Sie sind auf Seite 1von 7

8.

6 Reflexions- und Transmissionsfaktor


Die elektrische Feldstärke der einfallenden, der reflektierten und der transmittierten ebe-
nen Welle kann nach Abschnitt 8.5 in komplexer Form durch

~ (~r ) = E
E ~ e−j~ke ·~r , (8.39)
¯e ¯ e0
E ~ r0 e−j~kr ·~r ,
~ r (~r ) = E (8.40)
¯ ¯
~ (~r ) = E
E ~ e−j~kt ·~r (8.41)
¯t ¯ t0

ausgedrückt werden, mit ~ke = ke ~eke , ~kr = kr ~ekr und ~kt = kt ~ekt , sowie ke = kr = k1 und
kt = k2 . Liegt die Grenzfläche gemäß Abbildung 8.12 in der Ebene z = 0, sind die Wel-
lennormalen durch
~eke = sin α1 ~ey + cos α1 ~ez ,
~ekr = sin α1 ~ey − cos α1 ~ez ,
~ekt = sin α2 ~ey + cos α2 ~ez

gegeben. ~ke und der Normalenvektor ~n auf der Grenzfläche A legen die Einfallsebene fest.
Eine beliebig polarisierte ebene Welle kann stets in zwei senkrecht zueinander stehen-
de, linear polarisierte ebene Wellen zerlegt werden. Im Folgenden werden daher die zwei
Fälle betrachtet, bei der die elektrische Feldstärke entweder senkrecht oder parallel zur
Einfallsebene gerichtet ist. Die beiden Fälle werden dementsprechend als senkrechte und
parallele Polarisation bezeichnet. Abbildung 8.12 zeigt die beiden Polarisationsarten.
y y

~k ~k
r r
~
E ~ ~k ~
E ~ ~k
¯r H E
¯t t
¯r ¯t t
~
H
~
H ¯r
¯r ~
E ~
H
αr αt ¯t αr αt ¯t
αe x z αe x z
~
H ~
E
¯e ~k ¯e ~k
e e

~
E ~
H
¯e ¯e
µ1 , ε 1 µ2 , ε 2 µ1 , ε 1 µ2 , ε 2
a) Senkrechte Polarisation b) Parallele Polarisation

Abbildung 8.12: Schräger Einfall auf Grenzfläche

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


8.6.1 Senkrechte Polarisation
Bei senkrechter Polarisation werden die elektrischen Feldstärken durch

~ (~r ) = E e−jk1 (y sin α1 +z cos α1 ) ~e ,


E
¯e ¯ e0 x
~ (~r ) = E e−jk1 (y sin α1 −z cos α1 ) ~e ,
E
¯r ¯ r0 x
~
E t (~r ) = E t0 e −jk2 (y sin α2 +z cos α2 )
~ex
¯ ¯
beschrieben. Für die magnetischen Feldstärken folgt

~ e (~r ) = 1 ~ek × E 1

H ~ e (~r ) = E e0 e−jk1 (y sin α1 +z cos α1 ) (cos α1 ~ey − sin α1 ~ez ) ,
¯ Z1 e
¯ Z1 ¯
~ (~r ) = 1 ~e × E 1

H ~ (~r ) = E r0 e−jk1 (y sin α1 −z cos α1 ) (− cos α1 ~ey − sin α1 ~ez ) ,
r kr r
¯ Z1 ¯ Z1 ¯
~ t (~r ) = 1 
~ t (~r ) = 1
H ~ekt × E E t0 e−jk2 (y sin α2 +z cos α2 ) (cos α2 ~ey − sin α2 ~ez ) ,
¯ Z2 ¯ Z2 ¯

wobei die Wellenwiderstände durch


r r
µ1 µ2
Z1 = und Z2 =
ε1 ε2

gegeben sind. Auf der Grenzfläche zwischen den Medien (J~F = 0) müssen die Tangenti-
alkomponenten der Feldstärken den Stetigkeitsbedingungen
 
~n × E~ t (~r ) − (E ~ r (~r )) = 0 ,
~ e (~r ) + E (8.42)
¯ ¯ ¯  A
~n × H~ t (~r ) − (H~ e (~r ) + H~ r (~r )) = 0 (8.43)
¯ ¯ ¯ A

genügen, wobei ~n = ~ez und z = 0 auf A gilt. Für die elektrische Feldstärke ergibt sich
 
~ez × ~ex E e0 e−jk1 y sin α1 + E r0 e−jk1 y sin α1 = ~ez × ~ex E t0 e−jk2 y sin α2 .
¯ ¯ ¯

Dies muß für alle Punkte auf A erfüllt werden, insbesondere für y = 0. Es folgt

E e0 + E r0 = E t0 .
¯ ¯ ¯

Für die magnetische Feldstärke ergibt sich aus (8.43) entsprechend

1 1
(E e0 cos α1 − E r0 cos α1 ) = E cos α2 .
Z1 ¯ ¯ Z2 ¯ t0

Der Reflexionsfaktor für die senkrechte Polarisation ist definiert durch


 
E r0
r⊥ := ¯
E e0 ⊥
¯

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


und der Transmissionsfaktor durch
 
E t0
t⊥ := ¯ .
E e0 ⊥
¯
Damit ergibt sich
1 + r⊥ = t⊥ ,
Z2 (1 + r⊥ ) cos α1 = Z1 t⊥ cos α2
und somit

Z2 cos α1 − Z1 cos α2
r⊥ = , (8.44)
Z2 cos α1 + Z1 cos α2
2 Z2 cos α1
t⊥ = . (8.45)
Z2 cos α1 + Z1 cos α2

Dies sind die sogenannten Fresnelschen Beziehungen für die senkrechte Polarisation.

8.6.2 Parallele Polarisation


Bei paralleler Polarisation sind die elektrischen Feldstärken durch

~ (~r ) = E e0 e−jk1 (y sin α1 +z cos α1 ) (cos α1 ~ey − sin α1 ~ez ) ,


E
¯e ¯
~ r (~r ) = E r0 e−jk1 (y sin α1 −z cos α1 ) (cos α1 ~ey + sin α1 ~ez ) ,
E
¯ ¯
~ t (~r ) = E t0 e−jk2 (y sin α2 +z cos α2 ) (cos α2 ~ey − sin α2 ~ez )
E
¯ ¯
gegeben. Die magnetischen Feldstärken ergeben sich damit zu

~ e (~r ) = 1 ~ek × E
~ e (~r ) = − 1 E e0 e−jk1 (y sin α1 +z cos α1 ) ~ex ,

H
¯ Z1 e
¯ Z1 ¯
~ r (~r ) = 1 E r0 e−jk1 (y sin α1 −z cos α1 ) ~ex ,
~ r (~r ) = 1 ~ek × E

H
¯ Z1 r
¯ Z1 ¯
~ (~r ) = 1 ~e × E ~ (~r ) = − 1 E e−jk2 (y sin α2 +z cos α2 ) ~e .

H t kt
¯ Z2 ¯t Z2 ¯ t0 x

Aus (8.42) folgt


E e0 cos α1 + E r0 cos α1 = E t0 cos α2
¯ ¯ ¯
und aus (8.43) ergibt sich
1 1
(E e0 − E r0 ) = E .
Z1 ¯ ¯ Z2 ¯ t0
Der Reflexionsfaktor für die parallele Polarisation ist durch
 
E r0
rk := ¯
E e0
¯ k

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


und der Transmissionsfaktor durch
 
E t0
tk := ¯
E e0
¯ k

bestimmt. Damit folgt


(1 + rk ) cos α1 = tk cos α2 ,
Z2 (1 − rk ) = Z1 tk ,
woraus sich dann die Fresnelschen Beziehungen

Z2 cos α2 − Z1 cos α1
rk = , (8.46)
Z2 cos α2 + Z1 cos α1
2 Z2 cos α1
tk = (8.47)
Z2 cos α2 + Z1 cos α1

für die parallele Polarisation ergeben.

8.6.3 Reflexions- und Transmissionsfaktor an der Grenzfläche


zwischen verlustfreien Dielektrika
Sind die Medien verlustfreie Dielektrika mit den Permittivitäten ε 1 = ε0 εr1 , ε2 = ε0 εr2
sowie µ1 = µ2 = µ0 , also µr1 = µr2 =: µr = 1, so können die Wellenwiderstände in den
Fresnelschen Beziehung eliminiert werden. Für den Reflexionsfaktor r ⊥ in (8.44) ergibt
sich beispielsweise
q q
µ2 µ1 √ √
ε2
cos α1 − ε1
cos α2
µ2 ε1 cos α1 − µ1 ε2 cos α2
r⊥ = q µ q =√ √
2
cos α +
µ1
cos α µ2 ε1 cos α1 + µ1 ε2 cos α2
ε2 1 ε1 2
p p
µr εr1 cos α1 − µr εr2 cos α2 n cos α1 − n2 cos α2
=p p = 1 .
µr εr1 cos α1 + µr εr2 cos α2 n1 cos α1 + n2 cos α2

Die Faktoren t⊥ , rk und tk können nach dem gleichen Prinzip umgeformt werden. Mit dem
Brechungsgesetz von Snellius und Additionstheoremen können auch die Brechungsindizes
noch eliminiert werden, sodaß

n1 cos α1 − n2 cos α2 sin(α2 − α1 )


r⊥ = = , (8.48)
n1 cos α1 + n2 cos α2 sin(α2 + α1 )
2n1 cos α1 2 cos α1 sin α2
t⊥ = = , (8.49)
n1 cos α1 + n2 cos α2 sin(α2 + α1 )
n1 cos α2 − n2 cos α1 tan(α2 − α1 )
rk = = , (8.50)
n1 cos α2 + n2 cos α1 tan(α2 + α1 )
2n1 cos α1 2 cos α1 sin α2
tk = = . (8.51)
n1 cos α2 + n2 cos α1 sin(α2 + α1 ) cos(α2 − α1 )

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


8.6.4 Brewsterscher Polarisationswinkel
Bei verlustfreien Dielektrika tritt sowohl bei senkrechter als auch bei paralleler Polarisation
keine Reflexion auf, wenn α1 = α2 , d. h. n1 = n2 gilt. Dies ist der triviale Fall gleicher
Medien.
Weiterhin gibt es bei der parallelen Polarisation einen ausgezeichneten Einfallswinkel bei
dem rk = 0 ist. Nach (8.50) verschwindet die Reflexion bei paralleler Polarisation, wenn

π
α1 + α2 =
2

gilt. Mit dem Gesetz von Snellius ergibt sich

n2 sin α1 sin α1 sin α1


= = π = = tan α1 .
n1 sin α2 sin(α1 − 2 ) cos α1

Der Einfallswinkel αB := α1 bei dem rk = 0 ist, also


  r 
n2 µ2 ε2
αB = arctan = arctan ,
n1 µ1 ε1

heißt Brewsterscher Polarisationswinkel. Bei einer beliebig polarisierten Welle, die unter
dem Winkel αB auf die Grenzschicht einfällt, wird nur der senkrecht polarisierte Anteil
reflektiert (rk = 0, aber r⊥ 6= 0).

8.6.5 Totalreflexion
Nach dem Gesetz von Snellius gilt

sin α1 n
= 2.
sin α2 n1

Das Medium mit dem größeren Brechungsindex wird als optisch dichter bezeichnet, das
andere als optisch dünner. Beim Übergang von einem optisch dichteren in ein optisch
dünneres Medium, also n1 > n2 , erfolgt die Brechung vom Lot weg. Im umgekehrten Fall,
n1 < n2 , erfolgt die Brechung zum Lot hin.
n1
Ist n1 > n2 bzw. n2
> 1, dann gilt
α 2 > α1

und
n1
sin α2 = sin α1 .
n2
Ab einem bestimmten Einfallswinkel α1 müßte sin α2 > 1 sein, was für reelle Winkel nicht
möglich ist. In diesem Fall existiert keine transmittierte ebene Welle, die einfallende Welle
wird vollständig reflektiert. Der Grenzwinkel α1G , bei dem α2 = π2 , also sin α2 = 1 ist, ist

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


durch   r 
n2 µ2 ε2
α1G = arcsin = arcsin
n1 µ1 ε1
gegeben. α1G wird Grenzwinkel der Totalreflexion genannt.

8.6.6 Reflexion am ideal leitenden Halbraum


Der schräge Einfall einer ebenen Welle auf einen ideal leitenden Halbraum soll am Beispiel
einer parallel polarisierten Welle betrachtet werden. Abbildung 8.13 zeigt die einfallende
und die reflektierte Welle. Der Raum y ≤ 0 sei ideal leitend.

~
E ~
E ~k
¯e ¯r r

~k
e
~
H ~
H
¯e ¯r
µ0 , ε 0 αe αr

κ→∞ x z

Abbildung 8.13: Reflexion am ideal leitenden Halbraum

Die elektrische Feldstärke der einfallenden und der reflektierten Welle wird durch

~ e0 e−j~ke ·~r ,
~ e (~r ) = E
E
¯ ¯
~ ~ r0 e−j~kr ·~r
E r (~r ) = E
¯ ¯
mit
~ = E (sin αe ~ey + cos αe ~ez ) ,
E
¯ e0 ¯ e0
~ = E (sin αr ~ey − cos αr ~ez )
E
¯ r0 ¯ r0
beschrieben. Die Wellenvektoren ~ke = ke ~eke und ~kr = kr ~ekr lauten

~k = −k cos α ~e + k sin α ~e ,
e e e y e e z
~k = +k cos α ~e + k sin α ~e ,
r r r y r r z

wobei

αe = αr =: α und ke = kr =: k =
λ
gilt. Mit
ky := k cos α ,
kz := k sin α

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020


ergibt sich
E~ (~r ) = E e0 e−j(−ky y+kz z) (sin α ~ey + cos α ~ez ) ,
¯e ¯
E~ r (~r ) = E r0 e−j(ky y+kz z) (sin α ~ey − cos α ~ez ) .
¯ ¯
Die Tangentialkomponente der elektrischen Feldstärke muß auf Grenzfläche y = 0 die Ste-
tigkeitsbedingung (8.42) erfüllen, woraus für die betrachtete Anordnung E e0 = E r0 =: E 0
¯ ¯ ¯
und somit
E~ (~r ) = E e−j(−ky y+kz z) (sin α ~e + cos α ~e ) ,
¯e ¯0 y z

E~ (~r ) = E e −j(k y y+k z z)


(sin α ~ey − cos α ~ez )
¯r ¯0
folgt. Die magnetischen Feldstärken ergeben sich zu

~ e (~r ) = 1 ~ek × E ~ e (~r ) = − 1



H E 0 e−j(−ky y+kz z) ~ex ,
¯ Z1 e
¯ Z1 ¯
~ r (~r ) = 1 ~ r (~r ) = − 1

H ~ekr × E E 0 e−j(ky y+kz z) ~ex .
¯ Z1 ¯ Z1 ¯

Die Überlagerung der elektrischen Feldstärken führt zu

E(~ ~ (~r )
~ (~r ) + E
~ r) = E
¯ ¯e ¯r 
= 2 E 0 cos(ky y) sin(α) ~ey + j sin(ky y) cos(α) ~ez e−jkz z
¯
und der magnetischen Feldstärke zu

H(~ ~ (~r )
~ (~r ) + H
~ r) = H
¯ ¯e ¯r
1
= − E 0 (ejky y + e−jky y ) e−jkz z ~ex
Z1 ¯
E
= −2 ¯ 0 cos(ky y) e−jkz z ~ex .
Z1

Die resultierende Welle breitet sich mit der Phasenkonstante bzw. Wellenzahl k z in z-Rich-
tung aus und hat Stehwellencharakter in y-Richtung. Die Welle ist eine TM-Welle, da die
elektrische Feldstärke eine Komponente in Ausbreitungsrichtung hat.

R. Jacobs Modul ET 12 02 01 TET & EMV, SS 2020

Das könnte Ihnen auch gefallen