Sie sind auf Seite 1von 3

8.

2 Polarisation ebener Wellen


Bei einer ebenen Welle liegen die elektrische und die magnetische Feldstärke in der zur
Ausbreitungsrichtung senkrechten Wellenebene. Eine harmonische ebene Welle ist in Ab-
bildung 8.4 in Abschnitt 8.1.2 dargestellt, wobei die elektrische Feldstärke in dem Fall
x-gerichtet ist und sich die Welle in z-Richtung ausbreitet. Betrachtet man die elektrische
Feldstärke in einer feststehenden Wellenebene wie beispielsweise z = 0, so beschreibt der
Feldstärkevektor mit fortlaufender Zeit eine Gerade in der Ebene. Eine derartige Welle
bezeichnet man als linear polarisiert. Weitere Polarisationsformen können durch Überlage-
rung von zwei linear polarisierten ebenen Wellen gleicher Frequenz entstehen. Um dies zu
untersuchen, wird im Folgenden eine sich in z-Richtung ausbreitende ebene Welle betrach-
tet, die sich aus einer x-gerichteten und einer y-gerichteten ebenen Welle zusammensetzt.
~ r, t) = E (z, t) ~e + E (z, t) ~e der Welle wird durch
Die elektrische Feldstärke E(~ x x y y

~ r, t) = E0x cos(ωt − kz + ϕx ) ~ex + E0y cos(ωt − kz + ϕy ) ~ey


E(~

beschrieben. E0x und E0y bezeichnen dabei die Amplituden, die als nicht negativ ange-
nommen werden, und ϕx und ϕy die Phasenwinkel bei z = 0 und t = 0. Negative Werte der
Amplituden können durch eine entsprechende Phasenverschiebung berücksichtigt werden.
Für die Betrachtung der Polarisation ist der Phasenunterschied δ = ϕ y − ϕx zwischen den
beiden Komponenten maßgebend, weshalb die Feldstärke mit Bezug auf den Phasenwin-
kel ϕ := ϕx durch

~ r, t) = E0x cos(ωt − kz + ϕ) ~ex + E0y cos(ωt − kz + ϕ + δ) ~ey


E(~ (8.18)

ausgedrückt wird. Die komplexe Darstellung lautet dementsprechend



~ r ) = E 0x ~ex + E 0y ~ey e−jkz ,
E(~
¯ ¯ ¯

mit E 0x = E0x ejϕ und E 0y = E0y ej(ϕ+δ) .


¯ ¯

8.2.1 Lineare Polarisation


Ist der Phasenunterschied δ = 0, so gilt cos(ϕ + δ) = cos(ϕ) und aus (8.18) folgt

~ r, t) = (E ~e + E ~e ) cos(ωt − kz + ϕ) .
E(~ 0x x 0y y

Gilt hingegen δ = ±π, so ist cos(ϕ + δ) = − cos(ϕ) und damit ergibt sich

~ r, t) = (E0x ~ex − E0y ~ey ) cos(ωt − kz + ϕ) .


E(~

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


Die Feldstärke schwingt in der Wellenebene in einer festen Richtung. Für E 0x > 0 und
E0y = 0 ist die Feldstärke x-gerichtet, für E0x = 0 und E0y > 0 entsprechend y-gerichtet.
Sind beide Amplituden von Null verschieden, so ergibt sich die sogenannte Polarisations-
richtung durch den Polarisationswinkel
 
E0y
α = arctan ± .
E0x

Abbildung 8.6 veranschaulicht die Polarisationsrichtung und den Winkel. Die elektrische

Ey

~
E
E0y

α
−E0x z E0x Ex
−E0y

Abbildung 8.6: Lineare Polarisation

Feldstärke schwingt dabei mit der Kreisfrequenz ω zwischen den Endpunkten der ange-
deuteten Geraden.

8.2.2 Zirkulare Polarisation


Ist der Phasenunterschied δ = ± π2 und sind die Amplituden der beiden Komponenten
gleich, d. h. E0x = E0y =: E0 , so resultiert eine zirkular polarisierte ebene Welle. Für
δ = − π2 ist cos(ϕ + δ) = sin(ϕ) und aus (8.18) ergibt sich damit

~ r, t) = E0 cos(ωt − kz + ϕ) ~ex + sin(ωt − kz + ϕ) ~ey .
E(~ (8.19)

π
Für δ = 2
ist hingegen cos(ϕ + δ) = − sin(ϕ) und es folgt

~ r, t) = E0 cos(ωt − kz + ϕ) ~ex − sin(ωt − kz + ϕ) ~ey .
E(~ (8.20)

Für z = konst. stellen die Klammerausdrücke jeweils die Parameterdarstellung des Ein-
heitskreises dar. Der Feldstärkevektor durchläuft in der Wellenebene einen Kreis mit dem
Radius E0 , weshalb die Welle als zirkular polarisiert bezeichnet wird. Je nach Vorzeichen
des Phasenunterschieds wird der Kreis in einer der beiden möglichen Richtungen durch-
laufen. Bei Blickrichtung in Ausbreitungsrichtung, d. h. in positiver z-Richtung, dreht der

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


Feldstärkevektor für δ = π2 nach links und für δ = − π2 nach rechts. Aus diesem Grund
werden die Wellen auch als links- bzw. rechts-zirkular polarisierte Wellen bezeichnet. Ab-

Ey Ey

ωt
ωt ~
E
~
E

z E0 Ex z E0 Ex

a) δ = π2 , links-zirkular b) δ = − π2 , rechts-zirkular

Abbildung 8.7: Zirkulare Polarisation

bildung 8.7 zeigt die beiden möglichen Drehrichtungen, wobei der Wellennormale ~e k = ~ez
senkrecht aus der Zeichenebene heraus zeigt.

8.2.3 Elliptische Polarisation


Sind die Amplituden E0x und E0y verschieden und beide ungleich Null so beschreibt der
Feldvektor eine Ellipse. Für δ = − π2 ergibt sich

~ r, t) = E0x cos(ωt − kz + ϕ) ~ex + E0y sin(ωt − kz + ϕ) ~ey


E(~ (8.21)

π
und für δ = 2
folgt

~ r, t) = E0x cos(ωt − kz + ϕ) ~ex − E0y sin(ωt − kz + ϕ) ~ey .


E(~ (8.22)

Wie bei der zirkularen Polarisation kann in links- und rechts-elliptischer Polarisation un-
terschieden werden. Die Achsen der Ellipse liegen für δ = ± π2 auf den Koordinatenachsen.
Für δ 6= nπ
2
, n ∈ Z, ist dies nicht mehr der Fall und die Ellipse ist bezüglich der Koordi-
natenachsen in der Wellenebene verdreht.

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020

Das könnte Ihnen auch gefallen