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Fakultät Elektrotechnik und

Informationstechnik
Institut für Grundlagen der
Elektrotechnik und Elektronik
Professur für Mess- und Sensorsystemtechnik Helmholtzstraße 18, D-01069 Dresden

Mess- und Sensortechnik (Messtechnik II)


SG Elektrotechnik und SG Mechatronik

V: Prof. Czarske, DI Weik


Ü: DI Gürtler, DI Krug
P: DI Rothe, DI Lich
Fakultät Elektrotechnik und
Informationstechnik
Institut für Grundlagen der
Elektrotechnik und Elektronik
Professur für Mess- und Sensorsystemtechnik Helmholtzstraße 18, D-01069 Dresden

Mess- und Sensortechnik (Messtechnik II)


SG Elektrotechnik und SG Mechatronik

Orga:
-Es sollen auch am Sitzplatz Masken getragen werden, damit alle
Studierenden teilnehmen können
-Für die Kontrolle sollen die 3G-Bescheinigungen vorgelegt werden.
-Es in Hybrid-Form per Zoom die aufgezeichnete Vorlesung angeboten
Weiterhin wird angeboten:
-Pdf-Slides
-Digitale Vorlesung und Übung aus WiSe2020-21
Grund- und Hauptstudium Pflichtmodule 5. und 6. Semester

Studiengang Elektrotechnik Wahlpflichtmodule 8. und 9. Semester

Studienarbeit
Selbststudium

Oberseminar
Praktikumssemester
Wochenstunden

Diplomarbeit
Wahl-
Pflichtmodule pflicht-
module

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Semester
Grundstudium Hauptstudium

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Anfänge der Messtechnik
Ägypten (ca. 2600 v. Chr),
Messaufgaben beim
Pyramidenbau:

•Ausrichtung nach den


Sternen
•Winkelmessung:
•90° Winkel
•52° Steigung
•Höhe/Umfang = 2p
•Längenmessung:
•Basiskanten 230 m ± ~10 cm
•Messunsicherheit: ~0,5 10-3
•Höhenmessung (146,6 m)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Anfänge der Messtechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Galileo Galilei
* 15. Februar 1564 in Pisa; † 8. Januar 1642 in Arcetri / Florenz
Philosoph, Mathematiker, Physiker und Astronom

Measure all what is


measureable -
and make measureable
what is not measureable

wikipedia

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Real-Time Positionssensoren im
Fertigungsprozess

Schweißroboter (Automobilindustrie) 3D-Positionsbestimmung


von Bauteilen (z.B. Auto)
mit Stereo-Kamerasystem

Quellen: KUKA Robotor GmbH +


isravision.com

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Ted Hänsch
*30. Oktober 1941 in Heidelberg
Max-Planck-Institut für Quantenoptik, Garching / München

Motto: A passion for precision


Ask fundamental questions!

Nobel prize for physics 2005

 Frequency comb (a ruler for the


optical frequencies by mode-locked
femto second lasers).
 Measurement uncertainty of 1 Hz at
light wave frequencies of 1 PHz:
Resolution of 10E-15

Professur für
10 Mess- und Sensorsystemtechnik
Gravitationswellen direkt mittels
Lasermesssystem nachgewiesen (2015)
Auflösung: 10-22

Gravitationswellen-
Observatorium

LIGO-Gravitationswellendetektor in Livingston im US-Bundesstaat


Louisiana. Deutlich sind die beiden im rechten Winkel angeordneten
Detektorröhren zu erkennen. (Bild: Caltech/MIT/LIGO Laboratory)
Phys. Unserer Zeit 2/2016 (47)
Messung von Konzentrationen

Quelle: Festvortrag (Tag der Fakultät EuI am 30.9.2016) "Klima im Wandel:


Ursachen und Unsicherheiten der Erderwärmung“, Prof. Dr. Christian Bernhofer,
Professur für Meteorologie an der TU Dresden
Scientists have drilled deep cores through the icecap in Antarctica. Measurements of CO2 captured in annual ice
deposits in the cores allow scientists to reconstruct atmospheric CO2 variations over the last 400,000 years.
Mars Climate Orbiter

Absturz des 125 Millionen Dollar teuren


Satelliten

Firma Lockheed Martin Astronautics:


Berechnung der für die Flugbahn
notwendigen Daten in der amerikanischen
Maßeinheit "Pounds ofForce“ anstatt in der
metrischen Maßeinheit Newton.
JPL/NASA nutzte metrische Werte (SI-
Einheiten)

www.spiegel.de › Wissenschaft › Mensch,


01.10.1999

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Übersicht zum Lehrangebot
Messtechnik I: Grundzüge des Messens
1. Einführung in das Messen
2. Analoge Messtechnik
3. Grundlagen der Statistik von Messwerten
4. Einführung in die elektrische Messung nichtelektrischer Größen

Messtechnik II: Mess- und Sensortechnik


1. Digitale Messtechnik
2. Messsignaltheorie: Stochastik und Statistik
3. Messverfahren für ausgewählte Größen (Sensorik)

Vertiefung in nachfolgenden Modulen:


Modul Prozessleittechnik (Messsystemtechnik, MT III), Hauptseminar AMR,
Lasersensorik, Photonische Messsystemtechnik, Oberseminar Messtechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Aufbau von „Mess- und Sensortechnik“

Übersichten Theoret. Grundlagen Anwendungen


Digitale Messtechnik Statistik und Stochastik Vorlesungsnachbereitung
Sensortechnik Messunsicherheit Übungsaufgaben rechnen
Praktikum (vorzugsweise im
nächsten Semester: 6.S.)

orientieren wissen verstehen


Vorlesung (2 SWS): JC, DW
Übung (1 SWS): JG, BK
Praktikum (1 SWS): a) Virtual: Deep Learning, Stefan Rothe, b) Labor:
3 Versuche, Julian Lich
Internet: www.tu-dresden.de/et/mst
Lehre: Messtechnik 2: Mess- und Sensortechnik
Organisation
Praktikum (1 SWS)
Die Praktikumseinschreibung findet im Opal statt. Empfehlung: Belegung im
folgenden Semester: 6.S.
Versuche:

Strom- und
1A
Spannungsmessung -
Hitzdrahtanemometrie
Strom- und
1B Spannungsmessung -
Dehnungsmessung
Frequenz- und
2A
Drehzahlmessung
Ultraschall-
2B
Laufzeitmessung
3A Optische Triangulation
Laser-Doppler
Velocimetry…..
3B
(and…3C
Digital Holography)
Lerneffekt
Was bleibt von einer Lehrveranstaltung hängen?

nach 3 Std. nach 1 Tag nach 3 Tagen


Hören 70% 10% 2%
Sehen 72% 20% 10%
Hören & Sehen 85% 65% 50%
V:V:
Nachsprechen 90% 80% 80% Mitschrift
Mitschrift

Machen 95% 85% 80%


Ü, P:
Sprechen & 99% 90% 90% vorbereiten
Machen

Nach R. Lindermeier, München

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Organisation

 Vorlesung: Präsentationen (liegen wöchentlich im Internet) und


Mitschriften von der Tafel bitte nacharbeiten (min. 15 min).
Bitte bereiten Sie sich ebenfalls auf die Vorlesungen vor.

 Übung (gemäß Einteilung): Aufgaben bitte vorbereiten (liegen


im Internet) und in der Übung zunächst selber rechnen!

 Das Verstehen der wissenschaftlichen Grundlagen der Mess-


und Sensortechnik ist ein wichtiges Ziel der Veranstaltung
(Einheit von Lehre und Forschung).

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Benotung
Vorlesung + Übung: Klausur 120 min  Note K1
Praktikum: Eingangstests und Protokoll  Note P1

Studiengang Elektrotechnik: Modul „Mess- und Sensortechnik“


(2/1/1)
Modulnote = (4  K1+ 1  P1) / 5

Studiengang Mechatronik: Modul „Mess- und Sensortechnik / Aktorik“


(4/1/2)

Modulnote = (4  K1 + 1  P1 + 2  K2 + 2  P2) / 9

Internet: www.tu-dresden.de/et/mst
Lehre: Messtechnik 2: Mess- und Sensortechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Literatur
„Lehrbücher“:
Mühl: Einführung in die elektrische Messtechnik, Teubner,
2006
Tränkler: Taschenbuch der Messtechnik, Oldenbourg, 1996
(Neuauflage)
Lerch: Elektrische Messtechnik, Springer, 2005
Schrüfer: Elektrische Messtechnik, Carl Hanser, 2004
(Neuauflage)
Puente León et al.: Messtechnik - Systemtheorie für Elektrotechniker,
Springer, 2011

„Nachschlagewerke“:
Tropea et al.: Messtechnik I: Grundlagen der Messtechnik, Shaker, 2003
Tropea et al.: Messtechnik II: Messverfahren und Messgeräte, Shaker, 2003
Hoffmann: Taschenbuch der Messtechnik, Carl Hanser, 2002
Schöne: Meßtechnik, Springer, 1994
Frohne et al.: Grundlagen der elektrischen Messtechnik, Teubner, 1984
Bronstein et al.: Taschenbuch der Mathematik, Harri Deutsch, 1997
Übersicht
Messtechnik I: Grundzüge des Messens
1. Einführung in das Messen
2. Analoge Messtechnik
3. Grundlagen der Statistik von Messwerten
4. Einführung in die elektrische Messung nichtelektrischer Größen

Messtechnik II: Mess- und Sensortechnik


0. Wiederholung „Grundlagen zur Messunsicherheit“
1. Digitale Messtechnik
2. Messsignaltheorie: Stochastik und Statistik
3. Messverfahren für ausgewählte Größen (Sensorik)

Vertiefung in nachfolgenden Modulen:


Modul Prozessleittechnik (Messsystemtechnik, MT III), Hauptseminar AMR,
Lasersensorik, Photonische Messsystemtechnik, Oberseminar Messtechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
0. Grundzüge des Messens (Wdhlg.)
Grundlagen zur Messunsicherheit

a) Messunsicherheit und Konfidenzintervall

b) Fortpflanzung von systematischen Messabweichungen und


Messunsicherheiten

c) GUM (Guide to the expression of Uncertainty in


Measurement)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Definitionen: DIN 1319
Messgröße: Physikalische Größe, der die Messung gilt.

Messung: Ausführen von geplanten Tätigkeiten zum quantitativen


Vergleich der Messgröße mit einer Einheit.

Messwert: Wert, der zur Messgröße gehört und der Ausgabe eines
Messgerätes eindeutig zugeordnet ist. (= Zahlenwert  Einheit)

Messergebnis: Aus Messungen gewonnener Schätzwert für den


wahren Wert einer Messgröße.

Vollständiges Messergebnis: Messergebnis mit quantitativen Angaben


zur Genauigkeit der Messung, z.B.:
Messgröße = Messergebnis ± Messunsicherheit

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicher-
„Mess- und Sensortechnik“ heitsanalyse
(GUM, DIN 1319)

Messgröße Messsystem vollständiges


Messergebnis
Lösung des
wahrer Mess-  Messergebnis
Sensor inversen
Wert wert
Problems  Messunsicherheit
Messabweichung
 Zahl Standardabweichung
SI-Einheit  Einheit Konfidenzintervall

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicher-
„Mess- und Sensortechnik“ heitsanalyse
- Modellunbestimmtheit - (GUM, DIN 1319)

Messgröße Messsystem vollständiges


Messergebnis
Lösung des
wahrer Mess-  Messergebnis
Sensor inversen
Wert wert
Problems  Messunsicherheit
Messabweichung
 Zahl Standardabweichung
SI-Einheit  Einheit Konfidenzintervall

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicher-
„Mess- und Sensortechnik“ heitsanalyse
- Rückwirkung - (GUM, DIN 1319)

Messgröße Messsystem vollständiges


Messergebnis
Lösung des
wahrer Mess-  Messergebnis
Sensor inversen
Wert wert
Problems  Messunsicherheit
Messabweichung
 Zahl Standardabweichung
SI-Einheit  Einheit Konfidenzintervall

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicher-
„Mess- und Sensortechnik“ heitsanalyse
- Querempfindlichkeit - (GUM, DIN 1319)

Messgröße Messsystem vollständiges


Messergebnis
Lösung des
wahrer Mess-  Messergebnis
Sensor inversen
Wert wert
Problems  Messunsicherheit
Messabweichung
 Zahl Standardabweichung
SI-Einheit  Einheit Konfidenzintervall

Einflussgröße

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Definitionen
Auflösung ist die kleinste Änderung der Eingangsgröße, die zu
einer eindeutigen und reproduzierbaren Änderung der
Ausgangsgröße führt.

Analoginstrumente: Reibung, Hysterese, Rauschen

Digitalinstrumente: Quantisierungsfehler = Auflösung, z.B.


dreistellige Anzeige 000 ... 999
(Das bedeutet nicht, dass jedes dreistellige Digitalinstrument
diese sehr geringe Messunsicherheit aufweist)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messabweichung und Messunsicherheit
a) Messunsicherheit und Konfidenzintervall
 Ausreißer (Beseitigung durch Testverfahren)
 zufällige Messabweichungen
 systematische Messabweichungen
 unbekannt: Behandlung als zufällige MA
 bekannt: Müssen korrigiert werden: Kalibrierung (SI-Einheiten)
Systematische Mittlere zufällige
Häufigkeit Messabweichung Dx Messabweichung sx
der
Messungen

Einzelmess-
wert xi

wahrer Wert xW Messgröße x

Mittelwert x

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Measurement Uncertainty Budget
 Systematic Measurement Uncertainty (Accuracy)
 Statistical Measurement Uncertainty (Precision)

Rifle with Rifle whose Result for an An amateur


calibrated sighting sighting amateur (with shooting using
scope in the hands scope is not a shaky hand) an un-calibrated
of a professional calibrated. using a rifle.
marksman with a calibrated rifle.
steady hand.
Messabweichung und Messunsicherheit
a) Messunsicherheit und Konfidenzintervall

1 N 1 N
x   xi s 
N  1 i 1
( xi  x)²
N i 1

sx
xw  x  a 
N

s
xw  x  t 
N

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Konfidenzintervall
i) Konfidenzintervall bei bekannter Standardabweichung
σ:
Mehrfachmessung der Anzahl N:
Durch Mehrfachmessung kann das Vertrauensintervall bei
gleicher Wahrscheinlichkeit verkleinert werden:

Vertrauensgrenzen um
Faktor √N verringert!

sx sx
xa
N x xa
N

a = 1 (Wahrscheinlichkeit P = 68,3 % für Normalverteilung)


a = 1,96 (Wahrscheinlichkeit P = 95 % für Normalverteilung)
a= 3,3 (Wahrscheinlichkeit P = 99,9 % für Normalverteilung)
Konfidenzintervall: Fazit
ii) Konfidenzintervall bei unbekannter
Standardabweichung:
Mehrfachmessung der Anzahl N:
s
xw  x  t 
N
sx sx
x t
s
N
x a
N x xa
N
x t
s
N

„Kochbuch“:
1) Messung durchführen
2) Mittelwert berechnen
3) Empirische Standardabweichung
berechnen
4) Student-t-Faktor (Tabelle)
5) Konfidenzintervall angeben
0. Grundzüge des Messens (Wdhlg.)
Grundlagen zur Messunsicherheit
a) Messunsicherheit und Konfidenzintervall

b) Fortpflanzung von systematischen Messabweichungen und


Messunsicherheiten

c) GUM (Guide to the expression of Uncertainty in


Measurement)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Fortpflanzung systematischer
Messabweichungen (Taylor-Reihe)
 Zur Berechnung der (maximalen) systematischen Messabweichung Δy des
Messergebnisses y aus den bekannten (Intervallgrenzen der) systematischen
Abweichungen ∆xi der Eingangsgrößen xi wird das mathematische Modell
y=f(x1,x2,...,xn) in eine Taylorreihe entwickelt:
n
f
y  f ( xiw ) 
123  xi
 Dxi  ............................
144 42444 3
 yw i 1 vernachlässigbar für kleine Fehler

 Unter der Voraussetzung kleiner Messabweichungen (Δxi << xi) gilt damit
für Δy:
n
f
Dy  y  yw  
i 1
xi
 Dxi (totales Differential)

 Setzt man dann die maximalen Messabweichungen Δx in das Ergebnis ein,


so erhält man die maximale systematische Messabweichung für y.

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Fortpflanzung von Messunsicherheit
(Gaußsche Fehlerfortpflanzung)
Vorgehensweise:
1) Messprozess modellieren: y=f(x1,x2,...,xn) Fehlerbehaftete y=f(x1,x2,...,xn)
Eingangsgrößen Mess-
2) Einschätzung der Eingangsgrößen xi x1,x2,...,xn xi entspricht z.B. ergebnis y
 Verteilungsfunktion (PDF) Anzeigewert eines
Messgerätes
 Mittelwert (Erwartungswert) xi
 Standardabweichung sxi
 Hier können auch unbekannte systematische Messabweichungen mit einbezogen
werden!
3) Berechnung von Erwartungswert y und Standardabweichung sy der
Ausgangsgröße y, letzteres mittels der Methode von C.F. Gauß:
2
N
 f 
sy    x xi 
  s  entspricht quadratischer Addition der Fehler!
i 1  i 
Notwendige Bedingung: die Störungen der einzelnen Eingangsgrößen x1 ... xn
sind statistisch unabhängig!
4) Angabe des Messergebnisses: y  y  s  k  y  U
y p y

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
0. Grundzüge des Messens (Wdhlg.)
Grundlagen zur Messunsicherheit
a) Messunsicherheit und Konfidenzintervall

b) Fortpflanzung von systematischen Messabweichungen und


Messunsicherheiten

c) GUM (Guide to the expression of Uncertainty in


Measurement)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicherheit nach GUM
(Guide to the expression of Uncertainty in
Measurement): DIN 1319 (Teil 1 - 4)
Messunsicherheitsbudget
Motor

w
Sensor
Rotierende Scheibe

Partikel

Geschwindigkeitsmessung:
Kalibrierung und Messunsicherheitsbudget
Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicherheitsbudget
Geschwindigkeitsmessung

v  f d v : Geschwindigkeit
f : Frequenz
d : Kalibrierkonstante

Fortpflanzung der Messunsicherheit (Fehlerfortpflanzung)


2
s f
2 2
sv  sd 
2
 v   v 
      s v    s f 2    s d 2
v  f   d   f   d 

Messtechnik für die Signalfrequenz,


typische Messunsicherheit: 5x10-4

Kalibrierung
v CAL  r  w r
Kalibriertechnik (rotierende Scheibe)
vCAL : Geschwindigkeit
d  v CAL / f
w r : Radius
w : Winkelgeschwindigkeit
Messunsicherheitsbudget
Kalibrierkonstante
d  u CAL / f

Messunsicherheit von d
2 2
su  s f 
2 2
sd  d   d 
  CAL     s d    s d 2    s f 2
d  uCAL   f   uCAL   f 

typisch 5x10-4
Messunsicherheit von uCAL

su 2
s  s 
2 2
 u  2  u 
2
CAL
  r   w  su   CAL  s r   CAL  s w
2

uCAL  r  w  CAL
 ur   w 

typically 5x10-3

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicherheitsbudget
2 mm

Scheibenradius:
RD = 35 mm

Messunsicherheit einer Distanzmessung:


DRD = ± 1 [mm]  sRD = 1/sqrt(3) [mm]

Messunsicherheit des Radius r:

sr  sR D
2
 s R shaft
2

DRD
2
  s R shaft
2
Welle – Scheibenloch-
Toleranz: 3
sRshaft/Rshaft= 1 %
(Rshaft= 5 mm)
sRshaft= 5 x 10E-2 mm

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messunsicherheitsbudget
disk shaft
2
 1 
sr  mm   5  0 . 01 mm   ( 5 . 77  10 1 ) 2  ( 5  10  2 ) 2 mm  5 .8  10 1 mm
2

 3 

r w
2
su  5.8 10 1 
CAL
    (5 10 3 ) 2  (1.6 10  2 ) 2  (5 10 3 ) 2  1.7  10  2
uCAL  35 
uCAL f

sd
d
 1.72 10   5 10 
2 2 4 2
 1.7  10  2
f d

su
u
 5 10   1.72 10 
4 2 2 2
 1.7 10  2  2 %

Was haben wir aus der Aufstellung des


Messunsicherheitsbudgets gelernt?
Übersicht
Messtechnik I: Grundzüge des Messens
1. Einführung in das Messen
2. Analoge Messtechnik
3. Grundlagen der Statistik von Messwerten
4. Einführung in die elektrische Messung nichtelektrischer Größen

Messtechnik II: Mess- und Sensortechnik


1. Digitale Messtechnik: JC
2. Messsignaltheorie: Stochastik und Statistik: DW
3. Messverfahren für ausgewählte Größen (Sensorik): JC

Vertiefung in nachfolgenden Modulen:


Prozessleittechnik (Messsystemtechnik, MT III), Hauptseminar AMR,
Lasersensorik, Photonische Messsystemtechnik, Oberseminar Messtechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Kapitel 1:
Digitale Messtechnik

1.1 Einführung und Beschreibung der Quantisierung


1.2 Zeit- und Frequenzmessung mit digitalen Zählern
1.3 Analog – Digital – Umsetzer (ADU)
1.4 Automatische Messtechnik / PC – Messtechnik

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Lernziele

- Digitalisierung als Prozess für die


Messtechnik
- Beschreibung der Quantisierung:
Quantisierungsrauschen (Berechnung und
Umgang)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Messkette
Analoge und digitale Messtechnik

Nichtelektrische elektrische analoges digitales Signal


Physikalische Größe Größe Signal für Busübertragung geeignet

Ya Za Zm

Elementarsensor

A/D Umwandler
Anpassung

verarbeitung
Verstärker

auswertung
Umformer

Interface
Wandler

Datenvor-
Xe

Daten-
S&H
Messgrößen-
(Mess-
aufnehmer ergebnis)
Sensor
aktiver Sensor evtl. Korrektur,Adaption
intelligenter Sensor sensornahe Elektronik
Sensorsystem

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Digitales Multimeter
Netzteil oder Batterie

N, US

ux(t) Anzeige

u(t) xH(t)
# yK (t)
#
RAM- yS(t) #2
Speicher
#1
Anpassung A/D u. S&H
Kodierer
Takt c(t)

CPU
Handeingabe Taktgenerator Datenausgang
Steuerrechner
für Transfer

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Digitales Messsystem

LCD-
ADC Datenspeicher µP Bildspeicher Display

Vorverstärker

 Prinzip-Blockschaltbild eines digitalen Speicher-Oszilloskops:

 Funktion wie analoges Oszilloskop, nur dass aus den darzustellenden


Zeitsignalen Abtastwerte gewonnen werden (ADC).

 Vorteile
– Keine Linearitätsprobleme durch digitale Signalverarbeitung
– Viele zusätzliche Funktionen über Software realisierbar (Pre-Trigger,
Averaging, Zeitdehnung, Fouriertransformation)
– Digitale Anzeige (Geräteparameter, Signalparameter)
– Externe Programmierung, Steuerung und Messwertverarbeitung über
Interface (GPIB, USB)
– Signalspeicherung möglich

Bei Einstellung der Geräteparameter ist das Abtasttheorem zu beachten, da


ansonsten gravierende Messfehler und Fehlinterpretationen der Anzeige
entstehen (Aliasing)
Analoge und digitale Messsysteme
Vorteile digitaler Systeme:

- Eindeutigkeit; beim Vergleich zweier Zahlen lässt sich immer eindeutig


die größere ermitteln oder Gleichheit feststellen
- keine schleichende Fehlerfortpflanzung
- bei Systemen mit hoher Komplexität: geringere Kosten der Bauteile &
höhere Flexibilität (Software, Algorithmen)

Nachteile digitaler Systeme:

- Anzahl der benötigten Schaltungsbestandteile größer (großer Nachteil


für wenig komplexe Systeme)
- Informationsverlust bei der Umwandlung analoger in digitale
Informationen (Rundungsfehler / Quantisierungsrauschen,
Abtastungsfehler / Aliasing)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Abtasttheorem:
minimal notwendige Abtastrate
 Die Umwandlung analog  digitial funktioniert nur dann reversibel, wenn
genügend fein abgetastet wird (Zeit- und Amplitudenwert)
 Mindestanforderung:
2 Werte pro Periodendauer des höchstfrequenten Signalanteils fmax

fs > 2fmax(Signal)

fs: Abtastfrequenz
Spannung / V

Tiefpassfilter ADU
Signalquelle
(fg<1/2 fS) fS

Anti-Aliasing-Filter
Signale – Grundbegriffe
Signalklassen

a c

b d

a) zeitkontinuierlich/wertkontinuierlich (analoge Signale)


b) zeitdiskret/wertkontinuierlich
c) zeitkontinuierlich/wertdiskret
d) zeitdiskret/wertdiskret (digitale Signale)
Signale – Grundbegriffe

a  b: Unter gewissen
a c Umständen reversibel.

a  c: Nicht reversibel!
(Quantisierungsrauschen)

b d

a  b: Abtastung
a  c: Quantisierung
a  d: Analog-Digital-Umsetzung
d  a: Digital-Analog-Umsetzung
c  a: Glättung
b  a: Interpolation

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Signale – Grundbegriffe
 Digitale Signale

 Anzahl M der möglichen Funktionswerte bei digitalen Signalen ist endlich.

 Man nennt digitale Signale für


 M=2 binär
 M=3 tertiär
 M=4 quaternär
 M=8 okternär
 allg. M-är.

Im Parameterbereich für binäre / digitale Systeme gilt z.B.:


U / [V]
0 Ucc
LOW- HIGH-
Pegel Pegel
verbotener Erlaubte
„0“ Bereich „1“ Bereiche
„L“ „H“
------------------------------------------- Logischer Pegel / Zustand
Analoge und digitale Messsysteme

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Beschreibung der Quantisierung: Quantisierungsrauschen

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Tafelrechnung
 Herleitung der Abhängigkeit des äquivalenten SNR des
Quantisierungsrauschen von der Bitzahl eines ADU

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Signale – Anwendung
 Vergleich analoger und digitaler Daten

Stufen in Zeit- und


Werte-bereich

binäre Codierung
mit 4 Bits:
5 V = 0101

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik
Signale – Grundbegriffe

analoges zeitkontinuierliches Signal


 Schallwelle
 elektrische Spannung A

Spannung / V
analoges zeitdiskretes Signal
 elektrische Spannung D

digitales zeitdiskretes Signal


 Bytes

digitales zeitdiskretes Signal

Spannung / V
 Bytes
D
analoges zeitdiskretes Signal
 elektrische Spannung

analoges zeitkontinuierliches Signal A


 elektrische Spannung
 Schallwelle
Signale – Grundbegriffe

Spannung / V
D

Spannung / V
D

Vertiefung =0 A
Zwischenraum =1
CD/DVD/BluRay*-Player

* Nobelpreis für Physik 2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano, Shuji Nakamura -
Entwicklung blaues Licht emittierender Dioden (BluRay-Player)
Quantisierungsrauschen:
Abweichungen durch diskrete Signalwerte
 Bei der A/D-Umwandlung tritt ein sogenanntes Quantisierungsrauschen auf.

 Es entsteht, weil nur endlich viele Signalwerte unterschieden werden können.

 Beispiel
 Unterscheidbare Stufen: 1, 2, 3, 4, 5 V
 Messwert: 2.3 V
 Messung: 2.0 V
 Messabweichung: 0.3 V

Spannung / V
 Aufgabe:
Optimierung des Signalverarbeitungssystems
entspr. Anforderungen!
Lernziele

- Digitalisierung als Prozess für die


Messtechnik
- Beschreibung der Quantisierung:
Quantisierungsrauschen (Berechnung und
Umgang)

Professur für
Mess- und Sensorsystemtechnik

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