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Beraten und Anleiten: AB 1 – Begriffsbestimmung und Grenzen

Dozentin: S. Kratzenberg

Grundsätze zur Beratung und Anleitung


Informations- und Beratungsgespräche, Anleitungen und Schulungen gehören zu den pädagogi-
schen Maßnahmen, die sich in vielen Pflegehandlungen wiederfinden. Im Umgang mit
Patient*innen haben Pflegende die Aufgabe, ihnen zu unterschiedlichen Themen hilfreiche und re-
levante Informationen zu geben oder sie zu beraten. Müssen Patient*innen neue Fertigkeiten erler-
nen, wie z B. den Umgang mit einem Insulin-Pen, brauchen sie dazu fachkundige Anleitung. Es wer-
den aber auch Schulungen angeboten, in denen z.B. Menschen mit chronischen Erkrankungen Wis-
sen und Fertigkeiten erlangen, die ihnen helfen, im Alltag besser zurechtzukommen. Diese pädago-
gischen Angebote richten sich jedoch nicht nur an die Betroffenen selbst.
Im Jahr 2013 wurden 1,86 Millionen Menschen, die als pflegebedürftig im Sinne der Pflegeversiche-
rung gelten, in ihrem häuslichen Umfeld versorgt. Bei etwa zwei Dritteln übernahmen ausschließlich
Familien oder andere Bezugspersonen die pflegerische Versorgung. Etwa ein Drittel nimmt zusätz-
lich die Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes in Anspruch.
Damit ist die Pflege zu Hause die häufigste Versorgungskonstellation in Deutschland. Die Pflege ei-
nes Familienmitglieds stellt alle Beteiligten vor umfangreiche und wiederkehrende Anforderungen.
Kennzeichnend sind vor allem der nur bedingt vorherzusagende Verlauf der Pflegesituation und die
andauernde Konfrontation mit Veränderungen und neuen Aufgaben. Die Verantwortung für die
Pflege verlangt den Angehörigen nicht nur praktischen Einsatz ab, sondern auch Entscheidungen
über Inhalt, Ausmaß und Ausgestaltung der Pflege. Häufig fehlt es an Wissen über Pflegeverläufe,
Pflegetechniken, Entlastungsmöglichkeiten und Sozialleistungsansprüche. Dies kann zu belastenden
Unsicherheiten bis hin zur Überforderung, gesundheitlichen Folgen und finanziellen Nöte führen.
Zudem bedeutet die Übernahme der Pflege eines Angehörigen einen tiefen Eingriff in familiäre Rou-
tinen, Rollen und Gepflogenheiten. Durch Beratung können pflegende Angehörige in ihrer Kompe-
tenz und ihrem Wissen für eine gute Pflege gestärkt werden sowie Entlastung und Unterstützung
erhalten. Zudem können die Beratungsangebote – insbesondere wenn sie frühzeitig in Anspruch
genommen werden – einen Beitrag zur Prävention von Gesundheitsproblemen bei pflegebedürfti-
gen Menschen und ihren Angehörigen leisten.

Mitarbeit der Patient*innen - Compliance und Adherence


Für eine dauerhaft erfolgreiche Behandlung eines Patienten ist dessen Mitarbeit entscheidend. Erfah-
rungen zeigen, dass für diese Mitarbeit eine intensive Beschäftigung mit dem Patienten und dessen in-
dividueller Situation unverzichtbar ist. Appelle oder auch Ratschläge von Seiten der Pflegenden oder den
Ärzten reichen nicht aus. Insbesondere bei langfristigen und täglich einschneidenden Maßnahmen wer-
den chronisch kranke Patienten nicht selten therapieuntreu und vernachlässigen die ärztlichen Hin-
weise. Der gängige Begriff Compliance (Fügsamkeit, Befolgen) ist deswegen überholt. Die NonCompli-
ance hat viele Ursachen: oft hat der Betroffene die Hinweise nicht richtig verstanden oder vergessen,
oder es treten im Alltag unerwartete Schwierigkeiten auf, wenn etwa die Beschaffung von Medikamen-
ten, die Kosten oder Zeitumstände zum Problem werden; genauso können plötzliche Ereignisse die Si-
tuation verändern, Nebenwirkungen von Medikamenten in den Vordergrund treten, oder die Möglich-
keiten des Patienten sind eingeschränkt, etwa durch Sehschwierigkeiten oder manuelle Probleme. An
die Stelle des Compliance-Begriffes ist deswegen der Begriff Adherence (Adhärenz) getreten - er enthält
eine (anfängliche) Konsensfindung zwischen Patienten und Pflegenden und zielt auf die Einhaltung des
Vereinbarten. Wie tragfähig dieser Ansatz ist und ob er durch stete Arbeitsbündnisse erneuert werden
muss, ist unterschiedlich.

Im Folgenden wird auf diejenigen Begriffe eingegangen, die im Zusammenhang mit den pflegeri-
schen, pädagogischen Interventionen stehen.

Seite 1 von 6 Hinweis: In manchen Textstellen wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit lediglich die männliche Form
benannt. Sie gilt gleichermaßen wertschätzend für alle Geschlechter.
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Dozentin: S. Kratzenberg

Patientenedukation
Der Begriff der Patientenedukation stellt einen weitgefassten Überbegriff dar und beinhaltet Infor-
mationsvermittlung, Anleitung, Schulung und Beratung. Dabei ist der englische Begriff „education"
in diesem Zusammenhang eher mit Bildung als mit Erziehung zu übersetzen. Somit beschreibt die
Patientenedukation alle krankheits- und gesundheitsbezogenen Bildungsmaßnahmen, die den Pati-
ent*innen und ihren An- und Zugehörigen angeboten werden. Um auch die Unterstützung der Be-
zugspersonen zu betonen, gibt es den Begriff der Patienten- und Familienedukation. Die Patienten-
edukation ( Patienteninformation, -schulung und –beratung) dient dazu Patient*innen zur Selbst-
pflege zu befähigen und ihnen Autonomie, Würde und Selbstkontrolle im Alltag zurückzugeben.
Jede Gesundheitsstörung, v.a. eine chronische Erkrankung, ist für die Betroffenen und ihre Angehö-
rigen eine lebenslange Lernaufgabe. Die meisten sind bereit, dies Aufgabe anzunehmen und einen
aktiven Beitrag zu ihrem eigenen Wohlergehen zu leisten.
Diese Bereitschaft ist Grundlage der Patientenedukation. Wichtig für professionell Pflegende ist:
IM MITTELPUNKT STEHT IMMER DER MENSCH MIT SEINEN INDIVIDUELLEN PROBLEMLAGEN UND
BEDÜRFNISSEN!!! Patient*innen und ihre An- und Zugehörigen sind das Maß der Dinge, an denen
sich (gerade in Bezug auf die jeweiligen Inhalte) orientiert werden muss und die im Vordergrund
stehen.
Information
Informationen spielen in jeder Phase der Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle. Sie sollen den
Patient*innen Orientierung und Sicherheit geben, angemessenes Coping erleichtern und die Koope-
ration mit den Pflegenden / Angehörigen fördern. Die Weitergabe von
Informationen hat zum Ziel, dass bei den Empfängern der Information
eine Wissenslücke geschlossen wird. Dadurch werden Unsicherheiten
hinsichtlich eines Sachverhaltes oder Vorgangs verringert, die Auto-
nomie und Eigenverantwortung der Patient*innen gestärkt sowie
Grundlagen zu deren Entscheidungsfindung geschaffen.
Informationen bestehen aus einer Menge von Daten (z.B. Wörter, Bil- Weiterführende Informati-
der), die Bedeutungsinhalt besitzen. Sie können mündlich oder durch onen zum Thema Coping
unterschiedliche Medien (z.B. Informationsbroschüren, Filme oder
Bücher) weitergegeben werden. Sie sind ein wichtiger Bestandteil von Beratung, Schulung, Anlei-
tung sowie Aufklärung.
Allerdings ist die Vermittlung von Informationen ein sehr fehleranfälliger Prozess. Denn selten wer-
den Informationen so verstanden, wie sie gemeint waren. Bei Informationsgesprächen reicht es
nicht aus, die Information irgendwie mitzuteilen. Die Gefahr wäre zu groß, dass der jeweilige Ge-
sprächspartner sie (teilweise) nicht versteht und daraus falsche Schlüsse zieht.
Das Informationsgespräch gliedert sich in drei Schritte:
1. Einleiten:
Geeignete Gesprächsatmosphäre schaffen; das Thema nennen, worüber informiert werden soll;
Wichtigkeit des Themas betonen; auf Blickkontakt und weitere nonverbale Signale achten.
2. Information mitteilen:
Klar und in kurzen Sätzen formuliert (in jedem Satz nur eine Information, keine Schachtelsätze,
Fachchinesisch vermeiden etc.); die Informationen visualisieren

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3. Nachfragen:
Sich vergewissern, dass das Gegenüber die Information verstanden hat; genügend Zeit geben,
damit dieser Fragen, Bedenken oder Sorgen äußern kann  mind. 10 Sekunden warten, falls Ihr
Gegenüber schweigt.
Trotz aller Bemühungen die Informationen gut zu vermitteln, sind bei Patient*innen und deren An-
gehörigen immer wieder Informationsdefizite zu erkennen. Mögliche Gründe können sein:
 Die besprochenen Fakten sind zu kompliziert oder werden unstrukturiert vermittelt
 Patient*innen / Angehörige wollen nicht zeigen, dass sie etwas nicht verstanden haben
 Die Informationen werden nach Schema X vermittelt ohne Rücksicht auf die Individualität des
Patienten, z.B.:
o Sprachbarrieren
o Kognitive Einschränkungen
o Alter
o Aktuelle Situation der Patient*innen und deren Angehörigen (z.B. Schmerzen, hohe Emoti-
onalität, Abwehrverhalten etc.)
Beratung
Die Komplexität und Diversität unserer Gesellschaft macht es für den Einzelnen immer schwieriger,
ohne Expertenwissen seinen (Pflege)Alltag zu bewältigen. Daraus resultiert jedoch ein diffuser Be-
ratungsbegriff, da man sich, angefangen von der Farb- und Stilberatung bis zur therapeutischen Be-
ratung, zu fast allen Lebenslagenfragen beraten lassen kann. Demzufolge ist der Begriff Beratung
weit gefasst und wird im Gesundheitswesen, aber auch in der Pflege sehr uneinheitlich verwendet.
Einerseits wird beraten häufig mit informieren oder aufklären gleichgesetzt, andererseits wird Be-
ratung oftmals auch als eine Art Psychotherapie verstanden. Beratung im pflegerischen Kontext ist
überwiegend als Hilfe zur Selbsthilfe zu verstehen, da sie die Selbstpflegekompetenzen der Pati-
ent*innen und deren Angehörigen stärken soll. Demnach handelt es sich um einen dialogischen,
offenen Prozess, der eine gezielte Unterstützung bei Entscheidungen und / oder der Bewältigung
von schwierigen Lebenssituationen darstellt. Bei einer Beratung in der Pflege geht es darum, mit
dem Patienten in einen Dialog zu treten. Es geht nicht darum, ihm Ratschläge zu erteilen. In der
Pflege taucht der Beratungsbegriff in unterschiedlichen Settings auf und es lassen sich viele ver-
schiedene Beratungsanlässe/-themen unterscheiden  z.B. weitere Versorgung nach Kranken-
hausentlassung, familiäre Unterstützung zu Hause, gesunde Lebensführung, Kontakt zu (Angehöri-
gen)Selbsthilfegruppen, Umgang mit Inkontinenz usw.. Je nach Umfang der Thematik, können meh-
rere Beratungsgespräche notwendig sein.
In der Beratung im pflegerischen Kontext gibt es eine klare Rollenverteilung: Der Patient ist Experte
für seine Situation. Seine Fragen, Bedürfnisse und Ängste stehen im Zentrum. Die Pflegeperson hilft
bei der Erarbeitung von Lösungen. Sie …
 geht von den Erfahrungen und Bedürfnissen des Patienten aus
 unterstützt bei der Problembewältigung und Entscheidungsfindung
 unterstützt bei der Auseinandersetzung mit veränderten Lebens-
umständen
 fördert, entdeckt und erhält die Ressourcen des Patienten
 erarbeitet gemeinsam mit dem Patienten individuelle Lösungsmöglichkeiten
 hilft bei der Klärung aller Fragen
 belässt alle Entscheidungen beim Patienten (denn die Verantwortung & Durchführung der be-
sprochenen Inhalte obliegt dem Patienten!)

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Angehörige sollten in die Beratung miteinbezogen werden, wenn der Patient es wünscht bzw. zu-
lässt. Diese Einbeziehung ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Menschen mit kog-
nitiven Beeinträchtigungen wichtig. Aber Achtung: Der Patient und dessen Wünsche stehen im Mit-
telpunkt.
Die Beratung stößt jedoch an ihre Grenzen, wenn der Berater ungenügenden Respekt vor den Ein-
stellungen des Patienten und dessen Angehörigen zeigt oder das fachliche Wissen lückenhaft ist.
Natürlich kann eine Beratung auch aufgrund des Patienten / seinen Angehörigen scheitern, bei-
spielsweise durch fehlendes Vertrauen, mangelnder Motivation, psychische und/ oder kognitiven
Störungen, Sprachbarrieren, eingeschränkte Handlung- und Entscheidungsspielräume (kann auch
monetär bedingt sein), emotionale Barrieren etc.
Anleitung
Der Begriff der Anleitung wird, wie auch der
der Beratung, in der Pflege unterschiedlich
verwendet. Zum einen wird er im Zusam-
menhang mit Patient*innen und Bezugs-
personen benutzt, zum anderen im Zusam-
menhang mit der Anleitung von Auszubildenden und (neuen) Mitarbeitenden. Eine Anleitung ist
immer zielorientiert und meist auch ergebnisorientiert. Bei einer Patientenanleitung erlernt der Pa-
tient oder die Bezugsperson eine für sie neue Fertigkeit, wie z B. die Mobilisation eines pflegebe-
dürftigen Angehörigen, das Spritzen von Insulin oder die richtige Anwendung von Inkontinenzpro-
dukten. Die Pflegefachkraft vermittelt schrittweise einzelne Vorgänge, ganz konkrete Tätigkeiten,
Handlungsabläufe und / oder Fertigkeiten (Skills) durch „zeigen“ / vormachen und wiederholen las-
sen. Die Inhalte der Anleitung stehen im Zusammenhang mit einer Veränderung der Selbstpflegefä-
higkeit durch Krankheit, Alter oder Behinderung. Das Ziel einer Anleitung ist es, die Selbstständigkeit
der Patient*innen zu erhöhen und eine angemessene Selbstpflegekompetenz auszubilden. Die An-
gehörigen sollen befähigt werden gewisse Tätigkeiten für den Patienten fachgerecht ausführen zu
können.
Eine Anleitung kommt häufig nicht ohne eine Wissensvermittlung aus. Das Schließen von Wissens-
lücken vor und während der Anleitung ist unabdingbar. Im Rahmen der Anleitung können auch As-
pekte der Beratung auftreten, bspw. wenn beim Üben der Stomaversorgung der Patient fragt, wie
er seiner Ehefrau das Stoma zeigen soll, was es für Auswirkungen auf die Sexualität oder den beruf-
lichen Alltag hat.
Ziel einer Anleitung von Auszubildenden ist es, ihnen u.a. zu helfen, berufliche Handlungskompe-
tenzen auszubilden. Diese Anleitung obliegt überwiegend den Praxisanleitungen. Neue Kolleg*in-
nen werden durch Anleitung gezielt in das neue Tätigkeitsfeld eingeführt.
Wie auch die vorangegangenen Bestandteile der Patientenedukation, hat die Anleitung ihre Gren-
zen (sowohl in Bezug auf Patient*innen, Angehörige, Auszubildende oder neue Mitarbeitende). Da-
her ein paar abschließende Fragen:
 Ist es sinnvoll einem Menschen mit fortgeschrittener Demenz zur selbstständigen Insulinin-
jektion anzuleiten?
 Sollte eine medikamentenabhängige Mutter zur Gabe von Medikamenten über die PEG an-
geleitet werden?
 Macht eine Anleitung auf deutsch Sinn, wenn die Adressaten nur arabisch sprechen?
 Ist das Leiten einer Stationsgruppe durch eine schüchterne Praktikantin eine gute Art der
(Praxis)Anleitung für den ersten Tag auf einer psychiatrischen Station?
 Usw.
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Schulung
Die Schulung ist ein schrittweise geplanter Prozess in dem Wissen und Fertigkeiten / Techniken,
zielorientiert, strukturiert und didaktisch (=Wissenschaft des Unterrichts) vermittelt werden. Schu-
lung ist sozusagen ein „komplettes Lernangebot“. Am Ende steht ein fest definiertes Ziel. Sie ist
ähnlich, aber umfassender als eine Anleitung.
Ziel einer Schulung ist es, sowohl Wissenslücken zu schließen als auch neue Fertigkeiten sowie ge-
sundheitsförderndes Verhalten zu erlernen. Informationsvermittlung, Beratung und Anleitung sind
dabei Elemente, die sich in Schulungen wiederfinden.
Im Pflegealltag finden häufig sog. Mikroschulungen statt. Sie richten sich an ein bis zwei Adressaten
mit gleichen Grunderkrankungen oder Problemen. In der Pflege sind hunderte von Themen denk-
bar, die für eine standardisierte Mikroschulung aufbereitet werden können. Beispielhafte Schu-
lungsthemen sind z.B. Diabetes- oder Asthmaschulungen, Maßnahmen wie s.c. Injektionen, Anzie-
hen von Kompressionsstrümpfen oder Umgang mit Dosier-Aerosolen. Auch die Wissensvermittlung
wie glutenfreie Ernährung oder Vermeidung anfallsfördernder Reize können Bestandteil einer Schu-
lung sein.
Die zu behandelnde Thematik wird pädagogisch und didaktisch aufbereitet und dann in kleinen
Lernschritten vermittelt. Gemeinsam werden Ziele besprochen und das vorhandene Wissen um not-
wendige Inhalte ergänzt. Im Anschluss daran demonstriert der Schulende den Schulungsinhalt und
lässt die Handlung von den Patient*innen / Angehörigen wiederholen. Das Wichtigste wird in einer
Ergebnissicherung noch einmal zusammengefasst. Das erforderliche Schulungsmaterial sollte durch
Fotos oder Merkblätter sinnvoll ergänzt werden. Schulungen für Patient*innen müssen anders kon-
zipiert werden, als Schulungen für Angehörige.
Natürlich können Schulungen auch für eine größere Gruppe von Adressaten konzipiert werden. Der
Unterricht in Gruppen bietet den Vorteil, dass sich die Patient*innen oder Angehörigen untereinan-
der austauschen können. Dies ermöglicht ihnen sich emotional mit ihrer Krankheit / der Erkrankung
des Angehörigen auseinanderzusetzen und sich nicht allein gelassen zu fühlen.
Grundsätzlich ist es notwendig, dass der Schulende die wichtigsten Hemmnisse bei der späteren
häuslichen Umsetzung kennt und darauf eingehen kann. Außerdem ist es unentbehrlich, wenn er
die Ängste und Sorgen der Betroffenen kennen lernt und sie motivieren kann, das Gelernte im Alltag
zu integrieren. Zudem muss der Schulende beachten, dass Menschen unterschiedlich lernen. So be-
greifen manche eher über das praktische Tun, andere müssen zuerst die Hintergründe verstehen.
Es ist erwiesen, dass durch das bloße Hören die Behaltensleistung am niedrigsten ist (ca. 20%), Se-
hen bei ca. 30% liegt und die Kombination von Sehen und Hören das Merken immerhin auf ca. 50%
erhöht. Eine Nachbesprechung steigert die Behaltensleistung weiter. Durch selbstständige Durch-
führung kann die Behaltensleistung auf ca. 90% angehoben werden.
Wo liegen also Ihrer Meinung nach die Grenzen von Schulungen?

Quellenverzeichnis:
Elzer, M.; Sciborski, C. (2007): Kommunikative Kompetenzen in der Pflege. Theorie und Praxis der verbalen und nonver-
balen Interaktion. Huber. Bern: 169ff.
Hausmann, C. (2014): Kommunikation in der Pflege. Grundlagen für die Praxis. Facultas. Wien
Menche, N. (2007): Pflege Heute. Urban & Fischer. München: 202ff.
Zentrum für Qualität in der Pflege (Hrsg.) (2016): Qualitätsrahmen für Beratung in der Pflege
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Arbeitsauftrag:
1. Erarbeiten Sie aus dem Text eine stichpunktartige Definition der in der Tabelle aufgeführten
Begriffe. Notieren Sie auch, worauf man bei der Durchführung achten sollte.
2. Wo liegen die Grenzen der aufgeführten Interventionen?
Begriff Definition & was sonst noch wichtig ist Grenzen
Patientenedukation

Information

Beratung

Anleitung

Schulung

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