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Privatrecht II

Obligationenrecht
Besonderer Teil
Der Auftrag

Prof. Koller/Krauskopf
Zivilistisches Seminar

HS 2017
Auftrag – Gesetz und AGB

 Bestimmungen zum Auftrag


− Art. 394-406 OR
− Teilweise Verweise (z.B. Art. 398 Abs. 1 OR)
− Weitere Arten des Auftrags (ab Art. 406a OR)

 Bestimmungen des Allgemeinen Teils des OR

 Musterverträge (z.B. SIA Vertrag für Architekturleistungen)

 Branchenspezifische AGB (z.B. SIA Ordnung 102/103)

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Auftrag – Definition

Art. 394 OR
1 Durch die Annahme eines Auftrages verpflichtet sich der Beauf-
tragte, die ihm übertragenen Geschäfte oder Dienste vertragsge-
mäss zu besorgen.
2Verträge über Arbeitsleistung, die keiner besondern Vertragsart
dieses Gesetzes unterstellt sind, stehen unter den Vorschriften
über den Auftrag.
3 Eine Vergütung ist zu leisten, wenn sie verabredet oder üblich ist.

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Auftrag – Vergütung (Beispiel Anwaltshonorar)

Art. 12 lit. e BGFA (Anwaltsgesetz)

Für Anwältinnen und Anwälte gelten folgende Berufsregeln:

e. Sie dürfen vor Beendigung eines Rechtsstreits mit der Klientin


oder dem Klienten keine Vereinbarung über die Beteiligung am
Prozessgewinn als Ersatz für das Honorar abschliessen; sie dürfen
sich auch nicht dazu verpflichten, im Falle eines ungünstigen
Abschlusses des Verfahrens auf das Honorar zu verzichten.

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Auftrag – Vergütung (Beispiel Anwaltshonorar)

Art. 12 lit. i BGFA (Anwaltsgesetz)

Für Anwältinnen und Anwälte gelten folgende Berufsregeln:

i. Sie klären ihre Klientschaft bei Übernahme des Mandates über die
Grundsätze ihrer Rechnungsstellung auf und informieren sie perio-
disch oder auf Verlangen über die Höhe des geschuldeten Honorars.

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Auftrag – Vergütung (Beispiel Anwaltshonorar)

Bundesgericht: drei Schranken des Erfolgshonorars

 Verbot des reinen Erfolgshonorars: Der Rechtsanwalt muss unabhän-


gig vom Ausgang des Verfahrens ein Honorar erzielen, das nicht nur
seine Selbstkosten deckt, sondern ihm auch einen angemessenen Ge-
winn ermöglicht.

 Verhältnis zwischen Erfolgshonorar und Stundenhonorar: Das erfolgs-


abhängige Honorar darf nicht höher sein als das erfolgsunabhängige
Honorar.

 Zeitliche Grenze. Ein Erfolgshonorar darf nur zu Beginn des Mandats-


verhältnisses oder nach dessen Beendigung vereinbart werden, nicht
aber während des laufenden Mandats.

BGer Urteil 4A_240/2016 vom 13. Juni 2017 E. 2.7.5 (amtl. Publ. vorg.)
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Auftrag – Vergütung (Beispiel Anwaltshonorar)

Bernische Parteikostenverordnung (PKV)

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Auftrag – Verpflichtungen des Beauftragten

 Vorschriftsgemässe Ausführung (Art. 397 OR)

 Meldepflicht (Art. 397a OR)

 Sorgfalt für getreue Ausführung (Art. 398 f. OR)

 Rechenschaftsablegung (Art. 400 OR)

 Übergang der erworbenen Rechte (Art. 401 OR)

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Auftrag – Sorgfalt und Haftung

Art. 398 OR
1Der Beauftragte haftet im Allgemeinen für die gleiche Sorgfalt wie
der Arbeitnehmer im Arbeitsverhältnis.
2Er haftet dem Auftraggeber für getreue und sorgfältige Ausfüh-
rung des ihm übertragenen Geschäftes.
3 Er hat das Geschäft persönlich zu besorgen, ausgenommen, wenn
er zur Übertragung an einen Dritten ermächtigt oder durch die Um-
stände genötigt ist, oder wenn eine Vertretung übungsgemäss als
zulässig betrachtet wird.

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Auftrag – Sorgfalt und Haftung

 Sorgfaltshaftung
− Hauptleistungs-, Nebenleistungs- und Nebenpflichten
− Gebotene Sorgfalt
− Individuell-konkret – aber objektiviert
− Exkulpation
− Exkurs: Übernahmeverschulden

 Haftung für beigezogene Dritte


− Hilfsperson (Art. 101 OR)
− Substitut (Art. 399 OR)

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Auftrag – Verpflichtungen des Auftraggebers

 Bezahlung des Honorars (Art. 394 Abs. 3 OR)

 Ersatz der Auslagen- und Verwendungen (Art. 402 Abs. 1 OR)

 Schadenersatz (Art. 402 Abs. 2 OR)

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Auftrag – Mehrheit von Auftraggebern oder Beauftragten

Art. 403 OR
1Haben mehrere Personen gemeinsam einen Auftrag gegeben, so
haften sie dem Beauftragten solidarisch.
2Haben mehrere Personen einen Auftrag gemeinschaftlich über-
nommen, so haften sie solidarisch und können den Auftraggeber,
soweit sie nicht zur Übertragung der Besorgung an einen Dritten er-
mächtigt sind, nur durch gemeinschaftliches Handeln verpflichten.

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Auftrag – Beendigung

Art. 404 OR
1Der Auftrag kann von jedem Teile jederzeit widerrufen oder
gekündigt werden.
2Erfolgt dies jedoch zur Unzeit, so ist der zurücktretende Teil zum
Ersatze des dem anderen verursachten Schadens ver-pflichtet.

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