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Gert Hautsch: Quartalsbericht 3/21 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Bei der RTL-Group kam das Wachstum vorrangig aus dem Fernsehgeschäft, zudem
RTL wächst vor-
aus dem Entertainmentkonzern Fremantle und neuerdings den Streamingplattformen
rangig durch
„TV Now“ (Deutschland) und „Videoland“ (Niederlande). Letztere steigerten den Um- Fernsehen und
satz im ersten Halbjahr 2021 um ein Drittel auf 107 Millionen Euro und erreichten 3,1 Unterhaltung
Millionen zahlende Kunden – 72 Prozent mehr als 2020. Zwei Millionen davon kamen
aus Deutschland. Der RTL-Konzern hat den Umsatz gegenüber 2020 um 13,7 Pro-
zent gesteigert, organisch sogar um 21,5 Prozent. Gegenüber 2019 ist er allerdings
gesunken und organisch nur um 2,1 Prozent gewachsen.
Von 2022 an wird die RTL-Group noch um einiges größer dastehen, denn dann wird
Gruner+Jahr kein eigenständiger Geschäftsbereich mehr sein, sondern eine Tochter G+J wird ein
Bestandteil von
des Fernsehkonzerns. Als Kaufpreis werden 230 Millionen Euro kolportiert. Der
RTL Deutsch-
Schritt hatte sich schon im Frühjahr angekündigt (QB 1/21-2, S. 3 f.) und wurde An-
land.
fang August offiziell verkündet. Über die Einzelheiten besteht zum Teil noch Unklar-
heit.
Die rund 1.700 Beschäftigten bei G+J, darunter 800 in den Redaktionen, können
in Hamburg bleiben. Der Firmensitz wird nicht, wie teils befürchtet, zur RTL-
Zentrale nach Köln verlegt. Allerdings wird der Verlag nicht nur die Mitgliedschaft
im Verband deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) beenden, sondern wahrschein-
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 3/21 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
lich auch die Tarifbindung abschütteln. In etlichen Bereichen, etwa den Digital-
redaktionen, werden die Tarifverträge schon jetzt nicht beachtet.
Zudem ist mit Stellenabbau zu rechnen. Über dessen Umfang laufen Gespräche Stellenabbau
wird bei G+J
mit den Betriebsräten. Aktuell hat G+J etwa 1.800 Beschäftigte, die zu RTL
nicht ausge-
Deutschland wechseln. Mehr als 700 von ihnen müssen einem Betriebsübergang schlossen.
zustimmen, wenn sie weiterbeschäftigt werden wollen. Aber auch bei einer Zu-
stimmung behält sich das RTL-Management spätere betriebsbedingte Kündigun-
gen vor.
Die 25,5-Prozent-Beteiligung von G+J am Spiegel-Verlag wird nicht auf RTL
übergehen, sondern an den Mutterkonzern Bertelsmann direkt.
Gruner+Jahr hält eine 60-Prozent-Mehrheit an der DDV Mediengruppe in Dres-
den (der Rest liegt bei der SPD-Holding DDVG). Sie gibt u. a. die „Sächsische
Zeitung“ und die „Morgenpost Sachsen“ heraus. Es ist schwer vorstellbar, dass
RTL den Zeitungsverlag behalten will.
Ähnliche Fragen stellen sich bei anderen Tochterfirmen von Gruner+Jahr (Agen-
tur Territory, Spieleplattform Applike) sowie Gemeinschaftsfirmen (Pressevertrieb
DPV mit Bauer, Verlag DMM mit dem Landwirtschaftsverlag).
Den Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe hat angesichts der Fusion von RTL Thomas Rabe in
und G+J nach eigenem Bekunden eine „leichte Euphorie“ ergriffen. Fernsehen, Ra- „leichter Eupho-
dio, Streaming, Onlineplattformen und Presse in einer Hand, damit könne der Kon- rie“
zern sein Wachstumspotential besser ausschöpfen und im Wettbewerb mit den glo-
balen Digitalkonzernen wie Amazon, Google oder Netflix bestehen, meint er. Ob den
schönen Worten Fakten folgen, ob die Redaktionen von „Stern“, „Geo“, Brigitte“ und
anderen mit denen von „RTL direkt“, „N-TV“ oder „Vox“ fruchtbar zusammenarbeiten
werden, muss sich erst noch zeigen.
Derweil hat Bertelsmann im dritten Quartal 2021 auf dem Weg zu „nationalen Cham-
pions“ seinen Firmenbestand weiter verändert:
Penguin Random House hat von der Fachverlagsgruppe Weka den Frechverlag Käufe und Ver-
käufe von Firmen
in Stuttgart gekauft. Er gibt vorwiegend Ratgeber heraus.
im dritten Quar-
Gruner+Jahr hat von der Otto Group die Einrichtungsplattform „Wohnklamot- tal 2021
te.de“ übernommen.
Gruner+Jahr hat sich am Branchendienst „Finanz-Szene“ beteiligt.
Der RTL-Tochterkonzern Fremantle hat von der Nordic Entertainment Group
zwölf Produktionsfirmen in Skandinavien gekauft.
Im Oktober 2021 hat Bertelsmann den Verlag Rote Liste Service gekauft, der In-
formationen über Medikamente anbietet.
Auch Verkäufe von Beteiligungen hat es gegeben:
Gruner+Jahr hat Anteile in nicht genannter Höhe der Einkaufs-App Bring ver-
kauft. Neuer Eigentümer ist die Schweizerische Post.
Die RTL-Tochter Fremantle hat die Ludia Inc., einen kanadischen Anbieter für
Videospiele, verkauft. Den Erlös von 165 Millionen US-Dollar (139 Mio. Euro) will
man investieren, um das von Thomas Rabe im August 2021 verkündete Ziel zu
erreichen, wonach der Umsatz von Fremantle von derzeit knapp zwei bis 2025
auf drei Milliarden Euro gesteigert werden soll.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 3/21 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
ProSiebenSat.1 Media SE
Der zweitgrößte deutsche Medienkonzern hat im ersten Halbjahr 2021 die Verluste P7S1 ist im ers-
des Pandemiejahrs ausgeglichen und seinen Umsatz um 21,5 Prozent steigern kön- ten Halbjahr
nen. Gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 gab es einen Zuwachsum 6,8 Prozent. 2021 um 6,8
Auch bei den Profiten wurden deutliche Steigerungen gemeldet. Prozent gewach-
sen.
Der Konzern ist wieder einmal umstrukturiert worden. Deshalb liegen für die einzel-
nen Geschäftsbereiche nur Vergleichszahlen gegenüber 2020 vor. Der Bereich „En-
tertainment“ – hauptsächlich die Fernsehsender – hat um mehr als die Hälfte zuge-
legt, weil die Werbegelder wieder gesprudelt sind. Die Partnervermittlung („Dating“),
in der die Portale „Parship“, „Elite Partner“ und „Meet Group“ vereinigt sind und die
unter der Pandemie besonders stark gelitten hatte, konnte die Erlöse mehr als ver-
doppeln. Nur bei „Commerce & Ventures“ (Rubrikenportale, Investments) ist der
Halbjahresumsatz leicht geschrumpft; im zweiten Quartal ist er allerdings auch hier
gewachsen. Beim Konzernergebnis ist aus dem Halbjahresverlust des Vorjahrs ein
Gewinn von 180 Millionen Euro geworden.
Für das Gesamtjahr 2021 strebt das Management einen Konzernumsatz zwischen Die Prognosen
4,4 und 4,5 Milliarden Euro an, was einen Zuwachs um neun bis elf Prozent gegenü- sind angehoben
worden.
ber 2020 bedeuten würde. Das EBITDA soll um 16 Prozent auf 800 bis 840 Millionen
Euro zunehmen.
Ende September 2021 wurde bekannt, dass Amorelie, eine Vertriebsplattform für
Erotikartikel, an die niederländische EQOM Group verkauft wurde. Sie gehörte bis-
lang zur Nucom-Group, an der der Finanzinvestor General Atlantic mit 28,4 Prozent
beteiligt ist. Diese wiederum ist ein Bestandteil des Geschäftsbereichs „Commerce &
Ventures“ bei P7S1.
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ProSiebenSat.1 hat Anfang August 2021 einen „First-Look-Deal“ mit dem niederlän-
Ein Produktions-
dischen Produktionskonzern Talpa Media von John de Mol abgeschlossen. Er enthält deal mit Talpa
ein exklusives Recht auf den ersten Zugriff bei allen Neuproduktionen von Talpa
Concepts. Dieser Vorgang ist insofern interessant, als im Juni 2021 Bertelsmann be-
kanntgegeben hat, dass die RTL-Group ihre holländischen Unternehmungen (RTL
Nederland) mit Talpa Network zusammenschließen wird. Dabei ist auch vereinbart
worden, dass man gemeinsam neue Fernseh- und Streamingformate entwickeln will.
Talpa Media tanzt in Deutschland offenbar auf zwei Hochzeiten gleichzeitig.
Die P7S1-Investmenttochter Seven Ventures hat sich im August 2021 an Tiger
Media beteiligt. Das Unternehmen stellt Audiosysteme für Kinder her, darunter die
„Tigerbox“.
Axel Springer SE
Der Springer-Konzern veröffentlicht zwar keine Geschäftszahlen mehr, dafür hat er
im dritten Quartal 2021 mit mehreren strategischen Entscheidungen Aufmerksamkeit
erregt.
Das leiseste Echo hat die Ausdünnung der „Welt“ hervorgerufen. Seit Anfang Die „Welt“ wur-
September 2021 erscheint die Tageszeitung statt mit 24 nur noch mit 16 Seiten de ausgedünnt.
Umfang, die Samstagsausgabe wurde gestrichen. Statt ihrer erscheint eine
Frühausgabe der „Welt am Sonntag“, versehen mit dem Etikett „Zeitung von
morgen“.
Spektakulärer war da schon der Start eines neuen werbefinanzierten Fernseh- „Bild“ jetzt auch
als Fernsehsender
senders namens „Bild“. Mit ihm wird seit dem 22. August 2021 das Krawallblatt
vom Kiosk zu den Bildschirmen verlängert, begleitet von einer aufwändigen Wer-
bekampagne. Rechtzeitig zur Bundestagswahl am 26. September 2021. Springer
betreibt nunmehr drei frei empfangbare Fernsehsender: „Bild“, „Welt“ und „N24
Doku“.
Desweiteren hat der Konzern Ende Juli 2021 sein Osteuropageschäft „neu Springer hat sich
geordnet“. Springer war eines der letzten deutschen Medienhäuser, das in den aus Osteuropa
ehemals sozialistischen Staaten Pressemedien verkaufte und Onlineportale be- weitgehend zu-
trieb. Die Aktivitäten in Polen, Ungarn, Serbien, der Slowakei, Estland, Lettland rückgezogen.
und Litauen gehörten zur Ringier Axel Springer Media AG, einer 2010 geschaffe-
nen Gemeinschaftsunternehmung mit dem Züricher Ringier Verlag. Das Portfolio
umfasste mehr als 200 Digital- und Printmedien, die von 3.100 Beschäftigten er-
stellt wurden. Sie sind nun fast alle von Ringier komplett übernommen worden.
Die Ausnahme bildet Polen, wo das Joint Venture weiterbesteht. In der entspre-
chenden Medienmitteilung heißt es dazu: „Im Rahmen der Wachstumsstrategie
fokussiert sich Axel Springer auf das Digitalgeschäft in großen strategischen
Märkten. Der Investitionsschwerpunkt im Segment News Media liegt in Deutsch-
land, den USA und Polen.“
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Andere Medienunternehmen
ARD und ZDF
Am 5. August 2021 hat das Bundesverfassungsgericht (BVG) dafür gesorgt, dass der BVG: Der Rund-
Rundfunkbeitrag – die Finanzierungsbasis der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstal- funkbeitrag muss
ten – um 86 Cent pro Monat erhöht wird. Eigentlich hätte das schon im Dezember erhöht werden.
2020 geschehen sollen, wurde aber von der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-
Anhalt verhindert (QB 4/20-2, S. 8). Die Erhöhung war von der zuständigen Kommis-
sion KEF empfohlen worden. Die Länderparlamente mussten dem zustimmen, hätten
aber nur in begründeten Ausnahmefällen davon abweichen können. Ein Bundesland
allein habe dieses Recht nicht, so das BVG.
Die Entscheidung fand in vielen Medien ein kritisches Echo, was nicht weiter ver- Hetzkampagne
in Medien von
wundert, denn ARD und ZDF sind für sie wirtschaftliche Konkurrenten. In den Publi-
Springer
kationen des Springer-Konzern allerdings rief sie eine maßlose und hasstriefende
Kampagne hervor, die an die übelsten Traditionen dieses Verlags und speziell seiner
„Bild“ erinnerte („gefährdet die Grundfesten der Demokratie“, „… haben ein gefährli-
ches Vakuum geschaffen: den außer staatliche Kontrolle geratenen Staatsfunk.“).
Das BVG-Urteil sorgt dafür, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk eine verlässliche
Finanzierungsbasis behält. Gleichzeitig schafft es Vorkehrungen gegen mögliche
künftige Versuche, von einzelnen Bundesländern aus dessen Finanzierung durch
Obstruktion und Verweigerung zu untergraben. Die AfD hat klar erklärt, dass sie ARD
und ZDF abschaffen will.
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Zu schlechter Letzt
Der Skandal um Julian Reichelt und Mathias Döpfner (siehe oben, S.6) wurde auch Dirk Ippen hat
zu einem Skandal um Dirk Ippen. Er hatte seine Rolle als Verleger zum direkten eine brisante Re-
Durchgriff auf die Redaktionsarbeit genutzt und die Veröffentlichug der fertigen Re- cherche unter-
cherche verhindert. Als Argument führte er an, dass er nicht den Anschein erwecken drücken wollen
wolle, er würde einen Konkurrenten schädigen wollen. Das führte beim Recherche- und ihre Veröf-
fentlichung in
team „Ippen Investigtiv“, bei Redaktionen des Konzerns (darunter der „Frankfurter
seinen Medien
Rundschau“) und in der Öffentlichkeit zu Protesten. Die Bundesvorsitzende der verboten.
Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in ver.di, Tina Groll, sagte: „Ein
solches Vorgehen ist unerhört und stellt einen schwerwiegenden Eingriff in die Pres-
sefreiheit dar.“ Sie warnte davor, dass durch Entscheidungen wie diese der struktu-
relle Sexismus im Journalismus aufrechterhalten bliebe. „Auf diese Weise entsteht
ein Kartell des Schweigens, das jegliche Veränderung für mehr Toleranz, Gleichbe-
rechtigung und Vielfalt in den Redaktionen verhindert.“
Juristisch ist Ippens Verhalten nicht angreifbar, auch wenn er es nachträglich wieder
relativiert hat. Der Fall zeigt exemplarisch, was es bedeuten kann, wenn Massenme-
dien das Privateigentum einzelner Personen sind.
Kontakt: V. i. S. d. P:
Matthias von Fintel Dr. Gert Hautsch Christoph Schmitz
Bereichsleiter Medien Fachredakteur Leiter Fachbereich Medien,
und Publizistik beim ver.di- 60318 Frankfurt am Main Kunst und Industrie
Bundesvorstand Paula-Thiede-Ufer 10
10112 Berlin 10179 Berlin
matthias.vonfintel@verdi.de
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/17 zur Medienwirtschaft; Teil 1 Branchenübersichten
27.07.2009
Vorbemerkung:
Die Quartalsberichte stützen sich auf die Auswertung von Internetseiten, Zeitungen,
Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen.
Verweise im Text auf vorangegangene Quartalsberichte erfolgen als Abkürzung.
Der Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft (ZAW) hat für das abgelaufene 2019 hat der
Jahr eine leicht positive Werbekonjunktur festgestellt. Die Ausgaben insgesamt sind Netto-Werbe-
netto, d. h. nach Abzug von Rabatten, Provisionen, Gegengeschäften usw., um 1,9 umsatz um 1,9
Prozent auf 48,3 Milliarden Euro gestiegen und trugen damit 1,4 Prozent zum Bruttoin- Prozent zuge-
landsprodukt bei. Davon rechnet der ZAW den Medienunternehmen 25,0 Milliarden nommen.
Euro zu, was dort einem Wachstum um 0,2 Prozent entspricht. Darunter werden aller- Die Einnahmen
bei Medien im
dings auch Verzeichnismedien, Postalische Direktwerbung und Außenwerbung er- engeren Sinn
fasst, die eigentlich nicht zu den Massenmedien zu zählen sind. Ohne diese drei Pos- sind um 0,6 Pro-
ten haben die Netto-Werbeerlöse der Medienunternehmen im engeren Sinn 20,5 Mil- zent gestiegen.
liarden Euro betragen und sind um 0,6 Prozent gewachsen.
Der ZAW hat seine Statistik komplett neu strukturiert. Das betrifft in erster Linie den
Onlinesektor, wo bislang nur die Bildschirmwerbung erfasst worden war. Nunmehr
zählen auch die Suchwortvermarktung (ein Quasi-Monopol von Google), Kleinanzei-
gen und Streamingreklame dazu. Für 2018 hat der ZAW Vergleichszahlen geliefert,
mit der Statistik der Jahre davor ist kein Vergleich möglich.
Erstmals wird auch ein Wert für die Gesamtheit der gedruckten Medien genannt. Mit Printmedien sind
8,4 Milliarden Euro sind sie nur noch der zweitstärkste Werbeträger. Den Spitzenplatz nur noch der
nehmen Online und Mobil mit 9,0 Milliarden ein. An dritter Stelle kommt mit 4,4 Milliar- zweitgrößte Wer-
beträger.
den das lineare Fernsehen (mit festem Programm, d. h. ohne Videostreaming).
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Quelle: Mitteilung des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), Juni 2020; eigene Zusammenstellung
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Wie stark die Brutto- von den Netto-Werbeerlösen z. B. beim Fernsehen abweichen, hat
am 19. 6. 2020 der Mediendienst DWDL gezeigt. ProSiebenSat.1 hat laut Nielsen im
ersten Quartal 2020 brutto 1,33 Milliarden Euro eingenommen. Laut Qartalsbericht des
Brutto- und
Konzerns waren es aber nur 563 Millionen Euro – und darin waren noch Abonne- Netto-Werbe-
mentgebühren enthalten. Die RTL-Gruppe erzielte laut Nielsen 1,26 Milliarden Euro, erlöse weichen oft
meldete selbst aber für ganz Europa (sieben Länder) 1,04 Milliarden. Der Sender krass voneinan-
„Sport 1“ schließlich konnte bei Bruttoerlösen von 92 Millionen Euro netto nur 25 Mil- der ab.
lionen verbuchen.
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Vor diesem Hintergrund hat es im zweiten Quartal 2020 wieder einige Kapitalver-
schiebungen und redaktionelle Veränderungen auf dem Zeitungsmarkt gegeben:
Die „Münsterländische Tageszeitung“ (Verlag Hermann Imsiecke) in Cloppenburg
und die „Oldenburgische Volkszeitung“ in Vechta haben sich rückwirkend zum 1. 1. Übernahmen und
2020 zur OM Mediengruppe zusammengeschlossen. Diese wird in ein neu gebau- Einstellungen bei
Zeitungen
tes Bürohaus in Emstek ziehen. Die OV hatte zuletzt knapp 21.000 Exemplare
verkauft, die MT 16.400.
Beim „Düsseldorf Express“ ist der 50-Prozent-Teilhaber Westdeutsche Zeitung
GmbH ausgestiegen. Das Blatt gehört jetzt allein der Kölner Mediengruppe Du-
Mont. Diese hatte in der jüngsten Vergangenheit ihre überregionalen Zeitungen
(„Berliner Zeitung“, „Berliner Kurier“, „Hamburger Morgenpost“, „Mitteldeutsche
Zeitung“) verkauft und will sich auf den Raum Köln/Bonn/Düsseldorf konzentrieren.
Bei der „Hamburger Morgenpost“ (bis Februar 2020 DuMont, jetzt Arist von Harpe)
wird ab August die Sonntagsausgabe eingestellt. Stattdessen soll die Samstags-
ausgabe gestärkt werden. Arbeitsplätze gehen nicht verloren.
Die FAZ-Gruppe hat Ende Juni ihr wöchentliches Politikmagazin „FAZ Woche“
eingestellt. Es war im April 2016 gestartet worden und erreichte zwischen 30.000
und 40.000 über Abo und Kiosk verkaufte Exemplare. Das ohnehin mittelmäßige
Anzeigengeschäft des Blatts sei durch die Coronakrise entscheidend geschwächt
worden, hieß es zur Begründung. Auch sei es nicht gelungen, einen ausreichend
großen Abonnentenstamm aufzubauen. Arbeitsplätze würden nicht gestrichen,
weil der Ableger quasi nebenbei mitproduziert worden sei.
Anfang April hat die Mediengruppe Madsack in Hannover ihre 24,5-Beteiligung an
der „Torgauer Zeitung“ zur Mehrheit aufgestockt.
Anfang Juli hat Madsack 20 Prozent des Verlags J. Hoffmann in Nienburg, der die
Lokalzeitung „Die Harke“ (Auflage 16.000) herausgibt, gekauft. Das Blatt bezieht
bereits seine überregionalen Inhalte von Madsacks „RedaktionsNetzwerk Deutsch-
land“.
Die Coronakrise hat zwar zeitweise das Interesse an qualifizierten Nachrichten gestei-
gert, auf die Verkaufzahlen der Tageszeitungen hat sich das aber nicht ausgewirkt.
Auch im zweiten Quartal 2020 haben sie sich nach unten entwickelt. Die verkaufte
Gesamtauflage verringerte sich um 1,16 Millionen bzw. 7,6 Prozent auf 14 Millionen
Exemplare. Zählt man nur die Abonnements und den Kioskverkauf zusammen, betrug
der Rückgang 930.000 Exemplare bzw. 6,6 Prozent auf 12,9 Millionen. Die darin
enthaltene E-Paper-Auflage ist um 20 Prozent gestiegen, konnte die Printverluste aber
nicht ausgleichen.
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Zeitungen insgesamt
2/17 2/18 2/19 3/19 4/19 1/20 2/20
Abonnement 13,19 12,79 12,33 12,19 12,19 12,00 11,95
Einzelverkauf 3,64 43,25 2,93 2,89 2,69 2,59 2,45
Bordexemplare 0,40 0,44 0,43 0,42 0,45 0,42 0,06
Sonstiger Verkauf 1,09 1,13 1,17 1,12 1,13 1,19 1,19
Insgesamt 18,31 17,61 16,86 16,62 16,53 16,20 15,74
Quelle: IVW-Quartalsauflagen
Nicht nur die Werbeeinnahmen der kostenlosen Wochenzeitungen haben sich verringert,
auch die Zahl der Titel und der Verlage ist kleiner geworden. Die Gesamtauflage ist um
4,2 Prozent auf knapp 80 Millionen gesunken. Bei dieser Zahl sind die hohen Streuver-
luste zu berücksichtigen.
Die stärksten Auflagenverluste hat es in den oberen Größenklassen gegeben. Von den
Anzeigenblättern in den Kategorien „100.000 bis 200.000“ und „200.000 und mehr“ sind
4,9 bzw. 4,8 Prozent weniger verteilt worden als 2018.
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Die Einnahmeverluste während der Corona-Krise werden wohl nicht wieder ausgegli-
Die Anzeigen-
chen werden. Hinzu kommen längerfristige Probleme der Verlage. Viele Anzeigenblät-
blätter haben
ter verfügen – anders als Tageszeitungen – nicht über nennenswerte Online-Auftritte. besonders stark
Zudem schrumpft die Stammkundschaft – lokales Kleingewerbe – seit Jahren, die unter dem
Großkunden des Handels fusionieren und die Verbraucher gehen im Internet einkau- „Shutdown“
fen. Auch Online-Prospektportale wie „kaufda“ und „marktjagd“ wildern im Revier der gelitten.
Werbeblätter.
In den meisten Fällen werden die Anzeigenblätter von Tageszeitungsverlagen heraus-
gegeben. Lange Jahre waren sie eine stabile Bank, mit der teilweise Verluste im Zei-
tungsgeschäft ausgeglichen werden konnten. Deshalb bedeutet der Niedergang dieser
Sparte eine zusätzliche Erschwernis für die Tagespresse.
Im zweiten Quartal 2020 sind – soweit bekannt – drei werbefinanzierte Titel eingestellt
worden:
Ein Beispiel für besonders schamloses Unternehmergebaren wurde im Mai gemel-
det. Der „Siegerlandkurier“, ein Anzeigenblatt mit eigener Redaktion, war von der Ippen hat ein
Mediengruppe Westfälischer Anzeiger in Hamm (die wiederum zum Ippen-Impe- Anzeigenblatt
rium gehört) an den Verlag Vorländer & Rothmaler in Siegen verkauft worden. Das verkauft, damit es
liquidiert wird.
wurde der Belegschaft per Telefonkonferenz mitgeteilt. Der Käufer stellte das Blatt
mit sofortiger Wirkung ein, die zwölf Beschäftigten mussten noch am selben Tag
ihre Büros räumen. Boris Rosenkranz vom Portal „Übermedien“ vermutet hinter
dem Deal eine kalkulierte Marktbereinigung: Vorländer & Rothmaler gibt mit dem
„Siegerländer Wochen-Anzeiger“ selbst ein Anzeigenblatt heraus und hat dem
„Westfälischen Anzeiger“ im Gegenzug zwei Regionalausgaben abgetreten.
Der Verlag Nürnberger Presse („Nürnberger Nachrichten“, „Nürnberger Zeitung“)
hat das Anzeigenblatt „Der Blitz“ nach über 20 Jahren beerdigt. Es hatte zuletzt ei- Einstellungen in
ne gedruckte Auflage von 376.000. Das Anzeigenvolumen sei schon seit längerem Nürnberg und
Berlin
gesunken und während des „Shutdowns“ nochmal deutlich eingebrochen.
In Berlin hat im Juni das Wochenblatt „Zitty“ nach 43 Jahren sein Leben ausge-
haucht. Es wurde von GCM Go City Media herausgegeben. Als Begründung die-
nen auch hier die coronabedingten Einnahmeverluste. Kündigungen sollte es keine
geben, die Beschäftigten würden beim Schwestermagazin „tip“ unterkommen.
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Zeitschriften
Auf seiner Jahrespressekonferenz am 22. April 2020 hat der Bundesverband Mit Publikums-
Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) das Jahr 2019 bilanziert. Die Branche (Publi- und Fachzeit-
kums- und Fachzeitschriften) steht für 60.000 Beschäftigte und 20,2 Milliarden Euro schriften wurden
Umsatz im Jahr 2019. Gegenüber dem Vorjahr ist die Beschäftigtenzahl gleich geblie- 20,2 Milliarden
ben, die Umsatzzahl ist um 1,9 Prozent geschrumpft. Die Zahl der Publikumstitel ist Euro umgesetzt.
erstmals seit 2013 gesunken: um 56 auf 1.569. Hinzu kamen 100 konfessionelle Titel
und 5.537 Fachzeitschriften, sodass die Zeitschriftensparte insgesamt 7.206 Titel um-
fasst. Kunden- und Mitgliedermagazine sind dabei nicht berücksichtigt. Publikumszeit-
schriften kosteten im Durchschnitt 4,47 Euro pro Heft.
Für 2020 hatten die Mitgliedsverlage bei den Anzeigenerlösen ein Rückgang um 2,4
Prozent erwartet, die Umsätze mit Veranstaltungen sollten um 2,1 Prozent steigen. Im
April lautete die erste Corona-Trendumfrage: minus 25 Prozent bei Anzeigen, minus
50 Prozent bei Veranstaltungen. Bei den Fachzeitschriften wurden sogar Werbeverlus-
te von 80 Prozent für möglich gehalten.
Die Auflagen der Publikumszeitschriften haben sich auch im zweiten Quartal 2020
nach unten entwickelt. Die verkaufte Gesamtauflage verringerte sich um 22,8 Millionen
bzw. 28,0 Prozent auf 58,7 Millionen Exemplare. Zählt man nur die Abonnements und
den Kioskverkauf zusammen, betrug der Rückgang 19,4 Millionen bzw. 28,0 Prozent
und erreichte 49,8 Millionen Exemplare. Die um 21,3 Prozent gestiegene E-Paper-
Auflage konnte das nicht ausgleichen.
Der starke Rückgang ist nicht nur auf die Pandemie, sondern vor allem auf die Aus-
gliederung der ADAC-„Motorwelt“ im ersten Quartal 2020 (zuletzt 13,6 Mio. Exempla-
re) zurückzuführen.
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Bei Bauer Media wird der komplette Zeitschriften- und Druckstandort Rastatt mit
über 240 Beschäftigten geschlossen. In Hamburg wird die „Laura Wohnen Kreativ“
eingestellt und die „Wohnidee“ nach außen vergeben (siehe Teil 2 dieses Berichts,
S. 9).
Auch bei Burda wird ausgelagert: Bei den „Chip“-Fotomagazinen in München wer-
den Redaktion und Vermarktung an eine Firma in Königswinter vergeben. Burda
bleibt Herausgeber und Inhaber der Marke.
Unter den zehn stärksten Titeln konnte nur einer bei den Werbeerlösen zulegen, unter
den ersten 50 waren es elf. Treiber des Geschäfts sind vielfach die digitalen Ableger.
Bei manchen Titeln haben sich die Einnahmen der Onlineausgaben binnen Jahresfrist
mehr als verdoppelt, hinzu kamen Lernprogramme und crossmediale Angebote für
Firmen. Bei dieser Statistik ist zu beachten, dass sie auf den Bruttowerbeerlösen be-
ruht. Ob die Rangfolge bei den Nettoerlösen genauso aussieht, ist unbekannt.
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Bei den Fachmedien hat es im Mai 2020 eine bedeutsame Firmenübernahme gege-
ben. Die Weka-Gruppe mit Stammsitz in Kissing bei Augsburg, einer der führenden Der Fachmedien-
konzern WEKA
Verlagskonzerne auf diesem Gebiet, ist verkauft worden. Erwerber ist ein Finanzinves-
ist an einen Fi-
tor, die in München ansässigen Paragon Partners. Die 1973 gegründete Weka-Gruppe nanzinvestor
ist mit 23 Tochterfirmen in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich aktiv, verkauft worden.
erreichte 2019 rund 240 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt etwa 1.500 Menschen.
Sie befand sich bislang im Familienbesitz. Im Jahr 2001 sollte sie an den Süddeut-
schen Verlag (der damals noch nicht zur Südwestdeutschen Medienholding gehörte)
verkauft werden, was aber scheiterte.
Buchmarkt
Das Dilemma der Buchbranche unter den Pandemiebedingungen kommt gut im Die Perspektiven
Schicksal der Frankfurter Buchmesse zum Ausdruck. Nachdem die Leipziger Messe der Frankfurter
im März 2020 ebenso abgesagt werden musste wie nachfolgende in London, Bologna Buchmesse sind
und New York, wollen die Frankfurter Veranstalter ihr Event unter allen Umständen unklar.
durchziehen. Und zwar nicht nur digital, wie das derzeit vielfach geschieht, sondern
hybrid, d. h. virtuell und gleichzeitig real auf dem Messegelände. Vom 14. bis zum 18.
Oktober 2020. Nur: Die Verlage machen nicht mit.
Schon kurz nach Bekanntgabe des Termins haben die drei führenden deutschen
Buchkonzerne Random House (Bertelsmann), Holtzbrinck und Bonnier abgesagt,
zahlreiche weitere sind gefolgt, zuletzt Hanser. Ihr Standpunkt sei den Machern beim
Börsenverein frühzeitig angekündigt worden, hieß es seitens der Verlage. Weshalb
man dort trotzdem daran festhält, ist nicht klar. Das Finanzielle habe bei der Entschei-
dung nicht im Vordergrund gestanden, versicherte Juergen Boos, der Chef der Buch-
messe. Aber zweifellos wird eine Rumpf-Buchmesse ebenso wie eine möglichweise
doch noch abgesagte Präsenzmesse gewaltige Verluste verursachen. Die Frankfurter
Veranstaltung hat in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 30 Millionen Euro um-
gesetzt. Jetzt kalkuliert man mit Verlusten zwischen sechs und zehn Millionen Euro.
Auch für die Frankfurter Messegesellschaft ist die Situation so oder so ein Desaster,
besonders nach dem Verlust der Internationalen Automobil-Ausstellung an die Stadt
München.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/17 zur Medienwirtschaft; Teil 1 Branchenübersichten
Die vier „Schließwochen“ vom 23. März bis 19. April 2020 haben für die gesamte
Buchbranche die Umsatzzahlen nach unten gezogen. Bei den Verlagen schlugen sich Die Corona-
Pandemie hat die
zusätzlich zu den Ladenschließungen abgesagte Messen und Lesungen nieder. Der
Buchbranche
Börsenverein hat per Umfrage festgestellt, dass während der Schließzeit 30,9 Prozent schwer getroffen.
weniger umgesetzt worden ist, von Januar bis Ende Mai 14,9 Prozent. Wegen fehlen-
der Vermarktungsmöglichkeiten haben zudem mehr als die Hälfte der Verlage Neuer-
scheinungen ins kommende Jahr verschoben, manche Titel werden wohl gar nicht
veröffentlicht. Das betrifft vor allem unbekannte oder unentdeckte Autoren/innen und
Nischentitel.
Beim Buchhandel hat sich der „Lockdown“ in einem Minus von 46 Prozent ausgewirkt,
bei den stationären Buchläden sogar von 65,7 Prozent. Zur Halbzeitbilanz Ende Juni
2020 haben sich die Verluste immerhin schon auf 8,3 bzw. 13,9 Prozent verringert.
Kinder- und Jugendbücher verzeichneten zwischen Januar und Juni 2020 sogar 3,6
Prozent mehr Umsatz als im Vorjahr.
Für das vergangene Jahr hat der Börenverein eine zwiespältige Bilanz vorgelegt. Ei-
nerseits hat der Buchhandelsumsatz 2019 um 1,7 Prozent auf 9,3 Milliarden Euro zu- 2019: gestiegener
Umsatz, aber
gelegt. Selbst der stationäre Handel konnte noch ein Plus von 0,4 Prozent verbuchen. gesunkene Leser-
Der Internet-Buchhandel, bei dem auch das Onlinegeschäft der stationären Händler zahl
erfasst wird, ist um 4,2 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro gestiegen. Andererseits ist die
Zahl der Buchkäufer nach einem Anstieg 2018 wieder deutlich gesunken. Die 28,8
Millionen Personen, die 2019 mindestens ein Buch gekauft haben (2018: 29,9 Millio-
nen), legten sich im Durchschnitt 12,3 Exemplare zu (2018: 12,0). Die detaillierten
Zahlen zum Buchmarkt wird der Börsenverein im dritten Quartal 2020 veröffentlichen.
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Quelle: Die 100 größten Buchverlage 2020, Dortmund 2020, S.7.; eigene Berechnungen
Die Publikumsverlage (Belletristik, Sachbücher) unter den 100 größten umfassen rund
31 Prozent des Gruppenumsatzes. Ihre Erlöse sind um zwei Prozent gestiegen. Das
bedeutet, dass sich dieses Segment deutlich erholt hat, denn 2017 hatten sie noch ein
Minus von 1,3 Prozent hinnehmen müssen, 2018 war das Plus von 0,8 Prozent unter-
durchschnittlich gewesen.
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Auf Fachbücher sind 53 Prozent des Umsatzes der 100 größten Verlage entfallen. Ihre
Erlöse sind 2019 um 1,2 Prozent gewachsen.
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Das Wachstum bei den Buchhandelsketten ist – wenn nicht fusioniert worden ist – auf
das Onlinegeschäft zurückzuführen. Dessen Anteil am Gesamtumsatz ist mit 14 Pro-
zent allerdings immer noch klein (von Amazon abgesehen). Online bestellte und im
Laden abgeholte Ware macht davon 30 bis 50 Prozent aus.
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Es verwundert nicht, dass es die höchsten Steigerungsraten bei den jüngeren Bevöl-
kerungsgruppen gibt, aber auch bei den Nutzern ab 50 Jahren ist das Wachstum be-
achtlich. Die einzige Kategorie mit rückläufiger Resonanz ist das klassische Fernse-
hen mit festem Programm.
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Der Markt für „Video on Demand“ (VoD) wird von den großen US-Plattformen be-
herrscht. Das hat die AGF Videoforschung Mitte Juni aufgezeigt. Mehr als jede/r dritte
Deutsche ab 14 Jahren (36,3 Prozent) nutzte im Frühjahr 2020 ein kostenpflichtiges
Angebot. Zwei Jahre zuvor waren es erst 18,6 Prozent. Am beliebtesten sind Netflix
und Amazon Prime Video. Disney+, das erst im April 2020 gestartet ist, hat sich schon
auf Platz fünf geschoben.
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Nachrichten aller Art waren im vergangenen Jahr das gefragteste Podcast-Genre. Al-
lerdings schwankt die Beliebtheit sehr stark, je nachdem, welche populären Angebote
gerade zur Verfügung stehen. Die größten Steigerungsraten hat es 2019 bei „Society
& Culture“ gegeben.
Beim Podcast-Boom wollen auch die führenden deutschen Fernsehkonzerne dabei
sein. Weshalb sie eigene Angebote auf den Markt gebracht haben. RTL Deutschland RTL und P7S1
wollen bei Pod-
kündigte im April 2020 an, dass das 2019 gestartete Portal „Audio Now“ ausgebaut
casts mitmischen.
werden soll. Unter anderem will man eine „Offensive“ mit fiktionalen Formaten starten.
Derzeit (April 2020) habe man sechs Millionen Nutzer pro Monat. ProSiebenSat.1 hat
zeitgleich FYEO („For your ears only“) gestartet. Dort sollen neben Dokumentationen
und Expertengesprächen auch Hörspiele gebracht werden. Man werde mit Zeitungs-
verlagen („Süddeutsche Zeitung“) und der Deutschen Presseagentur zusammenarbei-
ten, ließ der Konzern wissen.
Filmtheater
Die Filmbranche gehört zu den Medienbereichen, die am stärksten von der Corona- Die Folgen der
Pandemie betroffen sind. Seit der zweiten Märzwoche 2020 waren alle Kinos ge- Pandemie für die
schlossen, im Mai wurden – je nach Bundesland verschieden – Lockerungen geneh- Kinobranche sind
migt. Die meisten Betriebe blieben aber trotzdem zu, weil die Abstandsregeln nur Be- noch nicht abseh-
sucherzahlen von etwa einem Viertel erlauben; ein rentabler Betrieb ist damit kaum bar.
möglich. Auch Mitte Juli sind noch nicht alle geöffnet, einige haben auch wieder dicht-
gemacht.
Der Hauptverband Deutscher Filmtheater sprach Ende April 2020 von 17 Millionen
Euro Einnahmeverlusten pro Woche während des „Shutdowns“ und vermutete, dass
mindestens die Hälfte der Häuser insolvent werden könnte. Bis Juli würden die Kinos
bundesweit 186 Millionen Euro Fixkosten aufbauen, die nicht gefördert würden. Be-
droht seien vor allem kleinere Betriebe mit nur einem oder wenigen Sälen. Anfang Juli
hat Cineplex-Geschäftsführer Kim Ludolf Koch einen Verlust von 250 Millionen Euro
für die gesamte Branche vorausgesagt.
Gefahren drohen zusätzlich von der Produzentenseite. Weil die Entwicklung der Pan-
demie in den USA und Großbritannien kaum absehbar ist, verzögern sich geplante
internationale Filmstarts. Auch in Deutschland sind Produktionen verschoben worden.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/17 zur Medienwirtschaft; Teil 1 Branchenübersichten
Ohne ein attraktives Angebot aber werden weniger Besucher in die wieder geöffneten
Kinos zu locken sein. Christian Bräuer, Vorsitzender der AG Kino-Gilde, befürchtete
Ende Mai, dass sich im Ergebnis der Krise die Kapitalzentralisation bei den Kinos ver-
stärkt und die derzeitige Vielfalt verschwindet.
Ein Großdeal passt da ins Bild: die Übernahme der Lübecker Kinokette Cinestar durch
den Branchenführer CinemaxX in Hamburg. Sie ist vom Bundeskartellamt (BKA) im
Die Fusion Cine-
März 2020 unter Auflagen genehmigt worden. Bedingung war, dass sechs Kinos an star/CinemaxX
verschiedenen Standorten verkauft werden. Im Mai wurde bekannt, um welche es sich ist genehmigt
handelt: Augsburg, Bremen, Gütersloh, Magdeburg, Mühlheim und Remscheid. Da- worden.
nach wird CinemaxX mit 78 Filmtheatern in Deutschland vertreten sein.
Hinter dem Vorgang steht ein Deal zwischen internationalen Konzernen bzw. Investo-
ren. Die britische Vue International betreibt rund 230 Kinos in zehn Ländern. Die Toch-
terfirma Vue Nederland ist die Muttergesellschaft der deutschen CinemaxX. Hinter
Cinestar standen die Investoren Edge Investments, 2015 First Holding und Greater
Union International, alle mit Sitz in Lübeck. Über den Kaufpreis wurde nichts bekannt-
gegeben.
Agenturen
Die Digitalagenturen erlebten 2019 einen beachtlichen Aufschwung. Der Umsatz der
hundert größten Unternehmen ist um 17,5 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro gewach- Digitalagenturen
sen, wie der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) Ende Mai 2020 mitgeteilt hat. 2019: plus 17,5
Im Jahr zuvor hatte es einen Zuwachs von „nur“ 5,3 Prozent auf 1,56 Milliarden Euro Prozent.
gegeben. Im laufenden Jahr wird sich die positive Entwicklung allerdings nicht fortset-
zen, die Corona-Pandemie verhagelt die Geschäfte. Zum Jahresende 2020 werde es
vermutlich einige Agenturen nicht mehr geben, befürchtet der Verband.
Auch bei den PR- und Kommunikationsagenturen herrschte zu Beginn des Jahrs 2020
noch Freude über sprudelnde Umsätze. Das so genannte Pfeffer-Ranking (nach Ger- PR-Agenturen
2019: plus 8,8
hard Pfeffer, Herausgeber der „PR-Journals“) hat bei den teilnehmenden 138 Agentu-
Prozent
ren ein Plus von 8,8 Prozent ergeben, die Beschäftigtenzahl stieg sogar um 9,7 Pro-
zent. Spitzenreiter ist Fischer-Appelt, die sich vor die MC Group geschoben haben.
Das ist hauptsächlich auf die Übernahme der Agentur PUK zurückzuführen.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/17 zur Medienwirtschaft; Teil 1 Branchenübersichten
Bei den internationalen Mediaagenturen war 2019 der Konzern Group M unter den Mediaagenturen
ersten zehn mit drei Tochterfirmen vertreten und stellt mit Mediacom den Marktführer. 2019: plus 3
Das zeigt die Rangliste, die jährlich vom RECMA-Institut veröffentlicht wird. Die 20 Prozent
größten Agenturen haben ihren Umsatz um drei Prozent auf 26,2 Milliarden Euro ge-
steigert. Im Vorjahr hatte es noch eine Steigerung um 5,3 Prozent gegeben.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/17 zur Medienwirtschaft; Teil 1 Branchenübersichten
Mit „Games“
Videospiele sind 5,5 Prozent
mehr Euros um-
Der „Games-Markt“ ist auch im vergangen Jahr deutlich, um 5,5 Prozent, gewachsen
gesetzt worden.
und hat die Schwelle von sechs Milliarden Euro überschritten. Das zeigen die Zahlen,
die Game – Verband der deutschen Games-Branche Ende April 2020 veröffentlicht
hat. Dabei haben sich die Gewichte verschoben: Mit Hardware sind 1,8 Prozent weni-
ger als im Vorjahr umgesetzt worden, mit Software aller Art 10,5 Prozent mehr. Der
größte Anteil bei Software ist mit so genannten In-Game-Käufen erzielt worden. Damit
sind nicht nur klassische Zusatzartikel sowie Kosmetik gemeint, sondern auch kosten-
pflichtige Erweiterungen (DLC). Dieses Segment ist um 15,7 Prozent gewachsen. Um
fast ein Drittel hat der Umsatz mit Gebühren für Onlinedienste zugenommen. Darunter
werden Abonnements für Ergänzungen zu Konsolen, Spiele-Bibliotheken und „Cloud-
Gaming“ erfasst.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Querfront in Magdeburg
Quartalsbericht zur deutschen Medienwirtschaft April bis Juni 2020
Teil 2: Konzernübersichten
Von Gert Hautsch
22. Juli 2020
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Ein anderes Bild zeigt sich bei den reinen Finanzinvestitionen abseits des Kernge- „Von Medien-
schäfts. Hier hat es ein Wachstum um 24 Prozent gegeben. Am aktivsten waren dabei häusern zu
Finanzinvesto-
Axel Springer, Burda, ProSiebenSat.1, DuMont und die VG von Holtzbrinck. Die Auto-
ren?“
ren der Studie vermuten dahinter keine Kontrolle des Geschäfts, sondern „spätere
Veräußerungsabsichten“ – sprich: Spekulation. Deshalb trägt ein Kapitel der Studie
den Titel „Von Medienhäusern zu Finanzinvestoren?“
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
ProSiebenSat.1 Media SE
Das Management von ProSiebenSat.1 hat schon Mitte April 2020 seine Prognose für
das laufende Jahr zurückgezogen. Man gehe davon aus, dass das Geschäft in allen
Segmenten durch die Pandemie stark beeinträchtigt wird. Beim Fernsehen (Seven-
One) sind die Werbeerlöse eingebrochen, bei der Filmproduktion (Red Arrow) müssen
Projekte verschoben werden, beim Rubrikengeschäft (NuCom) leiden einzelne Porta-
le, während andere von der Krise profitieren.
In den Geschäftszahlen für das erste Quartal 2020 hat sich diese Entwicklung noch Im ersten Quar-
wenig niedergeschlagen. Der Umsatz ist um 1,4 Prozent gestiegen, organisch – d. h. tal liefen die
bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte – ist er allerdings um ein Prozent gesun- Geschäfte noch
passabel, im
ken. Die Erlöse beim Fernsehen haben überdurchschnittlich – um 2,8 Prozent – abge- zweiten nicht
nommen, die Werbeerlöse lagen sogar um vier Prozent unter dem Vorjahreswert. Der mehr.
Produktionsbereich ist um 0,7 Prozent – organisch um 3,0 Prozent – gesunken. Nur
die NuCom Group konnte um 14,6 Prozent, organisch um 8,0 Prozent, zulegen. Mehr
als die Hälfte der Erlöse stammten aus den Bereichen jenseits des Fernsehens.
Die unerfreuliche Lage zeigt sich deutlicher bei den Profiten: Der Gewinn vor Zinsen, Die Profite sind
Steuern und Abschreibungen (EBITDA) hat fast 20 Prozent unter dem Vorjahreswert deutlich gesun-
gelegen, der Nettoprofit (Konzernüberschuss) betrug nur noch ein Viertel des Betrags ken.
von 2019, bereinigt ist er um 38 Prozent gesunken.
Für das zweite Quartal 2020 liegen noch keine Geschäftszahlen vor. Auf der Haupt-
versammlung am 10. Juni hieß es aber, dass die Werbeeinnahmen im April und Mai
etwa 40 Prozent unter denen des Vorjahrs gelegen haben. Auch im Juni sehe man
noch keine Verbesserung. Allerdings: Den Großteil der Werbeerlöse erwarte man er-
fahrungsgemäß im vierten Quartal. Bis dahin werden die Werbekunden wieder ver-
stärkt buchen, so die Hoffnung.
Als Reaktion auf die krisenhafte Entwicklung soll in allen Bereichen gespart werden. P7S1 will sparen.
Die Investitionen ins Programm beispielsweise will man um 50 Millionen Euro verrin-
gern, auch beim Aufwand für IT, Reisen und Beratung wird gekürzt. Für das Ge-
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schäftsjahr 2019 wird keine Dividende ausgeschüttet; das bringt 192 Millionen Euro
zusätzlich. Die Liquiditätslage sei gleichwohl weiterhin gut, beteuerte die Konzernfüh-
rung im April 2020. Man verfüge über rund 900 Millionen Euro Barmittel und 750 Mil-
lionen Euro kurzfristig mobilisierbare Reserven.
Die ProSiebenSat.1-Gruppe hat allerdings nicht nur ein Problem mit der Pandemie,
sondern auch eine Führungskrise (QB 1/20-2, S. 5). Ende März 2020 war der Vor-
standsvorsitzende Max Conze fristlos entlassen worden (mit einer „Abfindung“ von 3,9
Millionen Euro, versteht sich). Kurz vorher hatte sein Vize Conrad Albert gekündigt; Millionen für
ihm wurden drei Millionen Euro hinterhergeworfen. Für 2019 hatte Conze ein Gehalt ehemalige und
von 4,5 Millionen Euro einstreichen dürfen – zusätzlich variable Komponenten von aktuelle Manager
mindestens 1,8 Millionen. Im Jahr zuvor hatte er sogar 5,6 Millionen Euro kassiert,
obwohl er erst Mitte des Jahres sein Amt angetreten hatte. Conrad Albert bekam 2019
ein Gehalt von 2,8 Millionen Euro ausgezahlt. Für den Aufsichtsrat waren 1,6 Millionen
Euro Tantiemen fällig gewesen, davon 376.000 für dessen Vorsitzenden Werner
Brandt.
Als neuer Vorstandsprecher fungiert Rainer Beaujean. Er leitete die Hauptversamm-
lung am 10. Juni 2020, die wegen der Coronabeschränkungen online stattfand. Bei
dieser Veranstaltung war auf die Frage eines Aktionärs mitgeteilt worden, dass es En-
de 2019 im Konzern 271 Beschäftigte gegeben hat, deren Bruttogehalt mehr als
120.000 Euro pro Jahr betrug.
Der Wechsel an der Konzernspitze war von den neuen Großaktionären, mit denen
sich das Management arrangieren muss, durchgesetzt worden. Seit Sommer 2019 Inzwischen gibt
es schon vier
bedienen sich verschiedene Investorengruppen an der Börse wie auf einem Jahr-
ausländische
markt. Zuerst haben die Mailänder Mediaset-Holding (die dem Berlusconi-Clan gehört) Großinvestoren
und die tschechischen Intestoren Daniel Křetínský und Patrik Tkac (Czech Media In- bei P7S1.
vest) Pakete von knapp 25 bzw. 10,1 Prozent zusammengekauft. Seit Mai 2020 hat
sich außerdem der Finanzinvestor KKR 6,6 Prozent der Stimmrechte gesichert. Im
Juni wurde bekannt, dass sich auch die norwegische Staatsbank mit rund fünf Prozent
beteiligt hat. Es ist davon auszugehen, dass der Ausverkauf weitergeht, denn die
P7S1-Aktien sind billig zu haben. Mitte März 2020 wurden die Papiere für weniger als
sechs Euro angeboten, Mitte Juli lag der Kurs bei knapp zehn Euro.
Axel Springer SE
Wieder einmal wird im Springer-Konzern umstrukturiert. Damit wird der Dreijahres-
Bei Springer
rhythmus eingehalten: Im März 2014 waren aus fünf klassischen Konzernbereichen
wird wieder ein-
drei neue geschaffen worden. Journalismus fand bei den „Bezahlangeboten“ (inzwi- mal umstruktu-
schen „News Media“) statt, erstmals wurden gedruckte und digitale Medien zusam- riert.
mengefasst. Im Juni 2017 wurden Print- und Digitalgeschäfte wieder – wie vor 2014 –
in getrennte Bereiche aufgeteilt, mit je eigener Vermarktung, Vertrieb und Herstellung.
Anfang Juli 2020 wurde nun erneut alles über den Haufen geworfen. Die journalisti-
schen Bereiche Bild GmbH und Welt N 24 GmbH werden zu zwei von vier „Säulen“ im
Vorstandsbereich „News Media National“. Gedruckte und digitale Medien, Redaktion
und Verlag, finden sich wieder unter einem Dach. Die beiden anderen „Säulen“ sind
Technik („Media & Tech“) und Werbung („All Media“). Neu ist, dass die beiden Chef-
redakteure Julian Reichelt (Bild) und Ulf Poschardt (Welt) „oberste Markenverantwort-
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liche“ werden und in die Führung des Vorstandsbereichs aufsteigen. Die beiden redak-
tionellen „Säulen“ werden selbstverantwortliche Unternehmenseinheiten.
Mag das vorherige Geschehen nach einem hilflosen Hin und Her ausgesehen haben, Hinter den ak-
tuellen Maßnah-
so dürfte die neueste Volte einem klaren strategischen Ziel folgen. Seit Jahresbeginn
men dürfte der
herrschen bei Springer neue Machtverhältnisse: Der US-Finanzinvestor KKR ist neue Großaktio-
Hauptaktionär und wird demnächst 48,6 Prozent des Aktienkapitals besitzen, für wei- när KKR stehen.
tere sechs Prozent hat er ein Vorkaufsrecht (siehe unten). Ohne oder gar gegen ihn
geht gar nichts. Die neue Struktur dürfte sein Werk sein.
KKR hat im vergangenen Jahr etliche große (Tele-München-Gruppe) und kleinere
Filmfirmen übernommen und daraus Leonine, einen der führenden deutschen Produk-
tionskonzerne, geschaffen. Springer betreibt mit „Welt“ (früher „N 24“) einen Fernseh-
sender und hat sich kürzlich für die Streamingplattform „Bild TV“ eine Rundfunklizenz
besorgt. Videostreaming zählt zu den Boomsparten der Medienindustrie mit zweistelli-
gen Wachstumsraten. Dieses Geschäft passt bestens mit Leonine zusammen. Erst
recht, wenn man bei der Konkurrenz P7S1 einen Fuß in der Tür hat: KKR hat sich dort
6,6 Prozent der Aktien gesichert.
Finanzinvestoren kaufen Firmen auf Zeit, um sie auszusaugen und mit Profit weiterzu-
verkaufen. Das geht am besten nach einer Zerschlagung. Für das Werbegeschäft
(„Marketing Media“) hat der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner schon im Frühjahr
2019 einen baldigen Verkauf angekündigt. Über eine Abspaltung des Rubrikenge-
schäfts („Classifieds Media“) wollen die Gerüchte trotz Dementi nicht verstummen. Für
KKR ergäbe das Sinn: Die „News Media“ könnten mit Leonine zu einem neuen Strea-
mingkonzern mit eigener Produktionsbasis verschmolzen und später sehr teuer ver-
Eine Zerschla-
kauft werden. Der Restkonzern ließe sich getrennt zu Geld machen. gung des Kon-
Ob das alles so kommt, ist Spekulation. Aber zum Geschäftsgebaren eines Finanz- zerns könnte für
KKR Sinn erge-
investors würde es gut passen. Die Meinung der Verlegerwitwe Friede Springer, der
ben.
angeblich „die Wahrung des publizistischen Erbes“ ihres verstorbenen Gatten so am
Herzen liegt, wäre kein Hindernis.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Anfang Juni 2020 haben Carsten Schwecke und Julia Wehrle, Vorstandsmitglieder
von Springers Marketingtochter Media Impact, in einem Interview Zahlen zu den ak-
tuellen Netto-Werbeeinnahmen genannt: Im April seien sie um 23 Prozent und im Mai
um 26 Prozent gesunken. Das wiegt schwer, denn die Werbeerlöse machen mehr als
zwei Drittel des Konzernumsatzes aus. Dass es nicht noch schlimmer gekommen ist,
sei zu großen Teilen „Bild“ (Print und Online) zu verdanken.
Seit dem 6. April 2020 ist die Axel Springer SE nicht mehr an der Börse gelistet. Hin-
tergrund war die Übernahme von 47,6 Prozent der Aktien durch den Finanzinvestor
KKR (QB1/20-2, S. 7 f.). Dieser will auch noch die restlichen Aktien im Streubesitz Springer ist
(etwa ein Prozent) kaufen und deren Besitzer notfalls zur Abgabe zwingen. Mit dem nicht mehr an der
neuen Hauptaktionär dürfte es auch zusammenhängen, dass die Axel Springer SE für Börse gelistet.
das erste Quartal 2020 erstmals keine Geschäftszahlen veröffentlicht.
Über den Einstieg von KKR bei Springer sind interessante Details bekannt geworden.
Der Finanzinvestor wird, wenn er den restlichen Streubesitz kassiert hat, 48,6 Prozent
der Aktien halten. Der Verlegerin Friede Springer gehören 42,64 Prozent, Mathias
Döpfner 2,81 Prozent. Diese beiden haben einen Stimmenpool gebildet. Die beiden KKR hat ein
Vorkaufsrecht für
Enkel Axel Springers, Axel Sven und Ariane Melanie, besitzen 5,05 bzw. 0,96 Prozent.
sechs Prozent der
Für deren Aktien hat sich KKR ein Vorkaufsrecht einräumen lassen. Sollten sie ver- Aktien; das ergä-
kaufen (was ihnen beim aktuellen Kurs von 63 Euro 343 bzw. 66 Millionen Euro ein- be die Kapital-
brächte), dann hätte der Investor die Stimmenmehrheit. Das würde zwar momentan mehrheit.
keine Rolle spielen, weil KKR, Springer und Döpfner ein Konsortium gebildet und be-
schlossen haben, nur gemeinsam abzustimmen. Das gilt aber nur für fünf Jahre. Da-
nach wäre alles möglich.
Friede Springer und Mathias Döpfner haben das Bündnis mit KKR damit begründet,
dass der Konzern viel Geld brauche, um auf internationalen Digitalmärkten erfolgreich
expandieren zu können. Im Mittelpunkt des Begehrens stand bislang eines der großen
globalen Rubrikenportale, mit dessen Erwerb das Segment „Classifieds Media“ ge-
stärkt würde. Im vergangenen Jahr wollte Springer die Scout24-Gruppe übernehmen,
musste dann aber passen: Das Portal ging für 2,9 Milliarden Euro an den Finanzinves-
tor Hellman & Friedman – eine Summe, die man sich in Berlin nicht leisten konnte
oder wollte.
Ende Mai 2020 ist auch der zweite derartige Versuch gescheitert. Die Eigentümer des
US-Konzerns Ebay Classifieds Group hatten ihr Investment zum Verkauf gestellt,
Springer beteiligte sich am Bieterrennen – neben dem südafrikanischen Konzern Nas-
pers, dem Verlag Schibsted aus Norwegen und einem Konsortium aus Private-Equity- Springer musste
beim Bieterren-
Firmen. Aber die Preisvorstellungen von acht Milliarden US-Dollar (7,15 Mrd. Euro)
nen um Ebay
überstiegen wiederum die Möglichkeiten von Springer. Das mit dem Einstieg von KKR schon frühzeitig
mobilisierte Kapital wäre auf einen Schlag aufgebraucht worden, Spielraum für andere aussteigen.
Akquisitionen hätte es nicht mehr gegeben, hieß es. Alternativ hatte Springer erwo-
gen, eine strategische Partnerschaft einzugehen oder nur einen Teilbereich zu über-
nehmen. Doch auch daraus wurde nichts. Man will sich nun nach einem Übernahme-
kandidaten im Bereich „News Media“ umsehen. Damit ist eines der großen internatio-
nalen Nachrichtenportale gemeint; welches, ist unklar.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Das Kapitel Digitalkiosk hat Springer abgeschlossen, der konzerneigene „iKiosk“ ist an
die Schweitzer Fachinformationen verkauft worden. Das Portal war im Frühjahr 2010 als Der „iKiosk“ ist
Plattform zum Verkauf der konzerneigenen Zeitungen und Zeitschriften gestartet wor- verkauft worden.
den, wurde aber schnell zu einer Plattform für Titel anderer Verlage erweitert. Derzeit
bieten dort über 200 Verlage mehr als 1.000 Titel zum digitalen Konsum gegen Bezah-
lung an.
Bei Springer gilt, ebenso wie bei ProSiebenSat.1, dass man zwar gerne beim Personal
Springer zahlt
spart, sich bei der Alimentierung der Führungsspitze aber großzügig zeigt. Die Zeit- für 2019 rund
schrift „Kress Pro“ (Heft 3/20) hat vorgerechnet, dass 2019 der fünfköpfige Vorstand 105 Millionen
22,1 Millionen Euro „verdient“ hat, davon 10,4 Millionen als Festvergütung. Der Vorsit- Euro an seine
zende Mathias Döpfner allein dürfte 6,6 Millionen Euro kassiert haben. Hinzu kamen 2,1 Konzernführung
Millionen für Versorgungszusagen. Für den Aufsichtsrat fielen 3,0 Millionen Euro an. Zu aus.
alldem kam noch ein „Long-Term Incentive Plan“ aus dem Jahr 2016, der beim Errei-
chen bestimmter Kennzahlen horrende Boni verspricht. Dafür sind 69,2 Millionen Euro
für den Vorstand und weitere 8,9 Millionen für andere Führungskräfte in den Jahresab-
schluss 2019 eingestellt worden. Alles in allem kommen somit 105 Millionen Euro für
das Jahr 2019 zusammen.
Zum Vergleich: Im Rahmen des laufenden Sparprogramms bei der „Bild“- und „Welt“-
Gruppe will Springer die Ausgaben um 50 Millionen Euro kürzen, was einen Abbau von
über hundert Arbeitsplätzen bedeutet.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Im Landtag von Sachsen-Anhalt hat sich in dieser Sache Das Rundfunkkonzept der AfD
eine verstörende Querfront zusammengefunden. Nicht nur Die Partei hat Ende Juni 2020 ihre Vorstellungen zur
die AfD- und die CDU-Fraktion wollen dagegen stimmen, „Reform“ des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vor-
gestellt. Danach sollen sich die Sender auf Nach-
auch die Fraktion der Linkspartei macht nicht mit. Deren
richten, Kultur, Bildung sowie regionale und lokale
Parlamentarischer Geschäftsführer Stefan Gebhardt ließ Informationen beschränken. Programme, die private
wissen, er sei zwar ein Befürworter eines bürgernahen Sender anbieten (z. B. Sport, Unterhaltung) blieben
Rundfunks, aber: „Wir vermissen eine Begrenzung der ihnen verwehrt. Die Ausgaben sollen von derzeit
Direktoren- und Intendantengehälter. Will nur daran erin- 8 Mrd. auf 800 Mio. Euro gekürzt werden. Sie wären
von den großen Medienkonzernen per Umlage
nern, dass der Intendant des Westdeutschen Rundfunks aufzubringen. Der Rundfunkbeitrag würde entfallen,
doppelt so viel verdient wie der Bundespräsident.“ Anfang Werbung wäre verboten. Die regionalen Rundfunk-
Juli 2020 gab Ministerpräsident Reiner Haseloff bekannt, anstalten dürften höchstens ein Radio- und Fern-
dass es im Landtag derzeit keine Mehrheit für eine Anhe- sehprogramm anbieten. (vgl. FAZ, 1. 7. 2020)
bung gibt.
Der Streit um den Rundfunkbeitrag hat einen Nebenkonflikt erzeugt. Im kommenden
Jahr will die ARD ein „Digitales Kulturangebot“ auf den Weg bringen, in dem Konzerte, Beim neuen „Di-
Ausstellungen und weitere „Kulturerlebnisse“ aus den einzelnen Sendegebieten ge- gitalen Kultur-
bündelt werden und neue Produktionen erfolgen sollen. Mit den Kulturangeboten von angebot“ der
ARD macht der
ZDF und Deutschlandradio soll es verlinkt werden. Der Etat wird fünf Millionen Euro
BR nicht mit.
umfassen, finanzieren sollen ihn die einzelnen ARD-Anstalten.
Der Bayerische Rundfunk wird allerdings nicht dabei sein, wie Intendant Ulrich Wilhelm
Mitte Mai 2020 wissen ließ. Denn die Federführung für die neue Kulturplattform soll
beim Mitteldeutschen Rundfunk liegen, die Redaktion in Halle sitzen. Das war vonsei-
ten der Landesregierung Sachsen-Anhalts mehr oder weniger offen zur Bedingung da-
für gemacht worden, dass man der Beitragserhöhung zustimmt. Eine solche Verknüp-
fung sei verfassungsrechtlich bedenklich, erklärte Wilhelm, weil staatliche Einflussnah-
me auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk unzulässig sei.
Diese Argumentation ist nicht von der Hand zu weisen, auch wenn Wilhelms Motive
durchsichtig sind: Er wollte das Kulturportal unbedingt in München angesiedelt haben.
Andererseits wird von den ostdeutschen Ländern schon seit Jahren moniert, dass von
50 Gemeinschaftseinrichtungen der ARD nur zwei bedeutsamere nicht in der alten
BRD angesiedelt sind: das Hauptstadtstudio in Berlin (was sich von selbst versteht) und
der Kinderkanal in Erfurt.
Das „Digitale Kulturangebot“ der ARD hat eine Vorgeschichte. Im Februar 2019 wurde
„ZDFkultur“ als digitaler Kulturraum gestartet. Der ARD war angeboten worden, diese
Plattform mitzunutzen. Das scheiterte, weil sie ihre Kulturangebote nicht bündeln konn-
te oder wollte, sondern stattdessen ein eigenes Portal aufbaut, das dann mit dem des
ZDF verbunden werden soll.
Inzwischen wurde bekannt, dass 2019 die Gesamteinnahmen des Beitragsservice 8,07 Die Beitrags-
Milliarden Euro erbracht haben – eine Steigerung um 0,7 Prozent. Davon gehen 152 einnahmen sind
2019 schwach
Millionen an die Landesmedienanstalten. Für das laufende Jahr wird mit rückläufigen
gestiegen.
Einnahmen gerechnet, weil wegen der Corona-Pandemie die Zahl der beitragsfreien
Haushalte steigen wird. Zudem können sich Firmen, deren Betriebsstätte auf behördli-
che Anweisung hin geschlossen worden ist, nachträglich von der Beitragszahlung be-
freien lassen.
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Der Norddeutsche Rundfunk will in den kommenden vier Jahren 300 Millionen Euro
Der NDR will
einsparen, wie Intendant Joachim Knuth Anfang Mai 2020 mitteilte. Bis 2028 sollen auch beim Pro-
zehn Prozent des Personalaufwands gekürzt, 200 Planstellen nicht neu besetzt werden. gramm kürzen.
Die stärksten Einschnitte sind beim Programm geplant: weniger Shows, weniger Fern-
sehspiele, weniger „Tatorte“. Auch bei Großveranstaltungen, Konzerten und den Musik-
ensembles wird gespart.
Beim Südwest-Rundfunk hat Intendant Kai Gniffke Mitte Juni 2020 ein Umbauprogramm
verkündet. Demnach sollen die Hörfunk-Nachrichtenredaktionen in Mainz und Stuttgart
aufgelöst und deren Aufgaben in Baden-Baden konzentriert werden. Davon sind 36 Re-
dakteurinnen und Redakteure betroffen. Allerdings solle deswegen niemand umziehen
müssen, es würden auch keine Stellen gestrichen.
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Gert Hautsch: Quartalsbericht 2/20 zur Medienwirtschaft; Teil 2 Konzernübersichten
Medienhauses ACP für 525 Millionen Australo-Dollar (ca. 320 Millionen Euro) in
den Markt „down under“ eingestiegen und hatte in der Folgezeit stark expandiert.
Dem Vernehmen nach erhält er nur einen zweistelligen Millionenbetrag zurück.
In Polen hat Bauer Anfang Mai den führenden Internetanbieter Grupa Interia für 92
Millionen Euro an die Grupa Polsat verkauft. Fast Gleichzeitig hat sie die Grupa
Tense, einen Online-Marketingspezialisten, gekauft.
Auch in Großbritannien läuft es nicht so wie gewünscht. Bauer unterhält dort die
größte private Radiokette sowie zwei Zeitschriftenverlage. Für letztere waren
schon im Herbst 2019 Verluste gemeldet worden. Im Mai 2020 hieß es nun, dass
man zehn Titel verkaufen oder schließen werde.
Für das Geschäftsjahr 2020 rechnet Bauer Media mit einem um 30 Prozent niedrige- Für 2020 wird
weniger Umsatz
ren Gewinn und zehn Prozent weniger Umsatz als 2019, sagte der Verlagsmanager
und Gewinn
Veit Dengler Mitte Juni 2020 in einem Interview. Aber: „Wir haben nach wie vor einen vorausgesagt.
sehr positiven Cashflow.“ Wie hoch Umsatz und Gewinn 2019 waren, hat er nicht mit-
geteilt.
Kontakt: V. i. S. d. P:
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