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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie
Allgemeines:
„ Die Archäologie beschäftigt sich mit materiellen Zeugnissen aller
Art und den aus diesen erkennbaren abstrakteren Grundlagen
(Religion, Privatleben etc.).

„ Etablierung der Archäologie als wissenschaftliche Disziplin mit


Johann Joachim Winckelmann (9. Dezember 1717 - 8. Juni 1768),
Geschichte der Kunst des Altertums, Dresden 1764 (mit
Winckelmann rückt die griechische Antike in den Mittelpunkt)

„ Klassische Archäologie meint griechisch-römische Archäologie;


daneben haben sich heute viele andere Spezialdisziplinen
herausgebildet.

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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie
Methodik:
„ zwei Schwerpunkte / Ziele der archäologischen
Beschäftigung:
1.) Betrachtung der Monumente an sich =>
Kunstgeschichte (Kunstwerke = Traditionsquellen)
2.) Betrachtung der historischen Aussagemöglichkeiten
=> Geschichte
„ (Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände = Traditions-
und Überrestquellen)
„ zwei Orte, um Archäologie zu betreiben:
1.) am Schreibtisch, in der Bibliothek, im Museum
2.) auf einer Grabung, "vor Ort"

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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie
Thematik:
„ Grundsätzlich bietet die Archäologie von allen
Teilbereichen der Altertumswissenschaft die größten
Möglichkeiten, immer wieder neues Material zur
Verfügung zu haben.
„ Thematischer Bogen reicht vom Kolosseum bis zum
Keramikbecherfragment.
„ Die drei wichtigsten Monumentengattungen sind:
Architektur (bei den Griechen meist Tempel) Skulptur
(inkl. Relief- und Portraitkunst) Malerei (bei den Griechen
zumeist nur als Vasenmalerei überliefert)
„ Daneben sind aber auch alle anderen Produkte von
Kunsthandwerk und Handwerk wichtig: Mosaiken,
Sarkophage, Glasgefäße, Gerät, Waffen etc.

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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie

Aussagemöglichkeiten archäologischer Quellen:


„ Die Archäologie wurde bislang kaum zur Rekonstruktion
historisch relevanter Phänomene hinzugezogen; im
Bereich der Altorientalistik dagegen schon (Mangel an
schriftlichen Zeugnissen).
„ Aber die Alte Welt arbeitete in heute kaum vorstellbarem
Maß mit Bildern; wir müssen nur wieder lernen, sie zu
lesen (s. Paul Zanker, Augustus und die Macht der
Bilder, München 1987).
„ Die Kenntnis von stilistischen Entwicklungen sowohl bei
Kunstwerken wie auch bei Alltagsgegenständen hilft
beim Datieren der betreffenden Fundorte und somit auch
bei ihrer historischen Einordnung (Terminus ante quem;
Terminus post quem; Zerstörungshorizonte)
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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie
„ Allgemein bietet die Archäologie eher Aussagen zur
"Lebenswelt", zur Alltags- und Mentalitätsgeschichte.

„ Grabungsergebnisse vermitteln oft ein neutraleres Bild


als die Historiographie (Karthago).

„ Sie kann aber auch konkretere Aussagen machen, z.B.:


… Stellung von Rhodos nach 168 v. Chr. (Amphorenstempel)
… Sicht des Sieges über die Parther 20 v. Chr (Augustus von
Prima Porta)
… Ort der Niederlage gegen die Germanen 9 n. Chr. (Kalkriese)
… soziale Gliederung im syrischen Kalksteinmassiv zur Kaiserzeit
(Architektur)

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Grundwissenschaften I
Archäologie
Relative Chronologie:
„ Kein konkretes Kalenderdatum, sondern das zeitliche Verhältnis von
Artefakten zueinander wird mit der relativen Chronologie benannt
(vgl. Niemeyer, Hans, Georg, Einführung in die Archäologie,
Darmstadt 21978. 76-81)
„ Wichtige Termini hierbei: Terminus post quem und ante quem
„ Der terminus ante quem bezeichnet dabei eine feste Datierung vor
der etwas passiert ist, der terminus post quem eine Datierung
nach der etwas passiert ist.
„ Gutes Beispiel hierfür ist der Zerstörungshorizont (Bsp.
Vulkanausbruch Vesuv für Pompej und Herculaneum 79 n./ In
diesem Fall bildet die Ascheschicht den Zerstörungshorizont).
Fundstücke die in der Strategraphie unterhalb des
Zerstörunsghorizontes liegen müssen also früher datierbar sein –
die Ascheschicht bildet also einen terminus ante quem.
Funstücke,die oberhalb des Zerstörungshorizontes liegen können
später datiert werden – die Ascheschicht bildet für solche Artefakte
also ein terminus post quem.
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Hethiter

Grundwissenschaften I
Archäologie
„ Ein weiteres Beispiel:
Das Symeonskloster in Qualat Seman im Kalksteinmassiv
in Nordwestsyrien ist nicht eindeutig also absolut
datierbar (keine Bau-/Weihinschriften)
„ Auch hier muss man mit sich mit einer relativen
Datierung zufrieden geben.
„ Den terminus post quem liefert hier uns die letzte
syrische Vita von Symeon, die auf 472/73 datiert werden
kann und in der von einem Bauvorhaben nicht berichtet
ist.
„ Den Terminus ante quem liefert uns die Phokas-Kirche
in Basufan (491-496), da wesentliche Elemente Qualat
Semans übernommen wurden.
=> Symeonskloster muss also zwischen 474 und 490/91
gebaut worden sein
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Grundwissenschaften I
Archäologie
Wichtige Begriffe:
„ Strategraphie: Grundüberlegung dahinter ist, dass
jüngere Schichten ältere überlagern => je höher die
Schicht liegt, desto jünger sind die darin gefundenen
Artefakte. Die Schichten und die darin gefundenen
Artefakte werden also als chronologische und kulturelle
Einheit gesehen. Alledings kann uns eine Strategraphie
von sich aus auch nur eine relative Chronologie
angeben. (Bsp. Tell)
„ Methoden für eine absolute Datierung:
Dendrochronologie: Übereinstimmung in den
Jahresringen bestimmter Baumarten; Radiocarbon-
Methode: Nachweis über den Zerfall radioaktiver
Kohlenstoffatome
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Grundwissenschaften I
Archäologie

Untersuchungsmethoden (Auswahl):
„ Survey
„ Grabung
„ Geomagnetische/-elektrische Verfahren
„ Seismische Verfahren

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Grundwissenschaften I
Archäologie
Einführungen/Hilfsmittel:
„ Niemeyer, H.G., Einführung in die Archäologie, Darmstadt 41995.
„ Lang, F., Klassische Archäologie, Tübingen/Basel 2002.
„ Hölscher, T.; Borbein, A.; Zanker, P., [Hgg.], Klassische
Archäologie. Eine Einführung, Berlin 2000.
„ Hrouda, B., (Hrsg.), Methoden der Archäologie, München 1978.
„ Handbuch der Archäologie innerhalb des Handbuchs der
Altertumswissenschaften bes. Bd. 1: Allgemeine Grundlagen der
Archäologie, hrsg. v. U. Hausmann, München 1969
„ Archäologische Bibliographie, hrsg. v. Deutschen Archäologischen
Institut, jährliches Erscheinen, drei Jahre zurück; mit ZS
Auflösungen speziell für die Archäologie
„ ArchäologischerAnzeiger (mit Abkürzungsverzeichnissen,
archäologischen Dissertationen)
„ Dyabola (Katalog des DAI in Rom, auf CD-Rom)
„ Papaioannou, K., Die Griechische Kunst, Freiburg 1972
„ Andreae, B., Die Römische Kunst, Freiburg 1973
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Grundwissenschaften II
Epiraphik
„ Die Epigraphik beschäftigt sich mit den zumeist in Stein
gemeißelten Inschriften.

„ Es gibt eine Vielzahl kanonischer Inschriftenarten:


… Grabinschriften
… Weihinschriften
… Ehreninschriften
… Bauinschriften
… Meilensteine
… Gesetzesinschriften

„ Außerdem gibt es einige Sondertypen:


… Militärdiplome (für Hilfstruppen nach 25 Dienstjahren)
… Graffiti
… Ziegelstempel
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Grundwissenschaften II
Epiraphik
Allgemeine Merkmale:
„ nur große Buchstaben
„ Worte meist gar nicht getrennt, zeilenübergreifend
„ viele Fehler in Grammatik und Schreibweise der Zahlen
(z.B. XIIX statt XVIII)
„ Ligaturen
„ stereotype Abkürzungen, die aber auch verschiedene
Bedeutungen haben können, z.B.
DD = decreto decurionum (auf Beschluß der Stadträte)
donum dat (zum Geschenk gegeben)
domus divina (Kaiserhaus)
dedicatio (Weihung)
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Kaisertitulatur
Namensgruppe
zur offiziellen Attribut, dass der
Bezeichnung des Kaiser nach dem Tod
Kaisers von den Göttern
aufgenommen wurde
Names des Vaters
als Genitiv-Attribut
zur Filitation =
IMP(erator) CAESARI DIVI NERVAE F(ilio) Sohn des...
Cognomen
des
Kaisers
NERVAE TRAIANO AVG(usto) GERM(anico) DACIO Adjektive, die
besondere Siege des
AVG = Ehren- Kaisers hervorheben
Titel des Pontifex bezeichnung
Maximus als
Oberhaupt der Tribunitia potestas;
röm. Rel. PONTIF(ici) MAXIMo TRIB(unicia) POT(estate) XVII
wird nach Amtsantritt
jährlich verliehen
=>Datierungs-
IMP(eratori) VI COS(uli) VI P(atri) P(atriae) möglichkeit

IMP taucht zum zweiten


Mal in Inschrift auf => der in der Kaiserzeit Pater Patriae macht den
Das wievielte mal die bedeutungslos gewordene Kaiser zur Vatergestalt des
Soldaten dem Kaiser Titel des Consuls konnte von röm. Volkes.
nach einer siegreichen den Kaisern aus Prestige so Meist letzter Titel in der
Schlacht gehuldigt oft wie sie wollten begleidet Kaisertitulatur
haben werden
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Hethiter

Grundwissenschaften II
Epigraphik
Datierung:
„ Oktober/November 97 n. Germanicus; 102 n.
Dacius
„ Pontifex Maximus 98 n.; Tribunitias Potestas
wurde 112 n. zum 17. Mal erneuert (TRIP POT
XVII); 106 n. zum sechsten Mal Imperator (IMP
VI); 112 n. zum sechsten Mal Consul (COS VI);
98 n. Pater Patriae
„ => Da Traian seine Tribunitia Potestas jährlich
am 10. Dez. erneuerte, muss die Inschrift
zwischen dem 10.12. 112 und dem 9.12. 113
entstanden sein
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Grundwissenschaften II
Epigraphik
IMPCAESDIVIHADRIANIFILIVSDIVI
TRAIANIPARTHICINEPOSDIVINERVAE
PRONEPOSTAELIVSHADRIANVSANTONIVS
AVGPIVSPONTMAXIMVSTRIBPOTEST
IMPIICOSIIIIPPTHERMASINCENDIO
CONSVMTASCVMPORTICIBVSETTHEATRO
ETBASILCISETOMNIBVSORNAMENTIS
SVARESTITVIT

IMP(erator) CAES(ar) DIVI HADRIANI FILIVS DIVI


TRAIANI PARTHICI NEPOS DIVI NERVAE
PRONEPOS T(itus) AELIVS HADRIANVS ANTONINVS
AVG(ustus) PIVS PONT(ifex) MAXIMVS TRIB(unicia) POTEST(ate)
IMP(erator) II COS(ul) III P(ater) P(atriae) THERMAS INCENDIO
CONSVMPTAS CVM PORTICIBVS ET THEATRO
ET BASILICIS ET OMNIBVS ORNAMENTIS
SVA RESTITVIT

Datierung: Die sichere Datierungsmethode anhand der jährlich verliehenen Tribunicia Potestas
kann hier nicht angewand werden, da diese nicht angegeben. Kaiser Antonius Pius hatte 142 n.
Chr. den Titel des Imperator zum zweiten mal empfangen; Consul war er 145 n. zum vierten und
letzten mal; im zweiten Regierungsjahr 139 n. bekam er den Titel Pater patriae. Somit Terminus
post quem sein Consulat von 145 n.
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Hethiter

Grundwissenschaften II
Epigraphik
„ Unterscheidung Philologie[1]:
„ Überlieferung diehnt meistens einem punktuell
fixierbaren Zweck – ist daher objektiver
„ epigraphische Quellen legen Zeugnis von
Angehörigen einfachen Volkes, Freigelassenen,
Sklaven ab
„ Epigraphik ist autentischer
„ Auswahl durch Ausgrabung

[1] Günther, Rosmarie, Einführung in das Studium der alten


Geschichte, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001.
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Grundwissenschaften II
Epigraphik
Leidener Klammersystem:
„ Um epigraphische und papyrologische Texte einheitlich edieren zu können,
wurde 1931 auf dem internationalen Orientalistenkongreß das Leidener
Klammersystem beschlossen:

[...] Der Text ist im Original zerstört und vom Herausgeber


ergänzt
(...) Der Text ist im Original als Abkürzung angegeben
<...> Zuätze oder Korrekturen des Herausgebers
... Text, den der Herausgeber getilgt hat (falsche und doppelte
Buchstaben)
[[...]] Rasuren
a unsichere Lesung
ab . . . xy Lücke, Anzahl der Punkte gibt vermutete Anzahl der
Buchstaben an
--- Lücke unbestimmbarer Länge
v vacat, im Original an dieser Stelle ein Freiraum vor einem
Buchstaben
 oder / Zeilenumbruch
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Hethiter

Grundwissenschaften II
Epigraphik
Inschriftencorpora:
„ Inschriften wurden seit dem 19. Jahrhundert besonders durch deutsche
Altertumskundler an der Berliner Akademie der Wissenschaften gesammelt (Böckh,
Niebuhr, Kirchhoff, Wilamowitz, Mommsen...).

Griechische Corpora (Auswahl):


„ CIG: Corpus Inscriptionum Graecarum: 4 Bände von 1828 - 1859, geographisch
geordnet
„ CIA: Corpus Inscriptionum Atticarum, 1873 - 1888 (und viele andere, s. IG)
„ TAM: Tituli Asiae Minoris, hrsg. v. der Wiener Akademie der Wissenschaften,
Inschriften aller Sprachen aus Kleinasien, ab 1901
„ IG: Inscriptiones Graecae, Sammlung aller bisherigen Corpora, die das europäische
Griechenland betreffen, in 15 geographisch geordneten Bände, ab 1902
„ Schaffung einer editio minor, mehrere Auflagen (z.Z. 31994)
„ SEG: Supplementum Epigraphicum Graecum, seit 1923

Sammlungen mit Kommentaren und Indices:


„ SIG: Sylloge Inscriptionum Graecarum, hrsg. v. W. Dittenberger, 1915 ff.
„ OGIS: Orientis Graeci Inscriptiones Selectae, hrsg. v. W. Dittenberger, 1903 ff.

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Hethiter

Grundwissenschaften II
Epigraphik
Lateinische Corpora (Auswahl):
„ CIL: Corpus Inscriptionum Latinarum, ursprünglich hrsg. v. Th.
Mommsen, ab 1863
Hauptcorpus lateinischer Inschriften, 17 Bände und mehrere
Supplementbände mit geographischer Gliederung, Bd. 6 behandelt
die Stadt Rom, Bde. 16 und 17 Militärdipolome (Inhaltsverzeichnis
bei E. Meyer, Einführung in die lateinische Epigraphik, Darmstadt
31991, 131 ff.)
Nachteile: unhandlich, kein Gesamtregister, der einzig vorhandene
Computerindex behandelt Bd. 6 (Rom) und umfaßt allein 5 Bände

„ ILS: Inscriptiones Latinae Selectae, hrsg. v. H. Dessau, Berlin 1892


- 1916, ND 1962
maßgebende Inschriftensammlung: 9522 Inschriften aller Klassen
mit kurzem Kommentar, Indices und Abkürzungsverzeichnis in drei
Bänden und zwei Unterbänden

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Hethiter

Grundwissenschaften II
Epigraphik
Hilfsmittel:
„ Paasch Almar, Knud, Inscriptiones Latinae : eine illustrierte
Einführung in die lateinische Epigraphik, Odense 1990.

Zur Datierung:
„ Degrassi, A., I Fasti Consulari dell´ Impero Romano dal 30 avanti
Christo al 613 dopo Christo, Rom 1952
… Consularfasten in zeitlicher Reihenfolge von 31 v. Chr. bis 613 n. Chr.
… Consuln, die sich zeitlich nicht genau einordnen lassen
… Indices der Consuln nach Gentilnomina und Cognomina, der Consulate
der Kaiser und der designierten Consuln
… Die Zahlen am linken Rand geben die Jahreszahl vor/nach Christi Geburt
an; die am rechten die Jahreszahl ab urbe condita (ab 753 v. Chr.)

„ Kienast, D., Römische Kaisertabelle, Darmstadt 21996


… Daten und Ämter (Tibunicia Potestas!) zu allen Kaisern bis Theodosius I.
395 n. Chr.
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Epigraphik
Beispiele

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Grundwissenschaften III
Numismatik
„ Numismatik
„ Die Numismatik beschäftigt sich mit Münzen an
sich und den damit zusammenhängenden
Aspekten:
… Herstellungstechnik (Stempel, Schrötling,
Münzmaterialien)
… Prägestätten (Organisation, staatliche und städtische
Münzhoheiten)
… Währungen (Geldsysteme)
… wirtschaftliche Bedeutung (Inflation, Deflation,
Entwicklung des Feingehaltes)
… Handel (Fundverteilung, Hortfunde)

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
„ Neben diesen Aspekten, bei denen die Münze
zunächst als Zahlungsmittel betrachtet wird, ist
in der Antike die Münze als Bild- und
Informationsträger von entscheidender
Bedeutung; sie ist ein antikes Massenmedium
und somit historische Quelle.
… Träger von Regierungspropaganda
… Bekanntmachung von Ereignissen wie Siegen,
Herrscherwechseln etc.
… Bekanntmachung von Programmen, religiösen
Bekenntnissen etc.
… im Rahmen der Münzkunst stellt die Numismatik die
Grundlage der Portraitforschung dar
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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
„ bei der geprägten Münze unterscheidet man:
… Avers = Vorderseite: in der Regel Kopfbilder; in
Griechenland zumeist Götter; im Hellenismus
Königsportraits; im Kaiserreich Kaiserportraits
… Revers = Rückseite: vielfältiger gestaltet als
Vorderseite; intentionale Darstellungen
„ Avers und Revers zeigen:
… Bild:Portraits, Szenen etc.
… Legende: Umschrift, zumeist Namen und kurze
Statements; oft abgekürzt (vgl. Epigraphik)
… Beizeichen: oft den Prägeort angebend, z.B. SMN =
Sacra Moneta Nicomedia

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
„ Bei römischen Münzen erscheint auf der
Revers oft ein großes SC = Senatus
Consultum: Dies drückt ursprünglich die
Münzhoheit des Senates aus, die dieser
an die III Viri Monetales weitergibt. In der
Kaiserzeit besaß der Kaiser die
Münzhoheit; das SC kann trotzdem
weiterhin erscheinen.

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik

Vormonetäre Geldwesen:
„ Naturalien, vor allem Getreide und Vieh
„ bestimmte Wertgegenstände, z.B.
Edelsteine, Muscheln etc.
„ Metall (z.B. Hacksilber); Wertmaßstab ist
immer das Gewicht

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
Griechisches Münzsystem:
„ Entwicklung der Münzen vermutlich in Lydien,
Elektronmünzen (Kroisos)
„ Mit Beginn der Massenmünzprägung aus Kupfer bzw.
Bronze übersteigt Nennwert den Metallwert
(Gegenwertsgarantie durch den prägenden Staat).
„ Das Münzsystem bleibt uneinheitlich, jeder Münzfuß
besitzt anderes Gewicht.
„ Standardmünze ist die Drachme aus Silber.
1 Talent = 60 Minen = 6.000 Drachmen = 36.000 Obolen
1 Mine = 100 Drachmen = 600 Obolen
1 Drachme = 100 Obolen

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
Römisches Münzsystem:
„ Bezüglich der Münzkunde sind die römischen Verhältnisse (Kaiserzeit) weit
besser faßbar als die griechischen oder hellenistischen.
„ prämonetäres Geldwesen: aes rude (vorgewogene Kupferbrocken); aes
signatum (gegossene, bebilderte Kupferstücke); aes grave (Rundform, aber
noch ausschließlich am Gewicht orientiert)
„ erst im 3. Jh. v. Chr. Prägung des Denars aus Silber als Standardmünze
(Bedarf einer internationalen Währung im Punischen Krieg)
„ Währungssystem in der frühen Kaiserzeit (1 aureus = 8,19 g Gold):

1 Aureus = 25 Denare = 100 Sesterzen = 200 Dupondien = 400 Asse


1 Denar = 4 Sesterzen = 8 Dupondien = 16 Asse
1 Sesterze = 2 Dupondien = 4 Asse
1 Dupondius = 2 Asse

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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
„ dann innerhalb von 80 Jahren drei neue Münzsysteme
(Ausdruck der Krise des 3. Jahrhunderts): Caracalla:
Antonianus; Diokletian: Follis; Konstantin: Solidus
„
Auch während der römischen Zeit blieb im Osten das
griechische Währungssystem weiter gültig.
„ Denar und Drachme sind vom Wert her in etwa
vergleichbar.
„ Der normale Tagesverdienst eines Arbeiters in der
frühen römischen Kaiserzeit beträgt etwa ½ bis 1
Denar; dies entspricht auch in etwa dem Tagesbedarf.
„ Mindestzensus für den ordo senatorius: 1 Million
Sesterzen; ordo equester: 400.000 Sesterzen
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Hethiter

Grundwissenschaften III
Numismatik
Einführungen:
„ K. Christ, Antike Numismatik, Darmstadt 31991 (ohne Abbildungen, mit Bibliographie)
„ M.R. Alföldi, Antike Numismatik, Mainz 21982 (mit Abbildungen)
„ R. Göbl, Antike Numismatik, München 1978 (sehr ausführlich)
Münzcorpora:
„ große Münzsammlungen im Britischen Museum in London
„ Vielzahl verhindert aber Gesamtcorpus im Stile eines CIL
„ E. Babelon, Traité des Monnaies Grecques et Romaines, 9 Bde., 1901-1932
„ BMC: Catalogue of the Greek Coins in the British Museum, hrsg. v. Arnaldo Forni,
London 1873 ff., 21963 ff.
„ BMCRR: Coins of the Roman Republic in the British Museum, hrsg. v. H.A. Grueber,
London 1910, 21970 (3 Bde.)
„ CRR: The Coinage of the Roman Republic, hrsg. v. E.A. Sydenham, London 21972
(1 Bd.)
„ RRC: Roman Republican Coinage, hrsg. v. M. Crawford, London 1974 (2 Bde.)
„ BMCRE: Coins of the Roman Empire in the British Museum, hrsg. v. H. Mattingly und
R.A.G. Carson, London 1923 ff., 21965 ff.
„ RIC: Roman Imperial Coinage, hrsg. v. H. Mattingly und E.A. Sydenham, London
1923 ff., (später hrsg. v. C.H.V. Sutherland und R.A.G. Carson)

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Hethiter

Grundwissenschaften IV
Papyrologie
"... fesseln uns Urkunden des täglichen Betriebs; denn sie sprechen zu
uns als unbestochene Zeugen des antiken Menschlichen und
Allzumenschlichen und lassen das Kaleidoskop des bunten Lebens
vor uns spielen, nichts beschönigend, nichts verhüllend, weil sie
nicht für die Augen der Nachwelt bestimmt waren.„ (K. Preisendanz,
Papyrusfunde und Papyrusforschung, Leipzig 1933, S. 41)

„ Papyrus ist eine Staude, die fast ausschließlich am Nil in Ägypten


wuchs. Aus ihren Fasern ließ sich ein Geflecht herstellen, das mit
Tinte beschreibbar war.
„ Ein Papyrus besitzt wie Papier zwei Seiten: recto und verso.
„ Papyri finden sich -bedingt durch Herkunft des Ausgangsstoffes und
den klimatischen Gegebenheiten- nahezu ausschließlich in
Ägypten, wenig auch in Syrien und in Pompeji.
„ Die überwiegende Zahl der Papyri sind griechischsprachig;
daneben gibt es wenig hieratisch (Hieroglyphen), demotisch,
koptisch und lateinisch.

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Hethiter

Grundwissenschaften IV
Papyrologie
„ Es gibt literarische und nicht-literarische Papyri.
„ Die literarischen Papyri werden nach der Edition wie andere Texte von der
Philologie behandelt (z.B. Athenaion Politeia des Aristoteles).
„ Die nicht-literarischen Papyri sind über die Edition hinaus eigentlicher
Forschungsgegenstand der Papyrologie (z.B. Urkunden, Briefe, Geschäftslisten
etc. ⇒ Überrestquellen!).
„ Die Papyrologie beschäftigt sich also mit der Rekonstruktion und Lesung der
Originale (Paläographie) sowie der Edition (Leidener Klammersystem) und
Auswertung von Papyri.

Papyruseditionen werden bezeichnet


1.) nach Fundort: z.B. P. Oxy = The Oxyrhynchos Papyri oder
2.) nach Aufbewahrungsort: z.B. P. Köln = Kölner Papyri oder
3.) nach Besitzer/Erstbesitzer/Herausgeber: z.B. P. Harris = The Rendal Harris
Papyri of Woodbroke Colledge

„ Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Editionen, z.B.: UPZ = Urkunden aus
der Ptolemaierzeit; BGU = Berliner Griechische Urkunden
„ Außer den Papyri bearbeitet die Papyrologie Ostraka (geritzte Tonscherben; vgl.
"Ostrakismos"-Scherbengericht), Pergamente und Tabulae Ceratae
(Wachstafeln).

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Hethiter

Grundwissenschaften IV
Papyrologie
Beispiel für eine mustergültige Edition: P. Köln V 228
1.) Kategorisierung durch Überschrift
2.) Inventarnummer
3.) Größenangaben
4.) Fundort
5.) Datierung
6.) Tafelverweis
7.) Beschreibung und kritische Kommentierung des Inhaltes
8.) griechischer Originaltext
9.) textkritischer Apparat: Erklärung einzelner Stellen nach Zeilen
10.) Übersetzung
11.) Name des Bearbeiters

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Hethiter
Grundwissenschaften IV
Wichtige Hilfsmittel:
Papyrologie
„ F. Preisigke, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden aus Ägypten,
Heidelberg 1922 ff. (Wörterbuch speziell für Papyri, mit Stellenbelegen)
„ F. Preisigke (und Fortsetzer), Namenbuch der griechischen Papyrusurkunden aus
Ägypten, Heidelberg 1922 ff. (Namenlisten mit Stellenbelegen; aktuelle
Supplementbände)
„ F. Preisigke (und Fortsetzer), Sammelbuch der griechischen Papyrusurkunden aus
Ägypten, Berlin 1915 ff. (=SB) (systematische Sammlung der Nachträge und
Verbesserungen zu bereits edierten Papyri; ersetzt aber nicht die Originaledition;
Indices für Inhalt der Urkunden, Personennamen und allgemeine Wörter (⇒ wichtig
für das Auffinden von Papyri zu bestimmten Themen); ständig aktuelle
Neuausgaben)
„ F. Preisigke (und Fortsetzer), Berichtigungslisten der griechischen
Papyrusurkunden aus Ägypten, Berlin/Leipzig/Heidelberg/Leyden 1922 ff. (geht die
einzelnen Editionen systematisch durch und bietet ggf. kurze Berichtigungshinweise;
nicht so ausführlich wie das Sammelbuch)

Einführungen:
„ J. Hengstl, Griechische Papyri aus Ägypten, Darmstadt 1978
„ H.A. Rupprecht, Kleine Einführung in die Papyruskunde, Darmstadt 1994
⇒ beide mit Verzeichnis aller Papyrus- und Ostrakaeditionen
„ W. Schubart, Einführung in die Papyruskunde, Berlin 1918
„ E.G. Turner, Greek Papyri, Oxford 1968 (mit Bibliographie und Abkürzungen)
„ A.S. Hunt / C.C. Edgar, Select Papyri, London 1932
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