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3 Nachrechnung zweier ausgewählter Brückensysteme


für das modifizierte Lastmodell LMM1 378
3.1 Aftetalbrücke im Zuge der Bundesstraße B480n bei Bad Wünnenberg 378
3.1.1 System der Aftetalbrücke 378
3.1.2 Vergleich der Schnittgrößen aus dem Lastmodell LM1 mit
dem modifizierten Lastmodell LMM1 378
3.1.3 Bewertung der Ergebnisse 379
3.2 Ruhrbrücke im Zuge der Autobahn A1 bei Hagen 381
3.2.1 System der Ruhrbrücke Hagen 381
3.2.2 Vergleich der Schnittgrößen aus dem Lastmodell LM1 mit
dem modifizierten Lastmodell LMM1 381
3.2.3 Bewertung der Ergebnisse 382

4 Ergänzende Untersuchungen zu den Verkehrslastmodellen nach DIN 1072 384


4.1 Allgemeines 384
4.2 Grundlagen der Untersuchungen 385
4.3 Darstellung der Berechnungsergebnisse 386
4.3.1 Allgemeines 386
4.3.2 Einzelliger Hohlkastenquerschnitt 386
4.3.3 Dreistegiger Plattenbalkenquerschnitt 387
4.3.4 Plattenbalkenquerschnitt mit zwei torsionssteifen Hauptträgern 388
4.4 Beurteilung der Untersuchungsergebnisse 389

5 Untersuchungen zur Frage des Nachweises der Ermüdung für den Betonstahl 390
5.1 Allgemeines 390
5.2 Darstellung der Nachweise nach DIN-Fachberichten und DIN EN 1994-2 390
5.2.1 Allgemeines 390
5.2.2 Nachweise auf der Grundlage des Ermüdungslastmodells 3 mit Hilfe von
Schadensäquivalenzfaktoren 390
5.2.3 Nachweise auf der Grundlage des Ermüdungslastmodells 4 393
5.3 Untersuchungen für typische Tragsysteme auf Grundlage
der Ermüdungslastmodelle 3 und 4 394
5.3.1 Ausgewählte Systeme 394
5.3.2 Untersuchungsergebnisse 395
5.3.3 Vergleich der beiden Nachweismethoden und Schlussfolgerungen 401

6 Untersuchungen zur Frage der Beanspruchungen von Verbundmitteln an


Betonierabschnittsgrenzen 403
6.1 Allgemeines 403
6.2 Zur Frage der konzentrierten Längsschubkräfte an Betonierabschnittsgrenzen 403
6.3 Systematische Parameteruntersuchungen mittels FE-Berechnung 405
6.4 Ermittlung der Längsschubkräfte nach der Theorie des elastischen Verbundes 406
6.5 Entwicklung eines vereinfachten Berechnungsmodells 408

7 Zusammenfassung 411
21
8 Literatur 413

Anhänge 415

Schriftenverzeichnis 526
23

Teil 1:

Anpassung des DIN-Fachberichts 101


„Einwirkungen auf Brücken“
an Eurocodes

- Zukunftsfähiges Lastmodell für


Straßenverkehrslasten

von

Ursula Freundt
Sebastian Böning

Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Bauingenieurwesen
Professur Verkehrsbau

Bericht zum Forschungsprojekt 15.451/2007/ERB

Projektbetreuung: Rolf Kaschner


24

ristischen Werte definierter Kenngrößen (Biege-


1 Einleitung momente, Querkräfte, Auflagerkräfte usw.) be-
stimmt. Basis der Definition der charakteristischen
Werte ist DIN EN 1991-2:2003 mit der Festlegung
1.1 Projektaufgabe
einer Wiederkehrperiode von 1 mal in 1000 Jah-
ren. Auf Grundlage dieser ermittelten charakteristi-
Zur Festlegung des aktuellen Verkehrslastmodells
schen Werte wird das Lastmodell 1 des DIN-
für Brücken fanden in verschiedenen europäischen
Fachberichtes 101 so angepasst, dass hierdurch
Ländern umfangreiche Verkehrslastmessungen
die Verkehrslasten auf Brücken zukunftssicher
statt. In Deutschland wurden hierzu Mitte der 80er
abgebildet werden. Die Anpassung des Lastmo-
Jahre Untersuchungen an der Brohtalbrücke im
dells 1 erfolgt vordergründig durch eine geeignete
Zuge der BAB A61 durchgeführt [8]. Das dort ge-
Modifikation der α-Werte und, falls erforderlich,
messene Schwerverkehrsaufkommen von 4800
durch das Hinzufügen zusätzlicher Komponenten
Fahrzeugen pro Tag und Richtung hat sich inner-
zum gegenwärtigen Lastmodell.
halb von 20 Jahre nach neueren Erhebungen ver-
doppelt (vgl. z.B. [1]) und auch für die Zukunft Im Folgenden wird zunächst die technische Um-
werden für den Straßengüterverkehr starke Zu- setzung der durchzuführenden Untersuchungen im
wächse prognostiziert. Detail dargestellt, um die durchgeführten Schritte
so zu dokumentieren, dass sie auch in Zukunft
Um dieses stetig wachsende Güterverkehrsauf-
nachvollzogen und an zukünftige Entwicklungen,
kommen bewältigen zu können, wird von Teilen
die aus heutiger Sicht nicht voraussehbar sind,
des Transportgewerbes unter anderem eine Erhö-
angepasst werden können
hung der zulässigen Fahrzeuggesamtgewichte für
Nutzfahrzeuge gefordert. Im Rahmen der Untersu-
chungen zu den Auswirkungen von Fahrzeugkom-
binationen nach dem modularen Konzept (60 t
Gigaliner) wurden jedoch bereichsweise Defizite
des Lastmodells 1 des DIN Fachberichtes 101 für
den Fall einer flächendeckenden Zulassung dieser
Fahrzeuge festgestellt [6].
Vor dem Hintergrund der prognostizierten Zunah-
me des Straßengüterverkehrs und den Untersu-
chungen zum 60t Nutzfahrzeug sollen im Rahmen
dieses Forschungsprojektes die gegenwärtigen
Festlegungen im Lastmodell 1 des DIN Fachbe-
richtes 101 überprüft und entsprechende Ableitun-
gen für die Einführung des Eurocode und dem
nationalen Anhang ermittelt werden.

1.2 Prinzipielle Vorgehensweise

Ausgehend von vorliegenden aktuellen Verkehrs-


lastmessungen werden Prognoseszenarien für die
zukünftige Entwicklung des Straßengüterverkehrs
aufgestellt. Diese Szenarien beinhalten verschie-
dene und aus heutiger Sicht vorstellbare Möglich-
keiten der Entwicklung des Straßengüterverkehrs,
um die prognostizierten Anforderungen hinsichtlich
Transportleistung und Transportaufkommen be-
wältigen zu können. Die Szenarien sind Grundlage
für zufallsbasierte Verkehrssimulationen, deren
Ergebnis Achslastfolgen (Verkehrsbänder) sind.
Die Verkehrsbänder werden dann zur Ermittlung
von Schnittgrößen verschiedener Brückensysteme
genutzt. Es entstehen somit Schnittgrößen – Zeit-
folgen für die ausgewählten Brücken. Hieraus wer-
den durch statistische Auswertungen die charakte-
25

Simulationen lediglich eine Auswahl von Fahrzeug-


2 Technische Umsetzung typen zu verwenden. Ein Beispiel hierfür ist in
Bild 2 dargestellt.
Für die durchzuführenden Untersuchungen wird
das an der Professur Verkehrsbau der Bauhaus- Häufigkeiten verschiedener Fahrzeugtypen am
gesamten Schwerverkehrsaufkommen
Universität Weimar entwickelte Programmsystem
„VerkehrsSimulation 3.0“ eingesetzt. Dieses Pro- 60%

gramm dient der Simulation des aktuellen bzw. 50%

rel. Häufigkeit [%]


eines prognostizierten Verkehrsaufkommens. Als 40%

Ergebnis entstehen auf der Grundlage statistischer 30%

Eingangsdaten Fahrzeugfolgen. Aus diesen Fahr- 20%

zeugfolgen werden für definierte Tragsysteme 10%

Zeitverläufe von Kennwerten (Schnittgrößen, Auf- 0%


8 9 33 34 35 41 42 96 97 98 99 sonst.
lagerkräfte usw.) berechnet. Diese Zeitverläufe Fahrzeugtyp (Kennziffer)
werden im Nachgang durch ein weiteres Pro-
grammmodul statistisch ausgewertet. Bild 1: Häufigkeitsverteilung von Fahrzeugen des Schwer-
verkehrs
2.1 Simulation von Fahrzeugfolgen
Fahrzeughäufigkeiten ausgewählter Typen
60%
Die mit Hilfe des Programmsystems „VerkehrsSi-
mulation 3.0“ erstellten Simulationen von Fahr- 50%
rel. Häufigkeit [%]

zeugfolgen basieren auf statistischen Eingangsda- 40%

ten, die aus ausgewerteten Verkehrsmessungen 30%


(Zählung und Achslastmessung) bzw. daraus ab- 20%
geleiteten Prognoseszenarien gewonnen werden.
10%
Für die Simulationen gilt dabei die Annahme, dass
0%
die Geschwindigkeit der generierten Fahrzeuge Typ 8 Typ 33 Typ 41 Typ 97 Typ 98
innerhalb des Verkehrsbandes identisch ist und Fahrzeugtyp (Kennziffer)
somit keine Änderung der Fahrzeugabstände und
keine Spurwechsel bzw. Überholvorgänge stattfin- Bild 2: Häufigkeitsverteilung von fünf ausgewählten Fahr-
zeugen des Schwerverkehrs
den. Im Folgenden werden die einzelnen Schritte
der Simulation einschließlich der dafür erforderli- Zur Generierung der Fahrzeugtypen im Zuge der
chen Eingangsdaten bzw. Annahmen beschrieben. Simulation wird programmintern eine gleichverteil-
te Zufallszahl zwischen 0 und 1 erzeugt. Aus die-
2.1.1 Generierung des Fahrzeugtyps ser Zufallszahl und den ermittelten kumulierten
Fahrzeughäufigkeiten als Eingangsdaten wird so-
Das Schwerverkehrsaufkommen setzt sich aus mit ein Fahrzeugtyp zufällig erzeugt. Jeder Fahr-
einer Vielzahl von verschiedenen Fahrzeugtypen zeugtyp ist dabei beschrieben durch Angaben zur
(LKW mit oder ohne Anhänger, Sattelschlepper Achsanzahl, Achsabständen, Verteilung des Ge-
usw.) zusammen. In den Achslastmesseinrichtun- samtgewichtes auf die einzelnen Achsen, Spur-
gen werden die erfassten Fahrzeuge definierten breiten der einzelnen Achsen und Angaben für die
Typen zugeordnet und eine entsprechende Kenn- statistische Verteilung des Gesamtgewichtes die-
ziffer abgespeichert. Diese Kennziffern sind unter ses Fahrzeugtyps. Abgesehen von der im folgen-
anderem in [9] aufgeführt. Aus der Auswertung den Abschnitt dargestellten Generierung des Ge-
dieser Daten lässt sich die Zusammensetzung des samtgewichtes sind alle übrigen Parameter der
Schwerverkehrsaufkommens ermitteln und es Fahrzeuge eines Typs identisch. Somit haben
können signifikante Fahrzeugtypen identifiziert beispielsweise alle simulierten Fahrzeuge des
werden. Als besonders häufig vorkommendes Typs 98 die gleichen Abstände zwischen der ers-
Fahrzeug zeigte sich dabei in vorausgegangenen ten und zweiten Achse, der zweiten und dritten
Untersuchungen von aktuellen Achslastmessun- Achse usw.. Eine zufällige Variation dieser Para-
gen ([6], [1]) der Sattelschlepper mit zweiachsiger meter findet in der Simulation nicht statt.
Zugmaschine und dreiachsigem Sattelauflieger
(Typ 98). Die folgende Abbildung (Bild 1) zeigt
exemplarisch eine Häufigkeitsverteilung verschie-
dener Fahrzeugtypen. Aufgrund der großen Anzahl
verschiedener Typen deren, Häufigkeiten ver-
gleichsweise gering sind, ist es notwendig, für die
26

anwendbar, sondern benötigen eine Anpassung.


2.1.2 Generierung des Fahrzeuggesamtge-
Entsprechende Hinweise sind in [1] gegeben.
wichtes
Verteilung der Fahrzeugabstände
Wie im vorherigen Abschnitt dargestellt, sind für 3,5%

die Simulationen für jeden Fahrzeugtyp Angaben 3,0%

rel. Häufigkeit [%]


zur statistischen Verteilung des Gesamtgewichtes 2,5%

hinterlegt. Diese Angaben beruhen auf Auswer- 2,0%


1,5%
tungen von Achslastmessungen aus denen für die
1,0%
relevanten Fahrzeugtypen Histogramme der ge- 0,5%
messenen Fahrzeugesamtgewichte gewonnen 0,0%
wurden. Diese Histogramme wurden wie, in Bild 3

0,1

15

30

45

60

75

90

105

120

135

150

165

180

195
exemplarisch dargestellt, durch bis zu drei Nor- Fahrzeugabstand [m]

malverteilungen angenähert. Die Parameter dieser gemessene Fahrzeugabstände logarithmische Normalverteilung

Normalverteilungen bilden die Grundlage der im


Bild 4: Beispiel für eine Verteilung der Fahrzeugabstände
Zuge der Simulation durchgeführten Generierung einschl. angenäherter logarithmischer Normalvertei-
eines zufälligen Gesamtgewichtes. lung

Gesamtgewichtsverteilung
8%


(ln ( x )− μ )2
1
f x (x ) =
rel. Häufigkeit [%]

6% 2σ (2.2)
2
e
4%
2π σ x

2%   StAbw  
2

σ = ln  1 +    (2.3)
0%   E  
10 13 16 19 22 25 28 31 34 37 40 43 46 49 
Gesamtgewicht [t]
gemessene Verteilung 3-modal Normalverteilung
σ 2
1.Normaverteilung
3.Normalverteilung
2.Normalverteilung
μ = ln (E ) − (2.4)
2
Bild 3: Beispiel für eine Gesamtgewichtsverteilung einschl.
angenäherter Normalverteilungen Zusätzlich zur Auswertung der Messdaten hinsicht-
lich der Fahrzeugabstände wurde der Anteil des
Normalverteilte Zufallszahlen werden programmin- durchschnittlichen täglichen Schwerverkehrs
tern entsprechend Gl. 2.1 erzeugt. Darin sind V1 (DTSV) in den Zeiträumen 0 bis 6 Uhr, 6 bis 12
und V2 zwei gleichverteilte Zufallszahlen zwischen Uhr, 12 bis 18 Uhr und 18 bis 0 Uhr an einem
0 und 1. Die Parameter der an die gemessene Streckenabschnitt analysiert. Die Ermittlung der
Gesamtgewichtsverteilung angenäherten Normal- Parameter der logarithmischen Normalverteilun-
verteilungen sind μk (Erwartungswert) und σk gen, die für die zufällige Generierung von Fahr-
(Standardabweichung). zeugabständen im Zuge der Verkehrssimulationen
NVZ = − 2 ⋅ ln(V 1) ⋅ cos(2 ⋅ π ⋅ V 2) ⋅ σ k + μ k (2.1) verwendet werden, wurde wie folgt durchgeführt:
- aus den in [1] ermittelten Parametern von lo-
2.1.3 Generierung des Fahrzeugabstandes garithmischen Normalverteilungen wurde das
Verhältnis StAbw / E gebildet, dieses über die
Die Häufigkeitsverteilungen der Fahrzeugabstände Fahrzeuganzahl pro 6 h aufgetragen und eine
konnten ebenfalls aus den Messwerten ermittelt Trendlinie der Form y = m · x b erzeugt (Bild 5)
und durch eine logarithmische Normalverteilung - aus den ermittelten Angaben über die Vertei-
mit der Dichtefunktion entsprechend Gl. 2.2 ange- lung der Fahrzeuge auf die vier Zeiträume des
nähert werden. In den bisherigen Untersuchungen Tages wird ausgehend vom DTSV-Wert die
wurden, auch zur besseren Veranschaulichung, für Anzahl der Fahrzeuge pro 6 h berechnet
die logarithmischen Normalverteilungen als Para- - zusätzliche wird eine durchschnittliche Fahr-
meter stets Erwartungswert (E) und Standardab- zeuggeschwindigkeit und eine durchschnittli-
weichung (StAbw) angegeben. Die Parameter μ che Fahrzeuglänge angenommen
und σ in Gl. 2.2 lassen sich entsprechend Gl. 2.3 - entsprechend Gl. 2.5 ergibt sich somit der Er-
und 2.4 aus E und StAbw bestimmen. wartungswert für die logarithmische Normal-
Ein Beispiel hierfür ist in Bild 4 dargestellt. Die so verteilung der Fahrzeugabstände
ermittelten Parameter sind nicht ungeprüft weiter
27

- aus der in Bild 5 dargstellten Trendlinie ergibt als Struktogramm dargestellte Verfahren, welches
sich für die Fahrzeuganzahl pro 6 h eine Ver- auch in einer Reihe vorangegangener Veröffentli-
hältnis StAbw / E chungen (u.a. [4]) Verwendung fand, genutzt.
- aus diesem Verhältnis und dem mit Gl. 2.5 be- Es werden die beiden Wahrscheinlichkeiten PStau
rechneten Erwartungswert lässt sich somit die und Pfließ festgelegt. PStau repräsentiert dabei die
Standardabweichung berechnen Wahrscheinlichkeit, dass einem Fahrzeug, wel-
- die Umrechnung in μ und σ entsprechend Gl. ches sich im Stau befindet, wieder ein Fahrzeug im
2.3 und 2.4 geschieht programmintern Stau folgt. Die Bedeutung für Pfließ ist dementspre-
chend analog. Zur Verwendung des Verfahrens
wird programmintern eine Zufallszahl ZZ zwischen
v∅Fz ⋅ 6 ⋅1000 0 und 1 erzeugt und mit dieser der dargestellte
E= − ∅FZ − Länge (2.5) Algorithmus durchlaufen. Wird dabei ein Fahrzeug
N Fz
6h im Stau erzeugt, so wird der Fahrzeugabstand auf
einen im Programm festlegbaren Wert reduziert.
mit: Zusätzlich wird die Information über den Stauzu-
als durchschnittliche Fahrzeugge- stand des Fahrzeuges abgespeichert, da dies für
v∅Fz schwindigkeit (fließender Verkehr) die im folgenden Abschnitt 2.2 dargestellte Be-
rechnung der Kennwert-Zeit-Verläufe von Bedeu-
N Fz als Fahrzeuganzahl pro 6 h tung ist.
6h
Letztes Fahrzeug war im Stau
∅FZ − Länge als durchschnittliche Fahrzeuglänge
JA NEIN
(erste Achse bis letzte Achse)
ZZ < PStau ZZ < PFliess
JA NEIN JA NEIN

Verhältnis StAbw / E in Abhängigkeit der Verkehrsstärke


nächstes nächstes nächstes nächstes
5
Fahrzeug Fahrzeug Fahrzeug Fahrzeug
ist im Stau ist nicht ist nicht ist im Stau
y = 246,08x -0,6734
im Stau im Stau
Verhältnis StAbw / E

4 R2 = 0,9116

3
Bild 6: Struktogramm zur Abbildung von Stauverkehr
2

0
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass sich die
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Anzahl der zu simulierenden Fahrzeuge durch die
Fahrzeuge (SV) pro 6 h
Abbildung des Stauverkehrs verringert. Passiert
StAbw / E Trenlinie (potenziell)
ein Fahrzeug mit einer geringen Geschwindigkeit
Bild 5: Verhältnis StAbw / E in Abhängigkeit der Fahrzeug- einen Punkt, so könnten in der gleichen Zeit meh-
anzahl pro 6 h rere Fahrzeuge mit höherer Geschwindigkeit die-
sen Punkt passieren. In den Simulationen wird
2.1.4 Abbildung von Stauverkehr dies unter Verwendung der Gl. 2.6 berücksichtigt.
Wird lediglich fließender Verkehr simuliert, so ent-
Das im vorherigen Abschnitt beschriebene Verfah- spricht die Anzahl der simulierten Fahrzeuge dem
ren zur Generierung der Fahrzeugabstände im vorher festgelegten DTSV-Wert. Wird hingegen
Zuge der Simulationen bildet lediglich den fließen- Stauverkehr eingemischt, so reduziert jedes Fahr-
den Verkehr ab. Auch wenn durch die Charakteris- zeug welches sich im Stau befindet die Anzahl der
tik der verwendeten logarithmischen Normalvertei- noch zu simulierenden Fahrzeuge um die Anzahl,
lung eine aus den verwendeten Parametern bere- die sich aus Gl. 2.6 ergibt.
chenbare Wahrscheinlichkeit vorhanden ist, dass
Fahrzeugabstände generiert werden, die so gering
sind, dass sie mehr einem Stauverkehr als einem
fließenden Verkehr zuzuordnen sind, so wird den-
noch nicht eine Situation erzeugt, in der eine Reihe
von Fahrzeugen mit geringem Abstand auftritt. Zur
Abbildung eines Verkehrsbandes mit erhöhter
Stauwahrscheinlichkeit, also genau solchen Situa-
tionen in denen viele Fahrzeuge hintereinander mit
geringem Abstand auftreten, wurde das in Bild 6
28

v fließ ∅FZ − Länge + a Stau (2.6) schen Systems und der Materialien ausreichend
k fließ − Stau = ⋅
v Stau ∅FZ − Länge + E FZ − Abs tan d wirklichkeitsnah beschreibt. Dazu wurde die FE-
Methode gewählt und das Programmsystem AN-
mit: SYS genutzt. Das Tragsystem wurde als dreidi-
mensionale Struktur modelliert und für die gesuch-
v fließ als mittlere Fahrzeuggeschwindig-
keit im fließenden Verkehr ten Schnittgrößen wurden Einflussflächen ermittelt.
Die Plattenbalkenquerschnitte (Massiv- und Ver-
vStau als mittlere Fahrzeuggeschwindig-
keit im Stauverkehr bundbauweise sowie Fertigteilsystem) wurden als
Schalen mit zentrisch angeschlossenen Balken
∅FZ − Länge als durchschnittliche Fahrzeuglänge modelliert. Der verwendete ANSYS-
(erste Achse bis letzte Achse) Schalenelementtyp „SHELL93“ ist ein Schalen-
element mit 8 Knoten und 6 Freiheitsgraden je
aStau als Abstand der Fahrzeuge im Stau
Knoten. Für die Balkenelemente wurde der AN-
SYS-Elementtyp „BEAM189“ verwendet. Dieser
E FZ − Abs tan d als Erwartungswert der Fahrzeug- Elementtyp besitzt 3 Knoten mit 6 bzw. 7 Frei-
abstände im fließenden Verkehr
heitsgraden je Knoten.
Die Hohlkastenquerschnitte wurden als Faltwerk
Da in den durchzuführenden Untersuchungen in mittels Schalenelementen modelliert. Der ANSYS-
Anlehnung an die tatsächliche Verkehrssituation Elementtyp „SHELL43“ ist hierbei für die Modellie-
auf Autobahnen im Regelfall mehrspuriger Verkehr rung gut geeignet. Es ist ein isoparametrisches
betrachtet wird, sollte in den Simulationen bei der Schalenelement mit 4 Knoten und 6 Freiheitsgra-
Erzeugung von Verkehrsbändern mit erhöhter den je Knoten.
Stauwahrscheinlichkeit die Tatsache Berücksichti-
gung finden, dass sich in der Mehrzahl der Fälle Das Materialverhalten wurde jeweils linear-
Stau nicht nur auf eine Richtungsfahrbahn be- elastisch angenommen.
schränkt. Da die einzelnen Spuren im verwendeten Die Berechnung der Einflussflächen erfolgt unab-
Programmsystem einzeln simuliert und berechnet
hängig vom Simulationsprogramm, die gewonne-
werden und im Nachgang entsprechend des in
nen Ergebnisse werden dann in das Simulations-
Abschnitt 2.2.4 dargestellten Verfahrens überlagert
programm überführt.
werden, muss das gleichzeitige Auftreten von Stau
auf zwei oder mehr Spuren im Zuge der Simulation
der einzelnen Verkehrsbänder entsprechend ge- 2.2.2 Auswertung der Einflussflächen
steuert werden. Verwendet man lediglich den oben
beschriebenen Algorithmus, dann wird der Stau- Die simulierten Fahrzeugfolgen müssen zur Ermitt-
verkehr in den einzelnen Spuren vollkommen un- lung von Kennwert-Zeit-Verläufen über die Ein-
abhängig voneinander generiert und ein gleichzei- flussflächen hinweg geführt werden. Der Berech-
tiger Stau in allen Spuren ist somit nicht gewähr- nungsdurchlauf beginnt mit der ersten Achse des
leistet. Dieses Defizit wird dadurch behoben, das ersten Fahrzeuges des simulierten Verkehrsban-
die Möglichkeit besteht, zunächst nur ein Verkehr- des. In der Simulationsdatei sind für jedes Fahr-
band mit erhöhter Stauwahrscheinlichkeit für eine zeug das entsprechend der in Abschnitt 2.1.2 be-
Spur mit dem oben beschriebenen Verfahren zu schriebenen Methode generierte Gesamtgewicht,
generieren. Bei der Simulation der Verkehrbänder der entsprechend der in Abschnitt 2.1.3 beschrie-
für die übrigen Spuren wird dann auf die erste benen Methode generierte Fahrzeugabstand sowie
Simulation zurückgegriffen und in den Bereichen, die Information ob sich das Fahrzeug im Stau oder
in denen in der ersten Spur Stausituationen auftre- im fließenden Verkehr befindet, abgespeichert.
ten, auch in den übrigen Spuren Stausituationen Zusätzlich sind für jeden Fahrzeugtyp die Fahr-
erzeugt. Auf diese Weise wird das Defizit bei einer zeugangaben wie Achsabstände, Verteilung des
unabhängigen Staugenerierung umgangen. Gesamtgewichtes auf die einzelnen Achsen und
Spurweiten der einzelnen Achsen abgespeichert.
2.2 Berechnung von Kennwert-Zeit- Zu Beginn des Berechnungsdurchlaufes werden
Verläufen aus dem Gesamtgewicht des Fahrzeuges und den
zusätzlichen Fahrzeuginformationen die Radlasten
2.2.1 Generierung von Einflussflächen der ersten Achse berechnet. Bei der Schnittgrö-
ßenermittlung infolge des Verkehrsbandes wird
Grundlegende Voraussetzung für die Durchfüh- davon ausgegangen, dass die Lage aller Fahrzeu-
rung realitätsnaher Simulationen ist, dass das Be- ge in Brückenquerrichtung identisch ist. Die Lage
rechnungsmodell das Verhalten des mechani- in Brückenquerrichtung kann vor dem Berech-
29

nungsdurchlauf definiert werden, um verschiedene Vielmehr müsste beim Übergang vom fließenden
Spurlagen der Verkehrsbänder abbilden zu kön- Verkehr in den Stauverkehr eine langsame Ver-
nen. kehrsverdichtung und somit eine langsame Verrin-
gerung der Fahrzeuggeschwindigkeit auftreten.
Die Auswertung der Einflussflächen liefert einen
Bereits im Simulationsansatz zur Abbildung des
Kennwert-Schritt-Verlauf. Über eine definierte Ge-
Stauverkehrs wird dies vereinfachend nicht be-
schwindigkeit der Fahrzeuge im fließenden Ver-
rücksichtigt sondern von einer plötzlichen Ände-
kehr und der Fahrzeuge im Stauverkehr wird aus
rung des Verkehrszustandes ausgegangen. Zur
dem Kennwert-Schritt-Verlauf ein Kennwert-Zeit-
Umrechnung der Kennwert-Schritt-Verläufe wird
Verlauf berechnet. Die Notwendigkeit der Berück-
diese Annahme aufgenommen, indem in den Be-
sichtigung der unterschiedlichen Fahrzeugge-
reichen des Verkehrsbandes in dem sich kein
schwindigkeiten im fließenden Verkehr und im
Fahrzeug mit dem Zustand „im Stau“ auf dem
Stauverkehr zeigt sich in den folgenden Darstel-
Tragwerk bzw. der Einflussfläche befindet, die
lungen.
Umrechnung des Kennwert-Schritt-Verlaufes in
Bild 7 zeigt hierbei einen Kennwert-Schritt-Verlauf den Kennwert-Zeit-Verlauf mit einer definierten
wie er im eigentlichen Sinne vom Berechnungs- Geschwindigkeit für den fließenden Verkehr (z.B.
modul zurückgeliefert wird. Auf der x-Achse sind 80 km/h) und im anderen Fall mit einer definierten
die Schritte dargestellt. Schritt 0 ist dabei der Zu- Geschwindigkeit für den Stauverkehr (z.B. 5 km/h)
stand in dem sich die erste Achse des ersten erfolgt. Bild 9 zeigt das Ergebnis der Anwendung
Fahrzeuges des simulierten Verkehrsbandes am dieses Verfahrens.
Anfang des Tragwerkes befindet. Schritt 3000
Kennwert-Zeit-Diagramm (ohne Geschw.-Anpass.)
bedeutet beispielsweise dementsprechend, dass
3000
sich die erste Achse des ersten Fahrzeuges und
somit das gesamte Verkehrsband um 3000 Schrit- 2500

te also 3000 x 10 cm = 300 m vorwärts bewegt hat. 2000


Kennwert

In dieser Stellung des Verkehrsbandes befindet 1500


sich in dem hier dargestellten Beispiel kein Fahr-
1000
zeug auf der Brücke, somit weist der Kenn-Schritt-
Verlauf auch keinen Ausschlag auf. 500

0
Kennwert-Schritt-Diagramm 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90
3000 Zeit [s]

2500
Bild 8: Beispiel eines Kennwert-Zeit-Verlaufes ohne Be-
2000 rücksichtigung unterschiedlicher Geschwindigkeiten
Kennwert

im Stauverkehr und fließenden Verkehr


1500

1000 Kennwert-Zeit-Diagramm (mit Geschw.-Anpass.)


3000
500
2500
0
0 3000 6000 9000 12000 15000 18000 21000 2000
Kennwert

Schritt
1500

Bild 7: Beispiel eines Kennwert-Schritt-Verlauf 1000

Würde man von einer identischen Geschwindigkeit 500

aller Fahrzeuge ausgehen und somit keine Diffe- 0


renzierung zwischen der Geschwindigkeit von 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180
Zeit [s]
Fahrzeugen im Stauverkehr und Fahrzeugen im
fließenden Verkehr vornehmen, so könnte man die Bild 9: Beispiel eines Kennwert-Zeit-Verlaufes mit Berück-
in Bild 7 dargestellten Schritte unter Annahme eine sichtigung unterschiedlicher Geschwindigkeiten im
Geschwindigkeit, wie in Bild 8 dargestellt, in eine Stauverkehr und fließenden Verkehr
Zeit umrechnen. In dem hier dargestellten Beispiel Da bei der geringen Schrittweite des Vorschubes
befinden sich zwischen den Schritten 16000 und des Verkehrsbandes von 10 cm bei den sehr gro-
17500 Fahrzeuge im Stauverkehr. In diesem Be- ßen Simulationsumfängen (Simulation von Ver-
reich müsste also die Änderung des Kennwertes kehrbändern mehrerer Tage) sehr große Daten-
langsamer vonstatten gehen. In der Realität ist es mengen entstehen, ist eine entsprechende Daten-
nicht möglich, dass sich der Verkehrszustand von reduzierung für die Abspeicherung der Kennwert-
einem Fahrzeug zum anderen plötzlich ändert. Zeit-Verläufe erforderlich. Hierzu werden im Regel-
30

fall wie in Bild 10 dargestellt lediglich die Wende- 2.2.3.2 Abbildung der dynamischen Achslast
punkte und Nulldurchgänge der Verläufe genutzt. als normalverteilte Zufallsgröße
Für die Untersuchungen, die im Rahmen dieses
Projektes durchzuführen sind, reicht eine Reduzie- In [10] wird ein Verfahren zur Abbildung von dy-
rung der Daten auf dieses Maß vollkommen aus. namischen Achslasten infolge der Interaktion zwi-
Für weitergehende Untersuchungen bietet das schen Fahrzeug und Fahrbahn vorgestellt, indem
Berechnungsmodul des Programms „VerkehrsSi- die dynamische Achslast als normalverteilte Zu-
mulation 3.0“ weitergehende Möglichkeiten der fallsgröße angenommen wird. Der Erwartungswert
Datenreduzierung in dem der tatsächliche Kenn- dieser Normalverteilung entspricht der statischen
wert-Zeit-Verlauf im Vergleich zu dem in Bild 10 Achslast.
dargestellten besser angenähert wird, aber den-
Der Variationskoeffizient s ergibt sich entspre-
noch eine vergleichsweise geringe Datenmenge
chend Gl. 2.7.
entsteht. Auf eine Beschreibung der Vorgehens-
weise wird hier verzichtet und stattdessen auf [1]
verwiesen.
s = F ⋅ AUN ⋅ v (2.7)
2.2.3 Möglichkeiten zur Berücksichtigung der
dynamischen Achslasten im fließenden
Verkehr In Gl. 2.7 steht F dabei für einen „Fahrzeugwert“,
der summarisch das dynamische Verhalten des
Grundlegend wird davon ausgegangen, dass es Fahrzeuges einschließlich Federung und Bereifung
sich bei den verwendeten Eingangsdaten für die abbildet, v ist die Fahrzeuggeschwindigkeit und
Gesamtgewichte der Fahrzeuge um statische Las- AUN ein Maß für die Fahrbahnunebenheit. Aus
ten handelt. Während der Überfahrt eines Fahr- dem Erwartungswert und dem Variationskoeffizien-
zeuges über ein Tragwerk kommt es aufgrund von ten der Normalverteilung lassen sich somit nor-
Unebenheiten der Fahrbahn zu einer Anregung malverteilte Achslasten generieren. Im Simulati-
des Fahrzeuges und in Abhängigkeit einer kom- onsprogramm wurden statische Achslasten er-
plexen Interaktion zwischen Fahrzeug (einschließ- zeugt, die nun im Zuge des Berechnungsdurchlau-
lich Federung und Bereifung) und Tragwerk zu fes entsprechend variiert werden müssen. Dabei
einer im Zuge der Überfahrt veränderlichen Erhö- wird davon ausgegangen, dass sich die Achslast
hung oder Abminderung der statischen Achslas- während der Überfahrt verändert. Vor dem Be-
ten. Diese Interaktion wird im verwendeten Be- rechnungsdurchlauf kann festgelegt werden, in
rechnungsprogramm nicht abgebildet. Es ist des- welcher Häufigkeit diese Veränderung der Achs-
halb erforderlich, ein Ersatzverfahren einzusetzen, lasten eines Fahrzeuges während dessen Über-
mit dem zumindest die ungünstig wirkenden Erhö- fahrt auftritt. So kann beispielsweise festgelegt
hungen der statischen Achslasten in Näherung werden, dass bei jedem Berechnungsschritt die
berücksichtigt werden können. Hierbei wird davon Achslasten variiert werden. Dies erhöht aber we-
ausgegangen, dass für Fahrzeuge im Stau keine sentlich die erforderlichen Rechenzeiten.
Änderung der statischen Achslasten auftreten, da
die geringe Fahrzeuggeschwindigkeit keine we- 2.2.4 Überlagerung von Kennwert-Zeit-
sentliche Anregung durch Fahrbahnunebenheiten Verläufen zur Abbildung von Mehrspur-
verursacht. Die Veränderungen der statischen verkehr
Achslasten von Fahrzeugen im fließenden Verkehr
können im Berechnungsprogramm durch die zwei Zur Abbildung von Mehrspurverkehr werden zu-
in den folgenden Absätzen dargestellten Verfahren nächst für jede einzelne Spur Kennwert-Zeit-
berücksichtigt werden. Verläufe eines die jeweilige Spur repräsentieren-
den Verkehrsbandes, das sich zum Beispiel in der
2.2.3.1 Verwendung eines Schwingbeiwertes Verkehrszusammensetzung oder der Verkehrs-
dichte unterscheidet, berechnet. Im Anschluss
Bei der Verwendung eines stützweitenabhängigen werden diese Kennwert-Zeit-Verläufe summarisch
Schwingbeiwertes (in Anlehnung an den Schwing- überlagert. Ein Ergebnis einer solchen Überlage-
beiwert der DIN 1072) werden alle simulierten und rung ist in Bild 10 dargestellt. Wie in Abschnitt
somit als statisch angenommenen Achslasten von 2.2.2 erläutert, werden auch hierbei im Allgemei-
Fahrzeugen im fließenden Verkehr mit diesem nen nur die Wendepunkte und Nulldurchgänge des
Faktor multipliziert. Verlaufes genutzt.
31

Überlagerung von zwei Spuren Wiederkehrperiode des charakteristischen Wertes)


3500 auftreten. Hierzu können gegenwärtig zwei Aus-
3000 wertungsverfahren eingesetzt werden, die sich in
2500 ihrem prinzipiellen Vorgehen, den erforderlichen
Kennwert

2000 Rechenzeiten und dem gegenwärtig umgesetzten


1500 Automatisierungsgrad im verwendeten Programm-
1000 system unterscheiden. Prinzipiell ist es bei beiden
500 Varianten erforderlich, die Kennwert-Zeit-Verläufe
0 durch unterschiedliche Verfahren zu klassieren
0 5 10 15 20 25
Zeit [s] und die sich daraus ergebenen Klassierergebnisse
Spur 1 Spur 2 Überlagerung weiter auszuwerten.
Bild 10: Beispiel für die Überlagerung von zwei Kennwert-
Zeit-Verläufen
2.3.1 Methode der Klassengrenzendurch-
gangszählung
2.3 Statistische Auswertung von
Prinzipiell wird bei der Klassengrenzendurch-
Kennwert-Zeit-Verläufen gangszählung (Level Crossing Counting) gezählt,
wie häufig ein Kennwert-Zeit-Verlauf definierte
Nach den in den vorhergehenden Absätzen be- Klassengrenzen im positiven Bereich überschreitet
schriebenen Verkehrssimulationen und Berech- bzw. im negativen Bereich unterschreitet. Null-
nungen von Kennwert-Zeit-Verläufen ist eine Aus- durchgänge werden damit weder als Klassengren-
wertung der Berechnungsergebnisse erforderlich, zenüberschreitung noch als Klassengrenzenunter-
mit der vorrangig das Ziel verfolgt wird, Werte zu schreitung gezählt. In folgendem Bild 11 wird das
ermitteln, die mit einer definierten Wiederkehrperi- Prinzip an einem Beispiel ersichtlich.
ode (z.B. 1 mal in 1000 Jahre als definierte

Kennwert-Zeit-Diagramm Klassengrenze Anzahl


700 600 1
550 2
600
500 4
Kennwert / Klassengrenzen

500 450 5
400 6
400
350 6
300 300 6
200 250 6
200 6
100 150 6
0 100 8
0 5 10 15 20 50 8
-100 0 ---
-200 -50 4
Zeit [s] -100 4
-150 2
Bild 11: Kennwert-Zeit-Diagramm mit eingetragenen Klassendurchgängen Überschreitung: ■ Markierung
Unterschreitung: ● Markierung
32

Die Annäherung erfolgt mit der Methode der


2.3.2 Ergebnissauswertung der Klassengren-
kleinsten Quadrate, indem durch die Bildung des
zendurchgangszählung Logarithmus der Ausgangsgleichung (Gl. 2.10)
eine Polynomfunktion zweiten Grades erzeugt wird
Das Ergebnis der Klassengrenzendurchgangszäh- (Gl. 2.11 bis Gl. 2.14).
lung ist ein Histogramm, in dem die absoluten
Häufigkeiten der Durchgänge des Kennwert-Zeit- y = ln (v( x )) = a0 + a1 x + a 2 x 2 (2.11)
Verlaufes durch die definierten Klassengrenzen
dargestellt sind. Bild 12 zeigt hierzu ein Beispiel. m2
mit: a0 = ln (v0 ) − (2.12)
2σ 2
Histogramm von Klassengrenzen- m
überschreitungen a1 = (2.13)
30000 σ2
25000
1
a2 = −
abs. Häufigkeit

20000 (2.14)
15000
2σ 2
10000

5000
Für die Annäherung soll dabei Gl. 2.15 gelten:
0
0

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600

Klassengrenzen

 (ln ( y (x )) − (a ))
n
+ a1 x + a 2 x 2
2
= min (2.15)
Bild 12: Beispiel für ein Histogramm von Klassengrenzen- 1
LCC 0

überschreitungen

Durch partielle Ableitung nach a0, a1 und a2 ergibt


In [3] wird ein Verfahren beschrieben, mit dem
sich ein Gleichungssystem mit drei Gleichungen
dieses Ergebnis so ausgewertet werden kann,
und den drei Unbekannten a0, a1 und a2, aus de-
dass die Bestimmung von Kennwerten mit definier-
nen die Parameter der Rice-Verteilung ermittelt
ter Wiederkehrperiode möglich ist. Das Histog-
werden können.
ramm wird hierbei durch die Rice-Funktion ange-
nähert. Die Rice-Funktion ergibt sich entsprechend Die Annäherung erfolgt von einem Klassenwert x0
Gl. 2.8 bis Gl. 2.10. aus nach oben (betragsmäßig). x0 wird dabei
schrittweise erhöht um einen Wert für x0 zu ermit-
1 σ  (x − m )2  teln, für den sich eine optimale Anpassung an das
v( x ) = exp − 
 (2.8) Ausgangshistogramm ergibt.
2π σ  2σ 2 
In Bild 14 a bis e ist dieses Prinzip für verschiede-
ne, anwachsende x0 dargestellt.
1 σ
mit: v0 = (2.9)
2π σ

 ( x − m )2 
v(x ) = v0 exp − 
 (2.10)
 2σ 2 
33

Histogramm von Klassengrenzen- Histogramm von Klassengrenzen-


überschreitungen überschreitungen
30000 40000
25000 35000
abs. Häufigkeit

abs. Häufigkeit
30000
20000 25000
15000 20000
10000 15000
10000
5000
5000
0 0
0

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600
Klassengrenzen Klassengrenzen
Ergebniss LCC Rice-Funktion Ergebniss LCC Rice-Funktion
(a) (b)

Histogramm von Klassengrenzen- Histogramm von Klassengrenzen-


überschreitungen überschreitungen
8000 120
7000 100
abs. Häufigkeit

abs. Häufigkeit
6000
5000 80
4000 60
3000 40
2000
20
1000
0 0
0

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600
Klassengrenzen Klassengrenzen
Ergebniss LCC Rice-Funktion Ergebniss LCC Rice-Funktion
(c) (d)

Histogramm von Klassengrenzen-


überschreitungen
30
25 (a) x0 = 0
abs. Häufigkeit

20
(b) x0 = 500
15
10 (c) x0 = 1500
5
(d) x0 = 2500
0
(e) x0 = 3000
0

400

800

1200

1600

2000

2400

2800

3200

3600

Klassengrenzen
Ergebniss LCC Rice-Funktion
(e)

Bild 13: Anpassung der Rice-Funktion für verschiedene x0

Die Qualität der jeweiligen Annäherung wird durch  0 für x < x0


den Kolmogorov-Test überprüft. Zur Bestimmung 
der Testgröße in Gl. 2.16 wird sowohl das Aus- 
gangshistogramm (f) als auch die Rice-Funktion v′( x ) =  v( x ) für x ≥ x0 (2.17)
∞
  v( x )dx
(v) auf den Bereich x > x0 normalisiert (v‘ und f‘)
und in eine Verteilungsfunktion (S‘ und F‘) umge-
 x0
rechnet (Gl. 2.17 und 2.18).

D = max ( S ′(x ) − F ′( x ) ) (2.16)


− ∞ < x < +∞
34

 0 für x < x0 Kennwert-Zeit-Diagramm


 800


700 690,2

f ′( x ) =  f ( x ) (2.18) 600 610,9

Kennwert / Klassengrenzen
für x ≥ x0 500
580,4

∞ 439,6

  f ( x )dx
400
300
 x0 200
100
0
-100 0 20 40 60
-126,2
80

Für jedes x0 kann die Güte β(x0) der Annäherung -200 -178,5
-145,2 -166,6

(Konfidenzniveau) mit Gl. 2.19 bestimmt werden, -300


Zeit [s]
mit dessen Hilfe das optimale x0 für die Annähe-
rung ermittelt werden kann. Bild 14: Kennwert-Zeit-Diagramm mit eingetragenen zeitbe-
zogenen Extremwerten
β (x0 ) = Qk ( N ( x0 ) ⋅ D ( x0 ) )

= 2 (− 1) e
k −1 − 2 k ( N ( x 0 )D ( x 0 ) ) 2.3.4 Ergebnissauswertung der Zählung zeit-
(2.19) bezogener Extremwerte
k =1

mit: N(x0) als Anzahl der Klassen Grundlage der Zählung zeitbezogener Extremwer-
te und der anschließenden Auswertung ist, dass
D(x0) als Testgröße nach Gl. 2.14
sich Kennwerte mit einer definierten Wiederkehr-
Mit den Parametern der Rice-Verteilung lässt sich periode als Fraktilwerte von Extremwertverteilun-
ein Wert, der einmal in einer beliebigen Wieder- gen ableiten lassen. So entspricht z.B. ein Kenn-
kehrperiode Auftritt mit Gl. 2.20 bestimmen. wert mit einer Wiederkehrperiode von 1000 Jahren
dem 99,9 % Fraktilwert einer Jahresextremwertver-
xmax (Rt ) = m + σ 2 ln (v0 Rt ) (2.20) teilung. Die Jahresextremwertverteilung lässt sich
dabei aus „zeitlich untergeordneten“ Extremwert-
Für eine 1000jährige Wiederkehrperiode ist hierbei verteilungen wie z.B. einer Tages- oder Stunden-
bei einem Ausgangs-Betrachtungszeitraum von extremwertverteilung durch potenzieren bestim-
einem Tag Rt = 1000a x 250d = 250000, sofern men. Ist beispielsweise Fd(x) die Verteilungsfunkti-
man für ein Jahr 250 Verkehrstage ansetzt. on einer Tagesextremwertverteilung, so ergibt sich
unter der Annahme von 250 Verkehrstagen pro
2.3.3 Methode zur Zählung zeitbezogener Jahr die Dichtefunktion der Jahresextremwertver-
Extremwerte teilung zu Fa(x)=Fd(x)250. Vorraussetzung hierfür ist
natürlich, das die Dichtefunktion der „zeitlich un-
Bei der Zählung zeitbezogener Extremwerte wird tergeordneten“ Extremwertverteilung bekannt ist.
der Kennwert-Zeit-Verlauf in definierte Intervalle Zur Bestimmung dieser Dichtefunktion können an
aufgeteilt und in jedem Intervall der Maximal- und das Histogramm der aus dem Kennwert-Zeit-
der Minimalwert bestimmt. Bild 14 zeigt hierzu ein Verlauf ermittelten und klassierten zeitbezogenen
Beispiel, in dem exemplarisch eine Intervallbreite Extremwerte eine oder mehrere Verteilungsfunkti-
von 20 s verwendet wurde. Durch diese Methode onen angenähert werden. Hier sind die entspre-
lassen sich z.B. Tages-, Stunden- oder Minutenex- chenden Parameter der Verteilungsfunktion über
tremwertverteilungen ermitteln, indem die in den die Methode der kleinsten Quadrate zu bestim-
Intervallen ermittelten Maximal- bzw. Minimalwerte men. Problematisch hierbei ist, dass sich diese
klassiert und in einem Histogramm aufgetragen Parameter im Allgemeinen nicht, wie bei dem in
werden. Dieses Zählverfahren setzt natürlich vor- Abschnitt 2.3.2 beschriebenen Verfahren, über
aus, dass der Kennwert-Zeit-Verlauf eine entspre- eine geschlossene und eindeutige Lösung eines
chende Länge aufweist, um eine für die weitere Gleichungssystems bestimmen lassen, sondern
Auswertung geeignete Anzahl von Werten zu er- hierfür meist ein iterativer Optimierungsprozess
mitteln. erforderlich ist, der mitunter sehr rechenzeitinten-
siv werden kann. Es muss beispielsweise für die
Ermittlung einer Tagesextremwertverteilung der
Kennwert-Zeit-Verlauf eine sehr große Länge auf-
weisen, um verwertbare Ergebnisse zu erhalten.
Aus einem Kennwert-Zeit-Verlauf eines Verkehrs-
bandes welches den Verkehrsablauf von 10 Tagen
35

widerspiegelt ergeben sich 10 Tagesextremwerte. Dieser Punkt stellt die größte Schwierigkeit inner-
Für eine weitergehende Auswertung in der oben halb der Untersuchungen dar. Die zukünftige Ver-
beschriebenen Weise ist diese Anzahl zu gering, kehrsentwicklung über einen Zeitraum von 100
sodass Verkehrsbänder simuliert und berechnet Jahren kann aus heutiger Sicht nicht prognostiziert
werden müssen, die den Verkehrsablauf mehrerer werden, da, wie auch die Vergangenheit bereichs-
hundert Tage abbilden. Betrachtet man stattdes- weise schon zeigte, einige Entwicklungstendenzen
sen beispielsweise Minutenextremwerte, so erhält nicht abschätzbar sind. Für die vorliegenden Un-
man zwar auch bei kurzen Simulationsumfängen tersuchungen wurden die in Abschnitt 3.2 aufge-
eine hinreichend große Anzahl von Extremwerten, führten Szenarien für den zukünftigen Schwerver-
allerdings ergibt sich dann die Verteilungsfunktion kehr aufgestellt.
der Jahresextremwertverteilung aus der
360000sten Potenz der Verteilungsfunktion der 3.1 Untersuchte Tragsysteme, Quer-
Tagesextremwertverteilung. schnittssysteme und Kenngrößen
3 Eingangsdaten und ange- In Tab.1 ist eine Matrix der für die Untersuchungen
wandte Verfahrensweisen der ausgewählten Trag- und Querschnittssysteme
aufgeführt. Es wurden die in den Bildern 15 bis 22
Untersuchungen dargestellten Querschnitte verwendet.
Für die durchzuführenden Untersuchungen mit der
Zielstellung der Überprüfung und der gegebenen-
falls erforderlichen Modifikation des Lastmodells ist
zunächst die Festlegung einer Reihe von Ein-
gangsdaten erforderlich. Hierbei ist es erforderlich,
repräsentative Trag- und Querschnittssysteme
auszuwählen, die die Vielzahl der möglichen Kon-
struktionen abdecken. So besteht die Möglichkeit,
das Lastmodell so festzulegen, dass es für alle
Brückenbauwerke mit den gegenwärtigen Ein-
schränkungen des Lastmodells 1 des DIN Fachbe-
richtes verwendet werden kann.
Außerdem ist es erforderlich, für die zukünftige
Entwicklung des Straßenverkehrsaufkommens
Szenarien zu entwickeln, die als „zukunftssicher“
bezeichnet werden können.

Tab. 1: Matrix der zu untersuchenden Trag- und Querschnittssysteme

System Einfeldträger Zweifeldträger Dreifeldträger

Einzel-SW
10 25 60 25 40 60 40 60 90
Fahrbahn-
Querschnitt
breite

Vollplatte 8,00

Vollplatte 12,00

Plattenbalken
8,00
(massiv)

Plattenbalken
12,00
(massiv)
36

Plattenbalken
8,00
(Verbund, 2-stegig)

Plattenbalken
12,00
(Verbund, 3-stegig)

Fertigteil-
8,00
querschnitt

Hohlkasten 12,00

Hohlkasten > 20
37

a. Plattenquerschnitt für das 10 m bzw. 25 m Einfeldsystem mit 8 m bzw. 12 m Fahrbahnbreite

Bild 15: Skizze Plattenquerschnitt in Massivbauweise mit 12 m Fahrbahnbreite

In Bild 15 ist exemplarische der Querschnitt für das Fahrbahnbreite bei 10 m Stützweite ist prinzipiell
untersuchte Tragsystem Vollplatte mit 12 m Fahr- analog zum in Bild 15 dargestellten Querschnitt mit
bahnbreite bei 25 m Stützweite dargestellt. Der entsprechenden Anpassungen der Abmessungen.
Querschnitt für das Tragsystem Vollplatte mit 8 m

b. Plattenbalkenquerschnitt in Verbundbauweise für das 60 m Einfeldsystem mit 8 m Fahrbahnbreite

Bild 16: Skizze Plattenbalkenquerschnitt in Verbundbauweise mit 8 m Fahrbahnbreite


38

c. Fertigteilquerschnitt für das 2 x 25 m Zweifeldsystem mit 8 m Fahrbahnbreite

Bild 17: Skizze Fertigteilquerschnitt in Massivbauweise mit 8 m Fahrbahnbreite

d. Plattenbalkenquerschnitt in Massivbauweise für das 2 x 40 m Zweifeldsystem mit


8 m Fahrbahnbreite

Bild 18: Skizze Plattenbalkenquerschnitt in Massivbauweise mit 8 m Fahrbahnbreite


39

e. Plattenbalkenquerschnitt in Verbundbauweise für das 2 x 60 m Zweifeldsystem mit


12 m Fahrbahnbreite

Bild 19: Skizze Plattenbalkenquerschnitt in Verbundbauweise mit 12 m Fahrbahnbreite

f. Plattenbalkenquerschnitt in Massivbauweise für das 3 x 40 m Dreifeldsystem mit


12 m Fahrbahnbreite

Bild 20: Skizze Plattenbalkenquerschnitt in Massivbauweise mit 12 m Fahrbahnbreite

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