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8.

5 Reflexion und Brechung ebener Wellen


Trifft eine ebene elektromagnetische Welle auf eine Grenzfläche zwischen zwei verschie-
denen nichtleitenden Medien mit den Materialparametern ε 1 , µ1 und ε2 , µ2 , so wird sie
dort teilweise reflektiert und teilweise transmittiert bzw. gebrochen, sofern keine Total-
reflexion stattfindet. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit kann die Grenzfläche in der
Ebene z = 0 angenommen werden. Die einfallende Welle breitet sich in Richtung des Wel-
lenvektors ~ke aus, wohingegen die Richtungen der reflektierten und der transmittierten
Wellen durch ~kr und ~kt beschrieben werden. Abbildung 8.11 veranschaulicht die Wellen-
vektoren sowie den Einfallswinkel αe , den Reflexionswinkel αr und den Brechungswin-
kel αt . Der Wellenvektor ~ke und der Normalenvektor ~n auf der Grenzfläche definieren

~k
r
~k
t

αt
αr
αe z

~k
e
~n
µ1 , ε1 µ2 , ε2

Abbildung 8.11: Reflexion und Brechung

eine Ebene, die sogenannte Einfallsebene. Die elektrischen Feldstärken der Wellen können
durch
n o n o n o
~ (~r, t) = Re E
E ~ (~r ) ejωe t = Re E ~ e−j~ke ·~r ejωe t = Re E ~ ej(ωe t−~ke ·~r ) , (8.30)
e e e0 e0
n¯ o n¯ o n¯ o
~ ~ jωr t ~ −j~kr ·~r jωr t ~ j(ωr t−~kr ·~ r)
Er (~r, t) = Re E r (~r ) e = Re E r0 e e = Re E r0 e , (8.31)
n¯ o n¯ o n¯ o
~ t (~r, t) = Re E
E ~ t (~r ) ejωt t = Re E ~ t0 e−j~kt ·~r ejωt t = Re E ~ t0 ej(ωt t−~kt ·~r ) , (8.32)
¯ ¯ ¯

ausgedrückt werden, wobei ωe die Kreisfrequenz der einfallenden, ωr die Kreisfrequenz


der reflektierten, und ωt die Kreisfrequenz der transmittierten Welle bezeichnet. Die ent-
sprechenden komplexen Amplituden in den Wellenebenen werden durch E ~ ,E
~ ,E ~ bzw.
¯e ¯r ¯t
~ ,E
E ~ ,E ~ symbolisiert. Auf der Grenzfläche A zwischen den Medien muß die Tangen-
¯ e0 ¯ r0 ¯ t0
tialkomponente der elektrischen Feldstärke der Stetigkeitsbedingung
 
~n × E ~ e (~r, t) + E
~ t (~r, t) − E ~ r (~r, t) = 0
A

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genügen. Die Bedingung muß zu allen Zeiten t und an jedem Ort auf A erfüllt werden.
Dies ist nur dann möglich, wenn die Phasen in den Exponentialfunktionen der drei Wellen
gleich sind, also
(ωe t − ~ke · ~rP ) = (ωr t − ~kr · ~rP ) = (ωt t − ~kt · ~rP )

für jeden Punkt P auf A mit Ortsvektor ~r P gilt. Für t = 0 ergibt sich

~k · ~r = ~k · ~r = ~k · ~r . (8.33)
e P r P t P

Da die Phasen aber für alle t gleich sein müssen, folgt

ωe = ωr = ωt =: ω .

Bei Reflexion und Brechung tritt somit keine Frequenzänderung auf.

8.5.1 Einfallswinkel und Reflexionswinkel


Aus (8.33) folgt
(~ke − ~kr ) · ~rP = 0 ,

wobei ~rP in A liegt. Der Vektor (~ke − ~kr ) steht also senkrecht auf A und kann demnach
mit einer entsprechenden reellen Konstante c durch c ~n ausgedrückt werden. Die Vektoren
~k , ~k und ~n liegen somit alle in der Einfallsebene. Die einfallende und die reflektierte
e r
Welle breiten sich in demselben Medium aus. Die Beträge ke = |~ke | und kr = |~kr | der
Wellenvektoren bzw. die Wellenzahlen sind daher gleich, sodaß

ke = kr =: k1 (8.34)

gesetzt werden kann. Die zur Grenzfläche parallelen Komponenten von ~ke und ~kr sind
damit gleich groß,
k1 sin αe = k1 sin αr ,

woraus für die Winkel


αe = αr =: α1 (8.35)

folgt. Der Einfallswinkel αe ist gleich dem Reflexionswinkel αr .

8.5.2 Gesetz von Snellius


Entsprechend (8.34) und (8.35) ist es naheliegend für den Betrag k t = |~kt | des Wellenvek-
tors der transmittierten Welle und für den Brechungswinkel α t in dem zweiten Medium

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die Notation

kt =: k2 , (8.36)
αt =: α2 (8.37)

einzuführen. Nach (8.33) gilt außerdem

(~ke − ~kt ) · ~rP = 0 ,

weshalb auch ~kt in der Einfallsebene liegt. Die Beträge von ~ke und ~kt , d. h. k1 und k2 ,
sind jedoch verschieden, da sich die Wellen in unterschiedlichen Medien ausbreiten. Für
die zur Grenzfläche A parallelen Komponenten folgt

k1 sin α1 = k2 sin α2 ,

also r
sin α1 k µ2 ε2 n
= 2 = = 2. (8.38)
sin α2 k1 µ1 ε1 n1
Dies ist das Brechungsgesetz von Snellius.

Der Brechungsindex n ist nach Abschnitt 8.1 definiert als das Verhältnis der Ausbreitungs-
geschwindigkeit im Vakuum zur Ausbreitungsgeschwindigkeit in einem Medium. Damit
ergibt sich zudem das Verhältnis
n2 v
= 1.
n1 v2

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