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Euroakademie

Fachschule für Sozialpädagogik

Resilienzförderung im Alter von drei bis sechs Jahren, durch die


Stärkung der Selbstwahrnehmung mithilfe von Kinderyoga

Von Dominique Marinov-Radev


Antonienstraße 48a
13403 Berlin

Betreuende Lehrkraft: Rebecca End

Abgabetermin: 01. März 2021

Wörter: 11.177
Inhaltsverzeichnis

1.) EINLEITUNG.................................................................................................................1

1.1 Persönliche Motivation....................................................................................................................... 1

1.2 Schwerpunkt Yoga.............................................................................................................................. 1

1.3 Forschungsfrage................................................................................................................................. 1

1.4 Lernziele............................................................................................................................................. 1

2.) HAUPTTEIL...................................................................................................................2

2.1 Bedeutung von Stressabbau durch Yoga.............................................................................................. 2

2.2 Selbstwahrnehmung durch ruhige Umgebung.....................................................................................3

2.3 Sinnliche Erfahrungen als Ausganspunkt............................................................................................. 4

2.4 Der Zusammenhang zwischen Resilienz und Psychomotorik................................................................6

2.5 Partizipation..................................................................................................................................... 10

2.6 Planung............................................................................................................................................ 11

2.7 Durchführung von Kinderyoga........................................................................................................... 16

3.) SCHLUSS......................................................................................................................23

3.1 Kurze Zusammenfassung................................................................................................................... 23

3.2 Mein Fazit......................................................................................................................................... 25

3.3 Ausblick............................................................................................................................................ 27

4.) QUELLENVERZEICHNIS.........................................................................................29

5.) ANHANG.......................................................................................................................30
1.) Einleitung
1.1 Persönliche Motivation
Kinderyoga war in unserer Kita noch nicht als Angebot bzw. Projekt aktiv angeboten
worden. Meine persönliche Haltung gegenüber neuen Herausforderungen und das
Erforschen des Standes, wo die Interessen der Kinder liegen, haben mir dazu geholfen,
Kinderyoga auszuprobieren und für alle Beteiligten eine Freude an Bewegung zu
entwickeln.

1.2 Schwerpunkt Yoga


Warum ausgerechnet Yoga? Durch meine alltäglichen Beobachtungen fiel mir auf, dass
die Kinder unausgeglichen waren. Viele kleine Konflikte zwischen den Kindern waren
vorhanden, unter anderem, weil einige Kinder den anderen nicht haben aussprechen
lassen, die Unterhaltungen untereinander waren in einer lauten Tonlage und das Toben in
den Räumen wurde immer häufiger. Am Klettergerüst auf verschiedenen Spielplätzen
waren viele Kinder auf die Hilfestellungen des Erziehers angewiesen, wenig
Selbstvertrauen und Beweglichkeit waren zu sehen. Sie zeigten deutlich, dass sie
jemanden benötigen, der sie ermutigt und motiviert, um Bewegungen fortzuführen. Aus
diesen Beobachtungen schloss ich, dass die Kinder durch ihre eigene
Selbstwahrnehmung bzw. ihr Bild vom eigenen „Ich“ herausfinden sollten, um unter
anderem dadurch selbständig neue Herausforderung zu bewältigen und gleichzeitig in
ihren emotionalen und sozialen Kompetenzen gestärkt werden können. Meine
Beobachtungen habe ich meiner Anleiterin mitgeteilt, woraufhin sie mir über ihre
Weiterbildung über Bewegungen – Psychomotik berichtete. Unter anderem fiel das
Schlagwort Kinderyoga, welches mein großes Interesse geweckt hat. Ich fragte mich, ob
ich tatsächlich mit der Methode Kinderyoga bei einigen Kindern Kompetenzen
herausfinden, entwickeln, verbessern bzw. sogar auch gleichzeitig fördern kann.

1.3 Forschungsfrage
Aus all meinen Erkenntnissen mit meiner Anleiterin über die Zusammenhänge an Freude
an Bewegung, Psychomotik, Selbstbild des Kindes und deren Fähigkeiten haben in mir
große Neugier geweckt. Daraufhin hat sich in mir diese Kernfrage entwickelt:

Inwiefern eignet sich Kinderyoga als Methode, um Kindern in vielen Aspekten zu


unterstützen und zu begleiten, damit sie in ihren Kompetenzen gestärkt bzw. Fähigkeiten
wahrnehmen, entdecken und entwickeln können?

1.4 Lernziele
Folgende Kompetenzen möchte ich bei den Kindern fördern: die Freude an Bewegung
soll im Mittelpunkt stehen. Durch die Methode Kinderyoga stärken sie ihre
1
Selbstwahrnehmung bzw. körperliche Haltung auf individueller Ebene. Ein Ziel aus der
gewonnenen Wahrnehmung ist es, ein positives Selbstbild aufzubauen und über ihre
eigenen Fähigkeiten zu erfahren. Demnach sollen Möglichkeiten geschaffen werden eine
ruhige Umgebung als Ziel zu ermöglichen, damit Stille und Entspannung als wohltuend
kennengelernt wird und infolgedessen wird Stress und Unruhe der Kinder abgebaut.

2.) Hauptteil
2.1 Bedeutung von Stressabbau durch Yoga
Benötigen Kinder Stressabbau? Sie nehmen den Stress bewusst bzw. unbewusst in
ihrem Alltag wahr, denn der Stress entsteht durch dauerhafte Anspannung und Belastung
von Körper und Psyche. Dieses wirkt sich auf jedes Kind anders aus. Durch unsere
Leistungsgesellschaft, unter anderem durch technischen Fortschritt immer besser und
schneller funktionieren zu müssen, reflektiert sich dieses Verhaltensmuster auf die Kinder.
Unsere Lebenswelt ist zeitlich optimiert und durchgeplant. Zu wenig wird sich Zeit
genommen die freien Zeitfenster für Entspannung zu nutzen, sondern wird weiter mit
Erledigungen gefüllt. Was passiert, wenn der Körper ständig in Bewegung ist und in den
Stresssituationen ausgesetzt wird? Der Atem wird schneller, die Muskeln sind angespannt
und das Herz schlägt schneller. Der Körper ist dadurch in ständiger Bereitschaft zu
agieren und weiß gar nicht wann er zu Ruhe kommen darf, wenn wir diesem keine
Chance zur Entspannung geben können. Im Ganzen bedeutet dies, mehr
Ausgeglichenheit für weniger Stress. Unser Nervensystem steuert automatisch unsere
Körperprozesse, wie Verdauung, Atmung und Herzschlag. Diese geraten durch Stress im
Ungleichgewicht, da die wichtigsten Nervenbahnen dieses Systems der Sympathikus und
Parasympathikus sind. Für Aktivität, Leistungsfähigkeit und Mechanismen ist der
Sympathikus verantwortlich. Der Ruhepol, der für Entspannung sorgt, ist der
Parasympathikus. Durch die Gewohnheit von Dauerstress ist der Sympathikus der
dominierende Teil in uns. Dazu zählen auch innere Faktoren, wie Ungeduld und
Unsicherheit, die eine große Rolle von Stressreaktionen auslösen können. Stress kann
Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme und sogar zur Schlaflosigkeit führen. Durch
Schlaflosigkeit kommt es zur Erschöpfung, Müdigkeit und Reizbarkeit. Unter anderem
durch ständig stressige Situationen, wird unsere Muskulatur angespannt und kann zu
Schmerzen im Schulter-, Nacken-, und Rückenbereich führen. Diese Aspekte lassen uns
im ständigen Unwohlsein und führt zu Unzufriedenheit, die wiederrum entweder mit uns
selbst unzufrieden sein lassen oder sogar in noch mehr Stress ausartet durch den Druck,
den wir uns selbst machen. Wenn der Körper keine Ruhephasen erhält, kann es zu
ernstzunehmenden Gesundheitsrisiko kommen. Nach und nach wird dadurch das
Immunsystem immer schwächer und die Anfälligkeit für Krankheiten nehmen zu. Viele
2
Krankheitsbilder, wie Allergien, Erkältungen und Depression, sind in ihrem Ursprung auf
Stress zurückzuführen.

Yoga zu praktizieren ist einer der Hauptgründe, um Stress abzubauen. Viele


wissenschaftliche Studien überzeugen, dass durch diese Methode Stress reduziert bzw.
abgebaut wird. Denn Yoga schafft das Gleichgewicht in uns bzw. unser Nervensystem
wird in seiner natürlichen Balance gebracht1.

2.2 Selbstwahrnehmung durch ruhige Umgebung


Die innere Bereitschaft, Ruhe und Stille zuzulassen ist erlernbar. Übungen, die zur Ruhe
führen, lenken die Aufmerksamkeit des Menschen weg von seinen Gedanken vom
alltäglichen und lenken hin zu sich selbst. Ein Weg, der wieder Zugang zu seiner eigenen
Wahrnehmung, Fantasie, Kreativität und seinem Körper führen kann. Auf diese Weise ist
es möglich den Augenblick der Übungen bewusst zu erleben. Ob mit Bewegungs- oder
Entspannungsübungen fördern wir die Konzentration, Selbstwahrnehmung und die
Aufmerksamkeit der Kinder auf unterschiedlicher Weise. Nach und nach erleben die
Kinder durch die Kombination von Bewegung und Entspannung dieses als etwas
Angenehmes und Erholsames zu empfinden. Umso früher Erwachsene den Kindern die
Möglichkeit „zur Ruhe kommen“ ermöglichen, umso selbstverständlicher wird es für
Kinder damit umzugehen. Lärm und Hektik, Konflikte mit Freunden oder Familie,
durchgeplante Tagesstrukturen, Regeln oder sogar Auseinandersetzungen mit sich
selbst, gehören zum aktuellen Alltag. Durch integrierte Entspannungsübungen sollten, wie
das alltägliche Zähneputzen oder Mittagessen, mit dazu gehören. Im entspannten
Zustand wirken aktuelle Belastung bzw. Stress nicht so bedrohlich auf das Kind. Sobald
diese negativen Gefühle nicht so sehr auf das Kind einwirken, lösen sich Denk- und
Wahrnehmungsblockaden auf. Dadurch fühlen sie sich sicherer, können sich besser
konzentrieren, das Lernen von neuen Eindrücken fällt einfacher und nehmen sich und ihre
Umwelt besser wahr. Sobald ein Individuum entspannter ist, spürt es seine Bedürfnisse
besser.2

Wiederum bedeutet das, dass das Körperbewusstsein und das Selbstvertrauen gestärkt
werden. Dafür müssen sich Kinder ausprobieren bzw. die Möglichkeit angeboten
bekommen, neue Herausforderungen auszuprobieren. Somit lernen sie ihre Grenzen
kennen und Herausforderungen zu meistern. Zum Austesten der eigenen Fähigkeiten ist
es empfehlenswert, Angebote, die unter anderem auch die Selbstwahrnehmung fördern,

1
Quelle: Vgl. https://www.yogaeasy.de/artikel/stress-ausloeser-folgen-und-wie-yoga-hilft, 04.02.2021 um
13:10 Uhr
2
Quelle: Vgl. Dr. Monika Zimmermann, „Kinder spielerisch zur Ruhe führen“ 2009, Verlagsgruppe Weltbild
GmbH
3
den Kindern im Kitalltag anzubieten. Kinder müssen lernen ihre eigenen Fähigkeiten
selbstständig einzuschätzen bzw. ihre eigenen Ressourcen erkennen und mit
Misserfolgen das momentane „Nicht-Gelingen“ umzugehen. Geben wir den Kindern neue
Herausforderungen, die sie meistern dürfen, übergeben wir ihnen Eigenverantwortung,
ein Gefühl der Selbsteinschätzung „Ich habe das allein geschafft“ und fördern ihre Stärken
„Ich kann diese Übung ganz gut“. Geben wir den Kindern nicht diese Chance, könnten sie
mitunter schon vor leichten Herausforderungen abgeschreckt sein. Zu wenig
Selbsteinschätzung bzw. zu geringes Selbstwertgefühl kann vor dem vermeintlichen
Versagen abschrecken3.

2.3 Sinnliche Erfahrungen als Ausganspunkt


Frühkindliche Entwicklung ist ein Prozess, der geprägt durch die aktive sinnliche
Aneignung mit seiner Umwelt ist. Bildung entsteht von den sinnlichen Erfahrungen. Vom
ersten Tag an erschließen Kinder über ihren Körper und ihre Sinne sich ihrer Umwelt.
Indem sie selbst tätig werden, gewinnen sie eigene Erfahrungen, die wiederum
zunehmendes Wissen über sich selbst, über ihre soziale Umwelt und die dinglichen-
räumliche Umwelt aneignen. Die kindliche Entwicklung ist durch die Merkmale der
Selbsttätigkeit und Eigenaktivität geprägt, die sich sowohl in der Bewegungsentwicklung
als auch in seiner Sprachentwicklung äußern. Bewegungsaktivitäten regen zu
explorativen Handeln an, diese ermutigen unter anderem sich sprachlich zu äußern, sich
ein Bild von der Beschaffenheit und Gesetzmäßigkeit der Dinge zu schaffen, die
darauffolgenden Annahmen im eigenen Tun überprüft werden können. Sobald die
Pädagogen*innen diese Bewegungsaktivitäten des Kindes sprachlich begleiten, ist die
Aufmerksamkeit des Kindes noch intensiver auf die Sache gerichtet. Daraus erschließt
sich, dass Sprache und Bewegung in ihrer wechselseitigen Beeinflussung zu betrachten
sind. Das Grundanliegen ist eine anregungsreiche Umwelt zu schaffen, damit ein Kind
seinen Körper, seine Bewegung und seine Sprache gleichermaßen einsetzen kann, um
mit sich selbst und mit seiner sozialen Lebenswelt auseinandersetzten darf. Die
Sprachentwicklung ist ein Produkt die ineinandergreifenden genetischen Anlagen, das
Nachahmen und der sozialen Interaktion des Kindes mit der Umwelt. Vergleichbar verläuft
die motorische Entwicklung eines Kindes, d.h. dass einzelne Schritte aufeinander folgen.
Als Beispiel: vor dem Laufen kommt das Stehen, dieses setzt eine allgemeine
Gleichgewichtsstabilisierung des Körpers voraus. Für diesen Prozess sind
Voraussetzungen spezifischer motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten seiner Umwelt
erforderlich, damit die Kinder ihr Bewegungspotenzial entfalten können. Bewegung und
Wahrnehmung stellen die Basis jeglicher Entwicklung dar. Mit Hilfe der Sinnesorgane

3
Quelle: Vgl. https://blog.eibe.de/selbstwahrnehmung-bei-kindern-foerdern/, Datum 29.01.2021 Uhrzeit 12:30
4
nimmt jeder Mensch Eindrücke seiner Umwelt wahr, verarbeitet diese und kann motorisch
sowie auch sprachlich darauf reagieren. Jede weitere motorische Weiterentwicklung
eröffnet dem Kind die Möglichkeit, seine Umwelt immer differenzierter wahrzunehmen, sie
zu erkunden und mit ihr zu kommunizieren. Ein Beispiel: Benennung „Ball“ und der
aufrechte Gang. Entdeckerlust auf beiden Seiten. Die sprachliche Benennung des
Gegenstands und gleichzeitig einen großen körperlichen Expansionsdrang. Das
Vokabular des Kindes befestigt sich mithilfe des Sprachvorbildes. Das stärkt
gleichermaßen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und regt zu weiterem kreativem
Umgang mit Sprache und Bewegung an. Kinder werden unter anderem durch Anreize zu
Handlungen herausgefordert. Daraus erschließt sich ein weiterer wichtiger
Entwicklungsprozess, die Erfahrung des Kindes, dass es mit seiner Bewegung und
Sprache etwas bewirken kann: Selbstwirksamkeit. Das Kind erlernt mit seinen
Handlungen, aber auch durch sein Wort eine Wirkung zu erzielen und seine Umwelt
reagiert entsprechend darauf. Unter anderem gehört für das Lernen eine wesentliche
Voraussetzung die eigene Wahrnehmung. Darunter wird verstanden, dass das
Aufnehmen und Verarbeiten von Reizen über die verschiedenen Sinnessysteme
verarbeitet werden. Wichtig dabei ist es die Fähigkeiten zur Orientierung der Sinnesreize
zu differenzieren, wichtige Informationen von unwichtigen zu unterscheiden. Die
Differenziertheit seiner Wahrnehmungsfähigkeit wird verbessert, sobald ein Kind durch
jede neue Handlung neue Erfahrungen erlernen kann. Die auditive Wahrnehmung
bedeutet, dass das Sprechen lernen zuerst heißt einmal genau hinhören. Hören ist von
der Entwicklung die erste Sinneserfahrung. Geräusche, Töne und Sprachlaute müssen
aufgenommen, verarbeitet und zuordnet werden, damit eine Sprachentwicklung
stattfinden kann. Abhängig bei der auditiven Wahrnehmungsfähigkeit ist es von seiner
Aufmerksamkeit als auch die Fähigkeit Reize zu unterscheiden. Von enormer Bedeutung
ist es Bedeutungszusammenhänge in Verbindung zu bringen. Ein weiterer wichtiger
Aspekt ist, dass die Kinder mit ihren Augen ihre nähere und weitere Umgebung mit Hilfe
ihrer visuellen Wahrnehmung entdecken. Durch das Sehen werden sie zur Bewegung
gesteuert. Durch die taktile Wahrnehmung werden greifbare Erfahrungen zu Begriffen.
Über den Tastsinn nimmt ein Kind nicht nur eine aktive Erkundungswahrnehmung auf,
sondern nimmt die emotionale Bedeutung von Berührungen wahr. Eine weitere
Wahrnehmung ist die kinästhetische Wahrnehmung, die den Spannungs-, Kraft-,
Stellungs- und Bewegungssinn umfassen. Jedes Sprechen und jede Bewegung ist eine
motorische Handlung. Die Wahrnehmung ist der Grundbaustein der kindlichen
Entwicklung. Mit altersgerechten eingesetzten Impulsen können Kinder ihren Lernweg,
sowie ihr Lerntempo entsprechend erkunden. Allerdings muss eine Balance geschaffen

5
werden, damit ein Kind nicht durch Reizüberflutung überfordert, belastet bzw. unter Druck
gesetzt wird4.

2.4 Der Zusammenhang zwischen Resilienz und Psychomotorik


Obwohl Kinder und Erwachsene schwierige Lebensumstände, Stress und Belastungen
ausgesetzt sind und dennoch erfolgreich diese Lebensumstände meistern und trotz der
Risiken sich positiv entwickeln, sprechen wir von resilient sein. Forschungen zur Resilienz
sprechen von einer seelischen Widerstandkraft von Menschen. Das wissenschaftliche
Interesse fokussiert sich stärker auf Schutzfaktoren und Bedingungen für eine gesunde
Entwicklung und nicht mehr stark auf Verhaltens- und Entwicklungsauffälligkeiten. Eine
verstärkte Betrachtung auf die Ressourcen und Stärken der Kinder und ihren Familien
wird geachtet. Inzwischen hat sich durchgesetzt, dass es sich unter Resilienz keine
angeborene Eigenschaft handelt, sondern der Begriff dynamisch und flexibel aufgefasst
werden muss. Es ist nicht möglich einmal die Resilienz zu erwerben und für immer
behalten zu können. Es verändert sich im Laufe des Lebens eines Menschen durch
Erfahrungen und Ereignissen, insbesondere im Zusammenhang der Bewältigung von
schweren Lebenssituationen. Aus diesem Grund muss die Resilienz immer kontextuell
betrachtet werden. Wichtig für die Pädagogik und für den Lebensalltag ist es uns bewusst
zu sein, die Risiken und Belastungen nicht abschaffen zu können, sondern den Kindern
und Familien ermöglichen wirkungsvoll selbst mit den Umständen umzugehen. Gute
Ansatzpunkte sind die Ressourcen und Stärken für pädagogische Begegnung und
(gezielte) Intervention (Vorbeugung). Bei der Betrachtung von Resilienz spielen das
Zusammenwirken von zwei wesentlichen Aspekten eine große Rolle: zu einem das
Vorhandensein von Entwicklungsrisiken bzw. schwierige Lebenslagen (z.B. Trennung der
Eltern, psychische Erkrankungen in der Familie, finanzielle Schwierigkeiten etc.), zum
anderen geht es um das Bewältigen dieser Situationen und das Kinder dennoch eine
positive Entwicklung aufweisen können. Ein weiterer offensichtlicher Aspekt in der
Entwicklung von Resilienz, ist es den Kindern die Möglichkeit zu geben immer wieder
neue Erfahrungen sammeln zu dürfen, damit sie den neuen Aufgaben und Anforderungen
erfolgreich bewältigen müssen bzw. können. Resilienz kann unter anderem auch als
Bewältigungskompetenz und Widerstandsfähigkeit verstanden werden. Ausgegangen

4
Quelle: Vgl. Renate Zimmer (2009): Handbuch Sprachförderung durch Bewegung, Frei-burg im Breisgau,
Verlag Herder GmbH
6
wird von der Kompetenz, dass in einer Krisensituation die entsprechenden Ressourcen
mobilisiert werden und daraus Fähigkeiten entstehen um die Folgesituation nutzbar
gemacht werden können. Nicht nur die eigenen Ressourcen sind von Bedeutung, sondern
vor allem auch die sozialen Schutzfaktoren sind bedeutsam. Die Balance aus Schutz- und
Risikofaktoren ermöglichen die Bewältigung und mit den Anforderungen umzugehen.
Folgende Schutzfaktoren identifizieren sich aus verschiedenen Langzeitstudien5 im
Rahmen der Resilienzforschung und der Kauai-Studie von Werner. Notwendig ist
mindestens eine stabile emotionale Beziehung zu einer primären Bezugsperson. Diese
sind im optimalen Fall ein Elternteil, aber auch eine professionelle Fachkraft, kann diese
Funktion erfüllen. Um das Bindungsverhalten aufzeigen zu können ist ein feinfühliges
Verhalten von Seite der Bezugsperson von Notwendigkeit. Ein spürbares, emotional
warmes, offenes und klar strukturierendes Erziehungsverhalten der Bezugsperson muss
vorhanden sein. Frühe Möglichkeiten sollten geschaffen werden, damit ein Kind die
Selbstwirksamkeitserfahrungen sammeln kann und so entsprechend positive
Kontrollerwartungen- bzw. Überzeugungen herausbilden kann. Unter anderem nehmen
die Selbststeuerungs- bzw. Selbstregulationsfähigkeit in Begleitung von der
Bezugsperson eine wichtige Rolle ein. Daraus erschließt sich ein positives
Selbstwertgefühl und ein gutes Selbstvertrauen. Dosierte soziale Verantwortlichkeit,
kognitive Kompetenzen, die angemessen angeregt werden sollten und eine gute sichere
sozioökonomische Bedingung sind Aspekte, die zu beachten wären. Ein stabiles
„Kohärenzgefühl“ quasi die Sinnhaftigkeit bzw. der Bedeutsamkeit des eigenen Tuns ist
stakt verbunden mit den Schutzfaktorenperspektiven. In der Regel sind diese
Perspektiven nicht alle vorhanden oder in der Entwicklung zu erreichen. Umso mehr
Schutzfaktoren wirksam sind, desto eher entwickelt sich die Fähigkeit zur Bewältigung
von Krisen und Belastungen. Zu beachten wäre, dass Kinder und Jugendliche
unterschiedliche Phasen der Vulnerabilität (Verletzbarkeit) durchlaufen. Dadurch können
sich manche Schutzfaktoren in ihrer Wirkung in Abhängigkeit von der jeweiligen
Entwicklungsphase entfalten und können zu Beeinflussung und zu veränderten anderer
Schutzfaktoren führen. Mit anderen Worten: Schutzfaktoren können zu Risikofaktoren
werden und umgekehrt. Der stärkste Schutzfaktor, der zu einer gelingenden Entwicklung
beiträgt und viele Risikofaktoren abpuffern kann, ist eine stabile, wertschätzende,
emotionale warme Bindung zu einer (erwachsenen) Bezugsperson. Für die professionelle
Fachkraft bedeutet dies, dass sie eine optimistische Grundhaltung vermittelt, die
Probleme nicht als Belastung, sondern als Herausforderung und als Lernchance ansieht.

5
In Deutschland werden zwei große Langzeitstudien der Resilienzforschung zugeordnet: die „Mannheimer
Risikostudie“ (z.B. Laucht/Schmidt/Esser 2000) sowie die „Bielefelder Invulnerabilitätsstudie“ (Lösel/Bender
2007)
7
Dabei ist es wichtig eine herausfordernde, jedoch altersentsprechende bewältigbare
Anforderungen zu stellen, indem sie individuelle Unterstützung bietet. Der Aspekt zur
Ermutigung und Erfolgsrückmeldungen dürfen nicht dabei fehlen. Diese Schutzfaktoren
gehören unter anderem in das Resilienzkonzept, welches eine Reihe von Parallelen zu
anderen Ansätzen aufweist. Darunter zählen die „Schutzfaktorenperspektive“ in den
Gesundheitswissenschaften, das Konzept der „Salutogenese“ (Entstehung von
Gesundheit) von Antonovsky 1997 oder auch der „personzentrierten Ansatz“ nach Rogers
(1959/1987 bzw. 1991; Vergleich bei Fröhlich-Gildhoff/Rönnau-Böse 2011).

Diese Faktoren haben große Ähnlichkeiten mit den zehn „Life Skills“ von der
Weltgesundheitsorganisation (World Health Organization, WHO), die sie als
Lebenskompetenzen definieren: die Selbstwahrnehmung, die Empathie, das kreative und
kritische Denken, die Fähigkeit zu besitzen Entscheidungen treffen zu können, das
Besitzen Problemlöse-, Kommunikations- und interpersonale Beziehungsfähigkeiten und
mit Gefühls- und Stressbewältigung zurecht zu werden. In der Frühpädagogik sind unter
anderem diese Parallelen zu erkennen. Der Sinn des kindlichen Handels muss vonseiten
der Fachkraft reflektiert werden und dem Kind über das eigene Handeln wieder gespiegelt
werden, dementsprechend wird seine Selbstwahrnehmung gestärkt bzw. bestärkt.
Wichtig dabei wäre es, entsprechende Impulse zu setzen. Auch genannt
Resilienzförderung. Diese orientiert sich an Stärken des Kindes, macht ihnen Mut ihre
Lebenswelt auf ihre jeweils individuelle Art und Weise mit Lust auf Neues und den
Glauben an die eigenen Kompetenzen wahrzunehmen. Daraus erschließt sich die Kunst
der Prävention und der Resilienzförderung passgenaue Angebote zielgruppenspezifisch
zu realisieren und dabei für jeden individuelle Fördermaßnahmen (wie z.B. Übungen für
den Körper) anzubieten. Neben gezielten Übungen und Interventionen im Alltag spielt die
pädagogische Fachkraft als Modell eine bedeutsame Rolle. Als Vorbildfunktion leben die
Fachkräfte den Umgang mit Stress, Konflikten und der Umgang mit Problemen vor. Durch
die aktive Auseinandersetzung und durch ständigen Austauschprozessen mit anderen
Mitmenschen, zeigen Pädagogen*innen den Kindern eine Interaktion, die sie aus ihrer
Umwelt nicht passiv aufnehmen, sondern rekonstruieren ihre Wissensbestände bzw.
interpretieren das Wahrgenommene und transformieren sie auf aktive Weise. Positive
Rückmeldungen und verlässliche Mithilfe der Umwelt verschaffen den Kindern Sicherheit
und motivieren sie zum selbstständigen Handeln. Durch die Rückmeldung der Umwelt
wird das Selbstbild des Kindes beeinflusst6.

6
Quelle: vgl. Klaus Fröhlich-Gildhoff, Jutta Becker und Sibylle Fischer 2012: Gestärkt von Anfang an“
Resilienzförderung in der Kita, Beltz Verlag
8
Das Selbstbild spiegelt sich wiederum als ein wesentlicher Aspekt in der Psychomotorik.
Dieses ist als eine funktionelle Einheit psychischer und motorischer Vorgänge zu sehen,
die eng miteinander verknüpft mit dem Körperlich- Motorischen und Geistig- Seelischen
gekennzeichnet sind. Das Ziel der Psychomotorik ist es über Bewegungserlebnisse die
eigene Persönlichkeit zu stabilisieren bzw. das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu
stärken. Jedoch soll unter anderem eine Bearbeitung von motorischen Schwächen
erkannt werden, damit diese in der Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Umwelt
gefördert werden können. Durch eine wechselseitige Beeinflussung von Bewegung,
Wahrnehmung, Verhalten und Selbsterleben fördern Pädagogen*innen in der
Psychomotik die gesamte Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes. Diese Förderung
beinhaltet Möglichkeiten die Eigentätigkeit des Kindes zu unterstützen, dementsprechend
es zum selbstständigen Handeln anzuregen und durch Erfahrungen in der Gruppe zu
einer Erweiterung seiner Handlungskompetenz bzw. zu seiner Kommunikationsfähigkeit
beizutragen. Unter diesem Aspekt geben die Fachkräfte Kinder die Gelegenheit ihre
eigenen Ressourcen zu erfahren, sich als selbstwirksam zu erleben. Dadurch stärken wir
die Selbstwahrnehmung des Kindes. Hinzu kommt, dass jeder Mensch im Laufe seiner
Biografie ein System von Annahmen über sich selbst bzw. gibt sich eine Antwort auf die
Frage „Wer bin ich?“ entwickelt. Im diesen Zusammenhang nehmen wichtige Stellenwerte
über den eigenen Körper und die gemachten Bewegungen die Erfahrungen eines Kindes
aus. Durch Bewegungshandlungen lernen Kinder sich kennen, im idealen Fall erhalten sie
über das was sie können eine Rückmeldung, erfahren mit Erfolg und Misserfolg
umzugehen, welchen sie selbst bewirkt haben. Dadurch erfahren sie unter anderem, was
die anderen ihnen zutrauen bzw. wie sie von ihrer sozialen Umwelt eingeschätzt werden.
Abhängig des Selbstbildes ist es, ob ein Kind Vertrauen in seinen eigenen Fähigkeiten
besitzt bzw. diese nur gering einschätzt, ob dieses auf andere Menschen zugehen kann
oder sich eher abwartend verhält, ob es bei neuen Herausforderungen schnell aufgibt
oder sich geradezu herausgefordert fühlt. Es beinhaltet das Wissen über sich selbst. Das
Wissen über das eigene Aussehen, seine Stärken oder seine Fähigkeiten. Das Selbstbild
bezieht sich auf den neutral beschreibbaren Merkmalen der eigenen Persönlichkeit (z.B.
wie groß bin ich, ich bin gut in Sport, ich mag das Malen nicht und etc.). All diese Aspekte
spiegeln im Selbstbild die gesammelten Erfahrungen des Kindes, die es in der
Auseinandersetzung mit seiner Umwelt gewinnen konnte. Demgegenüber stehen die
Selbstwertschätzung bzw. das Selbstwertgefühl. Dies sind Bewertungen der eigenen
Persönlichkeit, die Zufriedenheit in seinen Fähigkeiten bzw. auch die wahrgenommenen
Emotionen.

9
Alle Erfahrungen, Erkenntnisse und gesammelte Informationen fließen in einem gesamten
Paket hinein: Einstellung und Überzeugungen zur eigenen Person, wird auch
„Selbstkonzept“ genannt. Da spielen sowohl die eigene Interpretation als auch die
Rückmeldung der eigenen Umwelt eine große Rolle. Dieses Selbstkonzept baut auf zwei
„Säulen“ auf: zu einem aus dem Selbstbild und zum anderem aus dem Selbstwertgefühl.
Das bedeutet das, dass Selbstkonzept keine reine kognitive Leistung ist. Es ist immer
beeinflussbar durch die emotionale Wahrnehmung und durch die sozialen Erfahrungen. In
der Persönlichkeitsentwicklung werden die emotionalen und sozialen Anteile von
Erfahrungen nach Selbstwahrnehmung, Selbsteinschätzung und Selbstbewertung
eingeordnet. Unter der Selbstwahrnehmung geht es um das „augenblickliche Bild von mir
selbst“ bzw. ein Erlebnis wird in Beziehung zu dem eigenen Vorwissen gesetzt. Bei der
Selbsteinschätzung handelt es sich um das Einordnen der Wahrnehmungsinhalte, wie
z.B. „Ich kann diese Übung nicht so gut, dennoch macht sie mir Spaß.“. Anschließen ist
die Selbstbewertung von Bedeutung, denn sie orientiert sich am sozialen Vergleich
(„Machen die anderen diese Übung besser als ich?“) und am individuellen Vergleich (das
eigene Anspruchsniveau steigern). Diese Ausganspunkte sollten in der Gestaltung von
psychomotorischer Förderung beachtete werden. Eine besondere Bedeutung hat die
Gruppe, die den sozialen Vergleich ermöglichen kann.7

2.5 Partizipation
Ein sicheres Auftreten in einer Gruppe ist wiederum durch ein positives Selbstkonzept
möglich. Jeder einzelne Mensch kann in jeder Gemeinschaft etwas bewirken. Dieser
erlebt sich und seinen individuellen Fähigkeiten als kompetent und selbstwirksam.
Wiederum sollte die Gemeinschaft offen für jeden Einzelnen sein, um die Bedürfnisse,
individuellen Ressourcen und Interessen zu erkennen. Wird einem die Möglichkeit
geboten seine Ideen bzw. eigene Fähigkeiten äußern zu dürfen, um seine Lebenswelt
gestalten zu können, identifizieren sie sich viel mehr mit neuen Themen, Regeln in der
Gruppe, aber auch mit ihren eigenen Interessen. Jeder Mensch ist sein eigener Akteur in
seiner eigenen Entwicklung. Aus diesem Grund nimmt die pädagogische Arbeit in
Verbindung mit Partizipation einen hohen Stellenwert ein. Unter Partizipation ist zu
verstehen: Beteiligung, Mitwirkung, Einbeziehung, aber auch Mitbestimmung. Menschen
zu befähigen ihre eigenen Interessen zu vertreten, Entscheidungen für sich und für eine
Gruppe eigenverantwortlich bzw. gemeinschaftlich aktiv und kooperativ zu treffen, verleiht
einem das Gefühl von demokratischem Handeln und seine Wirkung. Nur wenn Kinder in

7
Quelle: Vgl. Renate Zimmer (2012): Handbuch der Psychomotik, Herder Verlag
10
der Lage sind, sich einzubringen, funktioniert der Beteiligungsprozess. Im so einem
Prozess erfahren Menschen über andere Sichtweisen.

Zusammen erlernen sie ihr Anliegen angemessen zu äußern, Mithilfe von


Kommunikationsregeln, wie den anderen ausreden zu lassen und ihre Meinung zu teilen.
Durch partizipative pädagogische Arbeit eröffnen Pädagogen*innen junge Menschen eine
Entwicklungsmöglichkeit, die sie zur Beteiligung anregen, unterstützen bzw. sie begleiten.
Unter anderem heißt es Entscheidungsmacht abzugeben und gleichzeitig junge
Menschen Verantwortung zu übergeben, indem die Fachkraft durch
Entscheidungsfreiräume und Mitbestimmungsmöglichkeiten ermöglicht die Rechte des
Einzelnen und in der Gruppe zu stärken. Weiterhin findet sich in der UN-
Kinderrechtskonvention das Prinzip der Partizipation in verschiedenen
Beteiligungsrechten dar, wie der Artikel 12 das Mitspracherecht des Kindes, verankert ist.8
Darüber hinaus gibt es in Deutschland das „Kinder- und Jugendhilfegesetz“ (KJHG).
Durch dieses Gesetz erhalten Kinder bzw. junge Erwachsene das Recht auf eigene
Beteiligungs- und Beratungsrechte. Letztendlich ist Partizipation ein dynamischer Prozess
zwischen, das eigene Recht und unterschiedliche Menschen, die verschiedene
Kompetenzen und Verantwortlichkeiten in ihrer Selbstwirksamkeit, mit einbringen.
Pädagogen*innen haben die Aufgabe diesen Prozess zu vermitteln, die

Beteiligungsfähigkeiten zu unterstützen, denn Partizipation wird nur dann erlernt, indem


sie im Alltag erprobt und erfahren wird9.

2.6 Planung
Als erstes würde ich unsere Einrichtung kurz vorstellen, damit sich ein Überblick über
meine beruflichen Ressourcen bzw. Bedingungen entsteht. Unsere DRK Kita Antonia
befindet sich im Bezirk Berlin Reinickendorf. Die Räumlichkeiten liegen im Erdgeschoss
eines Wohn- und Geschäftshauses. Wir bieten Platz für 50 Kinder im Alter von 1 Jahr bis
zum Eintritt in die Schule. Die Gruppenstruktur gliedert sich in: 15 Kinder in der
Krabbelkäfer Gruppe (Krippe von 1 bis 3 Jahren) und 35 Kinder im Elementarbereich
(gelbe Elefanten von 3 bis 4 Jahren, blaue Elefanten von 4 bis 5 Jahren und die grünen
Elefanten von 5 bis zur Einschulung). Diese Gruppen finden sich im Morgenkreis (beginn
09:00 Uhr) und in der Mittagsessensituation (ab 11:30 Uhr bis ca. 13:30 Uhr) wieder
zusammen. Im Laufe des Tages können sich die Kinder unabhängig voneinander in den
verfügbaren Räumlichkeiten bewegen. Ein Ziel unserer halboffenen Pädagogik ist es,
dem Kind beste Bedingungen für seine Persönlichkeitsentwicklung zu geben, welches wir

8
Quelle: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen 2013
9
Quelle: Vgl. Silvia Gartinger, Rolf Janssen (2014), Erzieherinnen + Erzieher, Cornelsen Schulverlage GmbH,
Berlin, Seiten 240-248
11
durch das Prinzip der Selbsttätigkeit verwirklichen. Einen hohen Stellenwert nehmen
Räume, Spiel und Projekt ein, indem die Kinder den „Raum“ als 3. Pädagoge einladend,
inspirierend und ermutigend empfinden. Im Bewegungsraum, der größte Raum in unserer
Einrichtung, haben die Kinder viele Anregungen und Bewegungsherausforderungen. Das
Atelier bietet die Möglichkeit in unterschiedlichen Bereichen kreativ tätig zu sein. Der
kleinste Raum ist das Puppenzimmer, wo die Kinder fantasievoll mit der Spielküche,
Rollenspiele mit verkleiden und mit verschiedenen Puppen ihr Interesse selbstständig
(ohne Begleitung des Erziehers) ausleben können. Unser Burgzimmer ist in zwei Hälften
unterteilt: die eine Hälfte bietet die Möglichkeit für Gesellschaftsspiele und zum Puzzeln
und die andere mit verschiedenen Bau- Konstruktionsmaterialen. Der Krippenbereich, der
auch in zwei Räumlichkeiten unterteilt ist, wird vielseitig genutzt.

In meinem dritten Ausbildungsjahr darf ich meine Berufserfahrungen im Elementarbereich


sammeln. Jede Woche rotieren die Kollegen zwischen den Räumen und stellen ihre
Angebote der Kinder im Morgenkreis vor. Der Morgenkreis bietet uns eine gute und ruhige
Atmosphäre, um mit allem Beteiligten über Tagesablauf bzw. anstehende Projekte zu
besprechen, partizipativ abzustimmen und den Kindern ein Gefühl vom demokratischen
Handeln vorzuleben. Durch das Abstimmen haben die Kinder die Möglichkeit für das
bevorstehende mitzuwirken und können sich aktiv beteiligen. Ein wichtiger Aspekt für uns
ist es, dass jedes Kind seine Meinung bzw. seine Empfindungen äußern darf. Von
Bedeutung ist es, den Kindern über neue Planung der Pädagogen*innen ihre Neugier
bzw. Interesse zu wecken und eine neue Herausforderung für sie anzubieten. Durch neue
Impulse können Kinder ihre eigenen Ressourcen entdecken, kennenlernen oder auch ihr
Wissen über sich selbst stärken und weiterentwickeln. Aus diesem Grund wählen wir den
Morgenkreis, um mit den Kindern zusammen ein Anliegen angemessen zu äußern, zu
erlernen und durch dieses feste Ritual im Kitaalltag die Partizipation als ein dynamischer
Prozess erproben bzw. ausleben zu können.

In einem einmaligen gemeinsamen Morgenkreis mit allen Gruppen haben wir uns
zusammengetroffen. Dort gab ich den Kindern eine kleine Einführung zum Thema
Kinderyoga. Ich erklärte im Morgenkreis, dass ich bis zu diesem Zeitpunkt kein Yoga
ausprobiert hätte und gerne mit den Kindern zusammen die Erfahrungen sammeln würde.
Die 30 Kinderyoga- Bildkarten10 waren eine sehr gute Hilfestellung, um den Kindern
bildlich und kindgerecht die Yogaübungen vorzustellen. Mit meiner authentischen
Präsentation und offenen Haltung gegenüber Yoga, konnte ich die Neugier und ihr
Interesse wecken. Demokratisch hat die Mehrheit sich dafür entschieden, mit mir

10
Quelle: Vgl. Elke Gulden, Gabriele Pohl, Bettina Scheer (2017): 30 Kinderyoga-Bildkarten, Don Bosco
Medien GmbH
12
zusammen Yoga auszuprobieren. Die drei Kinder, die nicht zu diesem Zeitpunkt an Yoga
teilnehmen wollten, habe ich die Möglichkeit angeboten, während der „Yogastunde“ gerne
den anderen zuzuschauen. Mit der Hoffnung, dass beim Zuschauen ihrer Gruppe, die
Lust zum Ausprobieren und zum Mitmachen geweckt wird.

Als nächsten Schritt in Richtung meiner Facharbeit, habe in einer Dienstbesprechung die
Möglichkeit wahrgenommen mit allen Kollegen*innen über die Thematik Kinderyoga und
deren Umsetzungsmöglichkeiten zu sprechen. Meine Planung und Vorstellungen habe ich
ihnen mitgeteilt. Eine große Unterstützung habe ich sofort erhalten. Meine erste Yoga
Stunde plante ich für den Mittwoch, den 18.11.2020. Meine drei Einsatztage in der Woche
(von Mittwoch bis Freitag) sollten ab diesem Zeitpunkt an diesen Tagen am Vormittag im
Bewegungsraum bis zu den Weihnachtsfeiertagen (ca. 4 Wochen) angeboten werden.
Warum der Bewegungsraum? Dieser bietet uns viel Platz für ausreichende
Bewegungsfreiheiten, auf einen großen runden Teppich. Diesen nutzen wir damit sich die
Kinder gegenseitig, wie im Morgenkreis, bei den Übungen im Kreis wahrnehmen können.
Sie können sich gegenseitig vergleichen und sich selbst dadurch einschätzen. Durch die
große Notausgangstür kann ich regelmäßig effektiv lüften. In der Planung war es mir
wichtig, die aktuellen COVID 19 Maßnahmen zu beachten. Alle 20 Minuten eine 5
Minuten Pause zwischen den Übungen durchzuführen. Die „Yogastunde“ sollte ca. 30 –
40 Minuten andauern, damit alle Kinder vor dem Mittagessen teilnehmen können.

Warum legte ich so großen Wert alle meine Einsatztage Kinderyoga anzubieten? Drei
Gründe, die dafürsprachen: aus einem, dass keiner vorhersehen konnte, wann wieder ein
kompletter Lockdown eintreffen würde bzw. wie viele Kinder zu Hause bleiben müssten
und unter anderem zu sehen, wie sich in kurzer Zeit die kontinuierliche Ausführung von
Yoga auf die Kinder auswirken würde. Der dritte Grund für meine rechtzeitige Planung
und Durchführung war, dass ich nicht zu sehr unter Druck wegen des Schreibens meiner
Facharbeit stehen wollte. Einen kreativen Aushang mit Bildern von Yogaübungen für die
Eltern habe ich nach der Dienstbesprechung erstellt, damit unter anderem auch die
Eltern, die nicht aus deutscher Herkunft stammen, einen guten Eindruck bzw.
Informationen über das Geplante zu gewinnen. Unter anderem bat ich sie, den Kindern
bequeme Kleidung anzuziehen bzw. mitzubringen. Für mich persönlich ist es ein wichtiger
Ausgangspunkt mit bequemer Kleidung die Übungen durchführen, damit sie keine
Bewegungseinschränkungen haben sollten.

Nachdem Morgenkreis wollte ich mit den Übungen beginnen, damit alle Kinder die
Chance hatten, auch die Kinder, die halb 10 in die Kita kommen, an Yoga teilnehmen zu
können. Ich plante die „Kurse“ in einer altershomogenen Gruppe zu gestalten. Da das

13
Vergleichen mit den anderen gleichaltrigen Gruppenmitgliedern, auf Hinsicht in Sprache
und Bewegung und deren Beeinflussung im Zusammenhang stehen. So gelingt es den
Kindern, durch ihre soziale Interaktion altersentsprechenden Fähigkeiten und durch
Nachahmung entwickeln bzw. weiterentwickeln können und dabei ihre Stärke
wahrnehmen können. Eine Liste mit den jeweiligen Gruppen, Namen, Datum, Namen der
Übungen habe ich tabellarisch erstellt, damit ich nach der „Yogastunde“ den Ist- Zustand
jedes Kindes erfassen kann. Mein persönliches Empfinden sollte nicht mehr aus 8
Kindern bestehen. Ich möchte den Kindern im Kitaalltag eine ruhige Atmosphäre schaffen.
Nur durch geschaffene Ruhe haben die Kinder die Möglichkeit, ihre Aufmerksamkeit auf
sich zu lenken bzw. werden Wahrnehmungsblockaden gelöst und sie können in diesem
Moment sich und die anderen besser wahrnehmen. Falls mehrere Kinder an diesen
Tagen in den jeweiligen Gruppen vorhanden sein sollten, würde ich diese teilen und die
„Yogastunde“ kürzen, damit alle Kinder am Vormittag teilnehmen können. Als erste
Gruppe wollte ich mit dem jüngeren, die gelben Elefanten (8 Kinder), beginnen, danach
mit den blauen (10 Kindern) und zum Schluss mit den grünen Elefanten (15 Kinder).
Diese Variante fand ich für die Planung sinnhaft, denn die gelben Elefanten sind die
ersten, die um 11:30 Uhr ihr Mittagessen zu sich nehmen. So hätten sie, wie die anderen
Kinder, nach dem „Yoga Kurs“ die Möglichkeit ihren Vormittag selbst zu gestalten.
Dementsprechend hätten die blauen und grünen Elefanten die Möglichkeit vor oder nach
dem Kinderyoga ihre Vorlieben in der Kita zu tätigen. Die Kinder, die Kinderyoga nicht
ausprobieren möchten, würde ich bitten, dennoch im Bewegungsraum einen Platz
einzunehmen, um als Beobachter die „Yogis“ wahrnehmen. Mit dem Ziel, ihre Lust auf
Yoga zu wecken, sobald sie ihre Gruppe in der Interaktion sehen würden. Ich war mir
nicht sicher, ob ich ruhige Musik in das Programm aufnehmen sollte, da ich die Kinder
nicht mit zu vielen (neuen) Eindrücken und wahrgenommene Reize überfordern wollte.
Aus diesem Grund habe ich für meine Planung beschlossen, die Kinder vor jedem Start
zu fragen, ob sie gerne leise Entspannungsmusik hören wollen. Demokratisch mit melden
würden wir abstimmen und die Mehrheit würde entscheidend sein. So haben die Kinder
die Chance auch die Selbstwirksamkeit in kleinen Gruppen wahrzunehmen und
mitzubestimmen. Eine kurze Einleitung habe ich mir gedanklich vorbereitet, die eher
spontan mit Fragestellungen aufgebaut sein sollte. Unter anderem möchte ich vor jedem
Start das Wohlbefinden der Kinder erfragen, ob sie tatsächlich gerne mitmachen wollen
und wissen, warum Ruhe dem Körper guttut. Die Sinnhaftigkeit dieses Projekts möchte
ich vermitteln. Die Bitte an den Kindern, dass wir uns leise unterhalten, den anderen
zuhören, auf uns selbst fokussiert sind und während der Übungen nicht gesprochen wird,
ist enorm wichtig für alle Beteiligten. Somit haben wir alle die Chance durch Yoga, unsere

14
Selbstwahrnehmung kennen zu lernen, zu empfinden bzw. zu entwickeln und zu
bewirken.

Unter anderem war es mir wichtig, dass die Kinder selbst ihre Yogaübungen aussuchen,
denn mit diesen selbst ausgesuchten Bilder zeigen sie ihre Interessen an Yoga und
können sich besser mit den Übungen identifizieren. So erschaffe ich ausreichend
Entscheidungsfreiräume für jedes Kind und jeder kann sich in der Gruppe aktiv äußern.
Auf diese Art und Weise fördere ich jedes Kind sich in Kleingruppen einzubringen und
sich am Entscheidungsprozess gemeinsam mit seiner sozialen Umwelt auseinander zu
setzen. Die Mehrheit soll entscheidend sein, welche Bildkarten sie kontinuierlich zwei
Wochen durchführen wollen, damit sie gut vertraut mit den Übungen sein konnten. Als
fester Einstieg und Schluss der Übungen wählte ich die Position „der halbe Lotussitz“.
Dadurch haben die Kinder die Möglichkeit zur inneren Ruhe zu finden und dient als
Orientierung der Zeit. Für 10 Sekunden können wir die Haltung im Schneidesitz, mit
geschlossen Augen, einem geraden Rücken und Hände auf das Knie einnehmen. Diese
Übung ist hilfreich für die Dehnung der Hüft- und Kniegelenke bzw. kräftigt die
Rückenmuskulatur. Jede Übung sollten die Kinder für mindestens 10 Sekunden
beibehalten. Da die Karten farblich unterschieden markiert sind, mit verschiedenen Tieren
bzw. Gegenstände abgebildet sind und die Übungen im Liegen, stehen, sitzend
ausgeführt werden, hatten sie die Chance mit ersten Eindrücken ihre Vorlieben zu
äußern. In der dritten Woche wollte ich gerne, dass jedes Kind sich eine Lieblingsbildkarte
aus allen Kategorien aussucht. Eine kleine Abwechslung der Reihenfolge würde ich damit
bezwecken wollen und unter anderem zu erfassen, welche Übungen der Kinder am
meisten Spaß macht. Durch Abwechslung wird es für die Kinder nicht langweilig und es
entstehen andere neue Herausforderungen. Für die vierte Woche würde ich im
Morgenkreis, die Kinder komplett allein entscheiden lassen, ob sie Yoga in den farblich
gegliederten Kategorien ausführen wollen oder wieder sich eine Lieblingsübung
heraussuchen wollen. Diese Variante weckte in mir meine Neugier, wie gut sich die
Kinder die Namen und Ausführung der jeweiligen Yogahaltung verinnerlicht haben bzw.
wiedergeben können. Sprachlich würde ich die Kinder die ganze Zeit begleiten wollen,
damit sie durch die Ruhe aufmerksamer auf mich als Sprachvorbild sind. Bewusst ist es
mir, dass Bewegungsaktivitäten zum Handeln anregen, die die Kinder dadurch ermutigen
sich sprachlich zu äußern. Ruhe und Entspannung liegen dennoch im Vordergrund, an die
ich die Kinder wahrscheinlich des Öfteren erinnern müsste. Einige Kinder, denen die
Übungen nicht so schwerfallen, möchte ich ins Bewusstsein rufen, welche Stärken in
ihnen stecken und ermutigen weiter und länger die Übungen auszuprobieren. Den
Kindern, denen es wahrscheinlich an Balance und an Stabilität der Ausführung fehlen
15
könnten, würde ich motivieren und anregen nicht aufzugeben. Durch aufmunternde
Wörter und mehreren Übungen, würden die Kinder selbst erfahren, wie gut sie werden,
solange sie weiter die Yogaübungen ausprobieren. Gleichzeitig fördere ich ihre Resilienz,
durch neue Aufgaben bzw. neue Herausforderungen nicht abzuschrecken, sondern das
Ziel auf ein Gelingen zu erstreben. Ich möchte gerne in jeder „Yogastunde“ für die Kinder
eine Bezugsperson sein, die ein spürbares, warmes, offenes Gefühl vermittelt, aber
dennoch klar strukturierte Verhaltensregeln, wie die Ruhe in den Raum zu bewahren, den
Kindern vorlebt und gemeinsam Freude zwischen Ruhe, Entspannung und Bewegung
erleben.

2.7 Durchführung von Kinderyoga


Die erste Woche. Am Mittwoch, den 18.11.2020, haben wir wie gewohnt ab 09:00 Uhr
unseren Morgenkreis begonnen. Zum Schluss haben wir den Kindern die Tagesplanung
vorgestellt. Kinderyoga stand als nächstes auf dem Programm. Wir erklärten den Kindern,
dass die gelben Elefanten als erstes an der „Yogastunde“ beginnen werden. Die anderen
konnten in dieser Zeit ihre Wünsche für die Räumlichkeiten äußern. Dennoch würden sie
am Vormittag die Möglichkeit haben, an Yoga teilnehmen zu können. Diese würde ich
persönlich in den Bewegungsraum einladen. Am diesen Tag waren 6 gelbe Elefanten in
der Kindertagesstätte. Diese blieben mit Abstand auf den großen runden Teppich sitzen.
Aus dem einem Grund, da sie dadurch mehr Platz für sich und die Ausführung der
Übungen hätten und aus dem anderem, weil wir alle die Auflagen der heutigen Pandemie
in Betracht ziehen müssen. Während ich das Wohlergehen der Kinder erfragte, habe ich
mir einen Überblick über die Kleidung geschaffen. Deutlich zu erkennen war, dass sie alle
16
bequemen Hosen getragen haben. Als ich sie fragte, wie sie sich fühlen, ob sie aufgeregt
oder gespannt auf Kinderyoga seien, haben alle Teilnehmer*innen eindeutig lautstark dies
befürwortet. Darauf angeknüpft, erklärte ich wie im Theorie Abschnitt, wie Ruhe dem
Körper guttut, dass wir aus diesem Grund in der „Yogastunde“, außer meiner Wenigkeit,
versuchen nicht zu reden, gut zuzuhören und uns auf sich selbst zu konzentrieren. Alle 7
Kategorien der Bildkarten habe ich in der Mitte des Kreises mit einer kurzen Beschreibung
hingelegt und erläutert. Leichte Aufwärmübungen „Gruß an Sonne und Erde“, Übungen im
Stehen „Der Baum“, Handgestützte Übungen „Hund oder Katze“, Übungen im Sitzen oder
Knien „das Boot“, Übungen im Liegen „das Krokodil“, dynamischer Ausgleich „tanzende
Blätter“ und Entspannung „Körperreise“, standen unter anderem zur Auswahl. Die
Mehrheit der gelben Gruppe haben sich in kurzer Zeit für die zwei Einheiten in den
Kategorien „Übungen im Liegen“ und „Übungen im Stehen“ entschieden. Als Erinnerung
erläutere ich den Kindern, dass diese ausgewählten Übungen für diese und kommende
Woche durchgeführt werden. Die gelben Elefanten waren sich schnell einig, dass sie leise
Entspannungsmusik hören wollten. Zum Einstieg wählten wir den „halben Lotussitz“.
Begonnen haben wir mit den Übungen im Stehen. Durchgehend haben wir gemeinsam
alle Übungen in dieser Kategorie ausgeführt. Jede Bildkarte haben wir nacheinander für
10 Sekunden in einer stillen Haltung durchgeführt. Eine sehr ruhige Gruppe, die
konzentriert war, die Haltung stabil einzunehmen und für 10 Sekunden die Position
beizubehalten. Dennoch waren über die Hälfte der Kinder sehr unsicher und wackelig, vor
allem bei der „Baum Position“. Mehrmals erwähnten 4 Kinder, sie könne diese Übung
nicht ausüben. Es fiel allen sehr schwer, auf einem Bein zu stehen und die Hände dabei
über den Kopf zusammen zu halten. Bei den anderen Übungen „der Halbmond“, „der
Held“, „der Stuhl“, „das Dreieck“ und „die Verneigung der Maus“ haben die Kinder wenig
Hilfestellungen von mir benötigt. Sie waren sehr auf meine Ausführung fokussiert und
fragten sehr oft nach, ob sie die Übungen richtig ausführen würden. Während all dieser
Übungen, habe ich den Kindern zugesprochen, dass wir diese Übungen sehr oft
durchführen werden und sie dadurch Tag für Tag sicherer und besser werden. Mehrmals
erwähnte ich, dass es nicht wichtig sei, wie die anderen die Übungen ausprobieren,
sondern es darauf ankommt, nicht aufzugeben und die Yogaübungen weiter
auszuprobieren. Nach 15 Minuten, hatten die Kinder das Verlangen, Wasser zu trinken.
Eine gute Gelegenheit, um den Bewegungsraum für 5 Minuten gut durchlüften zu lassen.
Als nächste Einheit versuchten wir die Übungen im Liegen. Wie davor, zählte ich bei jeder
Übung der fünf rosa Karten von 10 Sekunden herunter. Der „Leopard“, gestrecktes Bein
nach oben und eine Hand stützt den Kopf, fiel den Kinder von Anfang an sehr leicht. Beim
„Krokodil“, die „Heuschrecke“ und der „Kobra“ habe ich jedes Kind Hilfestellungen beim

17
Einnehmen der Position gegeben. Nur beim „Bogen“ hatten die Kinder große
Schwierigkeiten. Vier Kinder konnten ihre Beine nicht nach hinten beugen, um sie mit den
Händen die Fußgelenke festzuhalten. Andere wiederum konnten ihre Beine nicht
zusammenhalten, als sie ihre Fußgelenke festhielten. Nach diesen Übungen erwähnten
die Kinder, dass ihre Beine leicht schmerzten. Die „Yogastunde“ beendete ich mit den
Kindern im „halben Lotussitz“ für 10 Sekunden. Einige haben die Augen währenddessen
geschlossen und leise mit mir zusammen von 10 runtergezählt. Ein sehr wichtiger Aspekt,
war es für mich deren Wohlbefinden zu erfragen. Es hat ihnen gut gefallen und möchten
am nächsten Tag gerne wieder mit mir Yoga durchführen. Vor Beginn der zweiten Gruppe
habe ich den Raum gut durchlüftet.

Als nächstes habe ich die blauen Elefanten in den Bewegungsraum gerufen. Zwei Kinder
habe ich gebeten, in ihren Wechselwäscheschrank bequeme Kleidung herauszusuchen
und diese anzuziehen. Diese hatten von zu Hause extra die Kleidung für unsere
„Yogastunde“ mitgebracht. Zu diesem Zeitpunkt waren nur 3 blaue Elefanten in der Kita
anwesend. Sie wollten gerne ruhige Kinderyoga Musik im Hintergrund hören. Wie bei den
gelben Elefanten, haben sich die Kinder mit großem Abstand auf den Teppich gesetzt.
Kurz danach fragte ich die Kinder, wie deren Wohlergehen ist. Ein kleiner Smalltalk
entstand, woraufhin ich eine kleine Theorie von Yoga erklärte. Mit einem klaren Nicken
der Kinder, habe ich gemerkt, dass sie mir gut zu hörten. Alle Kategorien der Übungen
legte ich in die Mitte des Kreises. Die drei Kinder schauten sie sorgfältig an. Für mein
Erstaunen haben sie sich auf die „handgestütze Übungen“ fokussiert und fanden dabei
die Tiere sehr interessant. Da auch mehrere Karten mit Tieren bei den Übungen im
Liegen abgebildet sind, fiel deren Entscheidung für diese zwei Kategorien leicht aus. Als
Wiederholung für die Kinder habe ich ihnen erklärt, dass wir zwei Wochen diese Karten in
Betracht ziehen werden, damit sie auch sehen können, dass sie durch die
Wiederholungen in den Ausführungen sicherer werden. Auch hier nahmen wir zum
Einstieg die Haltung im „halben Lotussitz“ ein. Dabei fiel mir auf, dass zwei Kinder viel in
der Position zappelten und ein Kind dagegen sehr stillsaß. Hintereinander probierten wir
die Positionen im Liegen aus. Alle Übungen wurden ähnlich, wie auf der Abbildung,
durchgeführt. Sie haben keine Hilfestellung von mir benötigt. Dieselben zwei Kinder
brachten zwischendurch Unruhe mit hinein bzw. das andere Kind war dagegen die ganze
Zeit ruhig und konzentriert. Durch meine leise und klare Begleitung haben alle drei die
„handgestütze“ Übungen ohne Schwierigkeiten ausgeführt. Bei der Übung „Die Katze, die
sich streckt“ hätten die Kinder lange fortführen können. Sie fanden es amüsant,
Katzengeräusche nachzuahmen. Da ich den Anschein gewonnen habe, dass diese
Übung ihnen besonders Spaß bereitet, haben wir zweimal im Seitenwechsel diese Übung
18
fortgeführt. Wir haben insgesamt 40 Minuten benötigt. Nach 20 Minuten habe ich ihnen
die Möglichkeit angeboten, etwas trinken zu gehen bzw. auf die Toilette zu gehen, damit
ich für 5 Minuten den Raum gut durchlüften konnte. Die Gruppe war im Vergleich zu den
gelben Elefanten unruhiger, nach 30 Minuten hat die Konzentration und die Ausdauer
nachgelassen. Als wir unsere „Stunde“ beendet wollten, nahmen sie wieder die Position
im „halben Lotussitz“ ein. Mir fiel auf, dass am Anfang der „Stunde“ diese Position den
Kindern einfacher gefallen ist. Alle drei haben innerhalb der 10 Sekunden viel gezappelt
und die Augen kreisten. Auf meine Frage, wie es ihnen gefallen hat und ob sie gerne am
nächsten Tag wieder mit mir Yoga ausprobieren wollen, haben sie ein klares „ja“ gerufen.
Ich habe sie gebeten, die grünen Elefanten in den Bewegungsraum zu schicken.

Die grünen Elefanten konnten es kaum erwarten. Mit vielen Fragestellungen kamen sie in
den Raum und ein Kind fiel mir dabei besonders auf, da es aus ihrem
Wechselwäscheschrank seine bequeme „Yogakleidung“ rausnahm und sich komplett
umgezogen hat. Wie bei den anderen Gruppen, haben die 7 Kinder mit Abstand auf dem
Teppich Platz genommen. Da sie die älteren in der Kita waren, wollte ich diesmal deren
Wissen über Yoga erfragen und ob sie sich an den Morgenkreis erinnern, als ich Yoga
vorgestellt habe. Die Schlagwörter Ruhe, Entspannung und leise sein haben sie sich gut
gemerkt. Bei den grünen Elefanten war die Tonlage eindeutig lauter als bei den anderen
Gruppen. Besonders schwer fiel es ihnen sich aus zwei Kategorien zu einigen. Aus
diesem Grund habe ich daraufhin nur eine Karte von der jeweiligen Kategorie in die Mitte
gelegt, damit es übersichtlicher sein konnte. Sie wählten die Übungen im Sitzen oder
Knien und die Übungen im Liegen. Sie haben sich auch für die ruhige Yogamusik
entschieden. Zu beginnen nahmen wir den halben „Lotussitz“ ein. Innerhalb dieser 10
Sekunden haben sich die Kinder gegenseitig ermahnt, sie sollen die Augen schließen und
¾ der Gruppe konnte nicht gerade im Schneidersitz sitzen. Besonders die Position
„Rückenrolle“, wo sie ihre Beine anwinkeln und mit den Händen unter den Knien fassen
und dabei vor- und zurückschaukeln sollten, empfanden die Kinder als eine große
Herausforderung. Sie haben bei jedem „Nicht-Gelingen“ kommentiert bzw. den
Nebenpartner abgelenkt. Mehrmals habe ich sie gebeten, eine ruhige und leise
Atmosphäre in den Raum zu schaffen. Sie haben sich mit Hilfe der Karten gut orientieren
können, dennoch haben sie viel ihren Fokus auf den anderen und deren Ausführung
gelegt. Die Hälfte der Kinder fiel es schwer für 10 Sekunden ihre Beine zu strecken bzw.
den Rücken in der gewünschten Position zu halten. Die Übungen im Liegen waren
deutlich angenehmer für die Kinder. Bei diesem 5 Übungen haben sie gut mitgemacht. Als
Gruppe gesehen waren sie sehr unruhig, nicht sehr konzentriert und waren fokussiert auf
den anderen. Nur ein Kind, hat während der ganzen Zeit exakt die Übungen ausgeführt
19
bzw. hat sich nur auf sich konzentriert. Nach 30 Minuten habe ich die „Yogastunde“
wieder im Lotussitz beendet. Zwischendurch habe ich den Raum gelüftet und den Kindern
erneut erklärt, wie wichtig Ruhe und Entspannung für unserem Körper ist. Trotz der vielen
Unruhen haben die Kinder mir mitgeteilt, dass es ihnen gefallen hat und Yoga ihnen Spaß
bereitet hat.

Nach jeder Gruppe habe ich versucht meine Tabellen auszufüllen. Schwierig hat sich
erwiesen, konkret sich zu erinnern, wie jedes Kind die Position ausgeführt hat. Als ich den
kompletten Vormittag für mich selbst reflektiert habe, ist mir bewusst geworden, dass ich
nicht in der Lage war genaue Beobachtungen, wie gewohnt, zu tätigen, da ich zusammen
mit den Kindern alle Übungen aktiv mitgestaltet habe und selbst auf mich konzentriert
war. Aus diesem Grund habe ich mir an diesem Vormittag über andere Lösungswege
Gedanken gemacht. Fest stand, ich benötige in den Beobachtungen Unterstützung. Die
Kollegen waren neugierig auf mein Feedback. Anschließend habe ich sie gebeten, ab
dem nächsten Tag durch klare Absprachen im Team, dass uns ein Kollege bzw. eine
Kollegin in die „Yogastunde“ mit in den Bewegungsraum begleitet.

In dieser Woche habe ich an diesen besagten drei Tagen die Ausführungen mit den
Gruppen identisch, wie am ersten Tag ausgeführt. Meine Kollegin, die uns bei den
„Yogastunden“ am dritten Tag begleitet hat, hatte eine sehr gute Idee vorgeschlagen. Ich
solle probieren, zwischen den Übungen eine Atemübung mit einzubauen, damit die Kinder
im Liegen ihren Körper entspannen bzw. ihre Atmung dabei beobachten können. Zu
diesem Zeitpunkt, war es mir nicht bewusst, dass einige Übungen sehr anstrengend für
die Kinder sein konnten. Ich fühlte mich eher erschöpft als entspannt nach den „drei
Kursen“ am Vormittag. Allerdings erklärte ich mein Empfinden unter anderem, dass mein
Körper sich durch die neuen Herausforderungen erst daran gewöhnen müsste als, dass
es an den Atemübungen zur Entspannung des Körpers liegen könnte. Mit großer
Dankbarkeit habe ich ihren Vorschlag angenommen und würde diesen in der zweiten
Woche miteinfügen.

Die zweite Woche. Wir haben mit allen drei Gruppen die ausgewählten Yoga Positionen
mit den Kindern fortgeführt. Die kurzen Atemübungen habe ich nach drei Yoga Übungen
miteinbezogen. Als kleine visuelle Hilfestellung habe ich jedes Kind im Liegen ein kleines
Teelicht auf den Bauch gelegt. Gemeinsam haben wir drei Mal ein- und ausgeatmet. Als
Erläuterung habe ich den Kindern vermitteln wollen, die Kerze zu beobachten und dabei
zu sehen, wie sie sich bewegt. Dabei waren alle Gruppenmitglieder sehr ruhig und
konzentriert. Deutlich zu beobachten war, wie alle Elefanten viel ruhiger durch diese
Methode geworden sind. Die Dauer der „Yogastunde“ hat sich dadurch jeweils um 5- 10

20
Minuten verlängert. In dieser Woche hat kein Kind über das „Nicht-Gelingen“ gesprochen,
im Gegenteil.

Bei den gelben Elefanten wurde die „Baum“ Position stabiler und sicherer ausprobiert. Sie
hatten nicht bei der „Bogen“ Haltung, wie in der ersten Woche, zu starke Schwierigkeiten.
Daraufhin habe ich sie gelobt und bewusst machen wollen, dass sie in der zweiten Woche
besser geworden sind. Dadurch haben sie kein Verlangen an Bestätigung vorgezeigt.

Bei den Blauen Elefanten war die Situation ähnlich. Ein Kind erkannte, wie gut es sich
während der Ausübungen fühlt und mit was für einer Leichtigkeit es die Positionen
auszuführen kann. Die anderen zwei in der blauen Gruppe haben nicht viel Unruhe
hineingebracht und versuchten mit Ausdauer und Konzentration die Positionen
einzunehmen. Letztendlich als wir alle zum Schluss den „halben Lotossitz“ einnahmen,
haben die Kinder im Vergleich der Woche zuvor, nicht so oft zappeln müssen.

Die grünen Elefanten waren in der zweiten Woche in den Übungen sicherer. Es gab nur
wenige Kommentare zur Richtigkeit der Ausführung. Die Lautstärke in dem Raum war
deutlich ruhiger. Unter anderem war der Rücken bei allen Kindern im „halben Lotossitz“
gestreckter, sie konnten ihre Beine für mindestens 10 Sekunden strecken und die
Konzentration bei allen war deutlich zu sehen. Alle „Yogaübungen“ haben sie, wie auf den
Bildkarten abgebildet, gut ausgeführt.

Jeder Gruppe gab ich ein positives Feedback zurück. Sie sollten dadurch erfahren, ihre
eigenen Stärken zu erkennen und wie ich auf ihren „kleinen Erfolg“ stolz bin.

Die dritte Woche. Wie versprochen, konnten die Kinder zwei Lieblingsyogakarten
aussuchen. Farblich zugeordnet haben wir alle Kategorien auf den Boden gelegt. Alle
Kinder der Gruppe haben vor der „Yogastunde“ zügig ihre zwei Karten ausgewählt. Mein
Erstaunen wurde erweckt. Die meisten Kinder haben sich die Übungen herausgesucht,
die ihnen in der ersten Woche schwergefallen waren. In jeder Gruppe war die „Baum“
Position, die „Rückenrolle“ und der „Bogen“ erwünscht.

Mit den gelben Elefanten habe ich erneut den Yoga Vormittag gestartet. Sie fanden es
interessant, dass in dieser Woche andere Übungen ausprobiert wurden. Dadurch haben
sie wieder ein wenig das „Nicht-Gelingen“ geäußert, haben dennoch stabile und sichere
Haltung während den Übungen gezeigt.

Bei den blauen Elefanten war es wieder ähnlich, wie bei den gelben. Dieselben zwei
Kinder haben, wie in der zweiten Woche, die Ausdauer und Konzentration präsentiert. Die
Konzentration des anderen Kindes, die kontinuierlich drei Wochen an drei Tagen

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Yogaübungen durchgeführt hat, zeigte sich mit 40 Minuten Ausdauer. Dessen
Körperhaltung verbesserte sich weiterhin und es schaffte länger als 10 Sekunden die
Position einzunehmen.

Sorgfältig haben sich die grünen Elefanten ihre Lieblingsübung herausgesucht. In dieser
Woche waren es 9 Kinder in der Yoga Gruppe. Aus diesem Grund bat ich sie nur eine
Karte herauszusuchen, damit wir jede Übung sorgfältig ausprobieren könnten. Schwierig
war der Aspekt mit 9 Kindern Abstand zu halten. Mehrmals musste ich sie daran erinnern,
den Kreis größer zu gestalten. Leider musste ich nach 15 Minuten die „Yogastunde“
beenden. Die leise Hintergrundmusik konnte keiner hören. Sie haben viel miteinander
geredet, haben wieder sich gegenseitig korrigiert und wenig Ruhe war in dem Raum
vorhanden. Ich habe sie gebeten, ihre Lieblingskarte gut zu merken, damit wir am
nächsten Tag weiter mit Yoga fortführen können.

Aus meinen Erklärungen konnten die Kinder gut verstehen, warum ich Yoga an diesem
Tag abbrechen musste. Durch Yoga möchte ich eine ruhige Atmosphäre schaffen, damit
sie die Möglichkeit haben, die Entspannung zu spüren und ihre eigenen Fähigkeiten durch
geschaffene Ruhe zu entdecken. Wahrscheinlich kann es daran gelegen haben, dass 9
Kinder und die Erwägung mit genug Abstand mehr Unruhe in den Raum gebracht haben
oder eventuell in Vordergrund der Spielzeugtag war. Für alle Beteiligten war diese
Situation akzeptabel.

Als gesamte Herausforderung hat sich für alle Beteiligten herausgestellt, dass die
ausgewählten Yogapositionen, wie am Anfang geplant, nicht sinnvoll nacheinander
durchzuführen sind. Nach ca. 20 Minuten lässt die Konzentration nach und die Freunde
bzw. Lust an Yoga geht dadurch verloren. Daher ist die Idee, die Atemübungen zwischen
den Übungen mit einzufügen sehr hilfreich gewesen. Auf diese Art und Weise konnten die
Kinder wieder neue Erfahrungen durch ihre Atmung sammeln und gleichzeitig führte diese
zur Entspannung des eigenen Körpers. Jedes Kind wollte gerne Kinderyoga mit mir
ausprobieren. Die Freude an Bewegung haben die Kinder immer wieder gespiegelt und in
ihrer sozialen Umwelt, vor oder nach der „Yogastunde“, mitgeteilt, wie besser sie die
Übungen ausführen konnten.

Leider fiel ich im Dezember krankheitsbedingt aus. Die Kollegen gaben mir das Feedback,
dass einige Kinder nach mir gefragt hätten und wann wir wieder Kinderyoga zusammen
probieren würden. Diese Tatsache hat mich weiterhin motiviert und ermutigt, Kinderyoga
weiterhin anzubieten. Zwischendurch wurde von der Regierung beschlossen, den harten
Lockdown einzuführen. Sofort wurde mir bewusst, dass die Notbetreuung auf ca. 6 Kinder

22
sich beschränken wird. Den Fokus auf ein paar Kinder bzw. auf die jeweiligen Gruppen
hätte ich leider nicht, wie geplant, fortführen können.

Wie können wir, in so einer eingeschränkten Zeit für die Kinder präsent sein, ihnen ein
wenig Kitalltag nach Hause bringen und gleichzeitig das Erlernte wiederholen bzw. auf
eine andere Form der Vermittlung weiter fördern?

Mein Vorschlag an die Kollegen war es, jede Woche mindestens ein online Live-Meeting
pro Gruppe anzubieten. Die Begeisterung war sichtbar. Als erstes haben wir alle Eltern
angerufen, ob sie Interesse haben und über die Möglichkeit verfügen, online daran
teilzunehmen. Mit Hilfe meiner Kollegen haben wir einen Elternbrief per E-Mail verfasst, in
dem stand, dass wir alle Kinder sehr vermissen und uns sehr freuen würden, sie online
über Zoom Live-Meeting sehen zu dürfen. Kollegen, die mit online-live-Plattformen keine
Erfahrung sammeln konnten, waren dazu bereit, diese neue Form auszuprobieren. Seit
Januar versenden wir, pro Gruppe, Einladungen zum Zoom-Meeting. Kinder haben dort
die Möglichkeit ihren Livestream selbst mitgestalten zu können. Als Ideenanregungen
bieten mir den Morgenkreis, Bastelangebote oder auch Kinderyoga an.

Vor dem ersten Livestream mit den grünen Elefanten war ich sehr aufgeregt. Partizipation
ist einer meiner wichtigstes Querschnittsaufgaben in meiner pädagogischen Arbeit. Daher
wollte ich die Kinder frei entscheiden lassen, wie sie unsere erste live Konferenz gestalten
würden. Dafür wählte ich den Bewegungsraum, um Anregungen zu schaffen. Mit der
Hoffnung, dass sie sich an unserer letzte „Yogastunde“ erinnern würden und Lust hätten
durch eine andere Methode Yoga auszuprobieren. Als sie diesen sofort erkannten, haben
die 6 online Teilnehmer und die 3 Kinder in der Notbetreuung den Wunsch geäußert, sie
wollen Yoga mit mir durchführen. Eine Teilnehmerin erinnerte uns, dass wir Yoga immer
im „halben Lotossitz“ beginnen. Es erfüllte mich mit viel Freude und gleichzeitig mit Stolz,
dass trotz der vergangenen Zeit, gewusst wurde, wie wir die „Yogastunde“ in der Kita
gestaltet haben. Die Teilnehmer waren einverstanden mit meinem Vorschlag, dass es
besser wäre Übungen im Stehen durchzuführen, damit wir uns währenddessen sehen
bzw. wahrnehmen können. Die erste Karte, die ich Ihnen vor der Kamera gezeigt habe,
war die „Baum“ Position. Sofort nahmen sie diese ein und versuchten stabil die Übung
durchzuführen. Meine Begeisterung habe ich den Kindern deutlich gezeigt, da alle Kinder
selbstsicher und selbstbewusst für 10 Sekunden, die „Baum“ Position einnahmen, ohne
das Gleichgewicht zu verlieren. Als ich die nächsten drei Übungen, das „Dreieck“ (wir
nannten sie die Pyramide), den „Halbmond“, die „kraftvolle Haltung“ (der Stuhl),
vorgezeigt habe, haben die Kinder sie mit Leichtigkeit nachgemacht. Alle hatten ihre
Mikrofone eingeschaltet, dementsprechend konnten wir keine ruhige Atmosphäre

23
schaffen. Alle hatten viel Redebedarf. Dies war nicht fatal, denn laut meinen
Beobachtungen, waren die Kinder vor der Kamera allein im Raum und hatten die
Möglichkeit in Ruhe die anderen zu sehen bzw. mit den anderen zu reden. Zum Glück war
die Internetverbindung von allen Beteiligten Intakt, sodass wir nicht unterbrochen wurden.
Sie sollten bestimmen, wie die 40 Minuten per Zoom gestalten werden sollen. Sie zeigten
allen ihr Lieblingsspielzeug in die Kamera und wollten gerne wissen, wann sie wieder in
die Kita kommen dürfen. Um auf sie einzugehen, habe ich ihnen vorgeschlagen, jede
Woche ein live Video zusammen zu gestalten, damit sie sich auch weiterhin sehen
können. Alle waren damit einverstanden und sie haben sich sehr gefreut. Sogar
Luftküsschen haben sie mir zum Abschied geschickt.

3.) Schluss
3.1 Kurze Zusammenfassung
Kinderyoga ist eine Methode, um eigene Fähigkeiten bzw. eigene Ressourcen zu
erkennen und seine Selbstwahrnehmung zu stärken. In unserer Lebenswelt ist die
Tagesstruktur so gut durchplant, dass keine tatsächliche bewusste Zeit für Entspannung
übrigbleibt. Diese dauerhafte Leistung des Körpers, ständig in Bewegung sein zu müssen,
führt zu Dauerstress und Belastung des eigenen „Ichs“. Ohne die Balance zwischen
diesen alltäglichen Stress und zur Ruhe kommen zu können, besteht die Möglichkeit zum
Gesundheitsrisiko, beginnend von Schlafstörungen bis zu langanhaltenden
Krankheitsbildern, wie Allergien und Depressionen. Nicht nur für Kinder ist Ruhe enorm
wichtig. Yoga ist eine Methode, um Stress zu reduzieren und dem Körper die notwendige
Ruhe zum Entspannen zu gewährleisten. Nicht jeder Mensch erweist die Bereitschaft,
Ruhe und Stille zuzulassen. Dennoch müssen Möglichkeiten geschafft werden, damit sie
auch dies erlernen können. Entspannungsübungen, wie Yoga, lenken die Aufmerksamkeit
zu sich selbst hin. Ein guter Aspekt, um Zugang zur eigenen Wahrnehmung bzw. eigene
Fähigkeiten zu lenken und andere Faktoren für einen kurzen Moment auszuschalten.
Besonders Kinder erleben durch die Kombination von Bewegung und Entspannung ein
angenehmes und wohltuendes Gefühl, welches zur Konzentrations-, Wahrnehmungs- und
zur motorischen Förderung führt. Im entspannten Zustand wirken sich Belastungen und
Stress nicht so stark auf den Körper aus, die eigenen Bedürfnisse sind besser zu spüren
und Denk- und Wahrnehmungsblockaden lösen sich. Daraus erschließt sich mehr
Sicherheit, eine bessere Konzentration und ein bewussterer Umgang mit sich selbst und
seiner Umwelt. Dadurch stärkt sich das Körperbewusstsein und das Selbstvertrauen.
Durch neue Herausforderungen, die verbunden mit Bewegung und Ruhe sind, können die
Kinder ihre eigenen Ressourcen herausfinden, diese selbstständig einschätzen bzw. ihre
Selbstwirksamkeit erfahren. Misserfolge bzw. das momentane „Nicht-Gelingen“ gehören
24
selbstverständlich zu neuen Herausforderungen dazu. Daraus erschließt sich, dass
Kinder neue Erfahrungen sammeln müssen, damit sie dadurch Eigenverantwortung
übernehmen können und gleichzeitig bestärkt in ihren Selbsteinschätzungen werden
können. Die Selbsteinschätzung gehört zur Entwicklung jedes Kindes dazu, denn durch
neue Erfahrungen ist Bildung möglich. Diese Entwicklung ist durch Merkmale der
Selbstständigkeit und Eigenaktivität geprägt. Aus der Umwelt über den Körper und der
Sinne, gewinnen (junge) Menschen Wissen über sich selbst und ihrer sozialen Umwelt.
Das hat zur Folge, dass auf die eigenen Ressourcen des Kindes und die Stärken ihren
Familien geachtet werden sollen. Obwohl Kinder und Erwachsene in schwierigen
Lebensumständen, Stress oder Belastungen ausgesetzt werden können, ist es durch die
Resilienzförderung möglich, diese Risiken erfolgreich zu meistern und sich positiv zu
entwickeln. Resilient sein bedeutet unter anderem auch „Widerstandsfähig“ zu sein. Im
Laufe des Lebens verändern sich Erfahrungen und Ereignisse des Menschen durch neue
Herausforderungen. Im pädagogischen Aspekt können wir dies nicht abschaffen, sondern
ermöglichen den Kindern und Familien wirkungsvoll mit den (neuen) Umständen
umzugehen. Dabei sind nicht nur die eigenen Ressourcen wichtig, sondern vor allen auch
die sozialen Schutzfaktoren, mindesten eine feste Bezugsperson. Durch ein spürbares,
emotional warmes, offenes und klar strukturiertes Erziehungsverhalten der jeweiligen
Bezugsperson ist es möglich, ein gutes stabiles Bindungsverhalten aufzuzeigen. Eine
gute Bindung wirkt sich auf die eigene Selbststeuerungsfähigkeit aus, welches zu einem
positiven Selbstwertgefühl und gutes Selbstvertrauen zurück zu führen ist. Durch die
aktive Auseinandersetzung mit sich selbst, dem ständigen Austauschprozessen mit seiner
sozialen Umwelt und positive Rückmeldungen motivieren sich Kinder zum selbständigen
Handeln. Dieses beeinflusst das Selbstbild des Kindes. Dieses Selbstbild spiegelt sich in
der Psychomotik wider. Ein Ziel in der Resilienz und Psychomotik ist es durch
Erfahrungen bzw. Bewegungserlebnisse die eigene Persönlichkeit und eigenen
Fähigkeiten zu stärken. Die Psychomotorik ist als funktionelle Einheit psychischer und
motorischer Vorgänge zu sehen. Alle Erfahrungen, Erkenntnisse und gesammelte
Informationen fließen zusammen und bilden das „Selbstkonzept“. Darin finden das
Selbstbild und das Selbstwertgefühl eine große Rolle ein. Das Wissen und Fühlen über
sich selbst steht im Zusammenhang mit der sozialen Umwelt. Eine besondere Bedeutung
hat hier die Gruppe, die den sozialen Vergleich ermöglicht. Ein sicheres Auftreten in einer
Gruppe ist durch ein positives Selbstkonzept möglich. Werden Möglichkeiten geschaffen
seine Ideen und eigene Fähigkeiten äußern zu können, seine Lebenswelt selbst zu
gestalten, können Kinder bzw. junge Erwachsene sich viel mehr mit neuen Themen,
Regeln in der Gruppe, aber auch mit ihren eigenen Interessen besser identifizieren. Auch

25
genannt Partizipation bzw. Beteiligung/Mitbestimmung. Demnach ist Partizipation ein
dynamischer Prozess, der erfahren und erprobt werden muss, damit die Vermittlung von
Beteiligungsfähigkeiten gelebt werden kann. Demzufolge ist es wichtig bei der Planung
auf Partizipation zu achten. Die Kinder sollen im gemeinsamen Morgenkreis ihre
Wünsche, Gedanken und Bedürfnisse zum Thema Kinderyoga teilen können. Für alle
Beteiligten in den „Yogastunden“, die ungefähr 30-40 Minuten andauern sollten, ist es
wichtig die Übungen in kleinen Gruppen auszuprobieren. Die Gruppenzusammensetzung
soll altershomogen mit ca. 8 Kinder gestalten sein. Mithilfe von den Kinderyoga-Bildkarten
können die Kinder eine gute Übersicht gewinnen, welche Yogaübungen ihr Interesse
weckt und demokratisch entscheiden, welche sie als Gruppe durchführen wollen. Ein
ständiges Wiederholen und der gemeinsame Austausch helfen den Kindern sicherer in
ihrer Tätigkeit zu sein. Zusätzlich ist es wichtig, die Freude an Bewegung und die
Möglichkeit zur Entspannung zu vermitteln. Weiterhin steht bei mir im Vordergrund die
Kinder vor neuen Herausforderungen zu motivieren, unter anderem sie zu ermutigen
Neues auszuprobieren bzw. den Ehrgeiz zu wecken, nicht aufzugeben. Die Durchführung
der „Yogastunden“ liefen wie geplant, bis der komplette Lockdown eingetroffen ist. In der
ersten Woche haben alle Kinder die ausgewählten Übungen mit viel Mühe ausgeführt. Die
einen haben mit einer Leichtigkeit Yoga ausprobiert, andere hingegen hatten
Schwierigkeiten mit der Ruhe umzugehen bzw. eine stabile Haltung einzunehmen. Durch
die Einführungen der Atemübungen in der zweiten Woche war deutlich zu sehen, dass die
Kinder die Yogaübungen konzentrierter und ruhiger ausgeführt haben. In der dritten
Woche haben sich die Kinder zwei Lieblingsyogakarten ausgesucht. Die meisten haben
Karten gewählt, die ihnen am Anfang schwerfielen. Hervorzuheben ist es, dass sich bei
fast allen Kindern, die Stabilität und die Sicherheit in der Durchführung verbessert hat. Die
Dauer der „Yogastunde“ hat bei allen Gruppen ca. 40 Min angedauert. Aufgrund des
Lockdowns war es nicht mehr möglich, wie gewohnt Kinderyoga in der Kita mit allen
Kindern durchzuführen, um weitere Beobachtungen sammeln zu können. Ab Januar habe
ich die Möglichkeit ergriffen, Kinderyoga durch Zoom Meetings weiterhin anzubieten.
Übungen im Stehen vor der Kamera haben wir zwar ausgeführt, dennoch waren die
Bedingungen nicht dieselben wie in der Kita. Zu sehen war, dass die Kinder die Namen
der Übungen nicht vergessen haben und sie mit Freude mit mir durchgeführt haben. Das
Interesse besteht weiterhin und wird ein bis zwei Mal in der Woche angeboten, um
weiterhin die Fähigkeiten auszubauen. Nach dem Lockdown wird das Angebot der
„Yogastunden“ für alle Gruppen fortgeführt, um die Kinder mit dieser Methode weiterhin
individuell fördern zu können.

26
3.2 Mein Fazit
Um auf die Forschungsfrage einzugehen, inwiefern Kinderyoga eine geeignete Methode
ist, um Kindern in ihren Kompetenzen bzw. Fähigkeiten zu fördern, wahrzunehmen und zu
entwickeln, ist es ein wesentlicher Aspekt, dass die Freude an Bewegung mithilfe der
Yogaübungen nicht verloren gegangen ist. Die wohltuende Mischung, aus neuer
Herausforderung, Ruhe und Entspannung entsprechen der kindlichen Bedürfnisse. Sie
können individuell durch das soziale gemeinsame Erleben gefördert werden. Außerdem
durch die begleitende Motivation und Ermutigungen haben die Kinder das „Nicht
Gelingen“ nicht als negativ aufgefasst, sondern ihr Ehrgeiz wurde geweckt. Sie haben ihr
Selbstbild erfahren und dementsprechend sich als wirksam in ihrer Weiterentwicklung
ihrer Fähigkeiten gesehen. Durch die geschaffene Ruhe haben sich die Kinder besser
wahrgenommen und konnten ihre Fähigkeiten unter „Beweis“ stellen. Ihre motorischen
Fähigkeiten konnten sie durch die Yogaübungen schnell einschätzen und durch den
sozialen Vergleich einordnen, wo ihre eigenen Ressourcen bzw. ihre eigenen Stärken
liegen. Dieses haben sie während der Durchführung geäußert. Durch die kleineren
Gruppenstrukturen haben sie effektiver Rückmeldung ihrer Umwelt wahrgenommen und
wiederum hat sie das auf weitere Yogapositionen ermutigt. Einige haben ihre motorischen
Fähigkeiten auf Hinsicht der Körperhaltung verbessert. In kurzer Zeit haben sie erlernt in
einer ruhigen Position sich fallen zu lassen bzw. zu entspannen und gleichzeitig haben sie
ihre „Lieblingsübungen“ kennen gelernt und ausgeführt. Ungefähr 10 Yogis haben in nur
zwei Woche ihre Stärken des Körperbewusstsein kennengelernt und sind kontinuierlich
stabiler und sicherer in den Ausführungen geworden. Ihr Gesichtsausdruck war
entspannter und selbstsicherer. Die Ausführungen der Übungen der Kinder waren unter
anderem auch tagesabhängig, ob sie gut geschlafen haben oder ob sie kleine Konflikte
am Morgen mit den Eltern hatten. Die Kinder, denen es zu Beginn nicht einfach gefallen
ist, die Übungen 10 Sekunden durchzuhalten, erzielten ein großes Erfolgserlebnis. Durch
die neue Herausforderung und die eigene Überwindung, haben dazu geführt, dass sie
immer wieder der Gruppe vorzeigen wollten, wie gut sie mittlerweile in der Durchführung
geworden sind. Durch die positive Rückmeldung meinerseits haben wir ihre Kompetenzen
gesehen und weiter individuell steigernd gefördert. Durch den Lockdown gab es leider
keine kontinuierliche Möglichkeit den Prozess der Resilienzförderung fortzuführen.
Nichtsdestotrotz habe ich versucht den Kindern, die in der Notbetreuung und die zu
Hause waren, die Freude und die vertrauten Strukturen der „Yogastunden“ weiterhin
auszuprobieren bzw. darüber zu sprechen. Vor diesem Lockdown, haben meine
Kollegen*innen die Rückmeldung nach den Yogastunden des Tages gegeben, dass die
Kinder untereinander viel ruhiger miteinander kommunizieren und sich generell die

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Lautstärke in den Räumen reduziert hat. Durch diese gegenseitigen Reflexionen im Team
habe ich kleine Erfolgserlebnisse erleben dürfen. Eine Bestätigung dafür, wie wichtig es
ist sich mit dem Team auseinander zu setzen und Unterstützungen anzunehmen. Sie
haben mir durch ihre guten Hilfestellungen bewiesen, wie gut wir uns im Team ergänzen.
Persönlich fiel es mir sehr schwer, alle Kinder bei der Durchführung der Übungen zu
beobachten und gleichzeig die Übungen selbst auszuführen. Eigene Beobachtungen der
einzelnen Kinder während einer „Yogastunde“ nieder zu schreiben war unmöglich.
Schwierig war es nach jeder Gruppe die einzelnen Yogahaltungen der Kinder zusammen
zu tragen. Durch meine Interaktion mit den Kindern, habe ich erfahren, wie ich
automatisch meinen Körper und eigene Fähigkeiten bewusst erlebe und auch an meinen
eigenen körperlichen Fähigkeiten gestoßen bin. In diesem Moment war ich stark auf mich
fokussiert und gleichzeitig konnte ich mich in der Lage der Kinder hineinversetzen, vor
allem als manche Kinder ins Schwanken gekommen sind. Meine eigene Wahrnehmung
und Ausführung, das gleichzeitige Motivieren, Hilfestellungen zu leisten, über das
kontinuierliche Lüften zu denken, die Kinder ständig an die Ruhe zu erinnern und mit drei
unterschiedlichen Gruppen am ganzen Vormittag Yoga auszuüben, hat mich in manchen
Momenten überfordert. Somit fand ich es sehr hilfreich, dass ein Kollege bzw. eine
Kollegin bei jeder „Yogastunde“ mit beobachtet bzw. Hilfestellung geleistet hat und
anschließend direkt mit mir in den Austausch bzw. produktives Feedback gehen konnte.
Mit Yoga hatte ich absolut keine Vorerfahrungen bzw. vor meinem Projekt habe ich Yoga
mit Kindergartenkinder für mich nicht sinnvoll erachtet. Durch den kollegialen Austausch,
durch das angeeignete Wissen über Entwicklungsprozesse und wie die verschiedenen
Bildungsbereiche, tatsächlich miteinander verbunden sind, wurde die Neugier in mir
geweckt. Durch meine offene und flexible Haltung wollte ich Kinderyoga mit den
kindgerechten Karten, die mich selbst inspiriert haben, ausprobieren. Die Bedingungen
neues auszuprobieren, hat uns allen Beteiligten Freude an neue Herausforderung in einer
ruhigen Atmosphäre geschenkt, die wir durch Partizipation ohne Konflikte erleben durften.
Ein kleiner Kontrast zum Kitalltag, der mit viel Lärm und kleinen Konflikten gefüllt ist.

Besonders aufgefallen ist mir, dass die Förderung von Resilienz nicht in einem kurzen
Zeitraum stattfinden kann. Die Resilienzförderung orientiert sich an Stärken, die nach
dieser schwierigen Corona Zeit als erstes wieder erkannt werden bzw. die eigenen
Ressourcen wieder bewusst gemacht werden müssen. Durch die heutigen
Einschränkungen haben die Kinder keine vielfältigen Erfahrungsräume, in denen sie sich
in verschiedenen Rollen erproben bzw. sich selbstwirksam durch neue
Herausforderungen erleben können. Ohne mit Rückschlägen umgehen zu können,

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würden sie keine eigenen Ressourcen entwickeln, welche sie wiederum benötigen, um
schwierige Lebensereignisse zu bewältigen.

3.3 Ausblick
Mein Team und ich können uns gut vorstellen, sobald alle Kinder wieder in die Kita
dürfen, dass einige erworbene Fähigkeiten der Kinder verloren bzw. nicht gestärkt worden
sind. Hieraus ergibt sich individuelle Angebote bzw. die Fortführung von Kinderyoga zur
Förderung der Resilienz mit dem Fokus auf das soziale und emotionale des Kindes. Die
Resilienzförderung lässt sich nicht als ein langanhaltendes Angebot bzw. Projekt
umsetzen, sondern es müssen die erwähnten Aspekte einen festen Platz in meinem
pädagogischen Alltag fest eingebaut sein. So gesehen als Grundbasis auf die weiter
aufbauende Bildungsbereiche. Meine persönliche Zielsetzung ist es weiterhin mindestens
zwei Mal in der Woche „Yogastunden“ anzubieten. Wie aus der Theorie und halb
möglichen Durchführung zu erfahren war, ist, dass Yoga eine Methode mit vielseitigen
Möglichkeiten und individuelle Auswirkungen vorweist. Parallel durch eine begleitende
Unterstützung, ermöglichen Pädagogen*innen den Kindern auf Hinsicht auf die
Psychomotik, Resilienz, Partizipation im Ausgleich mit Ruhe und Entspannung auf jedes
individuelle Bedürfnis eingehen zu können. Damit unser Spannungsbogen an Kinderyoga
erhalten bleibt, tragen wir verschiede Vorschläge zusammen und gezielt möchte ich
bezwecken, dass jedes Kind auf seine Art und Weise sich äußern darf. Die
Selbstwirksamkeit wird dadurch gestärkt werden. Weiterhin möchte ich mit meinem Team
feste Absprachen festlegen, damit wir bei jeder „Yogastunde“ ein Kollege bzw. eine
Kollegin mit Hilfestellung zur Durchführung helfen kann. Mit diesem Zweck ist es mir
möglich, mich besser auf mich zu fokussieren und dabei selbst entspannter die Übungen
auszuprobieren. Zum anderem wäre es auch möglich, nur eine Gruppe am Tag für ca. 40
Minuten Kinderyoga anzubieten, dementsprechend auf drei Tage in der Woche zu legen.
Eine weitere Variante wäre es Schwierigkeitsgrad, wie leicht/mittel/schwer, miteinzufügen.
Demnach könnte ich noch individueller auf jedes einzelne Kind eingehen, die
Kompetenzen weiterhin fördern bzw. kleine neue Herausforderung in dieser Thematik, wie
die zeitliche Begrenzung, schaffen.

Kinderyoga ist flexibel, wie mit einem Zoom Meeting, einsetzbar. Ob von zu Hause aus, in
der Kita, oder draußen in der Natur, Yoga ist an vielen Orten zu praktizieren. Dies führt zu
Abwechslung, Spannung, neue Erfahrungen und gleichzeitig zu einer täglichen Struktur,
die unsere Kompetenzen bzw. Ressourcen weiter stärken.

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4.) Quellenverzeichnis

Dr. Monika Zimmermann (2009), „Kinder spielerisch zur Ruhe führen“, Verlagsgruppe
Weltbild GmbH, Seite 8-10

Eibe Produktion + Vertrieb GmbH & Co. KG: Nur Mut zum Risiko – die
Selbstwahrnehmung bei Kindern fördern, https://blog.eibe.de/selbstwahrnehmung-bei-
kindern-foerdern/, Datum 29.01.2021 Uhrzeit 12:30

Elke Gulden, Gabriele Pohl, Bettina Scheer (2017), „30 Kinderyoga-Bildkarten“, Don
Bosco Medien GmbH, Seiten 32
Klaus Fröhlich-Gildhoff, Jutta Becker und Sibylle Fischer 2012: Gestärkt von Anfang an“
Resilienzförderung in der Kita, Beltz Verlag, Seite 7-56

Mannheimer Risikostudie, M. Laucht, M.H. Schmidt, G. Esser (2000): Risiko- und


Schutzfaktoren in der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. In: Frühförderung
interdisziplinär 19, H. 3, Seite 97-108, sowie die Bielefelder Invulnerabilitätsstudie, F. Löse
/ D. Bender (2007): von generellen Schutzfaktoren zu spezifischen protektiven Prozessen.
Konzeptuelle Grundlagen und Ergebnisse der Resilienzforschung. In: Opp, G./Fingerle, G.
(Hrsg.): Was Kinder stärkt. Erziehung zwischen Risiko und Resilienz. München:
Reinhardt, Seite 57-78.

Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordhein-Westfalen
(2013): Kinder haben Rechte. Düsseldorf, Seite 20

Renate Zimmer (2012): Handbuch der Psychomotik: Theorie und Praxis der
psychomotorischen Förderung von Kindern, Verlag Herder, Seite 22-60

Renate Zimmer (2009): Handbuch Sprachförderung durch Bewegung, Frei-burg im


Breisgau, Verlag Herder GmbH, Seite 54-68

Silvia Gartinger, Rolf Janssen (2014), Erzieherinnen + Erzieher, Cornelsen Schulverlage


GmbH, Berlin, Seite 240-248

Zielpunkt Consulting GmbH: Stress: Auslöser, Folgen und wie Yoga hilft,
https://www.yogaeasy.de/artikel/stress-ausloeser-folgen-und-wie-yoga-hilft, 04.02.2021
um 13:10 Uhr

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5.) Anhang

Aushang für die Eltern

Kinderyoga – Bildkarten

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