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Herz-Kreislauf-System im Überblick
Das Herz ist ein muskulöses Hohlorgan und etwas größer als die geschlossene Faust
des jeweiligen Menschen. Es wiegt ca. 250 – 350 g und liegt im Mittelfellraum
(Mediastinum) zwischen den beiden Lungenflügeln. Das Herz hat die Funktion, den
gesamten Organismus mit Blut zu versorgen. Täglich werden mehr als 7000 Liter Blut
durch den Körper gepumpt (Abb. 32.1).
2. Epikard: fein strukturierte und glatte Schicht. Zwischen Perikard und Epikard befindet
sich ein Spalt mit Flüssigkeit, die für die Reibungslosigkeit der Bewegungen sorgt
Zwischen Vorhöfen und Kammern und zwischen Kammern und den daran
anschließenden Arterien befinden sich Herzklappen (Abb.32.3). Sie bestehen aus
Falten des Endokards und arbeiten wie Ventile. Sie gewährleisten, dass das Blut in die
richtige Richtung gepumpt wird und nicht zurückfließen kann.
Perikard
seröse Höhle
Rechtes und linkes Herz sind durch die Herzscheidewand getrennt. Die Hohlräume
jeder Herzhälfte werden als rechter und linker Vorhof sowie rechte und linke
Herzkammer bezeichnet.
Damit das Herz effektiv pumpen kann, muss gewährleistet sein, dass alle
Herzmuskelzellen koordiniert zusammenarbeiten. Der Arbeitszyklus umfasst 4 Phasen,
die kontinuierlich nacheinander ablaufen:
Funktion des Herz-Kreislauf- SystemsZusammen mit den Blutgefäßen bildet das Herz
das Herz-Kreislauf-System. Es hat die Funktion einer zentralen Pump- und
Verteilungsstation. So wird Sauer- stoff- und nährstoffreiches Blut zu den Körperzellen
hin- und Stoffwechselendprodukte abtransportiert. Folgende unterschiedliche
Blutgefäße werden nach ihrer Funktion unterschieden:
■ Kapillare (Haargefäße): Hier findet der Austausch von Sauerstoff, Nährstoffen und
Stoffwechselendprodukten statt. Sie bilden die Verbindung zwischen Arterien und
Venen.
Abb. 32.1 Das Herz versorgt im Sinne einer Saug- und Druckpumpe den gesamten
Organismus mit Blut.
Diastole
Systole
Aorta
A. corona dextra
Entspannungsphase: Blut strömt aus den Venen in beide Vorhöfe. Alle Herzklappen
sind geschlossen.Füllungsphase: Muskulatur der Kammern ist erschlafft. Aufgrund des
niedrigeren Drucks in den Herzkammern öffnen sich die Segelklappen. Die
Taschenklappen bleiben verschlossen.
Die rechte Herzhälfte versorgt den kleinen Kreislauf (Lungenkreislauf) und die linke
Herzhälfte den großen Kreislauf (Körperkreislauf). Der große Kreislauf beginnt mit der
Austreibung sauerstoff- reichen Blutes aus der linken Herzkammer in die Aorta und das
Blut gelangt von dort über das weit verzweigte Arteriennetz in den gesamten Körper bis
in die kleinsten Arteriolen hin zu den Kapillaren. Nachdem Sauerstoff an die Zellen
abgegeben und Kohlendioxid aufgenommen wurde, wird das Blut über Venolen zu den
Venen in die obere und untere Hohlvene (V. cava superior und V. cava inferior)
transportiert. Über den rechten Vorhof gelangt das Blut in die rechte Herzkammer.
Das sauerstoffarme Blut fließt nun in den Lungenkreislauf, weiter in die rechte und linke
Lungenarterie (A. pulmonalis), wo es über Kapillaren zu den Alveolen fließt. Dort erfolgt
der Gasaustausch, indem das Blut Kohlendioxid abgibt und Sauerstoff aufnimmt. Das
mit Sauerstoff angereicherte Blut gelangt über die 4 Lungenvenen (Vv. pulmonales) zum
linken Vorhof und zurück zur linken Herzkammer wieder in den großen Kreislauf.
re. V.
Aorta
A. corona sinistra
oberer Körperkreislauf
unterer Körperkreislauf
Gehirn
Schilddrüse
Lungenkreislauf
li. V.
li. K. re. K.
Darm
Abb. 32.5 Das rechte Herz führt Blut zur Lunge; das linke Herz zu den übrigen Organen.
Leber
Truncus coeliacus
Magen
Niere
Milz32
▪ His-Bündel: Es liegt direkt unterhalb des AV-Knotens und leitet die Erregungen bis in
die Innenschicht der Muskulatur der Herzkammern. Dort teilt sich das His-Bündel
in 3 Äste auf.
■ Tawara-Schenkel: Zwei linke und ein rechter Schenkel leiten die Erregungen bis zur
Papillarmuskulatur und zu den noch weiter verzweigten Purkinje-Fasern.
Die elektrische Erregung beginnt im Sinusknoten, breitet sich über die Vorhöfe zum AV-
Knoten aus und wird von dort weitergeleitet.
Definition
Ursachen
Ursächlich für eine KHK ist die Arteriosklerose. Plaques können das Gefäßlumen
verstopfen, sodass die Koronarperfusion dramatisch eingeschränkt bzw. komplett
unterbrochen wird (Herzinfarkt).
Symptome
Angina pectoris
■ Dauer: lässt meist bei körperlicher Entlastung innerhalb weniger Minuten nach
tome der KHK zeigen. Bei ihnen ist die Diagnosestellung häufig erschwert, weil nicht
selten unspezifische gastrointestinale Beschwerden im Vordergrund stehen.
Es gibt verschiedene Formen der Angina pectoris; hier sind die beiden wichtigsten
aufgeführt.Stabile Angina pectoris. Sie ist belastungsabhängig, d. h. der pektangiöse
Anfall tritt bei körperlichen oder seelischen Stresssituationen auf (z. B. beim
Treppensteigen oder in Konfliktsituationen). Diese Form der Angina pectoris kann über
viele Jahre „stabil“ bleiben. Instabile Angina pectoris. Hier tritt der Angina-pectoris-
Schmerz spontan in Ruhe auf, auch nachts aus dem Schlaf heraus. Die betroffenen
Patienten sprechen nur verzögert auf nitrathaltige Medikamente an. Die instabile Angina
pectoris tritt meist bei einer fortgeschrittenen Koronarsklerose auf. Intensität,
Anfallsdauer und Häufigkeit der Schmerzen nehmen zu. Häufig liegt eine koronare
Mehrgefäßerkrankung vor – es besteht eine erhöhte Herzinfarktgefahr!
Risikofaktoren
Eine Reihe von Risikofaktoren kann zur Schädigung der Gefäßinnenwand beitragen.
Bestimmte Verhaltensweisen (Lebensstil), Umwelteinflüsse und charakteristische
Körpermerkmale werden hierfür verantwortlich gemacht. Hauptrisikofaktoren sind:
■ Diabetes mellitus (> 50 % aller KHK- Patienten haben eine gestörte Glukosetoleranz
oder leiden an Diabetes mellitus)
Bei Frauen können sich im Vergleich zu Männern andere Symptome der KHK zeigen.
Bei ihnen ist die Diagnosestellung häufig erschwert, weil nicht selten unspezifische
gastrointestinale Beschwerden im Vordergrund stehen.
Weitere Risikofaktoren:
▪ Übergewicht
▪ Bewegungsmangel
▪ Thromboseneigung
▪ Hyperfibrinogenämie
▪ Echokardiografie (Belastungsechokardiografie)
▪ Myokardperfusionsszintigrafie
▪ MRT
fühlt sich an, als würde eine schwere Last auf seinem Brustraum liegen. An einer Bank
macht er Halt und versucht, gleichmäßig und ruhig durchzuatmen. Da lässt der Schmerz
langsam nach. Nach einer einstündigen Mittagspause fühlt sich Herr D. wieder wohler,
doch die Wanderung will er nicht mehr fort- führen. Er macht sich mit seiner Frau auf
den Rückweg, den er ohne Schwierigkeiten bewältigt.
In der nächsten Zeit treten die Beschwerden immer wieder auf, doch da sie schnell
wieder vorübergehen, denkt er nicht weiter darüber nach. Im folgen- den Winter spürt
Herr D. eines Morgens beim Einatmen der Kaltluft wieder diese Schmerzen in seinem
Brustraum. Dies- mal halten die Beschwerden länger an und Herr D. entschließt sich,
seinen Hausarzt aufzusuchen.
Therapie
■ medikamentöse Langzeittherapie
Arzneimittel im Fokus
Durch die medikamentöse Therapie soll der Sauerstoffverbrauch des Her- zens gesenkt und das Missverhäl
-an- gebot positiv beeinflusst werden. Es werden folgende Substanzen verab- reicht:
▪ Nitrate
▪ Kalziumantagonisten
▪ AzetylsalizylsäureNitrate. Sie erweitern die Koronargefäße und senken durch eine Erweiterung der periphere
Herzen (Senkung der Vorlast). Durch die Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes wird die Pumplei
der Nachlast). Beim akuten Anfall wird Glyzeroltrinitrat (z. B. Nitro- lingual) verabreicht. Im Akutfall wird N
die Zunge) oder als Zerbeißkapsel verab- reicht. Die Wirkung erfolgt innerhalb von1–5Min.undhältca.30M
Neben den schnell wirkenden Nitraten gibt es auch Langzeitnitrate. Sie haben einen verzögerten Wirkungse
Angina- pectoris-Anfalls eingesetzt. Wichtig: Bei längerer Nitratgabe kann es zur Tole- ranzentwicklung komm
nach! Eine in der Nacht eingehaltene Nitratpause von 6 – 8 Stunden genügt, um die Wirksam- keit langfristig zu
mit nitratähnlicher Wirkung (z. B. Corvaton) gegeben wer- den. Bei ihnen entwickelt sich keine To- leran
eingenommen (z. B. Corangin, Ismo, Mono-Mack, Iso-Mack, Isoket) als auch transdermal verabreicht werden (z
Hemmer/AT-1-Antagonisten. Bei bestehendem Bluthochdruck und/oder ventrikulärer Funktionseinschränku
Herzarbeit gesenkt.
Betarezeptorenblocker. Durch Blockierung der Beta-Rezeptoren des sympatischen Nervensystems senken sie
den myokardialen Sauerstoffbedarf in Ruhe und Belastung. Die Arbeit des Herzens wird vermindert und Herz-
Praxis gebräuchliche Medikamente sind Atenolol (z. B. Tenormin), Metoprolol (z. B. Beloc Zok) und Isoprolol (z.
Azetylsalizylsäure. Sie kann präventiv eine Thrombozytenverklebung und -an- heftung auf einer arteriosklerotis
und dient der Vorbeugung einer Koronar- thrombose (Verschluss der Koronar- gefäße).
Im fortgeschrittenen Stadium der KHK oder bei einem akuten Angina-pectoris- Anfall
werden die Patienten meist zu Diagnostik und Therapie im Krankenhaus aufgenommen.
Die medikamentöse Therapie soll die Koronardurchblutung verbessern und weiteren
Angina-pectoris-Anfällen vorbeugen. Sie führt bei vielen Patienten zur Beseitigung der
Beschwerden. Der Patient selbst ist in Abhängigkeit seiner Risikofaktoren gefordert,
eine gesundheitsbewusste Lebensführung anzustreben. Er sollte krankheitsauslösende
Handlungen reduzieren und durch gesundheitsfördernde Verhaltensweisen ersetzen.
Grundsätzlich gilt: Patient und Angehörige sollen über mögliche Gefahren und Probleme, die in der hä
handlungsleitende Maßnahmen informiert sein.Ziel: Verbesserung der Lebensqualität durch Vorbeugun
Wissen über die Erkrankung und Wissen über Angina pectoris auslösende
medikamentöse Therapie Faktoren
Angina pectoris
Nitrate. Zu Beginn der Nitrateinnahme kann es aufgrund der gefäßerweitern- den Wirkung zu sog.
werden mit nicht-opioiden Schmerzmitteln (Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol) therapiert. Auß
Vor- und Nachlast Hy- potonien (Blutdrucksenkungen) und Tachykardien (beschleunigte Pulsfrequen
Schwindel- und Schwächegefühl auslösen.
Zur Dauerbehandlung können Nitratpflaster eingesetzt werden. Das Pflaster sollte wegen der mögliche
12 Stunden auf der Haut kleben. Mögliche Platzierungen sind Brust-, Bauch- oder Schulterbereich
ausgewählte Hautstelle sollte gesund, faltenarm und wenig behaart sowie frisch gereinigt und trocken
lich gewechselt werden. Kalziumantagonisten. Sie senken den arteriellen Blutdruck und können Brady- b
halb erfolgt auch hier eine regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Pulsfrequenz. Auch nach der Ein
Patient unter Kopfschmerzen oder Schwindel leiden und eine Gesichtsröte (Flush) sowie ein allgeme
Manche Präparate können zu einer Obstipation führen, sodass eine Obstipationsprophylaxe notwendig w
werden
MERKE
Betarezeptorenblocker sowie einige andere Medikamente, bei denen es zur Blutdrucksenkung kommt
veränderungen im Urogenitalbereich die Libido vermindern und bei Männern Potenzstörungen hervo
diese Situation andeutet, kann darauf hingewiesen werden, dass sich diese Störungen evtl. durch eine
(auf Arztgespräch verwei- sen).
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Grundsätzlich gilt: Dem Fortschreiten der Gefäßveränderung soll entgegengewirkt werden mit dem Ziel, den Patienten bei der Auseinandersetzung mit
Verhaltensalternativen zu unterstützen. Folgende Fragestellungen sollten im Gespräch erläutert werden:
• Wurden bereits lebensstilverändernde Maßnahmen eingeleitet? Wie erfolgreich waren diese Bemühungen bisher?
• Möchte der Patient, dass Angehörige bzw. enge Bezugspersonen bei Beratungsgesprächen einbezogen werden?
• Welche Begleiterkrankungen hat der Patient? • In welchem Alter wurde mit dem Rauchen • Wie schätzt der Patient seine Stre
begonnen, und wie lange raucht der Patient ein?
• Welche Risikofaktoren macht er für seine Erkrankung bereits?
verantwortlich? • Kennt er Entspannungs- techniken
• Wurden schon Versuche unternommen, mit dem diese angewandt? Info:
• Gibt es Risikofaktoren, die aufgedeckt bzw. verdeutlicht werden Rauchen aufzuhören? Info: Raucher haben Menschen mit KHK
müssen? Info: Begleiterkrankungen, z.B. Hypertonie, ein erhöhtes Risiko an einer KHK zu Stressfaktoren für
Diabetes mellitus oder Hypercholesterinämie können erkranken bzw. können dadurch den Krankheitsentwicklung eine
Ursache für die Koronarsklerose sein und diese weiter Krankheitsverlauf negativ beschleunigen. Rolle zu spielen. Unterdrü
fördern. Bei einer Hyperlipidämie kommt es nicht nur auf Dauer der Rauchgewohnheiten und private oder berufliche Ko
den Gesamtcholesterinwert an, sondern auf das Verhältnis Einstiegsalter liefern Hinweise für den Grad manenter Zeitdruck und
LDL/HDL (LDL = langkettiges Cholesterin mit geringerer der Abhängigkeit und der gesundheitlichen „Freizeitstress“ können Urs
Dichte; HDL = kurzkettiges Cholesterin mit höherer Dichte). Gefährdung. Durch die Nikotineinwirkung Hinzu kommt, dass ge
LDL-Cholesterine können sich an der Gefäßwand ablagern kommt es (Schubmann 1998) zur: Stressbedingungen ve
und eine Arteriosklerosebildung begünstigen. HDL- gesundheitsschädigende
Cholesterine wirken diesem Prozess eher entgegen. • Ausschüttung von Stress- hormonen Verhaltensweisen zum
Schubmann (1998) bezeichnet die Wirkung des HDL als kommen.Die Betroffenen e
das „hilfreiche, gute Cholesterin“ und das LDL als das • Steigerung von Blutdruck und ihren Kaffee- und Nikotinko
„lausige, schlech- te Cholesterin“. Empfehlung: Bei hohem Herzfrequenz reduzieren erholsame Sc
Choles- terinwert mit ungünstigem LDL- HDL-Verhältnis Empfehlung: Hinweis
muss neben der Einschränkung der Gesamtfett- menge • Steigerung des Sauerstoff- verbrauchs spannungstechniken wie
auf die Zusammen- setzung der Fettbestandteile in der des Herzens autogenem Training und p
Nahrung geachtet werden: Muskelentspannung.
• Freisetzung der Blutfette tiefgreifenderen
• Reduzierung tierischer Fette = gesättigte Fettsäuren (z. Belastungen kann auf psyc
B. Milch, Käse, fette Wurst und Fleisch) • Senkung des HDL- Cholesterins Beratungsstellen verwiesen
• Verwendung von pflanzlichen Fetten = einfach und • Steigerung des LDL- Cholesterins
mehr- fach ungesättigte Fettsäuren (Pflanzenöle)
• Verengung der Gefäße
Herz Bronchien
Stoffwechsel
Liegt der Blutdruck systolisch über 100 mmHg erhält der Patient die ange- ordnete
Bedarfsmedikation (Glyzeroltri- nitrat in Spray oder Kapselform). Der Pa- tient sollte
ruhig und tief atmen. Die Pflegeperson bleibt bei ihm und wirkt beruhigend auf ihn ein,
bis die Schmer- zen nachlassen. Können die pektanginö- sen Beschwerden nach
wenigen Minuten gelindert werden, wird der Anfall doku- mentiert und der Arzt
informiert.
M E R K E Bei einem Blutdruck unter 90 mmHg und einer ausgeprägten Tachykardie ist
Glyzeroltrinitrat kontra- indiziert. Der behandelnde Arzt muss unverzüglich informiert
werden!
Lässt der Schmerz nach wenigen Minuten nicht nach oder nimmt die Intensität der
Angina-pectoris-Beschwerden zu, muss unverzüglich der Arzt verständigt werden.
Neben der differenzialdiagnostischen Abklärung eines Herzinfarkts er- folgt i. d. R. die
Anordnung von Sauerstoff, die parenterale Verabreichung von Glyzeroltrinitrat und
Heparin. Lassen sich die Beschwerden unter der Therapie nur schlecht beeinflussen
und weisen EKG- Befund und Anstieg der Herzenzyme auf einen Myokardinfarkt hin,
wird der Patient i. d. R. auf die Intensivstation verlegt. Pflege- und Behandlungsmaßnah-
➜ regelmäßige Blutzuckerkontrolle
Definition
Die Linksherzkatheterisierung ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei der ein Katheter über
die Leiste (A. femoralis), die Ellenbeuge (A. brachialis) oder über das Handgelenk (A.
radialis) eingeführt und entgegen der arteriellen Blutstromrichtung zum linken Herzen
vorgeschoben wird. Je nach Untersuchungsziel werden unterschiedliche Bereiche im
Herzen bzw. in den Herzkranzgefäßen zu diagnostischen bzw. therapeutischen
Zwecken angesteuert.
Diagnostik
Koronarangiografie
Sie dient dem Nachweis von Verschlüssen oder Stenosen der Koronararterien. Der
Herzkatheter wird mit der Katheterspitze bis zum Abgang der linken und rechten
Herzkranzarterie eingeführt. Danach wird ein Kontrastmittel injiziert. Die
Herzkranzarterien können so röntgenologisch dargestellt, unter Durchleuchtung
beobachtet und auf Filmen bzw. CD-ROMs aufgezeichnet werden. Neben Nachweis,
Lokalisation, Schwere, Form und funktioneller Bedeutung der arteriosklerotischen
Veränderungen, geben die Aufzeichnungen Aufschluss über die anatomischen
Strukturen und Versorgungsleistung der 3 Koronargefäße.
Ventrikulografie
Sie wird meist zusammen mit der Koronarangiografie durchgeführt. Die Ventri-
kulografie gibt Auskunft über Septumde- fekte sowie die Funktionsfähigkeit von ■ linkem
Vorhof,■ linkem Ventrikel (Kontraktionsfähigkeit einzelner Wandabschnitte) und ■ Mitral-
und Aortenklappe.
Aorta
linkes Atrium
linker Ventrikel
Linksherz- katheter
Ein Linksherzkatheter wird entgegen der Blutstromrichtung in das linke Herz eingeführt.
Therapie
Der therapeutische Einsatz der Herzkatheteruntersuchung erfolgt häufig mit dem Ziel
einer Ballondilatation oder Stenteinlage.
Ballondilatation
veränderte Herzkranzgefäß herangeführt und dort platziert. Ziel ist es, die Engstelle des
Gefäßes aufzudehnen, um den Blutdurchfluss zu verbessern.
Der Ballon wird in Höhe der Verengung fixiert, um das arteriosklerotische Material mit
Druck in die Gefäßwand der jeweiligen Koronararterie zu pressen. Die Ballondilatation
wird auch PTCA genannt: Perkutane (= durch die Haut hindurch), transluminale (= durch
die Gefäßlichtung hindurch), coronare (= des Herzkranzgefäßes) Angioplastie (=
Aufdehnung).
Stenteinlage
In manchen Fällen wird auch eine röhrenartige Metall- oder Kunststoffspirale (Stent) als
Gefäßstütze eingesetzt (Stentangioplastie), die nach einigen Wochen mit Endothel
ausgekleidet wird. Problematisch ist, dass sich Stents in 20–30% der Fälle durch die
Neubildung von Gewebe (Endothelbildung) verschließen können. Deshalb gibt es
medikamentenfreisetzende Stents, die eine Restenose verhindern sollen.
Komplikationen
Führungskatheter
Die Pflegenden bereiten den Patienten auf die Untersuchung vor. Sie überwachen die
Patienten nach der Herzkatheterisierung und führen eine Entlassungsberatung durch.
Je nach ausgewählter Punktionsstelle erfolgt die Rasur. Bei der Katheterisierung der A.
femoralis wird die rechte und linke Leiste, bei der Punktion der A. brachialis oder A.
radialis der rechte und linke Arm rasiert (bei einer Fehlpunktion wird auf die
gegenüberliegende Extremität ausgewichen). Bei der Rasur der Leisten erfolgt die
Haarentfernung bis ein- schließlich des Unterbauchs bis zur Oberschenkelmitte. Zur
Infektionsprophylaxe ist eine gründliche Intimtoilette am Untersuchungstag wichtig.
Patientenunterlagen. Vor der Untersuchung werden alle Patientenunterlagen gerichtet,
fehlende Parameter angefordert und dokumentiert:
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DEFINITION
Kontrastmittel- injektion
Abb. 32.12 a Ballon wird bis zur Stenose vorge- schoben, b Dilatation, c Zustand nach
Ballondilata- tion.
ab
Druckanzeige
Pflegerische Aufgaben
Abb. 32.14 Durch Tasten des Fußpulses werden Aussagen über die arterielle
Durchblutung des punktierten Beines gewonnen.
ckenlage einhalten. Das punktierte Bein muss ausgestreckt bleiben, damit die arterielle
Durchblutung des Beines nicht gefährdet wird.
Entlassungsberatung
Die Beratung erfolgt in Abhängigkeit von der jeweiligen Punktionsstelle (Punktion der A.
femoralis, A. brachialis oder A. radialis).
■ Herzkatheterisierung über A. femora- lis: Der Patient wird darüber infor- miert, dass er
die Punktionsstelle in den nächsten 5 – 7 Tagen nicht be- lastet. Anstrengende
Belastungen wie Heben von schweren Gegenständen oder eine verstärkte
Bewegungsakti- vität wie Fahrrad fahren sollten ver- mieden werden.
■ Herzkatheterisierung über A. brachia- lis oder A. radialis: Der Patient sollte den
punktierten Arm schonen, z. B. keine schweren Einkaufstaschen tra- gen. Wurde die
Punktionsstelle ge- näht, erfolgt die Fadenentfernung nach 8 – 10 Tagen ambulant.
Blutdruck- und Pulskontrolle ➜ zur Erkennung von äußeren oder inneren ➜ bei auftretenden Scho
nachrichtigen
➜ Tasten des Fußpulses und Vergleich der Puls- qualität beider Extremitäten (Abb. 32.14
➜ Puls am punktierten Bein nicht tastbar➜ Bein im Vergleich zum anderen kalt und blass ➜
Verfärbung oder Zunahme des
Beinumfanges, Gefahr der venösen Stauung oder (in seltenen Fällen) tiefe Beinvenenth- rombose
➜ aufgrund der niedrigen Temperaturen im Herzkatheterlabor sind die Patienten häu- fig leicht un
tastbarem Puls gleich kühl, können wärmende Socken angeboten werden
Fortsetzung ▶
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Tab.32.4 Fortsetzung
Nachblutungsgefahr durch „Verrutschen“ oder Lockerung des Verbandes. Diese kann direkt sichtbar
durch eine Zunahme des Oberschenkelumfanges äußern
➜ Inspektion des Druckverbandes, indem Leisten- und Oberschenkelbereich von allen Seiten untersuc
Blut kann sich in schwer einsehbaren Bereichen sam- meln
erneuten Druckverband
Gefahr einer Dissektion im dilatierten Koronar- gefäß oder Thrombosierung eines Koronargefä- ße
Infarktes (nach PTCA)➜ mögliche Beschwerden sind Engegefühl und
Bei einem Herzinfarkt kommt es zu einem akuten Verschluss eines Koronar- gefäßes.
Dies setzt die Durchblutung des zu versorgenden Herzmuskelgewebes kritisch herab
oder hebt sie komplett auf. Als Infarkt wird die Nekrose bezeichnet, die sich durch das
nicht mehr durchblutete Muskelgewebe bildet. Infarkte betreffen am häufigsten die
Muskulatur des linken Ventrikels. Das entstehende Narbengewebe kann sich dann nicht
mehr aktiv an der Pumpleistung des Herzens beteiligen.
■ Vorderwandinfarkt,
■ Seitenwandinfarkt oder
■ Hinterwandinfarkt.Tritt ein weiterer Infarkt noch in der Akutphase des ersten auf, so
handelt es sich um einen Zweitinfarkt. Kommt es mehrere Wochen nach dem ersten
Infarkt zum erneuten Verschluss eines Koronargefäßes, wird von einem Re-Infarkt
gesprochen.
Häufigkeit
In Deutschland, Österreich und Nord-amerika erleiden jährlich etwa 300 Menschen pro
100 000 Einwohner einen Herzinfarkt (in Japan <100; in Irland, England und Ungarn
>500). Das sind deutschlandweit ca. 280 000 Menschen.
Die Ursache für einen Herzinfarkt liegt meist in einer bestehenden KHK. Bei den
Symptomen des Herzinfarktes wird zwischen Leit- und Begleitsymptomen
unterschieden. Leitsymptome des Herzinfarktes sind:
■ ausstrahlender Schmerz in den linken Arm, Hals, Unterkiefer, Rücken oder Oberbauch
Bei etwa 15 – 20 % der Patienten verläuft der Infarkt „stumm“, da z.B. bei Menschen mit
Diabetes aufgrund von Nervenveränderungen die Schmerzempfindung herabgesetzt
sein kann.
▪ die Dauer des Schmerzes (er kann über mehrere Stunden anhalten),
■ Schweißausbrüche
Die Todesrate beim Myokardinfarkt ist sehr hoch; in den ersten 48 Stunden ist die
Sterblichkeitsrate am höchsten! Die häufigste Komplikation des Herzinfarktes sind
Herzrhythmusstörungen (in 95 % der Fälle). Ventrikuläre Tachykardien und
Kammerflimmern treten am häufigsten in den ersten 4 Stunden auf. Außer- dem kann
sich durch die Einschränkung der Pumpfunktion eine akute Linksherzinsuffizienz mit
Lungenstauung und Lungenödem entwickeln, die bis zum kardiogenen Schock führen
kann.
▪ Septumperforation
▪ Herzwandaneurysma
▪ arterielle Embolien
▪ Arrhythmien
▪ Herzinsuffizienz
Neben der medikamentösen Therapie und der Reperfusionstherapie (s. Fokus) werden
bei der Therapie des Herzinfarktes folgende Sofortmaßnahmen eingesetzt:
■ O2-Verabreichung,
■■■
Arzneimittel im Fokus
Medikamentöse Therapie
beim Herzinfarkt
▪ Analgetika (z. B. Morphin) und Sedativa (z. B. Diazepam) zur Verminderung des Angstgefühls, der inn
▪ Fortsetzung der begonnenen Azetyl- salizylsäuretherapie (z. B. Aspirin), zu- sätzlich Clopid
Antikoagulanzientherapie
Im weiteren Verlauf werden langfristig zur Prävention eines Re-Infarktes und zur Letalitätssenkung folge
■ medikamentöse Cholesterinsenkung
Ist die Infarktdiagnose gesichert, erfolgt die weitere Pflege und Behandlung in der
Akutphase auf der Intensivstation, da in den ersten 48 Stunden lebensbe- drohliche
Komplikationen gefürchtet sind. Bei komplikationslosem Verlauf wird der Patient nach
ca. 2 – 3 Tagen verlegt. Auf einer internistischen Allge- meinstation erhält der Patient
dann wäh- rend der nächsten 10 – 14 Tage ein ge- zieltes Mobilisationstraining. Er wird
bei der Auseinandersetzung mit seiner Er- krankung sowie seiner zukünftigen Le-
bensgestaltung unterstützt. Die an- schließende Rehabilitationsmaßnahme wird initiiert.
In den ersten Stunden und Tagen nach dem Herzinfarkt können lebensbedrohli- che
Komplikationen auftreten, die eine hohe Verantwortung hinsichtlich einer aufmerksamen
Krankenbeobachtung und eines schnellen Kombinations- und Reaktionsvermögens von
Seiten der Pfle- genden verlangen. Der Herzrhythmus wird über Monitor überwacht
(Abb. 32.15), von dem der Patient nur für kurze Zeit getrennt werden sollte.
Abb. 32.15 Persönlicher Kontakt und apparative Überwachung ergänzen einander.
▪
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Des Weiteren kann es zu Einschränkun- gen der Pumpfunktion des Herzens kommen.
Durch sie kann sich eine akute Linksherzinsuffizienz (in ca. 30 % der Fälle mit der
Gefahr eines Lungen- ödems) oder im schlimmsten Falle ein kardiogener Schock (in 10
– 15 % der Fälle) entwickeln. Folgende Symptome deuten auf eine
Linksherzdekompensa- tion hin:
▪ zunehmende Unruhe
▪ Zyanose, Tachykardie
▪ Blutdruckabfall
▪ Blässe, Kaltschweißigkeit
Abb. 32.16 Die regelmäßige Vitalzeichenkontrolle ist eine wichtige Pflegehandlung beim
Infarktpa- tienten.
■ Messung und Beobachtung der Atemfrequenz und -tiefe in Ruhe und bei Belastung
eines Lungenödems oder bei Anzeichen eines kardiogenen Schocks muss sofort ein
Arzt informiert werden. Die Materia- lien für eine Reanimation sollten griffbe- reit sein.
Herz-Kreislauf-System entlasten
Morphin verabreicht, weil es neben dem analgetischen Effekt auch die Vorlast des
Herzens senkt. Der Patient sollte sich be- reits bei geringsten Schmerzen mittei- len, um
schnellstmöglich eine absolute Schmerzfreiheit zu erreichen. Eine Be- darfsmedikation
wird vorab mit dem be- handelnden Arzt abgesprochen und in der Pflegedokumentation
schriftlich fest- gehalten.
Opiate können das Brechzentrum stimu- lieren und Übelkeit und Erbrechen aus- lösen.
Bei starkem Brechreiz kann die Gabe von Antiemetika erforderlich wer- den. Diese
werden i. d. R. parenteral nach Arztverordnung verabreicht. Medikamentöse Therapie
überwachen. In den ersten 2 – 3 Tagen werden die Me- dikamente häufig über einen
zentralen Venenkatheter verabreicht. Der zentrale Venendruck (ZVD, S. 699) wird
zweimal täglich gemessen, um Aussagen über den Flüssigkeitshaushalt und die Aus-
wurfleistung des rechten Herzens zu ge- winnen. Je nach Kreislaufstabilität erhält der
Patient eine Nitrattherapie, Betablo- cker und ACE-Hemmer, um den myokar- dialen
Sauerstoffverbrauch zu reduzieren und um das Herz vor Katechol- amineinflüssen zu
schützen. Sedativa (z. B. Diazepam) werden verabreicht, um Unruhezuständen
entgegenzuwirken. Sie können in Kombination mit Analgetika zur Atemdepression
führen. Die Überwa- chung von Atmung und Bewusstseinszu- stand ist deshalb
bedeutsam. Thrombolysetherapie überwachen. Während des akuten Infarktgeschehens
kann innerhalb von 4 – 6 Stunden nach Schmerzbeginn, sofern keine Kontraindi-
kationen bestehen, eine systemische Thrombolysetherapie durchgeführt wer- den („time
is muscle“). Ziel ist es, den fibrinhaltigen Thrombus aufzulösen und die Durchblutung
des verschlossenen Koronargefäßes wieder herzustellen. Aufgrund der
fibrinauflösenden Wirkung der Lysetherapie kann es zu Blutungen im Organismus
kommen, z. B.
MERKE
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MERKE
▪ Beobachten der Haut auf Hämatom- bildung oder Einblutungen (z. B. Pe- techien)
fordert die instabile Kreislaufsituation eine exakte Bilanzierung und eine zu- sätzliche
körperliche Entlastung, sollte in Absprache mit dem behandelnden Arzt für den Zeitraum
der Kreislaufinsta- bilität ein Blasenverweilkatheter gelegt werden. Durch
Immobilisierung und An- algesierung mit Morphin-Präparaten kann es zu einer
Obstipation kommen. Um eine größere Pressanstrengung bei der Defäkation
(Stuhlgang) zu vermei- den, wird eine medikamentöse Obstipa- tionsprophylaxe
durchgeführt. Belastungen durch die Ernährung entge- genwirken. Eine absolute
Nahrungska- renz wird eingehalten
■ bei instabilem Kreislauf und ■ bei Übelkeit und Erbrechen.Aufgrund der gefürchteten
Komplikatio- nen muss immer mit einer Reanimation gerechnet werden (Gefahr der
Aspiration von Erbrochenem bei einer Reanima- tion). Der Patient bekommt während
der Nahrungskarenz Flüssigkeit parente- ral zugeführt. Bei stabilen Kreislaufver-
hältnissen und einer uneingeschränkten Verdauungsleistung können leicht ver- dauliche
und kleine Mahlzeiten unter Einhaltung individueller Diätvorgaben angeboten werden.
Der Situation angepasste und bequeme Lagerung ermöglichen. Zur Verbesse- rung der
Atemsituation und der Herzent- lastung wird der Patient in der Anfangs- phase in
Rückenlage leicht erhöht gela- gert. Bleibt die Kreislaufsituation stabil, richtet sich die
Lagerung nach den Be- dürfnissen des Patienten. Sekundärpro- bleme aufgrund der
Bewegungsein- schränkung sind abhängig vom Ausmaß des Infarktes, den
Kreislaufverhältnissen und der Dauer der Immobilität. Prophy- laxen, z. B. Dekubitus-,
Thrombose- oder Pneumonieprophylaxe sind individuell anzupassen und
durchzuführen. Temperatur kontrollieren und regulie- ren. In seltenen Fällen, z. B. bei
großen Infarktarealen, kann es in den ersten Tagen nach dem Infarkt zu Resorptions-
fieber mit subfebrilen Temperaturen kommen. Eine Temperaturerhöhung über 38,5 °C
wird mit fiebersenkenden Maßnahmen behandelt, da die daraus resultierende
Kreislaufbelastung (stei- gende Pulsfrequenz) und der erhöhte Sauerstoffbedarf das
geschädigte Herz belasten können.
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32
32
Im Mittelpunkt stehen nun die Früh- mobilisation und die Gesundheitsbera- tung.
Frühmobilisation
kürzen und■ die frühzeitig soziale Reintegration. Der Beginn der Frühmobilisation ist
zum einen von subjektiven Parametern ab- hängig wie ■ Befindlichkeit (z. B. keine
Übelkeit,
drohlichen Herzrhythmusstörungen,
dafür
Tab. 32.5 Überwachung des Herzinfarktpatienten vor, während und nach der
Frühmobilisation.
➜ ein gut informierter Patient fühlt sich si- cher und ernst genommen
nach jeder stärkeren Belastungsphase wird:➜ eine Ruhepause eingelegt➜ eine Pulskontrolle
durchgeführt und mit den
Ausgangswerten verglichen
quenz bei Aktivitäten im Sitzen und Liegen bis 20 Schläge/ Min., beim Gehen und
Treppensteigen bis 30 Schläge/ Min. über- steigen
nach jeder stärkeren Belastungsphase wird: ➜ der Patient aufmerksam gemacht, seine
während der Ruhephase ➜ erneute Pulskontrolle ➜ nach 3 Min. in Ruheposition sollte Ruhe-
frequenz erreicht werden
gefühl)
➜ dient der Verlaufskontrolle und als Grund- lage für die Festlegung der neuen Mobili-
sationsstufe
794
Mobilisationsstufenplan
Stufen
III
Flurmobilität
• Hockergymnastik
zwei Stockwerken
Pflegeaktivitäten/ Pflegeselbstständigkeit
• völlige Pflegeselbstständigkeit
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
0 Bettruhe
rung zum tiefen Durchatmen und leichten Bewegungen der Fußspitzen und Anspannen
der Wadenmuskulatur
• Duschen nach ärztlicher Erlaubnis und nach Absprache mit den Pflegenden
2–5
Zimmermobilität (eingegrenzt)
• selbstständige Körperpflege des Ober- körpers und evtl. Intimpflege mit Ent-
lastungspausen im Bett
2–3
3–4
5–6
6–8
1–2
2–4
4–6
7–8
8 – 10
3–8
8 – 11
• Essen am Tisch
4–5
6–8
11 – 14
14 – 17
17 – 21
Gruppe 1
Gruppe 2
Gruppe 3
Abb. 32.19 Gegenüberstellung des Mobilisationsradius in Verbindung mit den
physiotherapeutischen Basismaßnahmen und Pflegeaktivitäten.
M E R K E Der Übergang von einer Mobilisationsstufe in die nächst höhere kann nur
dann erfolgen, wenn keine Komplikationen auftreten. Die Mobilisa- tion muss sofort
abgebrochen werden, wenn Angina-pectoris-Schmerzen, Herz- rhythmusstörungen,
Hypotonien oder Bluthochdruck, Atemnot, Schwindel, Schweißausbrüche oder Blässe
auftre- ten.
Gesundheitsberatung
Der Herzinfarkt wird von vielen Men- schen als ein Ereignis erlebt, das meist aus „voller
Gesundheit“ heraus wie ein Blitz in ihr Leben einschlägt. Je nach In- tensität der
Symptomatik wurde der Er- krankte mit Todesangst konfrontiert. Diese bedrohliche
Situation kann eine tiefe seelische Verunsicherung hervorru- fen. Häufig gesteht der
Patient sich und
seinen Bezugspersonen seine Ängste und beunruhigenden Gefühle nicht ein. Einige
Patienten entwickeln depressive Verstimmungen, andere wiederum ver- drängen ihre
Gefühle und überspielen ihre Ängste durch eine betonte Heiter- keit. Manche Patienten
neigen dazu, ihre körperlichen Beschwerden und ihre Ängste nicht wahrhaben zu
wollen, was
795
32
32
MERKE Die Unterstützung des Patienten bei der Auseinandersetzung mit seiner
Erkrankung ist während des gesamten Genesungsprozesses bedeut- sam.
den Maßnahmen maßgeblich beteiligt sind. Das zeigt, wie bedeutend die Ein-
beziehung der Lebenspartner während des gesamten Erkrankungsverlaufs ist. Des
Weiteren erachteten die Befragten eine ausreichende Information als be- sonders
wichtig. Die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch mit Ärzten und Pflegenden
empfanden die Patienten als hilfreich.
Rehabilitation im Fokus
Rehabilitation nach
Herzinfarkt
Nach dem Klinikaufenthalt schließt sich häufig eine Anschlussheilbehandlung (AHB) an, die den Patie
AHB wird vom Sozialdienst oder den Ärzten in Abspra- che mit dem Patienten eingeleitet. Die Finanzie
Rentenversicherungsträger und bei Nichtberufstätigen und Rent- nern die Krankenkasse. Derzeit beträ
tion in Deutschland 3 Wochen. Aus therapeutischen Gründen kann eine Verlängerung bewilligt werden
gabenspektrum der Rehabilitation um- fasst (nach Middeke 1998):
2. Aufklärung über individuelle Risiko- faktoren und deren Behandlungs- möglichkeiten zur Vermeidung e
3. Information über gesundheitsfördern- de Maßnahmen und Motivation, den Lebensstil positiv zu veränd
4. Integrative Therapie unter Einbezie- hung von Bewegungstherapie und physikalischer Therapie. Sie
ernäh- rungsmedizinische und verhaltens- therapeutische Aspekte.
5. Optimierung der medikamentösen Therapie. Sofern erforderlich erfolgt eine Anpassung der medikam
Ri- sikofaktoren und zur Re-Infarktpro- phylaxe.
Abb. 32.20
Ursachen
796
Tab. 32.6 Definition und Klassifikation der Blutdruckstufen (nach den Leitlinien der
Deutschen Hochdruckliga und der Deutschen Hypertoniegesellschaft).
auf und vergrößert sich (Linksherzhyper- trophie). Nimmt die Überbeanspruchung weiter
zu, ermüdet der Herzmuskel, es entwickelt sich eine Herzinsuffizienz. Hoher Blutdruck
über einen längeren Zeitraum führt zu arteriosklerotischen Veränderungen der
Koronararterien mit der Folge einer KHK.
Arterielles Gefäßsystem. Durch die per- manente Blutdruckerhöhung wird die In- tima
geschädigt. Es kommt zu winzigen Einrissen, an denen sich Thrombozyten, Fibrine und
Cholesterinkristalle ablagern. Eine Vielzahl von Menschen mit Blut- hochdruck
entwickelt frühzeitig eine Ar- teriosklerose. Der dadurch entstehende Elastizitätsverlust
in den Gefäßen erhöht den peripheren Gefäßwiderstand, mit der Folge einer weiteren
Blutdruckerhö- hung. Die Entwicklung einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
(pAVK) wird begünstigt. An der Aorta kann es zur Ausbildung eines Aortenaneurysmas
kommen.
Therapie
Bei der sekundären Hypertonie wird die Grunderkrankung behandelt (z. B. medi-
kamentöse Behandlung einer Hyperthy- reose, Operation einer Nierenarterien-
stenose), was meist zu einer Normalisie- rung des Blutdrucks führt. Ist dies nicht der
Fall, orientiert sich die Therapie wie bei der primären arteriellen Hypertonie am
Schweregrad der Erkrankung.
Ziel der Therapie. Primäres Ziel ist es, den Blutdruck unter 140/90 mmHg zu senken, um
das kardiovaskuläre Risiko mit den entsprechenden Folgeerkran- kungen vorzubeugen
bzw. einzudäm- men. Handlungsleitend bei der Therapie sind deshalb
■ die Höhe des systolischen und diasto- lischen Blutdrucks in Verbindung mit der
Wird bei einem Patienten ein hohes kar- diovaskuläres Risiko festgestellt, wird
Bluthochdruck
▪ familiäre Disposition
▪ Konstitution (Pykniker)
▪ Nikotinabusus
▪ endokrine Faktoren (Beginn der Hy- pertonie bei Frauen häufig nach dem
Klimakterium) MERKE Stressbedingter Blut- hochdruck wird nicht selten am
Arbeits- platz ausgelöst. Vor allem Berufstätige, die einer hohen Arbeitsintensität
ausge- setzt sind und gleichzeitig nur eine ge- ringe Entscheidungsfreiheit und
Gestal- tungsspielraum haben, fühlen sich häu- fig sehr belastet und weisen
deutlich er- höhte Blutdruckwerte auf. Sekundäre Hypertonie. Diese Form (zu ihr
gehören weniger als 10 % aller Hyper- tonien) wird von einer vorliegenden or-
ganischen Grunderkrankung ausgelöst:
Risikofaktoren
Die essenzielle Hypertonie steht häufig in enger Verbindung mit anderen Erkran-
kungen des metabolischen Syndroms (Übergewicht, Typ 2-Diabetes, Hyperli-
poproteinämie, essenzielle Hypertonie).
Diagnostik
genDie Diagnose und Erfassung des Schwergrades der Erkrankung werden durch
mehrmalige Blutdruckmessungen (an beiden Armen) gesichert. Vorausset- zung dafür
sind mindestens 3 Blutdruck- messungen an mindestens 2 verschiede- nen Tagen. Um
Fehleinschätzungen zu vermeiden und situationsbedingte Blut- druckerhöhungen, z. B.
„Praxishyperto- nie“, ausschließen zu können, kann Fol- gendes eingeleitet werden: ■
Selbstmessung durch den Betroffenen
Komplikationen
797
32
32
heute bereits bei „hoch normalen“ Blut- druckwerten mit der Therapie begon- nen. Bei
jeder Hypertoniestufe wird ver- sucht, den Blutdruck mit allgemeinen
Antihypertonika
Neben den allgemeinen Maßnahmen werden je nach Höhe des Blutdrucks unterschiedliche Arz
Behandlung ein- gesetzt:
▪ Diuretika wie Furosemid (Lasix) – zur Senkung des Blutdrucks durch ver- mehrte Wasser- und Kochsa
▪ Betarezeptorenblocker wie Atenolol (z. B. Tenormin), Bisoprolol (z. B. Concor) – zur Verminderung v
kung der Blutdruckspitzen
▪ Kalziumantagonisten wie Amlodipin (z. B. Norvasc) – zur Relaxation der Gefäßmuskulatur durch H
Zelle, wo- durch es zur Senkung des periphe-
und zur Blutdrucksenkung kommt■ ACE-Hemmer wie Captopril (z. B. Lo- pirin), Enalapril (z. B. Pres, Xa
die hor- monell gesteuerte Vasokonstriktion ein, indem sie das Angiotensin-Con- verting-Enzym blockie
das gefäß- verengende Angiotensin II umgewan- delt werden kann. Dies führt zur Ge- fäßerwe
Hautausschlag, Schwin-
■ arterioläre Vasodilatatoren wie Di- hydralazin (z. B. Nepresol) – zur arte- riolären Vasodilatation
Gefäßmuskula- tur
Um die Zielblutdruckwerte zu errei- chen, benötigen viele Patienten eine Kombinationstherapie mit mehr
malisierung nach einiger Zeit. Die Me- dikamentenkombinationen werden in- dividuell
auf den jeweiligen Patienten abgestimmt und je nach Wirksamkeit und subjektiver
Befindlichkeit ggf. im Laufe der Behandlung umgestellt oder ergänzt. Auch unter der
antihyperten- siven Therapie kann es zu Blutdrucker- höhungen kommen. Bei
Symptomen wie Kopfschmerzen, Gesichtsröte, Be- nommenheit oder starkem Herzklop-
fen wird der Blutdruck gemessen und bei zu hohen Blutdruckwerten der Arzt informiert.
32.4.2 Pflege- und Behandlungsplan
Die Betroffenen fühlen sich auch mit hohen Blutdruckwerten häufig wohl und
leistungsfähig. Wird die Hypertonie über längere Zeit nicht erkannt und be- handelt,
kann die Lebenserwartung durch Folgeerkrankungen deutlich ver- kürzt bzw. die
Lebensqualität maßgeb- lich beeinträchtigt werden. Entschei- dend für den
Therapieerfolg ist, inwie- weit es gelingt, den Patienten zur Einhal- tung einer
„blutdrucknormalisierenden“ Lebensführung bzw. zur regelmäßigen und konsequenten
Medikamentenein- nahme zu motivieren (Compliance des Patienten = engl. Befolgung;
im medizi- nischen Bereich: Therapietreue).
3.bei einer hypertensiven Krise bzw. einem hypertensiven Notfall profes- sionell handeln
798
heiten nicht möglich, muss der Patient lebenslang blutdrucksenkende Medika- mente
einnehmen. Über Medikamenten- wirkung und Nebenwirkungen informiert der Arzt. Die
Aufgaben der Pflegenden sind:
Arzneimittel im Fokus
Nicht selten hat sich der Organismus bereits an den hohen Blutdruck ge- wöhnt. Deshalb wird die Blu
meist als unangenehm empfunden, da zu Beginn der Therapie (präpara- teunabhängig) folgende Symp
▪ in seltenen Fällen Übelkeit Der Patient sollte die blutdrucksenk- enden Medikamente auf keinen
absetzen. Häufig legen sich die Ne- benwirkungen nach der Blutdrucknor-
Bei hypertensiver Krise bzw. hypertensivem Notfall professionell handeln
druck akut entgleist (> 230/130 mmHg). Geht das Ereignis gleichzeitig mit kar- dialen
und/oder mit neurologischen Fol- geerscheinungen einher, spricht man von einem
hypertensiven Notfall. Dann besteht eine vitale Bedrohung durch Or- ganschädigungen.
Eine akute hyper- tensive Krise liegt vor, wenn der Blut-
DEFINITION
▪ den Patienten beruhigen und ihn bit- ten, sich ins Bett zu legen (körperliche
Entlastung)
▪ sofort einen Arzt informieren Therapieziel in der akuten hypertensiven Krise ist es, den
Blutdruck schrittweise
auf Werte um 160/100 mmHg zu sen- ken. Ein zu schneller Blutdruckabfall würde die
Gehirn- und Nierendurchblu- tung gefährden. Der Blutdruck muss im weiteren
Therapieverlauf kontinuierlich gemessen und dokumentiert werden. Kann der Blutdruck
nach 20 – 30 Min. nicht gesenkt werden oder ist ein hyper- tensiver Notfall mit den
genannten Be- gleitsymptomen eingetreten, besteht akute Lebensgefahr. Es kann zur
Herz- Kreislauf-Dekompensation (Linksherzin- suffizienz), zum Apoplex (Hirnblutung)
oder zu zerebralen Krampfanfällen kom- men; eine kontinuierliche Intensivüber-
wachung und -therapie wird dann erfor- derlich.
(z. B. 10 – 20 mg Adalat) angesetzt. Der
Patient zerbeißt die Kapsel (Beschleuni- gung des Wirkeintritts durch Resorption über
die Mundschleimhaut) und schluckt sie hinunter (Abb. 32.22).
Gesundheitsberatung Hypertonie
Grundsätzlich gilt: In vielen Fällen kann der Patient seinen Bluthochdruck bereits durch Veränderunge
Aufgrund der Beschwerdefreiheit fällt es vielen Menschen jedoch schwer, die Hypertonie im tä
Beratungsgespräch erhält der Patient die Möglichkeit, Verhaltensweisen, die den Bluthochdruck
Verantwortung für seine Gesundheit zu übernehmen. Es wird festgestellt,
• welche Faktoren er selbst bei einer primären Hypertonie dafür verantwortlich macht
• inwieweit er über das Risiko eines nicht oder nur unzureichend behandelten Blutdrucks aufgeklärt ist
▪
PRAXISTIPP
▪
799
32
32
Mit der Selbstmessung übernimmt der Patient die Verantwortung für die Über- wachung
seines Blutdrucks. Dies hat fol- gende Vorteile:
1.Durch die aktive Mitwirkung am Be- handlungsprogramm soll die Not- wendigkeit der
lebenslangen Therapie dauerhaft aufrechterhalten werden.
3.Die Blutdruckwerte können unter All- tagsbedingungen gemessen und in- terpretiert
werden.
In den letzten Jahren wurden rein me- chanische Geräte, deren Blutdruckman- schette
per Hand aufgepumpt werden musste, durch digitale Handgelenks- und
Oberarmmessgeräte ersetzt. Diese Geräte bauen durch Knopfdruck auto- matisch einen
vorbestimmten Manschet- tendruck auf und lassen ihn in einem entsprechenden
Zeitintervall wieder ab. Bei entsprechender Indikation werden die Kosten für die Geräte
teilweise oder vollständig von der Krankenkasse über- nommen.
(Abb. 32.23) als auch bei Oberarmmess- geräten muss mithilfe einer Schnur der
Handgelenksumfang (meist13,5 – 19,5 cm) bzw. der Oberarmum- fang an der breitesten
Stelle (22 – 33 cm) gemessen werden. Ist der Umfang grö- ßer, muss auf
Spezialmanschetten zu- rückgegriffen werden, die für diesen Armumfang ausgerichtet
sind, da es sonst zu Messfehlern kommen kann.
Grenzen liegen (mittlere Abweichung +/– 5 mmHg). Vor dem Kauf eines
Selbstmessgeräts sollte überprüft wer- den, ob die Werte der Handgelenks- und
Oberarmmessung übereinstimmen. Der systolische und diastolische Fehler darf nicht
mehr als 10 mmHg betragen.
MERKE Die schwerste Form der Herzinsuffizienz ist der kardiogene Schock.
Ursachen
Am häufigsten wird die Herzinsuffizienz durch eine Hypertonie oder/und KHK ausgelöst.
Die Ursachen der Erkrankung sind in Tab. 32.7 dargestellt.
Häufigkeit. Weltweit sind mit steigender Tendenz etwa 15 Millionen Menschen betroffen.
Die Herzinsuffizienz ist der häufigste Grund für eine Krankenhaus- einweisung bei über
65-Jährigen.
Symptome
PRAXISTIPP
Definition
Bei der Herzinsuffizienz handelt es sich um die Unfähigkeit des Herzmuskels, die
zugeführte Blutmenge mit ausrei- chender Kraft (unzureichende Herzleis- tung) in den
Organismus zu pumpen. Der Energiebedarf des Organismus kann aufgrund der
ventrikulären Funktionsstö- rung nicht mehr im notwendigen Aus- maß gewährleistet
werden und es kommt zu einer verminderten körperli- chen Belastbarkeit.
Herzinsuffizienz ist keine eigenständige Diagnose, sondern die Bezeichnung für ein
Syndrom (Symp- tomenkomplex). Es entsteht entweder durch eine Erkrankung des
Herzens selbst oder als Folge einer Erkrankung, die außerhalb des Herzens liegt und
die Herztätigkeit beeinträchtigt.
Sie wird unterschieden nach betroffenen Herzkammern, zeitlichem Verlauf der kli-
nischen Symptome und Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit.
Betroffene Herzkammern. Bei Schädi- gung der linken bzw. rechten Herzkam- mer
spricht man von einer Links- bzw. Rechtsherzinsuffizienz. Ist das gesamte Herz
betroffen, handelt es sich um eine Globalinsuffizienz.
Zeitlicher Verlauf der klinischen Sympto- me. Je nach Dauer der Entwicklung der
Herzinsuffizienz wird unterschieden zwi- schen:
■ akute Herzinsuffizienz: Sie kann sich in wenigen Stunden entwickeln, z. B. bei einem
myokardialen Pumpversa- gen (z. B. Herzinfarkt, Myokarditis, hypertone Krise).
■ chronische Herzinsuffizienz: Sie ent- wickelt sich im Verlauf von Monaten oder Jahren
(z. B. durch arterielle Hy- pertonie, Kardiomyopathie).
Treten die Symptome nur bei Belastung auf, handelt es sich um eine kompensier- te
Herzinsuffizienz. Kommt es bei fort- schreitendem Schweregrad der Erkran- kung
bereits in Ruhe zu Symptomen
800
Tab. 32.7
F A L L B E I S P I E L „Schon seit mehreren Tagen fühlte sich meine Mut- ter nicht
mehr so wohl. Wir wohnen in der 2. Etage und meine Mutter kam schnell außer Atem
und musste nach wenigen Stufen halt machen, weil sie nicht genügend Luft bekam.
Auch nachts hatte sie Probleme mit der Luft. Sie konnte nur noch schlafen, wenn sie
mehrere Kissen im Rücken hatte. Ja sogar bei der Morgentoilette habe ich ihr
neuerdings helfen müssen, weil sie teil- weise zu matt war und schnell außer Atem kam.
Sie nimmt ja schon seit Jah- ren Herztabletten ein. Auch Wassertab- letten – da ist es
schon passiert, dass sie die Hose nass gemacht hat. Das war ihr sehr unangenehm.
Heute Nacht war es dann so, dass ich gehört habe, wie sie stark gehustet hat. Als ich in
ihr Zimmer kam, bin ich sehr erschrocken. So schlecht hat sie noch nie Luft bekommen.
Außerdem waren ihre Lippen ganz blau. Ich habe sofort den Notarzt angerufen. Gott sei
Dank war der schnell da und hat ihr gleich Sauer- stoff gegeben und ihr etwas gespritzt.
Es war furchtbar und ich hatte so eine Angst um meine Mutter – ich dachte, sie erstickt.“
Komplikationen
Ursache und Komplikation für eine Herzinsuffizienz sein – im NYHA-Sta- dium III-IV
versterben 80 % der Pa- tienten an tachykarden Rhythmusstö- rungen
Diagnostik
Bei der Diagnostik spielt die Ursachen- forschung eine wichtige Rolle, da die Prognose
von der Behandlung der Grunderkrankung abhängig ist. Folgende Untersuchungen
werden durchgeführt: ■ Anamnese und körperliche Unter-
hypertensive Krise
Herzklappenfehler (Spätstadium)
Perikardtamponade dilatative
Kardiomyopathie
Herzrhythmusstörungen
Herzrhythmusstörungen
Intoxikationen pulmonale
Hypertonie
Papillarsehnenabriss (akute
Mitralinsuffizienz)
Tab. 32.8 NYHA-Kriterien (New York Heart Association) und deren Symptome (nach
AWMF).
NYHA-
Symptome
Kriterien
Linksherzinsuffizienz
Die mangelhafte Pumpleistung des lin- ken Ventrikels führt zum Rückstau des Blutes in
die Lungengefäße. Die Folge ist eine Stauungslunge. Leitsymptom der
Linksherzinsuffizienz ist die Atemnot. Der Rückstau führt zu:
▪ Rasselgeräusche über der Lunge, hartnäckiger Husten mit weißlichem Auswurf (bis
zum Lungenödem)
▪ Zyanose
auf, sofern keine chronische Lungener- krankung als Ursache zugrunde liegt. Ty- pische
Merkmale der Rechtsherzinsuffi- zienz sind:
■ Bildung von Ödemen (Abdomen, Un- terschenkel, Füße) mit Gewichtszu- nahme
Symptome
werden
i. d. R.
durch
801
32
32
Therapie
Im Anfangsstadium der Erkrankung ver- spürt der Betroffene meist nur wenige
Einschränkungen, die er selbst häufig als normale Alterserscheinungen inter- pretiert.
Doch bei zunehmendem Schweregrad der Herzschwäche stehen geringe Belastbarkeit
und schnelle Er- schöpfung im Vordergrund. Bei einer be- stehenden Herzinsuffizienz
erfolgt eine stationäre Aufnahme; häufig entweder zur Abklärung der Ursachen der
Herzin- suffizienz oder bei einer akuten Ver- schlechterung der Herzfunktion.
Atmung
Atemnot (Dyspnoe) tritt zu Beginn der Erkrankung meist nur bei Belastung auf. Hierbei
ist wichtig, die Aktivitäten zu identifizieren, die die Belastungsdyspnoe auslösen. Eine
Ruhedyspnoe dagegen kann Zeichen einer dekompensierten Linksherzinsuffizienz sein,
mit der eine vitale Gefährdung einhergehen kann. Kommt es vor allem nachts zur
anfallsar-
tigen Dyspnoe, muss an ein Asthma car- diale gedacht werden. Diese Symptoma- tik
kann Anzeichen eines Prälungen- ödems sein!
Hartnäckiger, trockener Husten oder Husten mit weißlichem Auswurf kann auf eine
Stauungsbronchitis hinweisen. Hierbei ist auf Konsistenz, Farbe und auf Beimengungen
des Sekrets zu achten. Schaumiges, „fleischwasserfarbiges“ bzw. blutiges Sekret kann
auf ein Lun- genödem hinweisen. Zyanotische Verän- derungen (bläuliche Verfärbung
von Haut und Schleimhäuten) zeigen eine Beeinträchtigung des Gasaustausches und
der damit verbundenen verminder- ten Sauerstoffaufnahme an.
Arzneimittel im Fokus
▪ Digitalispräparate wie Digitoxin (z. B. Digimerck) oder Digoxin (z. B. Lanitop, Novodigal) oder
▪ Dämpfung der Sympathikus-Aktivi- tät und Verringerung des myokar- dialen Sauerstoffverbrauches m
Arzneimittel im Fokus
Bei Digitalispräparaten kann es auf- grund der geringen therapeutischen Breite bereits bei geringer Übe
kommen. Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen sind erste Symptome. Eine Überdos
kardien, Extrasystolen (Bigeminus) und im schlimmsten Fall Kammerflim- mern auslösen. Auch Betablo
zu brady- und tachykarden Arrhythmien und Extrasystolen führen. Bei der Gabe von Nitraten und AC
wie auf S. 784 beschrieben, erforderlich.
▪ „Bridge to recovery“ – zur Entlastung des Herzens für eine bestimmte Zeit- spanne, z.
B. bei Myokarditis
▪ „Bridge to transplantation“ – als Überbrückung bis zur Herztransplan- tation bei einem
irreversiblen Pump- versagen
Flüssigkeitshaushalt
Die Funktionen des Flüssigkeitshaushal- tes werden anhand verschiedener Para- meter
überwacht.Körpergewicht und Urinproduktion. Um die Funktionsfähigkeit der Nieren zu
802
überprüfen, wird eine Ein-/Ausfuhrbilan- zierung durchgeführt. Der Patient sollte, wenn
er mobil ist, täglich vor dem Früh- stück gewogen werden. Ein Gewichts- stillstand oder
eine Gewichtszunahme in Verbindung mit einem Nachlassen der Urinproduktion können
bei ausge- prägten Ödemen auf eine unzureichen- de Diuretikatherapie oder kardial be-
dingte Verschlechterung der Nierenfunk- tion hinweisen. Die Pflegeperson beo- bachtet:
▪ ob er durch die häufigen Toiletten- gänge körperlich und psychisch stark belastet wird
Ob es trotz Infektionsrisiko sinnvoll ist, dem Patienten zur Entlastung seiner kar-
dialen Situation einen Dauerkatheter zu legen, kann unter Berücksichtigung von
folgenden Faktoren im therapeutischen Team diskutiert werden:
Abb. 32.24 Ödeme hinterlassen auf Druck eine eindeutige Eindellung im Gewebe.
Bewusstseinslage
Aufgrund einer schlechten Auswurfleis- tung des Herzens, durch die Diuretika- therapie
(Exsikkose) oder durch eine mögliche Digitalisüberdosierung können zerebrale
Symptome auftreten. Dies kann sich durch Konzentrations- und Ge-
dächtnisschwächen, Angst- und Verwirrtheitszustände bemerkbar ma- chen.
Infolgedessen muss bei der Erfas- sung der subjektiven Befindlichkeit kon- trolliert
werden, ob der Patient zur Per- son, zur Situation sowie zeitlich und ört- lich orientiert
ist.
Durch die vermehrte Flüssigkeitsan- sammlung in den Kapillaren der Alveolen kommt es
zum Austritt von Ödemflüs- sigkeit in das Interstitium (interstitielles Ödem) und
anschließend in die Alveolen selbst (alveoläres Ödem). Die Folge ist eine schwerste
Behinderung des Gasaus- tausches.
Abb. 32.25 Mit der Herzbettlagerung soll der ve- nöse Rückfluss zum Herzen vermindert
und das Herz entlastet werden.
Symptome
ohne Stethoskop wahrnehmbar ist und deshalb als Distanzrasseln be- zeichnet wird
Sofortmaßnahmen
Der Patient befindet sich in einem le- bensbedrohlichen Zustand. Ziel der So-
fortmaßnahmen ist es, den Sauerstoff- bedarf des Organismus zu gewährleis- ten. Der
linke Ventrikel soll entlastet und seine Funktion optimiert werden. Es muss sofort
gehandelt werden:
sog. Herzbettlagerung bringen, um den venösen Rückfluss zu verlangsa- men und das
Herz zu entlasten (Abb. 32.25). Arme ggf. durch Kissen hoch betten (ungehinderter
Einsatz der Atemhilfsmuskulatur).
4. Patienten beruhigen. Er erhält kurze und prägnante Basisinformationen und somit ein
Gefühl der Sicherheit.
DEFINITION
803
32
32
saugt werden.
8.Die weitere Überwachung und Thera- pie des Patienten erfolgt i. d. R. auf einer
Intensivpflegestation.
M E R K E Bei allen aktivierenden Maßnahmen ist die Atmung des Patien- ten der
Überwachungsparameter, dem eine ganz besondere Aufmerksamkeit zukommen sollte.
Das Auftreten einer Dyspnoe ist der Indikator, der die Belas- tungsgrenze des Patienten
anzeigt und eine sofortige Erholungspause während einer Pflegehandlung notwendig
macht.
Viele Patienten leiden unter einge- schränkter Leistungsfähigkeit sowie star- kem
Müdigkeits- und Schwächegefühl. Diese Symptome sind häufig kardial be- dingt durch:
▪ vermehrte Atemarbeit
▪ gestörte Nachtruhe, z. B. bei Nykturie Der Patient sollte auch tagsüber die Möglichkeit
haben, gezielte Erholungs- phasen einzuhalten, indem im therapeu- tischen
Team die Pflege- und Behand- lungsmaßnahmen abgesprochen und zeitlich
koordiniert werden. Die unter- schiedlichen Pflegeverrichtungen wer- den nach
kräfteschonenden Gesichts- punkten über den Tag verteilt (z. B. Kör- perpflege
erst nach dem Frühstück). M E R K E Bei Patienten ohne Bla- senverweilkatheter
ist darauf zu achten, wie der Patient auf die Diuretikagabe reagiert. Bei einer zu
späten Verabrei- chung der Diuretika kann die Nachtruhe durch zu häufiges
Wasserlassen beein- trächtigt werden.
Eine vollständige Immobilisierung im Sinne einer strengen Bettruhe ist i. d. R. nur bei
schwerster kardialer Insuffizienz indiziert. Kann die Leistungsfähigkeit des insuffizienten
Herzens durch therapeuti- sche Maßnahmen verbessert werden, wird eine vorsichtige
Mobilisierung im Sinne einer Lehnstuhlbehandlung einge- leitet. Vor und während jeder
Mobilisa- tion müssen Kreislaufkontrollen durch- geführt werden. Der Patient wird wäh-
rend des Mobilisationsverlaufes angehal- ten, seine körperlichen Belastungsgren- zen
bewusst wahrzunehmen und Erho- lungsphasen eigenverantwortlich zu be- stimmen.
Gleichzeitig muss die indivi- duelle Gefährdung durch Sekundärschä- den wie Dekubitus
und Thrombose ein- geschätzt und prophylaktische Maßnah- men durchgeführt werden.
Thromboseprophylaxe. Bei einer akuten dekompensierten Herzinsuffizienz sind
Maßnahmen, die den venösen Rückfluss permanent fördern, kontraindiziert. Sie würden
das rechte Herz zusätzlich belas- ten. Möglich sind leichte Bewegungs- übungen. Nach
ärztlicher Verordnung erfolgt i. d. R. eine Low-Dose-Heparini- sierung. Bei kardialer
Stabilität und aus- geprägten Beinödemen können die Beine, nach Rücksprache mit
dem Arzt, für wenige Stunden am Tag gewickelt werden, um die Ödemausschwemmung
zu forcieren. Treten Stauungszeichen (z. B. gestaute Halsvenen, Atemnot) auf, sollte
der Kompressionsverband abgewi- ckelt werden.
fe) sollte bei ausgeprägten Ödemen verzichtet werden. Ein korrekter Sitz der Strümpfe
kann meist nicht mehr ge- währleistet werden, sodass die Gefahr der Einschnürung und
einer venösen Stauung besteht.
Das Ausmaß der Hilfestellung ist eben- falls abhängig von der Belastbarkeit des
Erkrankten. So kann es von Seiten der Pflegenden beispielsweise sinnvoll sein, die
Beine, Genitalbereich, Rücken und Gesäß des Patienten im Sinne einer ent- lastenden
Teilkörperpflege im Bett zu waschen. Nach einer Erholungsphase kann der Patient z. B.
seine Körperhygie- ne am Waschbecken selbstständig fort- setzen.
einbezogen werden. Sie sollten auf po- tenzielle Pflegeprobleme aufmerksam gemacht
und bei der Durchführung von prophylaktischen Pflegehandlungen an- geleitet werden.
Bei schwerer Herzinsuffizienz und aus- geprägten Ödemen sollte im Stadium der
Dekompensation eine streng nat- riumarme Kost eingehalten werden. Die tägliche
Kochsalzmenge sollte etwa bei 2 – 3 g liegen. Salz erhöht das Durstge- fühl und bindet
Wasser und kann so die Ödembildung verstärken. Gleichzeitig ist bei einer
kaliumausschwemmenden Di- uretikatherapie eine kaliumreiche Kost (frisches Obst und
Gemüse) ratsam. Bei Patienten mit nur mäßig ausgeprägter Herzinsuffizienz oder nach
der Erholung von einer Dekompensationsphase kann eine Salzreduktion auf etwa 6 g
am Tag bereits ausreichen, um die Symptomatik günstig zu beeinflussen. Eine
Trinkmen- genbeschränkung kann wesentlich zur Volumenentlastung des Organismus
bei- tragen.
ringeren Durstempfindens manchmal zu wenig Flüssigkeit zu sich. Deshalb sollten die
Trinkgewohnheiten bei der Pflege- anamnese erfasst und anhand dieser In- formationen
kritisch überprüft werden, ob eine Trinkmengenbeschränkung bei kardialer Stabilität
weiterhin sinnvoll er- scheint. Dies sollte im therapeutischen Team diskutiert und dann
mit dem Pa- tienten und seinen Angehörigen be- sprochen werden.
ATL Ausscheiden
durch die
MERKE
PRAXISTIPP
804
M E R K E Zur Behebung einer akuten Obstipation sollten bei diesen Patienten zum
Abführen keine natürli- chen Ballaststoffe (z. B. Flohsamen, Leinsamen oder
Weizenkleie) oder syn- thetischen Quellstoffe wie Macrogol(z. B. in Movicol, Isomol)
eingesetzt werden. Diese zwar physiologische Art der Obstipationsbehandlung wirkt nur
sehr langsam, d. h. evtl. erst nach ein
paar Tagen und steht in Verbindung mit einem ausgeglichenen Flüssigkeitshaus- halt.
Außerdem ist ein Nachteil der na- türlichen Quellstoffe, dass beim bakte- riellen Abbau
vermehrt Gase entstehen und Völlegefühl und Blähungen verstär- ken können.
Gesundheitsberatung
ringen Belastbarkeit und schnellen Er- schöpfung nicht mehr alle ATL selbst- ständig
verrichten können. Zur Sicher- stellung der Pflege in der häuslichen Umgebung wird
noch im Krankenhaus der individuelle Pflegebedarf ermittelt. Patient und Angehörige
werden über die Möglichkeiten ambulanter Pflege- dienste und über hauswirtschaftliche
Versorgungsmöglichkeiten informiert. Herzinsuffizienzspezifische Beratungs- aspekte
sind unter Abb. 32.26 aufge- führt.
Gesundheitsberatung Herzinsuffizienz
Grundsätzlich gilt: Kehrt der Patient in seine häusliche Umgebung zurück, müssen anhand d
Unterstützungsmöglichkeiten durch das familiäre System analysiert und ggf. ambulante Pflegedienste
Ziel: Der Patient bzw. seine Bezugspersonen sind über wichtige Verhaltensregeln informiert, mit de
Inaktivitätsschäden verhindert und die Lebensqualität verbessert werden kann.
• Ist der Patient über Zeit- punkt, • Nimmt der Patient Diureti- ka • KönnenAktivitätsphasen
Dosierung und Zweck der ein? Wie oft muss er zur Erschöpfungszuständ
verordneten Medikamente Toilette? nach Tageszeiten
informiert? fiziert werden?
• Wird die Toilette rechtzeitig
• Kennt er die Krankheitszei- erreicht oder kommt es zu • Ist der Patient über
chen, die auf eine vorzeitigem Urinverlust? sparende Hilf
Verschlech- terung seiner informiert? Info: G
kardialen Situ- ation • Leidet der Patient unter sollten Aktivitäten
hinweisen könnten? Info: Obstipation? Info: Die hohem Kraftaufwan
Die regelmäßige Einnahme Einnahme von Diure- tika mieden bzw.
aller verordneten kann aufgrund des häufi- Erschöpfungs- situa
Medikamente ist gen Urindrangs als sehr unterlassen werde
lebensnotwendig. Ohne belastend empfunden Erholungspausen
Rücksprache mit dem Arzt werden. Vor allem, wenn einplanen. Das Hebe
sollten keine Medikamente die Mobilität durch die schweren Ge- genst
weggelassen werden. Eine Herzinsuffizienz oder eine (nicht mehr als 5–1
Veränderung in der Belast- andere Grunderkrankung sollte zur Herzent- l
barkeit, nächtliche eingeschränkt ist. Diese vermieden werde
Atemnotan- fälle und Situ- ation veranlasst Empfehlung: Führen
Zunahme von Ödemen manche Patien- ten, die „Belastungsprotokolls
können auf eine kardiale
Ver- schlechterung Trinkmenge zu reduzie- ren
hinweisen und müssen dem und/oder die Diuretika
behandelnden Arzt wegzulassen. Bei
mitgeteilt werden. gastrointestinalen Stau-
Empfehlung: Patient über ungssymptomen kann es
Wich- tigkeit der zu Einschränkungen der Hierbei werden Akt
regelmäßigen Medika- Darm- funktion und Er- schöpfungsp
menteneinnahme und über (Obstipation) mit zeitlich festge
Krankheitszeichen Meteorismus kommen. identifiziert und
informieren. Bei Empfehlung: Der Patient gezielter über den
Gedächtnisstörungen kann muss über die Folgen des verteilt. Information
es hilfreich sein, eine Absetzens der Diuretika kräftesparende Hilfsm
spezielle Tablettendosette aufgeklärt wer- den. Um die
zu verwenden, bei der die Nierenfunktion • Installation von Haltegriff
Medikamente über eine aufrechtzuerhalten, sollte Badezimmer oder
Woche über den Tag die abgesprochene disponierten Stellen
verteilt gerichtet werden → Trinkmenge eingehalten
• Aufstellen von Stühlen
Einnahme- kontrolle für werden. Bei
strategischen Stellen
Patienten und Blasenschwäche →
Wohnung für Ruhepa
Betreuungspersonen. Eine spezielle
tägliche Gewichtskontrolle Inkontinenzeinlagen als • erhöhter Toilettensitz
und Dokumentation kann Wäscheschutz. Bei einge-
sinn- voll sein. Eine schränkter Mobilität und • Einkaufstasche auf Räder
kontinuierliche häu- figen nächtlichen
Gewichtszunahme von 1,5 Toiletten- gängen →
kg am Tag oder 2,5 kg Toilettenstuhl in Bettnähe.
innerhalb einer Woche Evtl. medikamentöse
sollten dem Arzt mitgeteilt Obstipationsprophylaxe.
werden.
805
32
32
Eine Herzrhythmusstörung (Arrhythmie) liegt vor, wenn die Herzfrequenz im Sinne einer
Brady- bzw. Tachykardie ge- stört ist und/oder die Herzschlagabfolge unregelmäßig (=
arrhythmisch) erfolgt:
■■
Wenn vermutete Arrhythmien im EKG nicht diagnostiziert werden können, ver- sucht
man die Arrhythmie künstlich aus- zulösen, z. B. durch:
■ pharmakologische Tests (z. B. Atro- pintest bei Verdacht auf Sick-Sinus- Syndrom)
Elektrokardiogramm (EKG)
Die Kontraktion des Herzmuskels wird durch elektrische Impulse angeregt. Diese
werden mittels Elektroden über die Haut registriert und aufgezeichnet. Die einzelnen
Phasen des Herzzyklus sind als Linien und Zacken auf dem EKG erkennbar, die mit den
willkürlich festge- legten Buchstaben P, Q, R, S, T, U be- zeichnet werden. Die
Ausbreitung des Sinusknotens über die beiden Vorhöfe ist im EKG als P-Welle sichtbar.
Der QRS-Komplex ist Ausdruck für die elekt- rische Aktivität vom AV-Knoten bis in die
Herzmuskelzellen der Ventrikel. Die Erre- gungspause, die dem QRS-Komplex folgt,
wird als ST-Strecke bezeichnet. Eine anschließende Erregungsrückbil- dung in den
beiden Ventrikeln äußert sich durch die T-Welle. Die Bedeutung der sich gelegentlich
anschließenden U- Welle ist noch nicht abschließend geklärt (Abb. 32.27).
Standard-EKG. Es setzt sich aus 12 Ein- zelableitungen zusammen. Beim Stan- dard-
EKG wird zwischen Extremitäten-
Symptome
Diagnostik
■ Elektrolytkontrolle, Hormonstatus u. a.
EKG■ Echokardiografie
Zeit:0,8–1Sekunde
P-Q- Strecke
S-T-Strecke
PQRS TU
806
P-Welle (Vorhof- erre- gung)
QRS-Komplex
aVR aVL
(nach Einthoven)
I II
III
II
III
aVF
Die 6 Extremitätenableitungen zeichnen die elektrische Aktivität des Herzens jeweils aus
einer anderen Perspektive auf. Jede Ableitung repräsentiert einen anderen Anteil des
Herzens, was eine exakte Zuordnung von pathologischen EKG-Veränderungen und
anatomischer Lokalisation erlaubt.
V6
Parasternallinie li. Parasternallinie re.
Horizontale
Medioklavikularlinie li.
V1 V2
V4 V5 V6
V5 V2 V3 V4
V
3
chykardie oder Sick-Sinus-Syndrom). Oder sie entstehen außerhalb des Sinus- knotens
im Bereich der Vorhöfe oder Kammern (z. B. Ersatzrhythmen und Ext- rasystolen). Bei
der Krankenbeobach- tung im Pflegealltag sind generell rele- vant:
■ ExtrasystolenBradykarde Herzrhythmusstörungen
807
32
V1
V1 V2 V3 V4 V5 V6
32
32 Pflege von Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems Tab.
32.9 Bradykarde Herzrhythmusstörungen (nach Lindner 1999).
AV-Block I.–III. Grades ➜ verzögerte Impulsüberleitung von den Vor- höfen auf die
Kammern
der P-R-Zeiten bis zum Ausfall eines QRS- Komplexes (klinisch selten auffällig)
AV-Block III. Grades bzw. totaler AV-Block
➜ der Schrittmacher kann im AV-Knoten lie- gen (normal geformter QRS-Komplex) mit
etwa 60 Schlägen/Min. oder in den Kam- mern (QRS-Komplex bizarr verformt) mit 30 –
40 Schlägen/Min.
Asystolie ➜ Nulllinie auf dem Monitor oder in großen Abständen einfallende extrem
breite Kam-
Bei den tachykarden Herzrhythmusstö- rungen (Tab. 32.10) kommt es zu einer erhöhten
Herzfrequenz (> 100 Schläge/ Minute). Die Schlagabfolge kann regel- mäßig oder
unregelmäßig (Tachyar- rhythmie) sein.
Extrasystolen
Als Folge einer abnormen Reizbildung entstehen Herzkontraktionen, die nicht zum
Grundrhythmus gehören. Je nach Entstehungsort wird unterschieden zwi- schen
supraventrikulären (SVES) und ventrikulären Extrasystolen (VES). Supraventrikuläre
Extrasystolen. Der Ur- sprung liegt im Vorhof. Sie sind durch einen vorzeitigen Einfall
der P-Welle ge-
kennzeichnet. Da die Erregung nicht vom Sinusknoten stammt, unterscheidet sich die P-
Welle von denen der normalen Herzaktionen. Durch den Impuls wird eine Kontraktion
der Vorhöfe ausgelöst. Die Erregungsweiterleitung über den AV- Knoten erfolgt
regelrecht, der QRS-Kom- plex ist normal konfiguriert. SVES treten auch bei gesunden
Menschen auf, sind im EKG feststellbar, aber i. d. R. nicht be- handlungsbedürftig.
Ventrikuläre Extrasystolen. Sie werden durch einen ektopischen (an falscher Stelle
liegenden) Herd in einem Ventrikel ausgelöst. VES sind durch einen verform- ten und
meist verbreiterten QRS-Kom- plex auf dem EKG erkennbar und haben keine P-Welle.
Nach einer VES kann eine kompensatorische (ausgleichende) Pause erfolgen. VES
können je nach Art und Häufigkeit des Auftretens zu einem
Therapie
Ziel der Therapie ist■ die Beschwerdefreiheit,■ die Verbesserung der Leistungsfähig-
Elektrotherapie
808
32.6 Pflege von Patienten mit Herzrhythmusstörungen 32 Tab. 32.10 Tachykarde
Herzrhythmusstörungen (nach Lindner 1999).
Tachykardieform
Supraventrikuläre Tachykardien
Sinustachykardie
Arrhythmia absoluta
Vorhofflattern
Vorhofflimmern (häufig)
Ventrikuläre Tachykardien
Kammerflattern
Kammerflimmern
➜ anfallsweise auftretende Tachykardie mit einer Herzfrequenz zwischen 150 und 200
Schlägen/Min.
➜ wird durch einen ektopischen Herd in den Vorhöfen miteiner Impulsbildung von 250 –
350 Schlä- gen/Min. verursacht,
veränderte P-Wellen treten rasch hinterei- nander auf und gleichen sich (Sägezahn-
phänomen)
➜ wird durch viele ektopische Herde in den Vorhöfen mit einer völlig unregelmäßigen
Impulsbildung verursacht.Da die Erregungsüberleitung zu den Kam- mern unkoordiniert
erfolgt, liegt eine abso- lute Arrhythmie vor.
Da nicht jede Erregung auf die Kammern übergeleitet wird, liegt die Kammerfre- quenz
zwischen 120 und 160 Schlägen/Min.
➜ wird durch einen ektopischen Schrittmacher in einem der Ventrikel oder Reentry-Me-
chanismus verursacht
➜ aus einem ektopischen Kammerherd wer- den zwischen 200 und 300 Impulse/Min.
gebildet (Haarnadelphänomen)
➜ es entstehen Reizimpulse (> 350 Schläge/ Min.) aus vielen ektopischen Kammerher-
den
➜ wie beim Kammerflattern kontrahieren sich die Ventrikel nicht mehr adäquat, was
einem mechanischen Herz-Kreislauf- Still- stand gleichkommt, da die Auswurfleistung
des Herzens unterbrochen ist
EKG-Bild
809
32
32 Pflege von Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems Tab.
32.11 Formen ventrikulärer Extrasystolen (nach Lindner 1999).
Sie stammen alle aus dem gleichen ektopischen Herd. Bereits ein einzelner ektopi-
scher Herd im Ventrikel kann durch eine Serie von VES gefährliche Herzrhythmuss-
törungen, wie z. B. eine Kammertachykardie, auslösen. Mehr als 5 VES in der Minute
gelten als pathologisch.
Polymorphe (multifokale) VES
Bigeminus
Auf jeden Normalschlag folgt eine monomorphe VES. Tritt häufig bei einer Digita-
lisüberdosierung auf.
Couplet, Triplet
Salven
Mehr als 3 gekoppelte VES folgen aufeinander, ohne dass ein Normalschlag dazwi-
schen liegt. Sie werden zu den bedrohlichen Arrhythmien gerechnet.
■ Katheterablation
Schrittmachertherapie
wenn eine eingestellte Minimalfrequenz unterschritten wird, das Herz zu stimu- lieren
(Demandschrittmacher). Tachykarde Herzrhythmusstörungen. Implantierbare
Cardioverter-Defibrillato- ren (ICD) kommen bei schwerwiegenden ventrikulären
Tachykardien oder bei der Gefahr eines Kammerflatterns/-flim- merns zum Einsatz mit
dem Ziel, einen plötzlichen mechanischen Herzstillstand zu verhindern. Die
antitachykarde Thera- pie erfolgt entweder durch
■ einer internen Defibrillation durch die Abgabe eines schwachen elektrischen Impulses.
810
MERKE
Eine Herzfrequenz von unter 40 Schlägen/Min. muss als kritisch eingestuft werden, da
es aufgrund eines
Arzneimittel im Fokus
IV Ca2+-Kanal-Blockade
Lidocain (Xylocain), Mexiletin (Mexitil), Phenytoin (Phenhydan) Propranolol (Dociton) u.
a.
Antiarrhythmika
Die medikamentöse Therapie von Herzrhythmusstörungen richtet sich nach der Art der
Rhythmusstörung. Es werden vor allem Antiarrhythmika ein- gesetzt. Sie sollen
Klassen (Tab. 32.12). Sie bezieht sich auf die Wirkung der einzelnen Substanzen auf
den Erregungsprozess der Herzmus- kelzelle.
Bradykarde Herzrhythmusstörungen.
Folgende Medikamente wirken auf das vegetative Nervensystem und erhöhen so die
Herzfrequenz:■ Parasympatholytika wie Atropin,
renin)
Klasse Wirkmechanismus
Ia Repolarisation verlängert
Ic Repolarisation unverändert
III K+-Kanal-Blockade Repolarisation verlängert
Elektroablation
Über einen transvenösen oder transarte- riellen Zugang zum Herzen werden mit
z. B.
Vorhofflim-
Hilfe eines Elektrodenkatheters die Zell- strukturen im Herzmuskel, die die Ar- rhythmie
auslösen, mit Gleichstrom ko- aguliert. Diese Methode wird z. B. zur Behandlung von
therapieresistentem Vorhofflimmern/-flattern oder bei ventri- kulären Tachykardieherden
eingesetzt.
5. Gesundheitsberatung
Rhythmusstörungen erkennen
Monitorgrenzen
Die Alarmgrenzen am Monitor müssen in jeder Schicht überprüft und indivi- duell wie
folgt an die kardiale Situation des Patienten angepasst werden (Abb. 32.29):
■ obere Alarmgrenze: etwa plus 20 – 30 Schläge pro Minute über der Aus-
gangsherzfrequenz, max. bei 140, so- fern die Ausgangsfrequenz nicht be- reits höher
liegt
■ untere Alarmgrenze: bei ca. 55 Schlägen pro Minute, sofern die Aus- gangsfrequenz
nicht bereits niedriger liegt
811
32
32
Monitoralarm
Wird ein Monitoralarm ausgelöst, muss die Herzaktion auf dem Monitorbild in
Verbindung mit dem klinischen Bild be- urteilt werden. Nicht selten ist das Aus-
lösen des Alarmes auf eine Bedienungs- störung zurückzuführen. Das können z. B.
sein:
▪ defekte Monitorkabel
1.der Puls plötzlich auf eine sehr hohe (> 130 Schläge/Min.) oder sehr nied- rige
Herzfrequenz (< 40 Schläge/Min.) umspringt
2.vermehrt monomorphe VES (> 5/ Min.) oder polymorphe VES, Couplets, Triplets oder
Salven auftreten. Ach- tung Lebensgefahr!
MERKE Eine Nulllinie oder Kammerflattern bzw. -flimmern sind Ausdruck eines Herz-
Kreislaufs-Still- stands. Dann müssen sofort Wiederbe- lebungsmaßnahmen eingeleitet
werden.
Arzneimittel im Fokus
Nebenwirkungen von
Antiarrhythmika
Kardiale Nebenwirkungen. Viele Anti- arrhythmika vermindern die Kontrak- tionskraft des Herzens und k
Vor allem bei Patienten mit einer einge-
schränkten Pumpfunktion des Herzens kann durch eine kritische Blutdrucksen- kung eine kardiale Dek
gewünschte Ein- fluss auf die Erregungsleitung birgt gleichzeitig die Gefahr, kritische brady- karde He
auszulösen.
Bei einigen Antiarrhythmika können pa- radoxerweise lebensbedrohliche tachy- karde Rhythmusstö
(proarrhythmischer Effekt).
Tritt z. B. ein Vorhofflimmern neu auf, muss aufgrund der veränderten Blutströ-
mungsverhältnisse mit einer Thromben- bildung gerechnet werden. Es besteht die
Gefahr, dass Blutgerinnsel vom linken Vorhof in den Körperkreislauf ge- schwemmt
werden und eine arterielle Embolie auslösen. 80 % der Thromben gelangen ins Gehirn
und können einen Schlaganfall verursachen (Bernardo 1998). Ein Thrombus aus dem
rechten Herzen kann zu einer Lungenembolie führen. Zur Prophylaxe einer Thromben-
bildung wird i. d. R. eine Heparinisierung vorgenommen. Bei anhaltenden Rhyth-
musstörungen erhält der Patient evtl. eine Dauerantikoagulation, z. B. mit Mar- cumar.
Hämodynamische Auswirkungen und andere evtl. auftretende Medika-
mentennebenwirkungen sollen frühzei-
tig erfasst werden. Die Pflegeperson hat daher folgende Aufgaben: ■ Kreislaufkontrolle in
kurzen Abstän-
Bei Patienten mit anhaltenden Rhyth- musstörungen erfolgt die entlastende Pflege und
psychische Betreuung wie beschrieben bei Patienten mit Herzin- farkt in der Akutphase.
Passagerer Schrittmacher
Anlage. Unter Röntgenkontrolle wird die Schrittmachersonde über eine Vene (V.
basilica, V. jugularis oder V. subclavia) in das rechte Herz vorgeschoben, im rech- ten
Ventrikel platziert und durch eine Hautnaht fixiert. Das daran angeschlos- sene
Schrittmacheraggregat verbleibt außerhalb des Körpers. Vorbereitung, Assistenz beim
Legen und die Nachbe- treuung erfolgen wie bei der Anlage eines zentralen
Venenkatheters. Zusätz- lich ist Folgendes zu beachten:
812
▪ während der SM-Anlage Überwa- chung per Monitor, da durch Vor- schieben der
Sonde Rhythmusstörun- gen auftreten können
▪ Fixierung von SM-Schleuse und -ag- gregat. Elektrodenspitze darf nicht verrutschen.
Überwachung. Der Patient wird darüber informiert, dass er keine extremen Be-
wegungen mit Kopf, Arm oder Schulter ausführen sollte. Kommt es zu einer Dis-
lokation der SM-Sonde ist eine Stimula- tion des Herzens nicht mehr möglich.
Patienten mit geringer oder keiner Ei- genfrequenz müssen ununterbrochen am
Monitor angeschlossen bleiben und Bettruhe einhalten, bis sich die Eigenfre-
quenz stabilisiert bzw. ein permanenter SM implantiert wurde. Ein funktionsfähi-
ger Ersatz-SM bzw. eine Ersatzbatterie sowie frequenzsteigernde Medikamente
(Atropin, Orciprenalin, z. B. Alupent) soll- ten für den Fall eines Geräteausfalls in
Reichweite liegen.
MERKE Die SM-Aktionen sind am EKG-Monitor als strichförmige Spit- zen (Spikes) vor
dem Kammerkomplex erkennbar (Abb. 32.30).
Pflegerische Maßnahmen. Der Patient wird bei den ATL unterstützt, denn er soll Arm-
und Schulterbereich der Schrittmacherseite ruhig halten. Die Mo- bilisation erfolgt
entsprechend. Jede Pflegeperson führt zu Beginn ihrer Pfle- gezeit eine Kontrolle der
Funktionsfähig- keit der SM-Batterie durch. Wird ange- zeigt, dass die elektrische
Aktivität nach- lässt, muss sie ausgetauscht werden. Bei Patienten mit passagerer
Schrittmacher- anlage wird vom behandelnden Arzt in bestimmten Abständen überprüft,
wie hoch die Eigenfrequenz ist, indem die SM-Frequenz kurzfristig reduziert wird.
M E R K E Fällt die Herzfrequenz unter die eingestellte SM-Frequenz und sind keine
SM-Aktionen auf dem Monitor sichtbar, kann entweder eine Dislokation der SM-Sonde
oder eine Störung der Überleitung der SM-Impulse auf das Myokard vorliegen. Hier
muss sofort der Arzt benachrichtigt werden. Die Pflege- person bereitet Atropin bzw.
Orciprenalin (z. B. Alupent) zur i. v.-Injektion vor.
Permanenter Schrittmacher
Bei dauerhaften symptomatischen bra- dykarden Rhythmusstörungen wird ope- rativ ein
permanenter (bleibender) SM implantiert.
Anlage. Unter Lokalanästhesie oder Voll- narkose wird die mit einem Häkchen oder
Schraube versehene Schrittmacher- sonde über die V. cephalica oder V. sub- clavia ins
Herz eingeführt. Je nach Schrittmacherart erfolgt die Platzierung im rechten Vorhof
und/oder in der rech- ten Kammer (2-Kammer-System). Die Implantation des
Schrittmacheraggrega- tes erfolgt in Höhe des linken oder rech- ten M. pectoralis
(Brustmuskel) unter der Haut. Abschließend wird die korrekte Impulsübertragung
überprüft. Die Ope- rationsdauer beträgt ca. 25 – 30 Minu- ten.
schen Impulsen arbeitet, ist der SM von außen steuerbar. Die korrekte Lage der
Elektroden wird durch ein Röntgenbild dokumentiert. Funktionsstörungen des SM sind
selten, müssen aber durch eine EKG-Kontrolle am OP-Tag und vor der Entlassung des
Patienten überprüft wer- den.
Pflegerische Maßnahmen. Die prä- und postoperative Pflege erfolgt wie bei einem
extraabdominellen Eingriff. Dar- über hinaus gilt:
■ Information des Patienten bei Über- nahme aus dem OP über die einge- stellte SM-
Frequenz
■ Mobilisation des Patienten am OP- Tag, wenn die Grunderkrankung dies zulässt
Bei der Pulsmessung kann zwischen Eigen- und SM-Frequenz nicht exakt un-
terschieden, sondern nur festgestellt werden, ob die eingestellte SM-Frequenz nicht
unterschritten wird.
Vor allem ältere Patienten formulieren häufig die Frage, ob sie mit dem SM auch auf
eine natürliche Weise sterben können. Hier ist es wichtig zu betonen, dass das Herz mit
zunehmender Schädi- gung auch seine elektrische Erregbarkeit verliert und die Impulse
des SM nicht mehr beantworten kann.
Gesundheitsberatung
813
32
32
Grundsätzlich gilt: Bei jedem Schrittmachersystem ist in halbjährigen Abständen eine Nachsorgeu
Funktion und Veränderungen des Krankheitsbildes überprüft und der SM nach den individuelle
programmiert.Ziel: Durch die Beratung soll eine positive Einstellung zu dem implantierten Gerät
Informationen, was im Alltag beachtet werden sollte, damit mögliche Probleme und Störungen vermiede
• Weiß der Patient wie er das Wundgebiet • Ist der Patient über die Wichtigkeit der • W
schonen sollte?• Welchen körperlichen regelmäßigen Nachsorgeuntersuchung
Belastungen ist informiert?
• Is
er in seiner häuslichen und beruflichen • Kennt er die Symptome, die auf eine
Umgebung ausgesetzt? Funktionsstörung seines SM hinweisen
können? Info: Die Laufzeit der SM-
Info: In seltenen Fällen können wie bei jedem Batterie beträgt zwischen 6–8 Jahren.
chirurgischen Eingriff Wundheilungs- Bei einer regelmäßi- gen
störungen auftreten. Auch bei einer kom- Kontrolluntersuchung wird eine
plikationslosen Wundheilung benötigen Batterieerschöpfung frühzeitig
Schrittmacheraggregat und Elektrode ca. 4–6 festgestellt, ohne Funktionsausfall.
Wochen, um fest einzuheilen. Dann wird ein ope- rativer
Aggregatwechsel notwendig. SM-
Empfehlung: Bei Rötung, Schwellung,
Elektroden bleiben liegen.
Schmerzen oder Austritt von Wundsekret im
Funktionsstörungen können sich durch
Bereich der Implantationsstelle soll ein Arzt
ungewöhnlich starkes Herzklopfen,
konsultiert werden. In den ersten 2 Wochen
Herz- rasen, Atembeschwerden,
Schwindel oder Synkopen ankündigen.
soll der Arm, auf der Seite der Schrittmacher Auch Ödeme an den Beinen oder
implantiert wurde, nicht über Brusthöhe anhaltender Schluckauf können auf eine
gehoben werden. Dies geschieht, damit der Funktionsstörung hinweisen.
Heilungsprozess nicht gestört und eine Empfehlung:
Dislokation des Schritt- machers verhindert
wird. Sportliche Aktivi- täten und Bewegungen, • Einhaltung der halbjährlichen Routine-
die den Ober- körper beanspruchen, sollten in untersuchungen in SM-Ambulanz
den ersten zwei Monaten unterlassen werden. • Anleitung zur selbstständigen Pulskon- trolle
Danach gelten keinerlei Bewegungseinschrän- (1-mal wöchentlich durchführen) →
kungen.Nur Sportarten, die zur Kontrolle, ob die gemessene Herz-
Traumatisierung der SM-Tasche führen frequenz unter der programmierten SM-
könnten (z. B. Kampf- sportarten) müssen Frequenz liegt
unterbleiben. Besondere berufliche
Belastungen im Arztgespräch abklären. • bei o.g. Symptomen sofortige Arztkon-
sultation
32.7 Pflege von Patienten mit einem operativen Eingriff am offenen Herzen
Das Blut, das zum Herzen fließt, wird über ein spezielles Schlauchsystem in die Herz-
Lungen-Maschine geleitet und über eine Pumpe zurück in den Körper-
Operationsbeendigung
Nach der Operation wird die Verbindung zwischen Herz und Körperkreislauf wie- der
hergestellt. Sobald das Herz mit Blut durchströmt wird, beginnt es zu schla- gen. Nicht
selten treten Rhythmusstö- rungen auf, die durch Defibrillation be-
hoben werden. Sobald das Herz seine Funktion wieder voll übernehmen kann, wird die
HLM entfernt. Das Operations- gebiet wird mit verschiedenen Ablei- tungssystemen
drainiert. In das Epikard (äußerste Schicht der Herzwand) des rechten Vorhofes und des
rechten Vent- rikels werden Schrittmacherelektroden eingelegt (epikardiale
Schrittmacher- drähte), die durch die Haut nach außen führen. Das Brustbein (Sternum)
wird mit Drahtcerclagen verschlossen. Nach einem Eingriff am offenen Herzen liegt die
Sterblichkeitsrate bei ca. 1 – 2 %. Sie kann sich je nach Zustand der Herz- Kreislauf-
Funktion vor der Operation und durch weitere Begleiterkrankungen bis auf 15 – 20 %
erhöhen.
814
MERKE Da bei der MIDCAB- Technik die Pektoral- und Interkostal- muskulatur
durchtrennt wird und die Rippen gespreizt werden, ist dieser Ein- griff im Vergleich zur
medialen Sterno- tomie schmerzhafter. Der postoperative Schmerzmittelbedarf ist
deshalb oft höher als bei einer konventionellen By- passoperation.
OPCAB-Technik. Bei dieser Technik er- folgt der Zugang über die mediale Sternotomie,
da somit alle Herzkranzge- fäße, auch die Koronargefäße der Hinter- wand des
Herzens, zugänglich sind. Wichtig hierbei jedoch ist, dass am schlagenden Herzen ohne
Einsatz der Herz-Lungen-Maschine operiert wird, um den Gesamtorganismus weniger
zu belasten. Mit Hilfe verschiedener Stabili- satoren werden die Koronargefäße fi- xiert,
um ein möglichst bewegungsloses Operieren zu gewährleisten. Die Bypass- anlage am
schlagenden Herzen stellt hö- here Anforderungen an den Chirurgen, hat aber den
Vorteil, dass eine Vielzahl der systemischen Nebenwirkungen (z. B. Aktivierung des
Gerinnungssystems durch die HLM mit Einschränkungen für Lungen- und
Nierenfunktion) wegfallen. Diese Operationstechnik wird insbeson- dere bei
Risikopatienten angewandt mit: ■ Niereninsuffizienz
■ frischem Myokardinfarkt■ ausgeprägter Arteriosklerose und
hohem Schlaganfallrisiko
Definition
Formen
Am häufigsten sind die Klappen des lin- ken Herzens betroffen (höhere Druckbe-
lastung). Klappenfehler des rechten Her- zens sind seltener. Sie betreffen dann die
Trikuspidal- oder Pulmonalklappe. Es können auch mehrere Herzklappen gleichzeitig
betroffen sein.
32.7 Pflege von Patienten mit einem operativen Eingriff am offenen Herzen 32
Sauerstoff
Pumpe Wärmetauscher
Filter
Überbrückungsmaterial verwendet. Die Arterie wird von der Brustwand freiprä- pariert
und direkt hinter der Stenose auf das verengte Gefäß aufgenäht.
M E R K E Bypässe aus Arterien werden bevorzugt eingesetzt, weil die Neigung zur
Arteriosklerose im Lang- zeitvergleich wesentlich geringer ist.
Minimal-invasive Bypasschirurgie
■ Verzicht auf den Einsatz der Herz- Lungen-Maschine und Reduzierung der dadurch
bedingten Komplikatio- nen
Bei der minimalen Bypasschirurgie wer- den als Operationsmethoden die MIDC- AB-
Technik (Minimal Invasive Direct Co- ronary Artery Bypass) sowie die OPCAB- Technik
(Off-Pump Coronary Artery By- pass) unterschieden.
MIDCAB-Technik. Hier erfolgt der Zu- gang zum Herzen nicht über die mediale
Sternotomie sondern über eine ca.
Venenbypass und
Definition
Ein koronarer Bypass ist die operative Überbrückung einer Stenose oder eines
Verschlusses einer oder mehrerer Koro- nararterien. Für diese Umgehung wird eine
Vene oder Arterie verwendet. By- pässe werden besonders bei Patienten mit
hochgradiger 3-Gefäßerkrankung oder Hauptstammstenose zur Behand- lung der KHK
angelegt.
Formen
Aortokoronarer Venenbypass. Beim ACVB wird eine Vene aus dem Bein (z. B. V.
saphena magna) entfernt und als Überbrückungsmaterial verwendet. Die Vene wird
zwischen Aorta und dem betroffenen Koronargefäß eingenäht. Mammariakoronarer
Bypass. Beim MCB wird die innere Brustwandarterie (A. mammaria interna) entnommen
und als
815
32
Ursachen
Herzklappenfehler können angeboren sein, häufiger liegt jedoch ein erworbe- ner
Herzklappenfehler vor. Etwa 90 % der erworbenen Klappenfehler sind Folge einer
oftmals unbemerkten bakteriellen Infektion mit Streptokokken (z. B. Angina tonsillaris,
Scharlach, Erysipel). Be- schwerden treten meist erst Jahre nach der Primärinfektion
auf. Weitere Ursa- chen von Herzklappenfehlern sind:
den NYHA-Kriterien (Tab. 32.8). Die Symptome richten sich danach, welche Herzklappe
betroffen ist.
▪ Leistungsminderung
Diagnostik
Zur Sicherung der Diagnose werden fol- gende Verfahren angewandt: ■ Anamnese■
Auskultation (typische Herzgeräusche
grafie)■ Herzkatheteruntersuchung
Therapie
Im Anfangsstadium einer Funktionsstö- rung der Herzklappen steht die Vermei- dung
körperlicher Überlastungen im Vor- dergrund. Ist die Erkrankung fortge- schritten, sind
die Ziele der Therapie:
satzringes oder eine operative Spren- gung (Erweiterung) der verengten Herz- klappe
(Kommissurotomie).
Klappenersetzendes Verfahren
Ist die erkrankte Herzklappe stark ge- schädigt, muss sie operativ ersetzt wer- den.
Hierzu stehen mechanische und biologische Herzklappen zur Verfügung. Mechanische
Herzklappen. Mechanische Herzklappen bestehen aus hochfesten Materialien und
haben eine unbegrenzte Haltbarkeit (Abb. 32.34 b). Der Schließ- mechanismus kann als
Klickgeräusch wahrgenommen werden. Da Blut dazu neigt, an Fremdoberflächen
Koagel zu bilden, besteht die Gefahr der Klappen- obstruktion durch einen Thrombus
und das erhöhte Risiko einer Thromboembo- lie. Prophylaktisch muss der Träger einer
mechanischen Herzklappe lebenslang gerinnungshemmende Medikamente (z. B.
Marcumar) einnehmen. Biologische Herzklappen. Die sog. Bio- prothesen (Abb. 32.34
a) werden entwe- der aus menschlichem Gewebe von Ver- storbenen
(Homotransplantate) oder Tieren, z. B. Schweinen, Kälbern oder Rindern, entnommen
(Heterotransplan- tate). Handelt es sich um eine Herzklap- pe von Tieren, muss das
tierische Gewe- be chemisch vorbehandelt werden, um Abstoßreaktionen zu vermeiden.
Die biologische Herzklappe verfügt über
eine Haltbarkeit
von ca.
8 – 12
Jahren.
■■
■■
b
816
Bei operativen Eingriffen werden 2 Ver- fahren angewandt: das klappenerhalten- de und
das klappenersetzende Verfah- ren.
Klappenerhaltendes Verfahren
Die eigene Klappe wird erhalten entwe- der durch eine Valvuloplastie oder eine
Klappenrekonstruktion. Bei der Valvulo- plastie wird die verengte Herzklappe mittels
Herzkatheter gedehnt. Bei der Klappenrekonstruktion erfolgt entweder eine Raffung des
erweiterten Klappenan-
Neben der Geräuschlosigkeit hat die Bio- prothese den großen Vorteil, dass gerin-
nungshemmende Substanzen nur in den ersten 3 Monaten eingenommen wer- den
müssen, bis eine Epithelisierung der Klappe erfolgt ist. Biologische Herz- klappen
kommen deshalb besonders bei alten Menschen mit Kontraindikation für eine
Marcumarisierung und bei Frauen mit Kinderwunsch zum Einsatz. Minimal-invasive
Herzklappenoperatio- nen. Da das Herz eröffnet werden muss, kann bei einer
Klappenoperation auf die Herz-Lungen-Maschine nicht ver- zichtet werden. Sie wird
über die Leis- tengefäße angeschlossen. Ein minimal- invasiver Eingriff ist jedoch nur
bei iso- lierten Mitral- und Aortenklappenopera- tionen möglich. Müssen mehrere Klap-
pen oder zusätzlich ein Bypass operiert werden, kommt nur die konventionelle Op-
Technik in Frage. Bei der Minimal-in- vasiven Chirurgie der Mitralklappe dient eine
kleine laterale Inzision rechts als Zu- gang. Es kann sowohl eine klappenerhal- tende
Rekonstruktion als auch ein Ersatz der Mitralklappe erfolgen. Bei der mini- mal-
invasiven Chirurgie der Aortenklap- pe erfolgt der Zugang zur Aorta über eine sog. „Z-
Sternotomie“ im oberen Sternumdrittel.
Im Rahmen einer Herzoperation haben Pflegende die Aufgabe der präoperati- ven
Vorbereitung, der postoperative Überwachung und Unterstützung bei den ATL sowie die
Gesundheitsberatung.
Präoperative Vorbereitung
In der präoperativen Phase unterstützt die Pflegeperson den Patienten bei der
Auseinandersetzung mit seinen Gefüh- len und Ängsten und führt alle allgemei- nen
Pflegehandlungen durch, die bei einem extraabdominellen Eingriff not- wendig sind (S.
1220). Besonders vor Herzklappenoperationen müssen chroni- sche Entzündungen
ausgeschlossen wer- den, da Krankheitserreger sich nach der Operation an den
Herzklappen anlagern und eine Sepsis auslösen können. Des- halb sind neben den
kardiologischen Un- tersuchungen auch Befunde anderer Fachdisziplinen (Zahnstatus,
HNO-Konsil, gynäkologischer bzw. urologischer Un- tersuchungsbefund usw.) von
besonde- rer Wichtigkeit.
Stressbewältigung unterstützen
Aufgrund der zentralen Bedeutung des Herzens für Leben und Tod, kommt es bei vielen
Patienten vor der Operation zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen
Sterblichkeit. Informa-
tionen über den Ablauf der Operation, den Einsatz der HLM, die sich daran an-
schließende Intensivtherapie sowie die Aufklärung über potenzielle Komplikatio- nen
können beim Patienten Ängste her- vorrufen. Je nachdem, welche Stressbe-
wältigungsstrategien er verinnerlicht hat und welche sozialen und emotionalen
Unterstützungssysteme (z. B. Partner- schaft, Freunde, Familie) zum Tragen kommen,
können daraus ganz unter- schiedliche Verhaltensweisen resultieren. Von
angepasstem, ängstlich-hilflosem Verhalten, bis zur Gereiztheit und Impul- sivität, sind
vielfältige Reaktionsmuster zu beobachten.
nen Angehörigen aufgebaut werden. Dem Patienten kann ein Teil der Angst genommen
werden, wenn er eine für- sorgliche Atmosphäre und gewissenhaft arbeitende Pflegende
antrifft.
Bei der Rasur des OP-Gebietes (S. 1224) wird eine Hautinspektion vorgenommen.
Sowohl bei einem minimal-invasiven Ein- griff als auch bei der konventionellen
Operationstechnik erfolgt die Rasur fol- gender Körperteile:
■ gesamter Brustkorb (vom Hals bis zur Schambehaarung unter Einbeziehung der
Achselhaare,
■ beide Beine einschließlich Leistenbe- reich (zur Gefäßentnahme bei ge- planter
Bypass-Operation)
Die Maßnahmen zur Körperhygiene rich- ten sich nach dem Allgemeinzustand des
Patienten. Ist der Patient kardial belast- bar, sollte er am Vorabend vor der Ope- ration
oder am frühen Morgen duschen. Bei stark eingeschränkter Herz-Kreislauf- Situation
erfolgt durch die Pflegeperson eine sorgfältige Ganzkörperwaschung im Sinne einer
entlastenden Pflege.
Abb. 32.35 Bei einseitiger unkontrollierter Belas- tung des Brustkorbs besteht die Gefahr
der Thorax- instabilität. Die auf dem Thoraxbild sichtbaren Drahtcerclagen könnten sich
verschieben oder ein- reißen.
MERKE Eine einseitige und un- kontrollierte Belastung des Brustkorbes birgt die Gefahr
der Sternuminstabilität. Dabei werden die Drahtcerclagen
(Abb. 32.35) verschoben oder reißen aus. Sie fixieren so die beiden durchtrennten
Knochenplatten nicht mehr; das Kno- chenwachstum wird gestört.
Postoperative Überwachung
Besonders in der ersten Zeit nach der Operation ist der Patient auf die Hilfe
32.7 Pflege von Patienten mit einem operativen Eingriff am offenen Herzen
PRAXISTIPP
Schon vor der Herzoperation sollte eine vertrauensvolle Pflegebeziehung zum Patienten
und sei-
817
32
32
Grundsätzlich gilt: Im Anschluss an die Operation wird der Patient auf einer Intensivstation nachb
Katecholaminen stabilisiert (z. B. Dobutamin, Suprarenin). Nach 2– 4 Tagen wird der Patient auf eine A
engmaschige Überwachung.Ziel: Auftretende Komplikationen frühzeitig erkennen bzw. diesen schnellst
• konkrete und pr
Pflegemaßnah
Abb. 32.36 Postoperative Überwachung eines Patienten nach einem Eingriff am Herzen.
818
Bereits am 1. postoperativen Tag wird der Patient, sofern es seine Kreislaufsi- tuation
zulässt, mobilisiert. In den ersten Wochen nach der Operation sollte der Patient im Bett
eine Rückenlage einneh- men, da bei einer (90°) Seitenlage das Brustbein gestaucht
werden kann. Es dürfen keine ruckartigen Bewegungen und Verdrehungen des
Brustkorbes er- folgen. Aufgrund der Operationsdauer (ca. 3 – 4 Std.), des
extrakorperalen Kreislaufes und der Hypothermie besteht bereits intraoperativ ein hohes
Dekubi- tusrisiko. Schwer mobilisierbare und kreislaufschwache Patienten können in
eine 30°-Seitenlagerung gebracht wer- den. Auch beim Sitzen im Sessel kom- men bei
dekubitusgefährdeten Patienten Weichlagerungsmaterialien zur besseren
Druckverteilung zur Anwendung.
PRAXISTIPP Die Frühmobili- sation hat neben ihrer prophylaktischen Wirkung auch die
Funktion das Selbstsi- cherheitsgefühl des herzoperierten Menschen zu stabilisieren.
Viele Patienten klagen nach der Opera- tion über Verspannungen und Schmer- zen im
Rücken. Ursache hierfür kann der intraoperativ eingesetzte Thorax- sperrer sein, mit
dem der knöcherne Brustkorb 1 – 2 Std. auseinander ge- dehnt wurde. Durch diese
Brustkorb- überdehnung wird ein erhöhter Druck von den Rippen und der Schulterblätter
auf die Wirbelsäule und die dazwischen liegende Rückenmuskulatur ausgeübt und
dabei evtl. Nerven komprimiert. Mittels rhythmischer Einreibungen, Wär- mebehandlung,
der Einleitung einer Massagetherapie wird die Durchblutung der Rückenmuskulatur
verbessert, der Spannungszustand gelockert und die Schmerzen gelindert.
32.8 Pflege von Patienten mit akutem Herz-Kreislauf-Stillstand Operation werden dazu
beraten, dass
ATL Atmen
■ ein Tricodur (Stütz- und Entlastungs- verband) um den Brustkorb herum angelegt
bekommt
■ angeleitet wird, beim Abhusten mit beiden Händen einen Gegendruck auf das
Brustbein auszuüben, um den Druck auf das Sternum zu reduzieren
Zur Aufrechterhaltung seines Wasser- und Elektrolythaushaltes erhält der Pati- ent
Elektrolytlösungen über einen zent- ralen Venenkatheter (ZVK, S. 698). Be- reits 4 – 6
Std. nach der Extubation darf er trinken. Die Infusionstherapie wird dann der
Trinkmenge entsprechend re- duziert. Treten weder Übelkeit noch Er- brechen auf, wird
schrittweise mit dem Kostaufbau begonnen. Hat der Patient abgeführt, kann er wieder
normal essen. Der ZVK wird möglichst zwischen dem 4. oder 5. postoperativen Tag ent-
fernt. Voraussetzung hierfür sind ein ausgeglichener Flüssigkeits- und Elektro-
lythaushalt und ein komplikationsloser Genesungsverlauf.
Gesundheitsberatung
auch ihre implantierten Gefäße durch ar- teriosklerotische Ablagerungen wieder verengt
werden können. Alle arterioskle- rosefördernde Risikofaktoren sollten des- halb
möglichst reduziert bzw. ausge- schalten werden. Antikoagulationstherapie. Um eine
Thrombosierung der Bypässe zu verhin- dern, müssen Patienten neben ihren
Herzmedikamenten täglich Azetylsalizyl- säure (Aspirin) einnehmen. Eine Antiko-
agulationstherapie (z. B. mit Marcumar) soll beim Einsatz einer mechanischen
Herzklappe eine Klappenobstruktion durch Thrombenbildung verhindern. Zum einen
erhält der Patient einen Mar- cumarpass, in dem die täglich einge- nommene
Medikamentendosis und die aktuellsten Gerinnungswerte dokumen- tiert werden
(Quick/INR). Zum anderen wird ihm ein Herzklappenpass ausge- stellt, aus dem
hervorgeht, was für eine Herzklappe von welchem Hersteller er bekommen hat.
Endokarditisprophylaxe. Gleichzeitig be- steht nach dem Einsatz einer künstlichen
Herzklappe ein erhöhtes Endokarditisrisi- ko. Über kleine Hautverletzungen, Zahn-
wurzelvereiterungen, Halsentzündungen usw. können sich Erreger im Bereich der
künstlichen Herzklappe anlagern. Zum einen besteht hierbei eine Sepsisgefahr. Zum
anderen kann es infolge der ent- zündlichen Veränderungen am Herzen zu
Gewebedefekten im Bereich der Klap- pennaht kommen (paravalvuläres Leck). Aus
diesen Gründen muss bei allen Ein- griffen im Mund und Rachenbereich, bei allen
Operationen oder Eingriffen an den oberen Luftwegen und im Gastrointesti- nal- und
Urogenitalbereich eine Endokar- ditisprophylaxe mit Antibiotika erfolgen.
Matthias Grünewald
Definition
Kreislauf und Atmung bezeichnet. Durch die Unterbrechung der Blutzirku- lation werden
die Organe nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Der Sauerstoffman- gel führt in kurzer
Zeit zu einem Zell-
819
32
32
Arten
Asystolie. Dabei ist der Herzmuskel be- wegungslos. Vom Reizleitungssystem des
Herzens gehen keine Impulse aus. Im EKG ist eine flache, leicht wellenför- mige
Grundlinie („Nulllinie“) zu erken- nen.
Pulslose elektrische Aktivität. Bei dieser seltenen Art des Herz-Kreislauf-Stillstan- des,
auch PEA genannt, kommt es bei erhaltener elektrischer Aktivität nicht zur
mechanischen Aktivität des Herzens. Es kann ein leicht verändertes EKG dar- gestellt
werden, obwohl ein Kreislaufstill- stand vorliegt.
Asystolie
Kammerflimmern
820
Ursachen
Symptome
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand äußert sich durch sog. spezifische (sichere) und un-
mal defibrilliert, bevor sein Herz wieder zu schlagen begann. Anschließend brachte ihn
der Notarzt in die nächste Klinik. Auf der Intensivstation wurde ein Herzinfarkt
festgestellt und behandelt. Der Genesungsprozess brauchte seine Zeit, verlief aber
ohne weitere Kompli- kationen. Nach der Rehabilitation ent- schied sich Herr Weimar,
beruflich kürzer zu treten. Rückblickend berichtete er, dass er nach dem Infarkt sein
Leben aus einer anderen Perspektive sehen würde. Vieles sehe er heute anders als
früher. Er empfinde das Leben intensiver. Über sein Erleben des Herz-Kreislauf-
Stillstandes hat er lange Zeit nicht, auch nicht mit seiner Frau, gesprochen. Heute sagt
er, das Schlimmste sei gewesen, dass er blitzartig das Gefühl hatte, jetzt geht es zu
Ende, ohne etwas dagegen ausrichten zu können. Über die Möglichkeit seines eigenen
Todes hätte er vorher nie ernst- haft nachgedacht.
Diagnostik
im Fokus
Bei einem akuten Herz-Kreislauf-Still- stand werden die Blutzirkulation und damit die Sauerstoffzufuhr u
kommt es meist schon nach 4 – 6 Mi- nuten zum unumkehrbaren Unter- gang von Zellen. Dieser Zus
Die Zeit zwischen Eintreten des Herz- Kreislauf-Stillstandes und dem biologi- schen Tod wird als klinisc
(Wie- derbelebungszeit) kann ein Mensch erfolgreich reanimiert werden.
(unsichere)
Symptome
vernichtenden, stechenden Schmerz in seiner Brust und linken Schulter, bevor er das
Bewusstsein verlor und zusammen- brach.
In der belebten Fußgängerzone war er schnell von Passanten umringt, die hel- fen
wollten oder nur der Sensation wegen stehen blieben. Er hatte Glück. Ein junges Paar
erkannte die Situation und fing sofort mit der Wiederbelebung an. Eine andere
Passantin alarmierte den Notarzt, der nach fünf Minuten zur Stelle war. Herr Weimar
wurde von ihm drei-
FALLBEISPIEL
➜ Laryngospasmus
➜ Schädelhirntrauma
Tab.32.14 SymptomedesHerz-Kreislauf-Stillstands.
schnell und zuverlässig gestellt werden. Das zweifelsfreie Erkennen der Situation ist
Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung.
M E R K E In keinem Fall sollten unsichere Zeichen beurteilt werden. Das Messen des
Blutdrucks oder Abhören von Herztönen führt zu keinen verwert- baren Aussagen und
kostet unnötige Zeit.
Therapie
Die Behandlung der Wahl ist die Durch- führung einer kardiopulmonalen Reani- mation
(CPR). Hierbei wird unterschie- den zwischen:
Erleidet ein Mensch zuhause oder im Krankenhaus einen akuten Herz-Kreis- lauf-
Stillstand ist ein strukturiertes Vor- gehen nach einem festgelegten Hand- lungsplan
erforderlich. Nur auf diesem Weg kann ein zielgerichtetes, koordinier- tes und effektives
Handeln bei einer Wie- derbelebung erreicht werden. Alle Pfle- genden müssen die
Handlungspläne kennen und anwenden können. Weitere Aufgaben für die Pflege
ergeben sich, wenn die Reanimation erfolgreich durch- geführt wurde (s. Kapitel 31.8.3).
ja
Kollabierter Patient
nein
Normale Atmung?
Stabile Seitenlage
ja
AED holen lassen
nein
Notruf veranlassen
sobald AE
müssen so früh wie möglich einsetzen. Sie können prinzipiell an jedem Ort und ohne
weitere Hilfsmittel auch durch ge- schulte Laienhelfer ausgeführt werden. Besonders
außerhalb des Krankenhauses ist vor Beginn der CPR auf eine Reduk- tion der durch
das Umfeld bedingten Gefahren für Opfer und Helfer zu achten. Damit ist z. B. die
Absicherung einer Un- fallstelle gemeint.
MERKE Pflegepersonen sind durch ihre berufliche Ausbildung ver- pflichtet, qualifizierte
Hilfe zu leisten.
Bewusstsein überprüfen
Im ersten Schritt wird das Bewusstsein des Patienten überprüft. Dazu wird er laut und
deutlich angesprochen und vor- sichtig an der Schulter geschüttelt. Re- agiert der
Patient durch Antworten oder gezielte Bewegung, liegt kein Herz-Kreislauf-Stillstand vor,
da das spe- zifische Symptom der Bewusstlosigkeit fehlt. In dieser Situation wird der
Patient weiter überwacht und es wird weitere medizinische Hilfe veranlasst.
Reagiert der Patient nicht und sind Sie allein, rufen Sie laut um Hilfe. Drehen Sie dann
das Opfer ggf. auf den Rücken und öffnen Sie die Atemwege.
Atemwege freimachen
Der Atemweg wird durch vorsichtiges Überstrecken des Kopfes und Anheben des Kinns
freigemacht (Abb. 32.39 a). Sichtbare Fremdkörper im Mund des Pa- tienten müssen
zunächst entfernt wer- den. Dazu zählen auch dislozierte Zahn- prothesen. Fest
sitzende Zahnprothesen sollten belassen werden. Der Helfer soll- te sich in jedem Fall
durch das Tragen geeigneter Handschuhe schützen. Die Atmung wird durch Sehen,
Hören und Fühlen überprüft (Abb. 32.39 b).
ab
PRAXISTIPP Im Krankenhaus kann zum Entfernen von Blut, Sekret oder flüssigem
Erbrochenem auch ein großlumiger Absaugkatheter eingesetzt werden.
Die Atmung wird durch sehen, hören und fühlen überprüft (Abb. 32.39 b). Eine agonale
Atmung (gelegentliches Seufzen, Schnappen, sehr flach und un- regelmäßig) darf nicht
mit normaler At- mung verwechselt oder als ein Lebens- zeichen gedeutet werden. Zur
Beurtei- lung, ob eine ausreichende Atmung vor- liegt, dürfen nicht mehr als zehn
Sekun- den verwendet werden. Ein bewusstlo- ser, aber ausreichend spontan atmender
Patient wird in die stabile Seitenlage ge- bracht (Abb. 32.40) und weiter über- wacht.
Dann liegt kein Herz-Kreislauf- Stillstand vor.
Dabei muss darauf geachtet werden, dass der Kopf in Mittelstellung verbleibt.
Atmet der Patient nicht oder sehr flach und unregelmäßig muss ein Notruf ver- anlasst,
ein AED (automatisierter exter- ner Defibrillator) wenn verfügbar und das weitere
Notfallequipment geholt
werden. Damit sollte nach Möglichkeit eine dritte Person beauftragt werden. Ist der
Helfer allein, muss er entschei- den, ob die Reanimationsmaßnahmen kurzzeitig
unterbrochen und der Patient verlassen werden kann. Ist es möglich, innerhalb von 90
Sekunden Hilfe und das Notfallequipment zu holen, sollte das in diesem Fall Vorrang
haben. An- schließend kehrt der Helfer unverzüglich zum Patienten zurück.
Kardiokompression
Im nächsten Schritt wird der Kreislauf überprüft. Hierzu achtet der Helfer neben dem
Bewusstsein und der At- mung auf weitere Lebenszeichen wie ge- zielte Bewegung
oder Husten. Werden keine Lebenszeichen festgestellt, wird unverzüglich mit der
Kardiokompression begonnen, da der Patient als klinisch tot gilt.
Die Palpation des Pulses der A. carotis wird grundsätzlich nicht empfohlen, da auch
erfahrene Helfer häufig nicht zu einer korrekten Einschätzung gelangen. Nur in
klinischer Untersuchung ausgebil- dete und erfahrene Mitarbeiter sollen versuchen, den
Karotispuls zu tasten und zugleich auf Lebenszeichen zu ach- ten. Die Überprüfung des
Kreislaufs darf 10 Sekunden nicht überschreiten.
In der Phase des klinischen Todes wird versucht, die Blutzirkulation zur Sicher- stellung
der Sauerstoffversorgung mit-
MERKE
Liegt der Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule vor, darf der Kopf nicht
überstreckt werden.
Abb. 32.40 Der bewusstlose und spontan atmende Mensch wird in die stabile
Seitenlage gebracht. 822
▪ Brustbein zügig 5–6 cm in Richtung Wirbelsäule mit einer Frequenz von 100–120/min
nach unten drücken
den Mamillen. Die Handballen beider Hände werden übereinander gelegt und auf dem
Druckpunkt aufgesetzt. Das Brustbein wird beim Erwachsenen 5 – 6 cm in Richtung
Wirbelsäule mit einer Frequenz vom 100 – 120 / Minute eingedrückt (Abb. 32.41).
PRAXISTIPP Befindet sich der Patient in einem Krankenbett, gelingt dies nur, wenn eine
harte Unterlage unter den Brustkorb geschoben wird. Moderne Krankenhausbetten
verfügen über entnehmbare Kopf- und Fußteile, die zu diesem Zweck verwendet
werden können.
Das Auswurfvolumen des Herzens ist bei der Kardiokompression deutlich geringer als
unter normalen Kreislaufbedingun- gen und ist abhängig von der Qualität der
Ausführung und der Kontinuität. Der Brustkorb muss nach jeder Kardio- kompression
vollständig entlastet wer- den und die Phase der Kompression und der Entlastung
jeweils gleich lang sein. Typische Komplikationen sind in Tab. 32.15 zusammengestellt.
M E R K E Beatmung und Kardio- kompression müssen, solange der Pati- ent nicht
intubiert ist, in einem Verhält- nis von 30 Kompressionen und 2 Beat- mungen
synchronisiert werden. Das gilt unabhängig von der Zahl der Helfer (Abb. 32.42).
Fall, wenn die Schultern senkrecht über den Druckpunkt liegen und die Ellbogen
gestreckt sind.
Frühdefibrillation
5–6 cm
2x
2x
30x
30x
tels Kardiokompression wieder herzu- stellen. Dabei wird das Herz rhythmisch zwischen
Brustbein und Wirbelsäule komprimiert, der Druck im Brustkorb er- höht und dadurch ein
Blutfluss erzeugt (Abb. 32.41).
Stillstand damit ausgeschlossen, wird der nicht atmende Patient so lange weiter-
beatmet, bis wieder eine ausreichende Atmung vorhanden ist.
terbrochen werden. Bei jeder Unterbre- chung wird auch der Blutfluss unterbro- chen.
Bei der Wiederaufnahme der Kar- diokompression sind die ersten Kom- pressionen
weniger effektiv als die fol- genden.
Technik der Kardiokompression. Das Aufsuchen des Druckpunktes wurde ver- einfacht.
Beim Erwachsenen liegt der Druckpunkt auf dem Sternum in der Mitte des Brustkorbes.
Dies entspricht dem unteren Sternumdrittel zwischen
PRAXISTIPP
gleich depolarisiert und sind für einen neuen Reiz empfänglich. Dadurch be- steht die
Möglichkeit, das Kammerflim- mern zu unterbrechen und einen nor- malen
Herzrhythmus wiederherzustel- len.
Bei Kammerflimmern ist die frühzeitige Defibrillation die entscheidende lebens- rettende
Maßnahme. Jede Minute Verzö- gerung einer erforderlichen Defibrillation reduziert die
Überlebenschancen für den Patienten um 10-15 %. Aus diesem Grund sind
automatisierte externe Defi- brillatoren (AED, Abb.32.43) entwickelt worden, die
Defibrillation auch Nicht- Ärzten ermöglicht.
usw.
MERKE
Während einer Kardiokompression sollten die Helfer kräfteschonend arbeiten. Dies ist
der
MERKE
DEFINITION
823
32
32
32 Pflege von Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf- und Gefäßsystems die
Gefahr ernsthafter Herzrhythmus-
Abb. 32.43 Defibrillator (AED)
Die AEDs nehmen dem Helfer die Ent- scheidung, ob eine Defibrillation erfor- derlich ist,
ab und können so auch von Pflegenden angewendet werden.
Sobald der AED zur Verfügung steht werden die Elektroden aufgeklebt. Bei einer stark
behaarten Brust muss vorher eine Rasur erfolgen. Ist mehr als ein Hel- fer anwesend,
wird die Kardiokompres- sion für das Anbringen der Elektroden nicht unterbrochen.
Nach dem Einschal- ten des AED führt dieser eine Rhythmus- analyse durch, während
dieser der Pati- ent nicht berührt werden darf. Mittels Sprachsynthesizer erhalten die
Helfer Anweisungen und werden zum Auslösen des Schocks oder zur sofortigen
Fortfüh- rung der lebensrettenden Sofortmaß- nahmen aufgefordert. Nach der Abgabe
des Schocks wird die Kardiokompression ohne Verzögerung wieder aufgenom- men.
Die nächste Rhythmusanalyse er- folgt nach zwei Minuten CPR. Die Integ- ration des
AED in den Handlungsplan kann der Abb.32.38 entnommen wer- den.
Bei der Anwendung der AED’s müssen folgende Regeln beachtet werden:
▪ beim Patienten darf es sich nicht um ein Kind unter einem Jahr handeln
▪ der Patient darf sich nicht auf einem leitenden Untergrund oder in einem
explosionsgefährdetem Raum befin- den.Wird der Beginn eines Kammerflim-
merns beobachtet (z. B. bei monitor- überwachten Intensivpatienten) sollte die
Defibrillation vor allen anderen Maß- nahmen eingesetzt werden. M E R K E
Während der Defibrilla- tion dürfen weder Patient noch seine Unterlage oder
flüssigkeitsgefüllte Sys- teme, die mit ihm in Berührung stehen, berührt werden.
Es besteht für die Helfer
störungen.
Beatmung
Nach den ersten 30 Kardiokompressio- nen wird der Patient zweimal beatmet. Der Kopf
sollte, wenn keine Gründe da- gegensprechen, überstreckt bleiben (Abb. 32.39a). Die
Beatmung kann ohne oder mit Hilfsmitteln durchgeführt wer- den.
Beatmung ohne Hilfsmittel. Dabei wird eine Mund-zu-Nase- oder Mund-zu- Mund-
Beatmung durchgeführt. Von po- tenziellen Helfern wird an dieser Stelle vor dem
Hintergrund einer HIV-Infektion häufig die Frage gestellt, ob bei der Mund-zu-Mund-
Beatmung eine Infek- tionsübertragung vom Patienten auf den Helfer oder umgekehrt zu
befürch- ten ist. Die Wahrscheinlichkeit einer In- fektionsübertragung ist gering, aber
prinzipiell nicht völlig auszuschließen. Weltweit wurde jedoch kein Fall der Übertragung
einer HIV-Infektion bei der CPR berichtet.
Beatmung mit Hilfsmitteln. Im Kranken- haus sollte immer die Möglichkeit der
■ die Beatmung mit erhöhter inspirato- rischer Sauerstofffraktion (FiO 2) mög- lich ist und
Um effektiv mit Maske beatmen zu kön- nen, müssen folgende Kriterien erfüllt sein:
CPR 30:2
Rhythmusanalyse
1 Schock
824
Wiedereinsetzender Spontankreislauf
Sofortige Behandlung:
▪ ABCDE-Methode Anwenden
▪ 12-Kanal-EKG
▪ Helfer beherrscht Technik der Mas- kenbeatmung PRAXISTIPP Bei der Beat- mung
mit einem Handbeatmungsbeutel ist es günstig, hinter dem Kopfende des
Patientenbettes zu stehen. Benutzen Sie ein Widerlager für den Beutel. Achten
Sie darauf, dass die Beat- mungsmaske dicht auf dem Gesicht des Patienten
aufsitzt und die Augen des Patienten wegen der Verletzungsgefahr geschlossen
sind. Steht eine ausreichen- de Zahl an Helfern zur Verfügung, ge- lingt die
Abdichtung der Beatmungs- maske leichter, wenn ein Helfer mit bei- den Händen
die Maske auf dem Gesicht fixiert und ein zweiter Helfer den Beat- mungshub
abgibt. Die Inspirationszeit soll 1 Sekunde betragen. Es soll soviel
Beatmungsvolu- men verabreicht werden, dass sich der Brustkorb normal hebt.
Handlungsplan „Advanced Life Support“Die lebensrettenden Sofortmaßnahmen
sollten so früh wie möglich durch die erweiterten Maßnahmen zur kardiopul-
monalen Reanimation (ALS) ergänzt wer- den. Ziel dieser Maßnahmen ist die
Wie- derherstellung eines ausreichenden Spontankreislaufes. Der Handlungsplan
für die erweiterten Maßnahmen der kar- diopulmonalen Reanimation ist in Abb.
32.45 dargestellt. Die Durchführung dieser Maßnahmen ist speziell ausgebil-
deten Personen vorbehalten. Hierzu zäh- len insbesondere Ärzte und
Fachpflege- personen in der Intensivpflege und An- ästhesie. Zu den wichtigsten
erweiterten Maßnahmen der kardiopulmonalen Re- animation zählen
Defibrillation
Im Rahmen des ALS kann der AED vom Notfallteam durch einen Defibrillator mit
weitergehenden therapeutischen Optio- nen ersetzt werden.
Durchführung. Zur Defibrillation wird eine Elektrode unter der äußeren Hälfte des
Schlüsselbeins und die andere in der mittleren Axillarlinie über der Herzspitze
aufgesetzt (Abb. 32.46). Um Hautver- brennungen zu vermeiden, müssen ent- weder
Elektrodengel oder besser noch selbstklebende Pads verwendet werden. Mit den heute
üblichen Defibrillatoren kann über die Elektroden ein Monitor- EKG abgeleitet und
dargestellt werden.
Es wird ein Schock verabreicht und anschließend die CPR sofort für zwei Mi- nuten
fortgeführt. Bei einem monopha- sischen Impuls erfolgt jede Stromabgabe mit 360
Joule. Bei biphasischer Impuls- abgabe liegen bisher keine gesicherten Empfehlungen
vor. Richten Sie sich nach den Angaben des Herstellers.
Notfallmedikamente
Endotracheale Intubation
Die Intubation dient im Rahmen des Ad- vanced Life Support der Sicherung der
Atemwege. Der Patient kann nicht aspi- rieren, die Beatmung wird erleichtert.
Die Reanimationsmaßnahmen sollen für die Intubation nicht länger als 15 Se- kunden
unterbrochen werden. Das kann nur erreicht werden, wenn die Intuba- tion fachgerecht
vorbereitet und von einem erfahrenen Arzt durchgeführt wird.
•
825
32
32
Arzneimittel im Fokus
Notfallmedikamente
In der Praxis haben sich speziell abge- packte, gut lesbar beschriftete und ge-
brauchsfertig vorbereitete Notfallmedi- kamente bewährt. Adrenalin ist das
Notfallmedikament der Wahl bei einer CPR (Abb. 32.47). Die Anfangsdosis be- trägt
beim Erwachsenen 1 mg. Adrena- lin wird in einer Verdünnung von 1:10000 (10ml =
1mg) angewandt. Aufgrund der kurzen Halbwertszeit wird eine Wiederholung der Gabe
nach 3 – 5 Min. empfohlen. Verabreichungsform. Bei der kardiopul- monalen
Reanimation werden alle Me-
Tab.32.16 MedikamentezurCPR.
Medikam
Gruppe Wirkung Nebenwirkung Hinweise
ente
➜ Dosis:1mgalle3–5 Minuten
➜ wird zur peripheren ve- nösen Injektion immer1 : 10 mit NaCl 0,9 % ver-
dünnt
➜ Blutdruckabfall ➜ Bradykardie
stoffbilanz
m- sulfat
GefahrderHypermagnesiämie
Die CPR ist eine der wenigen Handlun- gen, deren Unterlassung bei der Behand- lung
eines Patienten einer ärztlichen An- ordnung bedarf. Im Zweifelsfall müssen
lebensrettende Sofortmaßnahmen ein- geleitet werden. Das gilt innerhalb und
außerhalb des Krankenhauses.
Ist der Patient nicht mehr in der Lage, seinen Willen zu äußern, muss der mut- maßliche
Wille des Patienten Berücksich- tigung finden. Obwohl in diesem Fall die Entscheidung
beim behandelnden Arzt liegt, sollen sich die Pflegenden an der Beratung beteiligen.
Nur durch eine ein- heitliche Zielsetzung kann es letztendlich zu einer
multiprofessionellen, patienten- orientierten Behandlung kommen.
Recht im Fokus
Pflegepersonen dürfen nicht eigen- ständig darüber entscheiden, ob eine CPR durchgeführt wird oder n
ihre berufliche
826
Besteht vor dem Eintritt eines akuten Herz-Kreislauf-Stillstandes die Notwen- digkeit,
eine Entscheidung darüber zu treffen, ob ein Mensch reanimiert wer- den sollte oder
nicht, ist in erster Linie
• der Helfer aufgrund von Erschöpfung nicht mehr in der Lage ist, die Maß- nahmen
fortzuführen.Daraus wird deutlich, dass eine begon- nene CPR nicht ohne
weiteres beendet werden darf. Die letztendliche Entschei- dung über den
Abbruch ist einem Arzt vorbehalten. Organisation der Reanimationsmaßnahmen
Größere Krankenhäuser verfügen über ein Reanimationsteam, das über eine
einheitliche Telefonnummer oder einen zentralen Herzalarm rund um die Uhr er-
reichbar ist. Innerhalb von drei Minuten sollte es die Stationen erreichen können.
Das Team besteht üblicherweise aus einem Arzt (Anästhesist) und einer Fach-
pflegeperson für Intensivpflege und An- ästhesie. Der Weg, wie dieses Team ver-
ständigt werden kann, muss allen Pfle- gepersonen bekannt sein. Zusätzlich
muss die Notrufnummer gut sichtbar in der Nähe des Telefons angebracht sein.
Notfallausrüstung
Die krankenhausweite Standardisie- rung der Notfallausrüstung hat sich be- währt.
Damit in Notsituationen ein ra- sches und effizientes Handeln gewährleis- tet ist, muss
Folgendes gewährleistet sein: ■ alle Pflegepersonen frischen ihr Wis-
Eine Checkliste hat sich als hilfreich er- wiesen. So können Verfallsdatum von
Medikamenten und Sterilgut, Funktions- tüchtigkeit der Geräte, Vollständigkeit des
Materials (Gebrauchtes muss sofort ersetzt werden) dokumentiert werden.
Definition
Mit dem Begriff periphere arterielle Ver- schlusskrankheit (pAVK) werden einen- gende
Prozesse der Aorta und der Extre- mitätenarterien bezeichnet. Zu 90 % sind die unteren
Extremitäten betroffen. Bei 10 % der männlichen Bevölkerung über 50 Jahren kommt es
zu einer pAVK. Die Häufigkeit nimmt mit steigendem Le- bensalter zu. Männer sind
fünfmal häufi- ger betroffen als Frauen.
Ursachen
Die Ursache liegt zu 95% in einer Arte- riosklerose. In Folge der Einengung oder
Verlegung des Arterienlumens treten Durchblutungsstörungen der Extremitä-
ten auf. Die pAVK entwickelt sich meist langsam und über Jahre.
Symptome
Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation und dem Schweregrad der
Erkrankung. Leitsymptom ist der isch- ämische Schmerz. Die pAVK wird nach Fontaine
(Abb. 32.49) in Stadien einge- teilt nach
tung nicht mehr gewährleistet werden kann.Stadium IIa und IIb. Ischämische Muskel-
schmerzen bei Belastung. In Ruhe klin- gen sie schnell ab. Die Schmerzen zwin- gen
den Betroffenen zum Stehen bleiben („Schaufensterkrankheit“). Kommt zu den
belastungsabhängigen Schmerzen eine lokale, schlecht heilende und schmerzhafte
Hautläsion, wird vom komplizierten Stadium II der pAVK ge- sprochen.
Stadium III. Ruheschmerzen besonders bei Horizontallage der Beine. Die Betrof- fenen
werden z. B. nachts durch Schmer- zen geweckt. Typischerweise führt das Tieflagern
der Beine (aus dem Bett he- raus hängen lassen) aufgrund des zu- nehmenden
hydrostatischen Druckes zu
827
32
32
Lokalisation
Ischämieschmerz
fehlender Puls
ab Leiste Fußpulse
Oberschenkeltyp A. femoralis, A. ab A.
poplitea Wadenschmerzen poplitea
Stadium I Stadium II
Ruheschmerz
Die apparativen Untersuchungen dienen der Beurteilung der Lokalisation und des
Ausmaßes der Stenose.
Therapie
Die Therapieentscheidung ist abhängig vom Schweregrad und der Lokalisation der
Erkrankung. Zur Behandlung stehen konservative, medikamentöse und chi- rurgische
Therapien zur Verfügung. Konservative Therapie. Zu den konserva- tiven
Behandlungsmaßnahmen zählen:
Abb. 32.51 Stadium IV der pAVK mit feuchter Gangrän und Infektzeichen links und
trockener Gangrän rechts.
einer verbesserten Durchblutung und zum Nachlassen der Schmerzen. Stadium IV.
Ruheschmerz und Nekrose bzw. Gangrän (Abb. 32.51). Die lokale bakterielle Infektion
der Gangrän kann zu einer Unterschenkelphlegmone oder Sepsis führen. Weitere
Symptome sind:
• fehlende Pulse
• parästhetische Missempfindungen
Abb. 32.50 Bildung von Kollateralen zur Überbrü- ckung eines chronisch arteriellen
Gefäßverschlus- ses.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren der pAVK entsprechen denen der Arteriosklerose (S. 782).
Diagnostik
Gesundheitsberatung pAVK
Grundsätzlich gilt: Die Gesundheitsberatung ist der Schlüssel zur kausalen Behandlung, die in der V
durch den Patienten selbst liegt. Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass letztendlich der Patient die
Beratung ist es, die Selbstständigkeit des Erkrankten soweit wie möglich zu erhalten, ihm Anregungen f
und Komplikationen zu verhindern
Info: Auswirkungen der Risikofaktoren wie Rauchen, Stress und Info: Im Beratungsgespräch
Übergewicht verdeutlichen. Patient über seine Erkranku
Grundsätzlich gilt: Der Patient sollte motiviert werden, die ATL möglichst lang selbstständig durchzufüh
mit einbezogen werden, weil sie oft eine wichtige Hilfe bei der Alltagsbewältigung sind.
Empfehlung:
Em
Empfehlung: • sorgfältige Hautpflege und -beobachtung
• c
• Bewegungen gezielt und in Intervallen • keine heißen oder kalten Teil- oder Vollbäder
durchführen (Gehtraining)
• a
• Ausdauersport unter ärztlicher Kontrolle • • bevorzugen von warmhaltender und nicht
Beine in Ruhe tief lagern beengender Kleidung • g
ATL
ATL „Körpertemperatur regulieren“ ATL „Sich sicher fühlen und verhalten“
spie
Empfehlung:
Empfehlung:
Em
• keine Zufuhr von Wärme (Wärmezufuhr führt
• Verletzungen vorausschauend vermeiden
zur Zunahme des Sauerstoffverbrauchs) • fü
• wegen der Verletzungsgefahr nicht barfuß dur
• keine Kälteexposition (Kälte führt zur laufen
tec
Gefäßengstellung → Verschlechterung
• konsequente Prophylaxe von Druck- stellen
der Durchblutung)
Für die Pflegepersonen stehen die Ge- sundheitsberatung (Abb. 32.53) und spe- zielle
pflegerische Maßnahmen bei pAVK im Vordergrund. Die pflegerischen Maß- nahmen
sind abhängig vom Stadium der Erkrankung. Folgende Ziele sollen er- reicht werden:
mindestens sechs Monaten ausgeführt werden. Der Übergang der pAVK in das Stadium
III kann so verzögert oder ver- hindert und die Gehstrecke in einigen Fällen sogar
verlängert werden.
PRAXISTIPP Der Erfolg des Gehtrainings ist in hohem Maße von der Motivation des
Patienten abhängig. Regen Sie beim Patienten das Führen eines „Trainings-Tagebuchs“
an, in dem er Datum, Dauer und Gehstrecke fest- halten kann. Es ist für die Patienten
hilf- reich und gleichzeitig motivierend.
Hier stehen Maßnahmen der Lagerung und der Dekubitusprophylaxe im Vorder- grund.
Lagerung unter Herzniveau. Die von einer Ischämie bedrohten Extremitäten müssen
unter Herzniveau gelagert wer- den. Keinesfalls dürfen die Beine hoch- gelagert werden,
weil das eine Ischämie begünstigen würde. Dem Patienten kann empfohlen werden,
sich in regelmäßigen
Abständen auf die Bettkante zu setzen und die Beine aus dem Bett hängen zu lassen.
Wärmezufuhr und Kälteexposi- tion sollen vermieden werden. Einem Wärmeverlust ist
durch entsprechende Kleidung vorzubeugen. Sind die Patien- ten immobil, sollte eine
frühzeitige Mo- bilisierung angestrebt werden.
829
32
32
len werden schnell zur Nekrose oder Gangrän und heilen schlecht. Sind in Sta- dium IV
bereits Nekrosen aufgetreten, ist eine entsprechende Wundbehand- lung (S. 583)
durchzuführen.
Krankenbeobachtung
Erschöpfungs- zustand/Schock
Prostration
Definition
Der akute Arterienverschluss ist durch eine plötzlich auftretende Verlegung der
arteriellen Strombahn bei erhaltener Gefäßkontinuität gekennzeichnet. Bei der
arteriellen Embolie ist die Verlegung meist vollständig, bei der lokalen arteri- ellen
Thrombose meist unvollständig, da Kollateralen bestehen. Das nachgeschal- tete
Versorgungsgebiet ist vollständig oder teilweise von der Blutzufuhr abge- schnitten. An
einem akuten Arterienver- schluss erkranken Frauen doppelt so häufig wie Männer. In
85% der Fälle ist die untere Extremität betroffen.
MERKE Ein akuter Arterienver- schluss ist immer ein Notfall. Extremitä- tenabschnitte,
Organe oder der gesamte Organismus sind vital bedroht.
Ursachen
▪ zu 80 % arterielle Embolien
▪ selten Gefäßverletzungen oder -spas- men90 % der arteriellen Embolien sind kardia-
ler Herkunft. Sie treten in Folge eines Herzinfarktes (S.790), Vorhofflimmerns
(S.809), oder eines erworbenen Herz- klappenfehlers (S. 815) auf. Symptome
Die Anzeichen des akuten Arterienver- schlusses werden mit den sechs „P“
(nach Pratt) beschrieben (Abb. 32.54). Sie treten bei der arteriellen Embolie schlagartig
auf. Bei einer lokalen arteriel- len Thrombose können sie abge- schwächt sein und
subakut auftreten.
M E R K E Das rasche Erkennen der Symptome ist entscheidend, da der Zeitpunkt des
Beginns einer effektiven Behandlung von größter Bedeutung für die Prognose nach
akutem Arterienver- schluss ist.
830
Abb. 32.54 Die typischen 6-P-Symptome des aku- ten Arterienverschlusses nach Pratt.
Diagnostik
Folgende diagnostische Verfahren finden Anwendung:
Anamnese (Vorerkrankungen)
Inspektion
▪ Schocktherapie
▪ intravenöse Heparinverabreichung
Sorge um den Erhalt der Extremität füh- ren zu Angst und Stress. Nach Möglich- keit
sollte die betreuende Pflegeperson den Patienten beruhigen und ihn nicht allein lassen.
Für ihn kann so die Situa- tion etwas erträglicher werden.
▪ Varizen (Krampfadern),
▪ Thrombophlebitis,
▪ Phlebothrombose,
▪ postthrombotischem Syndrom,
▪ Ulcus cruris. Definition Varizen. Varizen (Varikosis) sind sackför- mige oder zylindrisch
erweiterte ober- flächliche Venen vor allem der unteren Extremitäten. Die
wichtigsten Varizen- formen zeigt Abb. 32.55. Thrombophlebitis. Sie ist eine
Entzün- dung einer oberflächlichen Vene mit Verlegung des Lumens durch einen
Thrombus. Phlebothrombose. Dies ist ein inkom- pletter oder kompletter
Verschluss einer tiefen Vene durch einen Thrombus mit Behinderung des
venösen Blutrückflus-
ses, auch tiefe Venenthrombose (TVT) genannt.Postthrombotisches Syndrom. Dies tritt
in Folge einer Phlebothrombose auf. Mikrozirkulationsstörung aufgrund einer
Abflussbehinderung. Stadium I-III z. B. nach K. Widmer:
■ Stadium III: Ulcus cruris Chronisch-venöse Insuffizienz. Sie ist eine Hautveränderung
bei konstanter venöser Hypertension beim postthrom- botischen Syndrom. Sie kann im
Abstand von 1 – 10 Jahren nach dem akuten Er- eignis auftreten.Ulcus cruris. Dies ist
eine oberflächliche chronische Wunde (Abb. 32.56), im Volksmund als „offenes Bein“
bezeich- net. Es bildet sich meist im Bereich des Innenknöchels und Unterschenkels.
Be- troffen sind die Hautschichten bis zur Lederhaut.
Abb. 32.56 Ulcus cruris. Das hier abgebildete Ulkus zieht sich zirkulär um den gesamten
Unter- schenkel, daher der Name Gamaschenulkus.
sieben Tagen war er stationär aufge- nommen worden. Diagnose: Phlebo- thrombose
bei bestehender chronisch venöser Insuffizienz und einem Ulcus cruris am linken
Unterschenkel.
„Ja, wissen Sie“, sagt er schließlich, „die ganzen Jahre vorher habe ich das nicht so
richtig ernstgenommen. Vor zwanzig Jahren, mit gerade fünfzig, fühlten sich meine
Beine schneller müde an als früher. Mit den Jahren wurde es schlimmer. Abends, wenn
ich von der Arbeit kam, waren meine Beine häufig gespannt, die Schuhe drückten
ständig. Beim Laufen musste ich immer häufiger Pausen machen. Ich habe das als
Schwäche empfunden und wollte es vor anderen nicht zugeben. Nur meine Frau hat
etwas gemerkt. Natürlich habe ich weiter geraucht, so 40 Zigaretten am Tag.
Vor fünf Jahren hatte ich so eine of- fene Stelle am linken Bein. Ich dachte, ich hätte
mich irgendwo gestoßen. Aber es wollte nicht heilen. Da bin ich das erste Mal zum Arzt
gegangen. Er sagte, es sind die Venen. Na wissen Sie, auf seine guten Ratschläge
habe ich nicht viel gegeben. Nicht mehr rauchen, kein Alkohol, viel Bewegung und diese
furchtbaren Kompressionsstrümpfe. Am Anfang habe ich das mal probiert. Aber das war
nichts für mich. Aber jetzt, letzte Woche, das war anders. Ich habe viel nachgedacht.
Eigentlich habe ich mich zwanzig Jahre lang betrogen.“
Ursachen
Varizen. Der Art der Entstehung entspre- chend wird die primäre (95%) von der
sekundären Varikosis (5 %) unterschie- den. Die Ursachen bzw. Risikofaktoren einer
primären Varikosis sind
V. saphena parva
Stamm- varizen
FALLBEISPIEL
Über die Frage, wann er das erste Mal seine Krankheit bemerkt hat, musste Herr T.
während
Abb. 32.55 Die wichtigsten Varizenformen und deren Bezeichnungen.
831
32
32
▪ Adipositas und
▪ chronisch-venöses Stauungssyndrom
▪ Stauungsdermatitis
Abb. 32.57 Thrombophlebitis mit oberflächlich- em, gerötetem Venenstrang nach einer
Infusions- behandlung.
Abb. 32.58 Schwellung und Blaufärbung des lin- ken Beins bei Phlebothrombose.
▪ nächtliche Wadenkrämpfe
▪ belastungsabhängiger Wadenschmerz
▪ Wadenschmerzen
▪ Knöchelödeme, Unterschenkelödeme
▪ Farbkodierte Duplexsonografie
▪ Phlebografie nur bei unklarem Befund Thrombophlebitis. Die Diagnose wird anhand
der genannten Zeichen gestellt. Differenzialdiagnostisch kann durch die
Duplexsonografie eine Phlebothrombose ausgeschlossen werden.
Phlebothrombose. Die klinischen Zei- chen führen in nur 50% der Fälle zu einer
treffenden Diagnose. In der Dup- lexsonografie ist im Bereich des Throm- bus
kein Blutfluss darstellbar. Bleibt der Sonografiebefund unklar oder besteht der
Verdacht einer Beckenvenenthrom- bose, wird die Phlebografie zur weiteren
Diagnostik hinzugezogen. Chronisch-venöse Insuffizienz und post-
thrombotisches Syndrom. Neben den klinischen Zeichen sind in der Phlebogra-
fie und der Duplexsonografie Klappenin- suffizienzen, Reflux im tiefen Venensys-
tem oder kutane Lymphabflussstörun- gen festzustellen. Komplikationen
Varikosis. Komplikationen sind:■ Thrombophlebitis■ Blutungen aus verletzten
Varizen ■ chronisch-venöse Insuffizienz (Sta- dium I–III)Phlebothrombose.
Komplikationen sind: ■ Lungenembolien (S. 835)■ Ausbildung einer sekundären
Varikosis ■ rezidivierende Phlebothrombosen mit Ödembildung ■ Ulcus cruris
832
Therapie
Varikosis. Folgende Behandlungen wer- den unterschieden:
▪ operative Behandlung:
Ulcus cruris. Durch eine Operation er- folgt die Ulkussanierung durch eine Fas-
ziektomie oder eine Sanierung der AVK.
Bei einer venösen Insuffizienz ist die Kompressionsbehandlung von entscheid- ender
Bedeutung. Zugeschnittene Schaumgummiplatten und Spezialeinla- gen ermöglichen
eine Übertragung der Kompressionswirkung auch auf die Knö- chelregion (wichtig bei
Ulzerationen). Da- nach wird ein festsitzender Kompres- sionsverband oder -strumpf
angelegt (S. 249). Eine gezielte Kompression hat im Zusammenhang mit der
Mobilisation erhebliche Vorteile gegenüber der Bett- ruhe und dem Hochlegen der
Beine. Bett- ruhe fördert zwar die Heilung, es tritt je- doch schnell eine Muskelatrophie
ein, die einen negativen Einfluss auf die Muskel- pumpe hat. Die Rezidivgefahr wird er-
höht.
Menschen mit Erkrankungen des venö- sen Gefäßsystems sind in den ATL (S. 204)
ebenso eingeschränkt wie in ihren sozialen Beziehungen und damit ihrer
Lebensqualität. Ziele der Pflege und der Behandlung sind:
sernIm Rahmen der stationären wie ambu- lanten Versorgung haben Pflegeperso- nen
vor allem folgende Aufgaben: ■ Gesundheitsberatung■ den Patienten mobilisieren■
Schmerztherapie überwachen■ Wundversorgung des Ulcus crurisIn Tab. 32.18 sind
wichtige Pflegehand- lungen bei venösen Gefäßerkrankungen zusammengefasst und in
ihrer Wirksam- keit den einzelnen Krankheitsbildern zu- geordnet.
Gesundheitsberatung
Die Patienten können selbst einen we- sentlichen Beitrag zur erfolgreichen Be-
handlung leisten. Eine Reduzierung der Risikofaktoren und die Berücksichtigung der
Prinzipien der Behandlung bei den ATL (Abb.32.60) stellen entscheidende Faktoren dar.
Mobilisieren
Die frühestmögliche Mobilisierung des Patienten ist ein Grundsatz der Behand- lung von
Venenerkrankungen. Sie be- wirkt eine Anspannung der Muskeln und damit eine
Verbesserung des venö- sen Rückflusses.
MERKE Bei der Bewegung gilt für Patienten mit venösen Gefäßkrank- heiten die S-L-
Regel: Stehen und Sitzen ist schlecht, Laufen und Liegen ist gut.
In Ruhe ist das Hochlagern der betroffe- nen Extremitäten eine einfache und wir-
kungsvolle Möglichkeit, die Strömungs- geschwindigkeit in den Venen der unte- ren
Extremität zu beschleunigen. Eine
Kompressions- e verband e e e
Frühmobilisation e e e e
Antikoagulation n.e. e e e
Schmerztherapie e e e e
833
32
32
Gesundheitsberatung CVI
Grundsätzlich gilt: Die Gesundheitsberatung ist der Schlüssel zur kausalen Behandlung, die in der V
durch den Patienten selbst liegt. Dabei ist jedoch immer zu bedenken, dass letztendlich der Patient die
Beratung ist es, die Selbstständigkeit des Erkrankten soweit wie möglich zu erhalten, ihm Anregungen f
und Komplikationen zu verhindern.
Grundsätzlich gilt: Der Patient sollte motiviert werden, die ATL möglichst lang selbstständig durchzufüh
mit einbezogen werden, weil sie oft eine wichtige Hilfe bei der Alltagsbewältigung sind.
Empfehlung: Empfehlung: Em
Empfehlung:
Empfehlung:
• Verletzungen vorausschauend vermeiden •
• auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten
wechselnde und regelmäßige Bewegung
• Obstipationsprophylaxe
am Arbeitsplatz
Muskelkontraktion Muskelrelaxation
Ausnahme bei Phlebothrombose. Eine Ausnahme vom Prinzip der Frühmobilisa- tion
stellt die tiefe Venenthrombose (TVT) dar. In der Frühphase der Erkran-
kung besteht die Gefahr der Lungenem- bolie (S. 835). Abrupte Bewegungen und
Pressen beim Stuhlgang können die Ge- fahr steigern. Bei einer auftretenden
Schwellung muss der Beinumfang ge- messen werden. Dabei sollte immer an der
gleichen Stelle gemessen werden, um eine korrekte Einschätzung des Ver- laufes zu
ermöglichen. In der Phase der Immobilisierung sollte eine ausführliche
Gesundheitsberatung und eine wir- kungsvolle Obstipationsprophylaxe durchgeführt
werden.
Schmerztherapie überwachen
im Fokus
Das Funktionieren einer Muskelpumpe setzt voraus, dass eine Vene innerhalb von Muskelgruppen ver
einge- hüllt sind. Beim Aktivieren dieser Mus- keln werden die Muskelbäuche dicker, das Blut wird aus
steuern den Blutstrom nach oben in Richtung Hohlvene (Abb. 32.61).
834
hol- bzw. Rivanolumschläge sowie Hepa- rinsalben kühlend und abschwellend. Sie
werden vom Patienten meist als ange- nehm empfunden.
M E R K E Alkohol darf nie unver- dünnt angewandt werden. Er hat haut- schädigende
Wirkung.
Eine erfolgreiche Behandlung ist nur möglich, wenn die chronisch-venöse In- suffizienz
konsequent behandelt wird. Ziel der Wundbehandlung ist die Reepi- thelisierung und
damit das Abheilen des Hautdefektes. Beim Ulcus cruris (s. Abb. 32.56) kann das sehr
lange dau-
ern. Eine genaue Dokumentation des Wundzustandes und seines Verlaufes ist von
großer Bedeutung. Alle Maßnahmen zur Wundversorgung können auf S. 833
nachgelesen werden (s. a. Kap. 22).
MERKE Eine erfolgreiche Be- handlung des Ulcus cruris ist nur mög- lich, wenn die CVI
konsequent behandelt wird und die in Tab. 32.18 genannten Verhaltensweisen
berücksichtigt wer- den.
MERKE Die erste Mobilisation nach einer längeren Immobilität, zu starkes Pressen beim
Stuhlgang oder ein starker Husten können dazu führen, dass sich einen Thrombus von
der Venen- wand löst und zu einer Lungenembolie führt.
Symptome
Die klinischen Symptome einer Lungen- embolie können vielfältig und unspezi- fisch
sein. Zu ihnen zählen Dyspnoe und Tachypnoe, Thoraxschmerzen, Ta- chykardie,
Husten, Synkopen und Hä- moptysen. Bei einem Verdacht auf Lun- genembolie wird im
ersten Schritt ent- schieden, ob es sich um eine Hochrisiko- oder eine Nicht-Hochrisiko-
Lungenem- bolie handelt. Für eine Hochrisiko-Lun- genembolie sprechen Schock oder
Hy- potension (systolischer Blutdruck < 90 mmHg über mehr als 15 Minuten).
MERKE Eine Hochrisiko-Lun- genembolie ist ein Notfall und Bedarf der sofortigen
Behandlung. Sie kann in- nerhalb weniger Minuten durch ein aku- tes
Rechtsherzversagen (akutes Cor pul- monale) zu einem akutem Herz-Kreis-
laufstillstand führen.
Diagnostik
Neben klinische Untersuchung und Anamnese hat sich als primärer diagnos-
32.12 Pflege von Patienten mit Lungenembolie
Als Lungenembolie wird ein Verschluss einer Lungenarterie durch einen ver-
schleppten, venösen Thrombus bezeich- net. Der Thrombus verlegt einen Teil der
Lungenstrombahn. Hierdurch entstehen in der Lunge ein belüftetes, aber nicht
durchblutetes Gebiet (Abb. 32.62) mit Beeinträchtigung der Funktion des rech- ten.
Häufigkeit. Jährlich erkrankt 1 von 1000 Einwohnern an einer Lungenembolie. Dabei ist
es wichtig zu wissen, dass die
Ursachen
In 90 % der Fälle stammen die Thromben aus dem venösen Gefäßsystem der tie- fen
Bein- und Beckenvenen. Seltener entstammen sie dem rechten Herzen. Zumeist ist eine
Lungenembolie Kompli- kation und Folge einer vorangegange- nen Phlebothrombose
(S. 246). Neben dem venösen Thrombus können auch Fett, Fruchtwasser, Luft oder in
selte- neren Fällen ein Fremdkörper eine Lun- genembolie verursachen.
Risikofaktoren
Die Risikofaktoren für eine Lungenembo- lie entsprechen denen einer Phlebo-
thrombose (S. 247). Sie können in vorü- bergehende und permanente Risikofak- toren
unterteilt werden. Vorübergehende Risikofaktoren. Dazu gehören:
rechter Vorhof
Lungen- arterie
b
Lungen- c flügel
Blutgerinnsel (Thrombus)
rechte Kammer
Beinvene
Abb. 32.62 Weg des Thrombus. In den Lungen verursacht der Thrombus eine Embolie a
in einem kleinen Gefäß, evtl. stummer Verlauf, b in einem größeren Gefäß mit schweren
Krankheitszeichen, c im Gebiet des Hilus mit sofortigem Tod.
835
32
32
■ absolute Bettruhe (Gefahr, dass sich weitere Thromben aus dem Entste- hungsort
lösen können) verordnen
• Materialien für eine Intubation und eine Reanimation bereitstellen ■ Materialien für
einen venösen Zugang und für Blutentnahmen (Labor und Blutgasanalyse)
bereithalten Nach der Stabilisierung werden Patien- ten mit hohem Risiko auf die
Intensivsta- tion verlegt. Sie sollten dabei in einer halbsitzenden Position gelagert
werden und sehr vorsichtig, besonders an Deh- nungsfugen und
Aufzugsübergängen, auf die Intensivstation transportiert wer- den.
Medikamentöse Therapie Das therapeutische Vorgehen bei der Lungenembolie
richtet sich nach der hä- modynamischen Stabilität des Patienten. Die Therapie
beruht auf den Säulen Anti- koagulation und Lysetherapie. Daneben werden die
teils lebensbedrohlichen Symptome der Atmung und der Herz- Kreislauffunktion
intensivmedizinisch be- handelt und die Patienten dadurch stabi- lisiert.
Antikoagulation. Bei allen Schwere- graden der Lungenembolie wird durch eine
sofortige Antikoagulation mit intra- venös als Bolus verabreichtem Heparin eine
schnelle Gerinnungshemmung des Blutes erreicht. Ziel: weitere Thromben-
bildung verhindern. Lysetherapie. Bei massiver Lungenembo- lie kann mit einer
Lysetherapie mit Alte- plase versucht werden, den Embolus aufzulösen und die
verlegte Lungen- strombahn wieder zu eröffnen, die Hä- modynamik zu
stabilisieren und den Gasaustausch zu verbessern. Eine medi- kamentöse
Lysetherapie geht mit dem Risiko von Blutungskomplikationen ein- her und ist
deshalb nicht ungefährlich. Absolute Kontraindikationen für eine Ly- setherapie
bei massiver Lungenembolie sind:
Zeichen Punkte
Hämoptysen 1,0
Maximal 12,5
Die folgenden diagnostischen Maß- nahmen dienen der Suche nach der Em- boliequelle
sowie der Einschätzung des Ausmaßes der Embolie und der Rechts- herzbelastung:
• zentraler Venenkatheter (ZVD ist bei einer Lungenembolie erhöht) Abb. 32.63 Großer
Embolus auf der Aufzweigung des Pulmonalisstammes (→). Als Folge der mas-
siven Lungenembolie ist eine Infarktpneumonie mit Begleiterguss entstanden (**).
Therapie
akuten Notfall. Die Sofortmaßnahmen des Arztes sind von den pflegerischen Tä-
tigkeiten kaum zu trennen. Hier ist Teamarbeit gefragt. Die Pflegeperson muss in dieser
Notfallsituation mit entsprechenden Hilfsmitteln in Reani- mationsbereitschaft sein(s.
Kapitel 32.8).
Sofortmaßnahmen
Bei einem Verdacht auf eine Lungenem- bolie sind die folgenden Sofortmaßnah- men
auszuführen:■ Sofort den Arzt benachrichtigen (Pa-
Abb. 32.64 Bei der Lungenembolie erlebt der Pa- tient Todesangst. Er wird zur
Linderung der Atem- not mit erhöhtem Oberkörper gelagert.
MERKE
MERKE Eine Hochrisiko Lungenembolie ist ein Notfall und Bedarf der sofortigen
Behandlung. Sie kann in- nerhalb weniger Minuten durch ein aku- tes
Rechtsherzversagen (akutes Cor pul- monale) zu einem akutem Herz-Kreis-
laufstillstand führen.
836
schränkt die Gefahr den Lebensstil des Patienten ein. Der Patient muss über gesundheitsfördernde Ma
Beratung „Selbstpflegekonzept“
Info: Ziel ist es, dass der Patient unabhängiger in seiner Lebensgestaltung und aktiver an der Be
Informationen erhalten, wie er sich nach der Entlassung aus dem Krankenhaus verhalten soll.
• Wie lange müssen die Me- ▪ Wie kann der Patient seine ▪ Was wird in den Marcu
dikamente eingenommen Gerinnungswerte messen? Ausweis eingetragen?
werden?
▪ Wie oft sollte gemessen werden? ▪ Wann ist der Ausweis drin
• Was ist bei der Einnahme zu Info: Regelmäßige erforderlich? Info:
beachten? Info: Nach ca. 7– Kontrollen werden alle 1–3 Patient muss e
14 Tagen wird die Wochen vom Hausarzt Marcumar-Ausweis mit
medikamentöse Antikoa- durchgeführt. Es ist jedoch tragen. Dort werden ge
gulation von Heparin auf möglich, dass der Patient die Dosierung
Cumarine umgestellt. Für Dosierung einmal wöchent- Gerinnungshem- mers
die Dauer von 6–12 lich selbst überwacht. die gemessenen
Monaten ist der Patient auf Ähnlich dem Diabetiker, der rinnungswerte eingetra
eine regelmäßige Einnahme seinen Blutzucker zuhause In einem Notfall kann d
von Gerinnungs- hemmern bestimmen kann, ist es Aus- weis lebensre
(Cumarine, z. B. Marcumar, möglich, den Quick- Wert mit sein. Zu beachten:
Falithrom, Sintrom)
angewiesen. Bei speziellen einem kleinen Gerät zu •
Risi- kogruppen ist sogar überprüfen (z. B.
eine längere Einnahme CoaguChek). Zu beachten: •
notwendig. Der Hausarzt ist
für die Therapie und ▪ selbstständige Überwachung der bei jedem Arztbesuch (Zahn-
Dosierung der Gerinnungs- Blutgerinnung ist mit dem sollte der Ausweis vorge
hemmer verantwortlich. Zu Arzt abzusprechen werden, damit alle Maßnah
beachten: vermieden werden, die zu
▪ Gebrauch des Diagnose- geräts
Blutung führen können
▪ regelmäßige Einnahme des muss geschult werden
Medikaments der Patient sollte immer ein An
▪ gemessene Werte werden in den
(Vitamin K, z. B. Konakion) be
▪ die Einnahme von anderen Gerinnungspass einge-
tragen und dieses bei akuten
Medikamenten muss mit tragen und bei jedem Arzt-
ungen einnehmen
dem Arzt abgesprochen besuch vorgezeigt
werden
▪ Schwangerschaft
▪ bakterielle Endokarditis
▪ größere chirurgische Eingriffe, Organ- biopsien oder Punktion nicht kompri- mierbarer
Gefäße innerhalb der letz- ten zehn Tage
▪ i. m.-Injektion vor weniger als 48 Stunden Weitere Therapieoptionen Besteht bei einer
massiven Lungenem- bolie eine Kontraindikation gegen eine Lysetherapie, kann
eine chirurgische Em- bolektomie in Erwägung gezogen wer- den. Auch der
Einsatz von Thrombekto- miekathetern zum Absaugen oder „Zer- trümmern“ von
Thromben kann mit oder ohne Lyse die Behandlungsergeb- nisse verbessern.
Beratung. Der Patient wird über die er- forderliche Bettruhe und die Bedeutung seiner
herabgesetzten Blutgerinnung in-
formiert. Der Patient muss sich vor Ver- letzungen und möglichen Gefahren schützen, z.
B. die Zahnpflege mit einer weichen Zahnbürste durchführen und zur Rasur einen
Elektrorasierer verwen- den.
Die Lysetherapie beinhaltet das Risiko von Blutungen. Der Patient muss durch folgende
Maßnahmen vor Verletzungen und Blutungen geschützt werden:
837
32
32
PRAXISTIPP Fragen Sie den Patienten während der Lysetherapie häufig nach seinem
Befinden. Klagt er über Kopfschmerzen, kann eine Hirnblu- tung die Ursache sein.
Informieren Sie den Arzt, aber unterbrechen Sie die Ly- setherapie nur auf seine
Anordnung, da der Kopfschmerz ein sehr allgemeines Symptom ist.
Obstipationsprophylaxe
PRAXISTIPP Achten Sie auch auf die Umgebungsbedingungen. Eine unruhige
Umgebung im Zimmer, das Eintreten von Besuchern, Ärzten usw. führen dazu, dass der
Patient den Vor- gang der Darmentleerung schnellst- möglich beenden will und wieder
stärker drückt.
Blähende oder stopfende Speisen schwarzer Tee, Schokolade, frisches Brot und
Bananen) sind zu vermeiden. Der Patient darf beim Stuhlgang nicht pres- sen. Daher
sollten eine Anordnung von Laxanzien durch den Arzt erwogen wer- den.