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8.1.

3 Harmonische ebene Wellen in verlustbehafteten Medien


In einem verlustbehafteten Medium (κ 6= 0) ist die Wellenzahl k nach (6.61) in Kapitel 6.7
¯
komplex, wobei k = β − jα, also β = Re {k} und α = −Im {k} gilt. Dabei bezeichnet α
¯ ¯ ¯
die Dämpfungskonstante und β die Phasenkonstante, die in einem verlustlosen Medium
gleich der reellen Wellenzahl k ist. Die Lösung der Wellengleichung (6.59) verläuft analog
zum verlustfreien Fall in Abschnitt 8.1.2, nur daß in einem verlustbehafteten Medium die
Wellenzahl k und somit auch der Wellenvektor
¯
~k = k ~e (8.14)
¯ ¯ k

komplexe Größen sind. Für eine z-Richtung fortschreitende Welle ergibt sich damit

~
e−j¯k · ~r = e−j¯kz = e−j(β−jα)z = e−jβz e−αz ,

d. h. die Feldstärken der Welle nehmen in Ausbreitungsrichtung mit e −αz ab. Die komplexe
Darstellung der Feldstärken (8.12) und (8.13) lautet damit in einem verlustbehafteten
Medium
~ r ) = E 0x e−j¯kz ~ex = E 0x e−jβ z e−αz ~ex ,
E(~
¯ ¯ ¯
~ r ) = H 0y e−j¯kz ~ey = H 0y e−jβ z e−αz ~ey .
H(~
¯ ¯ ¯
Die Zeitbereichsdarstellung der Feldstärken ergibt sich durch Multiplikation der Aus-
drücke mit ejωt und anschließender Realteilbildung zu

~ r, t) = Ex (z, t) ~ex = E0x cos (ωt − βz + ϕ) e−αz ~ex ,


E(~
~ r, t) = Hy (z, t) ~ey = H0y cos (ωt − βz + ϕ) e−αz ~ey .
H(~

Abbildung 8.5 zeigt den Verlauf der Welle mit einem Phasenwinkel ϕ = 0 als Momentauf-
nahmen zum Zeitpunkt t = 0.

Hy
H0y
1.0 e−αz v
0.5 ~
H
Ex 1.0 z
0.5 1.0 1.5 2.0
E0x 0 0.5 ~ λ
−0.5 E
−0.5 −1.0

−1.0

Abbildung 8.5: Ebene Welle in einem verlustbehafteten Medium

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


8.1.4 Dispersion
In (8.10) wurde die Phasengeschwindigkeit v = vph durch ω/k ausgedrückt. In einem nicht-
leitenden und frequenzunabhängigen Medium gilt demnach

ω = vph k . (8.15)

Allgemein kann der Zusammenhang durch

ω = ω(k) (8.16)

ausgedrückt werden. Die Beziehung zwischen der Kreisfrequenz ω und der Wellenzahl k
bzw. Phasenkonstante β wird als Dispersionsrelation bezeichnet. Die Phasengeschwindig-
keit ist nach (8.3) und (8.10) abhängig vom Medium in dem sich die Welle ausbreitet,
wobei vph in sogenannten dispersiven Medien mit frequenzabhängiger Permittivität

ε = ε(ω)

ebenfalls frequenzabhängig ist. Die Phasengeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit, mit


der sich die Phasen einer Welle bzw. die Flächen konstanter Phasen (ω(k) t − kz + ϕ) im
Raum ausbreiten. Aus (ω(k) t − kz + ϕ) = konst. folgt, daß die Ableitung der Phase nach
der Zeit verschwinden muß, also

d  dz
ω(k) t − kz + ϕ = ω(k) − k =0
dt dt

gelten muß. Dabei ist dz


dt
= vph die Ausbreitungsgeschwindigkeit bzw. Phasengeschwindig-
keit. Diese ist damit allgemein durch

ω(k)
vph = (8.17)
k

festgelegt. Als Dispersion versteht man somit die Tatsache, daß die Phasengeschwindig-
keit eine Funktion der Frequenz bzw. der Wellenlänge sein kann. Auch Verluste in Medien
führen zu einer Dispersionsrelation, was durch Auflösung des Ausdrucks für die Phasen-
konstante β = Re {k} aus Kapitel 6 nach ω ersichtlich wird,
¯
2β 2
ω(β) = r .
√ κ2 µ
µε (2β)2 +
ε

Gilt die Beziehung (8.15) mit vph = c0 , so ist die Phasengeschwindigkeit für alle Frequen-
zen gleich. Dies wird als dispersionsfreier Fall bezeichnet. Neben der Phasengeschwindig-
keit ist die Gruppengeschwindigkeit vgr eine wichtige Größe, die im Allgemeinen für die
Übertragung von Signalen und für den Energietransport wesentlich ist. Die Gruppenge-

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schwindigkeit ist definiert als
dω(k)
vgr = .
dk
Sie bezieht sich auf ein Wellenpaket, welches als eine Wellengruppe angesehen werden
kann, die aus Wellen verschiedener Frequenzen besteht. Im dispersionsfreien Fall bewegen
sich alle Teilwellen mit der gleichen Phasengeschwindigkeit fort und das Wellenpaket
behält seine Form während der Fortbewegung unverändert bei. Im Gegensatz dazu breiten
sich im dispersiven Fall die Teilwellen mit unterschiedlichen Phasengeschwindigkeiten aus,
was zu einer Veränderung der Gestalt des Wellenpaketes führt. Allgemeine Aussagen über
das Verhalten eine Wellenpaketes sind dann kaum noch möglich.

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