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Inhaltsverzeichnis
1Etymologie
2Forschungsgeschichte
3Herztypen und deren Verbreitung im Tierreich
o 3.1Röhrenherzen und Kammerherzen
o 3.2Myogene und neurogene Herzen
o 3.3Nebenherzen
o 3.4Andere blutfördernde Organe
o 3.5Herzfrequenz
o 3.6Blutdruck
4Herzen der Wirbeltiere
o 4.1Wandstruktur
o 4.2Fische
o 4.3Amphibien
o 4.4Reptilien
o 4.5Säugetiere und Vögel
5Lage und Aufbau des menschlichen Herzens
o 5.1Lage
o 5.2Anatomie
5.2.1Wandschichten
5.2.2Räume und Gefäße des Herzens
o 5.3Herzkranzgefäße
o 5.4Entwicklung
6Funktionsweise des menschlichen Herzens
o 6.1Erregungsbildungs- und Erregungsleitungssystem
o 6.2Mechanik der Herzaktion
o 6.3Regulation
o 6.4Erkrankungen
7Siehe auch
8Literatur
9Weblinks
o 9.1Animationen
o 9.2Institutionen
10Einzelnachweise
Etymologie
Der neuhochdeutsche
Begriff Herz – gemeingermanisch und mittelhochdeutsch hërz[e], althochdeutsch herza – geht
auf das indogermanische kē̌ rd zurück. Es hat somit denselben etymologischen Ursprung wie
die lateinischen und griechischen Formen. Die im Deutschen am Anfang und am Ende des
Wortes befindlichen zwei Konsonanten beruhen auf einem Wandel, der im Laufe der
Generationen auftritt und als Lautverschiebung bezeichnet wird.[1]
Die Herzen von Mensch und Säugetier haben vier Herzhöhlen: zwei Vorhöfe (Atrium) und zwei
Kammern (Ventrikel). Das Atrium war in der römischen Architektur der Innenhof oder Vorraum
eines Wohnhauses. Ein Ventrikel ist im Lateinischen (ventriculus) ein „kleiner Bauch“; venter ist
der Magen oder das Abdomen. Es ist sprachlich falsch, wenn
die Kardiologen vom Vierkammerblick, von der Vierkammerebene und
dem Dreikammerblick[2] oder vom Dreikammerschrittmacher sprechen. Im Englischen dagegen
hat ein four-chambered heart zwei Ventrikel; ein Ventrikel is one of two large chambers.
Beim Übersetzen ist chamber (= Kammer, lateinisch camera) also entweder eine Herzkammer
oder eine Herzhöhle (lateinisch cavum cordis). Ein Zweikammer-Herzschrittmacher stimuliert
einen Vorhof und die dazugehörige Kammer, nicht aber beide Ventrikel.
Forschungsgeschichte
Video: Forschungsgeschichte des Herzens
Denker der Antike wie Empedokles (5. Jahrhundert v. Chr.), Aristoteles (4. Jahrhundert v.
Chr.), Diokles von Karystos (4. oder 3. Jahrhundert v. Chr.), Vertreter der westgriechischen
Medizin und die meisten Stoiker sahen das Herz als Zentralorgan des Körpers und
Ausgangspunkt für Blutgefäße und Nerven an. Als Aufgabe des Gehirns nahmen sie hingegen
nur die Abkühlung der im Herzen lokalisierten Wärme an.[3]
Der griechische Philosoph Alkmaion erkannte, dass nicht das Herz die ihm in der Antike noch
zugesprochene Rolle als Zentralorgan der Wahrnehmung und der Erkenntnis hat, sondern das
Gehirn, welches er auch für die Bewegungsabläufe im Körper verantwortlich machte. Alkmaions
Theorie folgten auch Platon und Verfasser des Corpus Hippocraticum. Auch wenn diese Lehre
durch die alexandrinischen Ärzte Herophilos von Chalkedon und Erasistratos bestätigt wurde,
hielten sich noch lange die älteren Vorstellungen vom Herz als Zentralorgan.[4]
Die linke Herzkammer galt, so bei Galen in De usu partium, als Ort der „eingepflanzten Wärme“
(calor innatus), dem eigentlichen Lebensprinzip, und damit als Speicher des „Lebenspneumas“
(während das „Seelenpneuma“ im Gehirn vermutet wurde). Der linke Herzvorhof wurde von
Galen als Teil der Lungenvene aufgefasst.[5]
Nebenherzen
Die meisten Weichtiere haben ein offenes Gefäßsystem mit einem Herzen mit Vorhof und
Kammer. Bei den Kopffüßern, die ein weitgehend geschlossenes Gefäßsystem haben, finden
sich jedoch neben dem Hauptherzen noch zwei Kiemenherzen, die das Blut durch die Kapillaren
der Kiemen pressen. Sie haben also eine ähnliche Funktion wie die rechte Herzhälfte der
Säuger, die den Lungenkreislauf antreibt.
Bei Myxinen, einer Gattung der Schleimaale, finden sich neben dem Hauptherzen noch
Portalherz, Cardinalherzen und Caudalherz. Nebenherzen gibt es auch in den Flügelvenen
von Fledermäusen. Im Lymphgefäßsystem von Froschlurchen treten sogenannte Lymphherzen
auf. Sie sind paarig in der Nähe des Steißbeins angelegt und haben eine neurogene Automatie.
Ein eigener Schrittmacher ist jedoch nicht vorhanden. Stattdessen werden sie vom vegetativen
Nervensystem gesteuert. Lymphherzen kommen auch bei manchen Reptilien und Vögeln vor,
etwa beim Strauß, bei den meisten Vögeln und den Säugern aber nicht.[9][8]
Bei vielen Insekten kommen zusätzliche Herzen in Flügeln, Beinen und Antennen vor, die helfen,
die Hämolymphe durch diese schmalen Körperanhänge zu pressen. Bis zu einigen Dutzend
dieser akzessorischen Herzen können auftreten.[10]
Blutdruck
Video: Funktion des Herzens beim Menschen
Der Blutdruck ist der Druck, gegen den das Herz seinen Inhalt auswerfen muss. Er ist damit
entscheidend für die Arbeit, die das Herz verrichten muss. Bei Tieren mit einem
geschlossenen Blutkreislauf hängt die Höhe des Blutdrucks unmittelbar mit der
Auswurfleistung des Herzens zusammen. Das Herzzeitvolumen ist hier der Quotient aus
Blutdruck und peripherem Widerstand. Dies ist bei Tieren mit offenem Kreislaufsystem nicht
der Fall. Da die Hämolymphe auch die Leibeshöhle durchströmt, ist der Blutdruck hier
einerseits vergleichsweise niedrig und andererseits abhängig von der Körperbewegung und -
haltung und dadurch sehr variabel.[8]
Bei den Weichtieren wurde gezeigt, dass der Druck, der vom Ventrikel aufgebaut werden
kann, bei den Tiergruppen mit aktiverer Lebensweise größer ist. Bei den Kopffüßern sind
bei Octopus bis zu 600 mmWS gemessen worden (entspricht 44 mm Hg), bei der
Schnecke Patella 50 mmWS (3,7 mm Hg) und bei Muscheln in der Regel unter 20 mmWS
(1,5 mm Hg).[8]
Bei den Wirbeltieren ist der Blutdruck am höchsten im Körperkreislauf der Vögel, dicht gefolgt
vom Körperkreislauf der Säuger. Die anderen Wirbeltiergruppen, die keine vollständige
Trennung zwischen Lungenkreislauf und Körperkreislauf haben (siehe unten), haben deutlich
niedrigere Blutdrücke (siehe Tabelle). Bei Vögeln und Säugern nimmt der Blutdruck mit dem
Alter zu und ist bei Männchen etwas höher als bei Weibchen. Bei Säugetieren,
die Winterschlaf halten, sinkt der Blutdruck stark.[14] Wenn nicht anders angegeben, beruhen
die Zahlenangaben der Tabelle auf dem zitierten Lehrbuch.[14] Angegeben werden zuerst der
Ruheblutdruck am Ende der Herzkontraktion (systolischer Blutdruck), der dem Druck im
(linken) Ventrikel entspricht, und gefolgt von einem Schrägstrich der Druck in der Aorta am
Beginn der nächsten Kontraktion, gegen den das Herz das Blut auswerfen muss
(diastolischer Blutdruck). Alle Werte in mm Hg.