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Skript

Theoretische Physik II
Elektrodynamik
zur Vorlesung von Prof. Norbert Kaiser

Technische Universität München


Wintersemester 2022/2023

Inhaltsverzeichnis

0 Übersicht 1

1 Mathematische Grundlagen 2

2 Elektrostatik im Vakuum 8

3 Magnetostatik 32

4 Elektrische und magnetische Felder in polarisierbarer Materie 46

5 Zeitabhängige elektrodynamische Felder 54

6 Elektromagnetische Wellen 73

7 Elektrodynamik und Spezielle Relativitätstheorie 89

A Anhang 103
0 Übersicht

Zusätzlich zu Masse, Länge, und Zeit hat man in der Elektrodynamik eine neue Grundgröße:

(elektrische) Ladung Q

• Es gibt positive und negative elektrische Ladungen.


P
• Die Gesamtladung Qtot = i Qi ist eine Erhaltungsgröße.
• Die elektrische Ladung ist gequantelt:
Q = n · e, n∈Z e = 1.60219 · 10−19 As (0.1)

• Bewegte Ladungen stellen einen elektrischen Strom dar. Ruhende und bewegte Ladungen
üben verschiedenartige Kräfte aufeinander aus.
• Ladungen und Ströme verursachen elektrische und magnetische Felder, E(~ ~ r, t) und
~
B(~r, t), die den ganzen Raum erfüllen. Diese Felder sind definiert durch die Kräfte, die sie
auf eine Testladung q ausüben.
h i
F~ = q E(~
~ r, t) + ~v × B(~
~ r, t) (0.2)

mit ~v der Geschwindigkeit der Ladung q


• Die Elektrodynamik behandelt das dynamische Verhalten der elektrischen und ma-
gnetischen Felder in Raum und Zeit.
Die Grundgleichungen der Elektrodynamik sind die Maxwell-Gleichungen:
~
~ = ρ
div E ~ = − ∂B
rot E
ε0 ∂t
~
~ =0
div B ~ = µ0~j + µ0 ε0 ∂ E
rot B
∂t
– ρ(~r, t) elektrische Ladungsdichte
– ~j(~r, t) elektrische Stromdichte
– ε0 , µ0 sind sogenannte Naturkonstanten, die von der gewählten Konvention für die
Einheit der Ladung herrühren. Wir benutzen durchgehend SI-Einheiten.

Die Erfahrung lehrt, dass die Maxwellgleichungen für alle makroskopischen elektrodynamischen
Phänomene gelten.

Lehrbücher:

• J. D. Jackson: Klassische Elektrodynamik


• Th. Fließnach: Elektrodynamik
• W. Nolting: Theoretische Physik 3
• D. J. Griffiths: Einführung in die Elektrodynamik
• W. Greiner: Klassische Elektrodynamik

1
1 Mathematische Grundlagen

1.1 Elemente der Vektoranalysis

1.1.1 Skalarfeld
 
x
Von einem differenzierbaren Skalarfeld F (~r ) : ~r = y  → F (x, y, z) = F (~r )

z
können wir dessen Gradienten bilden:
 
∂F/∂x
grad F (~r ) = ∇F~ (~r ) = ∂F/∂y  (1.1)
∂F/∂z

Interpretation des Gradienten:

Der Vektor grad F (~r ) steht senkrecht auf den Äquipo-


tentialflächen F (~r ) = const.
~r und ~r + d~r liegen auf Fläche F = const.

∂F ∂F ∂F
0 = dF = dx + dy + dz = d~r · grad F
∂x ∂y ∂z
Des Weiteren sagt uns dF = d~r · grad F , dass sich das Ska-
larfeld maximal ändert, wenn d~r || grad F . Dies ist daher die
Richtung des steilsten Anstiegs oder Abstiegs.

1.1.2 Vektorfeld
   
x Ax (x, y, z)
~ r ): ~r = y  → A(~
Einem differenzierbaren Vektorfeld A(~ ~ r) = Ay (x, y, z)
z Az (x, y, z)
können wir dessen Divergenz oder Quelldichte zuordnen, durch die Vorschrift:
~ r) = ∇
div A(~ ~ r ) = ∂Ax + ∂Ay + ∂Az
~ · A(~ (1.2)
∂x ∂y ∂z
~ und A.
Formal ist das ein Skalarprodukt von ∇ ~ Man beachte, dass der Nablaoperator links vom
Vektorfeld stehen muss.
Es gilt die Produktregel:
~ = grad(F ) · A
div(F A) ~ + F div A
~
~ · (F A)
oder ∇ ~ = (∇F
~ )A~ + F (∇ ~ · A)
~ (1.3)

Ebenso definieren wir für ein Vektorfeld dessen Rotation oder Wirbeldichte
   
∂/∂x Ax  
~ ~ ~ ∂A z ∂A y ∂Ax ∂A z ∂Ay ∂A x
rot A = ∇ × A = ∂/∂y  × Ay  = − , − , − (1.4)
∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y
∂/∂z Az

2
~ und A.
Formal ist das ein Kreuzprodukt von ∇ ~ Es gilt auch hier eine Produktregel:

~ = (grad F ) × A
rot(F A) ~ + F (rot A)
~ (1.5)

Bei den Vektoren im Kreuzprodukt ist bekanntlich die Reihenfolge wichtig. Weiter gilt:
~ × B)
div(A ~ = (rot A)
~ ·B~ −A~ · (rot B)
~
     
~ · A
oder ∇ ~×B ~ = ∇ ~ ×A ~ ·B~ −A ~· ∇ ~ ×B~ (1.6)

Aus den Definitionen von grad, div und rot folgt:


Wirbelfelder sind quellenfrei
~ =0
div(rot A) (1.7)
Gradientenfelder sind wirbelfrei

rot(grad F ) = 0 (1.8)

1.1.3 Helmholtz’scher Satz

~ r) kann eindeutig in einen wirbelfreien und


Jedes hinreichend schnell abfallende Vektorfeld A(~
einen quellenfreien Anteil zerlegt werden.

~ r) = grad Φ(~r) + rot V


A(~ ~ (~r) (1.9)
~ r), und V
dabei ist Φ bestimmt durch div A(~ ~ (~r) ist bestimmt durch rot A(~
~ r). Der Beweis des
Helmholtz’schen Satzes wird in der Zentralübung gegeben.

1.2 Integralsätze

1.2.1 Gauß’scher Integralsatz

~ r) durch ein orientiertes Flächenstück F ist folgendermaßen


Der Fluss ΦF eines Vektorfeldes A(~
erklärt:

dF~ ist das vektorielle Flächenelement und zeigt in Richtung


der Flächennormale
¨ ¨  
~ ~ ∂~r ∂~r ~ r(u, v))
ΦF = dF · A(~r) = du dv × · A(~
F B ∂u ∂v
(1.10)
~r = ~r(u, v) ist eine Parametrisierung des Flächenstücks F,
wobei die Parameter (u, v) über den Bereich B gehen.

Bemerkung: Ein Flächenstück wird dadurch orientiert, dass man jedem seiner Flächenelemente
dF (auf stetige Art und Weise) die Normalenrichtung zuordnet: dF~ = dF ~n. Es gibt zwei Möglich-
keiten; die Normale kann nach oben oder unten weisen, und eine der beiden Wahlen legt dann
die Orientierung des Flächenstücks fest. Im Falle der Parametrisierung durch (u, v) bestimmt die
Reihenfolge von u und v über das Kreuzprodukt (∂~r/∂u) × (∂~r/∂v) die Orientierung.

3
Betrachte nun eine orientierte geschlossene Fläche mit
der Flächennormale nach außen weisend.
F = ∂V ist der orientierte Rand eines Volumens V .

‹ ˚
dF~ · A(~
~ r) = ~ r)
dV div A(~ Gauß’scher Satz (1.11)
F =∂V V

~ r) durch eine geschlossene Fläche ist gleich dem


Der Fluss eines differenzierbaren Vektorfeldes A(~
~
Volumenintegral über dessen Quelldichte div A(~r).

Beweisidee zum Satz von Gauß:


Man zerlege das Volumen V in viele kleine Quader Qi

Die Beiträge aneinander stossender Seitenflächen von Quadern heben einander im Flussintegral
auf ‹ X‹
dF~ · A
~= dF~ · A
~
∂V i ∂Qi

so dass nur die äußere Oberfläche der Quaderzerlegung übrigbleibt.


Betrachte nun einen kleinen Quader Qi :


 ± ∆y ∆z ~ex
∆F~ = ± ∆x ∆z ~ey
± ∆x ∆y ~ez

4

dF~ · A
~ = ∆y∆z [Ax (x + ∆x, y, z) − Ax (x, y, z)] + ∆x∆z [Ay (x, y + ∆y, z) − Ay (x, y, z)]
∂Qi
 
∂Ax ∂Ay ∂Az ~
+∆x∆y [Az (x, y, z + ∆z) − Az (x, y, z)] ' ∆x∆y∆z + + = ∆V div A
∂x ∂y ∂z

Somit gilt:
‹ X‹ X
dF~ · A
~= dF~ · A
~= ~ ri )
∆Vi div A(~
∂V i ∂Qi i
˚
im Grenzfall immer feinerer Zerlegungen wird daraus das Volumenintegral ~
dV div A
V

~ misst den lokalen Fluss eines Vektorfeldes A


Interpretation: Die Divergenz div A ~ durch kleine
Volumina.

1.2.2 Stokes’scher Integralsatz

~ r) längs einer orientierten, geschlossenen Kurve C = ∂F,


Die Zirkulation ΓC des Vektorfeldes A(~
welche das Flächenstück F berandet, ist folgendermaßen definiert:

˛ ˆ t1
~ r) = d~r ~
ΓC = d~r · A(~ dt · A(~r(t))
C t0 dt
mit ~r = ~r(t) einer Parametrisierung der Kurve C.
Die Zirkulation ΓC misst, wie sich das Vektorfeld auf der Kurve C mitdreht.
Die geschlossene orientierte Kurve C ist der Rand eines orientierten Flächenstücks F, wobei die
Orientierungen von Kurve und Flächenstück mit der rechten Handregel aufeinander abgestimmt
sind.

5
˛ ¨
~ r) =
d~r · A(~ dF~ · rot A(~
~ r) Stokes’scher Satz (1.12)
C=∂F F

Beweisidee zum Satz von Stokes:


Zerlege das Flächenstück F in viele kleine Parallelogramme Pi :

Die Beiträge aneinander stoßender Kanten heben einander auf, und somit trägt nur der äußere
Umfang bei: ˛ X˛
~
d~r · A = ~
d~r · A
C=∂F i ∂Pi

Betrachte ein einzelnes Parallelogramm:

∆F~ = ∆~r1 × ∆~r2


hat die richtige Orientierung.

˛          
~ ~ ∆~r2 ~ ∆~r2 ~ ∆~r1 ~ ∆~r1
d~r · A = ∆~r1 · A ~r − − A ~r + + ∆~r2 · A ~r + − A ~r −
∂Pi 2 2 2 2
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
' Taylor∆~r1 · ∇(∆~r2 · A) − ∆~r2 · ∇(∆~r1 · A) = (∆~r1 × ∆~r2 ) · (∇ × A) = ∆F · rot A ,
˛ X˛ X
~
d~r · A = ~=
d~r · A ∆F~i · rot A(~
~ r)
∂F i ∂Pi i
¨
im Grenzfall immer feinerer Zerlegungen ergibt sich das Flächenintegral ~ · rot A
dF ~
F

~ misst die lokale Drehrate (d.h. Wirbeldichte) des Vektorfeldes.


Interpretation: Die Rotation rot A

6
Beispiel:
~ × ~r hat die Wirbeldichte rot ~v = 2~
Das Geschwindigkeitsfeld bei starrer Rotation ~v = ω ω.

1.3 Laplace-Operator

Vom Gradienten eines Skalarfeldes können wir dessen Divergenz bilden:


2 2 2
~ ) = 4F = ∂ F + ∂ F + ∂ F
~ · (∇F
div (grad F ) = ∇
∂x2 ∂y 2 ∂z 2
∂ 2 ∂ 2 ∂ 2
mit dem Laplace-Operator 4 = + 2 + 2 =∇ ~ ·∇
~ (1.13)
∂x 2 ∂y ∂z

Ebenso geht das komponentenweise für Vektorfelder:


 
4Ax
∂2 ∂2 ∂2
 
~=
4A + + ~ = 4Ay 
A (1.14)
∂x2 ∂y 2 ∂z 2
4Az

Es gilt die wichtige Formel


~ = grad(div A)
rot(rot A) ~ − 4A ~ (1.15)
~ als doppeltes Kreuzprodukt: ∇
Man behandle rot(rot A) ~ × (∇
~ × A)
~ = ∇(
~ ∇~ · A)
~ − (∇
~ · ∇)
~ A~

~ 1 mit |~r| = r = x2 + y 2 + z 2 dem Abstand vom Ursprung


p
Wir berechnen nun ∇ |~
r|
 
x/r      
1 ∂ 1 ~
r 1 3 ~
r −3
grad = y/r  =− 3, div grad = − 3 + ~r · · 4 = 0
|~r| ∂r r r |~r| r r r
z/r

Nun wenden wir den Gauß’schen Satz (1.11) auf das Vektorfeld − r~r3 an und nehmen als Volumen
eine im Ursprung zentrierte Kugel vom Radius R.

dF~ = R2 r̂ dΩ,
dΩ = sin θ dθ dϕ ist das Raumwinkelelement
r̂ ist die Einheitsnormale in radialer Richtung

˚ ‹ ¨
R2
 
1 ~r
3
d r4 = dF~ · − 3 = dΩ (−r̂ · r̂) = −4π 6= 0
|~
r|<R |~r| |~
r|<R r R2
(unabhängig vom Kugelradius.)

Wie kann man diese Diskrepanz verstehen?


Die obige Berechnung von 4 |~1r| =0 ist nur gültig für ~r 6= 0.
Bei ~r = 0 entsteht/verbleibt eine sehr singuläre Funktion, die bei Integration über eine beliebig
kleine Kugel stets den Wert −4π ergibt.

7
Das vollständiges Resultat lautet:

1
4 = −4πδ 3 (~r) (1.16)
|~r|

δ 3 (~r) = δ(x)δ(y)δ(z) ist die sogenannte Dirac’sche Deltadistribution mit der Eigenschaft:
ˆ
d3 r δ 3 (~r) · φ(~r) = φ(0)
V

d.h. nur der Wert von φ(~r) bei ~r = 0 wird von der Deltafunktion δ 3 (~r) bei einem Volumenintegratal
herausgefiltert.
Mathematisch saubere Definition: δ(x) ist singulärer ´ ∞Grenzwert einer Funktionenfolge, die auf
den Nullpunkt konzentriert ist mit der Eigenschaft −∞ dx δ(x) = 1

Verallgemeinerung der Relation bei konstanter Verschiebung:

1
4 = −4πδ 3 (~r − ~r 0 ) (1.17)
|~r − ~r 0 |

2 Elektrostatik im Vakuum

2.1 Coulombgesetz und Feldgleichung

Die empirische Grundlage für die Entwicklung der Elektrostatik ist das Coulombgesetz (2.1).

Experimentelle Fakten:

• Die Coulombkraft ist eine Zentralkraft, die längs der Verbindungslinie der beiden Ladungen
Q und q wirkt.

• Sie ist proportional zum Produkt beider Ladungen, abstoßend für gleiche Ladungen und
anziehend für entgegengesetzte Ladungen.

• Sie fällt mit dem reziproken Quadrat des Abstandes ab (analog zur Gravitationskraft).
1 qQ
F~C = ~er (2.1)
4πε0 r2
1
• Der Vorfaktor 4πε 0
kommt von der Wahl der Einheiten für die elektrische Ladung. Mit
SI-Einheiten hat man den Wert ε0 = 8.8542 · 10−12 VAs
m.

8
• Experimentelle Tests zur Gültigkeit des Coulombgesetzes, |FC | ∼ r−(2+) ergeben die obere
Schranke1  = (2.7 ± 3.1) · 10−16 .

• Bei sehr kurzen Abständen (r ≤ 10−13 m) findet man im atomaren Bereich kleine Abwei-
chungen vom Coulombgesetz, die mit sehr hoher Genauigkeit von der Quantenelektrodyna-
mik erklärt werden.

~ = F~C /q hat
Das von der am Ursprung lokalisierten Punktladung Q erzeugte elektrische Feld E
nach dem Coulombgesetz die Form:

~ r) = Q
E(~ ~er r = |~r| (2.2)
4πε0 r2

Erste Erkenntnis: Dieses Vektorfeld ist ein Gradientenfeld:

~ r) = − grad Φ(~r) Q
E(~ mit Φ(~r) = (2.3)
4πε0 r
wobei das Skalarfeld Φ(~r) als elekrostatisches Potential bezeichnet wird.
Man rechnet leicht nach: − grad 1r = −~er dr
d 1 1
r = r2 ~
er

Nun berechnen wir den Fluss dieses elektrischen Feldes durch eine geschlossene orientierte Fläche.
Für eine Kugel vom Radius R, zentriert im Ursprung, erhal-
ten wir:
‹ ‹ ‹
~ ~ Q ~ ~er Q Q
dF ·E(~r) = dF · 2 = 2
dF =
|~
r|=R 4πε0 |~
r|=R R 4πε0 R ε 0
| {z }
= 4πR2
(2.4)
Für eine beliebige Fläche mit vektoriellen Flächenelement
dF~ ist die Größe

dF~ · ~er dF⊥


2
= 2 = dΩ (falls dΩ > 0)
r r

1
Phys. Rev. Lett. 26(1971)721.

9
die Projektion von dF~ auf die Einheitskugel, d.h. das Raum-
winkelelement dΩ = sin θ dθ dϕ.
‹ ¨
~ ~ Q Q
dF · E(~r) = dΩ = (2.5)
F 4πε0 ε 0
| {z }
=4π

Falls die Fläche F die Punktladung nicht einschließt, verschwindet das Flussintegral:

‹  ¨ ¨ 
Q ~er Q
dF~ · 2 = dΩ − dΩ =0
4πε0 F r 4πε0
| {z } | {z }
hintere Kappe vordere Kappe

denn beide Kappen erscheinen von Q aus gesehen unter dem


selben Raumwinkel.

Ergebnis:

‹ (
Q
Q innerhalb von F
dF~ · E(~
~ r) = ε0 (2.6)
F 0 Q außerhalb von F

Mit dieser Kenntnis können wir Ansammlungen von Punktladungen und kontinuierliche Ladungs-
verteilungen behandeln.

2.2 Superpositionsprinzip

Die elektrischen Felder erzeugt von einzelnen Punktladungen addieren sich als Vektorsumme
zum gesamten elektrischen Feld. Diese Eigenschaft drückt die Linearität der (klassischen) Elek-
trodynamik aus.
In der Quantenelektrodynamik gibt es äußerst kleine nichtlineare Effekte: Licht-Licht-Streuung

Dieser Effekt soll mit sehr starken Laserfeldern experimentell nachgewiesen werden.

Das elektrische Feld von N Punktladungen Qi lässt sich mit dem Superpositionsprinzip dar-
stellen als:

10
N
~ r) = 1 X Qi (~r − ~ri )
E(~ (2.7)
4πε0 |~r − ~ri |3
i=1

Das zugehörige elektrostatische Potential lautet:

N
1 X Qi ~ r) = −∇Φ(~
~ r)
Φ(~r) = , E(~ (2.8)
4πε0 |~r − ~ri |
i=1

Der Fluss des (gesamten) elektrischen Feldes durch eine geschlossene Fläche F ist:
‹ N
(
1 X 1 Qi innerhalb von F Qinnen
dF~ · E(~
~ r) = Qi = (2.9)
F ε0 0 Qi außerhalb von F ε0
i=1

Verallgemeinerung auf kontinuierliche Ladungsverteilungen

∆q
Lokale statische Ladungsdichte ρ(~r) = lim
∆V →0 ∆V
N
X ˆ
Ersetze einfach Qi . . . durch d3 r0 ρ(~r 0 ) . . .
i=1

Wir erhalten für das elektrische Feld:

ˆ
1 ρ(~r 0 )
~ r) =
E(~ d3 r0 (~r − ~r 0 ) (2.10)
4πε0 |~r − ~r 0 |3

Einfacher zu berechnen ist (als skalare Größe) das elektrostatische Potential:

ˆ
1 ρ(~r 0 )
Φ(~r) = d3 r0 (2.11)
4πε0 |~r − ~r 0 |

Der Fluss dieses elektrischen Feldes durch eine geschlossene Fläche F = ∂V ist:
‹ ˚
~ r) = 1 Qinnen = 1
dF~ · E(~ dV ρ(~r) (2.12)
F =∂V ε0 ε0 V

Der Vergleich mit dem Gauß’schen Satz (1.11) liefert:

11
~ r) = ∇
div E(~ ~ r) = ρ(~r)
~ · E(~ (2.13)
ε0

Die Divergenz (Quelldichte) des elektrischen Feldes ist die lokale Ladungsdichte.

~ = − grad Φ erhalten wir: − div grad Φ = −∆Φ =


Zusammen mit E 1
ε0 ρ, mit dem Laplaceoperator
∆=∇ ~2

1
∆Φ(~r) = − ρ(~r) Poissongleichung (2.14)
ε0

Diese inhomogene lineare partielle Differentialgleichung zweiter Ordnung hat die spezielle Lösung:
ˆ
1 ρ(~r 0 )
Φ(~r) = d3 r0 | Wende ε0 4 an
4πε0 |~r − ~r 0 |
ˆ ˆ
1 3 0 0 1
d r ρ(~r )4 = − d3 r0 ρ(~r 0 )δ 3 (~r − ~r 0 ) = −ρ(~r)
4π |~r − ~r 0 |

Beispiel:
Bei einer radialsymmetrischen Ladungsdichte ρ ist elektrostatisches Potential Φ ebenso radial-
symmetrisch:

Zur Auswertung des Volumenintegrals führe man im ~r 0 -Raum Kugelkoordinaten r0 , θ0 , ϕ0 ein. Der
Polarwinkel θ0 wird von einer Achse durch ~r aus gemessen.
ˆ 2π ˆ π ˆ ∞
1 0 0 0 ρ(r0 )
Φ(r) = dϕ dθ sin θ dr0 r0 2 √
4πε0 0 0 0 r2 + r0 2 − 2rr0 cos θ0
0
Substitution: ζ = − cos θ , dζ = dθ sin θ0
0
, −1 < ζ < 1
ˆ ∞ ˆ 1 ˆ ∞  ζ=1
1 0 02 0 2 02 0 −1/2
 1 0 02 0 2 p 2 0 2 0
Φ(r) = dr r ρ(r ) dζ r + r + 2rr ζ = dr r ρ(r ) r + r + 2rr ζ
2ε0 0 −1 2ε0 0 2rr0 ζ=−1
ˆ ∞ (
1 r0 2r0 r0 < r
dr0 ρ(r0 ) r + r0 − |r − r0 |
 
= * Fallunterscheidung nötig:
2ε0 0 r | {z } 2r r0 > r

12
 ˆ r ˆ ∞ 
1 1 0 02 0 0 0 0
Φ(r) = dr r ρ(r ) + dr r ρ(r ) (2.15)
ε0 r 0 r

Damit das Integral für Φ(r) konvergiert, muss ρ(r0 ) muss schneller als 1/r0 2 abfallen.
Das zugehörige elektrische Feld ist:
~ r) = − grad Φ(r) = −(grad r) Φ0 (r) = r̂ · E(r)
E(~
 ˆ r 
0 1 1 0 02 0 1 2
mit E(r) = −Φ (r) = dr r ρ(r ) − r ρ(r) + rρ(r) (2.16)
ε0 r 2 0 r

Einfacher mit dem Gauß’schen Satz


angewandt auf eine Kugel vom Radius r:

|~r 0 | = r0 (beschreibt Kugeloberfläche)



dF~ 0 · E(~
~ r 0 ) = 4πr2 E(r)
ˆ ˆ
1 3 0 0 4π r 0 0 2 0
d r ρ(r ) = dr r ρ(r )
ε0 ε0 0
r 0 |<r
|~

Beispiel: Homogen geladene Vollkugel

3Q
ρ(r) = ρ0 Θ(R − r) ρ0 =
4πR3
mit der Heavyside’schen Stufenfunktion:
(
1 x>0
Θ(x) =
0 x<0

 ˆ r ˆ R  2
R2 r 2
 
3Q 1 0 02 0 0 3Q r Q
r<R: Φ(r) = 3
dr r + dr r = 3
+ − = (3R2 − r2 )
4πR ε0 r 0 r 4πR ε0 3 2 2 8πR3 ε0
 ˆ R   3
3Q 1 0 02 3Q R Q
r>R: Φ(r) = 3
dr r = 3
=
4πε0 R r 0 4πε0 R 3r 4πε0 r

Ergebnis:

13
(
Q
8πε0 R3
(3R2 − r2 ) r < R
Φ(r) = Q (2.17)
4πε0 r r>R

(
r
Q r<R
E(r) = −Φ0 (r) = R3
1
(2.18)
4πε0 r2
r>R

2.3 Elektrostatische Energie

Um eine Punktladung q (aus dem Unendlichen) an den Ort ~r zu bringen, müssen wir Arbeit
leisten. Auf die Coulombkraft F~ = q E ~ wir müssen die Gegenkraft −F~ anwenden und erhalten
für die Arbeit W (~r), um q an den Ort ~r zu bringen

ˆ r ˆ r
0 ~ r 0) = q
W (~r) = −q d~r · E(~ d~r 0 · grad Φ(~r 0 ) = q Φ(~r)
∞ ∞
angenommen wurde Φ(∞) = 0 (2.19)

14
Wir berechnen nun die elektrostatische Energie
von N Punktladungen. Es seien i − 1 Punkt-
ladungen qj an den Orten ~rj . Die erforderliche
Arbeit um qi an den Ort ~ri zu bringen ist:
i−1
X qj
W i = qi
4πε0 |~ri − ~rj |
j=1

Die gesamte potentielle Energie ist:


N i−1 N
X X qj 1 X qi qj
W = qi = (2.20)
4πε0 |~ri − ~rj | 2 4πε0 |~ri − ~rj |
i=2 j=1 i,j=1,i6=j

wobei der Faktor 1/2 die Doppelzählung korrigiert.


Für eine kontinuierliche Ladungsverteilung ρ(~r 0 ) geht dieser Ausdruck über in das folgende dop-
pelte Volumenintegral: ˆ ˆ
1 ρ(~r)ρ(~r 0 )
W = d r d3 r0
3
(2.21)
8πε0 |~r − ~r 0 |

Der mitgenommene Betrag von ~r = ~r 0 ist vom Gewicht Null.


Unter Verwendung des elektrostatischen Potentials Φ(~r) gilt:

ˆ ˆ ˆ
1 3 ε0 3 ε0
W = d r ρ(~r) Φ(~r) = − d r Φ(~r)4Φ(~r) = d3 r |E(~r)|2 (2.22)
2 |{z} 2 2
−ε0 4Φ

Hier wurde benutzt:


~ = (grad Φ) · E
div(ΦE) ~ + Φ div E
~ ~ 2 = −Φ∆Φ − div(ΦE)
d.h: E ~
| {z }
−4Φ

Der Term div(ΦE) ~ liefert nach dem Gauß’schem Satz (1.11) ein Oberflächenintegral, das für
lokalisierte Ladungsdichten verschwindet. Für eine geschlossene Fläche von der Ausdehnung R
gilt die Abschätzung:

1 1 1 R→∞
R2 2
≈ −−−−→ 0
RR R
Man interpretiert obigen Ausdrucks für W

ˆ
ε0 ~
w(~r) = |E(~r)|2 W = d3 r w(~r) (2.23)
2

dahingehend, dass w(~r) die Energiedichte des elektrischen Feldes ist.


Beispiel: Homogen geladene Kugeloberfläche

15
~
Das E-Feld ~ r) = r̂ E(r).
zeigt radial nach außen: E(~
Der Gauß’scher Satz angewandt auf eine Kugel vom Radius r liefert:
(
Q
2 ε r>R
4πr E(r) 0
0 r<R

~
Die in diesem E-Feld gespeicherte Energie (d.h. die nötige Energie um die Kugel aufzuladen) ist:
ˆ ˆ ∞ 2 ˆ ∞
Q2 Q2

ε0 3 ~2 ε0 2 Q −2
W = d r E (~r) = 4π dr r = dr r = (2.24)
2 2 R 4πε0 r2 8πε0 R 8πε0 R

Alternativ: Direkte Berechnung aus der Flächenladungsdichte:

ˆ ˆ  2
1 0 Q 1
W = dF dF ,
8πε0 4πR2 |~r − ~r 0 |
mit |~r − ~r 0 | = R 2(1 − cos θ)
p
ˆ 2π ˆ π
Q2 2 2 sin θ
W = 3 4
4πR R dϕ dθ p
128π ε0 R R 2(1 − cos θ)
| 0 {z } 0
=2π
ˆ 1
Q2 Q2
= dζ [2(1 + ζ)]−1/2 =
16πε0 R −1 8πε0 R

2.4 Flächenhaft verteilte Ladungen

As
Eine Fläche F trage die Flächenladungsdichte σ(~r) (Einheit [σ] = [ m 2 ]).
Die Flächeneinheitsnormale ~n zeige von der Unterseite (Seite 1) zur
Oberseite (Seite 2)
Wir legen eine kleine Dose“(Gauß’sches Kästchen) D der Dichte d und

Deckfläche A auf die Fläche F, so dass diese von beiden Seiten her die
Flächenladungsdichte σ einschließt.

Nach dem Gauß’schen Satz gilt (der Beitrag des Randes der Dicke d ist vernachlässigbar):
ˆ ‹
3
d rρ(~r) = Aσ = ε0 dF~ · E
~ ≈ ε0 (A~n · E
~ 2 − A~n · E
~ 1)
D ∂D

~n · (E ~ 1) = σ
~2 − E (2.25)
ε0

~
Feststellung: Die Normalkomponente des E-Feldes springt beim Durchgang durch eine gela-
1
dene Fläche F um ε0 mal die Flächenladungsdichte.

Zusätzliche Aussage über die Tangentialkomponenten:

16
Ebenso legen wir eine kleine Rechteckschleife tangential in die Fläche.
Der Vektor ~t liegt tangential in der Fläche. Aus rot E ~ = 0 folgt:
˛
0 = d~r · E~ = ∆l ~t · (E~2 − E~1 )

Dies gilt für jede tangentiale Richtung ~t:

=⇒ (E~2 − E~1 ) k ~n

~n × (E~2 − E~1 ) = 0 (2.26)

Die Tangentialkomponenten des elektrischen Feldes sind stetig


beim Durchgang durch eine geladene Fläche.

~
Das E-Feld endet senkrecht auf der Metalloberfläche.
Die influenzierte Flächenladungsdichte σ ergibt sich
zu:
~
ε0 ~n · E =σ (2.27)
Fläche

2.5 Multipolentwicklung

Wir betrachten eine lokalisierte statische Ladungsdichte ρ(~r) und wollen das Verhalten des elek-
~ = − grad Φ) für große Abstände |~r|
trostatischen Potentials Φ(~r) (und des elektrischen Feldes E
von der Quelle studieren.

17
Wir entwickeln den inversen Abstand von Aufpunkt ~r zu
Quellpunkt ~r 0 :

−1/2
2 ~r · ~r 0 r0 2

1 2 02 0 −1/2
 1
= r + r − 2 ~r · ~r = 1− + 2
| ~r − ~r 0 | r r2 r
" #
2
2 ~r · ~r 0 r0 2 3 2 ~r · ~r 0
   
1 1
= 1− − 2 + 2 + + ... + ...
r 2 r r 8 r2
1 ~r · ~r 0 1 
+ 3 + 5 3(~r · ~r 0 )2 − ~r 2 · ~r 02 + . . .

=
r r 2r

Dies liefert für das elektrostatische Potential:

ˆ ˆ ˆ
 
3
1 1 ~r 1 X
Φ(~r) = d3 r0 ρ(~r 0 ) + · d3 r0 ~r 0 ρ(~r 0 ) + 5 xi xj d3 r0 (3x0i x0j − δij ~r 02 )ρ(~r 0 )
4πε0 r r3 2r
i,j=1

Dabei bezeichnet man den ersten Term als Monopol-Term,


´ 3 0 den zweiten als Dipol-Term und den
letzten als Quadrupol-Term. Nach der Integration d r bekommt man die Form:

 3 
1 q p~ · ~r 1 X
Φ(~r) = + 3 + 5 xi xj Qij (2.28)
4πε0 |{z}
r r 2r
|{z} i,j=1
∼1 ∼ 1 | {z }
r r2 1

r3

mit den Größen:


Gesamtladung q: ˆ
q= d3 r0 ρ(~r 0 ) (2.29)

elektrischer Dipolmomentsvektor p~ (hängt von der Wahl des Ursprungs ab):


ˆ
p~ = d3 r0 ~r 0 ρ(~r 0 ) (2.30)

elektrischer Quadrupoltensor Qij (hängt von der Wahl des Ursprungs ab):
ˆ
Qij = d3 r0 3x0i x0j − δij ~r 0 2 ρ(~r 0 )

(2.31)

3 3
(3x0j2 − ~r 0 2 ) = 0.
P P
Man sieht: Qij = Qji ist symmetrisch und spurfrei Qjj = 0, denn
j=1 j=1

Folglich hat der Quadrupoltensor nur fünf unabhängige Komponenten.


 
Q11 Q12 Q13
 Q12 Q22 Q23 
Q13 Q23 −Q11 − Q22

18
Falls die Gesamtladung verschwindet, q = 0, wird der Dipolmo-
mentvektor unabhängig von der Wahl des Ursprungs:
ˆ
0
p~ = d3 r(~r − ~a)ρ(~r) = p~ − ~aq = p~

Falls die Gesamtladung und der Dipolmomentvektor verschwin-


den, q = 0, p~ = 0, wird der Quadrupoltensor unabhängig von der
Wahl des Ursprungs:

ˆ
Q0ij = d3 r 3(xi − ai )(xj − aj ) − δij (~r − ~a)2 ρ(~r)
 

ˆ ˆ ˆ
= d3 r 3xi xj − δij ~r 2 ρ(~r) + d3 r [−3(xi aj + xj ai ) + 2δij~a · ~r] ρ(~r) + d3 r(3ai aj − δij~a2 )ρ(~r)
 

= Qij − 3(pi aj + pj ai ) + 2δij p~ · ~a + (3ai aj − δij~a2 )q = Qij

Genaue Form des elektrischen Dipolfeldes

 
~ dip = − 1 grad p~ · ~r
E
4πε0 r3
  
1 p~ ~r 3
=− · + p~ · ~r − 4
4πε0 r3 r r
 
1 3~r (~p · ~r) p~
= − 3
4πε0 r5 r
1
= (3 (r̂ · p~) r̂ − p~) (2.32)
4πε0 r3
p cos θ
Es sei p~ = (0, 0, p), dann gilt in Kugelkoordinaten Φdip (r, θ) = 4πε0 r2
und für die Komponenten
des elektrischen Feldes erhalten wir:
∂Φ 2p cos θ 1 ∂Φ p sin θ 1 ∂Φ
Er = − = , Eθ = − = , Eφ = − =0
∂r 4πε0 r3 r ∂θ 4πε0 r3 r sin θ ∂φ

~ und aus d~r = ~er dr + ~eθ rdθ + ~eφ r sin θdφ in Kugelkoordinaten
Auf den Dipolfeldlinien gilt d~r k E
folgt durch Vergleich der Komponenten:
dr Er cos θ dr cos θ
= =2 , ⇒ =2 dθ , ⇒ ln r = 2 ln sin θ
rdθ Eθ sin θ r sin θ
sowie φ = const. Die Dipolfeldlinien sind somit ebene geschlossene Kurven mit der Polarkoordi-
natendarstellung r(θ) = k sin2 θ. Das sind keine Kreislinien sondern Ovale, die in Richtung von p~
gestaucht sind.

2.6 Energie und Kräfte im äußeren elektrischen Feld

~ ext (~r):
Wir betrachten eine lokalisierte Ladungsdichte ρ(~r) in einem äußeren elektrischen Feld E

19
Wir entwickeln Φext (~r + ~r 0 ) um den (zentralen) Punkt ~r:

3 3
0
X ∂Φext 1X ∂ 2 Φext 0 0
Φext (~r−~r ) = Φext (~r)+ x0i + x x +. . .
∂xi 2 ∂xi ∂xj i j
i=1 i,j=1

Die Wechselwirkungsenergie W (~r) mit der lokalisierten Ladungsdichte ist:


ˆ
W (~r) = d3 r0 Φext (~r + ~r 0 )ρ(~r 0 )
ˆ 3 ˆ 3 ˆ
3 0 0
X ∂Φext 1 X ∂ 2 Φext
= Φext (~r) d r ρ(~r ) + d3 r0 x0i ρ(~r 0 ) + d3 r0 (3xi xj − δij ~r 2 )ρ(~r 0 )
∂xi 6 ∂xi xj
i=1 i,j=1

Dabei liefert das erste Integral die Ladung, das zweite das Dipolmoment und das letzte den
Quadrupoltensor. Man beachte hierbei, dass die Ergänzung im letzten Term verschwindet:
3
X ∂ 2 Φext
· δij = 4Φext = 0
∂xi xj
i,j=1

denn die Ladungen, die Φext erzeugen, liegen außerhalb des Bereichs der lokalisierten Ladungs-
dichte. Aus dem Wechselwirkungspotential
3
~ 1 X ∂Eiext
W (~r) = q Φext (~r) − p~ · Eext − Qij (2.33)
6 ∂xj
i,j=1

folgt die Kraft des äußeren Feldes auf die Ladungsverteilung als:

3
~ ext + 1
X ∂ 2 Eiext
F~ = −∇W
~ (~r) = q E
~ ext + (~ ~ E
p · ∇) Qij ~ek (2.34)
6 ∂xj ∂xk
i,j,k=1

~ p·E
In einer Nebenrechnung zeigen wir noch ∇(~ ~ ext ) = (~ ~ E
p · ∇) ~ ext , wobei p~ = const und rot E
~ =0
benutzt werden:
∂ ∂Ex ∂Ey ∂Ez ∂Ex ∂Ex ∂Ex ~ x
(px Ex + py Ey + pz Ez ) = px + py + pz = px + py + px p · ∇)E
= (~
∂x ∂x ∂x ∂x ∂x ∂y ∂z
Für die y- und z- Komponenten des Gradienten gilt dies entsprechend.

20
Ferner ist das wirkende Drehmoment in erster Näherung:

ˆ
~ =
M d3 r0 ~r 0 × E
~ ext (~r + ~r 0 )ρ(~r 0 ) ' p~ × E
~ ext (~r) (2.35)

~ ext auszurichten, so dass die po-


Es versucht p~ parallel zu E
tentielle Energie W = −~ p·E~ ext des Dipols minimal wird.

Anwendungsbeispiel: Dipol-Dipol-Wechselwirkung

~ ext sei das elektrische Feld eines


E
Dipols:

 
1 p~1 · p~2 (~r1 − ~r2 ) · p~1 (~r1 − ~r2 ) · p~2
W12 = 3
−3 Dipol-Dipol-Wechselwirkung
4πε0 |~r1 − ~r2 | |~r1 − ~r2 |5
(2.36)

Die Kraft F~12 = −∇


~ 1 W12 hängt vom Abstand |~r1 −~r2 |, der relativen Orientierung der beiden
Dipolmomente p~1 und p~2 und deren Orientierung zur Verbindungslinie ab.

2.7 Randwertprobleme der Elektrostatik

2.7.1 Grundlagen

Bei vorgegebener Ladungsdichte ρ(~r) wird die Poissongleichung (2.14) durch die Integralformel
(2.11) gelöst:

ˆ
ρ(~r) 1 ρ(~r 0 )
4Φ(~r) = − Φ(~r) = d3 r0
ε0 4πε0 |~r − ~r 0 |

Die Problemstellungen in der Elektrostatik sind jedoch oft anders:


~ r) = − grad Φ(~r) auf Flächen
Potentialverteilungen Φ(~r) auf Flächen oder Feldverteilungen E(~
sind vorgegeben.
Zur Vorbereitung der Lösung solcher Randwertprobleme benötigt die Green’schen Sätze
1. Green’scher Satz:
Φ und Ψ seien zwei Skalarfelder, dann gilt:
~ · ∇Ψ
div(Φ grad Ψ) = Φ 4Ψ + ∇Φ ~

21
Nach Gauß’schem Satz (1.11) folgt:

ˆ ˛ ˛
~ · ∇Ψ)
~ ∂Ψ ∂Ψ
dV (Φ4Ψ + ∇Φ = dF~ · Φ∇Ψ
~ = dF Φ , ~
= ~n · ∇Ψ (2.37)
V F =∂V F =∂V ∂n ∂n

~ eine Kurzschreibweise für die Normalenableitung ist.


wobei ∂Ψ/∂n = ~n · ∇Ψ
2. Green’scher Satz:
Vertauschen von Φ und Ψ und anschließende Subtraktion liefert den zweiten Greenschen Satz:

ˆ ˛  
∂Ψ ∂Φ
dV (Φ4Ψ − Ψ4Φ) = dF Φ −Ψ (2.38)
V F =∂V ∂n ∂n

Nun setzen wir Ψ(~r 0 ) = 1


r−~
4π|~ r 0| und Φ(~r 0 ) sei das elektrostatische Potential.

1 ρ(~r 0 )
4Ψ = 4~r 0 = −δ 3 (~r − ~r 0 ) 4~r 0 Φ(~r 0 ) = −
4π|~r − ~r 0 | ε0

Der zweite Greensche Satz (2.38) ergibt in diesem Falle:

ˆ  ˆ
ρ(~r 0 ) ∂Φ(~r 0 )
  
0 0 3 0 0 ∂ 1 1
dV Φ(~r )(−δ (~r − ~r )) + = dF Φ(~r ) 0 −
V 4πε0 |~r − ~r 0 | F ∂n 4π|~r − ~r 0 | 4π|~r − ~r 0 | ∂n0

und aufgelöst nach Φ(~r) für Punkte ~r im Inneren des Volumens V erhalten wir:

ˆ ˛
ρ(~r 0 ) ∂Φ(~r 0 )
 
1 0 0 1 ∂ 1
Φ(~r) = dV + dF − Φ(~r 0 ) 0 (2.39)
4πε0 V |~r − ~r 0 | F
0
4π|~r − ~r | ∂n 0 ∂n 4π|~r − ~r 0 |

Die Zusatzterme über das Flächenintegral lassen sich folgendermaßen interpretieren:


r 0)
ε0 ∂Φ(~
∂n0 ist eine Flächenladungsdichte und − ε0~n0 Φ(~r 0 )|F ist eine Dipolflächendichte.
F
Für Letzteres erinnern wir an das Potential eines Dipols p~ am Ort ~r 0 :

1 p~ · (~r − ~r 0 ) ~ ~r 1 ~ ~r 0 1
Φdip (~r) = 0
= −~
p·∇ 0
= p~ · ∇ (2.40)
4πε0 |~r − ~r | 3 4πε0 |~r − ~r | 4πε0 |~r − ~r 0 |
∆~
p
also ist die Dipolflächendichte = −ε0~n0 Φ(~r 0 ) (2.41)
∆F

Man unterscheidet zwei Typen von Randwertproblemen:

22
1. Dirichlet’sches Randwertproblem:
Das Potential Φ(~r) ist auf der Fläche F = ∂V vorgegeben

2. Neumann’sches Randwertproblem:
Die Normalenableitung ∂Φ ~ ist auf der Fläche F = ∂V vorgegeben.
n · ∇Φ
∂n = ~

Beide Vorgaben würden das Randwertproblem überbestimmen. Tatsächlich bestimmt die Vorgabe
von Dirichlet’schen oder Neumann’schen Randbedingungen das Potential Φ(~r) im Volumen V
eindeutig.
Beweis der Eindeutigkeit:
Es seien Φ1 (~r) und Φ2 (~r) zwei Lösungen.
Betrachte ihre Differenz u(~r) = Φ1 (~r) − Φ2 (~r).
Es gilt 4u = 0 im Volumen V und u = 0 auf der Fläche F oder
∂u
∂n = 0 auf der Fläche F. Dies eingesetzt in den 1. Green’schen
Satz (2.37) mit Φ = Ψ = u ergibt:
ˆ ˛
~ 2
 ∂u
dV u 4u +(∇u) = dF u =0
V |{z} ∂V ∂n
=0
|{z}
ein Faktor = 0

~ = 0 im Volumen V , also u = const im Innern von V .


⇒ ∇u
Dirichlet: u = 0 auf ∂V und wegen Stetigkeit u(~r) = 0 in ganz V .
Neumann: Der Unterschied der beiden Lösungen Φ1 (~r) und Φ2 (~r) um eine Konstante ist phy-
sikalisch bedeutungslos.

Erklärung des Farady’schen Käfigs

Metallische Hohlkörper schirmen elektrische Felder ab.


Man hat Φ = Φ0 = const auf ∂V und dies ist die eindeutige Lösung in
ganz V .
⇒E ~ = − grad Φ0 = 0 in V

2.7.2 Lösung des Dirichtlet’schen Randwertproblems

Formale Lösung mittels einer Green’schen Funktion, welche folgende Form und Eigenschaften
hat:
1
GD (~r, ~r 0 ) = + f (~r, ~r 0 ) ,
4πε0 |~r − ~r 0 |
1 3
4~r 0 GD (~r, ~r 0 ) = − δ (~r − ~r 0 ) , 4~r 0 f (~r, ~r 0 ) = 0 (2.42)
ε0

für die Punkte ~r 0 im Volumen V . Der Zusatz f (~r, ~r 0 ) sorgt dafür, dass die Randbedingungen
erfüllt sind.
Wir gehen mit dem elektrostatischen Potential Φ(~r 0 ) und Ψ(~r 0 ) = GD (~r, ~r 0 ) in den zweiten
Green’schen Satz (2.38):

23
ˆ  ˛
r 0) r 0)
  
0 0 1 3 0 0 ρ(~ 0 0 ∂ 0 0 ∂Φ(~
dV Φ(~r )(− δ (~r − ~r )) + GD (~r, ~r ) = dF Φ(~r ) 0 GD (~r, ~r ) − G(~r, ~r )
V ε0 ε0 F ∂n ∂n0

Wir fordern für den Zusatz f (~r, ~r 0 ), sodass GD (~r, ~r 0 ) = 0 für alle ~r 0 ∈ F = ∂V . Dann erhalten
wir als Lösung für das Dirichlet’sche Randwertproblem die Formel:

ˆ ˛

Φ(~r) = dV 0 GD (~r, ~r 0 )ρ(~r 0 ) − ε0 dF 0 Φ(~r 0 ) GD (~r, ~r 0 ) (2.43)
V F ∂n0

Die explizite Konstruktion von GD (~r, ~r 0 ) mit den geforderten Eigenschaften ist leider nur in
einfachen Fällen möglich. Ist F eine Ebene oder Kugeloberfläche so kann die Bildladungs- oder
Spiegelladungsmethode (2.7.3) verwendet werden um den Zusatz f (~r, ~r 0 ) durch das Potential
einer fiktiven Ladung darzustellen.
Wir zeigen noch, dass die Green’sche Funktion zum Dirichlet’schen Randwertproblem symme-
trisch ist:
GD (~r, ~r 0 ) = GD (~r 0 , ~r) (2.44)

Wir gehen mit Φ(~r 00 ) = GD (~r, ~r 00 ) und Ψ(~r 00 ) = GD (~r 0 , ~r 00 ) und den Relationen:
1 1
4~r 00 GD (~r, ~r 00 ) = − δ 3 (~r − ~r 00 ) , 4~r 00 GD (~r, ~r 00 ) = − δ 3 (~r 0 − ~r 00 )
ε0 ε0
in den zweiten Green’schen Satz (2.38):
ˆ  
00 00 1 3 0 00 0 00 1 3 00
dV GD (~r, ~r )(− δ (~r − ~r )) − GD (~r , ~r )(− δ (~r − ~r ))
ε0 ε0
V
˛  
00 00 ∂ 0 00 0 00 ∂ 00
= dF GD (~r, ~r ) 00 GD (~r , ~r ) − GD (~r , ~r ) 00 GD (~r, ~r ) = 0
∂n ∂n
∂V
1 
GD (~r 0 , ~r) − GD (~r, ~r 0 )

=
ε0
wobei die Eigenschaft der Green’schen Funktion GD (~r, ~r 0 ) = 0 für ~r 0 ∈ ∂V ausgenutzt wurde.

2.7.3 Methode der Bildladungen

Das Dirichlet’sche Randwertproblem wird gelöst durch die Green’sche Funktion (2.42)
1
GD (~r, ~r 0 ) = + f (~r, ~r 0 )
4πε0 |~r − ~r 0 |
wobei der erste Term das Potential einer Punktladung q = 1 am Ort ~r 0 = ~r in V ist. Für den
Zusatzterm muss gelten:
∆~r 0 f (~r, ~r 0 ) = 0 für alle ~r, ~r 0 in V
Physikalische Interpretation von f (~r, ~r 0 ): Es stellt das Potential einer Ladungsverteilung
außerhalb von V , das zusammen mit (4πε0 |~r − ~r 0 |)−1 die Randbedingung GD (~r, ~r 0 ) = 0 für alle
~r 0 ∈ F = ∂V , ~r ∈ V erfüllt.
Wir erhalten so eine Umformulierung des Problems:
Ladungsdichte ρ(~r 0 ) und Randbedingungen ist gleichwertig zu
ρ(~r 0 ) + Bildladungen ohne Randbedingungen

24
Punktladung vor geerdeter unendlich ausgedehnter Metallplatte

Das relevante Volumen V ist der obere Halbraum z 0 > 0 (siehe linkes Bild) und F = ∂V ist die
xy-Ebene.
Es muss für die Green’sche Funktion gelten:
1 qB
4πε0 GD (~r, ~r 0 ) = + 0 = 0, ∀~r 0 = (x0 , y 0 , 0) ,
|~r 0
− ~r| |~r − ~rB |
p q
qB (x0 − x)2 + (y 0 − y)2 + z 2 = − (x0 − xB )2 + (y 0 − yB )2 + zB2 mit z > 0 und zB < 0
qB = −1 , ~rB = (x, y, −z)

Eine zur wahren Ladung (q = 1 am Ort ~r ) entgegengesetzte (fiktive) Spiegelladung befindet sich
am Spiegelpunkt ~rB .
Setze nun im ~r 0 -Raum die Punktladung Q im Abstand a > 0 auf die z 0 -Achse bei ~a = (0, 0, a).
Die Ladungsdichte ist ρ(~r 0 ) = Q δ 3 (~r 0 − ~a). Das resultierende Potential zur Randbedingung
Φ(x, y, 0) = 0 lautet einfach:

Q n 2 −1/2  2 −1/2 o
Φ(x, y, z) = x + y 2 + (z − a)2 − x + y 2 + (z + a)2 für z ≥ 0
4πε0
(2.45)

~ = − grad Φ ist:
Das zugehörige elektrisches Feld E
 
~ = Q (x, y, z − a) (x, y, z + a)
E − (2.46)
4πε0 [x2 + y 2 + (z − a)2 ]3/2 [x2 + y 2 + (z + a)2 ]3/2

Auf der Metallplatte z = 0 hat man:


Qa 2
~ (x + y 2 + a2 )− /2 ~ez
3
E(x, y, 0) = −
2πε0
steht senkrecht auf der Grenzebene

25
Mit dem Sprung zur Normalkomponente von E ~ ist bekanntlich
eine influenzierte Flächenladungsdichte σ verbunden:

Qa 2
[x + y 2 + a2 ]− /2
3
σ(x, y) = ε0 Ez (x, y, 0) = −

Die gesamte influenzierte Flächenladung berechnet sich zu:

ˆ∞ ˆ∞ ˆ2π ˆ∞
Qa r
Q̃ = dx dy σ(x, y) = − dϕ dr 2
2π (r + a2 )3/2
−∞ −∞ 0 0
 r=∞
= −Qa −(r2 + a2 )− /2
1
= −Q
r=0

Die Ladung Q wird von der Metallplatte mit der Kraft F~ angezogen, welche genau entgegengesetzt
zur Kraft von Q auf die Flächenladungsdichte ist.
ˆ∞ ˆ∞
F~ = − dx ~ Q (x, y, 0)
dy σ(x, y) E
−∞ −∞

~ Q das nur von der Punktladung Q erzeugte elektrische Feld E ~ Q (x, y, 0) = Q (x,y,−a)
wobei E 4πε0 [x2 +y 2 +a2 ]3/2
ist. Die x- und y-Komponenten von F~ verschwinden offensichtlich und man werten das Integral
in Polarkoordinaten aus:
 ˆ2π ˆ∞ ∞
Q2 a2 Q2
 
~ Qa Qa r 1 2 2 −2
F = − ~ez dϕ dr 2 = − ~
e z − (r + a ) = − ~ez
2π 4πε0 (r + a2 )3 4πε0 4 0 16πε0 a2
0 0

Dies entspricht genau der Kraft zwischen der wahren Ladung Q und der fiktiven Bildladung −Q
im Abstand 2a.

Mit der Green’schen Funktion können wir auch ein anderes Problem lösen:
Es sei ρ(~r ) = 0 im oberen Halbraum z > 0 und das
Potential Φ(x, y, 0) = Ψ(x, y) ist in der xy-Ebene vorgeben.
Wie setzt sich die Lösung der Laplacegleichung ∆Φ = 0 in
den oberen Halbraum z > 0 fort?
Hierzu benötigen wir die Normalenableitung der
Green’schen Funktion (mit äußerer Normale ~n0 = −~ez
in unserem Fall):

∂ 1
|~r 0 − ~r|−1 − |~r 0 − ~rB |−1 z 0 =0

− 0
∂z 4πε0
−z
= p 3
2πε0 (x − x0 )2 + (y − y 0 )2 + z 2

ˆ ∞ ˆ ∞
z 0 Ψ(x0 , y 0 )
Φ(x, y, z) = dx dy 0 p 3 , z>0 (2.47)
2π −∞ −∞ (x − x0 )2 + (y − y 0 )2 + z 2

26
Punktladung von geerdeter Metallkugel

Der Ansatz für die Green’sche Funktion ist:


1 qB
4πε0 GD (~r, ~r 0 ) = + 0
|~r 0 − ~r| |~r − ~rB |

mit ~rB k ~r.


Wir bezeichne den Winkel zwischen ~r 0 und ~r mit
α und haben r̂ · r̂0 = cos α.
Die Bedingung an GD (~r, ~r 0 ) = 0 bei |~r 0 | = R
führt zu folgender Gleichung:

−1/2 −1/2
0 = R2 + r2 − 2Rr cos α + qB R2 + rB
2
− 2RrB cos α ,
r>R qB < 0 rB < R ,
2
(R2 2
+ r − 2Rr cos α) = R + rB
qB 2 2
− 2RrB cos α ,
r
rB rB 2
qB = − und R2 + rB
2
= (R + r2 ) ⇒ Quadratische Gleichung für rB
r r
2  2 2 2
R2 + r 2 R + r2
 2
r − R2

2
rB − = −R = ,
2r 2r 2r
R2 + r2 ± (r2 − R2 ) R2
rB = = r oder rB = <r
2r r

Die erste Lösung rB = r ist aufgrund der Voraussetzung rB < R auszuschließen. Also:

R2 R
rB = , qB = − Inversion an der Kugel: r rB = R2
r r

Ergebnis: Green’sche Funktion der Kugel

R −1
1 r 0 R
4πε0 GD (~r, ~r 0 ) = 0
− r
2 = |~r 0 − ~r |−1 − ~r − ~r (2.48)
|~r − ~r | |~r − 2 ~r |
0 R R r
r

Ferner benötigen wir die Normalenableitung (~n0 = −r̂0 zeigt ins Kugelinnere):
r 2
∂ R − r cos α R2
R − r cos α R2 − r 2
− 0 4πε0 GD (~r, ~r 0 ) = − =
∂r r0 =R (R2 + r2 − 2Rr cos α)3/2 (R2 + r2 − 2rR cos α)3/2 R(R2 + r2 − 2Rr cos α)3/2

Die Lösung des Dirichlet’schen Randwertproblems außerhalb der Kugel vom Radius R lautet:
ˆ ˆ ˆ
R(r2 − R2 ) 2π 0 π 0 sin θ0 Ψ(θ0 , φ0 )
Φ(~r) = Φ(r, θ, φ) = d3 r0 GD (~r, ~r 0 )ρ(~r 0 )+ dφ dθ
4π 0 0 (R2 + r2 − 2Rr cos α)3/2
r 0 |>R
|~

mit Ψ(θ0 , φ0 ) den Randwerten auf der Kugel und cos α = cos θ cos θ0 + sin θ sin θ0 cos(φ − φ0 ).

27
2.8 Kugelflächenfunktionen und sphärische Multipol-Entwicklung

Wir kehren zum Poisson-Integral für das elektrostatische Potential ohne Randbedingungen
ˆ
1 ρ(~r 0 )
Φ(~r) = d3 r0
4π0 |~r − ~r 0 |

zurück und wollen die Fernfeldentwicklung (in Potenzen von 1/r) systematisch weitertreiben.

Problem: |~r −~r 0 |−1 faktorisiert nicht in den beiden vorkommenden Variablen ~r und ~r 0 .Wir brau-
chen ein Darstellung von |~r − ~r 0 |−1 als Summe von Produktfunktionen in ~r und ~r 0 .

1. Schritt: Entwicklung im reziproken Abstand 1/r. Es bezeichne α den Winkel zwischen ~r und
~r 0 , so dass man cos α = r̂ · r̂ 0 hat.

|~r − ~r 0 |−1 = (r2 + r0 2 − 2rr0 cos α)− /2 =


1

"  0 2 #−1/2 ∞
r0 1 r0 l
 
1 r X
1+ − 2 cos α = Pl (cos α)
r r r r r
l=0

Die hierbei auftretenden Entwicklungskoeffizienten Pl (cos α) heißen Legendre-Polynome l-ten


Grades. Die zugehörige erzeugende Funktion ist:

X
2 −1/2
(1 + t − 2tξ) = tl Pl (ξ) |t| < 1 −1≤ξ ≤1
l=0

Berechne die ersten drei Legendre-Polynome:


  
1 1 1 3 2 1
1 − (t2 − 2tξ) + − − t2 − 2tξ + ... = 1 + tξ + t2 (3ξ 2 − 1) + ... ,
2 2 2 2 2
1
P0 (ξ) = 1 , P1 (ξ) = ξ , P2 (ξ) = (3ξ 2 − 1)
2
Alle weiteren Pl (ξ) können rekursiv berechnet werden (siehe meine Vorlesung: Spezielle Funktio-
nen in der Theoretischen Physik)

(l + 1)Pl+1 (ξ) = (2l + 1)ξPl (ξ) − lPl−1 (ξ) ,


1 1 1
P3 (ξ) = (5ξ 3 − 3ξ) , P4 (ξ) = (35ξ 4 − 30ξ 2 + 3) , P5 (ξ) = (63ξ 5 − 70ξ 3 + 15ξ) , ...
2 8 8
l
Pl (−ξ) = (−1) Pl (ξ) −→ abwechselnd gerade/ungerade

Es gibt eine explizite Berechnungsformel von Rodriguez:

1 dl 2
Pl (ξ) = (ξ − 1)l Grad des Polynoms: 2l −l = l (sowie gerade/ungerade) (2.49)
2l l! dξ l

28
2. Schritt: Trennung der Winkelabhängigkeiten:

sin θ0 cos φ0
   
sin θ cos φ
r̂ =  sin θ sin φ  r̂0 =  sin θ0 sin φ0 
cos θ cos θ0
cos α = r̂ · r̂0 = cos θ cos θ0 + sin θ sin θ0 cos(φ − φ0 )
Dies ist der Kosinussatz der sphärischen Geometrie.

Es gilt das Additionstheorem der Kugelflächenfunktionen (Nachweis in der Vorlesung:


Spezielle Funktionen):

l
4π X ∗ 0 0
Pl (cos α) = Ylm (θ , φ ) · Ylm (θ, φ) (2.50)
2l + 1
m=−l

Die Analogie hierzu in der Ebene sind die


Additionstheoreme für Sinus und Cosinus:
cos(φ − φ0) = cos φ cos φ0 + sin φ sin φ0
sin(φ − φ0 ) = sin φ cos φ0 − cos φ sin φ0

Die Kugelflächenfunktionen (spherical harmonics) Ylm (θ, φ) sind definiert als:

s
2l + 1 (l − m)! (m)
Ylm (θ, φ) = (−1)m P (cos θ) sinm θ eimϕ (2.51)
4π (l + m)! l
für positive m-Werte 0 ≤ m ≤ l

Yl,−m (θ, φ) = (−1)m Ylm (θ, φ) ∼ eimϕ (2.52)
für negative Werte −l ≤ −m ≤ 0

Wobei
(m) dm 1 dl+m 2
Pl (ξ) = Pl (ξ) = (ξ − 1)l (2.53)
dξ m 2l l! dξ l+m
das assoziierte (zugeordnete) Legendre-Polynom vom Grad l − m ist, also die m-te Ableitung von
Pl (ξ).

29
Beispiele für l ≤ 2:
r
1 3
Y0,0 =√ Y1,0 = cos θ
4π 4π
r r
3 ∗ 5
Y1,1 =− sin θeiϕ = −Y1,−1 Y2,0 = (3 cos2 θ − 1)
8π 16π
r r
15 ∗ 15 ∗
Y2,1 =− cos θ sin θeiϕ = Y2,−1 Y2,2 = sin2 θe2iϕ = Y2,−2
8π 32π
Die Kugelflächenfunktionen Ylm (θ, φ) sind ein unentbehrliches Werkzeug in der theoretischen
Physik.

Wichtigste Eigenschaft:
Die Kugelflächenfunktionen Ylm (θ, φ), l = 0, 1, 2, ..., m = −l, ..., l (2l + 1 Werte) bilden ein
vollständiges orthonormiertes Funktionensystem auf der Einheitskugel S 2

ˆ2π ˆπ

dφ dθ sin θ Ylm (θ, ϕ)Yl∗0 m0 (θ, ϕ) = δll0 δmm0
0 0

Das Raumwinkelintegral definiert ein Skalarprodukt für Funktionen


ˆ (
∗ 1 für gleiche Basisfunktionen
hf |gi = dΩf (θ, ϕ)g(θ, ϕ) , hχi |χj i = δij =
0 für ungleiche Basisfunktionen

Vollständigkeit bedeutet:
Jede (quadratintegrable) Funktion auf der Einheitskugel kann nach den Ylm (θ, φ) entwickelt wer-
den:
∞ X
X l
f (θ, φ) = alm Ylm (θ, φ)
l=0 m=−l
´
Zur Bestimmung der Entwicklungskoeffizienten alm behandle beide Seiten mit dΩ Yl∗0 m0 (θ0 , φ0 )

ˆ2π ˆπ ∞ X
X l
dφ dθ sin θ f (θ, φ)Yl∗0 m0 (θ, φ) = alm δll0 δmm0 = al0 m0
0 0 l=0 m=−l

ˆ2π ˆπ

alm = dφ dθ sin θ Ylm (θ, φ)f (θ, φ) (2.54)
0 0

∞ P
P l
Die Konvergenz der Reihe alm Ylm (θ, φ) ist nicht immer punktweise, sondern im Allge-
l=0 m=−l
meinen nur im quadratischen Mittel, d.h.
ˆ
lim dΩ |Funktion − Reihe|2 = 0
lmax →∞
S2

30
Nun wieder zurück zur Fernfeldentwicklung des elektrostatischen Potentials. Wir kombinieren die
Entwicklung in Potenzen von 1/r mit dem Additionstheorem der Kugelflächenfunktionen und
erhalten:
∞ l ˆ
1 X X 1 Ylm (θ, φ)
Φ(~r) = d3 r0 ρ(~r 0 )r0 l Ylm

(θ, φ) ,
ε0 2l + 1 rl+1
l=0 m=−l
∞ l
1 X X qlm Ylm (θ, φ)
Φ(r, θ, φ) = mit den sphärischen Multipolmomenten qlm
ε0 2l + 1 rl+1
l=0 m=−l

Wir vergleichen mit den (führenden) kartesischen Multipolmomenten (q, pi , Qij ):


ˆ
1 q
q00 = √ d3 r0 ρ(~r 0 ) = √
4π 4π
r ˆ r
3 3
q10 = d3 r0 ρ(~r 0 )z 0 = pz
4π 4π
r ˆ r
3 3 0 0 0 0 3 ∗
q11 = − d r ρ(~r )(x − iy ) = − (px − ipy ) = −q1,−1
8π 8π
r r
5 5
q20 = Q33 = − (Q11 + Q22 )
16π 16π
r
5 ∗
q21 = (iQ23 − Q13 ) = −q2,−1
24π
r
5 ∗
q22 = (Q11 − Q22 − 2iQ12 ) = q2,−2
96π

2.8.1 Lösung der Laplace-Gleichung in Kugelkoordinaten:

Es gilt bekanntlich:

4~r |~r − ~r 0 |−1 = 0 = 4~r 0 |~r − ~r 0 |−1 für ~r 6= ~r 0


∞ X
l
0 −1
X 4π r0 l ∗
setze die Reihe ein: |~r − ~r | = Ylm (θ, φ)Ylm (θ0 , φ0 )
2l + 1 rl+1
l=0 m=−l

Wir sehen, dass die Funktionen r−l−1 Ylm (θ, φ) und rl Ylm (θ, φ) die lineare homogene Laplace-
Gleichung 4Φ = 0 lösen. Die allgemeine Lösung der Laplace-Gleichung 4Φ = 0 in Kugelkoordi-
naten lautet daher nach dem Superpositionsprinzip:

∞ X
l  
X
l Blm
Φ(r, θ, φ) = Alm r + l+1 Ylm (θ, φ) (2.55)
r
l=0 m=−l

mit Laplace-Operator in Kugelkoordinaten:


∂2 1 ∂2
 
2 ∂ 1 1 ∂ ∂
4= 2 + + sin θ +
∂r r ∂r r2 sin θ ∂θ ∂θ sin2 θ ∂φ2
wobei der Term in der eckigen Klammer den Winkelanteil 4S 2 angibt. Dieser hat eine äquivalente
~ 2.
Darstellung als Drehimpulsquadrat-Operator 4S 2 = (~r × ∇)

31
Spezialfall: axiale Symmetrie
Im diesem Fall ist das Potential Φ(~r) unabhängig vom Azimuthalwinkel φ. Es können nur die
Kugelflächenfunktionen mit
p m = 0 beitragen und diese sind proportional zu den Legendre-
Polynomen, Yl0 (θ, φ) = (2l + 1)/4πPl (cos θ). Die allgemeine axialsymmetrische Lösung der
Laplacegleichung 4Φ = 0 lautet daher:
∞ 
X βl 
Φ(r, θ) = αl r l + Pl (cos θ)
rl+1
l=0

Diese findet Anwendung bei Problemen wie einer Metallkugel oder einer dielektrischen Kugel
im homogenen äußeren elektrischen Feld und aufgrund physikalischer Randbedingungen sind nur
wenige Koeffizienten αl , βl von Null verschieden.

3 Magnetostatik

3.1 Magnetfeld (oder magnetische Flussdichte, oder magnetische Induktion)

Empirischer Befund: Bewegte Ladungen erzeugen Magnetfelder (Örsted 1819)

3.1.1 Strom und Stromdichte

Ladung ∆Q
Stromstärke I==
Zeit ∆t  
Stromstärke I A
Stromdichte = = =j Einheit
Querschnittsfläche ∆F m2

Für einen sehr dünnen stromdurchflossenen Draht gilt:

~j = I d~l ~j d3 r = Id~l (3.1)


|∆F{z dl}
Volumenelement

Letzteres ist analog zu dq = ρ d3 r bei Ladungselementen.


In der Magnetostatik betrachten wir stationäre (zeitunabhängige)
Stromdichten:
~j(~r, t) = ~j(~r) , ∂~j
=0
∂t

Für eine bewegte Ladungsdichte ρ(~r) ergibt sich mit der


Geschwindigkeit ~v (~r):

~j(~r) = ρ(~r) v(~r) (3.2)

∆V ∆V ∆l
I=ρ j=ρ =ρ = ρv
∆t ∆t · ∆F ∆t
Die Richtung von ~j ist die gleich der von ~v .

32
3.1.2 Kontinuitätsgleichung

Empirische Tatsache: Die elektrische Ladung ist eine Erhaltungsgröße (dahinter steckt eine
innere Symmetrie, so dass man mit dem Noether-Theorem argumentieren kann). Die Änderung
der elektrischen Ladung in einem (endlichen) Teilvolumen V pro Zeit muss gleich dem Strom
durch eine berandende Oberfläche ∂V sein.
ˆ ˛
d
d3 rρ(~r, t) + dF~ · ~j(~r, t) =0
dt V ∂V
| {z } | {z }
negativ, falls Ladung im Inneren von V abnimmt positiv, da Ladung herausfließt

Wendet man den Gauß’schen Satz (1.11) an


ˆ  
3 ∂ρ(~r, t) ~
d r + div j(~r, t) = 0
V ∂t

und das gilt für alle Volumina V , daher

∂ρ(~r, t)
+ div ~j(~r, t) = 0 Kontinuitätsgleichung
∂t
(3.3)

Die Kontinuitätsgleichung ∂ρ/∂t + div ~j = 0 drückt die Ladungserhaltung in lokaler Form aus.
Im statischen Fall reduziert sie sich auf:

div ~j(~r) = 0 (3.4)

Dies ist eine ntwendige Bedingung für physikalische stationäre Stromdichten.

3.1.3 Biot-Savart-Gesetz

~ r). Dieses übt auf eine bewegte


Stationäre Ströme erzeugen ein zeitunabhängiges Magnetfeld B(~
Testladung q folgende Kraft aus:
F~ = q~v × B
~ (3.5)
~ benutzt werden, analog zu F~ = q E.
Diese Beziehung kann als Messvorschrift für B ~

Einfacher zu handhaben ist ein stromdurchflossener Leiter:


Die Kraft auf das Wegelement d~l am Ort ~r ist:

dF~ = Id~l × B(~


~ r) wegen dq ~v = Idt ~v = Id~l

33
Für Magnetfelder, erzeugt von einem stationären Strom, fin-
det man experimentell (analog zum Coulombgesetz):

µ0 (~r − ~r 0 )
~ r) =
dB(~ Id~r 0 ×
4π |~r − ~r 0 |3
N
µ0 = 4π · 10−7 heißt magnetische Permeabilität des Vakuums
A2

Für das gesamtes Magnetfeld am Ort ~r erhalten wir das Biot-Savart-Gesetz:

˛
~ r ) = µ0 I (~r − ~r 0 )
B(~ d~r 0 × (3.6)
4π L |~r − ~r 0 |3

wobei das Linienintegral über die geschlossene Leiterschleife (Kurve) L geht.

Beispiel: unendlich langer gerader Leiter:


Wir berechnen das Magnetfeld, das von einen geraden stromdurchflossenen Leiter erzeugt wird:

 
0
~r 0 =  0  , d~r 0 = dz 0~ez , |~r − ~r 0 |2 = x2 + y 2 + (z − z 0 )2 ,
z0
     
0 x −y
d~r 0 × (~r − ~r 0 ) = dz 0 0 ×  y  = dz 0  x 
1 z − z0 0

Setze ζ = z 0 − z:

−y ˆ ∞ ˆ π/2
   
−y
~ µ0 I    2 2 2 −3/2
 µ0 I   1 cos3 (ψ)
B(~r) = x dζ x + y + ζ = x dψ
4π −∞ 4π x2 + y 2 −π/2 cos2 (ψ)
0 0 | {z }
π/2
sin(ψ)|−π/2 =2
p p dψ
mithilfe der Substitution: ζ = x2 + y 2 tan ψ, dζ = x2 + y 2 2
cos ψ

34
Ergebnis:

 
−y
µ I
~ r) = 0  x  1 µ0 I ~ ∼ 1
B(~ 2 2
= ~eφ , |B| (3.7)
2π x +y 2πρ ρ
0

Die zweite
p Form bezieht sich auf Zylinderkoordinaten:
ρ = x + y 2 und ~eφ = (− sin φ, cos φ, 0)
2

3.1.4 Kraft zwischen stromdurchflossenen Leitern

Kraft zwischen parallelen stromführenden Drähten:

ˆ ˆ L
   
0 0
µ I I
~ 1 (~r2 ) = 0 1 2 1
F~21 = I2 d~r2 × B dz2 0 × d 2
C2 2π 0 d
1 0
 
1
µ0 I1 I2   |F~21 | µ0 I1 I2
=− L 0 , = (3.8)
2πd L 2πd
0

Parallele Ströme ziehen einander an und antiparallele


Ströme stoßen einander ab.

Allgemein gilt für Kraft zwischen zwei Stromschleifen:

˛ ˛
µ0 I1 I2 d~r2 × [d~r1 × (~r2 − ~r1 )]
F~21 =
4π L1 L2 |~r2 − ~r1 |3
Was ist mit actio = reactio, F~21 = −F~12 ? Forme den Zähler
um

d~r2 ×[d~r1 × (~r2 − ~r1 )] = d~r1 (d~r2 ·(~r2 −~r1 ))+(~r1 −~r2 ) (d~r1 ·d~r2 )

Der erste Term liefert einen verschwindenden Beitrag nach Integration über die geschlossene Kur-
ve L2 :
˛ ˛
~r2 − ~r1 ~2 1 1 1
d~r2 3
= − d~r2 · ∇ = − End + Anfang =0
L2 |~
r 2 − ~
r 1 | L2 |~
r2 − ~
r1 | |~r2 − ~r1 | |~r2 − ~r1 |

35
Es ergibt sich für die Kraft:
˛ ˛
µ0 I1 I2 ~r1 − ~r2
F~21 = d~r1 · d~r2 = −F~12 (3.9)
4π L1 L2 |~r1 − ~r2 |3

Senkrecht aufeinander stehende strondurchflossene Linienelemente tragen nicht zur Gesamtkraft


bei, da d~r1 · d~r2 = 0.

3.2 Feldgleichungen der Magnetostatik

Zur Erinnerung: Das Magnetfeld einer Stromschleife hat nach dem Biot-Savart-Gesetz die
Form:

˛
~ r ) = µ0 I ~r − ~r 0
B(~ d~r 0 ×
4π |~r − ~r 0 |3

Für kontinuierliche, statische Stromdichten machen wir einfach die Ersetzung Id~r 0 → d3 r0~j(~r 0 )
und erhalten für das von ihnen erzeugte Magnetfeld:

ˆ ~ 0) ˆ
~ r ) = µ0 3 0 j(~
r × (~r − ~r 0 ) µ0  1 
B(~ d r 0
= d3 r0 ~j(~r 0 ) × − grad~r (3.10)
4π |~r − ~r |3 4π |~r − ~r 0 |

Die Relation rot [F (~r)~c ] = grad F (~r) × ~c, mit ~c einem konstanten Vektor, führt zur Erkenntnis,
dass jedes Magnetfeld eine Rotation ist:

 ˆ ~j(~r 0 )
 ˆ ~j(~r 0 )
µ0 3 0 ~ r ) = µ0
~ r) = rot
B(~ d r ~ r) ,
= rot A(~ A(~ d3 r0 (3.11)
4π |~r − ~r 0 | 4π |~r − ~r 0 |

~ r) (ein Vektorfeld) heißt das Vektorpotential.


Die so definierte Größe A(~
~ ~
Wegen B(~r) = rot A(~r) folgern wir, dass sas Magnetfeld divergenzfrei ist
~ r) = 0
div B(~ (3.12)

Dies ist die 3. Maxwellgleichung und sie besagt: Es gibt keine magnetischen Ladungen
(oder magnetischen Monopole).
Divergenz des Vektorpotentials:
ˆ ~j(~r 0 ) ˆ
µ0 µ0 1
~ r) =
div A(~ div~r d3 r0 = d3 r0~j(~r 0 ) · grad~r
4π |~r − ~r 0 | 4π |~r − ~r 0 |
| {z }
1
=− grad~r 0 |~
r −~r 0|

Mit der Relation div(F ~u) = F div ~u + ~u · grad F bezüglich ~r 0 gilt:

ˆ !
div~r 0 ~j(~r 0 ) ~j(~r 0 )

~ r ) = µ0
div A(~ d r 3 0
− div~r 0 (3.13)
4π |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |

36
Der erste Term verschwindet wegen der statischen Kontinuitätsgleichung div ~j = 0 und zwei-
te Term kann mit dem Gaußschen Satz in ein verschwindendes Oberflächenintegral überführt
werden. Das Vektorpotential einer statischen Stromverteilung ist divergenzfrei:
~ r) = 0
div A(~ Coulomb-Eichung (3.14)

Anmerkung: Freiheit der Eichtransformationen


~ r) als Hilfsgröße für das Magnetfeld B
Das Vektorpotential A(~ ~ = rot A ~ ist nicht eindeutig.
~ 0 ~
A = A + grad Λ mit Λ(~r) einer zweimal differenzierbaren Funktion liefert das gleiche Magnetfeld.

~ r) unter Verwendung der Relation:


Als nächstes berechnen wir rot B(~
~ r) = rot(rot A(~
rot B(~ ~ r)) = ∇
~ × (∇~ × A(~
~ r)) = ∇(
~ ∇~ · A(~
~ r)) − ∇ ~ r) = grad div A(~
~ 2 A(~ ~ r) − 4A(~
~ r) ,
ˆ
~ r ) = − µ0
rot B(~ d3 r0~j(~r 0 ) 4~r
1
4π |~r − ~r 0 |
| {z }
−4πδ 3 (~ r 0)
r−~

Also hat man die lokale Feldgleichung:

~ r) = µ0~j(~r)
rot B(~ (3.15)

~ r) ist die lokale stationäre Stromdichte ~j(~r)


Die Wirbeldichte des statischen Magnetfeldes B(~
Mit dem Stokes’schen Satz (1.12) kommt man zum Ampere’schen Durchflutungsgesetz:

˛ ¨ ¨
~ r) =
d~r · B(~ dF~ · rot(B(~
~ r)) = µ0 dF~ · ~j(~r) = µ0 I (3.16)
F F
C=∂F
Ampère’sches Durchflutungsgesetz

3.2.1 Anwendung 1: Zylindrischer Draht

Betrachte einen zylindrischen Draht mit Radius R, der von konstantem Strom I durchflossen
wird. Die Stromdichte ist
~j(~r) = I ~ez Θ(R − ρ)
πR2
p
wobei ρ = x2 + y 2 den Abstand eines Punktes von der z-Achse bezeichnet.

37
Die Zylindersymmetrie des Problems legt folgende Form das Ma-
gnetfelds nahe
   
− sin ϕ −y
~ 1 
B(~r) = B(ρ)~eϕ , ~eϕ =  cos ϕ  = x ,
ρ
0 0
   
∂x −y
d B(ρ) x2 + y 2
   
~ B(ρ)   2B(ρ)
rot B(~r) = ∂y ×
  x = ~ez +
ρ ρ dρ ρ ρ
∂z 0
 
B(ρ)
= ~ez B 0 (ρ) +
ρ

Wähle als Fläche F eine horizontale


 Kreisscheibe
 vom Radius ρ mit Mittelpunkt
 auf z-Achse, Ihr

ρ cos ϕ −ρ sin ϕ
Rand C ist die Kreislinie ~r(ϕ) =  ρ sin ϕ  mit Linienelement d~r =  ρ cos ϕ  dϕ = ρ ~eϕ dϕ.
0 0
Man erhält:

˛ ˆ 2π
~ r) =
d~r · B(~ dϕ ρ ~eϕ · ~eϕ B(ρ) = 2πρB(ρ)
0 | {z }
C =1
¨ ¨ (
ρ2/R2
I ρ<R
= µ0 dF~ · ~j(~r) = µ0 dx dy Θ(R − ρ) = µ 0 I
πR2 1 ρ>R
F x2 +y 2 <ρ2

Ergebnis:

(
ρ
µ0 I R2
innerhalb des Drahts, ρ < R
B(ρ) = 1
(3.17)
2π ρ außerhalb des Drahts, ρ > R

Man überprüft leicht die Gültigkeit der Feldgleichung rot B ~ = µ0~j


(
1
0
~ r) = B (ρ) + B(ρ) µ 0 I R2
+ R12 = R22 ρ<R
~ez · rot B(~ = (3.18)
ρ 2π − ρ12 + ρ12 = 0 ρ>R

38
3.2.2 Anwendung 2: Unendlich lange Spule

Stromdichte:
~j(~r) = ~eϕ N I δ(ρ − R)
L
Vektorpotential hat keine z-Komponente
ˆ ~j(~r 0 )
µ0
~
A(~r) = d3 r0
4π |~r − ~r 0 |

Die Zylindersymmetrie bedingt die Form:


   
x −y
A
~ r) = Aρ (ρ)~eρ + Aϕ (ρ)~eϕ = ρ (ρ) A
y  + ϕ (ρ) x
A(~
ρ ρ
0 0

~ r) = 0 liefert die Einschränkung:


und div A(~

Aρ x 2 + y 2 d Aρ
    
d Aϕ yx xy Aρ 1 d
0=2 + + − + = A0ρ + = [ρAρ (ρ)] ,
ρ ρ dρ ρ dρ ρ ρ ρ ρ ρ dρ
const ~ bei ρ = 0 nicht divergieren darf.
Aρ (ρ) = = 0, da A
ρ

~ r) = A(ρ)~eϕ . A(~
Somit haben wir A(~ ~ r) folgt in seiner Form der Stromdichte ~j(~r).
Das zugehörige Magnetfeld ist:

   Ay 
∂x − ρ  2 + y2 d
 
~ A A x A
B = ∂y  ×  ρx  = ~ez 2 +
 
ρ ρ dρ ρ
0 0

~ 1 d
B(ρ) = [ρA(ρ)] ~ez (3.19)
ρ dρ

Berechne hiervon die Rotation


  y 0
ρ B (ρ)
   
∂x 0
rot[B(ρ)~ez ] = ∂y  ×  0  = − xρ B 0 (ρ) = −B 0 (ρ)~eϕ
0 B(ρ) 0

Somit haben wir die folgende Differentialgleichung:


 
0 d 1 d µ0 N I
−B (ρ) = − [ρA(ρ)] = δ(ρ − R)
dρ ρ dρ L

Wir integrieren einmal:


1 d µ0 N I
B(ρ) = [ρA(ρ)] = [C1 − θ(ρ − R)]
ρ dρ L

39
Und nach Multiplikation mit ρ noch einmal:
 
µ0 N I C1 2 1 2 2
ρA(ρ) = ρ − (ρ − R )θ(ρ − R) + C2
L 2 2

C2 muss Null sein, damit A(0) endlich ist. Damit A(ρ → ∞) verschwindet muss C1 = 1 sein und
wir erhalten schließlich:

(
µ0 N I ρ für ρ < R
A(ρ) = R2
(3.20)
2L ρ für ρ > R

Das zugehörige Magnetfeld

~ r) = µ0 N I θ(R − ρ)~ez
B(~ (3.21)
L

ist homogen innerhalb der Spule (ρ < R) und verschwindet außerhalb der Spule (ρ > R).

~ r) = B0 θ(R − ρ) ~ez hätten wir die Konstante B0 auch leicht mittels des
Unter der Annahme B(~
Ampere’schen Durchflutungsgesetzes (3.16) berechnen können:

˛
~ r ) = B 0 L + 0 = µ0 N I
d~r · B(~
C

40
3.3 Magnetischer Dipol

Wir betrachten eine räumlich lokalisierte stationäre Stromverteilung ~j(~r) und wollen das von ihr
~ r) für große Abstände von der Quelle berechnen.
erzeugte Magnetfeld B(~
Wir untersuchen zunächst das Vektorpotential
ˆ ~j(~r 0 )
µ0
~
A(~r) = d3 r0
4π |~r − ~r 0 |
Die Entwicklung
1 1 ~r · ~r 0  r 02 
= + + O
|~r − ~r 0 | r r3 r3
ergibt für die zwei führenden Terme
 ˆ ˆ 
~ r) = µ0 1 d3 r0~j(~r 0 ) + 1
A(~ d3 0
r (~
r · ~
r 0 ~ 0
) j(~
r ) + . . . (3.22)
4π r r3
Als nächstes berechnen wir die Momente der Stromverteilung unter Benutzung der Relationen

div(xi~j) = xi div ~j +~j · grad xi = ji , i-te Komponente von~j


| {z } | {z }
0 ei

div(xi xk~j) = xi xk div ~j +~j · (xi ~ek + xk ~ei ) = xi jk + xk ji


| {z }
0

Sie liefern die Zwischenresultate


ˆ ˆ ˛
d3 r0 ji (~r 0 ) = d3 r0 div(x0i ~j(~r)) = dF~ 0 · ~j(~r 0 )x0i = 0
V ˆ V ˆ ∂V
3 0 0 0
d r (xi jk (~r )) = − d r (xk ji (~r 0 ))
3 0 0
V V

Als Konsequenz der Stromerhaltung div ~j = 0 verschwindet der Monopol-Term (1/r-Term) in


der Fernfeldentwicklung der Vektorpotentials. Der führende Term ist dann (komponentenweise):
3 ˆ   3 ˆ
µ0 X 3 0 0 0 1 1 µ0 X 1
d3 r0 x0k ji (~r 0 ) − x0i jk (~r 0 )

Ai (~r) = 3
xk d r xk ji (~r ) + = 3
xk
4πr V 2 2 4πr V 2
k=1 k=1

Wir erkennen ein doppeltes Kreuzprodukt:


ˆ
~ r ) = µ0 1
A(~ d3 r0 (~r 0 × ~j(~r 0 )) × ~r
4πr3 2 | {z }
~j(~
r 0 )(~
r 0 ·~ r 0 (~j(~
r)−~ r 0 )·~
r)

Wir definieren den magnetischen Dipolmomentvektor durch:

ˆ
1
m
~ = d3 r0 ~r 0 × ~j(~r 0 ) (3.23)
2

´
~ ist unabhängig von der Wahl des Ursprungs ~r 0 → ~r 0 − ~a, wegen ~a ×
m d3 r0~j(~r) = ~a × ~0 = ~0.

41
Wir erhalten für das Vektorpotential:

~ dip (~r) = µ0 m
A ~ × ~r (führender Dipolterm) (3.24)
4πr3

und das zugehörige magnetische Dipolfeld lautet:


   
~ dip (~r) = µ0 rot m~ × ~r µ0 1 1
B = rot( m
~ × ~
r ) + grad ×( m
~ × ~
r )
4π r3 4π r3 3
| {z r }
~
r
=−3
r5

Nebenrechnung mit m ~ × (m
~ = const: ∇ ~ × ~r) = m(
~ ∇~ · ~r) − (m ~ r = 3m
~ · ∇)~ ~ −m
~ = 2m
~

~ dip (~r) = µ0 2m~ 2 2



B ~ r − 3 m~
~ r + 3~
r ( m~
~ r )
4πr5
 
~ dip (~r) = µ0 [3r̂(m µ0 ~ · ~r) m
3~r(m ~
B 3
~ · r̂) − m]
~ = 5
− 3 (3.25)
4πr 4π r r

1
Analog zum elektrischen Dipolfeld (2.32): ε0 → µ0 , p~ → m
~

3.3.1 Beispiele für magnetische Dipole

Ebene stromdurchflossene Drahtschleife

Ersetze d3 r ~j → Id~r.

˛
I I
m
~ = ~r × d~r = · 2 F ~n = I F ~n
2 L 2

Magnetisches Moment = Strom · Fläche · Einheitsnormale

42
Ein geladener Körper mit Ladungsdichte ρ(~r) rotiere mit konstanter Winkelgeschwindigkeit
ω
~ um seine feste Achse.

~ × ~r (starre Drehung)
~v = ω ~j(~r) = ρ(~r) · (~
ω × ~r) ,
div ~j = ρ(~r) · div(~
ω × ~r) + grad ρ(~r) · (~
ω × ~r) = 0 ,
~ · (~
∇ ω × ~r) = −~ ~ × ~r) = 0
ω (∇

Man hat die möglichen Abhängigkeiten:

~ ·~r)
ρ(~r) = ρ(r, ω

Das zugehörige magnetisches Moment ist:


ˆ
1
m
~ = d3 r ρ(~r)(~r × ~v )
2
V

Wir nehmen ein konstantes Verhältnis zwischen Ladungsdichte ρ(~r) und Massen µ(~r) an.
Q
ρ(~r) = µ(~r)
M
und somit gilt:
ˆ
Q
m
~ = d3 r µ(~r) · (~r × ~v )
2M
V
wobei das Integral gleich dem Drehimpuls des geladenden, rotierenden Körpers ist.

Q ~
m
~ = L (3.26)
2M

Q
Magnetisches Moment und Drehimpuls sind zueinander proportional. 2M heißt gyromagne-
tisches Verhältnis. In der Quantenmechanik folgt der Bahndrehimpuls diesem (klassischen)
Verhältnis. Aber mit dem Spin des Elektrons (innerer Drehimpuls) ist ein etwa doppelt so großes
magnetisches Moment verbunden.
gs = 2.00232 (magnetomechanische Anomalie des Spins)
gs = 2 relativistische Dirac-Theorie (QM II)
Die Abweichungen von gs = 2 werden durch die Quantenelektrodynamik mit einer Genauigkeit
2
von 10−12 erklärt. Mit der Feinstrukturkonstante α = 137.036
1
= 4πεe 0 ~c hat man die Entwicklung:
α α2 197 α3
   
2 1 3
gs = 2 + + 2 +π − ln 2 + ξ(3) + 2 · 2.36 + . . .
π π 72 6 2 π
Das magnetische Moment des Myon ( schweres Elektron“) dient zum Test des Standard-Modells

der Teilchenphysik oder bei Abweichungen des experimentellen Wert von der Vorhersage des
Standard-Modells als Hinweis auf neue Physik.

3.3.2 Kräfte auf lokalisierte Stromverteilungen

43
Erinnerung: Aus

dF~ = I d~l × B ~ ext


~ ext = d3 r ~j × B

folgert man für die Kraftdichte:

f~(~r) = ~j(~r) × B
~ ext (~r)

Entwickle das äußere Magnetfeld um ~r0 = ~0, so ergibt sich für die Kraft:
ˆ  
F~ = d3 r ~j(~r) × B(0)
~ ~ B
+ (~r · ∇) ~ +...
| {z } | {z }
V const. Feldgradienten

wobei das Volumenintegral bei ersten Term verschwindet.

In Komponenten ausgeschrieben hat die Kraft die Form:


3 ˆ
X ∂
F~ = εijk ~ek d3 r ji xl Bj
∂xl
i,j,k,l=1 V

Wir benutzen die Beziehung


ˆ 3
X 3
X
d3 r xl ji = εlin mn εlip~ep
V n=1 l,i,p=1
3
X ˆ 3
X
εlin εlip = 2δnp , d3 r ~r × ~j = 2δnp mn~ep = 2m
~
l,i=1 V n,p=1

Damit erhalten wir:


3 3
X ∂ X ∂
F~ = εijk εlin mn Bj ~ek = (δjn δkl − δjl δkn )mn ~ m
Bj ~ek = ∇( ~ − m(div
~ · B) ~)
~ | {zB
∂xl ∂xl }
i,j,k,l,n=1 j,k,l,n=1 =0

Ergebnis:

F~ = ∇(
~ m ~ = −∇W
~ · B) ~ mag (3.27)

44
~ p · E)
Dies ist analog zur Kraft ∇(~ ~ auf einen elektrischen Dipol im äußeren E-Feld.
~
Die Wechselwirkungsenergie zwischen magnetischem Moment m ~
~ und äußerem B-Feld ist analog
zu Wel = −~ ~
p · E:

Wmag = −m ~
~ ·B (3.28)

Die Parallelstellung von m ~ ist energetisch bevorzugt.


~ und B
Drehmoment auf einen magnetischen Dipol:
ˆ ˆ
~ ~ ~0 + . . .
M = d r ~r × f (~r) = d3 r ~r × ~j(~r) × B
3


V V
ˆ 3 ˆ
X
3 ~ ~ ~ ~ d3 r(ji xk Bk − Bi xk jk )~ei
 
= d r j(~r · B0 ) − B0 (j · ~r) =
V i,k=1 V
3
X
= (εkil ml Bk − Bi εkkl ml )~ei
|{z}
i,k,l=1 =0

~ =m
M ~0
~ ×B (3.29)

~ ext für einen elektrischen Dipol im äußeren E-Feld.


Analog zu p~ × E ~

Wechselwirkungspotential zweier magnetischer Dipole

Analog zu (2.36) erhalten wir:

 
~ dip (~r2 ) = µ0 m ~1·m ~2 (~r1 − ~r2 ) · m
~ 1 (~r1 − ~r2 ) · m
~2
W12 = −m
~2·B 1 − 3 (3.30)
4π |~r1 − ~r2 |3 |~r1 − ~r2 |5

45
4 Elektrische und magnetische Felder in polarisierbarer Materie
~ und B-Felder
• Bisher ging es um E- ~ im Vakuum, erzeugt von statischen Ladungs- und
Stromquellen.

• Nun behandeln wir die Elektrostatik und Magnetostatik in polarisierbarer Materie

Materie ist größtenteils aus geladenen Teilchen (Atomkernen, Elektronen, Ionen) aufgebaut, die
auf äußere Felder reagieren und aus ihren Gleichgewichtspositionen mehr oder weniger verschoben
werden. Es kommt zu induzierten Multipolen und damit zu Zusatzfeldern, die sich mit den äußeren
überlagern.
Ziel: Makroskopische Maxwellgleichungen, die die komplizierten mikroskopischen Korrelationen
in der Materie in gemittelter Weise berücksichtigen.

4.1 Elektrostatik in Materie

4.1.1 Dipol-Polarisation

Ausgangspunkt:
Die im Vakuum ermittelten Maxwellgleichungen gelten mikroskopisch universell.

~ mikro ) = ρmikro ~ mikro ) = ~0


div(E rot(E (4.1)
ε0

Aber bei 1023 Teilchen pro cm3 oszillieren die mikroskopi-


schen Felder räumlich auf atomaren Skalen und solche Va-
riationen sind der Messung nicht zugänglich.
Deswegen mitteln wir über makroskopische Raumbereiche:
ˆ
~ 1 ~ mikro (~r + ~x)
E= d3 x E
∆V
∆V

Die mikroskopische Ladungsdichte ρmikro zerlegen in Anteile freier Ladungen und (an die Materie)
gebundener Ladungen.
ρmikro = ρfrei + ρgeb. (4.2)

Beim Mittlungsprozess (über ∆V ) bleibt ρfrei unverändert,


während ρgeb. sich zu Null mittelt. Durch äußere Felder wer-
den die gebundenen Ladungen etwas verschoben, so dass
elektrische Dipole entstehen.
Ein mittleres Dipolmoment p~i im Mittelungsvolumen ∆Vi
p
~i
ergibt eine Dipolmomentdichte P~ = ∆V i

46
Nach Verlassen der mikroskopischen Auflösung der Materie sind die ma-
kroskopischen gemittelten Dichten ρfrei (~r 0 ) und P~ (~r 0 ) gegeben
Ihr Beitrag zum Potential am Ort ~r ist:
!
1 ρfrei (~r 0 ) ∆V P~ (~r 0 ) · (~r − ~r 0 ) ∆V
+
4πε0 |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3

Eine Integration über das Gesamtvolumen liefert:

ˆ !
1 3 0 ρfrei (~r 0 ) P~ (~r 0 ) · (~r − ~r 0 )
Φ(~r) = d r +
4πε0 V |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3

Wir formen den zweiten Term um:


!
1 P~ (~r 0 ) div~r 0 P~ (~r 0 )
P~ (~r 0 ) · grad~r 0 = div~r 0 −
|~r − ~r 0 | | {z } |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |

wobei die erste Divergenz * ein verschwindendes Oberflächenintegral liefert, denn P~ (~r 0 ) verschwin-
det auf dem Rand des Volumens. Es verbleibt

ˆ
1 ρfrei (~r 0 ) − div(P~ (~r 0 ))
Φ(~r) = d3 r0 (4.3)
4πε0 V |~r − ~r 0 |

und es gilt die Poissongleichung

~ r) = 1 ρfrei (~r) − div(P~ (~r)



−4Φ(~r) = div E(~
ε0

~ r) ein:
Wir führen somit dielektrische Verschiebung D(~

~ r) = ε0 E(~
D(~ ~ r) + P~ (~r) (4.4)

Man beachte, dass D~ lediglich ein Hilfsfeld ist, denn die eigentliche Messgröße ist das E-Feld.
~ Es
gelten die makroskopischen Feldgleichungen der Elektrostatik : 2

~ r) = ρfrei (~r)
div D(~ ~ r) = 0
rot E(~ (4.5)

Beachte:
~ wird von den freien Überschussladungen erzeugt und ist unabhängig von der betrachteten
D
Materie. Dagegen hängt E ~ über P~ von Medium ab.

2
Das ist noch kein geschlossenes Gleichungssystem!

47
Mit der sogenannten Polarisationsladungsdichte ρpol (~r) = − div P~ (~r) lautet die Gleichung für
das elektrische Feld:

~ r)) = 1 {ρfrei (~r) + ρpol (~r)}


div E(~ (4.6)
ε0
wobei auf der rechten Seite die tatsächliche lokale mittlere Ladungsdichte in Materie steht. Das
Polarisationsfeld P~ (~r) resultiert aus induzierten Dipolen. Bei diesem Prozess wird Ladung weder
zu- noch abgeführt. Die gesamte Polarisationsladung integriert sich tatsächlich zu Null.
ˆ ˆ ˆ
Qpol = d3 r ρpol (~r) = − d3 r div P~ (~r) = − dF~ · P~ (~r) = 0
V V ∂V

An Grenzflächen induziert P~ eine Oberflächen-


ladungsdichte. Der Gauß’scher Satz auf div P~ =
−ρpol angewandt, liefert −σpol = ~n · (0 − P~ )

σpol = ~n · P~ (4.7)

4.1.2 Elektrische Suszeptibilität

Die Polarisation P~ beschreibt die Rückwirkung des polarisierbaren Mediums auf das E-Feld.
~
~ ~ ~ 3 ~
Allgemein gilt P = P (E) mit P (0) 6= 0. Für Dielektrika und schwache Felder gilt ein linearer
Zusammenhang.
3
(e)
X
Pi = ε0 χij Ej z.B. Kristalle
j=1

(e)
χij heißt Tensor der dialektischen Suszeptibilität. In einem isotropen Medium vereinfacht
sich der Zusammenhang zwischen P~ und D
~ zu:

P~ = ε0 χe E
~ ~ = ε0 E
D ~ + P~ = ε0 (1 + χe )E
~ = ε0 εr E
~

mit der relativen Dielektrizitätskonstante εr = 1 + χe . Die Feldgleichung lautet dann:

~ = ρfrei
div E
ε0 εr

Für εr > 1 reduziert die Polarisation im Medium die Wirkung der freien Ladungen.

3
Das ist der Fall bei sog. Ferroelektrika, d.h. das Medium ist von sich aus bereits el. polarisiert. (z.B. BaTiO3 )

48
4.1.3 Randbedingungen an Grenzflächen

Zwei Medien mit ε1 , ε2 und freien Oberflächenladungen auf


der Grenzfläche.
~ = ρfrei folgt durch Integration über ein Gaußsches
Aus div D
Kästchen:

~2 −D
~n · (D ~ 1 ) = σfrei (4.8)

Die Normalenkomponente von D ~ springt um die freie


Flächenladungsdichte σfrei .
~ = 0 die Bedingung:
Desweiteren erhält man aus rot E

~2 − E
(E ~ 1 ) × ~n = 0 (4.9)

~ sind stetig.
Die Tangentialkomponenten von E

Beispiel: Dielektrische Kugel


Eine Kugel vom Radius R mit Dielektrizitätskonstante  > 1 befinde sich im homogenen äußeren
~
elektrischen E-Feld ~ 0 = (0, 0, E0 ). Es gibt keine freien Ladungen.
E

Das Problem hat Rotationssymmetrie um z-Achse:


Ansätze für das Potential, das ∆Φ = 0 erfüllt

X
Innen (r < R): Φi (~r) = Al rl Pl (cos θ)
l=0
(keine singulären r−l−1 -Terme)

X
Außen (r > R): Φa (~r) = (Bl rl + Cl r−l−1 )Pl (cos θ)
l=0

• Asymptotisches Verhalten (für r → ∞): Φa (~r) → −zE0 = −rE0 cos θ

B1 = −E0 , Bl = 0 sonst , E ~ = − ∂Φ ~er


~ = −∇Φ −
1 ∂Φ
~eθ
∂r}
| {z |r {z
∂θ}
normal tangential

~ auf Kugeloberfläche (r = R):


• Stetigkeit der Tangentialkomponente von E

1 ∂Φi 1 ∂Φa
− =−
r ∂θ r=R r ∂θ r=R
Cl C1 Cl
somit: Al R l = B l R l + , A1 = −E0 + 3 , Al = für l 6= 1
Rl+1 R R2l+1

49
~ auf der Kugeloberfläche:
• Stetigkeit der Normalkomponente von D

∂Φi ∂Φa Cl
−ε0  = −ε0 somit: Al l Rl−1 = Bl l Rl−1 − (l + 1) ,
∂r r=R ∂r r=R Rl+2
2C1 Cl
A1 = −E0 − 3 , lAl = −(l + 1) für l 6= 1
R R2l+1

• Lösung: Al = Cl = 0 für l 6= 1,
3E0 −1
(2 + )A1 = −3E0 , ⇒ A1 = − , C1 = R3 (A1 + E0 ) = E0 R3
(2 + ) 2+

Die Potentiale innerhalb und außerhalb der Kugel vom Radius R haben die Form:

3E0 3E0
Φi (~r) = − r cos θ = − z, r<R (4.10)
2+ 2+
 − 1 E0 R3 z
Φa (~r) = −E0 z + , r>R (4.11)
2 +  r3

Das Potential innerhalb der Kugel beschreibt ein homogenes elektrisches Feld parallel zum asym-
ptotischen äußeren Feld vom Betrag Ei = 3E 2+ < E0 (Schwächung des Feldes). Im Außenraum
0

der Kugel hat man ein zusätzliches Dipolpotential erzeugt von einem elektrischen Dipol am Ur-
sprung mit Dipolmoment p~ = 4πε0 2+ −1 ~ 0 . Es ist gleich dem Produkt der konstanten
E0 R3 ~ez k E
Polarisation P~ = ε0 ( − 1)E
~ i = 3ε0 −1 E0 ~ez und dem Kugelvolumen V = 4π R3 .
2+ 3
Auf der Kugeloberfläche liegt eine Polarisationsflächenladungsdichte σpol vor:

−1
σpol = P~ · ~er = 3ε0 E0 cos θ (4.12)
2+

4.1.4 Elektrostatische Energie im polarisierbaren Medium

Freie Ladungen werden eingebracht (div D ~ = ρfrei ) und Materie reagiert darauf. Die Wechselwir-
kungsenergie ist
ˆ ˆ i 1ˆ
1 3 1 3
h
~ ~ ~ ·E
~
W = d rρfrei (~r) Φ(~r) = d r div(D Φ) − D · grad Φ = d3 r D (4.13)
2 2 2
V V

50
und man identifiziert als elektrische Energiedichte die Größe
1~ ~ r)
wel (~r) = D(~ r) · E(~ (4.14)
2
´
Man sollte darauf hinweisen, dass primär δW = d3 rδρfrei Φ für infinitesimale Ladungsbeiträge
~ ·E
δρfrei gilt. Der Ausdruck wel = 12 D ~ für die elektrische Energiedichte stimmt auch nur bei
linearen Medien.

4.2 Magnetostatik im makroskopisch polarisierbarem Medium

4.2.1 Magnetisierung

~ mikro , die wir wieder


Die mikroskopischen Ströme ~jmikro erzeugen mikroskopische Magnetfelder B
über makroskopische Raumbereiche mitteln:
ˆ
~ 1 ~ mikro (~r + ~x)
B(~r) = d3 xB
∆V

Die mikroskopische Stromdichte ~jmikro zerlegen wir in einen freien und einen gebundenen Anteil:

~jmikro = ~jfrei + ~jgeb. (4.15)

Betrache ein Mittelungsvolumen ∆Vj :

Die an die Materie gebundenen Ströme zeigen sich makroskopisch als


~:
mittlere magnetische Dipolmomentdichte M

~ = m
M
~j
Magnetisierung = magnetische Dipolmomentdichte
∆Vj

~ (~r) gegeben,
Nach der Mittelung sind die makroskopischen Dichten ~jfrei (~r 0 ) und M

deren Beitrag zum Vektorpotential am Ort ~r ist:

µ0

~jfrei (~r 0 ) M~ (~r) × (~r − ~r 0 ) 
∆V +
4π |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3

Die Integration über das Gesamtvolumen ergibt:


ˆ 
~jfrei (~r 0 ) M~ (~r) × (~r − ~r 0 ) 
~ r ) = µ0
A(~ 3 0
d r +
4π |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |3

und wir formen wieder den zweiten Term um :


 ~  ~ (~r)
~ (~r 0 ) × grad~r 0 1 M (~r) rot M
M = − rot~r 0 +
|~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 | |~r − ~r 0 |
| {z }

51
Auf den Term * können wir eine Variation des Gaußsches Satz anwenden und erhalten ein ver-
schwindendes Oberflächenintegral. Das Vektorpotential hat dann die entgültige Form:
ˆ 
~jfrei (~r 0 ) + rot M~ (~r) 
~ r ) = µ0
A(~ 3 0
d r
4π 0
|~r − ~r |

~ (~r) als Magnetisierungsstromdichte zu bezeichnen:


Es liegt nahe, die Größe rot M
~ (~r) ,
~jmag (~r) = rot M div ~jmag (~r) = 0 (4.16)

~ r) = 0. Wir benutzen die Relation rot rot =


Zusammen mit div ~jfrei (~r) = 0 folgt dan div A(~
grad div −4 und erhalten die magnetischen Feldgleichungen in Materie:
~ r) = rot rot A(~
~ r) = −4A(~
~ r) = µ0 ~jfrei (~r) + rot M
~ (~r)

rot B(~

~ kann mit dem Magnetfeld B


Die Magnetisierung M ~ (magnetische Flussdichte, magnetische Induk-
tion) zu einem neuen makroskopischen Feld kombiniert werden, der magnetischen Erregung
~
H:
H~ = 1 B ~ −M~ (4.17)
µ0
Die makroskopischen Feldgleichungen lauten dann
~ r) = ~jfrei (~r)
rot H(~ ~ r) = 0
div B(~ (4.18)

Typisches Beispiel: In B~ = µ0 (H~ +M~ ) kommt H


~ von dem freien Strömen in der Spule und
~
M von der Magnetisierung des Eisenkerns.
Wie D ~ (dielektrische Verschiebung) ist H
~ eine Hilfsgröße. Die physikalischen Effekte werden von
den (makroskopischen) Feldern E ~ und B ~ verursacht (z.B. die Lorentzkraft). Die vollständige
Beschreibung der makroskopischen Magnetostatik benötigt Verknüpfungsgleichungen zwischen
~ und B.
H ~
Für isotrope diamagnetische oder paramagnetische Substanzen gilt die einfache lineare Beziehung:
~ = µµ0 H
B ~ (4.19)

µ heißt (relative) Permeabilitätskonstante:

~ proportional −H
• µ < 1 diamagnetisch: M ~

~ proportional H
• µ > 1 paramagnetisch: M ~

In ferromagnetischen Materialien µ  1 gilt ein nicht-


linearer Zusammenhang zwischen H ~ und B ~ bzw. M~
(siehe nebenstehende Hysteresekurve).

4.2.2 Randbedingungen an Grenzflächen

52
~ = 0 folgt mit einem Gauß’schen Kästchen:
Aus div B

(B~2 − B~1 ) · ~n = 0 (4.20)

~
Die Normalkomponente des B-Feldes ist stetig an der
Grenzfläche.

~ r) = ~jfrei (~r) folgt mit dem Stokes’schen Satz angewandt auf ein schmales Reckteck und
Aus rot H(~
der tangential gerichteten Flächenstromdichte J~frei
˛ ¨
~ ~ ~ ~
d~r · H = ∆l t · (H2 − H1 ) = dF~ · ~jfrei = ∆l (~n × ~t ) · J~frei
Rechteck

benutze : ~t = (~n × ~t ) × ~n = ~n2 ~t − (~n · ~t ) ~n


|{z} | {z }
=1 =0
~2 − H
für jede tangentiale Richtung ~n × ~t gilt nun: (~n × ~t ) · (~n × (H ~ 1 )) = (~n × ~t ) · J~frei , somit

~2 − H
~n × (H ~ 1 ) = J~frei (4.21)

~
Die Tangentialkomponente des H-Feldes springt beim Durchgang durch die Grenzfläche um
~
die freie Flächenstromdichte Jf rei .

Beispiel: Magnetisierbare Kugel im äußeren Magnetfeld

Das Ergebnis für die Magnetisierung ist analog zur Polari-


sation der dielektrischen Kugel:

~ = 3 µ − 1B
M ~0 , →µ ε0 →
1
µo 2 + µ µ0
• Paramagnet µ > 1: vorhandene magnetische Dipole
richten sich im äußeren Feld aus

• Diamagnet µ < 1; M ~ k −B ~ 0 induzierte Ströme im


Material wirken dem äußeren Magnetfeld entgegen

~ = const · H
Wegen ~jfrei = ~0 und B ~ sind H
~ und B
~ sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kugel
wirbelfrei und divergenzfrei. Man kann daher ein magnetisches Potential Φmag benutzen.
~ r) = − grad Φmag (~r) ,
B(~ 4Φmag (~r) = 0 ,
∞ ∞  
(i)
X
l (a)
X
l Cl
Φmag (~r) = Al r Pl (cos θ) , Φmag (~r) = B̃l r + l+1 Pl (cos θ)
R
l=1 l=1

• Die Asymptotik für r → inf ty liefert uns:


B̃1 = −B0 , B̃l = 0 sonst

53
~ ist stetig (~n = ~er ):
• Normalkomponente von B

Cl
l Al Rl−1 = l B̃l Rl−1 − (l + 1)
Rl+2

~ ist stetig (~t = ~eθ ):


• Tangentialkomponente von H

1 Cl
Al Rl = B̃l Rl + l+1 , ⇒ Al = 0 = Cl für l 6= 1
µ R

• Die beiden relevanten Gleichung haben folgende Lösung:


2C1 1 C1 3µB0 µ−1
A1 = −B0 − , A1 = −B0 + 3 , A1 = − , C1 = B0 R 3
R3 µ R 2+µ 2+µ

Das resultierende Magnetfeld ist:


~i = 3µ ~
– innen: B 2+µ B0
wenn µ > 1 (Verstärkung der Felder)
 
~ 0 − grad µ − 1 B0 R3 z
~a = B
– außen: B
2+µ r3
| {z }
µ
magnet. Dipolfeld − 4π0 grad m·~
~ r
r3
µ−1 ~
Das magnetisches Moment m ~ = 4π µ0 2+µ B0 R
3 geteilt durch das Kugelvolumen 4π 3
3 R
~ den Wert :
liefert für die Magnetisierung M

~ = 3 µ − 1B
M ~0 (4.22)
µ0 2 + µ

Alternative Bestimmung:

~
~ i = µµ0 H
B ~ i = µ0 (H
~i + M~ ) = B i + µ0 M
~
µ
Es folgt: M~ = µ − 1B ~i = 3 µ − 1B ~0
µµ0 µ0 2 + µ

~ r) = − grad Φmag (~r) = innen außen würde zum selben Ergebnis führen.
Der Ansatz H(~

5 Zeitabhängige elektrodynamische Felder

Bisher haben wir die Elektrostatik und die Magnetostatik getrennt behandelt.
Bei zeitabhängigen Vorgängen kommt es zu einer Kopplung von elektrischen und magnetischen
Feldern in Form von Faraday’s Induktionsgesetz und dem Maxwell’schen Verschiebungs-
strom.

54
5.1 Faraday’sches Induktionsgesetz

~ Faraday befasste sich 1831 mit


Ströme (genauer Stromdichten ~j(~r, t))) erzeugen Magnetfelder B.
~
dem Problem, ob mit Hilfe von B auch Strom erzeugt werden kann.
Beobachtung: In einem Leiterkreis C1 wird Strom erzeugt, wenn

i) relativ zu diesem ein Magnet bewegt wird,


ii) ein zweiter Stromkreis C2 relativ zum ersten bewegt wird,
iii) der Strom im Kreis C2 geändert wird

Mathematische Formulierung:
Der von der Leiterschleife eingeschlossene magnetische
Fluss ist definiert als:
ˆ
Φm = dF~ · B(~~ r, t) (5.1)
F

Wegen div B ~ = 0 ist der Wert Φm für jede Fläche


mit Randkurve ∂F = C gleich. In der Leiterschleife
wird eine Ringspannung ( elektromagnetische Kraft“)

induziert:
˛
Uind = ~
d~r · E diese führt zum Stromfluss in C
C

Experimente zeigen:

dΦm
Uind = − (5.2)
dt

Das negative Vorzeichen entspricht der sog. Lenz’schen Re-


gel:
Der induzierte Strom (und das ihn begleitende Magnetfeld) ist so
gerichtet, dass er die ihn verursachende magnetische Flussände-
rung zu hemmen versucht.

Ein Kupferring wird ab-


gestoßen

Das Induktionsgesetz in differentieller Form


˛ ˆ ˆ
~ r, t) = − ∂
d~r · E(~ dF~ · B(~
~ r, t) = dF~ · rot E(~
~ r, t)
∂t
C=∂F F F

gilt für jede räumlich fixierte Fläche.

55
Hieraus ergibt sich mit dem Stokes’schen Satz die Wirbeldichte des elektrischen Feldes:

~ r, t) = − ∂ ~
rot E(~ B(~r, t) (5.3)
∂t

5.1.1 Induktivität

Betrachte zwei Leiterkreise C1 und C2 in Ruhe. Ein quasistationärer (zeitlich langsam veränder-
licher) Strom I1 fließe durch den Kreis C1 und erzeugt das Magnetfeld B~ 1.

Der magnetische Fluss Φm durch den Kreis C2 ist:


ˆ ˆ ˛
Φ2 = dF~2 · B~ 1 (~r2 ) = dF~2 · rot A
~ 1 (~r2 ) = ~ 1 (~r2 )
d~r2 · A
C2
F F

Andererseits haben wir für das Vektorpotential


˛
~ µ0 I 1 1
A1 (~r2 ) = d~r1
4π C1 |~r1 − ~r2 |

Wir definieren durch Φ2 = L21 I1 die gegenseitige Induktivität der beiden Kreise und erhalten:

˛ ˛
µ0 d~r1 · d~r2
L21 = symmetrisch L12 = L21 (5.4)
4π C1 C2 |~r1 − ~r2 |

Dies ist eine rein geometrische Größe, bestimmt durch die Form und relative Position der beiden
Schleifen C1 und C2 . Eine Änderung des Stroms im Kreis C1 induziert eine Spannung im Kreis
C2 :
(ind) dΦ2 dI1
U2 =− = −L21 (5.5)
dt dt

Beispiel: Zwei konzentrische (lange) Spulen

Die innere Spule (1, Länge l) trage den Strom I1 . Hieraus berechnen wir
den magnetischen Fluss in Spule (2), die induzierte Spannung in (2) und
die (gegenseitige) Induktivität.

N1 I1 (ind) dΦ2 dI1


B 1 = µ0 , Φ2 = πR12 B1 , U2 = −N2 = −L21 ,
l dt dt
N1 N2
L21 = µ0 πR12
l

56
Selbstinduktivität eines Leiters mit endlichem Querschnitt

Die Größe
˛ ˛
µ0 d~r1 · d~r2
L=
4π C C |~r1 − ~r2 |

divergiert für einen Stromfaden.


Daher machen wir die Ersetzung: Id~r ↔ d3 r~j(~r)

ˆ ˆ ~j(~r1 ) · ~j(~r2 )
µ0
L= 2
d 3
r1 d3 r2 2. Integral liefert das von ~j(~r) erzeugte Vektorpotential
4πI V |~r1 − ~r2 |
ˆ V
1 ~ r)
= 2 d3 r~j(~r) · A(~ bei Translationsinvarianz in einer Richtung
I V
ˆ
l ~ r⊥ )
= 2 dF ~j(~r⊥ ) · A(~ (S: Querschnittfläche in der Strom fließt)
I S

Die Größe L/l bezeichnet man als die Selbstinduktivität pro Länge“

Beispiel: Selbstinduktivität der Doppelleitung

Das Vektorpotential des gleichmäßig stromdurchflossenen geraden Leiters ist:

~j = I ~ez Θ(a − ρ)
πa2
~ = A(ρ) ~ez
A Löse die Differentialgleichung ~ = −µ0~j
4A
A0 µ0 I
A00 + = − 2 Θ(a − ρ)
ρ πa

( ρ2
A(ρ) = −
µo I a2   für ρ < a (5.6)
ρ2
4π 1 + ln a2
für ρ > a

wobei A(ρ) bei ρ = a stetig differenzierbar ist.

57
Wir kürzen ab: A(ρ) = − µ4π
0I
f (ρ2 )

ˆ ˆ
L µ0 n
dy Θ(a2 − x2 − y 2 ) f (x2 + y 2 ) − f ((x − d)2 + y 2 )
 
=− 2 2 dx
l 4π a
o
+Θ(a2 − (x − d)2 − y 2 ) f ((x − d)2 + y 2 ) − f (x2 + y 2 )


Mit der Substitution: x → d − x erkennen wir, dass beide Terme gleich zum Integral beitragen.
In Polarkoordinaten x = ar cos ϕ, y = ar sin ϕ folgt:

ˆ1 ˆ2π
d2
  
L µ0 2 2 d
=− 2 dr dϕ r r − 1 − ln r + 2 − 2 r cos ϕ
l 2π a a
0 0
   2
d2
Wir entwicklen den Logarithmus im kleinen Verhältnis a/d: ln r2 + a2
− 2 ad r cos ϕ = ln ad2 −
 2
2 ad r cos ϕ + O ad2 :

ˆ1 ˆ2π    
L µ0 2 d 2a
= 2 dr dϕ r 1 − r + 2 ln − r cos ϕ + . . .
l 2π a d
0 0

Das Ergebnis lautet:

 
L µ0 d 1 a
= ln + ist sogar exakt in allen Ordnungen von (5.7)
l π a 4 d

58
5.2 Maxwellscher Verschiebungsstrom

Bisher haben wir die folgenden Feldgleichungen

~ = ρ
div E (Gauß’sches Gesetz) (5.8)
ε0
~
div B = 0 (keine magnetischen Monopole) (5.9)
~
~ = − ∂B
rot E (Faraday’sches Induktionsgesetz) (5.10)
∂t
~ = µ0~j + µo ε0 ∂ E~
rot B (Ampere’sches Durchflutungsgesetz) (5.11)
∂t

Mit Ausnahme vom Induktionsgesetz wurden sie aus Beobachtungen an stationären Vorgängen
abgeleitet. Wir untersuchen nun die nötigen Abänderungen für zeitabhängige Felder. Maxwell
erkannte 1865 die Inkonsistenz obiger Gleichungen (ohne den eingerahmten Term) und ändert sie
zu einem konsistenten System ab.
Die Kontinuitätsgleichung (3.3) (Stromerhaltung) sagt uns:
!
∂ρ ∂ ~
E
0= + div ~j = div ε0 + ~j
∂t ∂t
| {z }
~
Rotation: µ1 rot B
0

~
Die Größe ε0 ∂∂tE heißt Maxwell’scher Verschiebungsstrom. Diese Modifikation führt zu neuen
physikalischen Erscheinungen, wie z.B. elektromagnetische Wellen, die damals noch unbekannt
waren.

Entlade einen Kondensator:


Es fließt kein Strom zwischen den Platten, aber
~
ein Magnetfeld wird erzeugt von ε0 ∂∂tE .

Ein sich zeitlich änderndes elektrisches Feld


erzeugt ein Magnetfeld.

Die Maxwell’schen Gleichungen verknüpfen elektrische und magnetische Erscheinungen in einer


vereinheitlichen Theorie, dem Elektromagnetismus.

59
5.2.1 Makroskopische Maxwellgleichungen in Materie

~ = ρfrei
div D ~ =0
div B (5.12)
~ ~
~ = − ∂B
rot E ~ = ~jfrei + ∂ D
rot H (5.13)
∂t ∂t

 
∂ρfrei ~ ~ = 0.
Konsistenzcheck: Stromerhaltung: ∂t + div ~jfrei = div ∂D
∂t + ~jfrei = div rot H

~ = D(
Die vier Feldgleichung sind vervollständigen durch Verknüpfungsgleichungen D ~ E),
~ ~ =
H
~
H(B)~
Für isotrope Medien mit linearem Response gilt: D~ = εε0 E ~ = B~ mit phänomenologischen
~ ,H
µµ0
Parametern ε und µ.

5.3 Lösungen der Maxwell-Gleichungen

Wir wollen die Maxwellgleichungen im Vakuum (5.8 - 5.11) bei vorgegebenen (~r, t)-abhängigen
Ladungs- und Stromquellen lösen.
Als Erstes nutzen wir die homogenen Gleichungen (5.9) und (5.10) aus.
~ liefert B
Die Divergenzfreiheit von B ~ = rot A~.
~ 
~ + ∂A :

~ ist das Vektorpotential, eingesetzt in (5.10) ergibt sich rot E+
A ~ ∂ (rot A)
~ = 0 = rot E
∂t
| {z ∂t}
ein Gradient

~
~ = − grad Φ − ∂ A
E Φ heißt Skalarpotential (5.14)
∂t

~ und B
Nun setzen wir diese Darstellungen von E ~ in die inhomogenen Gleichungen (5.8) und
(5.11) ein.

∂ ~= ρ
−4Φ − div A (5.15)
∂t ε0
2~
−4A ~ + µ0 ε0 ∂ grad Φ + µ0 ε0 ∂ A = µ0~j
~ + grad div A
∂t ∂t2
∂2
 
oder µ0 ε0 2 − ∆ A ~ + grad(µ0 ε0 ∂Φ + div A)
~ = µ0~j (5.16)
∂t ∂t

Man fordert, dass die Kombination der Potentiale hinter grad verschwindet: Lorenz-Eichung.4

~+ 1 ∂Φ
div A =0 (5.17)
c2 ∂t

4
Nach Ludwig V. Lorenz (Däne), nicht Hendrik A. Lorentz (Holländer)

60
~
Als Konsequenz der Lorenz-Eichung (5.17) entkoppeln die Gleichungen für Φ und A.
Mit der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c
1 m
ε0 µ 0 = c = 2.9979 · 108
c2 s
ergeben sich inhomogene Wellengleichungen:

1 ∂2
 
1 1
2 2
− 4 Φ(~r, t) = ρ(~r, t) , Φ(~r, t) = ρ(~r, t) (5.18)
c ∂t ε0 ε0
2
 
1 ∂ ~ r, t) = µ0~j(~r, t) , ~ r, t) = µ0~j(~r, t)
− 4 A(~ A(~ (5.19)
c2 ∂t2

2
 = c12 ∂t

2 − ∆ heißt d’Alembert Operator.

Die Potentiale Φ und A ~ sind nicht eindeutig. Es gibt die Freiheit der Eichtransformation

A ~0 ,
~→A ~0 = A
A ~ + grad Λ , (5.20)
∂Λ
Φ → Φ0 , Φ0 = Φ − (5.21)
∂t

Elektrische und magnetische Felder bleiben unverändert:


~0 ~
~ 0 = − grad Φ0 − ∂ A = − grad Φ + grad ∂Λ − ∂ A − ∂ grad Λ = E
E ~,
∂t ∂t ∂t ∂t
~ 0 = rot A
B ~ 0 = rot A
~ + rot grad Λ = B
~

~ die Lorenz-Eichung nicht erfüllen: 12 ∂Φ + div A


Falls unsere Potentiale Φ , A ~ = Ξ(~r, t) 6= 0 so
c ∂t
0 ~ 0 1 ∂Φ0 ~ 0 = 0:
wählen wir mittels Eichtrafos neue Potentiale Φ , A , so dass gilt c2 ∂t + div A
1 ∂2
 
∂Λ
Φ − Φ0 = , A~−A ~ 0 = − grad Λ , − 4 Λ(~r, t) = Ξ(~r, t)
∂t c2 ∂t2

Die allgemeine Lösung der inhomogenen Wellengleichung (5.18) setzt sich zusammen aus den
Lösungen der homogenen Gleichung Φhom = 0 und einer partikulären Lösung der inhomogenen
Gleichung (wegen der Linearität):
ρ
Φ = Φhom + Φpart (Φhom + Φpart ) = 0 +
ε0
 2 
~ ~
Ebene Wellen ei(k·~r−ωt) lösen die homogene Wellengleichung falls − ωc2 + k 2 ei(k·~r−wt) = 0. Es
muss die Beziehung ω = c |~k| gelten, mit der Frequenz ω und dem Wellenvektor ~k.
Ein Wellenpaket wird beschrieben durch:
ˆ h i
Φhom (~r, t) = Re d3 kA(~k) exp i(~k · ~r − c |~k| t)

wbei A(~k) eine komplexwertige Amplitudenfunktion ist

61
5.4 Retardierte Potentiale

Man finde eine spezielle Lösung der inhomogenen Wellengleichung

1 ∂2
 
ρ(~r, t)
2
− 4 Φ(~r, t) =
c ∂t ε0

Als erstes führen wir eine Fourierzerlegung bezüglich der Zeitabhängigkeit durch:

ˆ
+∞ ˆ
+∞

Φ(~r, t) = dω eiωt Φω (~r) ρ(~r, t) = dω eiωt ρω (~r)


| {z } | {z }
−∞ * −∞ *

mit der Fouriertransformierten


ˆ
+∞
1 0
ρω (~r) = dt0 e−iωt ρ(~r 0 , t0 )

−∞

Mathematischer Einschub: Fouriertransformation und ihre Umkehrung

ˆ
+∞ ˆ
+∞
1 0
f (t) = dω eiωt fˆ(ω) , fˆ(ω) = dt0 e−iωt f (t0 )

−∞ −∞
ˆ
+∞ ˆ
+∞
0 0 1 0
Nachweis: f (t) = dt f (t ) dω eiω(t−t ) = f (t)

−∞ −∞
| {z }
=δ(t−t0 )

Nun gilt:
ˆ
+∞ ˆ
+∞
ω2
 
iωt 1
dω e − 2 − 4 Φω (~r) = dω eiωt ρω (~r)
c ε0
−∞ −∞

und wir erhalten eine inhomogene Differentialgleichung:

1
(4 + k 2 )Φω (~r) = − ρω (~r) (5.22)
ε0

Für k = 0 wird dies gerade die Poissongleichung der Elektrostatik.


Die Lösung im Fall k 6= 0 sieht ganz ähnlich aus, nämlich.

ˆ
1 exp[±i~k(~r − ~r 0 )]
Φω (~r) = d3 r0 ρω (~r 0 ) (5.23)
4πε0 |~r − ~r 0 |

62
Wir müssen zeigen, dass gilt:

exp[±i~k(~r − ~r 0 )]
(4~r + k 2 ) = −4πδ 3 (~r − ~r 0 )
|~r − ~r 0 |

~ = ~r − ~r 0 und verwende 4~r = 4 ~ :


Nenne R R

e±ikR k2 1  1
~ ±ikR + 1 4e±ikR
(4R~ + k 2 ) = e±ikR + e±ikR 4 + 2 ∇
~

· ∇e
R R R R R
∂2 2 ∂ ~ = ~ ∂
R
Für radialsymmetrische Funktionen gilt 4 = ∂R2
+ R ∂R und ∇ R ∂R .

Dies liefert das gewünschte Ergebnis


~~
e±ikR k2
  
2 ~ + e±ikR −1 1 2
(4 + k ) = −4πδ 3 (R) + 2 2 (±ik) + 2
−k + (±ik)
R R R R R
| {z }
=0

Nun erhalten wir für das Skalarpotential

ˆ ˆ
+∞
0 0 ˆ
+∞  
1 3 0 0 ρ(r , t ) 1 0 1 0
Φ(~r, t) = d r dt dω exp iω(t − t ± |~r − ~r |
4πε0 |~r − ~r 0 | 2π c
−∞ −∞
| {z }
δ(t−t0 ± 1c |~ r 0 |)
r−~

t0 muss also gleich t ± 1c |~r − ~r 0 | gesetzt werden. Physikalisch sinnvoll ist hierbei nur das negative
Vorzeichen.
Die endgültig Form der retardierten Potentiale lautet also:

ˆ
1 ρ(~r 0 , t − 1c |~r − ~r 0 |)
Φ(~r, t)ret
= d3 r0 (5.24)
4πε0 |~r − ~r 0 |
ˆ ~j(~r 0 , t − 1 |~r − ~r 0 |)
µ0
~ r, t)ret
A(~ = d3 r0 c
(5.25)
4π |~r − ~r 0 |

Das Potential hier (am Ort ~r) und jetzt (zur Zeit t) wird
verursacht von entfernten Ladungen (am Ort ~r 0 ) zu einer
r 0| r 0|
früheren Zeit t0 = t− |~r−~ 0
c . Der Zeitunterschied t−t =
|~
r−~
c
ist die Zeit, die das Signal braucht, um mit Lichtgeschwin-
digkeit c von ~r 0 zu ~r zu laufen.

63
Kausalität
Die Ursache liegt zeitlich vor der Wirkung. Die avancierte Lösung mit t0 = t + 1c |~r − ~r 0 | gilt, falls
die Potentiale Φ, A~ (von elektromagnetischen Wellen) die Ursache von oszillierenden Ladungs-
und Stromverteilungen sind (in einer Empfangsantenne) sind.
Wir sollten noch zeigen, dass die retardierten Potentiale der Lorenzeichung 1 ∂Φ ~ = 0
+ div A
c2 ∂t
genügen. Führe die Green’sche Funktion ein:

δ(t − t0 − 1c |~r − ~r 0 |)
G(~r − ~r 0 , t − t0 ) =
4π|~r − ~r 0 |

Mit partieller Integration (*) und −G div ~j = − div(G ~j) + ~j · ∇G ~ erhalten wir:
ˆ ˆ ˆ ˆ
1 ∂Φ(~r, t) 3 0 0 ∂ 0 0 0 0 ∗ 3 0 ∂
= µ 0 d r dt G(t − t , ~
r − ~
r ) ρ(~
r , t ) = µ 0 d r dt0 G(~r − ~r 0 , t − t0 ) 0 ρ(~r 0 , t0 )
c2 ∂t |∂t {z } ∂t
| {z }

− ∂t r 0 ,t−t0 )
r−~
0 G(~ − div~r 0 ~j(~
r 0 ,t0 )
ˆ ˆ ˆ ˆ
= µ0 d3 r0 dt0 ∇
~ 0 G(~r − ~r 0 , t − t0 ) ·~j(~r 0 , t0 ) = −µ0 ∇
~ ~r · d3 r0 dt0 G(~r − ~r 0 , t − t0 ) ~j(~r 0 , t0 )
| ~r {z }
~ ~r G(~
−∇ r 0 ,t−t0 )
r−~

= − div A(~r, t)

5.5 Energie und Impulsbilanz

5.5.1 Energiebilanz

Betrachte ein System von Ladungen qi an den Orten ~ri mit Geschwindigkeiten ~vi und den elek-
~ und B.
tromagnetischen Feldern E ~ Die von den Feldern ausgeübten Kräfte ändern die Energie
der geladenen Teilchen:
X X X
dEmat = F~i · d~ri = ~ + ~vi × B)
qi (E ~ · ~vi dt = ~ r, t) dt
qi ~vi · E(~
i i i

Wir erkennen hier die Stromdichte ~j und erhalten als Leistung:


ˆ
dEmat ~ r, t)
= d3 r ~j(~r, t) · E(~ (5.26)
dt
~ mit Hilfe der Maxwell-Gleichungen um:
Als nächstes schreiben wir die Leistungsdichte ~j · E
~
~ = 1E ~ · ∂ E = − 1 div(E ~ + 1B ~ − ε0 ∂ E
 
~j · E ~ · rot B
~ − ε0 E ~ × B) ~ · rot E ~2
µ0 ∂t µ0 µ0 | {z } 2 ∂t
~
− ∂∂t
B
 
~ = − 1 div(E
Also: ~j · E ~ − ∂
~ × B) ε0 ~ 2
E +
1 ~2
B
µ0 ∂t 2 2µ0

Wir definieren die Energiedichte wem des elektromagnetischen Feldes als:

ε0 ~ 2 1 ~2
wem (~r, t) = E + B (5.27)
2 2µ0

64
und die Energiestromdichte des elektromagnetischen Feldes als:

~ r, t) = 1 E
S(~ ~ ×B
~ Poynting-Vektor (5.28)
µ0

Es gilt das Poynting’sche Theorem:

∂wem ~ = −~j · E
~
+ div S lokale Form der Energieerhaltung (5.29)
∂t

Die von den elektromagnetischen Feldern an den Ladungen verrichtete Arbeit ist gleich der Ab-
nahme der in den Feldern gespeicherten Energie, vermindert um die Energie, die wegströmt“.

Wir integrieren den Poynting’schen Satz über ein Volumen V , das alle Ladungen und Felder
einschließt:
ˆ ˛
d ~ r, t) = − dEmat d
3
d r wem (~r, t) + dF~ · S(~ (Eem + Emat ) = 0
dt V ∂V dt dt

Eem + Emat = const.

~ ist ein Senkenterm für die Energie, die von den Ladungen aus den Feldern entnommen
−~j · E
wird. In Leitern gilt das Ohm’sche Gesetz ~j = σ E~ mit σ > 0 der Leitfähigkeit).
~ ~ ~ 2
Mit −j · E = −σ E < 0 liegt also eine negative Quelldichte für Energie vor.

5.5.2 Impulsbilanz

Die zeitliche Änderung des Impulses der geladenen Teilchen ist:

dP~mat X d~
pi X ~ X 
~ ri , t) + ~vi × B(~
~ ri , t)

= = Fi = qi E(~
dt dt
i i i

Ausgedrückt durch die Ladungs- und Stromdichte:


ˆ
dP~mat h
~ r, t) + ~j(~r, t) × B(~
~ r, t)
i
= d3 r ρ(~r, t)E(~ (5.30)
dt
Wir schreiben den Integranden wieder mit Hilfe der Maxwell-Gleichungen um:

1 ~
~ + ~j × B
ρE ~ = ε0 E
~ div E
~+ ~ − ε0 ∂ E × B
~ ×B
(rot B) ~
µ0 ∂t
∗ ∂ ~ ~ + ε0 E ~ + 1 (rot B)
~ div E ~ ×B
~ + ε0 (rot E) ~+ 1B
~ ×E ~ div B
~
= −ε0 (E × B)
∂t µ0 µ0 | {z }
=0
 
~× ~
∂B ~ ×E
~ = ε0 rot E
~+ ~
∂B ~ =0
(*) Dabei wurde ergänzt: −ε0 E ∂t + ε0 (rot E) ∂t ×E

65
~ und B-Feldern.
Die letzten vier Terme sind symmetrisch in den E- ~ Sie stellen die Divergenz des
Maxwell’schen Spannungstensors (5.31) dar:

 
1 δij ~2 + 1 B~2
Tij = ε0 Ei Ej + Bi Bj − ε0 E = Tji (5.31)
µ0 2 µ0

3
P ∂Tij
∂xi ist die j-te Komponente des obigen Ausdrucks mit vier Termen:
i=1
~
Überprüfung (ganz analog für die B-Terme):
3   3 3
X δij ~ 2 ~ j+
X X
∂i Ei Ej − E = (div E)E (∂i Ej )Ei − (∂j Ei )Ei
2
i=1 i=1 i=1
h i h i
~ ×E
(rot E) ~ = (∇ ~ × E)
~ ×E
~ = (E ~ · ∇)E
~ j −E ~
~ · ∂j E
j j

Interpretation: ~ ×B
ε0 E ~ ist die Impulsdichte des elektromagnetischen Feldes.

ε0 E ~ = 1 S(~
~ ×B ~ r, t) (5.32)
c2

ˆ 3 ‹
dP~mat d 1~ X
+ d3 r S(~
r , t) = dFi Tij ~ej = 0 P~mat + P~em = const.
dt dt c2
V i,j=1 ∂V

Eine andere Schreibweise für den Maxwell’schen Spannungstensor ist:

3

→ X
T = Tij ~ei ⊗ ~ej (5.33)
i,j=1

Das Tensorprodukt ⊗ ist ein bilineares Produkt ohne weitere Eigenschaften, insbesondere ist es
nicht kommutativ.
Rechenregeln:

(λ~ei + µ~ej ) ⊗ ~ek = λ(~ei ⊗ ~ek ) + µ(~ej ⊗ ~ek )


~ei ⊗ (λ~ej + µ~ek ) = λ~ei ⊗ ~ej + µ~ei ⊗ ~ek
λ~ei ⊗ µ~ej = λµ~ei ⊗ ~ej

Das Symbol ⊗ ist beidseitig durchlässig für Summen und Skalarfaktoren.

66
5.6 Elektromagnetische Felder einer gleichförmig bewegten Punktladung

~ ret einer Punktladung q, welche sich mit konstanter


Wir berechnen die retardierten Potentiale Φret , A
Geschwindigkeit ~v = v ~ex bewegt. Die zugehörigen Ladungs- und Stromdichten sind:

ρ(~r, t) = q δ(x − vt)δ(y)δ(z) , ~j(~r, t) = ~v ρ(~r, t)

Wir überprüfen noch die Stromerhaltung:


∂ρ
+ div ~j = q δ(y)δ(z) −v δ 0 (x − vt) + v δ 0 (x − vt) = 0
 
∂t
Das retardierte Skalarpotential ist:
ˆ 0, t
ret 1 3 0 ρ(~
r − 1c |~r − ~r 0 |)
Φ (~r, t) = d r
4πε0 |~r − ~r 0 |
´ ´
Die Integrationen dy 0 dz 0 δ(y 0 )δ(z 0 ) . . . sind trivial und liefern die Werte an y 0 = 0, z 0 = 0.
Mit r2 = x2 + y 2 + z 2 erhalten wir:
ˆ∞ 0

ret q 0 δ(x − v(t − 1c r2 − 2xx0 + x0 2 ))
Φ (~r, t) = dx √
4πε0 r2 − 2xx0 + x0 2
−∞

Wir benutzen folgende Regel zur Integration über die δ-Distribution einer Funktion mit einziger
Nullstelle x0 :
ˆ∞
g(x0 )
δ(f (x0 ))g(x0 ) dx0 = 0
|f (x0 )|
−∞

Löse die Gleichung x0 −vt+ vc (x − x0 )2 + y 2 + z 2 nach x0 auf. Das retardierte Potential schreibt
p

sich nun:

q np h v x0 − x io q
Φ(~r, t) = (x − x0 )2 + y 2 + z 2 1 + p =
4π0 c (x − x20 )2 + y 2 + z 2 4π0 N

Wir setzen ξ = x − x0 oder x0 = x − ξ. Für den Nenner N gilt:


hp v i2  v2  v p
N2 = ξ2 + y2 + z2 − ξ = 1 + 2 ξ2 − 2 ξ ξ2 + y2 + z2 + y2 + z2
c c c
Andererseits besagt die Bestimmungsgleichung für x0 :
vp 2  vp 2 2
x − vt + ξ + y2 + z2 = ξ , − ξ− ξ + y 2 + z 2 + (x − vt)2 = 0 ,
c c
 v2  v p v2
− 1 + 2 ξ 2 + 2 ξ ξ 2 + y 2 + z 2 − 2 (y 2 + z 2 ) + (x − vt)2 = 0 ,
c c c
Wir addieren diese Null auf den obigen Ausdruck für N 2 und erhalten die einfachere Form:
 v2 
N 2 = (x − vt)2 + 1 − 2 (x2 + y 2 )
c
Somit haben wir folgendes Ergebnis für das retardierte Skalarpotential:

67
q h  v 2 i−1/2
Φret (~r, t) = (x − vt)2 + (y 2 + z 2 ) 1 − 2 (5.34)
4πε0 c

Dieses Potential ist nicht mehr sphärisch symmetrisch um die momentane Position (vt, 0, 0) der
Punktladung aufgrund von Retardierungseffekten.
Das retardierte Vektorpotential folgt einfach als:
~ ret (~r, t) = v ~ex Φret (~r, t) µ0 ε0
A (5.35)
|{z}
1/c2

Die zugehörigen elektrischen und magnetischen Felder sind:


 
~ ~ v ∂ ~ = v ∇Φ ~ ret (~r, t) × ~ex
E = − ∇ + 2 ~ex Φret (~r, t) B
c ∂t c2

Für das Magnetfeld erhalten wir:


   
0 1
 v2 3 0
v  ∂  ret µ0 q v · − 2 · (1 − c2 ) · 2 γ  
~
B= 2 Φ (~r, t) = i3/2 · γ 3 z
∂z
c ∂
h
2
− ∂y 4π (x − vt)2 + (y 2 + z 2 )(1 − vc2 ) −y

 
0
~ r, t) = µ0 q v γ
B(~ · −z  (5.36)
− vt)2 + y 2 + z 2 ] /2
3
4π [γ 2 (x y

Für das elektrische Feld erhalten wir:


 2

1
 x − vt + vc2 (vt − x)
~ = −q · − 2 · 2 2  γ3
E y(1 − vc2 )

i3/2  3
γ
h 
v2 v2
4πε0 (x − vt)2 + (y 2 + z 2 )(1 − c2
) z(1 − c2 )

68
 
x − vt
~ r, t) = qγ  y 
E(~ (5.37)
− vt)2 + y 2 + z 2 ] /2
3
4πε0 [γ 2 (x z

 
x − vt
Nenne R~ =  y  den Verbindungsvektor ausgehend von der Posi-
z
tion der Punktladung und setze x − vt = R cos θ.

~  −3/2
q γ −2 R v2
 
~
E= 2 2 2 2
R cos θ + 1 − 2 R (1 − cos θ)
4πε0 c
Lorentzkontraktion“

2
qR~ 1 − vc2
~ r, t) =
E(~ (5.38)
4πε0 R3 h
2
i3/2
1 − vc2 sin2 θ

~
Für eine sehr schnell bewegte Ladung ist das E-Feld zusammengedrückt wie ein Pfannkuchen“.

v2 1
In Bewegungsrichtung: θ=0 Reduktion um Faktor: 1− 2
= 2
c γ
π 1
in senkrechter Richtung: θ= Verstärkung um Faktor: q =γ
2 1− v2
c2

Dies sind alles relativistische Effekte.

Für das Magnetfeld gilt die exakte Beziehung:

~ = 1 ~v × E
B ~ (5.39)
c2

69
5.7 Dipolstrahlung

Wir berechnen die Strahlung, die von einer oszillierenden Ladungsdichte erzeugt wird (z.B. einer
Dipolantenne gespeist mit hochfrequentem Wechselstrom):

Die Quellenverteilung wird als zeitlich periodisch und räumlich lokalisiert angenommen.

~j(~r 0 , t) = Re ~j(~r 0 )e−iωt




Im Folgenden lassen wir das Realteil-Zeichen Re weg und arbeiten mit komplexen Feldern. Die
physikalischen, reellen Lösungen erhalten wir durch Realbildung am Schluss. Diese Vorgehenswei-
se ist erlaubt, da die Feldgleichungen linear mit reellen Koeffizienten sind und somit Real- und
Imaginärteile nie vermischt werden.
Achtung: Zur Berechnung der Energieflussdichte S ~ = 1E ~ ×B ~ müssen wieder reelle Felder
µ0
verwendet werden!
Das retardierte Vektorpotential hat die Form:
ˆ 0, t ˆ
~ ret (~r, t) = µ0 3 0 j(~
r − 1c |~r − ~r 0 |) µ0 −iωt exp(ik|~r − ~r 0 |)
A d r 0
= e d3 r0 ~j(~r 0 ) ~ r)e−iωt
= A(~
4π |~r − ~r | 4π |~r − ~r 0 |

~ r).
mit k = ω/c und dem räumlichen Anteil A(~
Der ~r-bbhängige Anteil des Magnetfeldes ist dann:
~ r) = ∇
B(~ ~ × A(~
~ r)

und außerhalb der Ladungs- und Stromdichte gilt (aus (5.11)):

∂ ~ ~ × B(~
~ r, t) ~ r) = c2 ∇
~ × B(~
~ r)
E(~r, t) = c2 ∇ oder − iω E(~
∂t

2
~ r) = ∇
B(~ ~ × A(~
~ r) ~ r) = i c ∇
E(~ ~ × B(~
~ r) (5.40)
ω

Das retardierte Skalarpotential braucht nicht berechnet zu werden, denn die Lorenz-Eichung
(5.17) bestimmt es:

iω ~ r) = 0
− Φ(~r) + div A(~
c2

Wir machen nun folgende Annahmen:


2π 2πc
R0  λ  r λ= =
k ω
R0 ist räumliche Ausdehnung der Stromverteilung und wir betrachten nur die Fernfelder.

70
Mit den Entwicklungen

1 r0 
|~r − ~r 0 | = r − ~er · ~r 0 + . . . , exp(ik|~r − ~r 0 |) = eikr (1 + O(kr0 )), |~r − ~r 0 |−1 = 1 + O( )
r r
erhalten wir näherungsweise:
ˆ
µ0 eikr
~
A(~r) = d3 r0 ~j(~r 0 ) (das Integral über ~j(~r 0 ) verschwindet nicht wie im statischen Fall)
4π r

Die Kontinuitätsgleichung (3.3) ergibt für zeitlich periodische Quellen ∼ e−iωt :

−iωρ(~r) + div ~j(~r) = 0 ,


ˆ ˆ ˆ
d3 r jk (~r) = ~ ~
d r div(j xk ) − xk div j = −iω d3 r xk ρ(~r) = −iωpk
3

Somit:
| {z }
El. Dipolmom.

Es ist möglich, dass der Dipolmoment-Vektor p~ komplex ist.


Das elektrische Dipolmoment der oszillierenden Ladungsverteilung ist dann:

p e−iωt )
p~(t) = Re(~ zeitabhängiges reeles Dipolmoment (reell)

Wir erhalten das Ergebnis:

ikr
~ r) = − iωµ0 p~ e
A(~ (auslaufende Kugelwelle) (5.41)
4π r

Wir sehen: Das elektrisches Dipolmoment p~ bestimmt die Amplitude der Welle.
Das zugehörige Magnetfeld ist :

eikr eikr eikr eikr


       
~ r) = ∇
B(~ ~ r) = − iωµ0 ∇
~ × A(~ ~ × p~ , ~
∇ = ~er

= ~er ik −
1
4π r r ∂r r r r
1
In Fernfeldnäherung können wir r2
vernachlässigen und mit ω = c · k vereinfacht sich das Ma-
gnetfeld zu:

ikr
~ r) = µ0 c k 2 (~er × p~) e
B(~ (Fernfeld) (5.42)
4π r

Das zugehörige elektrische Feld ist

iµ0 c3 k 2 ~ eikr iµ0 c2 k ~ eikr


   
~
E(~r) = ∇ × ~er × p~ ' ∇ × (~er × p~)
4πω r 4π r

~ ×
wbei der Nablaoperator in der Fernfeldnäherung nur einen Faktor ~er ik liefert. Der Term ∇
2
(~er × p~) ∼ 1/r fällt dabei weg.

71
Wir erhalten für das elektrische Feld:

2 ikr
~ r) = µ0 ω (~er × p~) × ~er e
E(~ (Fernfeld) (5.43)
4π r

Als nächstes untersuchen wir die Energiestromdichte dieser elektromagnetischen Strahlungsfelder:

~ r, t) = 1 Re(E(~
S(~ ~ r) e−iωt ) × Re(B(~
~ r) e−iωt )
µ0
1  ~ cos(ωt) + Im(E)
 
~ sin(ωt) × Re(B)
~ cos(ωt) + Im(B)
~ sin(ωt)

= Re(E)
µ0

Mit zeitlichen Mittelwerten hcos2 (ωt)i = 12 , hsin2 (ωt)i = 1


2 und hsin(ωt) cos(ωt)i = 0 ergibt sich:

~av (~r) = 1 Re E(~


 
S ~ ∗ (~r)
~ r) × B
2µ0

Die Energie, die pro Zeit durch einen Teil einer Kugel mit großem Radius r fließt, ist
~av r2 dΩ. Die Strahlungsleistung pro Raumwinkel ist
dP = ~er · S

dP 2
~av r2 = r ~er · Re E(~ ~ ∗ (~r)
~ r) × B

= ~er · S
dΩ 2µ0

~av ∼ ~er
Die Richtung des Energieflusses ist radial nach außen: S

((~er × p~) × ~er ) × (~er × p~ ∗ ) = ~er ((~er × p~) · (~er × p~ ∗ )) − (~er × p~) (~er · (~er × p~ ∗ ))
| {z }
=0

Insgesamt ergibt sich:

dP 1 µ0 ck 2 µ0 ω 2 µ0 ω 4 2 2
= · · p × ~er |2 =
|~ p~ sin θ , θ = ](~
p, ~r) (5.44)
dΩ 2µ0 4π 4π 32π 2 c

wobei zum Schluss p~ als reel angenommen wurde. Die Winkelabhängigkeit der Dipolstrahlung ist
sin2 θ:
Keine Strahlung in Richtung von p~. Maximale Strahlungsleistung senkrecht zu p~.
Im Allgemeinen erhält man eine Überlagerung von zwei sin2 -Keulen“:

p~ = p~1 + i p~2 , p × ~er |2 = (~
|~ p1 × ~er )2 + (~
p2 × ~er )2

72
Die totale Strahlungsleistung folgt nach Integration über den Raumwinkel:

ˆ ˆ ˆπ ˆ1
dP 2 3 8π
Ptot = dΩ mit dΩ sin θ = 2π dθ sin θ = 2π dζ(1 − ζ 2 ) =
dΩ 3
0 −1

µ 0 ω 4 2 µ0 ω 4
Ptot = |~
p| = p~ · p~ ∗ (5.45)
12πc 12πc

6 Elektromagnetische Wellen

6.1 Ebene Wellen

Ohne freie Ladungs- und Stromquellen lauten die (makroskopischen) Maxwellgleichungen im ho-
mogenen und isotropen Medium
~ ·E
εε0 ∇ ~ =0 ~ ·B
∇ ~ =0 (6.1)
~ ~
∇ ~ = − ∂B
~ ×E ~ = µµ0 εε0 ∂ E
~ ×B
∇ (6.2)
∂t ∂t

Bilde rot und ∂t von (6.2) unter Verwendung von rot rot = grad div −4, sowie ε0 µ0 = 1/c2 :
| {z }
=0
 2 

~ ×B
~ =− ∇
 
˙
~ =
~ ×B µε ∂ ~
−4E ∇ 2
E
c ∂t2
 2 
~ = µε  ~ ~˙

~ ˙
~ ∂ ~
−4B ∇ × E ∇×E =− B
c2 ∂t2

Kombinieren wir diese Gleichungen, so erhalten wir für die elektrischen und magnetischen Felder
eine Wellengleichung:

µε ∂ 2 µε ∂ 2
   
~ r, t) = 0
− 4 E(~ ~ r, t) = 0
− 4 B(~ (6.3)
c2 ∂t2 c2 ∂t2

Die Wellen breiten sich mit Phasengeschwindigkeit vph aus, die wir durch den Brechungsindex
des Mediums n und Lichtgeschwindigkeit im Vakuum c ausdrücken können:
c c √
vph = √ = n= µε (6.4)
µε n

Das (leere) Vakuum ε = µ = 1 erlaubt bereits die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen.

73
Im Folgenden betrachten wir ebene Wellen:

~ 0 ei(~k·~r−ωt) ,
~ r, t) = Re E ~ 0 ei(~k·~r−ωt)
~ r, t) = Re B
 
E(~ B(~ (6.5)

~ 0 sind dabei komplexe Amplitudenvektoren, ω ist die Frequenz und ~k der Wellenvektor
~ 0 und B
E
der ebenen monochromatischen Welle.
Im (homogenen, isotropen) Medium gilt die Dispersionsrelation:
c ~ m
ω= |k| Im Vakuum: ω = c |~k| mit c = 2.9979 · 108 (6.6)
n s

Die Wellenfronten sind Ebenen ~k · ~r − ωt = const, welche sich mit der Phasengeschwindigkeit
vph = ω/|~k| = c/n in Richtung ~k/|~k| bewegen.

~ ·E
Aus ∇ ~ = 0 und ∇
~ ·B
~ = 0 folgt:

~k · E
~0 = 0 ~k · B
~0 = 0 (6.7)

~ ·E ~ 0 · ~k ei(~k·~r−ωt)
~ = Re iE

0=∇ für alle ~r, t
~ ) · ~k sin(~k · ~r − ωt) − Im(E
= − Re(E ~ ) · ~k · cos(~k · ~r − ωt)
| {z0 } | {z0 }
=0 =0

Elektromagnetische Wellen sind transversal. Die elektrischen und ma-


gnetischen Felder stehen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung ~k.

Desweiteren ergeben ∇~ ×E ~ = − ∂ B~ und ∇~ ×B ~ = µε2 ∂ E~ die


∂t c ∂t
Bedingungen i~k × E
~ 0 = iω B ~ 0 = −i ωµε
~ 0 und i~k × B ~ 0 , was
E
c2
zum Ergebnis führt:

~0 · B
E ~0 = 0 , ~ ⊥B
E ~ (6.8)

Die elektrischen und magnetischen Feldamplituden stehen


aufeinander senkrecht. Beispiel: Linear polarisierte Welle

74
~ 0 = ωµε E
−~k × B ~0 ~∗
·E
ωµε ~ 2
|E0 | = −(~k × B ~∗ = B
~ 0) · E ~ 0 )∗ = B
~ 0 · (~k × E ~∗
~ 0 · ωB
0 0 0
c2 c2
c
~ 0 | = √ |B~ 0|
|E (6.9)
µε
Die Amplitudenbeträge der elektrischen und magnetischen Felder stehen in einem festen Verhält-
nis zueinander. Für die physikalischen (reellen) Felder gilt:

~k · E(~
~ r, t) = 0, ~k · B(~
~ r, t) = 0 , ~ r, t) = 1 Re ~k × E ~ 0 ei(~k·~r−ωt) = 1 ~k × E(~
~ r, t)

B(~
ω ω
~ r, t) · B(~
E(~ ~ r, t) = 0 (6.10)
~ r, t)|2 = 1 ~k 2 |E(~
h i
|B(~ ~ r, t)|2 − (~k · E(~
~ r, t))2
ω2 | {z }
=0

Wir erhalten:

~ r, t)| = √c |B(~
|E(~ ~ r, t)| (6.11)
µε

Polarisation von elektromagnetischen Wellen

Wir gehen von einer bestimmten Ausbreitungsrichtung ~k aus. Die Richtungen der Felder E
~ und
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~
B sind durch k · E = 0, k · B = 0 und E · B = 0 noch nicht festgelegt. So kann etwa E eine
beliebige Richtung in der Ebene ~k · ~r = 0 annehmen.
~
Unter Polarisation der Welle versteht man die Zeitabhängigkeit dieser Richtung von E
Lineare Polarisation: konstante Richtung
Zirkulare Polarisation: Drehung der Richtung mit konstanter Winkelgeschwindigkeit
~ 0 kann in zwei reelle Vektoren zerlegt werden:
Der komplexe Amplitudenvektor E
~ 0 = ~a1 + i ~a2 = (~b1 + i ~b2 )e−iα
E ~b1,2 ∈ R3

Die Phase α wird später geeignet gewählt.


Das Skalarprodukt E~0 · E
~ 0 ist eine komplexe Größe:
~ 2 |eiγ = (~b1 + i ~b2 )2 e−2iα
~ 2 = |E
E 0 0

Wir setzen α = −γ/2, dann ist (~b1 + i ~b2 )2 reellwertig und positiv.
(~b1 + i ~b2 )2 = ~b12 − ~b22 + 2i ~b1 · ~b2 ∈ R
Also gilt ~b1 · ~b2 = 0 oder ~b1 ⊥ ~b2 . Zusammen mit E
~ 0 · ~k = 0 oder (~b1 + i ~b2 ) · ~k = 0 erhalten wir:
~b1 ⊥ ~k und ~b2 ⊥ ~k

Wenn weder ~b1 noch ~b2 Null sind, können wir kartesische Basisvektoren
~b1 ~b2 ~k
~e1 = ~e2 = ∓ ~e3 =
b1 b2 k
konstruieren, wobei das Vorzeichen ∓ so gewählt wird, dass ~e1 , ~e2 , ~e3 eine rechtshändig orientierte
Orthonormalbasis bilden.

75
Falls einer der beiden Vektoren ~b1 oder ~b2 Null ist, dann ist der zugehörige Einheitsvektor (~e1
oder ~e2 ) senkrecht zu den beiden anderen zu konstruieren .
Das elektrische Feld hat nun die Form:
~ r, t) = Re b1~e1 ∓ i b2~e2 )ei(~k·~r−ωt−α) = ~e1 b1 cos(~k · ~r − ωt − α) ± ~e2 b2 sin(~k · ~r − ωt − α)

E(~
= E1 (~r, t) ~e1 + E2 (~r, t) ~e2 (6.12)

Die kartesischen Komponenten E1 (~r, t) = b1 cos(~k ·~r −ωt−α) und E2 (~r, t) = ±b2 sin(~k ·~r −ωt−α)
genügen der Gleichung:
 2  2
E1 E2
+ =1
b1 b2
Der elektrische Feldvektor (E1 , E2 , 0) bewegt sich auf einer Ellipse.
   
E1 b1 cos β
E~ = E2  =  b2 sin β  , β = ∓(ωt + α − ~k · ~r) (6.13)
0 0
(
− Im Uhrzeigersinn,
~
Bei festem ~r rotiert der E-Vektor auf einer Ellipse um ~k
+ Im Gegenuhrzeigersinn.

Die Periode einer Umdrehung ist T = 2π


ω .
Der zugehörige magnetische Feldvektor hat wegen
~k × E
~ 0 = ωB
~ 0 die Form:

~ √
~ r, t) = µε (~e2 E1 (~r, t) − ~e1 E2 (~r, t))
~ r, t) = k × E(~
B(~
ω c
(6.14)
~
Der B-vektor bewegt sich auf einer Ellipse, welche um
~
90◦ gegen die Ellipse des E-vektors gedreht ist.

Ergebnis:
Eine ebene monochromatische Welle mit festem ω ist im Allgemeinen elliptisch polarisiert.
Die Orientierung und Form der Ellipse, auf welcher E ~ und B~ rotieren, ist durch zwei zueinander
senkrechte Vektoren b~1 und b~2 bestimmt.
Es gibt zwei Sonderfälle, wenn eine Halbachse der Ellipse gleich Null ist oder beide gleich lang
sind: (
b ~e1 oder ∓ i b ~e2 linear polarisiert
E~0 eiα = ~b1 + i ~b2 = (6.15)
b (~e1 ± i ~e2 ) rechts/links zirkular polarisiert
Der allgemeine Fall (elliptische Polarisation) ist eine Superposition (reelle Linearkombination)
der beiden linearen oder der beiden zirkularen Polarisationszustände.

76
Energie und Impuls der Welle

~ und B-Felder
Die E- ~ oszillieren zeitlich. Betrachte zeitliche Mittelwerte des Produktes von a(t) =
Re[a0 e −iωt ] und b(t) = Re[b0 e−iωt ]. Man hat:
1
a0 e−iωt + a∗0 eiωt b0 e−iωt + b∗0 eiωt
 
a(t) b(t) =
4
und die zeitliche Mittelung eliminiert alle oszillierenden Terme:
1 1
ha(t) b(t)i = (a0 b∗0 + a∗0 b0 ) = Re[a0 b∗0 ]
4 2
~ ·D
Für die Energiedichte wem = 21 (E ~ +B
~ · H)
~ berechnen wir das zeitliche Mittel:

εε0 ~ ~ ∗ 1 ~ ~ ∗ εε0 h ~ 2 c2 ~ ~ ~ ~ ∗
i
hwem i = E0 · E0 + B0 · B0 = |E0 | + (k × E0 ) · (k × E 0 )
4 4µµ0 4 µεω 2

Mit (~k × E
~ 0 ) · (~k × E
~ ∗ ) = (~k)2 (E
0
~ ∗ ) − (~k · E
~0 · E
0
~ 0 ) · (~k · E
~ ∗ ) = |~k|2 (E
0
~0 · E
~ ∗ ) und ω =
0
√c |~
εµ k| folgt:

ε0 ε ~ 2 1 ~ 2
hwem i = |E0 | = |B0 | (6.16)
2 2µ0 µ

Die elektrischen und magnetischen Felder tragen gleich bei.

Für die Energiestromdichte S ~=E ~ ×H ~ berechnen wir das zeitliche Mittel:


√ √
~ 1 ~ ~ ∗ 1 h
~ ~ ~ ∗
i 1 µε ~ ~ 2 µε ~k
hSi = Re(E0 × B0 ) = Re (E0 × (k × E0 )) = k|E0 | = hwem i
2µµ0 2µµ0 ω 2µµ0 c |~k| ε0 µ0 εµ c |~k|

~ = hwem i √c k̂
hSi (6.17)
µε

Energie wird mit der Lichtgeschwindigkeit im Medium √c in Ausbreitungsrichtung der Welle


µε
transportiert.

Elektromagnetisches Spektrum

Wir geben hier einen groben Überblick über das elektromagnetische Spektrum:

ω −1
Typ Frequenz ν = 2π [s ]

Radiowellen 3 · 104 − 3 · 109 (Lang-, Mittel-, Kurzwellen, UKW,. . . )


Mikrowellen 3 · 109 − 10 · 1012
Licht 1012 − 3 · 1016
Röngtenstrahlen 3 · 1016 − 3 · 1020
Gammastrahlen 3 · 1019 − 3 · 1022 (Aus Atomkernen, Höhenstrahlung)
(und höhere) γ-Quanten haben Teilchencharakter

77
6.2 Reflexion und Brechung von Wellen an Grenzflächen

Wir betrachten eine ebene Grenzfläche zwischen zwei Medien mit verschiedenen Materialkonstan-
ten  und µ :


Der Wellenvektor ~k im Medium hat den Betrag k = |~k| = nω/c mit dem Brechungsindex n = µε.
Bei Übergang zwischen zwei Medien haben wir folgende Wellen:

• Einfallende Welle

E ~ 0 ei(~k·~r−ωt) )
~ = Re(E ~ = εε0 E
D ~, ~ = 1 ~k × E
B ~, ~ =
H
1 ~ ~
k×E
ω µµ0 ω
• Gebrochene Welle

E ~ 0 ei(~k0 ·~r−ω0 t) ) ,
~ 0 = Re(E ~ 0 = ε0 ε0 E
D ~0 ,, ~ 0 = 1 ~k 0 × E
B ~0 , ~0 =
H
1 ~0 ~ 0
k ×E
0
ω0 µ0 µ0 ω 0

• Reflektierte Welle

~ 00 = Re(E~0 00 ei(~k00 ·~r−ω00 t) ) ,


E ~ 00 = εε0 E
D ~ 00 , ~ 00 = 1 ~k 00 × E
B ~ 00 , ~ 00 =
H
1 ~ 00 ~ 00
k ×E
ω 00 µµ0 ω 00

Randbedingungen:
Etang , Htang , Dnorm , Bnorm sind stetig an der Grenzfläche (z = 0) für alle t. Das verlangt gleiche
Phasenfaktoren der einfallenden, transmittierten und reflektierten Welle an der Grenzfläche z = 0:

ω = ω 0 = ω 00 (gleiche Frequenzen)

Damit sind die Wellenvektoren von einfallendem und reflektiertem Strahl betragsmäßig gleich
ω√
|~k| = µε = |~k 00 |, ~k · ~r = ~k 0 · ~r = ~k 00 · ~r
c z=0 z=0 z=0

Die x- und y-Komponenten von ~k, ~k 0 , ~k 00 sind ebenfalls gleich.


Wähle die x-Achse so, dass ~k in der xz-Ebene liegt.

Somit: ky = ky0 = ky00 = 0

78
Aus kx = kx0 = kx00 folgt: k sin θ = k 0 sin θ 0 = k 00 sin θ 00 = k sin θ00 .
Hieraus folgt einerseits das Reflexionsgesetz

θ = θ 00 Reflexionsgesetz (6.18)

und aus √
sin θ k0 ω µ 0 ε0 c n0
= = √ =
sin θ0 k ω µε c n
das Snellius’sche Brechungsgesetz:

sin θ n0
= Snellius’sches Brechungsgesetz (6.19)
sin θ0 n

Die waren bisher nur die kinematischen Aspekte von Reflexion und Brechung. Die dynamische
Eigenschaften folgen aus den Stetigkeitsbedingungen für die elektromagnetischen Felder:

~0 + E ~ 00 ) − ε0 E~ 0 · ~n = 0

Dnorm ε(E 0 0 (6.20)
~k × E~ 0 + ~k 00 × E
~ 000 − ~k 0 × E ~ 00 · ~n = 0

Bnorm (6.21)
~0 + E ~ 00 − E~ 0 × ~n = 0

Etang E 0 0 (6.22)
1
~ 00 ) − 1 (~k 0 × E

Htang ~ 0 + ~k 00 × E
(~k × E ~ 0 ) × ~n = 0 (6.23)
0 0
µ µ0

Betrachte zwei Fälle für linear polarisierte Welle:

~ 0 steht senkrecht zur von ~k und ~n = ~ez aufgespannten Einfallsebene


1. Der AmplitudenvektorE
~ 0 liegt in der Einfallsebene
2. Der Amplitudenvektor E

Der allgemeine Fall elliptischer Polarisation ergibt sich durch Linearkombination der Resultate
für diese beiden Fälle.

79
1. Senkrechte Polarisation

~
Die E-Feldvektoren stehen senkrecht zur Einfallsebene,
~
~n × k ist parallel zu ~ey .
Damit:
(6.22): E0 − E00 + E000 = 0
Für (6.23): (~k × ~ey ) × ~ez = ~ey kz − ~k (~ey ~ez )
| {z }
=0


1 1 1 k k0 k n0 µε
E0 kz + E000 kz00 − 0 E00 kz0 = 0 , (E0 − E000 ) cos θ = E00 0 cos θ0 = E00 0 cos θ0 ·
µ µ µ µ µ µ n k
s
ε0
r
ε
kz , kz00 sind entgegengesetzt gleich (E0 − E000 ) cos θ = E00 cos θ0
µ µ0

Mit den Gleichungen


s
E00 E000 E00 ε0 E 00
r r
ε ε
− = 1, 0
cos θ0 + 0 cos θ = cos θ
E0 E0 E0 µ E0 µ µ

ergeben sich die Amplitudenverhältnisse zu:


q 0
εµ 0
00
E0 cos θ − εµ0 cos θ E00 2 cos θ
= q 0 und = q 0
E0 cos θ + ε µ cos θ0 E0 cos θ + εεµµ0 cos θ0
εµ0

q q
ε0 µ ε0 n0
Mit der Vereinfachung für µ = µ0 gilt εµ0 = ε = n = sin θ
sin θ0

E000 cos θ sin θ0 − cos θ0 sin θ E00 2 cos θ sin θ0


= , =
E0 cos θ sin θ0 + cos θ0 sin θ E0 cos θ sin θ0 + cos θ0 sin θ
und wir erhalten wir die Fresnel’schen Formeln für Licht, welches senkrecht zur Einfall-
sebene linear polarisiert ist:

E000 sin(θ0 − θ) E00 2 cos θ sin θ0


   
= = (6.24)
E0 ⊥ sin(θ0 + θ) E0 ⊥ sin(θ0 + θ)

80
2. Parallele Polarisation

~
Die E-Feldvektoren liegen parallel zur Einfallsebene (xz-Ebene).

• Tangentialkomponenten von E~ sind stetig


(hier die negative x-Komponente):

(E0 − E000 ) cos θ − E00 cos θ0 = 0

• Tangentialkomponenten von H ~ sind stetig (~n = ~ez ):


   
Ex kx
(~k × E) ~ (~k · ~ez ) − ~k Ez =  0  kz −  0  Ez
~ × ~ez = E
Ez kz
 
= (Ex kz − Ez kx )~ex = (~k × E) ~ · ~ey ~ex = |~k| |E|
~ ~ex

( √ s
k 00 k0 k = k 00 = ωc µ ε ε0
r
k ε
E0 + E000 − 0 E00 = 0 , √ , (E0 + E000 ) − E00 =0
µ µ µ k 0 = ωc µ0 ε0 µ µ0

Mit den Gleichungen


s
E000 E00 00 r ε 0 ε0
   
E E
1− cos θ = cos θ0 , 1+ 0 = 0 ,
E0 E0 E0 µ E0 µ0
s
E000 ε0 E000
   r
ε
1− cos θ = 1 + cos θ0
E0 µ0 E0 µ

ergeben sich die Amplitudenverhältnisse (rechts wurde bereits Formel (6.25) verwendet) zu:
q q
ε0 0 ε
0 − cos θ
s
00
E0 cos θ µ µ E00 2ε0 tan θ0 εµ0
= =
ε0 tan θ0 + ε tan θ µε0
q
E0 E0
0
q
cos θ µε 0 + cos θ0 µε

Mit dem Verhältnis:


s
cos θ0 εµ0 ε cos θ0 n0 ε cos θ0 sin θ ε tan θ
0
= 0
= 0 0
= 0 (6.25)
cos θ µε ε cos θ n ε cos θ sin θ ε tan θ0
q 0
εn0
und εµµε0 = ε0 n erhalten wir die Fresnel’schen Formeln für elektromagnetische Wellen, die in
der Einfallsebene linear polarisiert sind:

0
E000 ε0 tan θ0 − ε tan θ E00 2ε nn tan θ0
   
= 0 = 0 (6.26)
E0 k ε tan θ0 + ε tan θ E0 k ε tan θ0 + ε tan θ

Bemerkung:
Der Vorzeichenwechsel des Zählers ε0 tan θ0 − ε tan θ liefert einen Phasensprung von 180◦ .

81
Brewster-Winkel

Die Intensität der reflektierten Welle (bei E0


parallel zur Einfallsebene) wird Null, wenn für
Medien (mit µ = µ0 ) gilt:

ε0 n02 sin2 θ
tan θ = tan θ0 = 2 tan θ0 = tan θ0
ε n sin2 θ0
sin θ cos θ = sin θ0 cos θ0
π
sin(2θ) = sin(2θ0 ) θ + θ0 =
2

sin θ n0 sin θ
Zusammen mit dem Snellius’schen Brechungsgesetz: sin θ0 = n = cos θ erhalten wir so den
Brewster-Winkel:

n0
tan θB = Brewster-Winkel (6.27)
n

6.3 Streuung von elektromagnetischen Wellen

Wir betrachten die Streuung von elektromagnetischen Wellen an einem polarisierbaren Streukörper.
Annahme: langwellige Strahlung λ  R, so dass die detaillierte Struktur des Streukörpers nicht
aufgelöst werden kann (kR  1).

• Einfallende Welle:

~ 0 eikz e−iωt
~ ein = E
E ~ ein = 1 ~k × E
B ~ ein = 1 ~ez × E
~ ein
ω c

• Die gestreute Welle wird verursacht von induzierten,


oszillierenden elektrischen (und magnetischen) Dipo-
len.
~0
p~ = α E m
~ =βB~0

mit der elektrischen (α) bzw. magnetischen (β) Pola-


risierbarkeit des Streukörpers.

In der Dipolnäherung hat die gestreute Welle die Form (siehe Kapitel 5.7, Dipolstrahlung):
2 ikr
~ Str = µ0 ω (~er × p~) × ~er e e−iωt
E in Fernzone: kr  1
4π r
2 ikr
~ Str = µ0 c ω (~er × p~) e e−iωt =
B
∗ 1
~er × E~ Str
4π c 2 r c
* Da: ~er × [(~er × p~) × ~er ] = (~er × p~) (~er · ~er ) − ~er · (~er · (~er × p~)) = ~er × p~

82
Die in Richtung ~er in ein Flächenelement r2 dΩ emittierte (zeitlich gemittelte) Strahlungsleistung
ist:
dP µ0 ω 4 2 r2 ~ 2
= |~
p × ~
e r | = |EStr | da |(~er × p~) × ~er |2 = (~er × p~)2 · (~er )2 − |~er · (~er × p~)|2
dΩ 32π 2 c 2µ0 c | {z } | {z }
=1 =0


Wir definieren den differentiellen Wirkungsquerschnitt dΩ :

dσ emittierte Leistung pro Raumwinkel dP/dΩ


= =
dΩ einfallende Energiestromdichte ~
h|S|i
Wir erhalten:
1 ~ 2 ~ez ~ 2 dσ ~ Streu |2
r2 |E
~ein i =
hS |E0 | ~ez = |Eein | ⇒ = (6.28)
2µ0 c 2µ0 c dΩ |E~ ein |2

Für bestimmte Polarisationen der einfallenden Welle (~ε0 ) und der gestreuten Welle (~ε) lautet der
differentielle Wirkungsquerschnitt:

dσ ~ Streu |2
r2 |~ε ∗ · E
= (6.29)
dΩ pol |~ε ∗ · E~ ein |2
0

Hierbei sind die komplex konjugierten Polarisationsvektoren notwendig für korrekte Behandlung
der zirkularen Polarisation.

Beispiel: Streuung an einer dielektrischen Kugel (siehe Kapitel 4.1.3)


ε−1 3 ~ ~ 0 = E0 · ~ε0
p~ = 4 π ε0 R ·E0 E (~ε0 ist ein Einheitsvektor)
| ε+2 }
{z
el. Polarisierbarkeit α


Nenner von : |~ε ∗ · E
~ ein |2 = E02 |~ε0∗ · ~ε0 |2 = E02
dΩ 0 | {z }
=1
dσ 2 ∗ ~ µ2 ω 4
Zähler von : r |~ε · EStreu |2 = 0 2 [((~er × ~ε0 ) × ~er ) · ~ε ∗ ]2 α2 E02
dΩ 16π
µ20 ω 4
= |(~er × ~ε0 ) · (~er × ~ε ∗ )|2 α2 E02
16π 2
wobei (~er × ~ε0 ) · (~er × ~ε ∗ ) = (~er )2 · (~ε ∗ ~ε0 ) − (~er ~ε ∗ ) ·(~er ~ε0 )
| {z }
=0

µ20 1
Wegen 16π 2
· (4πε0 )2 = c4
lautet der resultierende differentielle Wirkungsquerschnitt:
 2
dσ ε−1
=k R 4 6
|~ε ∗ · ~ε0 |2 (6.30)
dΩ pol ε+2

Die gestreute Strahlung ist linear polarisiert in der Ebene aufgespannt von ~ε0 und ~er , denn

(~er × ~ε0 ) × ~er = ~ε0 − ~er (~ε0 · ~er ) , ~ Streu ∼ ~ε


∼E

Im Allgemeinen ist die einfallende Strahlung unpolarisiert. Von Interesse ist dann die Winkelver-
teilung der gestreuten Strahlung mit definierter Polarisation.

83
Für ein bestimmtes ~ε ist dann der Streuquerschnitt über die Anfangspolarisationen ~ε0 = ~ex , ~ey
zu mitteln.

• ~ε parallel zur Streuebene aufgespannt von ~ez und ~er :

~ez − cos θ ~er


~εk = ,
sin θ
~εk2 = 1 , ~ez · ~er = cos θ , ~εk · ~er = 0

2
1 − cos2 θ i 1

1h 2 2
i 1h
2 2
i 1h
Im Mittel: (~ε · ~ex ) + (~εk · ~ey ) = ~εk − (~εk · ~ez ) = 1 − = cos2 θ
2 k 2 2 sin θ 2

• ~ε senkrecht zur Streuebene


~er × ~ez
~ε⊥ = ,~ε⊥2 = 1 ,
sin θ
1h i 1h i 1
Im Mittel: (~ε⊥ · ~ex )2 + (~ε⊥ · ~ey )2 = ~ε⊥2 − (~ε⊥ · ~ez )2 =
2 2 | {z } 2
0

Die Streuquerschnitte für bestimmte Endpolarisationen sind


2 2
dσk k 4 R6 k 4 R6
 
ε−1 dσ⊥ ε−1
= cos2 θ =
dΩ 2 ε+2 dΩ 2 ε+2

und summiert über die beiden Polarisation der gestreuten Strahlung liefert dies:

 2 ˆ  2
dσ ε−1 1 dσ 8π 4 6 ε−1
= k 4 R6 · (1 + cos2 θ) , σtot = dΩ = k R (6.31)
dΩ ε+2 2 dΩ 3 ε+2

Die hier auftretende k 4 -Abhängigkeit gilt universell, und ist als Rayleigh-Gesetz bekannt.

Die Polarisations-Asymmetrie der gestreuten Strahlung ist:

dσ⊥ dσk
dΩ − dΩ sin2 θ
A(θ) = dσk
=
dσ⊥
+ 1 + cos2 θ
dΩ dΩ

84
6.4 Hohlraumwellen

Wir betrachten einen quaderförmigen Hohlraum, der durch


Metallwände begrenzt ist und untersuchen die zugehörigen
Lösungen der Wellengleichung:

1 ∂2
 
~ r, t) = 0
− 4 E(~
c2 ∂t2

Für jede Komponente des elektrischen Feldes machen wir einen Separationsansatz:
Ei (x, y, z, t) = Ci X(x) Y (y) Z(z) T (t)
Eingesetzt in die Wellengleichung ergibt sich (jeder einzelne Term muss konstant sein):
X 00 Y 00 Z 00 1 T 00
+ + − 2 = 0, ω 2 = c2 (k12 + k22 + k32 )
X
|{z} Y
|{z} Z
|{z} c |{z}
T | {z }
noch unbekannt
−k12 −k22 −k32 −ω 2

Die Lösungen sind von der Form:


Ei = Re Ci sin(k1 x + α1 ) sin(k2 y + α2 ) sin(k3 z + α3 )e−iωt
 

An den Metalloberflächen gibt es frei bewegliche Ladungen. Deshalb müssen die Tangentialkomponenten
des elektrischen Feldes auf den Randflächen verschwinden.
Ex ist tangential zu den Wänden y = 0, L2 und den Wänden z = 0, L3 :

sin α2 = sin(k2 L2 + α2 ) = 0 ⇒ α2 = 0, k2 = , m ∈ N0
L2

sin α3 = sin(k3 L3 + α3 ) = 0 ⇒ α3 = 0, k3 = , n ∈ N0
L3
Somit unter Weglassung des Re-Zeichens:
   
mπy nπz
Ex = C1 X(x) sin sin e−iωt
L2 L3

Die gleiche Prozedur auf die y- und z-Komponente angewandt, ergibt:


   0   0   0 
lπx n πz −iω 0 t l πx m πy 00
Ey = C2 Y (y) sin sin e Ez = C3 Z(z) sin sin e−iω t
L1 L3 L1 L2
mit l, l0 , n0 , m0 ∈ N0 zunächst unabhängigen Separationskonstanten.
Es gelten aber noch die Maxwellgleichungen:
       0 
0 mπy nπz −iωt 0 lπx n πz 0
~
div E(~r, t) = 0 = C1 X (x) sin sin e + C2 Y (y) sin sin e−iω t
L2 L3 L1 L3
 0   0 
l πx m πy 00
+ C3 Z 0 (z) sin sin e−iω t
L1 L2

Damit dies zu allen Zeiten an allen Orten im Quader gilt, hat man ω = ω 0 = ω 00 , l = l0 , m = m0 ,
n = n0 und zusätzlich:
     
0 lπx 0 mπy 0 nπz
X (x) ∼ sin Y (y) ∼ sin Z (z) ∼ sin
L1 L2 L3

85
Die endgültige Form des reellen elektrischen Feldes lautet:

h       i
mπy −iωt ,
Ex = Re C1 cos lπx sin sin nπz
e
h  L1   L2   L3  i
mπy −iωt ,
Ey = Re C2 sin L2 cos L2 sin nπz
lπx
e
h      L3  i
mπy −iωt
Ez = Re C3 sin L1 sin L2 cos nπz
lπx
L3 e

l2 m2 n2
 
2 2 2
ω =π c + + mit l, m, n ∈ N0
L21 L22 L23
~ = ~0.
Nur eine Wellenzahl darf Null sein, sonst ergäbe sich E

~ = 0 führt auf die Zusatzbedingung:


div E
l m n
C1 + C2 + C3 =0
L1 L2 L3
Bei vorgegebenen Wellenzahlen l, m, n können
zwei Amplituden frei gewählt werden. Dies ent-
spricht den beiden transversalen Polarisationen
einer ebenen Welle.

(Stehende elektromagnetische Wellen)

Für die betrachteten zeitlich periodischen komplexen Feldern gilt:

~
~ = ∂ B = −iω B
− rot E ~ ~ = − i rot E
B ~
∂t ω
Damit folgt komponentenweise:
         
∂Ey mπy
Bx = − ωi ∂E∂y − ∂z
z
= − ωi C3 πm πn lπx
L2 − C2 L3 sin L1 cos L2 cos nπz
L3 e−iωt ,
       
mπy
By = − ωi ∂E ∂Ez
= − ωi C1 πn πl lπx
cos nπz e−iωt ,

∂z − ∂x L3 − C3 L1 cos L1 sin
x
      L2  L3 
∂E mπy
Bz = − ωi ∂xy − ∂E∂y
x
= − ωi C2 Lπl1 − C1 πm lπx
L2 cos L1 cos L2 sin nπz
L3 e−iωt

~ verschwindet auf den Metallflächen:


Randbedingung: Die Normalkomponente von B

Bx (0, y, z) = Bx (L1 , y, z) = 0 , By (x, 0, z) = By (x, L2 , z) = 0 , Bz (x, y, 0) = Bz (x, y, L3 ) = 0

Die Unstetigkeiten (nicht verschwindenden Werte) von Enormal und Btangential sind mit influ-
enzierten Ladungs- und Stromdichten auf den Metallwänden verknüpft.

86
Übergang zum Wellenleiter

Der Hohlraum soll in z-Richtung unbegrenzt


sein. Die Randbedingungen an den Separations-
ansatz in z-Richtung sind nun abwesend.
Lösung: Z(z) = e±ikz mit kontinuierlichem k:

   
lπx mπy
Ex = C1 cos L1 ei(kz−ωt) ,
sin
   L2 
Ey = C2 sin lπx cos mπy ei(kz−ωt) ,
 L2   L2 
mπy
Ez = C3 sin lπx
L1 sin L2 ei(kz−ωt)

Das sind Wellen, die in positive z-Richtung laufen mit der Frequenz
 22
π 2 m2

2 2 π l 2
ω =c + +k l, m ∈ N0 , aber nicht beide Null.
L21 L22
~ = 0 liefert die Einschränkung
div E
lπ mπ
ikC3 = C1 + C2
L1 L2
~ = − i rot E
Das Magnetfeld berechnet sich aus B ~
ω
     
iπ C2 l C1 m πlx πmy
Bz = − − cos cos ei(kz−ωt)
ω L1 L2 L1 L2
~ und B-Felder
Diese Lösungen für die E- ~ erfüllen alle Maxwellgleichungen und die Randbedingun-
gen auf den Metallflächen x = 0, L1 oder y = 0, L2 .

Diskussion der Lösungen

Bei freien ebenen Wellen stehen die E- ~ und B-Felder


~ senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung,
~
d.h. für k = k ~ez gilt Ez = 0 = Bz .
Wellen mit dieser Eigenschaft heißen TEM-Wellen (transversal elektromagnetische Moden).

~ =B
Im rechteckigen Wellenleiter gibt es keine TEM-Moden. Aus Ez = 0 = Bz folgt E ~ = 0:
Für Ez = 0 ist entweder C3 = 0 oder eine Wellenzahl (l oder m) Null.

l = 0 B z = 0 C1 m = 0 C1 = 0 ~ =0
Es sei ⇒E
m = 0 B z = 0 C2 l = 0 C2 = 0

Als Alternative sei C3 = 0. Bz = 0 ergibt:


m l l m ~ = 0)
C1 − C2 = 0, C1 + C2 = 0 (von div E
L2 L1 L1 L2
l m  2
m2

L1 L2 l
m =− + 6= 0
L2 − Ll1 L21 L22

~ =0⇒B
mit (l, m) 6= (0, 0) ist die Lösung C1 = C2 = 0 und wiederum E ~ =0

87
Aus diesem Grund können die möglichen Lösungen für den rechteckigen Wellenleiter folgender-
maßen eingeteilt werden:

Transversal elektrische Moden TE: Ez = 0, ~ ⊥ ~k


E
Transversal magnetische Moden TM: Bz = 0, ~ ⊥ ~k
B

Die allgemeine Lösung ist eine Linearkombination der beiden Typen.

• Die einfachste TE-Mode:


l = 1, m = 0. Die zugehörige Frequenz ist:
s
π2 cπ
ω = c k2 + 2 > = ωkrit
L1 L1

Ez = Ex = By = 0, Ey , Bx , Bz 6= 0.
Eine solche Welle kann sich im Wellenleiter nur oberhalb einer kritischen Frequenz
ωkrit = Lcπ1 ausbreiten (Hochpassfilter).

• Die einfachste TM-Mode:


Es gilt Bz = 0. Wegen Ez 6= 0 darf weder l noch m verschwinden.
Die niedrigsten Werte sind: l = m = 1.
s
π2 π2 0
ω = c k 2 + 2 + 2 > ωkrit
L1 L2

Nach Voraussetzung Ez 6= 0 ist C3 6= 0 und Bz = 0 führt zu C1 = C2 LL12ml 6= 0


Die Komponenten aller Felder außer Bz verschwinden nicht.

Bekanntes Beispiel eines Wellenleiter: Koaxialkabel


Zwischen zwei konzentrischen Kreiszylindern sind transversal elektromagnetische Wellen möglich

Ez = 0 = Bz , ~ = ±c E
B ~ × ~ez

Es gibt keine Untergrenze an die Frequenz ω.

88
7 Elektrodynamik und Spezielle Relativitätstheorie

In diesem Kapitel zeigen wir, dass die Elektrodynamik dem Einstein’schen Relativitätsprinzip
genügt und geben eine lorentzkovariante Formulierung der Maxwellgleichungen.

7.1 Galilei-Transformationen in der Newton’schen Mechanik

Relativitätsprinzip: Die Newton’schen Bewegungsglei-


chungen besitzen in allen Inertialsystemen (IS) die gleiche
Form.

IS0 bewege sich mit Geschwindigkeit ~v gegen IS

Galilei-Transformation

~r 0 = ~r − ~v t, t0 = t, ~v = const (7.1)

Es gibt eine absolute Zeit und Abstände in einem absoluten Raum, welche unabhängig vom Be-
wegungszustand sind. Wir betrachten die Bewegungsgleichungen in IS0 für ein System von Mas-
senpunkten, die über Zweikörper- Zentralpotentiale wechselwirken:
d~v 0 ~0
X
mi i0 = −∇ i Vij (|~ri0 − ~rj0 |)
dt
j

Die Galilei-Transforamtion liefert:


d~vi0 d~vi
~vi0 = ~vi − ~v , ~0 =∇
∇ i
~ i,
= , ~ri0 − ~rj0 = ~ri − ~rj
dt0 dt
Hierau folgt dieelbe Form der Bewegungsgleichungen im IS:
d~vi ~i
X
m = −∇ Vij (|~ri − ~rj |)
dt
j

Eine Wellengleichung, wie sie unmittelbar aus den Maxwellgleichungen folgt, ist jedoch nicht
galilei- invariant.
1 ∂2
 
02
~
−∇ Ψ=0 gelte in IS0
c2 ∂t02
Über die Galilei-Transformation ausgedrückt, erhält man in IS:
  2  
1 ∂ ~ ∂ ~ 2 ~ 2
+ 2(~v · ∇) + (~v · ∇) − ∇ Ψ = 0
c2 ∂t2 ∂t
denn, ~r = ~r 0 + ~v t0 , t = t0 ergeben mit der Kettenregel:
∂ X ∂xj ∂ ∂t ∂
= + , ~0 =∇
∇ ~
∂xi 0 0
∂xi ∂xj ∂xi0 ∂t
j |{z} |{z}
=δij =0
∂ X ∂xj ∂ ∂t ∂ ∂ ∂
= + 0 , = ~
+ ~v · ∇
∂t0 ∂t0 ∂x
j |{z} ∂t
∂t ∂t0 ∂t
j |{z}
=vj =1

89
Für mechanische Wellen (Schall etc.) ist die fehlende Galilei-Invarianz klar:
Die Wellengleichung gilt nur in dem ausgezeichnetem Inertialsystem IS0 , in dem das Trägermedium
der Wellen ruht.
Dies führe auf die Idee eines sog. Äthermediums, dessen Ruhesystem ein ausgezeichnetes System
für elektromagnetische Störungen (Wellen) definieren würde. In sehr empfindlichen Experimenten,
wie dem Michelson-Morlay-Experiment konnte jedoch kein Effekt des Äther nachgewiesen werden.

Lösung durch Einstein:

Die Maxwellgleichungen sind korrekt. Es gibt keinen Äther. Es gibt sowohl für die klassi-
sche Mechanik wie für den Elektromagnetismus ein allgemeines Relativitätsprinzip, das nicht das
Galilei’sche sein kann. Die Gesetze der Mechanik bedürfen eine Modifikation.

7.2 Lorentz-Transformation der Koordinaten

• Einstein’sches Relativitätsprinzip:
– Alle Inertialsysteme sind gleichberechtigt
– Die Lichtgeschwindigkeit c = √ε10 µ0 = 2.998 · 108 m
s ist in allen Inertialsystemen gleich.
Postulat der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit.

Betrachte zwei Inertialsysteme IS und IS0 , die sich relativ zueinander mit ~v = v ~ez bewegen. Zur
Zeit t = t0 = 0 sollen die Koordinatenursprünge zusammenfallen. In IS befindet sich am Ursprung
eine ruhende Lichtquelle.
In IS erreicht die Wellenfront den Punkt (x, y, z) zur Zeit t, falls
c2 t2 − (x2 + y 2 + z 2 ) = 0 (*)
Genauso wird die Wellenfront in IS0 beschrieben:
c2 t02 − (x02 + y 02 + z 02 ) = 0 (**)
Unter der Annahme, dass das Raum-Zeit-Kontinuum homogen und isotrop ist (Relativitätsprin-
zip) folgt ein linearer, homogener Zusammenhang zwischen den Koordinatensätzen (t, x, y, z) und
(t0 , x0 , y 0 , z 0 ).
Wegen dieses linearen Zusammenhangs sind die quadratischen Formen (*) und (**) zueinander
proportional mit evtl. Skalierungsfaktor λ(|~v |).
c2 t02 − (x02 + y 02 + z 02 ) = λ(|~v |) c2 t2 − (x2 + y 2 + z 2 ) = λ(|~v |) λ(| − ~v |) c2 t02 − (x02 + y 02 + z 02 )
   

denn −~v erzeugt die inverse Transformation von IS0 zurück nach IS. Somit gilt: λ = 1

7.2.1 Lorentz-Boost der Raum- und Zeitkoordinaten:

 v  1
t0 = γ t − 2 z , x0 = x, y 0 = y, z 0 = γ(z − vt), γ=q (7.2)
c 1− v2
c2

Geht für c −→ ∞ in die Galilei-Transformation über.

90
Wir überprüfen:

v2
    
2 02 02 2 v 2 2 2 2 2 2 2
= c2 t2 − z 2

c t −z =γ ct − z − (z − vt) = γ t c − v + 0 · zvt − z 1 − 2
c c

Führe den Zeit-Orts-Vierervektor ein:


 0  
x ct
1
x  x v 1
xµ = 
  
x2  =  y  , mit β = , γ=p folgt: (7.3)

c 1 − β2
x3 z

x00 = γ(x0 − βx3 ), x01 = x1 , x02 = x2 , x03 = γ(−βx0 + x3 ) (7.4)

Bei Relativbewegung von IS0 gegen IS mit ~v in beliebiger Richtung gilt:


γ −1~ ~ ~v
x00 = γ(x0 − β~ · ~r) ~r 0 = ~r − γ β~ x0 + β (β · ~r) mit β~ =
β~ 2 c
~r
β·~
Dazu zerlege man ~r in Anteile parallel und senkrecht zu β. ~ Der senkrechte Anteil ~r − β~ bleibt
~2
β
unverändert, was sich durch β~ × ~r 0 = ~r × β~ ausdrückt.

Alternative Parametrisierung des Lorentz-Boosts


Mit der Rapidität η können wir 0 ≤ β < 1 und γ ≥ 1 parametrisieren und somit die Lorentz-Boots
als Pseudo-Drehungen (7.5) darstellen:
v
γ = cosh η, βγ = sinh η, β= = tanh η,
c
γ 2 − β 2 γ 2 = γ 2 (1 − β 2 ) = 1
 00     0
x cosh η − sinh η x
= (7.5)
x03 − sinh η cosh η x3

Wenn zwei (gleich gerichtete) Lorentz-Boosts hintereinander ausgeführt werden, erhält man:

x000
      0    0
cosh ζ − sinh ζ cosh η − sinh η x cosh(ζ + η) − sinh(ζ + η) x
= =
x003 − sinh ζ cosh ζ − sinh η cosh η x3 − sinh(ζ + η) cosh(ζ + η) x3

Die Rapiditäten ζ und η addieren sich einfach, jedoch nicht die Geschwindigkeiten u0 und v.

91
Die resultierende Geschwindigkeit w, mit der sich IS00 gegen IS bewegt, ist:

u 0
tanh ζ + tanh η +v
w = c tanh(ζ + η) = c = c c u0cv
1 + tanh ζ tanh η 1 + c2
Das ist das Additionstheorem für parallele Geschwindigkeiten:

v + u0
w= (7.6)
1 + vu0 /c2

Man findet: Die Lichtgeschwindigkeit c ist die maximale Geschwindigkeit (für Signalausbreitung),
denn die Addition einer Geschwindigkeit u0 auf v = c liefert wieder c:

c + u0
w= 0 = c
1 + uc

7.2.2 Lorentz-Kontraktion

Gegeben sei ein in IS ruhender Längenmaßstab l0 . Wie ändert sich seine Länge im dazu mit der
Geschwindigkeit v bewegten System IS0 ?

 v 
t0 = γ t − 2 z −∞ <t < ∞
c
0
z = γ(z − vt) za <z < zb

v 0

0
Umkehrtransformation: t = γ t + 2z , z = γ(z 0 + vt0 )
c
Setze t0 = 0:
0 za zb l0
za,b = γ za,b , za0 = , zb0 = , ⇒ l00 =
γ γ γ

r
v2
l00 = l0 1− < l0 (7.7)
c2

92
Der Längenmaßstab der Länge l00 ruhe nun in IS0 . Wie wird er in IS gesehen?

0
za,b za0 −zb0
Bilde die Geraden z 0 = za0 , zb0 ab: z 0 = γ(z − vt), za,b = vt + γ , za − zb = γ .

r
v2
l0 = l00 1− (7.8)
c2

Das ist kein Widerspruch zum vorherigem Ergebnis, da es sich um eine andere Situation handelt.
Bewegte Maßstäbe erscheinen verkürzt.

7.2.3 Zeitdilatation

Betrachte eine ruhende Uhr (an einem festen Ort) im bewegten Bezugssystem IS0 .
Das Zeitintervall t0b − t0a = ∆τ bezeichnen wir als Eigenzeit.

 v 
t = γ t0 + 2 z 0 , z = γ(z 0 + vt0 ),
c
 v v 
tb − ta = γ t0b + 2 z00 − t0a − 2 z0 = γ(t0b − t0a )
c c

∆τ
∆t = q > ∆t (7.9)
v2
1− c2

Ein Beobachter im ruhenden System IS misst eine gedehnte Zeit.


Bewegte Uhren gehen langsamer. Schnelle Myonen leben länger als 2, 6 · 10−6 sec.

93
7.3 Minkowski Raum und Lorentzgruppe

Ein Ereignis in der Raumzeit wird beschrieben durch den Vierervektor (7.3):
 
µ ct
= x0 , x1 , x2 , x3

x =
~r
Die indefinite quadratische Form
x · x = c2 t2 − ~r 2 = (x0 )2 − (x1 )2 − (x2 )2 − (x3 )2 = gµν xµ xν
ist eine Invariante, d.h. sie hat in allen Inertialsystemen den gleichen Wert. Hier und im Folgenden
wird die Einstein’sche Summenkonvention verwendet (über doppelt oben und unten vorkommende
Indizes wird summiert).
Der sog. Minkowski-Metrik-Tensor gµν ist definiert als:
 
1 0 0 0
 0 −1 0 0 
gµν =  0 0 −1 0 
 (7.10)
0 0 0 −1

Allgemeine Lorentztransformationen zwischen zwei Inertialsystenen


x0µ = Λµα xα (7.11)
lassen x · x invariant.

µ (Zeilenindex)
4 × 4-Matrix: Λα (Spaltenindex)

gµν x0µ x0ν = gαβ xα xβ = gµν Λµα Λνβ xα xβ


als Matrixgleichung geschrieben:

g = Λt g Λ (7.12)

mit
Λ00 Λ03
 
...
g = diag(1, −1, −1, −1), Λ =  ... ... ... 
Λ30 ... Λ33
und Λt bezeichnet die transponierte Matrix. Die Lorentztransformationen bilden eine Grup-
pe: O(1,3):
Nachweis der Gruppenaxiome:
Wenn g = Λt1 g Λ1 = Λt2 g Λ2 , dann:
(Λ1 Λ2 )t g Λ1 Λ2 = Λt2 Λt1 g Λ1 Λ2 = Λt2 g Λ2 = g
| {z }
g
t −1
t
g = Λt g Λ Λ−1 , Λ−1 g Λ−1 = g

Zum Inversen: Λ

Bilde Determinante von g = Λt g Λ:


det g = −1 = det Λt det g det Λ = − (det Λ)2 det Λ = ±1

94
2 2 2 2
Die 00-Gleichung: Λ00 − Λ10 − Λ20 − Λ30 = 1 Λ00 ≥ 1 oder Λ00 ≤ −1

Die Lorentzgruppe O(1,3) ist eine nicht kompakte 6-dimensionale Mannigfaltigkeit mit vier
Zusammenhangskomponenten.

 
+1 0 0 0
 0 +1 0 0
det = +1, Λ00 ≥ +1


 0
 Identität
0 +1 0 
0 0 0 +1
 
+1 0 0 0
 0 −1 0 0
det = −1, Λ00 ≥ +1

  Parität
 0 0 −1 0 
0 0 0 −1
 
−1 0 0 0
 0 +1 0 0
det = −1, Λ00 ≤ −1


 0
 Zeitspiegelung
0 +1 0 
0 0 0 +1
 
−1 0 0 0
 0 −1 0 0
det = +1, Λ00 ≤ −1

  PT = −1
 0 0 −1 0 
0 0 0 −1

Die Zusammenhangskomponente von 1 heißt eigentliche orthochrone Lorentzgruppe SO+ (1, 3).
(det Λ = 1, Λ00 ≥ 1)

O(1, 3) = SO+ (1, 3) ∪ P · SO+ (1, 3) ∪ T · SO+ (1, 3) ∪ P T · SO+ (1, 3)


| {z }
orthochrone Lorentzgruppe

In der Gruppentheorie wird folgender Isomorphismus bewiesen :

SO+ (1, 3) = Sl(2, C)/{±1} (7.13)

Sl(2, C) = Gruppe der komplexen 2 × 2 Matrix mit det A = 1, also:


 
a11 a12
A= , aij ∈ C, a11 a22 − a12 a21 = 1, Λ(A) = Λ(−A)
a21 a22

Dies ist von Bedeutung in der relativistischen Quantenmechanik → Wegl-Spinoren, Dirac-Spinoren


Der Isomorphismus basiert auf der Identifizierung des Minkowskiraums mit den hermiteschen 2×2
Matrizen
 0
x + x3 x1 − ix2


X =X=
x1 + ix2 x0 − x3

und det X = (x0 )2 − (x3 )2 − (x1 )2 − (x2 )2 = x · x. Die Gruppenoperation lautet: X → A X AT


mit A ∈ Sl(2, C).

95
Mit der Minkowski-Metrik werden Vierervektoren xµ eingeteilt in drei Klassen:

• zeitartig x · x > 0

• lichtartig x · x = 0

• raumartig x · x < 0

Bahnkurve und Eigenzeit

Betrachte die Weltlinie eines bewegten Massenpunktes

xµ = xµ (λ) mit λ einem beliebigem Kurvenparameter,


dx · dx ist Lorentzinvariant,
Im momentanen Ruhesystem des Teilchens gilt:

dx · dx = c2 (dτ )2 > 0

Die Eigenzeit τ , die von einer mitbewegten Uhr angezeigt wird, ist:
ˆ ˆ
1 √
r
1 dx dx
τ= dx · dx = dλ · (7.14)
c c dλ dλ

Ähnlich wie die Bogenlänge einer räumlichen Kurve (in Differentialgeometrie) ist die Eigenzeit
ein ausgezeichneter Kurvenparameter zur Parametrisierung der Weltlinie xµ = xµ (τ ).

Vierergeschwindigkeit:

dxµ (τ ) dx · dx
uµ = u·u= = c2 (7.15)
dτ (dτ )2
u · u = c2 impliziert mit der Koordinatengeschwindigkeit ~v = d~ r
dt :
 0 
µ u d~r dt d~r dt dt
u = mit ~u = = = ~v , u0 = c
~u dτ dτ dt dτ dτ
2
 
~v c ~v
c2 = (u0 )2 − ~u 2 = (u0 )2 1 − 2 , u0 = q = c γ, ~u = q
c 2
1 − vc2 1− v2
c2

96
Definiere den Viererimpuls:
p0
 
µ µ
p = mu = p · p = m2 c2 (7.16)
p~
 3
m~v v
p~ = q = m~v +O
1− v2
|{z} c2
c2 Newton’scher Impuls

v4
 
0 mc m 2
p =q = mc + ~v +O
1− v2 |2c{z } c3
c2 1
c
·Newton’sche kinetische Energie

Es liegt nahe p0 = E/c zu setzen, mit E der relativistischen Energie.

Ruheenergie ERuhe = mc2 (7.17)

Für ein freies Teilchen gilt die relativistische Energie-Impulsbeziehung:


p
E = m2 c4 + p~ 2 c2 (7.18)

Anwendung: Zerfall eines ruhenden Teilchens


π →µ+ν

Impulserhaltung: p~µ + p~ν = ~0


Energieerhaltung: Eµ + Eν = mπ c2
q
mπ c2 = m2µ c4 + p~µ2 c2 + c |~
pν | (Neutrino sei masselos)
pν |)2 = m2µ c2 + |~
(mπ c − |~ pν |2 = m2π c2 − 2mπ c |~ pν |2
pν | + |~

(m2π − m2µ ) c Eν (m2π + m2µ ) c2


|~
pµ | = = Eµ =
2mπ c 2mπ

Kovariante Komponenten eines Vierervektors

Eine physikalische Größe sei durch einen Vierervektor beschrieben. Seine kontravarianten Kompo-
~ transformieren sich beim Übergang vom Inertialsystem
nenten X µ = (X 0 , X 1 , X 2 , X 3 ) = (X 0 , X)
0
IS zum Inertialsystem IS mit der Lorentztransformationsmatrix Λ.
X 0 µ = Λµα X α
Es ist zweckmäßig, kovariante Komponenten eines Vierervektors zu definieren:
~
Xµ = gµν X ν = (X 0 , −X 1 , −X 2 , −X 3 ) = (X 0 , −X)
 
1 0 0 0
 0 −1 0 0 
X µ = g µν Xν mit g µν =   0 0 −1 0 

0 0 0 −1

97
−1
Die kovarianten Komponenten transformieren sich mit der kongredienten Matrix Λt = Λ̃

gµν X 0 ν = Xµ0 = gµν Λνβ g αβ Xα


Xµ0 = Λ̃αµ Xα X 0 µ = Λµα X α

Betrachte die Bestimmungsgleichung für eine Lorentztransformation:


−1  −1 α  α −1
Λt g = Λt g Λ g, Λt = gΛg und Λt = gΛg
µ µ

Beachte: Nur die Kombination von Transposition und Inversenbildung erhält die Reihenfolge
−1 −1 −1 −1
(Λ1 Λ2 )t = Λt2 Λt1 = Λt1 Λt2

Die Kontraktion von ko- und kontravarianten Komponenten liefert ein Lorentz-Skalar (d.h. eine
Invariante):

X 0 µ = Λνα X α , Yµ0 = Λ̃βµ Yβ ,


X 0 µ Yµ0 = Λµα Λ̃βµ X α Yβ = δαβ X α Yβ = X α Yα
| {z }
Λ Λ̃T =1

Ko- und Kontravariante Vierergradienten

x0 µ = Λµα X α ,
∂ ∂xα ∂ ∂ ∂
= , ∂µ0 = = Λ̃αµ = Λ̃αµ ∂α
∂x0 µ |∂x

{z } ∂x α ∂xµ 0 ∂xα
α
((Λ−1 )T )µ

Wir erkennen:
 
∂ 1∂ ~
∂µ = = ,∇ sind die kovarianten Komponenten des Vierergradienten,
∂xµ c ∂t
 
µ ∂ 1∂ ~
∂ = = , −∇ sind die kontravarianten Komponenten des Vierergradienten,
∂xµ c ∂t
1 ∂2 ~2
 = ∂µ ∂ µ = 2 2 − ∇ ist der lorentz-invariante Wellenoperator.
c ∂t

7.4 Lorentz-kovariante Formulierung der Maxwellgleichungen im Vakuum

Wir fassen die Ladungsdichte ρ und die Stromdichte ~j zu einem Vierervektor zusammen:

 
j µ = cρ, ~j Viererstrom (7.19)

∂ρ
Die Kontinuitätsgleichung ∂t + div ~j = 0 hat die lorentzinvariante Form:

98
∂µ j µ = 0 Kontinuitätsgleichung (7.20)

~ das Viererpotential:
Ebenso bilden wir aus dem Skalarpotential Φ und dem Vektorpotential A

 
µ 1 ~
A = Φ, A Viererpotential (7.21)
c

Die Lorenz-Eichung 1 ∂Φ ~ = 0 ist eine lorentzinvariante Bedingung


+ div A
c2 ∂t

∂µ Aµ = 0 Lorenz-Eichung (7.22)

und die inhomogenen Wellengleichungen lauten

Aµ = µ0 j µ inhomogene Wellengleichungen (7.23)

~ und B-Felder
In welche Größe gehen die E- ~ ein?

~
~ = − ∂ A − ∇Φ,
E ~ ~ =∇
B ~ ×A
~
∂t
Dazu definieren wir den antisymmetrischen Feldstärketensor:

F µν = ∂ µ Aν − ∂ ν Aµ = −F νµ 6 unabhängige Komponenten
 
1∂ 1 1
F 0i = Ai − −∇i Φ = − Ei = −F i0 F ij = −∇i Aj − (−∇j Ai ) = εjik Bk = −εijk Bk
c ∂t c c

Als antisymmetrische 4 × 4-Matrix dargestellt, hat der Felstärketensor die Form:


 
0 −Ex /c −Ey /c −Ez /c
 Ex /c 0 −Bz By 
F µν =   (7.24)
 Ey /c Bz 0 −Bx 
Ez /c −By Bx 0

99
Die inhomogenen Maxwellgleichungen lauten:

∂µ F µν = µ0 j ν (7.25)

 
~ · 1~
ν=0: ∇ E = µ0 c ρ
c
~ ·E
∇ ~ = ρ X
ε0
 
1∂ 1
ν=i: − Ei + εijk ∇j Bk = µ0 ji
c ∂t c
~
~ ×B
∇ ~ = µ0 ~j + 1 ∂ E X
c2 ∂t

Um die homogenen Maxwellgleichungen div B ~ = 0 und ∇~ ×E~ + ∂B = 0 zu erhalten, benötigt


∂t
~ → B
man einen Tensor, der aus F µν durch die Ersetzungen E/c ~ und B
~ → −E/c
~ hervorgeht.
Dies ist der duale Feldstärketensor:

1
F̃ µν = εµναβ Fαβ (7.26)
2

mit dem total antisymmetrischen Levi-Civita-Tensor vierter Stufe:



1
 (µ, ν, α, β) gerade Permutation von (0,1,2,3)
µναβ
ε = −1 (µ, ν, α, β) ungerade Permutation von (0,1,2,3

0 sonst

Die homogenen Maxwellgleichungen haben die Form:

∂µ F̃ µν = 0 (7.27)

Unter Verwendung des Viererpotentials folgt:


 
2∂µ F̃ µν = εµναβ ∂µ (∂α Aβ − ∂β Aα ) = ε|µναβ
{z } ∂µ ∂α Aβ − ∂µ ∂β Aα =0 X
| {z } | {z }
antisymm. symm: µ↔α symm: µ↔β

was eine notwendige Konsistenz-Bedingung ist.


Ebenso folgen die inhomogenen Wellengleichungen:
 
∂µ (∂ µ Aν − ∂ ν Aµ ) = µ0 j ν = Aν − ∂ ν ∂µ Aµ X
| {z }
=0 Lorenz-Eich.

100
Lorentztransformation der elektromagnetischen Felder

Die F µν als kontravariante Komponenten eines Tensors 2. Stufe transformieren sich unter Lor-
entztransformationen folgendermaßen:

F 0 µν = Λµα Λνβ F αβ

~ und B-
Was heißt dies konkret für E- ~ Felder?
Betrachte einen Boost in z-Richtung:
   T
γ 0 0 −βγ 0 −Ex /c −Ey /c −Ez /c γ 0 0 −βγ
 0
 1 0 0   Ex /c
 0 −Bz By  0
 1 0 0 
 0 0 1 0   Ey /c Bz 0 −Bx  0 0 1 0 
−βγ 0 0 γ Ez /c −By Bx 0 −βγ 0 0 γ

Ez0 = Ez , Bz0 = Bz : Feldkomponenten parallel zu ~v ändern sich nicht

β
Ex0 = γ (Ex − β c By ), Bx0 = γ (Bx + Ey )
c
β
Ey0 = γ (Ey + β c Bx ), By0 = γ (By − Ex )
c
Bei beliebiger Richtung der Boostgeschwindigkeit ~v :

~0 = E
E ~k ~0 = B
B ~k
k k

~ 0 = γ (E
E ~ ⊥ + ~v × B)
~ B ~ ⊥ − ~v × E)
~ 0 = γ (B ~
⊥ ⊥
c2

Umkehrtransformation: ~v → −~v

Die Aufteilung des elektromagnetischen Feldes in elektrische und magnetische Anteile ist abhängig
vom Bezugssystem (Inertialsystem).
Es gibt folgende Invarianten:

1 µν ~2
~2−E
F Fµν = B und
4~ ~
F µν F̃µν = − E ·B
2 c2 c

Lorentz-Kraft in kovarianter Form


µ
uµ sei die Vierergeschwindigkeit des geladenen Teilchens. Aus uµ uµ = c2 folgt uµ du
dτ = 0 mit der
Eigenzeit τ .
µ
Die Viererbeschleunigung du µ
dτ steht im Sinne des Lorentz-Skalarprodukt senkrecht auf u . Dies
stellt eine starke Einschränkung an Viererkräfte dar.

101
Bewegungsgleichung für ein geladenes Teilchen:

duµ
m = q F µν uν , F µν vν vµ = 0 (7.28)
dτ |{z} |{z}
antisymm. symm.

Nichtrelativistischer Grenzfall |~v |  c:

v2
 
µ
u ≈ c + , ~v , τ ≈t
2c
 v2    
2c
0 −Ex /c −Ey /c −Ez /c c
d  vx 
  Ex /c 0 −Bz By   −vx 
m  = q  
dt  vy   Ey /c Bz 0 −Bx   −vy 
vz Ez /c −By Bx 0 −vz
d~v ~ = d Tmin , d~v ~ + ~v × B)
~
m ~v · = q ~v E m = q(E
dt dt dt

~ = 0, B
Beispiel: Bewegung in einem homogenen Magnetfeld E ~ = const:

du0 m d c
m =0= q q
dτ 1− ~v 2 dt 1 − ~v 2
c2 c2

liefert |~v | =konstant, somit


1
γ=q = konstant
~v 2
1− c2

m d ~v ~
~v × B
q q = qq
1− ~v 2 dt 1 − ~v 2 2
1 − ~vc2
c2 c2

Es folgt die Gleichung: r


d~v ~
qB ~v 2
= ~v × ω
~ mit ω
~ = 1−
dt m c2
Man erhl̈at eine gleichförmige Translations- und Rotationsbewegung auf einer Schraubenlinie mit
der Frequenz:

qB
ω= (7.29)
γm

Als einzige Abänderung im Vergleich zur nichtrelativistischen Bewegung steht nun die ”bewegte”
Masse γm im Nenner der Zyklotronfrequenz.

102
A Anhang

A.1 Reihenentwicklungen

A.1.1 Taylor-Entwicklung

Eine Funktion f (x) kann lokal um einen Entwicklungspunkt a mit der Taylorentwicklung genähert
werden:
n
n+1
X f (n) (a)
f (x) = Tn (x) + O((x − a) )= (x − a)n + O((x − a)n+1 )
n!
n=0

Beispiele für Taylorentwicklungen:



X xn x2 x3 x4
exp(x) = =1+x+ + + + O(x5 )
n! 2! 3! 4!
n=0

X x2n+1 x x3 x5
sin(x) = (−1)n = − + + O(x7 )
(2n + 1)! 1! 3! 5!
n=0

X x2n x0 x2 x4
cos(x) = (−1)n = − + + O(x6 )
(2n)! 0! 2! 4!
n=0

A.1.2 Binomialreihe

Der verallgemeinerte Binomialkoeffizient mit α ∈ C und k ∈ Z ist definiert als:


 α(α−1)(α−2)···(α−k+1)
   k! , wenn k > 0
α 
= 1, wenn k = 0
k 
0, wenn k < 0

Sind sowohl n ∈ N als auch k ∈ N vereinfacht sich dies zu:


 
n n!
=
k k!(n − k)!

Die Binomialreihe stellt einen Spezialfall der Taylorreihe dar:


∞  
X α k
(1 + x)α = x
k
k=0

Beispiele für Entwicklungen nach der Binomialreihe:


√ 1 1 2 1 5 4
1 + x =1 + x − x + x3 − x + O(x5 )
2 8 16 128
1 1 3 2 5 35 4
√ =1 − x + x − x3 + x + O(x5 )
1+x 2 8 16 128
1 3 15 2 35 3 315 4
√ 3 =1 − 2 x + x − x + x + O(x5 )
1+x 8 16 128

103
A.2 Koordinatensysteme

A.2.1 Zylinderkoordinaten

Einheitsvektoren
         
cos ϕ x − sin ϕ −y 0
1  1 
~eρ = sin ϕ =
  y , ~eϕ =  cos ϕ  = x , ~ez = 0

ρ ρ
0 0 0 0 1
~eρ × ~eϕ = ~ez , ~ez × ~eρ = ~eϕ , ~eϕ × ~ez = ~eρ
Transformation
x = ρ cos ϕ , y = ρ sin ϕ , z=z
dA = dx dy = ρ dρ dϕ , dV = ρ dρ dϕ dz

A.2.2 Kugelkoordinaten

Einheitsvektoren
     
sin θ cos ϕ cos θ cos ϕ − sin ϕ
~er =  sin θ sin ϕ  , ~eθ =  cos θ sin ϕ  , ~eϕ =  cos ϕ 
cos θ − sin θ 0
~er × ~eθ = ~eϕ , ~eϕ × ~er = ~eθ , ~eθ × ~eϕ = ~er

Transformation
x = r sin θ cos ϕ , y = r sin θ sin ϕ , z = r cos θ
dA = r2 sin θ dϕ dθ , dV = dx dy dz = r2 sin θ dϕ dθ dr

A.3 Vektorprodukte

A.3.1 Skalarprodukt

3
X
~a · ~b = ai · bi = |~a| |~b| cos ^(~a, ~b)
i=1

A.3.2 Kreuzprodukt
     
a1 b1 a2 b3 − a3 b2
 a2  ×  b2  =  a3 b1 − a1 b3  , |~a × ~b| = |~a| |~b| sin ^(~a, ~b)
a3 b3 a1 b2 − a2 b1

A.3.3 Verknüpfung

(~a × ~b) · ~c = ~a · (~b × ~c) = (~c × ~a) · ~b


(~a × ~b) · (~c × d)
~ = (~a · ~c)(~b · d)~ − (~b · ~c)(~a · d)
~
~a × (~b × ~c) = ~b (~a · ~c) − ~c (~a · ~b)
(~a × ~b) × ~c = ~b (~a · ~c) − ~a (~b · ~c)

104
A.4 Differentialoperatoren in anderen Koordinatensystemen

A.4.1 Gradient

Der Gradient wirkt auf Skalarfelder V (~r) : R3 → R. Er steht senkrecht auf Äquipotentialflächen
und zeigt in Richtung der stärksten Änderung der Funktion. Er ist definiert als:

Gradient in kartesischen Koordinaten

~ = ∂V ∂V ∂V
grad V (x, y, z) = ∇f ~ex + ~ey + ~ez
∂x ∂y ∂z
Gradient in Zylinderkoordinaten
∂V 1 ∂V ∂V
grad V (ρ, ϕ, z) = ~eρ + ~eϕ + ~ez
∂ρ ρ ∂ϕ ∂z
Gradient in Kugelkoordinaten
∂V 1 ∂V 1 ∂V
grad V (r, ϑ, ϕ) = ~er + ~eϑ + ~eϕ
∂r r ∂ϑ r sin ϑ ∂ϕ

A.4.2 Divergenz

Die Divergenz oder Quelldichte eines Vektorfeldes F~ : R3 → R3 ist definiert als:

Divergenz in kartesischen Koordinaten

~ · F~ = ∂ Fx + ∂ Fy + ∂ Fz
div F~ (x, y, z) = ∇
∂x ∂y ∂z
Divergenz in Zylinderkoordinaten
1 ∂ 1 ∂Fϕ ∂Fz
div F~ (ρ, ϕ, z) = (ρFρ ) + +
ρ ∂ρ ρ ∂ϕ ∂z
Divergenz in Kugelkoordinaten
 
1 ∂ 1 ∂ ∂Fϕ
div F~ (r, θ, ϕ) = 2 (r2 Fr ) + (Fθ sin θ) +
r ∂r r sin θ ∂θ ∂ϕ

105
A.4.3 Rotation

Ebenso auf Vektorfelder F~ : R3 → R3 wirkend ist die Rotation oder Wirbeldichte definiert als:

Rotation in kartesischen Koordinaten


     
~ ~ ~ ∂Fz ∂Fy ∂Fx ∂Fz ∂Fy ∂Fx
rot F (x, y, z) = ∇ × F = − ~ex + − ~ey + − ~ez
∂y ∂z ∂z ∂x ∂x ∂y

Rotation in Zylinderkoordinaten
     
~ 1 ∂Fz ∂Fϕ ∂Fρ ∂Fz 1 ∂ ∂Fρ
rot F (ρ, ϕ, z) = − ~eρ + − ~eϕ + (ρ · Fϕ ) − ~ez
ρ ∂ϕ ∂z ∂z ∂ρ ρ ∂ρ ∂ϕ

Rotation in Kugelkoordinaten
   
~ 1 ∂ ∂Fθ 1 ∂Fr 1 ∂
rot F (r, θ, ϕ) = (Fϕ sin θ) − ~er + − (rFϕ ) ~eθ
r sin θ ∂θ ∂ϕ r sin θ ∂ϕ r ∂r
 
1 ∂ ∂Fr
+ (rFθ ) − ~eϕ .
r ∂r ∂θ

A.4.4 Laplace Operator

Vom Gradienten eines Skalarfeldes f können wir dessen Divergenz bilden. Dies wird durch den
Laplace-Operator zum Ausdruck gebracht, welcher wie folgt definiert ist:

Laplace Operator in Kartesischen Koordinaten

~ · (∇f
~ )=∇
~ 2f = ∂2f ∂2f ∂2f
4f (x, y, z) = div (grad f ) = ∇ 2
+ 2 + 2
∂x ∂y ∂z
Laplace Operator in Zylinderkoordinaten

1 ∂2f ∂2f
 
1 ∂ ∂f
4f (ρ, φ, z) = ρ + 2 2+ 2
ρ ∂ρ ∂ρ ρ ∂φ ∂z

Laplace Operator in Kugelkoordinaten

∂2f
   
1 ∂ ∂f 1 ∂ ∂f 1
4f (r, ϑ, φ) = 2 r2 + 2 sin ϑ + 2 2
r ∂r ∂r r sin ϑ ∂ϑ ∂ϑ r sin ϑ ∂φ2

106
A.5 Identitäten der Vektoranalysis

Oftmals treten komplizierte Verknüpfungen zwischen den Differentialoperatoren und den Skalar-
und Vektorfeldern auf. Zur Behandlung dieser seien hier einige Identitäten der Vektoranalysis
vorgestellt.

A.5.1 Gradient

grad(F + G) = grad F + grad G


grad(F G) = (grad F )G + F (grad G)
grad (F n ) = nF n−1 grad F
∂F (G)
grad (F (G)) = grad G
∂G
grad(A~ · B)
~ =A ~ × rot B
~ +B~ × rot A
~ + (A
~ · ∇)
~ B~ + (B
~ · ∇)
~ A~

A.5.2 Divergenz

div(A~ + B)
~ = div A
~ + div B ~
~ = (grad F ) · A
div(F A) ~ + F div A ~
div(A~ × B)
~ = (rot A)
~ ·B ~ −A ~ · (rot B)
~

A.5.3 Rotation

~ + B)
rot(A ~ = rot A
~ + rot B
~
~ = (grad F ) × A
rot(F A) ~ + F (rot A)
~
~ × B)
rot(A ~ =A
~ div B
~ −B
~ div A
~ + (B
~ · ∇)
~ A~ − (A
~ · ∇)
~ B~

A.5.4 Kombination von Differentialoperatoren

~ =0
div(rot A)
rot(grad F ) = 0
~ = grad(div A)
rot(rot A) ~ − 4A
~, ~ := (∇
4A ~ · ∇)
~ A~

A.5.5 Laplace-Operator

~ ) · (∇G)
4 (F G) = (4F ) G + 2(∇F ~ + F (4G)

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