stark, um sie zu
ignorieren
o Lektion: Für Wirksamkeit von Fiskalpolitik spielt auch ihr Einfluss auf die
Erwartungen eine große Rolle
• Empirisch gibt es Effekte der Fiskalpolitik
• Kurzfristig
o BIP steigt: In Rezession gewünscht um Konjunktur zu stabilisieren
• Langfristig
o BIP sinkt
o Verteilungswirkung von Zinszahlungen: Umverteilung von Steuerzahlern zu
Geldvermögensbesitzer
→ Führt zu politökonomisch bedeutsamen Interessenskonflikt
o Bei sehr hohen Schulden: Zunehmender Druck auf Zentralbank
→ Inflationsgefahr
80
Auswirkung der Staatsverschuldung
Lektionen:
Strategische Verschuldung
• Regierung wird mit bestimmter Wahrscheinlichkeit abgewählt
• Hat Präferenz für höhere Ausgaben oder andere Ausgaben als Nachfolgeregierung
• Verschuldung → Nachfolgeregierung muss Schulden bedienen; Spielraum für andere
Staatsausgaben sinkt
• Verschuldung bindet künftige Regierung und schränkt ihren Handlungsspielraum ein
• Verschulden umso größer
o je wahrscheinlicher Abwahl
o je größer die politische Polarisierung
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Ausgangslage:
• Einigkeit, dass hoher Schuldenstand auf Dauer nicht tragbar ist
• Kosten steigen mit zunehmender Dauer (steigende Zinslast)
• Bei einem Akteur würde sofort gespart
• Bei mehreren Akteuren:
o Uneinigkeit, wer die Kosten der Sparmaßnahmen trägt
o z. B. Linkspartei für Reichensteuer, Rechtspartei für Sozialkürzung
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durch Institutionen: Schuldenbremse
• Seit 2016: Neuverschuldung des Bund darf in der konjunkturellen Normallage 0,35 % des
BIP nicht überschreiten
• Konjunkturelle Abweichungen sind möglich
o Passive Stabilisierungspolitik: Wirkung automatischer Stabilisatoren erlaubt
o Aktive Stabilisierungspolitik (Verschuldung für Konjunkturprogramme):
Entstehender Negativsaldo wird auf Kontrollkonto gebucht; darf einen Wert von
1,5 % des BIP nicht übersteigen, ab 1 % des BIP ist der Saldo konjunkturgerecht
zurückzuführen
• Ausnahme für Naturkatastrophen oder außergewöhnliche Notsituationen per Mehrheit
des Bundestages möglich: 2020 und 2021 angewendet
• Für Bundesländer ist strukturelle Neuverschuldung seit 2020 ausgeschlossen
EU-Fiskalpakt
• Maximale Neuverschuldung: 0,5 % des BIP
• Formulierung lässt Interpretationsspielräume: Länder müssen „rasche Annäherung an ihr
jeweiliges mittelfristiges Ziel“ sicherstellen, indem sie einen automatischen
Korrekturmechanismus implementieren
• Abweichungen bei schwerem Konjunkturabschwung möglich
→ Aktuelle Diskussion um Lockerungen
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