Quartalsschrift für angewandte Magie und Alchimie

Aventurischer Bote, Nr. 202

Die Stimme des Volkes Eisige Stimmung Mehr Wein!

Der Drang der Leserschaft aventurischer Periodika, selbst in die
öffentlichkeitswirksame Debattenkultur einbezogen zu werden,
ist dieser Tage stärker ausgeprägt denn je. Vor allem Entwick-
lungen in der gildenmagischen Zunft haben eine wahre Fülle an
Leserbriefen inspiriert, von denen die Redaktionen einschlägiger
Fachschriften ihrer geschätzten Klientel so manche nicht voren-
thalten wollen. Welch erfrischende Entwicklung, dass der akade-
mische Diskurs nicht länger nur in staubigen Studierstuben und
hinter den reich verzierten Türen exklusiver Salons geführt wird!
Seit einigen Jahren entwickelt die Kirche der milden Göt-
tin Ifirn ein neues Selbstverständnis, und die zunehmende
Emanzipation von der Kirche ihres grimmigen Vaters Firun
sorgt auch dafür, dass die Stellung der beiden Kirchen in
den Augen des gemeinen Volkes einer Neubewertung unter-
zogen wird – eine Entwicklung, die seitens der Anhänger
des Weißen Jägers anscheinend mit wenig Wohlwollen betra-
chtet wird. Dies lässt zumindest ein Vorfall erahnen, der sich
jüngst in Tobrien ereignete.
Eine Weile sah es so aus, als müsse man sich zum diesjährigen
Fest der Freuden Sorgen darum machen, ob genug Reben-
saft für die ausgelassene Feierlichkeit zur jährlichen Wahl
der Geliebten der Göttin vorhanden ist, zumal die Zahl der
Kandidaturen zur traditionellen Wahl des besten Weins des
Jahres bisher recht überschaubar war. Nun scheint es, als seien
ausgerechnet almadanische Winzer zur Rettung der höchsten
Feier der Rahjakirche, die in der Republik im Süden des Lieb-
lichen Feldes stattfindet, angetreten.

Salamander, Rondra 1043 BF

Ein Zeitalter der Magie

elem. Chal’ashtarra, so nennen die Folge von Erkenntnis oder magischer Macht! Doch welche Erkenntnisse und Errungen- der Erkenntnis auslösen werden. Vor allem

S Weisen unter den Töchtern und

Söhnen Tulams eine kurze Phase
großer magischer Macht. Chal’ashtarra, so
wird ein schmales Zeitfenster der Blüte arka-
ner Künste bezeichnet, umrahmt von langen
Abschnitten des Niedergangs. Chal’ashtarra,
eine Gelegenheit für jene, die mit der Gabe
der Zauberei gesegnet sind. Diese Gelegen-
heit ist jetzt! Diese Gelegenheit ist endlich!
Dies ist nicht das erste Chal’ashtarra. Das Wir-
ken von Bastrabun, dessen Bann die mäch-
tigen Echsen der Vergangenheit nach Süden
und Osten zwang, lag ebenso innerhalb eines
solchen magischen Zeitalters wie die Herr-
schaft der Magiermogule vom Gadang und
der Aufstieg des Diamantenen Sultanats.
Auch das Wirken des Fran-Horas’ weist auf
einen Kenntnisstand in den magischen Wis-
senschaften hin, der weit über dem heuti-
gen liegt – obgleich man an seinem Beispiel
sieht, dass, wer sich zum Sklaven heptasphä-
rischer Werkzeuge macht, sein eigenes Ende
besiegelt. Das Gleiche galt dann auch für
Hela-Horas und Tharsonius von Bethana.
Doch wäre es ein Trugschluss, hier eine wech-
selseitige Bedingung anzunehmen. In Borba-
rads Gefolge waren zahllose Paktierer – meist
wertlose Würmer ohne Wissen und Weit-
sicht. Ein Seelenpakt ist nachweislich keine
Am Beispiel Bastrabuns sieht man, dass ein
Chal’ashtarra der Menschheit zum Wohl gerei-
chen kann. Es kommt auf uns an, die wir mit
der Sternenkraft gesegnet sind!
Doch sollte man das Chal’ashtarra nicht falsch
verstehen. Wer annimmt, man müsse nur den
Wind des magischen Zeitalters atmen, der irrt.
Einer Scholarin steht nicht plötzlich mehr der
Sternenkraft zur Verfügung, nur weil wir uns
in einem magischen Zeitalter befinden. Egal
wie viel Sand in eine Schale fließt, die Schale
ist in ihrem Fassungsvermögen begrenzt. Es
kommt also darauf an, wie wir den Sand nut-
zen. Ein kleines Feuer damit zu löschen, ver-
mag ein jeder. Die Klugen sind in der Lage,
die Zeit mit ihm zu messen. Doch erst die
Erfindung der Glasbläserei erschuf filigrane
Kunstwerke aus Sand. Das Chal’ashtarra wird
uns eine Vielzahl von Ereignissen bescheren,
durch die wir – wie einst die ersten Glasbläser
– im Stande sein werden, zuvor Unvorstellba-
res zu erschaffen.
Es ist die Wiederentdeckung vergessen
geglaubten Wissens, die Weiterentwicklung
und letztlich auch die Verschmelzung der
Erkenntnisse verschiedener Disziplinen, die
zu einer Blüte der Magie führen werden.
Die Enge der Welt weicht der Weite des
Verstandes!
schaften haben die drei Gilden erreicht? Seit
der Rückkehr Borbarads nimmt das Wispern
über das magische Zeitalter in den Landen der
Tulamiden zu. Seit dem Sieg über den Dämo-
nenmeister wird es lauter, und seit die Sterne
fallen, beginnt es auch den Erben der Gül-
denländer zu dämmern, dass ein Umbruch
des Sphärengefüges im Gange ist. Vertreter
der drei Gilden debattierten auf dem Allaven-
turischen Konvent der Magie vor zwei Jahren
darüber. Unwissen und Furcht dominier-
ten allenthalben. Und während die Feiglinge
noch nach Möglichkeiten suchten, das Unver-
meidliche zu vermeiden, nahmen Wegbereiter
bereits die ersten Stufen des Fortschritts.
Die Forschungen an Bastrabuns Bann haben
zu einer neuen Blüte der Arkanoglyphen
geführt, die längst nicht ihren Zenit erreicht
haben dürfte.
Wahre Namen längst vergessener Dämonen
werden wiederentdeckt und schaffen weitere
Möglichkeiten, wie Frazzaroth für die Limbo­
logie. Das Erscheinen des Codex Rei Cogitantis im
letzten Jahr hat mit der Homunculusforschung
über Nacht einen ganzen Forschungszweig
wiederbelebt. In Mirham ist man zuversicht-
lich, dass das gewonnene Wissen auch ver-
wandten Disziplinen neue Impulse verleihen
wird. Es sind Steine des Anstoßes, die Lawinen
die Bereiche der ritualbasierten Magie wie die
Transmutationsforschung dürften profitieren,
wenn wir einen Blick auf die Vergangenheit
werfen. Die Geschichte zeigt uns, was möglich
ist und welche Fehler wir vermeiden müssen.
Nur Narren verkennen die Gefahren, die wach-
sendes Wissen mit sich bringt. Die Herrschaft
des menschlichen Geistes über die Gaben, die
er einsetzt, und die Werkzeuge, die er nutzt, ist
Bedingung wahrer Macht. Den Verlockungen
der Jenseitigen zu erliegen, birgt keinen langfris-
tigen Gewinn. So gesehen zuletzt bei Borbarad
und seinen Erben, die auf dem Altar magischer
Macht die eigene Freiheit der Siebten Sphäre
opferten und folglich unterliegen mussten. Mag
dies uns auch Warnung sein, so wäre es töricht,
den ängstlichen Stimmen der Weißen Gilde zu
folgen, die jedweden forschenden Geist ver-
dammen. Verdammnis ist nicht die Folge von
Wissen. Verdammnis ist die Folge von Macht-
verlust! Unkenntnis ist keine Verbündete. Sie
macht blind und taub. Sie schwächt uns und
macht uns angreifbar. Regeln, geboren aus Neid
und genährt von Furcht, lähmten die magischen
Wissenschaften schon zu lange. Macht euch frei
davon! Macht euch frei vom Diktat der Unbe-
gabten! Wissen ist Macht!
Sefira Alchadid saba Khorim al-Uruch
(Fred Ericson)

Salamander, Praios 1043 BF
Cui honorem, honorem
hre, wem Ehre gebührt, im
E Guten wie im Schlechten.
Dieser Gedanke ereilte
mich in den letzten Monden
immer wieder, wenn mich die
Nachrichten um den tiefen Fall
des, ach so brillanten, Sirdon
Kosmaars und das Durcheinan-
der am Pentagrammaton erreich-
ten. Kosmaars Schmach durch sein
Abschneiden in der Basilius-Prüfung
hat nicht nur der Großen Grauen Gilde
des Geistes Schaden zugefügt, auch und
insbesondere das Ansehen der Hohen Aka-
demie von Punin hat gelitten. Zu lange war
das theoretische Wissen, bar jeder praktischen
Applicatio, in Punin das Maß aller Dinge. Es
fehlt den Adepti und auch der ehemaligen
Spektabilität deutlich an geistiger Beweglich-
keit. Ganz zu schweigen von allen anderen
Fähigkeiten, die außerhalb der trockenen Luft
einer Bibliothek gebraucht werden.
Zur Personalie Thaliomar della Mada-Ar-
canal sei nur so viel gesagt, dass Gilden-
Garether Tagespostille, Ingerimm 1042 BF
In großer Sorge
ie Gütige Herrin und ihre
D Geschwister mit Euch,
als getreuer Leser
Eures Periodikums bin ich
zutiefst schockiert, welche
Art von Verlautbarung in die-
sem, ansonsten von mir sehr
geschätzten, Druckwerk neuer-
dings veröffentlicht wird.
Ich traute meinen Augen kaum, und
der Schreck sitzt mir Tage später immer
noch tief in den Knochen, nachdem ich den
auf den ersten Blick eher harmlos wirkenden
Artikel einer gewissen Frau Uûnatal gelesen
habe.
Unverhohlen wurden in dieser auf den ersten
Blick wohlmeinend erscheinenden Abhandlung
über das heilsame Lavendelkraut Lettern anein-
andergefügt, die Worte ergeben, die von rech-
tgläubiger Zunge weder gesprochen noch vom
unbedarften Auge erblicket werden sollten!
Die Kaisersprüche Hals –
Seiner Allergöttlichsten Magnifizenz Worte zur besinnlichen Belehrung des Volkes
Neuauflage anlässlich der Öffnung des Museums für Reichsgeschichte zu Elenvina
Havena-Fanfare, Rondra 1043 BF
Besorgnis über Efferds Reich
avena. Wir berichteten bereits
H an dieser Stelle von einigen unge-
wöhnlichen Naturphänomenen der
jüngsten Zeit, unter anderem von der Ver-
schiebung der Gezeiten und dem Ausbleiben
der Heringe. Die Fanfare sprach mit Magister
Ordan Gorbas, Naturforscher und Gelehrter
seit dreißig Götterläufen. Die Ursache der
Phänomene liegt für den Magister klar auf
der Hand. Dämonisches Wirken sorge für das
Ungleichgewicht der See.
Auf die Frage, ob er dies belegen könne,
erklärte er: »Die Beweise sind überall. Jeder, der sich
einmal mit offenen Augen umgesehen hat, sieht die
Anzeichen. Der verfluchte Turm. Von dort geht das
Übel aus. Man spürt es, nicht nur in den Gezeiten.
Dunkle Wellen breiten sich von dort aus. Kein Wun-
der, dass die Fische wegbleiben. Sie spüren es glei-
chermaßen. Das Fundament des Turms steht dort
unter der Oberfläche. Unversehrt und kerzengerade.
Erscheint euch das nicht unnormal? Selbstredend tut
es das! Weil es das ist. Und genau dies haben sie sich
zunutze gemacht. Die Ketzer, die den Vielarmigen
geweckt haben. Er wird erstarken und die Finsternis
Magie/Leserbriefe
und Akademiepolitik die tatsächliche
Eignung, eher als die familiären
Bande und die Beziehungen, zur
Grundlage für Entscheidungen
machen sollten. Auch wenn es
im Volksmund heißt, dass der
Apfel nicht weit vom Stamm
falle, ist mir keine solche Con-
clusio für magisches Talent
oder die nötigen charakterlichen
Attributi bekannt, die für die Lei-
tung einer Akademie von Nöten sind.
Mit großer Genugtuung und Hoff-
nung habe ich die letzten Berichte gelesen,
wonach die neue Spektabilität Xaron Men-
durian deutliche Akzente setzt und nun
etwas frischerer Wind in die verstaubten
Hallen bringt. Wenn er es schaffen sollte,
auch die Spinnweben aus den Köpfen der
jungen Adepti zu fegen, gibt es Hoffnung
für die altehrwürdige Akademie.
Cui honorem, honorem!
Basilius Bombastus Grimani von Belhanka
(Alexander Tubbesing)
O bei den Zwölfen, welch’ Unheil
könnte dadurch hervorgerufen
werden, wenn ein unbedarfter
Knabe, voller Stolz über das
in der Praiostagsschule Erl-
ernte, dieses Schriftwerk laut
seiner treugläubigen Familie
vorläse!
Bei den Zwölfen, ich fordere
euch dringlichst auf, zukünftig von
der Verwendung solcher Worte aus der
unheiligen Zunge des Zhayad abzusehen.
Des Weiteren frage ich mich, wer in Eurer
Postille neuerdings Anstellung findet. Zumal
besagte Frau Laînil Uûnatal in ihrer Aus-
führung ihre Mutter zitierte. Da frage ich
mich, aus welchem Schoß dieses Elfenwesen
kroch.
Hochachtungsvoll und in großer Sorge,
Alrik Treublatt, Diener der Ähre zu Gareth
(Michael Munz)
wird wachsen. Dann sind ausbleibende Heringe und
verschobener Tidenhub unsere geringsten Probleme.
Seid gewarnt! In der Blutigen See hat man sie zurück-
geschlagen, aber hier, in unserer Mitte, erstarkt die
Elende Ersäuferin zusammen mit ihrem Diener aufs
Neue! Wir sollten schleunigst Efferd um Beistand
und Gnade bitten, sonst stehen wir am Ende allein!«
Der Magister konnte seine Theorien von
einer neuen ketzerischen Gruppierung oder
gar dem erwachten Vielarmigen selbst, nicht
mit wirklichen Beweisen untermauern. Den-
noch bleibt dämonisches Wirken eine mögli-
che Ursache der Phänomene und damit
einher geht ein Gefühl der Bedrohung.
Denn die Ereignisse an der Westküste und
in der Blutigen See haben uns gelehrt, dass
die Finsternis nicht so weit weg ist, wie wir
zumeist glauben. Doch egal welcher Art nun
die Geschehnisse sind, die Auswirkungen
spüren wir in Havena längst.
Wir werden das Thema weiter verfolgen!
Einen launenfreien Tag!
Cianna Seestern
(Katja Jacobi)
Aventurischer Bote 202
Salamander, Ingerimm 1042 BF
Wir erwarten die
Rückkehr
erte Collegae,
W in diesen aufgeregten Zeiten, in
welchen elfisches Erbe unsere
eigene, von Kaiser Fran selbst auferlegte Tra-
dition vertreiben soll, erinnere ich gerne an
die Lehren der Kirche der großen Allwissen-
den Weberin. Zeigt nicht, werte Collegae, die
Geschichte der Erzheiligen Canyzeth, dass
nicht der Rang die Weisheit des Sterblichen
bestimmt, sondernwahre Weisheit erneut
zum Range führen wird? Seid geduldig und
deutet die Zeichen unserer Zeit. Wir erwarten
die Rückkehr, Meister Kosmaar.
Magister Cordovan Degenhardt von Punin
(Julian Härtl)
Katze entlaufen! Einsame Tochter
Satuarias sucht ebensolche zum
Streicheln. Fellzeichnung egal, aber bitte
nur Schweiflose!
Meine Hütte liegt auf halbem Weg
zwischen Gerasim und Norburg.
Salamander, Ingerimm 1042 BF
Weißmagische Richtigstellung zu
graumagischen Lehrmeinungen
ie praiotische Rechtschaffenheit von
D Collega Moriani gegen Collega Raul
hatte den Nebeneffekt, dass schwar-
zer und grauer Lehrmeinung eine Bühne
geboten wurde. Hätte sich die werte Collega
Moriani darauf besonnen, dass die Weisheit
der Herrin Hesinde und die Rechtschaffenheit
des Herrn Praios zwei Seiten derselben zwölf-
seitigen Wahrheit sind, so hätte sie wohl schon
zu Beginn das richtige Mittel gegen den Kur-
pfuscher Raul gewählt. So allerdings konnte
graumagische Spekulation gegen die Theur-
gie in Stellung gebracht werden. Doch ist es
die Wahrheit der Conclusio, die bei Magister
Morgel von den Drachensteinen überzeugt,
und nicht seine Darlegung falscher Tatsachen.
Die unbewiesenen Berichte dahergelaufener
Questatoren aus der Gor reichen nicht aus, um
die Astralkraft mit einem siebten Element zu
verwechseln. Natürlich ist der Ort der Astral-
kraft die 6. und nicht die 2. Sphäre. Den Ele-
menten übergeordnet erlaubt sie damit dem
Nordmärker Nachrichten, Praios 1043 BF
Getrennte Wege
lenvina. Was lange währt, wird
E nicht immer gut: Am 1. Praios des
neuen Jahres verkündete der Hof
in Elenvina die Annulierung des Travienb-
undversprechens zwischen Morena Solivai
von Harmamund, der Nichte des Almadaner
Fürsten Gwain von Harmamund, mit Seiner
Hochwohlgeboren Frankwart vom Großen
Fluss, Graf der Elenviner Mark und Onkel
Seiner Hoheit Hagrobald vom Großen Fluss.
Begründet wurde das Ende der bereits
1028 BF geschlossenen Verlobung mit ›priva-
timen Gründen‹.
Allerdings war für unsere Korrespondentin
unter der Hand zu erfahren, dass es Stim-
men am Hofe gibt, welche die Auflösung der
Verlobung äußerst übel aufgenommen haben
sollen, war es doch dem Vernehmen nach ihr
Anliegen, mit diesem Travienbund die Nord-
marken und Almada enger aneinander zu bin-
den, ein Ansinnen, das nun geplatzt ist.
Ob – und wie sehr – dieser Vorgang die Verbind-
ungen der beiden benachbarten Provinzen bes-
chädigt, vermag allein die Zukunft zu zeigen.
Salamander, Rahja 1042 BF
Fortwährende
Neuerung
ure Spektabilität! Werte Collegae!
E Ich will mit diesem Beitrag meine
Freude darüber zum Ausdrucke
bringen, dass nun endlich auch am Pentagram-
maton die Einsicht angekommen ist, jeden
Adepten in der hohen Kunst der Feuermagica
ausführlich zu unterweisen. Einem jedem eine
brennende Laterne an das Pult zu stellen, wird
dem Verständnis dieses Wesens sehr förder-
lich zutun. So kann anhand der Wandlung
von Stoff über die Zündung und das Verge-
hen in glühender Hitze das Wesen des Feuers,
nämlich fortwährende Neuerung, Handlung,
Bewegung, bestens studiert werden. Neben-
bei erlangt der Adeptus so auch grundlegende
Kenntnisse in der Alchimie. Um Bibliothek
und Archiv vor dem gelegentlich übergreif-
enden Hunger der Flammen zu bewahren,
empfehle ich, diese unter die Obhut des ord-
nenden und bewahrenden Schutzes des Eises
zu stellen. Mit großem Interesse werde ich die
weiteren Entwicklungen verfolgen.
Die Sechse zum Gruße!
Alabaster M. C. Vansanti
(Leon Gronbach)
Magier, diese zu beherrschen. Denn Ordnung
geschieht auch im Kosmos durch strenge
Hierarchie und nicht durch die Selbstbestim-
mung von Gleichrangigen. Wäre die Lehre
von Nayrakis und Sikaryan wahr, so könnte
ein Cantus nie nur Sikaryan sein, da seine
Matrix geometrisch geformt ist und damit der
Ordnung Los’ folgt. Beide Collegae übersehen
das Offensichtliche: die 6. Sphäre ist von der
3. Sphäre aus sichtbar, die 5. – jene der Göt-
ter – aber nicht. Hierin sieht man, dass der Ort
der 5. Sphäre nicht von geometrischer Natur
ist und damit auch von der arkanen Geometrie
einer Zaubermatrix nie erreicht werden kann.
Die Collega hätten dem Vorbild der Heiligen
Niobara folgen und in den Himmel blicken
sollen, anstelle hexischen und elfischen Ein-
flüsterungen zu lauschen. Zurecht versiegeln
wir diese Verwirrungen der Magierphilosophie
in Bleikammern.
Magister minor Raitwin Brunnwacht
(Michael Toppel)
Damit ist aber auch der Graf der Elenviner
Mark wieder unversprochen – und da er im
besten Alter steht, gilt er noch immer als
attraktive Partie.
Alara Togelstein-Horning
(Tina Hagner)

Aventurischer Bote, Firun 1042 BF
Tobriens Zukunft
Der Quell des Lebens
lsur. Ich schreibe diese Zeilen in
I Ehrfurcht vor dem Antlitz des
Wirkens unserer Götter. Als ich bei
Ilsur ankam, konnten meine Augen kaum
glauben, wie wahr all die Geschichten über
die weiße Perle am Meer waren. Über ihr
thront die in all den Jahren, nein, Jahrzehnten
des Krieges unbezwungene Burg Klippstein.
Die Herzen der Menschen, über welche die
Festung wacht, sind von Zuversicht erfüllt.
Voller Hoffnung und Tatendrang haben sie
in den vergangenen Jahren am Wiederauf-
bau der vielen zerstörten Häuser und Tem-
pel gearbeitet. Ganz so wie es Peraine gefällt,
durften die Ilsurer ernten, was sie säten: Frie-
den, aufkeimenden Wohlstand, Stabilität.
Und wahrhaft, die Alveransstörchin ist mit
diesem Dereflecken. Die Diener der Güti-
gen Göttin begleiten das alltägliche Leben
der Ilsurer, als sei es Selbstverständlichkeit
– wie Eltern, die ihre Kinder pflegen. Von
hier aus treiben sie die Heilung des Landes
voran. Doch mehr noch: Ich sage euch, ich
sah Leatmon Phraisop selbst, den höchsten
derischen Diener des Lebens, in einem ein-
fachen Gewand aus Schafswolle durch die
vom Winter kalten Straßen der Stadt gehen
und sich nach dem Wohlbefinden der Ilsu-
rer erkundigen. Da er die Gasse passierte,
von der aus ich ihn beobachtete, blieb er
stehen und winkte mich mit einem gütigen
Lächeln zu sich. Mir waren die Knie weich
wie Schmalzbrot, als ich tat, wie mir gehei-
Nordmärker Nachrichten, Rondra 1043 BF
Ein neuer Tempel für die Heitere Göttin
lenvina. Wer an die gestrengen
E Nordmarken denkt, übersieht
leicht, wie sehr die Elenviner Mark
doch auch von Frau Rahja gesegnet ist: Die
lokale Pferdezucht genießt einen exzellenten
Ruf und die Reben am Großen Fluss bringen
manch edles Tröpfchen hervor. Zwar findet
man in etlichen Weingärten uralte Schreine
der Berauschenden, manche noch aus der
Zeit des Alten Reiches, die liebevoll gepflegt
werden. Doch gerade in der Stadt Elenvina
suchte man bisher vergebens nach einer Resi-
denz der Herrin.
Nun aber haben Weinbauern, Pferde-
händler, Gestütbetreiber, das Haus derer
von Rickenbach sowie die barönlichen
Ge­schlechter von Vairningen, Eisenstein
und (seit kurzem) Orgils Heim für einen
Bau gesammelt, dessen Bestimmung bis
Bosparan-Herold, Peraine 1042 BF
Kronrätin unterstützt Großes
Gerechtigkeitsdekret
insalt. Comto Schatzkanzlerin
V Arvedua von Radoleth hat im Streit
um das Große Gerechtigkeitsde-
kret Position bezogen. Der Herold traf sie
am Rande einer Ratssitzung im gediegenen
Wirtshaus Ratskeller, in dem sich die Erste
Consulin Vinsalts und Sprecherin der Bür-
gerschaft in ungewohnter Offenheit für die
Umsetzung des derzeit im Haus der Fürsten
verhandelten Gesetzes zur Stärkung der Bür-
gerrechte aussprach: »Es ist mir ein besonderes
Anliegen, dass Recht und Gerechtigkeit im Reich des
Wiedererstandenen Horas im Einklang stehen. Ich
höre den Hochadel klagen. Doch worüber? Es wird
ihm nichts genommen! Doch dem Popolo etwas zu
geben, schafft Zufriedenheit. Und dies gewährleistet
eine stabile Ordnung. In Zeiten, in denen nicht ein-
Regionales /Politik
ßen – ein heiliger Mann, der mich, einen
einfachen Schreiber, zu sich bat! Ich warf
mich vor ihm darnieder, bereit, dem Ober-
haupt der Kirche der Peraine allen Respekt
zu erweisen, den mir mein Elternhaus je mit
auf den Weg gab: Doch da hielt er mich auf.
Leatmon Phraisop der Jüngere nahm sanft
meinen Arm und ließ nicht zu, dass ich vor
ihm kniete. Er legte eine Hand auf meine
Schulter. Sein lockiges, walnussbraunes Haar
glänzte im Licht der Sonne – mehr jedoch
noch leuchteten seine Augen, in welchen sil-
berne Sprenkel wie kleine Diamanten in sat-
tem grün gebettet lagen. Mir war, als stünde
ich neben mir selbst, als ich Ihre Erhaben-
heit sprechen hörte: »Ihr seht mir aus, als hättet
Ihr einen langen Weg hinter Euch. Ich hoffe, Ihr
findet Frieden am Ende Eures Pfades. Der Segen
der Göttin sei mit Euch.«
Bevor ich meine Stimme wiederfand, war
er dann seines Weges gegangen. Ich selbst
jedoch fühlte mich wie neugeboren, frei
von Schmerz und Erschöpfung. Bereit,
aufzubrechen.
Wahrhaftig: Wer je daran zweifelte, dass die
Götter an unserer Seite stehen, der soll nach
Ilsur pilgern. So grämt es mich, schon bald
weiterziehen zu müssen. Doch muss ich
weiter, um euch, den werten Lesern, vom
nächsten Ort meiner Reise zu berichten: Dem
einst stolzen Ebelried.
Mythram Korsfels
(Julian Härtl)
dato noch geheim war. Erst unlängst wurde
bekannt, dass das doppelkupplige, mit rosa
Kalk getünchte Fachwerkhaus an der Kai-
serallee tatsächlich der Liebholden Göttin
dargebracht werden soll. Eine Neuigkeit,
die von der sehr praios- und traviafrommen
Bürgerschaft nicht ohne eine gewisse Sorge
um die guten Sitten aufgenommen wurde.
Doch niemand Geringeres als die aus
Almada stammende Gemahlin des Herzogs
verteidigte das Bauvorhaben: schließlich
habe man ja nicht vor, Sankt Valpo dem
Zecher oder Levthan dem Brünstigen eine
Altar zu errichten. Die Stifter sind sich
somit der herzöglichen Protektion gewiss
und planen die Tempelweihe Anfang Phex,
anlässlich des Elenviner Rossmarktes.
Clador Firunen
(Jens Marx)
mal mehr die Sterne ehern am Firmament verankert
sind, ist dies wichtiger denn je.«
Arvedua von Radoleth folgte erst kürzlich
ihrem im hohen Greisenalter verstorbenen
Vater Drugon von Radoleth als Oberhaupt
des gleichnamigen Vinsalter Gründer-
geschlechts nach. Mit dem kühnen Vor-
stoß der Materfamilias, der einflussreichen
Case Fondari, haben die Befürworter des
Großen Gerechtigkeitsdekrets nun pro­
minente Unterstützung erfahren. Ob es sich
am Ende auszahlt, wird sich zeigen. Denn
auch die mächtige Herrin der Kaiserlichen
Münze verfügt im Haus der Fürsten nur über
Wort und Sitz, nicht jedoch über ein eigenes
Stimmrecht.
Imperia Tebaldeo
(Bernd Ochs)
Aventurischer Bote 202
Aventurischer Bote, Praios 1043 BF
Die Maraskella
Beliebte Tänze des Derenrunds
areth. Ursprünglich
G stammt dieser
lebhafte, fast
schon wilde Volkstanz
aus dem feierfreudi-
gen Almada. Doch
inzwischen erfreut
er sich nicht nur dort
großer Beliebtheit.
Über seine Entste-
hung gibt es mehrere
Anekdoten, welche
davon allerdings
der Wahrheit am
nächsten kommt,
ist unklar. So berich-
tet man, dass der Tanz
an die schmerzhaften
Krämpfe und Zuckun-
gen erinnert, die einen nach
einem Stich der Maraskantarantel
durch ihr Gift überkommen (daher auch
das Sprichwort ›Wie von der Maraske gestochen‹).
Andere besagen, dass er die ausgefeilten
Kampfbewegungen eines legendären Aben-
teurers und Entdeckers würdigt, der nur als
›Die Maraske‹ bekannt ist. Am wahrschein-
lichsten ist es aber, dass die Maraskella ihre
Anlehnung im Paarungstanz der Maraskanta-
rantel findet. Denn der Tanz besteht aus einer
wilden Schrittfolge, bei dem sich die Tänzer
Garether Tagespostille, Rahja 1042 BF
Die Helfende Elfe – Heute: Minze
Von Kräutern und deren Wirkung
areth. Meine Mutter pflegte immer
G zu sagen: »In den heißen Monaten sollst
du viel trinken und den Körper schonen.«
Und sie sollte Recht behalten!
Die Monate von Rahja bis Efferd haben es
immer in sich. Vor allem der Herr Praios lässt
seine Scheibe stark und erbarmungslos auf uns
herab brennen. Alte und kranke Lebewesen
sollten in dieser Zeit besonders darauf achten,
viel zu trinken und sich weitestgehend in schat-
tigen Plätzen aufhalten.
Um den Körper gut über die heißen Monate zu
bringen, habe ich ein paar Kräuter auf Lager,
deren Essenzen das Herz und den Kreislauf
unterstützen. Doch aufpassen, auf die richtige
Dosierung und Zeit der Einnahme kommt es an.
In den frühen Morgenstunden empfehle ich
daher einen frisch aufgebrühten Minztee mit
einem Schuss Zitrone, sofern vorhanden. Das
gibt dem Tee eine angenehm fruchtige Note
und liegt nicht schwer im Magen. Vor allem
Aventurischer Bote, Firun 1042 BF
Der absurde Preis eines Gladiators
l’Anfa. Ein skurriler Vorfall ereig-
A nete sich kürzlich in der prächtigen
Bal-Honak-Arena und wird seit-
dem immer wieder in der ganzen Stadt zum
Gespräch. Es ist nicht unüblich, dass verdiente
Gladiatorensklaven von Gönnern freigekauft
werden, um ihnen anschließend als Leibwächter
zu dienen. Doch was sich während der kürzlich
stattgefundenen Scharmützel in der größten
Arena Aventuriens im Herzen der Königin des
Südens abspielte, ist beispiellos. Nach dem letz-
ten Kampf des seit einigen Monaten auf dem
Sand auftretenden Mohas Takate, dem sein
Herr den Namen ›Bluthund von Bilka‹ gab, trat
die al’anfanische Magierin Aurelia Gutierrez an
dessen Besitzer heran und bot diesem für seinen
Sklaven eine unverhältnismäßig hohe Summe
von 350 Dublonen. Natürlich willigte der Herr
Takates sofort ein. Doch was dann geschah,
umkreisen und auch immer
wieder mit dem Fuß auf-
stampfen. In seiner volks-
tümlichen Form wird die
Maraskella zudem auch
noch mit kurzen Stö-
cken getanzt, die wahl-
weise den Stachel des
Tiers oder das Schwert
des Kämpfers symbo-
lisieren sollen und mit
hörbarem Geräusch
aneinandergeschlagen
werden. Wer es gesit-
teter mag, nutzt mit
seinem Tanzpartner
die Hände, um sich
gegenseitig abzuklat-
schen. Die Rahjakirche,
die auch dafür verantwort-
lich ist, dass dieser Tanz auch
über die Grenzen Almadas Bekannt-
heit erfährt, nutzt gerne auch geschwungene
Säbel, um den Liebestanz des Spinnentiers zu
imitieren. In dieser gehobenen Form kommt
die volle Breite der geschmeidigen Bewegun-
gen zur Geltung, sodass man bei der Maras-
kella sicher nicht von einem plumpen Bau-
erntanz sprechen kann.
Gorm Rübenbauer
(Stefan Tannert)
im morgendlichen Tau ist ein lauwarmer Tee
noch gut zu vertragen und die Minze weckt den
Körper nach einer borongefälligen Nacht auf.
Hagebutte und Weißdorn eignen sich hervor-
ragend für das Getränk zwischendurch. Letz-
teres hilft vor allem dem Kreislauf in Schwung
zu bleiben. Wenn die Praoisscheibe besonders
hoch am Himmel steht, darf auch gerne hier
noch eine Scheibe Zitrone in das kühle Getränk
gegeben werden.
Zum Abend hin darf es gerne etwas Beruhigen-
des sein. Etwas Lavendel, Melisse und Schlüs-
selblume. Alle drei Pflanzen sorgen dafür, dass
Bishdariel euch gefällig in seine Arme schließt.
Einer ruhigen, erholsamen Nacht steht so
nichts mehr im Wege. Alle Kräuter findet ihr
natürlich bei eurer Elfe des Vertrauens. Bei
genauerer Anleitung zur Aussaat, Ernte und der
richtigen Pflege stehe ich gerne zur Verfügung.
Laînil Uûnatal
(Katharina Wagner)
ist bis heute Zündstoff unzähliger Gerüchte
in den Schenken der Schwarzen Perle: Sie
schenkte ihm die Freiheit. Einfach unfassbar!
Al’Anfa ist dieser Tage durch die politischen
Verwicklungen in Trahelien ohne Zweifel
bereits ein brodelnder Kessel, doch das – ein
Berg aus Gold, einfach von der Galeere gewor-
fen – setzt dem Raben definitiv die Krone auf.
Nachdem das Gerede des Plebs bereits über-
schwänglich auf eine Liebschaft zwischen der
Magierin und dem Moha spekulierte, konnten
wir Aurelia Gutierrez, eindeutig eine Tochter
aus reichem Hause, zu ihren Motiven befra-
gen. »Mir war einfach danach«, war der einzige
Kommentar, den wir ihr abringen konnten.
Unfassbar! Die al’anfanische Dekadenz weiß
immer wieder zu überraschen.
Diamandez Cavaro-Lupio
(Julian Härtl)

Aventurischer Bote, Rahja 1042 BF
Messerstecherei im Hohen Norden
aavi. In der Herzogenstadt kam
P es im Peraine zu einer Auseinan-
dersetzung, die zwei Tote forderte.
Eines der Opfer, der Nivese Beranen von den
Lieska-Kangerluk, stamme ursprünglich aus
der kleinen Siedlung Farlorn, suchte die Her-
zogenstadt jedoch regelmäßig auf und war
deshalb wohlbekannt. Der andere Tote ist
ein bekannter Schlagetot aus Paavi. Die vom
Kampfeslärm angelockten Anwohner wur-
den Zeuge, wie zwei weitere Schurken, die
offensichtlich mit dem bekannten Schläger
unter einer Decke steckten, die Tasche des
niedergestochenen Nivesen an sich nahmen
und die Flucht ergriffen. Ob dabei dessen
Sippenzugehörigkeit eine Rolle spielte, ist bis-
lang ungeklärt. Brisant ist jedoch, dass Her-
zog Dermot der Jüngere von Paavi zugleich
Häuptling der Lieska-Kangerluk ist. Ging
hier eine Gruppe von Schurken gezielt gegen
die Sippe des Herzogs vor und stellt damit
seine Herrschaft infrage?
Ein weiteres Fragezeichen, die Motive
der Täter betreffend, hielt der Tote selbst
umklammert: eine einzelne Seite, sauber mit
einem Messer aus einem Buch getrennt und
auf der Flucht offenbar tragisch zerschlissen.
Im Folgenden sei eine getreuliche Abschrift
wiedergegeben:
»[…] Weg zu sich reproduzierenden Chimaeren
konzentrierten sich meine Forschungen auf das Wesen
Aventurischer Bote, Rondra 1043 BF
Ein Wunderwerk im Hafenpalast
hunchom. Ein eindrucksvolles
K Spektakel bot sich im Palast von
Großfürst Selo Kulibin von Khun-
chom anlässlich der Feierlichkeiten zum
38. Geburtstag von Prinz Stipen. Bei der
Ankunft der Gäste fiel bereits ein großes Zelt
im Palastgarten auf, welches zum Höhepunkt
der Feier seinen Inhalt preisgab.
Darunter befand sich ein Elefant. Doch der
Dickhäuter bestand nicht aus Fleisch und Blut,
sondern war ein künstliches Meisterwerk aus
Metall, besetzt mit glänzenden Steinen, gol­
denen Intarsien und Elfenbein. Als die Eltern
ihren Sohn anwiesen, in die Hände zu klatschen,
setzte sich das Kunstwerk tatsächlich in Bewe-
gung und lief mit schwerfälligen Schritten die
Allee des Palastgartens ab. Dabei wedelte er mit
dem Schwänzchen, rollte seine Onyxaugen und
warf den Kopf von einer Seite zur anderen.
Aventurien direkt nach Hause?
Den Aventurischen Boten und die beiliegen-
den Abenteuer der Heldenwerk-Reihe kannst
du ganz einfach im Abo bestellen und erhältst
sie dann alle zwei Monate digital als PDF
oder in gedruckter Form zugeschickt! Wei-
tere Informationen und das Anmeldeformu-
lar dazu findest du auf der Website https://
ulisses-spiele.de/spielsysteme/das-schwar-
ze-auge/ im Unterpunkt »Der Aventurische
Bote« oder über diesen QR-Code :
Der Aventurische Bote erscheint zweimonatlich. Copyright © 2020 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems, für die Inhalte.
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind eingetragene Marken. Alle Rechte von Ulisses Spiele
GmbH vorbehalten. Nachdruck von Artikeln (auch auszugsweise) nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des
Herausgebers. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und unbeabsichtigt. Besu-
chen Sie unsere Website www.ulisses-spiele.de. Abonnementbedingungen siehe Abo-Bestellcoupon.
Aus aller Welt
der Ghule. Diese verfügen über die Fähigkeit, eine gift-
vermittelte Transformatio bei gebissenen Subjekten zu
induzieren. Die Vorteile für meine Kunst wären offen-
kundig, ließe sich doch eine ganze Population aus nur
einem Ausgangsindividuum aufbauen und dies ohne
die lästige Phase der Juvenilität. Allein das Venenum
scheint sich bei der Verschmelzung der Leiber in einen
inaktiven Zustand zu versetzen. In einem ersten Schritt
gelang es mir zwar, das Venenum, das zweifelsfrei
arkaner Natur ist, zu analysieren und die transmutier-
ende Komponente in eine Zaubermatrix zu transkribi-
eren, doch die Kopplung […] meine Bestrebungen nicht
als erfolglos zu bezeichnen, denn diese Erkenntnisse
lassen sich vielleicht […] sondern der Verschmelzung
der entdeckten Thesis mit dem Ritual […] nach und
nach auch äußerlich zu transformieren, auf dass er am
Ende dem Abbilde des Magus entspreche. Hierbei, so
scheint es mir, ist jedoch eine Prorogatio der Ritual-
dauer vonnöten, was nicht zuletzt an der Matrixkom-
ponente des Venenums […]«
Hier enden die beunruhigenden Aufzeich-
nungen, die mehr Fragen aufwerfen, als
sie Antworten liefern. Aus wessen Feder
stammt dies götterlästerliche Schriftstück und
weshalb tauchte es nun in Paavi auf ? Besteht
ein Zusammenhang mit den Schreckenskrea-
turen, die während der Zerstörung Frisovs im
Winter 1040 BF gesichtet wurden? Der Bote
wird weiter berichten.
Tsamilla Rotzenberg
(Fred Ericson)
Nach etwas fünfzig Schritt hielt er inne und
trompete eine kurze Melodie.
Nachdem der Großfürst den anwesenden
Magus Saiman ibn Dehaban als Erbauer dieses
Wunderwerks benannt hatte, löcherte man
den gelehrten Herren mit Fragen. Es stellte
sich heraus, dass es sich keinesfalls um ein rein
mechanisches Konstrukt, sondern um einen
sogenannten Automaten handelte – ein fein-
mechanisches Wunderwerk, in Gang gesetzt
durch Magie.
Fünf Tage später ließ man den Elefanten das
Spektakel noch einmal wiederholen, wofür die
Tore zum Palastgarten auch für Schaulustige aus
dem Volk geöffnet wurden. Leider lief er dieses
Mal keine dreißig Schritt, bevor die Apparatur
im Inneren mit einem Knall zum Stillstand kam.
Mirlamo ibn Kara
(Tara Flink)
So siegten die Legionen Jel-Horas’!
Vortragsreihe der
Doctora Glacia di Cassini,
Kolleg der Rommilyser Mark
Aventurischer Bote 202
Belhankaner Beobachter, Rahja 1042 BF
Die Freude wächst
elhanka. Nach bisher wenigen
B Anmeldungen zur Prämie-
rung eines göttingefälligen
Weines während des Festes der Freu-
den ist eine Delegation aus Almada
eingetroffen, die in Begleitung meh-
rerer Geweihter zwei weitere Weine
mit sich führte – zusammen mit
zwei Wagenladungen
voll Wein, der wohl
gewinnbringend ver-
kauft werden soll.
Zur Prämierung tre-
ten die Neukreation
eines prickelnden Gelb­
weins aus der Winzerei
Amhila in Horaskrug
und der klassische, nicht
prickelnde Ragatzowein
der Kelterei Jarcossan aus
Ragath an. Letzterem wird
keine Chance eingeräumt,
handelt es sich wohl um eine Wer-
bemaßnahme der Kelterei, die mit einigen
Fässern in der Stadt eingetroffen ist und
hofft, so manchen betuchten Abnehmer für
ihren Wein zu finden.
Pauken, Trompeten,
Sackpfeifen, Stahlharfen
Für alle eure musikalischen Wün-
sche, kommt zu Ebbo Zimbelbarts
Instrumentenstube. Zwergenqual-
ität zu erschwinglichen Preisen in
Meilersgrund, Gareth!
Tobrisches Wolfshorn, Phex 1042 BF
Eklat beim Frühlingsturnier zu Ebelried
Droht Tobrien der Zorn Firuns?
belried. Es war ein Turnier, wie es
E Tobrien noch nie erlebt hat. Zahl-
reiche Recken und Schaulustige
waren gekommen, um im Namen Ifirns und
Rondras dem von Prinz Jarlak von Ehren-
stein persönlich eröffneten Frühlingsturnier
zu Ebelried beizuwohnen. Doch selbst das
Auftreten eines Grünen Ritters konnte nicht
davon ablenken, dass sich das bemerkenswer-
teste Ereignis außerhalb der Tjoste abspielte.
Was war geschehen?
Beim Bogenschießen, für das auch das ein-
fache Volk zugelassen war, hatte sich neben
Soldaten der Tobimoragarde und Söldnern
des Sturmbanners ein Geweihter des Weißen
Jägers angemeldet. Firnhold von der Sichel
schoss so schnell und präzise, dass selbst der
Rote Pfeil einen würdigen Gegner in ihm
gefunden hätte. Als Prinz Jarlak sich von der
Tribüne erhob, um dem Sieger die Ehre zu
erweisen, wandte sich der bis dahin schweig-
same Geweihte mit lauter, zorniger Stimme
an die verdutzten Zuschauer: »Ihr feiert die
Kontaktadressen
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Unaufgefordert eingesandte Artikel oder Manu-
skripte werden in der Regel nicht bearbeitet.
Im Tempel ist zu vernehmen, dass die
Delegation von Gylvana von Belhanka
zum Fest der Freuden eingeladen
wurde. Ob hier weitere Kandidaten
für die Wahl der Geliebten der Göttin
eingetroffen sind?
Unklar ist, ob die zwei weißen Shadif-
hengste der Delegation ein Geschenk
an den Tempel sind oder
welchen Zweck sie
sonst erfüllen. Hierzu
waren keine ge­­
sicherten Neuigkeiten
zu erfahren, es gehen
jedoch Gerüchte um,
dass die Pferde ein Ges-
chenk an die Kirche sein
sollen, für wen genau, war
jedoch nicht zu erfahren. Es
steht zu vermuten, dass Gyl-
vana als Metropolitin ihrer Kirche
hier auch politische Interessen vertritt
und diese im Kalifat wenig göttingefällig
gezüchteten Pferde keinen Eingang in die Heilige
Herde finden sollen.
Kildara Vapuzzi
(Anni Dürr)
Spielen wie auf dem Silberberg
Rote und Weiße Kamele
– Erlesenste Spiele aus den
Tulamidenlanden
Teehaus Sharisad, Punin
Schwanengleiche und das Ende des Winters? Nar-
ren, auch die Tochter kann nur bitten, denn es ist der
Vater, der befiehlt. Ein milder Winter lässt das Wild
krank und schwach werden, so wie Ihr weich und
blind werdet für die Prüfungen, die der Fall der Sterne
mit sich bringt. Firun hat mit Jarlak dem Waidmann
einst einen Bund geschlossen, der sich in der Schlacht
im Schnee erneuerte. Das Haus Ehrenstein ist ihm
verpflichtet. Vergesst das nie, mein junger Prinz. Es
ist Bestimmung, dass Ihr seinen Namen tragt. Dies
ist Firuns Land!« Anschließend wandte sich der
Geweihte von der Menge ab und verließ das
Turnierfeld. Während die Garde alle Hände
voll zu tun hatte, den ausbrechenden Tumult
unter Kontrolle zu bringen, erklärte Prinz Jar-
lak mit ernster Miene das Tunier für beendet
und zog sich zurück. Spekulationen, wonach
die Zornesrede mit dem kürzlich errichteten
Ifirntempel in Firunsbrunn zu tun hat, woll-
ten weder der Prinz noch der Firuntempel in
Perainefurten kommentieren.
Egidius Torfner
(Christoph Trauth)
Impressum
Herausgeber: Ulisses Spiele GmbH, Industriestr. 11,
65529 Waldems Steinfischbach
Redaktion: Johannes Kaub
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Anni Dürr, Fred Ericson,
Tara Flink, Leon Gronbach, Tina Hagner, Julian Härtl,
Katja Jacobi, Jens Marx, Michael Munz, Bernd Ochs,
Michael Toppel, Christoph Trauth, Alexander Tubbe-
sing, Katharina Wagner
Lektorat: Thorsten Most
Korrektorat: Jens Kothe
Illustrationen: Helge Balzer, Steffen Brand, Janina
Robben, Maximilian Schiller, Sebastian Watzlawek
Satz und Layout: Nadine Hoffmann