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access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis
Georg Schanz.
') Die Fälle, in denen das nicht zutrifft, sind seltene Ausnahmen ; so die
Thätigkeit des 'Staats für einen Staatsangehörigen, der im Ausland weilt.
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Orte gleichzeitig zuständig sein würden, hat der Steuerpflichtige die Wahl.
Diese Bestimmung halte ich für wenig glücklich; entweder wäre die Steuer-
pflicht nach Zahl der Orte zu teilen oder das Steuerrecht dem Orte zuzu-
sprechen, aus welchem überwiegend das Einkommen fliesst.
*) Dies Wahlrecht ist auch hier wenig glücklich; die Kapitalrente wäre
nach Zahl der Orte zu teilen und an jedem steuerpflichtig zu machen.
2) Also bei Koupons würde der Sitz der auszahlenden Kasse, bei Privat-
schulden der Wohnort des Schuldners in Betracht kommen. Dass ersteres
nicht sehr rationell ist, wurde oben im § 1 bereits dargelegt; es dürfte übrigens
diese Steuerpflicht Auswärtiger wenig praktische Bedeutung haben; sie wird
wohl meist von den Pflichtigen ignoriert.
383
gebung hat diesen Fall ins Auge gefasst. „ Insoweit das Ein
aus Feld- oder Pachtgewerbe (§§ 49, 50 des Ges. v. 10. Sept
nach den Bestimmungen des letztgedachten Gesetzes nich
Orte, wo der Grundbesitz liegt, sondern an dem Orte, von w
aus das Gewerbe betrieben wird, eingeschätzt wird, ist dann
der zu demselben Betriebe gehörige, in einer anderen Flur li
Grundbesitz 20 ha übersteigt, ein Teil dieses an dem
der Wirtschaftsbesitz liegt, eingeschätzten Einkommens der G
in deren Flur derselbe gelegen ist, zur Gemeindebesteue
überweisen. Zu diesem Behufe wird zunächst derjenige T
Einkommens berechnet, welcher sich unter Zugrundelegung
hältnisses des eingeschätzten Einkommens aus Grund un
der in Frage befindlichen, in dem anderen Gemeindebezirk
Grundstücke zu dem in die zweite Abteilung der Staatsst
eingestellten Einkommen aus Grund und Boden der vom Wirt
sitze aus bewirtschafteten sämtlichen Grundstücke ergibt. V
sich aus dieser Berechnung ergebenden Betrage ist der v
der Gemeinde, innerhalb deren der Wirtschaftssitz sich
und die übrigen drei Viertel der Gemeinde, innerhalb d
Gründstücke gelegen sind, zur Gemeindebesteuerung zu überw
Wenn also z. B. das am Wirtschaftssitze eingeschätzte Ein
aus Pacht- oder Feldgewerbe hinsichtlich des gesamten v
bewirtschafteten Grundbesitzes im Flächengehalte von et
3200 M., das eingeschätzte Einkommen aus Grund und Bo
sichtlich dieses gesamten Grundbesitzes 9200 M., und das eing
Einkommen aus Grund und Boden hinsichtlich der hierzu
*) Der § 49 des staatlichen Einkommensteuergesetzes vom 10. Se
1883 sagt: Bei der Einschätzung der Besitzer oder Nutzniesser von in
Grundstücken, welche sie selbst bearbeiten oder bewirtschaften, ist hin
der Arbeitsrente - des Feldgewerbes - anzunehmen, als ob sie die a
Grundstücke verwendete Thätigkeit im Lohne machten. Finanzarchiv 1
2) § 7 des Art. 127 der Gemeindeordnung (Gesetzesnachtrag v.
1890). Bei der staatlichen Besteuerung gilt der Grundsatz, dass für
kommen aus Grund und Boden (Bodenrente) der Ort der Lage, bei
Pachtgewerbe der Ort der Wirtschaft, wenn aber der Sitz der Wirtsch
halb des Grossherzogtums sich befindet, der Ort, in dessen Gemeind
Grundbesitz liegt, entscheidet. Man hat jetzt für die Gemeindebes
dem Ort der Lage auch im ersten Fall einen grösseren Teil zugewe
zwar mit Recht, weil die Hauptthätigkeit, die wichtigeren Akte der Ein
erzeugung da sich vollziehen, wo der Grundbesitz liegt, nicht da,, wo
schaftssitz ist.
391
]) Siehe über die Frage Finanzarchiv 1886 S. 175 Note und 1888 S. 1001.
.iyü
*) Ich habe schon im Jahr 1888 einen meiner Schüler, Dr. Anton
veranlasst, die thatsächliche deutsche Gesetzgebung in dieser Richtung zus
zustellen (Finanzarchiv 1888 S. 982 f.). Inzwischen sind manche neue G
hinzugekommen ; auch sind die Gesichtspunkte, nach denen hier das Mater
wertet wird, andere ; an verschiedenen Stellen zeigten sich auch Korrekture
2) Der Ausdruck Inland ist stets von unserem Standpunkt aus gebra
a J3ezw. Bundesangehorigen.
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In der That haben sich einige deutsche Staaten auf den Stand-
punkt der rechtlichen Zugehörigkeit gestellt. So machen die volle
Steuerpflicht für das gesamte in- und ausländische Einkommen
geltend Schaumburg- Lippe und Lippe-Detmold. Sachsen-Meiningen1)
hat sich neuestens angeschlossen, aber doch der Praxis eine nach-
sichtige Behandlung offen gelassen 2).
Alle übrigen deutschen Staaten haben sich gescheut, die volle
Konsequenz aus der Staatsangehörigkeit zu ziehen. Eine Gruppe hat
das ausländische Einkommen teilweise aufgegeben. Dahin gehören
das Königreich Sachsen und Reuss ä. L. Im Königreich Sachsen sind
die Staatsangehörigen, die im Ausland wohnen, einkommensteuer-
pflichtig für das ganze inländische Einkommen, für sämtliche aus-
ländischen Zinsen und für dasjenige ausländische Einkommen aus
Grundbesitz, Gewerbe und Erwerbsthätigkeit , welches nach Sachsen
bezogen wird3). Reuss ä. L. ist noch etwas milder, es besteuert
*) So auch thatsächlich in Bayern. Ich glaube aber, class man dem Wort-
laut des Gesetzes nach die bayrische Einkommensteuer auf diese Einkommen
anwenden könnte. Es heisst da im Art. 1 : Wer ein Einkommen bezieht, das nicht
bereits mit Grund-, Haus-, Gewerbe- oder Kapitalrentensteuer angelegt ist, unter-
liegt hierfür der Einkommensteuer. Dass hier lediglich die bayrischen Grund- etc.
Steuern gemeint sind, steht ausser allem Zweifel. Es soll ausdrücklich der Ergän-
zungscharakter der Einkommensteuer hervorgehoben werden. Der Art. 2 spezi-
fiziert dann die Einkommensgattungen, die hierher gehören, in drei Abteilungen:
I. Lohnarbeit etc., II. Einkommen aus künstlerischer Beschäftigung etc., III. aus Be-
soldungen etc. Das Einkommen aus inländischem Grundbesitz etc. ist hier nicht
erwähnt. Der Art. 3 fügt dann bei: Einkommensgattungen, welche unter den all-
gemeinen Begriff dieser Steuer fallen, in dem Art. 2 jedoch nicht besonders an-
geführt sind, werden nach der Analogie in die betreffende Abteilung gereiht. Da
das Einkommen aus ausländischem Grundbesitz und Gewerbe von der bayrischen
Grund-, Haus- und Gewerbesteuer noch nicht getroffen ist, so fällt es nach Abzug
der ausländischen Steuer unter den allgemeinen Begriff der Steuer, und zwar
wäre es in die Abteilung II einzureihen. Dass das Einkommen im Ausland ge-
wonnen wird, ist für die Steuerpflicht irrelevant, da der Art. 11 ausdrücklich sagt:
Steuerpflichtig sind „bayrische Staatsangehörige mit demjenigen unter das gegen-
wärtige Gesetz fallenden Einkommen, welches dieselben aus oder nach Bayern
beziehen". Dass eine Doppelbesteuerung herauskommt, ist richtig, ist aber der
bayrischen Gesetzgebung auch sonst nicht ganz fremd, wie die Kapitalrentensteuer
zeigt. Ob der Gesetzgeber diese Konsequenzen überschaut hat, mag allerdings be-
zweifelt werden, ist aber auch bei vielen anderen Gesetzen nicht vorauszusetzen.
2) Eine Anregung, die Aufhebung der Steuerbefreiung im Ausland be-
reits besteuerter Zinsen auf die Kouponsteuer zu beschränken, wurde 1886 ab-
gelehnt. - Der frühere mecklenburgische Grundsatz kehrt in dem neuen öster-
reichischen Rentensteuergesetzentwurf wieder. Siehe S. 41 Note 2.
406
Wie bei den Zinsen, so hat man dann auch bei den no
Einkommensgattungen das Prinzip der wirtschaftlichen Z
durchbrochen. Württemberg erklärt z. B. die von auswärt
Dienst- und Berufseinkommensbeträge, Bayern alle u
kommensteuergesetz fallenden Einkommensarten, die vo
angehörigen nach Bayern bezogen werden, für steuerpf
Von unserem Standpunkt aus kann das Verfahren
wenig befriedigen. Es muss doch höchst eigenthümlich e
dass ein Preusse für seinen auswärtigen Grundbesitz
sobald es sich um Einkommensteuer handelt, und keine
bald die Steuerform eine Grundsteuer ist; es muss se
hänger der Staatsangehörigkeitstheorie im höchsten Mas
wenn ein Bayer, der sein ganzes Vermögen in öster
Grundbesitz angelegt und diesen verpachtet hat, in B
Staats- noch Kreis- noch Distrikts- noch Gemeindeum
Es kann auch nicht beruhigen, dass man auf den Ausglei
dadurch, dass man bei den einen Steuern den Wohns
anderen den Ort der Lage entscheiden lässt 2). Durch
sierung zweier in umgekehrter Richtung sich bewegend
keiten kann wohl das Gesamtresultat wieder richtig werd
habe oben schon gezeigt, dass die beiden Grossen, wei
hoch, oft sich nicht aufheben; selbst wenn sie es aber
die Unrichtigkeit beim einzelnen Posten, beim Steuer
Ebensowenig kann aber das Verfahren der Praxis bef
sofern sie rücksichtslos alles ausländische Einkommen sich tribut-
pflichtig macht. Der Grundsatz der wirtschaftlichen Zugehörigkeit
lässt solche Inkorrektheiten vermeiden ; er verlangt, dass das vom Aus-
land herrührende Einkommen soweit wie möglich dem ausländischen
Staat zu 3/4 für die Besteuerung zu überlassen ist, wogegen der im
Inland wohnende Staatsangehörige mit */* des vom Ausland bezogenen
Einkommens heranzuziehen wäre. Der einzige Staat, der in der
Nähe des richtigen Prinzips sich bewegt, ist das Königreich Sachsen.
*) Kontributionsedikt vom 18. Juni 1874 § 46. Besoldungen, die aus dem
Bundesausland kommen, unterliegen der Steuer nur, sofern sie nicht schon im.
Ausland durch eine dem Bezieher unmittelbar zur Last fallende Steuer ge-
troffen werden. § 37 des Kontributionsedikts.
2) Novelle vom 4. April 1887 zum Einkommensteuergesetz vom 18. April
1886. Finanzarchiv 1887 S. 1036.
3) Und zwar nicht nur, wenn sie einen Wohnsitz im Staat haben, sondern
auch dann, wenn sie sich nur im Staat aufhalten.
4) Einkommensteuergesetz vom 17. Juni 1890. Finanzarchiv 1890 S. 559.
5) Nach einer Novelle vom 10. Oktober 1857 sollen Ausländer wegen ihres
im Fürstentum liegenden Grundeigentums nur mit Klassensteuer belegt werden,
wenn der Reinertrag 10 Thlr. nicht übersteigt.
6) Unter gewissen Voraussetzungen auch Luxemburg. Siehe S. 45 Note 3.
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*) Die Ausländer, die weder Grundbesitz haben, noch ein Gewerbe be-
treiben, sind einkommensteuerfrei, wenn sie während des der Steuerausschreibung
Torangegangenen Kalenderjahrs zu keiner Zeit im Bremischen Staatsgebiet ge-
wohnt haben.
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*) Gesetz vom 17. März 1868 und Novelle vom 24. Juni 1872
Wortlaut des Gesetzes ist anzunehmen, dass dem Ausländer nicht wie dem
Staatsangehörigen die Steuer vom auswärtigen Gewerbseinkommen um 1/z er-
mässigt werden kann und die vom Einkommen aus Grundbesitz cessiert, wenn
die ausländische Belastung nachgewiesen wird.
2) Novelle vom 25.. Juli 1885 zum Gesetz vom 6. Juni 1868.
3) Wie bei den Inländern ist das Einkommen der Ausländer aus inländi-
schem Grundeigentum und gewerblichem oder Handelsbetrieb frei, wenn es
unter 500 M. beträgt.
4) Diese Kompensation gilt freilich auch für nichthessische Reichsange-
hörige bei gleicher Voraussetzung» Hier ist sie ganz deplaziert, weil bei diesen
der Grundbesitz und das Gewerbe, das im andern Staate liegt, von der Ein-
kommensteuer so wie so nicht getroffen werden darf.
Finanz archiv. IX. Jahrg. 413 4
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3) Freilich bleibt dabei eine kleine Unbilligkeit, insofern der Ort und Staat
der Aktiengesellschaft etwas zu viel, der Ort und Staat des Aktionärs etwas zu
'wenig bekommen. Will man diese vermeiden, müsste man die Progression bei
der Aktiengesellschaft fallen lassen und sich bei ihr mit einem prozentualen
Durchschnittssatz begnügen, den Aktionär aber für 1/s der Dividende beiziehen.
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') Das muss zur Zeit auch in den Staaten, welche die Lage des beweg-
lichen Vermögens entscheiden lassen, stark der Fall sein. Der Art. 79 des
italienischen Registergesetzes regelt z. B. die Anzeigepflicht: Alla denunzia
dei trasferimenti in causa di morte sono obbligati gli eredi, i legatori, i loro
tutori o curatori, gli amministratori dell' eredità ed esecutori testamentan.
Daraus geht hervor, dass überall, wo diese Personen nicht in Italien auftreten
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und der Erblasser nicht in Italien verstorben ist, die Besteuerung des in Italien
als gelegen zu betrachtenden Mobiliarbesitzes leicht lückenhaft werden kann.
*) Einige wenige Ausnahmen siehe unten.
2) Eine Ausnahme liegt vor z. B. bei den Ausfuhrzöllen, bei denen das
Gemeinwesen des Zollbezugs den Konsumenten nicht hat.
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§ 8. Schlussbetrachtung
Es ist in vorstehendem der Vers
gesamte Steuerwesen dasjenige P
Abgrenzung der Steuerpflicht als d
in Bezug auf die Durchführung z
kann. Die deduktive Betrachtung
Zugehörigkeit geführt und gezeigt
l) Vgl. den Vertrag des Kantons Waadt mit England vom 27. August 1872
in betreff der Erbschaftssteuer (Finanzarchiv 1890 S. 327, 328) ; den seinerzeitigen
Vertrag Sachsens mit Preussen vom 16. April 1869, betr. die direkten Steuern
(Finanzarchiv 1888 S. 195); die Verständigung Preussens mit Hessen- Anhalt und
Braunschweig in betreif der Erbschaftssteuer (mitgeteilt von Kühnemann, Die
Stempel- und Erbschaftssteuer in Preussen 1885 S. 313, 314).
2) Für die Kapitalrenten würde das zur Folge haben, dass die Koupon-
steuer überhaupt nur zu 3/* abgezogen werden dürfte, während das restierende
1/á im Weg der Fassion in beiden Staaten zu treffen wäre. Will man das
nicht, dann bleibt nichts übrig, wenigstens bis zu V4 die Doppelbesteuerung
zuzulassen und oben eine Einschaltung vorzunehmen, also zu sagen: „Er wird
das im Staat entstehende Einkommen oder den im Staat entstehenden Ertrag -
ausgenommen die Kapitalrenten, bezüglich welcher eine Beschränkung nicht
besteht - u etc.
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