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Mathematik 4 für Studierende der Physik

Blatt 1

Aufgabe 1.1. Sei


𝑀 = {(𝑥, 𝑦) ∈ ℝ2 | 𝑥2 + 𝑦2 = 1}
der eindimensionale Torus und

𝛷 ∶ 𝑀 → ℝ2
(𝑥, 𝑦) ↦ (2𝑥𝑦, 4𝑦3 − 3𝑦)

Berechne ∫ 𝜃 für die 1-Form


𝛷
𝜃 = 𝑦d𝑥 − 𝑥d𝑦.

Lösung:
Da 𝑀 eine eindimensionale Mannigfaltigkeit und 𝛷 eine glatte Abbildung ist, gilt mit der Definition:

Definition 10.112. Sei 𝑀 , 𝑁 Manigfaltigkeiten, 𝛷 ∶ 𝑀 → 𝑁 eine glatte Abbildung und 𝜔 ∈ 𝛺 dim𝑀 (𝑁 ),


dann definieren wir
∫ 𝜔 = ∫ 𝛷∗ 𝜔.
𝛷 𝑀

∫ 𝜃 = ∫ 𝛷∗ 𝜃, (1.1.1)
𝛷 𝑀

wobei 𝛷∗ 𝜃 den Pull-Back von 𝜃 entlang der Abbildung 𝛷 bezeichnet. Diesen Pull-Back können wir gemäß der
Definition 10.79 berechnen:

Definition 10.79. Seien 𝑀 , 𝑁 Mannigfaltigkeiten, 𝜑 ∶ 𝑀 → 𝑁 eine glatte Abbildung und 𝜔 ∈ 𝛺 𝑘 (𝑁 ).


Dann definieren wir den Pull-Back (Rücktransport) von 𝜔 entlang der Abbildung 𝜑 die 𝑘-Form auf 𝑀,
die für 𝑥 ∈ 𝑀 und 𝑣1 , … , 𝑣𝑘 ∈ 𝑇𝑥 𝑀 durch

(𝜑∗ 𝜔)𝑥 (𝑣1 , … , 𝑣𝑘 ) = 𝜔𝜑(𝑥) (D𝜑(𝑥)𝑣1 , … D𝜑(𝑥)𝑣𝑘 )

gegeben ist.

Für (𝑥, 𝑦) ∈ 𝑀 und 𝑣 = (𝑣1 , 𝑣2 ) ∈ 𝑇(𝑥,𝑦) 𝑀 ist also

(𝛷∗ 𝜃)(𝑥,𝑦) (𝑣) = 𝜃𝛷(𝑥,𝑦) (D𝛷(𝑥, 𝑦) ⋅ 𝑣) (1.1.2)

Wir berechnen zunächst die Jakobimatrix D𝛷(𝑥, 𝑦):

∂𝑥 𝛷1 (𝑥, 𝑦) ∂𝑦 𝛷1 (𝑥, 𝑦) 2𝑥 2𝑦
D𝛷(𝑥, 𝑦) = ( )=( )
∂𝑥 𝛷2 (𝑥, 𝑦) ∂𝑦 𝛷2 (𝑥, 𝑦) 0 12𝑦2 − 3

Dann ist
2𝑦 2𝑥 𝑣 2𝑦𝑣1 + 2𝑥𝑣2
D𝛷(𝑥, 𝑦) ⋅ 𝑣 = ( ) ⋅ ( 1) = ( )
0 12𝑦2 − 3 𝑣2 (12𝑦2 − 3)𝑣2

(𝛷∗ 𝜃)(𝑥,𝑦) (𝑣1 , 𝑣2 ) = 𝜃𝛷(𝑥,𝑦) (D𝛷(𝑥, 𝑦)𝑣1 , D𝛷(𝑥, 𝑦)𝑣2 )

1
Dieses können wir nun in (1.1.2) einsetzen und erhalten

(𝛷∗ 𝜃)(𝑥,𝑦) (𝑣) = 𝜃𝛷(𝑥,𝑦) (D𝛷(𝑥, 𝑦) ⋅ 𝑣)


= (𝑦d𝑥 − 𝑥d𝑦)𝛷(𝑥,𝑦) (D𝛷(𝑥, 𝑦) ⋅ 𝑣)
= ((4𝑦3 − 3𝑦)d𝑥 − 2𝑥𝑦d𝑦)(2𝑦𝑣1 + 2𝑥𝑣2 , (12𝑦2 − 3)𝑣2 )
= (4𝑦3 − 3𝑦)(2𝑦𝑣1 + 2𝑥𝑣2 ) − 2𝑥𝑦(12𝑦2 − 3)𝑣2
= (4𝑦3 − 3𝑦)2𝑦𝑣1 + ((4𝑦3 − 3𝑦)2𝑥 − 2𝑥𝑦(12𝑦2 − 3))𝑣2 nach 𝑣1 und 𝑣2 sortiert

= (8𝑦4 − 6𝑦2 )𝑣1 + (8𝑥𝑦3 − 6𝑥𝑦 − 24𝑥𝑦3 + 6𝑥𝑦))𝑣2


= (8𝑦4 − 6𝑦2 )𝑣1 + (−16𝑥𝑦3 )𝑣2

Da 𝑣 = (𝑣1 , 𝑣2 ) ∈ 𝑇(𝑥,𝑦) 𝑀 (also 𝑣1 = d𝑥, 𝑣2 = d𝑦) haben wir den Pull-Back berechnet:

𝛷∗ 𝜃 = (8𝑦4 − 6𝑦2 )d𝑥 + (−16𝑥𝑦3 )d𝑦 (1.1.3)

Gemäß (1.1.1) ist nun ∫ 𝛷∗ 𝜃 zu berechnen.


𝑀

Da 𝑀 der Einheitskreis ist, nutzen wir als Parametrisierung die Transformation auf Polarkoordinaten. Sei also

𝜑 ∶ (0, 2𝜋) → 𝑀
𝛼 ↦ (cos(𝛼), sin(𝛼))

𝜑 ist (bis auf eine Nullmenge) eine überdeckende Parametrisierung für 𝑀. Mit der Rechenregel

Regel 13.3 (Integral einer 1-Form über einer glatten Kurve). Sei 𝑀 eine Mannigfaltigkeit und 𝐼 = [𝑎, 𝑏] ⊂ ℝ
ein Intervall. Sei 𝑐 ∶ 𝐼 ↦ 𝑀 eine glatte Kurve auf 𝑀 und 𝜔 ∈ 𝛺 1 (𝑀 ) eine 1-Differentialform. Aus Definition
1.112 und Bemerkung 1.102 folgt dann
𝑏
∫𝜔 = ∫𝑐∗ 𝜔 = ∫ 𝜔𝑐(𝑡) (𝑐′ (𝑡))d𝑡.
𝑐 𝐼 𝑎

ist dann

∫ 𝛷∗ 𝜃 = ∫ 𝛷∗ 𝜃
𝑀 𝑐(0,2𝜋)

=∫ 𝜑∗ (𝛷∗ 𝜃)
(0,2𝜋)
2𝜋
=∫ 𝛷∗ 𝜃𝜑(𝛼) (𝜑′ (𝛼))d𝛼
0
2𝜋
= ∫ ((8𝑦4 − 6𝑦2 )d𝑥 + (−16𝑥𝑦3 )d𝑦)(cos(𝛼),sin(𝛼) (− sin(𝛼), cos(𝛼))d𝛼
0
2𝜋
= ∫ ((8 sin4 (𝛼) − 6 sin2 (𝛼))d𝑥 + (−16 cos(𝛼) sin3 (𝛼))d𝑦)(− sin(𝛼), cos(𝛼))d𝛼
0
2𝜋
= ∫ ((8 sin4 (𝛼) − 6 sin2 (𝛼)(− sin(𝛼) + (−16 cos(𝛼) sin3 (𝛼)) cos(𝛼))d𝛼
0
2𝜋
= ∫ (−8 sin5 (𝛼) + 6 sin3 (𝛼) − 16 cos2 (𝛼) sin3 (𝛼))d𝛼
0
2𝜋 2𝜋 2𝜋
= −8 ∫ sin5 (𝛼)d𝛼 + 6 ∫ sin3 (𝛼) − 16 ∫ cos2 (𝛼) sin3 (𝛼)d𝛼 (1.1.4)
0 0 0

2
d𝑢
Wir berechnen die einzelnen Integrale durch Substition 𝑢 = cos(𝛼). Mit d𝛼 = − sin(𝛼) ist sin(𝛼)d𝛼 = −d𝑢.

∫ sin3 (𝛼)d𝛼 = ∫(1 − cos2 (𝛼)) sin(𝛼)d𝛼


1 1
= − ∫(1 − 𝑢2 )d𝑢 = −𝑢 + 𝑢3 = − cos(𝛼) + cos3 (𝛼),
3 3
∫ sin5 (𝛼)d𝛼 = ∫(1 − cos2 (𝛼))2 sin(𝛼)d𝛼
2 1 2 1
= − ∫(1 − 𝑢2 )2 d𝑢 = −𝑢 − 𝑢3 − 𝑢5 = − cos(𝛼) − cos3 (𝛼) − cos5 (𝛼),
3 5 3 5
∫ cos2 (𝛼) sin3 (𝛼)d𝛼 = ∫(cos2 (𝛼) − cos4 (𝛼)) sin(𝛼)d𝛼
1 1 1 1
= − ∫(𝑢2 − 𝑢4 )d𝑢 = − 𝑢3 + 𝑢5 = cos3 (𝛼) + cos5 (𝛼).
3 5 3 5

Also ist
2𝜋 2𝜋 2𝜋
∫ sin3 (𝛼)d𝛼 = 0, ∫ sin5 (𝛼)d𝛼 = 0, und ∫ cos2 (𝛼) sin3 (𝛼)d𝛼 = 0.
0 0 0

Mit (1.1.4) ist demnach


∫ 𝛷∗ 𝜃 = 0.
𝑀

Mit (1.1.1) ist auch


∫ 𝜃 = ∫ 𝛷∗ 𝜃 = 0.
𝛷 𝑀

Aufgabe 1.2. Betrachte den zweidimensionalen Torus

𝑀 = (𝑥1 , 𝑥2 , 𝑥3 𝑥4 ) ∈ ℝ4 | 𝑥21 + 𝑥22 = 𝑥23 + 𝑥24 = 1}

sowie die 1-Form auf 𝑀


𝜃 = −𝑥2 d𝑥1 + 𝑥1 d𝑥2 − 𝑥4 d𝑥3 + 𝑥3 d𝑥4
Zeige, dass 𝜃 auf 𝑀 geschlossen, aber nicht exakt ist.

Lösung: Nach Definition 10.77 ist

Definition 10.77. Eine Differentialform 𝜔 ∈ 𝛺 𝑘 (𝑀 ) heißt geschlossen, falls d𝜔 = 0 ist und exakt, falls
eine Differentialform 𝜃 existiert, so dass d𝜃 = 𝜔. In diesem Fall nennen wir 𝜃 eine Potentialform für 𝜔.

Da 𝜃 eine 1-Form ist, ist die äussere Ableitung d𝜃 eine 2-Form. Um nachzuweisen, dass 𝜃 auf 𝑀 geschlossen ist,
müssen wir also für jedes 𝑥 ∈ 𝑀 und für alle 𝑣1 , 𝑣2 ∈ 𝑇𝑥 𝑀 nachweisen, dass

d𝜃(𝑣1 , 𝑣2 ) = 0 (1.2.1)

Wir müssen also zunächst


(a) für jedes 𝑥 ∈ 𝑀 den Tangentialraum 𝑇𝑥 𝑀 bestimmen, und
(b) die äussere Ableitung d𝜃 von 𝜃 berechnen.

3
(a) Wir bestimmen den Tangentialraum 𝑇𝑥 𝑀. Mit
𝐹 ∶ ℝ4 → ℝ 2
(𝑥1 , 𝑥2 , 𝑥3 𝑥4 ) ↦ (𝑥21 + 𝑥22 − 1, 𝑥23 + 𝑥24 − 1)
ist
𝑀 = {𝑓(𝑥) ∈ ℝ4 |𝐹 (𝑥) = 0}.
Mit der Aussage der letzten Aufgabe auf Blatt 9, Maphy 3 ergibt sich der Tangentialraum 𝑇𝑥 𝑀 aus dem
Kern von D𝐹 (𝑥):

Regel 13.1. Seien 𝑈 ⊂ ℝ𝑛 und 𝑉 ⊂ ℝ𝑘 offen (𝑘 < 𝑛) und 𝐹 ∶ 𝑈 → 𝑉 eine glatte Abbildung. Es gelte,
dass D𝐹 (𝑥) für 𝑥 aus
𝑀 = {𝑓(𝑥) ∈ ℝ𝑛 |𝐹 (𝑥) = 0}
vollen Rang hat. Dann gilt für jedes 𝑥 ∈ 𝑀

𝑇𝑥 𝑀 = kerD𝐹 (𝑥).

Mit 𝑥0 = (𝑥1 , 𝑥2 , 𝑥3 , 𝑥4 ) hat die Jocobimatrix


2𝑥1 2𝑥2 0 0
D𝐹 (𝑥0 ) = ( )
0 0 2𝑥3 2𝑥4
vollen Rang 2 für jedes 𝑥0 ∈ 𝑀 und es gilt dann
𝑇𝑥0 𝑀 = kerD𝐹 (𝑥0 ) = {𝑣 ∈ ℝ4 | D𝐹 (𝑥0 )(𝑣) = 0} = {(𝑡𝑥1 , −𝑡𝑥1 , 𝑠𝑥3 , −𝑠𝑥3 ) | 𝑡, 𝑠 ∈ ℝ}.

(b) Nun berechnen wir die äussere Ableitung von 𝜃. Dies machen wir hier aus Übungszwecken ganz ausführlich,
in dem wir die folgenden Rechenregeln anwenden.

Regel 13.2 (Rechnen mit Differentialformen).

• Jede Differentialform 𝜔 ∈ 𝛺 𝑘 (𝑀 ) hat auf jeder Karte von 𝑈 in 𝑥 eine eindeutige Darstellung

𝜔|𝑈 = ∑ 𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 d𝑥𝑖1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖𝑘


1≤𝑖1 <…<𝑖𝑘 ≤𝑛

mit geeigneten differenzierbaren Funktionen 𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 .


• Die äußere Ableitung einer 𝑘-Differentialform is eine 𝑘 + 1-Differentialform

• Die äußere Ableitung einer Differentialform in Koordinatendarstellung lautet

d𝜔 = ∑ d𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 ∧ d𝑥𝑖1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖𝑘


1≤𝑖1 <…<𝑖𝑘 ≤𝑛

mit den totalen Differentialen der Koeffizientenfunktionen


𝑛 ∂𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘
d𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 = ∑ d𝑥𝑗 .
𝑗=1
∂𝑥𝑗

• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 = −d𝑥𝑗 ∧ d𝑥𝑖

• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑖 = 0
• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 = d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑗 d𝑥𝑖 , also ist

d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 (𝑣1 , 𝑣2 ) = d𝑥𝑖 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥𝑗 (𝑣2 ) − d𝑥𝑗 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥𝑖 (𝑣2 )

• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 ∧ d𝑥𝑘 = d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 d𝑥𝑘 + d𝑥𝑗 d𝑥𝑘 d𝑥𝑖 + d𝑥𝑘 d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑗 d𝑥𝑖 d𝑥𝑘 − d𝑥𝑖 d𝑥𝑘 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑘 d𝑥𝑗 d𝑥𝑖

4
Hier ist 𝑎1 = −𝑥2 , 𝑎2 = 𝑥2 , 𝑎3 = −𝑥4 , 𝑎4 = 𝑥3 . Die totalen Differentiale sind:
4
∂(−𝑥2 )
d𝑎1 = ∑( d𝑥𝑗 ) = −0 − d𝑥2 − 0 − 0 = −d𝑥2
𝑗=1
∂𝑥𝑗
4
∂(𝑥1 )
d𝑎2 = ∑( d𝑥𝑗 ) = d𝑥1 + 0 + 0 + 0 = d𝑥1
𝑗=1
∂𝑥𝑗
4
∂(−𝑥4 )
d𝑎3 = ∑( d𝑥𝑗 ) = −0 − 0 − 0 − d𝑥4 = −d𝑥4
𝑗=1
∂𝑥𝑗
4
∂(𝑥3 )
d𝑎4 = ∑( d𝑥𝑗 ) = 0 + 0 + d𝑥3 + 0 = d𝑥3
𝑗=1
∂𝑥𝑗

Dann ist

d𝜃 = d(−𝑥2 d𝑥1 + 𝑥1 d𝑥2 − 𝑥4 d𝑥3 + 𝑥3 d𝑥4 )


= −d𝑥2 ∧ d𝑥1 + d𝑥1 ∧ d𝑥2 − d𝑥4 ∧ d𝑥3 + d𝑥3 ∧ d𝑥4
= d𝑥1 ∧ d𝑥2 + d𝑥1 ∧ d𝑥2 + d𝑥3 ∧ d𝑥4 + d𝑥3 ∧ d𝑥4
= 2d𝑥1 ∧ d𝑥2 + 2d𝑥3 ∧ d𝑥4

Mit den Ergebnissen aus (a) und (b) haben wir zusammenfassend

𝑇𝑥0 𝑀 = {(𝑡𝑥1 , −𝑡𝑥1 , 𝑠𝑥3 , −𝑠𝑥3 ) | 𝑡, 𝑠 ∈ ℝ}, (1.2.2)

d𝜃 = 2d𝑥1 ∧ d𝑥2 + 2d𝑥3 ∧ d𝑥4 . (1.2.3)

Wir wollen nun nachzuweisen, dass 𝜃 auf 𝑀 geschlossen ist und müssen dazu (1.2.1) zeigen. Für beliebiges
𝑥0 = (𝑥1 , 𝑥2 , 𝑥3 , 𝑥4 ) ∈ 𝑀 seien 𝑣1 , 𝑣2 ∈ 𝑇𝑥0 𝑀 mit

𝑣1 = (𝑡1 𝑥1 , −𝑡1 𝑥1 , 𝑠1 𝑥3 , −𝑠1 𝑥3 )


𝑣2 = (𝑡2 𝑥1 , −𝑡2 𝑥1 , 𝑠2 𝑥3 , −𝑠2 𝑥3 )

Dann ist

d𝜃(𝑣1 , 𝑣2 ) = 2(d𝑥1 ∧ d𝑥2 + d𝑥3 ∧ d𝑥4 ))(𝑣1 , 𝑣2 )


= 2(d𝑥1 ∧ d𝑥2 )(𝑣1 , 𝑣2 ) + d𝑥3 ∧ d𝑥4 )(𝑣1 , 𝑣2 ))
= 2(d𝑥1 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥2 (𝑣2 ) − d𝑥1 (𝑣2 ) ⋅ d𝑥2 (𝑣1 ) + d𝑥3 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥4 (𝑣2 ) − d𝑥3 (𝑣2 ) ⋅ d𝑥4 (𝑣1 ))
= 2(𝑡1 𝑥1 ⋅ (−𝑡2 𝑥1 ) − 𝑡2 𝑥1 ⋅ (−𝑡1 𝑥1 ) + 𝑠1 𝑥3 ⋅ (−𝑠2 𝑥3 ) − 𝑠2 𝑥3 ⋅ (−𝑠1 𝑥3 ))
= 2(−𝑡1 𝑡2 𝑥21 + 𝑡1 𝑡2 𝑥21 − 𝑠1 𝑠2 𝑥23 + 𝑠1 𝑠2 𝑥23 )
= 0.

Also ist 𝜃 auf 𝑀 geschlossen.


Nun wollen wir nachweisen, dass 𝜃 nicht exakt ist, also dass keine Potentialform 𝜃 existiert. Dazu nutzen wir die
Bemerkung 10.115:

5
Bemerkung 10.115. Sei 𝑀 eine Mannigfaltigkeit und 𝑓 ∈ C∞ (𝑀 ) eine glatte Funktion. Für eine glatte
Kurve 𝑐 ∶ [𝑎, 𝑏] → 𝑀 (das heißt glatt auf (𝑎, 𝑏) und stetig auf [𝑎, 𝑏]) gilt

∫d𝑓 = 𝑓(𝑐(𝑏)) − 𝑓(𝑐(𝑎)).


𝑐

Völlig analog zum Hauptsatz der Analysis, lassen sich Integrale über exakte 1-Formen also mit Hilfe einer
Potentialfunktion leicht berechnen. Insbesondere folgt daraus, das für exakte 1-Formen, das Integral nicht
vom Integrationsweg sondern lediglich von dessen Endpunkten (und dem Durchlaufsinn) abhängig ist.
Integrale über geschlossene Kurven – solche mit 𝑐(𝑏) = 𝑐(𝑎) – verschwinden also.
Wir könnten den selben Sachverhalt auch so ausdrücken: Falls 𝜔 eine exakte 1-Form ist und 𝑐 ∶ [𝑎, 𝑏] → 𝑀
eine geschlossene glatte Abbildung, dann gilt

∫𝜔 = 0.
𝑐

Wir müssen also nur eine geschlossene glatte Kurve 𝑐 ∶ [𝑎, 𝑏] → 𝑀 finden, so dass

∫𝜃 ≠ 0.
𝑐

Dazu wählen wir

𝑐 ∶ [0, 2𝜋] → 𝑀
𝑡 ↦ (cos(𝑡), sin(𝑡), 1, 0)

Offensichtlich ist 𝑐 glatt und geschlossen (da 𝑐(0) = (1, 0, 1, 0) = 𝑐(2𝜋)). Mit der Rechenregel

Regel 13.3 (Integral einer 1-Form über einer glatten Kurve). Sei 𝑀 eine Mannigfaltigkeit und 𝐼 = [𝑎, 𝑏] ⊂ ℝ
ein Intervall. Sei 𝑐 ∶ 𝐼 ↦ 𝑀 eine glatte Kurve auf 𝑀 und 𝜔 ∈ 𝛺 1 (𝑀 ) eine 1-Differentialform. Aus Definition
1.112 und Bemerkung 1.102 folgt dann
𝑏
∫𝜔 = ∫𝑐∗ 𝜔 = ∫ 𝜔𝑐(𝑡) (𝑐′ (𝑡))d𝑡.
𝑐 𝐼 𝑎

ist (Achtung: Die Tutorin hat hier einen Fehler gemacht)


2𝜋
∫𝜔 = ∫ 𝑐∗ 𝜃 = ∫ 𝜃𝑐(𝑡) (𝑐′ (𝑡))d𝑡
𝑐 [0,2𝜋] 0
2𝜋
= ∫ (−𝑥2 d𝑥1 + 𝑥1 d𝑥2 − 𝑥4 d𝑥3 + 𝑥3 d𝑥4 )𝑐(𝑡) ((− sin(𝑡), cos(𝑡), 0, 0))d𝑡
0
2𝜋
= ∫ (− sin(𝑡)d𝑥1 + 𝑐𝑜𝑠(𝑡)d𝑥2 − 0d𝑥3 + 1d𝑥4 )((− sin(𝑡), cos(𝑡), 0, 0))d𝑡
0
2𝜋
= ∫ (− sin(𝑡)(− sin(𝑡)) + 𝑐𝑜𝑠(𝑡) cos(𝑡) − 0 ⋅ 1 + 1 ⋅ 0)d𝑡
0
2𝜋
= ∫ (sin2 (𝑡) + 𝑐𝑜𝑠2 (𝑡))d𝑡
0
2𝜋
=∫ 1d𝑡 = 2𝜋 ≠ 0
0

Also kann 𝑡ℎ𝑒𝑡𝑎 nicht exakt sein.

Aufgabe 1.3. Sei 𝑀 ⊂ ℝ𝑛 eine Mannigfaltigkeit mit Dimension 𝑘 < 𝑛. Zeige, dass 𝜆𝑛 (𝑀 ) = 0 gilt.

6
Hinweis: Es darf benutzt werden, dass jede Mannigfaltigkeit einen Atlas aus höchstens abzählbar vielen Karten
besitzt.

Lösung: Sei {𝑈𝑖 , 𝛾𝑖 }𝑖∈𝐼 ein Atlas für 𝑀, wobei 𝑈𝑖 ⊂ ℝ𝑛 offen sind, und 𝛾𝑖 ∶ 𝑀 ∩ 𝑈𝑖 → ℝ𝑘 .
Wir können annehmen, dass die 𝑈𝑖 beschränkt sind (anderenfalls könnte man sie in abzählbar viele Bereiche
aufteilen).

𝑈𝑖 𝑈𝑗

𝛾𝑖 𝛾𝑗

ℝ𝑘 ℝ𝑘

𝛾𝑖 (𝑈𝑖 ) 𝛾𝑗 (𝑈𝑗 )

Für jedes 𝑖 ∈ 𝐼 sei 𝜑𝑖 der (von 𝛾𝑖 induzierte) Diffeomorphismus

𝜑𝑖 ∶ 𝑈𝑖 → 𝑉𝑖 .

Dann ist
𝜑𝑖 (𝑀 ∩ 𝑈𝑖 ) = (ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖 . (1.3.1)
Weiterhin ist
𝜆𝑛 (𝑀 ) = 𝜆𝑛 ((⋃ 𝑈𝑖 ) ∩ 𝑀 ) = 𝜆𝑛 (⋃(𝑈𝑖 ∩ 𝑀 )) ≤ ∑ 𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 )
𝑖∈𝐼 𝑖∈𝐼 𝑖∈𝐼

Das bedeutet, dass wir nur zeigen müssen, dass für jedes 𝑖 ∈ 𝐼 gilt
!
𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = 0, (1.3.2)

denn (da 𝐼 abzählbar ist) würde dann auch ⋃𝑖∈𝐼 𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = 0 folgen.

𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = ∫ 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝑥)d𝜆𝑛 (𝑥)


𝑈𝑖

= ∫ 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 ∘ 𝜑(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)


𝑈𝑖

= ∫ 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥)) ∘ 𝜑(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥) (1.3.3)


𝑈𝑖

Nun wenden wir den Transformationssatz mit an:

7
Theorem 10.22 (Transformationssatz). Seien 𝑈 , 𝑉 ⊂ ℝ𝑛 offen, 𝜑 ∶ 𝑈 → 𝑉 ein Diffeomorphismus und
𝜌 = |det(D𝜑)|.
Sei 𝑓 ∶ 𝑈 → ℂ eine messbare Funktion. Dann ist 𝑓 ∘ 𝜑−1 integrierbar (über 𝑉) genau dann, wenn 𝑓𝜌
integrierbar ist (über 𝑈). In diesem Fall gilt

∫ 𝑓 ∘ 𝜑−1 d𝜆𝑛 = ∫ 𝑓d(𝜑−1 𝑛 𝑛


∗ 𝜆 ) = ∫ 𝑓𝜌d𝜆 .
𝑉 𝑈 𝑈

Da 𝑓 = 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥)) messbar ist, können wir (1.3.3) weiter umformen:

𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = ∫ 𝟙
⏟⏟ ⏟⏟⏟
𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝑥)) ∘𝜑(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)
(𝜑−1⏟⏟
𝑈𝑖
𝑓

= ∫ 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥))𝜌(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥) mit 𝜌(𝑥) = |det(D𝜑−1 (𝑥))| (1.3.4)


𝑉𝑖

Nun ist
𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥)) = 𝟙𝜑(𝑈𝑖 ∩𝑀) (𝑥), (1.3.5)
denn
𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥)) = 1 ⇔ 𝜑−1 (𝑥) ∈ 𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ⇔ 𝑥 ∈ 𝜑(𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) ⇔ 𝟙𝜑(𝑈𝑖 ∩𝑀) (𝑥) = 1.

Wir nutzen (1.3.5) um (1.3.4) weiter umzuformen:

𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = ∫ 𝟙𝑈𝑖 ∩𝑀 (𝜑−1 (𝑥))𝜌(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)


𝑉𝑖

= ∫ 𝟙𝜑(𝑈𝑖 ∩𝑀) (𝑥)𝜌(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)


𝑉𝑖

nach (1.3.1) ist 𝜑𝑖 (𝑀 ∩ 𝑈𝑖 ) = (ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖

= ∫ 𝟙(ℝ𝑘 ×{0})∩𝑉𝑖 (𝑥)𝜌(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)


𝑉𝑖

=∫ 𝜌(𝑥))d𝜆𝑛 (𝑥)
(ℝ𝑘 ×{0})∩𝑉𝑖

=0 falls (ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖 eine Nullmenge ist

Wir müssen also nur noch zeigen, dass (ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖 eine Nullmenge ist, also dass
!
𝜆𝑛 ((ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖 ) = 0 (1.3.6)

Da die 𝑉𝑖 beschränkt sind, existiert ein 𝑛-dimensionaler Würfel [𝑎, 𝑏]𝑛 so dass 𝑉𝑖 ∈ [𝑎, 𝑏]𝑛 . Dann ist

𝜆𝑛 ((ℝ𝑘 × {0}) ∩ 𝑉𝑖 ) ≤ 𝜆𝑛 ((ℝ𝑘 × {0}) ∩ [𝑎, 𝑏]𝑛 ) = 𝜆𝑛 ([𝑎, 𝑏]𝑘 × {0})


= lim 𝜆𝑛 ([𝑎, 𝑏]𝑘 × [−𝜖, 𝜖]𝑛−𝑘 ) = lim((𝑏 − 𝑎)𝑘 ⋅ (2𝜖)𝑛−𝑘 ) = 0
𝜖→0 𝜖→0

Damit ist (1.3.6) nachgewiesen, also ist auch (1.3.2) nachgewiesen und insgesamt gilt

𝜆𝑛 (𝑀 ) = 𝜆𝑛 ((⋃ 𝑈𝑖 ) ∩ 𝑀 ) ≤ ∑ 𝜆𝑛 (𝑈𝑖 ∩ 𝑀 ) = ∑ 0 = 0.
𝑖∈𝐼 𝑖∈𝐼 𝑖∈𝐼

Aufgabe 1.4. Sei 𝜔 eine 𝑛 − 1-Form mit kompaktem Träger auf ℝ𝑛 und

𝑁 = {(𝑥1 , … , 𝑥𝑛 ) ∈ ℝ𝑛 | 𝑥1 = 0} sowie
ℝ𝑛− 𝑛
= {(𝑥1 , … , 𝑥𝑛 ) ∈ ℝ | 𝑥1 < 0}

8
Mannigfaltigkeiten mit den durch die trivialen Parametrisierungen gegebenen Orientierungen. Zeige, dass dann
gilt
∫ d𝜔 = ∫ 𝜔.
ℝ𝑛
− 𝑁

Hinweis: Es ist ausreichend (Warum?) die entsprechende Aussage für die Fälle

𝜔 = 𝛼d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛−1 beziehungsweise 𝜔 = 𝛼d𝑥2 ∧ … ∧ d𝑥𝑛

für eine glatte Funktion mit kompaktem Träger 𝛼 ∶ ℝ𝑛 → ℝ zu zeigen.

Lösung: Wir nutzen wieder unseren Spickzettel mit den Rechenregeln für Differentialformen:

Regel 13.2 (Rechnen mit Differentialformen).

• Jede Differentialform 𝜔 ∈ 𝛺 𝑘 (𝑀 ) hat auf jeder Karte von 𝑈 in 𝑥 eine eindeutige Darstellung

𝜔|𝑈 = ∑ 𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 d𝑥𝑖1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖𝑘


1≤𝑖1 <…<𝑖𝑘 ≤𝑛

mit geeigneten differenzierbaren Funktionen 𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 .

• Die äußere Ableitung einer 𝑘-Differentialform is eine 𝑘 + 1-Differentialform


• Die äußere Ableitung einer Differentialform in Koordinatendarstellung lautet

d𝜔 = ∑ d𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 ∧ d𝑥𝑖1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖𝑘


1≤𝑖1 <…<𝑖𝑘 ≤𝑛

mit den totalen Differentialen der Koeffizientenfunktionen


𝑛 ∂𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘
d𝑎𝑖1 ,…,𝑖𝑘 = ∑ d𝑥𝑗 .
𝑗=1
∂𝑥𝑗

• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 = −d𝑥𝑗 ∧ d𝑥𝑖


• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑖 = 0
• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 = d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑗 d𝑥𝑖 , also ist

d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 (𝑣1 , 𝑣2 ) = d𝑥𝑖 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥𝑗 (𝑣2 ) − d𝑥𝑗 (𝑣1 ) ⋅ d𝑥𝑖 (𝑣2 )

• d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 ∧ d𝑥𝑘 = d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 d𝑥𝑘 + d𝑥𝑗 d𝑥𝑘 d𝑥𝑖 + d𝑥𝑘 d𝑥𝑖 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑗 d𝑥𝑖 d𝑥𝑘 − d𝑥𝑖 d𝑥𝑘 d𝑥𝑗 − d𝑥𝑘 d𝑥𝑗 d𝑥𝑖

Da 𝜔 eine 𝑛 − 1-Form ist, hat 𝜔 damit die Darstellung:

𝜔 = ∑ 𝛼𝑖 d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛


1≤𝑖≤𝑛

mit geeigneten differenzierbaren Funktionen 𝛼𝑖 .


Wir setzen nun für 𝑖 = 1, … , 𝑛

𝜔𝑖 = 𝛼𝑖 d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛

9
Aufgrund der Linearität des Integrals und des Differentialoperators gilt

𝜔 = ∑ 𝜔𝑖
1≤𝑖≤𝑛

d𝜔 = ∑ d𝜔𝑖
1≤𝑖≤𝑛

∫ d𝜔 = ∑ ∫ d𝜔𝑖
ℝ𝑛
− 1≤𝑖≤𝑛 ℝ𝑛

∫ 𝜔 = ∑ ∫ 𝜔𝑖
𝑁 1≤𝑖≤𝑛 𝑁

Von daher genügt es zu zeigen, dass für 𝑖 = 1, … , 𝑛 gilt:

∫ d𝜔𝑖 = ∫ 𝜔𝑖 , (1.4.1)
ℝ𝑛
− 𝑁

da dann
∫ d𝜔 = ∑ ∫ d𝜔𝑖 = ∑ ∫ 𝜔𝑖 = ∫ 𝜔. (1.4.2)
ℝ𝑛
− 1≤𝑖≤𝑛 ℝ𝑛
− 1≤𝑖≤𝑛 𝑁 𝑁

Wir bestimmen zunächst die äussere Ableitung der 𝜔𝑖 :

d𝜔𝑖 = d𝛼𝑖 ∧ d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛

mit dem totalen Differentialen der Koeffizientenfunktion


𝑛
∂𝛼𝑖
d𝛼𝑖 = ∑ d𝑥 .
𝑗=1
∂𝑥𝑗 𝑗

also ist 𝑛
∂𝛼𝑖
d𝜔𝑖 = ∑ d𝑥 ∧ d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛
𝑗=1
∂𝑥𝑗 𝑗
Da d𝑥𝑘 ∧ d𝑥𝑘 = 0 ist bleibt nur der Term mit 𝑖 = 𝑗 übrig:

∂𝛼𝑖
d𝜔𝑖 = d𝑥 ∧ d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛
∂𝑥𝑖 𝑖

Nun vertauschen wir das Differential d𝑥𝑖 solange (𝑖 − 1-mal), bis es an der 𝑖-ten Stelle ist (d𝑥𝑖 ∧ d𝑥𝑗 = −d𝑥𝑗 ∧ d𝑥𝑖 )
und haben damit eine normierte Darstellung für d𝜔𝑖 :

∂𝛼𝑖
d𝜔𝑖 = (−1)𝑖−1 d𝑥 ∧ … ∧ d𝑥𝑛 (1.4.3)
∂𝑥𝑖 1

Um (1.4.1) nachzuweisen, betrachten wir zunächst 𝑖 = 1:

∂𝛼1
∫ d𝜔1 = ∫ d𝑥 ∧ … ∧ d𝑥𝑛
ℝ𝑛 ℝ𝑛
∂𝑥1 1
− −
0
∂𝛼1
=∫ (∫ d𝑥 )d𝑥2 … d𝑥𝑛
ℝ𝑛−1 −∞
∂𝑥1 1
𝑥1 =0
=∫ ([𝛼1 ] )d𝑥2 … d𝑥𝑛
ℝ𝑛−1 𝑥1 =−∞

da 𝛼1 einen kompakten Träger hat, muss 𝛼1 gegen 0 gehen für 𝑥1 → −∞

=∫ 𝛼1 (0, 𝑥2 , … , 𝑥𝑛 )d𝑥2 … d𝑥𝑛


ℝ𝑛−1

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Nun die rechte Seite von (1.4.1) für 𝑖 = 1:

∫ 𝜔1 = ∫ 𝛼1 d𝑥2 ∧ … ∧ d𝑥𝑛
𝑁 𝑁

=∫ (𝛼1 ∣ )d𝑥2 … d𝑥𝑛


ℝ𝑛−1 𝑥1 =0

=∫ 𝛼1 (0, 𝑥2 , … , 𝑥𝑛 )d𝑥2 … d𝑥𝑛


ℝ𝑛−1

Damit ist (1.4.1) für 𝑖 = 1 nachgewiesen. Betrachten wir nun 𝑖 > 1:

∂𝛼𝑖
∫ d𝜔𝑖 = ∫ (−1)𝑖−1 d𝑥 ∧ … ∧ d𝑥𝑛
ℝ𝑛 ℝ𝑛
∂𝑥𝑖 1
− −
0 ∞
∂𝛼𝑖
= ∫ (∫ (∫ d𝑥 )d𝑥2 … d𝑥𝑖−1 d𝑥𝑖+1 … d𝑥𝑛 )d𝑥1
−∞ ℝ𝑛−2 −∞
∂𝑥𝑖 1
0 𝑥1 =∞
= ∫ (∫ ([𝛼1 ] )d𝑥2 … d𝑥𝑖−1 d𝑥𝑖+1 … d𝑥𝑛 )d𝑥1
−∞ ℝ𝑛−2 𝑥1 =−∞

da 𝛼𝑖 einen kompakten Träger hat, muss 𝛼1 gegen 0 gehen für 𝑥1 → −∞ und für 𝑥1 → ∞
0
= ∫ (∫ 0 d𝑥2 … d𝑥𝑖−1 d𝑥𝑖+1 … d𝑥𝑛 )d𝑥1
−∞ ℝ𝑛−2
=0

Schliesslich noch die rechte Seite von (1.4.1) für 𝑖 > 1:

∫ 𝜔1 = ∫ 𝛼𝑖 d𝑥1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛


𝑁 𝑁

= ∫ (𝛼𝑖 d𝑥
⏟1 ∧ … ∧ d𝑥𝑖−1 ∧ d𝑥𝑖+1 ∧ … ∧ d𝑥𝑛 )∣
𝑁 𝑥1 =0
=0
=0

Damit gilt (1.4.1) auch für 𝑖 > 1.


Mit (1.4.2) ist die Behauptung nachgewiesen.

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