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Übersicht:

Vorlesung 01:

Maison Catal
Caree Höyük

Sainte- Siedlungen
Genevieve Europa

Dresdner Erste
Oper Städte

Terra
Amata,
Nizza

1
VL. 01 ->Massen Bauen nach der Natur
Zu den Anfängen der Architektur und
Stadt
1. Urhütten
- sind Nachahmen der Natur, Natur dient als Richtwert
- dienen als Schutz für Mensch, bspw. Höhlen
- aus Holz und evtl. Lehm, von einer Gemeinschaft gebaut

a. Vitruv
- älteste noch erhaltene Architekturtheorie von Marc-Antoine Laugier
- Konstruktion aus Bäumen und Ästen
- 4 Stützen, 4 Träger, Dach aus Ästen
- nach allen Seiten offen, evtl. auch ausgefüllt zum Schutz
-> Feuer beherrschen als 1. Schritt der Architektur
-> Gemeinschaftsleben entstand
-> Sprache und Verstand entwickelte sich
-> Holz nicht mehr nur noch für Feuer sonder für nachhaltiger Hüttenbau (vgl.
Schwalbennester – Nachahmung der Tiere)

Vergleich mit Maison Carree in Nimes und Sainte-Genevieve

->durch normatives Narrativ Architektur in der Gegenwart begründen


Klassizismus des mittleren 18. Jahrhunderts

b. Eugene Viollet-le-Duc
- rundes Zelt, mithilfe von Bäumen
- keine getrennten Glieder = kontinuierlich
- Neugotik
- Viollet-Le-Duc war Konstrukteur: Ableitung der Kräfte durch „Stämme“
->keine getrennten Baukörper

2
c. Gottfried Semper
- real, existierend bei der ersten Weltausstellung = nicht nur Theorie
- Historismus -> Interesse für Neorenaissance
- 4 Elemente
- Zentralität: Feuer
- Tragwerk: Gerüst mit Dach
- Aufschüttung: Sockel
- Raumabschluss: Wand

Gottfried Semper -> Rückbesinnung auf Urhütte?

2. Erste Häuser

Feuer
-> Versammlungsplatz = Entstehung einer Gemeinschaft
-> Versammlung = Kommunikation = Entstehung von Sprache
-> Verstand und Geschicklichkeit entwickeln sich: Holz nicht nur für Feuer,
sondern lernen es auch anders zu nutzen
-> Nester von Schwalben und andere Bauten von Tieren werden nachgeahmt
-> auch Tiere reagieren auf die Umwelt, bspw. Bienen: hexagonale Bauteile
ergeben zusammen eine Form – laut Marx: Bienen sind schlau, zuerst
entsteht Konzept und dann wird gebaut

a. Terra Amata, Nizza


- Dachhäuser
- vor 300.000 - 380.000 Jahren
- für Jäger, Sammler, temporäre Behausung
- Steine als Fundament gegen Abrutschen
- Laub/Fell als Abdichtung
- Öffnung in der Mitte für Feuer
- etwa 8 x 15 m
-> Ausbreitung der Homo Sapiens
- als Menschen sesshaft wurden (Neolithische Revolution)
wurden Häuser für längere Dauer gebaut
- Bronzezeit: technische Nutzung von Metallen; Dorfleben entwickelte sich; Rundhütten, dann auch Langhäuser
mit rechteckigem Grundriss

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b. Catal Höyük vor 8000 Jahren
- Landwirtschaft entsteht
- Niederlassung: wiederkehrend,
permanent
- Stadt ohne Straßen, ohne freie Plätze
- Erschließung über Dächer
- Haufen = Gemeinschaft =
gegenseitiger Schutz
- Holzbalkendecke mit Dachluke
- definierte Teilereiche =
Raumaufteilung
- Tote unter Häusern begraben
- religiöse Ausschmückung

c. Siedlungen Europa
- vor 3700 Jahren
- Bronzezeit, Metalle entdeckt
- Holzhäuser
- Ständerfachwerk mit Strohdach
- mit Knoten verbunden
- unterschiedliche Typen, von einfach bis
komplex

3. Erste Städte

a. Stadt und Zivilation


- Sozialräumliche und bautypologische Differenzierungen
- alle in der Nähe des 30. Breitengrades
- Städte vom Klima bedingt -> intuitiv
- Wechselwirkungen zwischen Klima und Sozialem -> warm -> Häuser geschlossen ->
Abgrenzung der Anderen

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b. Zitadelle und Unterstadt
- Ansiedelung der Institutionen
- Sozialräumliche Differenzierung: Palast, Kornhaus, Tempel (drei große Stein- und Ziegelbauten)
- Zitadelle: trägt viele Kennzeichen eines heiligen Bezirks
- nur für ihr Götter unternehmen die Menschen gewaltige Anstrengungen
- symbolischer Zweck wahrscheinlich älter als die militärische Funktion

-In die Höhe Bauen war damals nicht üblich


- damit wurde das technische Wissen gezeigt
- wollten sich im Volk abheben -> Priester / Religion
- Temenos / Festung:
- Temenos: Heiliger Bezirk -> umfriedeter Bezirk mit Umfassungsmauer -> im inneren Höfe ->
im Zentrum erste Pyramide (Stufenpyramide) -> monumentale Darstellung des Herrschers
- symbolisch aufgeladene Bauten
- keine geschlossene Gemeinschaft
- teure Bauten -> Repräsentationsbauten im Bezirk

In der Natur vorgefundene Behausungen:


- Höhlen, nicht nur für Schutzbedürfnisse, sondern auch als heiliger Ort, Zeichnungen und
Glaube über das Jenseits, bedarf der Selbstreflexion der Bewohner, Zeichnungen der Tiere müssen
allerdings nicht unbedingt etwas mit dem Jenseits zu tun haben, weil auch Skulpturen und Objekte
mit diesem Aussehen gefunden wurden und möglicherweise einfach nur als einfaches Spielzeug
dienten

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Vorlesung 02:

Stonehenge Totentempel
des
Menuhotep
in Senenmut

Tempel Totentempel
Ggantija, des
Malta Hatschepsut
in Senenmut

Gizeh Totentempel
des Chons in
Karnak

Imhopet, Teotihuacan
Grabesbezirk
des Djoser

Große
Pyramide
des Cheops

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VL. 02 ->Massen Transzendente Massen
Höhlen Stonehenge, Gizeh und Teotihuacan als
- unterirdisch, schwer zugänglich gebaute Symbole der Beständigkeit des
- nicht nur Schutz, auch symbolisch als heilige Orte, Lebens und Macht
magische Orte = Glaube
- Höhlenmalerei als hinterlassene Spur

-> Streben nach Beständigkeit


-> Beständigkeit von Organisationen/ Macht/ Zivilisationen

→ koordinierter Sozialverband ist die Voraussetzung


1. Stonehenge logischer Art
hat etwas mit der Fähigkeit der
Beobachtung

genauen
der Umwelt zutun → sehr präzise auf bestimmte
Infos der Umwelt basiert
- 3000 bis 1500 v. Chr. In 3 Stufen →
Ausrichtung & Position stehen
- Steine als Grabmale = Grabanlage, Monolithen in Bezug auf Sonnen / auf
- monumentales Grabmal, Rolle des Sozialverbandes zum Bauen,
Herausforderung der Koordinierung (räumliche Distanzen, Muskelkraft
zum Bauen), möglicherweise zur kollektiven Verherrlichung der Zyklen der Natur über Generationen hinweg
• (A) ursprünglicher Zweck als Ort zum Kontakt
mit den Verstorbenen aufnehmen, gebaute
„Mauer“ Orientierung der Anlage mittels der
Achse der Sommersonnenwende ausgerichtet,
nicht nur daran, auch an zwei Streifen von
anders gefärbtem Gras aufgrund von zwei aus
der Eiszeit stammenden Gräben, welche an trockenen Tagen im Sommer sichtbar wird.
• (B) Blausteine sind zusätzlich als Verlängerung aufgestellt wurden, Steine wurden aus einem Steinbruch geholt
• C) Hufeisenform im Zentrum wurde aufgebaut (ist heute noch sichtbar)
• (D) und weiter mit Sandsteinen in Kreisen eingefasst
- Intelligenz, Technik nötig, Lesen von Zeichen in Umwelt (arbeiten mit
Topografie)
- evtl. Grund: Verherrlichung der Natur oder
Religiosität
- Graben als Abtrennung, keine Einblicke erlaubt
- in sich geschlossen und selbstreferenziell
- architektonisch gefasst
- stell trotzdem Bezüge zum Umfeld dar ->
Sonnenausrichtung - Achse der Sonne
- Landschaft einbezogen, nicht isoliert oder
eigenständig – im Umland noch kreisförmige
Brunnen gegraben -> Bedeutung noch nicht
geklärt

Stonehenge ist ein monumentales Grabmal gewesen ,

wo über Jh . / JE verstorbene Mitglieder der Gemeinschaft


wurden Raum
gedacht . Der war architektonisch
gefasst
und nahm
gleichzeitig Bezüge aus der
Umgebung auf
.

,
die bedeutsam erschienen ( besondere Zyklen der Natur
wie die Wiederkehr der Jahreszeiten )
der Versuch verstehen
Es war diese zu oder
7
darüber hinaus tatsächlich versucht hat Einfluss
zu nehmen Lf diese Zyklen .
Tempel Ggantija, Malta
- 4000 bis 2700 v. Chr.
- wirkliches Gebäude, Architektur
- 2 Hüllen
- Raumvorstellung
- besteht aus zwei Wänden, die inneren
werden aufgefüllt und darum herum die
äußeren

2. Gizeh
Pfeilersaal im Taltempel des Chephren – 2500 v. Chr.
-> unterteilter, gegliederter Raum durch Pfeiler und Balken
= Raumbildung
- Steine haben eine höhere Abstraktionsstufe: es wird nicht mehr
unterschieden, ob die Steine stehend oder liegend sind -> der Raum steht
im Vordergrund
- Aufbau geht zurück auf den Grabbezirk des Djoser und auf den Imhotep
(Architekt und höher Priester damals)

è Pyramide als Symbol für Beständigkeit der Macht und des Staates

Imhotep, Grabesbezirk des Djoser


2778 bis 2723 v. Chr.
- Machtdarstellung nach Tod, Beständigkeit des Reiches
- Nekropole, Grab für Herrscher
- Zusammenführung von Ober- und Unterägypten
- 545 x 278 m
- heiliger Bezirk durch Mauern begrenzt
- Scheinkapellen (Vollkörper) = Holzkonstruktion
- Stufenpyramide = erste Form, raumloser Bau, künstlicher
Berg, Himmelsleiter -> Stufen
- Pyramide nicht isoliert, sondern in Verbindung mit
Umgebung
- Grabhäuser mit Vermögen für die Nachwelt ausgestattet
- ewige Beständigkeit des Herrschers über das Leben hinaus
- aus Kalkstein hergestellt, allerdings nur als Scheinarchitektur,
weil der Innenraum aufgefüllt wurde, sodass es nur eine
szenische Kulisse darstellt
- Bestattungsform nach religiöser Vorstellung: Leben nach dem
Tod, Grab unter der Erde, Versorgungsschacht nach oben zur
Vorrat des Jenseits, welche durch eine kleine hausartige
Konstruktion geschützt wurde
-> Stufenpyramide als Verherrlichung der des Königs
- Pyramide als Verbindung zwischen Boden (Grab) und
Himmel (Jenseits)

Darstellung der Macht des Herrschers — Stein: Behauptung der ewigen Beständigkeit der Macht des Herrschers
— Grabanlage: Erhaltung an den Herrscher, was er geschaffen hat — religiöses Symbol der Beständigkeit der
Macht und des Staates
Bezirk ( Umfassungsmauer )
Aufbau : - Umfriedeten
mit Bauten im Inneren
-
Höfe
zentral gelegene Stufenpyramide
8
-

-
Scheinarchitektur ( Scheinkapellen ) → voll
Körper ohne Innenraum
häusliche
-
unterirdisches Grab und
Vorratshaltung
Entwicklung der Pyramidenform
Irgendwann wurden die Pyramiden auch mit Gängen und
Höhlen ausgehöhlt

Große Pyramide des Cheops – 2500 v. Chr.


- Weg zur Pyramide wird inszeniert und wichtiger gemacht
- Pyramide von Mauern eingefasst, auf höhere Plattform gebaut
- Luftschächte nach außen
- labyrinthische Gänge bis fast genau in den Schwerpunkt der Pyramide
zur Königskammer -> soll die ewige Fahrt des Königs zu Gott inszenieren
- Infrastruktur parallel zur Grabespyramide mit Hafen
- Versorgung durch Gärtnereien
- verschiedene Gesellschaftsschichten
- 2 Ebenen = lesen der Landschaft/arbeiten mit Topografie
- auf Kalksteinplatten gebaut, gleichzeitig Materialherkunft- fruchtbares Gebiet durch Nil
- ewige Beständigkeit solcher baulicher Strukturen, Herrschaftsformen und Macht auch nach dem Tod des
Königs
- Strukturen für den Bau der Pyramide war enorm -> eigene Stadt zur Versorgung der Arbeiter und
unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen

- 3 Pyramiden: Vater, Sohn, Enkel


- stehen auf einem Kalksteinplateau, als stabiles Fundament, Gräber sind dadurch vor den Überschwemmungen
des Nils geschützt, Plateau war auch Lieferant für die Steinmaterialien

Kalkstein:
-dient als Steinbruch für Material der Pyramide
-Außenmaterial: präzise geschnittener harter Kalkstein

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Totentempel des Mentuhotep in Senenmut
– 2050 v. Chr.

Totentempel des Hatschepsut in Senenmut


– 1460 v. Chr.
- Felsengrab => neue Religion
- heilige Höhe in Felswand
- Pendant zu natürlicher Felswand sind Pylonen

Totentempel des Chons in Karnak – 1180 v. Chr.


-Prozession von Senenmut nach Karnak zu Ehren von Amun
-Weg hinein immer dunkler, tiefer
-Pylonorganisation wiederholt sich
-Säulensäle betonen mittlere Achse, ähnlich wie der
„Basilikaler Querschnitt“, der später bekannt wird

-> Massivität als Symbol der Beständigkeit der


Architektur und der Organsition

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3. Teotihuacan → Pyramidenanlage im Mittelpunkt
einer
größeren Stadt
-> Stadt der Sonne
- Straße der Toten = mittlere Achse
- 100 bis 650 n. Chr. Bewohnt, 100.000 – 200.000 Bewohner
- Verbindung mit Elementen der Umwelt, evtl. Zeichen der
Religion
- Sonnenpyramide höher als Mondpyramide
- Mondpyramide als Ausgangspunkt für die axiale Bebauung
- Mondpyramide: natürliche Höhle, die ausgebaut wurde =
heiliger Ort unter der Pyramide, Ausgangspunkt der Stadt
- keine Innenräume in Pyramiden
- geböschte Mauern
- ursprünglich verputzte Pyramiden, farbig bemalt
-> glatte, präzise Oberfläche um Künstlichkeit des „Bergs“ zu
verdeutlichen
- Gestaltung der Landschaft nimmt gegebene Themen der
Landschaft auf und gestaltet diese Umwelt:
Plateaus, Böschungen, Treppen
-> Verbindung von Erde und Himmel
- großer Eingriff in Gestaltung der Erdoberfläche,
Versorgungskanäle
- nicht isoliert, eingebunden in Umwelt, Religiosität

Beispiel Marktplatz Karlsruhe


- Revolutionsarchitektur
- Monumentales Zeichen der Beständigkeit

Louvre Paris
-politische Inszenierung
-Machtbeständigkeit

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Vorlesung 03:

Pantheon, Apollo
Rom Tempel
vom
Delphi

Megaron Landschaft

Tektonik Dreihebigkeit Semantik Korinthisches Kapitell


Dorische Ordnung Säulen

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VL. 03 ->Tempel Tempel und Polis
Vergleich Parthenon mit Urhütte Tektonik, Ort und Raum in der
- Säulen als „stützende Bäume“ griechischen Stadt
-Architekturprinzipien des Klassizismus Der Parthenon als System der Landschaft
->naturgesetzlich begründete Architektur
=> Richtigkeit der ästhetischen und ethischen Werte
(Oft in Verbindung mit der Klassik gesehen)

Schinkels „Blick in Griechenlands Blüte“


- ideale Landschaft
- doppelgeschossige Säulenstellung
- ideale Proportionen
- Gleichstellung der Eigenschaften und Proportionen von
Menschen auf Architektur, emotionale Werke
- milde Natur, Klima, Freiheit, Süden als Ideal

1. Landschaft
- ideale Landschaften : Griechenland, Projektion von idealen
Landschaften, Wunschgedanken, Romantisierungen
- besondere Lage des Parthenon in der Landschaft auf
exponierter Lage
- Blick von innen nach außen : Landschaft wird gerahmt,
bestimmte Bereiche werden gezeigt, andere nicht
- plastische Inszenierung des Stützens und Lastens -> Stützen
sind plastisch und skulptural gestaltet
- Tempel bestimmten Gottheiten gewidmet, an einem
spezifischen Ort, der bereits vor dem Bau besonders in
der Natur ist, bspw. Felsen, Bach, Baum – Ort von
Gottheit bewohnt, Tempel als Wohnheim
- bspw. Akropolis auf Felsen
- erst durch Zusammenwirken von heiliger Landschaft und
Gebäude entsteht eine architektonische Gesamtheit,
1+1=höhere Einheit

Kulturzeugnisse nach Semper


-Typologie ist anhängig von der Nutzung
Nileimer -> gut für langen Transport mit Stab über
Schultern, durch Tropfenform entweicht kein
Wasser, Schöpfen des Wassers aus einem Strom
(dem Nil), stabil durch niedrigen Schwerpunkt
Griech. Hydria -> Hoher Schwerpunkt, griechische Bergquellen,
große Öffnungen, um Wasserstrahl aufzufangen,
Balancieren auf dem Kopf zum Transport, um freie
Hände zu haben

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Vincent Scully:
-Landschaft an sich ist schon heilig, Landschaft ist heilig von den Göttern gegeben
-vor dem Tempelbau wohnten die Götter in der Natur
-Tempel ist ein schützendes Wohnhaus für die Götter
-erst in Kombination von heiliger Landschaft und Gebäude ist die Architektur als vollständig
anzusehen.
-Tempel nicht als Gemeinschaftsraum, sondern ein abgeschlossener, nicht zugänglicher Raum:
nur als Wohnung für die Götter, nur bestimmte Personen (Priester) hatten Zugang

Apollo Tempel von Delphi


- am Fuße des Berges geschützt, kein Ort der Versammlung, verschlossen,
Ort nur für ausgewählte Personen, wie bereits vor Bau des Tempels
- Mauern und Säulen auf Plateau als Elemente
- Säulenkranz durchschreiten zum Heiligtum -> Abgrenzung
->Architektur oder Skulptur? -> Architektur bedeutet Raumerfahrung/betreten,
durch Abgrenzung aber nicht möglich und nur eine Betrachtung von außen wie
bei einer Skulptur möglich
- zuerst Holztempel, einfach, später Stein

Typologisches Vorbild: Megaron = „das Geräumige“:


- gerade Wände
- ohne Rundungen
- ist eine Wohnform mit Feuerstelle
- meist ein Raum
- Feuerstelle manchmal betont durch Säulen drum herum,
entlang einer Achse geordnet: Säulenvorhalle zwischen Anten,
dann weiter in den Vorraum, danach Hauptraum mit Herdstelle
und Öffnung

Parthenon, Athen - 447 bis 438 v. Chr.


- gespiegelt
- man tritt durch die Säulen, dann in beidseitigen Vorraum und dann zum Heiligsten -> Filterung des Zugangs,
lineare Abfolge von Schwellen
- exponierte Position
- Stellung in Landschaft
- Ideal des Klassizismus
- Landschaft gerahmt durch Säulen, nur Ausschnitte sichtbar
- Präzision, plastische Inszenierung der Stützen= Rhythmus
- alle 4 Elemente von Sempers Urhütte in Marmor statt Holz

- Betreten des Säulenkranzes von 2 Seiten


- durchschreiten der Säulen zur Vorhalle
- zuletzt heiliger Raum, in der Mitte
-> Abfolge von Schwellen (Filtern)
- skulptural verschönernd, Skulptur in Landschaft
- gestufte Plattform als Trennung von Umgebung
- Rahmung eines heiligen Ortes, durch Säulenkranz abgegrenzt
- Personifizierung der Naturkräfte

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2. Tektonik
- Nachbildung (=mimetische Übertragung) des hölzernen Baus in
Marmor
-> Marmor nicht nur ornamental, ursprünglich konstruktiv in Holzform
- 3 Holzträger an Stirnseite
- Skulpturen haben Ursprung in konstruktiver Logik, weitergeführt trotz
Materialwechsel
- alle Teile hatten eine Funktion, als das Gebäude noch aus Holz gebaut war -> Steinteile sind keine einzelnen
Skulpturen sondern folgen diesem Konstruktionsprinzip

- Elemente werden unterschiedlich kombiniert, unterschiedliche Tempeltypen entstehen


- Dach, Sockel, Mauern & Säulen
- „Welt in einer Welt“
- Säule ≠ Stütze -> Sockel und Abschluss bei Säule
- Verbindung der Blöcke und Säulenscheiben durch Metallklammern

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nicht jede Stütze ist eine Säule: Säule hat zylindrische Form, meist oben und unten an den
Übergängen zu horizontalten Bauteilen einen Abschluss / Verzierung

Dorische Ordnung
- Konflikt der dorischen Ecke führt zu „Tricks“:
Aufbrechen der regulären Ordnung, zum Verleiben der
Lebendigkeit
- Lastabtragung senkrecht mit Kannelüren verbildlicht
- hat keine Basis, geht direkt über auf Standfläche
- Verschiebungen, Wölbungen, Neigungen
a. Kurvatur Sockel
b. Neigung Säulen
c. Verstärkung Ecksäulen
d. Entasis
e. Eckkontraktion
- Triglyphe soll immer in der Achse über der Säule stehen, kann an der Ecke aber nicht ganz
ausgeführt werden, weil dorisches Eckkonflikt

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3. Semantik

-korinthisches Kapitell-> innerlich bewegt,


melancholische Grundstimmung und der
Erinnerung
- über Bezug zur Landschaft und Tektonik hinaus
- Tempel steht nicht nur für sich, auch für
Vergangenes
- dorisches Kapitell: hat zwei unterschiedliche
Seiten (eher männliche Konnotation)
- Ionische Ordnung/Ecke: eher weibliche
Konnotation
- Säulen/Kapitelle werden nach Geschlecht,
Kultur, gesellschaftlichen Ordnungen angepasst
- oft mehrere Systematiken gemischt
- Tempel waren nicht rein weiß, sondern bunt
ausgeschmückt, Motive zum Hervorheben
bestimmter Elemente des Rhythmus

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Säulen als Darstellung von Charakteren

Vergleich männliche und weibliche Säule

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Vorlesung 04:

Raumkonstruktion Raumgefühl
en

Colosseum, Rom Hagia Sophia,


Konstantinop
el

Marcellus-Theater,
Rom

Raumgeometrie Pantheon,
Rom

19
VL. 04 ->Raum Raumkonstruktionen
1. Raumkonstruktion Rom als Welttheater und Stadtcollage
Gewölbe in Pantheon und Hagia Sophia
Pantheon :

->Raumwirkung mit Gewölbe-/


Kuppelkonstruktion verknüpft

Bogen
- Aufbau:
a. Keilsteine: um Öffnung in Mauerwerk zu
überspannen
b. Schlussstein: mittig oben
c. Kämpfer: Übertragung der Kräfte
d. Widerlager
e. Auflast
- Bogen = flächige Ebene in Mauer um Öffnungen zu
erzeugen und zu überspannen
-Kräfte werden um Öffnung in Säulen bzw.
Mauerwerk übertragen
-Sowohl vertikal als auch horizontale Kräfte
->durch Widerlager Schubkräfte aufnehmen
Arkade: begrenzt oder begleitet den Weg darunter oder entlang, ist jedoch nicht geschlossen wie eine Wand

- 3. Dimension, wenn in 1 oder 2 Achsen extrudiert,


räumlich
- 1 Richtung = Tonne
- 2 Richtungen = Kreuzgewölbe
- nicht eigenständig, abhängig von der restlichen
Konstruktion, bspw. Säulen

Römische Architektur:
Tonnengewölbe: Bogen in einer Richtung extrudiert
Kreuzgewölbe: bogen in zwei Richtungen extrudiert

Colosseum – 70 bis 80 v. Chr.

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Colosseum :

- Blendarchitektur (röm. Blendwerk, welches nicht konstruktiv wirksam ist) -> nicht von Konstruktion inspiriert,
wie bei der griechischen Tektonik
- Säulen außen sind nur zur Schau als Skulptur angebracht und nicht statisch wirksam
- Gewölbe wirken nach innen und stützen sich stückweise selbst
- Kräfte im Kreis weitergegeben, geschlossen

Nach Vitruv: 3 Grundanforderungen für gute Architektur


- Stabilität der Konstruktion und Materialeigenschaften
- Funktion und Sinnmäßigkeit des Bauwerks
- Anmutige Erscheinung und Schönheit

Marcellus-Theater, Rom -13 bis -11


Vitruvs Theaterschema (nach Palladio, 1570)

2. Raumgeometrie

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2. Raum geometrie

- Tempelform bei griechischen Tempel von vorne nicht erkennbar, weil der Eingang zu Größe und
mächtig gebaut wurde, damit man die Gebäudeform dahinter garnicht erkennen kann

Pantheon, Rom ab 118


- Säulen halten ersten Blick auf Raum zurück, sodass
Raum von noch unbekannten Ausmaßen erst
beim Eintreten wahrgenommen werden kann
- mächtiger Körper, repräsentative Architektur
- einzige Lichtquelle im Pantheon im Mittelpunkt des
Gewölbes bringt zentrales Licht hinein, Sonnenstrahlen
wandern wie eine Sonnenuhr im Tagesverlauf an den
Wänden entlang
- eine Lichtquelle, wirkt wie Uhr
- Eingebunden in Umgebung, gerichtet Richtung
Vorplatz
- Ersatzbau, Vorgängerbau war um 180° gedreht
-> Zerstörung durch Blitzeinschlag

- Aufbau:
a. Vorhalle mit Giebelfront 8 Säulen -> 1) Vorhalle
b. Mittelhalle mit 3 Jochen \
c. 2 Seitenhalle mit 2 Säulen | -> 2) Mittelhalle
d. Konchen (Halbrunder Abschluss) /
e. Durchgang in der Mitte ->3) =Tambur (zylindrischer Mauerring),
kugelförmiger Raum mit d =44 m
f. Kuppel, Druckring (Opaion) -> 4) Kuppel

- Cella so vergrößert, dass die Säulenarkaden vollständig im Inneren verschwinden und nur noch am
Eingang diese Säulenkonstruktion der griechischen Tempelbauten übrig blieb
- Tambour (Zylindrischer Mauerring) stützt die eigentliche Kuppel, Abschluss oben mit Opaion
(Druckring) durch den das Licht (einzige Lichtöffnung) fallen kann
- Kugel kann in Kuppel und Tambour eingelegt werden, Quadrat und Diagonalachsen im Tambour teilen
die Wandgestaltung ein

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- Skelettbau durch Quadrate (Kassettierung
Decke) angedeutet
- hinter der Kuppel ist eine Skelettkonstruktion
aus Bögen

-Kassetten sind perspektivisch durchdacht und so verzerrt,


dass man alle kanten sehen kann.
- Kassettierung als Gewichtersparnis von 5%, entspricht
Stufenringen außen, die den Schubkräften entgegenwirken

-Massiv scheinende Kuppel ist keine Scheinkonstruktion: mit Rippenstruktur,


entspricht tatsächlich einer Art Skelettbau. Kassetten sind nach unten zum
Betrachter und nicht zum Zentrum der Kuppel gerichtet, Betrachter sieht alle
Kanten, auch die untere, der Kassetten, dahinter befindet sich eine
Bogenkonstruktionen als Skelett, Kuppel ist also nicht durchweg massiv, Kräfte
werden durch sog. Entlastungsbögen nach unten getragen werden, von außen
teilweise sichtbar

- römischer Beton in Kuppel wird nach oben hin zu einer


leichteren Betonmischung, da dort weniger
Schubkräfte auftreten
- Ziegelschale mit Beton gefüllt
- dünner = härtert besser und schneller aus

- im Jahr 121: Rissbildung, Einsturz drohte, Strebemauern hinten = Anbauten zur Stabilisierung

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3. Raumgefühl

- Anbauten stützen Kuppel ab, Gliederung von


Kuppeln (Haupt-, Nebenkuppel)

- Klostergewölbe
- Stutzkuppel
- Pendentifkuppel

Hagia Sophia, Konstantinopel 532-37

-> Pendentifkuppel

- nicht linear lesbar


- Längsbau, 2 Achsen mit Umgang im Nebenschiff
- in die Länge gezogen

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- Collage von Kreisen und Quadraten, die ineinander
eingeschrieben sind

- Haupt- und Nebenkuppeln bilden


Kaskaden von Kuppeln und Gewölben
- entgegenwirken der Schubkräfte von außen
(durch Anbauten) löste Einsturzproblem
- Lichtöffnungen werden am Fuße der
Hauptkuppel eingeführt dort, wo die meisten
Horizontalkräfte auftreten -> nicht unseren
Sehgewohnheiten entsprechend
- auch mehr Lichtöffnungen horizontal nach außen
-> nicht gewünscht im Pantheon

- Sockel der Kuppel ist mit den größten


Öffnungen versehen, obwohl dort am meisten
Schubkräfte aufkommen

-Staffelung als Art eines künstlichen


Bergs -> Massivität nach außen

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Pantheon Hagia Sophia
Objekthafte Individualität des Raumes
Komplementäre Raumschöpfungen mit sich fast ergänzenden Eigenschaften
Räumliche Geschlossenheit auf der einen Seite
Transparentes Raumgefüge in der Bewegung
und der fließenden Wirkungen und der
der Ausdehnung
Raumdurchdringungen auf der anderen
Raumschalen, poröse Wände, textile Wirkung
Ausgehöhlter Körper
der Raumbegrenzungen durch viele Öffnungen
Öffnen am Fuße der Kuppel =>Leichtigkeit
Massive schwere durch Kassetten unterstrichen
Leichtigkeit durch Pendentifkuppel
Bestimmtheit der Oberfläche betont durch
Entmaterialisierung der Grenzen
Schatten und Licht
Abtastender Lichtstrahl maßgeblich Lichtdurchflutung maßgeblich
Dynamische Bewegung im Raum,
In sich Ruhens,
Vielfalt der räumlichen Gestaltung im Kontrast
Empfinden des in sich Ruhens in der Einheit
zum Pantheon

Lehre: Die Konstruktion gibt nicht die Architektur und Raumwahrnehmung vor.

Konstruktiv bedingte, gleiche Prinzipien und Voraussetzungen, lassen sich aber jeweils
ganz unterschiedlich umsetzen und ausformulieren, sodass sehr unterschiedliche Raumeindrücke
entstehen können.

26
Vorlesung 05:

Aachener Nikolauskapelle,
Münster / Nijmwegen
Pfalzkapelle

Konstantinische Ottmarsheim,
Basilika Trier Elsas

Grabeskirche Stiftskirche St.


Jerusalem Johannes, Lüttich

San Vitale, Kaiserschloss,


Ravenna Posen

St. Maria, Köln Theodor Fischer


Museum,
Wiesbaden

Essener Deutscher
Münster Pavillion,
Argentinien

Doppelkirche
Schwarzeidorf

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VL. 05 ->Evokation Präsenz, Repräsentation,
(Evokation=Erweckung von Vorstellungen oder Erlebnissen)
Evokation
Aachener Münster/Pfalzkapelle ab 790/800 Die Aachener Pfalzkapelle als
kulturpolitische Bedeutungsträgerin
Form: und die mittelalterliche
- Zentralität – symbolische Mitte der mittelalterlichen Stadt Stadtmorphologie
- viele Epochen nahmen Einfluss,
unterschiedliche Farbgebung
- viele Kreuzgewölbe mit Fenstern = Gotik
->gotische Chorhalle mit großen Fenstern, wird mit
Ringanker gehalten, weil Mauerwerk extrem aufgelöst ist
- ungarische Kapelle, Blendarchitektur, dem Barock
zuzuordnen, ionische Pilaster-> Gliederung der äußeren
Haut
- Barocke Faltkuppel
- Pfalzkapelle ist Herzstück (ca. um 800)
- Sechszehneck außen, Achteck innen
->mit Pultdach gedeckt
- hoher Baukörper in der Mitte, mit Pilaster im
Abschluss (oben)
- 16-eckiger Bau im EG und 1. OG
- buntes Bauwerk,9 früher rot verputzt
,

- Turm markiert Eingang

Konstruktion:
- Apsis (mit einer Halbkuppel überwölbter Raum,
der Hauptraum abschließt) mit Satteldach
=Konche bildet Eingang
- zentrale Achse, Längsausrichtung,
gerichteter Zentralbau
- Haus in Haus, Oktogon in der Mitte hell
erleuchtet
- Blick wird nach oben gelenkt zum Licht
- mehrere Geschosse erkennbar durch
Gesimse

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-Schwerer Sockel und „Leichteres“ Emporen-
geschoss

- Aachener Säulengitter:
- zweigeschossige Arkade innerhalb des Bogens, paarweise
Nobilitierung, ausgeschmückt, nicht konstruktiv sinnvoll
- viele geneigte Tonnen und Kreuzgewölbe
(=Durchdringung von Tonnen)

- Schubkräfte nicht abgestützt -> Ringanker aus


Schmiedeeisen, wie ein Gürtel im unteren und oberen
Bereich, verhindern Bewegung nach außen, wie beim Fass

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Funktion:
- mehr als sakral, politische Staatssymbol,
Axialität
- für Kaiser gebaut, Eigenkirche, Machtausdruck
- für Karl der Große gebaut
->Legitimität und Macht ausdrücken
- auf Mittelachse: axiale Blickbeziehung zum
Altar und Apsis
- Symbolebene in der Mitte zwischen Gott und
Volk
- Kaiser sitzt über dem Volk mit Blick auf beiden
Ebenen (Weltliche und geistliche Ebene)
- Blick durch Säulen gerahmt
- privilegierte Position, daher vermutlich Platz
des Kaisers

- Kapelle in Kirchanlage eingebunden


- Anlage: im Norden Königsaula +
Versammlungsraum, vermutlich Gericht im OG
des Torbaus in der Mitte
- Gang verbindet es mit Kirche
- 2 Angeschlossene Basiliken
- Rahmung des Eingangs mit geschütztem
Innenhof

Referenzen für „Aula Regia“ und orthogonales


System

Konstantinische Basilika Trier mit ähnlicher Art der


Blendarkaden und abschließender runder Apsis
(Konche) ->Ausrichtung, Form

Anlage der Pfalzkapelle als Anlehnung zu den


städtebaulichen Mustern der röm. Provinzstädte,
die aus den röm. Heerlagern (Castrum)
hervorgegangen sind, mit klarer Axialität und
Hierarchie der Achsen, die ein orthogonalen Rasters
erzeugen

30
1. Karolingische Renaissance

- Architektur als kulturelle Bedeutungsträgerin


- unter Karl den Großen: bestimmte Traditionen wiederaufleben lassen, die römische Zivilisation
aufleben lassen
- Wiederaufleben des Christentums, Ernennung des Christentums von Kaiser Konstantin zur offiziellen Religion
- Verbindung von antiker Zivilisation, Christentum in Verbindung mit Germanentum
->Machtposition von Karl dem Großen auch mit Hilfe der Architektur (vor allem der Aachener Pfalzkapelle)
-> daher Architektur kulturelle Bedeutungsträgerin, womit das Kulturelle auch politische Aussagen
beinhaltet,
->legitimierende Position des wichtigsten Herrschers des Mittelalters
->Pfalzen eingebunden in territoriales Netzwerk verfolgten Ziel das Herrschergebiet zu kontrollieren und zu
zivilisieren, missionieren und organisieren
- Zentralbau-Funktionen: Memorien/Martyrien (heilige Orte), Baptisterien (Taufkapellen), Mausoleen
(Grabmale)

- da das römische Reich zerfiel folgte Sehnsucht nach der verlorenen Kultur
- Krönung von Karl den Großen im Jahr 800 in Rom an Weihnachten
- Zentralität: rahmende Einfassung heiliger/bedeutender Orte

Referenzen der Pfalzkapelle

- Grabeskirche Jerusalem
->Versammlung
->an vielen Orten auf der Welt kopiert
-> Architektur rahmt den Ort (Schutzbau um bedeutsamen Ort)

31
- San Vitale, Ravenna:
->zentrales Oktogon, gefenstert
->Ausrichtung
->durchgesteckter Körper
->geschickte Durchdringungen

Paul Frankl zum „Aachener Meister“ (1926): (im Vergleich zur San Vitale)

Aachener Pfalzkapelle San Vitale


gut schlecht
aber er fühlt unsicher,
Vorzüglicher Techniker, liebt klare Mittelraum bietet nach allen
geometrische Figur, Aachener Seiten das gleiche Bild,
Meister denkt sicher, baut sicher, richtungslos, alle Richtungen
gleichwertig
Romantische Vorstellung des
Beherrscht Kreuzwölbung, Tonne Grabschützens ist falsch, da Grab
und Kuppel von Karl des Großen nicht in
Aachen ist
Einheit scheint nicht zu
Arbeitet solid
überzeugen
Robuster, derber in allen Stücken
seines Ausbaus
Unentschiedenheit sich
widersprechender
Raumrichtungen in Umgang und
Empore, im Mittelgebilde als
Entschiedene Empfindung für das
ganzem und den Annexen von
Sichdehnen des Raums
Chor und Westwerk, alles ist
geometrisch zusammengesetzt,
der Hauch warmen lebendigen
einheitlichen Empfindens fehlt

è Lebloses Stückwerk wie Collage von Elementen die keine lebendige Einheit bilden

32
2. Gebaute Evokationen
(Evokation=Erweckung von Vorstellungen oder Erlebnissen)

- St- Maria, Köln


->Aachener Säulengitter
->Überlagerungsdarstellung
->Emporensituation zum Westwerk, mit Blick auf den
Altar

- Essener Münster
->drei Seiten des Oktogons mit der dreifachen
Reproduktion des Aachener Säulengitters als Fragment
übernommen

- Doppelkirche Schwarzeidorf
->Position des Betrachters mit Blickbeziehungen
->Oktogonale Öffnungen

- Nikolauskapelle Nijmwegen
-> Paraphrase
-> Elemente einer gotischen Architektur
-> Oktogon und 16-Eck
-> Axialität einfacher als in Aachen
-> keine Aachener Säulengitter

33
- Ottmarsheim im Elsas:
->niedriger Bau mit zentralem Körper
->steigende Tonnen mit Kuppeldach
->Aachener Säulengitter mit romanischen Würfelkapitellen

- Stiftskirche St. Johannes, Lüttich


->Form der Pfalzkapelle und Münster
->Lichtverhältnisse
->gotische Choranlage
->in Formsprache des Barocks

- Kaiserschloss Posen
->Aachener Säulengitter (Zeichen der Herrschaft)
-> in der neoromanischen Architektur finden sich Fragmente
des Aachener Säulengitter
-> Zeichen des Herrschaftsanspruchs, Verbindung zu
Aachen (Aachen Krönungsort für deutsche Kaiser bis
weit ins 19. Jahrhundert)

-Theodor Fischer, Museum Wiesbaden


->Eingangshalle
->Oktogon
->Korrektur des Aachener Säulengitters

- Deutscher Pavillon, Argentinien im Jahr 1910


->Oktogon

34
3. Architekturcollage

->Entwerfen als Komponieren semantischer Stückwerke

- Transformation alter Vorbilder/Referenzen:


-> Stirling: Staatsgalerie Stuttgart Referenz auf Schinkels alte Staatsgalerie
-> Schinkel: Referenz auf Kuppel des Pantheons

Pfalzkapelle:

Symbolische Bedeutungen:
- Erinnerungsort
- Legitimierende Bedeutung
- Aufbau Europas
- Krönung von Kaisern
- Preisverleihungen heutzutage für Europabeiträge (Karlspreis)

Diese Bedeutungsstruktur trägt maßgeblich zur Architektur als ein System, von nicht nur operativen
Artefakten, sondern auch zu einem System von kulturellen symbolischen Bedeutungen bei.

35
Vorlesung 06:

Große Hagia Sophia,


Moschee, Konstantinope
Córdoba l

Ehemalig
e
Moschee,
Sevilla

36
VL. 06 ->Infrastruktur Glaubeninfrastrukturen
Systematik, Modularität, Gewölbebau Die Große Moschee und Kathedrale von
Córdoba

Wohnhaus Prophet Muhammad


- aus Hausmuster/Haus Muhammad in Medina,
- Ursprung des Hauses ist der Hof (54m x 54m)
- das was an Hof angeschlossen ist wird erweitert
- Mauer umfasst Anlage, eine Seite verschattet durch das Dach, Gebäude
richtet Betende aus
->dadurch entstehen Wohnräume an den Seiten

Omayyaden-Moschee in Damaskus
- linear, 3 Schiffe
- Hof, Umfriedung durch Mauer
- Verbindung von Frühchristlichen
Moscheen mit römischer Basilika
-Umdeutung und Umorientierung der
Basilika Richtung Mekka

Moscheebauten multifunktional:
Minaret-> von weitem sichtbar, Aufruf zu dem Glauben
Umfriedung-> Abgrenzung zu den Ungläubigen
Brunnen-> zentral zur Reinigung
Galerie-> umgebend
Hof-> teilweise als Garten genutzt
Liturgische Elemente:
Minbar-> Kanzel
Dikka-> Podium
Mihrab-> Gebetsnische Orientierung an Gebetswand (Qibla)
Leuchter/Lampen-> symbolisch

37
Große Moschee von Cordoba - ab 786
- dichte, römische Gründung, eine der größten Städte früher
- introvertierte Häuser aufgrund des Klimas
(Hofhäuser – arabisch)
- großer Maßstab: Moschee – Kleinteiligkeit: Häuser
- Moschee wie ausgeschnitten aus „Häusermeer“
- introvertiert, nach außen von Mauer abgegrenzt
- überdacht = introvertiert
- nach innen gerichtete Arkade zu begrüntem
Innenhof
- Moschee war NICHT nach Mekka ausgerichtet -> stattdessen nach Süden ausgerichtet

Architektur als Bioklimatische Vorrichtung:


- Bäume Kühlen Nordwind -> Luft gelangt dann in den geschlossenen
Bereich
-durch Öffnungen im Dach wird die warme Luft abgeführt
- geschlossenen, düsteren, dunklen Raum

- Eingangsbereich = Gründungsmoschee = Säulenwald


- 175m x 128m
- Qibla-Wand nicht Richtung Mekka ausgerichtet, sondern Richtung Süden
->von Omayyaden mitgebracht, Nachbildung der bedeutenden Moschee von Damaskus
- Sakralbau auf einem Podium -> von Umgebung abgesetzt

Umbau / Erweiterungen
Vergleich Aachener Münster der auch immer
erweitert wurde

- zuerst länglicher Bau bis 991


- Erweiterung/Spiegelung in die Breite
- Wasserreservoir sichert ab 991 die
Stadtbevölkerung, es ist zur Waschung vor dem
Gebet und als Geldeinnahme der Moschee
wichtig, vor allem für die Moschee als sozialer
Treffpunkt der Stadt

38
- Kanalsystem im Boden versorgt die Bäume, damals
Olivenbäume und heutzutage Orangenbäume
- Dachlandschaft mit Wasserrinnen zur Wasserspeicherung
- Aquädukt: Wasserführung im Raum zur Abkühlung

- Zwei Lesrichtungen eine Richtung durch Arkaden, andere


Richtung durch Tonnen aufgezeigt
- punktuelle Hervorhebung durch Lichtkuppeln
-Licht symbolisiert Gott, da er nicht dargestellt werden darf
(Sinnbild)
->“Gott ist das Licht von Himmel und Erde. Sein Licht ist einer
Nische zu vergleichen, mit einer Lampe darin.“

Vielpassbögen
- Überlagerung der Schichtung
- Raumgitter
- besonderen Raum inszenieren, rahmen

Gebetsnische
- einfache geometrische Mittel
- durch Schichtung, Überlagerung und Durchdringung entsteht
komplexes ornamentales Muster mit räumlicher Wirkung

39
Kathedrale von Cordoba
- Kuppelbasilika die eingepflanzt wurde in bestehende
Dachlandschaft und Säulenwald der Moschee
- Kontrast durch Helligkeit -> andere Atmosphäre
- Bruch trotzdem verhindern durch koordinierten Übergang
durch Übernahme der Metrik der Moschee
-> Renaissancearchitektur mit der Kuppel sehr eindeutig
->Kuppelbasilika

- Übergänge zwischen den doppelgeschossigen


Bögen und den Übergang zu den spätgotischen
Netzgewölben und doch die Leichtigkeit der
ursprünglichen Konstruktion der Moschee und die
wuchtigen Massen der neu eingestellten
Kathedrale, die ganz andere Spannweiten und somit
größere Kräfte aufnehmen muss, und somit größere
Dimensionen der tragenden Elemente bekommt.
->Kontrast leichte Gewölbe und schwere Wände

- In Mitte eine Reihe von Jochen, die ausgetauscht


wurden, sodass das Mittelschiff der Kirche eingebaut
werden konnte.
Zur rechten Seite wurden die Lasten auf Pfeilern der
bestehenden Moschee abgestützt.
Und an der linken Seite wurden neuen Pfeile
eingebaut, die in Form eins gotischen Strebewerks
den Bau von außen Abstützen.
->Verlust des durchgängigen Daches

Zerstörung? Oder Ergänzung?

->Vorsichtige Anpassung durch Übernahme der Metrik


-> nicht nur an Zerstörung interessiert, sondern vielmehr an Umdeutung und zeigen der
Überlegenheit

40
Weitere Beispiele:

Ehemalige Moschee von Sevilla, heutige Kathedrale von Sevilla


->Umdeutung des Minartes zum Kirchturm (Überlegenheit)

Links-> Minaret (Moschee)


Rechts-> erster Ausbau zum Glockenturm
Mitter-> aktuelle Version
-> weltweite Imitationen

Hagia Sophia, Konstantinopel

- als christliche Kirche konzipiert


-> als Abwandlung der römischen Kuppelbauten
->Schema einer Basilika
- Mitte des 15. Jahrhunderts umgewidmet zu einer Moschee im osmanischen Reich
-> wurde zum Grundmuster von Moscheebauten

Große Bauten von Sinan (großer Architekt des


Osmanischen Reiches)
-> 4 Minarete als Hoheitszeichen der neuen
Nutzung als Moschee
-> Modularität wie bei Hagia Sophia
-> Verständnis über Zusammenhang
zwischen Konstruktion und Räumlichkeit

Grundmuster des Gotteshauses hat sich immer wieder


mit anderen Bautypen gemischt, sodass es regionale
Unterschiede gibt.

41
Sakralbau in Deutschland
-> versteckt sich nicht
-> Schalenkonstruktion erinnert abstrakt an die
Schalen der Hagia Sophia
-> Wohnhaus des Propheten
-> unsichtbare Moscheen mit nur den wichtigsten
liturgischen Elementen

Moschee
-> kein Ort wo Gott präsent ist, also streng genommen kein Gotteshaus
Sondern Nachbildung in sterilisierter Form des Wohnhauses des Propheten so trägt es in diesem
Sinne die Qualitäten eines Profanbaus (Gebäude für weltliche Zwecke) in sich
->unsichtbare Moscheen

42
Vorlesung 07:

Pfalzkapell Klosterkirche
e , Corvey

St. Peter, St. Michael,


Rom Hildesheim

Abteikirche Speyrer Dom


, Fulda

43
VL 07 ->Metrik Elemente einer Synthese
St-Michael in Hildesheim und die Metrik
rhythmischer reihen in der Romantik
3 Anforderungen:

Operatives: auch die Klimamaschine,


Gebäude stört die Bewegung nicht
nur, sondern produziert auch noch
selbst etwas

Idealfall: alle 3 als Einheit erfüllt, ineinandergreifend, Harmonie

Kritik Frankl an Pfalzkapelle: „…alles ist geometrisch zusammengesetzt, der Hauch warmen lebendigen
einheitlichen Empfindens fehlt. Ist das die individuelle Schwäche des Meisters von Aachen oder ist das gemeinhin
karolingisch?“

Torhalle, Lorsch – um 800


- wenige Elemente:
- 3 Bögen, 2 Treppentürme zur Halle
- viel Ornament, Hintergrundmuster
- Blendarchitektur:
- keine schlüssige Konstruktion von außen zu sehen
- flächige Bogenarchitektur
- Säulen, Halbsäulen, Pilaster sind verhältnismäßig dünn
- 2 Geschosse durch ornamentalen Band getrennt
- aufwändige Fassadengestaltung, lediglich
Verkleidung, keine Harmonie und Einheit
- Collage, Ansammlung von bekannten Versatzstücken
->korinthisches Kapitell
->ionischen Pilaster sind sehr dünn im vergleich zu den unteren korinthischen
- drei Achsen mit drei Fenstern und drei Toröffnungen
- Mauern wirken wie eine Haut, da es durch die angeklebten Steinplatten leicht
wirkt

- früher Empfangsgebäude einer Klosteranlage mit Basilika


-> Karl der Große und Papst Verbündete
-> Territorium soll erschlossen werden
-> Wandernder Hof
->Klöster spielen große Rolle für die Erschließung

Kritik Frankl an Torhalle: „Die Haut spannt sich, die Säulen und Pilaster bauen, sie möchten
durchgreifen in die Mauertiefe, aber weil die Haut durchgeht, kleben sie nur dünn davor und
dies, obwohl das Plattenmuster auf die Aufstellung der Stützen Rücksicht nimmt. Es ist der
Konflikt von Struktur und Textur, der hier vorliegt und dem Gebäude den Anschein des
Hingehauchten gibt.“

44
Basiliken sind Umnutzungen (ein Bautypus der um 300
wieder aufgegriffen wurde) im Sinne einer Nutzung
durch die Christen in Rom (Beispiel St Peter Rom).
Bei konstantinischer Basilika ab 300 wird ein Profanbau
aufgenommen und zu einem Sakralbau umgenutzt.

St. Peter Rom – ab 320 j. e.

a.
• a. Turm h. i. g. f. d. c.
b.
• b. Paradies (Atrium)
• c. Kantharus (Reinigungsbrunnen)
• d. Narthex (Vorhalle)
• e. Langhaus (Haupt+Nebenschiffe) j. j.
• f. Versammlungsort (Gemeinde)
• g. Triumphbogen (Querhauswand)
• h. Confessio (unterird. Heiligengrab)
• i. Hauptaltar+Apsis (Presbyterium)
• j. Baptisterien, Kapellen

- 2 Achsen, lineare Hauptachse-> lineare Abfolge von liturgischen Orten

Raumaufbau:
a. Durchschreiten eines Torbaus/Vorhalle/Triumphbogen, Achse in städtischem Raum
- Erzengelverehrung- Symbolische Anrufung zum Schutz
-> wehrhafte Geste wie zum Beispiel auch bei dem Aachener Münster
- Turm als Markierung zum „Eintritt ins Paradies“ (Kampanile)
b. Atrium
- Paradies, vier Paradiesflüsse treffen sich in der Mitte im Brunnen
c. Reinigungsbrunnen,
- seelische und körperliche symbolische Reinigung, Verbindung mit Heiligtum
d. Vorhalle
- Schwellenraum zwischen Außenwelt und Heiligtum (Pultdach)
e. Langhaus mit 1 Haupt und 2 Nebenschiffen,
-Verbindung zwischen Gemeinde und Altar (als Wegraum inszeniert),
Versammlungsort für Gläubige
- für Getaufte zu betreten – Vergleich zu antikem Griechenland: nur Außerwählte
f. Triumphbogen, Querhauswand –
- Zäsur zwischen Gemeinde und Heiligtum

45
g. Heiliges Grab
- unterirdisch
h. Hauptaltar mit Apsis
i.: Baptisterien, Taufkapelle für neue Mitglieder
- nicht in Achse

Wegraum -> Linearität des Aufbaus mit bedeutsamer


Ausrichtung, Ost-West Ausrichtung
Erinnerung an eine Handlung, die Jesus mit
seinen Jüngern mal vollzogen haben soll

Vitruvs Basilika in Fanum


- Symmetrie
- Wohlempfinden durch Harmonie, Einheit und Proportionalität

46
1. Antithetische Gruppen
- Polarität des Weltlichen und Geistlichen in der Basilika
- weltliche und geistliche Polarität stehen sich gegenüber in Basilika:
Langhaus/Querschiff = T-Typ

- Abteikirche Fulda in einigen Elementen Versuch des Zitats der Alt


St. Peter Basilika
-> Querschiff als T-Typ
-> Abtrennung des Querschiffes mit eingestellten Säulen
-> Ausrichtung nach Westen
-> Bruch mit St. Peter= Eintritt über Seitenschiffe
-> da sich zwei Apsiden gegenüberstehen, die mit der Liturgie
zusammenhängen und auch den Abläufen in einer Abtei,
-> örtliche Trennung von Morgen und Abendandacht nach
Sonnenauf- und Untergang
-> Aus „Einbahnstraßensystem“ wird Polarität

- Klosterkirche in Corvey, Westwerk


-> Betonung des Westwerks als Gegenpol zum Altar
-> Wehrhafte Türme, polyvalenter Bau
-> Weltliche Herrscher können im Westwerk den Ritualen
beiwohnen

-> Vergleich Pfalzkapelle Aachen:


Axiale Blickbeziehungen vergleichbar mit Aachen

47
2. Baukasten-Prinzip
-> Massenkombination mit einfachen Formen

St. Michael in Hildesheim -1010 -1033


- Ausbildung zweier antithetischer Gruppen
- einfache Geometrie: Quader, Kegel, Zylinder
-> Baukasten-Prinzip
- keine Ornamentierung
- wenig Gesims, Vorsprünge

- 2 Vierungstürme gegenüberstehend
-> Polarität zwischen Weltlich und Geistlich
- gerades Mittelschiff verbindet Elemente
- plastische Ausbalancierung der zwei antithetischen Gruppen
-> Teilende Logik, die zu einer Metrik führt, die den begleitenden Säulen
einen Wechsel gibt von Säulen und Pfeilern, auf denen die Arkaden
aufgestützt sind
-> rhythmische Unterteilung

48
3. Quadratischer Schematismus & arithmetische Reihen

St. Michael in Hildesheim – 1010-1033


- Flankentürme rahmen Geviert
- Bestimmung Langhaus: 3x Grundmodul
- Pfeiler markieren das Modul
- Säulen im 1/3 Abstand
-> niedersächsischer Stützenwechsel a-b-b-a
(rheinischer Stützenwechsel a-b-a-b)
- 9 Ordnungen der Engel: 1+3+5=9
- Zahlen -> Harmonie

Arithmetische Reihen

Die 5 Platonischen Körper

49
4. Von der rhythmischen Reihe zum gebundenen System
oder die harmonische Durchflechtung des Bauwerks

Dom zu Speyer – 1106

- verlängerte Achse durch Stadt -> Stadt um Dom errichtet


- Vierung der Türme in 2 Gruppen

- spätere Bearbeitung, Aufschichtung, Rhythmisierung durch


Blendarchitektur
- Aufschichtung, Blendrahmen, außen und innen
- Verhältnismäßigkeit von Mittel- und Seitenschiff (1:2)

- rhythmische Reihung in beiden Schiffen


In Joche durch Gurtbögen
-> Zeltartige Zwischenräume
-> fast polyfones Gebilde
- Vertikale Segmentierung des Raums
- rheinischer Stützenwechsel (a-b-a-b)
Wand und Gewölbe bilden ein kontinuierliches
vertikales tektonisches System von Diensten
und Gurtbögen

50
Zitat Adolf Behne (1938): „Damit ergibt sich eine ganz neue Musizierung der langen Säulen- oder Pfeilerreihe:
die Stützen haben jetzt außer ihrem alten, vom hellenischen Tempel übernommenen gleichmäßigen Rhythmus
jede einen struktiven Sinn von verschiedener Wertigkeit! Es ergeben sich nun Obertöne und Untertöne. Das
Einschichtige der antiken Folge wird doppelschichtig – in der einen gleichen Ebene!“

1.Schritt Transformation der antiken und frühchristlichen, konstantinischen Basilika zu einer


neuen Architektur, die das Thema des Ausbalancierens der antithetischen Gruppen
herausbildet, wofür das Baukastenprinzip mit der modularen Koordinierung wichtig ist
2. Schritt Systematik der modularen Koordinierung über den quadratischen Schematismus und
die arithmetischen Reihen
3.Schritt Die unterschiedliche rhythmische Reihen müssen ineinandergreifen
-> polyfon Architekturkomposition, die vergleichsweise weit entfernt von der einfachen
Metrik der antiken Vorbilder ist

51
Vorlesung 08:

Kathedrale
von
Amiens /
Notre-
Dame von
Amiens

52
VL 08 -> Diaphanie Diaphane Strukturen der Gotik
Skelettkonstruktion und Lichtmystik in
Notre-Dame von Amiens

- Auf dem Weg hin zur Gotik: zunehmende Aufschichtung von Baukörpern, Gliederung der Baukörper,
rhythmischer Zusammenhang zwischen den Mittel- und Seitenschiffen, Vielgestaltige Architektur,
zunehmend komplexer
- Es ist die Zeit des Wohlstands noch vor den großen Krankheiten wie Pest ect.
- Kathedralen waren Bischofskirchen, aber auch Kirchen für die Bürger
-Form: Vielförmigkeit, Offenheit der Gesamtform, aufstrebender Impuls erkennbar, nur noch das
Dach ist als geschlossenes Bauelement zu erkennen, die Wände etc. lösen sich durch die vielen
Öffnungen fast auf
- Kritik: Fehlen einer geschlossenen Einheit (später aus der Renaissance zurückblickend auf das
Mittelalter. Renaissance eifert den Zielen der
Antike nach): Zitat von Giorgio Vasari

Violet le Duc 1849 – 1874


- Gotik Spezialist aus Frankreich
- idealtypische gotische Kathedrale
-> Offenheit der Gesamtform, Dach nur noch als geschlossene Fläche zu erkennen, Türme und Wände und
Öffnungen weit aufgelöst
-> Vertikaler Impuls verleiht Eindruck gewachsener Einheit

-> Kritik: Fehlen einer geschlossenen Einheitlichkeit (Giorgio Vasari 1511-1574)

„Durcheinander und als Unordnung bezeichnen kann. Zahllose Werke dieser Bauart verseuchen die
Welt. Ihre Portale zeigen unverhältnismäßig dünne Säulen, die zudem oft schraubenartig gedreht und
nie so kräftig ausgebildet sind, dass sie ein Gewicht, wie gering auch immer es sei, (glaubhaft) zu tragen
vermöchten. Dieser verfluchten Gestaltungsweise folgen auch jene vielen kleinen Gehäuse, von denen
die Gebäude nach allen Seiten und in jeder Partie über und über bedeckt sind: eines ist über das andere
gestaffelt und jeweils mit einer Vielzahl von Zierobelisken, Spitzen und Blättern ausgestattet. Erst recht
in solcher Verschachtelung besitzen diese in sich selbst labil wirkenden (…) (…) Gehäuse keinerlei
Standfestigkeit, und sie scheinen viel eher aus Papier, denn aus Stein oder Marmor gebildet. Allüberall
finden sich Vorsprünge, Knickungen, Konsolen und Rankengewinde, wodurch jedes Ebenmaß verloren
geht.“

-> Herausforderung: Koordinierung der Elemente zu einer Einheit

53
1. Verwachsene Gruppen
-> „Übergreifende Formen“ und „überschnittene Geschosse“

Kathedrale von Amiens/Notre-Dame von Amiens – ab 1220


- nicht nur Ausdruck der Macht der Kirche, sondern auch Ausdruck
des Stolzes des Bürgertums, das diese Kirche zum großen Teil
bezahlt hat

- 7 Türme
- relativer Wohlstand beeinflusste Baustil -> Gotik
- spätere Kritiker: monströs, unordentlich, willkürlich
- wirkt wie aus Papier -> Ebenmaß geht verloren
- organisch, überwältigende Massen an Deko/Blendarchitektur
- überschneidende Geschosse/Verschiebungen = unordentlich,
willkürlich
- Wachstum von Pflanzen nachgeahmt, verwachsen
-> Vertikalität Schlüssel zur Gesamtheit
- Gruppen: in horizontalen und vertikalen Achsen
-> Einheit entsteht
- 3 vertikale Achsen: 2 Türme + Mittelschiff
- 3 horizontale Zonen: in kleine Elemente unterteilt
- Tympanon erzählt Geschichte aus Bibel
- komplexe Formen mit einfachen Mitteln bspw. mit Zirkel geplant
- Rosenfenster meistens mittig in Fassade, hier nach oben versetzt
- Architekten in Bodenmuster verewigt (Labyrinth)
- hierarchische Gruppierung von Elementen (nicht gleich, nicht einheitlich wie Gebäude aus VL 07)
- Bauglieder enden in Schlussstein (über Rippen = Stützen)
- Ableitung von Kräften = Arbeitsweise des Skelettes
- aufsteigende Kraftlinien, Netzte enden im Knoten = Schlussstein

Gliederung durch Achsen vertikal und horizontal:

54
Gruppierung der einzelnen Elemente:

Dreiportalanlage

-> Trichterwirkung
-> Rahmung des Eingangs durch Inszenierung
des Eintretens
-> Belehrung über Inhalte der Bibel
-> Architektur als Informationsquelle
(Ablösung durch Buchdruck)

Rosengeschoss

-> Über Eingangszone Königsgalerie


-> weltliche Thematik

-> Unter Königsgalerie ist Maßwerkgalerie


-> Gitterwerk aus Stein = Maßwerk
-> mit einfachen Zirkelschlägen konstruierbar

-> Rosenfenster
-> meist mittig, hier nur etwas nach oben gerutscht
-> gerahmt durch Türme

55
Turmgeschoss

-> Wimberg, Krabben-< Ziergiebel


-> Ornamente des pflanzlichen Wachstums
-> Eindruck des gewachsenen und vertikalen Impulses

-> Spitzer Tabernakel zum Schutz einer Heiligkeit


-> Spitzer Abschluss mit Kreuzblume

-> Eindruck der Vertikalität, vertikaler Impuls, Auflösung der Schwere am Boden hin zu dieser
himmelwärts aufstrebenden und sich dabei zunehmend aufgliedernden Architektur
-> Hierarchische Ordnung
-> Organisiertes komplexes Gebilde

2. Diaphane Wandstruktur
-> Stoffliche Ausdünnung, Raumhaltigkeit und Transluzenz

-Vertikalität der durchlaufenden Achsen


- Achsen, Zonen auch Innen: Pfeilerarkade,
Scheinempore, Hochschiffwand
- Kreuzrippengewölbe zusammengesetzt aus 2
Rippenbögen
- Dachstuhl aus Holz, wie Baumäste
- Aufschichtung, Auflösung der Wände
- Abgeben der tragenden Funktionen an das struktive Kontinuum des Skelettbaus

56
3. Struktives Kontinuum
-> elastischer Skelettbau und aufstrebender Impuls

- Elemente des Skeletts können gruppiert werden


- lineare Abfolge mit ununterbrochenem Verlauf
der Kräfte (wie z.B. in der Vorstellung Violet le
Ducs Vorstellung der Urhütte)
- Gewölbedimension:
42,5m -> Dimensionen des Innenraums sehr
ähnlich wie Pantheon in Rom

-> reales Tragverhalten: Rippen statisch nicht wirksam,


wurden eher als selbsttragende Abdeckleisten eingesetzt
bzw. wirken als selbsttragende Abdeckleisten

-> Struktives Kontinuum geht über in das


sogenannte gotische Strebewerk
-> Ableiten der Schubkräfte der Gewölbe

-> Dachstuhl aus Eichenstämmen


-> leichte Überdachung

-> experimentelles Strebewerk, daher


mussten spanische Eisen als Zugbänder
eingesetzt werden, um Verschiebungen zu
verhindern
-> stützt wie temporäre Kulissenwand
-> Skelettkonstruktion, die von außen
gestützte Kulisse herstellt, die zu einer
durchscheinenden Hülle wird im Dienste
einer mystischen Atmosphäre im Inneren,
die religiöse Inhalte vermittelt

Innenraumatomsphäre
-> geprägt durch buntes Licht der Fenster
-> besondere mystische Atmosphäre im
Inneren

57
4. Diaphane Raumstruktur
-> durchscheinende Hülle und mystische Atmosphäre

- ungleichmäßiger Raum, offener Raum, durchlässig


-> düstere Bereiche und helle/Tageslicht-getauchte
Bereich
-> Atmosphäre = eintauchen in Religiosität
- Einsehbarkeit von Abläufen
-> Transsubstantiationslehre
-> Verwandlung der Substanzen bei der
Gabenbereitung
-> Zeigen der Gaben -> Elevation
-Diaphane -> Architektur im Inneren als große
Monstranz

Elastisches Kompositionselement:

Traveensystem ermöglicht Durchlässigkeit, da keinen quadratischen Flächen nötig sind, sodass die Gestaltung
freier erfolgen kann.

Notre-Dame von Amiens als „Tempel des ewigen Lichts“

-> mystische Erfahrung / Atmosphäre die gesucht wird, aber gleichzeitig auch eine an Rationalität grenzende
Entwicklung der Konstruktion
Polarität zwischen Mystik und Rationalität

Kritik von Viollet-le-Duc (1868):


- Prinzipien: Gleichgewicht, Ausgleich der Schubkräfte durch Druckkräfte, Stabilität durch aufliegende Gewichte,
die die verschiedenen schrägen Kraftlinien in vertikal Lastende verwandeln, als Folge davon
Reduktion des Querschnittes der Stützen
-> struktives Kontinuum
- Effizienz des Ressourceneisatzes
- Architektur ist funktionell, um Bedürfnisse der Menschen zu erfüllen
-> Tradition gebrochen

58
Vorlesung 09:

St. Gallen
Kloster Kloster
Maulbronn

Abtei Santa Croce,


Monte Florenz
Cassino

Abtei von Dominikanerklost


Cluny er Santa Maria
Novella, Florenz

Zisterziens
er

59
VL. 09 -> Klosterplan Vom Leben im Regelwerk
Der St. Galler Klosterplan und die Ordens-
und Bautypen der vita contemplativa

L’Espirit Noveau, Le Corbusier – 1921


- Zeitung von Le Corbusier
- Vergleich moderne Technik mit Pantenon
- kritisiert akademische Architekten
-> Schönheit der Maschinen erkennen und
neue Architektur entwickeln

Immeuble Villa, Le Corbusier - 1922


- zweigeschossige Wohnungen mit Loggien, hängende
Gärten
- Elemente/Baukastenprinzip

- Analogie zu Dampfer -> Decks, Railings


- private Zellen <-> gemeinschaftliche Räume

Leben in der Gemeinschaft


->Zusammenspiel von Gemeinschaft und
Individualität

- antikes Vorbild: Certosa di Galluzzo


(14. Jahrhundert)

60
Kloster St. Gallen – um 820
- idealtypische Anordnung eines benediktinischen Klosters
im Grundriss
- wie ein Schaltplan einer Maschine, laut Le Corbusier
- Schematismus: 1 Gebäude = 1 Funktion, Funktionen haben
eigene Gebäude
- Unterscheidung der Funktion durch Materialität
- keine überflüssigen Elemente, alles hat eine Aufgabe und
Funktion
- Benutzung mit Nachbargebäuden korrespondiert: effizient,
da kurze Wege

- 4 große Bereich:
a. inneres Kloster (Klausur)
b. äußeres Kloster
c. Reihe von öffentlichen Gebäuden
d. Wirtschaftsbereich/Versorgung

a. inneres Kloster

Kirche:
- Mitte der Anlage
- 2 Elemente: Kirche und im Süden ein Kreuzgang/Hof
- Ost und West (Morgenmesse/Abendandacht) als
Gegenstück mit Verbindungsstück
- innere Landschaft mit Elementen / Altären

Kreuzgang:
- stufenweise Abtrennung von außen
- Trennung vom weltlichen und geistlichen Leben
- eine umfriedete Welt / Bereich
-> Mönche für sich
-Kontakte nach außen einschränken
-> Sprechraum als Zugang zur Außenwelt
- Garten als Anlage der Besinnung (Paradiesgarten) -> 4
Wege zum Brunnen in der Mitte = Symbol für die 4
Paradiesströme
- Schlafsaal -> Gemeinschaftliches Leben ->
benediktinisches Leben

- konstantinische Basilika (3-Schiffig)

b. äußeres Kloster

- Aufdopplung von a.
- Mitte mit Achse
- Aufspaltung in 2 Kreuzgänge
- Funktionen, die unmittelbar klösterlich waren, aber außerhalb des inneren Klosters
sein
mussten
- Südlich: Krankenpflege, Ausbildung, Nachwuchs, Friedhof
- Nördlich: Schwerkranke, Aderlässe, Gärten mit Heilkräuter

61
c. öffentliche Gebäude

- Gäste durften nicht am klösterlichen Leben teilnehmen


-> Trennung
- Haus des Abtes (Abt = auch politische Stellung), Haus für
hochrangige Gäste

d. Wirtschaftsbereich/Versorgung

- größter Bereich
- Tiere, Werkstätte, Brauereien, Obstgarten
- Verarbeitung von bspw. Fleisch
- autark, eigenständig

-> ineffizient
-> schlechte, arme Vorstellung was eine Stadt ausmacht
-> Vorstufe zu einem architektonischen Entwurf
-> eher Aufstellung/ schematische Darstellung der Nutzeinheiten die es bedarf

1. Kontemplative Orden (Gemeinschaftsleben)

-> Benediktiner und Cluniazensische Reform

Benedikt von Nursia (480 – 543)


- stellte 73 Kapitel auf
-> ortsgebunden
-> Verbindung körperlicher und geistlicher Arbeit
-> strenge Taktung des Alltags

Abtei Monte Cassino – 529, um 1100 neu erbaut


- durch Zerstörung Ende des 6. Jh. mussten sie fliehen
und Ideen wurden in die Welt getragen
- Verhältnis geistiges/normales Leben von Benedikt
vorgeschrieben – bei Bau von Klöstern berücksichtigt
- Ungleichgewicht -> ab 1150 verlassen viele die
Anlage -> Reform
- Klöster scheiterten oft finanziell

Abtei von Cluny -910


- Verschiedene Funktionen in einem Gebäudetrakt
zusammengefasst
- Kapitelsaal kam dazu, der der Versammlung dient, dort wurden
die Regeln den heiligen Benedikt vorgelesen
- Mönche werden umsorgt von Dienerschaft, Ablösung der
Weltlichen Aufgaben, nur noch geistliche Aufgaben
-> Gleichgewicht von Benedikt verloren

62
Zisterzienser
Bernhard von Clairvaux (1091 – 1153)
-> 4 Ideale: Filiation, Weltflucht, Armut,
Ordnungsstreben

Kloster Maulbronn
- Nähe zu Wasserläufen, Abgeschiedenheit
- kein Bauschmuck, flach gedeckte Räume
- gerader Querabschluss, Steine sichtig
- Laienkloster/Mönchskloster – Unterteilung
- unterirdische Wasserversorgung

2. Einsiedlerorden (Isolation)

Kartäuser
Heiliger Bruno von Köln – 1032 – 1101
- 1084 große Kartause, Grenoble
- keine großen gemeinsamen Säle
- kleines Wirtschaftsteil
- Trennung öffentliches/klösterliches Leben

63
3. Prediger und Bettelorden (Hinwendung zur Stadt)

Franziskaner und Dominikaner – 13. Jh.


- bewusste Entscheidung zur Hinwendung zu Menschen

Heiliger Franz von Assisi (1182 – 1226)


- Wanderprediger, gehen auf Leute zu, bspw. durch Krankenpflege
- nicht wirtschaftend - brauchen keine Spenden
- Leben in Armut

Santa Croce, Florenz – ab 1226


- bauen nicht selbst, benutzen bestehende Gebäude
- Kloster am öffentlichen Platz
- keine harte Grenze zwischen öffentlichem/klösterlichem Leben
- durchlässig, offen, Schmuckfassade

Dominikanerkloster Santa Maria Novella, Florenz – ab 1221


- Langhaus geostet, Erweiterung der Vorgängerkirche
-> Langhaus wurde zu Kreuzgang
-> Ostung aufgegeben -> Nord/ Süd Ausrichtung zum
öffentlichen Platz
- Hinwendung zum Öffentlichen aber Abstufung der
Räumlichkeiten
- Zusammenhang von verschiedenen Lebensführungen
- durch architektonische Vorrichtungen vorgelegt,
Lebensentwürfe beeinflussen Architektur
- Fassade von Leon Battista Alberti um 1470

64
Fassade von Leon Battista Alberti um 1470

Anordnung, Komposition des Musters


-Klares Absetzen von Figuren, dunkle Wände und Rahmungen
-Viele Formen aus dem Kanon der klassischen Antike: Halbsäulen, Pilastern,
-Rundbögen, Giebeln
-So kombiniert, dass sich einzelne Gruppen ergeben
-Gesamtform im Quadrat eingelassen, Quadrat wiederkehrendes kompositorische
Element; in sich ruhende Form
-Gruppenbildungen auf Grundlage des Quadrates, verschiedene Lesearten
-Zweiteilung in Geschosse, 3 große Achsen -> Basilika-Bau
-Mittelschiff Höher als Seitenschiffe
-Antikisierende Gestaltung der Kirchenfassade (Alberti)
-> Form eines Triumphbogens mit Tempelfront und Giebel und 4 Pilastern
-Repräsentationsformeln

Hin zur Öffentlichkeit


-Platz für große Gruppen
-Hinwendung der Bettelorden
-Krankenpflege
-Keine strikte Trennung von Klausur und dem äußeren Kloster
-Ausrichtung zu Öffentlichen Raum

-> Es entsteht eine Wechselwirkung zwischen der Lebensführung (die in einem Regelwerk
festgeschrieben ist) und der Architektur. Diese Lebensentwürfe bestimmen die Eigenschaften
dieser Architektur, auch auf symbolischer Ebene. Doch diese architektonischen
Vorrichtungen ermöglichen erst diese Lebensführung.

65
Vorlesung 10:

Sant‘ Santa
Andrea, Maria
Mantua der
Flore,
Floren
z

San Neu
Francesco Sankt
, Rimini Peter,
Rom

66
VL. 10 ->Disegno Lob der Mitte
Zentralbaugedanken in Architektur- und
Idealstadtentwürfen des Humanismus

Disegno-> Zeichnung, Art des Entwerfens nach konzeptionellem, intellektuellem Entwerfen des
Architekten, der sich von dem handwerklich geprägten Bauleiter abheben will, Künstlerarchitekt

1. Tempelfronten und Triumphbögen


Sant‘Andrea, Mantua – 1470

a. Tempelfront, nicht gestapelt, sondern geschichtet


- rahmendes Motiv in Vordergrund
- Pilaster
- „stützende Elemente“ sind nur Deko
- Kolossalordnung – Pilaster über mehrere
Geschosse
b. Motiv: Triumphbogen
- Tiefe -> Schichtung
- 3 Achsen
- Seitenschiffe als Nischen, nicht durchlaufend
- offene und geschlossene Elemente = Rhythmus
- Kassettierung des Tonnengewölbes
- Vierungskuppel markiert hellste Stelle
-> Prozessionsweg richtig Hauptachse
-Hybrid von Zentralbau und Basilika,
->d.h. Längs und Zentralbau zusammengefügt
-> Kuppelbasilika = Wandpfeilerbasilika mit Vierungskuppel

San Francesco, Rimini – 1446


- Auftraggeber ist bekannter Söldner
- Ummantelung mit Marmor – Mausoleum
– Triumph über Tod (Triumphbogen)
- 3 Achsen, Dreischiffigkeit
- sehr Schmuckhaft – reich
- solider Sockel -> vergleichbar mit Podium-tempel
-nahezu Textil wirkendes „Tau“
-pflanzliche Motive
- Elefanten als Wappentier
-Abgebrochener Bau

-Ehemals vermutlich geplant als Hybrid aus Zentral und


Kuppelbau

67
2. Kuppelbasiliken und Zentralbauten

Santa Maria del Fiore, Florenz – ab 1296


- mächtige Pfeiler, horizontale Teilung
- schwere Ausführung der einzelnen Elemente des
umführenden Gesimses
- Skeletthaftigkeit, nicht ausgefüllte Räume
-> trotz Segmentierung der kuppelähnlichen Räume
- Giorgio Vasari beteiligt bei den Kuppelfresken
- Betonung des Kuppelraumes mit seinen
Zentralbaueigenschaften

Sich absetzen von der Gotik, Wunsch etwas Neues auf der
Antike Basierendes, vom Formenkanon der Antike, die sich
absetzt von den fremden Einflüssen von den Germanen zu
schaffen (Giorgio Vasari)

Kuppel von Filippo Brunelleschi


- Nach Pestepidemie, bestehenden Bau erweitern,
mächtige Repräsentationarchitektur, die “Skyline” von
Florenz bereichert
- Spannweite der Kuppel soll größer sein als die des
Pantheons
- Schicht für Schicht mithilfe von Druckringen aufgebaut
- 2 Schalen
-> Außen: Wetterschutz und sichtbare Form
-> Innen: statische Konstruktion
- Hohlräume in Kuppel, um Gewicht zu reduzieren
-> weniger Schubkräfte
- nach oben hin leichtere Steine zur Gewichtsreduzierung
- Zugbänder zur Stabilisierung

Alberti: „Die Ärzte haben an den Körpern der Lebewesen bemerkt, dass die Natur ihr Werk derart zu
vollenden pflegt, dass sie niemals einen Knochen vom anderen irgendwie abgesondert oder getrennt
haben will. So wollen auch wir Gerippe mit Gerippe vereinen und mit Sehnen und Verbindungen aufs
schönste Befestigen, so dass die Rippen eine zusammenhängende Reihe bilden, durch welche allein
auch wenn alles andere fehlt, das Werk vollkommen auf seinen eigenen Gliedern und seiner
Standfestigkeit bestehen.
Bei jeder Wölbung schließlich, sei sie wie sie wolle, werden wir die Natur nachahmen, welche Knochen
an Knochen fügte, als auch das Fleisch selbst mit Äderchen durchzog, die sich nach allen Richtungen
verzweigen, in die Länge, in die Breite, in die Tiefe und in die Quere. Dieses Kunstwerk der Natur, meine
ich, sollen wir auch bei Vermauern der Steine zu Wölbungen nachahmen.“

68
Pantheon Rom Kuppel Florenz

-Prinzipien aus der Antike transformiert (wieder wirksam gemacht)


-trotz Abgrenzung zur Gotik wurde vieles im Sinne der Gotik fortgeführt (z.B. das erhöhte Profil)
-> sodass es keineswegs einen Bruch darstellt, sondern vielmehr eine Verbindung der konstruktiven
Logik der Gotik mit dem Wissen der Funktionsweise der antiken Bauten, die mit dem Zuge des
Humanismus wiederentdeckt wurden

Neu Sankt Peter, Rom – ab 1506


- Zentralbau auf Basis einer Basilika
- nach griechischem Kreuz
- Anreihung von Achsen, symmetrisch

- nach Bramantes Tod wird der Entwurf abgewandelt


- Michelangelo macht einen Kompositbau aus dem Entwurf
und betont eine Achse und entwickelt eine Hauptfront mit
Treppenanlage
- Hybrid von Zentralbau und Basilika

- ähnlich wie Brunelleschis Kuppel


-> nach außen sichtbar Kippen
-> 2 Schalen
-> Verbindende Bänder
- Fortführung der Erfahrungen von Florenz

69
3. Disegno und Szenographisches Entwerfen

->Neuartige Form des Zeichnens von Architekturentwürfen


Es geht nun nicht nur um die Kombinatorik von antiken Motiven (wie z.B. Tempelfront, Triumphbögen)
und um typologische Transformationen und Hybridisierungen zwischen Zentral-/ Linksbau der Basilika,
sondern es wird ein 3. Element hinzugefügt.

3.Element
-> Vorwegnahme der entworfenen Realität mithilfe von perspektivischer Darstellung

Filippo Brunelleschi
- Erfinder der perspektivischen Darstellung, in Malerei
verwendet
- Hebewerkzeuge für Bau von Kuppel in Florenz entwickelt
- perspektivische Bemalung von Tonnen nur aus einem
Blickwinkel erkennbar

4. Humanismus und Anthropozentrismus

Im Humanismus und in der Renaissance geht es um Proportion und um ein in sich ruhendes Ideal des
Maßes
-der goldene Schnitt und griechischen Idealmensch entwickelte sich

Vitruv -> Bauender, Berufsethik des Bauenden, hoher ethischer Standard

Alberti -> Gelehrsamkeit bei der Konzeption von Bauten, aber er setzt sich deutlich ab von der
handwerklichen Umsetzung
-> humanistischer Gelehrter und Intellektueller
-> Bewunderung für Brunelleschi
-> Selbstverständnis des Architekten, nichtmehr als Handwerker, sondern als Edelman der
entwirft und die Umsetzung von anderen ausgeführt wird

Michelangelo -> Universalgelehrter


-> Auftraggeber Papst
-> Genie seiner Zeit

Leonardo da Vinci -> Aufgreifen von Vitruvs Ideen


-> Erforschung der Mitte
-> harmonische Proportion

70
4. Tugendvolle Ordnung

Ideal- und Planstädte als Bühnen und Bastionärbefestigungen

Szenografie :

71
Vorlesung 11:

Rathaus, Villa
Vicenza Farnesina,
Rom

Palazzo Villa
Valmarana, Medici,
Vicenza Cafaggiolo

Palazzo Villa
Medici, Badoer,
Florenz Fratta
Polesine

Palazzo Villa
Strozzi, Medici,
Florenz Fiesole

Palazzo Villa
Rucellai, Rotonda,
Florenz Vicenza

Palazzo
Farnese,
Rom

72
VL. 11 ->Ordnung Elastische, widersprüchliche
und sinnliche Ordnung
Palladios Herrschaftsarchitekturen für Stadt
und Land
Begriff der Komposition in der Renaissance als zentraler Begriff:

->vollkommene Proportion: Kreis, Quadrat, einfache Geometrien -> in sich ruhend und vollkommen

Wissenssystem :

Bauwerken die von


Konzeption von
Leon Battista Alberti – 1404 - 1472
→ ,

anderen ( Experten auf ihrem Gebiet )


- wissensdurstiger Gelehrter werden
- Maler, Architekt, Handwerker umgesetzt
- „nur“ Fassadengestalter humanistische
Palladio erhält
T
Bildung
Andrea Palladio – 1508 - 1580
von
Giangiorgio
- Steinmetz, Bildhauer, später Architekt, Humanist, Gelehrter, Autor
- 4 Bücher der Architektur 1570
- antike Beispiele auf zeitgenössische Architektur anwenden

Gian Giorgio Trissino – 1478 - 1550


- Humanist
- „Palladio“ 1536 als Begriff für Villa
- fördert Andrea Palladio, bildet ihn weiter und nimmt ihn auf Romreisen mit

Rathaus, Vicenza – 1549 - 1617


- Spätgotisches Bauwerk mit Loggia ummanteln
- Elemente aus griechischen/römischen Antike
-> klassische Formensprache
- Überspielen der Unregelmäßigkeit des spätgotischen Baus
->elastische Ordnung
-> mit Palladio-Motiv
- Arkade von Rundbögen -> Rhythmus
- elastische Ordnung, da Rhythmus nicht gleichmäßig ist
- seitliche Felder sind gestaucht

-> durch Bücher bekannt geworden

73
1. Palazzi
-> Palladios urbane Herrschaftsarchitekturen

Palazzo Valmarana, Vicenza – ab 1566


- von Andrea Palladio
- für Familie des Grafen -> repräsentative Fassade
- Fassade fasst 2 Häuser einheitlich zusammen
- Kolossalordnung: Pilaster über 2 Stockwerke
- Tiefenschichtung der Fassade in wenigen Zentimeter
- Aufbau: a. Sockelgeschoss mit Rustika-Quadern,
Füße der Pilaster, Kranzgesims oberhalb
b. Schicht hinter Pilaster: horizontale
Teilungen mit Gesimsbändern ->
Geschossigkeit wird sichtbar
c. Ecke im OG anders, Pilaster mit Statue
ersetzt, Geschoss wird hervorgehoben,
Abschluss verdeutlicht
- Ordnung kombiniert, nicht nur gestapelt
- Abstufung der Privatheit nicht auf horizontaler Achse, sondern vertikal

Palazzo Medici, Florenz – ab 1444


- von Michelozzo di Bartolomeo
- Wehrhaftigkeit, Machtausdruck der damaligen Bankiers
- Fassade wird feiner über Stockwerke nach oben
- klare horizontale Gliederung der Geschosse
- unten geschäftlich, oben private Wohnungen
- Abstufung nach Geschossen
- unten grob oben glatt
- introvertierter Bau mit Innenhof
- Sitzbank für die Bittsteller

Palazzo Strozzi, Florenz – 1489 - 1536


- von Benedetto de Maiano/Cronaca
- gleicher Fassadenaufbau wie Palazzo Medici
- weit ausladendes Gesims
- politische Wirkung

74
Palazzo Rucellai, Florenz – ab 1453
- von Leon Battista Alberti
- gemauerte Ausfachungen
-> Skelett mit Pilastern
- keine Wehrhafte Haltung des Gebäudes
-> kein Bossenmauerwerk, sondern glattere Steine
- unterschiedliche Säulen
-> Aufbau wie bei Palazzo Medici & Strozzi
-> Hierarchie

Palazzo Farnese, Rom – 1534 - 1589


- von Sangallo, Michelangelo und della Porta
- zusammengesetzte „Tempelchen“
- Rhythmus durch Abwechslung der „Tempelchen“

Villa Farnesina, Rom – 1508 – 1510


- von Baldessare Peruzzi
- gegenüber von Palazzo Farnese, auf anderer Flussseite
- die beiden Gebäude ergänzen sich

75
2. Villegiatura
-> Villen nach Art und Maß der Ablösung von der Stadt in unterschiedliche Typen aufteilen

a. Kastellvilla

Villa Medici, Cafaggiolo – 1443 - 1452


- von Michelozzo di Bartolomeo
- mittelalterliche Herkunft der Familie im Bau aufgezeigt
- Wehrhaft
- dennoch wie ein Stadtpalast aufgebaut, introvertiert, nach innen
gerichtet
- Tor im Eingangsbereich des Grundstücks von 1485
- Gelände umfriedet

b. Villa Rustica

Villa Badoer, Fratta Polesine – 1556 - 1563


- von Andrea Palladio
- für urbane, kulturelle Elite, die sich dennoch mit Landwirtschaft
befassen
- Vorbilder aus Antike für den Bau
- Stadtflucht, Hinwendung zum städtischen Leben
-> Handel, Wirtschaft
- Tempelfront
- Hauptgebäude erhöht, Aussichtspunkt

c. Villa Suburbana

Villa Medici, Fiesole – 1458 - 1463


- von Michelozzo Michelozzi
- direkt in Verbindung mit einer Siedlung/Stadt
- gleichzeitig Verbindung mit Grünem, Landwirtschaft
-> Nähe zu beiden
- Aussicht auf die Landschaft
- Terrassierung des Baus aufgrund der Aussicht
- Haupthaus ganz oben

76
Villa Rotonda, Vicenza – 1566 - 1570
- frei, entkoppelt von Landwirtschaft
- öffnet sich zu allen 4 Himmelsrichtungen
- erhöht, auf Podest/Podium, als privilegierter Aussichtspunkt
- Komposition von Quadraten
-> offene Raummatrix/offenes System von verbundenen
Räumen, keine trennenden Flure
- Tempelvilla -> Zentralbau mit Mittelsaal und Kuppel
- Kompositionsmöglichkeiten:
- 2 Hauptachsen
- Raster mit einheitlichen Modulen
- Quadrate und Kreise
- Proportionen mit ganzzahligen Maßen

3. Villen-Mathematik
-> Ideal und Sinnlichkeit von Palladios „elastischen“ Proportionen

Collin Rowe
- Villen von Palladio und Le Corbusier (Villa Stein) weisen ähnliche mathematische Muster auf
- sie sind anders als das humanistische Ideal mit 3x3 Feldern, nämlich 3x5 Felder
- elastisch in die Länge gezogen
- Elemente aus alten Kompositionssystemen, die weiterentwickelt werden können

77
78
VL .12 ->Raumgeometrie Schwünge, Zellen, Schalen
Raumgeometrien des Barocks

1. Raumschwünge (Borromini)

San Carlo alle Quattro Fontane – ab 1635


- von Francesco Borromini (auch am Peters Dom
beteiligt)
- eingebunden in Umwandlung/Stadterneuerung Roms,
nicht als eigenständiger Bau isoliert
-> neue Achsen in der Stadt werden geschaffen,
Straßenbrüche
-> neue „Bühnen“ für Blickachsen
-> Wasserversorgung wiederaktiviert, teils mithilfe von
antiken römischen Bauten
- Brunnen an allen 4 Ecken der Kreuzung
- Fassade komplex mit Konkaven und Konvexe,
geschwungen -> Fassade nachträglich angebracht

- Aufbau:
a. Kreuzgang 1635 – 1636
b. Kirche 1638 – 1641
c. Fassade 1665 – 1667
- Kombination aus Längs- und Zentralbau -> oval/Ellipse

- Komposition aus einfachen geometrischen Formen


-> nicht nur im GR sondern auch vertikal
- orthogonales Achsenkreuz
-> 2 gleichseitige Dreiecke pro Gebäudehälfte bilden
eine Raute
-> in der Raute sind 2 Kreise, die eine Ellipse ergeben
- Umriss der Ellipse ergibt inneres Rechteck, das mit
einem äußeren Rechteck den Bereich für die Stützen
bildet
- nichts dem Zufall überlassen bei Komposition, immer
mit bestimmten Orten geometrisches System konstruiert

79
Palazzo Spada, Rom – ab 1635
- von Francesco Borromini
- perspektivische Inszenierung
- Raum wird nach hinten kleiner
- Beweis von Wisse über Mathematik und Geometrie

-> Borromini und Bernini verfeindete Konkurrenten

Scala Regia, Vatikan – 1663 – 1666


- von Gian Lorenzo Bernini
- ähnliche perspektivische Verzerrung wie Palazzo Spada
- Machtposition des Papstes wird inszeniert
-> Figur auf dem Podest wirkt deutlich größer für Entgegenkommende
-> Figur wird als dunkle Gestalt im Gegenlicht inszeniert

2. Raumzellen (Guarini)

San Lorenzo, Turin – ab 1668


- von Guarino Guarini
- nach außen schlicht, verrät nichts über das Innere
- überraschende Raumerfahrung
- Rippenkuppel
- Raumschichten als Aufbau, additive Komposition von
Raumzellen
- Kreise und Ellipsen bestimmen GR
-> auch als Körper/Räume erfahrbar (Gegensatz zu San
Carlo alle Fontane)
-> Zellen verschmelzen nicht, durchdringen sich lediglich
(Gegensatz zu San Carlo alle Fontane)
- mathematischer Raum, wachsen durch modulare Zellen
- nach Raster entworfen -> endlos ausgedehntes Raster
- inspiriert durch die große Moschee von Cordoba
(Säulenwald)
-> und Rippenkuppel von Erweiterung von Cordoba

80
3. Raumschalen (Neumann)

Dreifaltigkeitskirche, Kappel – 1685 - 1689


- von Georg Dientzenhofer
- geometrisches Muster
- gleichseitiges Dreieck als Grundelement
-> Dreifaltigkeit
- additive Struktur durch Raumzellen
- weitere Elemente angedockt, bspw. Kuppel

Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, Franken


- 1743 - 1772
- von Balthasar Neumann
- Rahmung eines Ortes
- von außen wie eine Basilika: Längsbau, Zweiturmfassade
- innen jedoch besonders, bspw. Altar mittig
- Komposition von Längs- und Zentralbau
- Entkopplung: inneren Schale <-> äußere Mauer
- Abfolge von Raumzellen
-> Leichtigkeit des Innenraums

81
VL. 13 ->Japan Modulare Schichtungen
Die Villa Katsura und das traditionelle
japanischen Wohnhaus

Bruno Taut – Houses and People of Japan - 1936


- nicht alle Menschen sind gleich
- Unterschied nach Region, kultureller Relativismus

- Sozialwohnungsbau der 20er Jahre


- Flucht wegen NS-Zeit nach Japan

1. Villa Katsura

Villa Katsura, Kyoto


- groß, einfach, klar
- ergibt mit Garten ein Gesamtkunstwerk
- der Weg zum Gebäude „bereitet“ den Besucher vor, mit rahmenden
Blicken in Abzweigungen entlang des Weges
Teehaus:
- große Halle im Empfangsbereich – herzhafter Empfang als Kontrast zum
Weg
- Lehmwände, Holzpfosten, sichtbare Holzdecke
- Ornamente: Sachbrettmuster, sonst schlicht
- „Bauernhaus“ als Kontrast zum Palast
Palast:
- Mondterrasse: Podest für Wartende am Haus angeschlossen
-> gehört sowohl zum Haus als auch zur Natur
-> gestuft, gewachsen in die Landschaft
- nicht gekünstelt (wie Barock usw.), erinnert an schlichte Moderne, Klarheit
- strukturelle Klarheit: Stützen, Rahmungen, begrenzende Elemente
->Konstruktion wird sichtbar
- Baumaterialien treffen auf Natur, verschmelzen nicht, sind lediglich in einer
„Beziehung“ zueinander – sortenreines Bauen, Harmonie
- Natur setzt sich innen nicht fort, Haus nimmt jedoch Bezug auf Umgebung

Aufbau:
a. Empfangs- und Warteräume - vorne
b. Audienz- und Büroräume – mittig
c. Privaträume – hinten

Klima und Kultur wichtiges Thema

82
2. Das japanische Haus
-> Unzulänglichkeiten und Kulturtechniken

Senshintei - 1934
- eingeschossig, traditionell, natürliche Materialien
- Holzskelettbau, günstig da Erbebengebiet – flexibel
- Aufständerung des Hauses = Abstand zum Boden
-> Schutz vor Stürmen, Flut und Bodenfeuchte
- Schiebewände, transluzent, raumtrennend
-> Holzrahmen, Reispapier
- Halbhohe Wände
-> rahmender Blick in die Landschaft
- Dachüberstand
-> empfindliche Materialien, wie Papier, Lehm usw. vor
Wind und Regen geschützt
-> Schattenhaus, Regulierung der Sonneneinstrahlung
- Kiesschicht schützt vor Spritzwasser
- Ausziehen der Schuhe
-> Schutz des Bodenbelages

-> Schutz und Pflege stehen im Vordergrund

Innenräume:
- Erziehung der Kinder zur Ordnung, Schutz der
empfindlichen Materialien
- Ausblick: Verbindung von Innen und Außen
- Tatami: Strohmatten (Bodenbelag) gestalten und teilen die
Räume auf
-> Form- und Raumbestimmend, als Raster, modular
-> 90 x 180 cm, auch Halbierung möglich
- offener Raum, man schläft, badet usw. zusammen

83

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