Sie sind auf Seite 1von 75

Zur Frage der Steuerpflicht

Author(s): Georg Schanz


Source: FinanzArchiv / Public Finance Analysis , 1892, 9. Jahrg., H. 2 (1892), pp. 1-74
Published by: Mohr Siebeck GmbH & Co. KG

Stable URL: https://www.jstor.org/stable/40904760

JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide
range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and
facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact support@jstor.org.

Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at
https://about.jstor.org/terms

Mohr Siebeck GmbH & Co. KG is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend
access to FinanzArchiv / Public Finance Analysis

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht.
Von

Georg Schanz.

Im folgenden soll nicht die Frage der Steuerpflicht in ihrem


ganzen komplizierten Umfange erörtert werden, vielmehr ist die Ab-
sicht, nur den allgemeinsten Teil dieser Frage und auch diesen nur
in einer Richtung ins Auge zu fassen. Wir können diesen dahin
formulieren: Wer ist überhaupt steuerpflichtig, d. h. von welcher
Art der Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft soll die Steuerpflicht
abhängig gemacht werden ? Welche Konsequenzen ergeben sich aus
der Art der Lösung? Was zeigt die praktische Gesetzgebung ? Ist
sie in Uebereinstimmung mit den gefundenen Grundsätzen oder weicht
sie von denselben ab?

§ 1. Erörterung der prinzipiellen Frage.


Ein öffentliches Gemeinwesen erstreckt sein Machtbereich zu-
nächst auf das Territorium, durch welches es begrenzt wird; sowohl
die Güter, die in demselben sich befinden, als die Leute, die da
wohnen, sind dieser Machtsphäre unterstellt. Der Gemeinschafts-
wille kann sich innerhalb des Territoriums rücksichtslos geltend
machen. Wer sich den Anordnungen nicht fügen will, kann ge-
zwungen, bezw. wenn es ein Fremder ist, des Landes verwiesen
werden. Sowie dagegen der Gemeinschaftswille über das Territorium
hinausgreift, ist seine Wirksamkeit ausserordentlich beengt; nur
gegenüber denjenigen, die, obwohl sie ausserhalb des Territoriums
leben, ihre Angehörigkeit festhalten wollen, kann er sich einiger-
Finanzarchiv, IX. Jahrg. 3Ö5 1

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
2 Georg Schanz,

massen geltend machen, insofe


Fall der Gehorsamsverweigeru
Die Gemeinschaft macht n
Gebrauch von ihren Machtbefu
ab auf Grund von Zweckmässig
welche Abgrenzung im konkre
tution am meisten entspricht u
Handhabung führt.
Es ist dieser Satz unschwer a
zu beobachten; greifen wir d
das Strafrecht, heraus. Der Ge
verschiedensten Weise geltend
folgt wissen alle Personen, d
fern sie sich auf meinem Terr
das Delikt im Inland oder Au
es Staatsangehörige sind, gle
sich aufhalten; oder sofern e
sich aufhalten ; er kann aber a
buch geschehen ist, von dem
biet der Gemeinschaft begange
werden sollen, ohne Rücksich
oder Ausländer ist, und dass
begangenen Delikte in der Re
keit dieser letzten Abgrenzu
wesen sorgt für seine Sicher
seine Gemeinschaft und deren
Judikatur unterzieht; es wir
Thäter in dem Gebiet zu pac
begangen hat, jedenfalls das Be
äusserer Indicien u. s. w. sich vorfinden. Der inneren Natur der
Rechtsinstitution und der sicheren Handhabung wird auf diese Weise
relativ am besten entsprochen.
Analoge Betrachtungen ergeben sich für das Gebiet des Privat-
rechts und Zivilprozesses. Und nicht anders kann auf dem des
öffentlichen Rechtes verfahren werden, dem das Steuerrecht und
unsere Frage zuzuzählen ist.
An die Spitze stellen wir den Satz, dass die Steuerpflicht stets
*) Im übrigen erreicht ei- nur etwas, wenn er (z. B. durch Verträge) sich
die Mitwirkung anderer Gemeinwesen sichert.
366

This content downloaded from


fff:ffff:ffff:ffff:ffff:ffff:ffff:ffff on Thu, 01 Jan 1976 12:34:56 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 3

eine persönliche ist ; sie wendet sich immer an Person


einem Objekt oder einer Sache kann keine Pflicht gelt
werden1). Die notwendige Konsequenz dieses persönl
ters der Steuer ist, dass das Entstehen einer Steue
lediglich durch die äussere Einrichtung des Steuerw
sein darf, also z. B. eine andere werden soll, wenn
trags- oder wenn es sich um Einkommen- oder Ver
system, handelt. Was in dieser Hinsicht an gesetzgeber
quitäten noch vorhanden ist, fangt an, mehr und meh
leben und wird der besseren Erkenntnis sicher weic
Da es Personen sind, denen gegenüber das Steuerre
gemacht werden soll, so muss sich der Gesetzgebe
*) Siehe hierüber auch Yocke, Steuerobjekt und Realsteue
1892, S. 1 f.
2) Abgesehen von den Fällen, die irn weiteren Verlauf de
ersichtlich gemacht werden, gehört zu diesen Antiquitäten auch
staatlichen Personalsteuer des bayrischen Staatsrechts, von denen die
Mitglieder des königl. Hauses unä die Standesherren befreit sind. Man ist über
das, was zu dieser Personalsteuer zu rechnen sei, in Theorie und Praxis ver-
schiedener Meinung gewesen (s. S e y d e 1 , Bayr. Staatsrecht I S. 445 Note 2) ;
die jetzige Handhabung geht dahin , dass Grund-, Gebäude-, Gewerbe- und
Kapitalrentensteuer nicht dazu gerechnet werden, wohl aber die Einkommen-
steuer, welche die von den genannten Steuern noch nicht getroffenen Erträge,
wie Löhne, Besoldungen u. -s. w. erfasst. Dabei ergibt sich das Eigentümliche,
dass die Kapitalrentensteuer den denkbar persönlichsten Charakter hat, indem
sie nur die wirklich erzielte Rente zu Grunde legt (im Gegensatz zu den anderen
Steuern, die vielfach von einem fiktiven und nur möglichen Ertrag ausgehen
und deshalb auch auftreten, selbst wenn Grundstücke nicht bebaut werden,
Häuser leer stehen u. s. w.) und sogar sämtliche Schuldzinsen abziehen lässt,
während anderseits die bayrische Einkommensteuer auch die Besteuerung der Berg-
werke regelt, die doch in objektivem Charakter von anderen Ertragsquellen
wie Grund und Boden, Häusern, Gewerben kaum sich unterscheiden dürften.
Jede Unterscheidung von Objekt- und Personalsteuern führt zu Schiefheiten
und der bayrische Gesetzgeber hat jedenfalls eine höchst unglückliche Hand gehabt,
dass er auf diesen Unterschied die Privilegierung gewisser Personengruppen
aufzubauen suchte. Aehnliche Thorheiten finden sich in anderen Gesetzgebungen
und lassen sich leicht Fälle finden (preussische Standesherren bis 1892), dass
Personen Steuer bezahlen, wenn diese in Form einer Grundsteuer auftritt, da-
gegen nicht, wenn sie ein Glied einer Einkommensteuer bildet. Es sind dies
letzte Reste einer Anschauung, wonach das Steuerzahlen als ein Zeichen der
Unfreiheit galt; man fingiert, dass in einem Falle am Objekt die Steuer hafte,
im anderen Fall an der Person; in beiden Fällen zahlt aber die Person und
haftet mit ihrem ganzen Vermögen; die Fiktion hat eben den Wert aller
Fiktionen.
367

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
¿j. Georg Schanz,

werden, welchen Personenkreis er


will. Unschwer lässt sich ersehen, dass sich für ihn zunächst vier
Möglichkeiten ergeben. Er kann sich an die gesamte ortsanwesende
Bevölkerung halten, an alle Leute, die das Gebiet betreten; oder
er kann die Wohnbevölkerung ins Auge fassen, indem er eine
dauerndere Beziehung, die Domizilszugehörigkeit entscheiden lässt;
oder er kann die gesamte rechtliche Bevölkerung als den Steuer-
träger betrachten und die Steuerpflicht abhängig machen davon, ob
jemand, gleichgültig wo er sich aufhält, nach den von ihm auf-
gestellten Normen als ein Staatsangehöriger oder Bürger einer Ge-
meinde anzusehen ist oder nicht. Statt dieser rechtlichen Zugehörig-
keit, statt der Domizils-, statt der blossen Ortszugehörigkeit kann
aber der Gesetzgeber auch die wirtschaftliche Zugehörigkeit ent-
scheiden lassen ; wir wollen damit ausdrücken, dass irgend eine wirt-
schaftliche Beziehung oder Verflechtung gegenüber einem Gemein-
wesen vorliegen muss. Diese wirtschaftliche Zugehörigkeit durchläuft
verschiedene Intensitätsstufen; sie gleicht darin den mannigfaltigen
Formen, die bei einer privatrechtlichen Vereinigung oder Gesellschaft
mit ihren, verschiedenen Haftungsgraden von der Haftung mit einem
beschränkten Vermögensteil bis zur unbeschränkten möglich sind.
Bei der wirtschaftlichen Zugehörigkeit ist für den mehr oder weniger
intensiven Charakter entscheidend, ob es lediglich Konsumtionsakte,
oder ob es lediglich Erwerbsakte, oder ob es beide zugleich sind,
durch die eine Person zu einer Gemeinschaft in Beziehung tritt.
Die wirtschaftliche Zugehörigkeit hat einen mehr passiven Charakter,
wenn sie sich bloss in Konsumtionsakten äussert, ihr Umfang er-
schöpft sich in dem jeweils verzehrten Einkommen. Dagegen wird
sie erheblich inniger, wenn sie sich in der A nteilnahme am Erwerbs-
leben äussert, und wird besonders intensiv, wenn Produktion und
Konsumtion vereinigt auftreten. Der erstere Fall liegt überall da
vor, wo jemand einen Besitz in einer Gemeinschaft hat, in der er
nicht zugleich wohnt. Wenn ein Deutscher in Oesterreich Grund-
besitz hat oder ein Gewerbe betreiben lässt, so ist er wirtschaftlich
soweit zu Oesterreich zugehörig, als er Vermögen dort hat; dort-
hin gehen seine Interessen, der Wert seines Vermögens ist von den
Verhältnissen und Konjunkturen und Schicksalen der dortigen Ge-
meinschaft abhängig; nicht anders ist es, wenn jemand fremde Wert-
papiere besitzt, d. h. einem fremden Gemeinwesen Geld geliehen
hat. Wer einen russischen Pfandbrief zu eigen hat, der beteiligt
368

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. ^

sich sozusagen an der russischen Produktion, er u


hat ein Interesse an der Erhaltung der dortigen v
jekte u. s. w. Und wer portugiesische Staatspap
sich wohl genug bewusst geworden, wie sehr er
Portugal angehört, wie sehr er von dessen wirtschaft
fähigkeit abhängt1).
Jede der vier Modalitäten führt , streng festgeha
sauberen Abgrenzung der Steuergewalt und lässt
meinschaftskörper das gleiche Prinzip haben, ke
Doppelbesteuerungen aufkommen 2). Das ist nicht
wenn man die verschiedenen Modalitäten mit einander kom-

biniert; also z. B. wenn man gleichzeitig die Wohnbevölkerung


die rechtliche Bevölkerung Norm sein lassen will. Wir sehen
halb von der Kombination ab und fassen nur die vier Typen
Auge. An welche der vier Personengruppen soll sich der Ge
geber halten?
Mit dem inneren Charakter der Steuer ist keine schlechtw
unverträglich; insofern die Steuer einen Beitrag zur Erhaltung
Gemeinschaft, ein generelles Entgelt für die Aufwendungen derse
darstellt, genügt irgend eine Gemeinschaftszugehörigkeit und di
kommt in jeder unserer vier Personengruppen zur Geltung
öffentliche Gemeinwesen umspannt eben alles, was irgendwie in
Bereich fällt und unterscheidet sich durch diesen indifferenten Ch
rakter von allen anderen Gemeinschaften3). Allein es braucht nic
jede der aufgeführten Personengruppen gleich zweckmässig zu se
Die nähere Betrachtung muss zeigen, welche das geeignetste
strat für die Steuerpflicht ist.
Am ersten wird man an die rechtliche Bevölkerung
denken, da ja sie es ist, welche den eigentlichen Kern des Gem

*) Man könnte natürlich auch von einer wirtschaftlichen Zugehörig


in umgekehrter Richtung sprechen, insofern der Schuldner an den Gläub
zu bezahlen hat u. s. w. ; allein dieser Gesichtspunkt hat für uns keine ak
Bedeutung.
2) Bei dem 4. Prinzip bedarf es allerdings noch der Feststellung einiger
Details, um das zu erreichen, wie unten gezeigt wird.
d) Eine solche liegt z. B. bei konfessionellen Gemeinschaften vor; es führt
die einfachste Ueberlegung dahin, dass Kirchensteuern nur von den Konfessions-
angehörigen, den zur Gemeinschaft Gehörigen, verlangt werden sollten und
eine Beiziehung Andersgläubiger nur so weit Platz greifen darf, als es sich um
gemeinsame Einrichtungen handelt (Simultankirchen u. s. w.).
3(59

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Q Georg Schanz,

wesens bildet und den Träger a


Zugehörigen (Staatsangehörigen
welche die Geschicke des Gemeinw
über die Steuern beschliessen ,
Erhaltung des Gemeinwesens ihre
Gemeinde und dem Staat voll
aber auch, für welche der Staat und die Gemeinde im Fall der
Ausweisung und Verarmung aufkommen und ihren Schutz nach
aussen gewähren. Man kann sagen: Wer in so ausgeprägtem Masse
alle aus der Gemeinschaft sich ergebenden Rechte geniesst, muss
auch ausschliesslich die Pflichten tragen und mit seiner Person
(Wehrpflicht) und mit seinem Gut (Steuerpflicht) für das Gemein-
wesen einstehen.

Allein es ist sofort klar, dass bei einigermassen entwickelten


Verhältnissen die Durchführung der Steuerpflicht auf Grund dieses
Merkmals unmöglich ist. Die rechtliche und thatsächliche Bevölkerung
decken sich heutzutage sehr wenig und zwar um so weniger, je
kleiner der Gemeinschaftskörper ist. Jedes Gemeinwesen besitzt eine
Menge ihm rechtlich nicht zugehöriger Leute, wie auch viele seiner
Angehörigen in fremdem Gemeinwesen sich aufhalten; die heutigen
Verkehrs Verhältnisse bedingen ein ausgedehntes Gästewesen. Es wäre
auch höchst unzweckmässig, wollte man etwa darauf dringen, dass
mit jedem veränderten Domizil eine Aenderung der rechtlichen Zu-
gehörigkeit einträte. Letztere setzt ein stabileres Verhältnis voraus ;
man wird aus einem Deutschen nicht eben so leicht ein Franzose,
als man sein Domizil aus Deutschland nach Frankreich verlegt. In
je höherem Masse diese Mischung rechtlich zugehöriger und recht-
lich nicht zugehöriger Leute gegeben ist, um so unpassender wird
die Basierung der Steuer auf die rechtliche Bevölkerung. Der
abwesende Teil der letzteren ist schwer zu fassen und zu kon-
trollieren, auch sind die Vorteile, die sein heimisches Gemeinwesen
spendet, für ihn zum grössten Teil sistiert und durch die eines
fremden Gemeinwesens ersetzt, während hinsichtlich des anwesenden
nichtrechtlichen Teils die Sache umgekehrt liegt, indem es leicht
zu fassen ist und im Genuss der Vorteile steht, die das Gemein-
wesen bietet.
Bei dieser Sachlage bleibt nichts anderes übrig, als eine weniger
intensive Gemeinschaft, einen indifferenteren, äusserlicheren Verband
dem Steuerwesen zu Grunde zu legen. Die loseste Gruppierung
370

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Ste^erpflicht. 7

stellt die ortsanwesende Bevölkerung dar. Diese muss


aber ebenfalls als für unsere Zwecke unzureichend erachtet werden.

Ein grosser Teil dieser Bevölkerungsgruppe kommt nur in ganz


flüchtige Berührung mit der Gemeinschaft; es wäre nicht nur un-
zweckmässig, die fluktuierende, bloss sporadisch das Gebiet betretende
Bevölkerung mit dem ganzen Steuerapparat zu behelligen - die
allgemeinen direkten oder die Katastersteuern setzen eine stabilere
Beziehung ihrer ganzen Technik nach voraus - , es wäre auch un-
billig, einen so geringen Grad von Zugehörigkeit zur Voraussetzung
der vollen und ganzen Steuerpflicht zu machen; es genügt, wenn
man nur einen Teil der Steuer gegen sie wirken lässt, wie z. B.
die Verbrauchs- und Verkehrssteuern, für die übrigen Steuern sie
aber als Gäste behandelt.
Die . Wohnbe völkerung als Grundlage der Steuerpflicht
hat nicht den eben gerügten Mangel. Hier liegt eine dauerndere
Beziehung zur Gemeinschaft vor, der Einzelne hat durch das Domizil
in derselben festen Puss gefasst und damit erklärt, dass er einen
Bestandteil derselben bilden will. Jeder, der einen Wohnsitz hat,
wäre nach seiner gesamten Leistungsfähigkeit ohne Rücksicht auf
die Lage seiner Einkommensquellen zur Steuer beizuziehen. Hat
jemand in verschiedenen Gemeinwesen Wohnsitze, so teilt sich die
Steuerpflicht nach der Zahl derselben. Dieser Abgrenzungsmodus
bedingt, dass der persönliche Charakter der Steuer in schärfster
Weise ausgebildet wird ; es ist nur Einkommen- oder Vermögenssteuer
möglich, da die Technik der Ertragssteuer auf ausserhalb der Ge-
meinschaft liegende Objekte nicht anwendbar ist; es lassen sich alle
Probleme, die mit dem Grundsatz der Leistungsfähigkeit zusammen-
hängen, wie Progression, Existenzminimum, Kinderzahl u. s. w.
leicht und elegant lösen, da der Fall des mehrfachen Wohnsitzes
doch als Ausnahme betrachtet werden kann. Das Bestechende, das
in dieser eminent persönlichen Ausprägung der Steuerpflicht liegt,
wird jedoch durch andere Momente wieder sehr beeinträchtigt. Man
ist in hohem Masse auf die Glaubwürdigkeit des Steuerpflichtigen
angewiesen, die Kontrollen und Zwangsmittel sind erheblich erschwert,
soweit die Einkommensquellen ausserhalb der Gemeinschaft gelegen
sind. Misslich ist auch, dass die Aufwendungen, deretwegen die Ge-
meinschaft Steuer erhebt, keineswegs den Einwohnern allein zu gute
kommen, sondern in beträchtlichem Masse auch Nichteinwohnern, z. B.
fremden, auswärtigen Grund-, Haus- und Gewerbebesitzern. Die
371

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
g Georg Schanz,

Steuerpflicht erscheint sonach, w


stellt, inkorrekt normiert. Das i
Fall. Der Aufgabenkreis eines G
lichem Masse von der Einwohn
nicht erheblich grosser zu wer
kommen von auswärts beziehen, wie er auch nicht kleiner wird
dadurch, dass etwa der grösste Teil des innerhalb eines Gemein-
wesens, z. B. einer Gemeinde erzielten Einkommens, in Form von
Pachtgeldern, Aktiendividenden, Schuldzinsen hinaus an nicht in
der Gemeinde wohnende Leute geht. Es lässt sich eine starke Ein-
wohnerschaft denken, welche infolge davon, dass sie nur einen
geringen Teil von Einkommen für sich behält und einen grossen
an Absentiisten abgibt, äusserst schwer den Aufwand bestreitet, ob-
wohl sie sehr im Interesse der Absentiisten thätig ist. Solange die
Steuer ein generelles Entgelt für die Aufwendungen der Gemein-
schaft ist, wird man es nicht sehr mit dem Wesen der Steuer ver-
einbar finden, wenn das Gemeinwesen eine Reihe Leute, denen ihre
Aufwendungen dienen, nicht heranzieht, dagegen andere Leute wieder
trifft, die aus fremden Aufwendungen Nutzen ziehen. Die Abgrenzung
nach der Einwohnerzahl führt also nicht zu einem befriedigenden
Ergebnis, und der Gesetzgeber wird wohl prüfen, ob nicht eine andere
ein harmonischeres Verhältnis und eine bessere und sicherere Hand-
habung bietet.
Als solche stellt sich die noch einzig übrige Gemeinschafts-
gattung heraus, die wir als die wirtschaftszugehörige Be-
völkerung bezeichnet haben. Wenn wir diese zu Grunde legen,
deckt sich vor allem die Gemeinschaftsthätigkeit und der Personen-
kreis, dem die Nutzwirkung derselben zu gute kommt, am meisten *).
Jeder, der wirtschaftlich an die Gemeinschaft gekettet ist, d. h. jeder,
dem aus der Erfüllung der Aufgaben des Gemeinwesens Vorteile
erwachsen, trägt zu den Lasten bei. Die Bewohner, welche es not-
wendig machen, für Sicherheit nach aussen und innen zu sorgen,
Verkehrswege herzustellen, sanitäre, erzieherische, volkswirtschaft-
liche und sonstige kulturelle Aufgaben zu erfüllen, sind hierbei ebenso
berücksichtigt, wie diejenigen, die ausserhalb der Gemeinschaft leben,
aber auf den Schutz der letzteren für ihr Eigentum angewiesen sind

') Die Fälle, in denen das nicht zutrifft, sind seltene Ausnahmen ; so die
Thätigkeit des 'Staats für einen Staatsangehörigen, der im Ausland weilt.
372

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. C)

und in Form von Wertsteigerungen, Gewinnen und


die Aufwendungen der Gemeinschaft mit konsu
scheint es angesichts dieser Korrelation von Au
als das Natürlichste, wenn die Gemeinschaft ihre s
in der wirtschaftlichen Zugehörigkeit sucht, so
anderer Hinsicht diese Abgrenzung als zweckm
gewalt findet ihr Genüge innerhalb des eigenen
Güter, die aus diesem hervorgehen, sind zum prin
gestempelt; das ist der Bereich, wo die Zwangs- un
am wirksamsten sind, das ist der Bereich, über we
der Gemeinschaftswille in der Regel nicht hinau
dessen er sich aber möglichst voll und ganz gelt
eine Gemeinschaft ihre Interessen wahrnimmt,
Erhaltung eines Schutzwaldes handelt oder um
Thalverschüttung oder Erwerbung eines Grundstüc
bau, gleichgültig ob der Eigentümer in der Gem
Staatsangehöriger, Bürger u. s. w. ist oder nicht
ihre Herrschaft voll und ganz geltend für das Steu
ihres Territoriums und zeigt sich zurückhaltend, s
schritten werden soll.

Wir leiten die Steuerpflicht also aus der wirtschaftlichen Zu-


gehörigkeit zu einer Gemeinschaft ab. Das schliesst natürlich nicht
aus, dass die rechtliche Zugehörigkeit in ihren Rechten und Pflichten
vielfach parallel mit ihr läuft, aber auch besondere Seiten aufweist.
So ist vielfach ihr das Wahlrecht, also das Mitbestimmungsrecht
reserviert, es sind ihr manche Wohlthaten, z. B. aus Stiftungen,
vorbehalten; es ist aber auch ihr die persönliche Wehrpflicht, die
Pflicht zur Annahme mancher Ehrenämter vorbehalten. In dem
Masse, als die Zugehörigkeit an Intensität gewinnt, wird auch der
Kreis der Rechte und Pflichten ein eigenartiger; aber er setzt so-
zusagen erst an, nachdem die Folgen aus der wirtschaftlichen Zu-
gehörigkeit bereits gezogen sind.
Man wird gegen unsere Auffassung einwenden: Da wäre man
denn glücklich wieder bei dem alten so sehr angefochtenen Vorteils-
prinzip und seinen Konsequenzen, deren wichtigste der prozentuale
Steuerfuss, d. h. die Verwerfung der Progression ist, angelangt.
Allein dem gegenüber möchte ich hervorheben, dass es eine Steuer,
der nicht irgend eine Art Vorteilsbeziehung innewohnt, in der That
nicht gibt. Von einer solchen könnte nur die Rede sein, wenn man
373

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
^0 Georg Schanz,

eine naturrechtliche oder schlecht


einer Gemeinschaft zu konstruie
solche gibt es nicht ; man kann au
nationalen Staatsgemein schaft aus
die Leistungen der Gemeinschaft,
Beglückung, die sie gewährt, die O
Nicht zugeben kann ich auch,
steuerpflichtigen Personen auf Gru
keit der prozentuale Steuerfuss od
Gebührenprinzip im Steuerwesen f
Steuermass sind zwei getrennte
welche den Erwerb der Staatsangeh
deutung für das konkrete Mass de
verlangt, so auch hier. Oder, um
nehmen, der Eisenbahnbesitzer k
frachtet, hat Frachtgeld zu beza
Frachtgeldes kann er aber dann v
ausgehen, entweder das natürlic
mischtes System zu Grunde legen.
wirtschaftlichen Beziehung abhängi
der Kreis der steuerpflichtigen Pe
die Bemessung des Grades der St
gewählt werden; die Gemeinschaf
mir zugehörige Person wird von m
der wirtschaftlich Schwachen oder
Geldwerts bei Reicheren oder au
gressivem System besteuert. Wer
der hat sich dieser oder jener No
Januskopfes „Steuer", von denen d
dem Leistungsfähigkeitsprinzip zu
sagen in einer Einheit zusamme
Kreis der Pflichtigen Personen,
Tiefe des Steuermasses.
Man kann auch nach anderer Richtung gegen unsere Auffassung
Stellung nehmen, indem man die Teilung der Stellerpersönlichkeit be-
mängelt und auf die Schwierigkeiten hinweist, die dadurch für manche
Steuerdetails, wie Schuldzinsen, Progression, Existenzminimum, er-
wachsen. In dem Mass, als das Einkommen einer Persönlichkeit aus
verschiedenen Gemeinschaften fliesst, zerfällt in der That die Steuer-
374

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. ]_^

Persönlichkeit gewissermassen in ihre Teile und es könn


ständlich bei strenger Durchführung des Prinzips auch die
Existenzminimum, Progression nur anteilig in Anwendu
man würde also die Schuldzinsen auf Verlangen abzi
aber nur pro rata, man würde die Progression nur für d
Gemeinschaft befindlichen Einkommensteil zur Geltung b
u. s. w. Allein all diese Schwierigkeiten treten mehr
auch auf, wenn man von einem anderen Abgrenzung
geht; man kann z. B. mehrere Wohnsitze haben und e
Regel mehreren Gemeinwesen rechtlich zugehören.
wenigsten brauchbare Gruppe - die ortsanwesende Be
lässt eine gleichzeitige Häufung nicht zu. Dagegen
leugnen, dass die Teilung der Steuerpersönlichkeit in zwe
allerdings nicht ganz einfach liegt, insofern einesteils ei
die verschiedenen Stufen der wirtschaftlichen Zugehörig
werden muss , andernteils eine spezielle Art wirtsch
gehörigkeit überhaupt der Erfassung schwer zugängli
wird ersichtlich, wenn man sich ein Bild von der konseq
gestaltung der Besteuerung nach unserm Grundsatz
sucht. Man würde etwa zu folgenden Normen gelange
1. Wenn Wohnsitz (bezw. Konsumtion) und Einkomm
zusammenfallen, ist die intensivste wirtschaftliche Zuge
gegeben, deshalb hat auch hier volle Besteuerung ohn
auf rechtliche Zugehörigkeit einzutreten.
2. Wenn und insoweit Wohnsitz (bezw. Konsumtio
kommensquelle auseinanderfallen, ist die wirtschaftliche
geteilt; zum kleineren Teil. fällt sie der Konsumtionsgem
zum grösseren und in intensiverer Weise derjenigen Gem
der die Einkommensquelle liegt, wo der Erwerb sich v
halb dürfte hier eine passende Norm sein, wenn das Gem
Einkommensquelle 3/i und das Gemeinwesen des Wohnsi
nach seinen Bestimmungen schuldigen Steuer in Anspru

*) Da die wirtschaftliche Zugehörigkeit bei Annahme der zw


setzung in dem verbrauchten Einkommen sich in der Hauptsa
läge es nahe, dem Steuerpflichtigen das Recht zu gewähren, das
den Nachweis führt, dass das oben erwähnte V4 mehr als sein V
macht, eine entsprechende Reduktion seiner Steuer verlangen d
ein Engländer in Deutschland ein auswärtiges Einkommen von 80
so wäre er mit 200,000 M. bei uns steuerpflichtig: weist er ab
375

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
12 Georg Schanz,

Auf diese Weise wäre ungefähr


rechts den verschiedenen Stufen d
Rechnung getragen 1). Allein wie s
zweite Schwierigkeit. Es ist rela
den Ertrag aus Grundbesitz 2) , ge
soldung dem Land, bezw. der Gem
zuscheiden, in welcher das Einkom
Besitzer oder Bezieher wirtscha
die Frage schwer zu lösen bezüg
diesen ist sie am akutesten, weil
Zins in einem anderen Gemeinwese
welchem der Gläubiger sich find
gationen, Pfandbriefe sammeln
kräftigen Staaten, die Hypotheken
zu einem grossen Teil in den Hän
wohlhabender Gemeinden. Für die verschuldeten Gemeinwesen ist
es von Bedeutung, die Steuer von dem Zinsertrag, der in ihrem
Territorium gewonnen wird, bezw. von den ihnen wirtschaftlich zu-
gehörigen Personen zu erhalten. In dem Masse, als die auswärtigen
Gläubiger, die auf den Schutz dieses Gemeinwesens angewiesenem
Bezug auf Sicherheit und Deckung ihrer Forderungen von der wirt-
schaftlichen Entwicklung desselben abhängig sind, zur Steuer bei-
gezogen werden könnten, würden die übrigen Mitglieder der Gemein-
schaft, gewissermassen die Schuldner, entlastet.
Soweit es sich um das Verhältnis der Staaten zu einander

sein in Deutschland verbrauchtes Einkommen nur 60,000 M. beträgt, so käme


diese Summe zur Versteuerung. Allein ein solches Vorgehen kompliziert die
Sache erheblich, zumal wenn es sich gleichzeitig um aus- und inländisches Ein-
kommen handelt. Es erleichtert die Abgrenzung der Steuergewalten erheblich,
wenn man eine annähernd billige, aber mechanische Regel zur Geltung bringt.
*) Die Durchführung bedingt in vielen Fällen eine technische Einrichtung
der Steuern derart, dass im Steuersystem wenigstens ein einkommensteueiv
artiges Element sich findet; denn es ist klar, dass z.B. die heimischen Ertrags-
steuernormen auf fremden Grund und Boden oder Häuser oder Gewerbe sich
in der Regel nicht anwenden lassen und der vierte Teil des Steuersolls nur in
Form einer Einkommensteuer sich geltend machen lässt.
2) Dass das Einkommen aus Grundbesitz oder Gewerbe auch dann dem
Lande als zugehörig zu erachten ist, wenn etwa ein Auswärtiger im Land
Grundstücke oder gewerbliche Anlagen gepachtet hat, ist klar. Oldenburg hat
das neuerdings im Einkommensteuergesetz zur Geltung gebracht. Finanzarchiv
1891 S. 267.
376

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. |g

handelt, also interstaatliche oder internationale Schulde


kommen, lässt sich das Problem ziemlich lösen. Die
auf Wertpapiere des Staates , der Provinzen und Gem
der Aktiengesellschaften führt zum Ziel, weil fast nur
es sind, durch welche eine interstaatliche oder internat
schuldung entsteht1). Bestünde sie in allen Staate
die heute für öffentliche Wertpapiere nicht selten vorh
besteuerung gänzlich ausgeschlossen und damit auc
drückung des Kurses um den kapitalisierten Betrag
der Hauptsache vermieden. Wer heute in Deutschland ö
oder italienische Rente kauft, muss zur Zeit den k
Wert der fremden Kouponsteuer in Berechnung bringe
Hause die Kapitalrente nochmals versteuert. Der Kur
fortan durch die Steuer nur noch soweit beeinflusst werden
können, als die Steuerhöhe in den einzelnen Ländern verschieden ist
und als anderweitige Kapitalien der Steuer thatsächlich entschlüpfen
Misslich ist aber, dass die Kouponsteuer die Zusammenfassung de
Steuerfähigkeitselemente bei der Person und damit Probleme w
Progression und Gewährung steuerfreier Existenzminima , Berück-
sichtigung persönlicher Verhältnisse ausserordentlich erschwert. Zu
überwinden wäre diese Schwierigkeit dadurch 3) , dass man zunächst
J) Bei dem Umtausch der 5%igen Rente ergab sich 1891 für Italien,
dass ungefähr 1/s des Gesamtbetrags sich im Ausland befand. Die feste Schu
Aegyptens ist fast ausschliesslich in den Händen von Ausländern (Kaufmann
Das internationale Recht der egypt. Staatsschuld S. 12); von den russischen
Österreich-ungarischen, portugiesischen und südamerikanischen Papieren sin
viele im Ausland. Von den deutschen Papieren sind viele in Holland un
England, umgekehrt aber auch viele auswärtige Papiere in deutschen Händen
Eine geringe Rolle spielen im interstaatlichen und internationalen Kreditverkeh
die Pfandbriefe, da sie überhaupt nur einen geringen Teil der ganzen hypoth
karischen Verschuldung repräsentieren. In Oesterreich z. B. waren 1889 vo
allen Hypotheken (3580 Mill, fl.) nur 100/o in Händen von Pfandbriefinstituten
90 °/o dagegen in Händen von Privaten, Sparkassen u. s. w. Die Privathypotheke
spielen im internationalen Verkehr höchstens an den Grenzen eine Rolle; i
bundesstaatlichen Verkehr ist ihre Bedeutung eine etwas grössere, im gemein
liehen Verkehr eine kolossale.
2) Man hat sie unter anderem in England, Italien (Finanzarchiv 1889
S. 1 f.), Oesterreich, Portugal, Luxemburg (siehe unten Art. 2 des luxemburgischen
Gesetzes v. 9. Febr. 1891), für einen Teil der Wertpapiere in Russland (Finanz-
archiv 1886 S. 274, 1887 S. 1156) und in Frankreich.
3) Bekanntlich bewegt sich in dieser Richtung das englische Restitutions-
verfahren.
Í377

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
14 Georg Schanz,

beim Einlaufen des Koupons die Ko


Steuerpflichtigen aber zugleich ein
Einkommens verlangt2), auf Gru
rücksichtigung der Progression un
und dieselbe dann um die bereit
bezw. eine Rückvergütung gewähr
Was die übrigen Schuldfprder
an den Steuerabzug des Schuldners
allein die Wirksamkeit dieser Mass
möchte sich empfehlen, die Hyp
zu behandeln und den Hypothek
Steuer da, wo das Grundstück
*) Streng genommen wären 3/4 der
bewirken, das restirende V4 w&re bei d
Versteuerung zu bringen, bei auswärts
2) Das geschieht z. B. in Italien, s
24. August 1877, Finanzarchiv 1889 S.
schätzungsprinzips der Steuerpflichtig
dieser getroffenen Wertpapiere deklarie
Siehe unten Art. 12 des Gesetzes vom 9. Februar 1891.
3) Gegenüber auswärtigen Kapitalisten würde freilich auch dieser Modus
nicht zum Ziele, bezw. zu Komplikationen führen., die in keinem Verhältnis
mehr zu dem stehen, was man damit erreicht ; man kann diesen gegenüber auch
von einer ins Penible gehenden Ausgestaltung der feineren Probleme absehen.
4) Siehe hierüber neuerdings wieder die Motive zu den österreichischen
Steuervorlagen von 1892 S. 34 (Beilage 380 zu den stenographischen Protokollen) ;
besonders aber Für th , Die Einkommensteuer in Oesterreich und deren Reform 1892
S. 60. In Italien hat man für die Privat- und Hypothekenschulden dem Schuldner
gestattet, die ¡Schuldzinsen von seinem Einkommen (jedoch mit Ausnahmen;
s. Finanzarchiv 1889 S. 22) abzuziehen , wenn ihr Vorhandensein vollständig
festgesetzt und die Person, sowie der Wohnsitz der im Staate lebenden
Gläubiger ermittelt werden kann. Insoweit diese Bedingungen nicht zutreffen,
sind die Pflichtigen gehalten, die in ihrer Gemeinde geschuldete Steuer zu ent-
richten, vorbehaltlich des Rechts, solche den Gläubigern abzuziehen (s. Art. 31
des Ges.' v. 24. Aug. 1877, Finanzarchiv 1889 S. 120). Der Steuerabzug ist also
hier hauptsächlich nur noch gegenüber den auswärtigen Gläubigern aufrecht
erhalten.
5) In Amerika haben in den letzten Jahren Massachusetts, Kalifornien und
Oregon und seit 1891 auch Michigan diesbezügliche Gesetze erlassen; der Eigen-
tümer versteuert sein Grundstück nach Abzug der Hypothekenschuld, der
Hypothekenschuldner da, wo das Grundstück liegt. Siehe unten Seligmans
Aufsatz über das Finanzwesen der Ver. Staaten von Amerika im Jahre 1891.
Auch der neue österreichische Entwurf, betr. die Personaleinkommensteuer,
verlangt schlechtweg die Versteuerung der auf inländischen Realitäten hypo-
378

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. ^

bleibt aber dann, dass ein Teil der Privatschulden, n


nicht mit Hypothek ausgerüsteten, anders behandelt
andere. Auch auf diese aber den gleichen Grundsatz etwa
zu wollen, müsste bei den kaufmännischen und Bankschuld
lich werden und wäre auch nur einigermassen wirksam du
wenn man den Rechtsschutz verweigerte für den Fal
hinterziehung 1).
Es scheint nach allem empfohlen zu sein, wenn
Grundsatz der wirtschaftlichen Zugehörigkeit nur bei d
bundesstaatlich und international eine grosse Rolle spiele
papieren durchführt.
Noch verwickelter wird die Sache bei kleineren Geme
wie Gemeinden, bei denen die wechselseitige Verschu
Einwohner ausserordentlich verschieden hoch ist und
der wirtschaftlichen Zugehörigkeit unter Umständen re
werden kann. Die Kouponsteuer ist hier nicht verwe
lässt sich nicht lokalisieren und es bleibt für diesen Teil der Schulden
von vornherein nichts anderes übrig, als für Gemeindezwecke die
Kapitalrentensteuer dem Wohnsitz des Kapitalisten folgen zu lassen
und eine besondere Kapitalrentenfassion zu verlangen 2). Für die
Hypothekenschulden, die im gemeindlichen Kreditverkehr weitaus
die erste Stelle einnehmen, ergäbe sich zwar auch hier die Möglich-
keit, an den Gläubiger sich zu halten und diesen zu verpflichten,,
die Steuer entweder für das ganze oder drei Vierteile des Steuer-
kapitals an die Gemeinde des Schuldners zu entrichten. Das wäre
besonders leicht einigermassen zu kontrollieren da, wo wie in Baden
und Württemberg die Hypothekenbücher in den Gemeinden geführt
werden und die Gemeindebeamten für das Hypothekenwesen zu-
ständig sind. Gleichwohl scheint es bei den Gemeinden noch weniger

thezierten Forderungen, auch wenn die Gläubiger im Ausland sich befinden.


Siehe § 189 u. § 211.
J) Es möchte deshalb von sehr problematischem Wert sein, wenn neuer-
dings Luxemburg ohne solche Massregel für alle Schulden, bei denen nicht durch
Kouponkürzung die Steuer erhoben wird, einfach den Satz aufstellt: „Ausländer,,
welche, ohne im Grossherzogtum zu wohnen, dort Kapitalien auf Zinsen angelegt
haben, unterliegen dafür der Mobiliarsteuer in der Gemeinde, wo die Kapital-
anlage besteht." Siehe unten Vollzugsverordnung vom 14. Dezember 1891 Art. 5.
2) So Italiens Gesetzgebung. Denkbar, aber wenig einladend wäre di&
Kouponsteuer um den Betrag, der auf die Kommunalsteuer träfe, zu erhöhen
und an die Gemeinden nach einem Schlüssel zu verteilen.
379

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
jg Georg Schanz,

empfohlen, als beim Staat, diesen


forderungen zu betreten. Abgeseh
wäre, eine einzige Gattung von Fo
wesen so apart zu behandeln, es
der Steuerpflicht für den Gläubiger
da es natürlich ausserordentlich
mand in verschiedenen Gemeinden als in verschiedenen Staaten
Hypothekenforderungen hat. Auch kann man den forensischen Grund-
besitz nicht zum Vergleich heranziehen, da dieser sicher ebenfalls
viel seltener als der forensische Hypothekenbesitz ist.
Es ist deshalb am besten, im Gemeindesteuerrecht schlechtweg
den Kapitalisten am Wohnort zu fassen *) und bei drückender Lage
stark verschuldeter Gemeinden ein zweckmässig ausgebildetes Sub-
ventionswesen der übergeordneten Gemeinschaften eintreten zu lassen,
eventuell auch den Gemeinden zu gestatten , das Prinzip der wirt-
schaftlichen Zugehörigkeit in rauher Weise auch noch für sich in
Anspruch zu nehmen, d. h. die Schulden zu ignorieren und den mit
Schulden belasteten Ertrag der Schuldner zur Steuer beizuziehen,
zumal auch manche andere Gründe hierfür aus dem Vorteilsprinzip
heraus geltend gemacht werden können. -
Wir haben nun zu prüfen , wie die Praxis sich mit unserem
Problem abgefunden hat; es genügt hierbei natürlich nicht, etwa
bloss eine Gattung von Gemeinschaften ins Auge zu fassen, sondern
man muss die Abgrenzung der Steuerpflicht bei den wichtigsten
Typen, wie den Gemeinden, Bundesstaaten und den Staaten gegen-
über dem Ausland untersuchen.

§ 2. Die Durchführung der Steuerpflicht in der Gemeinde.


Wenn man die Gesetzgebung der Gemeindebesteuerung ver-
folgt, so findet man, dass dieselbe so viel wie möglich dem Prinzip
der wirtschaftlichen Zugehörigkeit Raum gibt. Zwar hat sie mehr-
fach versucht, den Grundsatz der rechtlichen Zugehörigkeit für die
Steuerpflicht entscheiden zu lassen, aber überall war sie gezwungen,
denselben wieder aufzugeben; die Gemeinden haben eine solche
Mischung von Personen und eine so starke Kreuzung der verschie-
densten Besitzverhältnisse, dass die Abgrenzung auf Grund des

*) An seinem Wohnort hat jeder Kapitalist ohnehin einen Teil seiner


wirtschaftlichen Zugehörigkeit.
380

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. J7

Bürgerrechts unzweckmässig und hart wird. Die Zahl


namentlich in den grösseren Gemeinden pflegt gegenüber
-zahl der Bevölkerung ralativ klein zu sein. In den Schweiz
z. B. betrug die Zahl der Bürger anderer Gemeinden des
1850 26,g°/o und 1888 31,4 °/o. In München zählten
zum Gemeindebürgertum nur 15°/o, in anderen grössere
Bayerns 30- 40 °/o , in kleineren Städten 50- 7O°/o d
bevölkerung ]). Nun hat zwar die moderne Gesetzgebu
<lie Erwerbung des Bürgerrechts ausserordentlich erleich
fach zur Pflicht gemacht 2), allein das hat bei dem enorm
in den Städten nicht verhindert, dass auch heute noch
Bürger nicht selten verschwindend klein wird. So zäh
1892 ca. 360,000 Einwohner und 100,000 Umlagepflic
letzteren sind 45,000 steuerzahlende Nichtbayern, 40,000
wahlberechtigt und nur 16,600 Bürger, d. h. gemeindewah
Die Basierung der Steuer auf das Bürgerrecht hatte stets
dass nicht selten eine Minorität die ganze schwere Steuer
musste. Dazu kamen die Schwierigkeiten der Beiziehu
lebender Gemeindegenossen 3) , die Häufung mehrerer B
und besonders die grosse Ausdehnung des forensische
den Gemeinden. Nur zwei Beispiele hierfür. Im Ka
betrug die Zahl der Grundsteuerpflichtigen 75,380; a
den in den einzelnen Gemeinden zerstreuten Grundbesit
Steuerpflichtigen der Progression wegen zusammenfasst
Zahl auf 49,517 á). Fast 26,000 Grundbesitzer, m
Hälfte aller Grundbesitzer, hatten also einen Besitz in einer
anderen als der Wohnsitzgemeinde. In Baden hat man im Jahre
1886 bei Gelegenheit der Abänderung der Gemeindeordnung her-
vorgehoben, dass ein einziger Grossgrundbesitzer in beiläufig 30 Ge-
meinden Grund und Boden zu eigen hatte, aber nur in einer dieser
Gemeinden wohnte 5). Bei Festhaltung des Grundsatzes der recht-
*) 1868 betrug die Zahl der Gemeindemitglieder einschli esslich ihrer
Familien in den Gemeinden mit mehr als 20,000 Seelen 38% der Bevölkerung,
in Gemeinden von 5000-20,000 Seelen 41-42%, in Gemeinden von 1500-5000
Seelen 62 - 64%- W. Tröltsch, Die bayrische Gemeindebesteuerung seit
Anfang des 19. Jahrhunderts 1891 S. 38 u. 97.
2) Vgl. z. B. Art. 17 der bayrischen Gemeindeordnung vom 29. April 1869.
3) Siehe hierüber Schanz, Steuern der Schweiz I S. 75 f.
4) Schanz, Steuern der Schweiz Bd. IV S. 172.
5) Beilage Nr. 596 zum Protokoll der 20. Sitzung vom 10. April 1886 S. 8.
Finanzarchiv. IX. Jahrg. 381 2

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Jg Georg Schanz,

lichen Zugehörigkeit verloren die Gem


Boden unter den Füssen. Man begr
meinden einen Grundsatz, der zu s
mässigkeiten führte , perhorreszierten
andere Bahn zu drängen suchten. Ic
Schweizer Kantone das an anderem Or
würde für Deutschland möglich sein
hat man volle 50 Jahre lang das Prinz
keit als Norm für die Steuerpflicht fe
man es auch fallen lassen.
Sobald man mit der rechtlichen Zugehörigkeit als Ausgangs-
punkt der Steuerpflicht aufgeräumt hatte, zeigte sich das Bestreben^
den Gemeinden den Zugriff auf alles Einkommen, das auf ihrem
Territorium erwächst, zu ermöglichen. Es mag an einigen Bei-
spielen gezeigt werden, in wie weit diese Zuscheidung der terri-
torialen Einkommensquellen ohne Rücksicht auf Bürgerrecht und
Wohnsitz erfolgt ist.
Relativ einfach machte sich die Sache bei dem Ertragssteuer-
system ; schon dadurch , dass man hier eine Zerlegung der ganzen
Steuerleistung in einzelne Steuerarten hat, ist gut vorgearbeitet;
durch die Feststellung des Ertrags für jedes Objekt innerhalb der
einzelnen Steuerart wird das noch mehr erleichtert. In Bayern ist
für den Staat das Ertragssteuersystem und die Gemeindesteuerpflicht
auf Grund des Zuschlagssystemes ausgebildet. Die Steuer für den
Grund und Boden , Häuser , Gewerbe , Bergwerke ist am Ort der
Lage zu entrichten ; die Steuer für Lohn , Besoldung , Erwerb aus
freien Berufen u. dgl. folgt dem Wohnsitz 2), in Ermangelung eines
*) Schanz, Steuern der Schweiz, 5 Bände. Ich habe daselbst auch ge-
schildert, wie die Versuche, die Nichtbürger lediglich als Nutzniesser der ge-
meindlichen Einrichtungen aufzufassen und für die Nutzniessung ein Entgelt
bezahlen zu lassen, nicht aufrecht erhalten werden konnte. Siehe besonder»
Aargau Bd. II S. 247 f.
2) Angehörige bayrischer Militärabteilungen, welche ausserhalb Bayerns
garnisonieren, sind an jenem Orte in Bayern zu besteuern, welche das Staats-
ministerium der Finanzen im Einvernehmen mit dem Kriegsministerium jeweils
bestimmen wird. Andere Steuerpflichtige, welche in Bayern weder ihren Wohn-
sitz haben noch sich daselbst ständig aufhalten, versteuern ihr Einkommen an
jenem Orte in Bayern, aus welchem sie dasselbe beziehen, insbesondere ihr aus
einem bayrischen Dienst- oder Pensionsverhältnis herrührendes Einkommen am
Sitze der auszahlenden Kasse und sofern letztere sich nicht in Bayern befindet,
am Sitze der derselben nächst vorgesetzten Behörde in Bayern. Wenn mehrere
S82

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. jg

solchen dem Ort des gewöhnlichen Aufenthaltes oder


in der Praxis wird meist der letztere - der Ort der Einkommens-
quelle - zu gründe gelegt. In der Mehrzahl der Fälle wird übrigens
auch da, wo ein Wohnsitz vorliegt, der Erwerb am gleichen Ort
sich vollziehen, so dass Wohnsitz und Ort der Einkommensquelle
oder wirtschaftliche Zugehörigkeit in der Hauptsache sich decken.
Nicht ebenso liegt die Sache bei der Kapitalrentensteuer, welche
der Gesetzgeber ebenfalls dem Wohnsitz oder in Ermangelung eines
solchen dem Ort des gewöhnlichen Aufenthalts, und wenn mehrere
Orte gleichzeitig zuständig sein würden, dem Ort der Wahl x) folgen
lässt. Hier wird die Einkommensquelle und der Ort des Bezugs
oft auseinanderfalten ; doch hat auch hier der Grundsatz der wirt-
schaftlichen Zugehörigkeit einigermassen Platz gegriffen , insoweit
es sich um Steuerpflichtige handelt, welche sich ausserhalb Bayerns
aufhalten ; diese unterliegen der Kapitalrentensteuer an jenem Ort,
aus welchem sie ihre Kapitalrenten beziehen2); auch wird dadurch,
dass die bayrischen Ertragssteuern zum grössten Teil von den Schuld -
zinsen absehen, den Gemeinden möglichst vollständig der auf ihrem
Territorium entstehende Ertrag zur Besteuerung verfügbar gemacht -
freilich auf Kosten des Schuldners , insofern man diesen statt der
wirtschaftlich zugehörigen Gläubiger die Steuer entrichten lässt.
Bei der allgemeinen Einkommensteuer - und ähnlich liegt
die Sache bei der Vermögenssteuer - wird die Ausgestaltung der
Steuerpflicht auf Grund der wirtschaftlichen Zugehörigkeit etwas
schwieriger. In der Einkommensteuer kommt der persönliche Cha-
rakter der Steuer am schärfsten zum Ausdruck. Sie vereinigt die
Ertragspartikel in einer Grosse, lässt hiervon die Kosten und Schuld-
zinsen abziehen , berücksichtigt persönliche Verhältnisse und bringt
die Leistungsfähigkeit zum Ausdruck. Allein in diesem radikal

Orte gleichzeitig zuständig sein würden, hat der Steuerpflichtige die Wahl.
Diese Bestimmung halte ich für wenig glücklich; entweder wäre die Steuer-
pflicht nach Zahl der Orte zu teilen oder das Steuerrecht dem Orte zuzu-
sprechen, aus welchem überwiegend das Einkommen fliesst.
*) Dies Wahlrecht ist auch hier wenig glücklich; die Kapitalrente wäre
nach Zahl der Orte zu teilen und an jedem steuerpflichtig zu machen.
2) Also bei Koupons würde der Sitz der auszahlenden Kasse, bei Privat-
schulden der Wohnort des Schuldners in Betracht kommen. Dass ersteres
nicht sehr rationell ist, wurde oben im § 1 bereits dargelegt; es dürfte übrigens
diese Steuerpflicht Auswärtiger wenig praktische Bedeutung haben; sie wird
wohl meist von den Pflichtigen ignoriert.
383

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
2Q Georg Schanz,

persönlichen Charakter ist die Einko


unbrauchbar. Sie konzentriert di
Wohnsitzgemeinde und bringt die G
Besitz in die grösste Verlegenheit
die wirtschaftliche Zugehörigkeit f
eine geteilte auftritt. Es ist inter
oder minder gegen diesen Radikalis
reagiert worden ist.
In den einen Staaten hat man sich
bei der Einkommensteuer die Steue
stens das Einkommen aus Grund-
Gemeinde der Lage zur Besteueru
stehen z. B. Sachsen- Weimar u
Sachsen-Weimar ist den Gemeinde
sie können entweder das zur Sta
kommen zu Grunde legen oder durc
der Gemeindelasten einen dem Grun
fähigkeit des einzelnen entsprech
war aber die staatliche Einkommensteuer bis 1883 in Wirklichkeit
ein Ertragssteuersystem, und erst im genannten Jahr wurde auch
der Charakter der Einkommensteuer wirklich ausgeprägt1). Allein
sofort wurde durch eine Novelle vom 21. Dezember 1883 die für die
Staatsbesteuerung vorliegende Zusammenfassung der Steuerpflicht an
einem Ort für Gemeindezwecke wieder zerlegt2), beziehungsweise
ausgesprochen, dass, wenn die staatliche Einkommensteuer der
Gemeindebesteuerung zu gründe gelegt werden will, dem Ort der
Lage der Ertrag aus Grund und Boden und Gewerbe zuzuscheiden
ist ; wo die staatliche Einschätzung an einem andern Ort stattfindet,
z. B. bei Dienstbezügen aus nicht am Wohnort des Bezugsberech-
tigten gelegenen Dienstländereien , hat die Gemeinde die nöthige
Korrektur eintreten zu lassen. Die Kapitalrenten und übrigen Ein-
kommen folgen - mit einer unten erwähnten Ausnahme, die das
Pacht- und Feldgewerbe betrifft - dem Wohnsitz; doch hat man

*) Siehe G. Schanz, Die Reform der Einkommensteuer in Sachsen-


Weimar. Finanzarchiv 1885 S. 893 f.
2) Provisorisches Gesetz vom 21. Dezember 1883, das mit Modinkationen
am 17. April 1890 zu einem definitiven gemacht wurde durch Gesetzesnachtrag
zur Gemeindeordnung vom 24. Juni 1874, die Stimmberechtigung und Ver-
teilung der Gemeindelasten betreffend.
384

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 21

auch da soweit wie möglich den Ort der Einkommensqu


sichtigt. So ist z. B. nach § 47 der Ausführungsver
13. Oktober 1883 zum Einkommensteuergesetz für Gew
und Arbeiter, welche am Orte des Arbeitgebers woh
Sonn- und Feiertage bei ihrer auswärts wohnenden
bringen, der Arbeitsort als Wohnort anzunehmen und d
ort erworbene Einkommen an diesem gemeindesteue
nun aber auf diese Weise der Wohnort der Familie wieder zu kurz

kommen könnte, hat die Gemeindeordnungsnovelle vom 17. April 1890


eine Remedur eintreten lassen, indem - kein oder nicht zureichendes
sonstiges Einkommen der Familie zur Bestreitung des Aufwandes
für den Haushalt derselben vorausgesetzt - ein Teil des am Ar-
beits- und Wohnorte des Familienvaters erworbenen Einkommens
am Wohnort der Familie als Aufwand für den Haushalt der Familie
eingeschätzt und zur Gemeindesteuer herangezogen wird; das am
Arbeits- und Wohnorte des Familienvaters zur Besteuerung heran-
zuziehende Einkommen - alles dieses auch den thatsächlichen Ver-
hältnissen des Verbrauchs voraussichtlich entsprechend - wird um
den gleichen Betrag herabgesetzt, jedoch, da der Familienvater un-
zweifelhaft einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Einkommens an
demjenigen Orte verzehrt, wo er während der Woche arbeitet und sich
aufhält, nicht über die Hälfte hinaus1). Analog ist die Sachlage

!) Die §§ 8 u. 9 des Art. 127 lauten nämlich: „Bezieht ein Beitrags-


pflichtiger, welcher einen Haushalt im Gemeindebezirk hat, Einkommen, welches
nicht bereits nach den obigen Bestimmungen in diesem Gemeindebezirk ge-
meindesteuerpflichtig ist und welches nicht zu dem oben in § 3 (Dienstländereien)
und in § 7 (Feld- und Pachtgewerbe) erwähnten gehört, so kann, soweit nicht
andere gesetzliche Bestimmungen entgegenstehen, dasselbe insofern und insoweit
zur Gemeindesteuer herangezogen werden , als dasselbe neben dem nach den
obigen Bestimmungen im gleichen Gemeindebezirk gemeindesteuerpflichtigen
Einkommen zur Erfüllung des Aufwandes für den Haushalt im Gemeindebezirk
für erforderlich zu erachten ist. Die Feststellung des hiernach zur Gemeinde-
besteuerung heranzuziehenden Betrages erfolgt durch besondere Abschätzung
(§ 12). Ist das auf Grund des § 8 zur Gemeindesteuer herangezogene Ein-
kommen nach den übrigen Bestimmungen dieses Gesetzes an einem anderen
Orte des Grossherzogtums gemeindesteuerpflichtig, so wird die Gemeindesteuer-
pflicht dieses anderen Ortes um .den nach § 8 festgestellten Betrag vermindert,
jedoch nicht über die Hälfte des an dem andern Orte gemeindesteuerpflichtigen
Einkommens hinaus. Sind mehrere andere Orte hierbei in Frage, so ist der Abzug
nach dem Verhältnisse der an denselben gemeindesteuerpflichtigen Einkommen
desselben Beitragspflichtigen zu verteilen." Vgl. hierzu die Motive vom 20. Februar
385

This content downloaded from


ff:ffff:ffff:ffff:ffff:ffff:ffff on Thu, 01 Jan 1976 12:34:56 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
22 Georg Schanz,

im Königreich Sachsen; auch dor


bestimmungsrecht der Gemeinde
behörde zunächst überlassen, doc
dass die Mitleidenschaft an den G
besitzes nur dort, wo das Grund
betriebs nur dort, wo die gewe
Anspruch genommen werden
meinden, welche ihre Steuer nach
über der Staatseinkommensteuer
Zugehörigkeit Modifikationen e
gleichen prinzipiellen Boden steht
satz der wirtschaftlichen Zugeh
steuern, als für die Einkommensteu
Häuser und Gewerbe mit dem E
schlechtweg den Gemeinden der
Ebenso verfährt Sachsen-Meininge
werks- und Gewerbeanlagen sind
sie liegen, zugewiesen, gleichgült
bäude- oder Einkommensteuer han
So sehr anzuerkennen ist, das
ten Fällen man sich bemüht hat

1889. Man muss sich wundern, dass d


Wohnort und dem Ort der Einkomme
auf forensischen Besitz erstreckt hat.
a) Siehe Bosse, Die Gemeindebesteuerung im Königreich Sachsen 1890.
Finanzarchiv 1890 S. 340.
¿) Preussisches Kommunalsteuernotgesetz vom 27. Juli 1885 § 1. irnanz-
archiv 1886 S. 175.
3J Gesetz vom 15. April 1868, mehrere Bestimmungen in Bezug auf das
Gemeinde wesen betreffend.
4) Wenn sonst Wohnort und Einkommensquelle bezw. Aufenthalt aus-
einanderfallen, so sagt das Gesetz : Wer in einer Gemeinde länger als 3 Monate
sich aufhält, ohne in der Einkommensteuerrolle enthalten zu sein, wird nach
Massgabe des Einkommens und der Dauer des Aufenthalts besteuert und diese
Steuer von der im sonstigen Aufenthalts- oder Heimatsort des Beitragspflichtigen
zu entrichtenden Gemeindeumlage gekürzt. Sofern solche Personen mit Beibe-
haltung ihrer auswärtigen Wohnung nur einen Teil des Jahres im Gemeinde-
bezirk ohne Gewerbebetrieb zubringen, soll möglichst dahin gewirkt werden,
dass sie statt der Einkommensteuer eine nach äusseren Merkmalen ihres Ver-
mögensbestandes und nach der Dauer des Aufenthalts zu bestimmende Aversional-
summe entrichten.
386

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 23

liehen Zugehörigkeit Rechnung zu tragen, so ist doch


die Art der Lösung nicht nach allen Seiten befriedi
teils bleibt selbstverständlich die Lücke bezüglich der Schu
wollte man diese vermeiden, so erschien es bei der Eink
steuer das einfachste, diese zu verleugnen, d. h. die Berück
der Schuldzinsen für Gemeindesteuern aufzuheben1). S
geschehen in Sachsen-Weimar, wenn die Einkommensteuer
lage der Gemeindebesteuerung gewählt wird 2). Im Kö
Sachsen geschieht das gleiche seitens vieler Gemeinden
mehrfach in der Schweiz bei der Vermögenssteuer3). A
hat man die wirtschaftliche Zugehörigkeit, soweit sie,
schwach, durch den Wohnsitz begründet ist, zu wenig b
kann in Bayern, Preussen, Sachsen, Sachsen-Weimar d
geben sein, dass jemand nur Grund- oder Hausbesitz in
dern Gemeinde, als der Wohnsitzgemeinde hat und infolge
ersterer alles, in letzterer, wo er alle Annehmlichkeiten
teile der Gemeinschaft mitgeniesst, gar nichts steuert.
von uns oben aufgestellten Grundsätzen wäre den Geme
Wohnsitzes in solchem Fall V4 des Steuerkapitals zur Be
zu überlassen4).
Die Gesetzgebung zeigt manche Anläufe, um in dieser H
eine Kemedur eintreten zu lassen. So hat Reuss ä. L% in
velle vom 24. Dezember 1876 zur Gemeindeordnung vo
nuar 1871 bestimmt, dass Einkommen, welches aus selb
Gewerbebetrieb ausserhalb desjenigen Gemeindebezirks her
welchem der Gewerbetreibende seinen Wohnsitz hat, auf G
stätigten Ortsstatuts im Wohnort des Gewerbetreibenden bi
*) Siehe jedoch oben S. 15 Note 1 den luxemburgischen Versuc
2) Eine unbedeutende Ausnahme hiervon enthält der § 11 de
■der Gemeindeordnung.
3) Schanz, Steuern der Schweiz I S. 209.
4) Ein gewisser Ausgleich ist wohl in der Kapitalrentensteuer
wenn eine Gemeinde stark nach auswärts verschuldet ist, so wir
häufig sein, dass Grund und Boden und Gewerbe sich im Besitz A
befinden; die Gemeinde wird dann dadurch, dass sie diese voll (n
besteuert, einen teilweisen Ersatz haben für die entgehende Kapitalre
umgekehrt werden reiche Gemeinden nicht nur Kapitalien, sondern
Grund und Boden und Gewerbe in anderen Gemeinden besitzen ; s
•die Steuer von den Kapitalrenten, verzichten aber auf einen Teil
aus Grundbesitz und Gewerbe. ï)ass der Ausgleich aber nichts we
ein vollständiger ist, liegt auf der Hand.
387

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
24 Georg Schanz,

Dritteil zu den Gemeindeanlagen


Anhalt hat man sich so geholfe
steuer für Gemeindezwecke noch eine Grundsteuer und eine Haus-
steuer unter Zugrundelegung des Versicherungswertes der Häuser
hinzugefügt hat; das Gewerbe wird nicht berücksichtigt, es sei denn,
dass es sich um eine Aktiengesellschaft handelt, bei der Doppel-
besteuerung besteht, so dass dieses Einkommen der Gemeinde des
belegenen Gewerbebetriebs unter allen Umständen bleibt. Die ganze
Regelung muss als eine ungenügende erachtet werden ; der Wohnsitz,
ist zu günstig ge.stellt 2). Analog hat Hessen, welches kombiniertes
Steuersystem hat3), einen Ausgleich durch äusserliche Teilung der
Steuerarten herzustellen gesucht, indem es die gemeindlichen Zu-
schläge zur allgemeinen Einkommensteuer und zur Kapitalrenten -
steuer der Wohnsitzgemeinde, die Zuschläge zur Grund-, Gewerbe-
und Haussteuer der Gemeinde der belegenen Sache zugewiesen hat.
Die Wohnsitzgemeinde kommt hierbei ebenfalls zu kurz weg; denn
dadurch, dass man der Gemeinde der belegenen Sache an Grund-,
Gewerbe- und Haussteuer etwa V4 zu viel zuweist, wird nicht gut
gemacht, dass man an Einkommen- und Kapitalrentensteuer der
Wohnsitzgemeinde 3/-t zuviel gibt4). Etwas mehr differenziert wie in
Hessen hat man in Baden, wo ja auch 1884 in zielbewusster Weise
*) Der Grundbesitz ist in Reuss ä. L. nur durch die Grundsteuer ge-
troffen; für diese entscheidet schlechtweg die Lage des Grundstücks. Wenn
eine Gemeinde durch Ortsstatut ein anderes als das Zuschlagssystem aufstellt,
so darf sie nur dasjenige Vermögen und Einkommen in Betracht ziehen, welches
im Gemeindebezirk gelegen ist, doch steht ihr auch in diesem Fall das Recht
der Novelle vom 24. Dezember 1876 zu. (Art. 136 u. 144 der Gemeindeordnung.)
2) G. Schanz, Die Steuern im Herzogtum Anhalt, ihre Entwicklung
und neueste Reform. Finanzarchiv 1887 S. 1030 f.
3) Schanz, Die direkten Steuern Hessens und deren neueste Reform.
1885 S. 235 f.
4) Die zweite Kammer erwog, ob man nicht auch bei der Einkommen-
steuer das Einkommen auf die verschiedenen Gemeinden, innerhalb deren es
gewonnen wird, verteilen sollte, liess sich aber schliesslich durch die praktischen
Schwierigkeiten und den ablehnenden Standpunkt der Regierung bestimmen,
hiervon abzusehen; man scheute die Teilung bis zum kleinsten Objekt herab,
die Repartierung der Schuldzinsen, die Schwierigkeiten bei Wahl der Zahlen
für die Vorausbelastung der Wohngemeinde und das Minimum des auszuschei-
denden Betrags. Man beschränkte die Zuziehung in der Gemeinde, wo das
Einkommen gewonnen wird, auf die Fälle, in denen es sich überhaupt nicht
um einen Inländer, sondern um einen Ausländer handelt. Finanzarchiv 1887
S. 1104.
388

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 2 S

das kombinierte Staatssteuersystem hergestellt wurde x


meindesteuer in Form von Zuschlägen zu den Staatssteu
auftritt. Die direkten Gemeindeumlagen werden auf Gr
samten Grund-, Häuser-, Gefäll-, Gewerbe- und Kapitalr
kapi talien und Einkommensbeträge in bestimmter Weise 2) a
Die vier ersten folgen dem Ort der belegenen Sache,
teren dem Wohnsitz des Steuerpflichtigen, allein hier m
heblichen Einschränkung. Abgesehen von den Aktienges
bei denen das Prinzip einer modifizierten Doppelbesteueru
ist für die Einkommensteuer der Grundsatz ausgesproch
Gemeinde des Gewerbebetriebs oder des Grund und Bodens, wenn
das Gewerbe- oder Grundsteuerkapital 100,000 Mk. beträgt, 7/io der
Einkommensteuer für sich in Anspruch nehmen darf, wogegen die
übrigen 3/io der Wohnsitzgemeinde zufallen 4). Bei kleinen Objekten
begnügt man sich also, der wirtschaftlichen Zugehörigkeit Rechnung
zu tragen in der Weise, dass man der belegenen Sache die Ertrags-
steuer, dem Wohnsitz die Einkommensteuer und Kapitalrentensteuer,
und wo beide vereinigt sind, beide zuweist. Bei grossen Objekten
spricht man dem Ort der belegenen Sache auch den grössten Teil
der. Einkommensteuer zu5).
Man sieht, wie der Gesetzgeber mehr und mehr dazu gedrängt

') Finanzarchiv 1886 S. 763 f.


2) Das Detail hat für unsere Frage keine Bedeutung; man bemühte sich
1886 das so zu regeln, dass das frühere Beitragsverhältnis der einzelnen Kate-
gorien der Steuerpflichtigen auch im neuen Steuersystem möglichst aufrecht
erhalten bleibe. Siehe unten S. 157 dea Kommissionsbericht der zweiten Kammer
zum Gesetz vom 23. Juni 1892.
3) Siehe unten § 5.
4) § 84 a und 84 aa der Gemeindeordnung.
5) Siehe Entwurf eines Gesetzes, die Abänderung der Gemeindeordnung
bezüglich der Aufbringung des Gemeindeaufwands betreifend vom 15. Januar
1886 S. 16; Kommissionsbericht der ersten Kammer hierzu, erstattet von Frei-
herrn August v. Göler (Beilage Nr. 596 zum Protokoll der 20. Sitzung vom
10. April 1886) S. 8. Für Gewerbe hatte schon der Regierungsentwurf bei einem
Gewerbesteuerkapital von 200,000 M. die Teilung verlangt; die erste Kammer
dehnte unter Herabsetzung auf 100,000 M. diese Teilung auch auf den Grund-
besitz aus, was um so notwendiger war, als früher das landwirtschaftliche Er-
werbsteuerkapital aus den Gütern am Ort der Lage (neben der Grundsteuer)
teils zur Last der Pächter, teils zur Last selbstadministrierender Besitzer zur
Umlage beigezogen worden war, mit der Steuerreform für diese Gemeinden
aber wegfiel.
¡389

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
26 Georg Schanz,

wird, im Gemeindesteuerwesen den


Massgabe der wirtschaftlichen Zug
Erkennt man einmal das Prinz
hörigkeit an, dann setzt sich das Pr
es muss dann auch die Frage gel
werbebetrieb, der über verschieden
ein entsprechender Anteil zugewie
sowohl Ertrags- als Einkommenst
gemacht. So sieht z. B. das ba}'
Art. 21 eine Ausscheidung der G
Betriebs auf die Orte des Nebenb
vor2). Die badische Gemeindeord
die kommunale Besteuerung der Re
Gemeinden sich erstreckenden G
aufgestellt. Auch die oben erwäh
werden auf die beteiligten Gemein
steuerkapitals verteilt 3). Der inter
ist neuerdings von Preussen im Kom
1885 gemacht für die Einkommens
und Kreditgeschäften erhält die G
*/i o des Einkommens vorab zur Be
Ueberrest nach Verhältnis der in den einzelnen Gemeinden erzielten
Bruttoeinnahmen verteilt wird; in den übrigen Fällen geschieht die
Verteilung nach Verhältnis der in den einzelnen Gemeinden er-
wachsenen Ausgaben an Gehältern und Löhnen4). Einen analogen,,
wenn auch nicht ganz gleichen Weg hat Luxemburg beschritten 5).
Auch auf dem Gebiet der Landwirtschaft kann die Frage der
Verteilung auf mehrere Orte von Bedeutung werden, z. B. wenn
von einer Gemeinde aus gepachtete Grundstücke, die in einer anderen
"Gemeinde liegen, bewirtschaftet werden. Die weimarische Gesetz -

*) Siehe auch die praktischen Versuche in Neuenburg und Wallis. Auch


in Zürich wurde schon die Anregung laut, ob man nicht V4 des Vermögens-
steuerkapitals der Wohnsitzgemeinde zuweisen sollte. Schanz, Steuern der
Schweiz I S. 210; TI S. 437.
2) Aehnlich beim Bergwerk. Siehe Commentar von Seisser I S. 165.
3) Dabei verbleiben aber die Betreffnisse, welche einer mit weniger als
100,000 M. Gewerbesteuerkapital beteiligten Gemeinde zufallen würden, der Be-
steuerung der Gemeinde des Wohnsitzes des Unternehmers.
4) Finanzarchiv 1886 S. 182.
5) Siehe unten Art. 55 des Mobiliarsteuergesetzes vom 9. Februar 1801.
390

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 27

gebung hat diesen Fall ins Auge gefasst. „ Insoweit das Ein
aus Feld- oder Pachtgewerbe (§§ 49, 50 des Ges. v. 10. Sept
nach den Bestimmungen des letztgedachten Gesetzes nich
Orte, wo der Grundbesitz liegt, sondern an dem Orte, von w
aus das Gewerbe betrieben wird, eingeschätzt wird, ist dann
der zu demselben Betriebe gehörige, in einer anderen Flur li
Grundbesitz 20 ha übersteigt, ein Teil dieses an dem
der Wirtschaftsbesitz liegt, eingeschätzten Einkommens der G
in deren Flur derselbe gelegen ist, zur Gemeindebesteue
überweisen. Zu diesem Behufe wird zunächst derjenige T
Einkommens berechnet, welcher sich unter Zugrundelegung
hältnisses des eingeschätzten Einkommens aus Grund un
der in Frage befindlichen, in dem anderen Gemeindebezirk
Grundstücke zu dem in die zweite Abteilung der Staatsst
eingestellten Einkommen aus Grund und Boden der vom Wirt
sitze aus bewirtschafteten sämtlichen Grundstücke ergibt. V
sich aus dieser Berechnung ergebenden Betrage ist der v
der Gemeinde, innerhalb deren der Wirtschaftssitz sich
und die übrigen drei Viertel der Gemeinde, innerhalb d
Gründstücke gelegen sind, zur Gemeindebesteuerung zu überw
Wenn also z. B. das am Wirtschaftssitze eingeschätzte Ein
aus Pacht- oder Feldgewerbe hinsichtlich des gesamten v
bewirtschafteten Grundbesitzes im Flächengehalte von et
3200 M., das eingeschätzte Einkommen aus Grund und Bo
sichtlich dieses gesamten Grundbesitzes 9200 M., und das eing
Einkommen aus Grund und Boden hinsichtlich der hierzu
*) Der § 49 des staatlichen Einkommensteuergesetzes vom 10. Se
1883 sagt: Bei der Einschätzung der Besitzer oder Nutzniesser von in
Grundstücken, welche sie selbst bearbeiten oder bewirtschaften, ist hin
der Arbeitsrente - des Feldgewerbes - anzunehmen, als ob sie die a
Grundstücke verwendete Thätigkeit im Lohne machten. Finanzarchiv 1
2) § 7 des Art. 127 der Gemeindeordnung (Gesetzesnachtrag v.
1890). Bei der staatlichen Besteuerung gilt der Grundsatz, dass für
kommen aus Grund und Boden (Bodenrente) der Ort der Lage, bei
Pachtgewerbe der Ort der Wirtschaft, wenn aber der Sitz der Wirtsch
halb des Grossherzogtums sich befindet, der Ort, in dessen Gemeind
Grundbesitz liegt, entscheidet. Man hat jetzt für die Gemeindebes
dem Ort der Lage auch im ersten Fall einen grösseren Teil zugewe
zwar mit Recht, weil die Hauptthätigkeit, die wichtigeren Akte der Ein
erzeugung da sich vollziehen, wo der Grundbesitz liegt, nicht da,, wo
schaftssitz ist.
391

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
2g Georg Schanz,

hörigen, im benachbarten Gemeind


im Flächengehalte von 25 ha 187
nach dem Verhältnisse des eingesch
messende Teil mittels der Gleich
auf 652 M. 17 Pf. zu berechnen, u
trages mit 163 M. 4 Pf. auf die G
3/t mit 489 M. 13 Pf. auf die Na
entfallen.
Endlich sei noch erwähnt, dass
der Gedanke, für die Steuerpflicht
entscheiden zu lassen, von Bedeu
dem Grundsatz der rechtlichen Zug
etwas Stossendes haben, dass die üb
der untergeordneten, also z. B. K
meinde besteuert werden können oder sollen. Eine rechtliche Zu-
gehörigkeit des Staatsfiskus zur Gemeinde gibt es eben nicht;
wohl aber eine wirtschaftliche; von unserem Standpunkt aus muss
es als eine selbstverständliche Konsequenz gelten, dass die über-
geordneten Gemeinschaften in der Gemeinde steuerpflichtig zu machen
sind, soweit sie am Erwerbsleben sich beteiligen, also einen nicht
rein öffentlichen Zwecken dienenden , Besitz oder Gewerbebetrieb da-
selbst haben, wie Waldungen ; Domänen, Bergwerke, Brauereien,
Bahnen u. s. w. Die Mehrzahl der deutschen Staaten hat auch
durch die Verhältnisse sich gezwungen gesehen, ihren privatwirt-
schaftlichen Erwerb durch die Gemeinden besteuern zu lassen; auch
das preussische Kommunalsteuernotgesetz vom 27. Juli 1885 ver-
dankt dieser Notwendigkeit zum Teil seine Entstehung. Bezüglich
des Reichs ist eine Kommunalsteuerpflicht noch nicht vollständig
anerkannt. Das Reich sollte jedoch für alle privatwirtschaftlichen
Erwerbsquellen von Staat und Gemeinde sich besteuern lassen;
der Besorgnis, es möchten die Gemeinden und Staaten ihr Steuer-
recht missbrauchen, lässt sich leicht durch eine reichsgesetzliche
Vorschrift vorbeugen x). Nach Zeitungsnotizen hat sich der Bundes-
rat am 17. Juni 1892 mit Petitionen mehrerer Gemeinden beschäftigt,
die, wie jüngst die Stadt Spandau, um die Heranziehung des Reichs-
fiskus zu den Kommunallasten baten ; es soll Aussicht vorhanden sein,
dass ein entsprechendes Gesetz erlassen wird.

]) Siehe über die Frage Finanzarchiv 1886 S. 175 Note und 1888 S. 1001.
.iyü

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 29

§ 3. Die Durchführung der Steuerpflicht in Bun


Man kann behaupten, die Gemeinde und der Staat
Bezug auf die Frage der Steuerpflicht nicht gleichges
Die Gemeinde sei viel mehr als der Staat ein wirtschaftlicher Ver-
band, bei ihr also es auch viel eher angezeigt, die wirtschaftliche
Zugehörigkeit in den Vordergrund zu stellen, als beim Staat, für
den noch die rechtliche Zugehörigkeit erwogen sein will. Allein
wenn wir die Praxis verfolgen, sehen wir, dass die Verhältnisse,
welche zum Aufgeben der rechtlichen Zugehörigkeit als Voraus-
setzung der Steuerpflicht geführt haben, keineswegs bei der Ge-
meinde Halt machen, sondern immer mehr auch auf die Staaten
sich ausdehnen. Das ist vor allem bei jenem Staatenkomplex zu
beobachten, der selbst wieder eine engere Gemeinschaft darstellt,
beim Bundesstaat. Bei den vielen engen Beziehungen der Wirt-
schaftssubjekte zueinander und dem intensiven Verkehr muss die
Durcheinanderwürfelung der Angehörigen verschiedener Staaten und
das Sichkreuzen der Besitz Verhältnisse immer häufiger werden.
Einen ungefähren Anhalt hat man in der Zahl der Angehörigen
anderer Bundesstaaten, die bei den einzelnen Volkszählungen er-
mittelt werden; wobei es sich freilich in vielen Fällen nur um vor-
übergehenden Aufenthalt handelt. Bei jeder Zählung ist die Zahl
der Angehörigen anderer Bundesstaaten gestiegen *). Sie beträgt
jetzt schon beinahe 4 °/o ; je kleiner die Gebiete, um so grosser wird
die Mischung; in Anhalt z. B. waren 1885 etwas über 21 °/o An-
gehörige anderer Bundesstaaten.
In der Schweiz finden wir analoge Verhältnisse. Im Durch-
schnitt betrug die Zahl der Schweizerbürger eines anderen Kantons
1850 6,6 °/o, 1888 15,2 °/o. Entsprechend ist es auch mit dem foren-
sischen Besitz. In Aargau z. B. gab es 1886 74,451 Steuerpflichtige,
davon 54,794 Einwohner und 19,657 Auswärtige2).
Dass man unter solchen Verhältnissen der Staatsangehörigkeit
für das Steuerwesen einen massgebenden Einfluss nicht mehr ein-
räumen kann, liegt auf der Hand; man würde die saubere Ab-

*) Es betrugen die Bevölkerung : die Angeli, anderer Bundesst. :


1875 41,498 Mill. 935,914 = 2,19 °/o
1880 45,234 „ 1,155,480 = 2,56 „
1885 46,856 „ 1,711,409 = 3,6 „
2) Schanz, Steuern der Schweiz II S. 241.
393

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
30 Georg Schanz,

grenzung und steuerliche Sicherhe


verlieren; man würde aus der gan
Einrichtungen und Behörden thätig
Gemeinschaft ausscheiden, der man d
noch, dass man in Deutschland die
verwischt hat ; zwar bedarf man in
keit eines deutschen Staates, um Reic
man hat es möglich gemacht, dass m
Staatsangehöriger, ja Angehöriger
und sein kann. Es mag bezweifelt
wirtschaftlichen Einheit und Freizüg
nötig war. Klar ist aber, dass da,
verblasst ist, für das Steuerwesen
wäre ungeheuerlich, wenn 26 Staaten
tigen für sich in Anspruch nehme
eine vernünftige Grenzlinie für den
liche Zugehörigkeit. In der That ha
land sich bereits auf diesen Boden ge
Das deutsche Reichsgesetz vom 18.
für Grundbesitz und Gewerbebetrieb
und Wartegelder dem Staate zu, in
dem, welcher die Gehalte etc. zah
Wohnsitz, also wieder nicht die Staat
nur für den Fall, dass ein Deutsch
gleichzeitig in einem anderen deutsc
hat, dem Heimatstaat das Besteuer
Entscheidung, die natürlich leicht
thatsächlich geschehen - zu Doppel
jemand mehrere Wohnsitze, aber n
sondern in anderen Bundesstaaten un
sitze, aber in verschiedenen Wohnsit
bürgerrecht hat. Man sieht, wie we
rechtlichen Zugehörigkeit ist 2).

J) Siehe Schanz, Steuern der Schweiz I


gesetz vom 13. Mai 1870, wegen Beseitigu
gleichender Berücksichtigung des schwei
1888 S. 138 f.
2) Siehe eine andere Lösung für den Fall des mehrfachen Wohnsitzes
auf S. 31.
394

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. gj

Allein auch sonst ist die reichsgesetzliche Normie


ganz richtige.
Einmal berücksichtigt sie zu wenig die wirtschaf
hörigkeit, wie sie der Wohnsitz begründet. Wenn etwa
Staatsangehöriger, der in Regensburg seinen Wohn
ganzes Vermögen dazu benutzt, um in Ostpreussen sich
und den Grundbesitz verpachtet, so zahlt er in Baye
bayrischer Staatsangehöriger ist und in Bayern sein
hat, gar keine direkten Steuern, weder für Gemein
Kreis, noch für Staat. Vom Gesichtspunkt der wirtscha
gehörigkeit wäre eine Teilung angezeigt; der Wohns
x/4 des von auswärts bezogenen Einkommens zur Steue
dürfen, wogegen der Staat der belegenen Sache vom
Besitzer nur 3/4 der ganzen Steuer zu beanspruche
mehrfachem Wohnsitz wäre jeder Staat quotenmässig
in Bezug auf das Steuerkapital, das dem Wohnsitz z
wird ; also wenn jemand drei Wohnsitze in drei verschi
hat, so macht jeder Staat ohne Rücksicht auf die Sta
keit den dritten Teil der nach seinen Normen bestehenden Steuer-
pflicht geltend. Fallen Wohnsitz und Verdienstquelle (z. B. Arbeits-
verdienst) auseinander, so kann der Ort der letzteren einem Wohn-
sitz gleichgestellt werden 1).
Ferner ist die Frage der Kapitalrenten nicht im Sinne der wirt-
schaftlichen Zugehörigkeit gelöst; wie oben ausgeführt, wäre dies
ziemlich möglich durch die Kouponsteuer ; um aber Doppelbesteue-
rungen zu vermeiden, würde das voraussetzen, dass alle deutschen.
Staaten gleichmässig vorgingen. Vorerst liegt ein dürftiger Aus-
gleich vor dadurch, dass Grundbesitz und Gewerbe ganz dem Staat
der Lage und die Kapitalrente ganz dem Staat des Wohnsitzes zu-
gewiesen sind; der Ausgleich ist ein dürftiger, weil, um ein Bei-
spiel zu gebrauchen, der Umstand, dass die Preussen viel Grundbesitz
in Bayern haben, nicht bedingt, dass die Preussen auch viel bayrische
Wertpapiere oder sonstige bayrische Forderungsrechte haben.
Endlich ist das deutsche Reichsgesetz mangelhaft, insofern es
- im Gegensatz zu der Schweiz - nicht auch auf die Gemeinden
sich erstreckt, d. h. nicht die Doppelbesteuerung, soweit es sich um
Gemeinden verschiedener Staaten handelt, ebenfalls zu verhindern.

*) Könnte für Grenzorte von Bedeutung sein.


395

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
32 Georg Sehanz,

sucht1). Am häufigsten dürften die


Besoldungen und besonders Pensi
für die Pension oder Besoldung
Staatssteuer veranlagt ist2). Ist n
Pension bezieht, in Weimar, so s
Kommunalsteuer, in Bayern Staa
einige Staaten bereits begonnen, da
besteuerung in dieser Hinsicht si
badischen Gemeindeordnung „die E
aus einer badischen Staatskasse flie
Wartegeldsbezügen der Landes- u
welche im Sinne des Reichsgese
seitigung der Doppelbesteuerung be
enthalt) nicht im Grossherzogtum
wohl für das Richtigere halten. E
Zugehörigkeit, wenn man dem za
spricht, aber eine Beziehung zu ei
weder aufgebracht, noch konsumie
recht zu konstruieren.

§ 4. Die Durchführung der Steuerpflicht in Bezug auf


das Ausland.

Während wir bisher eine starke Annäherung an den Grundsatz


der wirtschaftlichen Zugehörigkeit in der Praxis beobachtet haben,
finden wir nicht das Gleiche, sobald das Ausland in Betracht kommt.
Da lebt auf einmal die Staatsangehörigkeit auf und macht sich al
mitentscheidender Faktor geltend, freilich nur als mitentscheidender
Faktor; denn es ist ihr nicht gelungen, das Terrain der Steuer-
pflicht ausschliesslich zu behaupten, bald hat sie ganz zurück-
weichen, bald hat sie sich zu bedeutenden Kompromissen ver-
stehen müssen. Der Ausgang des Kampfes in der Zukunft wird
noch mehr zu ihren Ungunsten lauten. Wie sollte es auch anders
sein? Sind doch dieselben Momente, wenn auch etwas schwächer,
wirksam, die auch bei den zwei anderen Gemeinschaftsarten zur
Aufgabe der rechtlichen Zugehörigkeit in Steuersachen geführt
haben. Je mehr der internationale Verkehr wächst, um so mehr
*) Da für Gemeinden und deutsche Staaten ziemlich gleichartige Grund-
sätze durchgedrungen sind, so sind gleichwohl die Konflikte ziemlich eingeengt
2) Siehe oben S. 18 Note 2.
396

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 33

muss auch von Nation zu Nation die Verkettung von


Besitztum Platz greifen. Wenn Deutschland einen jä
port und Export hat, der zwischen je 3 - 4 Milliarden
wenn es jährlich an 100,000 Auswanderer ins Ausland
verschlingen sich die Verhältnisse, die mit der Staats
zusammenhängen, derart, dass sie für eine Leistung wir
Charakters, wie es die Steuer ist, immer unbrauchba
Nach den Ergebnissen fremder Zählungen aus den Jah
waren im Ausland 346,255 Reichsangehörige und ausserd
im Deutschen Reich Geborene *), von denen jedenfalls au
grösste Teil die deutsche Staatsangehörigkeit besass
Reichsausländer, die in Deutschland sich aufhalten, h
zunehmende Tendenz.
Am 1. Dezember 1871 waren es 223,757 = 0,55 °/o
„ 1875 „ „ 290,799 = 0,68 „
„ „ „ 1880 „ „ 276,057 = 0,61 „
„ , „ 1885 „ „ 372,792 = 0,8 „
* » „ 1890 „ „ 433,271 - 0,9 „
der Bevölkerung.
Eine ähnliche Erscheinung bietet die Schweiz ; da
die Ausländer: 1850 3^
1860 4,6 °/o
1870 5,7 °/o
1880 7,1 °/o
1888 8,1 °/o.
Und wenn man bedenkt, dass in den Jahren 1885 - 88 allein
29,829 Personen, d. h. über l°/o der Bevölkerung, ausgewandert
sind, so wird auch die Zahl der Schweizer, die im Ausland leben,
eine nicht unbeträchtliche sein.

Die heutigen Verkehrsverhältnisse bedingen eine gewisse Frei-


heit in der Vermögens- und Personenbewegung und eine gewisse
internationale Freizügigkeit ist heutzutage auch allgemein anerkannt,
wie das internationale Fremdenrecht zeigt. Man gewährt in weit-
gehendem Masse Gastfreundschaft, man sichert in Verträgen nicht
selten freie Niederlassung und gleiche Behandlung mit den Inländern
zu. Ja noch mehr, der Verblassungsprozess hinsichtlich der Staats-
angehörigkeit hat sogar dem Ausland gegenüber bereits begonnen.
*) Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich. 6. Jahrgang 1881 S. 18.
Finanzarchiv. IX. Jahrg. 397 3

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
34 Georg Schanz,

Wenigstens muss dies für Deutsc


in internationaler Hinsicht eine
angehörigkeit insofern nicht kenn
Staatsangehörigkeit zulässt 1).
Handelt es sich um das Verhältnis von Bundesstaaten zum
Ausland, so entstehen noch besondere Fragen, wenn man der recht-
lichen Zugehörigkeit grosse Bedeutung beimisst. Soll man z. B.
einen Staatsangehörigen im Ausland für das aus Bayern bezogene
Einkommen ebenso behandeln , wie einen Preussen im Ausland für
das aus Bayern bezogene Einkommen? Soll ein in Bayern wohnender
Preusse für sein ausländisches Einkommen ebenso behandelt werden,
wie der Bayer für sein ausländisches Einkommen. Sachsen-Weimar
und manche andere Staaten haben sich auf solche Düfteleien ein-
gelassen 2) ; die Mehrzahl der deutschen Steuergesetze aber schweigt,
bezw. spricht nur von Staatsangehörigen, wird also die Reichs-
angehörigen, soweit das Ausland in Betracht kommt, als Ausländer
behandeln - gewiss auch kein schöner Zug.
Je mehr der allgemeine Verkehr zunimmt, je mehr er dahin
führt, ja dazu zwingt, den ökonomischen Spielraum in passiver
und aktiver Weise über die Grenzen des einzelnen Staates zu er-
weitern, um so weniger hat es noch eine Berechtigung, den alten
Satz, den man für die Doppelbesteuerungen geltend gemacht hat,
entgegenzuhalten: Wer in aussergewöhnliche Verhältnisse sich
begibt (durch Kauf auswärtigen Bodens u. dgl.), der muss sich auch

*) Für den Ausländer ist nämlich in Deutschland die Beibringung einer


Entlassungsurkunde aus dem bisherigen Unterthanenverhältnis durch Reichs-
gesetz nicht vorgeschrieben. Den Einzelstaaten ist es aber unbenommen, ein
solches Verlangen zu stellen. In Ausübung dieser Befugnis ist auf Grund ge-
troffener Vereinbarung durch einen Beschluss des Bundesrates von 1877 fest-
gesetzt worden, dass Angehörigen Oesterreich-Ungarns die Naturalisation nur er-
teilt werden soll, wenn sie die Entlassung aus dem bisherigen Staatsverbande
nachweisen; dasselbe gilt für türkische Unterthanen. Auch anderen Staaten
gegenüber wird, wie Reger behauptet, der Grundsatz beobachtet, den in Deutsch-
land Naturalisierten fortan als ihren Unterthanen zu betrachten, solange er nicht
auf dem durch seine heimatliche Gesetzgebung vorgeschriebenen Wege aus der
früheren Staatsangehörigkeit förmlich ausgeschieden ist. Das dürfte für das
Steuerwesen wohl eine Einschränkung erfahren, insofern es hier vorkommt, dass
man Ausländer, die zugleich Angehörige des Deutschen Reichs sind, doch anders
behandelt als die übrigen Ausländer. Siehe z. B. das Schaumburg-Lippesche
Einkommensteuergesetz vom 20. Januar 1885 § 2 Z. 2 u. 3.
2) Finanzarchiv II S. 925; III S. 918.
398

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. qk

ausseror d entliche (doppelte) Besteuerung


Zeit, wo Grossstaaten sich einander so nah
dem die Provinzen eines Kleinstaates, hat dieser Satz keine Be-
rechtigung mehr.
Sehen wir zu, wie die praktische Gesetzgebung zu dieser Frage
sich gestellt hat. Es genügt, wenn wir hauptsächlich an die deutschen
Staaten uns halten. Sie geben ein treffendes Beispiel für die mannig-
faltigen Versuche, die man in dieser Hinsicht gemacht hat und für
die Richtungslinie, in die man durch die thatsächlichen Verhältnisse
gedrängt wird 1).
Es stehen sechs Beziehungen in Frage: Das Einkommen aus
dem Inland 2) kann zufliessen Staatsangehörigen 3) im Ausland, Aus-
ländern im Inland oder im Ausland; das Einkommen aus dem Aus-
land kann zufliessen Staatsangehörigen a) im Ausland oder im In-
land und Ausländern im Inland. In der Betrachtung können wir
diese Fälle zum Teil zusammenziehen.

1. Besteuerung der Staatsangehörigen, die im Ausland


ihren Wohnsitz haben, hinsichtlich ihres inländischen
und ausländischen Einkommens.

Stellt man sich auf den Standpunkt der rechtlichen Zugehö


keit, dann ist ja zweifellos, dass der im Ausland wohnende S
angehörige für das Einkommen, das er im In- und Ausland gew
steuerpflichtig ist; er hat eben mit allen Mitteln seinen Heimat
zu unterstützen. Eine rigorose Konsequenz sollte nicht einm
statten, dass vom ausländischen Einkommen die ausländische St
abgezogen wird und nur der verbleibende Rest dem Heimatstaa
Besteuerung zur Verfügung gestellt werde; die scharfe Auspräg
der Staatsangehörigkeit kann nicht dulden, dass ein anderes Ge
wesen mit seinen Ansprüchen vorgehe. Für den Heimatstaat
die fremden Steuern eine Ausgabe seines Steuerpflichtigen wie
Wohnung und Nahrung auch. Bei milderer Auffassung verst

*) Ich habe schon im Jahr 1888 einen meiner Schüler, Dr. Anton
veranlasst, die thatsächliche deutsche Gesetzgebung in dieser Richtung zus
zustellen (Finanzarchiv 1888 S. 982 f.). Inzwischen sind manche neue G
hinzugekommen ; auch sind die Gesichtspunkte, nach denen hier das Mater
wertet wird, andere ; an verschiedenen Stellen zeigten sich auch Korrekture
2) Der Ausdruck Inland ist stets von unserem Standpunkt aus gebra
a J3ezw. Bundesangehorigen.
399

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
3g Georg Schanz,

sich höchstens zum Abzug, indem


winnungskosten mit ansieht, die de
seines Einkommens erwachsen.

In der That haben sich einige deutsche Staaten auf den Stand-
punkt der rechtlichen Zugehörigkeit gestellt. So machen die volle
Steuerpflicht für das gesamte in- und ausländische Einkommen
geltend Schaumburg- Lippe und Lippe-Detmold. Sachsen-Meiningen1)
hat sich neuestens angeschlossen, aber doch der Praxis eine nach-
sichtige Behandlung offen gelassen 2).
Alle übrigen deutschen Staaten haben sich gescheut, die volle
Konsequenz aus der Staatsangehörigkeit zu ziehen. Eine Gruppe hat
das ausländische Einkommen teilweise aufgegeben. Dahin gehören
das Königreich Sachsen und Reuss ä. L. Im Königreich Sachsen sind
die Staatsangehörigen, die im Ausland wohnen, einkommensteuer-
pflichtig für das ganze inländische Einkommen, für sämtliche aus-
ländischen Zinsen und für dasjenige ausländische Einkommen aus
Grundbesitz, Gewerbe und Erwerbsthätigkeit , welches nach Sachsen
bezogen wird3). Reuss ä. L. ist noch etwas milder, es besteuert

*) Finanzarchiv 1890 S. 524.


2) Die Vollzugsverordnung vom 25. April 1890 verlangt, dass bei Be-
steuerung von Staatsangehörigen des Herzogtunis, welche im Ausland ihren
Wohnsitz haben und aus dem Herzogtum ein Einkommen nicht beziehen, der
Vorsitzende der Einschätzungskommission zunächst dem Staatsministerium, Ab-
teilung der Finanzen, Vorlage zu machen hat. Offenbar hat das den Zweck,
um einesteils Erkundigungen im Ausland einzuziehen, andernteils eventuell den
Art. 7 des Gesetzes vom 18. März 1890 in Anwendung kommen zu lassen, wo-
nach das Staatsministerium, Abteilung der Finanzen, ermächtigt ist, zeitweilige
Ermässigungen der Einkommensteuer und Befreiungen von derselben in Fällen
dringender Not oder Billigkeit zu bewilligen.
3) § 2 des Einkommensteuergesetzes vom 2. Juli 1878 sagt: Beitrags-
pflichtig sind vorbehaltlich der in § 5 bestimmten Beschränkung sächsische
Staatsangehörige, und zwar wenn sie einen Wohnsitz in Sachsen haben, in-
gleichen wenn sie im Auslande wohnen, mit ihrem gesamten Einkommen. Die
Beschränkung des § 5 lautet: „Das Einkommen aus Grundbesitz, welcher im
Auslande liegt oder aus einem Gewerbe, welches im Auslande betrieben wird,
ingleichen aus einer andern im Auslande betriebenen, nicht auf einem Beamten-
verhältnisse zu dem sächsischen Staate beruhenden Erwerbsthätigkeit ist den
steuerpflichtigen Einkommen nur insoweit zuzurechnen, als es nach Sachsen
bezogen wird/ Dass der Gesetzgeber diese Beschränkung nicht auch auf die
ausländischen Zinsen des im Ausland weilenden Staatsangehörigen ausgedehnt
und infolgedessen ein wenig harmonisches Verhältnis geschaffen hat. dürfte
auf einem Versehen beruhen; es hat ihm bei der Fassung des § 5 offenbar
400

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g 7

seine Staatsangehörigen im Ausland möglichst vollstän


aus dem Inland herrührende Einkommen ; es greift ab
ähnlich wie Sachsen - auf das ausländische Einkommen
soweit es sich um Kapitalzinsen handelt 1).
Eine andere Staatengruppe gibt jeden Zugriff auf
ländische Einkommen auf; dazu zählen Italien, England
burg, Oesterreich 3), Bayern, Württemberg, Koburg-Gotha
die Staatsangehörigen nicht die Staatsangehörigkeit des fre
enthaltsstaates besitzen, Sachsen -Weimar4). Bei all diesen
das aus dem Inland bezogene Einkommen steuerpflichtig 5)

hauptsächlich der im Inland wohnende Staatsangehörige vorgesch


deuten auch einigermassen die Regierungsmotive hin: „Die Freilas
Auslande erworbenen Einkommens, welches nicht einmal nach Sac
wird, erscheint als ein Gebot der Billigkeit, da dieses Einkommen
bereits im Auslande besteuert werden wird und der sächsische Staat zu diesem
Einkommen überhaupt nicht in die geringste Beziehung tritt. Auch gebricht es in
den meisten Fällen an der Möglichkeit, die Besteuerung solchen Einkommens,
selbst wenn sie nach dem Gesetze zulässig sein sollte, wirklich durchzuführen."
*) Reuss ä. L. hat ein ähnliches Steuersystem wie Luxemburg und Italien,
d. h. eine Grundsteuer und für die übrigen Einkommensquellen eine Ein-
kommensteuer vom 8. August 1870; beide Steuern schliessen sich aus. Für die
Grundsteuer versteht sich bei inländischem Grundbesitz die Besteuerung der
Staatsangehörigen von selbst; bezüglich des übrigen Einkommens heisst es im
§ 2 Z. 2 des Einkommensteuergesetzes : Steuerpflichtig sind „diejenigen Staats-
angehörigen, welche in nicht zum norddeutschen Bunde gehörigen Staaten ihren
Aufenthalt nehmen, von ihrem Einkommen aus Besoldungen, Pensionen, welche
sie aus fürstlichen, inländischen Gemeinde-, Stiftungs-, Anstalts- oder Vereins-
kassen beziehen, und von ihrem Einkommen aus Kapitalvermögen und aus im
Fürstentum betriebenen Gewerbe."
2) Mit kleinen Lücken in Bezug auf die Kapitalzinsen. Siehe auch Ad.
Wagner, Finanzwissenschaft III, S. 347.
3) Fürth, Die Einkommensteuer in Oesterreich 1892 S. 22.
4) Die weiteren komplizierten Abstufungen für Reichsangehörige s. Finanz-
archiv 1886 S. 918 f.
5) In Bayern also ist von Inländern Grund- und Hausbesitz und Gewerbe-
betrieb zu versteuern ; bayrische Staatsangehörige, welche ohne einen Wohnsitz
in Bayern zu haben, sich dauernd im Ausland aufhalten, unterliegen der Kapital-
rentensteuer nur mit jenen Kapitalrenten, welche sie aus Bayern beziehen;
ebenso haben sie das übrige Einkommen zu versteuern, welches sie aus Bayern
beziehen. - Bayern, welche des Dienstes halber im Ausland ihren Wohnsitz
oder ständigen Aufenthalt haben, kann die Staatsregierung, wenn sie im Aus-
land von der Einkommen- und Kapitalrentensteuer befreit werden, hinsichtlich
der Einkommen- und Kapitalrentensteuerpflicht als in Bayern wohnhaft be-
handeln; dann haben sie auch ihre auswärtigen Kapitalrenten zu versteuern.
401

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
3g Georg Schanz,

auch möglichst voll und ganz x). Man


eingesehen, dass gegenüber einem A
wärtigen Einkommens die Kontroll
hat sich gescheut, für den Fall der N
der Steuerzahlung den Verlust de
Eine dritte sehr grosse Gruppe o
Rücksichten auch noch einen Teil des einheimischen Einkommens.
Zu ihr zählen : das hessische Einkommensteuergesetz, insofern alles
Einkommen, das im Ausland wohnende Staatsangehörige aus dem
Grossherzogtum beziehen, in Betracht kommt, aber erst, wenn es
wenigstens 500 M. ausmacht 2); ferner Oldenburg, Anhalt, Schwarzburg-
Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hamburg, Lübeck, Bremen,
Reuss j. L., Baden, Sachsen-Meiningen und, soweit es sich um Reichs-
angehörige handelt, welche ohne Wohnsitz im Reichsgebiet ihren
Aufenthalt ausserhalb des Reichs nehmen und keine Angehörige des
Grossherzogtums sind, Sachsen- Weimar ; endlich seit dem neuen Ein-
kommensteuergesetz vom 24. Juni 1891 auch Preussen3). Alle diese
letztgenannten Staaten haben das Gemeinsame, dass sie in der Haupt-
sache ihr Steuerrecht nur auf das Einkommen aus inländischem Grund-
und Hausbesitz, Gewerbebetrieb, staatlichem Gehalt, Pension und Warte-
geld beschränken, also das Einkommen aus inländischer Kapitalanlage
aufgeben. Sie verzichten da, wo die Kontrolle aus den Händen schwindet
und übertragen zugleich den Grundsatz des deutschen Reichsgesetzes
über das Verbot der Doppelbesteuerung auf das Verhältnis zum Aus-
land. Dabei gibt es aber auch wieder kleine Modifikationen. So lässt
Oldenburg die Steuerpflicht erst beginnen, wenn das betreffende Ein-
kommen aus den angeführten Einkommensgattungen 150 M. beträgt,
Reuss j. L. verlangt, dass es sich beim Grundbesitz wenigstens
um 20 Steuereinheiten handelt, Schwarzburg-Rudolstadt, dass der
Jahresertrag des Grundbesitzes wenigstens 20 M. erreicht, Schwarz-
burg-Sondershausen lässt das Einkommen aus Grundbesitz frei, so-
') Auch die neuen österr. Steuerentwürfe (von 1892) stehen auf gleichem
prinzipiellem Boden ; die Lücken bei der Einkommensteuer hinsichtlich des ins
Ausland gehenden Einkommens (§ 189 Z. 3) sind bis auf einige private Zins-
bezüge mehr scheinbare, so beim Einkommen aus Aktien und den von der
Kouponsteuer getroffenen Bezügen.
2) Hinsichtlich der Kapitalrentensteuer sind hessische Staatsangehörige,
die im Ausland wohnen, frei, selbstverständlich aber nicht von der Grund- und
G-e werbesteuer.
3) Finanzarchiv 1891 S. 649.
402

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 3Q

lange der Ertrag die Summe von 30 M. nicht üb


besteuert nur die aus einer inländischen öffentlichen K
Pension, Lübeck erfasst Gehaltsbezahlungen aus allen
(also auch nichtstaatlichen) Kassen; auch macht es, w
leicht durchführbar, sein Steuerrecht geltend für Einkom
mögen (also auch Kapitalvermögen), welches von einer l
Vormundschaft oder Kuratel verwaltet wird. Beide Modifikationen
hat das ebenfalls zur zweiten Gruppe zählende Mecklenburg auch in
sein Ertragssteuersystem aufgenommen. Preussen macht die Befrei-
ung davon abhängig, dass der Staatsangehörige, ohne einen Wohn-
sitz in Preussen zu haben, sich seit mehr als 2 Jahren im Ausland
dauernd aufhält 1). Aus praktischen Rücksichten kann man es em-
pfehlen, dass man nicht schon wegen kurzen Aufenthalts im Ausland
die Steuer unterbrechen lässt. Man hat den Steuerpflichtigen vor-
erst in der Liste und hält ihn noch einige Zeit fest.
Dieser Gruppe steht auch nahe Sachsen-Altenburg, welches die
Staatsangehörigen im Auslande zur Steuer heranzieht für ihr inländisches
Einkommen aus Grundbesitz, Gewerbe und Staatsbesoldungen, dagegen
das übrige inländische und das ausländische Einkommen, wenn der Nach-
weis geführt wird, dass dies Einkommen im Ausland einer gleichartigen
Staatssteuer unterliegt, bis zu dem Betrag der letzteren befreit 2).
Auch die Schweiz wäre hierher zu rechnen; die schweizerische
Praxis lässt den Schweizer frei für das im Ausland erworbene Ein-
kommen und Vermögen und für alle Kapitalien, wo immer sie
liegen3); ebenso für das Einkommen aus dem Inland, sofern es
nicht aus Grundbesitz oder Gewerbebetrieb herstammt, also z. B. auch
aus inländischen Besoldungen.
Von unserem Standpunkt aus ist leicht zu entscheiden, welche
der genannten deutschen Staaten dem richtigen Prinzip am nächsten
stehen, es sind Bayern, Württemberg, Koburg-Gotha, Sachsen- Weimar;
sie fehlen nur, weil sie das aus dem Inlande gezogene Einkommen ganz
zur Steuer beiziehen, während sie es nur zu 3/4 belasten sollten, sobald
der auswärtige Staatsangehörige die Besteuerung des Einkommens im

') Auf Reichs- und Staatsbeamte, welche im Auslande ihren dienstlichen


Wohnsitz haben und dort zu entsprechenden direkten Staatssteuern nicht heran-
gezogen werden (z. B. Gesandte), findet diese Befreiung nicht statt.
2) Novelle vom 24. Juni 1872 zum Einkommensteuergesetz vom 17. März
1868 § 2 c.
3) G. Schanz, Steuern der Schweiz I S. 85.
403

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
40 Georg Schanz,

Ausland nachweist ; auch bleibt die


bei ihnen mangelhaft, insofern sie ni
haben, um auch thatsächlich das in
sonders an Kapitalzinsen für die Be
Hinsicht sind Italien, Oesterreich
Staaten, welche auf gleichem pri
Organisation der Kouponsteuer bez
Sämtliche übrigen Staaten entfer
Weg, die einen, indem sie zu vie
verlangen; die überwiegende Mas
Nähe der Bahn der wirtschaftlic

2. Besteuerung der imlnland w


hinsichtlich ihrer ausländischen Einkünfte.

Vom Standpunkt der rechtlichen Zugehörigkeit entscheidet sic


dieser Fall ganz ebenso wie der vorige; der Staatsangehörige
alle ausländischen Einkünfte zu versteuern, höchstens dass ihm d
Abzug der ausländischen Steuer vom ausländischen Einkommen ve
stattet wird. Will man sich auf diesen Boden stellen, dann dürfte
auch kein Unterschied gemacht werden, ob man Ertrags-, Einkommen-
steuer- oder gemischtes System hat - eine Konsequenz, die selbst-
verständlich ist, aber gleichwohl häufig nicht gezogen wird.
Das Prinzip der rechtlichen Zugehörigkeit haben als Norm für
die Steuerpflicht angenommen die Staaten Hamburg, Bremen, Lübeck,.
Sachsen-Meiningen, die beiden Lippe, Hessen *), Schwarzburg-Sonders-
hausen und neuestens auch Preussen, das die früher bestandene Steuer-
freiheit 2) des Einkommens aus ausländischem Grundbesitz aufgehoben
hat3) - aber alle diese Staaten nur für die Einkommensteuer, nicht
auch für die Ertragssteuern. Auf analogem Boden steht England'1).
Dagegen haben mehrere Staaten bei der Einkommensteuer die
l) Mit Ausnahme der Grund- und Gewerbesteuer.
2) Finanzarchiv 1890 S. 677.
3) Was den Abzug der ausländischen Steuer vom Einkommen anlangt,
so lassen manche Gesetze denselben zu, andere sprechen sich nicht klar darüber
aus. Das preussische Einkommensteuergesetz lässt vom Einkommen abziehen
die von dem Grundeigentum, dem Bergbau und dem Gewerbebetrieb zu ent-
richtenden direkten Staatssteuern, d. h. die Grund-, Gewerbe-, Gebäude-, Eisen-
bahn- und ßergwerkssteuer , nicht die Kommunalsteuern. Man hat hierbei
wohl nur an die inländischen Steuern gedacht.
4) Ad. Wagner, Finanzwissenschaft III, S. 247.
404

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. ¿J.J

Besteuerung der Staatsangehörigen für ihr aus dem Ausland b


Einkommen aufgegeben oder beschränkt. Das Königreich
besteuert den Staatsangehörigen im Inland für seine sämtlic
ländischen Zinsen, für das Einkommen aus Grundbesitz, der
lande liegt, oder aus einem Gewerbe, welches im Auslande b
wird, ingleichen aus einer anderen im Auslande betrieben
auf einem Beam ten Verhältnisse zu dem sächsischen Staate beruhenden
Erwerbsthätigkeit nur, soweit es -nach Sachsen bezogen wird l). Schwarz-
burg- Rudolstadt lässt alles Einkommen aus dem Bundesausland frei,,
wenn der Nachweis geführt wird , dass es dort einer gleichartigen
Besteuerung unterliegt. Reuss j. L. lässt das Einkommen aus aus-
ländischem Grundbesitz frei, wenn es schon im Ausland versteuert
ist; Luxemburg befreit das Einkommen gewerblicher Anstalten,
welches schon anderweitig besteuert ist; Anhalt und Reuss ä. L*
befreien schlechtweg das Einkommen aus ausländischem Grundbesitz
und Gewerbe. Sachsen- Altenburg verhält sich hinsichtlich des Grund-
besitzes, wie Reuss j. L. Bei ausländischem, mit Grundbesitz verbun-
denem Gewerbebetrieb ist das Ministerium, wenn nicht eine Verein-
barung mit dem betreffenden Staate vorliegt, ermächtigt, auf An-
suchen nach billigem Ermessen den geschätzten Betrag um höchstens
a/3 zu vermindern. Oldenburg und Baden lassen das Einkommen aus
ausländischem Grundbesitz, Gewerbe und Besoldung, Ruhegehalt und
Pension frei, ersteres aber nur, wenn dieses Einkommen im Ausland
einer ähnlichen Besteuerung unterliegt. Schwarzburg-Rudolstadt und
Sachsen-Coburg und Sachsen-Gotha lassen unter letzterer Voraussetz-
ung alles aus dem Bundesausland kommende Einkommen frei. Sachsen-
Weimar verzichtet auf die Besteuerung des ausländischen Einkommens
aus Grundbesitz, Gewerbebetrieb, auf die der Wartegelder und Pensionen,,
auch auf die des ausländischen Diensteinkommens, wenn der Staats-
bezw. Reichsangehörige nicht seinen dienstlichen Wohnsitz im Gross-
herzogtum hat. Schlechtweg befreit bleibt alles aus dem Ausland
kommende Einkommen in Italien und in Oesterreich 2). Ausnahmslose
Regel ist bei den Ertragssteuern die Freilassung des Einkommens aus

*) Siehe oben S. 36 Note 3.


2) Fürth, Die Einkommensteuer in Oesterreich S. 22. Die neuen Ent-
würfe stellen sich auf einen anderen Boden, insofern bei der Einkommensteuer
das ganze ausländische Einkommen steuerpflichtig, bei der Rentensteuer die
vom Ausland kommende Rente nur frei ist, wenn sie dort mit einer Renten-
oder ähnlichen Ertragssteuer belegt ist.
405

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
42 Georg Schanz,

ausländischem Grund- und Hausbe


Grundsatz suchten die Ertragssteue
tragsquellen, namentlich auf die im
zuwenden. Mecklenburg Hess bis z
Ausland bezüglich der vom Ausland
d. h. verlangte keine Steuer, wenn
durch eine dem Bezieher unmittelb
wurden2). Württemberg Hess bi
bei ausländischen Renten die ausländische Steuer von der inländischen
abziehen, gab also auch dem Ausland die Vorhand. Seit 1872 dagegen
darf die ausländische Steuer nur noch vom ausländischen Renten-
einkommen abgezogen werden. Auch Bayern hatte in seinem früheren
Kapitalrentensteuergesetz für seine Staatsangehörigen den in Württem-
berg bis 1872 geltenden Modus. Durch § 11 des Finanzgesetzes vom
27. Juli 1874 wurde dieser Abzug aber auch aufgehoben.

*) So auch thatsächlich in Bayern. Ich glaube aber, class man dem Wort-
laut des Gesetzes nach die bayrische Einkommensteuer auf diese Einkommen
anwenden könnte. Es heisst da im Art. 1 : Wer ein Einkommen bezieht, das nicht
bereits mit Grund-, Haus-, Gewerbe- oder Kapitalrentensteuer angelegt ist, unter-
liegt hierfür der Einkommensteuer. Dass hier lediglich die bayrischen Grund- etc.
Steuern gemeint sind, steht ausser allem Zweifel. Es soll ausdrücklich der Ergän-
zungscharakter der Einkommensteuer hervorgehoben werden. Der Art. 2 spezi-
fiziert dann die Einkommensgattungen, die hierher gehören, in drei Abteilungen:
I. Lohnarbeit etc., II. Einkommen aus künstlerischer Beschäftigung etc., III. aus Be-
soldungen etc. Das Einkommen aus inländischem Grundbesitz etc. ist hier nicht
erwähnt. Der Art. 3 fügt dann bei: Einkommensgattungen, welche unter den all-
gemeinen Begriff dieser Steuer fallen, in dem Art. 2 jedoch nicht besonders an-
geführt sind, werden nach der Analogie in die betreffende Abteilung gereiht. Da
das Einkommen aus ausländischem Grundbesitz und Gewerbe von der bayrischen
Grund-, Haus- und Gewerbesteuer noch nicht getroffen ist, so fällt es nach Abzug
der ausländischen Steuer unter den allgemeinen Begriff der Steuer, und zwar
wäre es in die Abteilung II einzureihen. Dass das Einkommen im Ausland ge-
wonnen wird, ist für die Steuerpflicht irrelevant, da der Art. 11 ausdrücklich sagt:
Steuerpflichtig sind „bayrische Staatsangehörige mit demjenigen unter das gegen-
wärtige Gesetz fallenden Einkommen, welches dieselben aus oder nach Bayern
beziehen". Dass eine Doppelbesteuerung herauskommt, ist richtig, ist aber der
bayrischen Gesetzgebung auch sonst nicht ganz fremd, wie die Kapitalrentensteuer
zeigt. Ob der Gesetzgeber diese Konsequenzen überschaut hat, mag allerdings be-
zweifelt werden, ist aber auch bei vielen anderen Gesetzen nicht vorauszusetzen.
2) Eine Anregung, die Aufhebung der Steuerbefreiung im Ausland be-
reits besteuerter Zinsen auf die Kouponsteuer zu beschränken, wurde 1886 ab-
gelehnt. - Der frühere mecklenburgische Grundsatz kehrt in dem neuen öster-
reichischen Rentensteuergesetzentwurf wieder. Siehe S. 41 Note 2.
406

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 43

Wie bei den Zinsen, so hat man dann auch bei den no
Einkommensgattungen das Prinzip der wirtschaftlichen Z
durchbrochen. Württemberg erklärt z. B. die von auswärt
Dienst- und Berufseinkommensbeträge, Bayern alle u
kommensteuergesetz fallenden Einkommensarten, die vo
angehörigen nach Bayern bezogen werden, für steuerpf
Von unserem Standpunkt aus kann das Verfahren
wenig befriedigen. Es muss doch höchst eigenthümlich e
dass ein Preusse für seinen auswärtigen Grundbesitz
sobald es sich um Einkommensteuer handelt, und keine
bald die Steuerform eine Grundsteuer ist; es muss se
hänger der Staatsangehörigkeitstheorie im höchsten Mas
wenn ein Bayer, der sein ganzes Vermögen in öster
Grundbesitz angelegt und diesen verpachtet hat, in B
Staats- noch Kreis- noch Distrikts- noch Gemeindeum
Es kann auch nicht beruhigen, dass man auf den Ausglei
dadurch, dass man bei den einen Steuern den Wohns
anderen den Ort der Lage entscheiden lässt 2). Durch
sierung zweier in umgekehrter Richtung sich bewegend
keiten kann wohl das Gesamtresultat wieder richtig werd
habe oben schon gezeigt, dass die beiden Grossen, wei
hoch, oft sich nicht aufheben; selbst wenn sie es aber
die Unrichtigkeit beim einzelnen Posten, beim Steuer
Ebensowenig kann aber das Verfahren der Praxis bef
sofern sie rücksichtslos alles ausländische Einkommen sich tribut-
pflichtig macht. Der Grundsatz der wirtschaftlichen Zugehörigkeit
lässt solche Inkorrektheiten vermeiden ; er verlangt, dass das vom Aus-
land herrührende Einkommen soweit wie möglich dem ausländischen
Staat zu 3/4 für die Besteuerung zu überlassen ist, wogegen der im
Inland wohnende Staatsangehörige mit */* des vom Ausland bezogenen
Einkommens heranzuziehen wäre. Der einzige Staat, der in der
Nähe des richtigen Prinzips sich bewegt, ist das Königreich Sachsen.

*) Das ergibt für Bayern ganz eigentümliche Konsequenzen; es fallen


der Bestimmung zufolge unter die Einkommensteuer nicht bloss Besoldungen,
Leibrenten, Entlohnungen für künstlerische Thätigkeiten u. s. w., sondern auch
das Einkommen aus Bergwerken, erpachteten Oekonomiegütern und verpachteten
Gewerben, welches die Staatsangehörigen vom Ausland beziehen.
2) Siehe die ähnlichen Versuche in der Schweiz. G. S c h a n z , Steuern
der Schweiz I S. 86.
407

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
4.4 Georg Schanz,

3. Besteuerung der Ausländer, die im Inlande wohnen,


hinsichtlich ihres in- und ausländischen Einkommens.

Wenn man sich auf den Standpunkt der rechtlichen Zug


keit stellt, so würde die strenge Konsequenz erfordern, die
überhaupt steuerfrei zu lassen, wie es ja auch die Geme
gleichem Grundsatze hinsichtlich der Nichtbürger gethan h
Ausländer ist weder aktiv noch passiv wahlfähig, er ist n
det, kann ausgewiesen und seinem Heimatsstaat zugeschoben
Allein nirgends wird dieser Standpunkt eingenommen. Man
wohl die Pflicht der Unterthanen, den Staat zu erhalten
operiert mit der Staatsangehörigkeit, wenn es gilt, den
gehörigen selbst im Ausland mit der Steuer zu verfolgen
ganze ausländische Einkommen der Staatsangehörigen zur Steu
zuziehen, findet es dann aber auf einmal selbstverständl
den im Inland wohnenden Ausländer mit direkten und indirekten
Steuern zu belegen, scheut sich nicht, den unter Umständen doch
recht fragwürdigen persönlichen Rechtsschutz geltend zu machen oder
die Vortheile hervorzuheben, die der Ausländer geniesst, stösst sich
auch nicht daran, dass die Steuern des Ausländers dazu dienen,
etwa die Heeresmacht zu stärken und den Krieg gegen den Staat
des Ausländers vorzubereiten. Eine konsequente Festhaltung des
Prinzips der rechtlichen Zugehörigkeit ist damit nichts weniger als
gegeben. Ein unsicheres Schwanken und Tasten macht sich bei dem
Gesetzgeber in dieser Materie geltend. Auf der einen Seite möchte er
den Ausländer dem Inländer gleichstellen, auf der anderen Seite fühlt er,
dass das doch in mancher Hinsicht unbillig erscheint, auch möchte er
den Renten verzehrenden Ausländer gerade nicht abstossen - die Folge
ist, dass die allerverschiedensten Normen der Steuerpflicht von der
mildesten Stufe an bis zur weitesten Ausdehnung derselben sich
finden2), dass aber fast nirgends die Abgrenzung der Steuergewalt
an richtiger Stelle einsetzt.

*) Auch gibt es merkwürdigerweise Theoretiker, die das Unterthanen-


Verhältnis zu einem wesentlichen Bestandteil der Definition der Steuer machen,
z. ß. Justi, Fulda,Malchus, Rau, Umpfenbach, Helferich u. s. w.
Finanzarchiv 1892 S. 4, 10, 21.
2) Selbstverständlich sehen wir dabei ab von der vielfach für kurzen
Aufenthalt aus Gründen der Gastfreundschaft in manchen Gesetzen gewährten
Steuerfreiheit.
408

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. ^.^

Die unterste Stufe in dieser bunten Reihenfolge nehm


Oesterreich 1), Bayern und Württemberg ein. Diese ha
Steuergesetzen den Grundsatz durchgeführt, dass sie den
wohnenden Ausländer nur für das aus dem Inlande b
kommen besteuern2). Diesen Staaten3) schliessen sich
Coburg, Sachsen-Gotha und Schwarzburg-Rudolstadt ,
alles von auswärts kommende Einkommen frei lassen,
Auslande bereits besteuert ist. Da diese Voraussetzung
stets vorliegt, so sind praktisch gesprochen die Auslä

*) Fürth, Die Einkommensteuer in Oesterreich S. 23 f.; die


würfe stehen in der Hauptsache auf gleichem Boden ; denn auslä
und ausländisches Einkommen bleiben steuerfrei, wenn sie im Aus
ähnlichen Steuer belegt sind; bei Wegfall dieser Voraussetzung
länder, die in Oesterreich wohnen oder sich des Erwerbes weg
als 1 Jahr sich aufhalten, steuerpflichtig für das Einkommen, das
reich erwerben oder nach Oesterreich beziehen. §§ 161 u. 189.
2) Bei Grund-, Hausbesitz und Gewerbebetrieb bedarf das k
deren Hervorhebung. Hinsichtlich der Zinsen sagt das bayrische
steuergesetz im Art. 9 : Ausländer, welche in Bayern ihren Wohns
sich länger als ein Jahr daselbst aufhalten, unterliegen der Kapi
mit jenen Kapitalrenten, welche sie aus Bayern beziehen. Eine
nur, um Missbrauch zu verhüten, hinsichtlich jener Ausländer g
dem bayrischen Staatsverbande angehörten, aber nach Verlust d
Staatsangehörigkeit ihren Wohnsitz oder ständigen Aufenthalt in
diese haben von allen Kapitalrenten, also auch den auswärtigen
(Auch der neue österreichische Rentensteuergesetzentwurf berücks
diese Modalität.) Bei der ergänzenden Einkommensteuer werden
nach dem Art. 11 schlechtweg steuerpflichtig für das im Land e
kommen, auch wenn sie keinen Wohnsitz da haben oder nicht lä
sich aufhalten. Ausländer, welche des Dienstes halber in Bayern
oder ständigen Aufenthalt zu nehmen genötigt sind, können unter
ähnlicher Vergünstigungen für bayrische im Ausland stationierte
der Kapitalrenten- und Einkommensteuer befreit werden. Das wür
Gesetz, die Kapitalrenten-, Dienst- und Berufseinkommensteuer
steuert die Ausländer, welche dem Deutschen Reich nicht angeh
sehung ihres in Württemberg erwachsenden Einkommens" a) wenn
sie am Anfang des Steuerjahres bereits 6 Monate in Württemberg wohnen,
unbedingt, b) andernfalls aber bloss dann, wenn in dem Heimatland derselben die
Württemberger eine gleiche oder ähnliche Steuer trifft.
3) Luxemburg hat für die Mobiliarsteuer denselben Grundsatz wie Bayern
und Württemberg, aber nur für jene Fremden, die nicht im Grossherzogtum ansässig
sind und nicht über 6 Monate sich aufhalten. Fehlen diese Voraussetzungen,
so steuert der Fremde wie der Inländer, d. h. von all seinem in- und ausländischen
Einkommen resp. Gewerbeeinkommen, welches anderweit schon besteuert ist.
409

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
4g Georg Schanz,

diesen Staaten lediglich ihre ausländ


Beträge noch so hoch, verzehren, v
Einen Schritt weiter geht berei
länder (neben dem aus inländischen
auch noch pflichtig erklärt für die
Noch ein bisschen weiter dehnen
Steuerpflicht aus, indem sie den vo
die daher rührenden Gehalte, Pen
nicht aus reich sausländischem Grundbesitz und Gewerbebetrieb her-
rührende Einkommen zufügen.
Abermals eine Stufe höher finden wir Reuss j. L., welches die
Ausländer3) für alle ausländischen Einkünfte heranzieht, ausge-
nommen bloss die aus ausländischem Grundeigentum herrührenden,
wenn der Nachweis geführt wird, dass jenes Grundeigentum im Aus-
lande einer gleichartigen Belastung unterliegt4). An der Seite von
Reuss j. L. finden wir Sachsen-Weimar, insofern es ebenfalls die im
Lande wohnenden Fremden möglichst für alles ausländische Ein-
kommen besteuert und nur eine Ausnahme macht hinsichtlich der
Zinsen und Dividenden, deren Kapitalien ausserhalb Deutschlands als
Kaution deponiert sind. Schwarzburg-Sondershausen erklärt die volle
Steuerpflicht, sobald der Ausländer länger als ein Jahr am nämlichen
Ort des Inlandes sich aufhält ; vorher ist er pflichtig für Einkommen
aus inländischem Grundbesitz, Gewerbe und aus einer öffentlichen
inländischen Kasse gezahlte Pension 5). England besteuert die Aus-
länder, die im Inland wohnen, wie die Inländer für ihr in- und
sämtliches ausländisches Einkommen6).
Einen anderen Weg als den bisherigen hat eine grosse Gruppe

*) Kontributionsedikt vom 18. Juni 1874 § 46. Besoldungen, die aus dem
Bundesausland kommen, unterliegen der Steuer nur, sofern sie nicht schon im.
Ausland durch eine dem Bezieher unmittelbar zur Last fallende Steuer ge-
troffen werden. § 37 des Kontributionsedikts.
2) Novelle vom 4. April 1887 zum Einkommensteuergesetz vom 18. April
1886. Finanzarchiv 1887 S. 1036.
3) Und zwar nicht nur, wenn sie einen Wohnsitz im Staat haben, sondern
auch dann, wenn sie sich nur im Staat aufhalten.
4) Einkommensteuergesetz vom 17. Juni 1890. Finanzarchiv 1890 S. 559.
5) Nach einer Novelle vom 10. Oktober 1857 sollen Ausländer wegen ihres
im Fürstentum liegenden Grundeigentums nur mit Klassensteuer belegt werden,
wenn der Reinertrag 10 Thlr. nicht übersteigt.
6) Unter gewissen Voraussetzungen auch Luxemburg. Siehe S. 45 Note 3.
410

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 47

von Staaten eingeschlagen; sie haben einen besonderen


hereingezogen und die Steuerpflicht eingeengt für den
Ausländer nicht am Erwerb sich beteiligt, während
recht möglichst scharf zur Geltung bringen, sobald
setzung entfallt.
Sehr weit geht Oldenburg in dieser Hinsicht, indem es u
Bedingung, der freilich noch andere gleichgestellt sind,
des Reichsgesetzes über Doppelbesteuerung zur Anwe
Steuerpflichtig werden nämlich Ausländer, sobald sie e
Wohnsitz im Herzogtum genommen haben oder des Erwe
hier aufhalten oder aus anderen Gründen als des Erwer
Herzogtum länger als (5 Monate aufgehalten haben ; dies
cessiert aber für das Einkommen aus auswärtigen Grun
Handels- und Gewerbeanlagen, Gehalten, Pensionen und
wenn und insoweit der Nachweis geführt wird, dass sie
Einkommens auswärts einer gleichartigen Steuer unter
Baden hat schlechtweg sowohl im Kapitalrentensteue
6. März 1888 als im Einkommensteuergesetz vom 20.
scheidende Norm gelten lassen, ob der Reichsausländer
wegen seinen Wohnsitz im Staat genommen hat od
ersten Fall steuert er für sein ganzes Einkommen un
Kapitalrente , gleichgültig ob sie aus dem In- oder
rühren; im zweiten Fall nur für das aus reichsinländ
quellen fliessende Einkommen und nur für die Kapi
Reichsgebiet angelegt sind; es nähert sich diese zwei
sehr dem Verfahren Bayerns, nur dass sie dem Ausländ
anstatt des Staats als Inland zum Bewusstsein bringt
Zwischen dem oldenburgischen und badischen Verf
das preussische in der Mitte. Nach dem preussischen
steuergesetz vom 24. Juni 1891 sind diejenigen Ausländ
Preussen einen Wohnsitz haben oder sich daselbst des E
oder länger als ein Jahr aufhalten, steuerpflichtig, und
ganzes in- und ausländisches Einkommen; es cessier
Steuerpflicht für das Einkommen aus ausländischem Gru
Gewerbebetrieb bei jenen Ausländern, die nicht des Erw
einen Wohnsitz in Preussen haben 2). Es folgt Preuss
') Art. 2 § 1, Art. 3 Z. 8 des Einkommensteuergesetzes. Fin
S. 287, 288.
2) § 1 Z. 3 und § 6 Z. 2. Finanzarchiv 1891 S. 811, 812.
411

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
48 Georg Schanz,

insofern es bei Wohnsitz dem Erwerbsmomente eine entscheidende


Bedeutung für Steuerbefreiung schlechthin zumisst , es folgt aber
Oldenburg in der Festsetzung des Umfanges der Steuerbefreiung, indem
€s namentlich wie Oldenburg das Recht auf die ausländischen Kapital-
zinsen festhält ; dagegen geht es über Oldenburg hinaus dadurch, dass
■es dies auch bezüglich der Gehalte, Pensionen und Wartegelder thut.
Den genannten Staaten schliessen sich die Hansestädte an, nur
dass sie eine andere Norm für das Mass der Befreiung suchten.
Das Hamburgische Einkommensteuergesetz vom 7. Mai 1881 erklärt
die Fremden für steuerpflichtig; doch haben diejenigen, welche keine
Oeschäfts- oder Erwerbsthätigkeit ausüben, die Wahl, ob sie ihr
Einkommen nach den gewöhnlichen Bestimmungen oder bloss ihr in
Hamburg verbrauchtes Einkommen zum höchsten Steuersatz (31/? °/o)
versteuern wollen. Das Lübecker Einkommensteuergesetz v. 27. Mai
1889 erklärt im allgemeinen steuerpflichtig diejenigen Ausländer,
welche im Lübeckischen Staatsgebiete wohnen oder des Erwerbs
wegen oder länger als ein Jahr sich aufhalten. Ausländer, welche
^ine Erwerbsthätigkeit nicht ausüben , haben ihr Einkommen nur
insoweit zu versteuern, als sie es im Staatsgebiet verbrauchen. Das
Bremische Gesetz vom 17. Dezember 1874 ist noch etwas milder, als
die beiden anderen hansischen Gesetze. Ausländer, welche kein Gewerbe
im Staat betreiben, zahlen die Steuern nur von dem daselbst ver-
brauchten Einkommen; haben sie Grundbesitz, so versteuern sie
^usserdem das daraus herrührende Einkommen, soweit es das im
Staat verbrauchte Einkommen übersteigt 1). Dass der Bremische
Gesetzgeber den Ausländer, der ein Gewerbe betreibt, für sein ganzes
{inländisches und ausländisches) Einkommen besteuert, also schlechter
behandelt als den, der nur Grundbesitz hat und infolgedessen nur
sein Einkommen daraus bezw. seinen Verbrauch zu versteuern braucht,
hat augenscheinlich seinen Grund darin, dass man dem Ausländer,
der nur Renten verzehrt, es möglichst behaglich in Bremen machen
wollte, indem man ihm sogar gestattet; ein Haus und ein Gärtchen
zu kaufen, ohne dadurch ungünstiger behandelt zu werden.
Die übrigen Staaten, die das Erwerbsmoment hereinziehen,
gewähren einen viel kleineren Spielraum für Steuerfreiheit. Nach

*) Die Ausländer, die weder Grundbesitz haben, noch ein Gewerbe be-
treiben, sind einkommensteuerfrei, wenn sie während des der Steuerausschreibung
Torangegangenen Kalenderjahrs zu keiner Zeit im Bremischen Staatsgebiet ge-
wohnt haben.
412

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 4Q

dem neuen meiningenschen Einkommensteuergesetz vom


sind die Ausländer für ihr ganzes Einkommen steuerpfli
sie im Staat einen Wohnsitz haben oder sich des Erw
oder länger als ein Jahr aufhalten. In Sachsen- Altenb
Ausländer, welche sich, ohne ein Gewerbe oder sonst
bringende Beschäftigung zu betreiben und ohne ein Eink
ausländischem Grundbesitze zu beziehen, im Inlande au
■die Dauer eines Jahres steuerfrei; betreibt der Auslä
werbe etc. vor Ablauf des Jahres, so wird er für das hie
Einkommen sofort steuerpflichtig; nach Ablauf des einjä
enthalts tritt volle Steuerpflicht ein für in- und ausländ
kommen *). Noch schärfer macht Lippe-Detmold sein Steu
tend. „Personen, welche die lippische Staatsangehörigkeit n
und ohne ein Amt zu verwalten oder ein Gewerbe zu bet
über zwei Monate im Lande sich aufhalten, sind steue
der Aufenthalt länger, so ist die Steuer, falls sie gesetzli
werden kann, für die beiden ersten Monate nachzuzahlen
Einen eigenartigen Weg hat Hessen eingeschlagen
Einkommensteuergesetz vom 8. Juli 1884 hat es die im
nenden Reichsausländer mit ihrem ganzen Einkommen
pflichtig erklärt3), wenn sie daselbst eine mit Erwerb
Beschäftigung ausüben; für das hierdurch häufig zu v
hat es dann bei der Kapitalrentensteuer gewissermasse
pensation eintreten lassen4), indem die Ausländer für ih
renten nur steuerpflichtig sind, wenn sie im Grossherzog
und (zugleich) daselbst eine mit Erwerb verbundene B
ausüben oder ausgeübt haben.

*) Gesetz vom 17. März 1868 und Novelle vom 24. Juni 1872
Wortlaut des Gesetzes ist anzunehmen, dass dem Ausländer nicht wie dem
Staatsangehörigen die Steuer vom auswärtigen Gewerbseinkommen um 1/z er-
mässigt werden kann und die vom Einkommen aus Grundbesitz cessiert, wenn
die ausländische Belastung nachgewiesen wird.
2) Novelle vom 25.. Juli 1885 zum Gesetz vom 6. Juni 1868.
3) Wie bei den Inländern ist das Einkommen der Ausländer aus inländi-
schem Grundeigentum und gewerblichem oder Handelsbetrieb frei, wenn es
unter 500 M. beträgt.
4) Diese Kompensation gilt freilich auch für nichthessische Reichsange-
hörige bei gleicher Voraussetzung» Hier ist sie ganz deplaziert, weil bei diesen
der Grundbesitz und das Gewerbe, das im andern Staate liegt, von der Ein-
kommensteuer so wie so nicht getroffen werden darf.
Finanz archiv. IX. Jahrg. 413 4

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
50 Georg Schanz,

Die Gesetzgeber aller Staaten, w


Scheidelinie für die strengere oder g
freiheit aufgestellt haben, sind off
dung beherrscht gewesen, dass der
schen Erwerb sich beteilige, in inte
gehöre, als derjenige, der nur als K
sie nicht das rechte Mass für die B
teil, sie haben vielfach die enorm
Ein Engländer, der z. B. in Baden-B
verzehrt und vielleicht ein Einko
ist steuerfrei; ein anderer, der eini
nicht nur sein im Inland bezogen
ländisches Einkommen zu verst
Preussen 1). Ja in Hessen wird da
misslicher, weil die Steuerfreiheit
loren geht, auch wenn der Ausländ
mit Erwerb verbundene Beschäft
Misslichkeiten ergeben sich aus der
oben berührten Staaten, nur dass s
die Steuerfreiheit durch andere M
Aufenthalt, ohnehin aufgehoben wi
nur ein milderes, vereinfachtes Steu
All die Schiefheiten, Widersprüc
die Praxis uns im vorstehenden gez
man den Grundsatz der wirtschaft
stehen der Steuerpflicht massgeb
schaftlich zur Gemeinschaft gehö
Masse seiner durch die wirtschaftlic
und nach Massgabe der Dauer der
Von diesem Standpunkt aus verbi
des im Land wohnenden Ausländ
kurzen Aufenthalt aus Gründen d
*) Darauf hat auch Ad. Wagner aufm
1891 S. 654.
2) Ueber die Motive dieser Bestimmung siehe Schanz, Die direkten
Steuern Hessens und deren neueste Reform. Finanzarchiv 1885 S. 501.
3) Für den im Inland erwerbenden Fremden kann eine Gastfreundschaft
nur im beengtesten Maass, z. B. für Handelsreisende, gewährt werden; für die
übrigen Fremden würde eine halbjährige Steuerfreiheit, wie sie im allgemeinen
England gewährt, voll genügen. Wenn man unsere Norm der Steuerpflicht an-
414

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g J

verbietet sich aber auch die volle Besteuerung des Auslä


sein ausländisches Einkommen. Die richtige Norm verlangt
dass der Ausländer schlechtweg steuerpflichtig ist für sein
inländischen Erwerb, gleichgültig, ob er aus Grundbesitz, G
Lohn oder inländischen Zinsen fliesst ; von seinen ausländi
künften hätte er den vierten Teil zur Versteuerung zu bri
Es sind nur zwei Staaten, die auf der rechten Bahn s
wegen: das Königreich Sachsen und Schaumburg-Lippe.
sächsischen Einkommensteuergesetz vom 2. Juli 1878 (§2 Z
dem Schaumburg - Lippeschen vom 20. Januar 1885 (§
werden die Ausländer steuerpflichtig, wenn sie im Staat ein
sitz haben oder sich dauernd, d. h. mindestens 1 Jahr lang
brochen oder 3 Jahre mit Unterbrechung aufhalten, mit d
Einkommen, welches im Staat erworben oder nach demselben be-
zogen wird 1). Es wird angenommen werden dürfen, dass der Aus-
länder nur soviel nach dem Staat bringt, als er zur Ergänzung seiner
inländischen Einkünfte bezw. zum Konsum nötig hat; der bei den
Hansastädten sich findende, aber dort durch die Hereinziehung der
Erwerbsthätigkeit verunstaltete Gesichtspunkt, den Ausländer nach
Massgabe seines Konsums zu treffen, ist hier verwertet. Es ist, wie
oben schon gezeigt worden, weniger ein prinzipieller Gegensatz, als
eine mit Rücksicht auch auf die übrigen Steuerfälle gezogene prak-
tische Erwägung, welche unsern etwas, abweichenden Vorschlag her-
vorgerufen hat2). In der Mehrzahl der Fälle wird man annehmen
dürfen, dass der Verbrauch der im Inland lebenden Ausländer, wenn
sie aus dem Inland kein Einkommen beziehen, nicht unter dem von uns
vorgeschlagenen Viertel des ausländischen Einkommens sich bewegt.

4. Besteuerung der Ausländer, die im Ausland wohnen, hin-


sichtlich des Einkommens, das sie aus dem Inland beziehen.
Im Allgemeinen ist in den Gesetzen diese Steuerpflicht, analog
wie in Nr. 1, geregelt. Auf alles Einkommen, das aus dem Inland
nimmt, dann halte ich auch die Künsteleien für eine allmähliche Steigerung der
Steuerpflicht der Fremden für unnötig, wie sie z. B. in Waadt und Neuchâtel
bestehen. Schanz, Steuern der Schweiz I S. 87; IV S. 90, 158.
*) Das Schaumburg -Lippesche Gesetz sagt ausdrücklich: „nach dem
Fürstentum gebracht wird"; das sächsische Gesetz sagt: „in Sachsen bezogen
wird", die Ausführungsverordnung vom 11. Oktober 1878 § 1 beseitigt etwaige
Zweifel durch den Ausdruck „nach Sachsen gezogenes Einkommen".
*) Siehe oben S. 11 Note 1.
415

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
52 Georg Schanz,

stammt, legt die Hand Italien, auf f


England 2) und Luxemburg ; auf das
kommen aus Grundbesitz, Gewerbe
gehalten, Wartegeldern Preussen, Ba
Schaumburg-Lippe5), Lippe-Detm
Gotha 6) , Schwarzburg - Sondershau
Bremen, Lübeck9), Hamburg, Anh
mar l *). Bei Lübeck ist auch das ein
Kuratel unterstellte Vermögen mit s
Weimar das im Grossherzogtum als
deponierte Kapital. Sachsen und He
Gehälter u. s. w. nicht, Hessen auch
und Gewerben nur, wenn dasselbe
Man sieht, der Grundbesitz der
wirtschaftlichen Zugehörigkeit ist
erkennung gelangt. Lücken bezw. U
insofern die Anteilnahme in Form d
ferner insofern die Erfassung de
schuldnerischen Staates bei der M
insofern, als einige Staaten dem W
Nach unserer Norm wäre das aus
möglichst vollständig zu erfassen,
steuerung im Ausland nachweist, 1

*) Siehe oben S. 37 nebst Note 3 dase


2) Die im Ausland wohnenden Fremd
der Kouponsteuer. Siehe Ad. Wagner, F
d) Gehalte etc. aus allen öffentlichen
4) Bei Grundbesitz erforderlich wenigs
5) Gehalte etc. aus allen inländischen
6) Das Einkommen muss wenigstens
7) Nicht alle Gehalte etc., sondern nu
gezahlte Pension ist steuerpflichtig.
8) Der Grundbesitzertrag muss wenig
9) Besoldungen etc. aus allen öffentli
10) Besoldungen etc. „aus dem Herzog
mindestens 150 M. betragen.
n) Besoldungen etc. aus Staats-, Gem
öffentlichen Anstaltskassen.
12) Siehe § 5.

416

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 53

§ 5. Die Durchführung der Steuerpflicht gegen


Aktiengesellschaften.
Das von uns erörterte Problem hat auch für an
seine Wichtigkeit. So insbesondere für die Besteuerung
gesellschaften. Gerade hier treffen Wohnsitz u
Aktionärs ausserord entlich oft nicht mit Sitz und Staat des Betriebs
zusammen; zugleich handelt es sich um beträchtliche Steuerkapitalien;
belief sich doch 1889/90 das eingezahlte Kapital der Aktien- und
Aktienkommanditgesellschaften in Deutschland auf 4866 Mill. M.,
also nahezu 5 Milliarden.
Die deutsche Gesetzgebung ist auf diesem Gebiete äusserst
schwankend x). Ich habe an anderer Stelle schon darauf hin-
gewiesen2). Eine Gruppe: Sachsen-Gotha, Braunschweig, Schaum-
burg-Lippe besteuern nicht die Aktiengesellschaften, sondern nur
die Aktionäre für ihre Dividenden. Eine zweite Gruppe: Bremen,
Lippe-Detmold, Sachsen- Weimar, Hessen besteuern die Aktiengesell-
schaft als solche für das ganze Einkommen, lassen aber den in-
ländischen Aktionär frei für die bezügliche Dividende, wogegen der
Inländer die Dividende auswärtiger Aktiengesellschaften zu ver-
steuern hat3). Eine dritte Gruppe: Bayern, Württemberg, Mecklen-
burg, Sachsen-Meiningen, Sachsen- Altenburg, Reuss j. L., Schwarz-
burg - Sondershausen , Schwarzburg - Rudolstadt , Sachsen - Koburg,
Königreich Sachsen, Anhalt, Hamburg, Lübeck besteuern die Aktien-
gesellschaft für das ganze Einkommen und den Aktionär für die
Dividende. Eine vierte Gruppe: Oldenburg, Preussen, Baden haben
einen Mittelweg eingeschlagen und zwar, indem das oldenburgische
Gesetz vom 11. März 1891 die inländischen Aktiengesellschaften für
steuerpflichtig erklärt, aber dem inländischen Aktionär gestattet,
3°/o des eingezahlten Betrages der Aktie abzuziehen, während das
preussische Gesetz vom 24. Juni 1891 und das badische vom 20. Juni
1889 die Aktiengesellschaften von ihrem steuerpflichtigen Einkommen

*) Aehnlich die schweizerische (s. Schanz, Die Steuern der Schweiz I


S. 90 f.) und die amerikanische (s. Seligman, The taxation of corporations
in Political Science Quarterly Bd. V).
2) G. S e h a n z , Die Besteuerung der Aktiengesellschaften in den deutschen
Staaten. Wochenschrift für Aktienrecht und Bankwesen, Steuer- und Stempel-
fragen 1892, Nr. 20 S. 191 und schon früher im Finanzarchiv 1885 S. 317 f.
3) Auf diesem Boden stehen auch die neuen österreichischen Entwürfe.
§ 91 f.; § 158 Z. 7.
417

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
54 Georg Schanz,

31/* bezw. 3°/o des eingezahlten


Aktionär für seine Dividende voll besteuern.
Ich habe in der Wochenschrift für Aktienrecht ausführlich
jeden dieser Modi beleuchtet und gezeigt, wie jeder auf Steuer-
sicherheit, Progression, Aktienkurs wirkt und welchen Motiven sie
entsprungen sind. Hier interessiert nur ein Punkt, nämlich wie sie
vom Standpunkt unseres Problems zu beurteilen sind. Gerade diese
Seite spielt aber, wie leicht einzusehen ist, in der Ausgestaltung der
Besteuerungsarten eine grosse Rolle und hat auch zur Aufstellung
schiefer Theorien und mancherlei Inkonsequenzen geführt; weil man
nicht darüber hinwegkam, dass der Ort bezw. Staat der belegenen
Sache und doch wohl auch der Wohnsitz des Aktionärs zu einer
Steuer kommen müsse, operierte man mit dem formal -juristischen
Moment der getrennten Persönlichkeit, ohne dass man im stände war,
diese Auffassung konsequent festzuhalten; man kam zum Teil zu
harten Doppelbesteuerungen und anderen Verkehrtheiten:
Und doch liegt das Problem relativ einfach. Die Aktionäre
sind Gewerbetreibende, welche an einem bestimmten Ort einen ge-
werblichen Betrieb haben, den sie durch bezahlte Organe leiten
lassen. Sie gehören wirtschaftlich dem Ort an, wo das Unternehmen
sich befindet, gehören aber auch als Konsumenten der Wohnsitz-
gemeinde an. Nach diesen Gesichtspunkten bemisst sich ihre Steuer.
Vom Standpunkt der wirtschaftlichen Zugehörigkeit muss der
Weg der ersten Gruppe entschieden als unrichtig bezeichnet werden ;
der Staat und die Gemeinde des gewerblichen Betriebs haben ein
grösseres Anrecht auf die Steuer als der Wohnsitz und Staat des
Aktionärs; die zweite Gruppe verfahrt richtiger, gibt aber dem
Wohnsitzstaat und der Gemeinde des Aktionärs nur etwas, wenn es
sich um zwei verschiedene Staaten handelt und führt in diesem Fall
zu schlechthiniger Doppelbesteuerung. Die dritte Gruppe verallge-
meinert diesen letzteren Modus, was zwar ungerecht, aber für Staat
und Gemeinde unter allen Umständen zu einem finanziell sehr be-
friedigenden Zustand führt. Die vierte Gruppe sucht gerechter zu sein
und doch beide beteiligten Staaten bezw. Gemeinden zu befriedigen.
In dieser Gruppe hat Oldenburg dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen
Zugehörigkeit richtiger Rechnung getragen als Preussen und Baden,
indem ersteres daran festhält, dass dem Staat des Betriebs der Vorrang
gehört ; befriedigend ist sein Verfahren gleichwohl nicht, denn indem
es die Aktiengesellschaft voll besteuert, den inländischen Aktionär 3 °/o
418

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g g

abziehen lässt, vermeidet es die Doppelbesteuerung nicht ganz, g


Staat, bezw. der Gemeinde des Aktionärs nichts, wenn die Div
3°/o nicht erreicht, und bei massiger Dividende nicht viel. Pr
und Baden anderseits verletzen entschieden das Prinzip der
schaftlichen Zugehörigkeit viel zu stark, zu gunsten der Wohn
gemeinde und des Wohnsitzstaates des Aktionärs. Bei allen
gesellschaften, deren Ertrag über 3 bezw. S1^0^ nicht hina
erhält Baden und Preussen, soweit die Aktionäre ausser Landes
wohnen, überhaupt nichts, und bei Aktiengesellschaften, welche nur
wenig mehr als 3 bezw. 3 */2 °/o erzielen, bei sonst gleicher Voraus-
setzung, sehr wenig. Das widerspricht ganz und gar der Idee, die
das deutsche Reichsgesetz über Doppelbesteuerung beherrscht. Wie
wenig befriedigend das preussische und badische Verfahren als all-
gemeine Norm ist, sieht man daraus, dass Preussen sofort dasselbe
zu desavouieren für gut fand, soweit es sich um das Kommunal-
steuerwesen handelt. Es hat im selben Gesetz ausgesprochen, dass
bezüglich der Gemeinde der Abzug von S1/»0/© nicht Platz greift, es
vielmehr beim Kommunalsteuernotgesetz vom 27. Juli 1885 bleibt,
wonach Aktiengesellschaft und Aktionär doppelt besteuert werden.
Wird unsere frühere Maxime verwirklicht, so ist damit die
Besteuerung der Aktiengesellschaft geregelt. Die Aktiengesellschaft
versteuert am Ort und im Staat des Betriebs 3/¿ des Einkommens
oder Ertrags, wogegen der Aktionär für ^4 der Dividende dem
Wohnsitzstaat und der Wohnsitzgemeinde steuerpflichtig wird. Bei
diesem Modus würde ein kleiner Teil des ganzen Aktieneinkommens
scheinbar nicht besteuert sein; denn 3/4 des Aktieneinkommens plus
rl± der Dividende machen nicht zusammen das Aktieneinkommen,
weil das Viertel der Dividende kleiner ist, als das Viertel von dem
Aktieneinkommen, welches ja nicht bloss aus Dividenden, sondern
auch aus Rücklagen in Reservefonds, Schuldentilgungs- und Geschäfts-
erweiterungsbeträgen besteht. Es ist aber hiebei in Anschlag zu
bringen, dass die Aktiengesellschaft da, wo progressiver Steuersatz
besteht, in der Regel zu hoch getroffen ist, so dass in der Gesamt-
steuer das Aktienunternehmen nicht zu kurz kommt1).

3) Freilich bleibt dabei eine kleine Unbilligkeit, insofern der Ort und Staat
der Aktiengesellschaft etwas zu viel, der Ort und Staat des Aktionärs etwas zu
'wenig bekommen. Will man diese vermeiden, müsste man die Progression bei
der Aktiengesellschaft fallen lassen und sich bei ihr mit einem prozentualen
Durchschnittssatz begnügen, den Aktionär aber für 1/s der Dividende beiziehen.
419

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
56 Georg Schanz,

Dieser Modus befriedigt mehr a


mehr als der preussisch-badische ;
Abzug bestimmter Prozentsätze
berechtigten Teile ganz durchfal
haupt ein Ertrag oder ein Einkom
Wie gross auch immer das Eink
Dividende des Aktionärs , ob V2 °/
beiden beteiligten Gemeinwesen im
kann dieser Modus sich jedem S
der Aktiengesellschaft Einkomm
kommens in Betracht; bei Ertra
steuern, bei kombiniertem System
entweder ]/* der Einkommen- ode
zusammen. Das wäre eine Norm,
gesetzes über Vermeidung der Do

§ 6. Die Steuerpflicht bei d


Neben den allgemeinen direkte
schaftssteuer, welche bei Lösung de
keiten macht. Wohl ist man darüb
habe. Man betrachtet allgemein
als den Steuerpflichtigen. Aber w
darüber gehen die Ansichten seh
scheint zu sein, dass man den St
welcher den durch die Erbschaft bereicherten und die Steuer zah-
lenden Erben hat. Allein das ist beinahe nirgends der Fall. In
Deutschland kenne ich als Beispiel hierfür nur Sachsen- Gotha; soweit
dessen eine staatliche Erbschaftssteuer in Betracht kommt a), ist sie
geregelt in dem Stempelgesetz vom 1. Juli 1868; dieses macht in
keiner Weise die Steuerpflicht von einer Beziehung des Erblassers
zum Staat abhängig, es kennt bloss Steuerpflichtige, die durch eine
Erbschaft oder ein Legat bereichert worden sind. Abgesehen von
diesem Fall kommt nur neben andern Momenten in einigen Ge-
setzen auch noch die Beziehung des Erben zum Staate in Frage2).

*) Sachsen-Gotha hat noch daneben eine zweite alte Erbschaftssteuer, die


geregelt ist durch die Verordnung vom 3. Mai 1836 und früher in die Waisen-
hauskasse gezahlt wurde.
2) Siehe S. 57.
420

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g y

Der Grund; weshalb dieses nächstliegende Steuerpflich


so wenig Beachtung gefunden hat, ist teils ein äusserer
innerer. In der ganzen Entwicklung des Steuerwesens
man, dass der Staat sein Steuerrecht vor allem so abgre
wirksam ist und er möglichst einen Zugriff auf die G
Diesen hat er bei der Erbschaftssteuer am sichersten, wenn er an
den Nachlass sich hält und sein Steuerrecht geltend macht, ehe
dieser in viele Hände übergegangen ist. Der inländische Nachlass
kommt zu seiner Kenntnis, ob jemand seiner Einwohner geerbt hatr
erfährt der Staat nicht immer, es sei denn, dass es sich um Grund-
stücke oder Hypothekforderungen handelt, bei denen der Besitz-
wechsel in öffentliche Bücher eingetragen werden muss, also der
Mitwirkung des Staates benötigt. Sodann hat man hervorgehoben,
dass die Erbschaftssteuer noch einmal die gesamte Persönlichkeit des
Erblassers erfassen, die Summe des Erwerbs seines ganzen Lebens
treffen wolle. Diesen Charakter der Nachsteuer hat die Erbschafts-
steuer bis heute nicht verloren x), und mit Recht macht man deshalb
das Steuerrecht des Staates abhängig in erster Linie von einer Be-
ziehung des Erblassers, nicht des Erben zum Staate.
Hält man in den Gesetzen Umschau 2), so findet man, dass als
solche entscheidende Beziehung aufgestellt ist die politische Staats-
angehörigkeit des Erblassers bei Preussen bis 1891, Sachsen, Baden*
Hessen, Reuss ä. L., Schaumburg-Lippe, Braunschweig, Anhalt-Dessau,
Schwarzburg-Sondershausen, Lauenburg, Norwegen, Oesterreich; der
letzte ordentliche Wohnsitz bei Preussen seit 1891, Württem-
berg, Oldenburg, Sachsen- Altenburg, Sachsen- Weimar, Reuss j. L.,
Mecklenburg-Schwerin, Lippe-Detmold, Hamburg, Bremen, Däne-
mark, Schweiz3), Holland4), überwiegend bei Schweden4) und Frank-
reich; sowohl die Staatsangehörigkeit als den Wohnsitz
des Erblassers lassen als Steuerpflichtsgrund gelten Bayern,
Sachsen-Meiningen, Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Koburg, Lübeck.
*) Siehe C 1 a u s s , Das Reichsgesetz wegen Doppelbesteuerung, im Finanz-
archiv V, S. 194.
2) Vgl. Bacher, Die deutschen Erbschafts- und Schenkungssteuern 1886,.
von dem ich jedoch in der Zuteilung der Staaten zur einen oder anderen
Gruppe zum Teil abweiche; Böhm, Handbuch der internationalen Nachlass-
behandlung, 1855; auch Zeller, Die Erbschaftsbesteuerung im Verhältnis zum
Heimatstaat und zu anderen Staaten. Finanzarchiv 1890 S. 316 f.
3) Schanz, Steuern der Schweiz I, S. 79.
4) Finanzarchiv 1888, S. 1071 f.
421

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
58 Georg Schanz,

Der Beziehung des Erben legen


bei Bayern, Sachsen, Hessen und W
Dem Moment der Staatsangehöri
eine entscheidende Bedeutung zuzu
kann sagen: Wenn es bei den allg
nicht möglich und nicht rätlich
Steuerpflicht des Staatsangehörigen
um so mehr geltend gemacht we
hohem Betrag auftretenden Erbsc
bei der letztwilligen Verfügung üb
jenigen zu erinnern, denen er bes
denen er zu Dank verpflichtet is
den Erblasser zu den Seinigen zä
nehmen und für ihn zu sorgen ,
verstossen wurde - und das alles, o
des Lebens überhaupt Steuern er
auf der Bildfläche zu erscheinen un
tung zu begründen, • auf dass er se
einschmeichelnd und vernünftig d
wird es, ihr gerecht zu werden, j
dieser Hinsicht schlechter als die all
den noch lebenden Staatsangehörig
ein Exekutionsmittel, der Verlust d
dem gestorbenen Staatsangehörig
nichts mehr in der Hand. Wenn
verstirbt und im Heimatstaat kei
Heimatstaat zu einem Anteil nur k
oder falls das Vermögen andersw
Sache ihm dazu verhilft, d. h. einen Steueranteil ausliefert. Das
entspricht weder der üblichen noch natürlichen Abgrenzung der
Staatsgewalt; es versteht sich ein Staat wohl dazu, sein Steuerrecht
im Inland zu beschränken, aber kaum wird er sich bereit finden
lassen, für den andern den Steuererheber zu machen ; das ist höchstens
denkbar in einem Bundesstaat1). Eine Erbschaftssteuer auf Grund

*) Der Vorschlag von Claus s im Finanzarchiv 1888, S. 194, lief auf


einen solchen Modus bei den deutschen Staaten hinaus. Er wollte, dass für
den ganzen Mobiliarnachlass regelmässig das Indigenat des Erblassers beim
Ableben entscheide, dagegen dasselbe nicht respektiert werde, vielmehr die
Steuer dem Wohn- oder Aufenthaltsort zugeteilt werden soll, wenn der Erb-
422

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. gQ

der Staatsangehörigkeit lässt sich rein gar nicht durc


der Erblasser, wie das heute nicht selten ist, mehrf
angehörigkeit, dann gibt es auch noch Doppelbesteuerun
ganze Regelung wird noch unleidlicher.
Es lag nun nahe, an den Wohnsitz des Erblassers
der Wohnsitzstaat erschien nach dem Heimatstaat als
dem der Erblasser die engsten Beziehungen hatt
sprechen noch manche andere technische Momente.
ist in der Mehrzahl der Fälle für die direkten Steuer
gebend, insofern der Besitz und die Steuerquetten meis
sitz sich finden, und da die Erbschaftssteuer zugleich e
für die direkten Steuern bewirken soll, so erschien es z
auch für die Erbschaftssteuer den Wohnsitz entscheiden
auch legte man Wert darauf, dass der Gerichtsstand
und die für das Konkursverfahren über einen Nachlass
Zuständigkeit regelmässig auf den letzten Wohnsitz
zurückführt1) und, soweit Verträge mit auswärtigen
entgegenstehen2), für die Beerbung einer Person nic
des Staates massgebend ist, in welchem der Erblasser
gehörigkeit besitzt, sondern das Recht desjenigen Staate
er seinen letzten Wohnsitz hat3). Diese Momente
That dazu geführt, dass eine Reihe Staaten, darunter
neuerdings Preussen, die Staatsangehörigkeit ganz elimi
Allein es ist klar, dass auch der Wohnsitz für die Erb
nicht ausreicht. So lange der Erblasser lebt, kann d
staat eine Gewalt über seine Person ausüben, sobald
er auf die Staaten des belegenen Vermögens angewies
Erblasser am Wohnsitzstaat wenig oder nichts besess

lasser während der letzten 5 Jahre seines Lebens ununterbroch


wohnt oder sich aufgehalten hat.
*■) So wenigstens in Deutschland.
2) Deutschland hat solche Verträge mit Russland, Griechenla
Serbien, südafr. Republik abgeschlossen. Reichsgesetzblatt 187
S. 101, S. 69; 1883 S. 62; 1886 S. 209.
3) Siehe die Motive zur Novelle des preussischen Erbschaftssteuergesetzes.
Finanzarchiv 1890, S. 716, 717.
4) Doch gibt der § 11 dem Finanzminister entsprechende Befugnisse, um
denjenigen Staaten gegenüber, die noch mit der Staatsangehörigkeit operieren,
analog verfahren und dadurch Doppelbesteuerung vermeiden zu können. Finanz-
archiv 1890, S. 950.
423

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
ßO Georg. Schanz,

beseitigt der Wohnsitz so wenig Ste


angehörigkeit, da der Erblasser, wie
angehörigkeit, so auch einen mehrf
wenn man nicht, wie dies allerdings vie
innegehabten Wohnsitz sich hält.
Wenn man das Indigenat und den
gleichzeitig als Steuerpflichtsgrund gel
die Schwierigkeiten nicht behoben, wo
dehnung der Steuerpflicht gewonnen
Moment, dass gleichzeitig ein im Inla
eine Bedeutung bei, so wird der Krei
aber die Steuerpflicht zugleich wirk
unter allen Umständen für den Staat
er sich zu halten vermag 1).
Wie schon die Hereinziehung de
Interesse der sichern Durchführung
sich die Staaten dieserwegèn und zuglei
konflikte zu weiteren sehr erheblichen
gelegten Prinzips verstanden. Das
In Bezug auf den Grundbesitz gaben
steuerung auf, wenn er im Ausland
steuerung dem Staat, in welchem de
Weder Staatsangehörigkeit noch Wohn
eine Rolle. Dieser Grundsatz scheint zu einem internationalen Rechts-
satz sich durchzuringen 2).

*) Wenn nämlich beweglicher Nachlass im Lande sich befindet, der Staats-


angehörige Erblasser aber auswärts verstirbt und der Erbe auswärts wohnt, so
kann der Vollzug recht fraglich sein. Also wenn z. B. ein Preusse, der in Berlin
wohnt, bei einem in München wohnhaften Bruder einige wertvolle Bilder be-
sitzt, die er einem in Berlin wohnenden Freunde vermacht hat, so wird es
Bayern schwer sein, sein Steuerrecht geltend zu machen; es ist in Bayern
niemand, der zur Anzeige verpflichtet ist und die Bilder können leicht aus
München nach Berlin geschafft werden.
2) In Deutschland gilt er ohne Ausnahme. Ebenso in England, wenigstens
für die legacy duty (Leser, Die britische Erbschaftsbesteuerung, Zeitschr. f.
Staatsw. 188Ì S. 507); in Italien, in der Schweiz, in Oesterreich, Griechenland,
Spanien, Schweden, Portugal. Eine Ausnahme macht dagegen z. B. Holland;
der Erbschaftssteuer unterliegt dort der Immobiliarbesitz eines Erblassers, der
in Holland wohnte, gleichgültig ob der Immobiliarbesitz im In- oder Ausland
liegt, auch gleichgültig an wen er geht. Hier ist also das Wohnortsprinzip
streng durchgeführt- Ausser und neben der Erbschaftssteuer wird auch noch
424

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. fì'

Bezüglich des beweglichen Vermögens hat man gle


Prinzip durchbrochen, indem man teils der Lage des
Vermögens, teils andern Momenten noch Wert beimass.
So lassen für das auswärts gelegene Vermögen prinzi
andern Staat die Vorhand: Sachsen, Hessen, Reuss ä.
Schaumburg, Anhalt-Dessau, Braunschweig, Baden, in
im Ausland gelegene bewegliche Vermögen des Staats
nur besteuern, wenn im Ausland keine oder nur ein
Steuer als im Inland zu entrichten war. Lauenburg l
Ausland befindliche Vermögen eines Staatsangehörige
frei, auch wenn es an einen lauenburgischen Untert
Analog lassen Preussen, Sachsen- Altenburg , Sachsen-
Württemberg für auswärts gelegenes Vermögen ein
angehörigen die auswärtige Steuer abrechnen. Auch
und Sachsen-Weimar nähern sich der Gruppe, insofer
Falle, dass der domizilsangehörige Erblasser nicht nur
sondern auch im Auslande einen Wohnsitz hatte, das am letztern
Wohnsitz befindliche Mobiliar vermögen nur besteuern, wenn die aus-
ländische Abgabe weniger als die inländische Steuer beträgt, Hat
ein derartiger Erblasser auch noch in einem dritten Staat, wo er
nicht domiziliert gewesen, bewegliches Vermögen hinterlassen, so
wird dies in gleichem Masse , jedoch mindestens zur Hälfte , zur
Erbschaftsabgabe herangezogen. Sachsen- Gotha (Prinzip der Zuge-
hörigkeit des Erben) lässt im Ausland befindliches Mobiliarvermögen
überhaupt steuerfrei, sobald nachgewiesen wird, dass im Ausland
die dort üblichen Erbschaftsabgaben entrichtet werden müssen.
Bayern und Sachsen-Meiningen sind ebenfalls bezüglich der Heran-

eine Uebergangsabgabe verlangt; dieser unterliegt der in Holland gelegene


Immobiliarbesitz eines Nichteinwohners. Hier schimmert das Territorialprinzip
durch. Auch bei der Erbschaftssteuer ist wenigstens eine Konzession an das-
selbe gemacht; von derselben ist befreit der Wert der unbeweglichen Sachen,
für welche in den überseeischen Besitzungen Hollands die Uebergangssteuer
nachweislich gezahlt ist. (Siehe Art. 1, 23, 56. Finanzarchiv 1888 S. 537 f.)
Aehnliche Grundsätze bestehen in Belgien, auch Frankreich, Dänemark, Nor-
wegen verlassen das Territorialprinzip (s. Finanzarchiv 1890 S. 326). Eine
Ausnahme ist auch bei Russland gegeben, insofern als es zwar nicht die Hand
auf den ausländischen Immobiliarbesitz legt, wohl aber insofern, als es den
inländischen Immobiliarbesitz freilässt, wenn dieser einem Ausländer gehört,
dessen Staat von der Hinterlassenschaft eines russischen Staatsangehörigen keine
Steuer erhebt. (Finanzarchiv 1888 S. 1100 Z. 20.)
425

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
ß2 Georg Schanz,

ziehung des auswärtigen Mobiliarverm


besteuern es nur, wenn der Erblasser B
und gleichzeitig das Vermögen an ein
fällt, und auch da nur, soweit der aus
Man kann als allgemeinen Grundsat
gelten lassen, dass sie, gleichgültig, ob
prinzip oder Domizilsprinzip oder e
Steuerrecht innerhalb des Prinzips ge
weglichen Vermögen nur äusserst bes
Umgekehrt scheuen sich die Staa
Prinzip hinauszugreifen und im Gegen
pflicht zu normieren, wofern das Mo
befindet. Reuss ä. L., Lippe-Schau
Braunschweig gehen von der Staats
erkennen sie die Steuerfreiheit des im Inland befindlichen Mobiliar-
vermögens eines Erblassers, der beim Tod Ausländer war, nur an,
wenn in dem Staat, wohin dasselbe verabfolgt werden soll, die
gleiche Rücksicht hinsichtlich des Nachlasses diesseitiger Unter-
thanen beobachtet wird. Sachsen , welches ausser der Staats-
angehörigkeit des Erblassers auch die des Erben berücksichtigt,
lässt gleichwohl im Inland gelegenes bewegliches Vermögen eines
Nichtsachsen, das auch an einen Nichtsachsen geht, nur frei, wenn
der Heimatstaat des Erben die gleiche Rücksicht sächsischen Staats-
angehörigen gegenüber übt. Ganz dasselbe Verhältnis besteht in
Hessen, nur dass man dort für den Fall, dass der Erblasser Nicht-

*) Aehnliche Durchbrechungen finden sich auch im Ausland. In Oester-


reich besteht das Prinzip der Steuerpflicht auf Grund der Staatsangehörigkeit
des Erblassers, es ist deshalb ganz konsequent das im Ausland befindliche be-
wegliche Vermögen österreichischer im Ausland verstorbener Unterthanen steuer-
pflichtig erklärt. Die ausländische Steuer bildet aber ein Passivum des Nach-
lasses. Dagegen fallt es aus der Rolle, wenn es auch das im Inland befindliche
bewegliche Vermögen von NichtÖsterreichern besteuert, wofern nicht nachge-
wiesen wird, dass der Staat des Erblassers das bewegliche Vermögen von Oester-
reichern vollständig frei lässt. In Frankreich herrscht das Domizilsprinzip, aus-
genommen sind aber bewegliche und unbewegliche Nachlassteile eines nicht
domizilierten Fremden, welche sich thatsächlich ausser Frankreich befinden.
2) Es sind wenige und kleine deutsche Gebiete, die auch das ausländische
bewegliche Vermögen besteuern. So besteuert z. B. Bremen, Schwarzburg-
Rudolstadt das ausländische Mobiliarvermögen ihrer Domizilsangehörigen, Lauen-
burg das seiner Unterthanen. Zu der einen Gruppe zählen von ausländischen
Staaten Dänemark, Belgien, Holland, Frankreich, zur anderen Norwegen.
426

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. Q 3

hesse, der Erbe aber Hesse ist, die im Ausland zu zahle


in Anrechnung bringen lässt. In Württemberg entsch
Domizil; gleichwohl besteuert es das inländische beweg
mögen eines nicht in Württemberg domizilierten Erbla
der Erwerber ein im Ausland wohnender Württemberg
darf er die auswärtige Abgabe abziehen. In Mecklenburg
besteht gleichfalls Domizilsprinzip; es macht aber das S
für den im Land belegten und befindlichen Kapital- un
nachlass eines Ausländers geltend, wenigstens dann, w
in einem andern Land keinen festen und bestimmten Wohnsitz er-
worben hatte 1). In Bayern und Sachsen-Meiningen entfallt dem
dort gewählten Prinzip entsprechend die Steuerpflicht für auswärts
gelegenes bewegliches Vermögen, wenn der Erblasser beim Ab-
leben kein Bayer war oder nicht in Bayern wohnte und gleich-
zeitig der Erbe nicht in Bayern wohnhaft war ; aber es hält Bayern
ebenfalls die Steuerpflicht in diesen Fällen fest, wenn nicht Gegen-
seitigkeit verbürgt ist.
Ueberall sehen wir so, wie die Lage des beweglichen Ver-
mögens neben und im Kampf mit den andern Entstehungsgründen
der Steuerpflicht nach Anerkennung ringt.
In einer Reihe auswärtiger Staaten ist die Entscheidung be-
reits schlechtweg zu gunsten der Vermögenslage ausgefallen. Dahin
zählen Italien, Griechenland, Spanien, Portugal; auch die probate
duty Englands gehört hierher; ebenso Russland, jedoch wird daselbst
das im Land befindliche bewegliche Vermögen von der Steuer be-
freit, wenn es einem Ausländer gehört, dessen Staat vom Nachlass
der russischen Staatsangehörigen keine Steuer erhebt.
In dem Masse, als man bei Grundbesitz fast schlechtweg, beim
beweglichen Vermögen in bereits sehr ausgedehntem Masse, in vielen
Staaten sogar schlechtweg der Lage eine entscheidende Bedeutung
für die Geltendmachung des Steuerrechts bei Erbschaftsfällen gegeben
hat, liegt selbstverständlich nichts andres vor, als die Anerkennung
des Prinzips der wirtschaftlichen Zugehörigkeit. Dem Staat spricht
man die Steuer zu, an welchen der Erblasser wirtschaftlich ge-
kettet war und an den der Erbe wirtschaftlich gekettet wird. Im

*) Weimar und Reuss j. L., welche gleichfalls Wohnsitzprinzip haben,


machen das Steuerrecht auf den inländischen Mobiliarnachlass eines im Aus-
land wohnhaften Erblassers wenigstens geltend, wenn der letztere gleichzeitig
im Inland einen Wohnsitz hatte.
427

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
^^ Georg Schanz,

Staat der Lage ist der Grundb


wachsen, dort hat er alle Vortei
wesens in sich aufgesogen und g
dort hat der Erblasser seinen d
auf die Erben übergeht; analog ist
und Mobilien auf den fremden
der Erblasser aber auch dem Wohn
indem er daselbst als Konsument lebte und seine Persönlichkeit nach

allen Richtungen entfaltete.


Nachdem so wieder auch bei der Erbschaftssteuer unser altes
Prinzip auftaucht, liegt es nahe, auch die alte Regel wieder wirksam
werden zu lassen, wonach der Staat der belegenen Sache die Vorhand
liât und die Steuer voll erhebt, wenn er auch den Erblasser hat, da-
gegen nur zu 3/4, wenn der Erblasser auswärts wohnt, wogegen der
Staat des Domizils des Erblassers */4 bezöge.
Allein man muss doch Bedenken tragen , diesen Modus auf
die Erbschaftssteuer herüberzunehmen. Eine kurze Untersuchung
seigt, dass die Sache entweder nur sehr lückenhaft oder nur mit
grossen Weitläufigkeiten durchgeführt werden kann.
Keinerlei Schwierigkeiten ergeben sich bei Grundbesitz, bei
dem leicht der fremde Erbe gezwungen werden kann, den Ueber-
.gang des Eigentums durch Anzeige bei der Behörde oder durch
bücherlichen Eintrag anerkennen zu lassen; der Staat kann die Sache
ruhig an sich herankommen lassen, die Steuer kann ihm nicht ent-
gehen, weil er die Herrschaft über das Grundstück behält; da-
gegen ist bei Mobilien und Schuldforderungen die Sache schwer zu
ordnen. Das Herrschaftsrecht des Staates der belegenen Sache ist
hier nicht immer wirksam. Wenn der Erblasser im Ausland verstorben
ist und der Erbe im Ausland wohnt, so hat der Staat der belegenen
Sache keine Person, an die er sich halten, die er namentlich zur
Anzeige verpflichten kann; in vielen Fällen wird er gar nicht er-
fahren , dass ein erbschaftssteuerpflichtiger Fall vorhanden war ; bis
er es erfahren hat, ist vielleicht längst das Mobiliar vermögen ausser
Landes gebracht und seiner Machtsphäre entrückt. Dem könnte
nur begegnet werden, wenn die Staaten sich gegenseitig verpflichteten,
dass der Wohnsitzstaat des Erblassers jeweils dem Staat der be-
legenen Sache über den Vermögensteil Mitteilung mache, damit er
die Hand auf das Vermögen legen könne. Eine solche aktive Mit-
wirkung des einen Staates, um dem andern Staat zu seiner Steuer
428

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g 5

zu verhelfen, ist bis jetzt nicht üblich, man wird auch un


Verpflichtung eingehen, durch die man seinen eigenen An
die Erlangung von Erbschaften irgendwie erschwert.
Allein selbst wenn eine derartige vertragsmässige Verp
zustande käme, so wären damit die Schwierigkeiten n
beseitigt. Den wichtigsten Bestandteil des beweglichen
bilden jeweils die Schuldforderungen. Wo dieselben als
betrachten sind, darüber sind die Auffassungen geteilt
geht die liechtsauffassung dahin , dass bei Schuldf orderu
•Gattung für die Frage, wo das bewegliche Vermögen
Wohnort des Besitzers der Schuldtitel (Gläubigers) entsch
es gilt dies für etwaige Hypotheken ebenso, wie fü
•deponierte Inhaberpapiere 1). Das Reichsgericht geht
das preussische Erbschaftssteuergesetz von dem entgeg
Standpunkt aus, indem es behauptet, nach dem allgemeine
gebrauche werde unter ausländischem oder im Ausland
beweglichen Vermögen eines Inländers dasjenige verstand
Verabfolgung in das Inland beansprucht werden könne
■deshalb eine Hypothekenf orderung , wenn der Schuldn
länder und wenn das verpfändete Grundstück im Ausl
ist, als im Ausland gelegen 2). Einen ähnlichen Standpu
England 3) und Italien 4) ein, und wahrscheinlich sind auc
land, Portugal und Spanien hinzu zu zählen.

') Siehe Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs vom 18.


und besonders die ausführliche Begründung in der Entscheidung vom
Sammlung III S. 664, V S. 252, auch mitgeteilt bei Burkhard
entscheidungen 1888 S. 157, 525 f.
2) Reichsgerichtserkenntnis vom 16. April 1885, Entscheidu
sachen Bd. XIII S. 278; Finanzarchiv 1886 S. 369 Nr. 6.
3) „Es gelten als im Ausland gelegen Forderungen an Auslä
gehören auch ausländische Staatspapiere, vorausgesetzt, dass die
selben nur im Ausland bezahlt werden, dass die Titres selbst nur
fähig sind. Dagegen gelten Schuldverschreibungen des Auslande
Markt in England haben, als daselbst belegen." Leser, Die b
schaftsbesteuerung. Tübinger Zeitschrift für Staatswissenschafte
4) In dem Art. 12 des Gesetzes sulle tasse di registro vom 13
1874 heisst es: Nei trasferimenti a causa di morte, i crediti sia ch
a nazionali, sia che spettino a stranieri, si considerano esiste
quando sono esigibili nel medesimo 0 sono assicurati sui beni po
sono correspettivi di contratti su stabili nel medesimo situati 0
contratti stipulati fra nazionali in Italia.
Finanzarchiv. IX. Jahrg. 429 5

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
gg Georg Schanz,

Auf diesen Standpunkt muss man


stellen, wenn man will, dass die w
Steuerpflicht entscheide. Forderung
aus da gelegen, wo der Schuldner
Soweit es sich um Hypothekenfor
die Verbriefung der Staatsschulde
geschieht oder das Staatsschuldbu
richtung besteht, kann der einzelne
nötig hat, von sich aus dem Gru
gehörigkeit entsprechend handeln
hypotheziert sind, und der grossen
er wieder auf die Mitteilung des
gegenseitige Verpflichtung hierzu w
ist, auch noch voraussetzen, dass die
während zu Doppelbesteuerung zu k
liche Anschauung betreffs der La
einigen. Allein auch dann noch b
Bei Kapitalien pflegt die Anlage e
zu sein; es kann leicht vorkomme
storbenen Wertpapiere von zwan
finden ; es würde nicht nur das umf
verhältnis über Mitteilungspflicht
voraussetzen, sondern diese enorm
muss von dem Publikum höchst u
Es liegt die Sache eben nicht so,
werbe, oder Hausmobilien , bei d
drei Staaten in Frage stehen; auch
direkten Steuern, bei denen die Steu
durch den Kouponabzug sich reg
auf diese Kontrollemittel, dann wir
satzes der Steuerpflicht nach Ma
gehörigkeit mangelhaft und die ganz
haft1).

') Das muss zur Zeit auch in den Staaten, welche die Lage des beweg-
lichen Vermögens entscheiden lassen, stark der Fall sein. Der Art. 79 des
italienischen Registergesetzes regelt z. B. die Anzeigepflicht: Alla denunzia
dei trasferimenti in causa di morte sono obbligati gli eredi, i legatori, i loro
tutori o curatori, gli amministratori dell' eredità ed esecutori testamentan.
Daraus geht hervor, dass überall, wo diese Personen nicht in Italien auftreten
430

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. g y

Unter diesen Umständen bleibt nichts andres übrig,


Versteuerung der Kapitalien dem Wohnsitzstaat des Erb
folgen zu lassen, bezw. als im Wohnsitzstaat des Erblasse
legen zu betrachten - und es möchte im Interesse der Ei
heit und steuerlicher Sicherheit zweckmassig sein, auch d
für die übrigen beweglichen Vermögensteile diesem Grundsa
zu lassen; der Wohnsitzstaat des Erblassers kann sich am ehesten
über den Nachlass orientieren, und es wird auch selten der Fall sein,,
dass am Wohnsitzstaat sich nichts findet, auf das man eventuell
zur Sicherung der Steuer greifen kann.
Bei der Erbschaftssteuer muss man sich also damit begnügen*
dass die Staaten der wirtschaftlichen Zugehörigkeit wenn auch nicht
stets anteilig, doch nach Einkommensgattungen bedacht werden»
Wenn der Wohnsitzstaat des Erblassers so gut wie leer ausgeht,
sofern das Vermögen des Erblassers ausschliesslich oder überwiegend
aus auswärtigem Grundvermögen besteht, so muss er sich damit
trösten, dass er seinerseits ausschliesslich die Hand auf das Kapital-
vermögen und sonstige bewegliche Vermögen legt, wenn der Nach-
lass überwiegend aus solchem besteht.

§ 7. Die Steuerpflicht bei den übrigen Steuern.


Die Konsum-, Verkehrs- und Luxussteuern stellen die unvoll-
kommeneren Steuerarten dar ; es ist selbstverständlich, dass man bei
ihnen nicht die feineren Seiten des Problems der Steuerpflicht suchen
wird. Gleichwohl ist es interessant zu sehen, wie auch diese Steuern
nicht nur, wie dies selbstverständlich ist, samt und sonders die
Staatsangehörigkeit1) beinahe gänzlich ignorieren, sondern auch in
der Hauptsache auf der breiten Bahn der wirtschaftlichen Zugehörig-
keit marschieren.

Bei den Konsumsteuern erhält allerdings nur das Gemein-


wesen die Steuer, welches den Konsumenten hat 2), nicht aber auch
dasjenige, welchem der Konsument nur durch Grundbesitz oder Ge-
werbebetrieb oder Kapitalanlage wirtschaftlich zugehört; dafür ist

und der Erblasser nicht in Italien verstorben ist, die Besteuerung des in Italien
als gelegen zu betrachtenden Mobiliarbesitzes leicht lückenhaft werden kann.
*) Einige wenige Ausnahmen siehe unten.
2) Eine Ausnahme liegt vor z. B. bei den Ausfuhrzöllen, bei denen das
Gemeinwesen des Zollbezugs den Konsumenten nicht hat.
431

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
g g Georg Schanz,

aber die Steuerpflicht auch im Wohn


über den Konsum nie hinauskann ; in
streng genommen die wirtschaftliche
auch durch Erwerb oder Besitz am Gemeinwesen wirtschaftlich sich
beteiligt.
Analog liegt die Sache bei den Luxussteuern. Steuern für
Hunde, Luxuspferde, Equipagen, Dienstboten, Miets- und Mobiliar-
steuern, können als eine Ergänzung der Verbrauchssteuern angesehen
werden; es liegt in der Natur der Sache, sie nur da geltend zu
machen, wo die Luxusartikel sind. In der Regel werden die Lage
der Luxusobjekte und der Wohnort bezw. Wohnsitzstaat des Eigen-
tümers zusammenfallen. Soweit das aber nicht der Fall ist, ent-
scheidet für die Steuerpflicht nicht der Wohnort und Wohnsitzstaat
des Eigentümers, sondern die Lage des Luxusobjekts1), und mit
Recht: Für diese Art von Steuern muss die wirtschaftliche Zuge-
hörigkeit dahin verlegt werden, wo die Objekte genutzt werden
können.
Bei den Verkehrssteuern wird man die wirtschaftliche Zu-
gehörigkeit da annehmen müssen, wo der Verkehrsakt vorgenommen
wird, gleichgültig, wo die Verkehr s treib enden wohnen oder welchem
Staat sie angehören. Nur durch den Verkehrsakt treten sie zu dem
Gemeinwesen in Beziehung. In der That beobachten wir auch, dass
die Gesetzgeber im allgemeinen das Territorialprinzip festhalten und
die in ihrem Gebiet sich abspielenden Verkehrsakte der Steuer unter-
werfen.

So hat das deutsche Reichsgesetz betreffend die Erhebung von


Reichsstempelabgaben vom 1. Juli 1881 und 29. Mai 1885, welches
einen grossen Teil der Verkehrssteuern umfasst, möglichst streng
das Territorialprinzip durchgeführt; es gilt für die Emission von
Wertpapieren und die öffentlich veranstalteten Lotterien ebenso, wie
für die vom Gesetz erfassten Anschaffungsgeschäfte. Nur die Emis-
sion inländischer Wertpapiere, nur die im Inland veranstalteten
Lotterien, nur die im Inland abgeschlossenen Anschaffungsgeschäfte
über gewisse bewegliche Werte sind steuerpflichtig; ausländische
Papiere, ausländische Lose nur, wenn sie in den heimischen Ver-
kehr dringen wollen v Bezüglich der Anschaffungsgeschäfte hat das

*) Vgl. z. B. bayrisches Hundesteuergesetz vom 2. Juni 1876/31. Januar


1888, Art. 1. Siehe auch den Kommentar von Graf S. 35 Z. 6.
432

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. gQ.

Gesetz eine Abweichung vom Grundsatz der wirtschaftlic


hörigkeit nur zugelassen für den Fall, dass zwei im In
hafte Kontrahenten im Ausland ein Geschäft abschliessen
erklärt hier die Steuerpflicht, um zu verhindern, dass an
die Steuer leicht umgangen werde. Auch macht es eine
für den Fall, dass zwei Kontrahenten im Ausland ein G
abschliessen, von denen der eine Kontrahent im Inland
ist; doch wird für diesen Fall nur die halbe Abgabe ent
Aehnliche Grundsätze finden wir bei den Verkehrs Vo
welche der Landesgesetzgebung zur Besteuerung vorbeh
Das bayrische Gebührengesetz z. B. , welches die Verke
mitenthält, geht durchweg vom Ort des Verkehrsvorgang
steigerungen, Lombarddarlehen, Schuldbekenntnisse mit H
bestellung u. s. w. sind nur steuerpflichtig, soweit sie in
kommen l). Von dem Prinzip dieser durch den Verkehrsakt
wirtschaftlichen Zugehörigkeit geht das Gesetz nur in wen
ab. So hat das Gesetz bezüglich Lebensversicherungen erkl
diesbezüglichen Urkunden nur steuerpflichtig werden, so
auf in Bayern wohnhafte oder Staatsangehörige 2) Person
wobei es natürlich gleichgültig ist, ob die Anstalt in Baye
nicht. Umgekehrt unterliegen Urkunden über Lebensvers
von Personen, welche weder in Bayern wohnen, noch dem
Staat angehören, der Steuer auch dann nicht, wenn sie
Gesellschaft ausgestellt werden, die ihren Sitz in Bay
Feuerversicherungsverträge sind nur steuerpflichtig , we
auf in Bayern befindliche Gegenstände oder bayrische
ziehen 4). Verträge über unbewegliche Sachen, die ausserh
sich befinden 5) , zahlen nicht die sonst für unbewegl

*) Verträge über bayrische Hypotheken können nur von einem


Notar aufgenommen werden.
2) Ausser diesem Fall spielt die Staatsangehörigkeit nur ein
sofern dies Gesetz die Regierung ermächtigt, gewisse Gebühren
gegenüber, abweichend vom Gesetz zu bestimmen, und an sich g
Akte für gebührenpflichtig zu erklären (Art. 256).
3) Art. 237.
4) Art. 238.
3) Bekanntlich ist das nur zulässig, wenn es sich um ein Besitztum han-
delt, das in ein anderes Staatsgebiet hineinragt, also an der Grenze; doch ist
auch hier noch Verlautbarung im Nachbarstaate notwendig, der seine Mutations-
steuer von dem ihm zugehörigen Teil erhebt.
433

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
7q Georg Schanz,

übliche Mutationssteuer von 2 °/o,


seits ist das Gebührenäquivalent, we
liche Korporationen, Handels- und
nossenschaften, Vereine, sowie ande
den in ihrem Besitze befindlichen
gleichgeachteten Rechten alle 20 J
richten haben, schuldig, ganz gleic
sich befinden oder nicht 2) ; beide
wie sehr man beim Grundbesitz de
wicht beilegt. Endlich liegt eine
bei Quittungen für Zahlungen aus e
insofern sie dem Quittungsausstell
die Quittung ausgestellt ist oder w
Wenn also z. B. eine öffentliche
in Oesterreich Geld sendet und die
in Oesterreich ausstellt, so ist de
(Empfang des Geldes) unstreitig
Quittungsauss teller ist gleichwohl s

§ 8. Schlussbetrachtung
Es ist in vorstehendem der Vers
gesamte Steuerwesen dasjenige P
Abgrenzung der Steuerpflicht als d
in Bezug auf die Durchführung z
kann. Die deduktive Betrachtung
Zugehörigkeit geführt und gezeigt

*) Art. 112 u. 123 des bayrischen Geb


2) Art. 216 f. des Gebührengesetzes.
3) Art. 231.
4) Siehe übrigens über die Frage Seydel, Bayrisches Staatsrecht IV
S. 234, Note 5, der die Steuerpflicht bestreitet. Sicherlich liegt eine unglück-
liche Abgrenzung seitens des bayrischen Gesetzgebers vor, insofern über die
eigentliche Machtsphäre des Staates hinausgegriffen ist. Der Oesterreicher z. B.
hat ein Klagerecht auf die unverkürzte Summe, und kann das in Bayern durch-
setzen, der bayrische Fiskus aber ist auf die Gutwilligkeit des Oesterreichers
angewiesen, er kann nur einen Druck ausüben, insofern er versucht, erst die
Quittung mit dem Stempel zu erhalten, ehe er auszahlt. Der Gesetzgeber hätte
sagen müssen: alle Auszahlungen aus einer öffentlichen Kasse Bayerns unter-
liegen einem Abzug ; dann hätte er seine Gewalt richtig und wirksam abgegrenzt.
434

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. 7J

Pflichtigen in einer Weise umschreibt, welche den beiden


rungen einer innerlich begründeten und zugleich wirksam
zung der Steuergewalt am meisten entspricht. Auch d
hat ergeben, dass die steuerliche Praxis trotz aller Ab
im einzelnen doch schon in sehr erheblichem Masse das P
durchgeführt hat, teils nach weiterer Ausgestaltung dess
und dass es oft nur geringer Korrekturen bedürfte, u
uns aufgestellten Grundsatze gerecht zu werden.
In dem Mass als dieser Grundsatz - freilich mit den von uns
zugegebenen Einschränkungen - durchdringt, wird die wenig erfreu-
liche Einrichtung der Doppelbesteuerung immer mehr verschwinden.
Man wird es schliesslich ebenso unverständlich finden, wenn ein Staat
gegenüber seinem Staatsangehörigen im Ausland die volle Steuerpflicht
neben dem ausländischen Staat nochmals geltend machen will, als man
•es heute in Deutschland in der Regel für unzulässig erklärt hat, einen
Staatsangehörigen wegen einer im Ausland begangenen und dort
gebüssten That nochmals zur Strafe zu ziehen. Und analog in anderen
Fällen. Ich hege die feste Ueberzeugung , dass dieser Grundsatz
nicht nur bei Gemeinden und Bundesstaaten, wo ein Staats- und
Reichsgesetz zur Durchführung genügt, sondern selbst im Verhältnis
-der fremden Staaten untereinander zur Anerkennung gelangt. Wohl
bedarf es hierzu einer gewissen verständigen Selbstbeschränkung der
Staaten. Wenn man freilich sieht, wie z. B. England seit 1842
•erst alles im Inland erzeugte Einkommen möglichst vollständig *) und
hernach auch noch möglichst alles Einkommen, das vom Ausland
her den Bewohnern des Landes zufällt 2), zur Steuer heranzieht, so
möchte man an einer Lösung in unserem Sinne verzweifeln. Wenn
man aber wieder beobachtet, dass so viele deutsche Staaten, die doch
auch viel Einkommen von auswärts beziehen, ferner O esterreich, Russ-
land, Frankreich, einigermassen auch Luxemburg ihre Steuergewalt im
Sinne der wirtschaftlichen Zugehörigkeit einschränken, ja einige so-
gar recht erheblich einschränken und wenn man findet, dass Eng-
land selbst nicht umhin gekonnt hat, im Erbschaftssteuerwesen der-

*) Siehe eine Ausnahme oben S. 51 Note 4.


2) Man kann die Sache auch so ausdrücken, dass man sagt: England
verbindet das Wohnortsprinzip mit dem Prinzip der wirtschaftlichen Zugehörig-
keit. Erst besteuert es alle Einwohner für alle in- und ausländischen Ein-
künfte, hernach legt es aber auch die Hand auf das aus England ins Ausland
gehende Einkommen.
435

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
72 Georg Schanz,

selben bereits bedeutende Konzes


Sache nicht so ganz hoffnungsl
Italiens muss ermutigend wirken.
last beladener Staat wie Italien
und es gewagt hat *), sein ganzes
dischen Einkommensquellen - be
und ganz - zu beschränken 2), dan
„Unmöglich" reden dürfen.
Es wären die Verträge die gee
mit den Nachbarn über diese Frag
bedeuten die Handelsverträge nic
der Steuergewalt, indem man di
anderen Kontrahenten herabsetzt
Seezölle und Unterscheidungszöll
neu einführen zu wollen. Schon
hinsichtlich der direkten Steuern

*) Ueber die Kämpfe um dieses Prin


2) Das italienische Steuerwesen setzt
steuer und einer Steuer auf die Einkü
sammen, welch letztere alles trifft, w
Haussteuer getroffen ist. Für diese ver
selbst, für die Steuer auf die Einkünf
schärfster Konsequenz für das im Inland
(Art. 11, 15, 31). Finanzarchiv 1888 S.
3) Vgl. Schlussprotokoll zu Art. 3 des
deutsch-belgischen Handelsvertrags.
4) So heisst es z. b. im Art. ly des neu
vertrages : Die Angehörigen der vertra
Bezug auf den Antritt, den Betrieb u
werbe den Inländern völlig gleichgeste
Messen sollen die Angehörigen des an
gehörigen behandelt werden. - Kaufle
treibende, welche sich darüber auswei
Wohnsitz haben, die gesetzlichen A
Geschäft entrichten, sollen, wenn sie
stehende Reisende Ankäufe machen od
von Mustern suchen, in dem Gebiete
keine weitere Abgabe hierfür zu entri
des einen der vertragschliessenden Te
See- oder Flussschiffahrt zwischen Plätz
für diesen Gewerbebetrieb in dem Gebi
nicht unterworfen werden.
436

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
Zur Frage der Steuerpflicht. y^

Schon jetzt sind sogar selbständige Verträge, die sich


Materie befassen , nichts so ganz Ungewöhnliches 1). Ma
auf dieser Bahn nur einen Schritt weiter zu thun und einen
Artikel etwa folgenden Inhalts in die Handelsverträge aufz
nehmen :
„Jeder der beiden Kontrahenten wird das aus dem Staat des
anderen Kontrahenten herrührende Einkommen seiner Bewohner
höchstens bis zum Betrag des vierten Teils der Besteuerung unter-
werfen, wenn die Besteuerung des Einkommens oder Ertrags im anderen
Lande nachgewiesen wird. Er verspricht dasselbe nicht ungünstiger
behandeln zu wollen, als das gleichartige im eigenen Lande erzeugte
Einkommen. Er wird das im Staat entstehende Einkommen oder
den im Staat entstehenden Ertrag höchstens zu 3/4 seines Betrage
zur Steuer heranziehen, wenn der Bezieher nachweist, dass er, ohne
einen Wohnsitz im Staat der Bezugsquelle zu hatten, einen Wohn-
sitz im Staat des anderen Kontrahenten hat2). Jeder der beiden
Kontrahenten verzichtet darauf, die Immobilien, die im Staat des
anderen Kontrahenten liegen, zur Erbschaftssteuer heranzuziehen; die
beweglichen Sachen und die Schuldforderungen3) dürfen nur von
dem Staate besteuert werden, in welchem der Erblasser seinen letzten
ordentlichen Wohnsitz hatte."

l) Vgl. den Vertrag des Kantons Waadt mit England vom 27. August 1872
in betreff der Erbschaftssteuer (Finanzarchiv 1890 S. 327, 328) ; den seinerzeitigen
Vertrag Sachsens mit Preussen vom 16. April 1869, betr. die direkten Steuern
(Finanzarchiv 1888 S. 195); die Verständigung Preussens mit Hessen- Anhalt und
Braunschweig in betreif der Erbschaftssteuer (mitgeteilt von Kühnemann, Die
Stempel- und Erbschaftssteuer in Preussen 1885 S. 313, 314).
2) Für die Kapitalrenten würde das zur Folge haben, dass die Koupon-
steuer überhaupt nur zu 3/* abgezogen werden dürfte, während das restierende
1/á im Weg der Fassion in beiden Staaten zu treffen wäre. Will man das
nicht, dann bleibt nichts übrig, wenigstens bis zu V4 die Doppelbesteuerung
zuzulassen und oben eine Einschaltung vorzunehmen, also zu sagen: „Er wird
das im Staat entstehende Einkommen oder den im Staat entstehenden Ertrag -
ausgenommen die Kapitalrenten, bezüglich welcher eine Beschränkung nicht
besteht - u etc.

3) Durch ausdrückliche Hervorhebung der Schuldforderungen wird e&


selten zu Doppelbesteuerung kommen. Doch könnte man sich auch durch Bei-
fügung einer weiteren Klausel darüber verständigen, was zum Zweck der Be-
steuerung zum unbeweglichen und beweglichen Vermögen gerechnet werden
soll, weil der Begriff des Mobiliarnachlasses nach den einzelnen Landesgesetzen
nicht ganz gleich ist.
437

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms
74 Georg Schanz, Zur Frage der Steuerpflicht.

An Stelle der, namentlich im Erbschaftssteuer wesen, häufigen


Reciprocitäts- und Retorsionsbestimmungen *) würde so ein auf Ab-
wägung der natürlichen Verhältnisse aufgebautes Vertragswesen treten.

J) Siehe Finanzarchiv 1890 S. 323 f. Eine wirkliche Retorsion für Erb-


schaftsbesteuerung haben von den deutschen Staaten Sachsen- Weimar, Reuss j. L.,
Sachsen-Meiningen und Württemberg vorgesehen. Eine Reciprocität kommt
aber auch bei den allgemeinen direkten Steuern vor ; siehe z. B. § 6 des sachsen-
altenburgischen Einkommensteuergesetzes vom 17. März 1868 (mit Novelle vom
24. Juni 1872), bayrisches Kapitalrentensteuergesetz Art. 9 Abs. 4 und Einkommen-
steuergesetz Art. 14 b u. s. w.

438

This content downloaded from


193.140.235.12 on Wed, 05 Apr 2023 12:59:40 UTC
All use subject to https://about.jstor.org/terms

Das könnte Ihnen auch gefallen