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Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben

Peter Finckler

Transformation –
Selbstcoaching für
mehr Leichtigkeit im
Leben
Peter Finckler
Finckler & Partner
Schifferstadt, Rheinland-Pfalz
Deutschland

ISBN 978-3-662-47964-3    ISBN 978-3-662-47965-0 (eBook)


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0

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Für Ingrid
Vorwort

Bedenke, es gehört wenig dazu, ein glückliches Leben zu führen. (Marc Aurel)

Dieses Buch schreibe ich für Menschen, die mit ihren Lebensumständen un-
zufrieden sind. Ich schreibe es auch für Menschen, die ihre Potenziale nicht
entwickeln konnten. Und ich schreibe es für die Menschen, die sich nicht
(mehr) gewinnbringend verhalten können – auf das Wort „gewinnbringend“
komme ich noch mehrfach zurück.
Dieses Buch ist auch für Menschen geschrieben, die andere Menschen füh-
ren und leiten: für Führungskräfte in Organisationen aller Art. Und es ist
auch für alle geschrieben, die Führungskräfte sein oder werden wollen.
Dieser Leitfaden soll …

• Menschen, die sich weiterentwickeln wollen, Einblick in das Gebiet der


kognitiven Verhaltensänderung und in das Selbstcoaching geben;
• Anleitung geben, wie professionelle Coachs die Methoden der kognitiven
Umstrukturierung und des mentalen Trainings in ihre Arbeit integrieren
können;
• helfen, Missverständnisse zwischen den unterschiedlichen Denkrichtungen
abzubauen.

In meiner Zeit als Geschäftsführer und Vorstand hatte ich immer wieder mit
Menschen zu tun, die sich nicht oder nicht mehr gewinnbringend verhalten
konnten. So wurde mir schließlich klar, dass es die persönlichen Eigenschaften
(engl. traits) und Stimmungen (engl. states) eines Menschen sind, die sein Ver-
halten steuern. Sie entscheiden auch darüber, wie das Leben eines Menschen
verläuft: Wird er ein Gewinner oder Verlierer, ist er glücklich oder unglück-
lich, vergeudet er das Leben oder kann er sein Potenzial nutzen?
Anfang der 1980er-Jahre begann meine Suche nach den Ursachen für die
Einschränkungen, von denen viele Menschen betroffen sind.
Warum war es für viele Menschen so schwer, ihr vorhandenes Potenzial
zu nutzen? Je länger ich mich mit der Frage beschäftigte, desto drängender
wurde die Suche nach der Antwort. „Können Menschen sich überhaupt
VIII Transformation

verändern?“, lautete die zentrale Frage meiner Arbeit. Wenn dies möglich ist,
funktioniert es dann für alle? Dies lässt sich heute mit einem eindeutigen „Ja“
beantworten.
Als wissenschaftlich (vorzugsweise neurowissenschaftlich) orientierter
Mensch habe ich die Tendenz, Dinge logisch zu verarbeiten und Informa-
tionen auf Fakten zu komprimieren. Ich lerne durch Erfahrung und Repro-
duzierbarkeit. Es wurde für mich notwendig, über Wege nachzudenken, die
Menschen zur Persönlichkeitsentwicklung einschlagen können. Es hat 20
Jahre der Suche und zusätzlich ein Studium gebraucht, um dieses Buch schrei­
ben zu können.
Über den Titel brauchte ich nicht lange nachzudenken. Er hat sich mir
aufgedrängt, als ich mit dem Schreiben des Buches begann. Es geht um Wei­
terentwicklung, Umwandlung, Umformung oder auch Verwandlung, eben
um die Transformation einer Persönlichkeit.
Das Buch hat keinen spirituellen Hintergrund. Es setzt keinen Glauben,
gleich welcher Art, voraus. Das bedeutet, um es gleich klar zu sagen: Die
spirituell-übersinnliche Entwicklung des Menschen ist nicht Gegenstand die-
ses Buchs.
Vor etwa 150 Jahren begann die moderne Gehirnforschung ihre Arbeit.
Sie beschäftigt sich einerseits mit der Erforschung des Fühlens, Denkens
und Handelns und basierte in den Anfängen auf den Arbeiten von Sigmund
Freud (1856–1939) – man kennt sie unter dem Begriff Psychotherapie. Ande­
rerseits wurde im gleichen Zeitraum mit den Forschungen von Paul Flechsig
(1847–1929), der sich mit der neuroanatomischen Entwicklung des Gehirns
beschäftigte, die Neurobiologie begründet.
Es brauchte über 100 Jahre, in denen sich Psychotherapie und Neuro­
wissenschaften einander nur zögerlich angenähert haben. Und noch immer
leben wir in zwei Welten, einer forschungszentrierten und einer behandlungs­
zentrierten. So ist dieses Buch auch ein Versuch, das neurowissenschaftliche
Verständnis des Mentalen zu fördern. Es will auch den gezielten Einsatz von
Psychotherapieverfahren für die persönliche Weiterentwicklung von gesun-
den Menschen nahelegen. Denn dieses Buchs beschäftigt sich mit der Persön-
lichkeitsentwicklung von gesunden Menschen und hat demnach nicht die
Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen zum Inhalt. Psycholo-
gische Verfahren werden dem Bereich der beratenden Psychologie zugeord-
net, wozu beispielsweise alle Probleme der Lebensführung zählen. Bei deren
Einsatz geht es ausschließlich um die Lösung von Problemen und Konflikten.
Das Thema dieses Buches ist die selbstbestimmte Veränderung und Erwei­
terung der Denkweisen und Vorstellungen eines Menschen – eben das, was
der Buchtitel mit dem Wort „Transformation“ umschreibt. Demnach ist der
Vorwort IX

Mensch nicht das Produkt der Umwelt, sondern kann aktiv auf die eigenen
Wahrnehmungen, Denkmuster und Verhaltensweisen Einfluss nehmen.
Beim Schreiben des Buches durfte ich auf das Wissen und die Erkenntnisse
von Pionieren vergangener Epochen zurückgreifen. So fühle ich mich auf den
„Schultern von Giganten“. Meine Untersuchungen, die ich über 40 Jahre lang
vornehmen und sammeln konnte, zeigen, dass Menschen ihre Grundeigen-
schaften ändern können. Die Anleihen, die ich für die theoretische Unter-
fütterung gemacht habe, reichen vom Taoismus, Buddhismus über die alten
Griechen und Römer hin zu berühmten Philosophen. Sie enden vorläufig bei
den Psychotherapeuten und Neurowissenschaftlern der Neuzeit.
Meine Argumentation geht von den nachfolgenden Prämissen aus, begrün-
det diese und baut auf ihnen auf:
• Die Entwicklung von persönlichen Eigenschaften eines Menschen ist nicht
Gegenstand des Bildungswesens.
• Kaum ein Mensch lernt, mit sich und anderen Menschen umzugehen.
• Die Psyche kann sich durch Verdrängung vor Angst schützen.
• Wenn Menschen unfähig sind, dann sind sie meist unbewusst unfähig.
• Gedanken erzeugen Gefühle und Stimmungen.
• Gefühle und Stimmungen steuern das Verhalten.

Das erste Kapitel beschreibt die Ursachen, die dazu führen, dass man nicht
lernt, richtig mit sich umzugehen.
Im zweiten Kapitel geht es um die Einsicht und das Wissen, die erforder­
lich sind, um eine persönliche Grundlage für einen Transformationsprozess
zu entwickeln.
Im dritten Kapitel geht es um ein philosophisches Fundament für die
persönliche Transformation.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den wissenschaftlichen Themen, die das
Konzept zum Selbstcoaching stützen. Außerdem werden die Gründe für ein
Selbstcoaching beschrieben.
Das fünfte Kapitel beschreibt den mentalen Ansatz und begründet, warum
er wirksam ist und wie er funktioniert.
Im sechsten Kapitel stelle ich über 170 Interventionen vor. Damit wird der
mentale Ansatz umgesetzt.
Das siebte Kapitel enthält einen Selbstcoaching-Plan für einen Zeitraum
von zwölf Wochen mit präzisen Anleitungen zur Umsetzung.
Um dieses Buch allgemein zu halten, konnte ich nicht jedes gestreifte
Fachgebiet in der Tiefe darstellen. Ich gehe auch nicht explizit auf die Werke
von Klaus Grawe ein, einem Psychotherapeuten, der sich intensiv mit der
Grundlagenforschung einer neuen Neuropsychotherapie befasst hat. Auch die
Forschungen von Carol Dweck und Angelika C. Wagner, beide Psycholo-
X Transformation

gen, lieferten mir Grundlagen, die ich nicht im Detail ausgeführt habe. Mein
Ansatz baut auf ihren Erkenntnissen auf, auch wenn es sich vielleicht nicht
unmittelbar erschließt und meine Gesichtspunkte andere sind.
Die Experten unter den Lesern, deren Fachgebiete ich berühre – damit
meine ich Psychologen, Psychoanalytiker, Therapeuten, Neurowissenschaftler
und andere –, mögen meine oberflächliche Abhandlung komplexer Sachver-
halte verzeihen.
Ein Hinweis noch an die weibliche Leserschaft: In diesem Buch wird
durchgängig die männliche Form von Substantiven verwendet. Dies erfolgt
lediglich aus Gründen der Verständlichkeit. Verstehen Sie es bitte nicht als
fehlende Wertschätzung.
Inhalt

1 Ursachenforschung ������������������������������������������������������������������������������������������  1
1.1 Idee zum Buch ������������������������������������������������������������������������������������������  1
1.2 Wie man sich ruinieren kann ������������������������������������������������������������������  2
1.2.1 Absturz Nr. 1 ����������������������������������������������������������������������������������  2
1.2.2 Absturz Nr. 2 ����������������������������������������������������������������������������������  3
1.2.3 Absturz Nr. 3 ����������������������������������������������������������������������������������  4
1.2.4 Fakten ��������������������������������������������������������������������������������������������  6
1.3 Die Lücke im System ��������������������������������������������������������������������������������  6
1.3.1 Das Bildungssystem ����������������������������������������������������������������������  6
1.3.2 Private Lebensgestaltung ��������������������������������������������������������������  7
1.3.3 Die Lücke ����������������������������������������������������������������������������������������  8
1.3.4 Bezugsgruppen ������������������������������������������������������������������������������  8
1.3.5 Wirtschaftliche Bedeutung ����������������������������������������������������������  9
1.3.6 Rettungsversuche ��������������������������������������������������������������������������  10
1.3.7 Fazit ������������������������������������������������������������������������������������������������  12
1.4 Die Wasserträger ��������������������������������������������������������������������������������������  13
1.4.1 Definition ��������������������������������������������������������������������������������������  13
1.4.2 Verführung ������������������������������������������������������������������������������������  13
1.4.3 Glück in Einkaufstüten ������������������������������������������������������������������  14
1.4.4 Macht der Mode ����������������������������������������������������������������������������  15
1.4.5 Die Macht der Medien ������������������������������������������������������������������  15
1.4.6 Werbung ����������������������������������������������������������������������������������������  16
1.4.7 Konditionierte Angst ��������������������������������������������������������������������  16
1.4.8 Fazit ������������������������������������������������������������������������������������������������  18
1.5 Geprägt wie eine Münze ��������������������������������������������������������������������������  18
1.5.1 Definition ��������������������������������������������������������������������������������������  18
1.5.2 Sozialisation ����������������������������������������������������������������������������������  18
1.5.3 Genetik, Epigenetik ����������������������������������������������������������������������  19
1.5.4 Prägung ������������������������������������������������������������������������������������������  20
1.5.5 Konsistenzregulation ��������������������������������������������������������������������  21
1.5.6 Bindungsmuster ����������������������������������������������������������������������������  22
1.5.7 Inkonsistenzen und Inkongruenzen ��������������������������������������������  22
1.5.8 Unbewusst unfähig �����������������������������������������������������������������������  23
XII Transformation

2 Einsicht �������������������������������������������������������������������������������������������������������������   25


2.1 Wie man Einsicht gewinnt �����������������������������������������������������������������������   25
2.2 Abwehrmechanismen �����������������������������������������������������������������������������   25
2.2.1 Projektion �������������������������������������������������������������������������������������   26
2.2.2 Verdrängung ���������������������������������������������������������������������������������   26
2.2.3 Autoaggression (Wendung gegen das Selbst) ���������������������������   27
2.2.4 Regression �������������������������������������������������������������������������������������   27
2.2.5 Intellektualisierung und Rationalisierung ����������������������������������   27
2.3 Subjektive Imperative �����������������������������������������������������������������������������   27
2.4 Wiederholungszwang �����������������������������������������������������������������������������   30
2.5 Selbstbild �������������������������������������������������������������������������������������������������   31
2.5.1 Dimensionen ���������������������������������������������������������������������������������   31
2.5.2 Statisches und dynamisches Selbstbild ���������������������������������������   31
2.5.3 Kennzeichen eines statischen Selbstbildes ���������������������������������   32
2.5.4 Kennzeichen eines agilen Selbstbildes ���������������������������������������   32
2.5.5 Führungsfähigkeit �����������������������������������������������������������������������   33
2.6 Einsicht gewinnen �����������������������������������������������������������������������������������   33
2.7 Assessments ���������������������������������������������������������������������������������������������   34
2.8 Bewusste Unfähigkeit �����������������������������������������������������������������������������   35

3 Der Weg ������������������������������������������������������������������������������������������������������������   37


3.1 Der Weg ist das Ziel ���������������������������������������������������������������������������������   37
3.1.1 Reifegrad ���������������������������������������������������������������������������������������   37
3.1.2 Irrationale Überzeugungen ���������������������������������������������������������   38
3.1.3 Transformation zum Glück �����������������������������������������������������������   41
3.1.4 I Ging ���������������������������������������������������������������������������������������������   41
3.2 Vom Wollen zum Sein �����������������������������������������������������������������������������   43
3.2.1 Gier �����������������������������������������������������������������������������������������������   43
3.2.2 Hass �����������������������������������������������������������������������������������������������   44
3.2.3 Unwissenheit und Verblendung �������������������������������������������������   44
3.3 Hervorbringen �����������������������������������������������������������������������������������������   45
3.3.1 Bedeutungslosigkeit ���������������������������������������������������������������������   45
3.3.2 Vom Leben und Sterben ���������������������������������������������������������������   45
3.3.3 Hervorbringen und Nähren ���������������������������������������������������������   46
3.3.4 Haben ohne Besitz �����������������������������������������������������������������������   46
3.3.5 Wir besitzen zu viel ���������������������������������������������������������������������   48
3.3.6 Minimalismus – ein neuer Trend? �����������������������������������������������   48
3.3.7 Loslassen und für immer haben ���������������������������������������������������   49
3.4 Handeln ohne Erwartungen �������������������������������������������������������������������   50
3.5 Führen, ohne zu herrschen ���������������������������������������������������������������������   52
3.5.1 Integrität ���������������������������������������������������������������������������������������   52
3.5.2 Lebensbalance �����������������������������������������������������������������������������   53
3.5.3 Führungsverständnis ��������������������������������������������������������������������   54

4 Grundlagen �������������������������������������������������������������������������������������������������������   55


4.1 Neurowissenschaften �������������������������������������������������������������������������������   57
4.1.1 Transmittersysteme �����������������������������������������������������������������������   59
4.1.2 Mental-Coaching (Neuro-Coaching) �������������������������������������������   60
Inhalt XIII

4.1.3 Kognitive Verhaltenstherapie ������������������������������������������������������  60


4.1.4 Vorstellung,Imagination,Illumination ������������������������������������������  62
4.1.5 Introvision ��������������������������������������������������������������������������������������  63
4.2 Tragfähige Säulen ������������������������������������������������������������������������������������  64
4.2.1 Warum soll ich mich ändern? ��������������������������������������������������������  64
4.2.2 Gesundheit ������������������������������������������������������������������������������������  64
4.2.3 Berufliche Anforderungen ������������������������������������������������������������  65
4.2.4 Familie und Freunde ����������������������������������������������������������������������  66
4.2.5 Anspruchsdenken ��������������������������������������������������������������������������  67
4.2.6 Der Nutzen von Selbstcoaching ����������������������������������������������������  69
4.2.7 Ändern Sie Ihr Selbstbild ��������������������������������������������������������������  70

5 Der mentale Ansatz ������������������������������������������������������������������������������������������  71


5.1 Thesen ��������������������������������������������������������������������������������������������������������  71
5.1.1 These Nr. 1 ��������������������������������������������������������������������������������������  73
5.1.2 Beweis ��������������������������������������������������������������������������������������������  73
5.1.3 These Nr. 2 ��������������������������������������������������������������������������������������  73
5.1.4 Indizien ������������������������������������������������������������������������������������������  73
5.2 Kognitive Ebene ����������������������������������������������������������������������������������������  74
5.2.1 Konzentration ��������������������������������������������������������������������������������  76
5.2.2 Gedächtnis ������������������������������������������������������������������������������������  77
5.2.3 Zeitmanagement ��������������������������������������������������������������������������  78
5.3 Emotionale Ebene ������������������������������������������������������������������������������������  78
5.3.1 Innere Quellen ������������������������������������������������������������������������������  79
5.3.2 Äußere Ziele ����������������������������������������������������������������������������������  80
5.3.3 Persönliche Einstellung ����������������������������������������������������������������  80
5.4 Energetische Ebene ����������������������������������������������������������������������������������  81
5.4.1 Entspannung ����������������������������������������������������������������������������������  83
5.4.2 Aktivierung ������������������������������������������������������������������������������������  83
5.4.3 Körperkommunikation ������������������������������������������������������������������  84
5.5 Wirkung mentaler Interventionen ����������������������������������������������������������  84

6 Denken, Handeln, Erfolg ����������������������������������������������������������������������������������  87


6.1 Selbsttäuschung – ein großes Hindernis ��������������������������������������������������  87
6.2 Somatopsychische Techniken ������������������������������������������������������������������  89
6.2.1 Affirmationen ��������������������������������������������������������������������������������  89
6.2.2 Autogenes Training ����������������������������������������������������������������������  90
6.2.3 Atemtechniken ������������������������������������������������������������������������������  90
6.2.4 Bodyscanning ��������������������������������������������������������������������������������  91
6.2.5 Glauben, Placebo, Spiritualität, Transzendenz ����������������������������  91
6.2.6 Autosuggestion, Tranceinduktion, Selbsthypnose ����������������������  92
6.2.7 Imaginieren ������������������������������������������������������������������������������������  93
6.2.8 Introvision ��������������������������������������������������������������������������������������  94
6.2.9 Körperkommunikation ������������������������������������������������������������������  94
6.2.10 Meditation ������������������������������������������������������������������������������������  94
6.2.11 Musik ����������������������������������������������������������������������������������������������  95
6.2.12 Reizüberflutung und -entzug ������������������������������������������������������  96
6.2.13 Reflexe ����������������������������������������������������������������������������������������  97
XIV Transformation

6.2.14 Rituale ������������������������������������������������������������������������������������������  97
6.2.15 Schlafentzug ��������������������������������������������������������������������������������  98
6.2.16 Trigger Words (Mantras) ������������������������������������������������������������  98
6.2.17 Wortschatzaktivierungen ������������������������������������������������������������  99
6.3 Hinweise zu den Interventionen ������������������������������������������������������������� 100
6.4 Kognitive Übungen ��������������������������������������������������������������������������������� 100
6.4.1 Konzentration ������������������������������������������������������������������������������� 100
6.4.2 Gedächtnis ����������������������������������������������������������������������������������� 105
6.4.3 Zeitmanagement ������������������������������������������������������������������������� 114
6.5 Emotionale Übungen ������������������������������������������������������������������������������� 125
6.5.1 Innere Quellen ����������������������������������������������������������������������������� 125
6.5.2 Äußere Ziele ��������������������������������������������������������������������������������� 148
6.5.3 Persönliche Einstellung ��������������������������������������������������������������� 160
6.6 Energetische Übungen ��������������������������������������������������������������������������� 171
6.6.1 Entspannung ��������������������������������������������������������������������������������� 171
6.6.2 Aktivierung ����������������������������������������������������������������������������������� 177
6.6.3 Körperkommunikation ����������������������������������������������������������������� 184

7 Wochenpläne für das Selbstcoaching ������������������������������������������������������������� 193


7.1 Hinweise zu den Übungen ��������������������������������������������������������������������� 193
7.1.1 Kennenlernen vs. Könnenlernen ������������������������������������������������� 193
7.2 Etappen ��������������������������������������������������������������������������������������������������� 194
7.2.1 Etappe 1 ��������������������������������������������������������������������������������������� 195
7.2.2 Etappe 2 ��������������������������������������������������������������������������������������� 198
7.2.3 Etappe 3 ��������������������������������������������������������������������������������������� 202
7.3 Anmerkung zum Selbstcoaching ����������������������������������������������������������� 206
7.3.1 Wortschatzübungen ��������������������������������������������������������������������� 206
7.3.2 Inner Game und KAW ����������������������������������������������������������������� 206
7.3.3 Vorstellungen ������������������������������������������������������������������������������� 207
7.3.4 Primär-Ressourcen ����������������������������������������������������������������������� 207
7.3.5 Vision/Mission ������������������������������������������������������������������������������� 207
7.3.6 Agiles Lernen ������������������������������������������������������������������������������� 207

8 Epilog ��������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 209


8.1 Nachwort ������������������������������������������������������������������������������������������������� 209
8.2 Anmerkungen ����������������������������������������������������������������������������������������� 210
8.3 Danksagung ��������������������������������������������������������������������������������������������� 211
8.4 Anfragen, weitere Informationen ��������������������������������������������������������� 212

Glossar ����������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 213

Verzeichnis der Interventionen ������������������������������������������������������������������������������� 217

Literaturverzeichnis ������������������������������������������������������������������������������������������������� 223

Index ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������������� 227


1
Ursachenforschung

Meine Erfahrungen im Umgang mit mir selbst und mit anderen haben mich
betroffen gemacht. Diese Betroffenheit war der Auslöser für die Suche nach
den Ursachen und auch nach möglichen Lösungen.
Die Bandbreite dieser Erfahrungen speist sich aus Tätigkeiten in der
Neurologie/Psychiatrie, fünf Jahren im Anlagenbau rund um die Welt und
30 Jahren als obere Führungskraft. Sie reicht von Triumph und Sturz bis hin
zur intensiven Auseinandersetzung mit dem Erleben Dritter. Dabei ist mir
wenig Menschliches fremd geblieben.

1.1 Idee zum Buch


In unserer Sozietät coachen wir seit 2008 Fach- und Führungskräfte mit einer
einheitlichen Methode. Unsere Coachs arbeiten alle nach dem gleichen An-
satz. Dabei haben wir festgestellt, dass diese Coachings erfolgreich sind und
die Kunden (Coachee) damit auch nachhaltig erhebliche Veränderungen an
der eigenen Persönlichkeit umsetzen können.
Über die Jahre haben wir diese Methoden verfeinert und verbessert. Die
wesentlichen Elemente aus unseren Methoden und Erkenntnissen sind zur
Grundlage für dieses Buch geworden. Dieses Wissen möchte ich an alle Men-
schen weitergeben, die sich weiterentwickeln wollen.
Es geht dabei um Veränderungsmöglichkeiten, die man wissenschaftlich
erklären kann. Sie helfen den Menschen, auf ihr Verhalten Einfluss zu neh-
men und sich insgesamt besser zu fühlen. Deshalb befasse ich mich auch nur
mit den Themen, die nachgewiesenermaßen Veränderungen bewirken kön-
nen, und lasse alles andere offen.

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_1, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
2 Transformation

1.2 Wie man sich ruinieren kann


1.2.1 Absturz Nr. 1
Mein Telefon klingelt gegen vier Uhr dreißig. Ich gehe nicht ran, irgendje-
mand hat sich sicher verwählt. Aber dann stellt sich bei mir der Gedanke ein,
es könnte etwas passiert sein, und hebe doch ab … So beginnen die Geschich-
ten, die das Schicksal schreibt.
Es war die Frau meines Geschäftspartners Fritz, mit dem ich am Vorabend
noch zusammen gewesen war. Nach der Arbeit haben wir in einem Restaurant
beim Abendessen „weitergearbeitet“ und Fritz war dann gegen 23 Uhr noch
80 km nach Hause gefahren.
Den Satz, den die Frau von Fritz schluchzend zu mir sagte, habe ich nie
vergessen: „Fritz ist zusammengebrochen.“ Und weiter: „Ich habe den Not-
arzt geholt und der hat ihn ins Krankenhaus gebracht.“ Um halb eins war er
zu Bett gegangen, gegen zwei Uhr mit unerträglichen Schmerzen in der Brust
aufgewacht und hatte seine Frau geweckt.
Fritz war einer der hervorragendsten Ingenieure und Projektmanager, ge-
fragt in allen großen Projekten im Anlagenbau und gerade mal 43 Jahre alt. Er
hatte Übergewicht und war Raucher. Wir hatten uns vier Jahre zuvor kennen-
gelernt – er als Projektleiter eines 800-Mio.-Dollar-Projekts in einem ameri-
kanischen Großkonzern und ich als Geschäftsführer einer Zulieferfirma. Zwei
Jahre vor seinem Zusammenbruch hatte ich ihm eine Beteiligung und einen
Geschäftsführerposten angeboten. Fritz und ich führten eine aufsteigende Fir-
ma im Anlagenbau. Er hatte damals mein Angebot angenommen und war
in der Folge der Garant für die Aufträge, die wir dann gewonnen haben. Ich
war schockiert und entsetzt. Es durfte nicht wahr sein. Wir hatten gerade ein
großes Projekt in Libyen und ein zweites in Abu Dhabi. Ohne Fritz waren die
Projekte nicht zu managen.
Ich erinnere mich noch genau an ihn. Er war brillant, ein genialer Inge-
nieur. Knallhart bei Verhandlungen, international erfahren, zäh und eigensin-
nig. Er wusste genau, was er wollte, und er machte die Dinge so, wie er sie für
richtig hielt. Wir waren immer zusammen, weil wir immer arbeiteten. Ständig
gab es irgendwelche Probleme auf einer Baustelle in Nahost oder Übersee, die
wir lösen mussten. Und während vernünftige Menschen bei ihren Familien
waren, haben wir gearbeitet. Wir waren zu einer Art „Master of the Universe“
im Anlagenbau mutiert und kannten keine Grenzen.
An diesem Herzinfarkt ist Fritz übrigens nicht gestorben. Nach kurzem
Krankenhausaufenthalt und einer dreiwöchigen Reha war Fritz wieder bei der
Arbeit. Er starb zehn Jahre später an seinem dritten Infarkt beim Holzhacken.
1 Ursachenforschung 3

1.2.2 Absturz Nr. 2


Ich war immer sehr lernbegierig. Jede Gelegenheit, mich mit Neuem zu be-
schäftigen, habe ich genutzt. Ab 1973 habe ich zuhause ein kleines Labor als
Hobby betrieben, in dem ich mich mit Elektronik und Physik befasste. Da-
bei hat mich Laserphysik ungemein interessiert. In meinem Kellerlabor stand
sicher einer der ersten Heimwerker-Laser in Deutschland. Was mich damals
aber noch mehr faszinierte, war elektronische Steuerungstechnik. Steuerun-
gen im Anlagenbau waren in dieser Zeit immer noch elektromechanisch auf-
gebaut.
Dies hat dann 1974 dazu geführt, dass mir Kapitalgeber mit 25 Jahren eine
Position als Geschäftsführer anboten. Ich sollte eine Firma aufbauen, die sich
mit der Entwicklung von elektronischen Geräten für die Mess- und Regel-
technik und den Anlagenbau beschäftigt. Die Kapitalgeber kamen aus dem
Linde-Konzern. So wurde ich Geschäftsführer eines Elektronikunternehmens
und zugleich der jüngste Geschäftsführer im Konzern.
Eine besondere Qualifikation als Führungskraft hatte ich für diese Aufgabe
nicht. Die Frage nach meiner Führungsfähigkeit begann mich zunehmend
zu beschäftigen. Ich hielt mich selbst immer für so gerade durchschnittlich
in allem, was ich tat und dachte. Aber ich war lernbereit und kritikfähig. Ich
konnte auch unter Druck hart arbeiten und über lange Zeit meine Konzent-
ration bewahren. Daher machte ich es mir zur Auflage, jeden Morgen in den
Spiegel zu sehen und mir folgende Frage zustellen: „Wie würde ein profes-
sioneller Geschäftsführer heute dein Tagwerk bewältigen?“ Diese Frage stelle
ich mir auch heute, über 40 Jahre später, immer noch. Allerdings in Bezug
auf meine aktuellen Aufgaben, insbesondere in der Profession als Coach. Die
Suche nach der Antwort beschäftigt mich bis zum heutigen Tag. So begann
damals meine lebensbegleitende Suche nach Erstklassigkeit.
Als Fritz seinen ersten Herzinfarkt erlitt, war ich zehn Jahre jünger als er,
also gerade 33. Seit sieben Jahren arbeitete ich da schon als Geschäftsfüh-
rer, hatte vier Jahre keinen Sport mehr getrieben, ich hatte Übergewicht und
rauchte bis zu 50 Zigaretten am Tag.
Ich begann mich zu beobachten. Zunächst unbewusst sah ich mich als den
aussichtsreichen Kandidaten für den nächsten Herzinfarkt innerhalb der Fir-
ma. Eines Nachts war es dann so weit. Meine Frau rief den Notarzt, doch als
der eintraf, konnte er nichts feststellen außer einem leicht erhöhten Puls.
Mit diesem Ereignis kam die Angst. Mit der Angst kamen dann Panik-
attacken und ich lebte in der Angst, einen Herzinfarkt zu erleiden. Ich hatte
Beschwerden, die auf keine organische Ursache zurückzuführen waren. Ich
hatte, ohne es richtig wahrzunehmen, eine Herzneurose entwickelt.
4 Transformation

Klassisches Anzeichen für eine Herzneurose ist, dass ein Herzspezialist kei-
ne körperliche Ursache der Beschwerden feststellen kann. Und ich war in
diesem Jahr bei vielen Kardiologen zur Untersuchung, die aber alle nichts
diagnostizieren konnten. Allein mir fehlte der Glaube, dass diese Spezialisten
recht hatten. Eine Herzneurose oder Herzangst gehört zu den somatoformen
autonomen Funktionsstörungen. Das heißt, dass die Symptome der Herz-
neurose keine körperliche Ursache haben, sondern psychisch bedingt sind.
Betroffene achten aufgrund ihrer Angst verstärkt auf sich selber und nehmen
jede kleinste Veränderung im Körper mit Angst wahr.
Diese Herzneurose hat mich innerhalb eines Jahres nahezu reiseunfähig ge-
macht. Zuletzt zog ich bei einer eingebildeten Herzattacke die Notbremse im
Zug. Diese Erkrankung hat mich dann in eine Situation gebracht, in der ich
mein Leben beenden wollte.
Mit kognitiven Methoden und im Selbstcoaching konnte ich dann inner-
halb eines Jahres die Herzneurose bewältigen. Doch das ist eine andere Ge-
schichte.

1.2.3 Absturz Nr. 3


1981 war das Unternehmen, das ich leitete, auf über fünfzig Mitarbeiter
angewachsen. Wir entwickelten und produzierten ein elektronisches Steue-
rungssystem, das von Firmen wie Klöckner-Moeller und Krauss-Maffei unter
eigenem Label vertrieben wurde. Unter meiner Leitung entstand ein Prozess-
leitsystem für den Anlagenbau, ebenso die Klimasteuerung für den Intercity-
Express (ICE) und ein Kommunikationssystem für den staatlichen Einsatz in
Libyen.
In der Firmengruppe wurde ich dann schnell der Mann für Geschäftsein-
heiten, die neu gegründet wurden oder reorganisiert werden mussten. Zeit-
weise in drei Geschäftsführungspositionen gleichzeitig tätig, galt ich 1982 als
Shootingstar im Konzern. Da mir aber der Zugang zu einer Beteiligung an
erfolgsträchtigen Tochterunternehmen verwehrt wurde, gründete ich noch
im selben Jahr eine Unternehmensberatung. Für den Konzern war ich noch
bis 1988 als Geschäftsführer und Change-Manager über einen Geschäftsbe-
sorgungsvertrag tätig.
Gleichzeitig habe ich andere Firmen beraten und reorganisiert. 1986 wurde
ich an einem IT-Unternehmen beteiligt, das ich bis in den Börsengang lenken
durfte. Um es an dieser Stelle kurz zu machen – ich habe 30 Jahre lang ohne
Unterbrechung als Geschäftsführer und Vorstand gearbeitet, davon 18 Jahre
in der IT-Branche u. a. als Architekt betriebswirtschaftlicher Anwendungssys-
teme. Seit 1995 vernetzte ich Lieferketten zwischen Asien (China) und Euro-
pa und baute das Internet-Merchandising von Konzernunternehmen auf. So
1 Ursachenforschung 5

konnte ich in etwa vierzig Projekten mein Organisationstalent und meine


Managementfähigkeiten unter Beweis stellen.
Als ich 43 Jahre alt war, starb Fritz an seinem Herzleiden … eigentlich aber
vor allem an seiner Einstellung. Ich bin mir sicher: Fritz hätte eine Chance
gehabt, heute noch zu leben – er hat sie nur nicht genutzt.
Als Fünfzigjähriger war mein Gewicht bei einer Größe von 174 cm auf
über 110 kg gestiegen und meine Leistungsfähigkeit stark abgefallen. Ich litt
an einem metabolischen Syndrom mit Übergewicht, hohem Blutdruck und
pathologischem Nüchtern-Blutzucker. Ich musste regelmäßig Blutdrucksen-
ker nehmen. Meine Cholesterinwerte lagen außerhalb der Normbereiche.
Ich war erfolgreich und hatte vieles erreicht, wovon die meisten Menschen
nur träumen können. Mein Einkommen war deutlich sechsstellig. Ich besaß
ein Haus, eine Eigentumswohnung und zuletzt einen Porsche, auf den ich
auch noch stolz war.
Beziehungen waren gescheitert. Ich sah zehn Jahre älter aus. Obwohl es
mir materiell gut ging, hatte ich noch immer nicht gefunden, was ich suchte.
Ab meinem 45. Lebensjahr habe ich mich gefragt, ob alles, was ich mache,
richtig ist. Die Antwort war eindeutig und klar: nein! Ich musste also mein
Leben ändern. Ich wollte gelassen sein, gesund und glücklich werden.
Wie oft habe ich mir selbst im Weg gestanden. Wie unüberlegt habe ich
manchmal gehandelt. Gleichzeitig habe ich das auch bei meinen Mitmen-
schen beobachtet. Aber ich konnte mich selbst nicht erreichen. Und zu ande-
ren Menschen habe ich auch keinen richtigen Zugang gefunden. Von „nach-
haltigen Änderungen im Denken“ war ich weit entfernt. Vokabeln wie Refle-
xion und Achtsamkeit waren für mich Fremdwörter. Mit 50 Jahren stand ich
da, voll von Ideen und Theorien, aber ich konnte sie noch nicht einmal für
mich selbst nutzen. Dabei hatte ich kein schlechtes Gefühl, denn kleine Ent-
wicklungsschritte waren durchaus feststellbar. Aber von einem Durchbruch
konnte nicht die Rede sein. Natürlich antwortete ich auf Nachfrage jeden
Tag: „Es geht mir ganz gut.“ Aber ich war nicht glücklich und sehr unzufrie-
den. Irgendwie war vieles in meinem Leben schiefgelaufen. Ich musste drin-
gend etwas tun und so habe ich beschlossen, mich „neu zu erfinden“.
In den drei Jahren, die dieser Entscheidung folgten, veränderte ich mich
stärker als in den 40 Jahren davor. Heute kann ich sagen, dass ich aus mir
heraus glücklich bin. Ich nehme keine Medikamente mehr und bin gesund.
Ich bin ruhig und gelassen, ausgeglichen, klar im Denken und in meinen Vi-
sionen. Es ist nichts, was mir fehlt und mich ängstigt. Geduld, Besonnenheit
und Beharrlichkeit zeichnen mein Leben aus.
6 Transformation

1.2.4 Fakten
Im Jahr 2012 starben in Deutschland über 349.000 Menschen an Herz-Kreis-
lauf-Erkrankungen, davon mehr als 52.000 an Herzinfarkt (Quelle: Statista.
com).
Im Jahr 2013 waren insgesamt 52 % der erwachsenen Bevölkerung (62 %
der Männer und 43 % der Frauen) in Deutschland übergewichtig. Wie das
Statistische Bundesamt (Destatis.de) weiter mitteilt, ist damit der Anteil
Übergewichtiger im Vergleich zu 1999 (insgesamt 48 %: 56 % der Männer,
40 % der Frauen) gestiegen.
Gut ein Viertel der Männer (26 %) und der Frauen (27 %) geben an,
an einem bekannten Bluthochdruck zu leiden (Quelle: Gesundheitssurvey
2010).
Im Jahr 2010 rauchten in Deutschland 22 % der Bevölkerung über 15 Jah-
re regelmäßig (Quelle: Statistisches Bundesamt).
31 % der Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren leiden an einer behand-
lungsbedürftigen psychischen Störung, also fast jeder Dritte in der arbeitsfä-
higen Bevölkerung (Quelle: Bundesgesundheitssurvey 2011).

1.3 Die Lücke im System


1.3.1 Das Bildungssystem
Das Bildungswesen bezeichnet alle Einrichtungen und Möglichkeiten zum
Erwerb von Bildung in einem Staat. Es umfasst das Schulwesen und das
Hochschulwesen sowie den Bereich der persönlichen Weiterentwicklung. Das
Bildungswesen dient dazu, die Menschen in einem Staat durch Bildung zu
entwickeln und zu versorgen. Dabei sind Schul- und Hochschulsystem streng
reguliert und organisiert. Daneben existieren weite Bereiche des Bildungswe-
sens, die nicht reglementiert sind (Deutscher Bildungsrat 1988).

• Das Bildungssystem steht mit drei gesellschaftlichen Funktionssystemen in


Beziehungen:dem Wirtschaftssystem (Volkswirtschaft),
• dem politisch-sozialen System und
• dem soziokulturellen System.

Da das Wirtschaftssystem auf die Qualifikation jedes Einzelnen angewiesen


ist, ist es direkt abhängig vom Bildungssystem. Deshalb üben auch ökonomi-
sche Prozesse einen starken Einfluss auf das Bildungswesen aus.
Dabei ist mit den Vokabeln Wirtschaft oder Ökonomie die Gesamtheit
aller Einrichtungen und Handlungen gemeint, die sich mit der Deckung
1 Ursachenforschung 7

von Nachfrage befassen. Zum ökonomischen System gehören demnach alle


Unternehmen und die privaten und öffentlichen Haushalte. Aus Sicht der
Wirtschaftssysteme und der Wirtschaftswissenschaften ist der Bildungsstand
der wichtigste Faktor für Wohlstand in einer Gesellschaft.
Das politisch-soziale System ist auf die Loyalität der Menschen angewiesen.
Durch politische Regelungen zum Ausgleich sozialer Ungleichheit und durch
den Bildungserfolg des Einzelnen versucht es sich zu erhalten. Grundlage ist
dabei die Dokumentation von Leistungen und Fähigkeiten durch Schul- und
Hochschulabschlüsse.
Das soziokulturelle System bildet sich aus der Gesamtheit aller Interessen-
gruppen und Institutionen und der durch sie vertretenen Werte, Normen
und Traditionen. Dazu gehören Vertreter von Religionen, Gewerkschaften,
Vereinen und sonstigen Interessengruppen. Das soziokulturelle System wirkt
über seine Einflusskanäle auf das Bildungssystem ein. Damit repräsentiert es
kulturelle, soziale und nichtpolitische Interessen in einer Gesellschaft oder
gesellschaftlichen Gruppe. Es weist Merkmale auf, die regional und national
sehr unterschiedlich sein können. Und es will einen Menschen in seiner Ent-
wicklung beeinflussen.
Das Bildungssystem ist abhängig von den genannten Funktionssystemen.
Damit wird klar, dass es nur die Bildung vermittelt, die den systemischen
Interessen dieser Systeme dient. Die Systeme sind dabei einseitig auf die Ver-
mittlung von fachlichen Fähigkeiten und Gruppeninteressen im soziokultu-
rellen Umfeld fixiert.
Die PISA-Studien der OECD haben sich als Standard für die internatio-
nalen Schulleistungsvergleiche etabliert. Der Fokus von PISA liegt auf Lese-
kompetenz, mathematischer Kompetenz und naturwissenschaftlicher Grund-
bildung. Auch an den PISA-Studien wird somit klar, dass es nur um die Be-
wertung der fachlichen Qualifikation eines Menschen geht.

1.3.2 Private Lebensgestaltung


Nach deutschem Recht existiert ein „Kernbereich privater Lebensgestal-
tung“, der als Teil der Intim- und Privatsphäre eines Menschen gegen staatli-
che Eingriffe weitgehend geschützt ist (Quelle: „Elfes-Urteil“ des Bundesver-
fassungsgerichts von 1957). Damit ist gesetzlich geregelt, dass jeder Mensch
in Bezug auf seine persönliche Entwicklung machen kann, was er will. Und
das tut er auch! Dass aber die persönlichen Eigenschaften wesentlich für den
beruflichen und privaten Erfolg sind, ist den meisten Menschen dabei nicht
bewusst.
8 Transformation

1.3.3 Die Lücke


Bei der Begabung, sprich den Talenten eines Menschen geht es aber um zwei
Kategorien der Ausprägung: um die fachliche Qualifikation und um die
persönlichen Eigenschaften. Mit der fachlichen Qualifikation sind Ausbil-
dung, Zeugnisse, Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen gemeint. Zu den
Eigenschaften eines Menschen gehören unter anderem seine Einstellungen,
die Motivation, die Interessen und Vorlieben. Insbesondere zählt dazu auch
das zwischenmenschliche Verhalten.

So kann gesagt werden, dass die Entwicklung der persönlichen Eigenschaften eines
Menschen nicht Gegenstand des Bildungswesens ist. Dies ist die große Lücke im
Bildungssystem!

Von den „LER“-Fächern (Lebensgestaltung/Ethik/Religionskunde) wird in


den Grundschulen hauptsächlich Religionsunterricht angeboten. In der gym-
nasialen Oberstufe gibt es einen gesellschaftswissenschaftlichen Schwerpunkt:
Sie bietet anhängig vom Bundesland Wahlfächer für Geschichte und Politik
oder Geschichte und Erdkunde oder Geschichte und Religion oder Geschich-
te und Philosophie. Das Thema Lebensgestaltung steht nicht (mehr) auf dem
Stundenplan.
Die persönliche Entwicklung bleibt so die Sache jedes Einzelnen. Ob er einen
Lehrer, Mentor oder Coach findet, der ihn dabei unterstützt, ist fraglich. Und
bis zu einem guten Selbstmanagement (Selbstcoaching) ist es ein weiter Weg.

1.3.4 Bezugsgruppen
Bis zum Beginn der Pubertät mühen sich die Eltern in der Erziehung ihrer
Kinder ab. Meistens verstehen sie davon wenig, denn sie konnten selbst nicht
lernen, worauf es ankommt. Den Lehrern in den Schulen geht es genauso.

Sage mir, mit wem du umgehst, so sage ich dir, wer du bist; weiß ich, womit
du dich beschäftigst, so weiß ich, was aus dir werden kann. (Johann Wolfgang
von Goethe)

Dann, mit dem Beginn der Pubertät, nehmen die Heranwachsenden ihre Er-
ziehung selbst in die Hand. Der Einfluss der Eltern nimmt in dieser Entwick-
lungsphase dramatisch ab. Ohne wesentliche Einschränkung werden alle zu-
gänglichen Medien konsumiert, allen voran heute das Internet. Es bilden sich
Bezugsgruppen (Peergroups, Cliquen) ähnlichen Alters. Diese Bezugsgruppen
charakterisieren sich in erster Linie durch Gleichrangigkeit ihrer Mitglieder. In
Wissen, Können und Möglichkeiten unterscheiden sie sich nicht wesentlich
1 Ursachenforschung 9

voneinander. Die Orientierung der Heranwachsenden erfolgt nun an den Stan-


dards der Gruppe und nicht mehr an den Eltern. Damit werden die Bezugs-
gruppen die Instanz für Bildung, Sozialisation und Emanzipation. Sie üben auf
Heranwachsende einen dominierenden Einfluss aus.
Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf. (Afrikanisches Sprich-
wort)

Es ist für Erziehungsberechtigte bequem, die eigenen Kinder sich selbst, den
Lehrern und den Bezugsgruppen zu überlassen. Damit hat man in jedem
Fall ein Alibi. Die Lebenserfahrung älterer Menschen wird heute nicht mehr
intensiv genutzt. Man lebt nicht mehr in der Großfamilie, einer Gruppe von
über mehrere Generationen hinweg verwandten Personen. In den Industrie­
ländern sind die Großfamilien nahezu verschwunden. Die Gründe dafür
liegen in gesellschaftlichen Entwicklungen wie Pillenknick, Emanzipation,
Bindungsunwilligkeit und Scheidungsraten. Jugendlichen stehen damit Wis-
sen, Erfahrung und die Weisheit älterer Menschen nicht mehr oder nur noch
eingeschränkt zur Verfügung.

1.3.5 Wirtschaftliche Bedeutung


Viele Unternehmen beurteilen bei der Einstellung oder Beförderung von
Fach- und Führungskräften nur die Qualifikation, also die fachlichen Voraus-
setzungen der Person. Die persönlichen Eigenschaften bleiben in der Regel
unberücksichtigt. Für fast alle Führungsaufgaben machen die persönlichen
Eigenschaften jedoch mehr als 50 % der Anforderungen aus.
Die nachfolgenden „persönlichen Eigenschaften“ eines Menschen sind für
bestimmte Aufgaben aber ausschlaggebend:

• Was motiviert ihn?


• Wie motiviert er andere?
• Wie kommuniziert, steuert und führt er?
• Wie handhabt er Verantwortung und Kritik?
• Wie initiativ oder kreativ ist er?
• Wie reagiert er bei Hindernissen?
• Ist er beharrlich?
• Ist er flexibel, dogmatisch, autokratisch, diktatorisch?
• Wie reagiert er unter Druck und auf Stress?
• Ist er impulsiv, unlogisch, blind optimistisch, beeinflussbar?
• Wie geht er mit wichtigen Entscheidungen um?
• Wie organisiert, zerstreut oder chaotisch arbeitet er?
• Welche Anerkennung braucht er?
10 Transformation

• Wie setzt er notwendige Regeln um oder gibt eine Richtung vor?


• Wie handhabt er Konflikte oder Krisen?

Diese und weitere Eigenschaften bestimmen, ob sich ein Mensch in einer


Umgebung noch gewinnbringend verhalten kann. Mit der Umgebung sind
Familie, Freunde, Beruf oder andere Kontakte gemeint. Auf den Begriff „ge-
winnbringend“ komme ich später erneut zurück.
For most jobs, suitability factors are about 50 % of the job success factors.
(Dan Harrison)

Dies gilt ähnlich auch für Unternehmen aller Art. Sie verfügen über Füh-
rungskräfte, die fachlich gut bis sehr gut qualifiziert sind. In Bezug auf die
persönlichen Eigenschaften und den Umgang mit den Arbeitskollegen erwei-
sen sie sich meist jedoch als völlig unqualifiziert.
Der wirtschaftliche Schaden, der durch fehlende oder unzureichende per-
sönliche Eigenschaften von Menschen entsteht, gefährdet die Wettbewerbs-
fähigkeit unserer Volkswirtschaft. Die European Foundation for Quality Ma-
nagement (EFQM) geht davon aus, dass nur 5 % der Organisationen in der
EU exzellent sind. Etwa 25 % agieren als „Klitschen“ (Sommerhoff 2013).
In Abb. 1.1 ist dargestellt, in welchen Bereichen von Unternehmen die Pro-
bleme entstehen: Es sind die Schnittmengen, in denen die Betriebsleistung
erzeugt oder verhindert wird.
So ergibt sich, dass fehlende analytische Fähigkeiten im Bereich der Or-
ganisationsentwicklung zu Problemen führen. Fehlen soziale Kompetenzen
bei einer Führungskraft, dann nimmt die Leistung bei den unterstellten Mit-
arbeitern schnell ab. Auch die Veränderung der Organisation braucht viel
Einfühlungsvermögen in die Belange der Mitarbeiter. Die Führungsfähigkei-
ten stellen meines Erachtens heute das größte Wachstumspotenzial in den
Wirtschaftsunternehmen dar.

1.3.6 Rettungsversuche
Dass die von mir beschriebene Lücke zur persönlichen Entwicklung im Bil-
dungswesen existiert, ist unstreitig. Deshalb sind Strukturen entstanden, die
versuchen, diese und andere Lücken zu schließen. So hat sich in den letzten
50 Jahren ein nicht reglementierter Teil des Bildungswesens etabliert. Er ist
zuständig für die Erwachsenenbildung und die Weiterbildung. So definiert
sich Erwachsenenbildung als „Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisier-
ten Lernens nach Abschluss einer unterschiedlich ausgedehnten ersten Bil-
dungsphase“.
1 Ursachenforschung 11

Persönliche
Entwicklung
Weiterbildung, Qualifizierung,
Persönliche Eigenschaften
(Soft Skills)

Soziale Analytische
Kompetenz Kompetenz
Corporate
Resource
Management
Team- Orga-
Entwicklung Entwicklung
(Kooperation) Change (Strukturen, Prozesse)
Management

Abb. 1.1   Corporate Resource Management

Dieser Teil des Bildungssystems soll also die Lücken schließen, die sich in
der Praxis ergeben haben. Für die fachliche Weiterbildung oder Qualifikation
ist dies noch relativ einfach.
Moderne Unternehmen setzen zunehmend auf Mentoring. Das Wort
Mentor bezeichnet die Rolle eines Ratgebers oder erfahrenen Beraters, der
mit seiner Erfahrung und seinem Wissen die Entwicklung eines weniger Er-
fahrenen fördert.
Allerdings sind spezielle Kompetenzen gefragt, um einem Menschen dabei
zu helfen, persönliche Eigenschaften zu entwickeln oder zu verbessern. So
konnte sich in den letzten 20 Jahren ein nichtreglementierter Markt zur Ent-
wicklung von Eigenschaften und Fähigkeiten der Menschen etablieren: die
Beratungs- und Coaching-Branche.
Mittlerweile soll es allein in Deutschland ca. 8000 Coachs geben. Die Be-
rufsbezeichnung ist nicht geschützt und jeder kann sich ohne Qualifikations-
nachweis Berater oder Coach nennen. In ca. 25 Verbänden und Vereinen ver-
sucht sich die Branche Strukturen zu geben und Standards zu schaffen. Eine
staatliche Regulierung findet bisher nicht statt.
12 Transformation

Mit der Berufsbezeichnung Coach und zum Teil fragwürdigen Ausbildun-


gen und Methoden versucht also die Beratungs- und Coaching-Branche,
Menschen mit verhaltens- und eigenschaftsbedingten Problemen sowie den
Personalverantwortlichen in Unternehmen ihre Dienste anzubieten (Werle
2007).
Der Bedarf an Weiterbildung und Personalentwicklung wird im Bereich
der persönlichen Eigenschaften zum zentralen Problem. Die Kritik an nicht
empirisch abgesicherten Coaching-Methoden nimmt mittlerweile einen brei-
ten Raum ein. So schreibt Prof. Dr. Uwe Peter Kanning, ein profunder Kriti-
ker, über die Mythen der Personalentwicklung dazu:

Es ist mehr als optimistisch gedacht, wenn man annimmt, man könne mit
einem zweitägigen Training die Verhaltensroutinen der letzten zehn Jahre
nachhaltig ändern. (Kanning 2013)

Und weiter führt in seinem Buch „Wenn Manager auf Bäume klettern“ aus:

Selbsternannte Experten schicken Mitarbeiter in die Wildnis, damit sie dort


lernen, wie man Konflikte im Büro konstruktiv löst. Manager verbringen ein
Wochenende mit Pferden, um hier den Geheimnissen der Menschenführung
auf den Grund zu gehen. Tausende dubioser Menschenkenner predigen in ihren
Kommunikationsseminaren, man könne mit einer Handvoll vermeintlich be-
währter Psychotricks Kollegen, Geschäftspartner und Kunden nahezu beliebig
steuern. Wieder andere stellen Seminarteilnehmer wie Puppen auf eine Bühne
und reden ihnen ein, man verändere durch das Hin- und Herschieben der
Figuren auf magische Weise die Realität jenseits des Seminarraums. Und wem
all dies nicht hilft, der kann es einmal mit einem Schamanen-Tanz versuchen
und seine Vorväter um Unterstützung aus dem Jenseits bitten. (Kanning 2013)

Es ist mir ein besonderes Anliegen, dass die im Coaching und Selbstcoaching
angebotenen Methoden wissenschaftlich hinterfragt werden. Und es bleibt zu
hoffen, dass die Coaching-Branche in den kommenden Jahren reglementiert
und substanziell verbessert wird.

1.3.7 Fazit
Durch die Lücke in den Bildungssystemen, die Gesetzgebung und die his-
torische Entwicklung hat der persönliche Freiraum für den Einzelnen zuge-
nommen. Der Einfluss der Erziehungsberechtigten auf die Entwicklung eines
Menschen hingegen hat abgenommen oder findet nicht statt. Wissen, Er-
fahrung und die Weisheit älterer Menschen stehen nicht zur Verfügung oder
1 Ursachenforschung 13

werden nicht mehr genutzt. Daraus folgt, dass ein Unterricht im Fach „Le-
bensgestaltung“ nicht stattfindet. Auf die Folgen dieser Entwicklung komme
ich noch zurück.
Die Lücke im Bildungssystem ist außerdem Ursache dafür, dass viele Men-
schen mit ihrem Leben unzufrieden sind. Sie haben niemals gelernt, mit sich
selbst oder mit anderen Menschen umzugehen. Sie haben sich egozentrisch
entwickelt, ihre sozialen Kompetenzen sind unzureichend und ihr Selbstbild
ist unreflektiert.
Die volkswirtschaftlichen Auswirkungen dieser Entwicklung gefährden
zwischenzeitlich die Grundlagen vieler Staaten in der EU. Letztlich sind es
auch mangelhafte persönliche Eigenschaften, die zu unseren Wirtschaftskri-
sen, allen voran die Euro- und Bankenkrise, geführt haben.

1.4 Die Wasserträger


1.4.1 Definition
Der Ausdruck „Wasserträger“ bezeichnet eine Person, die anderen notwendi-
ge Routinearbeiten abnimmt, sie damit unter Umständen erheblich entlastet
und womöglich entscheidend zu deren Erfolg beiträgt (gefunden auf http://
de.wikipedia.org/wiki/Wasserträger).
Vom Ursprung her ist Wassertragen ein historischer Dienstleistungsberuf.
In unserer modernen Welt sind daraus ganze Branchen entstanden, die sich
wie Wasserträger verhalten. Die Routinearbeit, die sie uns gerne abnehmen,
ist das Denken!

1.4.2 Verführung
Durch die Werbung haben die Menschen gelernt, bereitwillig auf Manipula-
tionen einzugehen. So leben sie in der Hoffnung, dass ihr Leben durch jedes
neue Produkt ein wenig besser werden kann. Die Menschen suchen nach
Halt, Bestätigung und manchmal auch nach Beschäftigung oder Befreiung
von der Langeweile. Das nutzen die Verkäufer und Marketingstrategen aus.
Kaufen oder Shopping ist dadurch ein Hobby und Mittel zur Stimmungs-
regulation geworden.
Kauflust braucht leere Seelen und bringt volle Kassen. (Jürgen Wilbert)

Längst beschäftigen Firmen ganze Abteilungen damit, die Konsumwünsche


ihrer Kunden zu ergründen. Konsumenten zählen zu den am besten erforsch-
ten Lebewesen unseres Planeten.
14 Transformation

Als der Konzern Unilever vor einigen Jahren eine neue Kampagne für die Deos
und Duschgels der Marke Axe auflegte, befragten die Marketingstrategen nicht
nur weltweit 12.000 Jungen und Männer zu ihren Sexfantasien und Flirtstrate-
gien. Sie begleiteten sogar Testpersonen in die Kneipe, um ihr Paarungsverhal-
ten zu studieren. All das nur, um die ideale Zielgruppe zu ermitteln, der man
einreden konnte, Axe sei der Schlüssel zum Erfolg bei Frauen. Die Strategie ist
offenbar so wirkungsvoll, dass Unilever immer wieder großflächig Anzügliches
plakatiert. (Schramm und Wüstenhagen 2012)

1.4.3 Glück in Einkaufstüten


Viele ahnen es und Studien haben Beweise dazu erbracht, dass Menschen
über das Einkaufen ihre Gefühle und Stimmungen regulieren. Sogar Ängste
können durch Einkäufe gedämpft oder reduziert werden. Die Produktanbie-
ter nutzen das aus. Wer will nicht gut duften oder eine glatte Haut haben?
Und passend oder modisch gekleidet zu sein, vermeidet peinliches Auftreten.
Von unseren Ängsten existiert auch das gesamte Versicherungswesen.
Shoppen regt das Belohnungszentrum im Gehirn an und macht zumindest
kurzfristig glücklich. Bei manchen Menschen grenzt das bereits an Suchtver-
halten. Die Ursachen sind geringe Selbstkontrolle und fehlende Autonomie.
Kaufen, Konsum oder Shopping bietet etwas, was sich die meisten wün-
schen: Anerkennung. Es bringt Hoffnung für alle, die von einem besseren
Leben träumen. Je geringer das Selbstwertgefühl und die Autonomie, desto
größer ist die Verunsicherung und die Verheißung von Anerkennung durch
wertvolle Produkte.
Hier kommen auch wieder unsere Bezugsgruppen ins Spiel. Als soziale We-
sen ist eines unserer stärksten Bedürfnisse das nach Zugehörigkeit. In der Evo-
lution zum Überleben noch notwendig, nutzen die Marketingexperten dieses
Urbedürfnis heute weidlich aus: Peergroups von Heranwachsenden definieren
sich meist über Markenprodukte. Und in einer Gemeinschaft können sich
dauerhaft nur ähnliche Mitglieder etablieren.
Der Vergleich mit anderen ist ein Muster, das Kaufentscheidungen von
Konsumenten erklärt. Man will mithalten, strebt aber gleichzeitig nach In-
dividualität. Um sich von der Masse abzuheben, nutzen Markenexperten
subtile Produktmerkmale, die nur Insider erkennen können. So kann jedes
Auto durch Zubehör personifiziert werden. Menschen mit einem hohen Sta-
tus kaufen sich dann Produkte ohne Produktbezeichnung, um sich von der
markenverliebten Mittelschicht zu unterscheiden.

Ich shoppe, also bin ich. (Baumann 2009)


1 Ursachenforschung 15

So beschreibt Zygmund Baumann das Selbstverständnis unserer auf Konsum


fixierten Gesellschaft. Dabei geht es nicht nur um den Konsum von Waren
und Dienstleistungen. Die Menschen sind Vermarkter von Waren, sind aber
selbst auch Waren, die sie vermarkten. Bei Kontaktbörsen im Internet wird
das Profil von potentiellen Partnern wie eine Ware begutachtet. Es wird ge-
prüft, ob es zu dem eigenen Profil passt und wie es mit dem „Haltbarkeits-
datum“ aussieht. Dabei erfolgt kein persönlicher Kontakt zwischen den Part-
nersuchenden.
Die vermeintliche Wahlfreiheit des „Du kannst dir alles kaufen, was du
möchtest“ ist nur scheinbar. Sie beschränkt sich auf die Dinge, die angeboten
werden. Außerdem beruht sie auf gesellschaftlichem Druck: Der Mensch wird
gezwungen, frei zu sein. „Die Sehnsucht nach Zugehörigkeit werde durchs
Kaufen nicht befriedigt“, sagt Baumann, im Gegenteil: „Konsum ist eine
höchst einsame Aktivität, sie lässt keine dauerhaften Bindungen entstehen.“
Beziehungen würden zunehmend selbst als austauschbares Konsumprodukt
gesehen: „Soziale Bindungen sind die ersten und wichtigsten Kollateralschä-
den der Kultur des Konsumismus.“ (Baumann 2009)

1.4.4 Macht der Mode


Die Wasserträger in dieser Branche sind die Modezeitschriften, die Designla-
bels und die Bekleidungsindustrie. Sie erfinden in immer kürzeren Zeitab-
schnitten neue Kleidungsstile und suggerieren den Frauen, dass sie damit den
Männern gefallen. Gleichzeitig hat die Modeindustrie auch noch das Maß
von Schönheit definiert. Die Modebranche konfrontiert uns stetig mit un-
erreichbaren Schönheitsidealen. Viele eifern den Stars nach, doch diese sehen
nach der Bildbearbeitung kaum mehr aus wie sie selbst. Models jenseits der
Größe 34 können einpacken, weil sie zu dick sind. Es ging immer um Linie
und Schlankheit. Selbst sehr schlanke Frauen sind nicht zufrieden und wür-
den gern dem Magermodel des 21. Jahrhunderts entsprechen. Dabei gilt: Wer
schön sein will, muss aufhören zu essen. Damit wird jedoch die Schlankheit
ohne gesundheitliche Einbußen unerreichbar.

1.4.5 Die Macht der Medien


Ob man Zeitung liest, Radio hört, Fernsehen sieht oder im Internet surft –
jeden Tag nutzt man Medien. Mithilfe dieser Medien werden Nachrichten
und Informationen aller Art übermittelt und verbreitet. Sie erreichen viele
Menschen und werden deshalb auch als Massenmedien bezeichnet. Auf die
wichtige Aufgabe der Pressefreiheit als Kontrollfunktion der Politik möchte
ich an dieser Stelle nicht eingehen.
16 Transformation

Zu Wasserträgern sind die Medien deshalb geworden, weil sie sich schon
lange nicht mehr kostendeckend für die Nachrichten von den Medienkon-
sumenten bezahlen lassen. Fast alle Medien werden über Werbung in Form
von Anzeigen finanziert. So macht an einer normalen Publikumszeitschrift
der Werbeanteil mehr als 50 % des Seitenumfangs aus. Hinter der Werbung
steht die Werbebranche und als Auftraggeber die Konsumgüterindustrie.

1.4.6 Werbung
Wenn gewinnorientierte Unternehmen Informationen über ihre Produkte
und Dienstleistungen an ihre Zielgruppen weiterleiten, so nennen wir das
Werbung. Gleiches gilt auch für die Information von unentgeltlichen Diens-
ten zum Beispiel durch politische Parteien.
Mit der Werbung soll eine Handlung, also ein Kauf- oder Besitzimpuls
ausgelöst werden. Es können auch bestimmte Gedanken und Gefühle erzeugt
und dadurch dann eine Meinung gebildet werden. Letztlich geht es nur dar-
um, die Entscheidungen und Handlungen von Menschen zu steuern.
Die Werbung sollte der gezielten und bewussten Beeinflussung dienen.
Aber meistens steuert sie durch indirekte und unbewusste Beeinflussung die
Menschen zu kommerziellen Handlungen. So werden durch suggestive Bot-
schaften unbewusste Bedürfnisse stimuliert oder neu erzeugt.
Durch die modernen Medien wie Internet, TV, Film, Kino und Radio wur-
den die Möglichkeiten der Werbung vielschichtiger und komplexer. Für den
Einzelnen werden die Werbebotschaften unterschwellig versteckt und sind
somit nicht bewusst erkennbar. Als Beispiele seien hier Sponsoring und Pro-
duct Placement genannt.
Es kann davon ausgegangen werden, dass ein großer Anteil der Werbung,
insbesondere die der großen Marken, in hohem Maße manipulativ ist.

1.4.7 Konditionierte Angst


Nach den Hypothesen der Lerntheorie entstehen Ängste durch klassische und
operante Konditionierung. Eine klassische Konditionierung entsteht, wenn
eine neutrale Wahrnehmung (Urlaubsflug) mit einem Angst auslösenden Reiz
(Flugzeugabsturz) gekoppelt wird. Operante Konditionierung bedeutet, dass
man Angst vermeiden kann, wenn man sich aus der auslösenden Situation
befreit, beispielsweise das Fliegen vermeidet. Gleichzeitig wird durch Vermei-
dung von Angst die Angst auch durch weitere Konditionierung verstärkt.
Panik ist ein Zustand intensiver Angst, der aus einer tatsächlichen oder aus
einer angenommenen Bedrohung resultiert. Häufig entstehen Panikattacken
aus der Angst vor einer Angst – damit ist gemeint, dass Betroffene ständig
1 Ursachenforschung 17

fürchten, dass eine Panikattacke auftreten kann. Etwa 25 % aller Menschen in


Deutschland leiden mindestens einmal im Leben an Angststörungen (Quelle:
Statista 2015).

Warum fürchten wir, was uns höchstwahrscheinlich nicht umbringt?

So fragt Prof. Dr. Gerd Gigerenzer in seinem Buch „Risiko – wie man die
richtigen Entscheidungen trifft“ (Gigerenzer 2013) und führt weiter aus, dass
wir kurioserweise fürchten, beim Baden im Meer von einem Hai gefressen
zu werden, jedoch nicht fürchten, bei einem Autounfall auf der Fahrt zum
Strand ums Leben zu kommen. Weltweit verlieren bei einem Haiangriff etwa
zehn Menschen pro Jahr ihr Leben, während auf den Straßen zehntausende
sterben.
Wir leben seit unserer Kindheit in einer Welt, in der wir permanent auf
Ängste konditioniert werden. Es beginnt mit Wenn-dann-Aussagen der El-
tern: „Wenn du das nochmal tust, dann …“ Damit entwickeln sich erste
irrationale Ängste, die unser Verhalten steuern. In der Schule und der Peer-
group geht es weiter mit der Konditionierung. Aus Angst vor Ausgrenzung
orientieren sich Menschen an Markenartikeln. Sie zeigen damit, dass sie
zu ihrer Peergroup dazugehören. Der Selbstwert wird dann hauptsächlich
über den Besitz von Markenartikeln definiert. Mit Peergroup ist hierbei eine
Gruppe von Gleichgestellten gemeint, und dies bezieht sich nicht nur auf
Jugendliche.
Ganze Branchen konditionieren uns mit Angstvorstellungen, allen voran
die Versicherungs- und die Modebranche. Versicherungen konditionieren uns
mit der Angst vor einem Risiko, vor Situationen, die vielleicht nie eintreten.
Für am fragwürdigsten halte ich Kinderpolicen die versprechen, den Nach-
wuchs vor den Widrigkeiten des Lebens zu bewahren. Die Modebranche wird
immer wieder mit dem Thema Magersucht in Verbindung gebracht, denn sie
vermittelt systematisch die Angst vor Übergewicht und Unattraktivität. Nach
Angaben des Robert-Koch-Instituts zeigen rund 22 % der 11- bis 17-Jährigen
Symptome einer Essstörung, bei Mädchen mit 17 Jahren steigt der Anteil
auf 30 % (RKI 2008). An diesem Punkt setzt auch die im Dezember 2007
gegründete Initiative „Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlank-
heitswahn“ des Bundesgesundheitsministeriums an.
Viele unserer Ängste sind irrational oder übertrieben. Sie bestimmen
unser Leben, obwohl keine reale Gefahr besteht. Sie sind aber so gut kon-
ditioniert, dass es uns nicht mehr bewusst wird. Irrationale Ängste führen
zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität, ob im Beruf oder
Privatleben.
18 Transformation

1.4.8 Fazit
Die Menschen werden über die Medien in erheblichem Maß manipuliert.
Diese Manipulation ist nicht offensichtlich und meist nicht erkennbar. Sie
nutzt evolutionäre Verhaltensmuster zum Zweck der Beeinflussung. Die
Menschen sind durch die permanente Präsenz der Medien bereits in ihrer
Entwicklungsphase dieser Manipulation ausgesetzt. Der Medienkonsum als
Ursache für diese Konditionierung wird von den Erziehungsberechtigten für
die Heranwachsenden meist nicht kontrolliert und limitiert.

1.5 Geprägt wie eine Münze


1.5.1 Definition
Die Prägung steht im Kontext dieser Publikation für die Summe aller Um-
welteinflüsse, die auf die psychische oder physische Entwicklung eines Men-
schen einwirken und diesen verändern.

1.5.2 Sozialisation
Ein Teil dieser Prägung ist die Sozialisation. Sie ist die Anpassung an gesell-
schaftliche Denk- und Fühlmuster durch Verinnerlichung von sozialen Nor-
men. Sie umfasst die Erziehung durch die Erziehungsberechtigten und durch
die Schulen. Dazu gehören auch Ausbildungen und sportliche Aktivitäten.
Der Mensch ist ab der Geburt nicht in der Lage, allein in einer natürlichen
Umgebung zu überleben. Unfertig, organisch nicht entwickelt, weitgehend
ohne funktionsfähige Instinkte und eine funktionierende Motorik, benö-
tigt er eine besondere Umgebung, um lebensfähig zu werden. Zu den dafür
wichtigsten Rahmenbedingungen gehört ein besonderes soziales Umfeld, aus
dem heraus er seine Lebensfähigkeit entfalten und entwickeln kann (Lewinski
2006). Eine weitere Bedingung ist die zeitliche Komponente. Es dauert nahe-
zu 20 Jahre, bis ein Mensch erwachsen ist.
Das soziale Umfeld eines Neugeborenen besteht anfangs aus einem klei-
nen Kreis von Personen, die sich um ihn kümmern. Dazu gehören auch de-
ren Lebensumstände. Die um ihn gruppierten Personen bilden miteinander
ein vielschichtiges Netzwerk aus Lebensanschauungen und Umgangsformen.
Jede Person hat zudem die eigene Entwicklung aus einem ähnlichen sozialen
Umfeld heraus begonnen.
Die sozialen Netzwerke bilden die Lebensumstände, in denen der neuge-
borene Mensch heranwächst. Sie bestehen aus Handlungsmustern, Überzeu-
gungen, Glaubensvorstellungen, Gepflogenheiten, Sitten und Gebräuchen,
1 Ursachenforschung 19

die im Rahmen der Erziehung weitergegeben werden. Sie prägen nachhaltig


das Leben des Einzelnen und seine sozialen Beziehungen. Dabei bleiben sie
Gegenstand menschlicher Gestaltung und Veränderung.
Die ständige Auseinandersetzung des Menschen mit seiner Umgebung
entwickelt sich zur persönlichen Lebensform und -anschauung durch Ge-
wöhnung. Daraus entwickelt ein Mensch dann die Art und Weise seiner Le-
bensführung oder seinen Lebensstil: „Ein Lebensstil ist […] der regelmäßig
wiederkehrende Gesamtzusammenhang der Verhaltensweisen, Interaktionen,
Meinungen, Wissensbestände und bewertenden Einstellungen eines Men-
schen“ (Hradil 2001).
Mit dem Lebensstil sind Reaktionen verbunden, die einen Menschen mit
anderen verbinden oder von anderen abgrenzen. Lebensstil kann Teil einer
Kultur oder Subkultur (z. B. Hippies, Rocker, 68er) sein. Er kann politisch
oder unpolitisch sein und wird durch Bezugsgruppen repräsentiert.
Lebensstile werden insbesondere von den Medien und von der Werbung
beeinflusst oder sogar geschaffen. Damit sind Lebensstile auch wichtige Wirt-
schaftsfaktoren, indem sie für Konsum und Wachstum sorgen.

1.5.3 Genetik, Epigenetik


Die Genetik oder Vererbungslehre befasst sich mit der Ausbildung von erb­
lichen Merkmalen und mit der Weitergabe von Erbanlagen (Genen) an die
nächste Generation. Es handelt sich dabei um eine genetisch bestimmte Prä-
gung.
Erbanlagen bestimmen mit, welche Entfaltungsmöglichkeiten ein Mensch
haben kann und wie er auf äußere Einflüsse reagiert. Die Gene beeinflussen
unter anderem das Temperament eines Menschen, seinen Umgang mit Stress
und seine Intelligenz. Sie bestimmen mit, ob er ordentlich oder unordentlich,
eher altmodisch oder aufgeschlossen ist. Augen- und Haarfarbe sowie Körper-
größe sind ebenfalls genetisch bestimmt. Dabei ist anzumerken, dass ein Gen
nur die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Entwicklung, verglichen mit
einer anderen Version dieses Gens, erhöht.
DNA ist wie ein Tonband, auf dem Informationen gespeichert sind, und ein
Tonband nützt uns ohne ein Abspielgerät gar nichts. Die Epigenetik befasst
sich mit dem Tonbandgerät. (Bryan Turner)

Als moderne Forschungsdisziplin hat sich in den letzten 50 Jahren ein neuer
Wissenschaftszweig der Biologie etabliert: die Epigenetik. Conrad Hal Wad-
dington (1905–1975) wird oft zugeschrieben, den Begriff Epigenetik im Jah-
re 1942 geprägt zu haben. Im 21. Jahrhundert wird die Epigenetik meist
20 Transformation

definiert als „Studium der erblichen Veränderungen in der Genomfunktion,


die ohne eine Änderung der DNA-Sequenz auftreten“.
Durch die epigenetische Forschung hat sich gezeigt, wie sehr Umweltein-
flüsse die Erbanlagen verändern. Demnach können äußere Einflüsse Gene
chemisch verändern und sie auf diese Weise an- und ausschalten. Zwischen-
menschliche Beziehungen und soziale Faktoren prägen das Erbgut, aber auch
körperliche Aktivitäten. Das bedeutet, die Gene steuern uns – aber auch wir
steuern die Gene, und zwar durch unseren Lebensstil.
Wie die Umwelt dem Erbgut ihren Stempel aufdrückt, erkennen Forscher
an immer mehr Beispielen. Babys, die von der Mutter liebevoll gestreichelt
werden, sind darum offenbar als Erwachsene gegen Stress gefeit. Dies hat
eine epidemiologische Studie bestätigt. Meditation verändert tatsächlich die
Architektur ihres Gehirns (Singer und Ricard 2008). Eineiige Zwillinge kön-
nen in ihrem Verhalten grundverschieden sein.
Die Epigenetik führt gegenwärtig zu einem völlig neuen Verständnis der
Biologie und davon, wie Erkrankungen entstehen. Umweltgifte, Drogen und
ständiger Stress hinterlassen Spuren im Erbgut von Nervenzellen und begüns-
tigen auf diese Weise psychische Erkrankungen. Es wird vermutet, dass epi-
genetische Einflüsse auch für unerklärliche Spontanheilungen verantwortlich
sind. Die Heilkraft von Bewegung wird offenbar ebenfalls über epigenetische
Veränderungen im Menschen wirksam. Dickmacher-Gene lassen sich durch
körperliche Ertüchtigung positiv beeinflussen. Lernen und Merken sowie
Meditation und Entspannungsübungen scheinen direkt auf die Aktivität von
Nervenzellen zu wirken. Auf diese Weise lässt sich die Architektur des Gehirns
positiv verändern.
Die Epigenetik steht erst am Anfang, doch sie zeigt schon jetzt: Unser
Schicksal liegt nicht allein in den Genen. Damit ist der genetischen Vorbe-
stimmung die Grundlage entzogen. Das Erbgut lässt uns einen großen Raum.
Theoretisch könnte es zwei extreme Zustände annehmen: entweder gar nicht
oder aber vollständig geprägt.

1.5.4 Prägung
Bei der Prägung handelt es sich um einen Anpassungsvorgang. Dieser verbin-
det angeborene Verhaltensmuster und umweltbezogene Lernprozesse. Neuro-
logisch werden wir zu dem, was wir wiederholt denken und worauf wir unsere
Aufmerksamkeit lenken. Alles, was häufig wiederholt wird, verfestigt sich in
Form neuronaler Netzwerke zu einem Denkmuster oder zu einer Gewohn-
heit.
In der kognitiven Verhaltenstherapie hat sich der Begriff „Kognition“
durchgesetzt. Kognitionen umfassen Gedanken, Einstellungen, Überzeugun-
1 Ursachenforschung 21

gen und Bewertungen. Dabei gehen die Kognitiven Therapien davon aus,
dass die Art und Weise wie wir denken, bestimmt, wie wir uns fühlen, ver-
halten und körperlich reagieren (Wilken 2010).
Im Netzwerk unserer rund 100 Mrd. Gehirnzellen ist alles, was uns aus-
macht, verdrahtet. Das umfasst unsere Gedanken, Erinnerungen, Träume,
Hoffnungen, Gefühle, Ängste, alle Fähigkeiten, Gewohnheiten und vieles
andere mehr. Jede Sinneswahrnehmung verändert die Organisation unseres
Gehirns – wie ein Tagebuch, das laufend fortgeschrieben wird. Aus neurolo-
gischer Sicht werden wir permanent durch die Sinnesreize verändert.
Neuronale Netzwerke zur Kontrolle und Aufrechterhaltung von Körper-
zuständen sind in den älteren, bereits vor der Geburt weitgehend ausgereiften
Bereichen des Gehirns lokalisiert. Über diese Regelkreise erhält das Gehirn
fortlaufend Informationen über alle Prozesse im Körper. Dieser Informations-
fluss ist unbewusst und wird von Antonio Damasio als „Protoselbst“ bezeich-
net (Damasio 2011). Aus diesem entwickelt sich das, was Damasio das ge-
fühlte „Kernselbst“ nennt. Es wird als Körpergefühl repräsentiert, das nicht
nur auf äußere Reize reagiert, sondern auch durch die Erinnerung an eine
frühere Reizantwort. Das aus Protoselbst und Kernselbst gebildete Körper-
selbst ist bewusstseinsfähig und dient als Referenzsystem für die Bewertung
von eigenen Erfahrungen. Aufbauend auf dem Körperselbst entwickelt sich
mit der Herausbildung von kognitiven und selbstreflektierenden Fähigkeiten
eines Menschen dessen Ich-Bewusstsein.
In Bezug auf die Entwicklung des Gehirns bedeutet das, dass dieses seine
Arbeitsweise und Struktur an das anpasst, womit es in Beziehung steht. Al-
les, was an Signalen aus dem Körper ankommt, führt zu einer Veränderung
der neuronalen Netzwerke. Wenn der heranwachsende Mensch mit seinen
Eltern und dann mit anderen Menschen in Beziehung tritt, werden diese Be-
ziehungserfahrungen in Form sogenannter Metarepräsentationen gelernt und
abgespeichert.
Im Verlauf seiner Kindheit passt sich jeder Mensch an die Vorstellungswelt
und die Verhaltensweisen der Erwachsenen in seiner Umgebung an.
Unabhängig davon, wie diese Anpassungsprozesse im Einzelfall verlaufen,
führen sie immer zum gleichen Ergebnis. Es entstehen Widersprüche zwi-
schen den im Gehirn früher abgespeicherten Körper- und Sinneserfahrungen
und den verankerten Erfahrungen in der Beziehung zu anderen Menschen.

1.5.5 Konsistenzregulation
Die Widersprüche bezeichnet Klaus Grawe als Inkonsistenzen und die Kon-
sistenzregulation als ein Grundprinzip des psychischen Funktionierens (Gra-
we 2004). Demnach hat eine Verletzung der Konsistenz weitreichende Folgen
22 Transformation

für das Wohlergehen des betreffenden Menschen. So entstehen bei der Inter-
aktion mit der Umgebung fortlaufend Wahrnehmungen darüber, ob motiva-
tionale Ziele erreicht oder verfehlt wurden. Dabei geht eine Zielerreichung
mit positiven Emotionen und eine Zielverfehlung (Inkongruenz) mit negati-
ven Emotionen einher.
Das Erleben und das Verhalten eines Menschen werden von seinen motiva-
tionalen Denkmustern bestimmt. Diese Denkmuster sind die Werkzeuge, die
ein Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt hat, um seine Grundbedürf-
nisse zu befriedigen und sich vor Verletzung zu schützen.
Nach Grawe gibt es annähernde und vermeidende motivationale Schemata.
Wächst demnach ein Mensch in einer Umgebung auf, in der seine Grundbe-
dürfnisse immer wieder verletzt, bedroht oder enttäuscht werden, entwickelt
er Denkmuster, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Wächst ein
Mensch dagegen in einer Umgebung auf, die ganz auf die Befriedigung seiner
Bedürfnisse eingestellt ist, wird er hauptsächlich annähernde motivationale
Ziele entwickeln.

1.5.6 Bindungsmuster
Bindungsmuster sind das Ergebnis von Beziehungserfahrungen, die ein Kind
mit seinen ersten Bezugspersonen macht. Diese Erfahrungen schlagen sich
in vermeidenden und annähernden Denkmustern nieder, die später das Ver-
halten und Erleben bestimmen. Diese Bindungserfahrungen führen zur Ent-
wicklung von Denkmustern, die für die Regulation von Emotionen und die
psychische Gesundheit wesentlich sind. Wenn ein ererbtes Vermeidungstem-
perament und unsichere Bindungserfahrungen zusammenkommen, ist eine
ungünstige Entwicklungsrichtung vorprogrammiert.
Die Bindungsmuster sind geprägte Denkmuster. Sie steuern den Umgang
mit Stress, die Regulation von Emotionen, Annäherungs- und Vermeidungs-
tendenzen etc.

1.5.7 Inkonsistenzen und Inkongruenzen


Nach dem, was in den vorangegangenen Abschnitten ausgeführt wurde, hat
Inkonsistenz eine entscheidende Funktion im psychischen Geschehen und
für die Gesundheit. Inkongruenzen (innerpsychische Spannungen) können
unter anderem bezüglich nachfolgender Lebensbereiche entstehen:

• Intimität/Bindung
• Geselligkeit
• Anderen helfen
1 Ursachenforschung 23

• Hilfe bekommen
• Anerkennung/Wertschätzung
• Überlegen sein/Imponieren
• Autonomie
• Leistung
• Kontrolle haben
• Bildung/Verstehen
• Glauben/Sinn
• Das Leben auskosten
• Selbstvertrauen/Selbstwert
• Selbstbelohnung
• Alleinsein/Trennung
• Geringschätzung
• Erniedrigung/Blamage
• Vorwürfe/Kritik
• Abhängigkeit/Autonomieverlust
• Spannungen mit anderen
• Sich verletzbar machen
• Hilflosigkeit/Ohnmacht
• Versagen
• Annäherungsziele
• Vermeidungsziele

Die Inkonsistenz-Theorie hat ihre Wirksamkeit in der Psychotherapie bewie-


sen. Damit liefert sie auch die Grundlagen, die für ein erfolgreiches Selbst-
management sowie für Mental- und Neuro-Coaching die Basis sind.

1.5.8 Unbewusst unfähig


Im Verlauf der Kindheit und im späteren Leben haben wir uns falsche Vor-
stellungen, fragwürdige Überzeugungen, übernommene Haltungen und
unterdrückte Gefühle angeeignet. Sie machen einen wesentlichen Teil unserer
Eigenschaften aus. Je länger wir diese Muster mit uns herumtragen, desto
fester sind sie im Gehirn verankert.
Unsere Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster können uns außerordent-
lich behindern und belastend sein.
So gibt es den Zwanghaften, der sich nur wohlfühlt, wenn alles seine Ord-
nung hat. Manche sind davon überzeugt, dass sie nicht gemocht werden. An-
dere haben keine eigene Meinung und wollen es allen recht machen. Dies
sind nur einige Beispiele für Denkmuster, die dazu führen können, dass sich
Menschen nicht mehr gewinnbringend verhalten.
24 Transformation

Man ahnt die Not, in die Menschen durch innere Spannungen leicht hin-
eingeraten. Das Gehirn eines Menschen, der sich so konditioniert hat, gleicht
einem einsturzgefährdeten Haus. Sein „Ich“ hat davon nichts gemerkt, weil
es die ganze Zeit im Haus gewohnt hat. Er hält auch alles für völlig normal,
weil er daran gewöhnt ist. Alles ist schräg und baufällig, aber es funktioniert
irgendwie. Kritisch wird es erst, wenn das ganze Gebäude vor dem Einsturz
steht.

Ein Mensch, der solche Denk-, Gefühls- und Verhaltensmuster entwickelt hat, ist un-
bewusst unfähig. Er ist unfähig im Umgang mit sich selbst. Er ist unfähig im Umgang
mit anderen. So ist er auch unfähig, andere zu führen.
Was ihm meistens fehlt, um seine Spannungen abzubauen und in normales „Fahr-
wasser“ aus Gelassenheit, Zufriedenheit und Glück zu kommen, ist die Einsicht in
seine Situation.
2
Einsicht

2.1 Wie man Einsicht gewinnt


In der Alltagssprache bedeutet Einsicht, dass Zusammenhänge, Eigenschaften
und Beziehungen von einem Menschen geistig erfasst, erkannt und richtig be-
griffen werden. Einsicht ist ein analytisch-synthetisches Ergebnis einer Kom-
bination aus Sinneswahrnehmungen und Denkprozessen. Blitzartig zustande
kommende Einsichten werden der Intuition als Geistesblitz zugeschrieben.
Damit ist die Fähigkeit gemeint, etwas ohne Zusammenhang zu verstehen.
Der Volksmund spricht vom „Bauchgefühl“. Eine Intuition kann sehr kon-
kret sein, beispielsweise eine gefährliche Situation im Straßenverkehr, die in-
tuitiv zu einer Vollbremsung führt. Sie kann aber auch eine abstrakte Ahnung
sein, bei der man „das Gras wachsen hört“.

Es regnet viele Tropfen, ehe man Einsicht gewinnt, und Jahre vergehen, ehe
man weise wird. (Adalbert Stifter)

Einsicht in das eigene Verhalten ist die Grundlage für einen wie auch immer an-
gestrebten Transformationsprozess. Einsicht schafft Verständnis dafür, warum die
persönlichen Eigenschaften für den Betroffenen nicht mehr zielführend oder ge-
winnbringend sind. Erst mit diesem Verständnis kann eine Motivation für Verhal-
tensänderungen entstehen.

2.2 Abwehrmechanismen
Immer wenn mir ein Coachee erzählt, wie sehr er sich über eine Sache ärgert,
stelle ich ihm folgende Frage: „Wo entsteht der Ärger?“ Die Antworten, die ich
erhalte, weisen durchweg auf das Verhalten von Dritten oder Organisationen
wie „meine Firma“ hin. Die Bandbreite umfasst dabei jede Art von mensch-
lichem Tun. Ob Lebenspartner, Kinder, Nachbar, Kollege, Vereinsvorstand,
Firmenleitung, Politiker, die Chinesen, Russen oder Amerikaner, alles ist da-

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_2, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
26 Transformation

bei. Kaum ein Mensch kommt auf die Idee, dass es nur die eigenen, meist
unbewussten Denkfehler sind, die ihm den Ärger dieser Welt verursachen.
Diese „Projektion“ ist unter den psychologischen Abwehrmechanismen der
Klassiker. Durch das Verlegen in die Außenwelt erscheint ein solches Denk-
muster nicht mehr subjektiv, sondern objektiv.
Damit sind wir beim Abwehrverhalten von Menschen. Diese Abwehrme-
chanismen richten sich gegen alles, was Angst oder Unlust hervorrufen kann.
Und es sind diese Abwehrmechanismen – ob bewusst oder unbewusst –, die
unser Erleben wesentlich bestimmen. Menschen benutzen sie jeden Tag, um
sich vor Forderungen und Überforderungen zu schützen. So gesehen sind
Abwehrmechanismen ein Schutzfaktor für den Umgang mit unbewussten
psychischen Konflikten und damit auch ein wichtiges Element der Selbst-
steuerungsfähigkeit.
Für die Fähigkeit einer guten Selbststeuerung ist deren Verständnis grund-
legend. Daher ist es im Folgenden mein Ziel, Ihnen die wichtigsten Abwehr-
mechanismen – die eigenen und die von anderen – auszugsweise bewusst zu
machen.
Die nachfolgenden Abwehrmechanismen sind meist unbewusst und wer-
den im Weiteren erklärt.

Die Begegnung mit sich selber gehört zu den unangenehmeren Dingen, denen
man entgeht, solange man alles Negative auf die Umgebung projizieren kann.
(Carl Gustav Jung)

2.2.1 Projektion
Mit dem Begriff der „Projektion“ werden das Übertragen und Verlagern eines
innerpsychischen Konfliktes auf andere Personen, Gruppen, Lebewesen oder
sonstige Objekte der Außenwelt verstanden. Übertragen werden dabei meist
Affekte (Emotionen), Bewertungen, Wünsche und Impulse, die im Wider-
spruch zu eigenen oder gesellschaftlichen Normen stehen.

2.2.2 Verdrängung
Die „Verdrängung“ von Gedanken oder Denkmustern besteht in der Abwei-
sung und Fernhaltung vom Bewussten. Oft handelt es sich bei den verdräng-
ten Inhalten um schmerzliche und ängstigende Erfahrungen, die von negati-
ven Affekten begleitet sind. Verdrängung wird manchmal auch mit Vergessen
verwechselt, hat aber damit nichts zu tun. Verdrängung ist ein aktiver Prozess,
der einen ständigen psychischen Aufwand, die Verdrängungsarbeit, erfordert.
Als Beispiel kann ein Raucher dienen, der über die negativen Folgen des Rau-
2 Einsicht 27

chens informiert ist. Er unterdrückt aber die meiste Zeit die bewusste Wahr-
nehmung der schädlichen Folgen. Die unterschwellig angeregten Ängste und
Fantasien kommen dabei nicht direkt zum Ausdruck, sondern werden durch
Abwehr vom Bewusstsein ferngehalten.

2.2.3 Autoaggression (Wendung gegen das Selbst)


Um eine Beziehung nicht zu gefährden, werden aggressive Impulse gegen die
eigene Person gerichtet. Damit wird ein interpersoneller Konflikt vermieden
und das Umfeld bleibt störungsfrei. Es entsteht ein intrapsychischer Konflikt.
Beispiel: Die Ehefrau „frisst“ das Fehlverhalten des Ehepartners in sich hinein
wegen der Kinder.

2.2.4 Regression
Bei der „Regression“ erfolgt ein unbewusster Rückzug auf eine frühere Ent-
wicklungsstufe mit einfacheren und primitiveren Reaktionen. Kennzeichen
sind oft Fresslust, Trotzverhalten, Weinerlichkeit, Flucht in Krankheit oder
Suche nach Versorgung.

2.2.5 Intellektualisierung und Rationalisierung


Intellektualisierung äußert sich durch abstrakte Betrachtungen und Gesprä-
che mit philosophischem Hintergrund zur Abwehr einer Konfliktsituation.
Ein Beispiel: Von der Ehefrau verlassen beginnt ein Mann, über den Vorteil
des Alleinseins mit Freunden zu philosophieren.
Bei der „Rationalisierung“ werden rational-logische Beweggründe für
Handlungen angegeben oder vorgeschoben. Durch „Coolness“ werden Ge-
fühle ignoriert oder unterbewertet. Beispiel: Der Personalvorstand rationali-
siert die Entlassung von zigtausend Mitarbeitern.

2.3 Subjektive Imperative


Bei subjektiven Imperativen handelt es sich um das Endloskreisen von Ge-
danken, die zu innerpsychischen Konflikten führen. Diese Gedanken haben
einen „Ich muss“-, „Ich darf nicht“-, „So muss es sein“- oder „Das darf nicht
sein“-Charakter. Sie werden von der Person als befehlend, zwingend oder bin-
dend (imperativ) angesehen. Imperative Gedanken lassen sich im weitesten
Sinn als Soll-Vorstellungen verstehen.
28 Transformation

Die entstehenden Konflikte sind auf fehlerhaftes Denken, situative Gründe


(Dilemmata, Bewältigungsressourcen) und Affekte (Triebwünsche, Ängste)
zurückzuführen. Das herausragende Merkmal ist das Endloskreisen von Ge-
danken und das damit verbundene Gefühl von Ausweglosigkeit.
Die Gedanken drängen sich auf und ihr wiederholtes Auftreten blockiert
und beeinträchtigt andere Denkprozesse. Die Wahrnehmung engt sich ein
(Tunnelblick) und die Problemlösefähigkeit nimmt ab. Es entsteht ein Gefühl
der Ausweglosigkeit, wie wenn man in einer Endlosschleife gefangen ist. Es
treten Anspannungs- und Erregungszustände auf.
Endlos kreisende Gedanken sind eine relativ häufige Begleiterscheinung
und finden sich im Zusammenhang mit einer Vielzahl von Symptomen. So
ist exzessives Sich-Sorgen-Machen und Grübeln die Hauptursache einer gene-
ralisierenden Angststörung. Auch bei einer Vielzahl von anderen Störungen,
beispielsweise Depressionen, Essstörungen und Alkoholabhängigkeit bis hin
zu posttraumatischen Belastungsstörungen, ist exzessives Endloskreisen von
Gedanken ein zentrales Symptom.
Bei einem Undurchführbarkeitskonflikt geht es darum, dass etwas fehlt,
was für die Durchführung erforderlich ist. Zum Beispiel fehlt es an der Zeit,
um eine Aufgabe durchzuführen oder termingerecht zu beenden. Bei diesen
Leerstellenkonflikten kreisen die Gedanken um das Fehlen von Ressourcen
zur Einhaltung einer imperativischen Vorstellung. Zum Beispiel kann es sein,
dass einer Person die für die Bewältigung einer Aufgabe notwendigen Kennt-
nisse, Fertigkeiten oder Pläne fehlen. Es können aber auch materielle, zeit-
liche oder ökonomische Ressourcen sein. Stress gilt als Folge solcher Leer-
stellenkonflikte.
Um einen akuten Konfliktzustand zu bewältigen, existieren im Alltag
unterschiedliche Verhaltensweisen. Sie lassen sich in zwei Kategorien einord-
nen: in Konfliktumgehungs- oder Konfliktbewältigungsstrategien. Der ent-
scheidende Unterschied liegt in den Auswirkungen. Auflösungsstrategien zur
Bewältigung zielen darauf ab, den Konflikt von seiner Wurzel her aufzulösen.
Umgehungskonzepte zielen darauf ab, mit dem Konflikt umzugehen, wobei
er aber erhalten bleibt und weiter andauert bzw. sich mental verfestigt. Nach-
folgend sollen Konfliktumgehungsstrategien (nach Wagner 2007) dargestellt,
aber nicht weiter ausgeführt werden:

• ignorieren, ausblenden, verdrängen


• herunterspielen, abwerten, bagatellisieren, lächerlich machen
• aufbauschen, sich hineinsteigern, überverallgemeinern
• Gefühle imperativisch äußern (klagen, Wut ausdrücken)
• sich innerlich selbst beruhigen
• theoretisieren, etikettieren (engl. labeln)
2 Einsicht 29

• Realität umdeuten, rationalisieren, sich etwas einbilden, sich Illusionen


machen, sich selbst täuschen
• sich eine andere Realität wünschen („Wenn die Welt nur anders wäre, als
sie ist …“)
• erneutes Sich-Imperieren: Vorhandenen Imperativ bekräftigen, neue Impe-
rative bilden („Ab morgen …“)
• hierarchisieren: einen Imperativ zugunsten eines zweiten temporär außer
Kraft setzen, Prioritäten bilden
• handeln mit dem Ziel einer Konfliktumgehung
• resignieren: Handlungsabsicht aufgeben („Da kann man halt nichts
machen.“)
• negative Erwartungen hegen (Pessimismus)
• sich Mut machen, auf einen glücklichen Ausgang hoffen (Optimismus)
• Somatisierung

Ein Konflikt wird nicht wahrgenommen und macht sich in Form von körper-
lichen Beschwerden bemerkbar. Mit den durch die „Somatisierung“ ausgelös-
ten Beschwerden befasst sich die psychosomatische Medizin (Uexküll et al.
1996). Der Begriff „somatoforme Störungen“ hat Eingang in die internatio-
nale Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) gefunden. Zum klinischen Be-
reich der psychosomatischen Medizin zählen:

• körperliche Erkrankungen mit ihren biopsychosozialen Aspekten (z. B.


Krebskrankheiten und ihre Bewältigung)
• physiologisch-funktionelle Störungen als Begleiterscheinungen von Emo-
tionen und Konflikten sowie als direkte oder indirekte Reaktion auf psy-
chische oder physische Traumata; siehe auch posttraumatische Belastungs-
und Anpassungsstörungen
• Konversionsstörungen: körperliche Symptome, die auf unbewusste Kon-
flikte zurückgehen
• Hypochondrie: die Überzeugung, an einer Krankheit zu leiden, und krank-
haftes Interesse an Gesundheit und Beschwerden
• gestörtes Gesundheitsverhalten und dessen Folgen (z. B. Rauchen)
• seelische Störungen, die mit körperlichen Missempfindungen einhergehen:
Depressionen, Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen
• seelische Erkrankungen, die körperliche Auswirkungen haben: Essstörun-
gen

Somatoforme Symptome treten bei ca. 80 % der Bevölkerung zeitweise in den


unterschiedlichen Lebensphasen auf. Bei etwa 20 % der Menschen werden
diese Störungen chronisch. Insbesondere Angst, Wut, Ärger und Unzufrie-
30 Transformation

denheit drücken sich dann in körperlichen Symptomen aus. Dies können


Probleme mit der Atmung, Herzstechen, Beklemmungsgefühle, Reizmagen
und Reizdarm, Unterbauchbeschwerden sowie häufiges und/oder schmerz-
haftes Wasserlassen sein. Daneben findet man häufig auch andere psychische
Störungen (Depressionen, Angststörungen).

2.4 Wiederholungszwang
Das Konzept des Wiederholungszwangs geht auf Sigmund Freud zurück
(Freud 2013). Alles, was abgewehrt wird, gerät ins Unbewusste, es drängt von
dort aber immer wieder hervor. Dies nennt die Psychoanalytik „Wiederho-
lungszwang“. So bilden sich Muster, denen ein Mensch immer wieder folgt.
Die Prägung durch Erziehung und Gesellschaft fördert diese Musterentwick-
lung. Daraus entstehen dann Vorschriften in den jeweiligen Lebensrollen, an
denen auch dann noch festgehalten wird, wenn sie nicht mehr angemessen
sind. Die Unfähigkeit, sich von früheren Verhaltensfehlern zu lösen, ist ein
Kennzeichen des „Wiederholungstäters“.

Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und ande-
re Ergebnisse zu erwarten. (Albert Einstein)

Da wird nach dem Scheitern einer Beziehung wieder eine neue Wahl getrof-
fen, die dem unbewussten Vorstellungsbild (Imago) einer bestimmten Person
entspricht. Damit wird meist der Fehler wiederholt, der ein neues Scheitern
zur Folge haben muss.
Jemand lässt sich immer wieder auf Aufgaben ein, an denen er bereits in
der Vergangenheit mehrfach gescheitert ist. Mit dieser Erfahrung ist aber ein
Misserfolg quasi vorprogrammiert.
In der Beziehung zu anderen Menschen werden immer wieder solche The-
men diskutiert, über die man sich noch nie einig geworden ist. Vergangenes
wird stets neu formuliert, auch wenn es längst unwichtig geworden ist.
Der Betroffene muss sich unbewusst in seinen aktuellen Beziehungen re-
inszenieren. Parallel zum Zwang hat er gleichzeitig die Angst, seine schreck-
lichen Beziehungserfahrungen könnten sich wiederholen. Diese Angst führt
auch zum Prüfen des anderen mit der Hoffnung, wahrgenommen, anerkannt
und respektiert zu werden. Oft formt ein solcher Wiederholungszwang die
Inhalte, die Beziehungen zerstören oder erschweren und Partnerschaftsprob-
leme zu erzeugen.
2 Einsicht 31

2.5 Selbstbild
Das, was wir glauben, wovon wir überzeugt sind, hat großen Einfluss auf das,
was wir über uns denken. Dadurch erzeugen wir die Vorstellung, die wir uns
von uns selbst machen oder haben. Diese Selbstwahrnehmung ist für vieles
verantwortlich: für unseren Erfolg, aber auch für alles, was uns hindert, unser
Potenzial voll zu entfalten.

2.5.1 Dimensionen
Unser Selbstbild hat verschiedene Dimensionen als da wären:

• kognitive Elemente wie Identität, Erscheinungsbild (Körper und Äußeres),


Abstammung, Talente, Fähigkeiten, Bildung und Besitztümer;
• emotional-affektive Elemente wie Wünsche, Träume, Projektionen und
Vorstellungen, wie und was man gerne wäre, Vitalbedürfnisse;
• persönliche Einstellungen wie Werte, Charakter und Sozialbeziehungen
oder Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Toleranz, Egoismus, Narzissmus etc.

2.5.2 Statisches und dynamisches Selbstbild


Über das Selbstbild ist viel gesagt und geschrieben worden. Bemerkenswerte
Erkenntnisse habe ich bei Carol Dweck gefunden (Dweck 2007). In ihren For-
schungen zum Selbstbild hat die Professorin für Psychologie an der Stanford
University herausgefunden, wie unser Denken Erfolge und Niederlagen bewirkt.
Sie hat erkannt, dass die Meinung die ein Mensch von sich hat, sein ganzes
Leben bestimmt. Wenn Sie glauben, dass Ihre Fähigkeiten und Eigenschaften
unveränderlich sind, dann haben Sie ein „statisches Selbstbild“ und verspüren
immer wieder das Bedürfnis, sich zu beweisen. Viele Menschen wachsen mit
diesem Selbstbild auf. Sie bewerten jede Situation danach,

• ob sie klug oder dumm aussehen,


• ob sie Erfolg haben oder scheitern,
• ob sie gut oder schlecht ankommen,
• ob sie sich als Gewinner oder Verlierer fühlen.

Das Gegenteil ist ein „dynamisches (agiles) Selbstbild“, welches davon aus-
geht, dass Menschen ihre Grundeigenschaften durch eigene Anstrengungen
weiterentwickeln können. Diese Menschen sind davon überzeugt, dass sich ihr
wahres Potenzial durch Leidenschaft, Übung und Einsatz verbessern lässt. Sie
wissen, dass sie alles erreichen können, auch wenn es manchmal Jahre dauert.
32 Transformation

2.5.3 Kennzeichen eines statischen Selbstbildes


Menschen mit einem statischen Selbstbild sind davon überzeugt, dass sie sehr
talentiert sind und sich ihre Fähigkeiten ohne besondere Lernprozesse ent-
wickeln, ganz im Sinne von: Man hat es oder man hat es nicht. Wenn sie
vor großen Herausforderungen stehen, fühlen sie sich häufig wie Hochstapler
oder Versager. Gleichwohl müssen sie sofort erfolgreich sein und ihre Denk-
muster erlauben ihnen nicht, „zu werden“. Sie haben immer schon „zu sein“
und meinen, alles sofort richtig machen zu müssen. Ihre Kraft ziehen sie aus
dem Gefühl, dass sie alles sicher im Griff haben. Damit wollen sie beweisen,
dass sie etwas Besonderes sind.
Wenn sie nicht intelligent und talentiert erscheinen oder die Herausforde-
rungen zu groß werden, dann verlieren sie das Interesse. Sie haben es deshalb
auch nicht mehr nötig zu lernen. Damit sind sie oft zu „Nicht-Lernern“ ge-
worden. Problematisch wird es dann, wenn sie glauben, besser als andere zu
sein, wertvoller, überlegen und auserwählt.
Menschen mit einem statischen Selbstbild reagieren mit Abwehrmechanis-
men, wenn ihre Vorstellungen oder Erwartungen nicht erfüllt werden. Ins-
besondere neigen sie zu Projektionen. Sie fühlen sich abgelehnt, ungerecht
behandelt, wie ein Idiot, entwickeln Verschwörungstheorien und vertreten
die Meinung, dass es keinen Zweck hat, sich anzustrengen. Sie investieren
keine Zeit und Energie mehr in eine Sache. Sie haben oft Versagensängste und
fühlen sich hilflos. Für einen Menschen mit statischem Selbstbild kann ein
Misserfolg traumatisierend sein und zu einem Verlust des Selbstwerts führen.
Menschen mit einem statischen Selbstbild erwarten von ihrem Partner,
dass er sie auf Händen tragen soll. Sie wollen das Gefühl haben, vollkommen
zu sein, und möchten verehrt werden. Sie sind nicht kritikfähig. Der perfekte
Partner soll sie mit ihren quasi unveränderlichen Eigenschaften auf den Ar-
men tragen.

2.5.4 Kennzeichen eines agilen Selbstbildes


Menschen mit einem agilen (dynamischen) Selbstbild reagieren kaum mit
Abwehrmechanismen, wenn ihre Vorstellungen oder Erwartungen nicht er-
füllt werden. Sie machen sich nicht selbst nieder und verzweifeln nicht. Sie
investieren mehr Zeit und Energie in eine Sache. Sie haben keine Gefühle
des Versagens und der Hilflosigkeit. Stattdessen stellen sie sich der Heraus-
forderung und strengen sich an, besser zu werden. Misserfolge werden zu
Aufgaben, denen man sich stellt – sie können mit ihnen umgehen und daraus
lernen. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild sind „agile Lerner“.
Menschen mit einem agilen Selbstbild sind kritikfähig und wünschen sich
einen entsprechenden Lebenspartner, der ihre Fehler erkennen und helfen
2 Einsicht 33

soll, daran zu arbeiten. Er soll motivierend sein und sie auf diesem Weg ver-
bessern und ermutigen, sich auf Neues einzulassen. Agile Menschen wün-
schen sich Partner, die ihre Entwicklung fördern.
Es ist gut vorstellbar, was in einer Partnerschaft passiert, wenn beispielswei-
se die Frau eine völlige und unkritische Hingabe erwartet und der Mann die
Probleme angehen will. Die Dynamik des Mannes ist der Albtraum für die
Frau und die von ihr erwartete Hingabe der Albtraum des Mannes.

2.5.5 Führungsfähigkeit
Es ist leicht auszurechnen, welche Auswirkungen ein statisches Selbstbild bei
Führungskräften haben kann. So stellt sich oft die Frage, ob man sich als
Führungskraft mit seinen Defiziten auseinandersetzt oder aber eine Welt er-
schafft, in der keine Defizite existieren. Menschen mit statischem Selbstbild
umgeben sich gerne mit Schmeichlern, jagen Kritiker in die Wüste und ver-
lieren den Kontakt zur Realität.

2.6 Einsicht gewinnen


Im Sport glaubt jeder an Talent, vor allem die Experten. So entstand auch die
Vorstellung vom „Naturtalent“. Der Glaube an Naturtalente ist so verbreitet,
dass daraus sogar die Bezeichnung des „Talentscouts“ entstanden ist. Vereine,
Trainer, Scouts halten Ausschau nach Talenten und sind bereit, dafür hohe
Summen aufzuwenden.
Zwischenzeitlich hat sich dieser Begriff auch auf die Unternehmen und
dort speziell auf die Personalabteilungen übertragen. Kernaufgabe der Perso-
nalverantwortlichen ist es, intern und extern talentierte Menschen ausfindig
zu machen und für das eigene Unternehmen zu gewinnen. Daraus ist mitt-
lerweile ein ganzer Industriezweig entstanden, der sich mit der Bewertung,
Beurteilung und Einschätzung von Bewerbern befasst. Talentmanagement ist
in aller Munde und die Anbieter von Auswahlsystemen (Assessments) ver-
zeichnen seit Jahren steigende Umsätze.
Bis eine Führungskraft erkennt, dass viele Personalprobleme auf die Ein-
stellungsfehler der Vergangenheit zurückgehen, kann es lange dauern. Meist
wird bei der Personalauswahl nur gefragt: „Was kann der Bewerber?“ Die alles
entscheidende Frage lautet aber: „Was wird der Bewerber in Zukunft kön-
nen?“ Es kommt also darauf an, wie stark die Lernbereitschaft eines Bewer-
bers ausgeprägt ist.
Welche Möglichkeiten gibt es, um Potenziale einzuschätzen? Vorausschau-
ende Personalentwickler lassen Bewerber mit einem perfekten Lebenslauf ab-
34 Transformation

blitzen. Sie wählen Kandidaten aus, die erhebliche Rückschläge erlebt und
sich danach wieder hochgearbeitet haben.

2.7 Assessments
Talente sind die Begabungen eines Menschen! Dabei finde sich zwei Kate-
gorien von beruflichen Ausprägungen: die fachliche Qualifikation und die
Eignung (persönliche Eigenschaften).
Qualifikation bedeutet Ausbildung, Zertifizierungen, Kenntnisse, Fertig-
keiten und Erfahrungen. Da die Qualifikation eines Menschen durch ent-
sprechende Dokumente (Zeugnisse, Zertifikate) gut belegbar ist, erweist es
sich als relativ einfach, eine Qualifikation zu überprüfen.
Eignungsfaktoren hingegen sind persönliche Einstellung, Motivation, In-
tegrität, Interessen, Vorlieben, Anpassungsfähigkeit an Unternehmenskultur
und -organisation sowie das zwischenmenschliche Verhalten. Dazu zählt auch
das Selbstbild. Die Eignungsfaktoren sind nicht dokumentiert … und meist
einem Stellenbewerber noch nicht einmal bewusst.
Viele Organisationen beurteilen lediglich die fachliche Eignung eines
Mitarbeiters, und auch dabei werden meist nur Mindestanforderungen ge-
stellt. Die persönlichen Eigenschaften eines Menschen bleiben in der Regel
unberücksichtigt. Für fast alle Führungsaufgaben machen die persönlichen
Eigenschaften aber mehr als 50 % der Anforderungen aus. Deshalb ist die
Beurteilung und Entwicklung der Eigenschaften von Mitarbeitern, insbeson-
dere von Führungskräften, die wichtigste Aufgabe jeder Organisation. Viele
Unternehmen suchen aber immer noch Naturtalente und nicht Menschen
mit Entwicklungspotenzial.
Der Glaube, dass unser Potenzial durch einfache Tests erkannt werden
kann, ist weit verbreitet. So sind viele normative Testverfahren entstanden,
die einen Vergleich mit einer Idealperson durchführen. Viel wichtiger ist es
aber festzustellen, wie die Handlungstendenzen innerhalb einer Person ent-
wickelt sind. Wie reagiert sie zum Beispiel mit und ohne Stress? Zwischenzeit-
lich stehen leistungsfähige Assessment-Werkzeuge zur Verfügung. Sie geben
Hinweise auf die Eignungsfaktoren von Bewerbern und erlauben einen sehr
tiefen Blick in das menschliche Verhalten. Damit können die Verhaltenswei-
sen, Charaktereigenschaften, Einstellungen und Vorlieben einer Person unter
verschiedenen Bedingungen erfasst werden – für einen sich anschließenden
Abgleich mit den Stellenanforderungen.
Ich setze solche Werkzeuge im Coaching ein. Damit zeige ich meinen Coa-
ches ihre eigenen Verhaltensbandbreiten, die in einem Kontext für Erfolg,
aber auch für Misserfolg stehen. So kann ich persönliche Eigenschaften trans-
parent machen und diese ins Bewusstsein des Kunden heben.
2 Einsicht 35

» Limitierungen verhindern den Erfolg.


» Erfolg ist eine Frage der persönlichen
Eigenschaften.

Die größten
Herausforderungen
liegen unter der
Oberfläche!

Abb. 2.1   Ursachen – Limitierungen verhindern Erfolg

2.8 Bewusste Unfähigkeit


Mein Ziel am Ende dieses Kapitels ist es, Ihnen bewusst zu machen, wie fähig
oder unfähig Sie im Umgang mit sich selbst und anderen sind. Sie haben
sich dieses Buch gekauft, weil Sie sich mit Ihrer persönlichen Entwicklung
beschäftigen. Es geht also nicht darum, wo Sie heute stehen und wie talen-
tiert Sie sind, sondern es geht um den Prozess Ihrer Entwicklung – um Ihre
„Transformation“.
Die Transformation, die Sie anstreben, kann gelingen. Dazu ist es aber er-
forderlich, dass Sie im ersten Schritt aus der „unbewussten Unfähigkeit“ in
die „bewusste Unfähigkeit“ gelangen. Dazu ist Ihre „Einsicht“ notwendig.
Ein plakatives Beispiel: Ein Mensch mit Mundgeruch, den er selbst nicht
wahrnehmen kann, behält den Mundgeruch ein Leben lang. Er wundert sich
vermutlich über das distanzierte Verhalten seiner Mitmenschen. Er hat auch
Erklärungen dafür, warum er partnerlos geblieben ist. Seine Chance ist ein
Mitmensch, der ihn aufklärt und in die „bewusste Unfähigkeit“ führt. Dann
kann er sich fragen, was gegen Mundgeruch unternommen werden kann, und
das Problem ist in kurzer Zeit gelöst (Abb. 2.1).

Der Prozess der Einsicht kann unangenehm, schmerzhaft und provokativ für Sie
sein. Aber er ist notwendig. Versuchen Sie, das auszuhalten und nicht in typische
Abwehrreaktionen zurückzufallen. Nur in diesem Zustand schaffen Sie es, sich die
Fragen zu stellen, die für eine Transformation und Ihre weitere Entwicklung wichtig
sind.
3
Der Weg

3.1 Der Weg ist das Ziel


Zu jeder Zeit hat es Denker gegeben, die erkannt haben, wie die Welt besser
werden kann. Es hat auch bedeutende Menschen gegeben, die durch Beob-
achtung und Denken zu wichtigen Erkenntnissen gekommen sind. Viele da-
von sind heute noch richtig und wichtig für die persönliche Entwicklung. Die
Namensliste ist lang. Sie reicht von Laozi über Konfuzius, Buddha, Platon,
Aristoteles, Epiktet, Seneca, Marc Aurel bis in die Neuzeit mit Goethe, Schil-
ler, Schopenhauer, Hegel und Kant. Zuletzt müssen noch zwei der Lebenden
erwähnt werden: der Dalai-Lama und Peter Sloterdijk.
Ich habe mit 14 Jahren begonnen, von den Alten zu lernen und ihre Bücher
zu lesen. Der Grund dafür ist altmodisch und vermutlich unzeitgemäß: Ich
war von Anfang an der Meinung, dass die Älteren aufgrund ihrer Erfahrungen
die richtigen Wege kennen. Dabei ist mir dann sehr schnell klar geworden,
dass sie nicht nur viele Wege, sondern auch alle wichtigen Abkürzungen ken-
nen. So ist die „philosophische“ Seite meiner Theorie von Selbstmanagement
und Führungsfähigkeit ebenfalls eine tragende Säule geworden.

3.1.1 Reifegrad
Dieses Kapitel soll keine Abhandlung über eine Philosophie sein. Es soll wich-
tige Handlungsgrundlagen liefern, um den Leser zur Aufbau einer eigenen
tragfähigen Säule zu animieren – mehr nicht!
So schreibt Peter Sloterdijk: „Die einzige Autorität, die heute sagen darf:
Du musst dein Leben ändern, ist die globale Krise, von der seit einer Weile
jeder wahrnimmt, dass sie begonnen hat, ihre Apostel auszusenden“ (Sloter-
dijk 2009). Und weiter heißt es dort: „Was menschengemachte Katastrophen
angeht, war das 20. Jahrhundert die instruktivste Periode der Weltgeschichte
[…] Man bleibt pragmatisch bei der Überzeugung, mit dem Ernstnehmen
könne man sich Zeit lassen. Überdies: Eine Person, die die Zeichen am Ho-
rizont persönlich nehmen wollte – müsste sie nicht sofort unter ihren Sorgen
zusammenbrechen?“
P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,
DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_3, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
38 Transformation

Komplementäre Reifegradentwicklung zur Excellence

Gandhi
Dalai-
Mutter Lama
hoch

Teresa

Methodiker Exzellente
des Erfolgs Person
Fachliche Reife

n
he
sc

Entwicklung von Menschen


en
M

Bewegungsrichtung für Methodiker


s
de

oder Emphatiker
ad
gr
fe

Ziel (Analyse, Konzept, Umsetzung)


Empathiker
ei
R

des Erfolgs Menschwerdung mit Wirkrichtung


Integrität und Learning ≥ Change

Anfänger vs.
gering

Verlierer

gering Kultururelle Reife hoch

Abb. 3.1   Reifegradentwicklung von Menschen

Es kann also so nicht weitergehen. Aber eine Weltverbesserung ist für einen
Menschen allein kaum möglich. Sie scheitert auch an jedem Einzelnen. So
bleibt nur der Einfluss, den Sie auf sich selbst haben. Dieser Einfluss hängt
davon ab, ob Sie es lernen, Ihre Gefühle und Stimmungen zu steuern und gut
mit sich umzugehen.
Wenn man sich grundsätzlich mit der persönlichen Entwicklung eines
Menschen auseinandersetzt, sucht man nach einem tragfähigen Modell. Die-
se Suche hat sich bei mir an den fachlichen und persönlichen Eigenschaften
orientiert, die einen Menschen erfolgreich machen können.
Die Abb. 3.1 zeigt auf der vertikalen Achse die fachliche Entwicklung. Da-
mit sind Bildung, Erfahrung und Geschicklichkeit gemeint, die an anderer
Stelle in diesem Buch bereits beschrieben sind. Auf der horizontalen Achse
findet man die kulturelle Reife, die durch die persönlichen Eigenschaften des
Menschen bestimmt ist. Um alle Potenziale nutzen zu können, ist die Ent-
wicklung auf beiden Achsen erforderlich. Es braucht also Bildung und Per-
sönlichkeit, um sich in Richtung einer exzellenten Person zu entwickeln.

3.1.2 Irrationale Überzeugungen


Damit ein Mensch die Kontrolle über seine Gefühle und Stimmungen aus-
üben kann und damit auch die Kontrolle über sein Verhalten, muss er vor
3 Der Weg 39

allem erwachsen werden. Zu den inneren Zielen eines Menschen gehört es,
ein reifer Mensch zu werden und ein sinnvolles Leben zu führen. Menschen
mit hoher Kontrolle über ihre Gefühle und Stimmungen kommen besser im
Leben zurecht. Sie sind sozial aktiver, achten auf ihre Gesundheit und bekom-
men die besseren Jobs. (Anmerkung: Die Strafgesetzbücher aller Nationen
sind für Menschen geschrieben, die keine kognitive Kontrolle über ihre Ge-
fühle und Stimmungen haben.)

„Der Weise beherrscht seine Gefühle, der Tor (der Dumme) dient ihnen.“
(Publilius Syrus)

Unsere Gedanken sind bedingt durch Überzeugungen und Bewertungsmus-


ter oft irrational. Dies führt zu unangemessenen emotionalen Störungen, die
sehr intensiv und/oder langanhaltend negativ ausfallen können. Die Ursachen
irrationaler Überzeugungen sind Ängste, Depressionen, quälender Ärger, Ver-
meidungsverhalten, Inkonsistenzen und Abhängigkeiten.
Rationale Überzeugungen führen zu angemessenen Emotionen und Ver-
haltensweisen und helfen dem Menschen, seine Ziele zu erreichen. Sie sind
demnach zielführend, hilfreich und gewinnbringend.
Menschen werden bereits mit einer Disposition zu irrationalen Denkmus-
tern geboren. Die weitere Verstärkung dieser Bewertungsmuster erfolgt in der
Kindheit durch Familie, Schule, Kirchen und Peergroups. Dies wird im spä-
teren Leben durch gesellschaftliche Institutionen und vor allem durch die
Medien fortgesetzt. Diese Entwicklung ist für die Entstehung der meisten
psychischen Erkrankungen verantwortlich. Und deren Aufkommen war in
den hochentwickelten Industrienationen noch nie so hoch wie in der heuti-
gen Zeit.
Damit will ich nicht sagen, dass meine Leser psychisch erkrankt sind. Aber
zwischen unbeschwertem Leben und einer psychischen Erkrankung liegen
noch mehrere Stufen: unbeschwert – beschwert – belastet – eingeschränkt
– behindert – krank (Abb. 3.2). Die Entwicklung zu psychischer Beeinträch-
tigung ist erstaunlich. Seit über 70 Jahren werden in den USA Studenten per
Fragebogen (MMPI) zu emotionaler Verstimmung, Ruhelosigkeit, Unzufrie-
denheit und Instabilität befragt. Das Ergebnis: Die jüngeren Generationen
sind im Vergleich mit den älteren viel narzisstischer, egozentrischer, antisozia-
ler, besorgter, trauriger und unzufriedener. Das bedeutet, das innerpsychische
(seelische) Ungleichgewicht ist eher zum Normalzustand geworden.
Betrachten wir die Grundkategorien irrationaler Überzeugungen:
40 Transformation

Zwischen unbeschwert und krank …

EINGE-
UNBESCHWERT BESCHWERT BELASTET BEHINDERT
SCHRÄNKT

glücklich nicht glücklich leidvoll limitiert unerträglich

sorgenfrei missmutig bedrückt schwach dumm


frohgemut sorgenvoll beladen kläglich unentwickelt
heiter angespannt entmutigt gehandicapt zeitraubend
gelassen lustlos klagend primitiv unbequem
ruhig unruhig verzagt dürftig lästig
ausgeglichen launig unglücklich peinlich belastend
unbelastet unausgeglichen niedergeschlagen beschwerlich störend

Abb. 3.2   Reihenfolge von Einschränkungen zwischen unbe-


schwert und krank

• Absolute Forderungen
Eigene Wünsche und Erwartungen werden zu absoluten Forderungen: „Ich
muss …, die anderen müssen …, mein Leben muss …“
• Globale negative Selbst- und Fremdbewertungen
Es erfolgt eine globale Bewertung: „Ich tauge nichts …, bin wertlos …, ein
Loser …, die anderen taugen nichts …“
• Katastrophendenken
Ereignisse werden einer Katastrophe gleichgesetzt: „Es ist/wäre … schreck-
lich/fürchterlich …, wenn …“
• Geringe Frustrationstoleranz
Ereignisse werden als unerträglich oder nicht aushaltbar bewertet: „Ich
kann/könnte es nicht aushalten, wenn …“

Es gilt, sich diese irrationalen Überzeugungen durch permanente Reflexion


bewusst zu machen. Nur dann können diese Muster bewältigt werden. Anders
formuliert: Durch Reflexion oder Introvision kann eine Desensibilisierung er-
folgen und die Stärke der ursprünglichen emotionalen Reaktionen nimmt ab.
Ängste sind der Schlüssel zum Verständnis unserer Limitierungen. Wir le-
ben in einer Welt, in der die Sicherheit vermeintlich abgenommen hat. Aber
man kann sich auf seine eigene Entwicklung fokussieren und lernen, seine
irrationalen Ängste zu relativieren und sich von ihnen zu befreien.
Von Konfuzius kennt man den Satz: „Der Weg ist das Ziel.“ Damit hat er
den „Menschen des Weges“ beschrieben, der immerwährend lernt. Er hat ihn
3 Der Weg 41

den „Edlen“ genannt, der sich selbst erzieht und versucht, im Einklang mit
seinen Entwicklungsmöglichkeiten zu leben. Er ist Maß und Mitte und be-
müht sich um seine Vervollkommnung.
Es ist daher wichtig, dass man eine klare Vorstellung für seinen Lebensweg
entwickelt und damit seinem Leben einen nachhaltigen Sinn gibt. Dann geht
man diesen Weg und folgt ihm lebenslang. Es ist nicht wichtig, irgendwo an-
zukommen. Es ist wichtig, auf dem Weg zu bleiben. Dieser Weg wird auch
Steigungen und andere Hindernisse mit sich bringen. Aber ein starker Geist
kann alles bewältigen.

3.1.3 Transformation zum Glück

„Das Beste und Meiste muss jeder sich selber sein und leisten. Je mehr nun
dieses ist und je mehr demzufolge er die Quellen seiner Genüsse in sich selbst
findet, desto glücklicher wird er sein.“ (Arthur Schopenhauer)

In seinen Aphorismen zur Lebensweisheit schreibt Arthur Schopenhauer, dass


es für das Glück eines Menschen nicht darauf ankommt, was er hat und was
er gilt, sondern was er ist. Und mit den Sätzen, die für seine Philosophie
kennzeichnend sind, fährt er fort:

Ist doch in der Welt nicht viel zu holen: Not und Schmerz erfüllen sie, und auf
die, welche diesen entronnen sind, lauert in allen Winkeln die Langeweile. Zu-
dem hat in der Regel die Schlechtigkeit die Herrschaft darin und die Torheit
das große Wort. Das Schicksal ist grausam und die Menschen sind erbärmlich.
In einer so beschaffenen Welt gleicht der, welcher viel an sich selber hat, der
hellen, warmen, lustigen Weihnachtsstube, mitten im Schnee und Eise der
Dezembernacht. Demnach ist eine vorzügliche, eine reiche Individualität und
besonders sehr viel Geist zu haben, ohne Zweifel das glücklichste Los auf Er-
den; so verschieden es etwa auch von dem glänzendsten ausgefallen sein mag.
(Schopenhauer 2011)

Folgt man diesen Aussagen, dann ist jeder Mensch für sein Glück selbst ver-
antwortlich. Das haben vor über 7000 Jahren auch schon andere erkannt.

3.1.4 I Ging
Beim I Ging oder auch Yi Jing, dem „Buch der Wandlungen“, handelt es
sich um den ältesten der klassischen chinesischen Texte. Es geht zurück auf
Spuren, die aus dem fünften Jahrtausend v. Chr. datieren. Um 1300 v. Chr.
formulierten König Wen und der Herzog von Zhou auf Basis der alten Über-
42 Transformation

lieferungen Grundsätze einer Philosophie, die bis heute erhalten ist. Das
Buch ist seit dem 17. Jahrhundert auch in Europa bekannt und die wichtigs-
te Übersetzung stammt von dem deutschen Sinologen Richard Wilhelm aus
dem Jahr 1923.
Obwohl es oft als Orakel bezeichnet wird, handelt es sich beim I Ging
nach Auffassung seines Übersetzers um ein Philosophie- und Weisheitsbuch.
Aus diesem können mithilfe einer Befragungstechnik Empfehlungen für das
eigene Verhalten und Rat für den Umgang mit anderen Menschen gewonnen
werden. Der mit Richard Wilhelm befreundete Carl Gustav Jung, der Weg-
bereiter der modernen Tiefenpsychologie und Begründer der analytischen
Psychologie, schätzte das I Ging sehr und sah darin einen Weg des Zugangs
zum Unterbewusstsein.
Mit der Bezeichnung „Buch der Wandlungen“ findet man erstmals in der
bekannten Literatur einen Hinweis auf den von mir verwendeten Buchtitel
„Transformation“. Sie wird definiert als eine große Veränderung in der Er-
scheinungsweise oder im Charakter (einer Sache). Das Oxford American Dic-
tionary nennt als Beispiel die Verwandlung einer Raupe in einen Schmetter-
ling. Ich verwende den Begriff Transformation synonym für die Veränderung
eines Menschen.
Ich habe viele Bücher und Interpretationen zum I Ging gelesen. Anfangs
fiel mir das Verständnis der Texte schwer, aber es gibt gute Interpretationen
(z. B. Anthony 1989). Mir hat das I Ging über die letzten 15 Jahre hinweg
geholfen, auf „meinem Weg“ zu bleiben. Es kennt und nennt mehrere An-
teile der Menschen oder auch in einer Person, die das Denken und Handeln
beeinflussen:

• Die Gemeinen
Damit sind unsere Gefühle und Stimmungen gemeint, die entweder vom
Edlen gesteuert werden oder unter der Herrschaft des Ego stehen.
• Das Ego
Mit dem individuellen Ego sind die negativen Teile (Selbstbilder) gemeint,
die ein Mensch von sich entwickelt hat. Die Gesamtheit aller Selbstbilder
ist der Charakter. Das Ego scheint ein Eigenleben zu entwickeln, wenn
man seine Wünsche und Forderungen nicht unter Kontrolle halten kann.
Es wetteifert mit unserem höheren Selbst (der Edle) um die Herrschaft
über die Persönlichkeit und wehrt sich dagegen, von seinem herrschenden
Platz verdrängt zu werden.
• Der Edle
Er bezeichnet unser wahres inneres Selbst, den guten Menschen in uns. Er
ist achtsam nach innen und außen und trifft die richtigen Entscheidungen.
3 Der Weg 43

• Die Helfer oder Gehilfen


Sie geben Hilfe und Unterstützung, die aus der verborgenen Welt (Unter-
bewusstsein) kommt. Es kann sich auch um Teile des höheren Selbst in
anderen Menschen handeln, die wir dadurch aktivieren, dass wir uns ihnen
gegenüber in der rechten Weise verhalten. Sie sind unsichtbar und erfüllen
spezielle Funktionen in Bezug auf die innere und äußere Harmonie.
• Der/Die Weise
Gilt als die Stimme, durch die das I Ging zu uns spricht. Im mentalen Sinne
ist es die innere Weisheit oder innere Stimme.

Für mich ist es erstaunlich, wie genau die Wissenden aus alter Zeit beob-
achten konnten. Sie haben daraus Schlussfolgerungen gezogen, die bis heute
gültig bzw. brauchbar sind. Faszinierend finde ich die Einteilung des I Ging
auch deshalb, weil sie dem Übenden eine einfache Orientierung im Umgang
mit den eigenen Teilen der Persönlichkeit erleichtern kann. Benutzen Sie die-
se Einteilung, wenn Sie mögen, und versuchen Sie daran zu erkennen, welche
Teile gerade Ihr Handeln dominieren.

Wenn es Ihnen gelingt, Ihr Ego unter Kontrolle zu halten, haben Sie die wichtigste
Fähigkeit erreicht, um in dieser Welt ruhig und gelassen zu leben. Sie müssen dann
nicht mehr recht haben, Sie müssen niemandem etwas beweisen. Sie leben in der
Gegenwart und haben keine oder kaum noch Ängste. Klar im Denken, ruhig und
gelassen in der Seele, verfolgen Sie Ihre Vision vom Leben. Sie sind dann glücklich
mit sich selbst. Dieses Glück ist frei von äußeren Dingen und Ereignissen.

3.2 Vom Wollen zum Sein


„Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm.“ (Seneca)

Wenn man über die mentale Entwicklung schreiben will, muss man sich
zwangsläufig auch mit den Mustern befassen, die „Gift für den Geist“ sind. In
der buddhistischen Ethik finden wir dazu als „Geistesverschmutzungen“ Gier,
Hass und Unwissenheit.

3.2.1 Gier
Mit Gier beschreiben wir einen suchtähnlichen Umstand des Haben- und
Besitzenwollens, der vielen Menschen zugeschrieben werden kann. Es ist ein
maßloses Verlangen, das sich auf Genuss, Besitz und Erfüllung von Wün-
schen richtet. Man kann manchen Menschen diese Maßlosigkeit geradezu an-
44 Transformation

sehen. Fresslust, Unersättlichkeit, Wollust, Habsucht und Raffgier stehen hier


synonym für den Begriff. Mit der Gier machen wir uns zum Narren unseres
Wollens. Dafür bezahlen wir einen Preis – und die Währung, in der wir be-
zahlen, ist Freiheit, Unabhängigkeit und Unbeschwertheit.

3.2.2 Hass
Die Redewendung „Ich hasse xyz“ begegnet mir immer wieder. Sie wird infla-
tionär gebraucht und stellt damit eine Konditionierung von breiten Schichten
der Bevölkerung zu Aggression und Zorn sowie zur Abneigung und Ableh-
nung dar. Diese Konditionierung verläuft meistens unbewusst. Die negativen
Auswirkungen von Hass auf unsere Emotionen, unseren Körper und unser
Verhalten sind beachtlich. Wir sind feindselig, gereizt und angespannt. Wir
sind unkonzentriert, finden keine innere Ruhe und entwickeln Schlafstörun-
gen.
Reaktiver Hass auf eine Verletzung, die man nicht ändern kann, ist als An-
griff auf das Leben und auf die eigene Sicherheit noch zu verstehen. Dafür
gibt es aber in unserem rechtsstaatlichen System kaum eine reale Grundla-
ge. Charakterbedingter Hass in Form von permanenter Feindseligkeit ist ein
Charaktermerkmal, das aus Neid, Eifersucht oder verschmähter Liebe etc.
entsteht. In der pervertierten Form macht es manchen Menschen sogar Spaß
und bringt ihnen Befriedigung, wenn sie hassen können.

„Werde nie zornig! Sonst könntest du an einem einzigen Tag das Holz verbren-
nen, das du in vielen sauren Wochen gesammelt hast.“ (Meng-Tse)

3.2.3 Unwissenheit und Verblendung


Wer die Wahrheit über die Natur des Geistes nicht kennt, ist verblendet oder
unwissend. Unwissenheit ist die Ursache für das Leid, das viele Menschen
körperlich und seelisch belastet. Hier spielen die unbefriedigten Bedürfnis-
se, Hoffnungen, Erwartungen und Verlustempfindungen eine große Rolle.
Was als Leid empfunden wird, hängt von den Einstellungen und Erfahrungen
eines Menschen ab. Demnach führt alles, was wir unbedingt wollen und be-
gehren, zu psychischen und körperlichen Belastungen.
Formulierungen wie „Gift für den Geist“ oder „Geistesverschmutzung“
deuten darauf hin, dass man sich entgiften und reinigen kann. Hier kommt
das Selbstcoaching zum Zug – und dieses Buch, das das Wissen, die Philo-
sophie und die Werkzeuge für die mentale Entgiftung und Reinigung be-
schreibt.
3 Der Weg 45

Was können Sie tun und erreichen? Sie können erkennen, wo das eigene
Verhalten ins Maßlose führt, und sich beschränken oder auch ganz verzich-
ten. Im Verzicht findet man Freiheit und Unabhängigkeit.
Üben Sie sich in der Kontrolle von Gefühlen wie Wut, Zorn, Rachsucht
und lernen Sie zu vergeben. Denken Sie daran, dass alles, was Ihnen geschieht,
auch eine Botschaft für Ihre Entwicklung bedeutet. Mit Ärger schaden Sie
sich nur selbst. Lernen Sie die Dinge hinzunehmen, die unabänderlich für
Sie sind.

„Sein eigener Sklave zu sein, das ist die schlimmste Sklaverei.“ (Seneca)

Beherrschen Sie die Gier, indem Sie sich fragen, was Sie wirklich brauchen. (Darauf
komme ich weiter unten im Abschnitt „Haben und Besitz“ nochmals zurück.)
Treten Sie Gefühlen von Hass, Verachtung und Abneigung mit hoher Willenskraft
und viel Achtsamkeit entgegen. Begrenzen oder beenden Sie damit das Ausmaß der
Selbstbeschädigung, das Sie dadurch erfahren.
Um die Unwissenheit zu beenden, braucht es eine Haltung, die zu einem tiefen
Verständnis von Zusammenhängen des Lebens und der Gesellschaft führt. Lernen
Sie agil weiter und finden Sie bei allen Herausforderungen und Problemen die sinn-
vollste Lösung. Kommen Sie vom Wollen ins Sein.

3.3 Hervorbringen
3.3.1 Bedeutungslosigkeit
In der Tatsache, dass heute etwa 7 Mrd. Menschen diesen Planeten bevölkern,
erkennen wir die eigene Bedeutungslosigkeit. Als Person ist man austausch-
bar. Wir definieren uns in unseren Rollen als Abteilungsleiter, Unternehmer,
Politiker etc. Aber wehe, wenn wir die Rolle verlieren und beispielsweise vom
Bundespräsidenten zum Niemand werden. Wenn wir leistungsfähig sind,
helfen uns Organisationen mit ihrem Rollenangebot dadurch, dass sie uns
die Angst vor der Bedeutungslosigkeit nehmen. Aber sie erzeugen auch neue
Ängste. Es handelt sich dabei um Versagens- und Existenzängste, die mit
einem Verlust der Rollen vorhersehbar werden.
Das Erkennen der eigenen Bedeutungslosigkeit vermittelt Angst. Diese
Angst kann nur mit einer zuversichtlichen Einstellung und einem stabilen
Charakter gut bewältigt werden.

3.3.2 Vom Leben und Sterben


Neben der Bedeutungslosigkeit haben wir auch noch einen weiteren Beglei-
ter, mit dem wir uns schwertun und den wir permanent verdrängen: der Tod.
Von Anbeginn unseres Lebens ist er unser ständiger Begleiter.
46 Transformation

Der Tod ist unabwendbar. Aber manche Menschen leben so, als hätten sie
noch ein weiteres Leben im Rucksack. Andere werden von der Angst vor dem
Sterben gepackt und entwickeln regelrechte Panikattacken, wenn von Sterben
und Tod die Rede ist. Menschen mit einer ausgeprägten Angst vor dem Ster-
ben haben häufig auch Angst vor dem Leben. Sie hören nicht auf ihre innere
Stimme (der Weise), es fällt ihnen schwer, ihre Wünsche umzusetzen und ihr
Leben mit Selbstvertrauen und Zuversicht zu meistern. Daraus folgt: Wer
sein Leben selbstbewusst und frei von unnötigen Ängsten lebt, kann auch
dem Tod gelassen ins Auge blicken.
Was bleibt, ist die individuelle Einstellung zu Bedeutungslosigkeit und
Tod als einen natürlichen Bestandteil des Lebens anzunehmen. Gewinnen Sie
durch die Auseinandersetzung damit eine Einstellung der Kontrolle und der
Gelassenheit.

3.3.3 Hervorbringen und Nähren


Gegen die Bedeutungslosigkeit helfen eine individuelle Lebensvision und die
Missionen, die man für sich auf der Zeitachse definiert hat. Wenn man in
diese Visionen noch Beiträge und einen Nutzen für die Umgebung einbringt,
gewinnt man Lebenssinn. Wenn man darüber hinaus noch (fast) allen Men-
schen mit liebevoller Freundlichkeit begegnen kann, hat man einen (seinen)
Lebenszweck erfüllt.
Ich selbst habe mir klargemacht, mit welchen Menschen ich verbunden
bin. Dazu stellte ich mir vor, wer bei meiner Beerdigung anwesend sein wird.
Wenn man die Menschen abzieht, die nur kommen, „weil es sich gehört“,
dann sind es bei realistischer Betrachtung gerade mal zwanzig Personen. Für
diese Menschen lebe ich und versuche ihnen ein Mitmensch zu sein, der für
sie da ist und auf den sie sich verlassen können. Wenn es mir darüber hinaus
noch gelingt, anderen Menschen mit meinem Wissen und meiner Erfahrung
etwas zu geben, was ihnen dabei hilft, ein besseres Leben zu führen, dann
habe ich genug „hervorgebracht“.

3.3.4 Haben ohne Besitz


Denkmuster vom Besitzstreben der Menschen erkennt man an Aussagen wie:
„Hast du nichts, bist du nichts“, oder: „Besser reich und gesund als arm und
krank.“ Bemisst sich der Wert eines Menschen wirklich daran, was er besitzt
und was er sich leisten kann?
3 Der Weg 47

„Wer wenig besitzt, wird umso weniger besessen: Gelobt sei die kleine Armut!“
(Friedrich Wilhelm Nietzsche)

Werden das Haben und Besitzen zur Abhängigkeit der Moderne? Ist es der
Besitz, der den Besitzer besetzt und einschränkt? Muss man etwas besitzen,
um es nutzen zu können? Es sind viele Fragen, die jeder für sich selbst zu be-
antworten hat.
Etwas besitzen bedeutet, dass wir darüber herrschen. Folglich beginnt
Herrschaft über etwas beim Wollen und Begehren und führt zum Haben und
Besitzen. Demnach bedeutet nichts haben über nichts zu herrschen. Mit der
Herrschaft entstehen Herrscher, die mehr oder weniger besitzen, also mehr
oder weniger reich sind. Der Reichtum schafft ein Oben und Unten in der
Welt, er gebiert Herrschaft, Grenzen und Krieg. Damit wird die Welt geteilt
und getrennt. Der Besitz schafft also auch in hohem Maße Abhängigkeit.
Vor etwa 16 Jahren stand ich vor der Entscheidung, ein Segelboot zu kau-
fen. Ich war auf die Idee gekommen, weil ich passionierter Segler bin. Aber
nicht genug damit, es gelang mir auch, einen Freund zum Mitmachen zu
animieren. Und was machen intelligente Menschen? Sie erstellen einen Busi-
nessplan mit Amortisationsrechnung und schaffen damit die Vision von zwei
Segelbooten mit einem Kaufpreis von 500.000 €. Man sucht dann noch einen
Vercharterer sowie einen Liegeplatz (Mallorca) und in wenigen Tagen sind
alle Verträge unterschriftsreif.
An diesem Beispiel kann man gut erkennen, dass ein halbwegs intelligenter
Mensch ein unglaubliches Selbsttäuschungspotenzial hat. Die Besitzgier, das
Geltungsbedürfnis und die Illusion eines schönen Augenblicks im Leben ge-
nügen, um einige Sicherungen durchschlagen zu lassen. Es war die entschei-
dende Frage eines mir sehr nahestehenden Menschen, der mich in die Realität
zurückgeholt hat: „Wie oft möchtest du im Jahr segeln?“ Meine Antwort war:
„Ein bis zwei Wochen.“
Diese Antwort hat mir die Augen geöffnet. Sie war der Anfang der radi-
kalen Entrümpelung meines Lebens, die bis heute andauert und noch nicht
beendet ist. Schlagartig war mir klar geworden, was Besitzstreben aus mir
gemacht hatte.

„Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“ (Epikur)

Es scheint mir eine wichtige Frage zu sein, ob unser Besitz unserem „realen“
Gebrauch dient und funktional ist oder ob wir unser Leben mit Dingen an-
füllen, die keinen Gebrauchswert haben.
48 Transformation

3.3.5 Wir besitzen zu viel


Es sind etwa zehntausend Dinge, die der Durchschnittsdeutsche besitzt. Rund
3600 Bücher kauft er in seinem Leben. An Kleidungsstücken kommen etwa
60 neue im Jahr hinzu – zwölf davon trägt er nur ein einziges Mal, manche
bleiben sogar ungetragen. Und wir reden erst gar nicht von den Schuhen…
Unser Leben hat sich angefüllt mit Dingen, die wir seit Jahren nicht mehr be-
nutzt haben. Unsere Wohnungen sind angefüllt mit „Stehrumsels“ wie es ein
englischer Kollege eingedeutscht hat.
Für diesen Konsum brauchen wir Geld, für das wir arbeiten müssen. Diese
Arbeit nimmt einen großen Teil unserer Lebenszeit ein. Wenn wir unseren
Konsum einschränken würden, müssten wir nicht mehr so viel arbeiten. Wir
gewinnen also Lebenszeit durch Konsumverzicht. Dies scheint mir ein erstre-
benswertes Lebensmodell zu sein.
Über die vorstehenden Gedanken bin ich zur nachfolgenden Einsicht ge-
kommen:

Man muss Dinge nicht besitzen, um sie nutzen zu können!

Mit dieser Einsicht bin ich offensichtlich nicht allein. Im Zeitalter des Sha-
rings ist es einfach, Dinge für den vorübergehenden Gebrauch zu mieten. Das
reicht heute von Carsharing und Coworking über Booksharing, Filesharing
(Musik, Spiele, etc.), Jobsharing bis hin zum Sharing von Wissen und Wohn-
raum. Die hohen Wachstumsraten der Sharing-Konzepte deuten darauf hin,
dass es einen Trend zu weniger Besitz und Eigentum gibt.
Frei gewählte Besitzlosigkeit ist keine Armut, sondern das Verzichten, Weg-
werfen und Weggeben von Unwichtigem und Unbedeutendem. Der Verzicht
auf Überflüssiges belastet einen dann nur noch mit dem Notwendigen.
Wir denken, dass die äußere Welt die Ursache von Glück und Leid ist.
Wir übersehen dabei, dass es nur unsere Beziehung zu dieser Welt ist, die
uns Glück und Leid verschafft. Fehlende Identität, geringer Selbstwert und
fehlende Autonomie können nicht durch Besitz kompensiert werden. Alles in
der Welt ist uns ohnehin nur geliehen worden und nicht zum Besitz gegeben.
Und es kommt der Tag, an dem wir alles verlieren bzw. uns alles genommen
wird.

3.3.6 Minimalismus – ein neuer Trend?


Was braucht man wirklich? Eigentlich sind es nur zwei bis drei Mahlzeiten am
Tag und ein Dach über dem Kopf.
3 Der Weg 49

Eine moderne Antwort auf diese Frage scheint in der aktuellen Verwen-
dung der Bezeichnung „Minimalismus“ zu liegen. Damit ist ein einfacher
Lebensstil gemeint, der sich als Alternative zu der konsumorientierten Über-
flussgesellschaft versteht. Minimalisten versuchen, durch Konsumverzicht ein
selbstbestimmteres Leben zu führen. Dabei geht es nicht um ein vorgegebenes
oder festgelegtes Schema. Es geht vielmehr darum, dass jeder seine individuel-
le Ausprägung von Minimalismus findet oder definiert. Die Bandbreite reicht
dabei vom Aussteiger bis zum nur konsumkritischen Normalverbraucher. Die
wichtigste Grundlage ist eine hohe Achtsamkeit in Bezug auf das eigene Kon-
sumverhalten.
Ich finde es bemerkenswert, dass hier eine Bewegung insbesondere bei den
jungen Menschen entstanden ist, deren Ziel die Entschleunigung des Lebens
und der Gewinn von Lebenszeit ist. Das Wachstum dieser Bewegung ist der-
zeit rasant. So bleibt die Hoffnung, dass es sich dabei nicht nur um einen
Trend, sondern um eine nachhaltige Bewegung für eine größere innere Er-
füllung handelt.
Besitzlosigkeit ist eine frei gewählte Lebensweise. Es geht darum, nicht von
Besitz besessen zu sein. Man kann mit vielen Dingen ohne Anspruch auf
Eigentum umgehen.

3.3.7 Loslassen und für immer haben


Haben und Besitzen begegnen uns oft auch in Paarbeziehungen. Ursache für
die Probleme, die daraus entstehen, ist die Trennungsangst. Es gibt Menschen,
die niemals gelernt haben, allein zu leben. Sie sind nahtlos vom Elternhaus in
eine Paarbeziehung gewechselt. Sie haben große Angst davor, allein zu sein,
und vor einer Trennung. Typische Erscheinungen von Trennungsangst sind
bestimmte Verhaltensweisen:

• Eifersucht auf Kontakte des Partners


• Freiheitseinschränkung und Festhalten (Klammern)
• Forderung nach Nähe und ständiger Bestätigung der Beziehung („Liebst
du mich noch?“)
• Selbstmordankündigung bei drohender Trennung

Akute Trennungsangst führt zu Panikattacken mit Schwächegefühlen, Atem-


not, Kloß im Hals und dem Gefühl, plötzlich verlassen, allein und hilflos
zu sein. Trennungsängste werden als pathologisch eingestuft, wenn sie eine
unübliche Ausprägung haben, die zu Problemen in den sozialen Funktionen
führt.
50 Transformation

Selbstzweifel und geringer Selbstwert sind ebenfalls Gründe, sich von


einem Partner zu trennen. Die Person glaubt, sie sei nicht gut genug, es fehle
ihr an Intelligenz und/oder Attraktivität und sie sei nicht liebenswert. Sie
kann sich nicht vorstellen, dass der Partner sie so liebt. Daraus entsteht die
Angst, der Partner könnte untreu werden oder sie verlassen. Oft verlässt ein
solcher Mensch dann den Partner, um einer vermeintlichen Trennung zuvor-
zukommen.

„Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.“ (Kon-
fuzius)

Wer über eine gesunde Selbstachtung verfügt, sich seiner Stärken und Schwächen
bewusst ist, sich entwickeln und annehmen kann, ist kaum empfänglich für Eifer-
sucht und Verlusterfahrungen. Solche Personen beurteilen ihren Wert nicht danach,
wie beliebt sie bei anderen sind. Sie sorgen selbst für ihre Zufriedenheit und ihr
Glück.

3.4 Handeln ohne Erwartungen


Das Denken von Menschen spielt sich in einem Raum ab, der von Wünschen,
Erwartungen und Forderungen erfüllt ist. Dies ist auch der Raum, in dem die
Unzufriedenheit wohnt.

„Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir
Ärger erspart bleiben.“ (Konfuzius)

Wenn wir uns etwas wünschen und bekommen es nicht, so sind wir ent-
täuscht. Permanente Enttäuschung führt uns in die Frustration.
Eine Erwartung bezieht sich auf die Annahme oder Vorwegnahme eines zu-
künftigen Ereignisses. Die damit verbundene Eintrittswahrscheinlichkeit ist
subjektiv und unbestimmt. Wenn wir eine hohe Erwartung aufgebaut haben
und diese nicht erfüllt wird, dann ist die Enttäuschung, die wir erleben, schon
wesentlich größer als bei unseren Wünschen. Die Frustration ist also stärker.
Fordern wir etwas und die Forderung wird nicht erfüllt, dann werden wir
ärgerlich und im schlimmsten Fall wütend und fühlen uns angegriffen.
Daraus folgt: Je mehr Erwartungen oder Forderungen wir an unser Leben
oder an andere Menschen oder Organisationen haben, desto mehr laufen wir
Gefahr, uns als Opfer von Umständen oder anderen Menschen zu sehen.
Bei Wünschen akzeptieren wir, dass wir auch ohne Wunscherfüllung wei-
terleben können. Das tun wir bei Erwartungen und Forderungen nicht und
deshalb frustrieren sie uns auch mehr.
3 Der Weg 51

Abhängig davon, wie hoch unsere Frustrationstoleranz ist, sind wir schnell
oder weniger schnell frustriert, wenn etwas nicht erwartungsgemäß verläuft.
Auf Frustration gibt es unterschiedliche Reaktionen: Wir sind enttäuscht, ver-
ärgert, verbittert, aggressiv, demotiviert, deprimiert oder manchmal auch de-
pressiv.
Wie wir mit Frustrationen umgehen, entscheidet über unsere Lebensquali-
tät, unsere Zufriedenheit und unser Lebensglück.
In unserer Gesellschaft haben sich für den Umgang mit Frustrationen teure
und gefährliche Lösungen etabliert. Menschen greifen zu Alkohol, zum Frust-
essen oder „tun sich etwas Gutes“ mit Frustkäufen.
Dieses Buch ist für unzufriedene Menschen geschrieben. Ich selbst war mit
50 Jahren hochgradig unzufrieden und unglücklich. Die Ursachen meiner
Unzufriedenheit konnte ich an vielen anderen Menschen ebenfalls entdecken.
Es waren immer die gleichen Antreiber: Es ist nie genug und man will immer
mehr. Man kann nicht genießen, was man besitzt oder erreicht hat. Da Zu-
friedenheit über Besitz definiert ist, gibt es immer Dinge, die man noch nicht
hat und unbedingt braucht, um zufrieden zu werden. Dabei ist oft Neid im
Spiel. Man konzentriert sich auf alles, was man nicht hat.
Mit einer derartigen Einstellung ist Unzufriedenheit garantiert. Außerdem
ist man unglücklich und das Leben erscheint sinnentleert. Damit wird Un-
zufriedenheit zu einer Strafe dafür, dass wir nicht mit dem zufrieden sind, was
wir haben.

„Die wahre Lebensweisheit besteht darin, im Alltäglichen das Wunderbare zu


sehen.“ (Pearl S. Buck)

Alles was wir haben und was uns umgibt, betrachten wir oft als selbstver-
ständlich. Wir haben verlernt, die kleinen und großen Wunder zu sehen, die
unser Leben bereichern und aufregend machen. Was fehlt, ist Dankbarkeit
für alles, was wir haben und erleben dürfen.
Fangen Sie gleich damit an und bauen Sie die Erwartungen an andere Men-
schen oder an Organisationen ab. Lernen Sie Wu wei, ein taoistisches Grund-
prinzip, kennen. Es bedeutet „Handeln durch Nichthandeln“ und Sie werden
erkennen, dass vieles sich von selbst ordnet. Versuchen Sie die wichtigsten
Angelegenheiten zu bewältigen, indem Sie den Dingen freien Lauf lassen.

Denken Sie über die Forderungen nach, die Sie ans Leben stellen. Betrachten Sie
Ihre Forderungen als Wunsch und vieles wird leichter. Beschäftigen Sie sich nicht mit
Dingen, auf die Sie keinen Einfluss haben: Politik, Weltgeschehen, worüber andere
denken etc. Lernen Sie, sich nicht mehr als unbedingt nötig zu frustrieren. Seien Sie
dankbar und konzentrieren sich auf die Dinge, die Sie haben.
52 Transformation

3.5 Führen, ohne zu herrschen


Betrachten wir die Machtspiele, die in vielen Unternehmen, ganz gleich ob
groß oder klein, das Geschehen bestimmen. Da geht es meist nicht darum,
was für die Firma gut und richtig ist, sondern darum, die eigene Macht zu
erhalten und auszubauen. Es geht um die Vorherrschaft, die so groß ist, dass
andere von dieser Macht abhängig bzw. ihr unterworfen sind. Vieles, was
Führungskräfte leisten, folgt diesem Denkmuster. Ich habe für solche Füh-
rungskräfte schon vor Jahren den Begriff „Selbstoptimierer“ geprägt. Und
nicht jeder Geschäftsführer oder Vorstand ist ein Unternehmenslenker.
Sieht es an den Stammtischen, in den Beziehungen und in den Familien
anders aus? Nein! Auch hier geht es oft darum, Recht zu haben bzw. zu be-
kommen. Warum wollen Menschen immer recht haben, anstatt glücklich zu
sein? Wie oft muss man im Beruf oder in seinen Beziehungen scheitern, um
zu verstehen, dass es so etwas wie eine natürliche Autorität gibt, die aus einer
edlen Gesinnung (der Edle), Integrität und Weisheit besteht? Nur damit kann
man Menschen führen, ohne ihnen den eigenen Willen aufzuzwingen.

3.5.1 Integrität
Um andere Menschen zu führen, ist es erforderlich, dem rechten Weg zu fol-
gen. Dieser Weg setzt eine hohe Integrität voraus. Integrität bedeutet, dass ein
Mensch unbestechlich ist und ein festes und tief verankertes Wertesystem be-
sitzt, von dem er sich nicht abbringen lässt. Er lebt in dem Bewusstsein, dass
sich seine persönlichen Wertvorstellungen, Überzeugungen und Maßstäbe in
seinem Verhalten ausdrücken. Im Duden wird das Wort Integrität mit Recht-
schaffenheit, Unbescholtenheit, Redlichkeit, Unbestechlichkeit und Unver-
letzlichkeit erklärt.
Integrität setzt auch voraus, dass ein Mensch seine Grundüberzeugungen
kritisch hinterfragen und gegebenenfalls verwerfen kann. Mit dem Verlust der
Selbstreue geht auch die Fähigkeit zur Reflexion der eigenen Wünsche und
Werte verloren – der Mensch wird korrumpierbar.
Eine integre Person steht zu dem, was sie denkt, sagt und tut. Sie ist da-
mit in verschiedenen Geschäfts-, Vertrauens- und Freundschaftsbeziehungen
geschätzt. Sie ist immun gegen Verführungs- und Manipulationsversuche.
Gleichzeitig orientiert sie sich an den moralischen Vorstellungen der Gesell-
schaft, in der sie lebt.

„Wir müssen das, was wir denken, sagen. Wir müssen das, was wir sagen, tun.
Wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.“ (Alfred Herrhausen)
3 Der Weg 53

Ich möchte noch auf drei zentrale Mängel hinweisen, die für die Integrität von
Führungspersonen wichtig sind: Konfliktscheu, Willensschwäche und Selbst-
täuschung. Menschen mit diesen Einstellungen lassen sich auf Lernprozesse
nicht ein und können dann auch nicht mehr als integer bezeichnet werden.
An dieser Stelle möchte ich eine Abgrenzung zwischen Integrität und Au-
thentizität vornehmen, die als wichtige Eigenschaft ebenfalls oft genannt wird.
Authentizität wird mit Echtheit, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit erklärt
und hat damit eine große begriffliche Nähe zur Integrität. Es gibt jedoch
gravierende Unterschiede: Personen, die als authentisch bezeichnet werden,
brauchen für ihr Verhalten keine Erklärungen. Sie können auf authentische
Weise sehr sprunghaft sein. Integrität dagegen braucht auch den Rückgriff auf
ein reflektiertes integriertes Selbstbild. Wenn ein Mensch als Erklärung für
sein Verhalten „so bin ich eben“ formuliert, dann kann er zwar authentisch
sein, aber nicht integer.
Integrität setzt moralische Grenzen. Bei der Authentizität müssen nur die
Persönlichkeit und das äußere Erscheinungsbild im Einklang stehen, aber es
gibt keine moralischen Grenzen.

Seien oder werden Sie integer, arbeiten Sie an Ihrer Reputation (Ruf, Leumund). Als
Lohn erhalten Sie Anerkennung, hohes Ansehen und können nachts gut schlafen,
weil Sie kein Unrecht getan haben.

3.5.2 Lebensbalance
In den Medien wie auch bei den Coaching- und Beratungsfirmen für Füh-
rungskräfte ist der Begriff Work-Life-Balance geläufig. Mir erscheint er zu
ungenau, denn es gibt nicht Arbeit und Leben nebeneinander. Ich verstehe
Arbeit als Bestandteil des menschlichen Lebens und folge damit dem in Asien
vorherrschenden Denkmuster. Europäer empfinden Arbeit eher als „notwen-
diges Übel“. Lebensbalance ist als ein dynamischer Prozess zu verstehen, in
dem ständig versucht wird, den einzelnen Lebensbereichen einen angemesse-
nen Raum zu schaffen. Patentrezepte dafür gibt es nicht.
Für das Selbstcoaching habe ich drei Lebensbereiche definiert, die in Balan-
ce zu halten sind, damit eine gute Lebensqualität erlebt wird. Beim „Indivi-
duum“ geht es um innere Orientierung, um Sinnfragen, um Körper, Gesund-
heit, Ernährung und Stressbewältigung. Im Bereich „Privat“ geht es um die
zwischenmenschlichen (sozialen) Beziehungen zur Familie, zu Freunden und
Arbeitskollegen. Zum Lebensbereich „Beruf“ zählen (berufliche) Herausfor-
derungen, Leistung und Motivation.
54 Transformation

3.5.3 Führungsverständnis
Der Führungsbegriff ist definitorisch nicht auf einen Nenner zu bringen. In
Deutschland sind zu dem Thema ca. tausend Autoren aktiv, im englischspra-
chigen Raum scheinen es etwa fünftausend zu sein, die sich an Führungsde-
finitionen versuchen.
Aus den mir zugänglichen und auswertbaren Definitionen habe ich einen
Führungsbegriff gewählt, der mir für alle Bereiche geeignet erscheint. Er geht
auf Daniel F. Pinnow zurück, der sagt:

„Führung heißt eine Welt zu gestalten, der andere Menschen gerne angehören
wollen.“ (Pinnow 2012)

Pinnow gilt als einer der Wegbereiter der systemischen Führung und zählt zu
den namhaftesten Führungs- und Managementexperten im deutschsprachi-
gen Raum. Systemische Führung bedeutet dabei, dass in Zusammenhängen
gedacht und solche beobachtet werden, bei denen das Zusammenspiel von
Personen und Organisationen eine Rolle spielt. Deshalb lässt sich die De-
finition auf den Lebensbereich „Privat“ und im erweiterten Sinn auch für
„Individuum“ verwenden.
Zum Verständnis einer guten Führung bedarf es für die Unternehmen einer
Vision und für den Menschen einer Lebensvision.

Für eine Person, die beruflich als Führungskraft Karriere machen will und/oder Teil
einer lang andauernden Beziehung (Familie) sein möchte, ist es empfehlenswert,
sich intensiv auch mit den Fähigkeiten zu befassen, die dazu notwendig sind, um in
beiden Bereichen erfolgreich zu sein. Selbstcoaching ist das Mindeste, was Sie dazu
beherrschen sollten.
4
Grundlagen

„Mit fünfzig hat jeder das Gesicht, das er verdient.“


(George Orwell)

Der Untertitel des Buches schafft einen Rahmen für Transformationsprozesse


und hat sich aus dem Coaching heraus entwickelt. Demzufolge stellt sich die
erste Frage nach der Definition, Entstehung und den Wurzeln von Coaching,
wie es aktuell verstanden wird:

Als Coaching wird die vertrauliche, prozessorientierte Einzelberatung psy-


chisch stabiler Menschen bezeichnet, die unter Anwendung von Modellen und
Interventionen psychotherapeutischer Herkunft in einem bestimmten Lebens-
kontext durch eine externe Person stattfindet. Handelt es sich bei dem Lebens-
kontext um das Privatleben, wird hier von ‚Life-Coaching‘ gesprochen. Findet
das Coaching dagegen in einem Business-Kontext statt, so wird es folgerichtig
als ‚Business-Coaching‘ oder ‚Executive-Coaching‘ bezeichnet, abhängig von
der hierarchischen Verortung des Klienten im Unternehmen […]
Der Fokus liegt beim Coaching daher nicht auf einer psychischen Störung,
sondern auf der Flexibilisierung von Verhaltensmustern, der Weiterentwick-
lung von Persönlichkeit und dem Ausbau von Leistung und Resilienz (Draht
2012).

In seinem Buch „Coaching und seine Wurzeln“ hat Karsten Drath die Ent-
wicklungsgeschichte von Coaching aufgezeigt. Außerdem stellt er die Frage
nach dem eklektischen Kern, der eine Integration der verschiedenen Ansätze
in Form einer Auswahl beinhalten müsse. Eklektizismus (vom griechischen
eklektos = ausgewählt) bedeutet dabei die Kombination von Modellen aus ver-
schiedenen Denkschulen der Psychotherapie.
Selbstcoaching ist ein eher neuer Begriff, der die Fähigkeit beschreibt,
sich in einer herausfordernden oder schwierigen Lage selbst zu coachen.
Dies soll ohne externe Hilfe (Coaching, Therapie, psychologische Betreu-
ung) gelingen.

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_4, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
56 Transformation

Untersucht man die Grundlagen, auf die man heute für ein Verständnis
von Coaching- und Transformationsprozessen zugreifen kann, so ergibt sich,
dass die Frage nach dem „eklektischen Kern“ von Coachingprozessen viel wei-
ter gefasst werden muss.
So hat Klaus Grawe, Autor zahlreicher Studien zu Fragen der Wirksamkeit
und Wirkungsweise von Psychotherapie, erkannt, dass in der Psychotherapie
die Interventionen aus der kognitiven Verhaltenstherapie am ehesten wirksam
sind, und sich damit bei den Vertretern anderer Denkschulen Kritik einge-
handelt. Mit seinem Buch „Neuropsychotherapie“ hat er den Versuch unter-
nommen, die Neurowissenschaften mit ihren Forschungsergebnissen in die
Psychotherapie einzubeziehen (Grawe 2004).
Die Neurowissenschaften versuchen im Gegensatz zu den Psychologen und
Psychotherapeuten nicht den Geist und die Seele eines Menschen zu verste-
hen, sondern beschäftigen sich mit den mentalen Prozessen. Trotzdem beein-
flussen sich beide Wissenschaftszweige gegenseitig.
Ein zentrales Projekt der neurowissenschaftlichen Forschung ist es, zu er-
kennen, wie Gehirnaktivitäten mit Bewusstseinsprozessen zusammenhängen.
Dazu wird der Begriff „neuronale Korrelate bewussten Erlebens“ (engl. neuro-
nal correlates of consciousness) verwendet.
Die Suche nach neuronalen Korrelaten bewussten Erlebens ist ein relativ
junger Teilbereich der Neurowissenschaften. Viele Entdeckungen sind in den
letzten 30 Jahren entstanden. Durch die Forschungsergebnisse scheint ab-
sehbar zu sein, dass bestimmte biologische Prozesse mit bewusstem Erleben
zusammenhängen. Theorien hierzu sind jedoch noch nicht hinreichend ge-
sichert.
Die Methoden, die wir heute in Transformationsprozessen einsetzen, basie-
ren auf reproduzierbaren Erfahrungen (empirische Wissenschaft). Sie führen
zu Hypothesen, die sich auf tatsächlich beobachtbare Ereignisse stützen.
Zum Teil gehen sie auf Erkenntnisse der letzten 4000 Jahre zurück. Zu die-
sem Thema haben Wolf Singer, ein führender Gehirnforscher, und Matthieu
Ricard, ehemals Molekularbiologe und heute buddhistischer Mönch, einen
Dialog geführt (Singer und Ricard 2008). Ein Thema, das in der Diskussion
zentral behandelt wird, sind die Methoden, mit denen der Geist und mensch-
liche Werte wie z. B. Aufmerksamkeit, Altruismus, emotionale Ausgeglichen-
heit und Glück trainiert werden können.
Am Lehrstuhl für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität
Salzburg werden seit 2001 Diplom- und Projektarbeiten im Studiengang
Mentalcoaching von den Absolventen erarbeitet. Damit leistet die Hochschu-
le dort einen erheblichen Beitrag für die neuropsychologische Erforschung
empirischer Sachverhalte.
4 Grundlagen 57

Für die weitere Erforschung des Gehirns werden weltweit exorbitante


Beträge bereitgestellt. Allein für das „Human Brain Project“ der EU stehen
1190 Mio. € zur Verfügung, die USA haben für „Brain Activity Map“ 2014
bereits 100 Mio. $ investiert und stellen insgesamt 3 Mrd. $ in den kommen-
den zehn Jahren bereit. Es kann also davon ausgegangen werden, dass sich
das Verständnis von Gehirnfunktionen in den kommenden Jahren explosiv
vergrößern wird.
In den nächsten Abschnitten dieses Kapitels will ich den aktuellen Wissens-
stand im Bezug auf einen Transformationsprozess darlegen. Dies kann in An-
betracht des Quellenumfangs nur unvollständig und auszugsweise erfolgen.

4.1 Neurowissenschaften
Die Neurowissenschaften lassen sich nicht in präzise Teilbereiche unterglie-
dern. Sie sind grob in vier Disziplinen mit vielen Teildisziplinen eingeteilt:

• Neurobiologie
• Neurophysiologie
• Kognitive Neurowissenschaften
• Klinische Medizin

Die Neurobiologie erforscht im Wesentlichen die molekularen und zellbio-


logischen Grundlagen. Teildisziplinen sind Biochemie, Molekularbiologie,
Genetik und Epigenetik. Insbesondere von Letzterer als Teildisziplin der
Neurobiologie gehen Erkenntnisse aus, die Coachingprozesse erheblich be-
einflussen.
Die Neurophysiologie nimmt dabei eine besondere Rolle ein, da neuronale
Aktivitäten in ihren Bereich fallen.
Nachstehend werden neurowissenschaftliche Themen vorgestellt, die
Grundlagen für die nachfolgenden Hypothesen und Transformationsprozesse
sind.

Neuronale Plastizität Meine Eltern und Lehrer haben mir noch erklärt, dass
sich ein Mensch nach der Pubertät nicht mehr ändern kann. Diese Annahme
ist falsch, wie wir heute wissen. Eine der wohl bemerkenswertesten Erkennt-
nisse hierzu hat die Neurobiologie bezüglich der Plastizität des Gehirns ge-
wonnen. Noch 1990 war es undenkbar anzunehmen, dass ein erwachsenes
Gehirn durch erfahrungsbedingte Einflüsse in seiner Struktur verändert wer-
den kann. Durch bildgebende Verfahren konnte nachgewiesen werden, dass
sich kognitive und motorische Lernerfahrungen nicht nur in Verhaltensände-
58 Transformation

rungen zeigen. Sie führen auch zu anatomischen Veränderungen des Gehirns,


die als „adulte Neurogenese“ bezeichnet werden.
So wurde bei professionellen Musikern festgestellt, dass sich sensorische
und motorische Bereiche in Abhängigkeit von Dauer und Intensität des
Musiktrainings vergrößert haben (Jänke 2008). Bei Londonern Taxifahrern
wurde ein vergrößerter Bereich für das räumliche Lernen je nach Dauer der
Tätigkeit festgestellt. In einer weiteren Studie wurde festgestellt, dass ein drei-
monatiges Jongliertraining die Dichte der grauen Substanz im Bewegungs-
areal des Gehirns vergrößert (Draganski et al. 2004).
Unter neuronaler Plastizität oder Neurogenese versteht man die Eigen-
schaft des Gehirns, sich in Abhängigkeit von seiner Verwendung zu verän-
dern. Die Veränderung betrifft Nervenzellen, Synapsen oder auch ganze Ge-
hirnbereiche. Die Art der Veränderung kann durch unterschiedliche Prozesse
beeinflusst werden. Es ist bekannt, dass Stressfaktoren einen hemmenden
Effekt auf neurogenetische Prozesse haben. Ein positiver Effekt konnte da-
gegen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität nachgewiesen werden
(Bischofberger und Schmidt-Hieber 2006). Auch durch die Ernährung kann
die Neurogenese gefördert werden. So ist bekannt, dass die Reduktion von
Kalorien, intermittierendes Fasten, Flavonoide (Blaubeeren, Tee, Kakao) und
Curcumin (Hauptbestandteil von Currypulver) das Lernen und die Gedächt-
nisleistung verbessern. Omega-3-Fettsäuren (aus fettem Fisch) bessern de-
pressive Symptome.
Dies bedeutet, dass jeder Gedanke, den Sie fassen – ob bewusst oder un-
bewusst –, eine Veränderung Ihres Gehirns verursacht. Damit bewirken Sie
aber nicht nur eine Veränderung Ihres Gehirns, sondern auch erhebliche Än-
derungen in Ihrem Körper. Durch Ihre Gedanken steuern Sie über Ihr Ner-
vensystem direkt bestimmte Organe oder Muskeln an. Zusätzlich stimulieren
Sie Drüsen, die chemisch über Neurotransmitter (Hormone, Botenstoffe) auf
Ihren Körper einwirken.
Um Denkmuster zu ändern, helfen Überlegungen und Gespräche kaum
weiter. Nur wenn diese zu grundlegend neuen Erkenntnissen oder Einsichten
führten, wären sie ein geeignetes Mittel. Um neue Denkmuster und Erfah-
rungen in ein Gehirn „einzubauen“, müssen reale Erfahrungen gesammelt
werden, die ein Mensch mit allen Sinnen macht. Die verbale Repräsentation
von Erfahrungen genügt daher nicht (Grawe 2004).
Es geht also darum, dass der Mensch etwas Neues erlernt. Lernen funktio-
niert am besten, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

• Motivation (Interesse und Antrieb) ist vorhanden, das heißt, das Gelernte
hat persönliche Bedeutung und ist nützlich.
• Konzentration und Aufmerksamkeit sind möglich.
4 Grundlagen 59

• Lerninhalte werden unter Einbeziehung möglichst vieler Sinne (VASOG)


vermittelt (Suggestopädie, Superlearning).
• Es erfolgt Feedback, in dem die Lernleistung (nicht das Talent) durch posi-
tive Emotionen und Belohnung gewürdigt wird.
• Der Lernstoff ist neu und kann an vorhandenes Wissen angeknüpft (ge-
merkt) werden.
• Es herrscht kein Leistungsdruck.
• Der Lernstoff wird wiederholt (geübt, trainiert).

4.1.1 Transmittersysteme
Mit der Entdeckung des ersten Nervenbotenstoffes, dem Acetylcholin, durch
den in Wien und Graz tätigen Forscher Otto Loewi im Jahr 1921 begann
die Ära der Neurotransmitter. Die Untersuchungen umfassten zunächst die
Informationsübertragung zwischen den Nervenzellen. Heute kennt die Wis-
senschaft eine Vielzahl von Transmittersystemen, die sich insbesondere durch
die Forschung in der Genetik explosionsartig gesteigert hat. Mit dem heuti-
gen Verständnis von Transmittersystemen sprechen wir nicht nur über das
Nervensystem, sondern auch über den Bereich der interzellularen Kommu-
nikation.
Transmittersysteme können nach sehr vielen Gesichtspunkten eingeteilt
werden. Eine gängige Einteilung ist die Klassifizierung nach chemischen
Merkmalen in Monoamine, Peptide und Aminosäuren.
Jeder hat schon einmal von den Monoaminen Adrenalin, Dopamin, – His-
tamin, Melatonin, Noradrenalin, Serotonin und anderen gehört. Auch die
Neuropeptide sind nicht unbekannt. Vertreter in der Untergruppe der Opioi-
de sind Endorphine und Enkephaline. Weitere Neuropeptide heißen Neu-
rokin, Oxytocin, Vasopressin und GHRH. Auch manche Aminosäuren wie
Asparaginsäure, GABA, Glyzin und Glutamat haben einen hohen Bekannt-
heitsgrad.
Was diesen Botenstoffen und Transmittersystemen gemeinsam ist: Sie steu-
ern unsere Funktionen bis in die letzte Zelle und kommen überall im Kör-
per vor. Davon hat auch die Entwicklung wirksamer Medikamente profitiert.
Wie Sie körpereigene Substanzen für Ihre Transformationsprozesse auf gesun-
de Weise aktivieren können, dazu gebe ich Hinweise in späteren Kapiteln.
Ob es uns gefällt oder nicht: Wenn wir einen Gedanken gedacht haben,
liegt alles, was dann passiert, nicht mehr in unserem Einflussbereich. Viel-
leicht wird jetzt klar, welche Auswirkungen einige bewusste oder unbewusste
Gedanken haben können.
Akzeptieren Sie, dass Denkmuster eine Ursache für Störungen und Krank-
heiten in Ihrem Körper sein können? Dann wird es höchste Zeit, dass Sie sich
60 Transformation

mit neurowissenschaftlichen Erkenntnissen vertraut machen. Ihre Gesund-


heit hängt davon ab. Neurowissenschaftlich gesehen werden wir zu dem, wo-
ran wir wiederholt denken und worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Und vieles, was wir denken, macht uns krank.

4.1.2 Mental-Coaching (Neuro-Coaching)


Man muss kein Neurowissenschaftler oder Psychotherapeut sein, um etwas
im Gehirn verändern zu können. Jeder, der etwas von Methoden (Interven-
tionen) zur Beeinflussung versteht, kann das: Lehrer, Trainer, Coaches und
alle Experten aus Werbung, Verkauf etc., deren Beruf es ist, andere zu beein-
flussen.
Es gibt persönliche Eigenschaften, die gute Leader auszeichnen. Es braucht
aber neben den menschlichen Qualitäten in allen Berufen spezifische Exper-
tise, um erfolgreich zu sein. Ein Mental- oder Neuro-Coach erarbeitet sich in
mehreren Sitzungen einen Coaching-Plan. Damit hilft er dem Coachee, seine
Fähigkeiten zu entwickeln und Inkongruenz-Spannungen zu reduzieren. Er
unterstützt seinen Kunden im Selbstmanagement, indem er die Grundlagen
für eine gute psychische Verfassung vermittelt. Gleichzeitig bringt er ihn in
Übereinstimmung mit seinen wichtigsten motivationalen Zielen. Dabei nutzt
er (hoffentlich) beweisbare Methoden, wie sie in diesem Buch beschrieben
sind.

4.1.3 Kognitive Verhaltenstherapie


Als Begründer der Kognitiven Therapien (KT) gelten Aaron T. Beck und
Albert Ellis. Im Fokus dieser Verfahren stehen sogenannte Kognitionen. Sie
umfassen Einstellungen, Gedanken, Bewertungen und Überzeugungen, also
hauptsächlich Denkmuster. Die kognitive Verhaltenstherapie geht davon aus,
dass die Art des Denkens bestimmt, wie wir uns fühlen und verhalten und wie
wir körperlich reagieren. Schwerpunkte einer Therapie sind:

• Bewusstmachen von Kognitionen


• Überprüfung, ob Kognitionen angemessen sind
• Korrektur von irrationalen Einstellungen
• Transfer der korrigierten Einstellungen ins konkrete Verhalten

Damit stellt die Kognitive Therapie die aktive Gestaltung des Wahrneh-
mungsprozesses in den Vordergrund, weil die subjektive Sicht eines Men-
schen über sein Verhalten entscheidet. Ist eine Kognition unangemessen, sind
4 Grundlagen 61

auch Verhalten und Affekte unangemessen. Dies bedeutet, dass vor allem
spontanes und emotional getriebenes Verhalten von der Art beeinflusst ist,
wie ein Mensch die Welt sieht.
Zu fehlerhaften Kognitionen (Einstellungen, Gedanken, Bewertungen,
Überzeugungen) führen u. a. nachfolgende Denkfehler (Wilken 2010):

• Willkürliche Schlussfolgerungen
Ohne sichtbaren Beweis oder trotz Gegenbeweis werden willkürlich
Schlussfolgerungen gezogen. Beispiel: Ein Misserfolg führt zu der Schluss-
folgerung: „Ich bin ein Versager“, ohne dass eine Überprüfung vorgenom-
men wird.
• Übergeneralisierung
Aufgrund eines Vorfalls wird eine allgemeine Regel aufgestellt, die unter-
schiedslos auf ähnliche wie auch unähnliche Situationen übertragen wird.
Beispiel: Der Unfalltod eines Angehörigen führt zu der Befürchtung, dass
bald weitere Angehörige durch einen Unfall sterben könnten.
• Dichotomes Denken
Alle Erfahrungen werden in zwei sich gegenseitig ausschließende Katego-
rien eingeteilt (Schwarz-Weiß-Denken). Beispiele: einwandfrei/mangel-
haft, richtig/falsch, gut/böse. Abstufungen, die dazwischenliegen, werden
nicht mehr wahrgenommen.
• Personalisierung
Äußere Ereignisse werden ohne klaren Grund extrem auf sich selbst be-
zogen. Beispiel: Der Unfall des Partners wird als Bestrafung für eine eigene
Unrechtshandlung interpretiert.
• SelektivesVerallgemeinern
Einzelinformationen werden aus dem Zusammenhang gerissen und über-
bewertet, wobei andere Merkmale ignoriert werden. Beispiel: Der Vorge-
setzte grüßt im Vorbeigehen mit anderen nicht. Das wird als „er mag mich
nicht“ interpretiert, obwohl er mit seinen Begleitern in einem intensiven
Gespräch vertieft ist.
• Maximieren und Minimieren
Negative Ereignisse werden übertrieben und positive Ereignisse untertrie-
ben. Zum Beispiel: „Dass ich einen bestimmten Abschluss erreicht habe,
ist nichts wert. Aber dass ein Freund heute noch nicht zurückgerufen hat,
zeigt, dass er etwas gegen mich hat!“
• Katastrophisieren
Eine Erwartung von negativen Ereignissen wird stark überbewertet. Bei-
spiel: „Meinen Kindern wird bestimmt etwas Schlimmes passieren!“
62 Transformation

• Emotionale Beweisführung
Das Gefühl wird als Beweis für die Richtigkeit der Gedanken genommen.
Beispiel: „Ich fühle, dass ich nichts wert bin, also ist das auch so!“
• Etikettierung
Aus einer Handlung wird ein umfassender Sachverhalt gemacht, zum Bei-
spiel: „Ich habe verloren – ich bin ein absoluter Verlierer!“
• Gedankenlesen
Man meint, ohne nachzufragen die Gedanken der anderen zu kennen.
„Die anderen denken, ich bin ein Versager!“
• Tunnelblick (selektive Aufmerksamkeit)
Jemand sieht nur einen bestimmten Aspekt seines gegenwärtigen Lebens.
Beispiel: „Weil ich Stress im Job habe, ist meine ganze Lebensqualität da-
hin!“

Die vorstehenden Denkmuster sind irrational. Der Betroffene soll in der The-
rapie lernen, seine verzerrten, nicht realitätsgerechten Kognitionen selbststän-
dig zu identifizieren und auch zu verändern. Dies gilt ebenso im Coaching
und im Selbstcoaching.
Was die Wirksamkeit kognitiver Verhaltensänderung betrifft, so wird hier
nochmals auf die Untersuchungen von Klaus Grawe verwiesen, der nachge-
wiesen hat, dass die Verhaltenstherapie therapeutische Wirksamkeitskriterien
am ehesten erfüllt (Grawe 1994).

4.1.4 Vorstellung, Imagination, Illumination


Vorstellungen sind Bewusstseinsinhalte, die in verschiedenen Zusammenhän-
gen vorkommen. Sie können vergangenheits- oder zukunftsbezogen sein oder
auch ohne andere Bezüge als abstrakte Idee vorkommen. Vorstellungen lassen
sich in Kategorien differenzieren:

• Visuelle (bildliche) Vorstellungen, Gedankenbilder


• Akustische (auditive) Vorstellungen
• Somatosensorische (Körper-)Vorstellungen
• Olfaktorische (Geruchs-)Vorstellungen
• Gustatorische (Geschmacks-)Vorstellungen

Unter einer Imagination versteht man die psychische Fähigkeit, nicht gegen-
wärtige Situationen, Vorgänge, Gegenstände und Personen im Geiste zu ent-
wickeln, sich an diese zu erinnern und mit dem inneren Auge wahrzunehmen.
Manche Menschen können ohne Probleme imaginieren, andere hingegen nur
4 Grundlagen 63

mit großer Anstrengung. Die Fähigkeit zur Imagination kann willentlich ent-
wickelt werden. Methoden der Imagination in der Psychologie sind autogenes
Training, katathymes Bilderleben, Hypnose, Meditation und Klartraum. Die
Imagination wurde von Carl Gustav Jung in die Psychotherapie eingeführt.
Demnach eröffnen Imaginationen Fenster zum Unbewussten. Allerdings geht
es dabei um bewusst kontrollierte bildhafte Vorstellungen, bei denen alle Sin-
ne beteiligt sein können.
Illumination bedeutet Erleuchtung und kommt aus vom lateinischen il-
luminatio. Sie wird oft als religiös-spirituelle Erfahrung verstanden, die be-
wusstseinserweiternde Anteile enthält. Wenn wir diesen Begriff überhaupt
verwenden, dann in dem Sinne, dass damit eine plötzliche Erkenntnis, Ein-
gebung oder Einsicht gemeint ist.
Eine Illusion ist eine falsche Wahrnehmung der Wirklichkeit (Sinnestäu-
schung). Halluzinationen sind Wahrnehmungen, für die es keine Sinnesreize
gibt (Erscheinungen, Stimmenhören etc). Wahnvorstellungen sind schwere
inhaltliche Denkstörungen, an denen ein Mensch trotz ihrer Unvereinbarkeit
mit der Realität unbeirrbar festhält und die eine normale Lebensführung be-
hindern.

4.1.5 Introvision
Introvision ist eine auf meditativer Achtsamkeit beruhende Methode, innere
Konflikte dauerhaft aufzulösen. Es handelt sich dabei um ein wenig bekann-
tes Verfahren mit wissenschaftlich nachgewiesenem Fundament. Entwickelt
wurde Introvision an der Universität Hamburg im Bereich Pädagogische Psy-
chologie und Motivation unter Prof. Dr. Angelika Wagner. Sie hat damit eine
neue Methode zum Selbstmanagement durch die Auflösung innerer Konflikte
geschaffen (Wagner 2007).
Introvision ist das Ergebnis eines dreißigjährigen Forschungsprogramms
zur mentalen Selbstregulation. Dabei ist das Ziel die Auflösung innerer Kon-
flikte (zirkulärer Denkmuster) und mentaler Blockaden, um Gelassenheit
und Handlungsfähigkeit wiederzugewinnen.
Die praktischen Interventionen wurden unter dem Begriff „Konstatieren-
des aufmerksames Wahrnehmen“, kurz KAW, beschrieben. Als Prämisse gilt,
dass es sinnvoll ist, dem „Schlimmen ins Gesicht zu sehen“, um so einen
Konflikt von seiner Wurzel her aufzulösen.
Zwischenzeitlich (seit 1987) liegen empirische Untersuchungsreihen zur
Wirksamkeit von KAW und Introvision vor. Sie zeigen, dass die Interventio-
nen zu signifikanten Veränderungen im Verhalten führen können.
64 Transformation

4.2 Tragfähige Säulen


4.2.1 Warum soll ich mich ändern?
Vielleicht sind Sie unzufrieden oder wollen ungenutztes Potenzial freisetzen
und haben deshalb dieses Buch gekauft. Darüber hinaus gibt es andere Grün-
de, die Ihre Zufriedenheit und Ihren Lebenserfolg beeinflussen.
Aus dem „Glücksatlas 2011“ der Deutschen Post habe ich die nachfol-
genden Top Ten zur Zufriedenheit der Deutschen entnommen (Köcher und
Raffelhüschen 2011):

• Sehr gute Gesundheit


• Ehe/Partnerschaft
• Regelmäßige Treffen mit Freunden und Bekannten
• Regelmäßiger Sport
• Eigenheim
• Autonomie am Arbeitsplatz
• Gehaltserhöhung
• Freizeitaktivitäten (Kino, Disco, etc.)
• Klassische Kulturangebote (Oper, Konzert, Theater)
• Religiosität

Die vorstehende Liste habe ich nach der Zeit, die Menschen in der Regel
darauf verwenden, gewichtet. Damit ergeben sich als die drei Erstplatzierten
Gesundheit, Beruf und Beziehungen (Freunde und Familie), die ich als vor-
rangig für Zufriedenheit und Glück erachte.

4.2.2 Gesundheit
Durch Denkmuster und Verhalten limitieren viele Menschen nicht nur ihr
Potenzial, sondern sie schaden auch in erheblichem Ausmaß ihrer Gesund-
heit. Denken Sie nur an das Rauchen, an Alkohol und Übergewicht.
Dazu kommt in den letzten 30 Jahren eine Zunahme von psychischen Er-
krankungen. Sie gehören mittlerweile zu den häufigsten und die Lebensquali-
tät am stärksten einschränkenden Erkrankungsarten unserer Zeit. Nach einer
Studie (WHO 2006) macht in Europa jede vierte Person in ihrem Leben
mindestens eine psychische Krankheitsepisode durch. In Deutschland waren
nach Auswertung des bundesweiten Gesundheitssurveys von 1998 insgesamt
32,1 % der 18- bis 65-Jährigen von einer oder mehr psychischen Störungen
betroffen (Lademann et al. 2006).
4 Grundlagen 65

Allein die vorstehende Entwicklung zeigt, in welchem Maße sich Denk-


muster in unserer Gesellschaft auswirken. Es ist höchste Zeit, mit Transfor-
mationsprozessen dagegen anzugehen.

Nicht vergessen

Die Gesundheit wird erheblich durch den Lebensstil eines Menschen beeinflusst.

4.2.3 Berufliche Anforderungen


Die Arbeitgeber von heute brauchen keine Mitarbeiter, die nur ihren Job ma-
chen. Im letzten Jahrtausend war man zeitweise der Meinung, dass es genügt,
wenn jeder nur seine Arbeit erledigt. In einer globalen und vernetzten Welt
ändern sich die Anforderungen an Organisationen sehr schnell. Diese Verän-
derungen erfordern Mitarbeiter und Führungskräfte, die schnell und flexibel
sind. Es braucht also „lernagile Fach- und Führungskräfte“. Unternehmen
werden ihr Verhalten bei der Auswahl von Fach- und Führungskräften radikal
zu ändern haben, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben.
Viele Unternehmen haben bei der Personalauswahl darauf Wert gelegt, dass
Mitarbeiter und Führungskräfte schon vorher erfolgreich waren. Zunehmend
wird heute nach Mitarbeitern gesucht, die das größte Potenzial mitbringen.
Rekrutierer und Personalentwickler suchen nun nach „High Potentials“, um
diese in speziellen Programmen weiterzubilden und an das Unternehmen zu
binden. Die entscheidende Frage ist: „Wie kann ich Potenzial messen?“ Da
es den Organisationen dabei darum geht, ihre Zukunft zu gestalten, ist es
vor allem die Lernagilität, die künftig bei der Einschätzung der Eignung ent-
scheidet.
Lernagil sind Fach- und Führungskräfte dann, wenn sie sich beständig wei-
terentwickeln und neue Fähigkeiten erwerben wollen.
Eine Korn-Ferry-Studie aus dem Jahr 2013 hat Unternehmen auf ihre Per-
formance und die Lernagilität der Führungskräfte untersucht. Das Ergebnis:
Die Firmen mit den lernagilsten Managern waren um mehr als 25 % profitab-
ler als die anderen. Gleichzeitig wurde festgestellt: Nur 15 % aller Menschen
sind wirklich starke, agile Lerner (Swisher und Dal 2013).
Demnach lässt sich die Lernagilität an fünf Faktoren messen:

• Mentale Agilität
Welche Komplexität versteht jemand? Wie schnell erkennt er Zusammen-
hänge und sieht darin Dinge, die andere nicht sehen?
• Menschliche Agilität
66 Transformation

Wie schnell kann sich jemand auf andere einstellen? Wie „tickt“ sein Um-
feld? Kann jemand mit unterschiedlichen Personen auf unterschiedlichen
Ebenen erfolgreich kommunizieren?
• Veränderungsagilität
Freut jemand sich auf Neues oder hat er eher Angst davor? Kann er Verän-
derungen an vorderster Front gestalten? Experimentiert er gern oder muss
er sicher sein, bevor er handelt?
• Ergebnisagilität
Kann jemand auch in neuen Situationen die Nerven behalten und exzellen-
te Ergebnisse liefern? Oder braucht jemand stets Routine, um erfolgreich
zu sein?
• Selbstreflexion
Kennt jemand seine Stärken und Schwächen und reflektiert diese systema-
tisch und in regelmäßigen Abständen? Sucht jemand Feedback, steht zu
seinen Fehlern und ordnet sich realistisch in Situationen ein?

Falls Sie beruflich erfolgreich sein wollen, sollten Sie die vorstehenden Grün-
de in Ihren Veränderungsbemühungen hinreichend berücksichtigen.

4.2.4 Familie und Freunde


Lebenspartnerschaften können eine Quelle von großem Glück und Zufrie-
denheit sein. Dies haben unterschiedliche Studien ergeben. Nach einer re-
präsentativen Umfrage der Partnervermittlung PARSHIP unter 1000 Mit-
gliedern wollen 83 % der Männer und Frauen endlich wieder einen Partner
haben. Allerdings gehen 59 % der Deutschen davon aus, dass wir auf eine
Gesellschaft von Alleinlebenden (Singles) hinsteuern. Menschen in Partner-
schaften sind nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder.
Die aktuelle Scheidungsquote für Ehen lag für das Jahr 2011 bei 49,6 %
in Westdeutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt). Da aber nicht jede
Lebenspartnerschaft eine Ehe ist, kann damit nur eine grobe Annahme ge-
troffen werden. Geht man bei allen Paarbeziehungen von dieser Rate aus,
dann ist die Frage nach den Ursachen zulässig. Ein weiteres Indiz für gesell-
schaftliche Veränderungen ist die Kinderzahl je Frau. Sie beträgt im Mittel
1,4 und das durchschnittliche Alter der Erstgebärenden lag 2012 bei 31 Jah-
ren mit steigender Tendenz (Quelle: Statistisches Bundesamt). Damit ist die
Netto-Reproduktionsrate auf 0,7 gefallen. Bei einem Wert unter 1 ist (unter
Ausschluss von Migration) langfristig von einem Bevölkerungsrückgang aus-
zugehen.
Die Welt entsteht in unseren Gehirnen. Dazu ist in diesem Buch bereits
einiges dargelegt worden. Der vorstehende Absatz liefert mir mit den Wahr-
4 Grundlagen 67

nehmungen im eigenen Netzwerk (Beruf und Privatleben) Indizien dafür,


dass zwischenmenschliche Beziehungen häufig nicht mehr funktionieren.
Die Ursache sehe ich hauptsächlich darin, dass Paare nicht hinreichend
entwicklungsfähig sind. Aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung und der
gesellschaftlichen Entwicklung kann eine früh geschlossene Ehe heute leicht
40 Jahre dauern. Da wir uns kaum bemühen, „agile Lerner“ zu werden, sind
die Voraussetzungen für dauerhafte Partnerschaften eher schlecht. Wir haben
also in unseren Partnerschaften das gleiche Problem wie in den Unternehmen.
Dies ist ein weiterer Grund, warum man sich verändern (transformieren) soll.

4.2.5 Anspruchsdenken
Anspruchsdenken beherrscht die Köpfe vieler Menschen. Sie meinen, sie sei-
en etwas Besonderes und die Welt solle das auch anerkennen. Sie glauben,
sie hätten ein Anrecht auf einen besseren Job mit höherem Verdienst, ein
schöneres Leben und einen besseren (attraktiveren) Lebenspartner. Sie halten
es für unfair, dass ihre Vorgesetzten ihr Genie nicht erkennen und sie nicht
befördern. Schlimmstenfalls halten sie sich den anderen für überlegen und
verachten diese deshalb. Dass ihr Umfeld dies aber völlig anders sieht, wollen
sie nicht wahrnehmen. Sie sind der Meinung, die Welt müsse sich ändern
oder verbessern und nicht sie selbst.
Wir leben in einer Welt, die sich in keiner Weise für unsere persönlichen
Probleme, die Entwicklung unserer Potenziale und für unser Glück interes-
siert. Die Erfahrung fehlender Unterstützung ist freilich nicht neu … auch
schon unsere Eltern und Lehrer haben es „nicht besser gewusst“.
Mit dem Beginn unserer Pubertät nahmen wir unsere eigene Entwicklung
selbst in die Hand und damit ist auch eine Fortführung und Verstärkung
fragwürdiger Denkmuster (Anspruchsdenken, Abwehrverhalten, Denkfehler
etc.) einhergegangen.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich, welche Denkmuster sich bei mei-
nen Kunden entfalten konnten. Viele haben nie wirklich ernsthaft über sich
selbst nachgedacht, dafür sind ihre Abwehrmechanismen hochentwickelt und
sie kultivieren ihre Denkfehler. Meist haben sie sich so entwickelt, dass sie
unter erheblichen inneren Spannungen leiden und unzufrieden und unglück-
lich geworden sind.
Die meisten Menschen, die unglücklich und unzufrieden sind, versuchen
dann auch noch absolut aussichtslose Dinge zu bewältigen. Allem voran steht
bei ihnen die Weltverbesserung an. Es ist ihnen nicht klar, dass sie auf ihre
Mitmenschen kaum Einfluss haben (Epiktet 1996), womit auch die „Welt-
verbesserung“ unmöglich wird. Dabei entgeht ihnen das, was am einfachsten
zu bewältigen wäre: Es ist die eigene Veränderung!
68 Transformation

Dazu brauchen Sie sich nur „an die eigene Nase zu fassen“. Alles, was Sie
dazu benötigen, ist verfügbar. Sie haben auf sich selbst Einfluss. Sie kön-
nen eigene und manchmal auch kluge Entscheidungen treffen. Was es dazu
braucht, steht im Wesentlichen in diesem Buch.

Willkommen beim Erfolg!

Das Potenzial eines Menschen ist die Fähigkeit, sich durch eigene Anstren-
gungen und persönlichen Einsatz weiterzuentwickeln. Das ist der entschei-
dende Punkt.
Es ist klar, dass Sie Zeit brauchen, um Ihr Potenzial zu entfalten. Sie sind
auch nicht an einem Tag der Mensch geworden, der Sie heute sind. Dafür ha-
ben Sie Jahre oder Jahrzehnte aufgewendet. Gehen Sie davon aus, dass es etwa
ein bis zwei Jahre dauern kann, bis Sie ein „neuer Mensch“ geworden sind.
Falls Sie sich konsequent mit Ihrer Entwicklung befassen, wird Ihr Umfeld
das schon in etwa drei Monaten bemerken.
Ich möchte Ihnen dazu ein eigenes Beispiel geben. Nie habe ich verstan-
den, wie man Noten lesen oder ein Musikinstrument spielen kann. Aber ich
habe immer gerne Musik gehört. Zufällig ergab sich kurz nach meinem 63.
Geburtstag die Gelegenheit, das Klavierspiel zu lernen. Ein erfahrener Lehrer
versicherte mir, dass man ein Musikinstrument auch in diesem Alter noch
erlernen kann. Mir war klar, was ich mir antat. Weil ich von der neuronalen
Plastizität wusste, ging es mir auch darum, einen Nachweis „am eigenen Leib“
zu führen. Ich begann zu lernen und konnte bereits nach einem Monat Noten
lesen. Ich nutzte alle Gelegenheiten, um auf meinem iPhone mit einer App
Noten zu lernen. Ich nahm mir vor, jeden Tag eine Stunde am Klavier zu
üben. Das Ergebnis erschien mir beachtlich. Nach etwa einem Jahr meinte
mein Klavierlehrer, er habe keinen Schüler erlebt, der in so kurzer Zeit so viel
erreicht hätte. Was war passiert? Ich bin kein Naturtalent! Ich war nur sehr
diszipliniert und habe regelmäßig und intensiv geübt. Das war die Ursache
für diesen Erfolg, nichts anderes.
Das Beispiel kann Ihnen den Mut geben, den Sie jetzt brauchen. Beginnen
Sie mit der Weiterentwicklung und …

• verabschieden Sie sich vom Misserfolg.


• werden Sie agil (regsam, wendig, beweglich).
• beginnen Sie mit dem Lernen.
• akzeptieren Sie Kritik.
• arbeiten Sie mehr als andere.
• geben Sie nicht auf.
• strengen Sie sich jeden Tag an, um besser zu werden.
4 Grundlagen 69

Alles, was Sie heute nicht können, haben Sie vorher nie oder nur unzuläng-
lich gelernt. Werden Sie sich also klar darüber, was Sie erreichen wollen, und
legen Sie dann los. Beginnen Sie einfach damit, jeden Tag ein wenig besser zu
werden … und damit über einen längeren Zeitraum sehr viel besser.
Ihre Denkmuster und Denkweisen sind wichtige Teile Ihrer Persönlichkeit.
Wenn Sie damit unzufrieden sind, sollten Sie wissen: Denkweisen lassen sich
durch Lernen und Üben verändern. Wenn Sie dieses Buch bis hierher gelesen
haben, wissen Sie schon in etwa, wo Sie ansetzen können.

4.2.6 Der Nutzen von Selbstcoaching


Mentale Stärke bedeutet Gelassenheit und verantwortliches Verhalten aus die-
ser Gelassenheit heraus. Sie bedeutet, sich ohne innere Zwänge seinen Auf-
gaben zu widmen und dabei nicht durch äußere Umstände „aus der Fassung“
gebracht zu werden.
Nur wer beginnt, die Zustände seines Inneren zu verstehen, kann seine
Persönlichkeit entwickeln. Mental gut trainierte Menschen …

• sind entspannt und gelassen, können sich schnell erholen und gut regene-
rieren.
• sind konzentriert, können sich auf ihre Aufgaben fokussieren, aber auch
loslassen.
• sind gute Denker, haben ein trainiertes Gedächtnis und sind klar in ihren
Denk- und Entscheidungsprozessen. Sie lernen schnell und können das
Gelernte auch gut behalten.
• haben bewährte Planungstechniken und überlasten sich nicht.
• haben Energie, Ruhe und Klarheit, können negative Stimmungen gut be-
herrschen. Sie sind willensstark, motiviert und haben wenig oder keine
Ängste. Sie gehen gut mit Belastungen um und sind stressstabil.
• haben eine Vision und sind motiviert für deren Umsetzung. Sie kennen
den Zweck ihres Lebens. Wertschätzung und Toleranz für andere Men-
schen zählen zu ihren wichtigen Eigenschaften.
• vermitteln Balance und Harmonie, streiten und debattieren nicht. Sie len-
ken ihr Leben aktiv und bewusst.
• haben gute Bewegungsabläufe und sind aktiv. Ihr Körper ist durch richtige
Atmung ausreichend mit Sauerstoff versorgt.
• haben eine gute Körperkommunikation, eine robuste Gesundheit und ein
starkes Immunsystem. Sie können Schmerz und Krankheiten gut hand-
haben. Sie haben weniger psychosomatische Beschwerden und ernähren
sich gesund.
70 Transformation

• haben ein echtes, natürliches und authentisches Auftreten. Sie sind un-
gekünstelt.
• führen ein leichtes, fließendes und angenehmes Leben. Sie sind achtsam.
Sie werden durch Verlust, Macht, Geld und Gier nicht bedroht oder mei-
den solche Verlockungen.

4.2.7 Ändern Sie Ihr Selbstbild


Die Überzeugung, dass wir unsere Fähigkeiten weiterentwickeln können,
weckt Lernbegeisterung. Werden Sie besser, statt dauernd zu beweisen, wie
großartig Sie sind. Warum Schwächen verbergen, wenn wir sie überwin-
den können? Warum die ausgetretenen Pfade gehen statt jene, mit denen
wir unsere Grenzen überwinden? Die Leidenschaft, Grenzen zu überwinden,
wenn nicht alles nach Plan läuft, ist Zeichen eines dynamischen Selbstbildes
(Dweck 2007).
Damit liefert die Veränderung des Selbstbildes einen wesentlichen Baustein
für die Transformation. Dazu brauchen Sie nur dauerhaft Ihre Meinung von
sich selbst zu ändern und entwickeln sich dabei vom Nicht-Lerner zum agilen
Lerner.
5
Der mentale Ansatz

5.1 Thesen
In den vorangegangenen Kapiteln habe ich die Ursachen für Unzufriedenheit
dargestellt. Es wurde Wissen dazu vermittelt, warum wir unbewusst unfähig
sind, und wir haben uns mit den notwendigen Grundlagen der Veränderung
befasst. In diesem Kapitel soll vermittelt werden, welche Mittel (Interven-
tionen) uns für die Transformation zur Verfügung stehen und was wir damit
erreichen können.
Bis hierher sollte es gelungen sein, dem Leser bewusst zu machen, dass man
sein Leben ändern kann. Der mentale Ansatz ist das Werkzeug dafür. Ab-
bildung 5.1 zeigt den Weg, den es dazu braucht. Zunächst ist es notwendig,
sich die Limitierungen bewusst zu machen. Danach setzt ein Lern- oder Coa-
ching-Prozess ein. Wenn das Gelernte durch ständige Übung vertieft wird,
werden sich die Denkmuster dauerhaft ändern.
Die Abbildung benutzt das Wort „Mentalität“ und ich möchte nicht ver-
säumen, an dieser Stelle seine Bedeutung zu erklären. Der Begriff kommt
aus dem Lateinischen von dem Wort mentalis, zu Deutsch: geistig, vorge-
stellt, den Bereich des Verstandes betreffend. Wir benutzen ihn im Sinne von
„etwas, was gedacht wird oder gedacht worden ist“. Man spricht auch um-
gangssprachlich von der Mentalität eines Menschen und meint damit, wie er
„tickt“.

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_5, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
72 Transformation

Selbstcoaching,Lernen
2

Bewusst Bewusst
unfähig fähig

Reflexion, Üben
dieses Buchlesen 3
1 Assessments

Unbewusst
Unbewusst
fähig
unfähig

Abb. 5.1   Mentalität verändern

Damit sind wir bei der Frage: Was sind Gedanken? Eine Abfrage bei Goog-
le liefert dazu 50.600.000 Einträge. Einige davon habe ich gelesen, wobei mir
aufgefallen ist, dass es darauf anzukommen scheint, wem man diese Frage
stellt: Ein Neurowissenschaftler antwortet anders als ein Physiker oder ein
Buddhist.
Für das Verständnis der Transformation möchte ich es so formulieren: Der
Gedanke ist ein Akt mentaler Tätigkeit (des Denkens) und erfolgt unter Ein-
beziehung des Bewusstseins. Die Gedanken, die wir bewusst wahrnehmen
können, bestehen aus „Wörtern“ und „Bildern“ im Kopf.
Zum Beispiel erzeugt die Aufforderung „Denken Sie jetzt bitte nicht an
den Eiffelturm!“ meist dieses Bild in Ihrem Gehirn. Die Frage „Was gibt es
zu essen?“ lässt Sie Wörter bilden wie „Schnitzel, Kartoffelpüree und grüne
Soße“.
Die Beantwortung der Frage „Was sind Gedanken?“ ist deshalb wichtig,
weil wir ja Werkzeuge benötigen, mit denen wir unsere Denkfehler verändern
wollen. Die natürlichsten Werkzeuge, die uns dafür zur Verfügung stehen,
sind unsere (bewussten) Gedanken. Wenn vorstehenden Annahmen richtig
sind, dann erlauben sie uns Behauptungen oder Leitsätze (Thesen) zu formu-
lieren, die wir durch erfolgreiche Transformationsprozesse beweisen können.
5 Der mentale Ansatz 73

5.1.1 These Nr. 1

Gedanken – also Wörter und Bilder im Gehirn – beeinflussen die Gefühle und Stim-
mungen und steuern oder lenken dadurch auch das Verhalten eines Menschen.
1. Wörter und Bilder im Gehirn sind unter bestimmten Voraussetzungen steuerbar
– daraus folgt: Gefühle und Stimmungen und in der Folge auch das Verhalten
sind ebenfalls steuerbar.
2. Durch häufige Wiederholung von entsprechenden Gedanken, also von Wörtern
und Bildern im Gehirn, ist eine nachhaltige Veränderung für Gefühle, Stimmun-
gen und Verhalten möglich.

5.1.2 Beweis
Die theoretischen Grundlagen der kognitiven Umstrukturierung gehen zu-
rück auf drei prominente Therapiemodelle: auf die Rational-Emotive Therapie
nach Ellis, die Kognitive Therapie nach Beck und das Stressimpfungstraining
nach Meichenbaum. Eine Zusammenfassung und gleichzeitige Leseempfeh-
lung finden interessierte Leser in dem Buch „Methoden der Kognitiven Um-
strukturierung“ von Beate Wilken (Wilken 2010).
Nach Klaus Grawe liegen die wichtigsten Ursachen psychischer Beein-
trächtigungen in der frühen Kindheit. Sie sind durch Introspektion nicht
zugänglich. Veränderung wird nur bewirkt durch reale Erfahrungen in der
Gegenwart, welche die früher geschaffenen neuronalen Strukturen in neue
überführen (Grawe 2004). Weitere Belege finden sich in der Literatur oder
auch per Internetrecherche.

5.1.3 These Nr. 2

Mit den in diesem Buch vorgestellten Interventionen erleben Anwender eine Ver-
besserung von Gefühlen und Stimmungen und können sich wieder gewinnbringend
verhalten.

5.1.4 Indizien
Die Interventionen in diesem Buch basieren auf These Nr. 1. Die vorgestell-
ten Methoden wurden bereits bei einer großen Anzahl von Fällen erfolgreich
angewendet. Für die meisten Menschen ergibt sich aus den vorstehenden Ka-
piteln eine Tatsache:
Sie müssen sich ändern, damit sie zufriedener und glücklicher sein können.
Und jenen Menschen, denen das schon ganz gut gelingt, schadet es sicher
nicht, wenn sie sich noch etwas weiter entwickeln … wobei es sich bei dieser
Gruppe aber nur um knapp 20 % der Bevölkerung handelt.
74 Transformation

Das Schöne an der Sache ist: Was wir dazu brauchen, haben wir immer
dabei. Es ist unser Gehirn! Und durch die Art, wie wir es benutzen, haben wir
es programmiert. Sicher, einige Programme sind etwas schwerer zu ändern als
andere. Aber die Programmierung (neuronale Restrukturierung) von neuen
Denkmustern ist möglich. Damit können Sie heute noch (sofort) beginnen.
Es ist nicht einfach, die eigenen neuronalen Strukturen zu verändern.
Die meisten sind sehr gut gebahnt und laufen ohne Bewusstsein ab. Um Ihr
Bewusstsein zu schärfen, habe ich in den vorstehenden Kapiteln einige An-
regungen gegeben. Falls Sie sich bei der Änderung eigener Denkmuster im
Kreis drehen und nicht weiterkommen, sollten Sie sich externe Hilfe holen.
Mit Hilfe ist Input von außen gemeint, was neurowissenschaftlich bedeutet:
Beeinflussung der neuronalen Denkmuster durch einen erfahrenen Mental-
Coach.
Aus diesem Blickwinkel heraus ist es auch sinnvoll, wenn der Coach eine
andere Sichtweise auf den Kunden wählt als dieser selbst. Selbstverständlich
ist die Problemsicht des Kunden wichtig, da von ihr die Motivation für Ver-
änderungen ausgeht. Aber die Sichtweise des Kunden kann mit zu den Ursa-
chen gehören, die es ihm schwermachen, sich selbst zu managen.
Nachfolgend wollen wir uns damit beschäftigen, welche Möglichkeiten wir
zur Änderung von Denkmustern haben und was wir an welchen Stellen be-
wegen können.
Man kann sich das Selbstcoaching gut am Beispiel eines Hauses vorstellen
(Abb. 5.2): Das Fundament enthält die wissenschaftlichen Grundlagen. Die
Etagen definieren die Ebenen und in den Zimmern (Bereiche) geht es um die
Interventionen oder Methoden. Im Dachgeschoss sind die einzelnen Coa-
ching-Formate behandelt, beispielsweise das Selbstcoaching, von dem dieses
Buch handelt.
Wenn man sich mit Transformationsprozessen beschäftigt, so erkennt man
biologische, physiologische und philosophische Konzepte. Ich habe erfahren,
dass ein ganzheitlicher Ansatz Wirkungen auf drei Ebenen umfassen muss:
auf der kognitiven, der emotionalen sowie der energetischen. Dabei ist die
kognitive Ebene die des bewussten Handelns. Mit der emotionalen Ebene be-
zeichnen wir alle Gemütsbewegungen im Sinne eines Affektes. Und mit der
energetischen Ebene sind alle körperlichen Funktionen gemeint.

5.2 Kognitive Ebene


Zunächst haben wir die kognitive Ebene, mit der wir bewusst denken. Zu den
kognitiven Fähigkeiten zählen u. a. Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Erinne-
rung, Lernen, Problemlösen, Kreativität, Planung, Orientierung, Vorstellung
(Imagination), Wille und Glauben.
5 Der mentale Ansatz 75

Einzel- Gruppen-
Training Coaching

Einzel-Coaching Kurs
Vortrag Work- Gruppen-
Selbst-Coaching Seminar shop training

Kognitive Ebene
2 3 4

Konzentration Gedächtnis Zeitmanagement

Emotionale Ebene
1 9 5
Persönliche
Innere Quellen Äußere Ziele Einstellung

Energetische Ebene
8 7 6
Körper-
Entspannung Aktivierung kommunikation

Kognitive Verhaltenstherapie / Neurowissenschaften

Abb. 5.2   Coaching-Haus

Ziel bei einem Transformationsprozess auf der kognitiven Ebene ist es, die
Verfügbarkeit von höheren Gehirnfunktionen (Neocortex-Fähigkeit) durch
Entstressung (weniger Ängste) sicherzustellen. Weitere Ziele sind gute Kon-
zentrations-, Lern- und Merkfähigkeit. Die Verbesserung der äußeren Kom-
munikation (motorisch, verbal) soll durch innere Kommunikationsprozesse
gesteigert werden. Die Verbesserung der Kreativität (Ideenreichtum) ist ein
weiteres Ziel. Aus psychologischer Sicht sind für Kreativität flüssiges Denken
und Assoziationsfreude sowie die Fähigkeit zum Perspektivwechsel und zur
Grenzüberschreitung bedeutsam.
Zur Vereinfachung haben wir eine Einteilung in drei funktionale Bereiche
vorgenommen: in Konzentration, Gedächtnis sowie Zeitmanagement. Diese
funktionalen Bereiche sind dafür verantwortlich, dass wir beispielsweise agil
lernen können.
Gleichzeitig entstehen durch kognitive Transformationsprozesse Wirkun-
gen auf den anderen Ebenen. Für die emotionale Ebene sind dies:
76 Transformation

• Emotionale Entstressung
• Steigerung der Belastbarkeit
• Verbesserung von Selbstwert und Selbstvertrauen
• Gefühl, aktiv am Leben teilzunehmen
• Zufriedenheit mit dem Tages-, Jahres- bzw. Lebenswerk

Für die energetische Ebene sind dies:

• Bessere Durchblutung des Neocortex


• Antrieb der Neurotransmitter-Produktion
• Endorphine Ausschüttung durch Erfolge
• Körperliche Entstressung durch Planung
• Körperliche Beweglichkeit durch mentale Agilität

5.2.1 Konzentration
Konzentration ist die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine
bestimmte Aufgabe.
Das Gehirn hat eine begrenzte Verarbeitungskapazität und kann daher
nicht sehr viele Wahrnehmungen gleichzeitig verarbeiten. Daher muss es se-
lektieren, welche Informationen für den Organismus von Bedeutung sind,
und anderes ausblenden. Diese Zuweisung von Bewusstseinsressourcen auf
Bewusstseinsinhalte (Wahrnehmung) ist die Aufmerksamkeit.
Die Konzentration erfordert geistige Anstrengung und lässt mit der Zeit
nach. Man versteht darunter, die Aufmerksamkeit über einen langen Zeit-
raum aufrechtzuerhalten.
Wichtige Einflussfaktoren für die Konzentration sind:

• der emotionale Zustand


• der physische Zustand
• die Ernährung
• die motorische Aktivierung
• Umgebungsbedingungen (mediale Einflüsse)

Diese Einflussfaktoren stehen miteinander in Wechselwirkung. Daher setzt


die Konzentrationsfähigkeit idealerweise optimale Bedingungen voraus. Zu-
dem ist sie trainierbar wie ein Muskel. Die Konzentrationsfähigkeit spielt
eine zentrale Rolle in allen Lebensbereichen und hat einen hohen Anteil an
der Stressentlastung. Die Fähigkeit, sich im entscheidenden Moment auf das
Wesentliche konzentrieren zu können gibt oft den Ausschlag für Erfolg oder
Misserfolg im beruflichen Alltag, in Prüfungssituationen, beim Sport und im
5 Der mentale Ansatz 77

Privatleben. Für die Leistungen des Gehirns wie beispielsweise das Lernen ist
die Konzentrationsfähigkeit eine wichtige Voraussetzung.

5.2.2 Gedächtnis
Unter Gedächtnis im neurologischen Sinn versteht man die Fähigkeit des
Nervensystems, aufgenommene Informationen zu speichern und wieder ab-
zurufen. Die dabei gespeicherten Informationen sind das Ergebnis von be-
wussten oder unbewussten Lernprozessen. Die Fähigkeit zur Gedächtnisbil-
dung wird durch die Neurogenese ermöglicht.
Gedanken bestehen aus Wörtern, Bildern und erinnerten Gefühlen. Ein
Mensch denkt, speichert und erinnert diese Faktoren. Deren inhaltliche Be-
deutung ergibt die Gedankenausrichtung und die Fähigkeit, diese zu ver-
knüpfen, zu speichern und abzurufen, ist die Gedächtnisleistung.
Die Gedächtnisleistung und die -ausrichtung sind beide ebenfalls trainier-
bar wie ein Muskel. Sie haben immense Auswirkung auf Motivation und In-
teresse, auf die Konzentrationsfähigkeit sowie auf den Energiehaushalt eines
Menschen. Damit bestimmen sie auch seinen Antrieb und seine Aktivitäten.
Ein gutes Gedächtnis wirkt auf die Ressourcen und die Kreativität, ermög-
licht Kombinationsprozesse und Orientierung in Raum und Zeit. Diese Wir-
kungen unterstützen oder behindern einen Menschen in seinen Fähigkeiten
und in seinem Ich-Bewusstsein.
Gedächtnisprobleme sind meist nicht gleichzusetzen mit Lern- und Merk-
schwierigkeiten. Bei Interessenlosigkeit, Konzentrationsproblemen oder Pla-
nungsmangel bzw. Organisationschaos kommen Lern- und Merktechniken
gar nicht erst zur Anwendung.
Die Bezeichnung für Interesse ist Motivation (deutsch: Triebkraft, Antrieb).
Sie bezeichnet das Streben eines Menschen nach wünschenswerten Zielobjek-
ten. Mit der Motivation ist die Gesamtheit aller Beweggründe gemeint, die
zur Handlungsbereitschaft führen. Aktuelle Theorien gehen davon aus, dass
Motivation aus dem Bedürfnis entsteht, ein physiologisches Gleichgewicht
(Homöostase) aufrechtzuerhalten oder wiederherzustellen (Damasio 2011).
Einfache Beispiele hierfür sind Hunger, Durst oder Fortpflanzung.
Zum Thema Motivation ist eine unüberschaubare Anzahl von Untersu-
chungen durchgeführt worden, die in zwei Forschungsschwerpunkten ge-
mündet haben.
Die Untersuchung von Emotionen, Motiven und des emotionalen Ge-
dächtnisses ist in der Hirnforschung auf Interesse gestoßen (Roth 2003). Da-
raus ist ein Trend entstanden, der auf projektiven und introspektiven Verfah-
ren aufsetzt (Wagner 2007).
78 Transformation

Mit der zweiten Forschungsrichtung entwickelt sich die Motivationsfor-


schung hin zur Lösung konkreter Probleme in der Psychologie und im Ma-
nagement. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie man Selbstregulations-
kompetenzen entwickeln kann, um Motive in messbare Handlungen umzu-
setzen. Hier spielt die Willensstärke bzw. Willenskraft (Volition) eine wichtige
Rolle. Sie steht als Synonym für charakterliche Merkmale wie z. B. Beharr-
lichkeit, Zähigkeit, Entschlossenheit, Resilienz und Zielstrebigkeit (Bandura
1991).

5.2.3 Zeitmanagement
Der Umgang mit dem Phänomen „Zeit“ hat starke Auswirkungen auf den
Mentalzustand eines Menschen, geht damit doch immer auch Lebensqualität
einher. Zu wenig Zeit zu haben, führt zu Stress und Frustration, das Gefühl
von zu viel Zeit verursacht Langeweile und Antriebsschwäche. Durch beides
geht die Lebensfreude verloren.
Planen, Organisieren, Analysieren sind Fähigkeiten des Neocortex. Werden
diese Fähigkeiten nicht genutzt oder entwickelt, ist die Folge meist ein ge-
stresstes, planloses Getriebensein von Anforderungen und Umständen. Das
erfordert große Energie und ist dann die Ursache für ein negatives Lebens-
gefühl. Vielen Menschen ist dieser Zusammenhang nicht bewusst und sie
suchen die Ursachen oft in Konzentrationsschwäche, Energiemangel oder
Stress. Mit einem guten Zeitmanagement können sich Visionen und Tatkraft
als Erfolgsfaktoren entfalten und es wird keine Energie vergeudet.
Arbeitsziel im Sinne eines Transformationsprozesses ist es zu lernen, sein
eigenes Leben selbst zu steuern. Dadurch verbessert sich die Lebensqualität
maßgeblich.

5.3 Emotionale Ebene


Auf der emotionalen Ebene geht es um Gemütsbewegungen im Sinne von
Affekten. Dies sind psychische Phänomene, die durch bewusste oder unbe-
wusste Wahrnehmungen von Ereignissen oder Situationen ausgelöst werden.
Diese Wahrnehmungen führen zu Veränderungen von Gefühlen und Stim-
mungen und steuern damit unser Verhalten. In diesem Zusammenhang ver-
wende ich den Begriff der Emotionalität als Sammelbegriff für individuelle
Gefühle, für die Affektsteuerung und den Umgang mit Gemütsbewegungen.
Zur Emotionalität zählen wir Gefühle wie Angst, Ärger, Komik, Ironie,
Mitleid, Eifersucht, Freude, Liebe, Trauer etc. Damit deuten wir Gefühle als
individuelle und subjektive Bewusstseinsinhalte oder Befindlichkeiten. Sie
5 Der mentale Ansatz 79

sind Produkte der Reizverarbeitung, die ihren Ursprung in unseren Sinnes-


wahrnehmungen haben. Dabei unterliegen sie aber nicht nur der Wahrneh-
mung, sondern auch unserer eigenen Beurteilung (Denkmuster).
Ziel bei einem Transformationsprozess in dieser Ebene ist es, ein emotio-
nales Gleichgewicht mit Entspannungsgefühlen und Wohlbefinden herzu-
stellen, das motivationssteigernde Auswirkungen hat. Durch Stressabbau und
Endorphine-Transmitter sollen sich Glücksempfindungen entwickeln. Die
Belastbarkeit soll gesteigert werden und Selbstwert und Selbstvertrauen sollen
sich verstärken. Ziel ist Zufriedenheit mit der eigenen Tätigkeit und das Ge-
fühl, aktiv am Leben teilzunehmen. Die Resilienz (psychische Widerstands-
fähigkeit) wird dabei verbessert und die emotionale Intelligenz entwickelt.
Drei funktionale Bereiche sind dafür verantwortlich, dass wir einen Zugang
zu unseren Ressourcen mit einer guten Regenerationsfähigkeit haben: innere
Quellen, äußere Ziele sowie die persönliche Einstellung. Sie ermöglichen uns,
in der äußeren Welt etwas Sinnhaftes zu erreichen. Und sie erlauben uns,
zu einem agilen Selbstbild zu kommen, indem wir unsere Standpunkte und
Sichtweisen entsprechend beeinflussen können.
Gleichzeitig entstehen durch emotionale Transformationsprozesse Wirkun-
gen auf den anderen Ebenen. Für die kognitive Ebene sind dies:

• Verbesserung der Neocortex-Fähigkeiten


• Verbesserung der Konzentration
• Verbesserte Lern- und Merkfähigkeit
• Verbesserung der äußeren Kommunikation
• Verbesserung der Kreativität

Für die energetische Ebene sind dies:

• Endorphine-Ausschüttung
• Atemvertiefung und körperliche Entstressung
• Veränderung der Körper- und Gehirnchemie
• Erfolgsoptimierung durch Zuversicht und Einstellung
• Bewegungsoptimierung

5.3.1 Innere Quellen


Es kann davon ausgegangen werden, dass in jedem Menschen große emo-
tionale Reserven und ungenutzte Potenziale vorhanden sind. Dies beweisen
viele Leistungssportler oder auch Sondereinsatzkräfte, die auf Grenzerfahrun-
gen hin ausgebildet und trainiert sind. Für mentale Stärke braucht daher der
Mensch einen funktionierenden Zugang zu seinen Ressourcen oder inneren
80 Transformation

Quellen. Oft ist der Zugang zu diesen Quellen verschüttet, verborgen oder
verloren gegangen.
Je mehr ein Mensch mental gefestigt (resilient) ist, desto weniger verspürt
er Stress, Ängste und Zweifel. Dabei geht es nicht nur um extreme Situatio-
nen wie in Krisen, im Leistungssport oder bei Einsatzkräften etwa der Poli-
zei oder im militärischen Bereich. Ob jemand widerstandsfähig ist, zeigt sich
auch in alltäglichen Situationen: Zum Beispiel macht der Vorgesetzte Druck,
der Lebenspartner droht mit Trennung, die Arbeit nimmt nicht ab, die Kin-
der nerven. Nur die Balance aller psychischen Prozesse (seelischer Einklang)
führt zur tatsächlichen Zufriedenheit und zu Glück.
Mental starke Menschen können sich auch in schwierigen Situationen auf
ihre Aufgaben konzentrieren. Sie lernen schnell aus Fehlern (Lernagilität) und
werden schneller mit Rückschlägen oder Niederlagen fertig. Mental starke
Menschen verfügen über ein agiles Selbstbild, eine gute körperliche und psy-
chische Gesundheit und sind leistungsfähig.
Arbeitsziel auf dieser funktionalen Ebene im Sinne eines Transformations-
prozesses ist es, Zugang zu emotionalen Ressourcen und Reserven zu haben.
Damit können Stress, Angst und Unsicherheit kontrolliert werden. Nur da-
mit lässt sich das vorhandene Leistungspotenzial ausschöpfen.

5.3.2 Äußere Ziele


Ein Menschenleben kann in vier „Glücksbereiche“ unterteilt werden: Zu-
nächst ist da der Bereich Beruf, Arbeit und Leistung mit dem Streben nach
Anerkennung und Erfolg, nach Karriere, materiellem Wohlstand und Ver-
mögen. Als nächster zu nennen ist der Bereich Familie und soziale Kontakte
mit dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Zuwendung, Geborgenheit, emo-
tionalem Austausch, nach Liebe und Anerkennung. Der Bereich Körper und
Gesundheit ist verbunden mit dem Wunsch nach Erholung, Entspannung,
Wohlbefinden, Fitness und einer hohen Lebenserwartung. Und schließlich
ist da noch der Bereich Sinn und Kultur mit der Sehnsucht nach Selbstver-
wirklichung, Erfüllung, philosophischer Klärung von Grundfragen (Deutung
der Welt) und Religion.
Nur wenn sich diese Glücksbereiche im Einklang (Wohlstand) befinden
und gegeneinander ausbalanciert sind, ist ein Mensch zufrieden.

5.3.3 Persönliche Einstellung


Die persönliche Einstellung eines Menschen ist durch Genetik und Prägung,
durch Erziehung und Umfeld bestimmt. Die daraus resultierenden Stand-
punkte und Denkfehler können zu Ansichten und Gefühlen führen, die dem
Menschen schaden.
5 Der mentale Ansatz 81

Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen
und Meinungen von den Dingen. (Epiktet)

Durch die Veränderung von Ansichten und Einstellungen ergibt sich eine
Veränderung von Sichtweisen. Mittels veränderter Sichtweisen öffnen sich
neue Handlungs- und Erlebnismöglichkeiten, die zu einer positiven Bewäl-
tigung von Anforderungen führen und damit die Lebensqualität steigern.
Durch die Einnahme von neuen Standpunkten ändert sich auch die mentale
Einstellung. So kann selbst ein Desaster zu einer Kraftquelle werden.
Durch den Prägungsprozess sind viele Menschen zu einer Haltung gekom-
men, die in der inneren oder äußeren Kommunikation meist mit einem „Ja,
aber …“ beginnt. Diese Einschränkung zerlegt im wahrsten Sinne des Wortes
jede Motivation und jeden Antrieb. Um wie viel besser wäre ein lernagiler
Gedanke wie „Warum nicht …?“ An diesem kleinen Beispiel können Sie die
fundamentale Wirkung der Haltung nachvollziehen – der Bedenkenträger
gegen den Macher.

5.4 Energetische Ebene


Die Philosophie des Geistes beschäftigt sich mit dem Körper-Geist-Problem.
Seit jeher steht die Frage im Raum, wie sich die mentalen zu den physischen
Zuständen verhalten. Das Nachdenken über diese Zusammenhänge reicht
zurück bis in die Antike. Die meisten Menschen empfinden intuitiv eine
Kluft zwischen mentalen und physischen Phänomenen. So entstehen Gedan-
ken wie „mein Körper“, der suggeriert, dass ein Gehirn den dazugehörigen
Körper besitzt. Dies lässt außer Acht, dass es der Körper ist, der das Gehirn
am Leben hält und mit allem versorgt.
Lässt man philosophische Fragen außen vor, so kann aber festgestellt wer-
den, dass zur Bildung einer stabilen Persönlichkeit ein bewusster Umgang
mit dem Körper zählt. Das Umfeld suggeriert den Menschen Ideale, die oft
zu einer verzerrten Wahrnehmung des Körpers führen. Dies führt zu Un-
zufriedenheit durch vermeintlich zu geringe Attraktivität mit ausgeprägtem
Schlankheitsgefühl. Daraus wiederum resultieren der Hang zum perfekten
Aussehen und negative Gefühle wie Scham, Schuld oder depressive Stim-
mung.
Junge Menschen sind der Beeinflussung durch Markt und Medien in be-
sonderem Maße ausgesetzt. Dies führt in der späteren Entwicklung zu unbe-
wussten Störungen und zum falschen Umgang mit dem eigenen Körper. Ein
bewusster Umgang mit dem eigenen Körper ist nicht nur lebensnotwendig,
sondern er kann auch angenehm und lustbetont sein.
82 Transformation

An dieser Stelle möchte ich auf das Zusammenspiel von Körper (Soma)
und Geist (Psyche) eingehen. Beide bilden eine biologische Einheit, in der
körperliche Funktionen von Denken und Verhalten beeinflusst werden (Psy-
chosomatik). Umgekehrt haben aber auch organische Fehlfunktionen Ein-
flüsse (somatopsychisch) auf mentale Prozesse (Kasten 2010). Alle geistigen
Prozesse beruhen letztlich auf einer körperlichen Basis. So können folgende
mentale Störungen durch körperliche Erkrankungen auftreten:

• Veränderung des Aktivitätsniveaus


• Emotionale Veränderungen
• Neuropsychologische Defizite
• Intelligenzminderung
• Bewusstseinsstörungen
• Psychoseähnliche Symptome
• Sexuelle Abweichungen
• Veränderung der Persönlichkeit und Identität
• Schmerzen, Schwindel, Wahrnehmungs- und Schlafstörungen

Ziel bei einem Transformationsprozess auf dieser Ebene ist es, ein stabiles
Gleichgewicht (Homöostase) zu erreichen und dauerhaft aufrechtzuerhalten.
Nach Antonio Damasio ist es, um am Leben zu bleiben, für uns als Lebewe-
sen genauso wie für jede einzelne Zelle in unserem Körper wichtig, ein erfolg-
reiches Lebensmanagement zu betreiben (Damasio 2011). Deshalb weise ich
an dieser Stelle nochmals auf den Lebensstil hin.
Zur Vereinfachung nehmen wir auf der energetischen Ebene eine Eintei-
lung in drei funktionale Bereiche vor: in Entspannung, Aktivierung und Kör-
perkommunikation. Diese funktionalen Bereiche sind dafür verantwortlich,
dass wir unsere Muskulatur entspannen und damit auch Energieblockaden
und mentale Überspannung abbauen können. Sie erlauben uns die Steige-
rung unseres Energieniveaus (Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Koordination,
Energiefluss) und verbessern die Funktion gesundheitserhaltender Systeme.
Sie helfen beim Umgang mit Schmerzen und alltäglichen Symptomen.
Gleichzeitig entstehen durch energetische Transformationsprozesse Wir-
kungen auf den anderen Ebenen. Für die kognitive Ebene sind dies:

• Neocortex-Versorgung mit Nähr- und Botenstoffen


• Entwarnung der Körperchemie
• Aktivierung von Gehirnbereichen
• Verstärkung neuronaler Bereiche
• Regeneration der Neocortex-Fähigkeiten
5 Der mentale Ansatz 83

Und auf der emotionalen Ebene sind es:

• Endorphine-Ausschüttung für Glücksgefühle


• emotionale Entstressung
• verbesserter emotionaler Antrieb (Motivation)
• Entspannungsgefühle und Wohlbefinden
• emotionales Gleichgewicht

5.4.1 Entspannung
Muskeltonus und Gehirnarbeit stehen in engem Zusammenhang. Jede Ent-
spannung der Muskulatur hat auch eine Frequenzveränderung der Gehirn-
wellen zur Folge und umgekehrt. Aus diesem Grund können wir über die
Muskulatur auf die Gehirntätigkeit und in deren Folge auf die Hormon- und
Neurotransmitter-Situation im Körper einwirken. Diese Erkenntnisse haben
eine lange Geschichte, beispielsweise in der Tranceinduktion und progressi-
ven Muskelentspannung.
Arbeitsziel im Sinne einer Transformation ist in erster Linie das Loslassen
der Muskulatur und in der Folge der Abbau von mentalen Überspannungen
und Energieblockaden. Dadurch wird ein freier Energiefluss sowie eine Dis-
tanzierung von alltäglichen Belastungen erreicht.

5.4.2 Aktivierung
Die Vitalität eines Menschen ist stark abhängig von seinem Energieniveau.
Menschen mit niedrigem Energieniveau ermüden schnell und geraten da-
durch häufig und rasch in Stress- und Überforderungssituationen. Sie neigen
zu depressiven Verstimmungen, vermissen Lust und Antrieb für Aktivitäten
aller Art und leiden auch oft unter einer Schwächung des Immunsystems.
Ihre Belastbarkeit hält sich in engen Grenzen.
Wer seine Vitalität steigern will, muss also sein Energieniveau anheben. Für
eine stressarme Alltagsbewältigung ist demnach ein hohes Energieniveau nö-
tig. Eine Energiesteigerung ist aber ausschließlich über eine Kooperation mit
dem Körper möglich. Der Körper muss zu bestimmten Tätigkeiten veranlasst
werden, die den Stoffwechselprozess ankurbeln, damit die Bereitstellung von
mehr Energie erfolgen kann.
Nach neuen sportwissenschaftlichen Erkenntnissen ist zur Energiesteige-
rung das Trainieren von Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination
erforderlich. Wenn dann noch Energieblockaden beseitigt sind, steht dem
Menschen diese Energie in Form von Vitalität zur Verfügung.
84 Transformation

Arbeitsziel im Sinne einer Transformation ist die Anhebung des Energie-


niveaus für mehr Vitalität, Kraft und Lebensfreude.

5.4.3 Körperkommunikation
Die Stimmungen eines Menschen sind in hohem Maße abhängig von der
stabilen Funktion seiner gesundheitserhaltenden Systeme. Damit wirkt sich
der Gesundheitszustand direkt auf den mentalen Zustand (somatopsychisch)
aus. Dieser Zusammenhang hat auch eine umgekehrte Wirkung. Der mentale
Zustand, also die Gedanken, wirken auf den Körper und die gesundheitser-
haltenden Systeme (Psychosomatik) ein.
Eine gute Kommunikation zwischen Geist und Körper ist für einen guten
Mentalzustand unerlässlich. Der Begriff „Wellness“ als geistiges, emotionales
und körperliches Wohlbefinden umschreibt am besten die Einflussmöglich-
keiten einer guten Körperkommunikation.
Arbeitsziel im Sinne einer Transformation ist eine intakte Partnerschaft mit
dem Körper und seinen gesundheitserhaltenden Systemen.

5.5 Wirkung mentaler Interventionen


In Abb. 5.3 werden die Auswirkungen von unterschiedlichen mentalen
Übungen und Techniken, die in einem Bereich angewendet werden, auf die
anderen Bereiche angezeigt. Die nachfolgenden Auflistungen verdeutlichen
dies noch einmal.

Kognitives Training bewirkt auf der emotionalen Ebene

• emotionale Entstressung
• Steigerung der Belastbarkeit durch Planung und Rationalisierung
• Verbesserung von Selbstwert und Selbstvertrauen durch Lernerfolge
• Entstehung des Gefühls, aktiv am Leben teilzunehmen
• Zufriedenheit mit dem Tages-, Jahres- bzw. Lebenswerk durch Visions-
und Planungsarbeit

Kognitives Training bewirkt auf der energetischen Ebene

• bessere Durchblutung des Neocortex


• Antrieb der Neurotransmitter-Produktion
• Endorphine-Ausschüttung durch Erfolgserlebnisse
• körperliche Entstressung durch geplante Erholungsphasen
• Förderung der körperlichen Beweglichkeit
» Versorgung des Neocortex mit Nähr- und » Verfügbarkeit der Neocortex-Fähigkeiten durch
Botenstoffen durch körperliche Entspannung bzw. körperliche emotionale Entstressung
Aktivierung » verbesserte Konzentration durch gute
» Entwarnung der Körperchemie im Neocortex Grundstimmung
durch Dehnung und elektrochemische Impulse » Verbesserte Lern- und Merkfähigkeit durch
» Aktivierung von Gehirnbereichen durch Selbstwert und Selbstvertrauen
Wirkung des kognitiven Trainings
Bewegung » Verbesserte äußere Kommunikation durch gute
» Verdrahtungsoptimierung durch Bewegung innere Kommunikation
» Regeneration der Neocortexfähigkeiten durch » Illumination und Kreativität durch Zugang zu
Sauerstoffzufuhr den Ressourcen
» Endorphine Ausschüttung für Glücksgefühle » Emotionale Entstressung durch
durch Bewegung Gedankenhygiene und Wortschatz
» emotionale Entstressung durch » Steigerung der Belastbarkeit durch Planung
Entwarnungsimpulse des Körpers und Rationalisierung
» verbesserter emotionaler Antrieb durch » Verbesserung von Selbstwert und
Aktivierung der Atmung und Drüsentätigkeit
Wirkung des emotionalen Trainings Selbstvertrauen durch Lernerfolge
» Entspannungsgefühle und Wohlbefinden » Gefühl entsteht, aktiv am Leben teilzunehmen
durch körperliche Entspannung
» Emotionales Gleichgewicht durch » Zufriedenheit mit dem Tages-, Jahres- bzw.
energetisches Gleichgewicht Lebenswerk durch Visions- und Planungsarbeit
5

» Endorphine Ausschüttung durch Glücksgefühle » Versorgung des Neocortex mit Nähr- und
» Atemvertiefung und körperliche Entstressung Botenstoffen durch körperliche Entspannung
durch positive Erlebnisse (mental und real) bzw. Aktivierung
» Veränderung der Körper- und Gehirnchemie » Entwarnung der Körperchemie im Neocortex
durch ideodynamische Prozesse durch Dehnung und elektrochemische Impulse
Wirkung des energetischen Trainings » Erfolgsoptimierung durch Zuversicht und » Aktivierung von Gehirnbereichen durch
positive Einstellung Bewegung
» Bewegungsoptimierung durch Einbindung » Verdrahtungsoptimierung durch Bewegung.
emotionaler Bewegungsaspekte » Regeneration der Neocortexfähigkeiten durch
Der mentale Ansatz

Sauerstoffzufuhr

Abb. 5.3   Wirkung mentaler Interventionen


85
86 Transformation

Emotionales Training bewirkt auf der kognitiven Ebene

• Verfügbarkeit der Neocortex-Fähigkeiten durch emotionale Entstressung


• verbesserte Konzentration durch gute Grundstimmung
• verbesserte Lern- und Merkfähigkeit durch Selbstwert und Selbstvertrauen
• verbesserte äußere durch gute innere Kommunikation
• Illuminationen und Kreativität durch Zugang zu den Ressourcen

Emotionales Training bewirkt auf der energetischen Ebene

• Endorphine-Ausschüttung durch Glücksgefühle


• Atemvertiefung und körperliche Entstressung durch positive Erlebnisse
(mental und real)
• Veränderung der Körper- und Gehirnchemie durch ideodynamische Pro-
zesse
• Erfolgsoptimierung durch Zuversicht und positive Einstellung
• Bewegungsoptimierung durch Einbindung emotionaler Bewegungsaspekte

Energetisches Training bewirkt auf der kognitiven Ebene

• Versorgung des Neocortex mit Nähr- und Botenstoffen durch körperliche


Entspannung bzw. Aktivierung
• Entwarnung der Körperchemie im Neocortex durch Dehnung und elektro-
chemische Impulse
• Aktivierung von Gehirnbereichen durch Bewegung
• Verdrahtungsoptimierung durch vermehrten Gebrauch bei Bewegungen
• Regeneration der Neocortex-Fähigkeiten durch Sauerstoffzufuhr

Energetisches Training bewirkt auf der emotionalen Ebene

• Endorphine-Ausschüttung für Glücksgefühle durch Bewegung


• emotionale Entstressung durch Entwarnungsimpulse des Körpers
• verbesserter emotionaler Antrieb durch Aktivierung der Atmung und Drü-
sentätigkeit
• Entspannungsgefühle und Wohlbefinden durch körperliche Entspannung
• emotionales Gleichgewicht durch energetisches Gleichgewicht
6
Denken, Handeln, Erfolg

Untersuchungen haben gezeigt, dass nur etwa 20 von 100 Menschen un-
bewusst ein agiles Selbstbild entwickeln können. Genießen Sie es, falls Sie zu
dieser Gruppe gehören. Wenn möglich, dann helfen Sie Ihren Mitmenschen,
indem Sie ihnen klarmachen, dass eine Änderung möglich ist … gerne auch
mit Hinweis auf dieses Buch.

6.1 Selbsttäuschung – ein großes Hindernis


Gehen Sie davon aus, dass eine realistische Bewertung Ihres Selbstbildes nicht
einfach ist. Sie werden immer eine gewisse Übereinstimmung bei einigen der
Themen finden, die Sie als für sich vorteilhaft identifizieren. Das wirklich gro-
ße Hindernis ist die Fähigkeit der meisten Menschen, sich selbst zu täuschen.
Wir machen uns alle in unterschiedlichsten Bereichen etwas vor: Wir sehen
jünger aus, als wir sind. Wir beurteilen uns als gut aussehend und erfolgreich
im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Wir halten uns für intelligent,
kreativ, mutig und aufrichtig. Wir denken, wir sind gute Autofahrer.
So konstruieren wir ein Selbstbild, mit dem es uns irgendwie gelingt, den ge-
sellschaftlichen Erwartungen und den eigenen Vorstellungen zu entsprechen.
In der Psychologie spricht man dabei von „Komplexen“ als einem Gebilde aus
Gefühlen, Bildern, Gedanken und Vorstellungen, die häufig unbewusst sind.
Komplexe können sich positiv oder negativ entwickeln, je nachdem, ob es
dem Ich gelingt, eine bewusste Beziehung herzustellen. Prominente Beispiele
unbewusster Komplexe sind der Adonis-Komplex, Don-Juan-Komplex, Min-
derwertigkeitskomplexe, der Napoleon-Komplex oder der Ödipus-Komplex.
Aus negativen Komplexen resultiert eine starke Tendenz zur Kompensation,
indem wir diesem Schema ein positives Bild entgegensetzen (Sachse 2014).
Dazu greifen wir zur Selbsttäuschung, bei der es darum geht, innere Stimmig-
keit herzustellen. Daraus entsteht eine Tendenz, ein Selbstbild zu erhalten
und zu glauben. Dazu hat Rainer Sachse in seinem Buch „Manipulation und
Selbsttäuschung“ eine interessante Formel aufgestellt, nach der gilt:

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_6, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
88 Transformation

Stärke der Überzeugung = Glaubensstärke – Ausmaß des Zweifels

Da es neben dem Glauben auch immer ausgeprägte Zweifel gibt, stellt Selbst-
täuschung für eine Person auch immer einen internen Dauerkonflikt dar.
Solche Dauerkonflikte sind belastend und führen zu inneren Spannungen
mit negativen Affekten, zum Grübeln und zur Unzufriedenheit. Demnach er-
zeugen Dauerkonflikte auch Dauerbelastungen mit negativen Auswirkungen
auf die Lebensqualität.
Versuchen Sie daher bei der Bewertung von sich selbst ehrlich und realis-
tisch zu sein. Werden Sie sich klar, dass Menschen mit hohen intellektuellen
Fähigkeiten sich selbst besonders gut etwas „vormachen“ können.
Ich habe Ihnen aufgezeigt, dass etwa 80 % der Menschen ein statisches
Selbstbild haben. Das ist die schlechte Botschaft. Realistisch gesehen hatten
diese Menschen auch kaum eine Chance, ein anderes Selbstbild zu entwickeln
– die Gründe dafür wurden auf in den zurückliegenden Abschnitten darge-
stellt. Die gute Botschaft lautet aber: Sie können sich ändern! Es liegt in Ihrer
Macht, eine entsprechende Entscheidung zu treffen.
Ihr zentrales Ziel ist einfach formuliert:

Werden Sie zu einem agilen Lerner!

Folgen Sie damit dem Titel dieses Kapitels und gehen Sie die folgenden drei
Schritte:

Denken
Analysieren Sie und entscheiden Sie sich.

Handeln
Lernen Sie dazu und üben Sie täglich.

Erfolg
Erkennen und erleben Sie Ihren Erfolg.
Dieses Kapitel stellt einige Methoden, Techniken oder Interventionen (Set)
vor, die für einen Transformationsprozess nützlich sind. Sie stellen einen Aus-
zug aus etwa 900 Interventionen dar, die wir in den letzten zehn Jahren in
unserer Sozietät eingesetzt und validiert haben. Wir schlagen Ihnen in den
Selbstcoaching-Plänen Kombinationen vor, die Sie mit einem Aufwand von
ca. 15 bis 30 Minuten am Tag einsetzen können.
6 Denken, Handeln, Erfolg 89

6.2 Somatopsychische Techniken


Die Zellen unseres Körpers und die zwischen ihnen agierenden Botenstoffe
sind neuropsychologisch betrachtet der organisch-biochemische Teil unseres
Körpers (Zehentbauer 2010). Unsere Erkenntnisse um die körpereigenen
Transmittersysteme führten zu einer Revolution in der Medizin. Die meisten
dieser Neurotransmitter wurden von der Pharmaindustrie auf der Suche nach
neuen und wirksameren Medikamenten synthetisiert. Nach Zehentbauer ist
der Mensch sein eigener Drogenproduzent, der nur wieder lernen muss, wie
er seinen Bedarf wunschgerecht decken kann.
So finden sich in rituellen und in archaischen Heilverfahren (Schamanis-
mus, Riten, Yoga, Meditation) viele Elemente zur Stimulierung körpereigener
Transmittersysteme. Das biochemische Wissen dazu wurde erst in den letzten
Jahren durch die modernen Psycho- und Neurowissenschaften erarbeitet. Mit
dem Beginn der molekularen Erkenntnisse kann jeder Mensch zum Herrn –
und hoffentlich Meister – seiner Botenstoffe und Transmittersysteme werden.
Um spezifische Botenstoffe zu mobilisieren und gezielt auf die Transmit-
tersysteme einzuwirken, existiert ein Katalog von bekannten und bewährten
Techniken.

6.2.1 Affirmationen
Affirmationen sind willkürliche Handlungen und Aussagen (Bestärkungs-
sätze, Mantras, Gebete) mit dem Ziel (über Mentaltraining, Selbstheilung,
Konditionierung), das Gehirn aus sich selbst heraus positiv zu beeinflussen.
Dazu zählt auch das „Positive Denken“ als Konzept, das in Persönlichkeits-
trainings und Motivationsseminaren angewendet wird. „Positives Denken“
zielt darauf ab, durch die permanente positive Beeinflussung des bewussten
Denkens (z. B. mithilfe von Affirmationen oder Visualisierungen) in den
Gedanken eine dauerhaft konstruktive und optimistische Grundhaltung zu
erreichen. Damit soll eine höhere Zufriedenheit und Lebensqualität erzielt
werden.
Affirmationen sind auch zur kollektiven Konditionierung einsetzbar. Ty-
pisches Beispiel einer Affirmation der jüngeren Geschichte ist der englisch-
sprachige Satz „Yes, we can!“ (zu Deutsch etwa: „Wir schaffen es!“), den der
Barack Obama als Slogan seiner Partei für die Präsidentschaftswahl in den
Vereinigten Staaten 2008 verwendete.
90 Transformation

6.2.2 Autogenes Training


Die Wirkung des autogenen Trainings liegt in der suggestiven Selbstbeeinflus-
sung (Autosuggestion), die durch Vorstellungen erreicht wird. Es ist ein weit
verbreitetes und leicht erlernbares Verfahren, das beispielsweise in Österreich
zu den anerkannten Psychotherapieverfahren gehört. Ein Selbststudium mit-
hilfe von Büchern und Tonträgern ist möglich.
Johannes Heinrich Schultz entwickelte mit dem autogenen Training eine
Technik, die unabhängig vom kulturellen Umfeld und der Weltanschauung
anwendbar war. Vor ihrer Ausarbeitung war er lange Zeit in einer Berliner
Hypnose-Ambulanz tätig. Auf diesen Erfahrungen aufbauend, hat Schultz
mit den Vorarbeiten zum autogenen Training vor dem Ersten Weltkrieg be-
gonnen. Nach wissenschaftlichen Prinzipien entwickelte er eine Selbsthilfe-
methode und veröffentlichte 1926 die erste Arbeit über „Autogene Organ-
übungen“. Sein Buch „Das autogene Training“ erschien 1932, dessen Grund-
lage seine Entdeckung, dass die meisten Menschen in der Lage sind, einen
Zustand tiefer Entspannung allein mithilfe ihrer Vorstellungskraft zu errei-
chen.

6.2.3 Atemtechniken
Der Mensch atmet zwischen 10- und 18-mal in jeder Minute ein und aus.
Damit wird der Atem zur wichtigsten Lebensquelle. Ohne Nahrung kann ein
Mensch mehrere Wochen überleben, ohne Wasser schafft er es einige Tage.
Ohne Sauerstoff beginnen bereits nach 3–4 min empfindliche Hirnzellen ab-
zusterben. Damit wird eine funktionierende Atmung zu einem der sensibels-
ten Bereiche unseres Körpers. Das Atmungssystem mit seiner Muskulatur ist
der erste Bereich, der auf eine Veränderung im Transmittersystem reagiert.
Sobald auch nur die geringste Anspannung (Stress) entsteht, erfolgt eine mus-
kuläre Reaktion. Umgekehrt beeinflusst die Atmung (Stressatmung) auch die
gesamte Hormon- und Transmitterproduktion im Körper.
Die Atmung verläuft meist unbewusst und unwillkürlich. Jedoch ist sie der
einzige unbewusste Teil unseres Daseins, über den wir durch eine willentliche
Entscheidung unmittelbar direkte Kontrolle ausüben können. Das mögliche
Maß der Atemkontrolle übersteigt übrigens das Vorstellungsvermögen der
meisten Menschen. So liegt der Weltrekord eines Menschen beim Anhalten
der Atmung unter kontrollierten Bedingungen (Freitauchen auf Zeit) aktu-
ell bei über 22 min. Die Grenze von 20 min haben bisher nachweislich vier
Menschen überschritten.
6 Denken, Handeln, Erfolg 91

In den östlichen Traditionen gibt es seit langer Zeit Menschen, die sich
intensiv mit dem Atmen auseinandersetzen. Sie finden sich vor allem in je-
ner Personengruppe (Swamis, Yogis), die sich mit Yoga beschäftigt, einer in-
dischen philosophischen Lehre, bei der Atemtechniken eine fundamentale
Rolle spielen. In fast allen Meditationsverfahren wurden Atemtechniken ent-
wickelt, die meist harmonisierend auf die Transmittsysteme wirken (Yoga,
Meditation, autogenes Training, Hyperventilation).
Zunehmend erkennt die moderne Medizin die Beziehung zwischen be-
wusster Atemkontrolle und Physiologie. So gehört eine Zwerchfellatmung zu
den wichtigsten bewussten Handlungen, die wir ausüben können. Sie erzeugt
ein Gefühl von Ruhe, vermindert Stress und Anspannung und wirkt damit
lebensverlängernd.

6.2.4 Bodyscanning
Bodyscanning ist eine Technik aus der Verhaltenstherapie und gleichbedeu-
tend mit einem intensiven „In-sich-hinein-Horchen“. Jede Wahrnehmung,
jede Vorstellung und Erinnerung lösen im Körper echoartige Reaktionen aus.
Dieses Echo ist wahrnehmbar, wobei jeder Mensch über eine individuelle In-
tensitätsschwelle verfügt. Der englische Naturwissenschaftler William Benja-
min Carpenter beschrieb diesen ideomotorischen Effekt zum ersten Mal.
Anwendung findet Bodyscanning hauptsächlich bei Aktiv-Affirmations-
techniken, bei der Wunsch- und Zielarbeit, bei Verhaltensmodifikationen
und bei Aktivierungstechniken. Dabei geht es zum einen um das „Aufspüren“
und zum anderen um das „Verstärken“ eines Körperechos.

6.2.5 Glauben, Placebo, Spiritualität, Transzendenz


Glauben bedeutet im Sinne einer Wahrscheinlichkeitsvermutung, dass wir et-
was für „wahr oder möglich“ halten. Insofern unterscheidet sich das Glauben
auch vom religiösen Glauben, der stets auf dem Willen zum Glauben beruht.
Letzterer unterstellt die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts, zum Beispiel
die Existenz Gottes. Wenn wir also etwas glauben, dann existiert auch eine
Unsicherheit in Bezug auf Tatsachen oder Zusammenhänge. Dies ist etwa bei
wissenschaftlichen Hypothesen der Fall, für die noch kein Beweis erbracht ist.
Placebo- und Noceboeffekte sind positive oder negative Veränderungen des
subjektiven Befindens und von objektiv messbaren körperlichen Funktionen,
die der symbolischen Bedeutung einer Behandlung zugeschrieben werden. Sie
können bei jeder Art von Behandlung auftreten, also nicht nur bei Schein-
behandlungen.
92 Transformation

Die Bezeichnung „Spiritualität“ erlebt eine zunehmend inflationäre Ver-


wendung. Das reicht von religiösen Anschauungen bis in magisch-mystisches
Denken und hat sich schon sehr früh in der Menschheitsgeschichte entwi-
ckelt. Hier übernehmen wir den Definitionsvorschlag von Arndt Büssing:
„Mit Spiritualität wird eine nach Sinn und Bedeutung suchende Lebensein-
stellung bezeichnet. Der/die Suchende ist sich seines/ihres ‚göttlichen‘ Ur-
sprungs bewusst (wobei sowohl ein transzendentes als auch ein immanentes
göttliches Sein gemeint sein kann, z. B. Gott, Allah, JHWH, Tao, Brahman,
Prajna, All-eines u. a.) und eine Verbundenheit mit anderen, mit der Natur,
mit dem Göttlichen usw. wird verspürt. Aus diesem Bewusstsein heraus be-
müht er/sie sich um die konkrete Verwirklichung der Lehren, Erfahrungen
oder Einsichten im Sinne einer individuell gelebten Spiritualität, die durchaus
auch nichtkonfessionell sein kann. Dies hat unmittelbare Auswirkungen auf
die Lebensführung und die ethischen Vorstellungen.“ (Büssing et al. 2007)
Als transzendent gilt, was außerhalb oder jenseits eines Bereichs möglicher
Erfahrung, insbesondere der normalen Sinneswahrnehmung liegt und nicht
von ihm abhängig ist. Dieser Abschnitt soll der Differenzierung von den auf-
geführten Begriffen dienen. Ich bin mir wohl bewusst, dass die vorgenannten
Theorien geeignet sind, neuronale Veränderungen im Gehirn zu bewerkstelli-
gen. Es erscheint mir jedoch wichtig zu wissen, ob ein Ergebnis als Wirkung
einer Intervention durch Zufall zustande gekommen ist oder nicht. Insofern
versuchen wir, unsere Ergebnisse jeweils in zwei gleich großen Gruppen durch
eine Bewertung von Effektstärken abzusichern. Dabei setzen wir auch auf ent-
sprechenden Untersuchungen Dritter auf, beispielhaft sei hier die Introvision
genannt (Wagner 2007). So können Placebo- und Noceboeffekte hinreichend
eliminiert werden. Sofern diese im Sinne empirischer Verfahren reproduzier-
bar sind, will ich sie berücksichtigen, im umgekehrten Fall verwerfen.

6.2.6 Autosuggestion, Tranceinduktion, Selbsthypnose


Bei der Autosuggestion (Selbstbeeinflussung) wird ein klarer Gedanke über
längere Zeit in Form einer mentalen Übung wiederholt und so nach eini-
ger Zeit zum Bestandteil von unbewussten Denkprozessen. Die Einleitung
(Induktion) erfolgt dabei im Vorfeld mit Entspannungstechniken. Typische
Wege, um das eigene Denken durch Autosuggestion zu beeinflussen, sind
bildhafte Vorstellungen, verbale Bestärkungsformeln (Affirmationen) und
eine permanente mentale Wiederholung (mentale Rekapitulation) (Tönnies
und Dahme 1994).
Autosuggestive Faktoren kommen unter anderem im autogenen Training,
im Mentaltraining, durch Affirmationen und beim Positiven Denken zur An-
wendung.
6 Denken, Handeln, Erfolg 93

6.2.7 Imaginieren
Man versteht darunter die psychische Fähigkeit, sich nicht gegenwärtige Situ-
ationen, Vorgänge, Gegenstände und Personen durch visuelle Vorstellung als
Bilder oder Szenarien im Geist zu entwickeln oder sich an solche zu erinnern.
Im psychotherapeutischen Sinn ist Imagination die Fähigkeit, bei wachem
Bewusstsein mit meist geschlossenen Augen innere Vorstellungen zu entwi-
ckeln bzw. mentale Bilder wahrzunehmen. Ich verwende dazu die Begriffe
„Vorstellung“ oder „Fantasiereisen“. Das Entstehen kann willentlich gesteu-
ert oder modifiziert werden. Imaginationsübungen werden oft mit Entspan-
nungsübungen kombiniert.
Die evolutionäre Entwicklung des Sehvermögens und die Verarbeitung vi-
sueller Daten im Gehirn ist etwa 540 Mio. Jahre alt. Neurowissenschaftliche
Untersuchungen gehen davon aus, dass ca. 60 % der Großhirnrinde an der
Wahrnehmung, Interpretation und Reaktion visueller Reize beteiligt sind.
Die Entwicklung von Hominiden hat vor etwa 3,5 bis 6 Mio. Jahren ihren
Anfang genommen und man führt die Sprachentwicklung auf einen Zeitraum
vor 1,5 Mio. Jahren zurück. Demnach ist das Gehirn durch visuelle Einflüsse
leichter und stärker zu konditionieren als durch Wörter. „Ein Bild sagt mehr
als tausend Worte“, ist das Sprichwort, das den Mehrwert von Bildern gegen-
über Wörtern oder Text formuliert und geht auf Fred R. Barnards englischen
Slogan „One Picture is Worth A Thousand Words“ aus dem Jahr 1921 zurück.
Es gilt als gesichert, dass mentale Vorstellungen genauso wirken wie reale,
also tatsächliche Ereignisse. In diesen Zusammenhang gehen wir von nach-
folgenden Begrifflichkeiten aus:

Real
Ein Mensch kann sich mit Bildern und Gegenständen umgeben, die geeignet
sind, erwünschte emotionale Stimmungen und Gefühle mit ihrem Symbol-
gehalt zu übertragen. Er kann sich dazu auch mit Geschichten, Romanen
oder Filmen beschäftigen oder Themen malen oder gestalten, die ähnliche
Affekte auslösen. Er kann reale Reisen zu Orten unternehmen oder in Rollen
schlüpfen, um darin entsprechende Handlungen zu erleben, zu erzählen oder
selbst darzustellen.

Mental
Ein Mensch kann sich eine realitätsnahe Vorstellung davon entwickeln, die
den gleichen Symbolgehalt wie ein reales Erlebnis transportiert. Im Selbst-
coaching legt er dabei die Aufmerksamkeit suggestiv auf seine Sinne, indem
er spürt und fühlt, sieht, riecht, schmeckt und hört (VASOG).
94 Transformation

Mental-passiv und mental-aktiv


Im Mental-Coaching wird der Coach den Kunden verbal in eine Vorstellung
führen, an der er sich im Dialog beteiligt (mental-aktiv) oder verbal unbetei-
ligt (mental-passiv) bleibt.
Für die gewünschte Wirkung ist der Symbolgehalt der Imagination ent-
scheidend. So können durch geeignete Inhalte beruhigende Botenstoffe wie
Serotonin und Endovalium aktiviert werden. Möchte man sich aktivieren und
Trägheit abbauen, kann durch die entsprechende Symbolik die Ausschüttung
von Noradrenalin, Dopamin und Acetylcholin stimuliert werden.

6.2.8 Introvision
Das Ziel dieser Interventionen ist es, Konflikte und mentale Blockaden auf-
zulösen. Grundlage ist die Theorie subjektiver Imperative (TSI). Dabei geht
es darum herauszufinden, warum sich Gedanken im Zustand eines aktiven
Konflikts endlos im Kreis drehen und was sich tun lässt, um dies wirksam zu
beenden.
Unter der Theorie subjektiver Imperative lassen sich dysfunktionale Gedan-
ken (Meichenbaum 2012) und irrationale Annahmen (Wilken 2010) leicht
als imperativische Vorstellungen einordnen. So kann man die TSI als eine
Metatheorie der mentalen Selbstregulation verstehen. Interventionen werden
als „Konstatierendes achtsames Wahrnehmen“, kurz KAW, beschrieben.

6.2.9 Körperkommunikation
Die körperliche Situation eines Menschen ist in hohem Maße abhängig von
der richtigen Funktion seiner gesundheitserhaltenden Systeme. Sie übt einen
erheblichen Einfluss auf das Fühlen und Denken des Menschen aus, wobei
dieser Zusammenhang auch umgekehrt gilt. Eine gute Kommunikation zwi-
schen Körper und Geist, die mit dem Begriff „Wellness“ umschrieben wird,
ist unerlässlich. Mit den Techniken zur Körperkommunikation soll eine in-
takte Partnerschaft mit dem Körper und seinen gesundheitserhaltenden Sys-
temen angestrebt werden.

6.2.10 Meditation
Die Meditation ist eine spirituelle Praxis, die sich in vergleichbaren Ansätzen
aus unterschiedlichen Religionen entwickelt hat. So wurde in christlichen,
indischen, islamischen und jüdischen Traditionen ein meditatives Erleben als
Erfahrung des Göttlichen gedeutet. In anderen östlichen Kulturen gilt Medi-
6 Denken, Handeln, Erfolg 95

tation als bewusstseinserweiternde Übung (Tai-Chi, Zen, Daoismus). Zuneh-


mend wird Meditation unabhängig von religiösen oder spirituellen Aspekten
im Rahmen der Psychotherapie sowie für Achtsamkeits- und Konzentrations-
übungen praktiziert.
Im Allgemeinen wird unter Meditation oft nur die passive Form verstan-
den, die im stillen Sitzen praktiziert wird. Meditation kann aber auch aktive
und dynamische Bewegung (Tanzen, Gehen, Schreiben), achtsames Handeln
(Ikebana, Bogenschießen, Kampfkunst) oder lautes Rekapitulieren umfassen.
Eine passende Definition habe ich bei Emil Cioran gefunden: „Meditieren
heißt, in einer Idee aufgehen und sich darin verlieren. Denken heißt, von
einer Idee zur anderen hüpfen, sich in der Quantität tummeln, Nichtigkeiten
anhäufen, Begriff auf Begriff, Ziel auf Ziel verfolgen. Meditieren und Den-
ken, das sind zwei divergierende, unvereinbare Tätigkeiten.“ (Cioran 1981)
Regelmäßige Meditation wirkt beruhigend und entspannend. Der medi-
tative Zustand ist gut untersucht (Singer und Ricard 2008): Der Herzschlag
wird verlangsamt, die Atmung vertieft, Muskelspannung wird reduziert und
Bluthochdruck und Stress abgebaut. Es ist insgesamt ein zunehmendes Inter-
esse der Neurowissenschaften an der Meditation zu erkennen.

6.2.11 M
 usik
Wir alle kennen die Wirkung von Musik auf unsere Gefühle und Stimmun-
gen und auf unser Verhalten. Musik beeinflusst unseren Bewusstseinszustand
in wirksamer und oft nicht bewusster Weise. Bestimmte Musikstücke bringen
wir oft mit zurückliegenden positiven oder negativen Ereignissen in Zusam-
menhang. Unser Musikempfinden wird durch kulturelle Faktoren und die
Vertrautheit mit Musikstilen beeinflusst.
Über die subjektive Empfindung hinaus gibt es Erkenntnisse darüber,
dass bestimmte Musikformen und -elemente über kulturelle Grenzen hin-
weg wahrgenommen werden. Musik wirkt dabei vor allem über den Rhyth-
mus und das Metrum (Geschwindigkeit). Sie hat Einfluss auf Herzschlag
und Atemrhythmus, auf das limbische System und damit auch auf die tie-
fen Schichten der Persönlichkeit. Dabei spielen u. a. die Lautstärke, die In-
tensität und Klangfülle sowie die Klangfarbe (Instrumentierung) eine Rolle.
Demnach kann Musik eingesetzt werden, um die Inhalte und Methoden zu
rhythmisieren oder zu unterstützen. Dadurch wird das Lernen und Trainieren
angenehmer und effektiver gemacht. Für verschiedene Zwecke haben sich die
nachfolgenden Faktoren bewährt.
96 Transformation

Für die thematische Einstimmung

• Geschwindigkeit (Metrum) zum Thema passend


• Grundcharakter soll das Thema unterstützen
• Vokal- oder Instrumentalmusik
• Soll Lust auf das Thema machen

Für Aktivierung und Energiebereitstellung

• Metrum: 80 bis 100 Schläge pro Minute


• Charakter der Musik soll zu Bewegung und Aktivität anregen
• Vokal- oder Instrumentalmusik

Für Entspannung und Stressabbau

• Metrum: 60 bis 70 Schläge pro Minute


• Metrum durchlaufend, soll „erden“
• Klare, durchlaufende Musikführung
• Nur Instrumentalmusik
• Heitere, warme und ruhige Ausstrahlung
• Soll leichten Entspannungszustand induzieren
• Bei Metrum 40 bis 60 Schläge pro Minute: wie oben, induziert aber mitt-
leren Entspannungszustand; geeignet für suggestive Interventionen

6.2.12 Reizüberflutung und -entzug


Reizüberflutung steht umgangssprachlich für einen Zustand, in dem ein
Mensch (un)willentlich Reize aufnimmt, die er nicht (mehr) richtig verarbei-
ten kann. Dies kann zu einer psychischen Überforderung führen. Reizüber-
flutung hat kurzfristig Hektik, Stress, aggressiven Reaktionen und Erschöp-
fung zur Folge.
In der Verhaltenstherapie wird im Rahmen konfrontativer Verfahren eine
gezielte Reizüberflutung (Flooding) als psychotherapeutisches Mittel einge-
setzt, um bspw. Angststörungen zu behandeln. Hierbei wird die Person nach
Vorbereitung angstauslösenden Reizen ausgesetzt. Sie lernt hierbei willentlich
die beängstigende Situation auszuhalten.
Als Reizentzug (sensorische Deprivation) wird umgangssprachlich der
willentliche Entzug von sensorischen Reizen bezeichnet. Dies reicht von ab-
soluter Stille über absolute Dunkelheit bis hin zum Floating. Dies ist ein
Entspannungsverfahren aus dem Wellness-Bereich. Dabei können Personen
6 Denken, Handeln, Erfolg 97

mithilfe von konzentriertem Salzwasser in einer speziellen Floating-Anlage


(Floating-Tank oder -Becken), abgeschottet von Außenreizen, schwerelos an
der Wasseroberfläche treiben. So wird eine physische und mentale Tiefenent-
spannung angestrebt.
Die Autoren einer Metaanalyse über 27 Studien zur Flotation-REST ( Res-
tricted Environmental Stimulation Technique) kommen zu dem Schluss, dass
Floating anderen Entspannungstechniken wie der progressiven Muskelent-
spannung, dem autogenen Training oder der Atementspannung überlegen
sein könnte (van Dierendonck und Nijenhuis 2007). Studien aus den Jahren
2005 bis 2010 kommen zu dem Ergebnis, dass der Aufenthalt in einem mit
Salzwasser gefüllten Floating-Tank den Blutdruck absinken lasse, die Schmerz-
empfindung vermindere und sich positiv auf das Empfinden von Stress und
Anspannung sowie bei Depressionen auswirken kann. Das Schwingen der
Thetawellen beim Floating könne zwar ebenso durch Meditieren, autogenes
Training oder eine Massage hervorgerufen werden, aber das sei bei Weitem
aufwändiger. Zudem wirke Floating stimmungsaufhellend und stärke das
Immunsystem. Deswegen sei das Schweben im Salzwasser anderen Entspan-
nungstechniken überlegen (Kjellgren et al. 2010).

6.2.13 R
 eflexe
Ein Reflex ist eine unwillkürliche neuronale Reaktion eines Organismus auf
einen bestimmten Reiz. Reflexe können angeboren oder erworben sein. Bei
den erworbenen Reflexen, die gelernt oder trainiert wurden, spricht man von
bedingten oder konditionierten Reflexen.
Unbedingte, angeborene oder unkonditionierte Reflexe sind entweder bei
der Geburt eines Menschen voll ausgebildet oder entwickeln sich bis zum
Wachstumsende. Ein Beispiel dafür ist der Lidschlussreflex.
Bedingte oder konditionierte Reflexe sind erlernte Reaktionsweisen. Wir
kennen sie vor allem aus der Dressur von Tieren und aus den Kampfsport-
arten. Sie gehen zurück auf die Forschungsarbeiten von Ivan P. Pavlov (2003).

6.2.14 R
 ituale
Ein Ritual ist eine nach einer festgelegten Regel ablaufende Handlung mit
hohem Symbolgehalt. Rituale werden häufig von bestimmten Wortformu-
lierungen und festgelegten Bewegungen begleitet (z. B. Gottesdienst, Begrü-
ßung, Hochzeit, Aufnahmefeier etc.). Hochsensible Persönlichkeiten reagie-
ren dabei besonders stark.
98 Transformation

Rituale oder ritualisierte Handlungen können aber auch auf der Ebene des
individuellen Verhaltens zur Veränderung von Mustern eingesetzt werden.
Der Bereich persönlicher Rituale umfasst konditionierende Aspekte beispiels-
weise im Sport, aber auch autistische Rituale und Zwangshandlungen.
Wenn Rituale auf vorgefertigte Handlungsabläufe und bekannte Symbole
konditioniert sind, vermitteln sie Halt und Orientierung. Rituale vereinfa-
chen die Bewältigung komplexer Situationen (z. B. beim Golf, Tennis), in-
dem sie anspannende und krisenhafte Ereignisse in routinierte Abläufe über-
führen. Sie erleichtern daher den Umgang mit der Welt durch Rhythmisie-
rung zeitlicher und sozialer Abläufe.
In der Psychotherapie spielen Rituale eine wichtige Rolle, wenn Ordnun-
gen wiederhergestellt werden sollen. Rituale und symbolische Handlungen
unterstützen oft den Therapieerfolg in der Familientherapie und können
einen bindungsverstärkenden Einfluss auf die Paarbeziehung ausüben.

6.2.15 Schlafentzug
Schlafentzug ist der willentlich herbeigeführte Entzug von Schlaf. Er wird in
der Psychotherapie in Form der Schlafentzugsbehandlung oder Wachtherapie
als ein Behandlungsverfahren bei Depressionen eingesetzt. Man unterscheidet
dabei einen teilweisen Schlafentzug, bei dem nur in der zweiten Nachthälfte
nicht geschlafen wird, von einem vollständigen (für eine Nacht). Nach einem
Schlafentzug kommt es in etwa der Hälfte aller Fälle zu einer messbaren Ver-
besserung der Stimmung am Folgetag, denn er wirkt auf die Neurotransmit-
ter (Serotonin, Dopamin, Acetycholin) im Gehirn.

6.2.16 Trigger Words (Mantras)


Trigger Words sind Schlüsselwörter, die ein Mensch sehr eng mit einem ange-
strebten Zustand verbindet und mittels derer er diesen Zustand auch auslösen
kann. Wenn der von Ihnen am meisten geliebte Mensch zum Beispiel Sarah
oder Aaron heißt, dann löst eine Nennung dieser Namen durch Dritte be-
stimmte, meist starke Gefühle aus und wirkt damit auf das Verhalten. Trigger
Words sind auch mit Mantras, den heiligen Silben aus östlichen Traditionen
(Buddhismus, Yoga), verwandt. Mit Selbstsuggestion kann jemand, der zum
Beispiel alles immer „schnell“ (umgangssprachlich „gschwind“) macht und
dieses Wort auch ständig verbalisiert, sich mit dem Wort „langsam“ (um-
gangssprachlich: „Gemach, gemach!“) in seinen Denkmustern restrukturie-
ren. Die neuronale Reaktion auf Trigger Words kann zu einer hohen Wirk-
samkeit trainiert werden.
6 Denken, Handeln, Erfolg 99

6.2.17 W
 ortschatzaktivierungen
Die Wörter, die ein Mensch kennt oder erkennen kann, gelten als sein rezep-
tiver oder passiver „Wortschatz“. Er verhilft zum Verstehen gesprochener oder
geschriebener Texte. Der produktive oder aktive Wortschatz umfasst die Wör-
ter, die ein Mensch aktiv verwendet. Sie ermöglichen ihm, sich verständlich
auszudrücken. Die Schätzungen zur Wortschatzkenntnis einzelner Personen
gehen weit auseinander. Der Wortschatz von 15-Jährigen wurde in einschlä-
gigen Untersuchungen auf ca. 15.000 (Best 2008) beziffert. Untersuchungen
für den Umfang eines erwachsenen Muttersprachlers reichen von 30.000 bis
ca. 200.000 Wörtern. Es kann nach Schätzungen davon ausgegangen werden,
dass ein normaler Mensch mit mittlerer Bildung in Deutschland über einen
Wortschatz von 50.000 bis 70.000 Wörtern (Quelle: Duden) verfügt.
Es sind nur etwa 1000 bis 2000 Wörter, über die ein Mensch in seinem ak-
tiven Wortschatz verfügt. Diese Wörter sind das Baumaterial für seine Gedan-
ken. Es sind die Wörter, die in seinem Gehirn bewegt werden und aus denen
Gedanken, Gefühle und Stimmungen entstehen. Ohne Wörter gibt es keine
Begriffsbildung, kein Verständnis, keine Motivation, keine Kreativität keine
Wünsche und Ziele. Außerdem gibt es ohne Wörter keine verbale Kommu-
nikation und kaum sozialen Austausch. Somit ist der aktive Wortschatz ent-
scheidend für die innere Balance und die Lebenszufriedenheit des Menschen.
Wer nicht ständig lernt und mit anderen kommuniziert, baut seinen akti-
ven Wortschatz eher ab. Er verlernt auch die Assoziationsfähigkeit zur Ein-
speicherung von neuen Gedächtnisinhalten. Das Denken, Fühlen und Kom-
munizieren wird beschränkter.
Das Vergessen von Wörtern ist nicht dem Altern des Gehirns zuzuschrei-
ben. Es ist eher Ausdruck eines statischen Selbstbildes mit der Trägheit, sich
nicht aktiv um die Erhaltung und Erweiterung des eigenen Wortschatzes zu
bemühen.
Kommen wir auf den aktiven Wortschatz zurück. Seit mehreren Jahren
beschäftigen wir uns in unserer Sozietät damit, wie sich ein Wortschatz auf
Denkprozesse, Gefühle und das daraus resultierende Verhalten auswirkt. Dazu
machen wir mit fast allen Coachees Wortschatztests, indem wir unter einer
Zeitvorgabe Synonyme zu einem Thema notieren lassen. Dabei soll in Form
von Verben notiert werden, wie man zum Beispiel „beruflich erfolgreich wird“
oder wie man „sich entspannen kann“. Bei diesen Untersuchungen hat sich
gezeigt, dass die meisten Führungskräfte im gleichen Zeitraum die fast dop-
pelte bis dreifach höhere Anzahl von Wörtern zum Thema „Berufserfolg“ als
zum Thema „Entspannung“ notieren konnten. Daraus haben wir die Schluss-
folgerung gezogen, dass bei einem aktiven Wortschatz mit fehlenden Wörtern
zu einem Thema wie Entspannung kaum Gedanken für aktive Entspannung
entstehen können.
100 Transformation

So konnten wir Spracheigentümlichkeiten (Verlierer/Gewinner) feststellen,


die ihre Benutzer beim gesellschaftlichen Aufstieg fördern oder limitieren.
Hierzu wurden durch Basil Bernstein mit der nach ihm benannten Bern-
stein-Hypothese in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts Grundlagen
geschaffen. Diese haben sich in der modernen Entwicklungspsychologie nie-
dergeschlagen.

6.3 Hinweise zu den Interventionen


In diesem Abschnitt nenne ich Ihnen schlagwortartig die Themen, mit denen
Sie sich im Rahmen des Selbstcoaching befassen können:

• Energie: Überenergie, Unterenergie


• Selbstwert: Selbstwertschwächen
• Veränderung: geringe/hohe Anforderung, Verlust
• Lebensqualität: Sinn, Belastungen, Gesundheit
• Motivation: Mangel- oder Überfluss von Interesse
• Erfolg: Fehlschläge, Versagensängste
• Höchstleistung: Powerphasen, Blockaden, Spitzenleistung

In den Wochenplänen für das Selbstcoaching wurden für jedes Thema einige
Übungen eingeplant, wobei die Zusammenhänge nicht sofort offensichtlich
sind. Im Verlauf des Programms werden diese aber erkennbar. Falls Sie mit
den Übungen erst zu einem späteren Zeitpunkt beginnen wollen, können Sie
die nun folgenden Methoden und Interventionen überlesen.

6.4 Kognitive Übungen


6.4.1 Konzentration
Viele Menschen klagen über Schwierigkeiten mit ihrer Fähigkeit zur Kon-
zentration. An anderer Stelle in diesem Buch wurde bereits dargestellt, dass
Konzentration die willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine
Tätigkeit ist. Trotz ähnlicher Klagen muss bezüglich der Fokussierung eine
differenzierte Betrachtung der Ursachen erfolgen.
Damit uns über unsere Sinneskanäle nicht eine gigantische Informations-
flut überrollt, werden diese Daten durch vorgeschaltete Filter vorsortiert, ehe
sie ins Bewusstsein gelangen. Diese Selektion aus den angebotenen Reizen
treffen wir fortlaufend in jedem Moment. Jedoch sind uns nicht alle einge-
6 Denken, Handeln, Erfolg 101

henden Informationen bewusst. Wir wenden uns durch die Fokussierung den
Informationen zu, die wir gerade interessant finden, und stellen diese quasi
„scharf“. Ausschlaggebend für dieses Scharfstellen ist unser Interesse.
Die Fokussierung, die wir dabei verwenden, ist abhängig von der persönli-
chen Prägung, die wir im Verlauf unserer Entwicklung erfahren haben. Dabei
kann man folgende Fokus-Typen unterscheiden:

6.4.1.1 Überfokussierung
Überfokussierte Menschen klagen zwar über Konzentrationsmangel, können
sich aber eigentlich viel zu gut konzentrieren. Sie sind oft in der assoziierten
Wahrnehmungsebene gefangen. Wir unterscheiden zwei Erscheinungsbilder
der Überfokussierung: den Träumer und den Verzettler.

Der Träumer
Er „klebt“ am Detail und verliert sich hoffnungslos darin. Er vergisst dabei
die Zeit, verliert den Kontakt zu seinem eigentlichen Ziel und natürlich auch
den Überblick. Der Träumer ist immer zu langsam und kann Aufgaben nie
in der vorgesehenen Zeit zu Ende bringen. Er fühlt sich manchmal blockiert,
manchmal gestört, wenn er sein aktuelles Detail verlassen soll.

Der Verzettler
Jedes Detail hat für ihn magische Anziehungskraft. Oft ist er Sinneseindrü-
cken in all ihrer Vielfalt machtlos ausgeliefert. Auch er hat den Kontakt zu
Ziel und Überblick verloren. Er leidet immer unter Zeitmangel und fühlt sich
deshalb oft gehetzt und überflutet.

TN 211 Überfokussierung: Spiegelverkehrt schreiben Schreiben Sie spie-


gelverkehrt. Das erfordert wirklich Konzentration. Beginnen Sie einfach mit
Ihren Namen und erweitern Sie diese Übung mit zunehmend längeren Tex-
ten.

TN 212 Überfokussierung: Blitz-Kreuzworträtsel Lösen Sie gerne Kreuz-


worträtsel? Dann ist diese Konzentrationsübung vielleicht etwas für Sie.
Nehmen Sie ein Kreuzworträtsel und eine Stoppuhr zur Hand (eine Uhr mit
Sekundenzeiger tut es natürlich auch). Nun versuchen Sie, in genau fünf Mi-
nuten möglichst viel vom Rätsel zu lösen. Durch diesen kleinen Wettkampf
mit sich selbst ist eine erhöhte Konzentration erforderlich.

TN 213 Überfokussierung: Sätze ergänzen Dies ist eine Konzentrations-


übung, die auch Kindern Spaß macht. Dafür sind zwei Personen nötig. Erin-
102 Transformation

nern Sie sich noch an die legendäre Quizshow „Dalli Dalli“? Bei einem Quiz
ging es darum, einen angefangenen Satz mit einem Wort zu ergänzen. Das
kann sich beispielsweise so abspielen:

• Person 1: „Heute …“
• Person 2: „Heute haben …“
• Person 1: „Heute haben er …“
• Person 2: „Heute haben er und …“

Witzig, welche „Geschichten“ bei dieser Konzentrationsübung gesponnen


werden. Diese Übung steigert nicht nur die Konzentration, sondern fördert
auch das kreative Denken.

TN 214 Überfokussierung: Fremdsprache üben Wenn Sie gerade dabei


sind, eine Fremdsprache zu erlernen, bietet sich folgende Konzentrations-
übung an: Zählen Sie in der Fremdsprache von 100 rückwärts bis 0. Steigern
können Sie sich dann, wenn Sie in Zweiersprüngen (100, 98, 96 etc.), Dreier-
sprüngen usw. zählen.

TN 215 Überfokussierung: Leseerschwernis Markieren Sie ungleiche


Paare:

HNNHOPR HNNHOPR
PRRBPBS PRRBPBS
IILITLILH IILITLILH
BDCODUV BDCCDUV
NHMWVVO NHWMVVO
SXRPOÖYV SXRPOÖYV
RPOHNNH RPOHHNH
SBPBRRP SBPPRRP
HLILTILII HLILTILII
kxkxhüöhx kxkxhüöhx
vwuuou vwuouu
hnmhmn hnmhmn
jijltlbllij jijltlbllij
blbibbltli blhibbltli
wvnmnäö wvmnnäö
mnmnhm nmhnmh
illbltljij jillbljljij
6 Denken, Handeln, Erfolg 103

6.4.1.2 Unterfokussierung
Unterfokussierten Menschen ist nicht immer bewusst, dass sie sich nicht gut
konzentrieren können. Sie haben allerdings echte Konzentrationsprobleme.
Sie sind oft gefangen in der dissoziierten Wahrnehmungsebene und deshalb
nicht im Stande, sich auf Details einzulassen, was für den funktionierenden
Konzentrationsvorgang unerlässlich ist. Wir unterscheiden auch hier zwei Er-
scheinungsbilder: den Überflieger und den Bergseher.

Der Überflieger
Dieser Unterfokus-Typ geht nicht ins Detail, sondern fliegt darüber hinweg.
Die Distanz zur Konzentrationssache ist zu groß. Deshalb langweilt er sich
schnell, zudem verfügt er über wenig bis kein Zeitgefühl. Er ist immer viel zu
schnell fertig und macht deshalb viele Fehler. Er wird dann unsicher (aber nur
vorübergehend) und kompensiert dann oft mit „Coolness“.

Der Bergseher
Dieser Unterfokus-Typ hat immer alle Aufgaben und Pflichten gleichzeitig,
also einen Riesenberg vor Augen. Dadurch fühlt er sich ständig überfordert
und unter Druck. Er leidet unter seinem Chaos und der Aussichtslosigkeit,
es jemals zu schaffen. Deshalb kann er sich nicht auf ein Detail einlassen – er
sieht vor lauter Wald die Bäume nicht mehr.
Manchmal ist dieses Engpassprofil kombiniert mit dem Überfokus-Typ
„Verzettler“ – der sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Die Kombi-
nation zeigt sich darin, dass der Betroffene entweder in der assoziierten oder
in der dissoziierten Wahrnehmungsebene gefangen ist und nicht nach Bedarf
wechseln kann.

TN 221 Unterfokussierung: Buchstaben zählen Wenn Sie eine Zeitung


lesen, dann nehmen Sie sich einen Artikel vor und zählen darin beispielsweise
alle „i“. Am Anfang können Sie einen Stift zu Hilfe nehmen, mit etwas Übung
sollte es dann ohne funktionieren. Steigerungsübung: Zählen Sie gleichzeitig
zwei oder drei verschiedene Buchstaben.

TN 222 Unterfokussierung: Ohren spitzen Stellen Sie das Radio oder den
Fernseher für genau 10 min sehr leise. Versuchen Sie trotzdem alles zu ver-
stehen, was gesprochen wird. Steigern Sie die Zeitspanne dann auf 15, 20 …
Minuten. Sie können gleichzeitig Ihr Kurzzeitgedächtnis trainieren, indem
Sie das Gesprochene im Kopf wiederholen.
104 Transformation

TN 223 Unterfokussierung: Schritte zählen Klingt zwar einfach, ist es aber


nicht: Zählen Sie beim Gehen Ihre Schritte. Wenn Sie sich verzählen, be-
ginnen Sie mit dem Zählen von vorne. Ich mache das beim Joggen. Damit
schlage ich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Ich trainiere meinen Körper
und meine Konzentrationsfähigkeit. Steigerungsmöglichkeit: Zählen Sie bei
jedem zweiten oder dritten Schritt. Oder zählen Sie die Schritte, während Sie
sich beim Gehen mit jemandem unterhalten.

TN 224 Unterfokussierung: Wörter zählen Wenn Sie sich eine Sendung


im Radio oder im Fernsehen anhören, zählen Sie bestimmte Wörter, beispiels-
weise alle „und“. Eine Steigerung der Konzentrationsübung besteht darin,
dass Sie mehr als ein Wort herausfiltern, beispielsweise alle „und“ sowie „mit“.

TN 225 Unterfokussierung: Sekunden zählen So leicht sich diese Übung


auch anhören mag, sie erfordert doch einiges an Konzentration: Stellen Sie
eine Uhr mit Sekundenzeiger vor sich hin. Beginnen Sie rückwärts von 100
in Zweiersprüngen zu zählen, und zwar in Intervallen von zwei Sekunden.
Also 100, 98, 96 usw. Schaffen Sie es bis null in den Zwei-Sekunden-Inter-
vallen, ohne sich zu verzählen? Falls nicht, beginnen Sie von vorne. Alternativ
können Sie in anderen Sprüngen zurückzählen.

TN 226 Unterfokussierung: Irrgarten Finden Sie in der Abb. 6.1 den Weg,
aber ohne Stift, nur mit den Augen.

6.4.1.3 Subvokale Unterstützung
Diese Form der Unterstützung wird beim Mentaltraining häufig angewandt.
Es handelt sich hier um eine innere Handlungsanweisung, die gerade beim

Abb. 6.1   Irrgarten


6 Denken, Handeln, Erfolg 105

Konzentrationsvorgang sehr hilfreich ist. Normalerweise erfolgt diese Unter-


stützung automatisch.
Menschen mit Konzentrationsproblemen müssen das jedoch extra trainie-
ren. Durch die Besetzung des Sprachsinns wird automatisch auch der Gedan-
kenstrom „besetzt“ und kann so nicht abschweifen. Das bringt mehr Kons-
tanz in die Aufmerksamkeit und ermöglicht sowohl Überfokussierten als auch
Unterfokussierten die erwünschte Impulskontrolle.
Nur durch kontinuierliches Training mit subvokaler Unterstützung kann
eine Verhaltensmodifikation bewirkt werden, welche die Konzentrationsfä-
higkeit nachhaltig verbessert.

6.4.2 Gedächtnis
Wenn wir uns mit dem Training oder der Verbesserung des Gedächtnisses be-
schäftigen, so stehen wir vor drei Aufgaben:

1. Die erste Aufgabe ist es, eine Information, die wir über die Sinneskanäle
aufnehmen, so aufzubereiten, dass sie speicherungsfähig ist. Diesen Prozess
nennen wir „Lernen“. Lernen bedeutet dabei, die neuen Informationen mit
bereits vorhandenen Gedächtnisinhalten zu verknüpfen. Nur durch diese
„Verknüpfung“ werden Informationen überhaupt erst speicherungsfähig.
2. Die zweite Aufgabe ist es, die verknüpften Informationen bei Bedarf wieder
abzurufen. Wir sprechen hierbei vom „Merken“. Merktechniken sind im-
mer Varianten zum Abrufen von Verknüpfungen und Wege zum Auffinden
der Informationen.
3. Die dritte Aufgabe ist die Steuerung der Gedankenausrichtung. Dazu be-
darf es eines geeigneten Wortschatzes, der das Baumaterial für die Gedan-
ken bildet.

Arbeitsziel im Sinne einer Transformation soll die Verbesserung der Gedächt-


nisleistung durch Lern- und Merktechniken sein. Gleichzeitig ist es wesent-
lich, mit gezielter Gedankenausrichtung die Gefühle und Stimmungen in
eine erwünschte Richtung zu lenken. Außerdem ist es wichtig, den Antrieb
(Motivation) zu aktivieren und damit den Energiehaushalt zu unterstützen.

6.4.2.1 W ortschatz
Neue Wörter stehen einem Menschen zuerst als passiver Wortschatz zur Ver-
fügung, das bedeutet, er kann sie verstehen und wiedererkennen. Mit der
Häufigkeit der Benutzung wandert ein Wort dann in den aktiven Wortschatz.
Das Finden von gespeicherten Wörtern ist Trainingssache. Je öfter ein Weg
106 Transformation

Verlierer Sieger

Es war nicht mein Fehler. Es war falsch.


Es kann möglich sein, aber Es kann schwierig sein,
es ist zu schwierig. aber es ist möglich.
Das ist nicht mein Job. Lassen Sie mich das
machen.
Etwas muss getan werden. Ich muss etwas tun.

Abb. 6.2   Sieger vs. Verlierer

zum Speicherplatz benutzt wird, umso geläufiger und schneller abrufbar ist
ein Wort. Wenn Wörter nicht gebraucht werden, so wird der Weg zum Spei-
cherplatz nicht benutzt und gerät in Vergessenheit.
Im Selbstcoaching ist es daher wesentlich, Interventionen für die Gestal-
tung und Erweiterung des aktiven Wortschatzes zu verwenden und regel-
mäßig zu nutzen. Idealerweise werden solche Wortschatzübungen auch mit
Lern- und Merktechniken kombiniert.
Der Wortschatz von Siegern und Verlierern unterscheidet sich signifikant:
Verlierer verwenden weiche Argumente, aber harte Wörter, Sieger dagegen
harte Argumente, aber weiche Wörter (Abb. 6.2).
Machen Sie sich klar, wie Ihr Wortschatz aufgebaut ist. Prüfen Sie, ob er
negative Formulierungen enthält. Es ist eher normal, dass man Formulierun-
gen hört oder verwendet wie:

• „Keine Ahnung.“
• „Nicht dass ich wüsste.“
• „Dafür kann ich nichts.“
• „Das ist nicht meine Aufgabe.“
• „Nicht schlecht, aber …“
• „Spring nicht herum.“
• „Sei nicht so faul.“
• „Trink nicht so viel.“
• „Ja, aber …“

Negativ-Wörter sind demotivierend. Oft erreicht man damit das Gegenteil


von dem, was man eigentlich erreichen möchte. Hören Sie auf, sich mit Ne-
gativ-Aussagen zu sabotieren. Ändern Sie Ihren Wortschatz und formulieren
Sie positiv:
6 Denken, Handeln, Erfolg 107

• „Lernen macht mir Spaß und xyz kann ich bald auch.“
• „Es geht voran. Ich kann heute schon xyz viel besser als vor zwei Wochen.“
• „Ich schaffe das, weil ich es will.“
• „Warum nicht …“
• „Ich habe Geduld und Ausdauer, deshalb kann ich das auch bald.“

TN 303 Alphabet: Geborgenheit Bilden Sie aus jedem Buchstaben (Aus-


nahme X und Y) des Alphabets Wörter zu dem Begriff „Geborgenheit“. Listen
Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn Sie können, notieren Sie mehrere
Wörter zu dem einen oder anderen Buchstaben.

TN 304 Alphabet: Was ich gerne mache Bilden Sie aus jedem Buchstaben
(Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was mache ich
gerne?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn Sie können, notieren
Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buchstaben.

TN 305 Alphabet: Was mich erfolgreich macht Bilden Sie aus jedem Buch-
staben (Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was macht
mich beruflich erfolgreich?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn
Sie können, notieren Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buch-
staben.

TN 306 Alphabet: Was mir gute Laune macht Bilden Sie aus jedem Buch-
staben (Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was macht
mir gute Laune?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn Sie können,
notieren Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buchstaben.

TN 307 Alphabet: Was mir Ruhe bringt Bilden Sie aus jedem Buchstaben
(Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was bringt mir
Ruhe?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn Sie können, notieren
Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buchstaben.

TN 308 Alphabet: Was mich gelassen macht Bilden Sie aus jedem Buch-
staben (Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was macht
mich gelassen?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn Sie können,
notieren Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buchstaben.

TN 309 Alphabet: Was mich planvoll vorgehen lässt Bilden Sie aus jedem
Buchstaben (Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu dem Begriff „Was
mich planvoll vorgehen lässt“. Notieren Sie diese Wörter alphabetisch auf.
Wenn Sie können, notieren Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen
Buchstaben.
108 Transformation

TN 310 Alphabet: Was ich an meinen Kunden mag Bilden Sie aus jedem
Buchstaben (Ausnahme X und Y) des Alphabets Wörter zu der Frage „Was
mag ich an meinen Kunden?“. Listen Sie diese Wörter alphabetisch auf. Wenn
Sie können, notieren Sie mehrere Wörter zu dem einen oder anderen Buch-
staben.

TN 311 Druckfehler: Lebensleiter Ersetzen Sie die Zahlen durch Buchsta-


ben, damit der Text lesbar wird:

• Wir s5h54 5s mit vi5l V5rdr6ss,


• was all5s ma4 5rl5b54 m6ss;
• 64d dara6f ist 5i4 j5d5r scharf,
• dass 5r 41ch vi5l 5rl5b54 darf
• wir all5 st5ig54 zi5mlich h5it5r
• 5mp1r a6f 64sr5r L5b54sl5it5r:
• Das G6t5, das wir g5r4 g541ss54,
• das si4d d5r L5it5r f5st5 Spr1ss54.
• Das Schl5cht5 – wir b5m5rk54’s ka6m –
• ist 4ichts als l55r5r Zwisch54ra6m.

TN 312 Lückentext: Die drei Siebe Ergänzen Sie die Lücken, damit der
Text lesbar wird:
Eines …. kam ein Bekannter zum griechischen ………. Sokrates gelaufen.
„Höre, Sokrates, ich …. dir berichten, wie dein Freund –“
„Halt ein“, unterbrach ihn der Philosoph.
„Hast du das, was du mir …. willst, durch drei…. gesiebt?“
„Drei Siebe? Welche?“, …… der andere verwundert.
„Ja! Drei Siebe! Das …. ist das Sieb der Wahrheit. Hast du das, was du mir
berichten willst, daraufhin geprüft, ob es auch …. ist?“
„Nein, ich hörte es erzählen, und –“
„Nun, so hast du sicher mit dem ……. Sieb, dem Sieb der Güte, geprüft.
Ist das, was du mir ……… willst – wenn es schon nicht wahr ist –, wenigstens
gut?“
Der andere zögerte. „Nein, das ist es eigentlich nicht. Im Gegenteil –“
„Nun“, unterbrach ihn ……., „so wollen wir noch das dritte Sieb nehmen
und uns fragen ob es ……… ist, mir das zu erzählen, was dich so zu erregen
scheint.“
„Notwendig gerade nicht –“
„Also“, sprach lächelnd der Weise, „wenn das, was du mir eben sagen woll-
test, weder …. Noch … noch ……… ist, so lass es begraben sein und belaste
weder dich noch mich damit.“
6 Denken, Handeln, Erfolg 109

TN 313 Lückentext: Total verregnet. Ergänzen Sie die Lücken, damit der
Text lesbar wird:
Bloß nicht … … … … … … … …. werden, wenn die Wochenendpläne
ins Wasser fallen! Es gibt unendlich viele … … … … … … … … … …., das
Leben auch bei Regen zu … … … … … … … … …: entschlossen gar nichts
tun, einen total entspannten Tag im … … … … verbringen, vielleicht ein …
… … … … … … …. Bad einschieben, Essen vom Asien- oder Pizza-Service,
Fernseh-Session, ein dicker Roman, … … … … …. hören, telefonieren …
Mit Freunden zum Brunch ins Café gehen.
Freunde zusammentrommeln für einen … … … … ….Nachmittag, z. B.:
Begriffe oder Sprichwörter zeichnen oder darstellen und erraten (kannst du
als Gesellschaftsspiel kaufen oder selbst … … … … … … … ….).
Endlich mal ins … … … … … … … …. gehen, ins Kino, ins … … …
… … …studio, ins Erlebnis-Hallen … … … … … … … …., in die Sauna.
Visionen aufspüren, … … …. schreiben, nach … … … … … … …,
träumen.
Mit den vorstehenden Übungen und über viele weitere Möglichkeiten
können Sie Ihren Wortschatz gezielt entwickeln. Legen Sie dabei den Fokus
auf einen Wortschatz, der Sie erfolgreich macht und Ihnen ein glückliches
Leben erlaubt.

6.4.2.2 Lernen
Das Lernen ist einfach und kann erfolgreich umgesetzt werden, wenn gute
Techniken zur Verknüpfung mit bekannten Gedächtnisinhalten zur Verfü-
gung stehen. Demnach sind alle Techniken nutzbar, die eine Verknüpfung
mit alten Gedächtnisinhalten begünstigen. Die Verknüpfungen sind nach
nachfolgenden Regeln aufgebaut:

• Anreichern neuer Informationen (Kognitive Verknüpfung)


• Unterlegen mit optischen oder akustischen Strukturen
• Beteiligung mehrerer Sinneskanäle zur Konzentrationsunterstützung

Versuchen Sie jetzt den nachfolgenden Text nur einmal zu lesen und unmit-
telbar zu lernen:
„Koch, Bär, Handy, Teheran, Flasche Cola, Fernbedienung, Reisepass,
Buch, Kugelschreiber, Eimer Wasser.“
Legen Sie das Buch nun zur Seite und versuchen Sie die Begriffe zu wieder-
holen. Es ist ziemlich normal, wenn Ihnen dies nicht auf Anhieb gelingt.
110 Transformation

TN 321 Lernen: Kettenmethode Die Leistungen des Gedächtnisses beru-


hen auf Assoziationsketten, worunter man eine Aneinanderreihung von Glie-
dern aus Wörtern, ganzen Sätzen oder Bildern versteht. Eine Assoziationsket-
te hat kein Ende und kann beliebig fortgesetzt werden.
Bei der Kettenmethode bauen wir eine angereicherte Assoziationskette als
Bilderserie auf, so dass sich eine kleine Geschichte ergibt. Verwenden Sie da-
bei die oben angegebenen Begriffe. Für die Anreicherung benutzen Sie als
kurioses Symbol einen fliegenden Teppich.
Der Koch und der Bär fliegen mit dem fliegenden Teppich nach Teheran.
Damit sie nicht verdursten, haben sie einen Eimer Wasser und eine Flasche
Cola dabei. Für die Einreise brauchen sie den Reisepass und den Kugelschrei-
ber zum Ausfüllen der Einreisepapiere. Mit dem Buch verkürzen sie sich die
Flugzeit. Mit dem Smartphone können sie zu Hause anrufen. Die Fernbedie-
nung passt überhaupt nicht in die Geschichte und ist nutzlos.
Sie werden erkennen, dass eine solche bildhafte Geschichte leichter ge-
merkt werden kann als eine Reihe von Wörtern.
Versuchen Sie es nun gleich noch einmal mit nachfolgenden Begriffen:
„Supermarkt, Blutbuche, Baustelle, Flughafen, Apotheke, Steinkreuz, Hoch-
haus, See, Telefonzelle, Waldpark“
Eine verknüpfte Assoziationskette könnte so aussehen:
Unten im Hochhaus befindet sich ein Supermarkt, der direkt an den Wald-
park angrenzt. Im Waldpark liegt ein See, an dem eine Blutbuche und ein
Steinkreuz stehen. Wenn man aus dem Park kommt, findet man eine Telefon-
zelle gegenüber der Apotheke. Danach geht man an der Baustelle vorbei und
kommt zum Flughafen.

TN 322 Lernen: Ortsmethode Bei dieser Methode können verschiedene


gut bekannte Orte verwendet werden, um Verknüpfungsplätze zu schaffen
und mit den dort vorhandenen Formen bzw. Gegenständen die neuen Be-
griffe gut assoziieren zu können.
Ein gutes Beispiel ist ein Zimmer. Mit seinen vier Wänden, der Tür, dem
Fußboden und der Zimmerdecke können in den Ecken schon acht Verknüp-
fungsplätze lokalisiert werden. Dabei ist das Mobiliar noch nicht enthalten.
Da Sie sich den Raum und seine Ecken bildhaft gut vorstellen können, kann
dort jeder zu lernende Begriff einfach abgelegt werden.
So lässt sich etwa die eigene Wohnung/das eigene Haus für eine Vielzahl
von Verknüpfungsplätzen nutzen, da man ja genau weiß, wo zu merkende
Gegenstände positioniert werden können.
Auch an einem bekannten Weg können an zahlreichen Stellen die zu mer-
kenden Begriffe mental deponiert und abgelegt werden. Dazu bedarf es nur
wenig Übung.
6 Denken, Handeln, Erfolg 111

Auch Ihr Körper hat viele bekannte Ablagestellen, zum Beispiel für eine
Einkaufsliste. Trainieren Sie Ihr Gedächtnis, indem Sie die Einkaufsliste an
Ihrem Körper deponieren. Nutzen Sie hierzu Nase, Mund, Augen, Kinn,
Hals, Schulter, Ellenbogengelenke, Handgelenke, Bauchnabel, Knie, Fuß (wo
möglich, jeweils rechts und links) usw. Falls Sie zusätzlich noch vorne und
hinten verwenden, stehen Ihnen an Ihrem Körper schon über 30 Ablageplätze
zu Verfügung.

TN 323 Lernen: Mindmapping Eine Mindmap (englisch: mind map; dt.


auch: Gedanken[land]karte, Gedächtnis[land]karte) beschreibt eine von
Tony Buzan geprägte kognitive Technik. Mindmaps bestehen aus beschrifte-
ten Baumdiagrammen, die Zusammenhänge über die Verbindungen darstel-
len. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Mindmap-Apps für Computer und
Smartphones, die man für das Lernen und die Ausarbeitung auch komplexer
Sachverhalte nutzen kann.
Über die in Abb. 6.3 genannten Techniken hinaus steht eine große Zahl
an Lerntechniken zur Verfügung, deren Aufzählung aber den Rahmen die-
ses Buch sprengen würde. Deshalb kann dem interessierten Leser an dieser
Stelle nur eine intensivere Beschäftigung anhand weiterer Literatur empfoh-

Protokoll Sachthemen Brain-


strukturieren storming
Sub-
Branch
Dokumentation

Präsentation

Ideen
Planung Kreativität

Eignungs-
Mindmap
Persönlichkeit
Analyse

Organisation
Lernen
Fachlich
(agil) Change-
Kompetenz
Struktur-
design

Abb. 6.3   Mindmap


112 Transformation

len werden. Mir geht es hier darum, dem Leser aufzuzeigen, dass bereits mit
einfachen Mitteln der Lernerfolg und die Lerneffizienz wesentlich verbessert
werden können.

6.4.2.3 TN 330 Thematisches Lernen


Indem wir das Lernen thematisch mit Wortschatzübungen verbinden, kön-
nen wir gestaltend auf unsere Gefühle und Stimmungen einwirken. Wir be-
nutzen dazu Synonyme zu Begriffen, die wir einfach lernen und damit in
unseren aktiven Wortschatz integrieren.

TN 331 Thematisches Lernen: Schaffenslust Lernen Sie die nachfolgenden


Begriffe zum Titelthema der Intervention durch Verkettung oder Ortsmetho-
de:

• Motivation – Energie – Dynamik – Tatkraft – Begeisterung – Interesse –


Spaß – Arbeitslust – Erfolg – Freude

TN 332 Thematisches Lernen: Kontakt Lernen Sie die nachfolgenden Be-


griffe zum Titelthema der Intervention durch Verkettung oder Ortsmethode:

• Freude – Lachen – Lust – Berührung – Glück – Wärme – Nähe – zusam-


men – gemeinschaftlich – miteinander

TN 333 Thematisches Lernen: Gelassenheit Lernen Sie die nachfolgenden


Begriffe zum Titelthema der Intervention durch Verkettung oder Ortsmetho-
de:

• Entspannung – Gelassenheit – Ausgeglichenheit – Zufriedenheit – Selbst-


vertrauen – ruhig – Überblick – Achtsamkeit – besonnen – gemächlich

TN 334 Thematisches Lernen: Optimismus Lernen Sie die nachfolgenden


Begriffe zum Titelthema der Intervention durch Verkettung oder Ortsmetho-
de:

• Optimismus – Zuversicht – lebensbejahend – Vertrauen – Mut – Begeiste-


rung – obenauf – heiter – gut gelaunt – couragiert

6.4.2.4 TN 350 Merken


Die Schlüsselstrategie für das dauerhafte Merken einer Information ist der
wiederholte Abruf dieser Information aus dem Gedächtnis (Rekapitulation).
6 Denken, Handeln, Erfolg 113

Aus der Gehirnforschung ist bekannt, dass ein Einspeichern von Infor-
mationen nach Regeln erfolgt. Demnach müssen Informationen in einem
gewissen Rhythmus abgerufen werden, damit sie gemerkt und so dauerhaft
eingespeichert werden können.
Der Mensch verfügt über unterschiedliche Gedächtnisarten, die Informa-
tionen für bestimmte Zeiträume bereithalten können, als da wären:

Ultrakurzzeitgedächtnis (sensorisches Gedächtnis)


Merkdauer ca. 20 s: Wenn die Information innerhalb dieser Zeitspanne nicht
verknüpft wird, wird der Inhalt vergessen. Diese Funktion des Gehirns ist
wichtig, denn der Mensch kann und soll nicht alle Eindrücke und Informa-
tionen, die er wahrnimmt, speichern. Dabei kommt es noch auf die Menge
der Informationseinheiten (Chunks) an. Diese sollten etwa 7 ± 2 nicht über-
schreiten. So können etwa sieben bis neun Zahlen oder Sätze mit sieben bis
neun Wörtern gut gemerkt werden.
Wird der Inhalt nun gut verknüpft (Techniken aus dem Bereich Lernen),
aber nach 20 s nicht noch einmal abgerufen (rekapituliert), dann wird er zu
80 % vergessen. Bei dem Abruf innerhalb der ersten 20 s ist er in der Regel zu
100 % vorhanden.

Kurzzeitgedächtnis (primäres Gedächtnis)


Merkdauer ca. 20 min: Es werden physische Abdrücke der Information her-
gestellt (RNS). Bei einem erneuten Abruf der Information in diesen 20 min
ist der Inhalt zu 100 % vorhanden.

Langzeitgedächtnis I (sekundäres Gedächtnis)


Merkdauer ca. 20 h bis mehrere Tage: Es erfolgt eine vorläufige Einlagerung
von Proteinen, die sich an der RNS gebildet haben. Wird die Information
nach weiteren 20 h nicht noch einmal abgerufen (rekapituliert), dann werden
etwa 50 % vergessen sein. Bei Wiederholung sind wieder 100 % vorhanden.

Langzeitgedächtnis II (tertiäres Gedächtnis)


Merkdauer ca. 20 Tage bis unbegrenzt: Es erfolgt eine permanente Einlage-
rung von Proteinen, die sich an der RNS gebildet haben. Wenn in den kom-
menden 20 Tagen die Information nicht abgerufen wird, dann gehen etwa
20 % verloren. Bei Wiederholung werden nahezu 100 % gemerkt und der
Inhalt bleibt für gewöhnlich permanent erhalten.
Wenn sich Lücken bei der Informationserkennung ergeben, müssen der
Inhalt gelernt (erneut verknüpft) und die Merkkette von vorne abgearbeitet
werden.
114 Transformation

Achtung:
Nur durch das erneute (mehrfache) Ansehen oder Lesen einer Information kann
noch nichts gemerkt werden!

Ein mehrfacher Abruf aus dem Gedächtnis ist notwendig. Bedauerlicherweise


ist dieses Wissen kaum verbreitet.

6.4.3 Zeitmanagement
Im Zeitmanagement treffen sich die Erfolgsfaktoren „Vision“ und „Tatkraft“
( to dream/to do). Beide benötigen Zeiträume, die durch gutes Management
geschaffen werden.
Unveränderbar verstreicht die Zeit. Sie stellt damit die einzige Ressour-
ce dar, die niemals zurückgewonnen werden kann, wenn sie verschwendet
wurde. Damit ist Zeitmanagement nicht nur eine gute Arbeitsgewohnheit,
sondern auch die zentrale Fähigkeit im Selbstmanagement. Wenn Sie nicht
planlos existieren, sondern Ihr Leben in ein zweckdienliches und erfreuliches
Abenteuer verwandeln möchten, kommen Sie um ein gutes Zeitmanagement
nicht herum.
Im persönlichen Zeitmanagement geht es darum, mit Arbeits- und Pla-
nungstechniken den Umgang mit der Zeit zu verbessern. Nach Stephen Co-
vey lassen sich vier Phasen des Selbstmanagements definieren (Covey et al.
2014): In der ersten Phase steht das Zeitmanagement zur persönlichen Or-
ganisation im Vordergrund. In Phase zwei geht es um sinnvolle Planung und
die Vorbereitung von Aufgaben, Sitzungen und Projekten. In Phase drei steht
die persönliche Verantwortung von Aktivitäten im Einklang mit den persönli-
chen Werten und Zielen im Fokus. In Phase vier geht es um die Verbesserung
der Lebensqualität durch die Befriedigung von vier grundlegenden Bedürf-
nissen:

• Sicherstellung der physischen Leistungsfähigkeit und der mentalen Energie


• Schaffung befriedigender Beziehungen zu anderen und Bewältigung ge-
meinsamer Herausforderungen
• Steigerung der Lernfähigkeit und Förderung des persönlichen Wachstums
durch den Erwerb neuer und die Weiterentwicklung vorhandener Fähig-
keiten
• Erarbeitung inspirierender Zukunftsperspektiven (Ziele) und das Erken-
nen eines tieferen Sinns in der persönlichen Entwicklung
6 Denken, Handeln, Erfolg 115

An dieser Stelle sei auch noch die fünfte Phase des Selbstmanagements er-
wähnt. Sie wird zurzeit und mit den Begriffen Selbstregulation, Volition und
Umsetzungskompetenz diskutiert (Baumeister 2011). Dabei geht es um be-
stimmte Fähigkeiten wie:

• Steuerung der Gedanken und Fokussierung auf das Wesentliche


• Zielgerichtete Beeinflussung von Gefühlen und Stimmungen
• Kontrolle von Impulsen und die Fähigkeit, diese aufzuschieben
• Selbstmotivierung (Beherrschen von Strategien der Selbstmotivation)
• Leistungssteigerung durch Entwicklung von Fähigkeiten aus eigenem An-
trieb und Lernfähigkeit

6.4.3.1 Zeitwahrnehmung
Philosophisch gesehen beschreibt die Zeit den Fortgang der Gegenwart von
der Vergangenheit kommend zur Zukunft. Die Zeitwahrnehmung ist ein eher
unscharfer Sammelbegriff für kognitive Phänomene wie Zeitsinn, Zeitgefühl,
Gleichzeitigkeit, Nacheinander etc.

„Übe die Regungslosigkeit, beschäftige dich mit Untätigkeit, finde im Verzicht


Genuss, und du siehst das Große im Kleinen, das Viele im Wenigen.“ (Laotzi)

Eine Uhr teilt uns nur einen Zeitpunkt in einem Bezugssystem (Zeitzone) mit.
Aber sie kann uns nichts über unser individuelles Zeiterleben sagen. Manch-
mal vergeht die Zeit „wie im Flug“, manchmal scheint sie fast „stillzustehen“.
Die Wahrnehmung von Zeitdauer ist subjektiv und mental beeinflusst. Die
„Ursprungsgrößen“ der Zeit sind Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft.
Sie haben unterschiedliche Dimensionen je nach Fokus des Betrachters. In
der Umgangssprache drückt sich das subjektive Zeitempfinden in bewerteten
Aussagen aus wie:

• (keine) Zeit haben


• Zeit vergeht (nicht)
• sich (keine) Zeit nehmen
• Zeit gewinnen/verlieren
• jemandem Zeit schenken/stehlen
• Zeit totschlagen
• „Die Zeit rennt uns weg.“

Unsere Sprache macht deutlich, dass wir Menschen Zeit wie einen Weg er-
leben. Man sagt, jemand komme gut voran oder ein anderer sei zurückge-
116 Transformation

blieben. Manche Zeit- bzw. Lebenswege scheinen auch Höhen und Tiefen
zu haben: Da geht es mit jemandem „aufwärts“ und ein anderer ist leider
„hinuntergefallen“.
Um mit dem Phänomen Zeit imaginativ umzugehen, kann man sich die
Zeit wie eine Linie durch die Welt der inneren Wahrnehmung vorstellen. Ur-
sprung und Richtung sind dabei wieder subjektiv unterschiedlich. Auch auf
dieser imaginären Zeitlinie kann der Mensch zwischen dem assoziierten und
dem dissoziierten Wahrnehmungsmodus wählen. Beide Modi haben Vorteile
und Nachteile.

Vorteile bei dissoziierter Wahrnehmung

• Man behält den Überblick.


• Man kann aus sicherem Abstand und ohne allzu große gefühlsmäßige Be-
teiligung weit in die Zukunft hineindenken und so einen klaren Blick für
weitreichende Konsequenzen entwickeln.
• Auch die Vergangenheit ist gut im Blickfeld: Man kann viele Erinnerungen
gleichzeitig wahrnehmen.

Nachteile bei dissoziierter Wahrnehmung

• Sie vermittelt das subjektive Gefühl, dass die Zeit schnell vergeht – weil
man so viele Ereignisse gleichzeitig imaginieren kann.
• Oft entsteht ein Gefühl der Überforderung, weil man an alle demnächst
bevorstehenden Aufgaben gleichzeitig denken kann.
• Weil die Vergangenheit immer mit im Visier ist, fällt es schwer, etwas hinter
sich zu lassen oder auch zu verzeihen.

Vorteile bei assoziierter Wahrnehmung

• Man kann bei dieser Sichtweise Erlebnisse besser auskosten und in einem
schönen Moment völlig aufgehen.
• Es fällt leichter, abzuschalten.
• Es fällt leichter, die Vergangenheit zurückzulassen, zu vergessen und zu ver-
zeihen.

Nachteile bei assoziierter Wahrnehmung

• Sie erschwert ein vorausschauendes Planen, denn der Blick reicht nicht
weit genug über die Gegenwart hinaus.
6 Denken, Handeln, Erfolg 117

• Da die Erinnerung kaum vorhanden ist, stehen auch Lerngewinne und Er-
fahrungen aus der Vergangenheit nicht zur Verfügung.
• Manchmal wird man von Ereignissen überrollt und neigt deshalb zu Kurz-
schlusshandlungen.

Beide Arten des Zeiterlebens sind wichtig für das Planen und Genießen von
Zeitphasen. Deshalb ist es nützlich zu lernen, wie man zwischen diesen bei-
den Wahrnehmungen des individuellen Zeitverlaufs hin- und herwechseln
kann. Zudem ist es hilfreich, die Zeitwahrnehmung zur Verbesserung der Le-
bensqualität beeinflussen zu können.

TN 403 Zeitwahrnehmung: Moduswechsel Wählen Sie sich zunächst eine


Szene für das Üben des Moduswechsels aus. Das kann jede Tätigkeit sein,
zum Beispiel das Abendessen oder der Nachmittagskaffee. Beginnen Sie dann
mit der assoziierten Wahrnehmung. Beachten Sie, dass alle Übungsteile aus-
schließlich mental, also nur gedacht und ohne eine reale Bewegung ausge-
führt werden.

Assoziierte Wahrnehmung: Nachmittagskaffee (oder -tee)

• Schließen Sie die Augen und sehen mit den „geistigen Augen“ (mental) die
Kaffeetasse vor sich auf dem Tisch.
• Fassen Sie die Tasse am Henkel an (mental) und spüren Sie die Wärme, die
von dem Getränk ausgeht.
• Führen Sie die Tasse zum Mund und spüren Sie das Gewicht in Ihrer Hand.
• Spüren Sie die warme Berührung der Lippen, den Geruch und trinken Sie
einen Schluck des Kaffees.
• Spüren Sie dem Geschmack des Getränks nach und genießen Sie, wie es
über den Mund zum Rachen und in den Magen fließt.

Dissoziierte Wahrnehmung: Nachmittagskaffee (oder -tee)

• Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich mental in einem Abstand von
ca. drei Metern mit Blick auf sich selbst in eine seitliche Position.
• Sehen Sie sich mental dabei zu, wie Sie die Tasse am Henkel anfassen und
zum Mund führen.
• Nehmen Sie wahr, wie Sie einen Schluck nehmen und die Tasse wieder
absetzen.
• Verändern Sie Ihre Position im Raum und betrachten Sie die Szene aus
einem anderen Blickwinkel.
• Nehmen Sie den Tisch, weitere Stühle und den Raum wahr.
118 Transformation

• Begeben Sie sich in eine Adlerperspektive und beobachten Sie die gesamte
Szene aus größerem Abstand.
• Kehren Sie in die Ausgangsposition zurück und öffnen Sie wieder Ihre Au-
gen.

Die vorstehende Intervention bedarf eines systematischen Trainings. Sie er-


weist sich als besonders hilfreich, wenn mehrere Personen anwesend sind. Ver-
suchen Sie aktiv die Vorteile jeder Wahrnehmungsmethode zu nutzen.

TN 404 Zeitwahrnehmung: Positivieren Diese Übung gelingt erst dann,


wenn Sie den Wahrnehmungswechsel bereits gut beherrschen.

• Stellen Sie sich Ihren Lebensweg, dissoziiert und mental als Zeitstrahl oder
Weg vor, der von der Vergangenheit in die Zukunft verläuft.
• Betrachten Sie den Verlauf von oben aus einem gewissen Abstand.
• Durchwandern Sie diesen Weg von der Gegenwart in Richtung Zukunft
und nehmen Sie wahr (VASOG), wie dies auf Sie wirkt.
• Wenn Sie sich dabei wohlfühlen, kann der Weg immer mit diesem Gefühl
imaginiert werden.
• Sind Sie mit der spontanen Zukunftsvision nicht zufrieden, können Sie
Ihren Weg mit positiven Zukunftsbildern in Übereinstimmung bringen.
Dazu können Sie eine Wegstrecke zum Beispiel in Ihrer Lieblingsfarbe ein-
färben. Sie können den Weg wahlweise auch in ein positives Licht setzen
oder seinen Verlauf annähernd geradlinig gestalten.

TN 405 Zeitwahrnehmung: Downlights stauchen Diese Übung gelingt


erst dann, wenn Sie den Wahrnehmungswechsel bereits gut beherrschen. Sie
ist hilfreich, um erwartete negativ besetzte Ereignisse wie zum Beispiel einen
Zahnarztbesuch subjektiv zu verkürzen.

• Wählen Sie einen Zeitraum auf dem Zeitstrahl (oder Weg) in der Zukunft
aus.
• Betrachten Sie diesen Zeitraum dissoziiert und mental von oben als Ab-
schnitt auf der Zeitachse.
• Stauchen Sie den Abschnitt und legen Sie Beginn und Ende nahe zusam-
men.
• Vergrößern Sie den Betrachtungsabstand und verkleinern Sie den betref-
fenden Zeitraum dadurch weiter.
• Lassen Sie das Ereignis im Zeitraffer vorüberziehen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 119

TN 406 Zeitwahrnehmung: Highlights strecken Diese Übung gelingt


erst dann, wenn Sie den Wahrnehmungswechsel bereits gut beherrschen. Sie
ist hilfreich, um erwartete positiv besetzte Ereignisse wie beispielsweise eine
Stunde im Sportstudio subjektiv zu verlängern.

• Wählen Sie einen Zeitraum in der Zukunft aus.


• Betreten Sie den Zeitraum dissoziiert und weiten Sie die zeitliche Begren-
zung subjektiv aus.
• Aktivieren Sie alle Genussrezeptoren (VASOG).
• Intensivieren Sie den Zeitraum, indem Sie ihn mental mit detaillierten
Vorstellungen durchleben.

TN 407 Zeitwahrnehmung: Tages-Highlight notieren Bei dieser Interven-


tion geht es darum, nach einem belastenden Tagesablauf wieder zu einem
positiven Tagesabschluss zu gelangen. Man führt am Abend einen Rückblick
auf die Rollen im Beruf und Privatleben durch. Dabei identifiziert man das
Highlight des Tages und notiert es, um einen positiven Tagesabschluss mental
zu realisieren. Anmerkung: Hierbei können ggf. auch Abgrenz- und Trenn-
Interventionen genutzt werden.

6.4.3.2 Zeitplanung
Wenn man Wünsche mit einem Termin versieht oder durch einen Zeitrah-
men betrachtet, so werden sie zu Zielen. Um diese Ziele zu erreichen, sind die
davorliegenden Aufgaben zunächst abzuarbeiten. Für die Auswahl der Auf-
gaben und das Festlegen der richtigen Reihenfolge braucht es richtige Ent-
scheidungen und eine zielführende Planung. Für die konkrete Planung sind
verschiedene Fristen hilfreich, bei denen man folgende Zeitrahmen unter-
scheidet:

• das ganzes Leben


• langfristig (5 bis 7 Jahre)
• mittelfristig (1/2 bis 2 Jahre)
• kurzfristig (1 bis 12 Wochen)
• morgen
• heute

Die längste Frist für einen Menschen ist sein ganzes Leben, die kürzeste der
heutige Tag. Die Lebenswünsche (Visionen) eines Menschen sollten sich in
seinen langfristigen, mittelfristigen und kurzfristigen Zielen wiederfinden.
Aktivitäten sollten sich bis hinein in die Wochen- und Tagesplanung an den
Visionen orientieren.
120 Transformation

TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Methode Die kleinste Planungseinheit ist


die Tagesplanung. Dafür eignet sich die ALPEN-Methode (Seiwert 2001)
ganz gut, weil sie relativ einfach ist und nur ca. 10 min Aufwand erfordert:

• Aufgaben, Termine und geplante Aktivitäten notieren, d. h. Unerledigtes


vom Vortag, neu hinzukommende Tagesaufgaben, Termine, Telefonate
und Korrespondenzen, periodische Aufgaben usw.;
• Länge schätzen, d. h. realistisch die Dauer für Tätigkeiten bedenken und
Vorgabezeiten für Aufgabenerledigung festlegen;
• Pufferzeiten einplanen, d. h. 60 % für geplante Aktivitäten (Tagesplan),
20 % für unerwartete Aktivitäten (Störungen, Zeitdiebe) und 20 % für
spontane und soziale Aktivitäten (auch kreative Zeiten);
• Entscheidungen treffen, d. h. Prioritäten setzen, Kürzungen vornehmen
und delegieren;
• Nachkontrolle; d. h. Erledigtes feiern und genießen, Unerledigtes übertra-
gen (Schiebe-Aufgaben). Ist eine Aktivität mehrfach verschoben worden,
gibt es zwei Möglichkeiten – anpacken oder streichen!

TN 412 Zeitplanung: Pareto-Prinzip Das Pareto-Prinzip, auch Zeitauf-


wand-Ergebnis-Regel genannt, geht auf den italienischen Volkswirtschaftler
Vilfredo Pareto (1848–1923) zurück, der herausfand, dass 20 % der Bevölke-
rung von Florenz 80 % des Volksvermögens besaßen.
Diese 20:80-Relation ist auch in vielen anderen Bereichen feststellbar. So
machen viele Unternehmen mit nur 20 % ihrer Kunden 80 % ihrer Umsätze.
Oder 80 % der Fehltage werden von 20 % der Mitarbeiter verursacht. Mit der
Lektüre von 20 % einer Tageszeitung hat man bereits 80 % der Nachrichten
aufgenommen.
In der Praxis ist dieses Phänomen ein gutes Problemlösungsmittel, denn
80 % des Erfolgs resultieren aus 20 % der Aktivitäten, während die restlichen
20 % Erfolg beachtliche 80 % der Aktivitäten verschlingen. Damit bringen
20 % der aufgewendeten Zeit bereits 80 % der Ergebnisse, genauso wie die
restlichen 80 % der aufgewendeten Zeit nur 20 % der Ergebnisse liefern.
Für die tägliche Arbeit bedeutet dies, sich nicht zuerst den leichtesten, in-
teressantesten oder den Arbeiten des geringsten Zeitaufwandes zuzuwenden,
sondern nach deren Bedeutung (Wichtigkeit) vorzugehen.
Ebenso ist zu entscheiden, ob man in manchen Bereichen nicht mit 80 %
der Perfektion zufrieden sein könnte, da man für die restlichen 20 % unan-
gemessen viel an Aufwand leisten müsste.

TN 413 Zeitplanung: ABC-Analyse Erfolgreiche Manager zeichnen sich


u. a. dadurch aus, dass sie sowohl viele Dinge als auch ganz verschiedene Tä-
6 Denken, Handeln, Erfolg 121

tigkeiten erledigen, indem sie sich während einer bestimmten Zeit nur einer
einzigen Aufgabe widmen. Sie erledigen also immer nur eine Sache auf ein-
mal, diese jedoch konsequent und zielbewusst. Voraussetzung dafür ist, ein-
deutige Prioritäten festzulegen und sich auch daran zu halten.
Prioritätensetzung heißt, darüber zu entscheiden, welche Aufgaben erst-
rangig, zweitrangig und welche nachrangig zu behandeln sind.
Hier empfiehlt sich eine ABC-Analyse, wenn man die wichtigsten, d. h. er-
tragreichsten Aufgaben zuerst in Angriff nehmen will (A-Aufgaben), um mit
diesen wenigen Tätigkeiten bereits den größten Teil am Erfolg zu erzielen.
Die nächstwichtigen Vorhaben (B-Aufgaben) bringen noch einmal einen ge-
wissen Ertragszuwachs, während mit der Erledigung der relativ vielen, aber
weniger wichtigen Arbeiten (C-Aufgaben) nur noch ein kleiner Beitrag ge-
wonnen wird. Die genannten Prozentanteile sind relativ konstant: 65 % der
C-Aufgaben bringen 15 % vom Wert/Ertrag.

Entscheidungskriterien für A-Aufgaben (Hilfsfragen)

• Durch die Erfüllung welcher Aufgaben komme ich meinem Jahres-, Mo-
nats-, Wochen- oder Tagesziel am nächsten?
• Kann ich durch die Erfüllung einer einzelnen Aufgabe gleich mehrere an-
dere erledigen?
• Durch die Erfüllung welcher Aufgabe habe ich den größten Nutzen, werde
am meisten belohnt, erhalte die höchste Anerkennung?

TN 414 Zeitplanung: Eisenhower-Prinzip Diese auf den US-General


Dwight D. Eisenhower zurückgehende einfache Regel ist ein sehr praktisches
Hilfsmittel, wenn entschieden werden muss, welchen Aufgaben der Vorrang
einzuräumen ist (Abb. 6.4). Prioritätensetzung erfolgt hier nach den Kriterien
„Dringlichkeit“ und „Wichtigkeit“ der Aufgabe, wobei sich vier Möglichkei-
ten zur Behandlung von Aufgaben unterscheiden lassen:

• Aufgaben, die sowohl dringend als auch wichtig sind, muss man sich selbst
widmen und sofort in Angriff nehmen (A-Aufgaben).
• Aufgaben von hoher Wichtigkeit, die aber noch nicht dringlich sind, soll-
ten terminiert bzw. kontrolliert werden (B-Aufgaben).
• Aufgaben, die keine hohe Wichtigkeit haben, aber dringend sind, können
delegiert werden (C-Aufgaben).
• Von Aufgaben, die sowohl von geringer Dringlichkeit als auch geringer
Wichtigkeit sind, muss Abstand genommen werden.

Hier als Ergänzung noch eine interessante Überlegung zur Quadranten-Tech-


nik: Dringende Angelegenheiten sind gewöhnlich durch einen innerpsychi-
122 Transformation

QLFKWGULQJHQG GULQJHQG

ZLFKWLJ
LQGHQ 62)257
=HLWSODQDXIQHKPHQ $1*(+(1
:LFKWLJNHLW

XQZLFKWLJ
3DSLHUNRUE GHOHJLHUHQ

'ULQJOLFKNHLW
Abb. 6.4   Eisenhower-Prinzip

schen Druck wahrnehmbar. Sie bedrängen uns. Sie fordern, dass wir handeln.
Wichtigkeit hat dagegen etwas mit Ergebnissen zu tun. Wenn etwas wichtig
ist, trägt es zur Erfüllung der Lebensvision, zu den Werten, zu den obersten
Prioritäten bei.
Wir reagieren meist nur auf dringende Angelegenheiten. Wichtiges, das
aber nicht dringend sind, erfordert mehr Initiative. Nur durch Agieren lässt
sich die Chance ergreifen und etwas in Gang setzen. Wenn wir keine klaren
Vorstellungen von dem haben, was wichtig ist, welche Ergebnisse wir in unse-
rem Leben anstreben, lassen wir uns leicht ablenken und reagieren nur auf
das Dringende.
B-Aufgaben sind das „Herzstück“ eines effektiven persönlichen Manage-
ments. Sie betreffen Dinge, die nicht dringend, aber wichtig sind: Beziehun-
gen aufbauen, die persönliche Lebensvision zu finden, langfristige Planung,
neues Lernen, Trainieren, Vorbeugen, Vorbereiten – all das, was dazu geeignet
ist, das Aufkommen drängender A-Aufgaben zu reduzieren. Dem sollten Sie
sich ausreichend widmen.

6.4.3.3 Planungstipps
TN 421 Planungstipps: Mentale Aspekte Schließen Sie den Tag positiv ab.
Das bedeutet, identifizieren Sie Ihr persönliches Tagehighlight und notieren
Sie es.
6 Denken, Handeln, Erfolg 123

Beginnen Sie jeden Tag mit einer positiven Einstellung. Wählen Sie dazu
kurze Interventionen aus der emotionalen Ebene oder zur Aktivierung. Arbei-
ten Sie den Tagesplan bereits am Vorabend nach der ALPEN-Methode aus.

TN 422 Planungstipps: Pausenmanagement Jeder Mensch ist in seiner Leis-


tungsfähigkeit während des Tagesverlaufs bestimmten Schwankungen unterwor-
fen, die sich in einem natürlichen Rhythmus vollziehen und im Voraus abzuse-
hen sind. Die tägliche Leistungsfähigkeit veranschaulicht die Kurve in Abb. 6.5.
Jeder Mensch muss mit diesen Schwankungen der persönlichen Leistungs-
fähigkeit leben. Es ist günstig, den persönlichen Tagesrhythmus zu identi-
fizieren, die Tagesorganisation danach auszurichten und so die Produktivität
erheblich zu steigern.
Um schnell in eine neue Aufgabe einzusteigen und dann volle Leistung zu
bringen, benötigt man viel Energie. Für einen rationellen Umgang mit den
Kräften sollte man die erste Viertelstunde langsam arbeiten. Die nächste Vier-
telstunde ist der Mensch dann voll leistungsfähig und benötigt dazu relativ
wenig Energie. Jetzt sollte keinesfalls eine Pause gemacht werden.
In der nachfolgenden Stunde kann mit wenig Krafteinsatz konstant viel
geleistet werden. Auch hier würde eine Pause nur schädlich sein. Während
der nachfolgenden halben Stunde braucht man wieder mehr Energie, darum
sollte man sich jetzt eine Pause gönnen, sonst wird zu viel Kraft benötigt. Für

150%

140%

130%
Leistungsfähigkeit

120%

110%

100%

90%

80%

70%

60%

50%
4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 0 2 4 6
Tageszeit
Abb. 6.5   Tageszeitabhängige Leistungskurve
124 Transformation

den, der hier trotzdem durcharbeitet, stehen Energieeinsatz und Arbeitsergeb-


nis in keiner vernünftigen Relation.
Untersuchungen haben ergeben, dass nach etwa einer guten Stunde Arbeits-
zeit schon zehn Minuten Pause genügen, um die volle Leistungsfähigkeit wie-
derherzustellen. Die Pause sollte auch nicht länger dauern, da medizinisch er-
wiesen ist, dass in diesen zehn Minuten der optimale Erholungseffekt erreicht
wird. Anschließend sinkt er wieder.

TN 423 Planungstipps: Fingerfragen Durch die Fingerfragen können Sie


einen guten Mentalzustand erreichen und große Zufriedenheit gewinnen.
Die Fragen beginnen jeweils mit der Bezeichnung der Finger (Daumen, Zei-
gefinger, Mittelfinger, Ringfinger, kleiner Finger) und sind daher leicht zu
merken. Stellen Sie sich diese Fragen nach dem Feierabend:

• Denkergebnisse: Habe ich heute nutzbare Erkenntnisse, Ideen, Einfälle ge-


habt?
• Ziel(chen) erreicht: Habe ich heute ein Ziel oder Teilziel erreicht?
• Mentalübungen: Habe ich meine Mentalübungen gemacht?
• Richtig gemacht: Was habe ich heute richtig gemacht (im Sinne von Selbst-
lob, Leistungs- oder Entscheidungshighlight)?
• Körpergeschenk: Was habe ich heute meinem Körper Gutes getan?

TN 424 Planungstipps: Ideen zur Zeit Jeder kann lernen, dass es nicht die
großen Ereignisse sind, die zu mehr Lebensqualität und zu Glück führen,
sondern viele kleine Dinge und winzige Begebenheiten.
So können Sie eine „stille Stunde“ einrichten, die Sie für die Erledigung
wichtiger Aufgaben verwenden und in der Sie nicht gestört werden wollen.
Ein solcher Zeitraum für sich selbst, der eine ununterbrochene Konzentration
erlaubt, wird die Leistungsfähigkeit erheblich verbessern.
Sie können Zeitblöcke schaffen, um gleichartige Aufgaben zu bearbeiten,
zum Beispiel Telefonate, Post, Einkäufe, Kurzbesprechungen usw.
Descartes formulierte eine Arbeitsmethode für die Bewältigung großer und
schwieriger Aufgaben (Descartes 1637):

• Formuliere die Aufgabe schriftlich.


• Zerlege die Gesamtaufgabe in einzelne kleine Teile.
• Ordne die Teilaufgaben nach Prioritäten und gib diesen Termine.
• Erledige alle Aktivitäten (Aufgaben) und kontrolliere das Ergebnis.
6 Denken, Handeln, Erfolg 125

6.5 Emotionale Übungen
6.5.1 Innere Quellen
Die Techniken und Interventionen auf dieser funktionalen Ebene helfen Ih-
nen dabei, einen Zugang zu Ihren emotionalen Ressourcen zu entwickeln und
die Kontrolle über diese zu verbessern. Mit ausreichender Übung sollten Sie
in der Lage sein, Ihre Gefühle zu reflektieren und auch in erwünschter Hin-
sicht zu beeinflussen bzw. zu steuern.

6.5.1.1 Suggestionen
Suggestionen sind geistig-seelische Beeinflussungen, die im Unbewussten wir-
ken. Suggestionen bilden den Kern einiger Interventionen. Sie richten sich
an das Unterbewusstsein und sollen den Übenden in seelischer, geistiger und
körperlicher Hinsicht positiv beeinflussen.
Suggestive Beeinflussung geschieht immer und überall, beispielsweise in
den Medien durch Werbung. Der Unterschied zur Coaching-Praxis besteht
darin, dass bei den in diesem Buch aufgeführten Interventionen die Beein-
flussung in eine positive und für den Übenden erwünschte Richtung gelenkt
wird.
Suggestionen können sogenannte ideodynamische Prozesse (körperliche
und gefühlsmäßige Reaktionen) auslösen. Eine ideomotorische Reaktion
wäre beispielsweise, wenn ein Mensch mit dem Kopf eine Ja- (nicken) oder
Nein-Bewegung (schütteln) ausführt, ohne es selbst zu bemerken. Ideoaffek-
tive Prozesse sind zum Beispiel Stirnrunzeln, wenn uns schmerzliche Erinne-
rungen ereilen, oder Lächeln, wenn wir an etwas Angenehmes oder Lustiges
denken. Ideokognitive Prozesse laufen ab, wenn wir einen Namen eigentlich
wissen und er uns „auf der Zunge liegt“, wir ihn aber nicht nennen können.
Ein ideosensorischer Prozess wäre zum Beispiel, sich ein Lieblingsgericht so
lebhaft vorstellen, dass man es tatsächlich schmeckt.
Zur Steigerung der Wirksamkeit von Suggestionen sollten diese mehrfach
wiederholt werden. Als Beispiel kann hier die permanente Wiederholung von
Werbung in den Medien dienen.
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen Autosuggestion, die man
selbst bei sich anwendet, und der – gewöhnlich etwas weniger wirksamen
– Fremdsuggestion, die von einer anderen Person oder Medien ausgeht. Sug-
gestionen können auch auf Tonträger gesprochen und dann bei Bedarf abge-
spielt werden. Menschen sind durch das geschriebene Wort und durch Bilder
stärker zu beeinflussen als durch Inhalte, die nur durch das Gehör vermittelt
werden. Am wirksamsten sind Suggestionen, die alle Wahrnehmungskanäle
ansprechen.
126 Transformation

Beim Üben mit suggestiven Texten bedarf es einer eigenen Gestimmtheit,


eine Art „Inner Game of Speaking“, die dem positiven Menschen in uns eine
Stimme verleiht. Es soll ein Zustand leichter Versunkenheit bzw. ein „Flow-
Zustand“ angestrebt werden. Unterstützend wirkt dabei geeignete Instrumen-
talmusik mit einem Metrum von 40 bis 60 Schlägen pro Minute.

6.5.1.2 Primär-Ressourcen
Emotionale Ressourcen sind Klarheit, Kraft und Ruhe, die im Folgenden als
Primär-Ressourcen bezeichnet werden. Bei den Interventionen soll sich der
Übende mit allgemeinen Symbolträgern in eine gute Grundhaltung bringen.
Der ungehinderte Zugang zu den Primär-Ressourcen ist die Basis für das
Erreichen mentaler Stärke. Aus ihnen ergeben sich erst die Fähigkeiten und
Stimmungen, die für ein glückliches und erfülltes Leben unerlässlich sind.

Klarheit
Die Ressource Klarheit beinhaltet auf der kognitiven Ebene Klugheit, Durch-
blick, Ausstrahlung, Charisma, Energie und Wohlbefinden.

Kraft
Die Ressource Kraft steht kognitiv für Ausdauer, Motivation, Belastbarkeit,
Stabilität, Gesundheit und Vitalität.

Ruhe
Ruhe schließt kognitiv Organisation, Überblick, Selbstvertrauen, Souveräni-
tät, Gelassenheit und Harmonie ein.
Mit den nachfolgenden Interventionen werden insbesondere die Primär-
Ressourcen entwickelt.

TN 101 Affirmationsgruppe: Ruhe/Gelassenheit Induktion (Körper-


wahrnehmung)

• Ich schließe meine Augen und lenke meine Aufmerksamkeit in meinen


Körper.
• Ich spüre meine Beine und meine Füße, sie können sich jetzt entspannen
– loslassen – ganz entspannt.
• Auch mein Bauch entspannt sich jetzt immer mehr und mehr.
• Meine Gesäß- und Rückenmuskeln entspannen sich und werden weicher.
• Jetzt entspannen sich auch meine Arme und Hände immer mehr und tiefer.
• Ich kann meine Schultern loslassen – hängen lassen – ganz locker – ganz
gelöst.
6 Denken, Handeln, Erfolg 127

• Ich brauche nichts zu tun … nichts zu machen … einfach genießen …


entspannen.
• Und auch mein Kopf wird schwer und meine Nackenmuskulatur ent-
spannt sich.
• Mein Gesicht und meine Stirn entspannen sich jetzt immer mehr und tiefer.
• Mein ganzer Körper ist nun angenehm und tief entspannt.

Vertiefung

• Und ich beginne jetzt zu zählen, langsam von 1 bis 10 …


• Und ich kann erleben, wie ich mich mit jeder Zahl noch tiefer entspannen
kann …;
• Noch mehr loslassen kann …
• So, dass ich bei 10 dann ganz tief entspannt bin …
• eins … immer weiter,
• zwei … immer tiefer,
• drei … mit jeder Zahl,
• vier … mehr entspannt,
• fünf … ganz weich,
• sechs … ganz leicht,
• sieben … ganz gelöst,
• acht … tiefer,
• neun … und noch tiefer,
• zehn … angenehm entspannt.
• Alles, was ich jetzt sage (denke), wird ganz tief und ganz fest in mein Unter-
bewusstsein einprogrammiert:
• Ruhe erfüllt meinen ganzen Körper.
• Ich spüre diese Ruhe in jeder Zelle.
• Große Gelassenheit erfüllt meinen Kopf.
• Ruhe und Gelassenheit durchdringen meinen ganzen Körper.

Eduktion (Atmung)

• Mit den nächsten Atemzügen komme ich mit meiner Aufmerksamkeit wie-
der zurück in diesen Raum …;
• Ich atme tief ein und aus – atme Frische ein …;
• Ich spüre mit jedem Einatmen mehr Kraft und Lebendigkeit …;
• Ich bewege meine Finger und meine Hände …;
• Ich öffne meine Augen und bin jetzt hellwach, frisch und munter.
128 Transformation

TN 102 Affirmationsgruppe: Souveränität Induktion (Körperwahrneh-


mung) wie bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation

• Ruhe erfüllt meinen ganzen Körper.


• Besonnenheit breitet sich in mir aus.
• Ich spüre ein großes Gleichgewicht in meinem Körper.
• In allen meinen Zellen pulsieren Umsicht und Balance.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

TN 103 Affirmationsgruppe: Zufriedenheit Induktion (Körperwahrneh-


mung) wie bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation

• Große Ruhe durchflutet meine Brust.


• Zufriedenheit füllt jede Zelle meines Körpers.
• Seelenfrieden breitet sich in meinem Kopf aus.
• Ein großes Wohlgefühl durchdringt mich vollständig.
• Gelassenheit geht von mir aus.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

TN 104 Affirmationsgruppe: Kraft Induktion (Körperwahrnehmung) wie


bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation

• Große Stärke durchflutet meinen Brustraum.


• Energie erfüllt jede Zelle meines Körpers.
• Ein hohes Potenzial durchdringt mich vollständig.
• Kraft durchströmt meine gesamte Muskulatur.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

TN 105 Affirmationsgruppe: Tatendrang Induktion (Körperwahrneh-


mung) wie bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation
6 Denken, Handeln, Erfolg 129

• Tatendrang erfüllt meinen ganzen Körper.


• Ich spüre die Lebendigkeit in jeder Zelle.
• Die Begeisterung erfüllt meinen Kopf.
• Einsatzfreude durchdringt meine Arme und Beine.
• Tief drinnen in mir sprudelt große Energie.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

TN 106 Affirmationsgruppe: Optimismus Induktion (Körperwahrneh-


mung) wie bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation

• Optimismus breitet sich in mir aus


• In allen meinen Zellen fließt Hoffnung.
• Meinen ganzen Körper durchströmt ein Gefühl des Zutrauens.
• Tief in mir drinnen pulsiert Zuversicht.
• Ich spüre in mir große Energie.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

TN 107 Affirmationsgruppe: Klarheit Induktion (Körperwahrnehmung)


wie bei TN 101
Vertiefung (Zählen) wie bei TN 101
Affirmation

• Helligkeit durchflutet meinen Brustraum.


• Strahlkraft erfüllt jede Zelle meines Körpers.
• Klarheit breitet sich in meinem Kopf aus.
• Ich spüre, wie mich Wohlbefinden durchdringt.
• Charisma und Energie gehen von mir aus.

Eduktion (Atmung) wie bei TN 101

6.5.1.3 Affirmationstexte
Ziel der Übungen mit Affirmationstexten ist das Erzeugen von Gefühlen und
Stimmungen über eine suggestive Wirkung, die zur Aktivierung und Aus-
schüttung von Glücksbotenstoffen im Körper führt. Die Affirmationstexte
sind an somatosensorische Wahrnehmungen gekoppelt, um einen entspre-
chenden Effekt auszulösen. Idealerweise wird ein Text über einen längeren
Zeitraum von etwa ein bis zwei Wochen mehrfach am Tag rekapituliert oder
130 Transformation

repetiert. Noch ein Hinweis dazu: Schreiben Sie sich den Text in ein Smart-
phone, dann haben Sie ihn immer dabei.

TN 150 Affirmationstext: Harmonie

• Ausgeglichenheit strömt aus meiner Mitte.


• Tiefer Frieden erfüllt mein Herz.
• Harmonie durchdringt meinen ganzen Körper.
• Gleichgewicht erfüllt jede meiner Zellen.
• Zufriedenheit durchströmt meinen Körper.

TN 151 Affirmationstext: Ruhe

• Ruhe erfüllt meinen ganzen Körper.


• Ich spüre diese Ruhe in jeder Zelle.
• Große Gelassenheit erfüllt meinen Kopf.
• Ruhe und Gelassenheit durchdringen meinen ganzen Körper.

TN 152 Affirmationstext: Souveränität

• Ruhe erfüllt meinen ganzen Körper.


• Besonnenheit breitet sich in mir aus.
• Ich spüre ein großes Gleichgewicht in meinem Körper.
• In allen meinen Zellen pulsieren Umsicht und Balance.

TN 153 Affirmationstext: Zufriedenheit

• Große Ruhe durchflutet meine Brust.


• Zufriedenheit füllt jede Zelle meines Körpers.
• Seelenfrieden breitet sich in meinem Kopf aus.
• Ein großes Wohlgefühl durchdringt mich vollständig.
• Gelassenheit geht von mir aus.

TN 154 Affirmationstext: Kraft

• Große Stärke durchflutet meinen Brustraum.


• Energie erfüllt jede Zelle meines Körpers.
• Ein hohes Potenzial durchdringt mich vollständig.
• Kraft durchströmt meine gesamte Muskulatur.
6 Denken, Handeln, Erfolg 131

TN 155 Affirmationstext: Tatendrang

• Tatendrang erfüllt meinen ganzen Körper.


• Ich spüre die Lebendigkeit in jeder Zelle.
• Die Begeisterung erfüllt meinen Kopf.
• Einsatzfreude durchdringt meine Arme und Beine.
• Tief drinnen in mir sprudelt Energie.

TN 156 Affirmationstext: Optimismus

• Optimismus breitet sich in mir aus.


• In allen meinen Zellen fließt Hoffnung.
• Meinen ganzen Körper durchströmt ein Gefühl des Zutrauens.
• Tief in mir drinnen pulsiert Zuversicht.
• Tief drinnen in mir sprudelt Energie.

TN 157 Affirmationstext: Klarheit

• Helligkeit durchflutet meinen Brustraum.


• Strahlkraft erfüllt jede Zelle meines Körpers.
• Klarheit breitet sich in meinem Kopf aus.
• Ein großes Wohlbefinden durchdringt mich vollständig.
• Charisma und Energie gehen von mir aus.

TN 158 Affirmationstext: Selbstvertrauen

• Sicherheit erfüllt meinen ganzen Körper.


• Selbstvertrauen breitet sich in mir aus.
• Selbstsicherheit durchflutet mich.
• Ich bin mir selbst bewusst.

TN 159 Affirmationstext: Vertrauen

• Großes Vertrauen erfüllt meinen Körper.


• Ich spüre, wie Selbstsicherheit meine Zellen durchdringt.
• Tief in mir fließen Gewissheit und Sicherheit.
132 Transformation

TN 160 Affirmationstext: Herzlichkeit

• Wärme durchströmt meinen Bauchraum.


• Meine Brust wird von Herzlichkeit durchflutet.
• Ich kann spüren, wie Warmherzigkeit mein Herz weit macht.
• Wohlwollen erfüllt meinen Kopf.
• In meinem ganzen Wesen breitet sich Entgegenkommen aus.

TN 161 Affirmationstext: Kraft-Stärke

• Große Stärke erfüllt mich.


• Ich spüre eine erstaunliche Kraft in meinem Rücken.
• Energie durchströmt meinen Körper.
• In allen meinen Zellen pulsiert eine ungeheure Leistungsfähigkeit.
• Tief in mir sprudelt ein riesiges Potenzial.

TN 162 Affirmationstext: Kraft-Energie

• Energie füllt meinen gesamten Brustraum aus.


• Arbeitslust durchströmt Arme und Beine.
• Kraft breitet sich in meiner Muskulatur aus.
• Vitalität durchdringt jede Zelle meines Körpers.
• Unbändige Lebenskraft pulsiert in meinem Herzen.

TN 163 Affirmationstext: Energie

• Energie füllt meinen gesamten Brustraum aus.


• Arbeitslust durchströmt Arme und Beine.
• Kraft breitet sich in meiner Muskulatur aus.
• Vitalität durchdringt jede Zelle meines Körpers.
• Unbändige Lebenskraft pulsiert in meinem Herzen.

TN 164 Affirmationstext: Wärme

• Wärme breitet sich in meinem Körper aus.


• Güte dringt wie Sonnenlicht in jede meiner Zellen.
• Behaglichkeit durchströmt mich von oben bis unten.
• Jede Faser meines Körpers erlebt Sanftmut und Seelengüte.
6 Denken, Handeln, Erfolg 133

TN 165 Affirmationstext: Mut

• Selbstvertrauen erfüllt meinen ganzen Körper.


• Ich spüre Mut in jeder Zelle.
• Große Motivation erfüllt meinen Kopf.
• Courage durchdringt meinen ganzen Körper.

TN 166 Affirmationstext: Klarheit

• Klarheit breitet sich in meinem Kopf aus.


• Einsicht durchflutet meinen Brustraum.
• Jede meiner Zellen wird mit Licht durchströmt.
• Tief in mir drinnen bin ich erfüllt von klarer Erkenntnis.

TN 167 Affirmationstext: Strahlkraft

• Helligkeit durchflutet meinen Brustraum.


• Strahlkraft erfüllt jede Zelle meines Körpers.
• Klarheit breitet sich in meinem Kopf aus.
• Großes Wohlbefinden durchdringt mich vollständig.
• Charisma und Energie gehen von mir aus.

TN 168 Affirmationstext: Charisma

• Große Begeisterung fließt aus meinem Herzen.


• Würde, Größe und Anstand erfüllen meinen ganzen Körper.
• Energie sprudelt durch alle meine Muskeln und erfüllt jede Zelle.
• Eine positive Ausstrahlung geht von mir aus.

6.5.1.4 Aktiv-Affirmationen
Bei diesen Interventionen geht es darum, ein Gefühl im Körper aufzufinden
und vom Fundplatz aus in den gesamten Körper zu entfalten, wofür auch der
Begriff „Verstärkung“ verwendet wird. Damit ist gemeint, dass man das ge-
suchte Gefühl wachsen und sich im Körper ausbreiten lassen soll. Ziel ist es,
Gefühle durch kognitive Prozesse zu steuern. Synonyme, die zu dem Gefühl
führen, verstärken die suggestive Wirkung.
134 Transformation

TN 120 Aktiv-Affirmation: Ruhe Aufspüren:

• Ich trage die Wahrnehmung von Ruhe irgendwo in meinem Körper.


• Ich schließe meine Augen und spüre dieser Ruhe nach.
• Ich stelle fest, wo sich das Gefühl der Ruhe befindet.
• Ich stelle fest, was dieses Gefühl bewirkt (Synonyme): Entspannung, Ge-
lassenheit, Besonnenheit, Geduld, Erholung, Lässigkeit und Gleichgewicht

Verstärken:

• Nun will ich das Gefühl mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen
… so, dass diese Ruhe meinen ganzen … erfüllt (benachbarte Körperregio-
nen nennen, beispielsweise Bauchraum oder Brustraum oder Kopf ).
• Ich lasse es weiter wachsen – immer mehr und mehr.
• Ich lasse die Ruhe jetzt hineinfließen in … (fehlende Körperregionen nen-
nen), in meine Arme und Beine.
• Ich spüre, wie sich ein Gefühl von Entspannung und Gelassenheit in mir aus-
breitet.
• Ich nehme wahr, wie ich von Ruhe durchflutet bin.
• Ich genieße dieses Gefühl (Innehalten).

Für weitere Aktiv-Affirmationen nutzen Sie die oben beschriebene Technik


einfach mit anderen Gefühlen und Synonymen, indem Sie einfach alle kursiv
gesetzten Begriffe ersetzen.

TN 121 Aktiv-Affirmation: Gelassenheit Aufspüren: Gelassenheit

• Synonyme: Gleichgewicht, Überlegenheit, Ruhe, Besonnenheit, Selbstbe-


herrschung, Umsicht und Balance
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 122 Aktiv-Affirmation: Selbstvertrauen Aufspüren: Selbstvertrauen

• Synonyme: Selbstsicherheit, Selbstständigkeit, Autonomie, Mut, Courage,


Ruhe, Unabhängigkeit, Selbstbeherrschung und Balance
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)
6 Denken, Handeln, Erfolg 135

TN 123 Aktiv-Affirmation: Lebenskraft Aufspüren: Lebenskraft

• Synonyme: Energie, Lebenswille, Potenz, Spannkraft, Reserven, Aktivität


und Vitalität
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 124 Aktiv-Affirmation: Kraft Aufspüren: Kraft

• Synonyme: Stärke, Dynamik, Potenzial, Leistungsfähigkeit, Reserven,


Stehvermögen und Vitalität
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 125 Aktiv-Affirmation: Mut Aufspüren: Mut

• Synonyme: Selbstvertrauen, Entschlossenheit, Courage, Furchtlosigkeit,


Stärke, Ausdauer, Motivation und Kraft
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 126 Aktiv-Affirmation: Klarheit Aufspüren: Klarheit

• Synonyme: Überblick, Transparenz, Überlegenheit, Deutlichkeit, Ver-


ständnis, Durchblick, Umsicht und Abstand
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend eine Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 127 Aktiv-Affirmation: Optimismus Aufspüren: Optimismus

• Synonyme: Lebensfreude, Enthusiasmus, Vertrauen, Lebensmut, Hoff-


nung, Zuversicht und Heiterkeit
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)
136 Transformation

TN 128 Aktiv-Affirmation: Zuversicht Aufspüren: Zuversicht

• Synonyme: Optimismus, Begeisterung, Enthusiasmus, Vertrauen, Lebens-


mut, Hoffnung, Zuversicht und Heiterkeit
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

TN 129 Aktiv-Affirmation: Fröhlichkeit Aufspüren: Fröhlichkeit

• Synonyme: Freude, Lachen, Vergnügen, Optimismus, Lebensfreude, Froh-


sinn, Glück, Humor, Entzücken und Lebenslust
• Verstärken (mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen usw.) und an-
schließend die Eduktion durchführen (ich nehme einen tiefen Atemzug
und öffne meine Augen)

6.5.1.5 Imaginationen (Vorstellungen/Fantasiereisen)
Unter Vorstellungen oder Fantasiereisen versteht man ein mental imaginier-
tes Erleben von Szenarien mit Symbolträgern. Der Mensch unternimmt eine
Reise in seiner Vorstellung durch ein Metaphern-Szenarium und kann dabei
Stimmungen, Gefühle und Fähigkeiten auf sich selbst übertragen oder sich
damit identifizieren.
Fantasiereisen gehen auf das Seelenmodell des kollektiv Unbewussten
(heute auch als kollektive Identität bezeichnet) von C. G. Jung zurück (Jung
1990). Sie stellen eine wichtige Grundlage für das Mentaltraining dar.
Ziel dieser Vorstellungen ist eine positive und suggestive Wirkung der Er-
lebnisse. Neben der Übertragung von erwünschten Stimmungen, Gefühlen
und Fähigkeiten soll auch die Befriedigung archaischer Antriebsbedürfnisse
erreicht werden, in deren Folge eine Ausschüttung von endorphinen Neuro-
transmittern erfolgen kann.
Vorstellungen bzw. Fantasiereisen mit Metaphern-Szenarien können real
und mental stimuliert werden.

TN 130 Ruhe-Vorstellung: Steinkreis

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen.


• Ich lasse meine Schultern hängen … und spüre, wie sich mein Gesicht und
mein Hals entspannen – wie mein Bauch weich wird – und wie sich mein
ganzer Körper angenehm entspannt.
6 Denken, Handeln, Erfolg 137

• Ich stelle mir jetzt vor, ich gehe an einem warmen Sommermorgen über
eine grüne Wiese.
• Ich spüre einen angenehmen sanften Wind auf meiner Haut.
• Es ist ganz still.
• Ich entdecke in der Nähe einige Steine, die meine Neugier wecken.
• Ich gehe näher heran und erkenne einen großen Steinkreis.
• Langsam betrete ich den Steinkreis.
• Je mehr ich in seine Mitte komme, desto mehr spüre ich, wie sich in mir
eine tiefe Ruhe ausbreitet.
• Ich lasse dieses angenehme Gefühl auf mich wirken – immer tiefer, immer
ruhiger.
• Ich setze mich in der Mitte des Kreises ins weiche Gras und genieße diese
friedvolle Stimmung.
• Ich bin ganz zentriert, ganz bei mir.
• Ich lasse mich auf dieses Gefühl des inneren Friedens ein und koste es aus
… (Innehalten).
• Wann immer ich diese Ruhe, diesen Frieden spüren möchte, kann ich je-
derzeit an diesen Ort zurückkehren.
• Ich genieße dieses wunderbare Gefühl noch einen Augenblick – und kom-
me dann wieder mit meiner Aufmerksamkeit zurück hierher in diesen
Raum.
• Wenn ich hier angekommen bin, kann ich tief durchatmen – und meine
Augen wieder öffnen.

TN 131 Ruhe-Vorstellung: Holzbank

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen.


• Ich spüre, wie meine Schultern loslassen – wie sich meine Arme und Beine
entspannen.
• Ich spüre, wie mein Bauch weich wird, wie die Atmung ruhiger wird – wie
sich mein ganzer Körper angenehm entspannt.
• Ich stelle mir vor, es ist ein schöner, warmer Herbsttag. Es ist später Vor-
mittag und es weht ein angenehmer leichter Wind.
• Ich sitze auf einer alten Holzbank, die sich auf einer leichten Anhöhe be-
findet.
• Ich schaue auf den bunten Herbstwald und lausche dem leisen, sanften
Rauschen der Blätter.
• Die Sonne scheint und ich spüre ihre Wärme.
• Mein Blick wandert zum blauen Himmel, über den kleine, weiße Wolken
ziehen.
• Ruhe breitet sich in mir aus.
138 Transformation

• Ich genieße die reine, milde Herbstluft.


• Das Vorüberziehen der Wolken lässt mich ruhig und gelassen werden.
• Mit jedem Atemzug breitet sich mehr Ruhe in mir aus.
• Ich spüre ein wohliges, warmes Gefühl. Das gibt mir große Sicherheit …
(Innehalten).
• Ich genieße dieses wunderbare Gefühl noch einen Augenblick – und kom-
me dann mit meiner Aufmerksamkeit zurück in diesen Raum.
• Wenn ich hier angekommen bin, kann ich mich recken und strecken – und
ich kann wieder meine Augen öffnen.

TN 132 Ruhe-Vorstellung: Bergsee

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen.


• Ich spüre, wie meine Schultern loslassen – wie sich mein Gesicht entspannt
– wie mein Bauch weich wird – wie sich mein ganzer Körper angenehm
entspannt.
• Ich stelle mir vor, es ist ein schöner Sommertag. Ich bin auf einer Alm und
sitze am Ufer eines Bergsees.
• Es ist windstill.
• Auf der glatten Oberfläche des Sees spiegeln sich der wolkenlose Himmel
und die umliegenden Berge.
• Es herrscht eine angenehme Ruhe und Stille.
• Mit jedem Atemzug nehme ich diese Ruhe und Stille in mir auf.
• Mir wird wohlig warm.
• Mein Blick ruht auf dem Bergsee und meine Augen nehmen dieses fried-
liche Bild in mir auf.
• Ich empfinde Frieden und wohltuende Gelassenheit und genieße diesen
Zustand … (Innehalten)
• Langsam kehre ich mit meiner Aufmerksamkeit wieder zurück in diesen
Raum. Den tiefen Frieden nehme ich mit.
• Ich mache nun einen kräftigen Atemzug und öffne wieder meine Augen.

TN 133 Ruhe-Vorstellung: Am Strand

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen – ich atme lange
und tief aus – und ich spüre, wie sich mein Körper entspannt – mit jedem
Atemzug entspannen sich meine Muskeln immer mehr.
• Ich stelle mir nun vor, ich gehe am Strand spazieren – es ist Spätnachmittag
an einem warmen Sommertag.
6 Denken, Handeln, Erfolg 139

• Die Sonne steht schon etwas tiefer – die Hitze ist weg, es ist angenehm
warm. Der Himmel leuchtet in tiefem Blau – der Sand glitzert im warmen
Licht – und die Sonne strahlt leuchtend gelb.
• Ich gehe barfuß am Wasser entlang – ich kann den festen, feuchten Sand
unter meinen Füßen spüren – ich höre das Rauschen der Wellen – ich rie-
che das Wasser – und ich schmecke auf meinen Lippen die feinen salzigen
Wassertropfen.
• Auf einer kleinen Düne setze ich mich nun in den Sand – damit ich in
Ruhe das Schauspiel des Sonnenuntergangs beobachten kann.
• Das Meer ist nun wie ein silberner Spiegel – und ich nehme wahr, wie sich
langsam die Farben ändern – der Himmel rosa und violett – die Sonne
leuchtend orange – der Horizont purpurrot.
• Tiefer und tiefer sinkt die Sonne nun hinab – und tiefer und tiefer wird die
Ruhe in mir. Am Himmel ein Farbenspiel – rot, goldfarben – und allmäh-
lich bin ich selbst eingehüllt in das samtige Blau der Dämmerung.
• Ruhe und Entspannung durchdringen mich jetzt vollständig.
• Ich lege mich zurück in den warmen Sand – er gibt jetzt all die Wärme ab,
die er am Tag in sich aufgenommen hat.
• Ich schaue über mir in den Nachthimmel – je dunkler es wird, umso klarer
kann ich die Sterne sehen – mit ihrem Funkeln und Glitzern – mit ihrer
Klarheit und wohltuenden Ordnung.
• Und ich atme jetzt tief die kühle Nachtluft – mit jedem Atemzug spüre ich
mich weiter – mit jedem Atemzug fühle ich mich sicherer – voller Glück
und Harmonie … (Innehalten).
• Ich genieße dieses wunderbare Gefühl noch einen Augenblick – und kom-
me dann mit meiner Aufmerksamkeit wieder zurück in diesen Raum.

TN 134 Kraft-Vorstellung: Wasserfall

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen – ich atme lange
und tief aus – und ich spüre, wie sich mein Körper entspannt – mit jedem
Atemzug entspannen sich meine Muskeln immer mehr.
• Ich stelle mir nun vor, ich gehe an einem sommerlichen Nachmittag über
eine schöne Wiese.
• Mein Weg führt an einem klaren Bach entlang.
• In der Nähe höre ich Wasser rauschen.
• Beim Näherkommen fühle und spüre ich feuchte Luft auf meiner Haut.
• Dann sehe ich die ganze Pracht eines Wasserfalls vor mir.
• Mit einer beeindruckenden Energie und Kraft bahnt sich das Wasser seinen
Weg hinab.
• Ich atme die energiegeladene Luft mit tiefen Atemzügen ein.
140 Transformation

• Ich spüre, wie sich die Energie des herabstürzenden Wassers jetzt auf mich
überträgt.
• Ich lasse diese Kraft jetzt in mich hineinströmen.
• Ich fühle die Vitalität in jeder Zelle meines Körpers … (Innehalten)
• Die Energie wird mich begleiten und ich weiß, immer wenn ich Kraft
brauche, kann ich an diesen Platz zurückkommen.
• Diese Vitalität und Energie nehme ich mit, wenn ich mit meiner Aufmerk-
samkeit wieder zurück in diesen Raum komme. Und wenn ich hier ange-
kommen bin, kann ich meine Augen wieder öffnen.

TN 135 Kraft-Vorstellung: Bär

• Ich schließe meine Augen – ich atme etwas länger aus, als ich es sonst tun
würde – und ich spüre, wie mein Körper ganz weich und gelöst wird. Mit
jedem Ausatmen lassen meine Muskeln noch etwas mehr los.
• Nun stelle ich mir vor, ich bin ein kraftvoller Braunbär. Ich streife durch
eine sanfte hügelige Landschaft. Es ist früher Nachmittag an einem ange-
nehmen Frühlingstag.
• Ich habe den Winterschlaf hinter mir, habe mich schon frisch gestärkt und
spüre, wie meine Kräfte wieder erwachen und voll zurückkehren.
• Mit jedem Schritt fühle ich meine Lebenskraft, meine Energie und meine
Stärke.
• Ich erlebe nun, wie sich diese Kraft in meinem ganzen Körper ausbreitet.
• Ich nehme meine große Belastbarkeit und meine Stabilität wahr. Ich spüre,
wie sicher ich mich fühle und wie gesund und voller Energie ich bin.
• Ich wandere weiter und spüre: Mit dieser Kraft bin ich allen Herausforde-
rungen gewachsen.
• Ich bin ausdauernd und fühle mein neues großes Durchhaltevermögen. Ich
genieße meine Stärke, meine Überlegenheit und meine Lebenskraft.
• Ich tanke mich nun voll mit Kraft und Energie – und lasse mich ganz erfül-
len – so, dass eine unendliche Stärke mich durchströmt und in jeder Zelle
meines Körpers pulsiert.
• Und während ich noch mehr Kraft und Energie in mich aufnehme, kann
ich spüren, wie gut sich diese Stärke und diese Energie anfühlen – wie mein
gesamter Organismus zu Höchstform aufläuft … (Innehalten)
• Ich nehme dieses kraftvolle Bärenbild und das gute Gefühl nun mit zurück
in diesen Raum. Mir ist bewusst, dass ich jederzeit zu diesem starken Ge-
fühl zurückkehren kann.
• Ich nehme nun einen tiefen, frischen, kraftvollen Atemzug und lenke mei-
ne Aufmerksamkeit wieder nach außen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 141

TN 136 Kraft-Vorstellung: Starker Ort

• Ich schließe meine Augen – ich atme etwas länger aus, als ich es sonst tun
würde – und ich spüre, wie mein Körper ganz weich und gelöst wird. Mit
jedem Atemzug lassen meine Muskeln noch etwas mehr los. Und während
sich mein Körper noch etwas tiefer entspannt, mache ich in meiner Vor-
stellung eine kleine Reise.
• Ich stelle mir nun vor, ich wandere über eine wunderschöne Wiese – der
Himmel ist blau, die Sonne scheint – ich spüre einen leichten Wind und
die Wärme der Sonne auf meiner Haut.
• Während ich so wandere, sehe ich vor mir ein wunderschönes Stück Natur,
das sofort meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es ist ein ganz besonderer
Platz – ein wirklich schöner und starker Ort.
• Ich kann es nun ganz deutlich spüren: Das ist der Ort meiner Kraft – über-
all strömt Kraft aus dem Boden – und auch die Luft ist reich an Stärke und
Energie.
• Ich brauche mich jetzt nur hinzustellen und kann wahrnehmen, wie die
Kraft über meine Fußsohlen in meinen Körper strömt – wie sie sich aus-
breitet – wie sie sich vermischt mit der Energie, die ich mit jedem Atemzug
in mich einatme.
• Ich tanke mich nun voll mit Kraft und Energie – und lasse mich ganz erfül-
len – so, dass eine unendliche Stärke mich durchströmt und in jeder Zelle
meines Körpers pulsiert.
• Und während ich noch mehr Kraft und Energie in mich aufnehme, kann
ich spüren, wie gut sich diese Stärke und die Energie anfühlen – wie mein
gesamter Organismus zu Höchstform aufläuft … (Innehalten)
• Ich schaue mich nun noch einmal um am Ort meiner Kraft – ich weiß,
wann immer ich es brauche, kann ich an diesen Ort zurückkehren – um
aufzutanken – um mich zu stärken – zu kräftigen – um zu meiner Höchst-
form aufzulaufen.
• Ich nehme nun einen guten, frischen und kraftvollen Atemzug und lenke
meine Aufmerksamkeit wieder nach außen.

TN 137 Klarheit-Vorstellung: Lagerfeuer am See

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen.


• Ich stelle mir vor, es ist ein angenehmer Abend im Frühsommer und ich
befinde mich an einem schönen See.
• Langsam wird es etwas kühler und dunkler. Ich sitze an einem Lagerfeuer.
142 Transformation

• Es ist fast windstill und ich höre das Knistern des Holzes im Feuer. Ich
nehme die angenehme Wärme wahr, die das Feuer ausstrahlt. Ich rieche
das duftende Holz.
• Entspannt lehne ich mich zurück und mein Blick ruht auf den Flammen.
• Ich spüre eine wohlige Wärme, eine angenehme Entspannung und ein Ge-
fühl von tiefer Geborgenheit.
• Die wohlige Wärme breitet sich langsam in mir aus. Ich spüre sie zuerst im
Oberkörper und im Gesicht, dann breitet sie sich von dort langsam über
meinen ganzen Körper aus.
• Ich genieße diese Atmosphäre – und lasse mir Zeit … (Innehalten)
• Ich nehme dieses Gefühl des Wohlbefindens und der Wärme mit zurück in
diesen Raum, mit dem Wissen, dass ich an diesen Ort der Wärme jederzeit
wieder zurückkehren kann.
• Ich nehme nun einen tiefen, frischen, kraftvollen Atemzug und lenke mei-
ne Aufmerksamkeit wieder nach außen.

TN 138 Klarheit-Vorstellung: Solarplexus Der Solarplexus (lat. plexus so-


laris, dt. Sonnengeflecht), ist ein Geflecht sympathischer und parasympathi-
scher Nervenfasern. Er befindet sich am Übergang vom Brustkorb zur Magen-
grube. Im Solarplexus werden Informationen verarbeitet und weitergeleitet,
die bestimmte Funktionen von inneren Organen (u. a. Magen und Darm)
regulieren, z. B. die Anspannung oder Erschlaffung der glatten Muskulatur
oder die Sekretion von Drüsen.

• Ich setze mich bequem hin und schließe meine Augen. Ich spüre, wie mit
jedem Atemzug mehr Ruhe und Entspannung in meinen Körper fließen –
wie sich mein ganzer Körper angenehm entspannt.
• Und während sich mein Körper noch etwas tiefer entspannt, gehen meine
Gedanken auf die Reise – ganz entspannt, ganz gelöst.
• Ich lenke nun meine Aufmerksamkeit nach innen auf mein Sonnenge-
flecht, auf meinen Solarplexus.
• Ich stelle mir dort ein Zentrum vor, das in diesem Augenblick beginnt,
helles strahlendes Licht zu produzieren.
• Ich kann wahrnehmen, wie dieses helle Licht sich in meinem Brustkorb
ausbreitet – wie es in meinen Körper hineinfließt – mein gesamter Bauch-
raum, meine Beine und Füße sind durchströmt und erfüllt von diesem
hellen strahlenden Licht.
• Mit jedem Atemzug strömt mehr Licht aus meinem Sonnengeflecht – es
durchflutet meine Schultern, meine Arme – es fließt hinein in meine Hän-
de bis in die Fingerspitzen – es erfüllt meinen Kopf – und weckt dort helle
lichte Gedanken.
6 Denken, Handeln, Erfolg 143

• Ich nehme wahr, wie hell es in meinem Körper geworden ist – wie ein
leuchtender Glanz mein Herz erfüllt.
• Immer mehr Licht strömt aus meinem Sonnengeflecht – breitet sich aus
und pulsiert in jeder Zelle meines Körpers – mit jedem Atemzug wird es
noch heller und strahlender in meinem Körper.
• Das Licht strömt durch jede Pore meiner Haut nach draußen und ist weit-
hin sichtbar – ich nehme mich wahr, so ganz erfüllt von Licht – hell und
strahlend – und genieße dieses Gefühl … (Innehalten)
• Und nun nehme ich einen tiefen Atemzug – und lenke meine Aufmerk-
samkeit wieder nach außen.

6.5.1.6 Sekundär-Ressourcen
Durch Metaphern-Szenarien mit speziellen Symbolträgern (Archetypen)
wird mit den nachfolgenden Interventionen eine Wirkung auf das Unter-
bewusstsein ausgeübt. Dies sind menschheitsgeschichtlich geprägte Urbilder,
die in jedem Menschen tief im Unterbewusstsein verankert sind. Sie gehen
auf Forschungsarbeiten von Carl Gustav Jung zurück, der mit seiner ana-
lytischen Psychologie dazu essenzielle Beiträge geliefert hat (Jung 1990). Die
Botschaften der Sekundär-Symbole sind für das Unterbewusstsein stark und
eindrücklich. Interventionen sollten erst dann verwendet werden, wenn der
Übende bereits Erfahrungen mit den Interventionen der Primär-Ressourcen
gesammelt hat.

TN 140 Fantasiereise: Wiese Das Symbol Wiese steht für positive Grund-
gefühle und gute Stimmung.

• Ich setze mich bequem hin und atme ruhig ein und aus.
• Ich schließe meine Augen und mit den nächsten tiefen Atemzügen komme
ich ganz zu mir.
• Ich stelle mir nun vor, ich befinde mich an einem herrlichen Frühsommer-
tag auf einer schönen Wiese.
• Es ist Vormittag und über mir strahlt der blaue Himmel.
• Ich sehe viele bunte Blumen.
• Ich rieche Kräuter und Gräser und höre Vögel fröhlich zwitschern.
• Ich finde einen angenehmen, trockenen Platz und setze mich hin.
• Ich ruhe mich aus und genieße diese angenehme Umgebung.
• Ich verspüre inneren Frieden.
• Ich habe Zeit, hier zu verweilen und das zu tun, was ich jetzt gerne tun
möchte … (Innehalten)
• Ich spüre ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit.
144 Transformation

• Ruhe und Gelassenheit breiten sich in meinem ganzen Körper aus.


• Und mit diesen guten Gefühlen komme ich jetzt wieder zurück in diesen
Raum.

TN 141 Fantasiereise: Quelle Das Symbol Quelle steht für Entwicklung,


Lebenskraft und emotionale Energie.

• Ich schließe meine Augen … und stelle mir vor, ich stehe auf einer kleinen
Anhöhe. Es ist ein klarer sonniger Sommermorgen.
• Neben mir entspringt eine frische Wasserquelle.
• Ich beobachte, wie das Wasser zwischen grünen Gräsern und Blättern hin-
durch aus der Erde sprudelt und sich seinen Weg bahnt.
• Ich setze mich auf einen warmen Stein, den ich neben der Quelle entdecke.
• Ich höre das Plätschern des Wassers und atme die frische Luft tief ein.
• Das klare Wasser lädt mich zum Trinken ein. Ich forme meine Hände zu
einer Schale und nehme einen großen Schluck.
• Ich spüre, wie mich das frische Quellwasser belebt.
• Diese Vitalität überträgt sich auf mich und pulsiert in jeder Zelle meines
Körpers.
• Sprudelnde Lebendigkeit erfüllt mich jetzt von Kopf bis Fuß.
• Ich spüre, wie gut mir das tut.
• Ich habe jetzt Zeit, an dieser Quelle zu verweilen und das tun, was ich ger-
ne tun möchte … (Innehalten)
• Wohlbefinden und Zufriedenheit breiten sich in mir aus.
• Ich atme noch einmal tief durch und komme zurück in diesen Raum. Das
gute Gefühl bringe ich einfach mit.
• Und wenn ich hier angekommen bin, öffne ich wieder meine Augen.

TN 142 Fantasiereise: Junger Bach Das Symbol Bach steht für Entwick-
lung, Lebenskraft und seelisch emotionale Energie (Lebensfreude, Lust).

• Ich schließe meine Augen und richte meine Aufmerksamkeit nach innen.
Ich spüre meinem Atem nach und entspanne mich.
• Ich stelle mir vor, ich stehe an einem kleinen Bach. Es ist ein schöner Som-
mertag. Das Sonnenlicht des warmen Vormittags bricht sich funkelnd im
Wasser.
• Ich setze mich auf einem guten, trockenen Platz am Ufer. Üppiges Gras ist
um mich herum. Bunte Blumen leuchten im Licht.
• Ich beobachte den munteren Lauf des Wassers. Spielerisch umfließt es klei-
nere Steine. Ein dickes Holzstück wird mit dynamischer Leichtigkeit über-
wunden. Alles ist am Fließen und Bewegen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 145

• Diese unerschöpfliche Energie und Beweglichkeit überträgt sich auch auf


mich.
• Ich spüre, wie Lebensfreude und Energie in mir erwachen. Ich erlebe, wie
es sich in mir ausbreitet und mich durchströmt. Ich fühle mich vital und
lebendig.
• Ich nehme mir die Zeit, in diesem guten Gefühl zu verweilen … (Inne-
halten)
• Beim Zurückkommen bringe ich diese Vitalität einfach mit.
• Ich nehme nun einen tiefen Atemzug und komme mit meiner Aufmerk-
samkeit wieder in diesen Raum. Und wenn ich hier angekommen bin, öff-
ne ich wieder meine Augen.

TN 143 Fantasiereise: Fluss Das Symbol Fluss steht für Entwicklung, Le-
benskraft und seelisch-emotionale Energie (Ruhe, Kraft, Würde, innere Stär-
ke).

• Ich schließe meine Augen, atme tief ein und aus und entspanne mich.
• Ich stelle mir nun vor, es ist ein schöner Sommertag. Ich stehe an einem
Bootssteg an einem Fluss.
• Ich besteige ein stabiles Boot.
• Dieses Boot nimmt mich mit auf eine kleine Reise.
• Es ist angenehm warm und ich spüre den Fahrtwind und die Sonne auf
meiner Haut.
• Ich sehe die grüne, schöne fruchtbare Landschaft vorbeiziehen.
• Dazwischen sehe ich Sonnenblumenfelder, sie leuchten hell und kraftvoll.
• Das gleichmäßige Rauschen des Flusses ist angenehm und ich genieße das
leichte Schaukeln des Bootes.
• Ich spüre die Ruhe und den Reichtum der Landschaft.
• Eine Baumallee am Ufer begleitet mich ein Stück den Fluss entlang.
• Durch die Kraft des Flusses komme ich vorwärts. Ich fühle mich getragen.
• Ich bin angetan von der Vielfalt der Eindrücke.
• Die beständige fließende Energie des Wassers überträgt sich jetzt auch auf
mich.
• Ich nehme dieses stärkende Gefühl auf und spüre es in jeder Zelle meines
Körpers … (Innehalten)
• Ich nehme einen tiefen Atemzug und komme mit meiner Aufmerksamkeit
zurück an diesen Platz. Wenn ich hier angekommen bin, öffne ich wieder
meine Augen.
146 Transformation

TN 144 Fantasiereise: Berg Das Symbol Berg steht für Anforderung, Kar-
riere und Bewältigungsglaube (Ich-Stärkung, Wissen um Kraftressourcen,
Vorfreude, Herausforderung, Selbstvertrauen).

• Ich schließe nun meine Augen, atme tief ein und aus und stelle mir vor, es
ist ein frischer Sommermorgen. Ich stehe in einer schönen Gebirgsland-
schaft. In einiger Entfernung sehe ich einen einladenden Berg. Er hat eine
mittlere Höhe und ist am Fuße bewaldet. Darüber sehe ich das saftige
Grün von Almwiesen und oben den felsigen Gipfel. Der Himmel ist blau
und wolkenlos. Ich spüre einen sanften Wind auf meiner Haut.
• Ich bin gut ausgerüstet und habe alles dabei, was ich für eine Bergwande-
rung brauche: gute Schuhe, passende Kleidung und ausreichend Proviant.
Der Berg übt eine große Anziehungskraft auf mich aus und ich mache
mich auf den Weg.
• Mein Weg führt mich durch einen lichten Mischwald. Ich fühle mich fit
und komme zügig vorwärts. Die frische, klare Bergluft bringt mich gut vo-
ran. Am Ende des Waldes komme ich über eine Alm. Ich kann den Gipfel
vor mir sehen und freue mich, dass ich ihm immer näher komme. Nun
wird der Anstieg steiler und felsiger. Ich bewältige auch diese Herausforde-
rung mit Fitness und Ausdauer.
• Es sind noch wenige Schritte und ich bin am Gipfel angekommen. Die
große Mühe hat sich gelohnt. Zufriedenheit und Stolz erfüllen mich. Ich
genieße die klare Sicht auf die Landschaft unter mir. Ich suche mir einen
sicheren und angenehmen Platz und setze mich hin. Ich habe jetzt Zeit,
um mich zu stärken. Während der Brotzeit genieße ich die Ruhe, die mich
umgibt … (Innehalten)
• Gut gestärkt und erholt mache ich mich wieder auf den Weg zurück. Ich
entdecke einen anderen Weg ins Tal, auf dem ich mühelos nach unten ge-
lange. Über die Almwiesen und durch den Wald geht es zurück an den Aus-
gangspunkt meiner Wanderung. Nun bin ich wieder dort angekommen
und schaue noch einmal zurück zum Gipfel. Freude und Zufriedenheit
erfüllen mich. Ich bin stolz darauf, diese Mühen auf mich genommen zu
haben. Es hat sich gelohnt!
• Mit diesem guten Gefühl komme ich wieder zurück in diesen Raum. Ich
nehme noch einen tiefen Atemzug und öffne meine Augen.

6.5.1.7 Techniken zur Konditionierung


Das Prinzip der klassischen Konditionierung ist bereits an anderer Stelle (sie-
he Abschn. 6.2.13) in diesem Buch beschrieben. Sie entspricht mit „Ankern“
oder dem „Moment of Excellence“ Grundtechniken, die ich aus dem Neuro-
6 Denken, Handeln, Erfolg 147

Linguistischen Programmieren (kurz NLP) übernommen habe. Da diese


Techniken den Anforderungen der klassischen Konditionierung nach Pav-
lov entsprechen, werden sie hier aufgeführt, obwohl NLP seine Wirksamkeit
noch nicht wissenschaftlich nachweisen konnte (Kanning 2013).
Ich möchte dazu anmerken, dass wir mit den Techniken zur Konditionie-
rung bei unseren Kunden durchweg positive Erfahrungen gemacht haben. So
konnte beispielsweise ein Dirigent sein Lampenfieber überwinden.

TN 146 Anker: Ressource stapeln Ein Anker nutzt eine erlebte Assoziation,
um eine gewünschte Reaktion an einen zusätzlichen Reiz zu knüpfen. Die As-
soziation kann durch unmittelbare Erfahrung, Erinnerung oder Imagination
gebildet werden. Durch die Kombination mehrerer Sinneskanäle, beispiels-
weise Druck zwischen Daumen und Ringfinger (somatosensorischer Kanal)
in Kombination mit dem betonten Aussprechen eines passenden Worts, kann
man eindeutige Anker installieren. Anker können sich abschwächen, lassen
sich aber in einem verkürzten Verfahren wieder aktivieren.
Eine Ressource (Gestimmtheit/Fähigkeit) wird an einem bestimmten Ort
(am Körper evtl. auch an einem bestimmten Gegenstand) abgelegt. Um sie
immer präsent zu haben, ist das Ankern der Ressource am Körper am sinn-
vollsten. Es können verschiedene Ressourcen an verschiedene Plätze gelegt
werden.
Mit der Stimulation des Anker-Ortes durch Berührung (ggf. mit Unter-
stützung eines Wortes als Verstärkung) wird die dort abgelegte Ressource ak-
tiviert.

• Ankerplatz festlegen – ein Ort, der üblicherweise nicht häufig einfach so


berührt wird (beispielsweise einen bestimmten Fingerknochen, Fingerspit-
ze, Handinnenfläche durch einen oder zwei Finger berühren)
• Zusätzliches Auslösewort definieren, Beispiel: „Silenz“
• Ressource benennen, Beispiel: „Gelassenheit“
• Kritische zukünftige Situation benennen, in der die Ressource gebraucht
wird, Beispiel: „vor einem Vortrag“
• Drei Situationen erinnern, in der die Ressource verfügbar war, und notie-
ren.
• Erste Situation erinnern und mental nacherleben, dabei genau beobachten
(VASOG), wie sich dieser Zustand in der Wahrnehmung gezeigt hat.
• Ankern, wenn der Zustand in unserem Beispiel „Gelassenheit“ intensiv
wahrgenommen wird, indem der Ankerplatz wie vorgesehen berührt und
zusätzlich das Auslösewort ausgesprochen wird.
• Wiederholung des vorstehenden Prozesses mit der zweiten und dritten Si-
tuation
148 Transformation

Zur Ankerverstärkung soll mindestens eine Woche lang den Anker zwei- bis
dreimal täglich ausgelöst und damit konditioniert werden.

TN 147 Technik: Moment of Excellence Der Moment of Excellence ist eine


zurückliegende Situation im Leben eines Menschen, in der sich der Betreffen-
de in hervorragender Verfassung und bei höchster Leistungsfähigkeit befand.
Dieser Zustand kann mit der Anker-Technik (TN 146) ebenfalls gestapelt
und wieder abgerufen werden.

6.5.2 Äußere Ziele
Arbeitsziel auf dieser Ebene im Sinne einer Transformation ist die Gestaltung
eines Lebensengagements. Damit kann ein Mensch sein Leben genießen und
sich selbst in einer erfolgreichen Zukunft wahrnehmen. Die Gründe für eine
Lebensvision sind an anderer Stelle (siehe Abschn. 3.3.3 und 6.4.3) bereits
beschrieben.
Bei der Bestimmung und Definition von äußeren Zielen geht es um die
drei Kategorien Kreativität, Wünsche und Motivation, über die Menschen zu
ihrer Bestimmung finden können.

6.5.2.1 Motivation
Damit Wünsche erfüllt und Ziele erreicht werden können, braucht der
Mensch ein hohes Maß an Motivation. Es ist wichtig, eine klare Vorstellung
(Vision) von seinem Lebenszweck und seinen Wünschen zu entwickeln. Ge-
nauso wichtig ist die Fähigkeit zu einem konsequenten Misserfolgsmanage-
ment für die Zielerreichung.
Einen naturwissenschaftlichen Beitrag dazu liefern die Neurowissenschaf-
ten. Hier ist die Motivation eine Art Triebkraft oder Energie für zielgerichte-
tes Verhalten (Bear et al. 2008). Diese Triebkraft kann mit einer Energiequelle
verglichen werden. Man meint damit auch die Handlungsbereitschaft (Le-
Doux und Trunk 2003). Diese muss zunächst ausgelöst (aktiviert) werden. Zu
dieser aktivierenden muss eine zweite Art der Energie hinzukommen, die not-
wendig ist, um Handlungen bis zur Zielerreichung aufrechtzuerhalten. Der
Fachbegriff dafür heißt Volition. Umgangssprachlich nennt man dies auch
Durchhaltevermögen oder Willenskraft. Der Prozess der Selbststeuerung er-
fordert demnach immer Willenskraft.
Bei den „Energiequellen“ handelt es sich um die intrinsische (aus eigenem
Antrieb stammende) und extrinsische (von außen her kommende) Motiva-
tion, die man zunächst aktivieren oder auslösen muss. Diesem Konzept liegt
eine Theorie zugrunde, wonach diese Motivationsquellen mit bestimmten
Hormonen zusammenhängen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 149

Nachdem ein Motiv ausgelöst wurde, sind bestimmte (erlernbare) Fähig-


keiten notwendig, damit die Energie bis zur Zielerreichung aufrechterhalten
bleibt. Es handelt sich um die Willenskraft. Man kann sie durch entsprechen-
des Training – vergleichbar einem Muskeltraining – regenerieren und damit
stärken. Nach einer empirischen Studie mit 5631 Teilnehmern von Waldemar
Pelz (Pelz 2010) lässt sich diese Willenskraft durch Veränderung bestimmter
Verhaltensgewohnheiten stärken: mittels Reduzierung von Energie zehrenden
und dem Ausbau von Energie spendenden Gewohnheiten. Die nachfolgen-
den Aufzählungen nach Prof. Pelz sind Beispiele für derartige Verhaltensge-
wohnheiten.

Kraft spendende Gewohnheiten als Quellen mentaler Energie

• Aufmerksamkeit auf klare Ziele lenken


• Seine Werte leben
• Sich auf das Wesentliche konzentrieren
• Sich in gute Stimmung versetzen
• Emotionale Probleme schnell überwinden
• Ängste, Frust, Neid und Wut abbauen
• Wertvolles Mitglied eines Teams sein
• Für Mitmenschen Wichtiges tun
• Stärken und Talente einsetzen
• Auf Unvorhergesehenes vorbereitet sein
• Langfristige Perspektiven aufbauen
• Fähigkeit zur Problemlösung trainieren
• Sinn der eigenen Arbeit kennen
• Beitrag zur Gemeinschaft leisten
• Häufig Feedback einholen

Energie verbrauchende Gewohnheiten als Konsument mentaler Kraft

• Sich verzetteln, viele Dinge anfangen


• Es allen recht machen wollen
• Nicht wissen, was man will
• Über Belastungen zu lange grübeln
• Überempfindlich und eitel sein
• Sich als Opfer fühlen, andere anklagen
• Sich ständig mit anderen vergleichen
• Falsche Vorbilder haben (TV, Medien)
• Auf Lob und Anerkennung warten
• Vorwiegend kurzfristig (reaktiv) denken
150 Transformation

• In der Vergangenheit leben


• Meist über Oberflächliches reden
• Keine Eigeninitiative entwickeln
• Freundschaften vernachlässigen
• Sich für andere nicht interessieren

Da der Begriff der Motivation auf unterschiedliche Weise definiert wird, exis-
tiert eine Vielfalt an Theorien, die im Rahmen dieser Publikation nicht um-
fassend dargestellt werden kann. Ich stelle im Folgenden einige der Techniken
dar, die sich in der Coachingpraxis bewährt haben.

TN 902 Präferenzen: Gratis-Talente Machen Sie sich Ihre Stärken und Be-
gabungen klar, indem Sie durch Brainstorming oder durch Feedback (Rück-
meldung) von anderen den sogenannten „Gratis-Talenten“ nachspüren. Be-
fragen Sie dazu insbesondere Ihre Eltern, Geschwister und Freunde. Gemeint
sind die Talente, die uns in die Wiege gelegt wurden – Fähigkeiten, die uns
leichtfallen, die wir immer schon „von selbst“ gut konnten und gerne aus-
geübt haben. Es sind die Stärken, die uns schon viele Erfolgserlebnisse be-
schert haben und in uns ein bestimmtes Gefühl von Leichtigkeit entstehen
lassen. Zu den Gratis-Talenten gehören Ausbildung, Sprachen, Fähigkeiten,
besondere Fertigkeiten und Charaktereigenschaften, die Ihnen von Dritten
zugeschrieben werden. (Arbeiten Sie das schriftlich aus.)

TN 903 Präferenzen: Notizbuch Verwenden Sie ein kleines Notizbuch. No-


tieren Sie jeden Abend für etwa einen Monat lang zwei Situationen aus dem
Tagesablauf, die für Sie angenehm oder zufriedenstellend waren. Notieren
Sie sich dazu die Fähigkeiten und Eigenschaften, die dazu geführt haben.
Schreiben Sie mindestens eine Eigenschaft zu jeder Situation. Halten Sie nach
sich wiederholenden Aussagen von Dritten zu Ihren Stärken Ausschau und
notieren Sie diese ebenfalls.

TN 904 Präferenzen: Assessment Assessment (engl., dt. Beurteilung) ist


die Erfassung von psychologischen und anderen Merkmalen zu einem prakti-
schen Zweck, der eine rationale Entscheidung verlangt. Ich empfehle ipsative,
das heißt auf sich selbst bezogene Testverfahren. Diese ermitteln durch die
Art der Befragung, welche Verhaltensweisen und Fähigkeiten der Teilnehmer
in der Vergangenheit erfolgreich angewendet hat. Es wird unterstellt, dass
dieses Verhalten präferiert eingesetzt wird und damit zum individuellen Ver-
haltensrepertoire gehört. Sie ermöglichen den intraindividuellen Vergleich
von Eigenschaftsausprägungen („Eigenschaft oder Verhaltenstendenz A ist bei
6 Denken, Handeln, Erfolg 151

dem Kandidaten stärker vorhanden als Verhaltenstendenz B“). Umsetzungen


dieser Verfahren finden sich z. B. bei Thomas International, DISC, Harrison
Assessments.

TN 905 Präferenzen: Werte-Top-Ten Wertvorstellungen (kurz Werte) sind


wünschenswerte Lebensinhalte oder Bedürfnisse für eine gute Lebensqualität.
Hier nimmt jeder Mensch – meist unbewusst – eine persönliche Gewichtung
vor. Zufriedene und in sich ruhende Menschen haben oft eine klare Vor-
stellung davon, welche Werte ihnen wichtig sind. Bei dieser Übung geht es
zunächst darum, die zehn wichtigsten Werte für sich selbst zu notieren. An-
schließend bringen Sie die Werte noch in eine Rangfolge, wobei der für Sie
wichtigste Wert den ersten Rang erhält. Übungsziel ist es, ein Bewusstsein
für die eigenen Werte und ihre Bedeutung für die eigene Lebensqualität zu
gewinnen.

6.5.2.2 Lust
Zur Motivation gehört auch die Lust als eine hilfreiche und nützliche An-
triebskraft. Sie trägt immer den Wunsch nach Befriedigung in sich und mo-
bilisiert in hohem Maße die Energie für die Wunscherfüllung. Damit Lust
entstehen kann, sind Bedürfnisse notwendig, beispielsweise Unzufriedenheit.
Idealerweise ist diese mit einer konkreten Perspektive auf Befriedigung ver-
bunden. Um Lust zu erzeugen, können verschiedene Interventionen genutzt
werden: Anreicherung, Starttricks und die Lust auf die Zukunft.

TN 906 Lust: Job Enrichment Bei dieser Übung geht es darum, eine bevor-
stehende Aufgabe anzureichern, um so „mehr daraus zu machen“. Eine An-
reicherung kann thematisch dadurch entstehen, dass man sich intensiver mit
der Aufgabe beschäftigt, ihr mehr Aufmerksamkeit widmet und sich „hinein-
kniet“. Sie kann aber auch durch Humor oder Spaß angereichert werden. So
entsteht mehr Leichtigkeit bei der Arbeit. Für das „Job Enrichment“ haben
sich drei Szenarien bewährt:

Anreichern durch ethische Motivation

• Tätigkeit definieren, die angereichert werden soll


• Verantwortungsfokus einnehmen: bewusst machen, geleisteten Beitrag und
Nutzen erkennen, notieren
• Gefühle wahrnehmen (VASOG), die vom vorherigen Schritt ausgelöst wer-
den
152 Transformation

Anreichern durch soziale Motivation

• Tätigkeit definieren, die angereichert werden soll


• Möglichkeiten für mehr Humor (Leichtigkeit, Spiel, Spaß) sammeln, no-
tieren
• Möglichkeiten sammeln und notieren, wie positiver Einfluss auf das Leben
anderer genommen werden kann
• Umsetzungsplanung: aus den vorstehenden Schritten eine Auswahl treffen
und in die Wochenplanung übernehmen

Anreichern durch fachliche Motivation

• Tätigkeit definieren und in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen


• Forschungsthemen zum Tätigkeitsfeld und Infomöglichkeiten sammeln
und notieren, Expertentum zur Tätigkeit fördern
• Auswahl aus dem vorhergehenden Schritt treffen, übernehmen und termi-
nieren

TN 907 Lust: Starttricks Bei diesen Übungen geht es darum, sich Lust auf
eine bevorstehende, eher unangenehme Aufgabe zu machen und damit eine
Hemmschwelle zu überwinden. Mit einem Starttrick stellt man seinen Be-
dürfnissen eine konkrete Aussicht auf Befriedigung in Aussicht.

Fünf-Minuten-Trick
Man trifft eine Selbstvereinbarung, die anstehende Aktivität für fünf Minuten
auszuführen. Danach entscheidet man, ob weiter an der Aufgabe gearbeitet
wird. Mit dieser Technik kann eine Anfangshemmung leichter überwunden
werden.

Stimmungswahl
Man versetzt sich bewusst in eine Stimmung, die dabei hilft, eine Aufgabe
zu beginnen also engagiert, frisch und positiv statt gelangweilt, sauer oder
negativ.

Rollenspiel
Zum Beginnen schlüpft man in eine geschäftige, hoch motivierte und vitale
Rolle und spielt dann diese Rolle engagiert.

Inner Game
Das „innere Spiel“ bedeutet, den inneren Text unterstützend gestalten: Man
macht sich den üblichen Text beim Aktivitäten-Start durch mentales Erleben
6 Denken, Handeln, Erfolg 153

bewusst und notieren ihn. Dann stellt man den idealen Text (mit Handlungs-
anweisungen usw.) zusammen, notiert ihn ebenfalls und ersetzt im mentalen
Erleben den alten durch den neuen Text.

TN 909 Lust: Lustbremser schwächen Sorgen und Ängste sind die Haupt-
ursachen dafür, wenn uns die Lust auf die Zukunft fehlt. Statistisch gesehen
sind nur 8 % aller Sorgen gerechtfertigt. 10 % aller Sorgen sind nebensäch-
lich, 52 % überflüssig und 30 % aller Sorgen kommen aus der Vergangenheit.
Mental kann daher die Vorfreude (als Zielvision) genutzt werden, um Lust auf
die Zukunft zu entwickeln.

• Dabei sind folgende Arbeitsschritte empfohlen: Lustbremser schwächen,


indem die inneren Teile auf die Ziele eingeschworen und verpflichtet wer-
den; zudem äußere Lustbremser ausschließen und aussortieren.

TN 910 Lust: Lust auf die Zukunft Die Vorfreude soll genutzt und dafür
die Freude, die aus der Zielerreichung folgen wird, mittels Körperecho auf-
gespürt und verbreitet werden. Die Zielvision kann dazu für alle Sinne an-
gereichert und die angenehmen Gefühle sollen verstärkt werden: Der Erfolg
soll mit jeder Zelle des Körpers genossen und gefeiert werden. Danach kann
diese exzellente „Lustausrüstung“ ins Hier und Jetzt übertragen werden und
ihre positive Wirkung verbreiten.

• Körperecho für „Lust auf xyz“ wahrnehmen und bewerten


• Situation nach getaner Arbeit mental wahrnehmen
• Über VASOG schildern, genießen, verstärken, ausbreiten
• Innere Motivationsstimme bewusstmachen
• Unterstützende Texte entwickeln: „Warum nicht …“
• Notizen machen
• Mental ausprobieren (Text innerlich rekapitulieren)
• Körperecho für „Lust auf xyz“ wahrnehmen und bewerten

6.5.2.3 Visionen: Lebensvision
Die Visionskraft hat den stärksten Antrieb auf die menschliche Lebensleis-
tung. Ist sie verloren gegangen, hat das Auswirkungen auf alle Lebensberei-
che. Sie umfasst Sinnfragen, Berufsleben, soziale Kontakte und körperliche
Befindlichkeiten. Deshalb ist es eine Kernaufgabe für jeden Menschen, in
Kontakt mit seiner Lebensvision zu kommen.
Eine eigene Vorstellung (Vision) davon zu entwickeln, was man im Leben
erreichen oder sein will, zählt zu den größten Leistungen, die ein Mensch
154 Transformation

vollbringen kann. Nur wer eine solche Vision hat, kann aus den Aufgaben,
Ansprüchen und Erwartungen, die auf ihn zukommen, diejenigen auswählen,
die für das eigene Leben Bedeutung haben.

„Kein Mensch beginnt zu sein, bevor er seine Vision empfangen hat.“ (Spruch
der Anishinabe, nordamerikanischer Indianerstamm aus der Gruppe der Al-
gonkin)

Eine Vision definiert, was ein Mensch sein will (Charakter), was er tun will
(Leistung, Beiträge) und welche Werte er verfolgt. Damit wird eine Lebens-
vision zur Basis für alle wesentlichen und lebensbestimmenden Entscheidun-
gen, die ein Mensch zu treffen hat. Die Lebensvision stellt einen unwandelba-
ren Kern im Inneren eines Menschen dar, um sich in einer wandelbaren Welt
zu orientieren. Da jeder Mensch einzigartig ist, wird die Lebensvision oder
Berufung auch diese Einzigartigkeit in Form und Inhalt nach außen spiegeln.
Eine Lebensvision gilt es eher zu entdecken, als sie zu erfinden. Es ist
ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum hinziehen kann, bis ein
Mensch eine ausgereifte Vorstellung seiner Lebensvision entwickelt hat. Sie
sollte auch schriftlich formuliert werden, da Schreiben das Denken klärt. Die
Definition einer lebenswerten Vision führt zu einem starken Glücksgefühl
und hat Auswirkungen in allen Lebensbereichen.

TN 911 Visionen: Wünsche Vor der Entwicklung einer Lebensvision ist es


sinnvoll, sich seiner Lebenswünsche klar zu werden. Schreiben Sie also die
Wünsche, die Sie sich noch erfüllen wollen (mindestens zehn), auf eine Li-
ste. Es ist dann relativ leicht, einen Wunsch zu einem Ziel zu machen. Dazu
braucht man nur noch das Datum zu definieren, zu dem der Wunsch (dann
Ziel) erfüllt sein soll.

„Unsere Visionen beginnen mit unseren Wünschen.“ (Unbekannt)

TN 912 Visionen: Geburtstagsrückblick Zum Entdecken der Lebensvi-


sion kann es hilfreich sein, einen Geburtstagsrückblick von einem weit in der
Zukunft liegenden Geburtstag zu entwickeln. Beispielsweise stellt man sich
vor, einen Rückblick von seinem eigenen 70. Geburtstag auf sein vergangenes
Leben vorzunehmen. Damit können dann Teilschritte erkannt werden, die
zum Entdecken einer Lebensvision führen. Der Zeitraum kann bei jungen
Menschen auch kürzer gewählt werden.
Erstellen Sie dazu eine schriftliche Ausarbeitung (mindesten zwei DIN-A4-
Seiten) und schreiben über Beruf, Freunde und Familie und über sich selbst
als Individuum. Notieren Sie es so, als wäre es bereits in Erfüllung gegangen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 155

TN 913 Visionen: Rollenvision Rollenvisionen sind die verschiedenen Teile


einer Lebensvision, quasi die konkrete Umsetzung in den einzelnen Lebens-
bereichen, die zu einem erfüllten Leben gehören.

6.5.2.4 Suggestive Wunschtechniken
„Unsere Wünsche sind die Vorboten der Fähigkeiten, die in uns liegen“, for-
mulierte es einst Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werk „Aus meinem
Leben. Dichtung und Wahrheit“. Vorboten sind sie deswegen, weil sie ein
riesiges mentales Potenzial darstellen, das man für das Erreichen von Wün-
schen und Zielen nutzen kann. Durch eine konsequente Ausrichtung auf Zie-
le stellen sich selektive Wahrnehmungen für Chancen, förderliche Ereignisse
und Kontakte ein, die uns bei der Zielerreichung unterstützen. Dazu müssen
die Ziele aber klar genug, gut genug und stark genug sein, damit man sie er-
reichen kann.
Im Gehirn wird ein Erlebnis aus einer Vielzahl von Eindrücken (VASOG)
generiert. Hierfür werden die aus den Wahrnehmungskanälen an unterschied-
lichen Stellen im Gehirn eintreffenden Signale verarbeitet und integriert, das
bedeutet nach Zeit und Raum geordnet und gespeichert. Von einem Men-
schen werden diese unterschiedlichen Wahrnehmungen dann als eine Einheit
erlebt. Es sind viele Faktoren notwendig, damit mentale Prozesse und Inhal-
te miteinander verbunden werden können und dadurch eine erlebte Einheit
entsteht. Sind mindestens zwei (oder mehr) mentale Prozesse oder Inhalte
nicht mehr miteinander verbunden, obwohl dies normalerweise der Fall ist,
so spricht man von Dissoziation. Beispiele für dissoziative Alltagsphänome-
ne sind etwa ein Marathonläufer, der seine Schmerzen in einer bestimmten
Phase des Laufs nicht wahrnimmt, oder die Ausübung einer konzentrierten
Tätigkeit, während der das Zeitgefühl verloren gegangen ist.
Das Gegenteil der Dissoziation ist die Assoziation. Dabei werden mentale
Elemente miteinander verknüpft und bilden so eine Einheit in der Wahr-
nehmung. Die Assoziation dient dabei zur Erklärung des Phänomens, dass
zwei (oder mehr) ursprünglich isolierte psychische Inhalte (wie z. B. Wahr-
nehmungen, Gefühle oder Ideen) – auch als Assoziationsglieder bezeichnet –,
eine so enge Verbindung eingehen, dass das Aufrufen eines Assoziationsglie-
des das Auftreten eines oder mehrerer weiterer Assoziationsglieder nach sich
zieht oder zumindest begünstigt. So werden zum Beispiel der Anblick von
Flieder und der Geruch von Flieder im Gedächtnis miteinander verbunden.
Dissoziation und Assoziation können gezielt trainiert und entwickelt werden.

TN 915 Wünsche: Wunschfilm Der Wunschfilm ist eine Fantasiereise hin


zu einem bereits erfüllten Wunsch. Dazu ist es erforderlich, eine starke Vor-
156 Transformation

stellung (Vision) des erfüllten Wunsches zu entwickeln. Je genauer und kraft-


voller dieses Zukunfts-Ich ist, umso intensiver können die dazugehörigen
Gefühle wahrgenommen werden. Die Kopplung der sensorischen Wahrneh-
mung an und über alle Sinneskanäle (Multisensorik, VASOG) macht diese
Technik äußerst wirkungsvoll. Nehmen Sie sich die Zeit, diese Fantasiereise
aufzuschreiben und den damit verbundenen Wahrnehmungen nachzuspüren.
Verändern Sie den Wunschfilm, bis er für Sie uneingeschränkt stimmig ist.

TN 916 Wünsche: Drei-Stufen-Technik Wenn Sie keine Erlebnisse aus der


Vergangenheit für die Entwicklung einer zukünftigen Vorstellung haben oder
Ihren Fähigkeiten (noch) nicht vertrauen wollen, dann kann diese Interven-
tion hilfreich sein.

• Stufe 1: Visualisieren Sie eine Person, welche über die gewünschten Fähig-
keiten optimal verfügt, oder erinnern Sie sich an eine Situation, in der
Sie über die gewünschte Zielfähigkeit verfügt haben. Beobachten Sie diese
Situation genau und dissoziiert (VASOG). Damit ist gemeint, dass Sie sich
bei der Beobachtung der Vorstellung als solcher bewusst sind – Sie beob-
achten die Vorstellung als ein Zuschauer.
• Stufe 2: Tauschen Sie nun die Person durch sich selbst aus bzw. ersetzen Sie
Ihre Situation durch die zukünftige, gerade vorgestellte.
• Stufe 3: Steigen Sie jetzt in die Vorstellung ein und erleben Sie diese assozi-
iert, also mit allen Wahrnehmungskanälen (VASOG).

TN 917 Wünsche: Hull-Technik Raymond Hull hat diese Technik bereits


in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt und publiziert (Hull
2002). Der Erfolg dieser Intervention liegt im konsequenten dauerhaften
Kontakt mit der Zielvision und einer immer klarer werdenden Zielvorstel-
lung.
Der Benutzer entwickelt zuerst die Vorstellung einer Zielvision mit einer
detaillierten Beschreibung seiner Gefühle und Wahrnehmungen. Nun wird
die Zielvision handschriftlich auf etwa drei bis vier DIN-A4-Seiten notiert
und in die Bereiche Beruf, Familie (Freunde) und Individualleben struktu-
riert.
Dann beginnt die eigentliche Umsetzung der Methode in einem Kondi-
tionierungsprozess. Einmal täglich soll diese Vorlage abgeschrieben werden,
handschriftlich, sauber und schön. Dabei sollen die zugehörigen Gefühle
wahrgenommen und visualisiert werden. Textänderungen, Textverbesserun-
gen und -konkretisierungen beim täglichen Abschreiben sind erwünscht.
Kürzungen sollten vermieden werden. Wenn so ein Text entstanden ist, der
6 Denken, Handeln, Erfolg 157

einige Zeit unverändert abgeschrieben wird, kann er auf zwei DIN-A4-Seiten


reduziert werden. Dieser Text soll dann etwa 60 bis 80 Tage lang täglich ab-
geschrieben werden.
In unserer Sozietät setzen wir diese Technik mit großem Erfolg ein. Nach
entsprechender Vorarbeit löst sie eine Konditionierung aus, die vielen unserer
Kunden einen neuen Lebenssinn gegeben und zu großem Antrieb verholfen
hat.

6.5.2.5 Kreativitätstechniken
Als Kreativität bezeichnet man die Fähigkeit, neue, bisher nicht bekannte
Wege zu beschreiten oder vorhandene Erkenntnisse auf neue Art miteinander
zu verknüpfen. Sie ist auch die Fähigkeit, neue Ideen oder Produkte zu ent-
wickeln, die in ihren wesentlichen Merkmalen neu sind oder neue Antworten
auf dieselben Fragen geben.
Wie kann nun Kreativität entfaltet oder trainiert werden? Es hat sich ge-
zeigt, dass es dazu drei Voraussetzungen braucht: die Bereitschaft (Wollen),
die Fähigkeit (Können) und die Möglichkeit (Dürfen).
Für das „Dürfen“ sollte ein kreativitätsförderndes Umfeld gesucht werden.
Für das „Wollen“ wäre es wichtig, eine Vorliebe für Neues zu entwickeln.
Für das „Können“ soll mit einem Training aller Sinneskanäle für eine bessere
Aufnahmefähigkeit gesorgt werden. Jede Aufgabe oder jedes Problem sollte
sowohl mit Logik als auch mit Fantasie angegangen werden. Hilfreich sind
dazu die in der Folge aufgeführten Interventionen.
Für kreative Lösungsvorgänge ist das Vier-Phasen-Modell nach Graham
Wallas das gebräuchlichste. Dieses Modell geht zurück auf Beobachtungen
des deutschen Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz (1884)
und des französischen Mathematikers Henri Poincaré (1908). Graham Wallas
hat diese Beobachtungen 1926 zu einer systematischen Theorie des kreativen
Denkens zusammengefasst (Wallas 1926). Heute gelten die von ihm einge-
führten Stichwörter als universelle Elemente, die während der Gedanken-
arbeit fast immer in ähnlicher Weise auftreten.

Phase 1 – Präparation

• Erkennen des Problems oder der Aufgabe, Analysieren der Problemstruktur


in allen Richtungen; Formulieren und Entwickeln vorläufiger Lösungsan-
sätze, Sammeln von Ideenmaterial
158 Transformation

Phase 2 – Inkubation

• Die lineare Strategie wird beiseitegelegt, unbewusstes und ungesteuertes


Denken am Problem herrschen vor. Es entsteht ein Raum für neue Kom-
binationen und Ideen.

Phase 3 – Illumination

• Es kommt zu einer plötzlichen Ein-Sicht oder zu einem Ein-Fall als Aha-


Erlebnis, das nicht der bewussten Kontrolle unterliegt und uns dann er-
reicht, wenn das Gehirn „leer“ ist.

Phase 4 – Verifikation

• Die gefundene Lösung bedeutet oft nicht die völlige Lösung einer Aufgabe
oder eines Problems. Es erfolgt also jetzt eine Ausarbeitung und Umsetzung
der Lösung im Rahmen der Machbarkeit.

Für die Lösung kreativer Aufgaben haben sich sowohl Assoziations- als auch
Symboltechniken bewährt.

TN 919 Kreativität: Denkstühle Mit „Denkstühlen“ hat Walt Disney seine


kreativen Prozesse unterstützt. Von ihm ist überliefert, dass er jeweils in drei
Rollen schlüpfte (und sich dabei jeweils auf einen bestimmten Stuhl gesetzt
hat), um seine Ideen und Vorhaben aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu
betrachten. Die Rollen im Einzelnen waren:

Der Träumer
In dieser Rolle hat er seinen Ideen und Träumen freien Lauf gelassen. Die
Grenzen des Machbaren und der Vernunft galten dabei nicht. Je verrückter
eine Idee war, umso besser.

Der Realist
In dieser Rolle hat er sich auf seinen Verstand verlassen. Hier prüfte er die
verrücken Einfälle des Träumers ernsthaft auf ihre Machbarkeit und überlegte
dabei, wie eine Umsetzung aussehen könnte.

Der Kritiker
Als Kritiker hat er die Denkergebnisse des Realisten unter die Lupe genom-
men: Funktioniert das wirklich? Will ich das überhaupt? Wird sich der Auf-
wand lohnen? Mit welchen Problemen muss ich rechnen?
6 Denken, Handeln, Erfolg 159

TN 920 Kreativität: Brainstorming Diese Technik wurde in den 50er-Jah-


ren von Alex Osborn entwickelt. Die Regeln zielen vor allem auf eine spon-
tane Ideenäußerung ohne zerstörerische Kritik ab. Sie wird hauptsächlich in
Gruppen verwendet, ist aber auch für ein Brainstorming mit sich selbst ver-
wendbar.
Die Regeln sind einfach:

• Die Problemstellung wird für jeden deutlich sichtbar aufgeschrieben.


• In der Ideenfindungsphase wird keine Kritik geäußert.
• Ideenmenge steht vor Ideenqualität.
• Ungezügelte Fantasie ist erwünscht.
• Alle Ideen werden notiert.
• Kombinationen von Ideen und gegenseitige Anregung sind erwünscht.

Eine Auswertung und Entscheidungsfindung wird zeitlich getrennt von der


Ideenfindung, aber mit den gleichen Teilnehmern, durchgeführt.
Eine Variante der Brainstorming-Methode ist eine Paradox-Form. Paradox
bedeutet hierbei „gegensinnig“ und stellt deshalb das Gegenteil der Ideen-
findung in den Mittelpunkt. Dabei werden die Gründe, Maßnahmen und
Ereignisse gesammelt, die das Erreichen eines gewünschten Ergebnisses ver-
hindern würden. Paradox-Brainstorming macht Spaß und es können sich da-
raus auch brauchbare Ideen ergeben.

TN 921 Kreativität: 6-3-5-Methode Mit der 6-3-5-Methode sollen sechs


Teilnehmer jeweils drei Lösungen entwickeln, die dann von fünf anderen
Teilnehmern kommentiert, erweitert, umformuliert oder verbessert werden
sollen.
Dazu wird ein Formular benutzt, bei dem in der Kopfzeile das Problem
kurz dargestellt ist. Darunter schreibt jeder in Einzelarbeit seine drei Lösungs-
vorschläge und gibt nach 5 bis 10 min sein Formular an den Nachbarn weiter.
Der lässt sich von den vorhandenen Ideen inspirieren und schreibt seiner-
seits drei Vorschläge dazu oder führt die Gedanken eines Vorgängers fort. Am
Ende erhält jeder sein eigenes Blatt wieder zurück.

TN 922 Kreativität: Notizbuch Beim Kreativ-Notizbuch handelt es sich


um ein räumlich und zeitlich variables Brainstorming. Eine Aufgabe oder ein
Problem wird beschrieben und jeder sammelt dazu seine Ideen in einem No-
tizbuch. Die Notizbücher werden zur gegenseitigen Anregung ausgetauscht.
Diese Technik kann auch allein angewandt werden. Dabei entspricht das
Notizbuch einem Ideentagebuch und so können keine Ideen verloren gehen.
Zeitgemäß kann ein solches Tagebuch auch in einem Smartphone geführt
werden.
160 Transformation

TN 923 Symbolisch: Kreatives Träumen Von manchen Ideen oder Erfin-


dungen ist bekannt, dass die letzte Phase des Durchbruchs in einem Traum
erfolgte. Jeder Mensch kann die Fähigkeit zur „traumhaften Ideenfindung“,
d. h. die unbewusste Weiterverarbeitung der Tagesgedanken, nutzen. So pro-
duziert ein „Erst-mal-darüber-Schlafen“ über Nacht veränderte Gefühle und
Gedanken. Dieser Gefühlswechsel kann bereits dazu führen, dass neue Ideen
oder Lösungen auffallen oder einfallen.
Als Unterstützung für kreatives Träumen hat sich folgendes Vorgehen be-
währt:

• Sich regelmäßig vor dem Einschlafen mit der zu lösenden Aufgabe beschäf-
tigen
• Das Unterbewusstsein konkret mit der Lösung beauftragen
• Nach dem Aufwachen eventuelle Träume notieren und für Einfälle bereit
sein

TN 924 Symbolisch: Metaphern Für das „Entdecken“ (Aufsperren, Öff-


nen, Finden) von neuen Ideen kann mit jedem Symbol, das die Eigenschaften
des „Verborgenen“ (Kisten, Koffer, versperrte Tür etc.) zeigt, eine Metapher
gefunden werden, die uns eine Idee vermittelt. Auch Symbole, die Eigen-
schaften des „Fließens“ und „Sprudelns“ wie Bäche, Flüsse und Quellen zei-
gen, sind geeignet, einen Ideenfluss in Gang zu bringen.

6.5.3 Persönliche Einstellung
Arbeitsziel auf dieser Ebene im Sinne einer Transformation ist es, bei gleich
bleibender äußerer Realität einen anderen Standpunkt einzunehmen, um da-
mit eine deutliche Steigerung der subjektiven Lebensqualität zu erfahren.
Die persönliche Einstellung wird repräsentiert durch Denkmuster. Die-
se können zu einer belastenden Sichtweise und Bewertung von Ereignissen
oder Dingen führen. Durch Veränderung der Sichtweise eröffnen sich andere
Handlungs- und Erlebnismöglichkeiten, die zu einer Bewältigung von Anfor-
derungen führen. Damit verbessert sich die Lebensqualität merklich.

6.5.3.1 Abgrenz- und Trenn-Interventionen


Die äußeren und inneren Umstände, denen ein Mensch ausgesetzt ist, kön-
nen belastend und negativ sein. Sie binden Energie und schränken in erhebli-
chem Ausmaß die Konzentrationsfähigkeit ein. Um diesen Einschränkungen
entgegenzuwirken, können Abgrenz- und Trenn-Interventionen eingesetzt
werden.
6 Denken, Handeln, Erfolg 161

Es passiert immer wieder, dass man unerwünschte Gedanken entwickelt,


die blockieren, ablenken, ängstigen und damit einen schlechten Mentalzu-
stand hervorrufen.
Es geht bei den Trenn-Interventionen darum, ein Ersatzprogramm aufzu-
rufen, mit dem die Aufmerksamkeit wieder zurückgewonnen werden kann.
Dies kann eine andere, ablenkende Tätigkeit sein. Man kann auch einen tren-
nenden Wunschfilm imaginieren, sofern dies vorher trainiert wurde. Dazu
dienen die nachfolgenden Umlenk-Techniken.

TN 511 Umlenken: Filmstopp Um einen negativen Mentalfilm zu beenden


und die Aufmerksamkeit umzulenken, ist folgende Intervention geeignet:

• Sofort den mentalen Stopp-Schalter betätigen


• Film aus dem mentalen Projektor nehmen
• Film in eine mentale Filmdose packen und weglegen
• Alternativ: Reale Filmdose oder Streichholzschachtel benutzen und weg-
legen

TN 512 Umlenken: Ersatzprogramm Um einen Mentalfilm zu beenden


und die Aufmerksamkeit umzulenken, ist folgende Intervention geeignet:

• Sofort den mentalen Stopp-Schalter betätigen


• Film aus dem mentalen Projektor nehmen
• Film in eine mentale Filmdose packen und weglegen
• Ersatzprogramm starten (positiver Gedankenfilm)

TN 513 Trennen: 30er-Technik Stressende Ereignisse wie ein gemachter


Fehler, aber auch eine große Freude können die Aufmerksamkeit blockieren
und einen guten Mentalzustand verhindern. Dies ist insbesondere im Sport
der Fall. Beim Tennisspiel ein Aufschlagfehler, beim Golfspiel ein sicherer
Putt, der aus kurzer Distanz am Loch vorbeigeschoben wird. Im Fußball
kennt jeder die Freude eines gerade geschossenen Tors, worauf dann unmit-
telbar ein Gegentor folgt – die Mannschaft war durch die Freude über das
erzielte Tor noch nicht wieder spielbereit.
Ziel bei dieser Intervention ist es, die zwischen den Ereignissen liegende
Zeit zur Abgrenzung zu nutzen. Hat man dazu nur 60 Sekunden Zeit, wie
beispielsweise beim Tennisaufschlag, so geht man wie folgt vor:

• Zur Verfügung stehenden Zeitraum in drei gleich große Abschnitte ein-


teilen
• 20 s abreagieren, d. h. psychisches und physisches Abreagieren des Stresses
(z. B. Geste oder Ritual)
162 Transformation

• 20 s zentrieren, d. h. Gleichgewicht wiederfinden (z. B. Atemtechnik)


• 20 s Visualisieren des erfolgreichen nächsten Schrittes, d. h. ideomotorisch
vorkonditionieren und damit den Carpenter-Effekt nutzen

TN 514 Trennen: Reale Rituale Das Abgrenzen und Trennen kann gut mit
realen Ritualen unterstützt werden. Beispielsweise kann man eine Tür, etwa
zum Büro, zum Haus oder die Autotür, bewusst mit einer Abgrenzung des
Arbeitstages schließen und alle belastenden Gedanken dahinter zurücklassen.
Man kann auch vor der Haustür einen Stein verlegen und damit den Arbeits-
tag rituell hinter sich lassen.

Metaphern
Menschen können durch die Visualisierung eines Symbolträgers dessen Stär-
ken und Fähigkeiten auf sich selbst übertragen (vom altgriechischen meta-
phérō). Diese Fähigkeit wird bei den folgenden Techniken genutzt.

TN 521 Trenn-Metaphern: Bodyguard Der verletzliche Anteil im Men-


schen ist wie ein Kind: zutiefst beeindruckbar und sehr empfindlich. Daher
braucht er in dieser Welt einen starken Beschützer.
Die Vorstellung eines personifizierten, unverwundbaren Bodyguards für
den verletzlichen, empfindsamen Anteil im Menschen kann helfen, sich von
äußeren und auch inneren Attacken abzugrenzen. Lesen Sie hierzu auch wei-
tere Informationen über die bei der Intervention „Voice Dialogue“ beschrie-
benen inneren Anteile nach.

• Besuchen Sie Ihren verletzlichen Anteil.


• Schreiben Sie eine Stelle für einen Bodyguard aus.
• Wählen Sie einen geeigneten Kandidaten aus.
• Treffen Sie eine Jobvereinbarung.
• Beobachten Sie beide Teile.

TN 522 Trenn-Metaphern: Schutzschild Die Vorstellung eines Schutz-


schilds, eines Schutzraums, -ballons oder einer Schutzglocke ist eine mentale,
also gedankliche Barriere, die ein Mensch vor sich aufstellen bzw. in die er sich
hineinbegeben kann.
Hinter diesem unsichtbaren kugelsicheren Panzerglasgebilde kann man alles
sehen und hören. Aber vor allem kann man von dem, was das Gegenüber
absondert – seien es Tränen, Störungen oder verbale Attacken –, nicht mehr
getroffen werden.

• Auswahl eines günstigen Schutzgerätes bzgl. Form, Material, Handhabung


• Anleitung zur Vorstellung und Inbetriebnahme definieren
6 Denken, Handeln, Erfolg 163

• Situation mit Schutzwunsch definieren


• Bei Bedarf Schutzgerät in Betrieb nehmen

TN 523 Wahrnehmung: Abstand Durch eine dissoziierte Wahrnehmung


verfügt man über eine weitere Abgrenzmöglichkeit. Das erlaubt es, die
Froschperspektive zu verlassen und sich die aktuelle Situation aus der Vogel-
perspektive anzusehen. In diesem dissoziierten Wahrnehmungszustand, quasi
aus der Metaebene, können andere Zusammenhänge und eine Erweiterung
der Handlungsalternativen erfahren werden.
Anmerkung: Um sich vor Pessimismus abzugrenzen, eignet sich auch die
Zeitwahrnehmung N 407 „Tages-Highlight notieren“ besonders gut, wird
doch dabei das Augenmerk auf den Höhepunkt des Tages gelenkt.

6.5.3.2 Teile-Interventionen
Bei den Teile-Interventionen sind all jene Techniken zusammengefasst, die
auf der Grundannahme basieren, dass im Menschen eine Vielzahl von An-
teilen wirkt, die alle beachtet werden wollen.
Das Selbst ist keine psychische Einheit, sondern unterteilt sich in Unter-
systeme („Sub-Selbste“), die komplexe Beziehungen eingehen.
Gunther Schmidt benutzt das Bild eines Parlamentes (Schmidt 2010). In
diesem Parlament bemühen sich einzelne Fraktionen um Macht, Wertschät-
zung und Durchsetzung ihrer Bedürfnisse. Die Fraktionen kommunizieren
miteinander verdeckt oder offen. Sie schließen Bündnisse, die über kürze-
re oder längere Zeiträume stabil sind. Im Umgang miteinander bilden sich
Regeln und Handlungsmuster heraus. Man kann von Spielern, Spielen und
Spielregeln innerhalb des Selbst sprechen. Einzelne Fraktionen (Sprecher)
können zeitweise demagogisch das Geschehen beherrschen. Dabei können
Interessen und Stimmen der anderen ausgeblendet werden. Sie bleiben dann
abgetrennt und vom innerpsychischen Diskurs ausgeschlossen.
Sub-Selbste oder Teile des Selbst sind beispielsweise Subjekte wie:

• der Optimist, der Pessimist


• der Schweinehund, der Listige, der Kluge (Weise)
• der Kritiker, der Richter
• die Lust und die Unlust
• der Skeptiker und der Vertrauensselige
• der Kreative, der Fleißige, der Faule

Die Liste ist nur ein Auszug aus dem Repertoire persönlicher Teile. Man geht
davon aus, dass bis zu 100 Teile in einem Menschen wirken können.
164 Transformation

Die inneren Konflikte werden von einer Person oft als widersprüchlich
erlebt. Erweist sich das innere Parlament als eher demokratisch, kann eine
erhebliche innere Konfliktspannung ausgehalten werden. So können dann
auch Kompromisse zustande kommen, die sowohl ein effektives Regieren
und auch eine vernünftige Außenvertretung erlauben. Herrscht dagegen eine
innere Diktatur, werden einzelne Fraktionen (z. B. Teile, Triebe, Interessen,
Bedürfnisse) in den Hintergrund gedrängt. Sie verlieren an Mitspracherecht
und können sich unter Umständen nur durch Terror, durch Symptombildun-
gen (als Komplexe) und letztlich selbstverletzende Sabotageakte zur Geltung
bringen.

6.5.3.3 Reframing
Die Bedeutung, die bestimmte Dinge für eine Person haben, variiert mit dem
Rahmen (engl. frame), in dem man sie betrachtet.
So ist beispielsweise Regen für Picknick störend, für den Garten aber nach
langer Trockenheit hochwillkommen. Jähzorn ist für Babybetreuung negativ,
für die Begegnung mit einem Handtaschenräuber aber hilfreich.
Das Ziel von Reframing-Techniken ist es, dem beklagten Verhalten gegen-
über eine zusätzliche, das Erleben und Verhalten erweiternde neue Einstel-
lung zu gewinnen.

TN 532 Reframing: Kontext-Reframing Bei dieser Intervention geht es da-


rum, einen neuen Rahmen für ein bei sich abgelehntes Verhalten zu finden.

• Abgelehntes Verhalten oder abgelehnte Eigenschaft notieren


• Neuen Kontext (Rahmen) für das abgelehnte Verhalten finden und notie-
ren
• Neues Verhalten für den alten Kontext finden und notieren

TN 533 Reframing: Verhandlungs-Reframing Bei dieser Intervention geht


es darum, sich widersprechende Teile der eigenen Person auszusöhnen. Jeder
kennt den Vers aus Goethes „Faust“: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner
Brust.“ Dies umschreibt gut die aus einem inneren Konflikt resultierenden
Missstimmungen und Blockaden. Mit Verhandlungs-Reframing kann hier
ein störungsfreier Rahmen (Raum) geschaffen werden.

• Konfliktteile (Parteien) definieren und benennen


• Jeder Teil schildert seinen Nutzen für das gesamte System.
• Teile versöhnen, indem sie die Wichtigkeit des anderen Teils anerkennen
• Die Teile einen Kompromiss verhandeln lassen
• Zeitraum (Probezeit) vereinbaren, in dem der Kompromiss gelebt wird
6 Denken, Handeln, Erfolg 165

6.5.3.4 Lebensrollen
Jeder Mensch lebt in verschiedenen Rollen. Manche sind naturgegeben und
können nicht geändert werden, beispielsweise Sohn, Tochter, Bruder, Schwes-
ter, Vater, Mutter etc. Andere Rollen entsprechen unseren Lebenswünschen
(Biker, Abenteurer, Fotograf ) und unseren Lebensumständen beispielsweise
als Chef, Mitarbeiter, Kollege etc. Die Lebensrollen sind wie die Teile (Sub-
Selbste) einer Person einzustufen. Rollenkonflikte sind demnach die Regel.
So besteht häufig ein Konflikt zwischen dem Berufs- und dem Privatleben.

TN 536 Lebensrollen: Bewusst machen Es kann im Alltag passieren, dass


Rollen, die eigentlich gelebt werden wollen, „unter die Räder“ kommen. Um
dem vorzubeugen, ist es für den Übenden gewinnbringend, wenn er sich Ge-
danken über seine Schlüsselrollen macht. Dies sollte auf jeden Fall schriftlich
erfolgen. Dazu werden die gegebenen und gewünschten Rollen identifiziert
und notiert. Dabei ist zu bedenken, dass man sowohl als Privatperson wie
auch im Beruf oft mehrere Rollen einnimmt.

• Lebensrollen erkennen
• In Kategorien einteilen und zuordnen: unveränderliche, andere gelebte,
außerdem gewünschte Rollen

Jede Rolle kann als eigenständiger Anteil (Teil) in einem Menschen gese-
hen werden, der leben und erleben will, der Wünsche hat und Zuwendung
braucht.

TN 536 Lebensrollen: Diagramm Um die Energie- bzw. Zeitzuteilung des


momentanen Lebensstandpunktes sichtbar zu machen, empfiehlt es sich, ein
Tortendiagramm zu erstellen. Dies illustriert nicht nur für die ständige Prä-
senz aller erwünschten Lebensrollen, sondern auch das Relativieren bzw. Ab-
schotten eines eventuellen Konfliktbereiches, damit nicht „intakte“ Rollen
von der Missstimmung einer Konfliktrolle infiziert werden.

• Tortenkreis zeichnen: Der Zeitraum umfasst eine Woche mit insgesamt 7


Tagen à 16 h, wobei von 8 h Schlaf am Tag ausgegangen wird.
• Lebensrollen eintragen mit dem Zeitanteil, der dafür je Woche aufgewen-
det wird

TN 537 Lebensrollen: Aktivierung Die Wünsche für Rollengefühle und


-befindlichkeiten wahrzunehmen und dafür (auch noch so kleine) passende
Aktivitäten zu suchen, kann die Lebensqualität eines Menschen beachtlich
steigern.
166 Transformation

• Lebensrollen in Glücks- und Sorgenpools einteilen


• Aktivitäten für jede Lebensrolle definieren, um sie aufzuwerten oder die
Qualität zu verbessern

6.5.3.5 Inner Game
Entdecker dieser Technik ist Timothy Gallwey, Autor verschiedener Bestseller
zu diesem Thema (Gallwey 2012). Seine erste Publikation war dem Tennis-
sport gewidmet. Zwischenzeitlich hat er die Technik sowohl auf andere Sport-
arten als auch auf die Anforderungen im Businessbereich transferiert.
Ob man nun Tennis spielt oder Golf, ob man ein Unternehmen managt,
musiziert oder ob man nach einer Verletzung seine Mobilität wiedergewin-
nen will, jede dieser Tätigkeiten stellt ihre eigenen Anforderungen und zeigt
spezielle Wege auf, diese Anforderungen zu bewältigen. Es ist eine Art Spiel.
Dieses „äußere“ Spiel kennen alle und man spielt es immer wieder in der
„äußeren“ Welt gegen „äußere“ Gegner (Personen). Das Spielfeld ist der Ten-
nis- oder Golfplatz, das Büro, der Konzertsaal oder der Physiotherapieraum.
Das zu bezwingende Hindernis ist die Rückhand des Gegners, der schwierige
Kunde, der komplizierte Fingersatz oder der geschwächte Muskel. Das Ziel
besteht darin, den Punkt oder die Person zu gewinnen, die schwierige Passage
zu meistern oder die alte Funktion des Muskels wieder zur Verfügung zu ha-
ben. Für dieses „äußere“ Spiel gibt es Anleitungen genug.
Es ist nun die grundlegende Aussage der Technik von Tim Gallwey, dass
man gleichzeitig mit dem „äußeren“ ein zweites, „inneres“ Spiel spielt. Letz-
teres ist oft viel feiner, wird oft nicht bemerkt und noch schneller wieder ver-
gessen. Das Spielfeld befindet sich in unserem Kopf und die Hindernisse sind
mentaler Art, wie bei Konzentrationsunterbrechungen, Nervosität, Angst und
Selbstzweifel.
Hauptverursacher dieser Störungen ist das sogenannte kritische Selbst, eine
Art innerer Kritiker, und die Aufgabe des Spielers besteht darin, dessen Stör-
feuer auszuschalten, um das gesamte eigene Potenzial zu nutzen.
Beide Spiele, das innere und das äußere, sind eng miteinander verbunden.
Es ist einfach unmöglich, etwas zu tun, ohne diese beiden Spiele zu spielen.
Probleme tauchen dann auf, wenn man sich nur auf das äußere Spiel konzen-
trieren will, denn dann spielt das innere Spiel mit uns – und nicht umgekehrt.
Es ist grundsätzlich so, dass jede Leistung von Fähigkeiten – und damit
vom Ausmaß der Störung dieser Fähigkeiten – abhängt. Das lässt sich in einer
Formel L = P − S ausdrücken: L steht für Leistung, für das, was schließlich
erreicht und gelernt wurde. P bedeutet Potenzial, die angeborene und/oder
erworbene Leistungsfähigkeit. S bezeichnet die Störungen, die einer Person
und ihren Fähigkeiten im Weg stehen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 167

Die meisten Menschen versuchen ihre Leistung beispielsweise durch ver-


stärktes Training, verbesserte Kommunikationstechniken, vermehrtes Üben,
intensivere physiotherapeutische Maßnahmen usw. zu steigern. Die Methode
des „Inner Game“ dagegen setzt sich zum Ziel, gleichzeitig mit dem Aufbau
der Leistungsfähigkeit die Störungen zu verringern. Dadurch entsprechen die
Leistungen mehr und mehr dem wirklichen Potenzial.

TN 541 Inner Game Es gilt also das „innere Spiel“ zu erkennen, die Leitung
dieses Spiels in die Hand zu nehmen und Störungen zu vermeiden. Gall-
wey empfiehlt dafür, die Aufmerksamkeit einfach vom Werten, Beurteilen
oder Fehler-vermeiden-Wollen abzuwenden und stattdessen auf die sinnliche
Wahrnehmung, das Beobachten oder Experimentieren hinzulenken.

• Äußeres Spiel notieren (Sport, Management, Musizieren etc.)


• Inneres Spiel (was wird dabei gedacht) im „Originalton“ notieren
• Inneres Spiel positiv ändern – weg vom Werten, Beurteilen, von Fehler-
vermeidung und innerer Kritik hin zu Kreativ-Selbst durch Wahrnehmen,
Beobachten, Experimentieren

Typisches Beispiel aus dem Tennissport: Nach dem Aufschlagfehler denkt der
Spieler: „Jetzt bloß keinen Doppelfehler“, den er dann prompt macht (Car-
penter-Effekt). Stattdessen könnte er sein inneres Spiel derart gestalten, dass
er denkt: „Das kann ich doch besser“, und daraufhin einen sauberen Auf-
schlag spielt.

TN 542 Innere Stimme Die innere Stimme gilt als unser „weiser“ Anteil,
der auch Zugang zum Wissen des kollektiven Unbewussten hat. Sie kann sich
in diversen Botschaften (Eingebungen) ausdrücken. Es empfiehlt sich, sie zu
personifizieren, d. h. ihr die Gestalt eines Menschen (weiblicher/männlicher
Helfer, Assistent usw.) zu geben. Nach der tiefenpsychologischen Symbollehre
könnte dieser Mensch ein „alter Weiser“ oder eine „weise Frau“ sein.
Oft hat der Übende eine Vorstellung davon, wie seine innere Stimme aus-
sehen könnte. Die erste Begegnung mit der inneren Stimme sollte als eine Art
„Installationsreise“ stattfinden.
Der Ort der Begegnung sollte über einen symbolischen Charakter verfü-
gen, der gekennzeichnet ist von Überblick und Weitblick. So ist ein Treffen
als Wanderung auf einem Hügel oder einer Anhöhe, durch Eintritt in einen
schönen, hellen Raum usw. gestaltbar. An diesem Ort kann der Übende zu-
künftig mit der inneren Stimme Kontakt aufnehmen und Antworten auf sei-
ne Fragen erhalten.
168 Transformation

Die innere Stimme „spricht“ in unterschiedlicher Art zum Menschen. Sie


kann mit einiger Übung richtig gehört werden, sich in Form von Gedanken-
übertragung mitteilen, durch Mimik und Gestik sprechen, sich durch hoch-
steigende Bilder ausdrücken, durch Hinweise im Alltag verständlich machen
usw.

TN 543 Voice Dialogue Die Voice-Dialogue-Interventionen wurden von


Hal und Sidra Stone entwickelt. Beide gehen davon aus, dass Menschen keine
einheitliche Persönlichkeit haben, sondern in ihnen viele Teile wirken. Eine
Vielzahl von Stimmen (Teilen) beeinflusst und berät also ein Ich als Gesamt-
system und alle wollen gehört werden.
Ähnlich wie beim Reframing kann mit all diesen Stimmen bzw. Anteilen
Kontakt aufgenommen werden. Gerade bei schwächenden und störenden
Anteilen ist die Erkenntnis wichtig, dass es sich bei den „Einflüsterungen“ um
die Meinung eines Anteils handelt und nicht um die des Gesamtindividuums.
Allein die Identifizierung und Isolierung eines störenden Teils mit seiner
Stimme bringt große Entlastung, baut Stress ab und kann Blockaden beseiti-
gen. Es kann dann mit diesem Teil kommuniziert werden. Meistens muss der
Teil nur besser organisiert und gemanagt werden. Seine Sprechzeiten sollten
genau festgelegt werden, so dass er nicht ununterbrochen und unkontrolliert
drauflosplappert.

6.5.3.6 Introvision und KAW


Grundlegende Annahme der subjektiven Imperative ist, dass sich die bewuss-
ten Gedanken im Zustand eines akuten Konflikts um eine Verletzung einer
imperativischen Vorstellung drehen.
Die bewussten Gedanken im Zustand des akuten Konflikts sind der Aus-
gangspunkt für eine Analyse. Es geht um das, was einer Person gerade „durch
den Kopf“ geht. Damit sind die in diesem Moment bewussten Gedanken,
Bilder und sonstige Sinneseindrücke gemeint. Es ist ähnlich wie beim „Inner
Game“. Damit ist also nicht das gemeint, was die Person nachträglich darüber
denkt oder kritisch reflektiert.
Ausgangspunkt kann die Methode „Nachträglich Lautes Denken“ (NLD)
nach Claudia Wagner sein, mit der man die automatischen Gedanken, inne-
ren Bilder und Gefühle schriftlich festhält (Wagner 2007).
Es geht darum, die bewussten Gedanken (Kognitionen) im Originalton
wiederzugeben. Solche Gedanken sind beispielsweise:

• „Du meine Güte, ich bin ja wieder mal zu spät!“


• „Wo setze ich mich bloß hin? Bloß nicht neben den …“
6 Denken, Handeln, Erfolg 169

• „Ich blamiere mich ganz fürchterlich.“


• „Jetzt bloß keinen Fehler machen.“

KAW bedeutet „Konstatierendes aufmerksames Wahrnehmen“. Dabei ist der


Begriff „konstatierend“ oder „feststellend“ im Sinne von „so ist es“ zu verste-
hen. Bei diesen Interventionen werden die Sinnesempfindungen (VASOG),
speziell die visuellen, auditiven und somatosensorischen Wahrnehmungen,
feststellend wahrgenommen.

TN 546 KAW: Hören, Sehen, Fühlen Bei dieser Übung geht es darum, die
Aufmerksamkeit auf die tatsächlichen Sinnesempfindungen zu fokussieren
und dabei möglichst „nicht zu denken“. Achten Sie also entspannt darauf,
dass die Gedanken nicht abschweifen, und versuchen Sie bei dem zu bleiben,
was Sie tatsächlich wahrnehmen. Üben Sie sich darin, die jeweilige Sinnes-
empfindung auszudehnen. Das kann nach einigen Minuten in einen Zustand
der Versunkenheit und eines Flow-Erlebens führen.
Die Übung kann überall dort durchgeführt werden, wo Sie etwas Zeit da-
für haben: in jeder Körperhaltung und bei fast jeder Tätigkeit. Ziel ist es, das
KAW zu einem Bestandteil des Alltags werden zu lassen.
Im Vorfeld des KAW empfehlen sich Entspannungsübungen wie bei-
spielsweise PME (siehe Abschn. 6.6.1) oder autogenes Training (siehe
Abschn. 6.2.2).
Eine länger andauerndes KAW führt in den meisten Fällen zu einer men-
talen Entspannung.

• Ausgangsfrage 1: Was höre ich gerade?


• Ausgangsfrage 2: Was sehe ich gerade?
• Ausgangsfrage 3: Was nehme ich gerade in meinem Körper und um mich
herum wahr?
• Ich nehme einen tiefen Atemzug und komme mit meiner Aufmerksam-
keit wieder zurück in diesen Raum/an diesen Platz und recke, dehne oder
strecke mich ein wenig.

TN 547 KAW: Abstrakte Gedanken Mit dieser Übung sollten Sie erst be-
ginnen, wenn Sie einige Erfahrung mit TN 546 haben. Es geht dabei um die
Fokussierung auf einen bestimmten Gedanken, ohne dabei bewusst einzu-
greifen. Es können weitere Gedanken, Erinnerungen oder Ideen im Bewusst-
sein auftauchen, während die Aufmerksamkeit beim ausgewählten Gedanken
bleibt.
170 Transformation

Abstrakte Begriffe in diesem Sinn sind beispielsweise Liebe, Freiheit, Fami-


lie, Staat usw. oder konkretes Wissen über eine Sache wie Firma xy, Kollege
K., Linsensuppe und Rechtschreibung. Es kann auch eine aktuelle Frage sein
(„Was tun im Fall xyz?“) oder ein Meditationsobjekt.
Beginnen Sie dabei mit einem Thema, das für Sie interessant ist und mit
dem Sie sich gerne beschäftigen.

TN 548 KAW: Eng und weit stellen Mit dieser Übung ist eine Lenkung der
Aufmerksamkeit gemeint. Damit ähnelt sie der assoziierten und dissoziierten
Wahrnehmung, allerdings mit dem Unterschied, dass sie hierbei eher mit der
Einstellung eines Kameraobjektivs vergleichbar ist.
Beim Weitstellen geht es darum, möglichst viel „ins Bild“ zu bekommen,
beim Engstellen will man eher einen kleinen Ausschnitt in die Aufmerksam-
keit zu rücken.
Ziel ist insbesondere das Weitstellen (wieder) zu lernen. Diese Fähigkeit
führt im Alltag oft zu einer mentalen Entspannung. Weitstellen ist hilfreich,
wenn man den Überblick behalten will. Es verhindert im Konfliktfall bei-
spielsweise bei akuter Angst oder Lärmbelästigung, dass man sich weiter in
einen Konfliktgedanken hineinsteigert.
Das Weitstellen wird visuell, auditiv und somatosensorisch geübt und kann
bei allen Tätigkeiten durchgeführt werden. Ziel ist es, mit dem Weit- und
Engstellen zu experimentieren und konstatierend wahrzunehmen, wie sich
das jeweils anfühlt.

TN 549 KAW: Weitstellen mit konstantem Fokus Bei dieser Übung geht
es darum, die Aufmerksamkeit weit zu stellen und den Fokus dabei auf einen
Ausschnitt der Wahrnehmung gerichtet zu halten. Sie ist vergleichbar mit
einer Theaterbühne, bei der die Aufmerksamkeit der Bühnenscheinwerfer ist,
der den Fokus auf ein konstantes Objekt richtet. Das kann beispielsweise
auch ein Bild an der Wand, das Geräusch des Kühlschranks oder die linke
Kniescheibe sein.
Die Übung wird visuell, auditiv und somatosensorisch geübt und kann bei
allen Tätigkeiten durchgeführt werden.

TN 550 KAW: Zentrum des Angenehmen In den beiden folgenden Übun-


gen geht es darum, das konstatierende Wahrnehmen zu zentrieren. Für die
Ausgangsfrage „Was ist für Sie die Essenz von xyz?“ Sie beispielsweise die
Übung „Sonnenuntergang am Strand“ aus dem Coaching-Programm neh-
men. Erinnern Sie sich an eine sehr angenehme Situation aus Ihrer Vergan-
genheit.
6 Denken, Handeln, Erfolg 171

• Ausgangsfrage: Was ist für Sie die Essenz aus einem Spaziergang am Strand?
• Die Aufmerksamkeit bleibt weit gestellt.
• Konstatierendes Wahrnehmen: visuell, auditiv und somatosensorisch

Essenz oder Kern wäre beispielsweise eine Wahrnehmung von Wärme auf der
Haut, leichter warmer Wind, Vogelzwitschern, Wellenrauschen, ein Gefühl
von wohltuender Ruhe und Ordnung.

TN 551 KAW: Zentrum des Unangenehmen Wie bei der vorstehenden


Übung geht es jetzt darum, im Zentrum des Unangenehmen zu suchen, und
zwar das, was das besonders Unangenehme an einer gegebenen Situation ist.
Das kann eine visuelle (erlebter Ärger) oder auditive (Lärm) Wahrnehmung,
ein Gedanke oder eine somatosensorische Empfindung sein.

• Zur Vorbereitung wählen Sie zunächst etwas aus, was nur leicht unange-
nehm für Sie war.
• Finden Sie nun heraus, was für Sie die Essenz des Unangenehmen war.
Nehmen Sie es konstatierend wahr und lassen Sie dabei die Aufmerksam-
keit weit gestellt.
• Versuchen Sie die Essenz des Unangenehmen zu Beginn nur kurz (wenige
Sekunden) auszuhalten.
• Verlängern Sie den Zeitraum nach eigenem Ermessen und achten Sie dar-
auf, dass die konstatierende Wahrnehmung weit gestellt ist und bleibt.

6.6 Energetische Übungen


6.6.1 Entspannung
Entspannungstechniken oder -methoden sind Verfahren zum Reduzieren
körperlicher und geistiger Anspannung oder Erregung. Körperliche Entspan-
nung und das Erleben von Wohlbefinden und Gelassenheit sind eng mitein-
ander verknüpft. Jede Entspannung der Muskulatur hat auch eine Senkung
der Gehirnfrequenz zur Folge. Aus diesem Grund kann man durch Entspan-
nungstechniken direkt auf die Gehirntätigkeit und in deren Folge auch auf
die Hormon- und Neurotransmitter-Situation im Körper einwirken. Ziel ist
dabei das Abbauen von mentalen Überspannungen und Energieblockaden,
um einen freien Energiefluss herbeizuführen.
Entspannungsübungen bezwecken immer eine Senkung der Muskelspan-
nung (lat. tonus). Diese können durch suggestive Techniken oder durch pro-
gressive Verfahren unterstützt werden.
172 Transformation

Der Vollständigkeit halber erwähne ich an dieser Stelle auch das „Autogene
Training“, kurz AT genannt, als Entspannungsverfahren (Schultz 1973). Me-
thoden der Entspannung und Selbstbeeinflussung waren schon im Altertum
bekannt, beispielsweise in der indischen Yogalehre oder in der japanischen
Zen-Meditation. Das autogene Training geht zurück auf Johannes Heinrich
Schultz, der damit eine Technik entwickelte, die unabhängig und losgelöst
vom kulturellen Umfeld anwendbar sein sollte. Einige der von mir empfohle-
nen Interventionen sind mit autogenen Übungen verwandt.

6.6.1.1 Suggestive Entspannungstechniken
Bei suggestiven Verfahren werden Vorstellungen verwendet, die entweder di-
rekt auf den Muskeltonus oder über die Veränderung der Atemfrequenz wirk-
sam sind.

TN 802 Metapher: Feder Für eine suggestive Muskelentspannung benutzen


Sie in dieser Intervention eine Metapher für Leichtigkeit. Bei dieser Übung
werden zwei alternative Fokussierungen angeboten, die Sie wahlweise verwen-
den können.

Induktion

• Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, ich bin eine leichte, flauschi-
ge, weiße Feder.
• Der warme Herbstwind hat mich auf eine Reise mitgenommen.
• Ich schwebe ganz leicht und ganz sanft durch die Luft.
• Ich genieße meine Leichtigkeit.
• Ich fühle eine große Sicherheit, vom Wind getragen zu werden.
• Ich genieße das schwerelose Schweben und lande ganz sanft auf der Erde.

Fokussierung: „Entspannung“ (Alternative 1)

• Ich spüre, wie ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Entspannung durch
meinen Körper strömt, und lasse los.
• Alles ist jetzt ganz gelöst, ganz leicht und ich fühle mich wohl.
• Meine Beine sind ganz locker, entspannt und warm.
• Ein Gefühl der Wärme breitet sich jetzt in meinem Bauch und in meinem
ganzen Körper aus.
• Alle Muskeln lösen sich und mein ganzer Körper wird locker, leicht und
weich. (Innehalten)
• Ein wohliges Gefühl durchströmt mich und ich genieße den Moment.
6 Denken, Handeln, Erfolg 173

• Ich bin ganz bei mir und völlig entspannt.


• Dieses gute Gefühl kann ich jetzt mitnehmen und jederzeit wieder abrufen.

Fokussierung: „Energiefluss“ (Alternative 2)

• Ich spüre, wie ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Kraft durch meinen
Körper strömt, und lasse los.
• Alles ist jetzt voller Energie, ganz aufgeladen und ich fühle mich wohl.
• Meine Beine sind ganz locker, entspannt und warm.
• Ein Gefühl von fließender Energie breitet sich jetzt in meinem Bauch und
in meinem ganzen Körper aus.
• Alle Muskeln lösen sich und mein ganzer Körper wird locker, leicht und
weich. (Innehalten)
• Eine große Energie durchströmt mich und ich genieße den Moment.
• Ich bin ganz bei mir und völlig entspannt.
• Dieses gute Gefühl kann ich jetzt mitnehmen und jederzeit wieder abrufen.

Eduktion

• Mit den nächsten Atemzügen komme ich mit meiner Aufmerksamkeit wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme tief ein und aus – atme Frische ein.
• Ich spüre mit jedem Einatmen mehr Kraft und Lebendigkeit in mir.
• Ich bewege meine Finger und meine Hände.
• Ich öffne meine Augen und bin jetzt hellwach, frisch und munter – neu
belebt, gut erholt (voller Energie).

TN 803 Szenerie: Liegestuhl unter Palmen Für diese suggestive Entspan-


nung benutzen Sie eine Fantasiereise. Es sind alternative Fokussierungen
möglich, die Sie wahlweise verwenden können.

Induktion

• Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, ich liege auf einem Liegestuhl
an einem weißen Sandstrand unter Palmen.
• Es ist ein sonniger Vormittag im Frühsommer.
• Ich spüre einen warmen Wind auf meiner Haut und höre das sanfte Rau-
schen der Wellen.
• Mein Körper liegt locker auf der Liege und ich fühle mich wohl.
174 Transformation

Fokussierung: Entspannung (Alternativ auch Energiefluss, loslassen, Ab-


stand, Regeneration)

• Ich spüre mit jedem Atemzug, wie ich immer mehr und mehr Abstand
gewinne.
• Meine Beine sind ganz locker, entspannt und warm.
• Nichts belastet mich und es geht mir gut.
• Dieses Gefühl der Wärme breitet sich jetzt in meinem Bauch und in mei-
nem ganzen Körper aus.
• Alles ist ganz entspannt, alle Muskeln lösen sich und mein ganzer Körper
wird locker und weich.
• Ein wohliges Gefühl durchströmt mich und ich genieße den Moment. (In-
nehalten)
• Ich bin ganz bei mir und völlig entspannt.
• Das gute Gefühl, das ich jetzt verspüre, nehme ich mit in meinen Alltag
und kann es auch jederzeit wieder abrufen.

Eduktion

• Mit den nächsten Atemzügen komme ich mit meiner Aufmerksamkeit wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme tief ein und aus – atme Frische ein.
• Ich spüre mit jedem Einatmen mehr Kraft und Lebendigkeit in mir.
• Ich bewege meine Finger und meine Hände.
• Ich öffne meine Augen und bin jetzt hellwach, frisch und munter – neu
belebt und gut erholt.

TN 804 Leerentspannung: ohne Fokus In der suggestiven Leerentspan-


nung soll eine höhere Entspannungstiefe durch verschiedene Vertiefungs-
komponenten erreicht werden.

Induktion: Atem

• Ich schließe meine Augen und atme tief ein und aus.
• Mit jedem Atemzug kann ich nun mehr entspannen und loslassen.
• Mein Atem ist ganz ruhig.
• Ganz weich.
• Er strömt warm und weit.
• Ich bin angenehm entspannt.
• Ganz gelöst.
• Tief entspannt.
6 Denken, Handeln, Erfolg 175

Vertiefung

• Ich beginne jetzt zu zählen … langsam von 1 bis 10 …


• Und ich kann erleben, wie ich mit jeder Zahl noch tiefer entspannen kann
… noch mehr loslassen kann …
• So, dass ich bei 10 dann in einer Tiefe entspannt bin, wie sie jetzt für mich
erholsam ist …
• eins … immer weiter,
• zwei … immer tiefer,
• drei … mit jeder Zahl,
• vier … mehr entspannt,
• fünf … ganz weich,
• sechs … ganz leicht,
• sieben … ganz gelöst,
• acht … tiefer,
• neun … und noch tiefer,
• zehn … angenehm entspannt.

Eduktion

• Mit den nächsten Atemzügen komme ich mit meiner Aufmerksamkeit wie-
der zurück in diesen Raum
• Ich atme tief ein und aus – atme Frische ein.
• Ich spüre mit jedem Einatmen mehr Kraft und Lebendigkeit in mir.
• Ich bewege meine Finger und meine Hände
• Ich öffne meine Augen und bin jetzt hellwach, frisch und munter – neu
belebt und gut erholt.

6.6.1.2 Progressive Muskelentspannung
Die progressive Muskelentspannung, kurz PME genannt, geht zurück auf
Edmund Jacobson, der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts intensiv mit der
Funktion der Muskulatur beschäftigte. Ihm war aufgefallen, dass Anspan-
nungen der Muskulatur und Angst häufig mit innerer Unruhe, Stress und
Angst auftreten. Bei Menschen, die innerlich angespannt oder ängstlich sind,
ist häufig auch die Muskulatur angespannt. Das Grundprinzip der PME er-
scheint paradox. Man erreicht eine Entspannung durch vorangegangene An-
spannung.
Die PME wird häufig in der Verhaltenstherapie zur Behandlung von Angst-
störungen eingesetzt. Auch bei arterieller Hypertonie, Kopfschmerzen, chro-
nischen Rückenschmerzen, Schlafstörungen und Stress hat sie sich bewährt.
176 Transformation

Bei den progressiven Verfahren wird zunächst eine Überspannung erzeugt,


die über einen Gegenreflex der Spindelzellen zu einem starken Spannungs-
abfall führt. Auf eine kurzzeitige Anspannung im Bereich zwischen 5 bis 15 s
erfolgt eine vertiefte Entspannung, wenn man sich genügend Zeit (etwa 30 s)
lässt. Der Entspannungsprozess wird dadurch unterstützt, dass man seine Auf-
merksamkeit auf den Wechsel von Anspannung und Entspannung fokussiert.
Mit der Intervention wird Muskelgruppe für Muskelgruppe entspannt und
dadurch ein sich vertiefender Ruhezustand erreicht. Das ursprünglich von
Jacobson entwickelte Verfahren ist sehr zeitaufwändig, da er ein äußerst de-
tailliertes Vorgehen gewählt hat. So sind verschiedene Modifikationen seiner
Übungen entstanden, wobei jedoch das Grundprinzip identisch bleibt. Diese
Modifikationen unterscheiden sich in der Anzahl der einbezogenen Muskel-
gruppen. Nachfolgend stelle ich drei Varianten vor, die sich in meiner Coa-
ching-Praxis bewährt haben.

TN 806 PME: in zehn Schritten Bei dieser Intervention wird die jeweili-
ge Muskelgruppe so stark wie möglich angespannt. Diese Anspannung wird
über einen Zeitraum von ca. 10 s aufrechterhalten. Anschließend wird für
etwa 30 s entspannt. Dann erfolgt der gleiche Vorgang mit der nächsten Mus-
kelgruppe:

• Hand und Unterarm, Faust ballen


• Andere Hand und Unterarm, Faust ballen
• Oberarme (Bizeps), Unterarme anbeugen
• Oberarme (Trizeps), Unterarme strecken
• Schultern, Schultern dabei hochziehen
• Gesicht, Gesichtsmuskeln anspannen, Grimassieren
• Rückenmuskeln, Schulterblätter nach hinten ziehen
• Bauchmuskeln, Bauch einziehen
• Oberschenkel und Gesäßmuskeln, beide anspannen
• Unterschenkel, Gegenspannung in Schienbein und Wadenmuskel aufbauen

Die Entspannung wird durch bewusste Aktivierung beendet:

• Arme mehrmals beugen und strecken


• Tief durchatmen
• Augen öffnen (falls geschlossen)

TN 807 PME: in sieben Schritten Das Vorgehen entspricht der vorherge-


henden Intervention.
6 Denken, Handeln, Erfolg 177

• Arm, alle Muskeln des Arms und der Hand anspannen


• Anderer Arm, alle Muskeln des Arms und der Hand anspannen
• Schultern, Schultern dabei hochziehen
• Gesicht, Gesichtsmuskeln anspannen, Grimassieren
• Rumpf, Rückenmuskeln und Bauchmuskeln anspannen
• Bein – Gesäßhälfte, Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß anspannen
• Anderes Bein – Gesäßhälfte, Oberschenkel, Unterschenkel und Fuß an-
spannen

Die Entspannung wird durch bewusste Aktivierung beendet:

• Arme mehrmals beugen und strecken


• Tief durchatmen
• Augen öffnen (falls geschlossen)

TN 808 PME: in einem Schritt Das Vorgehen entspricht den vorhergehen-


den Interventionen, allerdings mit dem Unterschied, dass alle Muskeln auf
einmal angespannt werden.
Achtung! Diese Übung empfiehlt sich erst nach guten Erfahrungen mit den
beiden vorhergehenden Interventionen, da sie sehr anstrengend sein kann.

• Alle Muskeln auf einmal anspannen

Die Entspannung wird durch bewusste Aktivierung beendet:

• Arme mehrmals beugen und strecken


• Tief durchatmen
• Augen öffnen (falls geschlossen)

6.6.2 Aktivierung
Die Lebenskraft (Vitalität) eines Menschen ist stark abhängig von seinem
Energieniveau. Menschen mit geringer Energie ermüden rasch und geraten
dadurch schnell in Stress- oder Überforderungszustände. Ihnen fehlen Lust
und Antrieb für Aktivitäten und sie geraten schnell in depressive Stimmun-
gen. Ihr Immunsystem ist häufig geschwächt, die Bewältigungsfähigkeiten
sind eingeschränkt und die Belastbarkeit hält sich in engen Grenzen.
Wer seine Lebenskraft steigern will, muss sein Energieniveau anheben. Dies
ist für eine stressfreie Bewältigung alltäglicher Anforderungen erforderlich.
Um über mehr Energie zu verfügen, muss der Energiestoffwechsel angehoben
werden, das bedeutet, der Körper muss zu Tätigkeiten animiert werden, die
178 Transformation

den Stoffwechselprozess steigern. Nach sportwissenschaftlichen Erkenntnis-


sen gehören zu diesen Tätigkeiten Krafttraining, Ausdauertraining, Beweg-
lichkeitstraining und Koordinationsübungen. Wenn zudem auch noch Ener-
gieblockaden beseitigt sind, steht viel Energie in Form von Lebenskraft zur
Verfügung.
In diesem Abschnitt geht es darum, die Motivation für die Durchführung
der oben genannten Tätigkeiten zu schaffen. Dabei sind die suggestiven Be-
wegungslust-Techniken die Basis für die mentale Aktivierungsunterstützung.

6.6.2.1 Suggestiv-Techniken

TN 702 Affirmationsgruppe: Bewegungslust Induktion (Körperwahr-


nehmung)

• Ich schließe meine Augen und lenke meine Aufmerksamkeit in meinen


Körper.
• Ich spüre meine Beine und meine Füße, sie können sich jetzt entspannen
– loslassen – ganz entspannt.
• Auch mein Bauch entspannt sich jetzt immer mehr und mehr.
• Meine Gesäß- und Rückenmuskeln entspannen sich und werden weicher.
• Jetzt entspannen sich auch meine Arme und Hände immer mehr und tiefer.
• Ich kann meine Schultern loslassen – hängen lassen – ganz locker – ganz
gelöst.
• Ich brauche nichts zu tun … Nichts zu machen … Einfach genießen …
Entspannen …
• Und auch mein Kopf wird schwer und meine Nackenmuskulatur ent-
spannt sich.
• Mein Gesicht und meine Stirn entspannen sich jetzt immer mehr und tie-
fer.
• Mein ganzer Körper ist nun angenehm und tief entspannt.

Vertiefung

• Und ich beginne jetzt zu zählen, langsam von 1 bis 10.


• Und ich kann erleben, wie ich mich mit jeder Zahl noch tiefer entspannen
kann …
• noch mehr loslassen kann …
• so, dass ich bei 10 dann ganz tief entspannt bin.
• Eins … immer weiter …,
• zwei …immer tiefer …,
• drei … mit jeder Zahl …,
6 Denken, Handeln, Erfolg 179

• vier … mehr entspannt …,


• fünf … ganz weich …,
• sechs … ganz leicht …,
• sieben … ganz gelöst …
• acht … tiefer …,
• neun … und noch tiefer …,
• zehn … angenehm entspannt.

Alles, was ich jetzt sage (denke), wird ganz tief und ganz fest in mein Unter-
bewusstsein einprogrammiert:

• Bewegungslust erfüllt meinen ganzen Körper.


• Ich spüre die Vitalität und Tatkraft in jeder Zelle.
• Begeisterung erfüllt meinen Kopf.
• Energie durchströmt meine Arme und Beine.

Eduktion (Atmung)

• Mit den nächsten Atemzügen komme ich mit meiner Aufmerksamkeit wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme tief ein und aus – atme Frische ein.
• Ich spüre mit jedem Einatmen mehr Kraft und Lebendigkeit.
• Ich bewege meine Finger und meine Hände.
• Ich öffne meine Augen und bin jetzt hellwach, frisch und munter.

TN 703 Aktiv-Affirmation: Lebendigkeit Aufspüren

• Ich trage die Wahrnehmung von Lebendigkeit irgendwo in meinem Kör-


per.
• Ich schließe meine Augen und spüre dieser Lebendigkeit nach.
• Ich stelle fest, wo sich das Gefühl der Lebendigkeit befindet.
• Ich stelle fest, was mir das bringt (Synonyme): Vitalität, Dynamik, Lebens-
kraft, Mobilität, Beweglichkeit, Lebenswille und Widerstandskraft

Verstärken

• Das Gefühl mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen …


• So, dass diese Lebendigkeit meinen ganzen … erfüllt (benachbarte Körper-
regionen nennen, z. B. Bauchraum oder Brustraum oder Kopf ).
• Lass es weiter wachsen – immer mehr und mehr.
• Lass die Lebendigkeit jetzt hineinfließen in … (fehlende Körperregionen
nennen), in meine Arme und Beine.
180 Transformation

• Ich spüre, wie sich ein Gefühl von Stärke und Energie in mir ausbreitet.
• Ich nehme wahr, wie ich von Lebendigkeit durchflutet bin.
• Ich genieße dieses Gefühl. (Innehalten)

TN 704 Bewegungslust-Metapher: „Jaguar“ Engpass: Keine Lust zum


Starten oder eine bevorstehende Bewegung wird als Last, Bürde oder Mühsal
empfunden.

• Ich stelle mir vor, ich wecke den Jaguar in mir.


• Ja, obwohl ich nämlich außen ganz ruhig bin, spüre ich tief in mir drin sehr
deutlich eine unbändige Kraft, eine ungeheure Vitalität.
• In meinen Muskeln pulsiert unerschöpfliche Energie, meine Sehnen vib-
rieren, sie ziehen sich zusammen und bringen diese ungeheure Kraft nun
ins Fließen.
• Und die Kraft wartet nur darauf, sich endlich explosionsartig entladen zu
können, um mich in einem eleganten Sprung hinauszukatapultieren.
• Wie von unsichtbarer Hand getragen – mit dem Genuss, in jeder Zelle
meines gesamten Körpers den Jaguar zu spüren.

TN 705 Bewegungslust-Metapher: „Adler“ Engpass: Die gleichförmigen


Kraftübungen und die Pausen zwischen den Sets werden als langweilig emp-
funden.

• Ich beobachte einen Adler, wenn er seinen Flug beginnt.


• Ich stelle mir genau vor, wie seine Flügel sich dabei kraftvoll schwingend
bewegen.
• Wie er abhebt und alle Erdenschwere zurücklässt.
• Wie er mit gleichförmigen starken Flügelschlägen immer höher und höher
steigt.
• Ich beobachte die Anmut und Eleganz in seinen Bewegungen.
• Ich spüre dabei die Leichtigkeit, mit der er das macht.
• Mit jeder Bewegung immer höher, immer weiter hinauf, dem Gleiten nä-
her, der Freiheit entgegen.
• Um dann locker und leicht, einfach zu schweben.
• Den Überblick, die neue Perspektive zu genießen, von günstigen Winden
getragen, regeneriert und nun bereit für die nächste Höhenetappe.
• Hinaufzusteigen – höher – weiter – leichter – freier als König der Lüfte,
• der Sonne entgegen.

TN 706 Symbolisch: „Landschaftsteile“ Engpass: Die Lust am Gehen oder


Laufen ist verlorengegangen, der Sinn der Bewegung wird vermisst oder Be-
wegung ist ein Kampf gegen sich selbst.
6 Denken, Handeln, Erfolg 181

Die Landschaftsteile/Stationen sind im Folgenden nur beispielhaft gewählt.


Modifizieren Sie diese Suggestion für Ihren Bedarf.

• Aus dem Treppenhaus: Ein Leichtigkeitsschub ist im ganzen Körper wahr-


nehmbar.
• An der Straße: Ein mentales Publikum feuert mich an, gibt mir viel Ener-
gie, macht mich beschwingt und stolz.
• Am Spielplatz: Der Spaß und das Lachen der Kinder vom Sommer sind
dort gespeichert und lösen in mir spielerische Lebensfreude aus.
• Zum Weinberg: Dynamische Spannung und Elastizität übertragen sich
beim Laufen auf meine Beine und auf die Wirbelsäule.
• Am Brunnen: Sicherheit und Geborgenheit fließen über die Atemluft in
den Brustbereich und erzeugen dort ein wunderbares, vertrauensvolles Ge-
fühl.
• Blick aufs Land: Die Lebendigkeit der Weinberge umströmt mich und
fließt über die Poren der Haut in mich hinein.
• Am Weg zurück: Die Energiespeicher der Sommersonne geben die Energie
jetzt an mich zum Einatmen ab und erfüllen meinen ganzen Körper.
• Der Wind: Er bringt mir unglaubliche Kraft und Energie für die Atemwege
und macht den Lauf zur Frischzellenkur.

6.6.2.2 Reflex-Techniken
Für mehr Sauerstoff zur Unterstützung der Stoffwechselprozesse sorgt die
Kontrolle der Atmung. Die Atemmuskulatur ist der sensibelste Teil, der auf
eine veränderte Hormon- und Transmittersituation, also auf Stress im Körper
reagiert. Darüber ist an anderer Stelle in diesem Buch (siehe Abschn. 6.2.3)
bereits geschrieben worden. Für die Atemkontrolle stehen verschiedenen
Techniken wie Körperwahrnehmungen, Bewegungen oder Atemfantasien zur
Verfügung.

TN 708 Real: Tiefenatmung Die Atemreize werden über unterschiedliche


Sensoren (Rezeptoren) rückgekoppelt. Dabei wirkt sich die Tiefe der Atmung
(Lungendehnung) über Mechanosensoren auf das Nervensystem und damit
auf die Transmittersysteme aus. Demnach kann mit einigen tiefen Atemzügen
ein Signal an die Wahrnehmungskanäle geleitet werden, das direkt zum Ab-
bau von Stress und zur weiteren Vertiefung der Atmung führt.

Bewusste Atemkontrolle übernehmen

• 3 bis 4 tiefe Atemzüge mit starker Dehnung des Brustkorbs durchführen,


dabei die Atemphasen durch Armbewegung sichtbar machen
182 Transformation

• Hände (Unterarme) zum Brustbein = einatmen


• Hände (Unterarme) ausbreiten = ausatmen

Alternative

• Hände (Unterarme) zum Brustbein = ausatmen


• Hände (Unterarme) ausbreiten = einatmen
• Anschließend langsam weiteratmen
• Hände (Unterarme) zum Brustbein = ausatmen
• Hände (Unterarme) ausbreiten = einatmen

TN 709 Atemfantasie: Frische Brise am Meer Mit Atemfantasien werden


Vorstellungen visualisiert, die zu einem vertieften Atmen führen. Dazu sind
alle Szenarien geeignet, in denen man frei und tief atmen kann, beispielsweise
am Meer, im Mischwald, auf einem Berg, am frühen Morgen usw.

• Ich setze mich so bequem wie möglich auf einen Stuhl.


• Ich atme noch ein-, zweimal tief durch und schließe dann meine Augen.
• Ich stelle mir vor, ich befinde mich an einem angenehmen Sommermorgen
an einem schönen Platz am Meer.
• Die Luft ist klar und rein und es weht eine frische Brise.
• Mein Atem geht ruhig und gleichmäßig. Und mit jedem Atemzug nehme
ich die Energie der Meeresluft in mir auf.
• Mit jedem bewussten Ausatmen schaffe ich Raum für mehr Lebensenergie.
• Ich genieße die rhythmische Bewegung meines Atems und Vitalität fließt
in jede Zelle meines Körpers.
• Einatmen …
• Ausatmen …
• Mit jedem neuen Atemzug tanke ich zusätzliche Lebenskraft.
• Ich koste dieses Gefühl voll und ganz aus.
• Ich lasse meinen Atem weiter ganz tief und ruhig fließen und komme jetzt
zurück in diesen Raum (an diesen Platz).

TN 710 Atemfantasie: Am frühen Morgen

• Ich schließe meine Augen und stelle mir vor, es ist ein früher Morgen im
Frühling.
• Ich öffne (mental) das Fenster und nehme einen tiefen, frischen Atemzug.
• Ich nehme die Frische des Morgens ganz in mich auf.
• Ich spüre mit jedem Atemzug, wie die Lebendigkeit dieses neuen Tages
meinen Körper flutet.
6 Denken, Handeln, Erfolg 183

• Bei jedem Einatmen fließt mehr und mehr Sauerstoff in meinen Körper
und ich spüre, wie aktiv ich in diesen jungen Morgen starte.
• Ich kann genau fühlen, wie sich mein Kopf, meine Arme, mein Brustbe-
reich, mein Bauch, meine Beine bis hin zu den Zehenspitzen mit frischer
belebender Morgenluft anfüllen.
• Ich genieße dieses Gefühl und lasse die Frische in mir wirken.
• Und wenn ich nun genug Morgenluft getankt habe, komme ich wieder
zurück in diesen Raum.

TN 711 Abläufe: Wahrnehmungstraining Beim „verdeckten Wahrneh-


mungstraining“ versucht der Übende, den idealen Bewegungsablauf eines
anderen in seiner Vorstellung zu beobachten (Kunze 1971). Es wird vorzugs-
weise angewendet, wenn das eigene Bewegungsmuster fehlerhaft bzw. noch
nicht vollständig ausgebildet ist. Es kann deshalb sowohl zum Erlernen neuer
Bewegungen als auch zur Festigung einer bereits beherrschten Fertigkeit oder
zur Korrektur bzw. zum Umlernen einer Technik eingesetzt werden.
Die Intervention kann regelmäßig (mehrmals täglich) in Trainingseinhei-
ten von 1 bis 5 min je nach Bewegung und Sportart durchgeführt werden.

• Die Übung, um die es geht, mehrere Male ausführen.


• Entspannte Position einnehmen und Augen schließen.
• Sich selbst mental (wie ein Außenstehender) beobachten, so als würde man
sich in einem Video ansehen. Alternativ kann hier auch ein Vorbild (Welt-
meister) visualisiert werden.
• Dabei die ideale Bewegung visualisieren.
• Die Übung erneut real (aber mit besserer Qualität) wiederholen.

TN 712 Verbales Training Alle vorstehend beschriebenen Trainingsmetho-


den können durch eine Kombination mit verbalem Training in ihrer Wirkung
verbessert werden, da verbales Training die Bewegungsausführung auf höherer
Regulationsebene beeinflusst. Schon in den 60er-Jahren hat der sowjetische
Sportpsychologe Avksentij Puni auf die Bedeutung des Wortes für die An-
eignung von Bewegungen hingewiesen (Puni 1961). Er stützt sich dabei auf
die Lehre Pavlovs, der in der Sprachfunktion den entscheidenden Unterschied
zwischen tierischen und menschlichen Verhaltensweisen sieht.
Äußere reale Reize haben für den menschlichen Organismus eine Signal-
funktion und lösen bestimmte Reaktionen aus. Durch die Sprache, das Wort,
ist der Mensch in der Lage, reale Reize stellvertretend zu erfassen und wirken
zu lassen. Nach Pavlov kann das Wort alle Reize des realen Signalsystems er-
setzen, umwandeln und erweitern, das bedeutet, man kann durch die verbale
Fassung alle Wirkungen und Reaktionen des Organismus hervorrufen, wie sie
die Reize des realen Signalsystems hervorbringen.
184 Transformation

Da das Wort-Signalsystem aus dem Real-Signalsystem hervorgegangen ist,


kann es immer nur in Kombination mit ihm funktionieren. Das Wort als
begriffliche Fassung einer Bewegung ruft bei einem Menschen (Sportler) die
analoge Vorstellung hervor, die durch die Verknüpfung mit dem Real-Signal-
system entstanden ist.
Das verbale Training kann entweder durch Mitsprechen der Anleitung
bei der Ausführung von Bewegungen oder auch in Form von Selbstbefehlen
praktiziert werden.
Voraussetzung für das Mitsprechen bei der Ausführung ist eine sprachliche
Darlegung der Bewegung. Der Übende muss sich eine klare Wort-Bild-Vor-
stellung angeeignet haben. Spezifische Fachausdrücke können bei zunehmen-
den Fähigkeiten mit einer differenzierteren Bewegungsvorstellung verknüpft
werden.
Die Version mit Selbstbefehlen kann sich mit fortschreitender Bewegungs-
kompetenz von konkreten Befehlen für den Bewegungsablauf zu Symbolwör-
tern (später Symbollaute) für ganze Bewegungskomplexe entwickeln.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das verbale Training die be-
wusste Kontrolle der Bewegungsausführung verstärkt. Es wirkt unterstützend
im Rahmen von mentalen und psychoregulativen Maßnahmen. Dabei er-
leichtert es die Überwindung von Hemmungen und Barrieren und stabilisiert
mithilfe der Selbstbefehle die Konzentration auf ziel- und situationsgerechte
Bewegungsausführungen (Meusburger 2010).

6.6.3 Körperkommunikation
Die „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“ ( Mindfulness-Based Stress Reduc-
tion – MBSR) ist ein von dem Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn in den spä-
ten 1970er-Jahren in den USA entwickeltes Programm zur Stressbewältigung.
Es wirkt durch gezielte Lenkung der Aufmerksamkeit und durch Entwick-
lung, Einübung und Stabilisierung erweiterter Achtsamkeit. Die Achtsamkeit
versteht sich dabei als absichtsvoll, gegenwärtig aber die Wahrnehmungen
nicht bewertend.
In klinischen Studien konnten positive Wirkungen der MBSR-Kurse nach-
gewiesen werden. Demnach helfen sie bei der Behandlung von chronischen
Schmerzzuständen, häufigen Infektionskrankheiten, Ängsten oder Panikat-
tacken, Depressionen, Hauterkrankungen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen
und Migräne, Magenproblemen oder dem Burn-out-Syndrom.
Die Wirkung der achtsamkeitsbasierten Stressreduktion ist mittlerweile gut
erforscht. Eine Meta-Studie von 2010 (Bohlmeijer et al. 2010) belegt, dass
MBSR psychisches Leid chronisch Kranker lindern kann. Zu ähnlichen Er-
6 Denken, Handeln, Erfolg 185

gebnissen kam eine Meta-Studie von 2011 (Fjorback et al. 2011): MBSR
helfe, mit Krankheiten besser umzugehen, und reduziere Stress, Angst und
Depression. Die Erfahrungen, die Teilnehmer der Studie machten, wirkten
sich auch auf langfristige Erfolge aus.
Bei den vorgeschlagenen Übungen geht es darum, eine Verbesserung der
körperlichen Befindlichkeit und eine Unterstützung der gesundheitserhalten-
den Systeme zu erreichen. Sie lassen sich in Teilen auf die MBSR zurückfüh-
ren.

6.6.3.1 Suggestiv-Techniken
Körperreisen zur Beziehungspflege: Der Übende soll sich hier in der Vor-
stellung durch seinen Körper bewegen und dabei an diversen Stellen (Organe
und Muskelgruppen) Station machen. Er soll mit den besuchten Stellen men-
tal Kontakt aufnehmen und ihnen Wertschätzung, Dank und Anerkennung
entgegenbringen. Nach mentalen Aktivitäten zur Reinigung und Pflege kann
der Übende ein Geschenk hinterlassen, zum Beispiel die Stelle mit Licht,
Wärme oder Frische durchfluten lassen.

TN 603 Beziehungs-Körperreise: Gehirn Induktion (Körperwahrneh-


mung)

• Ich setze mich bequem in den Stuhl und schließe meine Augen.
• Ich nehme einen tiefen Atemzug und lenke meine Aufmerksamkeit in mei-
nen Körper.
• Ich gehe mit meiner Wahrnehmung zum Gehirn und stelle mir ein Netz
aus Nervenzellen (Neuronen) und Verbindungen vor.
• Ich erkenne, wie spielend mein Gehirn funktioniert. Alles Neue wird auf-
genommen. Dann wird es mit vorhandenem Wissen verknüpft und an-
schließend in verschiedene Bereiche sortiert – so, dass ich es wieder gut
auffinden kann. Damit habe ich Zugriff auf diese Informationen.
• Ich erkenne diese großartige Leistung meines Gehirns. Das löst in mir eine
tiefe Dankbarkeit aus.

Aktivitäten

• Bevor mein Gehirn jetzt neue Informationen aufnimmt, will ich ihm etwas
Gutes tun.
• Dankbar über seine Leistung schicke ich meinem Gehirn angenehme Fri-
sche, Licht und wohltuende Klarheit.
• Dieses Geschenk breitet sich über alle Verbindungen in meinem ganzen
Gehirn aus. (Folgen spüren)
186 Transformation

• Ich fühle, wie gut mir das tut.


• Ich freue mich über diesen guten Kontakt zu meinem Gehirn und genieße
es.
• Mit dieser Zuversicht und dem angenehmen Körpergefühl komme ich wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme noch einmal bewusst ein und aus und öffne meine Augen.

TN 604 Beziehungs-Körperreise: Lymphsystem Induktion (Körper-


wahrnehmung)

• Ich setze mich bequem in den Stuhl und schließe meine Augen.
• Ich nehme einen tiefen Atemzug und lenke meine Aufmerksamkeit in mei-
nen Körper.
• Ich richte meine Aufmerksamkeit auf mein Lymphsystem.
• Tag und Nacht arbeitet diese Region für mich.
• Sie filtert – sie reinigt. Meine Immunabwehr sorgt gut für mich.

Aktivitäten

• Dankbar über diese Leistung schicke ich meinem Lymphsystem angeneh-


me Wärme und wohltuendes Licht.
• Mein Lichtgeschenk breitet sich über die Lymphbahnen vom Hals über die
Achseln bis zu den Leisten aus. Es erfüllt die Bahnen mit warmer Hellig-
keit. (Folgen spüren)
• Ich spüre, wie toll es mir dabei geht und wie mein ganzer Organismus op-
timal mit dem Lymphsystem zusammenarbeitet.
• Ich nehme diese Wohlige, angenehme Wärme noch einmal ganz bewusst
war – atme tief ein. Ich öffne meine Augen und komme zurück in den
Raum.

6.6.3.2 Vertrauens-Körperreisen
Bei Vertrauens-Körperreisen zu wichtigen Systemen, Zellen oder Organen be-
wegt sich der Übende mental zu deren Sitz hin. Er soll dort seine Aufmerk-
samkeit auf das optimale Verhalten und die perfekte Funktion richten und
sich dabei zur Empfindung von Dankbarkeit, Freude, Wärme und Zuversicht
lenken. Die Beobachtung, dass die besuchten Systeme oder Organe zuver-
lässig und tadellos funktionieren, soll den Übenden mit großem Vertrauen zu
seinem Körper erfüllen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 187

TN 605 Vertrauens-Körperreise: Lunge Induktion (Körperwahrneh-


mung)

• Ich setze mich bequem in den Stuhl und schließe meine Augen.
• Ich atme einmal tief ein und aus und lenke nun meine Aufmerksamkeit in
mein Körperinneres – zu meiner Lunge.
• Mit jedem Atemzug bemerke ich, wie sich meine Lunge mit frischer, klarer
Luft anfüllt – und bei jedem Ausatmen wird sie automatisch wieder ab-
gegeben.

Beobachtung

• Ich beobachte diese rhythmisch, harmonische Bewegung der Lunge. Ohne


mein bewusstes Zutun erfüllt sie ihre Funktion.
• Automatisch und zuverlässig versorgt sie meinen Körper mit Sauerstoff.
• Ich spüre eine tiefe Dankbarkeit und Freude für die jahrelange zuverlässige
Tätigkeit meiner Lunge. (Folgen spüren)
• Tiefes Vertrauen breitet sich in mir aus. Ich nehme es in jeder Zelle meines
Körpers wahr.
• Mit dieser Zuversicht und dem angenehmen Körpergefühl komme ich wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme noch einmal bewusst ein und aus und öffne meine Augen.

TN 606 Vertrauens-Körperreise: Niere Induktion (Körperwahrneh-


mung)

• Ich setze mich bequem in den Stuhl und schließe meine Augen. Ich lenke
meine Aufmerksamkeit mit jedem Atemzug mehr und mehr in mein In-
neres.
• Ich nehme jetzt Kontakt mit meinen beiden Nieren auf.
• Ich spüre ganz genau hin zu diesen beiden Orten.

Beobachtung

• Ich fühle, wie regelmäßig, ruhig und kräftig mein Herz das Blut in meine
Nieren pumpt.
• Ich spüre, wie diese Organe meines Körpers mein Blut beständig und sicher
entgiften.
• Ich erlebe, wie zuverlässig jede meiner Nieren arbeitet, und nehme wahr,
wie selbstverständlich alles funktioniert. (Folgen spüren)
• Mit jedem Herzschlag spüre ich Dankbarkeit und große Freude.
• Mein ganzer Körper wird von tiefem Vertrauen durchflutet.
188 Transformation

• Mit dieser Zuversicht und dem angenehmen Körpergefühl komme ich wie-
der zurück in diesen Raum.
• Ich atme noch einmal bewusst ein und aus und öffne meine Augen.

6.6.3.3 Interventionen für alltägliche Symptome


Im Selbstcoaching arbeitet man nicht an einem Symptom, sondern immer am
Umgang mit einem Symptom. Mentaltraining wird dabei nur den mentalen
Zustand eines Menschen in Bezug zu seiner Krankheit beeinflussen können.
Ziel für diese Interventionen ist die „Aussöhnung“ (würdigen, wertschätzen,
verhandeln usw.) mit dem Symptom als Voraussetzung für dessen Überflüs-
sigwerden oder evtl. Entlassung und das Hinlenken der Aufmerksamkeit des
Übenden auf seine intakten, gesunden Anteile.
Neben der Einstellung zum Symptom selbst kann durch mentales Training
auch noch die Einstellung zu notwendigen medizinischen Therapien wesent-
lich verbessert und dadurch die Wirkung gesteigert werden. Es geht dabei
um das Glaubenssystem eines Menschen, was zu einem Placebo-Effekt (siehe
Abschn. 6.2.5) führen kann.

TN 611 Alltägliche Symptome: Schnupfen Induktion (Körperwahrneh-


mung)

• Ich schließe meine Augen und lenke meine Aufmerksamkeit mit jedem
Atemzug mehr und mehr in mein Inneres.
• Ich gehe mit meinen Gedanken zu meiner Nase. Meine Nase hat eine wich-
tige Aufgabe. Sie filtert und wärmt die Luft, die ich einatme. Dieser Prozess
ist für mich lebenswichtig.

Beobachtung

• Ich stelle mir jetzt vor, warme helle Lichtstrahlen treffen auf mein Gesicht
und ich spüre die wohltuende Wärme in meiner Nase.
• Meine Abwehrzellen werden dadurch gestärkt und aktiv. Sie wehren die
Bakterien ab, reinigen und unterstützen meine Nasenschleimhäute.
• Die Wärme breitet sich weiter aus und immer mehr Abwehrzellen begin-
nen jetzt zu arbeiten. (Folgen spüren)
• Meine Nase bekommt Entwarnungsimpulse und die Schleimhäute schwel-
len ab.
• Frische Luft kann nun wieder ungehindert durch meine Nase in meinen
Körper gelangen.
6 Denken, Handeln, Erfolg 189

• Ich kann darauf vertrauen, dass mein Körper das zuverlässig alleine regeln
kann.
• Ich nehme nun einen kräftigen Atemzug und kehre zurück in diesen Raum.

TN 612 Alltägliche Symptome: Nackenschmerzen Induktion (Körper-


wahrnehmung)

• Ich schließe meine Augen und lenke meine Aufmerksamkeit mit jedem
Atemzug mehr und mehr in mein Inneres.
• Ich atme tief ein und konzentriere mich auf meinen Nacken. Er ist ein ganz
wichtiges Bindeglied zwischen Rumpf und Kopf und hat eine bedeutende,
tragende Funktion.
• Stabil ist er, mein Nacken – kräftig und zugleich beweglich.
• Ich spreche dieser Region jetzt großen Dank für ihre tägliche Arbeit aus.

Beobachtung

• Auch wenn er sich im Moment gerade mit Verspannung meldet, erkenne


ich die Kommunikationsbereitschaft meines Nackens. Diese Region ist im
Moment stark beansprucht und ich kann ihr nun etwas Wohltuendes zu-
führen.
• Ich sende angenehme Wärme dorthin und lasse sie ihre wohlige Wirkung
voll entfalten. Ich genieße diese Wärme – das ist genau das, was mein Na-
cken jetzt braucht. (Folgen spüren)
• Ich spüre nach, wie gut das dieser Region tut und wie sie sich dabei ent-
spannen kann.
• Es erfüllt mich mit viel Sicherheit, dass sich mein Körper meldet, wenn er
etwas braucht und ich ihm helfen kann.
• Ich nehme nun einen tiefen Atemzug und kehre mit diesem Gefühl der
Sicherheit hierher zurück in diesen Raum.

TN 613 Alltägliche Symptome: Rückenschmerzen Induktion (Körper-


wahrnehmung)

• Ich schließe meine Augen und lenke meine Aufmerksamkeit mit jedem
Atemzug mehr und mehr in mein Inneres.
• Ich gehe nun zu meinem Brustwirbelbereich und nehme Kontakt mit ihm
auf. Ich bedanke mich für die gute Zusammenarbeit. Ich sage meinem
Brustwirbelbereich, wie wichtig er für mein Wohlbefinden und für meine
Mobilität ist.
190 Transformation

Beobachtung

• Ich sende angenehme Wärme dorthin und lasse sie ihre wohlige Wirkung
voll entfalten. Ich genieße diese Wärme – das ist genau das, was mein Brust-
wirbelbereich jetzt braucht.
• Die Wärme und meine Zuwendung erfassen jetzt die ganze Region.
• Mein Brustwirbelbereich und die Muskulatur in der Region sind erfüllt mit
dieser angenehmen Wärme. (Folgen spüren)
• Ein großes Gefühl der Entspannung breitet sich in meinem Brustwirbel-
bereich aus.
• Leichtigkeit stellt sich ein. Ich spüre ein gutes Gefühl, meinen Körper
unterstützt zu haben, und das gibt mir tiefes Vertrauen.
• Ich nehme nun einen tiefen Atemzug und kehre mit diesem Gefühl hierher
zurück in diesen Raum.

6.6.3.4 Mentale Schmerzbehandlung
Das Schmerzempfinden ist stark von emotionalen Faktoren abhängig. Das
bedeutet, dass der Schmerz durch die mentale Bewertung als stärker oder
schwächer empfunden wird. Schmerzen durch Muskelkater werden relativ
gelassen hingenommen und ertragen. Hat ein Mensch jedoch Krebs (und ist
ihm dies bekannt), so wird schon der geringste Schmerz viel stärker empfun-
den.
Der Körper kann eigene Schmerzmittel erzeugen (Endorphine). Die Pro-
duktion dieser Schmerzmittel setzt nicht nur bei Schock, Verletzung, Über-
anstrengung etc. ein, sondern wird auch durch die Zufuhr von Scharfem
und Süßem, körperliche Aktivität, durch reale oder mentale Lichtzufuhr
und Ähnliches begünstigt. Die Anwesenheit von Endorphinen führt zu guter
Stimmung und einer erhöhten Schmerztoleranz.
Mentale Techniken zur Schmerzbewältigung stützen sich auf die oben ge-
nannten Tatsachen. Sie arbeiten mit Entspannung und Beruhigung, sie er-
zeugen durch Visualisierung gute Stimmung und lenken die Aufmerksamkeit
auf eine angenehme, befreiende Wahrnehmung.
Mentale Interventionen zur Bewältigung von Schmerzen sollten nur unter
sorgfältiger medizinischer Abklärung und nur begleitend zu medizinischen
Therapien eingesetzt werden. Dem interessierten Leser kann an dieser Stelle
nur die weitere Beschäftigung mit dem Thema empfohlen werden. Weitere
Informationen finden Sie z. B. im Internet und „Change Pain“.
6 Denken, Handeln, Erfolg 191

TN 621 Bodyscanning: Intervention „Aufspüren“


Beim Aufspüren soll der Übende den „Status quo“ eines Gefühls ermitteln.
Dazu scannt er jede einzelne Körperpartie durch, um herauszufinden, wo das
Erlebnis die intensivste Gefühlsreaktion hervorruft. Wird die Aufmerksam-
keit des Übenden nun noch auf die Auswirkungen des wahrgenommenen Ge-
fühls gelenkt, können wichtige Impulse für weitere Interventionsmaßnahmen
gewonnen werden.
Technik „Verstärken“
Ist das Gefühl durch ein Körperecho wahrgenommen und definiert, kann
es im positiven Fall verstärkt werden. Dazu eignen sich vor allem Selbstanlei-
tungen des Übenden. Sie sollen ein Gefühl im Körper anreichern und wach-
sen, sich ausbreiten und verstärken lassen.
7
Wochenpläne für das Selbstcoaching

7.1 Hinweise zu den Übungen


In den ersten Kapiteln des Buchs wurde Wissen zusammengetragen, das hel-
fen kann, die Limitierungen, denen Menschen ausgesetzt sind, zu verstehen.
Im vierten Kapitel fanden Sie Aussagen, die helfen können, eine Lebensvision
zu finden. In den Kapiteln fünf bis sieben habe ich dann die technische Seite
für das Selbstcoaching beschrieben. Im letzten Kapitel geht es nun darum,
konkret mit dem Selbstcoaching zu beginnen.
Unzufriedenheit, fehlender Erfolg, schlechte Partnerbeziehungen und Un-
glücklichsein hängen nach meiner Überzeugung nur von der persönlichen
Einstellung ab. Das konnte ich an vielen Coaching-Kunden und auch an mir
selbst erfahren.

Wenn Sie das ernsthaft ändern wollen, dann beginnen Sie damit JETZT!

7.1.1 Kennenlernen vs. Könnenlernen


Neuronale Restrukturierung ist ein Prozess der sich über einen längeren Zeit-
raum erstreckt. Das Konzept von Selbstmanagement und Führungsfähigkeit
(Abb. 7.1) ruht auf drei Säulen:

• Wissen – Verstehen der eigenen Limitierungen


• Philosophie – Vision/Mission, Klärung von Sinnfragen
• Interventionen – Übungen und Techniken zur Steuerung

Das bedeutet, mit dem Lesen dieses Buches lernen Sie etwas „kennen“. Damit
sind Sie dann in der Lage, neue Fähigkeiten zu definieren, die Sie für erstre-
benswert halten. Außerdem können Sie an einem Zugang zu Ihren Ressour-
cen zu arbeiten.
Um aber etwas zu „können“, braucht es die Übung und regelmäßige An-
wendung. Wenn Sie also dieses Buch nur lesen und nicht üben, dann ist es
wie beim Klavierspielen. Wenn Sie nur dann etwas tun, wenn der Unterricht

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_7, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
194 Transformation

Selcstmanagement

Führungsfähigkiten

Neue
Potenziale
und
Fähigkeiten

Wissen Methoden
Verstehen der Interventionen und
eigenen Philosophie Techniken zur
Limitierungen Vision und Mission Selbststeuerung
Klärung von Sinnfragen

Abb. 7.1   Säulen der Transformation

kurz bevorsteht, brauchen Sie Jahre, um etwas zu spielen, und selbst dann ist
es ist immer noch „Geklimper“. Wenn Sie aber kontinuierlich üben, dann
können Sie sich in zwei Jahren „neu erfinden“.

7.2 Etappen
Die nachfolgenden Übungen aus jeder Ebene habe ich in drei Etappen zerlegt.
Diese sollten Sie einhalten und chronologisch abarbeiten. Jede Etappe baut
dabei auf der vorhergehenden auf, ähnlich wie in der Grundschule: zuerst das
ABC, dann Schreiben und Lesen lernen, dann der erste Aufsatz. Wenn Sie
dabei etwas überspringen, fehlt es später substanziell.
Das von mir zusammengestellte Programm ist ein Standard, der sich an
meiner Erfahrung im Coaching orientiert. Er stellt sozusagen die Grundschu-
le für das Selbstmanagement und die Führungsfähigkeit dar. Falls Sie speziel-
le Anforderungen haben, weil Sie beispielsweise Hochleistungssportler sind
oder bereits Top-Manager, dann nehmen Sie einfach Kontakt mit mir auf. Sie
finden die Kommunikationsdaten am Ende des Buches.
Für den Erwerb stabiler und belastbarer Grundlagen im Selbstcoaching
brauchen Sie etwa drei Monate. Somit läuft jede Etappe etwa vier Wochen.
Für die Übungen erhalten Sie zwölf Wochenpläne, die von 1 bis 12 numme-
riert sind. Legen Sie zu Beginn einen Wochentag fest, an dem Ihnen für das
Selbstcoaching ca. ein bis zwei Stunden Zeit zur Verfügung stehen. Starten Sie
mit dem Wochenplan, den Sie in dieser Zeit abarbeiten sollten. Dabei sind
einige Denkaufgaben (Denken) und die Einarbeitung in die geplanten Übun-
gen zu absolvieren. In den jeweils nachfolgenden restlichen Tagen der Woche
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 195

sollten Sie jeden Tag ca. 15 bis 20 min Ihrer Zeit in Übungen (Handeln) in-
vestieren. Diese sind Bestandteil des jeweiligen Wochenplans. Alle Übungen
führen Sie bereichsübergreifend durch.
Falls Sie zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Selbstcoaching starten wol-
len, können Sie dieses Kapitel überlesen.

7.2.1 Etappe 1
7.2.1.1 Woche 1
Agenda

• TN 101 Affirmationsgruppe: Ruhe/Gelassenheit


• TN 403 Zeitwahrnehmung: Moduswechsel
• TN 708 Real: Tiefenatmung
• TN 514 Trennen: Reale Rituale
• TN 138 Klarheit-Vorstellung: Solarplexus
• TN 902 Präferenzen: Gratis-Talente
• TN 151 Affirmationstext: Ruhe

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 101 Affirmationsgruppe: Ruhe/Gelassenheit
• Bei Bedarf:
TN 708 Real: Tiefenatmung
• Mehrmals täglich:
TN 151 Affirmationstext: Ruhe
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale Trennung Beruf vom Privatleben
• Abends:
TN 138 Klarheit-Vorstellung: Solarplexus
• Ausarbeitung:
TN 902 Präferenzen: Gratis-Talente

7.2.1.2 W
 oche 2
Agenda

• TN 102 Affirmationsgruppe: Souveränität


• TN 307 Alphabet: Was mir Ruhe bringt
196 Transformation

• TN 710 Atemfantasie: Am frühen Morgen


• TN 536 Lebensrollen: Bewusst machen
• TN 421 Planungstipps: Tages-Highlight notieren
• TN 133 Sonnenuntergang am Strand
• TN 152 Affirmationstext: Souveränität

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie folgende
Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 102 Affirmationsgruppe: Souveränität
• Bei Bedarf:
TN 710 Atemfantasie: Am frühen Morgen
• Mehrmals täglich:
TN 152 Affirmationstext: Souveränität
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Tages-Highlight notieren, TN 133 Sonnenunter-
gang am Strand
• Ausarbeitung:
TN 536 Lebensrollen: Bewusst machen

7.2.1.3 W
 oche 3
Agenda

• TN 103 Affirmationsgruppe: Zufriedenheit


• TN 536 Lebensrollen: Diagramm
• TN 412 Zeitplanung: Pareto-Prinzip
• TN 404 Zeitwahrnehmung: Positivieren
• TN 130 Ruhe-Vorstellung: Steinkreis
• TN 153 Affirmationstext: Zufriedenheit

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 421 Planungstipps: Tages Highlight notieren
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 197

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 103 Affirmationsgruppe: Zufriedenheit
• Bei Bedarf:
TN 412 Zeitplanung: Pareto-Prinzip
• Mehrmals täglich:
TN 153 Affirmationstext: Zufriedenheit
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Tages-Highlight notieren; TN 130 Ruhe-Vorstel-
lung: Steinkreis
• Ausarbeitung:
TN 536 Lebensrollen: Diagramm

7.2.1.4 W
 oche 4
Agenda

• TN 802 Metapher: Feder


• TN 537 Lebensrollen: Aktivierung
• TN 905 Präferenzen: Werte-Top-Ten
• TN 308 Alphabet: Was mich gelassen macht
• TN 132 Ruhe-Vorstellung: Bergsee
• TN 158 Affirmationstext: Selbstvertrauen

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 421 Planungstipps: Tages-Highlight notieren

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 802 Metapher: Feder
• Bei Bedarf:
TN 537 Lebensrollen: Aktivierung
• Mehrmals täglich:
TN 158 Affirmationstext: Selbstvertrauen
198 Transformation

• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Tages-Highlight notieren; TN 132 Ruhe-Vorstel-
lung: Bergsee
• Ausarbeitung:
TN 537 Lebensrollen: Aktivierung; TN 308 Alphabet: Was mich gelassen
macht

7.2.1.5 Kommentar zur 1. Etappe


Gratulation, wenn Sie es bis hierher geschafft und jeden Tag geübt haben.
Dann können Sie schon erste Erfolge verzeichnen. Sie haben sicher bemerkt,
dass ein Schwerpunkt in der 1. Etappe auf Ruhe und Entspannung gelegen
hat.
Sie sollten jetzt schon mit suggestiven Übungen vertraut sein und eine
größere Ruhe und Entspannung verspüren. Gleichzeitig sollte sich durch die
Fantasiereisen auch Ihr bildhaftes Vorstellungsvermögen verbessert haben.
Außerdem könnten Sie schon bemerkt haben, dass Sie mit Ihren Vorstellun-
gen Ihre Gefühle beeinflussen können.
Wenn Sie in Ihren Lebensrollen gute Aktivierungsarbeit geleistet haben,
könnte dies schon Ihrem Umfeld aufgefallen sein. Vielleicht haben Sie auch
bereits ein positives Feedback erhalten.
Falls Sie noch nicht so weit sind, haben Sie vermutlich nicht hinreichend
geübt. Überlegen Sie sich noch einmal, ob das, was Sie für sich erreichen wol-
len, für Sie noch erstrebenswert erscheint. Reflektieren Sie über Ihre Willens-
kraft. Wiederholen Sie die suggestiven Übungen und Fantasiereisen, bis Sie
zur nächsten Etappe übergehen können.
Wenn Sie mit den Übungen nicht klargekommen sind und weiter an Ihrer
Entwicklung arbeiten wollen, sollten Sie sich vielleicht externe Hilfe holen.
Sie finden Ansprechpartner auf: www.mentalcoaching.eu

7.2.2 Etappe 2
7.2.2.1 Woche 5
Agenda

• TN 134 Kraft-Vorstellung: Wasserfall


• TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Methode
• TN 423 Planungstipps: Fingerfragen
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 199

• TN 306 Alphabet: Was mir gute Laune macht


• TN 120 Aktiv-Affirmation: Ruhe
• TN 154 Affirmationstext: Kraft

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 537 Lebensrollen: Aktivierung

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 134 Kraft-Vorstellung: Wasserfall
• Bei Bedarf:
TN 537 Lebensrollen: Aktivierung
• Mehrmals täglich:
TN 154 Affirmationstext: Kraft
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 120 Aktiv-Affirmation: Ruhe;
TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Methode
• Ausarbeitung:
TN 306 Alphabet: Was mir gute Laune macht

7.2.2.2 W
 oche 6
Agenda

• TN 124 Aktiv-Affirmation: Kraft


• TN 312 Lückentext: Die drei Siebe
• TN 911 Visionen: Wünsche
• TN 230 Subvokale Unterstützung
• TN 136 Kraft-Vorstellung: Starker Ort
• TN 161 Affirmationstext: Kraft-Stärke

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 423 Planungstipps: Fingerfragen
200 Transformation

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 136 Kraft-Vorstellung: Starker Ort
• Bei Bedarf:
TN 230 Subvokale Unterstützung
• Mehrmals täglich:
TN 161 Affirmationstext: Kraft-Stärke
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-
thode
• Ausarbeitung:
TN 911 Visionen: Wünsche

7.2.2.3 W
 oche 7
Agenda

• TN 135 Kraft-Vorstellung: Bär


• TN 222 Unterfokussierung: Ohren spitzen
• TN 541 Inner Game
• TN 305 Alphabet: Was mich erfolgreich macht
• TN 140 Fantasiereise: Wiese
• TN 162 Affirmationstext: Kraft-Energie

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 423 Planungstipps: Fingerfragen

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 140 Fantasiereise: Wiese
• Bei Bedarf:
TN 222 Unterfokussierung: Ohren spitzen
• Mittags:
TN 135 Kraft-Vorstellung: Bär
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 201

• Mehrmals täglich:
TN 162 Affirmationstext: Kraft-Energie
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-
thode
• Ausarbeitung:
TN 541 Inner Game; TN 305 Alphabet: Was mich erfolgreich macht

7.2.2.4 W
 oche 8
Agenda

• TN 141 Fantasiereise: Quelle


• TN 806 PME: in zehn Schritten
• TN 321 Lernen: Kettenmethode (auch TN 320)
• TN 414 Zeitplanung: Eisenhower-Prinzip
• TN 137 Klarheit-Vorstellung: Lagerfeuer am See
• TN 157 Affirmationstext: Klarheit

Aus vorangegangenen Übungswochen:

• TN 514 Trennen: Reale Rituale


• TN 423 Planungstipps: Fingerfragen

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 141 Fantasiereise: Quelle
• Bei Bedarf:
TN 321 Lernen: Kettenmethode
• Mittags:
TN 806 PME: in zehn Schritten
• Mehrmals täglich:
TN 157 Affirmationstext: Klarheit
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale; TN 137 Klarheit-Vorstellung: Lagerfeuer
am See
• Abends:
202 Transformation

TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-


thode
• Ausarbeitung:
TN 414 Zeitplanung: Eisenhower-Prinzip

7.2.2.5 Kommentar zur 2. Etappe


Kompliment, Sie sind motiviert und willensstark, wenn Sie es bis zum Ende
der 2. Etappe geschafft haben. Sie sind gut unterwegs im Selbstmanagement
und haben sicher bemerkt, dass der Schwerpunkt in der 2. Etappe auf Energie
und Lebenskraft gelegen hat.
Mit den Aktiv-Affirmationen konnten Sie Ihre Gefühle bereits gut beein-
flussen. Denken Sie öfter mal daran, wenn Sie eine andere Stimmung brau-
chen. Gleichzeitig sollte sich durch die Fantasiereisen auch Ihr bildhaftes Vor-
stellungsvermögen deutlich verbessert haben.
Wenn Sie in Ihr „Inner Game“ gut reflektiert und positiv gestaltet haben,
dann konnten Sie auch schon eine andere und bessere Einstellung zu Ihren
Aufgaben entwickeln. Nun sind Sie auf der Straße der Gewinner unterwegs.
Ihre Kollegen und Partner bemerken zunehmend Ihre Veränderung. Lassen
Sie sich dadurch motivieren.
Falls Sie bei der 2. Etappe noch nicht so weit gekommen sind, wiederholen
Sie die gesamte Etappe. Außer der Motivation braucht es auch noch Willens-
kraft. Werden Sie zum agilen Lerner.
Wenn Sie Unterstützung brauchen, finden Sie Ansprechpartner auf: www.
mentalcoaching.eu.

Es ist nicht wichtig, wie langsam du gehst, sondern dass du nicht stehen
bleibst. (Konfuzius)

7.2.3 Etappe 3
7.2.3.1 Woche 9
Agenda

• TN 803 Szenerie: Liegestuhl unter Palmen


• TN 422 Planungstipps: Pausenmanagement
• TN 322 Lernen: Ortsmethode (koppeln mit TN 334)
• TN 511 Umlenken: Filmstopp
• TN 142 Fantasiereise: Junger Bach
• TN 168 Affirmationstext: Charisma
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 203

Da Sie schon professionell üben, entfallen hier die Hinweise auf frühere
Übungen. Verwenden Sie diese nach Ihrem Bedarf.
Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nach-
folgende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 142 Fantasiereise: Junger Bach
• Bei Bedarf:
TN 422 Planungstipps: Pausenmanagement; TN 511 Umlenken: Film-
stopp
• Mittags:
TN 803 Szenerie: Liegestuhl unter Palmen
• Mehrmals täglich:
TN 168 Affirmationstext: Charisma
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-
thode
• Ausarbeitung:
TN 322 Lernen: Ortsmethode (koppeln mit TN 334)

7.2.3.2 W
 oche 10
Agenda

• TN 125 Aktiv-Affirmation: Mut


• TN 906 Lust: Job Enrichment
• TN 912 Visionen: Geburtstagsrückblick
• TN 513 Trennen: 30er-Technik
• TN 143 Fantasiereise: Fluss
• TN 165 Affirmationstext: Mut

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 143 Fantasiereise: Fluss
• Bei Bedarf:
TN 906 Lust: Job Enrichment; TN 513 Trennen: 30er-Technik
• Mittags:
204 Transformation

TN 125 Aktiv-Affirmation: Mut


• Mehrmals täglich:
TN 165 Affirmationstext: Mut
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-
thode
• Ausarbeitung:
• TN 912 Visionen: Geburtstagsrückblick

Benutzen Sie zum Geburtstagsrückblick Ihre Wunschliste, das Stärken-Blatt


und die Werte. Lassen Sie sich bei der Ausarbeitung Zeit und überarbeiten Sie
diese einige Tage später nochmals.

7.2.3.3 W
 oche 11
Agenda

• TN 621 Bodyscanning
• TN 907 Lust: Starttricks
• TN 146 Anker: Ressource stapeln
• TN 612 Alltägliche Symptome: Nackenschmerzen
• TN 144 Fantasiereise: Berg
• TN 167 Affirmationstext: Strahlkraft

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 144 Fantasiereise: Berg
• Bei Bedarf:
TN 907 Lust: Starttricks
• Mittags:
TN 621 Bodyscanning
• Mehrmals täglich:
TN 167 Affirmationstext: Strahlkraft; TN 146 Anker: Ressource stapeln
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale; TN 612 Alltägliche Symptome: Nacken-
schmerzen
• Abends:
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 205

TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-


thode
• Ausarbeitung:
Keine

7.2.3.4 W
 oche 12
Agenda

• TN 131 Ruhe-Vorstellung: Holzbank


• TN 215 Überfokussierung: Leseerschwernis
• TN 917 Wünsche: Hull-Technik
• TN 144 Fantasiereise: Berg
• TN 166 Affirmationstext: Klarheit

Erarbeiten Sie sich die Interventionen zur Agenda und machen Sie nachfol-
gende Übungen oder Ausarbeitungen:

• Morgens (im Bett):


TN 131 Ruhe-Vorstellung: Holzbank
• Bei Bedarf:
Ihre Wahl
• Mittags:
Ihre Wahl
• Mehrmals täglich:
TN 166 Affirmationstext: Klarheit
• Feierabend:
TN 514 Trennen: Reale Rituale
• Abends:
TN 421 Planungstipps: Fingerfragen; TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Me-
thode
• Ausarbeitung:
TN 917 Wünsche: Hull-Technik

Machen Sie die Ausarbeitung nach Hull verteilt über mehrere Tage. Wenn
Sie sicher sind, dass der Text steht, beginnen Sie damit, täglich zu schreiben.

7.2.3.5 Kommentar zur 3. Etappe


Gratulation! Wenn Sie diese Etappe bewältigt haben, kann man sagen: Sie
sind auf dem Weg zu einem erfolgreichen Selbstcoaching. Sie haben eine
206 Transformation

Vision für Ihre Zukunft entwickelt, in der Ihre Lebensqualität einen hohen
Rang genießt.
Wenn Sie allerdings jetzt davon ausgehen, dass Sie es schon geschafft ha-
ben, muss ich Sie enttäuschen. Eine Veränderung von gut gebahnten Denk-
mustern braucht rund ein bis zwei Jahre. Durch mein Coaching-Programm
haben Sie gelernt, sich selbst zu steuern. Das ist eine wichtige Grundlage,
wenn Sie die Übungen weiter verfolgen.
Falls Sie in der 3. Etappe noch nicht so weit gekommen sind, wiederholen
Sie die Übungen.

7.3 Anmerkung zum Selbstcoaching


Neuronale Restrukturierung braucht zwei wesentliche Verhaltensweisen: das
Hemmen alter und den Aufbau neuer Denkmuster. Sie sollten jetzt entschei-
den, die dazu erforderlichen Übungen für das kommende Jahr beizubehalten.
Meine Kunden, die das getan haben, waren alle erfolgreich und führen heute
ein bewussteres Leben als je zuvor.
Sie sind jetzt in der Lage, sich aus diesem Buch ein eigenes Übungspro-
gramm zu erstellen. Denken Sie an die Thesen Nr. 1 und 2. Und reflektieren
Sie immer wieder meinen Slogan:

„Ändere deine Gedanken – dann ändert sich dein Leben!“

Für die neuronale Restrukturierung stehen Ihnen jetzt die nachfolgenden


wichtigen Werkzeuge zur Verfügung:

7.3.1 Wortschatzübungen
Mit diesen Übungen beeinflussen Sie die Gedankenrichtung. Es sind Wörter,
die in einem Gehirn bewegt werden und aus denen Gefühle und Stimmungen
entstehen.

7.3.2 Inner Game und KAW


Reflektieren Sie Ihre Gedanken. Hemmen Sie ein negatives „Inner Game“
und entwickeln Sie ein positives Denkmuster. Betreiben Sie „Gedankenhy-
giene“.
7 Wochenpläne für das Selbstcoaching 207

7.3.3 Vorstellungen
Es sind bildhafte Vorstellungen (Fantasiereisen, Visualisierung), mit denen
sich ein Mensch leicht und einfach selbst beeinflussen kann.

7.3.4 Primär-Ressourcen
Steuern und verhalten Sie sich so, dass Sie für alle Vorhaben über ausreichen-
de Ressourcen verfügen. Dies betrifft insbesondere die Primär-Ressourcen
Ruhe, Kraft und Klarheit.

Ruhe
Um über diese Ressourcen zu verfügen, brauchen Sie Organisation, Über-
blick, Selbstvertrauen, Souveränität, Gelassenheit und Harmonie.

Kraft
Um über diese Ressource zu verfügen, befassen Sie sich mit Ausdauer, Moti-
vation, Belastbarkeit, Stabilität und Vitalität.

Klarheit
Sorgen Sie für Klugheit, Durchblick, Ausstrahlung (Charisma), Energie und
Wohlbefinden.

7.3.5 Vision/Mission
Entwickeln Sie eine Vision davon, was Sie in Ihrem Leben sein wollen. Zerle-
gen Sie diese Vision in mehrere Missionen (Teilaufgaben). Leben Sie danach!

7.3.6 Agiles Lernen


Sagen Sie niemals: „Das kann ich nicht!“, sondern stattdessen: „Das habe ich
noch nicht gelernt.“ Werden Sie zu einem agilen Lerner. Dafür brauchen Sie
nur eine entsprechende Entscheidung zu treffen.
8
Epilog

8.1 Nachwort
Man kann von einem jungen Menschen nicht erwarten, dass er die Bedeu-
tung eines (seines) Lebens erfasst und eine Vision dafür entwickelt. Dazu ist
ein gewisser Reifegrad der Persönlichkeit erforderlich. Aber ab einem Alter
von etwa 25 Jahren sollten die wichtigsten Grundlagen für ein gutes Leben
oder Lebenswerk bereits vorhanden sein. Das bedeutet, man kann seinem
Leben auch dann schon eine Richtung geben, anstatt es zu vergeuden.
Der Reifegrad einer Persönlichkeit hat zwei Komponenten. Dies ist zum
einen die fachlich-methodische Komponente, also ihr Wissen und Können.
Zum anderen ist es die kulturelle Reife, die sie emphatisch, klug und weise
handeln lässt.
Um in diesem Sinn eine exzellente Person zu werden, bedarf es der oft ge-
nannten klassischen Tugenden, als da wären: Geduld, Besonnenheit, Beharr-
lichkeit, Wohlwollen, Mäßigung und Mut.
Um dies alles zu gewinnen, braucht es mehrere Komponenten, die ich für
Sie am Ende des Buchs zusammenfassen möchte:

Achtsamkeit
Die Achtsamkeit führt zu innerer Klarheit, zu richtigen Entscheidungen und
vermindert Leid.

Ausgeglichenheit
Die Ausgeglichenheit hält die Psyche und das Leben in Balance. Sie führt zur
Seelenruhe und Selbstsicherheit und verhindert unkontrollierte Erregung.

Disziplin
Die Disziplin als Gehorsamkeit sich selbst gegenüber führt zu einem auf Ord-
nung bedachten Leben. Sie ist erforderlich für die Selbstbeherrschung.

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0_8, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
210 Transformation

Klarheit
Die Klarheit führt zu einem ungetrübten Bewusstsein und schafft das Ver-
ständnis für die Welt und das Leben. Sie offenbart Lebenssinn und führt zum
Erkennen von Zielen und Absichten.

Haltung
Sie beeinflusst als Lebensform den Lebenswandel und den Lebensstil. Rich-
tige Haltung führt zu einem gelungenen Leben mit Glück, Wohlstand und
Gesundheit.

Loslassen
Das Loslassen befreit von der Verbissenheit, die zur Unfreiheit führt. Los-
lassen führt zu einer anderen Sicht der Welt und des Lebens und nimmt die
Anspannungen.

Gelassenheit
Sie macht frei von Zwängen und äußeren Umständen. Mentale Stärke und
verantwortliches Verhalten erwachsen aus dieser Gelassenheit heraus.

Was werden Sie jetzt tun?


Sie stehen nun vor der schwierigen Wahl, das Leben entweder so weiterzu-
führen wie bisher oder mit der Transformation zu beginnen.

Wie entscheiden Sie sich?

8.2 Anmerkungen
Dieses Buch handelt davon, wie man durch Selbstcoaching zufriedener, er-
folgreicher und glücklicher wird. Es wurde absichtlich als Leitfaden mit Me-
thoden und Interventionen für die praktische Anwendung geschrieben und
will kein akademisches Lehrbuch sein.
Auf Anglizismen wurde – soweit möglich – bewusst verzichtet und die Li-
teraturnachweise sind vorzugsweise in deutscher Sprache ausgesucht.
Durch psychologische und neurowissenschaftliche Konzepte sowie eini-
ge reale Situationsschilderungen möchte ich die Leser dazu motivieren, mit
Selbstcoaching zu beginnen. Sie können dann informierter, selbstsicherer und
gelassener in eine zufriedenere und glücklichere Zukunft gehen.
Den Lesern, die sich weiter über die Grundlagen, die in diesem Buch auf-
geführt sind, informieren wollen, empfehle ich nachfolgende Literatur:
8 Epilog 211

• Klaus Grawe: Neuropsychotherapie (Göttingen 2004)


• Joe Dispensa: Schöpfer der Wirklichkeit. Der Mensch und sein Gehirn – Wun-
derwerk der Evolution (Burgrain 2010)
• Carol Dweck: Selbstbild – Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen be-
wirkt (Frankfurt 2007)

Weitere Literaturhinweise finden sich am Ende des Buchs.


Ohne für ein spezielles Produkt werben zu wollen, empfehle ich hier den-
noch zwei nützliche Apps, die für die Verwendung auf Smartphones geeignet
sind:

• Eisenhower-Prinzip: Quadranto (Florian Weich)


• I Ging: Yi Jing – I Ching – Book of Changes von Flat Earth Studio LLC
(Brian Arnold)

8.3 Danksagung
Viele liebe Freunde und Kollegen haben Teile des Manuskripts zu diesem
Buch gelesen, kommentiert und mitentwickelt, ihnen möchte ich danken:
Clive Day und Ingrid Kreuzer.
Nicht zuletzt danke ich den Partnern, die seit Jahren mit mir in der Sozietät
tätig sind und die meine Ideen immer wieder mitgestalten und weiterentwi-
ckeln: Felix Maria Arnet, Andreas Batton, Steffen Brunner, Norbert Horn,
Michaela Kresser, Claudia Maisner und Erich Schmarda.
Ich bin dankbar für die Unterstützung, die ich von Angehörigen, Freunden
und Kollegen erhalten habe.
Hier möchte ich auch dem Team von The Breakers Diving & Surfing
Lodge in Soma Bay (Ägypten) mit seinem Direktor Stefan Reichl danken.
Stefan hat mir den Raum und die Umgebung geschaffen, die es brauchte, um
dieses Buch zu schreiben.
Mein besonderer Dank gilt dem Vizerektor für Lehre an der Universität
Salzburg Prof. Dr. Erich Müller und den Dozentinnen Christine Meusburger,
Susanne Rauch und Martina Thaler-Schönfeld. Mit dem Studiengang Men-
talcoaching haben sie die Grundlagen für mein Wissen in diesen Bereichen
erarbeitet. Dazu haben auch die mentalen Interventionen beigetragen, die ich
dort lernen durfte.
212 Transformation

8.4 Anfragen, weitere Informationen


Falls Sie weitere Informationen brauchen oder Fragen haben, so können Sie
uns eine Nachricht senden an:
info@mentalcoachig.eu
info@fincklerpartner.de
Glossar

Affirmation
Verbale Bestärkungsformel, die positiv und im Präsens formuliert sein soll, um eine
bestmögliche suggestive Wirkung zu erreichen. Ziel der Übungen mit Affirmationen
ist die Herstellung einer suggestiven Wirkung im Empfänger, die zur Aktivierung und
Ausschüttung von Glücksbotenstoffen im Körper führt.

Affirmationsgruppe
Eine Zusammenfassung von mehreren Affirmationssätzen, die innerhalb einer Sugges-
tion oder Autosuggestion verwendet werden.

Affirmationstext
Eine thematische Zusammenfassung mehrerer Affirmationssätze. Diese können für af-
firmative Übungen oder im Rahmen von Suggestionen oder Autosuggestionen genutzt
werden.

Assoziation
Hiermit ist das intensive Verknüpfen von mentalen Inhalten über virtuelle Wahrneh-
mung (intensives Hineingehen) gemeint.

Aufspüren
Finden oder Lokalisieren eines Gefühls (z. B. Mut, Zuversicht etc.) im Körper. Grund-
lage ist der Carpenter-Effekt.

Brainstorming
Verfahren, durch Sammeln von spontanen Einfällen die (beste) Lösung für ein Problem
zu finden.

Carpenter-Effekt
Der Carpenter-Effekt (auch ideomotorischer Effekt) bezeichnet das Phänomen, dass das
Sehen einer bestimmten Bewegung sowie – in schwächerem Maße – das Denken an eine
bestimmte Bewegung die Tendenz zur Ausführung eben dieser Bewegung vorbereitet
und auslöst.

Dissoziation
Etwas aus einem (mentalen) Abstand heraus distanziert wahrnehmen.

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
214 Transformation

Eduktion
Herausführen aus einer Suggestion oder Autosuggestion.

Fokussierung
Hier ist das tragende Element einer Intervention gemeint, auf das die Aufmerksamkeit
gelenkt werden soll.

Induktion
Einleitung einer Suggestion oder Autosuggestion. Die Induktion beginnt in der Regel
mit einer Körperwahrnehmung.

Innehalten
Damit ist bei suggestiven Übungen und Fantasiereisen eine Pause von mindesten einer
Minute (oder länger) gemeint, bei der eine Stimmung oder ein Gefühl ausgekostet (VA-
SOG) wird. Bei anderen Interventionen kann der Zeitraum auch länger andauern.

KAW
Damit ist das konstatierende aufmerksame Wahrnehmen abgekürzt. In anderen Worten
bedeutet es etwas so wahrzunehmen „wie es ist“, ohne die Wahrnehmung zu bewerten.

Lebensstil
Lebensstil, Lebensart oder Lebensweise bezeichnet umgangssprachlich die Art und Wei-
se der Lebensführung.

MBSR
Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion ( Mindfulness-Based Stress Reduction –
MBSR) ist ein von dem Molekularbiologen Jon Kabat-Zinn in den späten 1970er Jah-
ren in den USA entwickeltes Programm zur Stressbewältigung durch gezielte Lenkung
von Aufmerksamkeit und durch Entwicklung, Einübung und Stabilisierung erweiterter
Achtsamkeit.

Metapher
Übertragung einer bildhaften Vorstellung (von griechisch meta = herüber und phe-
rin = tragen, bringen).

Neocortex
Die Hirnrinde – auch Kortex oder Cortex genannt – ist der biologisch jüngere Teil des
Gehirns. Er befindet sich im vorderen Bereich und gilt als Sitz des bewussten Denkens.

NLD
Damit ist das nachträgliche laute Denken abgekürzt. Es geht darum zu erinnern, was
zum Zeitpunkt des akuten Konflikts in Form von bewussten Gedanken, Bildern, Ge-
fühlen und Sinneseindrücken „durch den Kopf“ geht.
Glossar 215

NLP
Die Abkürzung steht für Neuro-Linguistisches Programmieren und soll ausdrücken,
dass Vorgänge im Gehirn (Neuro) mit Hilfe der Sprache (Linguistik) auf Basis syste-
matischer Handlungsanweisungen änderbar sind (Programmieren). NLP konnte seine
Wirksamkeit wissenschaftlich bisher nicht nachweisen (Kanning 2013).

PME
Bei der progressiven Muskelentspannung (kurz PME; auch progressive Muskelrelaxa-
tion, kurz PMR, progressive Relaxation, kurz: PR, oder Tiefenmuskelentspannung) nach
Edmund Jacobson handelt es sich um ein Verfahren, bei dem durch die willentliche und
bewusste An- und Entspannung bestimmter Muskelgruppen ein Zustand tiefer Ent-
spannung des ganzen Körpers erreicht werden soll.

Reflexion
Bildungssprachlich das Nachdenken; Überlegung, Betrachtung, die jemand an etwas
knüpft. Reflexionen werden über etwas angestellt.

REST
Steht als Abkürzung für Restricted Environmental Stimulation Therapy häufig auch als
Floating (engl. schweben, treiben) bezeichnet. Es handelt sich um ein Entspannungsver-
fahren, bei dem eine Person mit Hilfe von konzentriertem Salzwasser in einer speziellen
Floating-Anlage ( Floating-Tank oder Floating-Becken), abgeschottet von Außenreizen,
quasi schwerelos an der Wasseroberfläche treibt. Im medizinischen Bereich wird die
Anwendung in der Schmerzmedizin, Orthopädie, Dermatologie und Sportmedizin er-
forscht. Im therapeutischen Bereich wird Floating im Stressmanagement, bei Burnout-
Syndrom und Suchtentwöhnung eingesetzt. Im Wellnessbereich wird Floating auch mit
Licht- und Toneffekten angeboten. Angestrebt wird eine physische und mentale Tiefen-
entspannung.

Schriftliche Ausarbeitung
Zu verwenden ist das Papierformat DIN A4, die Kopfzeile enthält jeweils den Titel
der Intervention, das Tagesdatum und eine Seitennummer. Bei Bedarf werden weitere
Seiten hinzugefügt und in der Kopfzeile entsprechend gekennzeichnet. Die schriftliche
Ausarbeitung trainiert die Disziplin und ordnet die Gedanken.

Somatosensorisch
Bezeichnet das Ergebnis von sensorischen Informationen wie propriozeptive (Raum-/
Lage-Wahrnehmung der Organe), taktil-mechanische (Berührung der Haut mit der
Umwelt), kinästhetische (bewegungsbezogene), viszerale (eingeweidebezogene) und
thermale (temperaturbezogene) Reize sowie Informationen über den umgebenden
Raum, die aus verschiedenen Quellen (Gleichgewichtsorgan, Schwingungen, Wärme-
strahlung) stammen.
216 Transformation

TSI
Die Theorie der subjektiven Imperative (TSI) geht davon aus, dass bei einem akuten
Konflikt die Gedanken kreisen, weil ein oder mehrere subjektive Imperative scheinbar
oder tatsächlich verletzt wurden. Subjektive Imperative sind Sollvorstellungen einer Per-
son. Dabei wird befürchtet, dass etwas passieren wird, was nicht passieren darf, oder dass
etwas nicht eintrifft, was unbedingt eintreffen muss. Sowohl der innere Gedanke, dass
etwas Schlimmes passieren wird, als auch die Sollvorstellung, dass dies nicht passieren
darf, sind mit starken Emotionen, Erregung, körperlichen Symptomen, Bildern oder
Tönen unterlegt. Dadurch sind diese Gedanken in der Lage, rationale und realistische
Gedanken zu verdrängen. Die den inneren Konflikten begleitenden starken Emotionen
belegen Platz im Arbeitsgedächtnis, weshalb es immer schwerer wird, geistige Aufgaben
zu lösen. Dies kann bei einem fortschreitenden inneren Konflikt zu einem Tunnelblick
und zu Panikattacken führen.

VASOG
Ist eine Kurzbezeichnung für die Wahrnehmung über alle Sinneskanäle. V = visuell (Se-
hen), A = auditiv (Hören), S = somatosensorisch (Spüren), O = olfaktorisch (Riechen),
G = gustatorisch (Schmecken).

Verstärken
Ein im Körper lokalisiertes Gefühl mobilisieren, wachsen und sich ausbreiten lassen.

Versunkenheit oder Flow


Loslösung vom Alltag mit einem beglückenden Gefühl körperlicher und geistiger Ent-
spannung und völligem Aufgehen in einer Tätigkeit.
Verzeichnis der Interventionen

Primär-Ressourcen
Innere Quellen TN 101 Affirmationsgruppe: Ruhe/Gelassenheit
Innere Quellen TN 102 Affirmationsgruppe: Souveränität
Innere Quellen TN 103 Affirmationsgruppe: Zufriedenheit
Innere Quellen TN 104 Affirmationsgruppe: Kraft
Innere Quellen TN 105 Affirmationsgruppe: Tatendrang
Innere Quellen TN 106 Affirmationsgruppe: Optimismus
Innere Quellen TN 107 Affirmationsgruppe: Klarheit

Aktiv-Affirmationen
Innere Quellen TN 120 Aktiv-Affirmation: Ruhe
Innere Quellen TN 121 Aktiv-Affirmation: Gelassenheit
Innere Quellen TN 122 Aktiv-Affirmation: Selbstvertrauen
Innere Quellen TN 123 Aktiv-Affirmation: Lebenskraft
Innere Quellen TN 124 Aktiv-Affirmation: Kraft
Innere Quellen TN 125 Aktiv-Affirmation: Mut
Innere Quellen TN 126 Aktiv-Affirmation: Klarheit
Innere Quellen TN 127 Aktiv-Affirmation: Optimismus
Innere Quellen TN 128 Aktiv-Affirmation: Zuversicht
Innere Quellen TN 129 Aktiv-Affirmation: Fröhlichkeit

Imaginationen (Vorstellungen/Fantasiereisen)
Innere Quellen TN 130 Ruhe-Vorstellung: Steinkreis
Innere Quellen TN 131 Ruhe-Vorstellung: Holzbank
Innere Quellen TN 132 Ruhe-Vorstellung: Bergsee
Innere Quellen TN 133 Ruhe-Vorstellung: Am Strand
Innere Quellen TN 134 Kraft-Vorstellung: Wasserfall
Innere Quellen TN 135 Kraft-Vorstellung: Bär
Innere Quellen TN 136 Kraft-Vorstellung: Starker Ort
Innere Quellen TN 137 Klarheit-Vorstellung: Lagerfeuer am See
Innere Quellen TN 138 Klarheit-Vorstellung: Solarplexus
Innere Quellen TN 139 Sekundär-Ressourcen xxxx

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
218 Transformation

Innere Quellen TN 140 Fantasiereise: Wiese


Innere Quellen TN 141 Fantasiereise: Quelle
Innere Quellen TN 142 Fantasiereise: Junger Bach
Innere Quellen TN 143 Fantasiereise: Fluss
Innere Quellen TN 144 Fantasiereise: Berg

Techniken zur Konditionierung


Innere Quellen TN 146 Anker: Ressource stapeln
Innere Quellen TN 147 Technik: Moment of Excellence

Affirmationstexte
Innere Quellen TN 150 Affirmationstext: Harmonie
Innere Quellen TN 151 Affirmationstext: Ruhe
Innere Quellen TN 152 Affirmationstext: Souveränität
Innere Quellen TN 153 Affirmationstext: Zufriedenheit
Innere Quellen TN 154 Affirmationstext: Kraft
Innere Quellen TN 155 Affirmationstext: Tatendrang
Innere Quellen TN 156 Affirmationstext: Optimismus
Innere Quellen TN 157 Affirmationstext: Klarheit
Innere Quellen TN 158 Affirmationstext: Selbstvertrauen
Innere Quellen TN 159 Affirmationstext: Vertrauen
Innere Quellen TN 160 Affirmationstext: Herzlichkeit
Innere Quellen TN 161 Affirmationstext: Kraft-Stärke
Innere Quellen TN 162 Affirmationstext: Kraft-Energie
Innere Quellen TN 163 Affirmationstext: Energie
Innere Quellen TN 164 Affirmationstext: Wärme
Innere Quellen TN 165 Affirmationstext: Mut
Innere Quellen TN 166 Affirmationstext: Klarheit
Innere Quellen TN 167 Affirmationstext: Strahlkraft
Innere Quellen TN 168 Affirmationstext: Charisma

Konzentrationstechniken
Konzentration TN 211 Überfokussierung: Spiegelverkehrt
Konzentration TN 212 Überfokussierung: Blitz-Kreuzworträtsel
Konzentration TN 213 Überfokussierung: Sätze ergänzen
Konzentration TN 214 Überfokussierung: Fremdsprache üben
Konzentration TN 215 Überfokussierung: Leseerschwernis
Konzentration TN 221 Unterfokussierung: Buchstaben zählen
Konzentration TN 222 Unterfokussierung: Ohren spitzen
Konzentration TN 223 Unterfokussierung: Schritte zählen
Konzentration TN 224 Unterfokussierung: Wörter zählen
Verzeichnis der Interventionen 219

Konzentration TN 225 Unterfokussierung: Sekunden zählen


Konzentration TN 226 Unterfokussierung: Irrgarten

Gedächtnis- und Wortschatztechniken


Gedächtnis TN 303 Alphabet: Geborgenheit
Gedächtnis TN 304 Alphabet: Was ich gerne mache
Gedächtnis TN 305 Alphabet: Was mich erfolgreich macht
Gedächtnis TN 306 Alphabet: Was mir gute Laune macht
Gedächtnis TN 307 Alphabet: Was mir Ruhe bringt
Gedächtnis TN 308 Alphabet: Was mich gelassen macht
Gedächtnis TN 309 Alphabet: Was mich planvoll vorgehen lässt
Gedächtnis TN 310 Alphabet: meine Kunden.
Gedächtnis TN 311 Druckfehler: Lebensleiter
Gedächtnis TN 312 Lückentext: Die drei Siebe
Gedächtnis TN 313 Lückentext: Total verregnet
Gedächtnis TN 321 Lernen: Kettenmethode
Gedächtnis TN 322 Lernen: Ortsmethode
Gedächtnis TN 323 Lernen: Mindmapping

Thematisches Lernen
Gedächtnis TN 331 Thematisches Lernen: Schaffenslust
Gedächtnis TN 332 Thematisches Lernen: Kontakt
Gedächtnis TN 333 Thematisches Lernen: Gelassenheit
Gedächtnis TN 334 Thematisches Lernen: Optimismus
Gedächtnis TN 350 Merken

Zeitwahrnehmung
Zeitmanagement TN 403 Zeitwahrnehmung: Moduswechsel
Zeitmanagement TN 404 Zeitwahrnehmung: Positivieren
Zeitmanagement TN 405 Zeitwahrnehmung: Downlights stauchen
Zeitmanagement TN 406 Zeitwahrnehmung: Highlights strecken
Zeitmanagement TN 407 Zeitwahrnehmung: Tages-Highlight notieren

Zeitplanung
Zeitmanagement TN 411 Zeitplanung: ALPEN-Methode
Zeitmanagement TN 412 Zeitplanung: Pareto-Prinzip
Zeitmanagement TN 413 Zeitplanung: ABC-Analyse
Zeitmanagement TN 414 Zeitplanung: Eisenhower-Prinzip

Zeit-Planungstipps
Zeitmanagement TN 421 Planungstipps: mentale Aspekte
220 Transformation

Zeitmanagement TN 422 Planungstipps: Pausenmanagement


Zeitmanagement TN 423 Planungstipps: Fingerfragen
Zeitmanagement TN 424 Planungstipps: Ideen zur Zeit

Abgrenz- und Trenn-Interventionen


Persönliche Einstellung TN 511 Umlenken: Filmstopp
Persönliche Einstellung TN 512 Umlenken: Ersatzprogramm
Persönliche Einstellung TN 513 Trennen: 30er-Technik
Persönliche Einstellung TN 514 Trennen: Reale Rituale
Persönliche Einstellung TN 521 Trenn-Metaphern: Bodyguard
Persönliche Einstellung TN 522 Trenn-Metaphern: Schutzschild
Persönliche Einstellung TN 523 Wahrnehmung: Abstand

Teile-Interventionen
Persönliche Einstellung TN 532 Reframing: Kontext-Reframing
Persönliche Einstellung TN 533 Reframing: Verhandlungs-Reframing

Lebensrollen
Persönliche Einstellung TN 536 Lebensrollen: Bewusst machen
Persönliche Einstellung TN 536 Lebensrollen: Diagramm
Persönliche Einstellung TN 537 Lebensrollen: Aktivierung

Inner Game, Teile


Persönliche Einstellung TN 541 Inner Game
Persönliche Einstellung TN 542 Innere Stimme
Persönliche Einstellung TN 543 Voice Dialogue

Introvision
Persönliche Einstellung TN 546 KAW: Hören, Sehen, Fühlen
Persönliche Einstellung TN 547 KAW: Abstrakte Gedanken
Persönliche Einstellung TN 548 KAW: Eng und weit stellen
Persönliche Einstellung TN 549 KAW: Weitstellen mit konstantem Fokus
Persönliche Einstellung TN 550 KAW: Zentrum des Angenehmen
Persönliche Einstellung TN 551 KAW: Zentrum des Unangenehmen

Körperkommunikationstechniken
Körperkommunikation TN 603 Beziehungs-Körperreise: Gehirn
Körperkommunikation TN 604 Beziehungs-Körperreise: Lymphsystem
Körperkommunikation TN 605 Vertrauens-Körperreise: Lunge
Körperkommunikation TN 606 Vertrauens-Körperreise: Niere
Körperkommunikation TN 611 Alltägliche Symptome: Schnupfen
Verzeichnis der Interventionen 221

Körperkommunikation TN 612 Alltägliche Symptome: Nackenschmerzen


Körperkommunikation TN 613 Alltägliche Symptome: Rückenschmerzen
Körperkommunikation TN 621 Bodyscanning

Aktivierungstechniken (suggestiv)
Aktivierung TN 702 Affirmationsgruppe: Bewegungslust
Aktivierung TN 703 Aktiv-Affirmation: Lebendigkeit
Aktivierung TN 704 Bewegungslust-Metapher: Jaguar
Aktivierung TN 705 Bewegungslust-Metapher: Adler
Aktivierung TN 706 Symbolisch: Landschaftsteile

Aktivierungstechniken (Reflextechniken)
Aktivierung TN 708 Real: Tiefenatmung
Aktivierung TN 709 Atemfantasie: Frische Brise am Meer
Aktivierung TN 710 Atemfantasie: Am frühen Morgen
Aktivierung TN 711 Abläufe: Wahrnehmungstraining
Aktivierung TN 712 Verbales Training

Entspannungstechniken (suggestiv)
Entspannung TN 802 Metapher: Feder
Entspannung TN 803 Szenerie: Liegestuhl unter Palmen
Entspannung TN 804 Leerentspannung: ohne Fokus

Progressive Muskelentspannung
Entspannung TN 806 PME: in zehn Schritten
Entspannung TN 807 PME: in sieben Schritten
Entspannung TN 808 PME: in einem Schritt

Motivationstechniken
Äußere Ziele TN 902 Präferenzen: Gratis-Talente
Äußere Ziele TN 903 Präferenzen: Notizbuch
Äußere Ziele TN 904 Präferenzen: Assessment
Äußere Ziele TN 905 Präferenzen: Werte-Top-Ten
Äußere Ziele TN 906 Lust: Job Enrichment
Äußere Ziele TN 907 Lust: Starttricks
Äußere Ziele TN 909 Lust: Lustbremser schwächen
Äußere Ziele TN 910 Lust: Lust auf die Zukunft

Lebensvision
Äußere Ziele TN 911 Visionen: Wünsche
Äußere Ziele TN 912 Visionen: Geburtstagsrückblick
Äußere Ziele TN 913 Visionen: Rollenvision
222 Transformation

Suggestive Wunschtechniken
Äußere Ziele TN 915 Wünsche: Wunschfilm
Äußere Ziele TN 916 Wünsche: Drei-Stufen-Technik
Äußere Ziele TN 917 Wünsche: Hull-Technik

Kreativitätstechniken
Äußere Ziele TN 919 Kreativität: Disney
Äußere Ziele TN 920 Kreativität: Brainstorming
Äußere Ziele TN 921 Kreativität: 6-3-5-Methode
Äußere Ziele TN 922 Kreativität: Notizbuch
Äußere Ziele TN 923 Symbolisch: Kreatives Träumen
Äußere Ziele TN 924 Symbolisch: Metaphern
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Index

A Bindungserfahrungen 22
ABC-Analyse 120 Bindungsmuster 22
Abwehrmechanismen 25 Bluthochdruck 6
Achtsamkeit 209 Bodyscanning 91, 191
Adrenalin 59 Botenstoffe 59
Affirmationen 89 Brainstorming 159
Affirmationstexte 129
agile Lerner 32 C
agiles Lernen 207 Carsharing 48
Aktiv-Affirmationen 133 Coach 12
alltägliche Symptome 188 Coaching-Formate 74
ALPEN-Methode 120 Coaching-Plan 60
Ängste 16, 40
Angststörung 28 D
Annäherungsziele 23 Denkfehler 67
Anspruchsdenken 67 Denkmuster 22, 26, 39, 74, 98, 206
Armut 48 Designlabels 15
Atemtechniken 90 Dichotomes Denken 61
Authentizität 53 Disney, Walt 158
Autoaggression 27 Dopamin 59
Autogenes Training 90 dynamisches Selbstbild 31
Autosuggestion 92
E
B Edle 42
Bedeutungslosigkeit 45 EFQM (European Foundation for Quali-
Begabung 8 ty Management) 10
Bekleidungsindustrie 15 Ego 42, 43
Bergseher 103 Eignungsfaktoren 34
Besitz 46 Einsicht 25, 33,
Besitzlosigkeit 48 Eisenhower-Prinzip 121
Besitzstreben 46 emotionale Übungen 125
Beurteilung 34 Endorphine 59
Bewusste Unfähigkeit 35 energetische Übungen 171
Bildungssystem 6 Energie 100

P. Finckler, Transformation – Selbstcoaching für mehr Leichtigkeit im Leben,


DOI 10.1007/978-3-662-47965-0, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016
228 Transformation

Entspannung 171 Herzinfarkt 6


Entspannungstechnik 172 Herzneurose 3
Enttäuschung 50 Histamin 59
Epigenetik 19 Höchstleistung 100
Erbanlagen 19 Hull-Technik 156
Erfolg 68, 100 Hypochondrie 29
Ergebnisagilität 66
Erwartungen 50 I
Etappen 194 I Ging 41
Etikettierung 62 Illumination 62
Experten 12 Illusion 63
Imagination 62, 93
F Imperative 27
Freud, Sigmund 30 Inkongruenzen 22
Frustessen 51 Inkonsistenzen 21, 22
Frustration 50 innere Quellen 125
Frustrationstoleranz 40 Inner Game 166
Führen 52 Integrität 52
Führung 54 Intellektualisierung 27
Führungsaufgaben 9 Intervention 100, 193
Führungsfähigkeit 33 Introvision 40, 94, 168
Führungsverständnis 54
J
G Job Enrichment 151
Gedächtnis 75, 105
Gehilfe 43 K
Geistesverschmutzungen 43 Karriere 54
Gelassenheit 69 Katastrophendenken 40
Gemeine 42 Katastrophisieren 61
Gene 19 KAW (Konstatierendes aufmerksames
Genetik 19 Wahrnehmen) 63, 168
Gier 43 Kettenmethode 110
Glauben 91 Kognition 20
Glücksatlas 64 kognitive Übungen 100
Grundlagen 55 Konditionierung 146
Konflikt 28, 29
H Konfliktscheu 53
Halluzination 63 Konfliktzustand 28
Hass 44 Konfuzius 40
Helfer 43 Konsistenzregulation 21
Herrscher 47 Konsum 15
Hervorbringen 45, 46 Konsumenten 13
Index 229

Konsumverhalten 49 N
Konzentration 75, 100 Nähren 46
Körperkommunikation 94, 184 Naturtalent 33
Körperreisen 185 Neuro-Coaching 60
Kreativitätstechniken 157 Neurogenese 58
Kurzzeitgedächtnis 113 Neurotransmitter 59
Neurowissenschaften 56
L Nichthandeln 51
Langzeitgedächtnis 113 Nicht-Lerner 32
Leben 45 Nutzen 69
Lebensbalance 53
Lebensgestaltung 7 O
Lebenspartnerschaft 66 Ortsmethode 110
Lebensqualität 100
Lebensrollen 165 P
Lebensstil 19, 20, 49, 65, 82, 210 Paarbeziehung 49
Lebensvision 153 Panik 16
Lebenszeit 49 Pareto-Prinzip 120
Lernagilität 65 Pausenmanagement 123
Lernen 109 Personalauswahl 65
Limitierung 40 Personalentwickler 33
Personalprobleme 33
M persönliche Einstellung 160
Magersucht 17 Philosophie 37, 193
Mantras 98 Placebo 91
Maßlosigkeit 43 Planungstipps 122
MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduc- PME (Progressive Muskelentspan-
tion) 184 nung) 175
Medien 15 Potenzial 68
Meditation 94 Prägung 18
menschliche Agilität 65 Primär-Ressourcen 126, 207
Mental-Coaching 60 Progressive Muskelentspannung 175
mentale Agilität 65 Projektion 26
mentale Vorstellungen 93 Protoselbst 21
Mentoring 11 Psychotherapie 56
Merken 112 Pubertät 8
Mindmapping 111
Minimalismus 49 Q
Modezeitschriften 15 Qualifikation 8, 34
Moduswechsel 117
Motivation 100, 148
Musik 95
230 Transformation

R T
Rationalisierung 27 Talent 8
reale Vorstellungen 93 Teile-Interventionen 163
Reflexe 97 thematisches Lernen 112
Reframing 164 These 71, 73
Regression 27 Tiefenatmung 181
Reifegradentwicklung 38 Tod 46
Reizüberflutung 96 Tranceinduktion 92
Reputation 53 Transformation 35, 41
Rituale 97 Transzendenz 91
Ruhe 207 Träumer 101
Trenn-Interventionen 160
S Trennungsangst 49
Scheidungsrate 66 Trigger Words 98
Schlafentzug 98 Tunnelblick 28, 62
Schopenhauer, Arthur 41
Sekundär-Ressourcen 143 U
Selbstachtung 50 Überflieger 103
Selbstbild 31, 70 Überfokussierung 101
dynamisches 31 Übergeneralisierung 61
statisches 31 Überzeugungen 38, 39
Selbstcoaching 54, 55, 69, 74 Ultrakurzzeitgedächtnis 113
Selbsthypnose 92 Unterfokussierung 103
Selbstmanagement 8, 23, 37, 60, 63, Unternehmenslenker 52
114, 193, 194 Unwissenheit 44, 45
Selbstreflexion 66 Unzufriedenheit 50
Selbsttäuschung 53, 87
Selbstwert 100 V
Selbstzweifel 50 Verallgemeinern 61
Sharing 48 Veränderung 100
Shoppen 14 Veränderungsagilität 66
Sinnestäuschung 63 Verblendung 44
somatoforme Störung 29 Verdrängung 26
somatoforme Symptome 29 Verhaltenstherapie 20
somatopsychische Technik 89 Vermeidungsziele 23
Sozialisation 18 Versicherung 17
Spiritualität 91 Verzettler 101
statisches Selbstbild 31 Visionen 153
Stehrumsels 48 Vorstellung 62, 207
Sterben 45 mentale 93
Stress 20 reale 93
subvokale Unterstützung 104
Index 231

W Wortschatz 99, 105


Wahrnehmungstraining 183 Wortschatzübungen 206
Wasserträger 13 Wünsche 50, 154
Weltverbesserung 38 Wu wei 51
Werbung 16
Wiederholungszwang 30 Z
Willensschwäche 53 Zeitmanagement 75, 114
Wissen 193 Zeitplanung 119
Wochenpläne 193 Zeitwahrnehmung 115
Work-Life-Balance 53

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