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§1 (4) der
Verordnung zur Durchführung des
KfSachvG
Thema:
Neuerungen Getriebesysteme
Inhaltsverzeichnis
Einleitung .................................................................................................................. 3
CVT-Getriebe (speziell Audi multitronic®) .............................................................. 4
Prinzip der Audi multitronic®.................................................................................... 4
Die Laschenkette................................................................................................. 9
Elektronische Regelung..................................................................................... 11
Die Kupplungsregelung im Stand (Creep-Regelung) ........................................ 11
Übersetzungssteuerung .................................................................................... 12
Der Drehmomentfühler (Regelung der Anpresskraft) ........................................ 12
Fazit................................................................................................................... 13
Automatisierte Schaltgetriebe (ASG).................................................................... 14
Funktionsbeschreibung am Beispiel der Opel Easytronic ..................................... 14
Der Kupplungsaktor mit integriertem Getriebesteuergerät ................................ 16
Der Getriebeaktor.............................................................................................. 19
Funktionsbeschreibung der SAC-Kupplung (Self Adjusting Clutch) .................. 19
Fazit ...................................................................................................................... 21
Direktschaltgetriebe (DSG) oder Doppelkupplungsgetriebe .............................. 22
Funktionsbeschreibung am VW-Direktschaltgetriebe ........................................... 23
Aufbau des DSG ............................................................................................... 25
Fazit ...................................................................................................................... 26
Quellenverzeichnis................................................................................................. 27
Einleitung
Im modernen Automobilbau spielen intelligente, sparsame Antriebskonzepte eine
immer größere Rolle. Dem Getriebe fällt hier die Aufgabe zu, die im Motor erzeugte
Kraft auf den Radantrieb zu übertragen. Dabei entstehen häufig Zielkonflikte deren
Lösung intelligente Ansätze verlangt. Insbesondere seien hier folgende
Anforderungen genannt, die das Getriebe erfüllen sollte:
• Bedienfreundlichkeit, Komfort
• kurze Schaltpausen, möglichst gar keine
• geringes Gewicht
• hohe Anzahl Gangstufen oder kontinuierliche Drehmomentwandlung
• Minimierung des Einflusses von Antriebsschwingungen auf die Karosserie
• Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs
• hoher Wirkungsgrad
• Fahrspaß, Sportlichkeit
Die Automobilindustrie hat in den letzten Jahren zahlreiche unterschiedliche
Konstruktionen hervorgebracht, welche die oben genannten und weitere
Anforderungen weitestgehend erfüllen sollen. Eine Auswahl dieser Konstruktionen
soll in dieser Ausarbeitung vorgestellt und deren Wirkprinzipien dargestellt werden.
Die vorliegende Arbeit erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit sondern soll
einen kurzen Überblick der auf dem Markt erhältlichen Systeme gewährleisten.
Bruchsal, 07.06.2007
Das Kernstück der multitronic® ist der Variator. Mit Hilfe des Variators werden die
Übersetzungsverhältnisse zwischen der Anfahr- und Endübersetzung stufenlos
verändert. Es steht somit immer eine passende Übersetzung zur Verfügung. Der
Motor kann, ob leistungs- oder verbrauchsorientiert, immer im jeweils optimalen
Betriebsbereich arbeiten.
Der Variator besteht aus zwei Kegelscheibenpaaren, dem Primärscheibensatz und
dem Sekundärscheibensatz sowie einer speziellen Kette (Laschenkette), welche im
Keilspalt der beiden Kegelscheibenpaare
läuft („umschlingt"). Die Kette dient dabei
als Kraftübertragungselement. Der
Primärscheibensatz wird über eine
Vorgelegestufe vom Motor angetrieben.
Das Motormoment wird über die Kette auf
den Sekundärscheibensatz übertragen
und von dort in den Achsantrieb geleitet. Abb.4: Laschenketten
®
Abb.5: Getriebekennfeld der Audi multitronic
Durch die lange Übersetzung ist bei ökonomischer Fahrweise eine erhebliche
Drehzahlreduzierung möglich. Im Vergleich zum 5-Gang-Schaltgetriebe wird
beispielsweise bei 130 km/h die Motordrehzahl von ca. 3200 min-1 auf ca. 2450 min-1
reduziert und somit der Kraftstoffverbrauch verringert. Durch die stufenlose
Übersetzungsänderung kann der Motor, ob leistungs- oder verbrauchsorientiert,
immer im jeweils optimalen Betriebsbereich arbeiten.
®
Abb.6: Übersetzungsvergleich 5-Gang-Handschaltgetriebe 01W / multitronic 01J
Die Laschenkette
Eine Schlüsselposition im Variator der multitronic® nimmt die Laschenkette ein.
Erstmals kommt bei einem CVT-Getriebe eine Kette als „Umschlingungsmittel" zum
Einsatz. Die Kette ist eine Neuentwicklung und weist gegenüber den bisher
bekannten „Umschlingungsmitteln" wie Schubgliederband oder Keilriemen folgende
Vorteile auf:
• Sehr kleine Laufradien ermöglichen eine große „Spreizung" trotz geringer
Baugröße des Variators.
• Großes übertragbares Drehmoment
• Hoher Wirkungsgrad
So funktioniert es:
Die Wiegedruckstücke sind jeweils mit einer Laschenreihe verdrehfest verbunden.
Zwei Wiegedruckstücke bilden ein so genanntes Wiegegelenk. Die Technik besteht
nun darin, dass sich beim „Umschlingen" der Kette in den Laufradius der
Kegelscheiben die Wiegedruckstücke aneinander abwälzen und somit fast
reibungsfrei abrollen. Auf diese Weise können trotz hoher Drehmomente und großer
Beugewinkel Verlustleistung und Verschleiß auf ein Minimum reduziert werden. Dies
führt zu langer Lebensdauer und optimalem Wirkungsgrad.
Anpressung
Zur Übertragung der Drehmomente sind hohe Anpresskräfte zwischen
Kegelscheiben und Kette gefordert. Die Anpresskraft wird über einen
entsprechenden Öldruck im Anpresszylinder realisiert. Dem Gesetz der Hydraulik
zufolge kann eine resultierende Kraft (Anpresskraft) über Druck und Wirkfläche
variiert werden. Die Anpresszylinder haben eine größere Fläche und benötigen somit
einen geringeren Öldruck zur Anpressung. Der relativ niedrige Öldruck beeinflusst
den Wirkungsgrad ebenfalls positiv.
Elektronische Regelung
Dem Getriebe vorgeschaltet ist eine naßlaufende elektronisch geregelte
Lamellenkupplung mit bis zu 7 Lamellen. Zur Kupplungsregelung werden folgende
Parameter herangezogen:
• Motordrehzahl
• Getriebeeingangsdrehzahl
• Fahrpedalstellung
• Motormoment
• Bremspedalbetätigung
• Getriebeöltemperatur
Das Getriebesteuergerät berechnet daraus den Kupplungs-Solldruck und ermittelt
einen entsprechenden Steuerstrom für das Druckregelventil. Nahezu proportional
zum Steuerstrom verändert sich der Kupplungsdruck und somit das von der
Kupplung zu übertragende Motormoment. Der Geber für den Hydraulikdruck erfasst
den Kupplungsdruck (Kupplungs-Istdruck) in der hydraulischen Steuerung. Der
Kupplungs-Istdruck wird ständig mit dem vom Getriebesteuergerät errechneten
Kupplungs-Solldruck verglichen. Dabei werden Ist- und Solldruck kontinuierlich auf
Plausibilität geprüft und bei entsprechender Abweichung Maßnahmen eingeleitet.
Um ein Überhitzen der Kupplung zu vermeiden, wird sie gekühlt und die
Kupplungstemperatur vom Getriebesteuergerät überwacht.
Übersetzungssteuerung
Zur Berechnung der Soll-Antriebsdrehzahl verfügt das Steuergerät der multitronic®
über ein dynamisches Regelprogramm (DRP). Es handelt sich dabei um eine
Weiterentwicklung des von den Stufenautomaten bekannten dynamischen
Schaltprogrammes (DSP). So werden Fahrerwunsch (sparsame oder sportliche
Fahrweise) und Fahrzustand bewertet, um in jeder Fahrsituation die optimale
Getriebeübersetzung bereitzustellen. Abhängig von den Randbedingungen errechnet
das Dynamische Regelprogramm eine Soll-Antriebsdrehzahl.
Moment statisch und dynamisch sehr genau und stellt den richtigen Öldruck in den
Anpresszylindern ein.
Fazit
Das multitronic®-Getriebe stellt hinsichtlich der Leistungsfähigkeit wohl das derzeit
beste Umschlingungsgetriebe im PKW-Bereich dar. Die im Vergleich zu einem
konventionellen Stufenautomatik-Getriebe geringe Baugröße und die zahlreichen
Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Charakteristik des Antriebes eröffnen
diesem Konzept gute Chancen sich mittelfristig durchzusetzen.
Bei dieser Betriebsart übernimmt das Steuergerät die Schaltung der Gänge. In der
automatisierten Betriebsart verhält sich das ASG-Getriebe ähnlich einem
konventionellen AT-Getriebe. Die Schaltungen werden in Abhängigkeit der
Fahrpedalstellung und der Fahrzeuggeschwindigkeit automatisch ausgeführt. Im
Unterschied zum AT-Getriebe kommt es beim ASG-Getriebe während eines
Schaltvorganges zu einer konstruktionsbedingten „Zugkraftunterbrechung“.
Aufbau:
Das ASG-System, dessen prinzipieller Aufbau in Abb. 14 dargestellt ist, besteht aus
den folgenden Komponenten:
• Selbsteinstellende Kupplung (SAC -Kupplung)
• Kupplungsaktor mit integriertem Steuergerät
• Getriebeaktor bestehend aus Schalt- und Wählmotor
• Wählhebel
Der Getriebeaktor
Der Getriebeaktor besteht aus zwei Getriebemotoren und einer Betätigungsmecha-
nik. Der Schaltaktor führt die
Schaltbewegung, der Wählmotor die
Bewegung zum Auswählen der
Ganggasse (Wählbewegung) aus.
Die Betätigungsmechanik des
Getriebeaktors weist einen Schaltfinger
auf, der in die Schaltgabelmäuler des
Schaltgetriebes eingreift und die Schalt-
und Wählbewegungen auf diese Abb. 15: LuK-Getriebeaktor
überträgt.
Ändert sich jedoch der Betriebspunkt der Kupplung zum Beispiel nach links in
Richtung Tellerfedermaximum, so steigt die Betätigungskraft massiv an. In der
Realität ergibt sich dies durch den Kupplungsbelagverschleiß, welcher als Folge der
Reibarbeit beim Anfahren bzw. Schalten der Fahrzeuge, auftritt. Aus diesem Grund
musste ein Verschleiß-Ausgleichsmechanismus entwickelt werden. Unter den sehr
rauen Bedingungen in der Kupplungsglocke hat sich das System mit Kraftsensor
mittels einer zweiten Tellerfeder (Sensortellerfeder) und einem Stahlnachstellring
Fazit
Das automatisierte Schaltgetriebe stellt insbesondere im Bereich der Kleinwagen bis
zur unteren Mittelklasse eine sinnvolle Alternative zur konventionellen Handschaltung
dar. Bei optimalen Schaltkennfeldern kann hier sogar eine Reduzierung des
Kraftstoffverbrauchs um bis zu 10% erreicht werden. Als Zusatznutzen stellt die
elektronische Steuerung einen optimalen Schutz gegen fatale Bedienfehler wie
Verschalten oder Überdrehen des Motors dar.
Funktionsbeschreibung am VW-Direktschaltgetriebe
Das bislang größte Problem beim Doppelkupplungsgetriebe war die Ansteuerung der
beiden „konkurrierenden“ Kupplungen. Dieses Problem wird im DSG
(Direktschaltgetriebe) von der Elektronik gelöst. Sowohl Kupplung als auch Getriebe
werden über eine ausgeklügelte Sensorik - kombiniert mit einer Hydraulik -
elektronisch gesteuert. Auf der Mittelkonsole sitzt hierzu ein Wählhebel. Wie sonst
bei Tiptronic-Fahrzeugen lässt er
sich in zwei Gassen führen: Die
rechte enthält die Positionen
"Stopp" für Parken, "R" für
rückwärts, "N" für Leerlauf und "E"
für die Economy-Position, das
Getriebe schaltet hier die Gänge
selbsttätig. In die linke Gasse
geschwenkt, übernimmt der
Wählhebel die Tiptronic-Funktion.
Wie bei einem Sportwagen lassen Abb. 18: DSG-Wählhebel
sich die Gänge sehr schnell wechseln: Antippen des Hebels nach vorn (+) führt zum
Hoch-, nach hinten (-) zum Herunterschalten. Der jeweils eingelegte Gang wird im
Kombi-Instrument angezeigt.
Auch bei aktivierter Tiptronic kann der Motor nicht abgewürgt oder überdreht werden:
Die Elektronik schaltet beim Erreichen der Höchst- bzw. der Mindestdrehzahl
automatisch. Im Economy-Modus wählt das Getriebe immer den
verbrauchsgünstigsten Gang, was zu deutlichen Spriteinsparungen führen kann.
Im Sportmodus erfolgt die Gangwahl leistungsabhängig. Beim Anfahren kuppelt die
Elektronik weich ein, und ermöglicht auch am Berg ein sanftes Beschleunigen (kann
mit elektrohydraulischer Bremse kombiniert werden).
In der Praxis hat die neue Direktschaltung deutliche Vorteile: In Position "Economy"
fährt der Wagen beim Gasgeben an, wobei der Fahrer mit einem Schalter im
Armaturenbrett zwischen einer Tiptronic, und dem Automatik-Modus wählen kann.
Nimmt der Fahrer (im Automatikmodus) während der Fahrt Gas weg, so kuppelt die
Elektronik aus. Der Wagen rollt frei ohne Verbindung zum Motor, dieser läuft dann
sparsam im Leerlauf weiter. Beim Tritt auf das Bremspedal wird wieder eingekuppelt,
um die Bremswirkung des Motors auszunutzen. Gleichzeitig sinkt der Verbrauch
durch eine Schubabschaltung auf Null. Das freie Rollen mit dem Motor im Leerlauf ist
z.B. wesentlich am sehr niedrigen Verbrauch des Lupo 3L TDI im tatsächlichen
Verkehr beteiligt. Auch im Economy-Modus (Automatik) lässt sich jederzeit durch
Kickdown die volle Leistung des Motors mobilisieren - beispielsweise zum Überholen.
Die Tiptronic-Funktion erlaubt individuelles Schalten bei erhöhtem Komfort. So
schaltet das Getriebe bei stehendem Wagen automatisch in den ersten Gang, der
Fahrer muss nicht wie beim Schaltgetriebe zurückschalten und wenn der Fahrer mal
vergisst, rechtzeitig hoch- oder runterzuschalten, übernimmt dies für ihn die
automatische Steuerung.
DSG-Fahrzeuge verfügen generell über ein elektronisches Gaspedal. Der Motor und
die Steuerung für das Direktschaltgetriebe, dazu das ABS und das Kombi-Instrument
sind über einen CAN-Datenbus miteinander verbunden. Informationen werden
blitzschnell ausgetauscht, und ausgewertet. Die Getriebesteuerung erkennt dabei die
einzelnen Fahrzustände, beim Gaswegnehmen bergauf vor einer Kurve (Passfahrt)
beispielsweise schaltet sie nicht hoch. Die Elektronik erkennt sogar den Fahrer. Je
nach seinem Temperament verschiebt sie die Schaltpunkte in Richtung sportlich oder
sparsam.
Der Motor treibt die beiden Kupplungskörbe an. Eine Kupplung beaufschlagt die hohl
gebohrte Eingangswelle 1 (grün). Die andere beaufschlagt die innerhalb der
Eingangswelle 1 laufende Eingangswelle 2 (rot). Es kann nun immer auf der anderen
Eingangswelle der nächste Gang vorgewählt werden. Zum Schaltzeitpunkt öffnet die
eine Kupplung, während die andere schließt. Der Nachteil dabei ist: Es lassen sich
keine Gänge überspringen.
Im obigen Bild ist der 1. Gang aktiv (Welle 1/rot), während der zweite Gang schon
vorgewählt ist. Schließt nun Kupplung zwei (grün) kann auf der ersten Welle der
nächste Gang vorgewählt werden (siehe Bild auf der nächsten Seite).
Fazit
Das Direktschaltgetriebe könnte im PKW-Sektor das Automatikgetriebe der Zukunft
werden. Die hydraulischen Verluste im Wandler bei herkömmlichen
Stufenautomatikgetrieben sind beim DSG nicht zu verzeichnen. Die Mechanik des
Getriebes baut weitgehend auf ausgereifter Technik auf und die elektronische
Ansteuerung stellt heutzutage kein großes Problem mehr dar. Beim
Direktschaltgetriebe müssen „nur" die beiden Kupplungen gesteuert werden. Durch
die Kopplung mit dem E-Gas werden im Notlaufprogramm die Schaltphasen
verlängert um das Getriebe und die Kupplungen zu schützen. Kleinere Fehler haben
aber nicht einen Komplettausfall oder gar die Zerstörung des Getriebes zur Folge.
Sollten sich die Stückzahlen entsprechend entwickeln und damit die Preise für diese
Art von Getriebe entsprechend sinken, wird es konkurrierenden Produkten
wahrscheinlich den Rang ablaufen.
Quellenverzeichnis
Zur Erstellung dieser Ausarbeitung wurden folgende Quellen verwendet:
www.kfz-tech.de
www.volkswagen.de
www.opel.de
www.zf.com
www.luk.de