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Tarifpolitischer Jahresbericht 2007:

Gespaltene Tarifentwicklung und verschärfte


Gewerkschaftskonkurrenz
Reinhard Bispinck
WSI-Tarifarchiv

Das herausragende Ereignis des Tarifjahres 2007 war zweifellos der Konflikt bei der Deutschen Bahn. Die Auseinandersetzung bei den
Lokführern hat das Problem der Gewerkschaftskonkurrenz ins Rampenlicht gerückt und für die großen DGB-Gewerkschaften die Fra-
ge aufgeworfen, wie eine differenzierte und zugleich solidarische Lohnpolitik aussehen kann und muss. Insgesamt haben die Konflikte
in der Tarifpolitik im vergangenen Jahr an Schärfe zugenommen. Warnstreiks und Arbeitskämpfe in verschiedenen Wirtschaftszwei-
gen signalisieren, dass der Erhalt von Tarifstandards wie auch die Durchsetzung angemessener Lohnerhöhungen allein am Verhand-
lungstisch nicht zu erreichen waren. Heftige politische Kontroversen, aber nur begrenzten Fortschritt in der Sache, gab es bei der
Regulierung des Niedriglohnsektors. Ein einheitlicher gesetzlicher Mindestlohn ist in der Großen Koalition nach wie vor nicht
konsensfähig.

rates (1,8 %) und der Bundesregierung ßiger Lohnabschlüsse nun die Zeit für eine

1
Das Tarifjahr 2007 im
(1,7 %) sowie der meisten Institute wurden
deutlich übertroffen. Die wirtschaftliche
Expansion wurde maßgeblich von der star-
spürbare Reallohnerhöhung gekommen
sei, nicht beeinflussen.

Überblick ken Exporttätigkeit und der Investiti- 1.2 FORDERUNGEN UND


onstätigkeit getragen, die reale private Kon- ABSCHLÜSSE
Die Tarifabschlüsse des vergangenen Jahres sumnachfrage fiel demgegenüber aufgrund
zeichnen ein widersprüchliches Bild: In der verschiedener Faktoren (Mehrwertsteuer- Zahlreiche große und kleine Wirtschafts-
chemischen Industrie wie auch in der Me- anhebung, steigende Lebenshaltungskos- zweige und Tarifbereiche nahmen an der
tall- und Elektroindustrie konnten die Ge- ten) erneut negativ aus. Damit setzte sich Tarifrunde 2007 teil, aber nicht alle. Zum
werkschaften an die positive Entwicklung die gespaltene Konjunkturentwicklung der Beispiel der öffentliche Dienst, die Stahl-
des Vorjahres anknüpfen und Tarifab- vergangenen Jahre fort. Gleichwohl beleb- industrie, die (westdeutsche) Textil- und
schlüsse durchsetzen, die den gesamtwirt- te sich auch der Arbeitsmarkt relativ stark. Bekleidungsindustrie, das Bankgewerbe
schaftlichen Verteilungsspielraum weitge- Die Zahl der registrierten Arbeitslosen ging u. a. hatten bereits 2006 oder früher länger
hend ausschöpften. Dies schlug sich positiv im Jahresdurchschnitt um rund 700.000 laufende Abschlüsse vereinbart, die erst
auch in anderen Tarifabschlüssen nieder. zurück. Die Arbeitslosenquote sank von Ende 2007 bzw. im Jahr 2008 auslaufen
Eine Tarifwende auf breiter Front war al- 10,8 % auf 9,0 %. Die Zahl der abhängig werden. Die Lohn- und Gehaltsforderun-
lerdings noch nicht zu beobachten. In Erwerbstätigen stieg im Jahresdurchschnitt gen der Gewerkschaften für die Tarifrunde
manchen Branchen blieben die Abschlüsse um 500.000 Personen. 2007 fielen höher aus als im Vorjahr. Die IG
eher moderat, im Einzelhandel blieben die Die Unternehmens- und Vermögens- Metall forderte für ihre Hauptbranche, die
monatelangen Verhandlungen bis zum einkommen entwickelten sich auch im Jahr Metall- und Elektroindustrie, ein Tarifplus
Jahresende 2007 ohne Ergebnis. Von Be- 2007 mit einem Plus von 7,2 % günstig, von 6,5 % – im Jahr 2006 waren es noch
deutung waren ferner Regelungen zu va- nachdem sie bereits in den drei Jahren zu- 5,0 % gewesen. Noch darüber hinaus ging
riablen Vergütungsbestandteilen, die zu vor um 7,2 %, 5,9 % und 13,4 % gestiegen die Gewerkschaft Transnet mit einer Tarif-
stärkeren Differenzierungsmöglichkeiten waren. Insbesondere die exportorientier- forderung von 7,0 % für die Beschäftigten
im Entgeltbereich führten (Bispinck/WSI- ten Industriebranchen, aber auch einzelne der Deutschen Bahn AG. In der Holz- und
Tarifarchiv 2007; Bispinck 2008). Dienstleistungssektoren, verzeichneten ei- Kunststoffindustrie und im Druckgewerbe
nen weiteren kräftigen Gewinnanstieg. Aus
1.1 ÖKONOMISCHE UND den politischen Parteien gab es bis in die
POLITISCHE RAHMENBEDINGUNGEN CDU/CSU hinein angesichts dieser Rah-
menbedingungen Unterstützung für kräf- Bispinck, Reinhard, Dr., Wissenschaftler im
Die ökonomischen Rahmenbedingungen tige Lohnerhöhungen. Seitens der Europäi- WSI und Leiter des WSI-Tarifarchivs in der
der Tarifrunde 2007 entwickelten sich po- schen Zentralbank (EZB) und einiger Ins- Hans-Böckler-Stiftung.
sitiv (Statistisches Bundesamt 2008; IMK titute gab es die erwartbaren Warnungen e-mail: Reinhard-Bispinck@boeckler.de
2007). Die konjunkturelle Entwicklung fiel vor „überzogenen“ Lohnabschlüssen. Sie Götz Bauer, Monika Müller, Ulrich Schmidt,
mit einem realen Wachstum des Brutto- konnten aber die unter den Beschäftigten Monika Schwacke-Pilger, Andrea Taube und
inlandsproduktes von 2,5 % sehr kräftig und in der Öffentlichkeit weitverbreitete Monika Wiebel sind Sachbearbeiterinnen
aus. Die Prognosen des Sachverständigen- Erwartungshaltung, dass nach Jahren mä- und Sachbearbeiter im WSI-Tarifarchiv.

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forderten die Gewerkschaften 6,5 %. In an- Übersicht 1: Tarifforderungen in der Tarifrunde 2007 in ausgewählten
deren Branchen blieben die Tarifforderun- Tarifbereichen
gen mit 4,5 bis 5,5 % zum Teil deutlich dar- Bauhauptgewerbe 5,5 %
unter. Dies belegt einmal mehr, dass die Chemische Industrie nicht beziffert
Gewerkschaften sehr wohl auch Branchen- Deutsche Bahn AG 7,0 %, mind. 150 €/Mon.
und Konjunkturunterschiede in ihren ta- Druckindustrie 6,5 %
rifpolitischen Konzepten berücksichtigen. Einzelhandel Nordrhein-Westfalen 4,5 %, Mindesteinkommen 1.500 €/Mon.
Energiewirtschaft Ost (AVEU) 6,0/6,4 % (ver.di/IG BCE)
Die IG BCE verzichtete – wie schon in
Groß- und Außenhandel Nordrhein-Westfalen 6,0 %, mindestens 125 €/Mon.
früheren Jahren – auf eine Bezifferung ih- Holz und Kunststoff verarbeitende Industrie 6,5 %
rer Forderung (Übersicht 1). Kfz-Gewerbe Nordrhein-Westfalen 5,0 %
Nach dem Kündigungsterminkalender Metallindustrie 6,5 %
kam der chemischen Industrie die zeitliche Nahrung-Genuss-Gaststätten 4,0–5,5 %
Führungsrolle zu. Hier liefen die Entgelt- Schrott- und Recyclingwirtschaft 7,0 %
tarifverträge regional unterschiedlich be- Textilindustrie Ost 5,0 %
Versicherungen (Innendienst) 6,5 %
reits Ende Dezember 2006 sowie Ende Ja-
Zeitarbeit (iGZ) 60 € vorweg und 5,0 %
nuar und Februar 2007 aus. Die Metall-
industrie folgte Ende März, ebenso das Quelle: WSI-Tarifarchiv.

Bauhauptgewerbe und die Druckindustrie.


Die Abkommen in der Holz- und Kunst-
stoffindustrie sowie im Einzelhandel und Übersicht 2: Ausgewählte Lohn- und Gehaltsabschlüsse West und Ost
im Groß- und Außenhandel liefen über- für 2007
wiegend Ende März und Ende April aus. Abschluss Tarifbereich Ergebnis
08.03.2007 Chemische Industrie 70 € Pauschale für den jew. 1. Monat
Der erste große Abschluss kam am 3,6 % regional unterschiedlich ab 02/03/04/2007 für
8.3.2007 in der chemischen Industrie zu- 13 Monate, zusätzliche Einmalzahlung von 0,7 % eines
stande (Übersicht 2): Auf eine Pauschalzah- Monatsentgelts (ME), multipliziert mit 13, zahlbar spätestens
am 30.06.07
lung von 70 € folgen eine Tarifanhebung 27.03.2007 Textilindustrie Ost nach 2 Nullmonaten (April und Mai)
um 3,6 % sowie eine zusätzliche Einmal- 3,0 % ab 01.06.07
zahlung von 0,7 % eines Monatsentgelts je- 2,7 % Stufenerhöhung ab 01.07.08, Laufzeit bis 31.03.09
03.04.2007 Kfz-Gewerbe 50 € Pauschale für März
weils für 13 Monate. Rund zwei Monate Nordrhein-Westfalen 2,5 % ab 01.04.07, Laufzeit bis 29.02.08
später, am 4.5.2007, gelang der die Tarif- 04.05.2007 Metallindustrie 400 € Pauschale insg. für April und Mai
runde prägende Pilotabschluss in der ba- (Pilotabschluss) 4,1 % ab 01.06.07
Baden-Württemberg 1,7 % Stufenerhöhung ab 01.06.08; zusätzliche Einmal-
den-württembergischen Metallindustrie. zahlung von 0,7 % eines ME (unter Berücksichtigung des
Er sah eine Pauschalzahlung von insgesamt Urlaubsgeldes) für Juni–Oktober 2008, zahlbar im August
2008, Laufzeit bis 31.10.08
400 € für die beiden ersten Monate (April
11.05.2007 Süßwarenindustrie 2,4 % ab 01.07.07
und Mai) sowie eine Tariferhöhung von Baden-Württemberg 2,3 % Stufenerhöhung ab 01.07.08, Laufzeit bis 30.06.09
4,1 % ab dem 1.6.2007 vor. Ein Jahr später 14.05.2007 Holz und Kunststoff 300 € Pauschale insg. für Mai–Juli
wird es eine Stufenerhöhung von 1,7 % ge- verarbeitende Industrie 3,6 % ab 01.08.07
Westfalen-Lippe 345 € zusätzliche Einmalzahlung insg. für Juni–August 2008
ben, mit einer Laufzeit bis Ende Oktober 2,5 % Stufenerhöhung ab 01.09.08, Laufzeit bis 30.04.09
2008. Zusätzlich gibt es für Juni bis Okto- 19.05.2007 Bauhauptgewerbe nach 2 Nullmonaten (April und Mai)
ber 2008 eine Einmalzahlung von jeweils (Schlichtungs- 3,1 % ab 01.06.07
ergebnis) 1,5 % Stufenerhöhung ab 01.04.08
0,7 %. In beiden Branchen wurden Öff- 08/2007 1,6 % Stufenerhöhung ab 01.09.08
nungsklauseln für die betriebliche Variabi- endgültige zusätzlich 0,4/0,5 % eines ME ab 01.06.07/01.04.08 als mtl.
Annahme Festbetrag, Laufzeit bis 31.03.09
lisierung einzelner Vergütungsbestandteile
24.05.2007 Hotels und Gaststätten nach 2 Nullmonaten (April und Mai)
vereinbart (Burkhard 2008; Ehlscheid/Ur- Bayern 2,2 % ab 01.06.07, Laufzeit bis 30.04.08
ban 2007; Förster 2008). 06.06.2007 Druckindustrie nach 3 Nullmonaten (April–Juni)
3,0 % ab 01.07.07
Konfliktreich verlief die Tarifrunde im 2,1 % Stufenerhöhung ab 01.07.08, Laufzeit bis 31.03.09
Bauhauptgewerbe. Eine erste Einigung 20.06.2007 Groß- und Außenhandel nach 3 Nullmonaten (April–Juni)
wurde von den ostdeutschen Verbänden Bayern 2,4 % + 15,50 € mtl. ab 01.07.07
2,0 % Stufenerhöhung + 7,50 € mtl. ab 01.06.08, Laufzeit
nicht akzeptiert. Das Ergebnis der an- bis 31.03.09
schließenden Schlichtung wurde von den 20.06.2007 Deutsche Telekom AG im Rahmen des Tarifkompromisses für den Bereich T-Service:
regionalen Arbeitgeberverbänden des Bau- unveränderte Verlängerung der Vergütungstarifverträge der
Deutschen Telekom vom 01.08.07 bis zum 31.12.08
gewerbes in Niedersachsen und Schleswig-
09.07.2007 Deutsche Bahn AG 600 € Pauschale insg. für Juli–Dezember
Holstein gekippt, sodass die IG BAU nach 4,5 % ab 01.01.08, Laufzeit bis 31.01.09
einer erfolgreichen Urabstimmung in die- 24.11.2007 Versicherungsgewerbe 300 € Pauschale insg. für September–Dezember
sen Bereichen zum Arbeitskampf aufrief. 3,0 % ab 01.01.08
1,6 % Stufenerhöhung ab 01.01.09
Nach rund zweiwöchigem Streik einigten zusätzlich 3,6 % eines ME als Einmalzahlung im Juli 2008,
sich die Tarifparteien Anfang Juli vorläufig Laufzeit bis 30.09.09
auf ein modifiziertes Schlichtungsergebnis, Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: Januar 2008.
doch erst im August konnte nach weiteren

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Verhandlungen eine endgültige Lösung ge- je nach Tarifbereich sehr unterschiedlich
funden werden.
Auch in anderen Branchen gelangen
Abschlüsse mit Erhöhungen von 3,0 % und
2
Tarifergebnisse in Zahlen
lange Laufzeit der Tarifabkommen bezie-
hen.
Berücksichtigt man lediglich die im
mehr (Übersicht 2): In der Holz und Kunst- und Fakten Jahr 2007 abgeschlossenen und auch in
stoff verarbeitenden Industrie Westfalen- Kraft getretenen Tariferhöhungen, ergibt
Lippe konnte die IG Metall eine Tarifer- 2.1 LOHN- UND sich für West- und Ostdeutschland eine Ab-
höhung von 3,6 % ab dem 1.8.2007 sowie GEHALTSENTWICKLUNG schlussrate von 3,5 %. Differenziert man
eine Stufenerhöhung von 2,5 % ab dem diese Größe nach Wirtschaftsbereichen,
1.9.2008 durchsetzen. In der ostdeutschen Im Jahr 2007 wurden – wie bereits erwähnt dann ergibt sich für 2007 eine Streuung
Textilindustrie erhalten die Beschäftigten – nur für einen Teil der Beschäftigten neue zwischen 1,7 % und 3,9 %. Zu berücksich-
eine Tariferhöhung von 3,0 % ab dem Lohn- und Gehaltstarifverträge abge- tigen ist stets, dass die Erhöhungen meist
1.6.2007 sowie ab dem 1.7.2008 eine Stu- schlossen, weil viele Wirtschaftszweige we- zu unterschiedlichen Zeitpunkten im Jah-
fenerhöhung von 2,7 %. In der Druckin- gen der länger laufenden Vergütungsab- resverlauf wirksam werden.
dustrie erreichte ver.di eine Tariferhöhung kommen aus dem Jahr 2006 und früher Wie bereits in den Vorjahren spielten
von 3,0 % ab dem 1.7.2007 sowie eine Stu- nicht an der Tarifrunde teilnahmen. auch im Jahr 2007 „Nullmonate” bei den
fenerhöhung von 2,1 % ab dem 1.7.2008. Die DGB-Gewerkschaften schlossen Tarifabschlüssen eine bedeutende Rolle.
Im Groß- und Außenhandel sah der Pilot- 2007 in ganz Deutschland Lohn- und Ge- Für rund 8,2 Mio. (2006: 8,8 Mio.), das ent-
abschluss in Bayern eine Tariferhöhung haltstarifverträge für 9,1 Mio. Beschäftigte spricht rund 89 % der von Neuabschlüssen
von 2,4 % plus 15,50 € monatlich ab dem ab, davon für 8,0 Mio. in den alten und 1,1 begünstigten Beschäftigten, gab es Tarifab-
1.7.2007 (d.h. durchschnittlich 3,25 %) so- Mio. in den neuen Bundesländern. Das schlüsse mit verzögerter Anpassung der
wie eine Stufenerhöhung von weiteren entspricht rund 47 % der von Tarifverträ- Lohn- und Gehaltserhöhungen. 76 % muss-
2,0 % plus 7,50 € monatlich ab dem gen erfassten Beschäftigten. Für weitere ten zwischen einem Monat bis zu drei Mo-
1.6.2008 vor. 3,0 Mio. Beschäftigte traten Stufener- naten auf die reguläre Tariferhöhung war-
Weitere Abschlüsse fielen unterschied- höhungen in Kraft, die bereits 2006 oder ten, für weitere knapp 4 % vergingen vier
lich aus: Im nordrhein-westfälischen Kfz- früher vereinbart worden waren. Bei rund bis fünf Monate bis zur ersten Tarifsteige-
Gewerbe erreichte die IG Metall eine Pau- 7,3 Mio. Beschäftigten liefen 2007 oder rung, knapp 10 % mussten sogar sechs und
schalzahlung von 50 € für März sowie eine früher die Vergütungstarifverträge aus, mehr Nullmonate akzeptieren. Als Aus-
Tarifanhebung von 2,5 % ab dem 1.4.2007 aber es kam bis zum Jahresende (noch) gleich vereinbarten die Gewerkschaften für
mit einer Laufzeit bis Ende Februar 2008. nicht zu Neuabschlüssen bzw. es traten kei- zwei Drittel (65,1 %) der davon betroffe-
Im Hotel- und Gaststättengewerbe Bayern ne Tarifanhebungen in Kraft. Zu den nen Beschäftigten Pauschalzahlungen, die
erhalten die Beschäftigten nach zwei Null- großen Tarifbereichen, die hierunter fallen, durchschnittlich 155 € (West: 154 €, Ost:
monaten eine Tariferhöhung von 2,2 % zählt z. B. der Einzelhandel. 166 €) im Monat betrugen.
seit dem 1.6.2007 bis Ende April 2008.
Bei der Deutschen Telekom AG musste ABSCHLUSSRATE LAUFZEITEN
ver.di deutliche Verschlechterungen bei
den Arbeitsbedingungen für die Beschäf- Die tarifliche Abschlussrate insgesamt belief Der seit einigen Jahren zu beobachtende
tigten in dem neu gegründeten Bereich T- sich gesamtwirtschaftlich im Durchschnitt Trend zu längeren Laufzeiten hat sich im
Service akzeptieren: Die Tarifvergütungen auf 5,2 % (2006: 2,6 %), in Westdeutsch- vergangenen Jahr fortgesetzt. Die Laufzeit
werden stufenweise um 6,5 % gesenkt und land betrug die Rate 5,1 %, in Ostdeutsch- der Vergütungstarifverträge im Jahr 2007
die Arbeitszeit wird zugleich von 34 auf 38 land 5,5 %. Die Abschlussrate schließt alle, beträgt durchschnittlich 22,2 Monate
Stunden in der Woche erhöht. Allerdings gegebenenfalls auch 2008 und später in (2006: 22,1 Monate). Für rund 0,7 Mio. Be-
erreichte die Gewerkschaft nach langem Kraft tretenden tabellenwirksamen Erhö- schäftigte (8 %) laufen die Abkommen
Arbeitskampf weitreichende finanzielle Ab- hungen ein. Nicht berücksichtigt werden zwischen elf und 13 Monate, für 3,6 Mio.
sicherungen, sodass die monatlichen Ver- dagegen Pauschalzahlungen und zusätzli- (39 %) 19 Monate, für 3,4 Mio. (37 %) 24
gütungen der Beschäftigten, die zu den T- che Einmalzahlungen, die sich nicht dauer- Monate und länger, der Rest verteilt sich
Service-Gesellschaften wechseln, zunächst haft in den Tariftabellen niederschlagen. auf unterschiedliche Laufzeiten. Einen
gleich bleiben. Außerdem wurden ein be- Die Spannweite der durchschnittlichen Ge- nennenswerten Unterschied zwischen den
fristeter Kündigungsschutz bis einschließ- samtabschlussraten reicht von 3,1 % im alten und den neuen Bundesländern gibt es
lich 2012 sowie ein Ausgründungsverzicht Wirtschaftsbereich Energie- und Wasser- nicht (Tabelle 1). Zu berücksichtigen ist bei
bis Ende 2010 vereinbart und zahlreiche ta- versorgung, Bergbau über 3,7 % im Bereich den langen Laufzeiten über 24 Monate,
rifvertragliche Regelungen der Deutschen Grundstoff- und Produktionsgütergewer- dass hier auch Branchen durchschlagen, in
Telekom übernommen. Für die (verblei- be, 4,6 % im Bereich Kreditinstitute, Versi- denen lange tariflose Zustände durch einen
benden) Beschäftigten der Deutschen Tele- cherungsgewerbe, 5,5 % im Investitionsgü- Neuabschluss beendet werden konnten.
kom werden die Vergütungstarifverträge, tergewerbe bis zu 5,9 % im Bereich Private Rechnet man diese heraus, ergibt sich im-
die Ende Juli dieses Jahres ausgelaufen Dienstleistungen, Organisationen ohne Er- mer noch eine durchschnittliche Laufzeit
wären, bis Ende 2008 unverändert verlän- werbszweck. Diese Gesamtabschlussraten von 20,2 Monaten.
gert (Schröder 2007) sind allerdings von begrenzter Aussage-
kraft, weil sie sich immer auf die gesamte,

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JAHRESBEZOGENE TARIFSTEIGERUNG Tabelle 1: Laufzeit der Tarifverträge – in Monaten –
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
Bei der jahresbezogenen Steigerung der ta- West 15,1 16,2 16,8 12,7 13,8 21,5 14,1 18,1 20,4 21,8 25,2 21,6 22,2
riflichen Grundlöhne und -gehälter wer- Ost 14,7 23,3 16,4 19,7 21,0 22,0 28,4 24,7 21,9
den im Unterschied zur tariflichen Ab-
Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007.
schlussrate die Auswirkungen aus der (oft
unterschiedlichen) Lage und Laufzeit der
Tarifabkommen berücksichtigt. Auch wer- Tabelle 2: Tarifsteigerung 20071 – in % –
den gegebenenfalls im Berichtsjahr wirk- Wirtschaftsbereich Ost West Gesamt
sam werdende Abschlüsse aus den Vorjah- Gartenbau, Land- und Forstwirtschaft 1,6 1,8 1,7
ren sowie zusätzliche Einmalzahlungen Energie- und Wasserversorgung, Bergbau 1,8 2,1 2,0
und Pauschalzahlungen als Ausgleich für Grundstoff- und Produktionsgütergewerbe 3,6 2,5 2,6
Investitionsgütergewerbe 3,7 3,4 3,4
Abschlussverzögerungen mit einbezogen.
Verbrauchsgütergewerbe 2,6 2,5 2,5
Die jahresbezogene Tarifsteigerung setzt Nahrungs- und Genussmittelgewerbe 2,5 2,1 2,2
die durchschnittliche tarifliche Grundver- Baugewerbe 2,3 1,9 2,0
gütung des gesamten Jahres 2007 zum Handel 2,1 2,0 2,0
Vorjahr in Bezug und erfasst insgesamt Verkehr und Nachrichtenübermittlung 2,4 2,1 2,2
14,4 Mio. Arbeitnehmer. Diese kalender- Kreditinstitute, Versicherungsgewerbe 1,8 1,8 1,8
jährliche Steigerung der Tarifverdienste 2007 Priv. Dienstleistungen, 1,7 1,3 1,4
Organisation ohne Erwerbszweck
gegenüber 2006 betrug für ganz Deutsch- Gebietskörperschaften, Sozialversicherung 1,2 0,5 0,6
land 2,2 % (Tabelle 2). Am höchsten fiel die Gesamte Wirtschaft 2,2 2,2 2,2
jahresbezogene Tarifsteigerung mit 3,4 % 1) Jahresbezogene Erhöhung der tariflichen Grundvergütung 2007 gegenüber 2006.
im Bereich des Investitionsgütergewerbes Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007.

aus, gefolgt vom Grundstoff- und Produk-


tionsgütergewerbe mit 2,6 %. Am niedrig- Tabelle 3: Tarifniveau Ost/West – in % –
sten fiel die Steigerung im Bereich Gebiets-
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007
körperschaften, Sozialversicherung mit 0,6 88,7 89,8 90,8 91,5 91,9 92,3 92,8 93,4 94,0 94,6 95,1 95,2
% aus. Ebenfalls relativ niedrig sind die
Werte für den Bereich Private Dienstleis- Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007.

tungen, Organisationen ohne Erwerbs-


zweck (1,4 %) sowie den Bereich Garten- (BIBB 2008). Je nach Tarifbereich verber- me der Bruttolöhne und -gehälter stieg 2007
bau, Land- und Forstwirtschaft (1,7 %). gen sich hinter diesen Durchschnittszahlen um 3,1 %. Je Beschäftigten ergibt sich ein
Zwischen West- und Ostdeutschland ergab große Unterschiede: Gemessen an der Aus- Anstieg um 1,3 %, je Arbeitnehmerstunde
sich für 2007 bei den Gesamtwerten kein bildungsvergütung im dritten Ausbil- um 1,2 %. Daraus ergibt sich, dass die
Unterschied. dungsjahr lagen die Beträge Ende 2007 in Reallöhne 2007 zum vierten Mal in Folge
Der Stand der tariflichen Lohnanglei- 9/8 (West/Ost) der ausgewählten Tarifbe- gesunken sind. Die Differenz zwischen Ta-
chung an das Westniveau kann an der Ent- reiche unverändert auf dem Vorjahresni- rif- und Effektivlohnentwicklung deutet
wicklung der tariflichen Grundvergütung veau. Im Übrigen variierten die Anhebun- zum einen auf eine Fortsetzung der negati-
festgemacht werden. Für den Stichtag gen zwischen 0,5 % im Versicherungsge- ven Lohndrift hin, zum anderen ist sie aber
31.12.2007 ergibt sich dabei folgendes Bild werbe und 6,2 % in der ostdeutschen che- auch methodisch bedingt: Branchen, in de-
(Tabelle 3): Auf Basis von knapp 40 Tarif- mischen Industrie. nen im vergangenen Jahr keine (das ganze
bereichen/-branchen mit 1,8 Mio. erfassten Jahr abdeckenden) Tarifabschlüsse getätigt
Beschäftigten errechnet sich ein durch- TARIF-, EFFEKTIV- UND wurden, gehen in die Berechung der jah-
schnittliches Tarifniveau von 95,2 %. Damit REALLOHNLOHNENTWICKLUNG resbezogenen Rate der Tariferhöhung nicht
ergibt sich gesamtwirtschaftlich lediglich ein. Dazu zählen beispielsweise der Einzel-
ein minimaler Anstieg gegenüber dem Vor- Die durchschnittliche jahresbezogene Ta- handel mit rund 2 Mio. Beschäftigten und
jahr um 0,1 %. In einzelnen Branchen rifsteigerung 2007 von 2,2 % entsprach andere Bereiche des privaten Dienstleis-
konnte eine geringfügige Angleichung er- exakt dem Anstieg der Lebenshaltungs- tungssektors. Eine Einbeziehung z. B. des
reicht werden, z. B. in der chemischen In- kosten. Real blieben die tariflichen Vergü- Einzelhandels würde die jahresbezogene
dustrie und bei den Kommunen. Das Tem- tungen im gesamtwirtschaftlichen Durch- Tarifsteigerungsrate bereits um 0,2 Pro-
po der tariflichen Anpassung ist seit Jahren schnitt also unverändert. Ihr Anstieg blieb zentpunkte senken.
sehr gering ausgefallen. aber erneut hinter dem zurück, was der Die Lohnstückkosten (Arbeitskosten/
Die Steigerung der Ausbildungsvergü- kostenneutrale Verteilungsspielraum aus Produktivität) blieben 2007 konstant. Im
tungen ist im vergangenen Jahr deutlich Preissteigerung (+2,2 %) und Produkti- internationalen Vergleich blieb es bei dem
höher ausgefallen. Nach Berechnungen des vitätszuwachs (+0,8 %) ermöglicht hätte. bekannten Bild: In allen wichtigen Kon-
Bundesinstituts für Berufsbildung ergibt Betrachtet man die Effektiveinkom- kurrenzländern innerhalb der EU und
sich ein Anstieg von 2,5 % (West: 2,4 %, mensentwicklung in Gesamtdeutschland, auch in den USA wuchsen die Lohnstück-
Ost: 2,8 %), der damit über der Steigerung so ergibt sich ein noch ungünstigeres Bild kosten erheblich stärker.
der tariflichen Grundvergütungen liegt (Statistisches Bundesamt 2008): Die Sum-

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Übersicht 3: Tarifliche Arbeitszeitregelungen 2007 für die rund 60.000 Beschäftigten in der
Tarifregelung Ost West Gesamt Systemgastronomie erstmals seit 2001
Wochenarbeitszeit (Std.) 38,8 37,4 37,6 wieder einen Entgelttarifvertrag abschlie-
Anteil der Beschäftigten (in %) mit: ßen und damit eine große Lücke in der
bis zu 35 5,9 25,2 22,0 Tariflandschaft schließen. Neuabschlüsse
36–37 5,5 10,1 9,3 gelangen nach langer Pause unter ande-
37,5–38,5 30,5 39,2 37,6
rem auch in einzelnen Regionen der Berei-
39–40 und mehr 57,8 25,1 30,2
che Erwerbsgartenbau, Elektrohandwerk,
Urlaub (Arbeitstage)1 29,5 30,1 30,0
Jahresarbeitszeit (Std.) 1.716,4 1.645,2 1.656,8 Nahrungsmittelhandwerk und Verkehrs-
1) Endstufe. gewerbe.
Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007.

2.3 ARBEITSZEIT
2.2 TARIFLOSE ZUSTÄNDE – In einigen Bereichen, vor allem im
Osten, bestehen die tariflosen Zustände be- Die gesamtwirtschaftlichen Eckdaten der
Nach wie vor haben die Gewerkschaften in reits seit mehreren Jahren. tariflichen Wochenarbeitszeit sind im
einer Reihe von Branchen und Tarifberei- – Trotz des konjunkturellen Aufschwungs Laufe des vergangenen Jahres weitgehend
chen Probleme, auslaufende Tarifverträge starten die Arbeitgeber in einigen Berei- gleich geblieben. Die tarifliche Wochen-
nahtlos durch Anschlusstarifverträge zu er- chen neue Versuche, ganz aus dem Tarifsys- arbeitszeit betrug Ende 2007 im gesamt-
setzen. Zwar ist es durchaus normal, dass tem auszusteigen. wirtschaftlichen Durchschnitt in ganz
einige Wochen und manchmal auch Mo- Deutschland 37,6 Stunden (West: 37,4 und
nate vergehen, bis die neuen Abkommen Zu den Tarifbereichen, die in einzelnen Re- Ost: 38,8 Stunden) (Übersicht 3). Ange-
ausgehandelt sind, doch wenn dieser Pro- gionen und manchmal auch bundesweit sichts der zahlreichen arbeitszeitbezogenen
zess ein Jahr und gar länger dauert, signali- seit mindestens einem Jahr keine aktuellen Öffnungsklauseln und Flexi-Bestimmun-
siert dies erhebliche Durchsetzungsproble- Vergütungstarifverträge aufweisen, zählen gen (u.a. mit Kontenregelungen und lan-
me der Gewerkschaften. unter anderem: gen Ausgleichszeiträumen) müssen die ge-
Ein prominentes Beispiel für die aktu- samtwirtschaftlichen und branchenbezo-
ellen Schwierigkeiten ist der Einzelhandel. – Gartenbau/Erwerbsgartenbau, Floristik genen Zahlen zur tariflichen Arbeitszeit-
In dieser mit 2 Mio. Beschäftigten großen – Sägeindustrie, Baustoffindustrie (ver- dauer eher als Referenzgrößen, denn als
Branche verhandelt ver.di seit dem Früh- schiedene Branchen); Beschreibung der tatsächlichen Arbeits-
jahr 2007 ohne Erfolg über neue Vergü- – Elektrohandwerk, Heizungs- und Sa- zeitstandards angesehen werden.
tungstarifverträge. Die Arbeitgeber hatten nitärhandwerk und Heizungsindustrie, Die tarifliche Urlaubsdauer (Endstufe)
bereits zuvor die Manteltarifverträge ge- weitere Metallhandwerke; beträgt im gesamtdeutschen Durchschnitt
kündigt und forderten angesichts der ver- – Glaserhandwerk, Tischlerhandwerk, unverändert 30,0 Tage (West: 30,1 und Ost:
änderten Ladenöffnungszeiten die Strei- Raumaustatterhandwerk, Parkett- und 29,5 Tage). Errechnet man auf Basis dieser
chung bzw. drastische Reduzierung der Bodenlegerhandwerk; und weiterer Einzelkomponenten die tarif-
Spätarbeitszuschläge. Trotz zahlreicher – Bäcker- und Konditorenhandwerk, Flei- liche Jahresarbeitszeit, so ergibt sich ein ge-
Protestaktionen, Warnstreiks und regulä- scherhandwerk; samtdeutscher Durchschnitt von 1.656,8
rer Arbeitskampfmaßnahmen ist bis heute – Erfrischungsgetränkeindustrie; Stunden, für Westdeutschland 1.645,2 und
ein neuer Tarifvertrag nicht zustande ge- – Privates Verkehrsgewerbe (verschiedene für Ostdeutschland 1.716,4 Stunden (Ta-
kommen. Sparten); belle 4).
Nimmt man alle Bereiche ohne aktuell – Genossenschaftsbanken;
gültige (Lohn- und Gehalts-)Tarifverträge – Hotel- und Gaststättengewerbe;
in den Blick, ergibt sich folgendes Bild:
– Betroffen sind überwiegend gewerk-
schaftlich schwach erschlossene Bereiche
– Friseurhandwerk.

Allerdings gibt es auch positive Zeichen.


3
Deutsche Bahn AG
aus kleinbetrieblich strukturierten Hand- So konnte die Gewerkschaft Nahrung,
werks- und Dienstleistungssektoren. Genuss, Gaststätten im vergangenen Jahr Der Konflikt bei der Deutschen Bahn AG
hatte eine tarifpolitische, aber mindestens
Tabelle 4: Tarifliche Wochen- und Jahresarbeitszeit 1998–2007 in gleichem Maße auch organisationspoli-
– in Std. – tische Bedeutung. Bereits seit Jahren hatte
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 die Gewerkschaft Deutscher Lokomotiv-
Woche G 37,7 37,7 37,7 37,7 37,7 37,7 37,6 37,6 37,6 37,6 führer (GDL) darauf hingearbeitet, die In-
W 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 37,4 teressen ihrer Mitglieder, vornehmlich der
O 39,4 39,2 39,1 39,1 39,1 39,0 38,9 39,0 38,9 38,8
Lokomotivführer, unabhängig von den bei-
Jahr G 1659,5 1658,6 1657,8 1656,3 1656,0 1656,3 1655,7 1655,6 1657,0 1656,8
W 1643,2 1642,8 1642,5 1641,9 1642,6 1643,5 1643,3 1643,2 1644,7 1645,2
den anderen Bahngewerkschaften Transnet
O 1735,5 1729,9 1727,7 1724,2 1722,7 1721,9 1719,2 1718,9 1720,3 1716,4 und GDBA als eigenständige Tarifvertrags-
G=Gesamt, W=West, O=Ost. partei zu vertreten. Nach einem gescheiter-
Stand: jeweils in Kraft zum 31.12. jeden Jahres.
ten Versuch im Jahr 2003 nutzte sie im ver-
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gangenen Jahr – von langer Hand geplant –

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ihre Chance, lehnte den von Transnet und – Einmalzahlung für die Monate Juli bis Nach zweiwöchigen Moderationsge-
GDBA ausgehandelten Tarifvertrag ab und Dezember von 600 €; sprächen unter Leitung der CDU-Politiker
stellte ihre eigenen, sehr viel weiterreichen- – Erhöhung der Entgelte von 4,5 % ab Kurt Biedenkopf und Heiner Geißler einig-
den Forderungen auf. Im Kern ging es ihr 1. Januar 2008; ten sich die Parteien am 28.8. auf ein Ver-
dabei zum einen um einen völlig eigen- – Laufzeit bis zum 31. Januar 2009. fahren zur Problemlösung. Bis 30.9. sollte
ständigen, vom sonstigen Tarifwerk des es keine weiteren Arbeitsniederlegungen
Unternehmens unabhängigen Tarifvertrag Die bereits beim Abschluss im Jahr 2005 geben. Die Deutsche Bahn sollte parallele
für das Fahrpersonal (Lokführer und Zug- vereinbarte Tariferhöhung von 1,9 % zum Tarifverhandlungen mit der GDL einerseits
begleitpersonal) und zum andern um eine 30.6.2007 wurde maximal bis zum Ab- und den anderen beiden Gewerkschaften
deutliche materielle Besserstellung insbe- schluss einer neuen Entgeltstruktur bzw. Transnet und GDBA andererseits aufneh-
sondere der Lokführer. bis zum Laufzeitende im Januar 2009 aus- men. Dabei sollte die GDL über Entgelte
gesetzt. Stattdessen erhalten die Beschäftig- und Arbeitszeiten für die Lokführer ver-
3.1 TRANSNET/GDBA-FORDERUNG ten bis dahin eine monatliche Pauschalzah- handeln können. Vorgesehen war eine en-
UND ABSCHLUSS lung von 50 €. ge Abstimmung mit den anderen beiden
Bahn-Gewerkschaften Transnet und GD-
Nach einer sehr umfangreichen Mitglie- 3.2 TARIFKONFLIKT MIT DER BA. Ziel waren „konflikt- und wider-
derdiskussion forderte die Tarifgemein- GEWERKSCHAFT DEUTSCHER spruchsfreie“ Ergebnisse für den gesamten
schaft von Transnet und GDBA im März LOKOMOTIVFÜHRER (GDL) Konzern.
eine Anhebung der Entgelte und Ausbil- Dieses Verfahren scheiterte, sodass die
dungsvergütungen um 7 %, mindestens Die GDL hatte sich weder die Forderung GDL am 5.10. zu Streiks im Nahverkehr
150 €, und stellte damit die höchste Forde- von Transnet/GDBA zu eigen gemacht aufrief, nachdem das Arbeitsgericht Chem-
rung der Tarifrunde auf. Der Tarifvertrag noch an den Verhandlungen teilgenom- nitz Arbeitsniederlegungen im Fern- und
lief zum 30.6. aus. Die Verhandlungen zu men. Ebenfalls im März 2007 legte sie der Güterverkehr aus Gründen der Verhältnis-
einem neuen Entgeltsystem, die bereits seit Deutschen Bahn AG ihren Forderungska- mäßigkeit untersagt hatte. Weitere Streiks
Jahresbeginn liefen, setzte Transnet aus, talog für einen Fahrpersonaltarifvertrag vor. folgten am 12.10. Am 15.10. legte die Bahn
weil die Deutsche Bahn AG sie mit der lau- Er beinhaltete u.a. ein Einstiegsgehalt für ein neues Angebot vor. Es sah – wie bisher
fenden Entgeltrunde verknüpfen wollte. Lokführer von 2.500 € brutto – und damit – die Übernahme des Tarifabschlusses mit
Die Verhandlungen zur Einkommensrun- rund 600 € mehr als bisher – sowie zahl- der Tarifgemeinschaft von Transnet und
de für die Beschäftigten der Deutschen reiche Verbesserungen bei der Arbeitszeit. GDBA vor. Zusätzlich könnten die Be-
Bahn AG begannen am 19.6. in Berlin. In Bei der Entgeltberechnung sollen die Be- schäftigten noch im Jahr 2007 1.400 € er-
der 2. Verhandlungsrunde am 26.6. legte rufserfahrung der Mitarbeiter und die halten, indem sie sich aufgelaufene Über-
die Arbeitgeberseite ein erstes Angebot vor. Dauer der Unternehmenszugehörigkeit ei- stunden auszahlen lassen. Im Jahr 2008
Es beinhaltete eine Sonderzahlung von ne weitaus stärkere Beachtung finden als könnten zusätzlich zu den 4,5 % weitere
300 € für Juli bis Dezember 2007, Er- dies bislang der Fall war. Dadurch sollte ein 5,0 % mehr Lohn hinzukommen durch ei-
höhungen der Entgelte um jeweils 2,0 % ab Endgehalt von knapp 3.000 € ermöglicht ne bezahlte Verlängerung der Arbeitszeit
1.1.2008 und 1.7.2009 bei einer Laufzeit werden. Die Deutsche Bahn lehnte es von 41 auf 43 Stunden. Die GDL kritisier-
von 30 Monaten. Transnet wies dieses An- grundsätzlich ab, Tarifverträge abzuschlie- te dies als „in jedem Fall unzureichend“
gebot als völlig unzureichend zurück. Nach ßen, die für einzelne Mitarbeitergruppen und rief für den 18.10. erneut zu Streiks
der 3. Runde am 30.6./1.7. brach Transnet zu unterschiedlichen Tarifregelungen füh- auf. Weitere Streiks folgten am 25. und
die Verhandlungen ab und rief zu Warn- ren könnten. Darüber hinaus betrachtete 26.10. Nachdem das Landesarbeitsgericht
streiks vom 2. bis 4.7. auf. Am 4.7. wurde in sie die Forderungen der GDL als nicht dis- Chemnitz das Streikverbot für den Fern-
einem Spitzengespräch die Fortsetzung der kussionsfähig. Die GDL führte nach Ablauf und Güterverkehr am 2.11. aufgehoben
Verhandlungen am 5.7. verabredet. Die der Friedenspflicht Anfang Juli regionale hatte, kam es vom 8. bis 10.11. und vom 14.
Arbeitgeberseite legte ein verbessertes An- Warnstreiks durch, die in letzter Minute bis 17.11. zu Streiks in diesen Bereichen in
gebot von 3,4 % ab Januar 2008 mit einer am 10.7. vom Mainzer und Düsseldorfer zahlreichen Städten im gesamten Bundes-
Laufzeit von 24 Monaten sowie eine Ein- Arbeitsgericht untersagt wurden. In einer gebiet.
malzahlung von 450 € vor. Gleichzeitig Urabstimmung sprachen sich 95,8 % der Unterdessen führten Transnet/GDBA
sollte aber die Arbeitszeit von 39 auf 40 Lokführer in der GDL für einen Streik aus. ihre zwischenzeitlich wieder aufgenomme-
Stunden in der Woche angehoben werden. In einem Eilverfahren verhängte das vom nen Verhandlungen für einen neuen Ent-
Transnet bezeichnete das neue Angebot als Arbeitgeber angerufene Arbeitsgericht geltrahmentarifvertrag weiter und einigten
keinesfalls ausreichend und sah keine Nürnberg am 8.8. ein bundesweites Streik- sich am 29.11. auf ein Zwischenergebnis:
Notwendigkeit, die Arbeitszeit in die Ver- verbot gegen die Gewerkschaft Deutscher Danach werden den Beschäftigten bis Ende
handlungen einzubeziehen. In der 5. Ver- Lokomotivführer (GDL), was auf heftigen 2010 Einkommenssteigerungen von indivi-
handlungsrunde am 8.7. legte die Arbeit- Protest nicht nur der GDL, sondern auch duell mindestens 10 % garantiert. Die Ein-
geberseite ein weiteres Angebot von 3,9 % der DGB-Gewerkschaften sowie zahlrei- kommenssteigerungen der Einkommens-
bei einer Laufzeit von 24 Monaten und ei- cher Arbeitsrechtler unterschiedlicher Pro- runden werden dabei angerechnet. Für die
ner Einmalzahlung von 500 € vor. Am 9.7. venienz stieß. In einem Vergleich erklärte Einführung der neuen Entgeltstruktur
konnte Transnet dann folgendes Ergebnis sich die GDL zu einem befristeten Streik- wird ein Volumen von 4 % der Lohn- und
erzielen: verzicht bereit. Gehaltssumme des Jahres 2007 bereitge-

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Übersicht 4: Neue tarifliche Mindestlöhne nach dem AEntG destarbeitsbedingungengesetzes von 1952
im Jahr 2007 – in Euro– festgesetzt werden können. Dies bedeutet,
Briefdienstleistungen ab 01/2008 ab 01/2010 dass für jeden einzelnen Wirtschaftszweig
West inkl. Berlin Briefzusteller 9,80 jeweils ein gesondertes Verfahren geführt
Mindestlohn 8,40 werden muss. Anfang Januar 2008 legte
Ost Briefzusteller 9,00 9,80 Bundesarbeitsminister Scholz die Referen-
Mindestlohn 8,00 8,40 tenentwürfe zur Novellierung des Arbeit-
Elektrohandwerk (Montage) ab 09/2007 ab 01/2008
nehmerentsendegesetzes und des Mindest-
West Mindestentgelt 9,20 9,40
Ost inkl. Berlin Mindestentgelt 7,70 7,90
arbeitsbedingungengesetzes vor.
Gebäudereinigerhandwerk ab 07/2007 ab 01/20081 Praktische Fortschritte gab es vor allem
West inkl. Berlin unterste Lohngruppe 7,87 8,15 im Bereich des Arbeitnehmerentsendege-
Ost unterste Lohngruppe 6,36 6,58 setzes (Übersicht 4):
Industrielle textile Dienste2 ab 11/2007 ab 03/20081
West Mindestentgelt 9,02 9,20 – Das Gebäudereinigerhandwerk wurde in
ab 06/2007
das Entsendegesetz aufgenommen. Die Ta-
Ost Mindestentgelt 7,83 8,01
rifparteien einigten sich auf einen tarif-
1) Unter der Voraussetzung der Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit.
2) Einbeziehung in das AEntG noch nicht erfolgt. vertraglichen Mindestlohn in Höhe von
Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007. 7,87 € im Westen und 6,36 € im Osten, der
zum 1.7.2007 in Kraft trat.
stellt. Das Tarifvertragswerk soll aus einem strukturverhandlungen von Transnet/GD- – Im Elektrohandwerk (Montage) verstän-
funktionsübergreifenden Basistarifvertrag BA vertragen und ob sie sich „wider- digten sich die Tarifparteien erstmals seit
und sechs funktionsspezifischen Tarifver- spruchsfrei“ in das bestehende Tarifwerk 2003 wieder auf einen tariflichen Mindest-
trägen bestehen. In Letzteren sollen die einfügen, wird im Einzelnen zu prüfen sein. lohn, und zwar in Höhe von 9,20 € im
spezifischen Arbeitszeit- und Entgeltrege- Für eine abschließende Bewertung ist es je- Westen und 7,70 € im Osten, der zum
lungen für die jeweiligen Tätigkeiten/Tä- denfalls zu früh. 1.9.2007 in Kraft trat und zum Jahresbe-
tigkeitsgruppen geregelt werden. Auch die tarifpolitischen und -rechtli- ginn 2008 auf 9,40 bzw. 7,90 € steigt.
Es folgten zahlreiche Gespräche zwi- chen Konsequenzen der verschiedenen – Für den Bereich der Briefdienstleistun-
schen GDL und Deutscher Bahn, die von Verfahren vor den Arbeitsgerichten sind gen schloss ver.di einen Mindestlohntarif-
ständigem Scheitern bedroht waren und noch nicht absehbar. So hat die Deutsche vertrag ab, der für Briefzusteller einen Min-
nur durch mehrere Spitzengespräche (5.12. Bahn AG am 24.12.2007 „pro forma“ Ver- destlohn von 9,80 bzw. 9,00 € (West bzw.
und 21.12.) unter Einschaltung von Bun- fassungsbeschwerde gegen die Aufhebung Ost) und für andere Tätigkeiten mindes-
desverkehrsminister Tiefensee in Gang ge- des Streikverbots durch das LAG Chemnitz tens 8,40 bzw. 8,00 € vorsieht. Nach hefti-
halten wurden. Am 12.1.2008 einigten sich eingelegt. Überdies wird möglicherweise gen politischen Kontroversen innerhalb
Bahnchef Mehdorn und GDL-Vorsitzender auch die (rechts-)politische Diskussion der Großen Koalition und mit den neuen
Schell auf folgende Eckpunkte für die Lok- über eine mögliche Begrenzung des Streik- privaten Briefdienstleistern (PIN AG,
führer: rechts weiter anhalten. TNT) wurde dieser tarifliche Mindestlohn
zum 1.1.2008 für allgemeinverbindlich er-
– eine Einmalzahlung von 800 € für den klärt.
Zeitraum vom 1.7.2007 bis 29.2.2008;
– eine Entgeltvolumenerhöhung um 8 %
ab 1.3.2008 und
4
Regulierung des
– Auch für den Bereich Industrielle textile
Dienste (Großwäschereien) hat die IG Me-
tall im Oktober einen Mindestlohntarifver-
– nochmals um 3 auf dann 11 % vom Niedriglohnsektors trag abgeschlossen mit einem Tarifniveau
1.9.2008 bis zum 1.2.2009. von 9,02 € im Westen und 7,83 € im
Nach monatelangen Kontroversen einigte Osten. Der Bereich ist allerdings noch nicht
Ab dem 1.2.2009 soll sich die wöchentliche sich die Große Koalition im Juni 2007 auf in den Geltungsbereich des Entsendegeset-
Arbeitszeit auf dann 40 Stunden bei glei- ihrer Kabinettsklausur in Meseberg auf ei- zes aufgenommen.
chem Entgelt verringern. Zusätzlich soll ei- nen Minimalkompromiss in Sachen Min-
ne neue Entgeltstruktur für Lokomotiv- destlohn. Künftig soll das Arbeitnehmer- Zu den Branchen, die ebenfalls an entspre-
führer eingeführt werden, die die Berufser- Entsendegesetz (AEntG) auf die Branchen chenden Regelungen interessiert sind,
fahrung und die Qualifikationen berück- ausgedehnt werden, in denen mindestens zählen unter anderem die Entsorgungs-
sichtigt. Alle Lokomotivführer sollen am 50 % der Beschäftigten tarifgebunden sind. wirtschaft, das Wach- und Sicherheitsge-
1.3.2008 in diese neue Entgeltstruktur Anträge können von den Tarifparteien der werbe und das Friseurgewerbe. Insgesamt
überführt werden. Dadurch soll die Spann- interessierten Branchen bis Ende März ist der mögliche Anwendungsbereich des
breite der jeweiligen individuellen Lohner- 2008 gestellt werden. Für alle Bereiche, die Entsendegesetzes begrenzt, denn Grund-
höhungen der Lokomotivführer zwischen die Voraussetzung zur Anwendung des voraussetzung ist zunächst, dass sich die
7 % und 15 % liegen. Die Details des Tarif- Entsendegesetzes nicht erfüllen oder für
vertrages sollen bis Ende Januar 2008 aus- die es überhaupt keine tariflichen Regelun-
verhandelt sein.1 Wie sich diese dann mit gen gibt, soll ein Mindestlohn auf der
den Ergebnissen der laufenden Entgelt- Grundlage des zu modernisierenden Min- 1 So der Sachstand bei Redaktionsschluss.

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Tarifparteien überhaupt auf einen tarifli- Übersicht 5: Tariferhöhungen in 2008 (Erhöhungen aus Abschlüssen
chen Mindestlohn verständigen. Zudem 2007)1
muss die Tarifbindung der bestehenden Ta- Branche In % Ab … 2008
rifverträge bei mindestens 50 % liegen, und Bauhauptgewerbe 1,5 April
die betroffene Branche muss auch räum- Deutsche Bahn AG 4,5 Januar
lich flächendeckend erfasst werden. Druckindustrie 2,1 Juli
Metallindustrie 1,7 Juni
Papier erzeugende Industrie 2,0 Mai

5
Ausblick auf die
Textilindustrie Ost
Versicherungsgewerbe
1) Ohne Pauschal- und Einmalzahlungen.
Quelle: WSI-Tarifarchiv, Stand: 31.12.2007.
2,7
3,0
Juli
Januar

Tarifentwicklung 2008

In einigen Tarifbereichen wurden bereits (Bund, Gemeinden), in der Eisen- und enden. In der Metallindustrie reicht die
Tariferhöhungen für das Jahr 2008 verein- Stahlindustrie und in der chemischen In- Laufzeit der Verträge bis Ende Oktober.
bart (Übersicht 5). Die Steigerungsraten be- dustrie das Tarifgeschehen bestimmen. Die Ver.di fordert für den öffentlichen Dienst
wegen sich zwischen 1,5 und 4,5 %. Vergütungstarifverträge bei Bund und Ge- 8,0 % mehr Entgelt, mindestens 200 €, in
Im Jahr 2008 stehen im Übrigen in meinden sind Ende 2007 ausgelaufen, in der Stahlindustrie will die IG Metall eben-
zahlreichen Wirtschaftszweigen Tarifver- der Stahlindustrie werden sie Ende Januar falls 8,0 % durchsetzen, die IG BCE hat ih-
handlungen an. In erster Linie werden die und in der Chemie regional unterschied- re Tarifforderung erstmals seit Jahren wie-
Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst lich zwischen Ende Februar und Ende April der beziffert, sie fordert 6,5 bis 7,0 %.

LITERATUR
Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) (2008): Tarifliche Ausbildungs- Ehlscheid, Ch./Urban, H.-J. (2007): Ein Schritt auf dem Weg aus der De-
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lung 01 vom 8.1. Mitteilungen 7, S. 398–403
Bispinck, R./WSI-Tarifarchiv (2007): Tarifpolitischer Halbjahresbericht: Förster, G. (2008): Tarifrunde 2007 in der chemischen Industrie, in:
Zwischenbilanz der Lohn- und Gehaltsrunde 2007, in: WSI-Mitteilungen Bispinck, R. (Hrsg.): Verteilungskämpfe und Modernisierung. Aktuelle
7, S. 351–357 Entwicklungen in der Tarifpolitik, Hamburg, im Erscheinen
Bispinck, R. (2008): Verteilungskämpfe und Modernisierung. Aktuelle Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) (2007):
Entwicklungen in der Tarifpolitik, Hamburg, im Erscheinen Der Abschwung kommt, IMK-Report 25, Dezember
Burkhard, O. (2008): Tarifrunde Metall- und Elektroindustrie 2007 – Eine Schröder, L. (2007): Der Tarifkonflikt bei der Deutschen Telekom AG,
Bilanz, in: Bispinck, R. (Hrsg.): Verteilungskämpfe und Modernisierung. in: WSI-Mitteilungen 9, S. 515–518
Aktuelle Entwicklungen in der Tarifpolitik, Hamburg, im Erscheinen Statistisches Bundesamt (2008): Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
2007, vorläufige Ergebnisse, Januar, Wiesbaden

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